„Hätte der Raum einmal etwa wie aus einem Punkte sich ins Endlose nach allen Richtungen hin auszudehen angefangen, so wäre er erstens bis zur Stunde ebensowenig unendlich, als es für sich der „Große Schöpfungsmensch“ ist. Zweitens aber stellt sich von selbst die Frage auf, was dann das war, das sicher nach allen erdenklichen Richtungen endlos weit hinaus den Punkt umgeben hat, aus dem dann erst der unendliche Schöpfungsraum sich ausgedehnt hat...“ (GEJ.08_028,11)

 


Raum, Zeit und Ewigkeit

 

Gott ohne Anfang und ohne Ende / Wie kann Gott allwissend sein? / Alles hat seine Zeit / Vom ewig unendlichen Schöpfungsraum und der höchsten Raumlebensintelligenz


1
Sagt Cyrenius: „Herr, wie ist es denn nun? Du sagtest in der gestrigen Nacht,  dass Du nach diesem Tage von hier abreisen werdest! Ist das schon ganz als unabänderlich bestimmt anzunehmen? Wäre es denn nicht tunlich, so Du, o Herr, denn noch einen Tag uns schenken möchtest?“

 

Sage Ich: „Salomo, der Weise, sagte dereinst: `Es hat alles seine Zeit`, und so habe auch Ich Meine gute und sehr genau eingeteilte Zeit und werde diesmal deinem Verlangen nicht nachkommen können; denn sieh, im großen Lande der Juden gibt es gar viele Städte, Flecken und Dörfer, die allenthalben von Menschen bewohnt werden! Die allermeisten wissen noch nichts von Mir, sind auch Meine Kindlein und harren schon vielfach auf die Ankunft des Vaters aus den Himmeln und werden auch eine gar übergroße Freude haben, wenn Er von ihnen, so wie nun von euch, erkannt wird.

 

Aber ganz durchfallen sollst du, Mein innigster Freund, mit deinem Verlangen auch durchaus nicht! Und weil ihr Mich denn schon gar so lieb habt, so will Ich noch diese ganze Nacht und des morgigen Tages drei Stunden unter euch verweilen, da es auch Mir unter euch gar wonniglich ums Herz ist; aber über die drei Stunden hinaus geht es dann wohl um keinen Augenblick Zeit mehr! Denn wie gesagt: Es hat auf dieser Welt alles seine Zeit und seine Ordnung!“

 

Sagt Cyrenius: „Aber Du bist ja auch ein Herr der Zeit und kannst sie sogar aufhalten oder gar vernichten!“

 

Sage Ich: „Da hast du recht und richtig gesprochen! Aber es ist dabei nur das zu bemerken, dass Ich eben darum, weil Ich ein Herr der Zeit bin und die Zeit aus Mir verteilet und bestimmt habe und in einer gewissen Hinsicht die Zeit eigentlich Selbst bin, weil diese nichts anders ist als Meine höchst eigene, unwandelbare Ordnung, wider die zu handeln Mir Selbst nahezu rein unmöglich ist; denn so Ich Mich Selbst gegen Meine Ordnung vergriffe, da würdest du bald sehr wenig von allen jenen Kreaturen erblicken, deren Dasein in Meiner ewig unwandelbaren Ordnung bedingt ist.

 

Nimm nur einen Augenblick die Bedingung hinweg, so geht im selben Augenblick auch das Bedungene unter! Oder stelle dir vor eine feste Burg auf einem Felsen festesten Gesteins! Du sagst, diese Burg sei wie für eine Ewigkeit erbaut. So Ich es aber zulassen würde, dass der mächtige Fels zu Butter erweicht würde, würde sich auch dann die feste Burg behaupten?! Oder du führest auf einem guten und festen Schiffe übers Meer; würde dein Schiff und sogar der beste Wind dir etwas nützen, so Ich das Wasser versiegen ließe bis auf den  Grund?!

 

Daß Mir solches wohl möglich wäre, wirst du nicht bezweifeln! Und ist es sonach ausgemacht, dass mit der Bedingung auch das durch sie Bedungene in den Bach fällt.

 

Ich regle die Zeit überall und bin das ewige Gericht in ihr; aber in der heiligen Sphäre der Liebe gibt es eigentlich keine Zeit mehr, und Ich kann der Liebe allein schon noch immerhin etwas hinzugeben. Aber es bleibt bei dem genau, was Ich nun gesagt habe!“ (GEJ.05_091,04)

 

2
Der Herr: "Daß Ich aber mit euch noch nie von einem allgemeinen Erweckungs- und Gerichtstage gesprochen habe, dessen werdet ihr euch alle wohl zu erinnern wissen, - wohl aber von einem speziellen jüngsten Tage für einen jeden Menschen, und das in dem Augenblick, in dem seine Seele die fleischlich-irdische Probehülle verlassen wird.

 

Aber freilich wird diese Erweckung nicht jedem zum sofortigen ewigen Leben verhelfen, sondern auch umgekehrt zum ewigen Tode, wobei aber wohl zu bemerken ist, daß ihr das Wort  `ewig` nicht als eine endlos fortdauernde Zeit betrachtet, so wie auch die Unendlichkeit Meines Schöpfungsraumes sich nicht ausschließlich auf diesen Raum bezieht, der freilich wohl nirgends einen Anfang und ein Ende hat gleichwie Gott selbst, von dem dieser Raum ausgeht und allenthalben erfüllt ist mit den Werken Seiner Liebe, Weisheit und der Macht Seines Willens nach allen Richtungen hin.

 

Die Ewigkeit entspricht wohl der Zeitendauer in den materiellen Welten; aber jenseits im Geiste ist sie das, was hier die Zeit ist. Aber es ist damit durchaus nicht gesagt, dass in ihr keine Veränderung statthaben sollte, sondern nur das ist damit angezeigt, dass die Wahrheit und das Leben ewig und  unveränderlich gleich ist, und das Falsche und Unwahre bleibt denn als Gegensatz zu dem ewigen Wahrheitslichte und Leben demnach auch ewig, ohne dass ein Wesen dadurch gezwungen wäre, ewig in diesem Widersatze zu verbleiben.

 

Denn ihr wisst, dass Gott als die ewige Liebe, Weisheit, Macht und Kraft auch ewig nie müßig sein kann und sein wird, sondern dass Er aus Sich ewig fort Schöpfungen hervorrufen und somit Seine Gedanken verkörpern und sie aus Seiner Liebe und Weisheit zur einstigen Selbständigkeit leiten wird, wozu in der Ewigkeit Zeit genug und im endlosen Raum Platz genug vorhanden ist.

