„Die Erlösung besteht erstens in Meiner Lehre, und zweitens in dieser Meiner Menschwerdung, durch welche die so überwiegende Macht der alten Hölle gänzlich gebrochen und besiegt ist.

Ohne die zweite Schöpfung, die Ich schon von Ewigkeit her vorgesehen habe, hätte nie ein Mensch dieser oder auch einer andern Erde vollkommen selig werden können; denn vor dieser Meiner Darniederkunft war Ich ewighin ein unschaubarer Gott, wie es auch im Moses heißt, dass niemand Gott sehen kann und leben. Von nun an aber bin Ich für jedermann ein schaubarer Gott, und jeder, der Mich sieht, lebt und wird ewig leben.“ (6.GEJ 239,4-5)

 

 

Der Sohn Gottes

und das Geheimnis der Erlösung

 

Gerd Kujoth

 

 

1. Die Grundfragen des Christentums

2. Das Gottheitszentrum

3. Das Urgrundwesen Gottes

4. Der Anfang unseres Seins

5. Der Fall Luzifers und der Geister

6. Die Rückführung der Gefallenen durch die Liebe

7. Die Trennung der ewigen Liebe von der Gottheit

8. Der Rückführungsplan

9. Adam sollte den Weg bahnen

10. Der Fall Adams

11. Die Zornflammen der ergrimmten Gottheit

12. Die Worte der erbarmenden Liebe

13. Die Erwiderung der Gottheit

14. Sind Vater und Sohn zwei Personen?

15. Warum wollte die Gottheit die Schöpfung zerstören?

16. Die große und die unendliche Kluft

zwischen Gott und den Geschaffenen

17. Die gefallene Schöpfung wurde

zur Bildung der Gotteskinder ausersehen

18. Mussten die urgeschaffenen Geister und Adam fallen?

19. Die freie Entscheidung der urgeschaffenen Geister

20. Die freie Entscheidung Adams

21. Die bessere Ordnung

22. Die Nachteile für die Gefallenen und die Vorteile für Gott

23. Der zweite Grund zur Zerstörung der Schöpfung

24. Die letzte Möglichkeit zur Rettung der gefallenen Schöpfung

25. Die freie Selbständigkeit der gerichteten Schöpfung

26. Die mit aller Schuld überladene Liebe

und die ihr von der Heiligkeit Gottes gemachten Vorwürfe

27. Die große Entscheidung

28. Das große Geheimnis des Kreuzleidens

29. Das ist das Werk der Erlösung

30. Der ewigen Liebe das Kreuz tragen helfen

 

 

1. Die Grundfragen des Christentums

 

Die ganze sichtbare Schöpfung drückt zu Tode ein alter zweifach harter Fall. Auf alle hat sich der Tod vererbt, einmal durch den Fall der Geister und das andere Mal durch den Fall Adams. (2.HG 25,86) Jesus hat durch Seinen Tod am Kreuz die Schuld auf Sich genommen und nicht nur die ganze Menschheit, sondern die ganze Schöpfung vom Tode erlöst. Doch da stellen sich für uns Menschen wichtige Fragen und die lauten: Was ist die Erlösung? - Warum war die Erlösung neben den zehn Geboten Mosis nötig, da zur geistigen Wiedergeburt nichts als die Haltung der Gebote aus reiner Liebe zu Gott benötigt wird? - Warum musste denn der Allmächtige von Seinen Geschöpfen so zugerichtet werden und musste wie ein Verbrecher den Kreuzestod erleiden, um ihnen die Seligkeit und das ewige Leben geben zu können? Genügten denn Seine reinste Lehre und Sein rein nur Gott mögliches Wundertun nicht? (5.GEJ 247,2) - Inwieweit ist die Erlösung für uns Menschen da und wie können wir Teil an ihr nehmen? (3.Hi. Seite 9,2)

 

 

2. Das Gottheitszentrum

 

