„Wie der neue Tag aus der Nacht durch die Lichtkraft der Sonne neu geboren wird, so auch der Mensch durch die Kraft des Wortes Gottes und aus dem dann durch die stets steigende Liebe zu Gott und zum Nächsten; denn darin besteht die geistige Wiedergeburt im Menschen, dass er Gott stets mehr und mehr erkennt und sonach auch stets mehr und mehr liebt.“ (7.GEJ 1,4)

 


Die Wiedergeburt des Geistes –

der Sinn und das Ziel unseres Lebens

 

Gerd Kujoth

 

 

1. Was ist die Wiedergeburt des Geistes?

2. Die Nahrung für Leib, Seele und Geist

3. Die Wiedergeburt der Seele

4. Die Eingeburt

5. Das Heraustreten des Liebegeistes

6. Der Rückfall

7. Die Umkehr

8. Die Neugeburt oder Wiedergeburt des Geistes

9. Die Geistestaufe

10. Die vier Hauptzustände des Menschen

11. Wie zeichnet sich ein Wiedergeborener aus?

12. Wie weit bin ich in der geistigen Wiedergeburt gekommen?

 

 

1. Was ist die Wiedergeburt des Geistes?

 

Die Wiedergeburt des Geistes“, sagt Jesus, „ist die einzige Bedingung dieses Erdenlebens, wie das Endziel allen freien Seins.“ (2.Hi. Seite 65,11)

 

Dazu sind wir auf der Erde, um die Wiedergeburt des Geistes zu erreichen. Aber was ist das: Die Wiedergeburt des Geistes?

 

Die Wiedergeburt des Geistes und das Reich Gottes sind ein und dasselbe. Die Juden zurzeit Jesu erwarteten ein irdisches Reich Gottes, aber der zwölfjährige Jesus hatte schon im Tempel erklärt, dass der Messias kein materielles, sondern nur ein geistiges Reich auf Erden gründen werde. (DTT 5,14) Nikodemus, der das vernommen hatte, wollte nun, nachdem Jesus Seine Lehrzeit angetreten hatte, von Ihm eine Auskunft darüber.

 

Nikodemus kam in der Nacht zu Jesus und fragte Ihn: „Wann kommt das Reich Gottes, und so es kommt, wie muss ein Mensch beschaffen sein, um in dasselbe zu gelangen?“ (1.GEJ 18,2)

 

Jesus sprach zu ihm: „Wahrlich, wahrlich sage Ich dir: Es sei denn, dass jemand von neuem geboren werde, sonst kann er das Reich Gottes weder sehen und noch weniger in dasselbe kommen!“, was so viel sagen will als: „So du deinen Geist nicht durch Wege, die Ich dir mit Meiner Lehre und Tat zeige, erweckest, kannst du das göttlich Lebendige Meines Wortes nicht einmal erkennen, geschweige in dessen lebengebende Tiefen eindringen!“ (1.GEJ 18,3)

 

Nikodemus war ganz verblüfft über diese Worte, denn solch eine Antwort hatte er nicht erwartet und sprach: „Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist? Kann er denn wieder in seiner Mutter Leib gehen und geboren werden?“

 

Da gab ihm Jesus zur Antwort: „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Es sei denn, dass jemand geboren werde aus Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen.“ (Joh. 3,2-5)

 

Das verstand Nikodemus schon gar nicht, und Jesus sprach zu ihm: „Du bist ein Meister in Israel und weißt das nicht?“ (Joh. 3,10)

 

Spricht Nikodemus etwas später: „Lieber Meister, Du Weiser der Weisesten! O sage es mir verständlich, wann, wann diese so sehnlichst erwünschte Zeit kommen wird!“

 

Darauf gab ihm Jesus zur Antwort und sprach: „Mein Freund, dass Ich dir Zeit, Tag und Stunde geben soll, dazu bist du noch zu wenig reif! Sieh, solange der neue Wein nicht gehörig ausgegoren hat, bleibt er trübe, und so du ihn tust in einen kristallenen Becher und hältst dann den Becher auch gegen die Sonne, so wird ihr mächtigstes Licht aber dennoch nicht durch die Trübe des Neuweines zu dringen vermögen, und gerade also geht es auch mit dem Menschen. Bevor er nicht gehörig durchgegoren ist und durch den Gärungsprozess alles Unreine aus sich geschafft hat, kann das Licht der Himmel sein Wesen nicht durchdringen. Ich werde dir aber nun etwas sagen; wirst du es verstehen, so wirst du über die Zeit im Klaren sein! Und so höre Mich.

 

Sieh, niemand fährt gen Himmel als allein Der, Der vom Himmel herniedergekommen ist, nämlich des Menschen Sohn, Der gleichfort im Himmel ist. Und wie Moses in der Wüste eine Schlange erhöhet hat, also muss auch des Menschen Sohn erhöhet werden, auf dass alle, die an Ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben! Sage Mir, fassest du das?“

 

Jesus erklärt dem Nikodemus, dass das Reich Gottes und damit die volle Wiedergeburt erst nach Seiner Kreuzigung und Auffahrt den Menschen gegeben wird, aber Nikodemus verstand das nicht und sprach: „Lieber Meister! Wie sollte, wie könnte ich das?! In Dir ist eine eigene Art Weisheit… Ich muss es Dir offen bekennen, dass ich, so mich nicht Deine gewaltigen Taten an Dich fesselten, müsste ich Dich für einen Narren oder Streichmacher halten; denn in Deiner Weise hat doch nie ein vernünftiger Mensch geredet!“ (1.GEJ 19,11-20,2)

 

Später sprach Jesus zu Nikodemus: „Ich kann mit euch davon nicht nach Art der Menschenweisheit reden, sondern nur mit Worten, die der Geist Gottes lehrt, und alle Dinge geistig richtet, und ihr vermöget Mich darum auch nicht völlig zu verstehen, weil euer Geist noch nicht ganz durchdrungen hat eure Seele. Wenn aber eure Seele ganz sich mit aller Liebe und freiem gutem Willen im Geiste aus Gott, den ihr nun bekommet, befinden wird, dann werdet auch ihr aus euch heraus alle Dinge geistig richten und wohl erkennen und verstehen alles, was euch nun noch dunkel und unverständlich erscheint.“ (7.GEJ 55,8)

 

Was meinte nun Jesus damit: Aus Wasser und Geist von neuem geboren werden? – Jesus meinte damit zunächst einmal, dass die Wiedergeburt geistig zu verstehen ist und nicht körperlich-materiell.

 

Es ist ein Unterschied“, sagt Jesus, „zwischen der Geburt eines Kindes aus dem Fleischleibe der Mutter und der Geburt des Geistes aus und durch Meine Liebe. Denn die erste Geburt ist bedingt durch die Notwendigkeit der Natur; die zweite aber durch den freien Willen des Menschen und demzufolge dann durch Meine unmittelbare, nie unterm Wege bleibende Gnade.“ (2.Hi Seite 64,6)

 

Viele Christen verstehen unter „Wasser und Geist“ die Wassertaufe und die Geistestaufe. Da ist etwas dran, denn die Wasser- und Geistestaufe sind am Verlauf der vollen Wiedergeburt des Geistes beteiligt.

 

Jesus gibt uns zunächst einmal einen kurzen Aufschluss darüber, was Er mit Wasser und Geist gemeint hat und sagt:

 

Die Seele muss mit dem Wasser der Demut und Selbstverleugnung gereinigt werden und dann erst aus dem Geiste der Wahrheit, die eine unreine Seele nie fassen kann, da eine unreine Seele gleich ist der Nacht, während die Wahrheit eine Sonne voll Lichtes ist, die allenthalben Tag um sich verbreitet.

 

Wer demnach in seine durch die Demut gereinigte Seele die Wahrheit aufnimmt und diese tatsächlich als solche erkennt, den macht dann ebensolche Wahrheit im Geiste frei, und diese Freiheit des Geistes oder das Eingehen des Geistes in solche Freiheit ist dann auch das eigentliche Eingehen in das Reich Gottes,“ (1.GEJ 18,8-9) und das ist dann die Wiedergeburt des Geistes.

 

Wie das Wasser den Leib reinigt, so reinigt eine rechte Selbstverleugnung die Seele. Wasser ist aber auch ein altes Symbol der Demut, denn es flieht die Höhen und sucht sich stets die niedrigsten Stellen der Erde aus. So muss die Seele zuerst mit dem Wasser der Demut und Selbstverleugnung gereinigt werden, wenn sie die Wiedergeburt des Geistes erreichen will. Den Abschluss macht dann der Geist der Wahrheit, wie ihn Jesus Seinen Jüngern verheißen und ihnen auch gesandt hat. Dann ist ein Mensch voll wiedergeboren und in die Freiheit des Reiches Gottes eingegangen.

 

 

2. Die Nahrung für Leib, Seele und Geist

 

Um den ganzen Verlauf der Neu- oder Wiedergeburt verstehen zu können, müssen wir die Zusammensetzung des Menschen verstehen.

 

Der Mensch besteht aus Geist, Seele und Leib. Dass es den materiellen Leib gibt, das wissen wir, denn wir können ihn sehen und anfassen. Die anderen zwei Körper können wir nicht sehen, denn sie sind geistig, und deshalb glauben viel Menschen auch nicht, dass es sie gibt. Der materielle Leib für sich allein ist tot. Lebendig sind nur Seele und Geist, wobei die substanzielle Seele der lebendige Leib des Geistes ist.

