„Allein er (Lukas)  war, ist und bleibt ein tüchtiges Rüstzeug
meiner Liebe- und Gnadenerweisungen für seine Zeit sowohl
als für die Jetztzeit...“ (HiG.03_64.04.07,20)

 


Über den Evangelisten Lukas –

sein Evangelium und seine Apostelgeschichte


 

Ich kenne deine vier Punkte, über die du eine nähere Auskunft haben möchtest, und so will Ich dir auch in möglichster Kürze etwas darüber sagen.

 

Was den Evangelisten Lukas anbelangt, so habe Ich dir bei verschiedenen Gelegenheiten schon ohnehin dies und jenes gesagt.

 

Was sein Evangelium anbelangt, so ist es von ihm eine Datensammlung, welche Daten ihm durch sein Forschen sowohl in als um Jerusalem über Mich und Meine Taten und Lehren durch verschiedene Menschen in seine Erfahrung gekommen sind.

 

Er selbst hat sie hernach nach seiner Art und Weise geordnet und also in Kapitel und Verse eingekleidet, wobei er sich ganz natürlicherweise nicht an die Zahl der Kapitel und Verse eines andern Evangelisten hat binden können, daher bei ihm so manches in einem ganz andern Kapitel und Verse vorkommt, als wie bei den andern Evangelisten, was ein jeder von euch leicht beim Vergleiche der angezeigten Parallelstellen erfahren kann.

 

Was seine Persönlichkeit anbetrifft, so war er ein Formenmaler und Zeichner, mit welchen Produkten seiner Hand er die Weber, Tuch- und Teppichmacher versehen konnte; auch die Zeichnungen der jüdischen Schals und Vorhänge rührten häufig von seiner Hand her. Danebst war er auch ein Schriftenmaler und auch Schreiber, besonders so jemand etwas vollkommen schön und regelmäßig geschrieben haben wollte.

 

Er verstand und sprach griechisch, lateinisch und hebräisch und konnte zur Not auch in den andern Sprachen, die um Judäa herum gang und gäbe waren, sich mitteilen und verständlich machen.

 

Zudem war er, wie es dergleichen mehrere Menschen gibt und gegeben hat, ein erpichter Neuigkeitskrämer und erkundigte sich daher um alles, was besonders zu Meiner Zeit geschah und unter den Menschen viel Redens und Aufhebens machte, und hatte seine Freude daran, den vielen neugierigen Menschen, mit denen er im Verkehr stand, über etwas außerordentliches Neues erzählen zu können, wobei er durchaus keinen Eklektiker (streng auswählender Prüfer (d.Hsg.)) machte, sondern ihm war das nächste beste recht, wenn es nur den Schein von etwas Außerordentlichem hatte.

 

In der ersten Zeit, besonders bei seinem Erzählen, ist auch vieles besonders in Ermanglung wirklicher Daten auf seinem eigenen Grund und Boden gewachsen.

 

Erst in der Zeit, als der Apostel Paulus Mein Wort in Griechenland hie und da gepredigt hatte, ward er von seinem Freunde Theophilus, der auch in Griechenland wohnte, ernstlich aufgefordert, über Mich verlässliche Erkundigungen einzuziehen, sie aufzuzeichnen und sie ihm dann zu übersenden, denn er, Theophilus, habe über den gewissen Nazaräer sowohl von seiten der Juden als auch der Griechen so Verschiedenartiges gehört, dass er daraus nicht klar werden könne, was so ganz Eigentliches an diesem Menschen sei – ist er entweder ein überirdisches Wesen oder gleich nur so ein in mannigfacher Weisheit aus den Büchern wohlerfahrener Mensch.

 

Als Lukas dieses Schreiben in Jerusalem in seine Hände bekam, dann erst nahm er sich der Sache ernstlicher an und erkundigte sich über alles, was besonders Meine Person und Meine Lehre betraf, bekam aber auch, was er aufschrieb, nicht leichtlich aus dem Munde Meiner wirklichen Jünger, sondern zumeist von andern auf Mich und Meine Lehre haltenden Menschen, die Mich zum Teil noch persönlich gekannt und zum größten Teil aber von Meinen Jüngern Kunde über Mich erhalten hatten.

 

Denn zwischen Meinem Dasein als Mensch dieser Erde und der Vollendung seines Evangelium verstrichen nahe fünfunddreißig Jahre, nach welcher Zeit er dasselbe erst an seinen Freund Theophilus nach Griechenland absenden konnte – welches Evangelium dann dieser Theophilus mit seinen Aufzeichnungen verglich, so manches korrigierte und der Schrift des Lukas beifügte.