 

Und solange irgendeine Schöpfung bestehen wird, wird zur göttlich reinsten Geistheit sich auch ein materieller schöpferischer Gegenstand vorfinden, der gewisserart der reinen Gottheit gegenüber den finsteren Lebensprobe-Gegenstand bildet, womit aber nicht gesagt ist, dass dieser finstere Gegenstand für die ganze Ewigkeit hin finster und böse verbleiben solle, so wenig, als diese ganze Erde und der für euch sichtbare Himmel mit seinen Sternen ewig also verbleiben werden, wie ihr das alles jetzt seht, sondern er wird vergehen und mit den Zeiten der Zeiten gänzlich aufgelöst werden, und an seine Stelle wird eine neue Schöpfung treten.

 

Darum sage Ich zu euch schon jetzt: Sehet, Ich mache alles neu, und ihr alle werdet noch Meine neuen Schöpfungsgehilfen sein!

 

Ihr seid zwar hier nun sowohl zeitlich als räumlich begrenzt; aber dennoch fasset Ihr Ewiges und Unendliches in euch, was ihr freilich jetzt noch nicht ganz begreift, aber einmal vollends begreifen werdet, wie dergleichen auch ein noch so kleines Senfkörnchen in sich fasst. Denn versuche einer von euch, der des Rechnens kundig ist, ein Sandkörnchen zu teilen, und er sage Mir dann, wann er mit der Teilung fertig wird! Ich meine, dass einem jeden noch so Rechenkundigen solch eine Arbeit etwas zu langweilig werden dürfte, weil er mit ihr nie zu Ende käme.

 

Wie aber selbst in dem kleinsten Ding die Unendlichkeit vorhanden ist, so auch die Ewigkeit.

 

So Ich denn von der Ewigkeit und Unendlichkeit rede, so müsst ihr das auch in dem rechten Sinne verstehen, - nicht aber, wie es euch euer kurzsichtiger Weltverstand eingibt.

 

Sehet, hiermit habe Ich euch nun eine männliche und festere Kost gegeben, weil Ich wohl sehe, dass einige von euch schon mehr oder weniger die Fähigkeit besitzen, solch eine Kost zu verdauen!

 

Wenn ihr aber in Meinem Namen in die Welt hinausgehen und den Völkern Mein Evangelium predigen werdet, so werdet ihr es auch in einer Milchspeise den Kindern vorzusetzen haben. Denn so ihr mit solchen Lehren den Anfang machen würdet, da würden euch die Menschen als Irrsinnige ansehen und euch gar nicht anhören, was ihr lehren und sprechen würdet, darum ihr euch auch gar nicht zu kümmern habt; denn es wird euch allzeit in den Mund gelegt werden, wie und was ihr zu reden habt. Alles andere wird dann schon Mein Geist bei allen tun, die durch euch Meinen Geist überkommen und in ihm wiedergeboren werden. Und darin wird denn auch das Wahrzeichen bestehen, dass Meine Worte nicht aus dem Munde eines Menschen, sondern aus dem Munde Gottes zu euch gekommen sind. Und nun, Mein Simon Juda, bist du jetzt erleuchteter denn zuvor?“ (GEJ.10_155,01)

 

3
Sagte darauf weiter Lazarus: „Herr und Meister! Nach dem, was Du uns erklärt hast von den großen Sphären und Weltkörpern, von den Hülsengloben und von dem Großen Schöpfungsmenschen, ist es mir über die  schaudererregende endlose Größe des ewig unbegrenzten Raumes nicht unbedeutend hell geworden; aber ich habe da doch bald darauf eine sehr große und finstere Kluft gefunden, über die auch mein kühnster Gedanke nicht zu fliegen wagte!

 

Siehe, dass der Schöpfungsraum unendlich ist und also nach keiner Richtung hin je ein Ende haben kann, das ist mir und auch sicher jedem andern klar! Aber wie sieht es mit dessen ewigem Bestande aus? Wer hat ihn so endlos weit ausgedehnt, und wie und wann? Was ist so ganz eigentlich die Ewigkeit, und wie ist in der Zeit und im Raume Gott Selbst ewig in allem unendlich?!

 

Siehe, Herr und Meister, es ist das für einen sterblichen Menschen zwar Dir gegenüber eine sicher höchst ungeschickte Frage; aber was kann da die auch in dieser Sphäre nach Licht dürstende Seele dafür, wenn solche Gedanken in ihr wach werden?“

 

Sagte Ich: „Du nanntest das eine Mir gegenüber höchst ungeschickte Frage; Ich aber heiße sie eine ganz gute und sehr geschickte Frage und will euch allen darauf auch eine möglichst helle Antwort erteilen!

 

Seht! Gott, Raum und Ewigkeit sind wieder gleich den Begriffen Vater, Sohn und Geist. Der Vater ist durchgehend Liebe und sonach ein ewiges Streben nach dem vollendetsten Sein durch die Kraft des ewigen Willens in ihr. Der Raum oder der Sohn ist das aus dem ewigen Streben der Liebe auch ewig gleich hervorgehende Sein, und die Ewigkeit oder der Geist als die endlose Urkraft im Vater und Sohne ist die Bewegung und Effektuierung (Verwirklichung) der Bestrebungen der Liebe im Sohne.

 

Hätte der Raum einmal etwa wie aus einem Punkte sich ins Endlose nach allen Richtungen hin auszudehnen angefangen, so wäre er erstens bis zur Stunde ebenso wenig unendlich, als es für sich der Große Schöpfungsmensch ist. (S.auch Text „Gottes Schöpfungs- und Erlösungsplan“)

 

Zweitens aber stellt sich von selbst die Frage auf, was dann das war, das sicher nach allen erdenklichen Richtungen endlos weit hinaus den Punkt umgeben hat, aus dem dann erst der unendliche Schöpfungsraum sich ausgedehnt hat. War das der lichtlose Äther, oder war es das heidnische Chaos, oder war das eine völlig feste Masse, oder war es Luft oder Wasser oder Feuer?

 

Wenn es eines von den benannten Dingen war, wie hat der Raumpunkt in sich die Kraft haben können, solche endlosen Massen von sich hinaus ins unendlichmal Unendliche zu verdrängen, und wohin sind dann die verdrängten Massen gekommen, so aus dem ursprünglichen Punkte der ewig unendliche Raum hervorgegangen sein soll? Sie müssten sich dann notwendig außerhalb des unendlichen Raumes befinden, wie sie sich ursprünglich außerhalb des Punktes befunden haben, aus dem der endlose Raum hervorgegangen sei.

 

Wenn aber das auch nur zu denken möglich wäre, so würde der  Schöpfungsraum ja dennoch wieder begrenzt und beschränkt und würde auch bei einem ewig andauernden sich weiter und weiter Ausdehnen dennoch nie unendlich werden.

 

Ihr erseht aus dem, dass der Schöpfungsraum notwendig ewig nach allen Richtungen hin unendlich war und nie einen Anfang hat nehmen können, und da Gott, Raum und Ewigkeit identisch sind, wie Ich euch das schon gezeigt habe, so ist Gott, der alle diese Begriffe in Sich vereinigt, ja auch ohne Anfang, weil ein Anfang von Gott ebenso unmöglich zu denken ist wie der Anfang im Werden des unendlichen Raumes und mit ihm der ewigen Zeit.