Um diese Fragen beantworten zu können, müssen wir zurückgehen bis zu der Zeit, als Gott noch keine Wesen aus Sich hinausgestellt hatte, denn zuerst waren sie nur in Seinen Gedanken geschaffen. Da war der Raum noch wesenleer (1.GEJ 5,23) und nur die Kraft, die der Geist Gottes oder der Geist Seines Willens war, erfüllte von Ewigkeit her die Unendlichkeit. Dieser endlose Raum aber hatte einen Mittelpunkt, der ebenfalls von Ewigkeit her war. Dieser Mittelpunkt ist das wesenhaft (oder als Wesen) gestaltete Gottheitszentrum, in dem alle Macht und Kraft dieses unendlichen Geistes vereinigt ist zu einem Wirken. Dieses Machtzentrum des unendlichen Gottesgeistwesens ist die Liebe oder das Leben in der Gottheit. (2.HG 139,20)

 

Die Gottheit aber gefiel Sich in Ihrer Liebe und drängte Sich zu Ihr. Alle Mächte und alle Kräfte stürmten auf die Liebe los, so dass es Ihr immer heißer und heißer ward. Da entstand ein großes Rauschen, Brausen und Toben und die Liebe ward geängstigt und gedrückt von allen Seiten, so dass Sie bis ins Innerste erbebte! Und das Rauschen ward zum Tone, der Ton aber ward in der Liebe zum Worte, und das Wort sprach: „Es werde Licht!“ Da entzündete Sich die Liebe und es ward Licht in allen Räumen der Unendlichkeit. Das Wort oder Licht war aber nicht erst in der Folge des Urgottseins entstanden, sondern war mit Gott der ewigen Liebe Selbst Gott und damit ewig. (1.GEJ 1,9) Und Gott sah in Sich die große Herrlichkeit Seiner Liebe, sah die unendliche Zahl der Gedanken in Ihr, von denen jeder ein Wesen war, stärkte die Liebe mit Seiner Kraft und verband Sich so auf ewig mit Ihr. (1.HG 5,2-4)

 

Wir werden dann noch hören, wie diese Verbindung durch den Fall der Geister und durch den Fall Adams wieder eine Trennung erfuhr, bis sie durch den Tod Jesu auf Golgatha für ewig unverbrüchlich wurde und die ewige Liebe Sich die Gottheit untertan machte, die Ihr alle Macht, Kraft und Gewalt übergab.

 

 

3. Das Urgrundwesen Gottes

 

Die ewige Liebe ist das Grundwesen Gottes (1.GS 74,17) und wird der Vater genannt. Aus der Flamme der entzündeten Liebe, d.h. aus dem Vater, ging das Wort oder Licht, das aber ewig schon in der ewigen Liebe war, hervor und durchdrang die Unendlichkeit. (1.GEJ 1,9) Dieses Licht ist die Weisheit und wird der Sohn genannt. Die göttliche Weisheit oder das Licht ist aber gleichzeitig auch das Urgrundsein der ewigen Liebe. (1.GEJ 6,3) Die ewige Liebe und die ewige Weisheit sind das Urgrundsein Gottes. (7.GEJ 198,14-15) Die Wärme oder die Liebe ist sonach Gott und das Licht oder die Weisheit ist ebenfalls Gott, denn beide sind ungeschaffen und ewig und erzeugen sich gegenseitig selbst. (3.Hi. Seite 77,9) Die Liebe und die Weisheit sind aber nun nicht zwei Götter oder Personen nebeneinander, sondern Persönlichkeiten ineinander, wie beim Menschen Geist und Seele zwei Persönlichkeiten sind, die ineinander stecken. Deswegen sagte Jesus: „Der Vater (oder die ewige Liebe) ist in Mir.“ (Joh. 14,10-11) Die Liebe und die Weisheit sind die zwei Grundeigenschaften des einen Gotteszentrums und sind nur zusammen eine Person, wie Geist und Seele nur zusammen eine vollständige Person sind.