 

Diese drei verschiedenen Körper des Menschen stecken ineinander. Sie sind alle drei zunächst sehr klein und müssen wie ein Samenkorn einer nach dem anderen zu wachsen anfangen. Mit der Befruchtung im Mutterleibe fängt der materielle Leib an zu wachsen, indem er materielle Nahrung bekommt, wird geboren und wächst danach weiter, bis er die volle Menschengröße erreicht hat.

 

Das muss auch mit Seele und Geist geschehen. Sie sind schon vor der Zeugung da und werden zur Einfleischung in winzige Bläschen eingeschlossen. Die Seele wird bei der Zeugung in ein vom Zeuger herrührendes Bläschen eingeschlossen und gelangt bei der Befruchtung in das Ei der Mutter. Im siebten Monat wird das Bläschen, das sich nun in der Gegend der Magengrube befindet, geöffnet und die substanzielle Seele breitet sich dann innerhalb von sieben Tagen im ganzen Embryo aus. Dann durchdringt sie den ganzen materiellen Leib und hat auch dieselbe Form wie der Leib.

 

Auch die substanzielle Seele braucht Nahrung, um nach der Geburt mit dem materiellen Leib wachsen zu können. Wie nun der Leib durch die Zirkulation des Blutes die Nahrung bekommt, so wird der Seele die in dieser Nahrung enthaltene Substanz zu ihrer Ernährung zugeführt. (3.Hi. Seite 10,3-11,5)

 

Wenn wir „ich“ sagen, so ist das unsere Seele, auch niederes Ich oder niederes Selbst genannt. In dem Seelischen tauchen das gegebene Ich und das Selbstbewusstsein wieder aus der Materie auf. (EM 33,10) Aber der Mensch hat noch ein anderes Ich, das alter Ego, (5.GEJ 232,11) auch höheres Ich oder höheres Selbst genannt. Das ist der Geist des Menschen, der noch mit verschiedenen anderen Namen benannt wird wie: essenzieller Geist, jenseitiger Geist, Menschengeist, Lichtgestalt, ewiger Lebenskeim, Lebensprinzip der Seele und verborgener Urlebenskeim.

 

Ungefähr drei Tage vor der Geburt“, sagt Jesus, „wird aus der allerfeinsten und zugleich solidesten Substanz der Seele in der Gegend des Herzens ein anderes unendlich feines Bläschen gebildet, und in dieses Bläschen wird ein einst böse gewordener Geist, der da ist dem Wesen nach ein Funke der göttlichen Liebe, hineingelegt.“ (3.Hi. Seite 11,6)

 

Seele und Geist fielen einstmals beim Fall der Geister von Gott ab. Wenn der Mensch geboren wird, so ist die Seele noch nicht viel reiner als ihr Leib (2.GEJ 210,2) und der Geist, als das rein Geistige, ist in ihr noch sehr unentwickelt. (8.GEJ 132,8) Diese wieder durch die Naturseelenentwicklung aus der Materie befreiten und geläuterten Seelen und Geister sollen nun als Mensch im Erdenleben im freien Willen wieder zu Gott zurückkehren. (2.GS 66,5)

 

Bei der Ausgeburt des Leibes aus dem Mutterleibe“, sagt Jesus, „wird der ewige Lebenskeim als ein Fünklein des reinsten Gottesgeistes in das Herz der Seele gelegt… Ist der Leib einmal ausgebildet, so beginnt die Ausbildung des Geistes im Herzen der Seele. Hier muss dann die Seele alles Mögliche aufbieten, dass der Geist in ihr zu keimen beginne, und muss ihm förderlich an die Hand gehen.“ (2.GEJ 217,5)

 

Die Seele besitzt wohl einen freien Willen und eine instinktmäßige Vernunft in einem noch etwas höheren Grade als ein Tier, aber von einem Verstande und einer höheren freien Beurteilung der Dinge und ihrer Verhältnisse kann da keine Rede sein. Das bewirkt nur der Geist, der in der Seele wohnt.

 

Durch diesen Geist besitzen die Menschen dieser Erde die höchsten und gottähnlichen Fähigkeiten, zu denen eine wohlartikulierte äußere und innere Sprache, die Schreib- und Rechenkunst und das Vermögen, das geoffenbarte Wort aus dem Munde Gottes einmal vorerst im äußeren Buchstaben- oder Bildersinne und daraus dann auch im wahren geistigen und endlich auch im tiefsten himmlischen Lebenssinne zu vernehmen. (8.GEJ 57,19)

 

Durch diesen Geist kann die Seele Wahres vom Falschen und Gutes vom Bösen unterscheiden und kann frei nach allen erdenklichen Richtungen hin denken und völlig frei wollen. (8.GEJ 24,8-12)

 

Also ausgerüstet, ist dann die Seele imstande, sich selbst nach der leicht zu erkennenden göttlichen Ordnung ganz frei für das Wahre und Gute zu entscheiden und danach zu leben. (2.GEJ 210,6)

 

Die Seele aber sieht und erkennt nun“, sagt Jesus, „ganz im Fleische steckend, sonst vorderhand nichts, als was ihr durch des Leibes Sinne vorgestellt wird, und kann etwas anderes in sich selbst gar nicht erkennen, weil sie durch die Fleischmasse in sich derart verfinstert ist und sein muss, dass sie zumeist gar nicht weiß, dass sie für sich auch ohne das Fleisch da sei. Sie fühlt sich lange Zeit hindurch als mit dem Fleische ganz identisch, und es gehört viel dazu, eine Seele im Fleische so weit zu bringen, dass sie sich als etwas Selbstisches zu fühlen und zu betrachten anfängt, – was auch wieder höchst notwendig ist; denn ohne dieses könnte sie keinen Geist in sich bergen und denselben natürlich auch nie erwecken.

 

Erst wenn der Geist in der Seele zu erwachen beginnt, wird es nach und nach lichter in der Seele“, (4.GEJ 120,17-18) indem sie sich dem in ihr wohnenden Geiste nach und nach völlig ähnlich macht. (8.GEJ 24,12)

 

Wie nun der Leib und die Seele nur durch eine ihnen entsprechende Nahrung heranwuchsen, so braucht auch der Geist eine ihm entsprechende Nahrung, damit er wachsen kann. Und mit dem Heranwachsen des Geistes nimmt die Wiedergeburt des Geistes ihren Anfang.

 

Während der Leib und die Seele auf natürliche Weise, (3.Hi. Seite 12,10) ohne menschliches Zutun heranwuchsen, so muss nun die Seele, vom Geist angeleitet, sich selbst zu vergeistigen suchen, und dieses Bestreben ist gleichzeitig die Nahrung für den Geist.

 

Seine Nahrung erhält der Geist aus dem Denken der substanziellen Seele. Die Seele erhält die Fähigkeit zum Denken aus den feinsten Substanzen, die in den Organen der Seele, wie das Blut im Leibe, zirkulieren. Indem die Seele nach der Geburt von der Außenwelt durch die fünf Sinne Eindrücke aufnimmt, fängt sie mehr und mehr an zu denken. Nun kommt es auf die Qualität des Denkens an, ob der Geist eine gute oder schlechte Nahrung erhält. Wenn sich das Denken der Seele um das Gute und Göttliche dreht, verbunden mit der Tat, so wird der Geist ernährt, fängt an zu wachsen und zersprengt sein Bläschen.

 

Der menschliche Geist aber“, sagt Jesus, „soll ebenso vollkommen werden in sich und durch sich, wie der Urgeist Gottes in Sich und durch Sich vollkommen ist, ansonsten der Geist kein Geist, sondern ein gerichteter Tod ist.“ (2.GEJ 28,9)

 

Die Seele bekommt vom Geist her die Kraft, das Wahre vom Falschen und das Gute vom Bösen zu erkennen und den Willen, nach dem Erkannten zu handeln. Bewegt sich das Denken der Seele nur um äußere, weltliche Dinge, weil sie an ihnen ihr Herz hängen hat und verwirft alles Gute und Göttliche, so ist das für den Geist eine schlechte Kost, mit der er nicht wachsen kann.

 

Seht“, sagt Jesus, „alles Weltliche ist schlecht, weil es den Geist wieder zur Welt wendet, aus deren Todeskerkernacht Ich ihn der Materie entriss und gelegt habe in das Herz der Seele, damit er da wieder lebend und geläutert werde von allem sinnlich naturmäßig materiell Weltlichen, und damit er da endlich fähig würde zur Aufnahme des Lebens aus Mir. So nun ihm aber gereicht wird schlechte Kost, so wird er wieder weltlich, sinnlich und endlich materiell und dadurch tot wie vor der Geburt, – so auch die Seele mit dem Leibe, da sie dadurch selbst ganz leiblich geworden ist.“ (3.Hi Seite 12,10-11)

 

Ist die geistige Kost gut, für die sich ein Mensch entscheidet, so wird die Seele reiner und reiner. – Was ist aber nun die gute geistige Kost, die der Geist zu seinem Wachstum benötigt? – Sie ist das Wort Gottes, der Glaube, die Liebe und das feste Vertrauen auf Gott. Mit dieser Kost fängt der Geist an zu wachsen und tritt aus seinem Bläschen heraus.