 

Ich meine, dass das nun schon hinreichend klar dargetan ist, dass ein jeder darüber vollends im klaren sein kann.

 

Aber Ich sehe dennoch eine gewisse dunkle Klippe in euch, über die ihr noch nicht hinwegzukommen imstande seid. Und sehet, diese Klippe besteht darin, dass ihr euch den endlosen und ewigen Raum als an und für sich tot und ohne alle Lebensintelligenz seiend vorstellt und daher auch nicht begreifet könnet, wie Gott als das alleinige ewige Lebensprinzip Sich im ewigen und endlosen Tode gewisserart Selbst gefunden und Sich als das vollendetste Leben erkannt und begriffen hat.

 

Ja, wenn man vom endlosen und ewigen Schöpfungsraume sich den Begriff macht, dann kann man freilich auch schwer oder gar nicht begreifen, wie der unendliche Geist – Gott – Sich im ewig unendlichen Tode als ein vollendetstes Leben auch von Ewigkeit her hat zurechtfinden können!

 

Machet euch daher gerade die entgegengesetzte Vorstellung vom ewig unendlich großen Raume, denket euch, dass es in ihm nicht einmal ein leb- und intelligenzloses Pünktchen gibt, und dass selbst das, was vor euch wie tot und völlig leblos sich darstellt, nicht tot und leblos, sondern nur von dem allmächtigen Willen Gottes also gerichtet ist, wie ihr das an einem Weltkörper selbst oder an seinen leblos scheinenden Bestandteilen gar wohl bemerken könnet!

 

Wenn aber alle Weltkörper und ihre mannigfachsten Bestandteile nichts anderes sind und sein können als durch den allmächtigen Willen Gottes fixierte Ideen und Gedanken Desselben, wie können sie dann von den Menschen für tot und völlig intelligenzlos angesehen werden?

 

Wenn Gott, der mit dem endlosen Raume und seiner ewigen Zeit identisch, aber durchgängig in Sich das höchste und allervollendetst vollkommene Leben ist, wie möglich soll dann das, was nur aus Ihm hervorgeht, tot, leb- und intelligenzlos sein?!

 

Was demnach als daseiend euch wie tot vorkommt, das ist nur also von Gott aus gerichtet und kann wieder ins völlig freie Leben zurückkehren, sobald Gott an solch einem gerichteten Dinge die feste Bande Seines Willens löst.

 

Ihr habt desgleichen von Mir Selbst und durch Meine Zulassung auch von Raphael bewerkstelligen sehen, als da Steine entweder plötzlich in den ursprünglichen Lebensäther verwandelt wurden oder dieser zu einem festen Steine wurde, wovon euch die Säule am Wege gen Emmaus sicher ein handgreifliches Beispiel bietet.

 

Wenn aber das alles also und unmöglich anders sich verhält, so müsset ihr, um zu lebendig wahren Begriffen über Gott zu gelangen, allen Tod aus dem endlosen Raume vollends verbannen und euch nichts als Leben über Leben und Intelligenz über Intelligenz vorstellen, weil es in dem unendlichen Intelligenz-Machtwesen Gottes ewig keinen Tod geben kann.

 

Daß dem mit einem eigenen Lebensbewusstsein begabten Menschen aber der endlose Schöpfungsraum und das gar endlos viele in ihm Enthaltene wie stumm, tot und intelligenzlos vorkommt, hat seinen weisesten Grund darin, dass sein Lebensbewußtsein wegen der Gewinnung der vollsten, Mir ähnlichen Lebensselbständigkeit durch Meinen Willen von dem allgemeinen Lebensbewußtsein und dessen endlosester und höchster Intelligenz völlig abgesondert ist, damit es sich in sich selbst finde und sich dadurch zum ewigen Selbstfortbestande auf dem ihm wie von außen her geoffenbarten Wege auch selbst bilde und befestige.

 

Solange aber ein Mensch mit sich selbst wegen der Gewinnung seiner Lebensselbständigkeit zu tun hat, ahnt er kaum, daß er von lauter Leben und von der höchsten Lebensintelligenz umgeben und seinem Leibe nach auch durchdrungen ist, ohne dessen er eigentlich gar nicht da wäre.

 

Wenn er aber nach dem ihm geoffenbarten Willen Gottes mit sich selbst fertig geworden ist, indem sein innerster Geist ihn ganz durchdrungen hat, da tritt der ganze Mensch dann auch in den freien Verband mit dem höchsten Leben und dessen lichtester Intelligenz in der allgemeinsten Unendlichkeit Gottes, ohne dabei sein Selbstisches und Persönliches zu verlieren.

 

Dann aber gewahrt er außer sich auch keinen toten und stummen Raum und keine toten Steine mehr, sondern da wird für ihn alles Leben und lichte, sich selbst wohlbewusste Intelligenz.

 

Daß es aber also ist und sich verhält, beweist euch ja zuerst klar Meine von euch oft erprobte Allwissenheit. Wie könnte Ich denn um gar endlos vieles und alles wissen, wenn der Raum zwischen Mir, das heißt Meiner individuell-persönlichen Wesenheit, und zum Beispiel der Sonne oder einem andern noch um gar vieles ferneren Objekte ein lebloser und ein intelligenzloser wäre?

 

Und zweitens beweist das auch schon die Weisheit gar vieler Menschen, die, obwohl ihren Ort nicht verlassend, um gar vieles wissen, was irgend in weiter Ferne sich befindet, wie und was mit demselben vor sich geht oder erst in der Folge vor sich gehen wird.

 

An den sieben Ägyptern habt ihr gleich ein sprechendes Beispiel. Wer hat sie benachrichtigt, dass Ich da sei? Sie wurden in sich aus der großen und allgemeinen Intelligenz dessen inne, wie auch des Weges, der sie hierher brachte. Wäre der Raum zwischen hier und Oberägypten ein leb- und intelligenzloser, so wären sie dessen auch unmöglich innegeworden, was hier ist und geschieht.

 

Des Menschen Seele ist in ihrem Leibe nur durch eine gar dünne, mit der allgemeinen Lebensintelligenz in keiner Verbindung stehenden Wand  getrennt, und das genügt, dass sie in ihrem natürlichen Zustande zumeist gar keine Ahnung nur von dem hat, was oft zunächst, als hinter ihrem Rücken, ist und geschieht, und auch nicht einmal den tausendmal tausendsten Teil von dem begreift, was vor ihren Augen ist und vorgeht. Und das macht alles die höchst dünne, obbezeichnete Scheidewand zwischen ihrem speziellen und dem allgemeinsten endlosen Raumleben.

 

Wenn aber diese Scheidewand von einer großen Dichte und Ausdehnung wäre, was würde dann erst so eine mächtig isolierte Seele von dem wissen, was sie nach allen Richtungen hin umgibt?!