 

Wie es aber mit seinem Evangelium steht, so steht es noch mehr mit seiner Apostelgeschichte, die er ebenfalls auf Aufforderung seines Freundes Theophilus aufs Pergament brachte, und zwar erst in seinem letzten Lebensjahre – also in einer Zeit, in der sich nicht einer Meiner ersten Apostel und Jünger mehr in Jerusalem befand.

 

Auch diese Apostelgeschichte bekam in den Händen seines Freundes so manche Abänderung, und selbst die von ihm im Judenlande zusammengebrachten Daten waren vielseitig Dichtungen solcher Jünger und Ausbreiter Meines Wortes, die häufig ohne inneren Beruf (Berufung) sich als solche den Menschen vorstellten und ein jeder aus ihnen das Bessere wissen wollte.

 

Und so geschah es denn auch, dass sowohl in dem Evangelium des Lukas, wie noch mehr in seiner nachträglichen Apostelgeschichte Dichtungen und Übertreibungen vorkamen, von denen Meine wirklichen Apostel und Jünger selbst wenig oder nichts wussten; denn sie hielten sich in Jerusalen auf und hatten ihr Wesen mehr in Galiläa, Samaria und in den andern von Jerusalem weiter entlegenen Landschaften.

 

Wenn ihr nun dieses wisst, so werdet ihr wohl einsehen, dass das gewisse Erdbeben und die Finsternis bei Meinem Kreuzestode, die eröffneten Gräber im Tale Josaphat, Meine Himmelfahrt auf zwei sich widersprechenden Bergen, wie auch die gewisse Sendung des Heiligen Geistes zum allergrößten Teil ein Werk der damaligen Phantasie Meiner verschiedenartigen Anhörer und Verehrer sind auch sogar sein müssen, indem der verläßlichste aller Evangelisten (Johannes), der doch bei jeder wichtigsten Gelegenheit zugegen sein musste, von alledem keine Erwähnung tut, auch Lukas selbst nicht kundgibt, ob er selbst bei der Ausgießung des Heiligen Geistes persönlich zugegen war oder nicht.

 

Sein Evangelium und seine Apostelgeschichte waren bei der großen Kirchenversammlung zu Nicäa auch ganz nahe daran, als apokryph erklärt zu werden.

 

Aber die abendländischen Bischöfe sträubten sich dagegen, und somit war auch alles von Lukas Geschriebene als authentisch erklärt, und dieser Lukas besteht denn heutigentags noch unter der Zahl der glaubwürdigen Evangelisten und wird von ihm bis zur Stunde noch mehr Aufhebens gemacht als von Johannes.

 

Allein alles, was da unrichtig ist, wird sich mit der Zeit selbst ausstreichen, und würde das nicht geschehen, so würde schwerlich je eine Zeit kommen, davon Johannes spricht, dass in ihr `ein Hirt und eine Herde` werde.

 

Übrigens liegt auch in diesen Episoden, wie Ich schon gesagt habe, etwas geistig Gutes und Wahres, das Ich euch in kurzer Zeit schon näher zeigen werde. Aber in der naturmäßigen Erscheinlichkeits-Sphäre sind sie freilich um kein Haar besser als die Bilder des Hoheliedes Salomons, wonach die Tochter Zion eine Gestalt hätte, an der nie ein Mensch auch nur das geringste Wohlgefallen fände. Aber inwendig sieht es dann im Geiste wohl ganz anders aus.

 

Warum hätte Ich denn sollen bei Meinem Tode die Sonne gänzlich finster machen, und das volle drei Stunden hindurch?! – Und wäre das der Fall gewesen, so müsste in jener Zeit die Sonne auch in Indien, China, Japan, Amerika etc. nicht geleuchtet haben, was die Schriftkundigen jener Völker sicher aufgezeichnet hätten.

 

So aber wissen sich sogar die römischen Geschichtsschreiber einer solcher Begebenheit nicht zu erinnern; es müsste die Sache demnach nur in Jerusalem ihre Geltung haben, dass durch Meine Zulassung daselbst alle anwesenden Menschen auf drei Stunden blind geworden sind, und es müsste Johannes allein sehend geblieben sein, weil er von solch einer Sonnenfinsternis keine Kunde gibt.

 

Wie es sich aber mit der Sonnenverfinsterung verhält, so verhält es sich auch mit Meiner in dieser Welt erscheinlichen Himmelfahrt; denn wo sollte denn wohl dieser Himmel sein, in den Ich aufgefahren bin?! – Oder wohin sollte der Allgegenwärtige fahren, um den Menschen dadurch anzuzeigen, wo er eigentlich zu Hause ist?!

