„Daher sollet ihr, Meine Lieben, nicht handeln wie die Kinder der Hölle tun, sondern eure Gabe sei von niemandem gesehen als von Mir, von den Armen und von euch. Und jeder gebe reichlich nach dem Verhältnis seines Vermögens!“

 

 

Vom Segen der Barmherzigkeit

 

 

1. Vom Segen der Barmherzigkeit

2. Falsche und rechte Wohltätigkeit

3. Ein Mahnruf in dieser Zeit

 

 

1. Vom Segen der Barmherzigkeit

 

Jesus: Da schreibe denn einen Rat aus Mir an den B.W., da er wissen möchte, was mit einem schwachen, kranken Engelsknaben auf der Erde zu machen sein möchte? – Siehe, da ist ja ein guter Rat nicht so teuer als ihr es meint.

 

(Parabel:) Siehe, es war dereinst ein Vater und der hatte zwölf Kinder und nur ein sehr schmales Aus- (und Ein-)kommen, so dass nach eurer Rechnung er kaum dreihundert Gulden jährlich zusammenbrachte und diese nicht sicher, denn nur 150 Gulden waren bestimmt als eine landesfürstliche Gnaden-Pension, das übrige musste er sich kümmerlich durch seine Handarbeit verdienen.

 

Siehe, da wurden einst mehrere seiner Kinder krank und dazu wurde noch sein treues Weib infolge krankensorglicher Pflege der Kinder bettlägerig. Dadurch nun wurde der Mann gezwungen, seine Nebenverdienste hintanzusetzen und dafür zu Hause die Krankenpflege zu übernehmen.

 

Da er aber eben dadurch um seine Nebenverdienste kam und wohl sah, dass er mit der Hälfte nicht wird auslangen können und sah auch, da er selbst schon schwächlich war, es werde sich mit neu zu suchenden Nebenverdiensten nicht mehr wohl tun, so beschloss er denn bei sich: `ich will zum guten Landesfürsten hingehen, ihm meine herbe Lage so recht treulich vorstellen und er wird sich wohl meiner erbarmen.`

 

Und siehe, wie er beschlossen hatte, so tat er denn auch alsogleich, ging zum Fürsten hin und stellte ihm alles vor. Als aber der Fürst solches vernommen hatte, siehe, da zuckte er mit den Achseln, war aber innerlich doch ganz gerührt und sagte endlich äußerlich etwas ernst:

 

`Höret, altes Väterchen, ich zweifle nicht an eurer Aufrichtigkeit, allein bevor ich euch helfe, will ich nächstens euch in eurer Wohnung besuchen, um zu sehen, ob es also ist, wie ihr es mir vorgestellt habt, jedoch wehe euch, so ihr mich irgend angelogen habt – und nun gehet, Meiner Gnade befohlen!`

 

Und siehe, da ging der alte Vater zwischen Hoffnung und Furcht nach Hause, denn er hoffte zwar wohl von des Fürsten Gnade, aber fürchtete nur, dass dieser noch lange verziehen möchte und so kam er nach Hause, erzählte alles den Seinen, was ihm der Fürst sagte und machte Anstalt, alsobald so viel als möglich das Haus zu reinigen und das zwar gleich nach dem kargen Mahle. Und so wurde auch sogleich das Mittagsmahl eingenommen.

 

Allein der edle Fürst bedachte sich eines andern, verließ sogleich seine Burg und folgte dem armen Vater unbemerkt, denn er dachte bei sich: solcher Not muss alsbald geholfen werden!

 

Und die arme Familie verrichtete eben mit Tränen im Auge das Dankgebetlein, so trat auch der Fürst schon ins Gemach und sagte: `Höret, Alter, warum habt ihr mich denn angelogen, denn ich sehe dreizehn Kinder und ihr habt mir zwölf angegeben!` Da fiel der alte Vater vor dem Fürsten auf die Knie und sagte weinend: `O edler, guter Landesvater, dieses dreizehnte ist ein fremdes, ich habe es aus Mitleid angenommen!`

 

Und der Fürst erwiderte scheinbar aufgebracht, im Herzen aber brennend voll von mildtätiger Begier: `Höret, so ihr noch Fremde unterstützen möget, da muss es bei euch doch noch nicht gar so übel aussehen und ihr werdet wohl meiner Hilfe entraten können!`

 

Da ermannte sich weinend der alte Vater und sagte, die Hand des Fürsten ergreifend und selbe an sein Herz drückend: `O edler, guter Landesvater! Siehe, dieses dreizehnte (Kind) habe ich vor zehn Jahren in einem Walde dem Tode ausgesetzt gefunden, es war kaum mit einigen schlechten Lumpen umwunden und röchelte schon im Schlamme eines Sumpfes. Ich nahm es auf meine Arme, trug es alsogleich hierher und sprach zu meinem Weibe: Siehe, der Herr hat mich einen Schatz finden lassen im sumpfigen Walde, es ist ein artiger Knabe. Siehe, dieser ist doch gewiss vater- und mutterlos, daher lasse uns seine Eltern sein, denn wo zwölfe essen, da solle auch das dreizehnte nicht zugrunde gehen und müsste ich betteln für dich und unsere zwölf Kinder, so wird das dreizehnte auch keinen Unterschied unserer Not machen.