 

Daß aber eine Seele dann und wann aus nur Mir bekannten Gründen durch eine stärkere und dichtere Scheidewand von dem allgemeinen allerintelligentesten Gottleben getrennt ist, das könnet ihr an den Blöden, Stummen und sogenannten Trottelmenschen gar wohl ersehen; eine solche Seele ist darum auch nur einer sehr mageren und dann und wann auch gar keiner Bildung fähig.

 

Warum aber auch das zugelassen wird, das weiß Ich gar wohl, und etliche von Meinen alten Jüngern wissen es teilweise auch; ihr andern aber werdet alles dessen schon noch innewerden.

 

Tierseelen, wie auch die der Pflanzen, aber sind von dem allgemeinen Gottraumesleben nicht strenge geschieden und sind darum aus dem Innewerden zu dem ohne allen Unterricht geschickt, wozu sie ihrer Beschaffenheit und Einrichtung nach bestimmt sind.

 

Jedes Tier kennt seine ihm zusagende Nahrung und weiß sie zu finden; es hat Waffen und weiß sie ohne alle Übung zu gebrauchen.

 

So kennt auch der Geist der Pflanzen genauest den Stoff im Wasser, in der Luft und im Erdreich, der seiner besonderen Individualität dienlich ist.

 

Der Geist oder die Naturseele der Eiche wir nimmer und niemals den Stoff an sich ziehen, von dem die Zeder ihr Sein und Wesen schafft.

 

Ja, wer lehrt denn das eine Pflanze, dass sie gleichfort nur den für sie bestimmten Stoff an sich ziehen mag?

 

Seht, das alles ist die Wirkung der höchsten und allgemeinsten Raumlebensintelligenz; aus dieser schöpft eine jede Pflanzen- und Tierseele die ihr speziell nötige Intelligenz und ist dann nach deren Weisung tätig.

 

Wenn aber also, wie das ein jeder Mensch aus der Erfahrung allzeit ersehen und wohl erkennen kann, so ist es ja klar, dass der endlose Raum und alles in ihm ein Leben und eine allerhöchste Intelligenz ist, von der die Menschenseele nur darum kein erschauliches Innewerden hat, damit sie mittels ihrer abgesonderten Intelligenz, die von höchst großem Umfange ist, ihre bleibende Lebensselbständigkeit sich erschaffen kann, was aber keine Pflanzen- und Tierseele vermag und darum für sich keine gesonderte, sondern nur eine mengbare und sonach bis zur Menschenseele hin eine unzählig oftmalige Veränderungsexistenz hat, von der ihr auch keine Erinnerung zurückbleibt, weil sie nach jeder Mengung und Wesensänderung auch in eine andere Intelligenzsphäre übergeht.

 

Selbst die Seele des Menschen, als die höchst potenzierte  Zusammenmengung von Mineral-, Pflanzen- und Tierseelen, hat für ihre Präexistenz keine Rückerinnerung, weil die speziellen Seelenteile in den obbenannten drei Reichen keine eigene und streng gesonderte, sondern für ihre Art nur aus dem allgemeinen Gottraumleben gewisserart entliehene Intelligenz besaßen.

 

Es sind zwar in einer Menschenseele alle die zahllos vielen speziellen Vorintelligenzen vereinigt beisammen, und das bewirkt, dass die Menschenseele aus sich alle Dinge wohl erkennen und verständig beurteilen kann, aber ein spezielles Rückerinnern an die früheren Bestands- und Seinsstufen ist darum nicht denkbar und möglich, weil in der Menschenseele aus den endlos vielen Sonderseelen nur ein Mensch geworden ist.

 

Wenn aber der Mensch von dem Geiste alles Lebens und Lichtes vollends durchdrungen wird, so wird er solche Ordnung auch also in sich erschauen, wie Ich Selbst sie in Mir ewig und allzeit erschaue, dass nämlich aus Mir alles besteht und Ich Alles in Allem bin. – Und nun sage Mir, du Freund Lazarus, ob du das alles nun auch wohl begriffen hast!“ (GEJ.08_028,06)

 

4
Kisjonah brachte nach der Mahlzeit noch einen Extrawein, den er `Noahs Liebling` nannte, und kredenzte ihn herum. Der begeisterte den Philopold sehr, und er fing mit seinen Skrupeln bald an auszupacken, - aber alles in der besten und bescheidensten Ordnung.

 

Was sagte er denn eigentlich, und um was fragte er? Hier folgte eine Frage um die andere!

 

„Herr“, sagte er (Philopold), „wenn ich nach Deinen Lehren beim alten Markus so recht nachdenke, so sind Zeit und Raum wie hier auf Erden durch gewisse Perioden und Fakta und in den Formen, die im Raume vorkommen, begrenzt und messbar; aber an und für sich sind sie ewig und unendlich, was im Grunde ein und dasselbe ist.

 

So aber Zeit und Raum das sind, so verstehe ich die Schriften der alten Gottesgelehrten und Weisen durchaus nicht, die da fest behaupten und sagen: Gott als das Ursein alles Seins und Daseins befinde sich außer Zeit und Raum.

 

Wie ist das möglich bei einer ewigen Zeitendauer, die ohne Anfang und Ende ist, und bei der Existenz eines unendliches Raumes, der auch nirgends einen Anfang und nirgends ein Ende hat?

 

Wenn demnach aber Gott für sich gänzlich außer Zeit und Raum besteht, so kann sich selbst die reinste menschliche Vernunft unmöglich von Gott einen anderen Begriff machen als: Entweder gibt es gar keinen Gott, weil es außer der ewigen Zeit und außer dem ewig-unendlichen Raume unmöglich etwas geben kann, oder Gott besteht so wie wir alle in der Zeit und im Raume, und die alten Gottesweisen haben mit ihren Definitionen den größten Wahnsinn niedergeschrieben.

 

Zu dieser meiner Behauptung dienst mir sogar nun Du; denn, dass in Dir eine Fülle der Gottheit wohnt, das kann niemand leugnen, der Dich reden gehört und wirken gesehen kann. Welcher Gottesweise aber kann nun von Dir behaupten, dass Du nicht mit uns in Zeit und Raum seiest?! Und behauptet er das, so bist Du Selbst damit vollkommen entgöttlicht! Du bist kein Gott mehr, sondern nur ein höchst seltener Mensch, der durch Geburt, Genius, außergewöhnliches Talent, Übung in der Festung des Willens und am Ende auch durch Erlernung von allerlei geheimen Künsten und Wissenschaften es dahin gebracht hat, dass Dich notwendig die Menschen von echtem Schrot und Korn für einen Gott ansehen müssen.

 

Aber Deine Eigenschaften, besonders in Deinem Wirken, sind dennoch von einer solchen Art, dass man zu ihrem Besitze nahe unmöglich durch obige Voraussetzungen gelangen kann. Und somit möchte ich denn nun aus Deinem Munde vernehmen, was da Rechtens ist.“

 

Sagte Ich: „Du hast deine Frage gut und die Sache ganz richtig und wahr gestellt, insoweit ein fein denkender Mensch so etwas nur immer stellen kann; aber dennoch sage Ich dir, dass die alten Weisen ebenso und noch mehr recht haben denn du!

