„...Ein Plato und ein Sokrates waren so ziemlich schon die letzten, die von der innern Lebensschule (Ägyptens) noch  einen leisen Begriff hatten.“ (GEJ.05_072,11)



Über die Religion der alten Ägypter

und ihre Lebensschulen

 

 

1. Über die Religion der alten Ägypter und ihre Lebensschulen

2. Saskia und Peter Keune: "Das Alte Ägypten nach Swedenborg und Lorber"

 

 

1. Über die Religion der alten Ägypter

und ihre Lebensschulen


1

"Würde die altägyptische Religion in ihren urältesten Grundzügen, die durch den späteren Götterkultus nur verwischt auf die Jetztzeit gekommen sind, gänzlich bekannt sein, so würde es heißen: die christliche Religion ist der altägyptischen entnommen, - so sehr gleichen sich diese, hauptsächlich wenn die Wesenheit des Osiris, der Isis und des Horus genau in ihrem uranfänglichen Sinn erkannt würden..." (GEJ.11_075,13)

 

2
Sagte Ich (Jesus): „Die Ureinwohner Ägyptens, als Nachkömmlinge Noahs, haben auch die Erkenntnis des einen, allein wahren Gottes in dieses Land gebracht und haben den allein wahren Gott über siebenhundert Jahre lang verehrt, und es besteht noch ein aus einem großen Granitfelsen gemeißelter Tempel, den vier aufeinanderfolgende Haupthirten zur Verehrung des allein wahren Gottes errichtet haben.

 

Im tiefsten Hintergrunde dieses Tempels hat man eine bedeutungsvolle Inschrift in die Steinwand gemeißelt, und zwar mit den wenigen Worten `Ja bu sim bil`, - was soviel heißt als: Ich war, bin, und werde sein! Und so nach diesem Begriffe von der Gottheit verehrten die Ureinwohner, gleichwie Abraham in diesem Lande, den einen und nur ganz allein wahren Gott, und der Geist Gottes war mit ihnen und lehrte sie große Dinge.

 

Aber später fingen diese vom Gottesgeiste belehrten Ureinwohner an, über das Wesen der Gottheit tiefer nachzudenken, und das um so tiefer, je mehr sie mit den Kräften der Natur sich vertraut machten. Eine jede solche von ihnen erkannte Kraft wurde als eine eigentümliche Eigenschaft der einen Urkraft in der Gottheit  dargestellt.

 

Um das Volk über das leichter zu belehren, fing man an, diese aus der einen Gottheit ausfließenden Kräfte mittels entsprechender Bilder dem Volke anschaulicher zu machen, und sagte zum Volke darum auch, dass eine jede solche Kraft, als von dem einen und allein wahren Gott ausgehend, ebenfalls heilig und der göttlichen Verehrung würdig sei.

 

Man stellte Lehrer auf und errichtete auch Schulen, und es ward dann in den Schulen anfänglich zwar wohl von der Hauptgottheit gelehrt, aber hauptsächlich ging dann die Lehre auf die göttlichen Sonderkraftausflüsse über, und es wurden dann bald darauf für jede Kraft wieder eigene Lehrer und Schulen errichtet, die ein jeder Schüler vorerst durchzustudieren hatte, bis er erst nach abgelegten Prüfungen in die Hauptschule aufgenommen wurde.

 

Mit der Zeit wurden diese Lehrer Priester der einzelnen göttlichen Kräfte oder Eigenschaften, und ein jeder solcher Priester wusste dem am besten vorzustehen, was er zu lehren hatte.

 

Als aber das Volk mit der Zeit sehr anwuchs, da wurden die anfangs nur wenigen Schulen zu wenig. Man erbaute dann mehrere Schulen und Tempel und versah die Tempel mit den entsprechenden Gotteskraftbildern und entdeckte auch fort und fort mehrere einzelne Kraftausflüsse aus der einen Gottheit, errichtete ebenfalls wieder kleinere Schulen und versah die Tempel mit neuen, entsprechenden Gottheiten als entsprechenden Bildern aus der einen, allein wahren Gottheit und stellte am Ende für die Lehrer und Priester bequeme Lehrer auf, danach es genüge, nur eine solche Kraft, die irgend in einem Tempel vorgestellt war, als göttlich anzuerkennen und zu verehren; denn dadurch erkenne und verehre man auch die Urhauptgottheit nach allen ihren Einzelkraft- und  -wirkungsausflüssen.

 

Dadurch aber blieb die eigentliche Haupterkenntnis der einen und allein wahren Gottheit nur noch unter den stets träger und herrschsüchtiger werdenden Priestern. Das Volk aber wurde je nach seiner Arbeit nur zur Anerkennung und Verehrung der vielen Einzelkraftausflüsse der einen Gottheit angehalten, und nur wenigen wurde es mehr gestattet, sich in den hohen Schulen in die tieferen Geheimnisse einweihen zu lassen.