 

Und sogleich nahm mir mein getreues Weib das Kind vom Arm, küsste und pflegte es bis zur Stunde gleich den eigenen.

 

Daher, o edler Fürst, wolle nicht zürnen, dass ich dir solches verschwiegen habe.

 

Und siehe, da der Fürst solches vernommen hatte, da ging sein Herz über, seinem Auge entrollten freudige Tränen des Mitleids und er lobte darob den Alten gar sehr, sagend:

 

`Solches zu vernehmen macht mir eine große Freude und da ihr so stilledel gehandelt habt und dem Fremden bei eurer Dürftigkeit ein Vater wart und ehedem ein Retter seines Lebens, so will ich von nun an euer aller wohlbesorgter Vater sein und da das fremde Kind eine Waise ist, so führet es zu mir und es solle keine Waise hinfort mehr sein, denn Ich bin sein Vater und die Fürstin seine Mutter. Und nun verlasset diese Wohnung und kommet mit mir, meine große Burg wird wohl Raum für euch haben, da aber, wo diese Wohnung steht, solle ein ewiges Denkmal errichtet werden und führen euren Namen.` -

 

Nun sieh du, Mein lieber A. W., diese Geschichte und lerne von ihr das, was du wissen möchtest, denn Ich bin der Fürst, du der arme Mann und dein Notkind der gefundene Fremdling im Walde.

 

Tue so viel zu kannst und denke nicht wie, wann, wo wofür, zu was, warum und wodurch? Wozu willst und möchtest du den vom Mutterleibe aus Kranken und Schwachen wohl füglich verwenden? Siehe, es wird sich nirgends gar wohl finden. Führe ihn nur recht fleißig zu Mir, den Engel in seiner schwachen Prüfung und sei dabei voll Heiterkeit und habe ein aufmerksames Auge auf ihn und du wirst so manches an ihm erleben, das dir innerlich gut zustatten kommen wird.

 

Siehe, Meine Kinder sind ein großer Segen dem Hause, das sie bewohnen dürfen, denn Ich bin ihr eigentlicher Vater und werde als Solcher zu sein ewig nie aufhören! –

 

Mehr brauche Ich dir nicht zu sagen, denn du würdest es nicht ertragen. Aber sei gefasst, Ich will dein Haus heimsuchen. Daher sage Ich Amen, dein guter Fürst und Vater! Amen, Amen, Amen!“

 

(Jakob Lorber, „Vom Segen der Barmherzigkeit“, „Lebensgarten“, Lorber Verlag)

 

 

2. Falsche und rechte Wohltätigkeit

 

Jeder arme Hilfsbedürftige ist ein nächster Bruder zu Mir, wie der Geizend-Reiche zum Satan.

 

So Ich euch Reichen, Wohlhabenden und Vermöglichen Meine armen Brüder vor eure Türe sende, so denket, dass Ich Meine Liebe von euch noch nicht zurückgezogen habe.

 

Aber habt ihr es einmal dahin gebracht – Ich rede hier im Allgemeinen –, dass die Armen sich nicht mehr vor eure Wohnung zu kommen getrauen, dann wisset, dass Meine Liebe sich bei euch auch für alle Zeiten beurlaubt hat. Ein solcher Reicher steht dann weltlich, zum verführerischen Scheine, unter der Protektion der Hölle. Aber in allem seinem vermeintlichen Glücke ist auch nicht ein Fünkchen Meiner Liebe und noch viel weniger Meiner Gnade vorhanden.

 

Der nämliche Fall ist auch bei jenen Welt- und Geld-Reichen, die des Ansehens und einer gewissen Pflicht wegen entweder viel oder wenig als Almosen geben. – Und ein Gräuel sind jene sogenannten `milden`, Ich möchte sagen und sage: `Huren-`Beiträge, welche aus gewissen, Mir über alles verhassten Tanz-, Spiel- und vielen anderen Belustigungsgelegenheiten sparsam herrühren, bloß nur des Namens wegen, um der öffentlichen Buhlerei einen desto freieren Spielraum zu gönnen! O der ewigen Schande, Mir in den Kapellen des Satans einen Opferaltar zu errichten!

 

Daher sollet ihr, Meine Lieben, nicht handeln wie die Kinder der Hölle tun, sondern eure Gabe sei von niemandem gesehen als von Mir, von den Armen und von euch. Und jeder gebe reichlich nach dem Verhältnis seines Vermögens!

 

Denn wahrlich, wahrlich sage Ich euch: Ihr werdet um einen Pfennig eine Erde und um einen Trunk lebendigen Wassers eine Sonne bekommen und werdet daselbst Fürsten sein! – So ihr es aber tun werdet aus reiner Liebe zu Mir, da, Freunde, sage Ich euch nichts als das: Fürs erste wird keiner den Tod je sehen noch fühlen schon in seinem Leibesleben, denn sein süßes Sterben wird ein gar großes Erwachen sein in den Armen seines heiligsten Vaters. Und was, fürs zweite, dann heißen wird: `ein Freund Gottes zu sein ewig` – das, Freunde – o bedenket, Wer euch Seine Freunde nennt! – das könnet ihr nicht fassen!