 

Glaubst denn du nicht, dass man in Zeit und Raum und auch zugleich ohne Zeit und Raum sein und ganz vollkommenst bestehen kann?“

 

Sagt Philopold: „Ja, glauben kann man das schon, besonders so man es aus Deinem Munde vernimmt! Aber ich habe das ja schon gleich beim Eingange meiner Vorfrage und Bitte gesagt, dass alles von Dir Gesagte und auch Gezeigte bei mir gar keinen Anstand findet; es handelt sich hier pur ums Begreifen. Denn ein purer, sogenannter frommer Glaube kommt mir wie eine Verhöhnung aller menschlichen Vernunft, alles Verstandes und alles Denkens vor, die doch auch sicher von Gott dem Menschen gegeben wurden als ein geistiges Licht, durch das allein er sich, alle Dinge außer sich und endlich sogar Gott erkennen kann.

 

Und so bin ich der ganz festen Meinung, dass es einem reellen Menschen nicht genügen soll, bloß nur blindlings zu glauben, was ihm irgendein Weiser oder sonstiger außerordentlich befähigter und faktisch in allen Sphären und Dingen wohlkundiger Mensch gesagt hat, sondern er soll dabei auch, und zwar am allermeisten, um ein rechtes Verständnis des in seinen Glauben aufgenommenen sich emsigst erkundigen.“

 

Sagte Ich: „Da hast Du wieder vollkommen recht; nur hat es dabei noch so manchen Haken, der da auch sehr in die volle Berücksichtigung zu ziehen ist!

 

Siehe, zu allem in dieser Welt und sogar auch in der Geisterwelt gehört eine gewisse Reife und zu der Reife eine gewisse Zeit!

 

Sieh dir einen Apfelbaum oder eine Rebe im Winter an! Wo ist da die reife, süße Frucht?! Aber es kommt dann das Frühjahr, - das Licht und die Wärme der Sonne werden ergiebiger, die Knospen werden voller und saftiger, darauf merkst du bald zarte Triebe und endlich Blätter und Blüten. Nach kurzer Zeit fallen die Blüten als weiterhin zur Erreichung des höheren Zweckes gar nicht mehr nötig ab, und du kannst bald darauf den Ansatz der werdenden Frucht schon bemerken.

 

`Was ist denn das für ein Vergleich?!`, fragst du nun in dir. Siehe, Knospen, ihr Saftigerwerden, ihre ersten Triebe, Blätter, Blüten und die ersten Fruchtansätze entsprechen alle dem kindlichen, frommen Glauben des Menschen; aber von einer Reife kann da noch keine Rede sein. Denn Gott ist die höchste Ordnung Selbst, und was da irgend in aller Welt geschieht, das muß seine Zeit haben, welche da entspricht der göttlichen Ordnung.

 

Das Kind lallt zuerst; aus dem Lallen kommt nach und nach die Sprache. Ist die Sprache etwas gebildeter, so fängt man an, dem Kinde etwas vorzusagen, und es merkt sich bald die kurzen Sprüche. Und was man ihm ferner sagt, das glaubt es nahezu unbedingt; es fragt noch um kein Wie und Warum. Auf der Basis des frommen Glaubens erlernt es dann bis zum Schlusse des Jünglingsalters eine Menge und fängt in diesem Alter schon oft recht scharf zu denken an und den Grund von so manchem Gelernten und Innegehabten zu suchen; aber es hat noch zuwenig der vollen inneren Lebenswärme in sich und gleicht da völlig dem ersten Fruchtansatze.

 

Wenn aber dann im vollen Sommer die volle Kraft des Lichtes und der Wärme aus der Sonne kommt, so kommt auch der erste Fruchtansatz zur inneren, allbelebenden Wärme. Diese dehnt dann die junge Frucht stets mehr und mehr aus und verkocht die in die neue Frucht strömenden Säfte. Dadurch wird die Frucht größer und voller der stets reineren Säfte. Da kann auch das Licht stets mehr und mehr die Frucht durchdringen, und so erfolgt dann erst die Reife der Frucht.

 

Und sieh, also geht es auch beim Menschen! Bevor seine innere Liebelebenswärme nicht den möglichst vollsten Grad erreicht hat und das Licht dieser Wärme ihn nicht ordentlich durch und durch durchdringt, da wird er trotz der besten äußeren Erklärung die inneren, geistigen Wahrheiten schwer oder am Ende gar nicht verstehen; wenn er aber durch die innere zunehmende Lebenswärme und von ihrem Lichte wie eine reife Traube recht durchdrungen wird, dann ist er reif und hat die beste Erklärung aller seiner früheren Zweifel schon in sich.

 

Aber da du dich schon so ziemlich der Reife näherst, so kann man dir schon aus der Gnadensonne, von der alle Himmel und ihre Bewohner, wie auch alle materiellen Welten und was in ihnen, auf ihnen und über ihnen ist, lebt und atmet, ihr Leben und Dasein haben, ein wenig mehr Licht und Wärme zukommen lassen. Und so gib denn acht!

 

Sieh, du warst von Mir vor einem halben Jahre deiner Seele nach in einen Zustand versetzt, vermöge dessen du in eine von hier äußerst entfernte Sonnenerdwelt versetzt worden bist, wie Ich solche Zeichen nachher auch bei anderen Gelegenheiten und Orten gewirkt habe, was alle Meine Jünger hier treulichst bezeugen können.

 

Dann warst du beim Markus selbst schon zugegen, als der Engel die kostbare Leuchtkugel aus der sehr fernen Mitte Afrikas holte.

 

Siehe, so ein Pfeil in seiner größten Schnelle von dieser Erde abginge, so hast du als ein Hauptrechner gar keine so große Ziffer, durch die die Zahl der Erdenjahre bezeichnet werden könnte, die dazu erforderlich wären, damit der Pfeil jene Sonnenerdwelt erreicht, - und dein Übergang war hier und dort eins!

 

Also hast du da mit dem irdischen Raume nichts zu tun gehabt und warst sonach deiner lebendigen Seele nach ganz sicher außer Zeit und Raum!

 

Von Markus weg nach Afrika hättest du auf einem gut gebahnten Wege sogar über zwei volle Jahre zu gehen nötig bis dahin, von wo der Engel den Leuchtstein geholt hat. Bei ihm war hin und zurück völlig eins. Konnte da für ihn Zeit und Raum etwas sein?!

 

Und weiter! Denke dir eine noch so schnelle Bewegung eines irdischen Gegenstandes, der zum Beispiel die Entfernung von dieser Erde bis zu der gewissen Sonnenerdwelt in einem Augenblicke zurücklegt, so könnte ein Geist in ein und demselben Augenblick eine tausend Male größere Entfernung für dich zahllose Male durchmachen; Ich sage zahllose Male, weil du für eine große Vielheit des Hinbewegens und Zurückkehrens keine so große Zahl kennst.