 

Es wird aber niemand auf einmal wiedergeboren“, sagt Jesus, „sondern nur nach und nach; aber es fängt auch bei niemand der Akt der Wiedergeburt früher an, als bis er die göttliche Wahrheit angefangen hat zu erkennen, und niemand wird früher vollends wiedergeboren und zur vollkommenen inneren Anschauung und Anhörung des lebendigen Wortes gelangen, als bis er die Welt – was so ganz eigentlich die Sünde ist – freitätig aus sich verbannt hat.“ (Ste. 21,18)

 

 

3. Die Wiedergeburt der Seele

 

Nur ein Fünklein im Zentrum der Seele“, sagt Mathael, „ist das, was man Geist Gottes und das eigentliche Leben nennt. Dieses Fünklein muss genährt werden mit geistiger Kost, die da ist das reine Wort Gottes. Durch diese Kost wird das Fünklein größer und mächtiger in der Seele, zieht endlich selbst die Menschengestalt der Seele an, durchdringt die Seele endlich ganz und gar und umwandelt am Ende die ganze Seele in sein Wesen; dann freilich wird die Seele selbst ganz Leben, das sich als solches in aller Tiefe der Tiefen erkennt.“ (3.GEJ 42,6)

 

Zorel, der von Jesus einem Schnellwachstum seines Gottesgeistes unterzogen wurde, beschreibt dieses Wachstum und sagt:

 

Ich fange an wahrzunehmen, als finge in meinem Herzen etwas an, sich zu regen; und das, was sich regt, ist ein Licht, und das Licht hat eine Form im Herzen wie die eines Embryo im Mutterleibe. Es ist ganz rein, – ich sehe es. Es wird aber stets größer und mächtiger nun! Ah, was das doch für ein herrliches und völlig reinstes Licht ist! Das ist sicher die eigentliche Lebensflamme aus Gott im wahren Herzen des Menschen! Ja, ja, das ist es! Es wächst nun in einem fort, und ach, wie wohl tut mir das!“ (4.GEJ 52,12)

 

Ah, mein inneres Lebenslicht wird nun aber schon ungeheuer stark; es durchdringt nun schon alle meine Eingeweide! Oh, wie wohl doch tut dieses Licht meinem ganzen Wesen! Aber ich sehe es nun in der Gestalt eines vierjährigen Kindes von ungemein freundlichem Aussehen! Und sehr weise muss es sein; denn es sieht aus wie ein reinst gedachter kleiner Gott!“ (4.GEJ 53,1)

 

Zorel wird von Jesus im Jenseits durch eine herrliche Landschaft geführt, aber Jesus sagt zu ihm, dass „sei noch lange kein Himmel, sondern das sei das Paradies. In den Himmel wäre bis jetzt noch kein Sterblicher gekommen; denn dahin sei bis jetzt noch keine Brücke erbaut worden. Alle die Guten, die vom Anfange der Schöpfung an auf der Erde gelebt haben, weilen hier mit Adam, Noah, Abraham, Isaak und Jakob. Jene hohen Berge begrenzen dieses gar wundersam herrliche Land. Wer auf jene Berge käme, der würde wohl den Himmel erschauen mit den großen Scharen der Engel Gottes, aber hinein könnte niemand kommen so lange, als über die große Kluft, die keinen Boden habe, nicht eine feste Brücke für ewig dauernd erbaut sein wird.“ (4.GEJ 53,4)

 

Sie gehen nun so schnell wie der Wind und Zorel sagt: „Mein Lichtmensch in mir hat bereits die Größe eines achtjährigen Knaben, und es kommt mir vor, dass seine Gedanken wie Blitze mein ganzes Wesen durchzucken. Ich fühle wohl ihre unbegreifliche Erhabenheit und Tiefe, aber ihre Formen erfasse ich noch nicht. Es muss etwas Wundersamstes darin sein! Jeder ausfahrende Gedankenblitz aber verursacht mir ein unbeschreibbares Wonnegefühl! So eine Wonne kennt die ganze Erde nicht.“ (4.GEJ 53,5)

 

Immer herrlicher wird die Landschaft, durch die sie gehen, und sie kommen den Bergen schon sehr nahe. Eine große Zahl der herrlichsten Menschen wohnt dort. Nun haben sie den Gipfel eines hohen Berges erstiegen und Zorel sagt:

 

Ich erschaue stets klarer in die weiteste Ferne hin einen großen, übersonnenhellen Horizont. Da soll der Himmel Gottes Anfang sein, der aber dann immer fortginge, höher und höher ewig fort!

 

Aber zwischen hier und dort gähnt eine Kluft, größer denn der Raum zwischen der Erde und der Sonne! Darüber werde nun eine Brücke erbaut werden! Bei Gott mag das wohl alles ganz gut möglich sein! Aber nun ist mein innerer Lichtmensch schon so groß wie ich selbst!“ (4.GEJ 53,6-10)

 

Wir haben durch die Erzählung des Zorel gesehen, „dass in seiner Seele noch ein innerster Lichtmensch aus dem Herzen der Seele aufzukeimen angefangen hat, zu dem sich das Wesen der Seele nahe also verhält, wie zur Seele ihr materieller Leib. Nun, dieser Lichtmensch hatte zuvor in dieser seiner Seele, als seinem gegliederten Gewande, noch nie eine wie immer geartete Stärkung erhalten; er lag so im Herzen der Seele wie das Ei im Weibe ohne eine männliche Belebung, Erregung und Erweckung.“ (4.GEJ 54,8)

 

Durch die Behandlung mit Jesu und des Zinka Wort ist der Urlebenskeim nur für kurze Zeit belebt, erregt und erweckt worden, und so fing er an zu wachsen so lange, bis er seine ganze Seele, das ist sein Kleid, erfüllt hatte mit seinem rein geistigen Wesen.

 

Ist der Geist zur vollen Größe eines Menschen herangewachsen, dann ist er auch eins mit seiner Seele geworden. Von den drei Jünglingen, die in den Feuerofen geworfen wurden und nicht verbrannten, sagte Jesus:

 

Ja, was schützte denn die drei Jungen in dem Feuerofen? Die vollkommene, in Meiner Urordnung seiende Seele!“ (4.GEJ 218,7) „Sie waren schon lange vorher aller Bande mit der Welt ledig und waren eins mit ihrem göttlichen Geiste.“ (2.GEJ 226,9)

 

In solch einem Zustande“, sagt Raphael, „befanden sich die großen Propheten, (vor Jesus) und in solch einem Zustande befinden sich auch alle vollendeten Geister der Himmel, und ich selbst befinde mich auch in einem solchen Zustande.“ (8.GEJ 136,14)

 

Die Seelen konnten vor Jesu Erdenleben wohl höchst vollkommen und eins mit ihrem göttlichen Geiste werden, doch nicht völlig, wie es Jesus von Daniels Seele sagte: „Daniels vollkommene Seele war ein Herr auch über die hungrigen Löwen! Als er von den Schergen hineingeworfen ward, taten ihm die Löwen nicht nur nichts, sondern kauerten in einer sichtbaren Ehrfurcht um ihn als um ihren natürlichen Herrn und Gebieter.“ (4.GEJ 218,5) „Ihr (Daniels) jenseitiger Geist aus Gott konnte mit ihr (seiner Seele) nicht eins werden und sein, da Ich noch nicht im Fleische da war, um solch eine völlige Einigung zu ermöglichen. Diese volle Einigung aber wird auch erst dann völlig möglich sein, wenn Ich werde aufgefahren sein in Meine alte und nach dem auch ganz neue Heimat.“ (6.GEJ 101,6)

 

Wenn Seele und ihr Geist eins werden, so ist das die Wiedergeburt der Seele. (11.GEJ 50,13) Die gab es auch schon vor Jesus. (3.HG 6,4) Sie wird Wiedergeburt der Seele in ihrem Geiste genannt, weil sich dabei die Seele vollkommen in der Urordnung Gottes befindet und der Geist in die Seele übergehen konnte. Es konnte und kann auch heute jeder, auch wenn er nicht an Jesus glaubt, die Wiedergeburt der Seele erlangen. Doch die volle Wiedergeburt des Geistes konnte weder vor Jesus, noch kann sie heute ohne den Glauben an Jesus erreicht werden.

 

Wenn Ich denn jetzt von einer vollkommenen Seele rede“, sagt Jesus, „so gilt das pur von der Seele, in der Mein Geist zwar auch schon tätig, aber mit derselben noch nicht völlig eins ist.“ (4.GEJ 218,1)

 

 

4. Die Eingeburt

 

Warum konnten die Menschen in der Zeit vor Jesus und auch heute noch die Nichtchristen, keine völlige Einigung mit ihrem Gottesgeist erreichen und damit voll wiedergeboren werden? – Weil die Menschen erst seit und durch Jesus die Eingeburt des reinen Liebegeistes bekommen können.