 

Wir haben in der Neuoffenbarung noch eine andere Betrachtungsweise von Vater und Sohn, denn die urewige heilige Kraft Gottes, welche den unendlichen Raum durchdringt, wurde nicht nur ewig aus der Liebe geboren, sondern die Liebe wurde auch ewig aus der heiligen Kraft geboren. (3.Hi. Seite 77,9) Aus dieser Sichtweise ist dann die urewige heilige Kraft der Vater und die ewige Liebe ihr Sohn. Zumeist wird in der Neuoffenbarung von der ewigen Liebe als Gottheit und Vater und von der Weisheit als Sohn gesprochen. Wir aber wollen uns nun mit der weniger bekannten Betrachtungsweise beschäftigen, in der die Kraft und Macht von Gottes unendlichem Wesen Gottheit und Vater und die ewige Liebe der Sohn ist.

 

 

4. Der Anfang unseres Seins

 

Der Schöpfungsgedanke ist wie Gott Selbst ewig. Seit Ewigkeiten erschuf Er in endlos vielen Schöpfungsperioden zunächst nur in Seinen Gedanken zahllos viele Wesen. Diese Schöpfung war noch nicht in den endlosen Raum hinausgestellt, sondern die zahllosen Gedanken befanden sich noch in der ewigen Liebe. Nachdem es im unendlichen Raum Licht ward und die Gottheit die unendliche Zahl der Gedanken in der Liebe gesehen hatte, gingen die Gedanken der Liebe, die selbst Liebe waren, in die Gottheit über. (1.HG 5,2-5)

 

Da sprach die Liebe in der Gottheit: „Lasset Uns die Gedanken der Herrlichkeit festhalten und heraustreten, dass sie frei werden und Uns empfinden und sehen, wie Wir sie empfinden und sehen und Wir sie empfanden und sahen, ehe noch das Licht ihre Formen erleuchtete!“

 

Dieses Wort ging in die Gottheit über, wodurch sie überall Liebe ward.

 

Da sprach die Gottheit zum ersten Male: ‘Es werde!’ Und es ward ein Heer der Geister aus Gott frei, deren Zahl kein Ende hat, und die Liebe sah Sich Selbst verunendlichfältigt.“ (1.HG 5,6-7) „Da wurden (zuerst) gebildet drei, und aus ihnen gingen hervor sieben! Und die drei waren gleich der Liebe, dem Lichte und der Gottheit; und die sieben waren gleich den sieben Geistern Gottes.“ (1.HG 5,12)

 

Das war der Anfang unseres Seins als Geist vor undenklich langen Zeiten und der Beginn der jetzigen Schöpfungsperiode.

 

Unendliche Zeiten vergingen, bis die Schöpfung in den Gedanken der Liebe soweit vollendet war, dass die ersten Geschöpfe in großer Zahl hinausgestellt werden konnten. Das war die Mitte der Schöpfungsperioden, wie sie schon seit Ewigkeiten vergangen waren und wie sie noch in Ewigkeiten kommen werden. In dieser Schöpfungsperiode stellte Gott erstmals Geschöpfe aus Sich hinaus, (1.GEJ 5,23) wurde Selbst Mensch und erzog Sich aus ihnen selbständige Gotteskinder. Mit Seinen Kindern wird Gott dann in alle Ewigkeiten weitere Schöpfungen aus Sich hinausstellen.

 

 

5. Der Fall Luzifers und der Geister

 

Nachdem die Geister ihre Willensfreiheit erhielten, entzündete sich der Oberste der drei erstgeschaffenen Geister, der dem Lichte der Gottheit entsprach, (Satana oder Luzifer der Lichtträger) in seiner Begierde, um sich der Gottheit vollends zu bemächtigen. Durch ihn entzündete sich ein großer Teil der Geister mit, die durch ihn geschaffen wurden. Die Folge war, dass sich neben Gott eine der Ordnung entgegengesetzte Kraft bildete, die Seinem freien Wirken Störungen entgegensetzte. Doch Gott müßte Selbst unvollkommen sein, um neben Sich eine Unvollkommenheit zu dulden. (EM 27,13)

 

Da erbrannte die Gottheit in Ihrem Grimme und schleuderte, durch die zwei niederen Geister der drei, die böse Rotte in die Tiefe der Tiefe Ihres Zornes. (1.HG 5,14) Oder anders gesagt: Die Geister verloren nach langen Zeiten des Falles durch ihr widergöttliches Handeln schließlich ihr Seelenbewusstsein, ihre Seelen lösten sich auf und verdichteten sich zu Materie. Die Materie aber ist der Tod, der reine Geist ist das Leben.