 

Es kamen denn auch Fremde von allen Seiten nach Ägypten und begehrten, in  die Weisheit der Ägypter eingeweiht zu werden. Allein die Ägypter, das heißt die Priester, führten sie wohl von Tempel zu Tempel und von Schule zu Schule, belehrten sie aber nur über die mit der einen Hauptgottheit in Entsprechung stehenden Bilder in den Tempeln.

 

Die Fremden nahmen mit einiger Lehre auch die vielen Bilder, die sie um Geld haben konnten, in ihre Heimatländer und erbauten ihnen auch Tempel und Schulen, die sie mit Lehrern und Priestern versahen. Und siehe, so entstand dann das Götzentum und die Bilderverehrung, und die Menschen wurden in den Glauben geführt, alles getan zu haben, wenn sie nur ein oder auch mehrere solche Bilder, die ihnen in ihren Tempeln vorgestellt wurden, wahrhaft verehrten und ihnen nach ihren Kräften fleißig Opfer darbrächten!

 

Die eine und allein wahre Gottheit hat man unter einer gewissen Furcht und Scheu als das unerbittliche Schicksal verehrt, und die Griechen haben diesem Fatum sogar einen Tempel errichtet, und zwar unter der Benennung: `Dem allein allen Menschen gänzlich unbekannten Gott geweiht`.

 

In diesem Tempel war denn auch gar kein Bild aufgerichtet, sondern nur ein Kreis, der mit dem `Schleier der Isis` bedeckt war, hinter den niemand blicken konnte und durfte.

 

Und da hast du nun in diesen Meinen wenigen Worten eine vollkommene  Erklärung, was hinter den vielen heidnischen Götzenbildern steckt.“
(GEJ.10_192,01 ff)

 

3
Sagt Roklus: „Herr und Meister, ich habe nun gesehen, dass deine Weisheit und allergediegenste Einsicht in allen Dingen von einer nie ergründbaren Tiefe ist, und ich muß hier offen bekennen, dass du als ein purer Mensch solches unmöglich wissen und einsehen könntest, so du deinem Geist nach in aller Schöpfung nicht den größten Anteil genommen hättest, - und mir ist nun gar sehr vieles licht und überhelle geworden, was ich mir je vorher auch nie hätte denken können!

 

Aber da du schon so gütig warst, mir so außerordentliche Dinge zu erklären, so ersuche ich dich, mir den Ausdruck `Sheoula` und, sage, den ewigen Tod noch ein wenig näher zu erörtern; denn darin bin ich noch nicht völlig im klaren. Das heißt, ich verstehe die Sache so zur Not wohl; aber daß ich behaupten könnte, dass ich darin schon so ganz zu Hause sei, da würde ich mich selbst anlügen! Erkläre mir demnach diese erwähnten zwei Dinge ein wenig näher!“

 

Sage Ich: „Nun so höre! `She`, auch `shei` oder `shea` heißt: es dürstet, `oul` auch `Voul`: `der in sich selbst verlassene Mensch`, man könnte sagen: `Tiermensch` (Ochse); A: `nach der Konsistenz dessen, was da ausmacht die innere Weisheit und Erkenntnis`.

 

Daß unter dem Buchstaben A aber solches zu verstehen ist, bezeiget die Form der alten ägyptischen Pyramiden, die eine großmaßstäbige Nachbildung der Gehirnpyramiden sind, und deren Bestimmung es war, den Menschen zu Weisheitsschulhäusern zu dienen, wovon noch heutzutage ihr Name und ihre innere Einrichtung Zeugenschaft geben.

 

Denn `Pira mi dai` heißt doch offenbar: `Gib mir Weisheit!` Und die innere Einrichtung war auch also bestellt, dass der Mensch, darin von der Außenwelt ganz abgeschlossen, in sein Inneres hat zu schauen anfangen müssen und finden sein innerstes Lebenslicht.

 

Darum war es in den weiten Gängen einer solchen Pyramide stets kohlpech- und rabenfinster, und es ward nicht eher helle, als bis der Mensch mit seinem Lebenslichte alles zu beleuchten anfing. Dies klingt dir freilich etwas seltsam; allein es ist alles das dennoch also!