 

Aus dem aber geht hervor, dass selbst die größte diesirdische Bewegungsschnelligkeit mit der geistigen ewig in kein Verhältnis treten kann. Daher ist das Irdisch-Materielle ein Eigenes und alles Geistige wieder ein ganz Eigenes. Beide haben nur entsprechungsweise Beziehungen zueinander, aber der Wesenheit nach sind sie endlos weit voneinander unterschieden.

 

Wie du aber solchen Unterschied zwischen allem Irdischen und Geistigen nun sicher klar wirst wahrgenommen haben, so besteht derselbe und gleiche Unterschied zwischen allem, was sich dir diesirdisch als begreifbar, fühlbar und beschaubar darstellt.

 

In Hinsicht der den Raum nicht beachtenden geistigen Bewegung kann Ich dir noch die Schnelle des Gedankenfluges deiner Seele als ein gutes Beispiel dartun.

 

Siehe, du denkst dir nun Rom, wo du schon warst, und dessen Entfernung von hier du wohl kennst, wie auch die Gestalt dieser großen Heidenstadt! Mit dem Gedanken bist du auf eins schon in Rom und siehst gewisserart die Stadt, ihre Plätze, Gassen und Umgebungen. Also, dein Gedanke hat sonach bis nach Rom auch keiner Zeit bedurft, weil der Raum für ihn gleich Null war!

 

Aus dem kannst du abermals den sicheren Schluß ziehen, dass deine Seele, als ein geistiges Wesen, samt ihrer Tätigkeit sich auch außer Zeit und Raum befindet, und du kannst dich mit deinem Gedanken auch in der gleichen Schnelle in den dir bekannten Stern hin versetzen und wieder hierher zurück, und du wirst auch nicht mehr Zeit zum Durchfluge solch eines ungeheuer weiten Raumes bedürfen.

 

Da wirst du denn doch einsehen, dass es für den reinen Geist weder eine Zeit noch einen Raum geben kann!

 

Der Geist Gottes und alle Engel bestehen freilich auch im unendlichen Raume und dauern fort und fort durch alle ewigen Zeitenläufe; denn ohne Solchen gäbe es keine Kreatur, gäbe es auch keinen irdischen Raum, noch eine irdische Zeit. Aber diese rein geistigen Mächte und höchsten Intelligenzen stehen in allem endlos weit über Zeit und Raum.

 

Nun nehmen wir noch das Maß einer rein geistigen Kraft gegen das Maß der größten irdischen Kraft in die Betrachtung.

 

Was wird sich wohl da ergeben? Siehe, es gibt im unendlichen Weltenraume so ungeheuer große Sonnenweltkörper, gegen deren Größe im guten Verhältnisse diese ganze, große Erde sich geradeso verhielte wie die Größe eines kleinsten Sandkörnchens gegen die Größe der ganzen Erde!

 

Siehe, wenn hier über die Sandsteppen ein Wind weht, so hebt er solchen Sand schon in die Höhe und führt ihn mit großer Leichtigkeit fort, und ein Orkan desto leichter in großen Massen!

 

Nun denke dir aber einen verhältnismäßig starken Wind auf jenem große Sonnenweltkörper! Der würde doch offenbar mit solchen Erden, wie diese da ist, ein ganz gleiches Spiel treiben!

 

`Ja`, würdest du in deiner Weltweisheit sagen, `wenn dort so mächtige Winde wehen, da sollte man davon ja bis zur Erde herab etwas verspüren!` Und Ich sage es dir, dass dies sogar nicht selten der Fall ist, und auch noch um sehr vieles weiter!

 

Du wirst schon die fliegenden Sterne gesehen haben. Manche von ihnen sind nicht selten so groß, dass man sie eine kleine Erdenwelt nennen könnte. Das ist mehrfach durch unterirdische Sturmaubrüche von den Sonnenweltkörpern in den weiten Ätherraum hinausgewehter Weltenstaub, der nach und nach infolge der starken Anziehungskraft eines solchen Sonnenweltkörpers wieder dahin zurückfällt, von wo er hinweggeweht worden ist, wenn er nicht etwa einem andern Weltkörper zu nahe gekommen ist und von diesem angezogen wurde, was jedoch seltener der Fall ist.

 

Du ersiehst da die ungeheure Potenzierung der diesweltlichen, im endlosen Raume waltenden sogenannten Naturkräfte; du kannst aber nun diese und noch andere dir bekannten Naturkräfte ohne Aufhören noch tausend und tausendmal tausend Jahre hindurch potenzieren, so wird die von dir gefundene letzthöchste Kraftpotenz gegen die göttliche Allkraft dennoch stets in einem solchen Verhältnisse stehen wie ein bares Nichts zu etwas Wirklichem oder wie eine Lüge zur Wahrheit.

 

Wie aber jede noch so allerhöchst potenzierte Naturkraft zu der göttlichen in gar keinem Verhältnisse steht, ebenso steht sie auch zu der Kraft jedes reines Engelsgeistes.

 

Da aber sonach im Raume und in der Zeit nimmer eine Kraft besteht, die sich auch nur mit der Kraft eines Engels messen könnte, so muß sie als geistige Kraft auch außer oder über allem Raum und über aller Zeit stehen, obschon als eigentümlich in sich abgeschlossen selbständig im Raume und in der Zeit seiend, aber von den beiden überall frei und unabhängig und mit diesen nur durch eine innere und lebendige Entsprechung alles leitend in Verbindung stehend.

 

Um das unendlich Überwiegende der göttlich-geistigen Kraft über noch so großen Naturkräfte noch klarer zu zeigen, so brauche Ich dir bloß das zu sagen:

 

Wenn alle die größten diesirdischen Kräfte durch die weiten Schöpfungsräume wüteten Myriaden und Äonen von Erdenjahren lang, so würden sie in der ganzen Schöpfung wider die Kraft des Gotteswillens auch nicht ein Atom zu vernichten imstande sein; aber mit der göttlichen Zulassung vermöchte das ein Engelsgeist in einem Augenblicke derart, dass er nur wollen dürfte, so wäre schon der ganze endlose Raum aller materiellen Kreatur völlig bar, und keine Sonne und keine Erde bestünde mehr im selben.

 

Sage Mir, Philopold, ob du nun schon so ein wenig einzusehen anfängst, wie Gott und alles Himmlische und Reingeistige völlig außer Zeit und Raum enthalten ist und also für sich bestehend da ist und da sein muß, weil ohne das ewig keine materielle Kreatur hätte entstehen können!“

 

Sagt Philopold: „Herr, es fängt in mir nun wohl schon so zu dämmern an; aber mir fängt es vor Deiner zu ungeheuren Weisheit auch schon ordentlich zu schwindeln an! Dennoch bitte ich Dich aber, dass Du also fortfahren wollest!“

 

Sage Ich: „Das werde Ich schon tun; aber nimm dich nur zusammen, dass du es auch fassest und es dir ordentlich in deine Seele einprägst!