 

Hätte Moses“, sagt Jesus, „zu seiner höchst vollendeten Seele auch des Geistes Eingeburt erreichen können, die ihm auch dann erst zuteil wird, wenn Ich aufgefahren sein werde nahe gleich einem Elias, doch ohne einen Feuerwagen, so hätte dieser größte aller Propheten dieser Erde allen Sternen neue Bahnen bestimmen können.“ (4.GEJ 262,2)

 

Allein diesen Grad der allerhöchsten Lebensvollendung hatte vor Meiner Menschwerdung wohl niemand erreichen können; und Ich bin nun darum auf diese Erde gekommen, um durch die Wiedergeburt eures Geistes in eure Seele hinein euch zu Meinen wahren Kindern zu machen.“ (4.GEJ 218,1)

 

Auch der Erzengel Raphael hatte wie Moses die vor Jesus höchst mögliche Lebensvollendung erreicht, (7.GEJ 155,15) aber die volle Wiedergeburt des Geistes konnte auch er erst nach der Eingeburt des neuen Liebegeistes (3.Hi. Seite 13,12) und erst nach der Auffahrt Jesu (6.GEJ 158,13) durch die Geistestaufe (6.GEJ 142,8) erlangen.

 

Den Geist aber“, sagte Raphael, „und noch mehr die eigenste Liebesflamme aus dem Gottesherzen, der zufolge ihr erst so eigentlich zu wahren Gotteskindern werdet, bekommet ihr Menschen dieser Erde eben jetzt erst und seid demzufolge unaussprechbar über uns hinaus bevorzugt, und wir (die Erzengel) werden euren Weg zu wandeln haben, um euch gleich zu werden.“ (3.GEJ 180,4)

 

Den neuen Liebegeist und die Liebesflamme der Feuertaufe bekamen die Menschen erst ab der Zeit, als Jesus auf der Erde war, bzw. nach Seiner Auffahrt, und die Erzengel müssen den Erdenweg gehen, um den Menschen gleich zu werden.

 

Der irdische Mensch gleicht einem Gefäß mit vielen Löchern. Die Löcher stellen die irdischen Schwächen dar. Das Lebenswasser kann sich in solch einem Gefäß nicht halten. Macht sich ein Mensch auf, durch viel Selbstverleugnung die Löcher zu verstopfen, so kann sich das Lebenswasser wohl halten, aber wenn ein Loch nicht sorgsam genug verstopft ist oder ein Pfropfen verfault, so wird sich der Mensch bald überzeugen können, dass ihm das Lebenswasser wieder durchgegangen und er wieder der alte Mensch geworden ist. (4.GEJ 220,3-4)

 

Die Seele muss zwar vorher ganz umkehren“, sagt Jesus, „bevor die Wiedergeburt des Geistes in die Seele zu erlangen ist; aber der ausgestopfte und ausgeflickte, also auf den rechten Weg gebrachte bessere Seelenzustand ist nicht haltbar, weil durch die Macht der Welt und ihre zeitlichen Vorteile eine pur ausgeflickte Seele nur zu leicht bei der nächsten, etwas stärker lockenden Gelegenheit wieder in ihre alt angewohnte Verkehrtheit verfällt.

 

Um das aber möglichst zu verhüten, habe Ich nun den neuen Weg also angebahnt, dass Mein Geist, den Ich nun als einen Funken Meiner Vaterliebe in das Herz einer jeden Seele lege und gelegt habe, durch eure Liebe zu Mir, und daraus wahrhaft und tätig zum Nächsten, genährt werde, in eurer Seele wachse und nach Erreichung der rechten Größe und Kraft sich völlig mit der gebesserten Seele vereine und eins werde mit ihr, – welcher Akt dann die Wiedergeburt des Geistes heißen soll und auch heißen wird.

 

Dieser Funke Meiner Liebe aber wird in das Herz einer Menschenseele erst dann gelegt in der Fülle, wenn ein Mensch Mein Wort vernommen und es in seinem Gemüte gläubig und mit aller Liebe zur Wahrheit angenommen hat; solange dies nicht der Fall ist, kann kein noch so seelenvollkommener Mensch zur Wiedergeburt des Geistes gelangen. Denn ohne Mein Wort, das Ich nun zu euch rede, kommt der Funke Meiner Liebe nicht in das Herz eurer Seele, und wo er nicht ist, kann er auch nicht wachsen und gedeihen in einer Seele und somit in derselben auch nicht wiedergeboren werden.“ (4.GEJ 220,7-8+10)

 

Diesen Funken Seiner Liebe hat der himmlische Vater schon durch den Propheten Hesekiel verheißen, wo es heißt: „Ich will euch ein neues Herz geben und einen neuen Geist in euch legen!“ (Hesekiel 36,26)

 

Der Glaube an Jesus und das Befolgen Seines Wortes ist nun die gute geistige Kost, die nötig ist, damit ein neues geistiges Bläschen gebildet werden und die Eingeburt des neuen Liebefunkens erfolgen kann.

 

Wird nun aber gegeben dem Geiste eine gute Kost“, sagt Jesus, „welche ist Mein geoffenbarter Wille und die Vermittlung durch die Werke der Erlösung – oder Meine Liebe im Vollbestande durch den lebendigen Glauben, so wird in dem Herzen des Geistes ein neues geistiges Bläschen gestaltet, in welchem ein reiner Funke Meiner Liebe eingeschlossen wird… Die „Einlegung dieses Lebensbläschens wird genannt die Eingeburt.“ (3.Hi. Seite 13,12)

 

Während der Geist des Menschen in ein substanzielles Bläschen eingeschlossen und in das Herz der Seele gelegt wurde, wird der Liebefunke in ein geistiges Bläschen eingeschlossen und in das Herz des Geistes gelegt.

 

Cyrenius war ein Erstling der Liebe Jesu, der diesen Funken bereits schon eingelegt bekam, als Jesus noch ein kleines Kind war. (JJ 189,17-22)

 

In die Mohren, die Jesus trotz ihrer Seelenvollkommenheit nicht als Gott erkannten, musste Jesus erst durch Sein Wort den Funken der Liebe in ihr Herz hineinlegen, damit sie Ihn erkennen konnten. (4.GEJ 225,2)

 

In der Folge aber werden auch die Kindlein“, sagt Jesus, „so sie auf Mein Wort und auf Meinen Namen gezeichnet und getauft werden, den Geistesfunken Meiner Liebe ins Herz ihrer Seele gelegt bekommen… (Wir sprachen am Anfang von der Wassertaufe, und hier sagt uns Jesus, welche Bedeutung die Wassertaufe für die volle Wiedergeburt hat. Bei Erwachsenen genügt aber auch der feste Glaube an Jesus, um den reinen Liebefunken eingelegt zu bekommen.) …aber dieser (der Geistesfunke Meiner Liebe) wird dennoch nicht wachsen bei einer verkehrten Erziehung, wohl aber bei einer Erziehung nach Meiner euch allen nun überklar gezeigten Ordnung, nach der vor allem das Gemüt, und von dem aus erst entsprechend der Verstand, gebildet werden soll. Das Gemüt aber wird gebildet durch die wahre Liebe und durch Sanftmut und Geduld.“ (4.GEJ 220,11)

 

Großen Einfluss auf das geistige Bestreben hat schon die Erziehung eines Menschen. Waren die Erzieher Weltmenschen und Atheisten oder waren sie gottesfürchtige Menschen. Aber letztlich kommt es darauf an, wie sich dann der erwachsene Mensch entscheidet, ob für das Weltliche oder für das Göttliche.

 

 

5. Das Heraustreten des Liebegeistes

 

Und wie es früher ging bei der Zeugung der Seele“, sagt Jesus, „und aus derselben der des Geistes, ebenso geht es auch mit dieser neuen Zeugung des Heiligtums. Wird es nun vollends reif, dann zerreißt diese heilige Liebe die lockeren Bande des Gefäßes und strömt dann wie das Blut des Leibes oder wie die feinsten Substanzen der Seele oder wie die Liebe des Geistes in alle Organe des Geistes über, welcher Zustand dann die Neugeburt genannt wird.“ (3.Hi. Seite 13,12)

 

Der Liebefunke ist nun aus seinem Bläschen herausgetreten und wenn die Liebe und Demut dieses Menschen weiter zunehmen würden, so würde auch der Liebegeist weiter wachsen. Aber solange noch nicht die volle Wiedergeburt des Geistes erfolgt ist, kann es jederzeit auch wieder einen Rückfall geben, wenn die Seele nicht mit Hilfe der neuerwachten reinen Liebe den fleischlichen Begierden entgegentritt.

 

In die Seele ist ein neuer Geist gelegt“, sagt Jesus. „Mit ihm eins zu werden, sollte die Seele eigentlich alles aufbieten. Aber so die Seele alles tut, um mit ihrer Materie eins zu werden – wie soll dann der Geist in der Seele ein Herr seines Hauses werden? Ich sage dir: Da wird der Geist selbst in der Materie begraben!“ (2.RB 152, 6-7)

 

 

6. Der Rückfall

 

Und siehe“, sagt Jesus, „zu gleicher Zeit aber werden auch von der Hölle schon bei der Zeugung, besonders wenn diese als sündhaft auf rein tierische Befriedigung abgesehen war, eine Menge höllischer Liebe-Bläschen in der Gegend des Wanstes und der Geschlechtsteile gelegt, welche dann auch mit Meiner Liebe fast zu gleicher Zeit ausgeboren werden – wie die Raupen im Frühjahre, wenn die Wärme der Sonne kommt, so auch diese Brut durch die aufgehende Wärme Meiner göttlichen Liebe im Geiste des Menschen.