 

Zwischen Materie und Geist besteht eine große Kluft, die nur schwer überbrückbar ist. Diese Kluft verdeutlicht die Unvereinbarkeit zwischen Gottes ewiger Ordnung und der Widerordnung. (2.RB 227,2) Materie und Geist stehen sich so schroff gegenüber, wie die entgegengesetzten Pole eines Magneten. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Materie nie mehr geistig werden kann, aber die Geister, die einmal zu Materie geworden sind, können sich selbst unmöglich wieder davon befreien. Deshalb musste den Gefallenen geholfen werden.

 

Zwar konnten sie bis zum Rand der großen Kluft geführt werden, aber da sich Materie und Geist nicht berühren können, musste über die Kluft eine Brücke gebaut werden. Es musste ihnen ein Weg gebahnt werden, den sie dann selbst gehen konnten und der sie aus der Materie wieder zum Geist zurückführen würde.

 

 

6. Die Rückführung der Gefallenen durch die Liebe

 

Da ereignete sich in Gott folgendes: „Und es dauerte die Liebe der Verlorenen; aber die Gottheit (Gott ist in Seiner Dreieinheit Liebe, Weisheit und Wille oder Feuer, Licht und Kraft oder Vater, Sohn und Heiliger Geist. Hier sehen wir einen Gegensatz zwischen der Liebe und der Gottheit in ihrer Heiligkeit und dann auch zwischen Liebe und Weisheit in ihrer Gerechtigkeit.) erbebte in Ihrem Grimme, und es ward gehört in allen Räumen der Unendlichkeit Gottes ein großer Donner. Und der Donner drang bis zum Innersten der ewigen Liebe, und die Liebe allein verstand den Donner der Gottheit, und der Donner ward in Ihr zum Worte und sprach: ‘Alle Macht sei Dir untertan; tue nach Deinem Gefallen und sprich ‘Es werde!’, und es wird sein! Und siehe, die Liebe wurde gerührt bis ins Innerste, und es floss die erste Träne aus dem Auge der ewigen Liebe, und diese Träne floss aus dem Herzen der Gottheit und hieß und heißt und wird ewig heißen die Erbarmung.“ (1.HG 5,21-22)

 

Der Entschluss war gefasst; Gott erbarmte Sich der Gefallenen und die ewige Liebe sollte die vom Schöpfer getrennten Geister zurückführen. Dazu wurde Ihr von der Gottheit freies Handeln und alle Macht eingeräumt. Um zu dieser Entscheidung zu kommen, hatte Sich Gott die grundlegende Frage stellen und auch beantworten müssen:

 

Was sollte mit der getrennten Unzahl (an Geistern) werden? Sollte sie für ewig zugrunde gehen oder sollte sie, nur Mir allein möglicher Weise, zurückgeführt werden? - Siehe, das war selbst für Mich, den Allmächtigen und allerhöchst endlos weisen Schöpfer, keine so geringe Frage! Denn lasse Ich sie zugrunde gehen, so ist auch in Mir der Tod zu Hause. Führe Ich sie aber zurück, dann ist die unantastbare Heiligkeit Meiner urewigsten Ordnung gefährdet. - Was war und ist sonach hier zu tun? - Siehe, die Löse dieser großen Fragen liegt jetzt noch vor deinen Augen, und gar viele Ewigkeiten werden damit nicht fertig werden! Worin aber bestand diese, besteht sie jetzt noch und wird sie ewig bestehen? - Die Liebe, als das alleinige Leben in Gott, musste sich gewisserart trennen, die getrennte (die vom Schöpfer abgefallene) Unzahl der Geister ergreifen, sie binden mit ihrer Macht und aus ihnen gestalten zahllose Weltenmassen (Weltkörper) aller endlosen Arten nach der Beschaffenheit der Geister, die darin eingefangen wurden.“ (2.Hi. Seite 135,4-7)

 

 

7. Die Trennung der ewigen Liebe von der Gottheit

 