 

Denn so einem Menschen die innere Gemütssehe geöffnet wird, da gibt es für ihn auf der Erde keine Nacht und keine Finsternis mehr. Einen sozusagen handgreiflichen Beweis liefern alle die sehr sensitiven und in einer Entzückung sich befindlichen Menschen. Diese sehen mit vollkommen geschlossenen Augen um vieles mehr als sonst tausend Menschen mit den allerbesten, gesündesten und schärfsten Augen; denn diese sehen durch die noch so feste undurchsichtigste Materie, sie schauen leicht durch die ganze Erde hindurch, und selbst die Sterne sind nicht so weit, dass sie, die recht verzückten (magnetischen) Menschen, sie nicht klein zu durchschauen vermöchten.

 

Wie aber Menschen in den seligen Zustand der Verzückung kommen können – und das am Ende, wann und wie oft sie wollen -, das ward eben innerhalb der Pyramiden gelehrt und hauptsächlich sehr tätig geübt.

 

Weil denn die Pyramiden dazu dienten, so gab man ihnen auch den sehr richtigen und alles bezeichnenden Namen SHE `OUL A. Davon nahm der alte Hebräer sein abgekürztes SHEOL`, der Grieche sein SCHOLE, der Römer sein SCHOLA und der Perser und Indier sein SCHEHOL. (Sicher auch der Deutsche seine SCHULE. Jakob Lorber)

 

Weil denn aber die alten Weisen in ihren verzückten Gesichtern gar gut wussten, in welch einen sehr bedauerlichen Zustand die sehr materiellen, die Welt und sich selbst über die Maßen liebenden Seelen jenseits nach dem Abfalle des Leibes gelangen, so nannten sie eben solch einen bedauerlichen Zustand auch `She oul a`, Hölle!

 

Daß ein solcher Zustand gegenüber dem Lebenszustande eines wahren Weisen in der Ordnung Gottes mit dem Ausdruck `Tod` bezeichnet ward, ist doch sicher ganz der Wahrheit gemäß. Und weil das eine ewig stets und notwendig gleiche und bleibende Eigenschaft alles dessen ist, was da `Welt` und `Materie` heißt, so wird es auch klar sein, warum man solches den `ewigen Tod` genannt hat! Solange denn eine Seele hier oder jenseits in solch einem Zustande verbleibt, ist sie auch offenbar im Zustande des ewigen Todes, von dem sich loszuwinden sicher eine höchst schwierige Lebensaufgabe ist!

 

Manche Seele dürfte wohl ein Weltenalter zu tun haben, bis sie aus sich selbst wieder zu etwas kommen dürfte! – Sage Mir nun, ob du nun im klaren bist!“

 

Sagt Roklus: „Ja, Herr und Meister über alles, nun ist mir auch das wahrhaft völlig klar; aber nun noch eine kleine Frage, und diese besteht darin, wie sich nämlich ein Mensch in den verzückten, allsehenden Zustand versetzen kann! Wenn ich das noch wüsste, wenn nur die Wege dazu, so würde ich alles Erdenkliche aufbieten, um mich selbst auch von Zeit zu Zeit in einen solchen sicher höchst beseligenden Zustand zu versetzen! Herr und Meister über alle Dinge, habe die Güte und gib mir auch darin einige gute Winke!“

 

Sage Ich:Die Schulen Ägyptens sind eingegangen und bestehen in der Art und Weise schon gar lange nicht mehr; denn zu Mosis Zeiten hat es darin sehr zu hapern angefangen. Schon damals fing man an, nur einen äußerlichen Unterricht zu erteilen, und ein Plato und ein Sokrates waren so ziemlich schon die letzten, die von der inneren Lebensschule noch einen leisen Begriff hatten.

 

Ich aber bin ja nun darum in das Fleisch dieser Welt gekommen, um euch Menschen eine noch bessere Lebensvorschrift zu geben, nach der ein jeder sich in die höchste Lebensweisheit versetzen kann. Und diese Vorschrift lautet ganz kurz: `Liebe Gott aus allein deinen Kräften über alles und deinen Nächsten wie dich selbst!` Wer das übt und vollauf tut, der ist Mir gleich und wird auch eben dadurch in alle Weisheit und ihre Kraft und Macht geleitet werden! Denn wer voll Liebe zu Gott ist, in dem ist auch Gott mit Seiner unendlichen und unbegrenzten Liebe und mit deren höchstem Lichte gegenwärtig.

 

Die Seele und ihr Geist schwelgen dann in allem Weisheitslichte aus Gott, und sie muß dann ja auch alles das schauen und erkennen, was das Licht Gottes sieht und erkennt. Und weil alle die ewigste Allmacht und Allkraft Gottes eben in Seiner unbegrenzten und unendlichen Liebe besteht, so darf die Seele in solcher göttlichen Liebe ja nur wollen mit dem Willen der in ihr herrschenden Liebe des Geistes Gottes, und es muß geschehen, was die Seele will! – Das ist so klar und wahr, als nur irgend etwas klar und wahr in dieser Welt sein kann.