 

Ich meine aber, dass Ich in der ganzen Unendlichkeit überall so hübsch gleich zu Hause sein werde, da Ich in allem und jedem das Urbelebungs- und Erhaltungsprinzip bin und ohne Mich nirgends etwas ist und besteht! Sonach ist der Himmel allenthalben, wo Meine Liebe und Weisheit waltet, und in der starren Materie besteht allenthalben das von der Macht Meines Willens ausgehende Gericht und der scheinbar ewige Tod. Und es heißt darum denn auch, der Himmel ist Mein Thron und die Erde – durch die sämtliche Materie dargestellt ist – der Schemel Meiner Füße. –

 

Nun wird sich doch niemand vorstellen wollen, dass der räumliche endlose Himmel nichts anderes darstellt als Meinen Sitzthron, und damit Ich beim Sitzen nicht müde werde, Mir die Erde zum Schemel Meiner Füße gemacht habe!

 

Ja, es besteht wohl im Reiche der reinen Geister eine Geistige Sonne, in der Ich mit den Meinen persönlich wohne. Diese Sonne ist aber räumlich allenthalben allen jenen Engeln und Geistern sichtbar, die Mich durch die Liebe in ihrem Herzen besitzen. Für die andern ist sie aber auch nirgends ersichtlich und auffindbar und sollten sie solche auch durch den ganzen unendlichen Raum suchen und finden wollen; denn bei denen das Herz blind ist, ist auch ihre geistige Sehe blind, und sie sehen von der geistigen Sonne noch weniger als ein Stockblinder auf dieser Erde von der natürlichen etwas.

 

Ich bin aber durch diese Sonne überall gegenwärtig und kann auch in die Erscheinlichkeit treten und wirken, wann und wo Ich will, und brauche vorher Mich mit niemandem zu beraten, weder in der Welt der Geister und noch weniger in der Welt der Materie, - wohl aber beraten sich zuvor alle seligen Engel und Geister mit Mir, so sie irgend eine große Tat in Meinem Namen zu vollbringen haben.

 

Was aber ihre gewöhnlichen Handlungen in Meinem Reiche betrifft, so finden sie die Anweisungen für immerfort in ihren himmlischen Wohnungen. Wie aber diese beschaffen sind, darüber habt ihr schon in der `Geistigen Sonne` die Kunde erhalten.

 

Was das Geistige unseres Evangelisten Lukas betrifft, so war er voll Eifers um Meine Sache, und es wäre sogar gut gewesen, so er sich mit seinem Eifer um einige Staffeln tiefer angestellt hätte.

 

Allein er war, ist und bleibt ein tüchtiges Rüstzeug Meiner Liebe- und Gnadenerweisungen für seine Zeit sowohl als für die Jetztzeit; denn er war in den Schriften des Alten Bundes besser bewandert als irgendein seine Nase hochtragender Schriftgelehrter des Tempels und konnte daher auch leicht Meine Taten, von denen er Kunde erhielt, als wahr beurteilen und sie auch den andern, die ihn darum angingen, darstellen.

 

Wollet euch darum nicht ärgern über diesen Mann ob mehrerer Unrichtigkeiten, die in seinen Schriften vorkommen; denn fürs erste war er nicht von allem der eigentliche Schöpfer, sondern vielmehr seine nachträglichen Korrektoren, von denen Ich euch mehr denn ein ganzes Dutzend anführen könnte. Und fürs zweite war er besonders in seinen späteren Zeiten voll guten Willens und voll Ernstes, der Nachwelt möglichst die vollste Reinheit in seinen Schriften zu hinterlassen.

 

Allein dafür kann er nicht, was die späteren habsüchtigen Gemeindevorsteher aus ihm gemacht haben. Sie haben Unkraut unter seinen Weizen gesät, welches mit dem Weizen aufging. Den Weizen verstanden sie recht wohl für ihre Scheuern zu sammeln, das Unkraut aber brauchten sie dann zum Nährfutter ihrer Herden und brauchen es noch.

 

Diese Herden aber bestehen nun nicht aus Meinen Lämmern und Schafen, sondern aus Eseln, Ochsen, Schweinen und anderem dummen Getier, das sich mit den Disteln und Dornen begnügt.

 

Lassen wir sie darum vorderhand bei dieser Kost. Wenn sie ihnen einmal ernstlich zuwider sein wird, so werden sie sich selbst um eine andere Kost umsehen, bei der ihnen ihre dumme innere Gestalt verändert wird und sie auch mit Wolle und edler Schafe in Meinen Schafstall werden aufgenommen werden können, wo es dann nur einen wahren Hirten und eine rechte Herde, mit der rechten Kost versehen, geben wird.

 

Mit dem habet ihr nun zum voraus, was ihr von Lukas zu halten habt, das Weitere wird euch schon bei der versprochenen Gelegenheit mitgeteilt werden. Amen." (HiG.03_74.04.07,01 ff)