Gott konnte die Gefallenen und im Gericht und Tode sich befindenden Geister nicht ewig im Tode belassen, denn dann wäre auch in Gott für ewig der Tod vorhanden gewesen. Er konnte den gerichteten Geistern aber auch nicht einfach die Freiheit wiedergeben, ohne dass sie im freien Willen zur Ordnung Gottes zurückgekehrt wären, denn dann wäre Seine seit Ewigkeit geltende Ordnung umgestoßen worden. Gott musste deshalb einen Weg finden, der die gefallenen Geister wieder zur Ordnung Gottes zurückführte, ohne dass Seine Heiligkeit verletzt würde. Dazu musste Sich die ewige Liebe von der Gottheit trennen, denn die Gottheit in Ihrer Heiligkeit konnte und durfte Sich nicht mit dem befassen, was unrein geworden war. Die Liebe aber scheut Sich nicht, Sich auch der Verworfenen anzunehmen. (2.RB 157,5)

 

Auch musste Sich die ewige Liebe von der Weisheit trennen, denn auch die Weisheit Gottes in Ihrer Gerechtigkeit konnte Sich nicht mit den unrein gewordenen befassen. Hier geht es aber vorerst nur um die Gottheit in Ihrer Heiligkeit. Durch die Trennung konnte die ewige Liebe zunächst allein handeln, die Gefallenen ergreifen, sie in der Materie binden und die Materie zu Weltkörpern gestalten, ohne dass die Heiligkeit Gottes verunreinigt worden wäre.

 

Hier können wir die Frage stellen: Wie war es möglich, wenn Gott nur eine Person ist, dass sich Gott in Seinem Wesen trennen konnte? - Die Antwort lautet: Das Wesen Gottes besteht aus den drei Grundeigenschaften, Liebe, Weisheit und Wille oder Feuer, Licht und Kraft oder Vater, Sohn und Heiliger Geist (Gottheit), von denen Liebe und Weisheit, jede für sich, eine Persönlichkeit darstellt, die aber nicht nebeneinander, sondern ineinander bestehen und nur zusammen eine Person ausmachen. Weil eben Gott nur eine Person ist, so konnte es aber auch keine vollständige Trennung sein, die zwischen der ewigen Liebe, der Gottheit und der Weisheit stattfand, sondern nur eine teilweise, wie ein inneres Abstand nehmen. Es blieb eine untrennbare Verbindung zwischen Ihnen bestehen. Die Trennung ging aber doch so weit, dass Gottes Heiligkeit und Gerechtigkeit in den Hintergrund trat und dass Er Seine Kraft der ewigen Liebe unterstellte, die nun die vorrangig Handelnde wurde.

 

 

8. Der Rückführungsplan

 

In der Materie, die aus zahllosen Weltkörpern besteht, waren nun die Geister gefangen und ihre Seelen in Atome aufgelöst. - Auf welche Weise sollten sie nun aber zurückgeführt werden, dass sie nicht nur wieder die Stufe erreichten, die sie vor dem Fall hatten, sondern darüber hinaus auch zur vollen Freiheit und Selbständigkeit der Gotteskindschaft gelangen könnten? - Die Materie aufzulösen und den Geistern nach einer gewissen Zeit der Gefangenschaft auf einmal die Freiheit wiederzugeben, hätte nicht zum Ziele geführt, weil sie dann wieder gefallen wären. (3.Hi. Seite 342,18-21) Deshalb machte die ewige Liebe die Weltkörper zu Rückführungsstationen, auf denen die Seelenintelligenzen aus kleinsten Anfängen durch die Durchschreitung des Mineral-, Pflanzen- und Tierreiches sich läutern und immer höher entwickeln konnten, bis sie wieder zu der Form zusammengesetzt waren, die sie ursprünglich besaßen.