 

Seht, daher kommen denn auch die Versuchungen, da ein jedes dieser ausgeborenen Wesen der Hölle unablässig Versuche macht, irgendwo nur immer möglich ins Leben der Seele einzugreifen. Und wenn dann der Mensch nicht kräftig mit der neugeborenen Liebe aus Gott selbstwillig den Bestien entgegentritt, so strömen sie dann verheerend in alle Organe der Seele und setzen sich da gleich saugenden Polypen fest an den Stellen, da der Geist einfließen soll in die Seele, und verhindern so der Seele die Aufnahme des Lebens aus dem Geiste und so auch durch ihn das der göttlichen Liebe. So nun der Geist sieht, dass er sich nicht erweitern kann, um eine Fülle des neuen Lebens aus Gott in sich aufzunehmen, so zieht er sich wieder zurück in sein stummes Bläschen – und so in ihm auch noch umso mehr Meine Liebe, die da ist der Gott in den Menschen.

 

Und ist das in dem Menschen vor sich gegangen, dann wird er wieder rein naturmäßig und überaus sinnlich, und auch verloren, weil er nicht weiß, dass solches in ihm vorgegangen ist, da diese Bestien ganz gemächlich wohltuend anfangs die Sinne des Menschen bestechen und ihn so nach und nach ganz gefangennehmen.“ (3.Hi. Seite 13,12-14,15)

 

Da können dann die Seele und der Geist wieder verdorben und geistig tot werden, wie vor der Geburt, (EM 41,7) wenn der Mensch nicht mit der Stärke der neugeborenen Liebe die Bestien aus den höllischen Bläschen bekämpft.

 

Haben sich bei einem Menschen die göttliche Liebe und auch sein Geist wieder in ihre Bläschen zurückgezogen, oder waren sie noch gar nie herausgetreten, so lebt solch ein Mensch bloß ein Leben, das er mit den Tieren gemein hat und das wenig über dasselbe hinausreicht. Da sieht der Mensch die Welt mit ihren Annehmlichkeiten als Hauptzweck seines Lebens an. Da ist der Geist, der sich dann passiv verhält, noch nicht von seinem Schlaf erwacht. Nur dann und wann, wenn sich der Mensch so ganz zum Tierischen hinneigt, gibt er sich aus dem Zentrum des Herzens als das Gewissen kund. Da ist es zunächst nur ein ungewisses, dunkles Ahnen, welches den Menschen bei manchen seiner Taten beschleicht, wo er dann fühlt, dass er nicht seiner Bestimmung gemäß handelt. (Be.Fe.Dr. Seite 53)

 

Leget noch beizeiten eure fleischlichen Gewohnheiten ab“, sagt Jesus, „sonst wird es euch um nichts besser ergehen als… noch manche euresgleichen auf Erden, die da wohl vom Kreuze recht gerne erhaben und würdevoll reden hören – aber nur auf ihre Schultern darf es nicht kommen. Ist das, wenn auch nur leise versuchsweise der Fall, dann fliehen sie gar bald dem Kreuze davon und sind dann nicht leichtlich wieder unter das Joch des Querholzes zu bringen.

 

Solange aber jemand das Kreuz nicht mit großer Freude aufnimmt, so lange ist auch von einer völligen Wiedergeburt des Geistes weder hier noch jenseits eine Rede.

 

Wer da schwach ist hinsichtlich der Fleischliebe – sei es Mann oder Weib – der wird so lange in dieser Schwäche versucht werden, bis er den letzten Tropfen solch unreiner Liebe aus sich verbannt hat. Und solange solches nicht erfolgt ist, kann er nicht eingehen in sein Innerstes, allda das Reich Gottes seiner harret.

 

Wer da ist ein Schwelger, der wird versucht durch gute Bissen. Solange ihm aber diese überaus gut schmecken und er stets einen starken Appetit nach ihnen hat, wird es mit ihm auf keinen Fall besser. – Er muss freiwillig sein Kreuz nehmen, welches besteht aus tüchtigem Fasten, und muss unter diesem für ihn sehr schweren Kreuze aus Liebe zu Mir eine gänzliche Abneigung gegen die guten und wohlschmeckenden Bissen bekommen, wenn es mit ihm besser werden soll.

 

Und so wird jeder in seiner Schwachheit und weltlichen Gewohnheit dereinst sein sicheres Kreuz finden, welches ihm in der geistigen Welt viel zu schaffen machen wird, wenn er es nicht auf dieser Welt mit freilich viel leichterer Mühe völlig oder wenigstens zum größten Teile siegreich über sich gebracht hat.

 

Der reiche Jüngling im Evangelium aber ist ja ein laut sprechender Beweis dafür, wie schwer die Gewinnung des Reiches Gottes ist, wenn das Herz noch mit Weltlichem belastet ist.“ (2.Hi. Seite 220,2-221,7)

 

 

7. Die Umkehr

 

Nimmt nun der Mensch seine Zuflucht zu Gott äußerlich durch Fasten, durch Beten und Lesen des Wortes Gottes, so bekommt er dadurch eine große Sehnsucht, befreit zu werden aus der großen Trübsal, in die er gefallen ist. (3.Hi. Seite 14,15)

 

Da muss sich die Seele reinigen und muss das Materielle, mit dem sie verschmutzt ist, ganz ablegen, damit der Geist das ihm in der Seele Verwandte anziehen kann, um mit ihr ein vollkommenes Ich zu werden. (4.GEJ 54,12)

 

So fange Ich dann an“, sagt Jesus, „von außen her zu wirken als ein Überwinder des Todes und aller Höllen durch die Werke der Erlösung und gebe dann dem Menschen aus Meiner Erbarmung Kreuz und Leiden nach Meiner Weisheit. Dadurch werden dann dem Menschen die Welt und ihre Freuden so bitter, dass er einen baren Ekel davor bekommt und sich zu sehnen anfängt nach der Befreiung aus dem Leben der Leiden. Und sieh, da nun dadurch diese Bestien keine Nahrung in der Seele mehr bekommen von der sündevollen Außenwelt, so werden sie dann schwach und vertrocknen beinahe ganz in den Organen der Seele und geraten dadurch ganz in einen sich unbewussten Zustand.“ (3.Hi. Seite 14,16)

 

Dann bereut der Mensch seine Sünden und bittet Gott in der gekreuzigten Liebe um Gnade und Erbarmung. Das gewahrt dann der Geist und fängt wieder an sich im Bläschen zu regen, wohin er sich zurückgezogen hatte.

 

Dann wird der Mensch im Gewissen ermahnt, die Gebote Gottes streng zu halten, damit er sich demütige und verleugne bis in den innersten Grund. Das ist dann das Reinigen der Seele mit dem Wasser der Demut und Selbstverleugnung, wie es uns Jesus am Anfang gesagt hat.

 

Und seht“, sagt Jesus, „so sind die Gesetze Mosis aus Gott der Zahl nach 10… und zeigen, dass der Mensch zuerst glauben muss, dass Ich bin, (1. Gebot) so er in die Trübsal geraten ist, dass er dann vor Mir die höchste Achtung habe, (2. Gebot) ja dass er sogar glaube, dass er schuldig ist, aus den sieben Tagen den angeratenen Sabbat zu wählen und denselben zu heiligen in der Ruhe als einen wahren Ruhetag des Herrn, (3. Gebot) damit er sich lerne verleugnen und immer tiefere und tiefere Blicke in sich zu tun, um dadurch zu erkennen seine Einwohner und sich dann an Mich zu wenden, damit Ich sie auf die oben besagte Art vernichte und austreibe aus seiner Seele Organe.“ (3.Hi. Seite 15,19)

 

Um den Sabbat zu halten, hat uns der himmlische Vater geraten, dass wir uns tagtäglich 7 Viertelstunden von der Welt und allen Tätigkeiten zurückziehen sollen. Dann sollen wir die Türen und Fenster schließen, weder beten noch etwas lesen, sondern sollen uns in die Ruhe des Geistes begeben und uns in unserem Innersten nur mit dem lieben himmlischen Vater beschäftigen. Dabei sollen wir uns vornehmen, mit der Welt ganz zu brechen, sollen uns ganz Ihm übergeben, uns ganz in Seine Liebe versenken und sollen eine große Sehnsucht nach Ihm bekommen. (3.Hi. Seite 61-62)

 

Wie das Ei“, sagt Jesus, „nur in der ruhigen, stillen Wärme die Frucht des Lebens zum Vorschein bringt, also wird auch der Mensch nur durch die stille Zurückgezogenheit und durch die Wärme seines Herzens zu Mir in sich selbst neu und wiedergeboren, in welchem Zustande es ihm auch ergeht wie einem Küchlein, das da seine eigene Gefangenschaft durchbricht, lebendig aus derselben hervorgeht und dann die Schale nimmer beachtend verlässt.“ (1.Hi. Seite 405,42)

 