 

Gehen wir nun auf das Licht über! Siehe das Licht dieser helleuchtenden, reinen Naphthalampe an! Es beleuchtet dieses große Zimmer derart zur Genüge, dass wir alle uns recht gut zu sehen und wohl zu erkennen vermögen. Was deucht dich: Würden hundert solche hellbrennende Lampen nicht auch ein hundertfach stärkeres Licht verbreiten?

 

Du sagst: `Allerdings; denn man kann sich davon bei großen Festbeleuchtungen mehr denn zur Genüge überzeugen!` Gut, sage Ich; denke dir aber nun tausendmal tausend solcher Lichter irgendwo auf einem freien Berge! Würden sie gemeinschaftlich nicht eine recht große Gegend recht hell erleuchten?

 

Ganz sicher! Aber obwohl sie eine Gegend weithin erleuchten würden, so wären sie aber dennoch nicht im geringsten zu vergleichen mit dem Lichte des Vollmondes, der, obwohl er dem Auge eben nicht zu groß erscheint, dennoch auf einmal die halbe Erde noch ganz gut erleuchtet. Was ist aber das Licht des Mondes dann gegen das Licht der Sonne?!

 

Nun denke dir aber das ganze Firmament mit dem Sonnenlichte überzogen! Würde da ein Sterblicher imstande sein, auch nur einen Moment so ein mächtiges Licht zu ertragen, augenblicklich gleich einem Tropfen Wassers auf glühendem Erze zerstört und aufgelöst zu werden?

 

Ich sage es dir: Die Wirkung des Lichtes und seiner unbeschreibbaren Hitze wäre da schon so groß, dass es selbst dieser ganzen Erde in wenigen Augenblicken nicht besser erginge, und vielen Hunderttausend solcher Erden auch nicht!

 

Siehst du da den ungeheuer großen Unterschied zwischen diesem Lampenlichte und einem so sehr ausgedehnten Sonnenlichte?!

 

Aber es gibt im weiten Schöpfungsraume Urzentralsonnen, die Myriaden Male größer sind als unsere Tagessonne, obwohl unsere Sonne auch gut um tausendmal tausend Male größer ist denn diese ganze Erde.

 

Solche Urzentralsonnen haben im Verhältnis dann auch ein ebenso vielfach größeres und stärkeres Licht, in dessen größerer Nähe dann solche Sonnen, wie da die unsrige ist, auch dem Wassertropfen auf glühendstem Erze gleich in einem Momente aufgelöst würden.

 

Nun potenziere du diese irdische Lichtstärke, so weit du wills, nahe ins Endlose hin, und du wirst mit all solchem potenzierten Lichte der Raumes- und Zeitsonnen im Vergleiche mit dem Gotteslichte dasselbe Verhältnis finden, welches du gefunden hast bei der Bewegung und Kraft.

 

Und da das Gotteslicht im Raume und in der Zeit ewig nie erreicht werden kann, so folgt daraus klar, dass das rein geistige Licht Gottes, so wie dessen nie messbare Liebelebenswärme, aus dem Lichte hervorgehend, nicht in Zeit und Raum, sondern außer diesen zweien nur enthalten sein kann.

 

Daß aber dennoch eine lebenswahre und stets wirkende Entsprechung besteht zwischen dem Urlichte Gottes und dem nur partial geschaffenen Lichte der Sonne, kannst du aus dem leicht ersehen, dass auch das Licht der Sonne die belebende Kraft für die Kreatur auf den Weltkörpern und Erden hat, wovon dich jedes Frühjahr hinreichend überzeugen kann. –

 

Kennst du dich nun schon besser aus, wie und auf welche notwendige Weise alles Reingeistige außer Zeit und Raum enthalten ist und sein muß?“

 

Sagte Philopold: Das Beispiel mit dem Lichte hat mir in dieser Sache sehr viel Licht verschafft; aber es bleibt dennoch so manches im Hintergrunde noch stark umhüllt, und zu dem stark Umhüllten gehört vor allem Deine jetzige allervollendetst göttliche Gegenwart, von der ich augenscheinlichst nun nichts anderes sagen kann als: So Du vor Deiner Menschwerdung irgendwo in einem höchsten, außerzeitlichen und außerräumlichen Himmel mit Deinen reinen Engeln als Jehova gewohnt hast, so muß dieser Himmel nun Deiner gewisserart menschlich-persönlichen Gegenwart ledig sein, indem Du nun ganz in Zeit und Raum unter uns wohnst!

 

Wie kannst Du nun in Zeit und Raum, aber als Gott auch zugleich außer Zeit und Raum bestehen?

 

Herr, das ist für meinen Verstand noch eine ungeheure Kluft, über die ich mich selbst nicht hinüberzuschwingen vermag; darum bitte ich Dich auch darüber um ein rechtes Licht!“

 

Sagte Ich: „Dieweil du ein echter Weltweiser nach Plato, Sokrates und Aristoteles bist, so muß Ich schon auch zum Teil nach ihrer Weise mit dir reden, damit du Mich leichter verstehst.

 

Sieh, zwischen `von Ewigkeit her`, `früher` und `jetzt` ist eigentlich in Meinem Bestehen, wie in Meinem Sein und Dasein gar kein Unterschied, was Mein rein göttliches Ich betrifft! Und wäre es nicht also, wahrlich, da hätte Ich in diesem Menschenleibe keine Macht und Gewalt über die gesamte materielle Naturschöpfung; denn alle Kreatur samt ihrer Zeit und ihrem Raume verhält sich nur subjektiv zu Mir, ihrem Objekt; da alles aus mir ist und nicht Ich aus dem allem.

 

Darum bin Ich stets das alleinige Vorangehende und Voranliegende, also das ewige Objekt, und kann nie und nirgend je Mich irgend der Kreatur gegenüber in ein subjektives Verhältnis stellen.

 

Jedoch, da eben alles aus Mir ist und Ich durch Meinen Willen in allem das Inwendigste bin als das alles erhaltende, führende, leitende, ordnende und belebende Prinzip, so bin Ich der Macht Meines Willens und Meiner Weisheit nach auch ein Subjekt und bin sonach das Alpha und das Omega oder der Anfang und das Ende, wie auch das Erste und Letzte in aller Kreatur, und infolge solcher Meiner zugleich objektiven und in allem auch subjektiven Eigenschaft kann Ich hier unter euch ganz wohl als Mensch nach der Macht Meines Willens und Meiner Weisheit bestehen und dennoch dabei das ewige, allein lebendige und schaffende Objekt aller Kreatur gegenüber sein.

 

Als nunmaliges, fleischmenschengestaltliches Subjekt aber bin Ich Selbst minder und untertan dem eigenen ewigen Objekte in Mir, obwohl eben durch Meine strenge Untertänigkeit eigentlichst völlig eins mit dem ewigen Objekte; denn ohne solche strengste Subjektivität dieser Meiner nun äußeren Persönlichkeit wäre eine solche innigste Einigung nie möglich.