 

Aber solches nur zu wissen und noch so lebendig zu glauben, genügt bei weitem noch lange nicht, sondern man muß das vollauf tun in allen noch so schwierigen Lebensverhältnissen und muß sich darin zu jeder Zeit üben; denn nur eine unausgesetzte fleißige Übung nacht aus dem Jünger erst einen Meister!“ (GEJ.05_072,01 ff)

 

Siehe hierzu auch den Kommentar zu 11.GEJ 75,8: Die echte Lehre der altägyptischen Religion. WS-A3085.03 *)

*) Schnellsuche: linke Randspalte unten unter Themenregister Suchbegriff altägyptischen suchen und anklicken.

 


Als weiterführende, gründliche Darstellung zum Thema ist das Buch zu empfehlen:


Peter und Saskia Keune


„Das Alte Ägypten

nach Swedenborg und Lorber“


mit den Hauptteilen:

1.    Geschichtliche Darstellung des Alten Ägypten
2.    Die Götterwelt des Alten Ägypten
3.    Anwendung der Entsprechungslehre auf die alte ägyptische Kunst


Aus der Vorbemerkung

 

Es gibt eine fast unübersehbare Literatur über Ägypten. In ihr werden die verschiedensten Mutmaßungen über die Entstehung dieser alten Kultur ausgebreitet. Alle unterscheiden sich aber nur um Nuancen und sind geprägt von der Schule der heutigen Ägyptologie, die die verschiedensten Religionsformen als Ausdruck menschlicher Wahrnehmung der Natur einordnen.

 

Unbeachtet von dieser Richtung hat sich der schwedische Gelehrte und spätere Mystiker Emanuel Swedenborg (1688-1772) auf Grund göttlicher Eingaben erstmals auf die der Kultur der Ägypter zugrunde liegenden Einflüsse hingewiesen. Nach diesen Aussagen basiert die Religion der Ägypter auf weit in der vorsintflutlichen Zeit angesiedelten Völkern, die sich noch in der Kunde der Entsprechungslehre auskannten. Er bezieht sich auf das sogenannte „Goldene Zeitalter“, in dem noch eine Einheit zwischen Mensch und der ursächlichen geistigen Welt bestand. Diese Völker sind alle untergegangen und ihre Spuren haben sich durch die Sintflut vollständig verwischt. Durch sie wurde jedoch nicht die ganze Welt überflutet, sondern nur die Länder um das Kaspische Meer, die damals als die Welt galten. Auch die alten Ägypter sind davon verschont geblieben und pflegten ihre Kenntnisse der Entsprechungen sogar als die „Wissenschaft der Wissenschaften“. Von Ägypten aus haben diese sich in die Welt des Altertums verbreitet...

 

Da die Lehre der Entsprechungen verloren gegangen ist, verstehen wir heute die Sinndeutungen der alten römischen, griechischen und ägyptischen Kunst nicht mehr. Stattdessen nimmt man Zuflucht zu naturphilosophischen Vorstellungen.

 

Ab 1840 wurden dem österreichischen Musiker und „Schreibknecht Gottes“ Jakob Lorber in dem dreibändigen Werk „Die Haushaltung Gottes“ und anderen Schriften genaue Schilderungen jener verschollenen Zeit durch den HERRN übermittelt. Das Entsprechungswissen jener Zeit kann als Grundlage der späteren Kunst der Ägypter angesehen werden. Das Werk „Die Haushaltung Gottes“ (Lorber) ist die ideale Ergänzung und Bestätigung für die Angaben Swedenborgs, wobei zusätzlich in dem elfbändigen Werk Lorbers „Das Große Evangelium Johannes“ zu diesem Thema ganze Passagen ergänzend hinzukommen.

 

Durch beide Gottesboden werden die rätselhaften ägyptischen Kultfiguren in ein neues Licht gesetzt und diese darüber hinaus als Vorläufer der christlichen Kultur aufgezeigt.

 

Da die entsprechenden Angaben Swedenborgs und Lorbers nicht als thematisch geschlossene Darstellung vorliegen, versucht diese Schrift eine Zusammenführung der einschlägigen Texte, ohne dem Anspruch auf Vollständigkeit gerecht werden zu wollen. Außerdem werden eine Reihe von ägyptischen Symboldarstellungen betrachtet, und mit Hilfe der von Swedenborg angegebenen Entsprechungslehre gedeutet, um so dem Leser deren innewohnende Weisheit deutlich zu machen und ihm nebenbei auch den Umgang mit der Entsprechungslehre nahe zu bringen.

Bezug durch Swedenborg Zentrum Berlin bzw. direkt über Diese E-Mail-Adresse ist gegen Spambots geschützt! JavaScript muss aktiviert werden, damit sie angezeigt werden kann.