Dann muss ein jeder, der sich auf den Weg zur Wiedergeburt begibt, an seiner Weisheit gedemütigt werden. Die Weisheit ist der Sohn des Vaters oder der ewigen Liebe. Und wie der Sohn gekreuzigt wurde, so muss auch ein jeder Mensch an seiner Weisheit gekreuzigt werden, der zum Vater gelangen will. Das heißt, er muss an seinem Verstand, an seiner Vernunft, an seiner Erkenntnis und an seinem Wissen eine Demütigung erleiden. Dann muss seine Weisheit wie getötet in ein neues Grab ins Herz gelegt werden, von da wieder auferstehen und sich dem Vater gänzlich hingebend in die Höhe begeben, um eins zu werden mit dem Vater. (Ste. 30,4-5)

 

Durch die Demütigung des Verstandes wird das Herz mehr und mehr erweitert und nimmt denselben in sich auf. Im Herzen aber wird der Verstand von der Liebe erwärmt, so dass sich dieser ausdehnt. Dadurch gerät die Liebe in eine Spannung, entzündet sich und entflammt zu einer beseligenden Wärme. Das Licht dieser sanften Flamme erleuchtet dann hell den Verstand, woraus dann das Herzensverständnis der Liebe und des wahren, lebendigen Glaubens kommt. (1.Hi. Seite 96,4)

 

Und hat er sich bis dahin gedemütigt tief unter Meiner Größe Macht und Stärke“, sagt Jesus, „so kommt es nun auf das Wäschebalgen an – das ist und wird verstanden durch genaue Haltung der sieben noch übrigen Gebote, (das sind die Gebote der Nächstenliebe) wodurch er sich sogar tief unter seinesgleichen erniedrigen soll, und soll gefangennehmen alle seine bösen Begierden, und solle brechen ganz und gar seinen Willen und untertan machen alle seine Begehrungen und selbst die leisesten Wünsche seines Herzens Meinem Willen; dann werde Ich kommen mit der Liebe und erwärmen die Wohnstätte seines Geistes, wie eine Henne ihre noch nicht ausgeborenen Küchlein. Und seht, dann wird der Geist, der sich früher schon hatte zu regen angefangen, durch die Wärme der göttlichen Liebe neu wieder ausgeboren und strömt wieder alsobald in alle Teile der gereinigten Seele über.“ (3.Hi. Seite15,20)

 

 

8. Die Neugeburt oder Wiedergeburt des Geistes

 

Und so nun dann die Liebe Meiner Erbarmung“, sagt Jesus, „eingedrungen ist in die Tiefe seines Herzens, allwo noch das gar außerordentliche Bläschen der göttlichen Urliebe ruht, dann springt neu das rein göttliche Bläschen wieder, in dem verschlossen war das große Heiligtum der Liebe des ewigen heiligen Vaters, angeregt von der Liebe des Sohnes, die da nun erlösend gereinigt hat die Seele – und strömt dann, sich mit dieser ganz intim vereinend, alsobald in großer Klarheit gleich einer aufgehenden großen Sonne in den ganzen Geist über und somit auch in die Seele und durch diese auch in das gänzlich abgetötete Fleisch. Sodann wird der Mensch lebendig durch und durch, und dieses totale Lebendigwerden ist dann die Auferstehung des Fleisches.“ (3.Hi. Seite 15,21)

 

Der neue Liebegeist kommt aus dem Herzen des Menschen hervor, durchströmt dann den ganzen Menschen und fasst Wurzeln in allen seinen Teilen. Dadurch wird der Mensch ein ganz neues Wesen und wird keinen Tod mehr sehen, fühlen und schmecken! (2.Hi. Seite 370,2)

 

Und so nun dann der Vater“, sagt Jesus, „das ist, die Liebe des Vaters waltend im Menschen wird, dann wird's licht im selben Menschen, da die Weisheit des Vaters nie getrennt ist von dessen Liebe, – so wird dann auch der Mensch wie voll Liebe, voll Weisheit und Macht und dadurch nun vollends wiedergeboren in aller Liebe und Weisheit.“ (3.Hi. Seite 16,23)

 

Die Geburt des Liebegeistes in den Geist des Menschen und in die Seele hinein heißt Neugeburt oder Wiedergeburt des Geistes. (1.GEJ 2,14) Und weil nun der Liebegeist die volle Vereinigung mit dem Geist und der Seele eingeht, so ist das die volle Wiedergeburt des Geistes oder die volle Gotteskindschaft. Die volle Vereinigung des Liebegeistes mit dem Menschengeist und der Seele kann aber erst durch die Geistes- oder Feuertaufe erfolgen. Erst dann ist die volle Wiedergeburt des Geistes erreicht.

 

 

9. Die Geistes- oder Feuertaufe

 

Bevor Ich aufgefahren sein werde“, sagt Jesus, „wird niemand die vollkommene Wiedergeburt des Geistes in seiner Seele zu erlangen imstande sein, – aber nach Meiner Auffahrt ein jeder, der an Mich glauben wird und leben nach Meiner Lehre.“ (6.GEJ 158,13)

 

Denn Ich Selbst muss zuvor völlig in Mir als in Gott als dem Vater von Ewigkeit sein, damit Ich euch dann Meinen Geist senden und geben kann. Wenn der kommen wird, so wird er euch erst in alle für euch jetzt noch unbegreiflichen Wahrheiten leiten, und ihr werdet dann das und noch Größeres tun, als was Ich Selbst nun tue.“ (7.GEJ 129,10)

 

Jesus musste erst auffahren und in Sein Urgottsein zurückkehren, wodurch dann durch das Werk der Erlösung die neue Gnadensonne entstanden ist. Aus dem Lichte und der Wärme dieser Gnadensonne können erst alle Menschen neu und endlich vollends wiedergeboren werden zum ewigen Leben. Durch die Strahlen der Gnadensonne wird dann das Bläschen der ewigen Liebe von neuem befruchtet, damit die alte Liebe des Vaters in den Menschen aufgeht durch die Werke des Sohnes in aller Kraft und Macht des heiligen Geistes aus Beiden. (3.Hi. Seite 19,28-29)

 

Mit der Wiedergeburt des Geistes erfolgt nicht zugleich auch die Geistes- oder Feuertaufe, welche ist die Taufe mit der Kraft aus der Höhe (Lukas 24,49) und die Taufe mit dem Geist der Wahrheit, der in alle Wahrheit leiten wird. (Joh. 16,13) Wie auch ein Kind nicht sogleich nach der Geburt getauft wird, sondern wenigstens einige Tage danach, so wurde auch den Aposteln und Jüngern gesagt, dass sie nach Jesu Auffahrt eine Zeitlang in der Stadt beisammenbleiben sollten, bis die Kraft aus der Höhe über sie kommen würde. (Ste. 30,7)

 

Diesen Zustand soll auch ein jeder Mensch beachten“, sagt Jesus, „und sich nicht eher hinauswagen, als bis er die Taufe des Geistes empfangen hat! Denn ohne diese gleicht der wiedergeborene Geist einem schwachen Kinde, das wohl in jeder Hinsicht rein wie ein Engel da ist, aber Mangel habend an der wirkenden Kraft und an der dazu erforderlichen freien Einsicht.

 

Ihr wisset es, dass die Daniederkunft der Kraft aus der Höhe über die Jünger und Apostel am zehnten Tage nach der Auffahrt erfolgt ist. Was besagt solches wohl? Solches besagt und bezeugt die vollkommene Unterjochung des mosaischen Zehngesetzes im freigewordenen Leben des Geistes. Also muss ja der Geist zuvor von allen Fesseln und Banden freigemacht werden, als bis er das Gewand der göttlichen Kraft aus der Höhe anziehen kann.

 

Wenn diese über ihn gekommen ist, so ist er dann vollkommen eine neue Kreatur aus dem Geiste der Liebe und aller Kraft aus ihr und kann dann erst wirken in der Vollkraft der göttlichen Liebe und Erbarmung. Denn durch solch eine Taufe des Heiligen Geistes aus der Höhe erst wird der Mensch von allen Banden des Todes gelöst und wird eins mit und in Christo und kann dann auch sagen: `Nun lebe nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir! Nicht mehr ich bin nun mein Ich, sondern Christus Selbst ist das Ich in mir!`“ (Ste. 30,8-10)

 

Wenn der Geist des Menschen und der neue Geist der Liebe aus Gott ausgewachsen sind, so sind sie noch nicht in die Seele übergegangen. Der Geist und der Gottesgeist gehen erst dann in die Seele über, wenn sich die Seele und der Geist von allen Banden mit der Welt freigemacht haben. (1.RB 146,1) Da muss das Fleisch gestorben sein, womit aber nicht der Tod des Leibes gemeint ist, sondern das Vergehen von allerlei weltlichen Gelüsten und Begehrnissen. Keines Menschen Geist und Seele können völlig wiedergeboren werden, solange irgendwelche weltlichen Bekümmernisse an der Seele haften. (3.Hi. Seite 233,2)

 

Mit der Wiedergeburt des Geistes und der Seele geht es gerade so, wie mit dem Aufsteigen eines schon gefüllten Gasballons. Dieser wird während des Füllens mit Seilen an in die Erde eingeschlagenen Pfählen befestigt, damit er nicht schon mit der halben Füllung aufsteigen und nur eine geringe Höhe erreichen kann. Wenn er aber vollgefüllt ist und fähig, in die höchsten Regionen aufzusteigen, dann müssen ihm alle Seile, die ihn an die Erde festhielten, gelöst werden, damit er in die freien Höhen aufsteigen kann.