 

Nun aber wird euch Mein Knecht einen armen Mann zeigen – er ist doppelt arm, am Leib und am Geiste, helfet ihm zuerst leiblich, dann aber auch geistig! – Wer der erste sein wird, der wird viel Freude haben. Tuet und fraget nicht: `wem?` – sondern dem, der euch vorgeführt wird, helfet! Er ist euer Bruder, und ums Weitere sollet ihr euch nicht kümmern, wollet ihr wahre Kinder sein eures Vaters im Himmel, der Seine Sonne über Gute und Böse scheinen lässt und zu essen gibt sogar den reißenden Tieren. –

 

Amen! Ich, Jehova, euer Vater! Amen, Amen, Amen.“

 

(Jakob Lorber, „Falsche und rechte Wohltätigkeit“, „Himmelsgaben" Bd.1)

 

 

3. Ein Mahnruf in dieser Zeit

 

Liebe Kinder! Das Gebet, welches Ich Selbst Meine Jünger lehrte, damit Es auch noch Meine späteren Nachfolger erhalten sollten, fängt mit den Worten an: `Unser Vater!`*) Diese Worte sollten sogleich Mein Wesen bezeichnen, damit jeder Mensch, der beten will, weiß, dass er jetzt mit seinem Gott, Der zugleich Vater ist, spricht. Ich will nämlich nicht, dass der Mensch sich durch die Anrede veranlasst fühlt, in Mir den mächtigen Schöpfer oder Richter zu erblicken, sondern den Vater.

 

*) Zum Vaterunser siehe linke Randspalte unter „Gebet / Meditation / Gesundheit (1)“, Themen „Das Ur-Vaterunser und seine Bedeutung“ sowie „Kritik am Vaterunser“

 

Alle Bitten jenes Gebetes, des Vaterunsers, enthalten Vertrauen zu Mir und Meine Kinder können Mir daher alles vortragen was sie wünschen und was ihnen fehlt.

 

Wer Mich als den himmlischen Vater anruft, der muss Mich als Denselben erkannt haben und zwar so, dass er demnach mit Zuversicht bitten kann: `Dein Reich komme, Dein Wille geschehe!`

 

Es ist in diesen Worten das größte Verlangen nach Mir und der Zustand des Innern ausgedrückt oder das Verhältnis zwischen Mir als Vater und dem Menschen als Kind bezeichnet, wie es sein solle, denn es weist hin, wie Ich als heiliger Vater dennoch für alles sorge, die Schwachheiten Meiner Kinder anhöre, ihnen verzeihe und sie vor dem Übel bewahre, wenn sie zu Mir kommen. Aber auch von Seite der Kinder soll ein bekennen ihrer Fehler stattfinden, weshalb in den Bitten darauf hingewiesen ist.

 

Wenn ihr nun in eurem Herzen ein Verlangen zu beten und euch mit Mir zu unterreden habt, so betet das Vaterunser wie es bei euch als das allgemeine Gebet bezeichnet ist, obgleich leider die meisten Menschen von demselben so übersättigt sind, dass sie lieber um vieles Geld eine Gebetsformel von einem angepriesenen weisen Lehrer kaufen und noch darauf sich mehr einbilden als andere, die – wie sie sagen – bloß beim Vaterunser stehenbleiben. Wie wenig Menschen gibt es heutzutage noch, die auf Mein von Mir Selbst gegebenes Gebet den höchsten Wert legen und dem Geiste Zugang verschaffen durch ernstliche Selbstprüfung beim Aussprechen dieser Worte.

 

So ersehet ihr überall als Zeichen der Zeit: Gottlosigkeit und Geringschätzung Meines Wesens und Verblendung, sogar auch bei solchen Menschen, welchen ihre Sünden schon aufgedeckt sind.

 

Auch bei diesen hat das Vaterunser nicht mehr seinen göttlichen Wert. Sie rufen oft zu Mir um Erbarmung bis ihre Stimme heiser ist, weil sie meinen, Ich sei ein unerbittlicher Richter und zum Schluss solcher Gebete beeilen sich manche noch, das Vaterunser anzuhängen und herzusagen, weil dies so ein angelernter Gebrauch ist.

 

Wo sind Meine Kinder, die mit Freuden zu Mir kommen, ihr ganzes Wesen Mir vortragen und einsehen, dass ohne Meine Vaterliebe sie kein Recht dazu hätten! Diese Kinder suche Ich jetzt und lege ihnen die Frage vor:

 

Habt ihr das Vaterunser schon ernstlich gebetet und euch danach geprüft?

 

Wohl denen, welchen der Geist das Zeugnis ausstellen kann, dass es schon geschehen ist, bei denen will Ich Mein Reich aufschlagen und alle anderen Bitten gewähren, wie Ich es in Matthäi 11 verheißen habe. Amen!“

 

(„Ein Mahnruf in dieser Zeit“, „Lebensgarten“, Lorber Verlag)