 

Und das bewirkt Meine unmessbare Liebe zum Objekte und Seine gleich unmessbare Liebe zu Mir, und also bin Ich und der Vater eine Liebe, eine Weisheit, ein Wille, ein Leben und eine Macht, außer der es in der ganzen ewigen Unendlichkeit keine mehr gibt und geben kann.

 

Ich bin daher hier ebenso in Zeit und Raum, wie auch außer Zeit und Raum gegenwärtig.

 

Daß Ich nun mit euch in Zeit und Raum bestehe, das sehet ihr; dass Ich aber zugleich Meinem Innern nach auch außer Zeit und Raum bestehe, das lehren euch Meine Werke, die Ich nicht zu wirken vermöchte, so Ich Mich auch mit Meinem Göttlichen nun in Zeit und Raum befände.

 

Denn das Zeitliche und das Räumliche ist und bleibt ewig fort und fort begrenzt, ist somit nicht vollkommen und vollendet; nur das Außerzeitliche und Außerräumliche ist in allem unbegrenzt, somit vollkommen und vollendet.

 

Daß es aber also ist und nie möglich anders sein kann, will Ich dir das Gesagte noch durch mehrer Beispiele erläutern, und so habe denn wohl acht drauf!

 

Siehe, da ist ein Weizenkorn in seiner ganzen Einheit und Einfachheit! Seine Bestimmung ist offenbar eine zweifache. Erstens dient es als Nahrung dem Menschen, und zweitens ist es als Samenkorn sich selbst dienend zu seiner eigenen Fortpflanzung und Vermehrung.

 

Als Nahrung teilt es dem menschlichen Leibe und durch ihn dann auch dem formell substantiellen Leibe der Seele seine vielfachen Spezifika mit und vegetiert sogestaltig in ein höheres und freieres Sein hinüber. Wie dieses ist und geschieht, das werdet ihr erst in eurer Wiedergeburt im Geiste genauest erfahren, wenn hier auch noch ganz vollkommenst – weil unter dem Einflusse dieser Sonne nichts völlig Vollkommenes existieren kann und jedes Wissen und Erkennen mehr oder weniger ein Stückwerk ist - , aber desto vollkommener dann jenseits, wo auch ihr euch eurem Geiste nach außer dem Einflusse der Zeit und des Raumes befinden werdet und euer Schauen, Erkennen und Wissen kein Stückwerk mehr sein wird.

 

Aber wir wollen hier dieses Weizenkorn bloß als Samenkorn ein wenig näher in Augenschein nehmen und daraus ersehen, wie das Göttlich-Geistige, wenn gewisserart auch subjektiv scheinend, aber im Grund dennoch objektiv außer Zeit und Raum seiend sich eben in diesem Korne befindet.

 

Sieh, das ist ein Weizenkorn, das auf einem Halme gewöhnlich 3 Ähren, jede mit etlichen 30 Körnern, zum Vorscheine bringt!

 

Nun, legst du dieses Korn in ein gutes Erdreich, so wird es dir im nächsten Erntejahre schon sicher 100 Körner der ganz gleichen Art und Gattung als Lohn für deine Mühe bringen.

 

Du nimmst aber nun diese neugeernteten 100 Körner und legst sie wieder in ein gutes Erdreich, und du wirst im nächsten Erntejahre offenbar schon 10000 ganz gleiche Körner ernten.

 

In wieder einem nächsten Jahre wirst du schon 100 mal 10000, also 1000 mal 1000 Körner ernten, was schon eine bedeutende Masse dieses Getreides ausmachen wird.

 

Um alle diese vielen Körner weiter für ein künftiges Jahr in die Erde zu setzen, wirst du schon ein bedeutendes Stück Feld nötig haben.

 

Zur Ernte wirst du dann offenbar schon hundertmal soviel Körner erhalten, als du erhalten hast in der Vorjahresernte.

 

Um aber noch weiter für ein nächstes Jahr das ganze große Körnerquantum wieder fruchtbringend auszusäen, wirst du erstens schon eines hundertmal größeren Ackers bedürfen und darauf schon sehr viele Milliarden von gleichen Körnern ernten; und setzest du das noch also zehn Jahre fort, so wirst du dadurch schon eine solch ungeheure Masse von Körnern erhalten, dass du für ihre künftige Aussaat schon nahezu einen halberdgroßen Acker vonnöten hättest.

 

Die weiter ins Endlose gehende, im stets gleichen Verhältnisse sich mehrende Vervielfachung der Körner kannst du dir selbst auf weitere hundert, tausend und noch mehr Jahre ausdehnen, und du wirst durch die Rechnung finden, dass nach nur etlichen hundert Jahren schon mehr denn tausendmal tausend Erden viel zuwenig wären, um der ungeheuerst großen Menge von Weizenkörnern als Acker zu dienen.

 

Und siehe, solch eine Vermehrung kann bis ins Allerunendlichste fortgesetzt werden! Wäre aber das wohl möglich, wenn in diesem einen Korne, und gleichermaßen auch in allen andern Körnern, nicht schon diese endloseste Anzahl durch das innewohnende Göttlich-Geistige, Außerzeitliche und Außerräumliche vorhanden wäre? Sicher nicht!

 

Was aber in diesem Weizenkorne vorhanden ist, das ist in allen Samen und Gewächsen, in allen Tieren und ganz besonders gottähnlichst im Menschen vorhanden, darum er denn auch vernünftig und verständig werden kann, eine Sprache hat und Gott als seinen Schöpfer anfangs ahnen und später reiner und reiner erkennen, lieben und seinen eigenen Willen dem erkannten göttlichen völlig unterordnen kann.

 

Und das ist dann als das Reingeistige im Menschen und als Gottähnliches ebenfalls außer Zeit und Raum; denn wäre es ein Zeitliches und Räumliches, so könnte der Mensch weder sich noch Gott je erkennen, und der  Mensch wäre da jeder Bildung gänzlich unfähig, käme nie zu einer Vernunft, zu einem Verstande, er bekäme nie und nimmer eine noch so allerleiseste Ahnung von Gott, könnte ihn noch weniger je erkennen, Ihn lieben und seinen Willen Ihm unterordnen, und er wäre dann bloß die äußerste, tote Schale des Eies, hätte kein Leben in sich und am allerwenigsten ein außerzeitliches und außerräumliches ewiges Leben.

 

Ich meine nun, diese Sache, die dich gar so gedrückt hat, insoweit sie für den puren Verstand erklärbar ist, hinreichend klar erläutert zu haben. Es kommt nun auf dein Urteil an, ob du alles das auch so ganz im rechten Lichte aufgefasst zu haben glaubst, oder ob dir noch etwas Unklares dabei vorkommt. Sollte dir noch etwas dunkel sein, so kannst du reden; hast du aber alles richtig verstanden, da lassen wir die weiteren Erörterungen darüber beiseite, trinken Wein und essen dazu etwas Brot.“ (GEJ.06_026,08)