 

Wenn also ein Mensch voll guter, wahrer christlicher Werke ist und ein Herz voll Liebe zu Jesus und seinem Nächsten hat, so trägt er zwar die Fähigkeit zur vollen Wiedergeburt des Geistes in sich, aber es halten ihn daneben noch die Seile mit der Welt fest. Solange aber nicht alle Seile gelöst sind, so lange kann sich auch selbst der beste Mensch ebenso wenig in die freie Höhe des Gottesreiches aufschwingen, wie ein vollgefüllter Ballon, den aber noch manche Seile an die Erde binden. (3.Hi. Seite 233,3-4)

 

Die Loslösung von der Welt ist jedem Menschen aus weisen Gründen selbst überlassen. Da muss sich der Mensch bemühen, ohne Bedenken Verzicht leisten zu können auf das, was die Welt ihm bietet, um selbst von den kleinsten Bindungen an die Welt los zu kommen. (3.Hi. Seite 234,7) Er muss all seinen liebgewordenen Gewohnheiten auf einmal den barsten Abschied geben und sich sodann in allem sogleich an Jesus wenden können. (1.Hi Seite 194,34)

 

Jesus gibt uns einige Beispiele und sagt:

 

Zuzeiten lässt du erheitern dein Herz durch den leeren Anblick einer schlanken Stadtdirne. Allein Ich sage dir: Das alles taugt nicht in Meinem Vaterhause; denn an allem dem klebt irdisches Interesse der Welt… Darum lasse ab von dem, und du wirst Mir um viele Stufen näher kommen.

 

Also hast du auch eine Lust daran, aus den Zeitungen zu erfahren, was da alles in der Welt geschieht, und machest dabei nicht selten einen Parteigänger, wünschest deiner Partei den Sieg und der dir widrigen die Niederlage. Ich aber sage dir, dass da auch solches nicht gut ist; denn wird deine Partei geschlagen, so wirst du voll Ärgers und Ingrimms. Und siehe, das ist nicht ersprießlich für ein Herz, in dem Meine Liebe wohnen soll; denn diese muss Freunde und Feinde mit gleicher Glut umfangen – gleichwie die Sonne ihre Wärme und ihr Licht über alles ausströmt, ob es gut oder böse ist.“ (3.Hi Seite 213,1-2)

 

Ihr könnt Visiten machen, mit der Welt verkehren, euch belustigen mit weltlichen Dingen, allerlei Zeug plaudern, euren Leib zierlich bekleiden. Und so irgendein Freund oder eine Freundin euch besucht, da könnet ihr mehr Freude haben, als je irgend in der kurz dauernden Erinnerung an Mich!“ (2.Hi Seite 266,7)

 

Du kannst in Meinem Namen dich jedermann zwar nahen, aber Mein Reich wirst du nirgends finden als allein bei Mir durch Glaube und Liebe und gänzliche Selbstverleugnung – und höre, das erst dann, so du in deinem Herzen, ganz losgetrennt von der Welt, getreuest wirst sagen können: ‚Herr, hier bin ich! Die Welt ist mir zum Ekel geworden. Du aber bist mir alles, alles, alles! Ich will nun nichts mehr als Dich allein!‘ Siehe, dann erst kann Ich kommen!“ (1.Hi Seite 413,4-5)

 

Wenn das vollzogen ist, dann wird der neue Liebegeist aus Gott von den Strahlen der Gnadensonne voll durchstrahlt und bekommt Zugang zur göttlichen Kraft und Wahrheit. Diese volle Durchstrahlung mit den Strahlen der Gnadensonne ist die Taufe aus den Himmeln.

 

Jesus sagt:

 

Die Taufe aus den Himmeln ist der volle Übergang des Geistes und der Seele samt allen ihren Begierden in den lebendigen Geist der Liebe zu Gott und der Liebe in Gott Selbst.

 

Ist solcher Übergang einmal aus des Menschen freiestem Willen geschehen und befindet sich nun alle Liebe des Menschen in Gott, so befindet sich durch solche heilige Liebe auch der ganze Mensch in Gott und wird allda zu einem neuen Wesen ausgezeitigt, gekräftet und gestärkt und also nach Erlangung der gerechten Vollreife von Gott wiedergeboren; nach solcher zweiten Geburt, der weder des Fleisches Begierde noch des Mannes Zeugungswille vorangeht, ist dann der Mensch erst ein wahres Gotteskind, das er geworden ist durch die Gnade, die da ist eine freie Macht der Gottesliebe im Herzen des Menschen.“ (1.GEJ 2,14-15)

 

Wenn Ich Selbst aber jüngst wieder diese Erde persönlich werde verlassen haben, dann werde Ich den Heiligen Geist aller Wahrheit über alle Meine getreuen Jünger und Brüder ausgießen. Dieser wird sie dann in alle Wahrheit, Weisheit, Macht und Kraft lenken, leiten, führen und erheben und wird eure Seelen mit dem jenseitigen Geiste der Liebe aus Gott einen und also die Wiedergeburt des Geistes in euch zustande bringen.“ (6.GEJ 142,8) „und es wird dann auch alles helle werden in euch, was nun dunkel und finster ist. “ (8.GEJ 17,1)

 

 

10. Die vier Hauptzustände des Menschen

 

Vom äußersten Glauben bis zur innersten Wiedergeburt durchläuft der Mensch vier Hauptzustände: Herbst, Winter, Frühling und Sommer oder Abend, Nacht, Morgen und Tag. Am Abende beginnt der Mensch mit einem äußeren Glauben, wird durch die Nacht hindurch in der Welt versucht, bis dann die Morgendämmerung eines tieferen Verständnisses des Wortes Gottes anbricht und dann stets zunimmt, bis zum Aufgange des ewigen Lebenstages der Taten nach dem Wort Gottes! (3.Hi. Seite 151,21)

 

Wie der neue Tag aus der Nacht“, sagt Jesus, „durch die Lichtkraft der Sonne neu geboren wird, so auch der Mensch durch die Kraft des Wortes Gottes und aus dem dann durch die stets steigende Liebe zu Gott und zum Nächsten; denn darin besteht die geistige Wiedergeburt im Menschen, dass er Gott stets mehr und mehr erkennt und sonach auch stets mehr und mehr liebt.

 

Hat er es dann in seinem Herzen zu einer wahren Glut gebracht, so wird es heller und heller in ihm, die Glut wird zur hellsten Lichtflamme, und Gottes Geist geht gleich der Morgensonne auf, und im Menschen ist es vollkommen Tag geworden. Aber es ist das kein Tag wie ein Tag dieser Erde, der mit dem Abend wieder sein Ende hat, sondern das ist dann ein ewiger Lebenstag und die volle Neu- oder Wiedergeburt des Geistes Gottes in der Menschenseele.

 

Wahrlich sage Ich euch: Bei wem solch ein Tag in seiner Seele anbrechen wird, der wird keinen Tod mehr sehen, fühlen und schmecken in Ewigkeit.“ (7.GEJ 1,4-6)

 

Mit der vollen Liebe aber nähert sich der ganze Mensch Gott stets mehr und mehr, wird vertraulich mit Ihm und sehnt sich nach Ihm und wird somit stets erfüllter mit dem Geiste Gottes; denn die stets zunehmende und zutraulicher werdende Liebe zu Gott ist ja eben der wahre und lebendige Geist Gottes im Menschen und der Geist des ewigen Lebens in der Seele.“ (9.GEJ 129,3)

 

Wer also die Liebe zu Mir erweckt, der erweckt seinen von Mir ihm gegebenen Geist, und da dieser Geist Ich Selbst bin und sein muss, weil es außer Mir ewig keinen andern Lebensgeist gibt, so erweckt er dadurch eben Mich Selbst in sich und ist dadurch ins ewige Leben vollauf eingeboren und kann dann hinfort ewig nimmer sterben und ewig nimmer vernichtet werden – auch durch Meine Allmacht nicht, weil er mit Mir eins ist.“ (2.GEJ 41,5)

 

 

11. Wie zeichnet sich ein Wiedergeborener aus?

 

Wir dürfen uns unter einem wiedergeborenen Menschen nicht einen permanenten Wundertäter in allen möglichen Dingen vorstellen, sondern all das wird ihm nur hinzugegeben, wenn er irgendetwas benötigt. (EM 70,4;9)

 

Wer Weisheit benötigt“, sagt Jesus, „dem wird sie gegeben, wann und wo immer er derselben bedarf. Benötigt jemand irgend gewisser äußerer Hilfsmittel zur Fristung seines irdischen Lebens, so werden sie ihm in gerechter Zeit und im gerechten Maße zugewiesen werden. Benötigt jemand bei einer besonderen Gelegenheit einer besonderen Kraft, so soll sie ihm zuteil werden, wann er ihrer am meisten benötigt. Bedarf jemand eines Rates oder eines Trostes, – sie sollen ihm zuteil werden, wann immer er ihrer bedarf.

 

Würde jemand bei einer besonderen Gelegenheit einer fremden Zunge bedürfen, – auch damit solle ihm gedient sein; und will er Kranken helfen, so braucht er nichts als Meinen Namen und seine Hände.