 

Nachdem die Seelenatome viele Leibeswandlungen durchgemacht haben, ist die äußere Form in der menschlichen Gestalt zum Abschluß gekommen. Deshalb begegnen sich im Menschen zwei Prinzipien: Zum einen das Ende der Entwicklung zur menschlichen Form, in der die Seele ihr Selbstbewusstsein wiedererlangte und in welcher die ewige Liebe Seele und Geist dem Tode entriss und zum anderen der Anfang der Seelenvollendung in der höchsten Willensfreiheit, in der der Mensch, zwar noch ohne Rückerinnerung in der Materie steckend, die volle Selbständigkeit erlangen soll. Als Mensch sollen die gefallenen Geister dann im freien Willen zu Gott zurückkehren, d.h. sie sollen sich von der Materie und all ihren Begierlichkeiten lösen und durch ein Leben in der Liebe und Demut Gott wieder ähnlich werden.

 

 

9. Adam sollte den Weg bahnen

 

Adam sollte als erster vorangehen. Er sollte die Brücke über die große Kluft zwischen Materie und Geist bauen. (11.GEJ 75,3-5) Er sollte den Weg bahnen und alle seine Nachkommen wären ihm gefolgt. Einen Weg zu bahnen bedeutet aber, es musste gleich die erste Probe seines freien Willens die Entscheidende sein. Dabei bestand die Gefahr, dass Adam die Willensfreiheitsprobe nicht bestehen könnte, wodurch er und durch ihn alle seine Nachkommen, erneut in die Materie zurückfallen würden, was dann ja auch geschehen ist.

 

Die ewige Liebe unterrichtete das neugeschaffene Paar in allem und lehrte sie alle Dinge kennen, benennen und gebrauchen. Als sie alles verstanden hatten und gebrauchen konnten, sprach die ewige Liebe zu ihnen:

 

Nun sehet, ihr erlerntet nun alles, ihr kennet nun alles und könnet den Gebrauch machen von allem bis auf eines, und dieses Letzte will Ich euch jetzt lehren und die Kraft in euch legen zur Fortzeugung und Fortpflanzung euresgleichen; aber ihr dürfet davon erst dann Gebrauch machen, wenn Ich wiederkommen werde, euch bekleidet werde finden mit dem Kleide des Gehorsams, der Demut, der Treue und der gerechten Unschuld. Wehe aber euch, so Ich euch nackt finde; Ich werde euch verstoßen, und der Tod wird die Folge sein!“ (1.HG 7,15)

 

Da verdeckte Sich die ewige Liebe Ihr Angesicht und entfernte Sich auf eine bestimmte Zeit, damit sich die Neugeschaffenen in ihrer Probe frei entscheiden konnten, denn zur völlig freien Willensentscheidung gehört, dass es nicht schon im Voraus feststeht, wie sich jemand entscheiden wird.

 

Jesus sagt: „Sieh, Ich kann zwar alles wissen schon von Ewigkeit her, was mit einem Menschen wird, wenn Ich es wissen will; aber auf dass der Mensch in der Reife seiner Jahre völlig frei und unbeirrt handeln kann, so ziehe Ich auf eine bestimmte Zeit Meine Augen von ihm ab und nehme keine Wissenschaft von seinem freien Handeln, außer er bittet Mich inständigst, ihm zu helfen beim freien Kampfe mit der Welt. Da sehe Ich Mich nach ihm um, helfe ihm auf den rechten Weg und verleihe ihm beim Kampfe mit der Welt die nötige Kraft.“ (2.GEJ 137,16)

 

 

10. Der Fall Adams

 

Von allen Bäumen im Garten durften sie essen, nur von dem einen Baum, dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen, sollten sie nicht essen; d.h. sie durften von allem Gebrauch machen, was ihnen die ewige Liebe gezeigt hatte, nur von dem einen noch nicht und das war der Zeugungsakt. Von diesem sollten sie erst dann Gebrauch machen, wenn sie die sinnliche Begierde überwunden und damit in der Lage gewesen wären, in Reinheit auf geistige Weise zu zeugen. Würden sie aber den materiellen Wünschen oder fleischlichen Begierden nachgeben, so würden ihre Seelen wieder in die Materie zurücksinken.