 

Diese Vorteile aber – das versteht sich von selbst – kann kein Mensch, solange er im Fleische wandelt, und wenn er schon hundertmal wiedergeboren wäre, vollkommen eigenmächtig in seiner Hand haben, sondern nur dann, wenn er des einen oder des andern wirklich im Ernste benötigt.

 

Das wird wohl jedermann einsehen, dass Ich niemanden gewisserart zum Spaßmachen Meine Gnade erteilen werde; denn der Wiedergeborene, und wenn er das Reich schon zehnmal gefunden hätte, muss so gut wie jeder andere zu Mir kommen, wenn er irgendetwas haben will, so wie auch Ich Selbst, als Ich im Fleische auf der Erde wandelte, nicht tun konnte und durfte, was Ich wollte, sondern was Der wollte, der Mich gesandt hat.“ (EM 70,5-8)

 

Wer die Gabe der Weissagung hat, hat sie nur dann, wenn er sie braucht, und wenn er allezeit Mich zuvor darum bittet; denn niemand kann weissagen – denn Ich allein.

 

Wenn Ich dann die Worte dem Wiedergeborenen ins Herz und auf die Zunge lege, so wird er weissagen; sonst aber wird er reden wie jeder andere Mensch. Desgleichen verhält es sich auch mit den übrigen Gaben, wie schon früher bemerkt.“ (EM 70,16-17)

 

Der Wiedergeborene weiß es, dass man mit den Gaben des hl. Geistes keinen Taschenspieler machen darf; daher wendet er dieselben nur dann an – und gewöhnlich im geheimen nur –, wenn sie vonnöten sind.

 

Wer aber die Wiedergeburt erreichen möchte wegen wie immer gearteter kenntlicher Wundereigenschaften, der darf versichert sein, dass ihm diesseits solche Gnade nicht zuteilwird.“ (EM 70,23-24)

 

Ein jeder Wiedergeborene kann zwar auch Wunder wirken, aber nicht… ohne die Erkenntnis Meines Namens und Meines Willens, sondern mit der vollen Erkenntnis Meines Namens und Meines Willens und Meiner unwandelbaren Ordnung. Denn würde jemand etwas anderes wollen, so würde das nicht geschehen können, weil ihm dazu Mein Geist in ihm keine Kraft leihen würde; denn da würde nur die Seele für sich wollen, weil der Geist wider Meinen Willen nie etwas wollen könnte!“ (4.GEJ 225,7)

 

Doch will Ich aus euch nicht Wundertäter, sondern wahre Wohltäter der Menschen machen!“ (4.GEJ 225,4)

 

Liebe zu Mir, große Herzensgüte, Liebe zu allen Menschen, das ist in einem Bündel beisammen das richtige Zeichen der Wiedergeburt; wo aber dieses fehlt, und wo die Demut noch nicht für jeden Stoß stark genug ist, da nützen weder Heiligenschein, noch Kutte, noch Geistervisionen etwas, und alle dergleichen Menschen sind dem Reiche Gottes oft ferner als manche andere mit einem sehr weltlich aussehenden Gesichte; denn, wie gesagt, das Reich Gottes kommt nie mit äußerem Schaugepränge, sondern lediglich inwendig, in aller Stille und Unbeachtetheit, in des Menschen Herz.“ (EM 70,25)

 

 

12. Wie weit bin ich in der

geistigen Wiedergeburt gekommen?

 

Hat jemand die Wiedergeburt im Geiste erreicht, so ist das nicht durch sein Verdienst geschehen, sondern nur durch Jesu Liebe, Gnade und Erbarmung. (4.GEJ 225,3)

 

Aber bin ich denn schon wiedergeboren? wird sich mancher fragen. Viele ernsthafte Christen sagen von sich, sie seien wiedergeboren, denn sie hätten neben der Wassertaufe auch die Geistestaufe erhalten. Diese Christen wissen gar nicht, was alles dazu gehört, geistgetauft und voll wiedergeboren zu sein. Sie mögen wohl wiedergeboren sein allein im Glauben, aber nicht auch in der Liebe und Demut, welche allein die echte, volle Wiedergeburt im Geiste ist.

 

Wer da sich selbst erproben will“, sagt Jesus, „ob er in der Demut ganz vollendet ist, der frage sein Herz, ob er noch durch irgendetwas beleidigt werden kann, und ob er seinen größten Beleidigern und Verfolgern leicht aus vollem Herzen vergeben kann und Gutes tun denen, die ihm Arges zugefügt haben, ob er gar keine Sehnsucht nach irgendeiner Weltherrlichkeit dann und wann fühlt, ob es ihm angenehm ist, als der Geringste unter den Geringen sogar sich zu fühlen, um jedermann in allem dienen zu können! Wer das alles ohne Trauer und Wehmut vermag, der ist schon hier ein Einwohner der höchsten Himmel Gottes und wird es bleiben in Ewigkeit; denn durch solch eine gerechte Demut wird nicht nur die Seele völlig eins mit ihrem Geiste, sondern auch zum größten Teile der Leib.“ (4.GEJ 83,8)

 

Alles aber wird davon abhängen, dass die Seele sich durch die Demut über die Befreiung ihres Geistes hergemacht hat. Hat sie diesen frei gemacht, dann wird auch sie frei von allem durch ihn; hat sie aber das nicht, so wird sie selbst gefangen bleiben so lange, bis der Geist seine siebenfache Umhüllung verloren hat und darnach eins geworden ist mit der Seele.“ (EM 51,16)

 

Wer also in der Demut ganz vollendet ist, der ist es auch in der Liebe und hat die volle Wiedergeburt im Geiste erreicht.

 

Jesus sagt: „Ich als die höchste Vollkommenheit wirke nur im Vollkommenen (Menschen) vollkommen, im Unvollkommenen aber wie die Sonne im Winter!“ (3.Hi. Seite 279,23)

 

Ob ihr aber als im Geiste vollends Wiedergeborene eines Wunders, als unschädlich für euern Geist, fähig seid, – Ich meine, darüber kann euch schon eure noch sehr schwache und in manchem Stücke sinnliche Natur treulichst belehren.“ (3.Hi. Seite 279,25)

 

Daher: „Forschet in euren Seelen, wo noch irgendetwas Unreines steckt, und werfet es von euch! Solange ihr noch Missmut, Ärger, Unzufriedenheit und unreine Gedanken in euch entdecket, so lange regt sich auch noch der Zweifel und lässt den lebendigen Glauben nicht erstarken. Dem Geiste sind jedoch alle diese Untugenden fremd, daher kann er die Seele nicht durchdringen, die freiwillig sich alles dessen entäußern muss!“ (11.GEJ 51,4-5)

 

Wenn wir uns prüfen, so entdecken wir vielleicht, dass wir die eine oder andere Untugend noch in uns haben. Wer mürrisch, besorgt oder reizbar ist, sich leicht über andere Menschen aufregt oder sich durch andere schnell aus der Fassung bringen lässt, wer sich ärgert, weil er nicht bekommt, was ihm angeblich zusteht, oder wer das Gefühl hat, das Leben sei einfach ungerecht, der muss seine Seele durch Überwindung dieser Untugenden läutern, wenn er der geistigen Wiedergeburt näher kommen will.

 

Es muss aber jeder Mensch gewisse Schwächen in sich tragen“, sagt Jesus, „die da die gewöhnlichen Fesseln des Geistes sind, durch die er wie in einer festen Hülse eingeschlossen ist.

 

Die Fesseln können aber erst dann zersprengt werden, wenn die mit dem Fleische vermengte Seele sich durch die gerechte Selbstverleugnung also gestärkt hat, dass sie fest genug ist, den freien Geist zu fassen und zu halten.“ (JJ 299,8-9)

 

Doch wird so mancher merken, dass die Selbstverleugnung nicht so leicht und schnell vollbracht ist und er noch viel Geduld braucht. Aber der himmlische Vater ruft uns zu: „Seid vollkommen in allen Dingen und mächtig in der lebendigen Liebe, so werde auch Ich beständig mit Meiner segnenden Hand unter euch sein und werde euch ziehen, lehren und zurichten in allen Vollkommenheiten! Amen.“ (2.HG 7,12)

 

(Mit Genehmigung des Verfassers 1/2021)

 

Quellenverzeichnis

GEJ   Das große Evangelium Johannes, Jakob Lorber,

10 Bände, 1981

11.GEJ     Das große Evangelium Johannes, Leopold Engel, 1987

HG     Die Haushaltung Gottes, Jakob Lorber, 3 Bände, 1981

GS     Die geistige Sonne, Jakob Lorber, 2 Bände, 1955

RB     Von der Hölle bis zum Himmel, (Robert Blum)

Jakob Lorber, 2 Bände, 1963

EM     Erde und Mond, Jakob Lorber, 1953

JJ       Die Jugend Jesu, Jakob Lorber, 1996

DTT    Die drei Tage im Tempel, Jakob Lorber, 1995

Hi.      Himmelsgaben, Jakob Lorber, 3 Bände, 1935, 1936, 1993

Be.Fe.Dr.   Unser Betrachtungsbuch, Der Fest-Garten,

Zur Dreieinigkeit, 1899

Ste.    Schrifttexterklärungen, Jakob Lorber, 1985

Lorber Verlag, D-74321 Bietigheim, Hindenburgstr. 5