 

Da gelüstete es die Eva stark nach der Frucht des Baumes, von dem sie nicht essen sollten. Adam bemerkte, wie die Begierde in der Eva emporstieg, was ihm sehr gefiel. Da entbrannte auch Adam in seiner Begierde und sie genossen, nachdem er zunächst der mahnenden Stimme der ewigen Liebe Gehör schenkte, von der verbotenen Frucht mit wollüstiger Begierde. Im ersten Buch Mose heißt es in der Bildersprache: „Sie nahm von der Frucht des Baumes und aß und gab zugleich auch ihrem Manne davon, und er aß.“ (1.Mos. 3,6)

 

Nach dem Sündenfall erkannten Adam und Eva, dass sie nackt waren, denn sie hatten sich nicht bekleidet mit dem Kleide des Gehorsams. Sie schämten sich ihrer Nacktheit und bedeckten sie mit Blättern von einem Feigenbaume. Adam verbarg sich in einer Höhle und weinte Tränen großen Schmerzes, und die Eva verbarg sich hinter einem Dornstrauche und trauerte gewaltig über ihre verführende Schuld. (1.HG 8)

 

 

11. Die Zornflammen der ergrimmten Gottheit

 

Was sich nun nach dem Sündenfall zwischen der Gottheit und der ewigen Liebe abspielte und anschließend zitiert ist, war so gewaltig, dass wir es kaum fassen können, was da in Gott vorgegangen ist. Es heißt in der „Haushaltung Gottes“:

 

Siehe zu, wie Ich, die ewige Liebe, sie fand, nackt, verlassen, weinend und trauernd in gerechter Reue und gerechter Scham, und rief hervor den Adam und zog hervor die Eva.

 

Und siehe, sie getrauten sich nicht anzuschauen das Angesicht ihres Vaters; denn sie waren erschreckt von einem großen Donner des todbringenden Gerichtes aus der Tiefe des Grimmes der Gottheit.

 

Und die Zornflammen Gottes, des Unendlichen, wälzten sich furchtbar durch alle endlosen Räume zur Erde hinab, auf welcher die große Liebe nun weilte bei Ihren reuigen und trauernden gefallenen Kindern, geschaffen durch Ihre erbarmende Gnade.

 

Und siehe, da gab es einen heißen Kampf zwischen der durch die Reue und Trauer der Geschaffenen Sich wieder erbarmenden ewigen Liebe und zwischen der alles zerstören wollenden, ergrimmten Gottheit zur Sühnung Ihrer unbestechbaren Heiligkeit.

 

Denn siehe, die Zornflammen der ergrimmten Gottheit stürzten schneller denn Blitze zur Erde nieder, drangen bis in die Mitte derselben und entzündeten dieselbe in und an allen Orten und Enden, und es schlugen die verzehrenden Flammen bis an den Mond, bis an die Sonne, - ja sie ergriffen alle Sterne! Und siehe, da war die ganze, unermessliche Unendlichkeit ein Feuermeer, und furchtbare Donner rollten durch alle endlosen Räume, und es heulte die Erde, und es tobte das Meer, und der Mond weinte, und die Sonne wehklagte, und alle Sterne schrien lauter denn alle Donner, von zu großer Schmerzensangst der ewigen Vernichtung gedrückt, und ihre großen Stimmen widerhallten furchtbar dröhnend aus den endlosen Tiefen des Grimmes der Gottheit. Und die Stimmen riefen: ‘Großer, erhabener Gott, besänftige Deinen großen Zorn, und lösche die vernichtenden Flammen Deines übergerechten Grimmes, und schone der Schuldlosen in Deiner Heiligkeit; denn Deines Zornes Feuergrimm wird zerstören die Gerechten und wird vernichten die ewige Liebe in Dir und wird Dich Selbst gefangennehmen in Deiner übergroßen Macht und Kraft der Heiligkeit!’

 

Und siehe und höre mit offenen Augen und offenen Ohren, was da die zornergrimmte Gottheit sprach; jedoch die Sprache verstand niemand denn allein die ewige Liebe, die in der Zeit des Zorngrimmausbruchs der Gottheit das reuige neugeschaffene Paar schützte auf der heulenden Erde und wehrte ab der großen Zornflamme des Grimmes, zu ergreifen die Reuestätte Adams und die Trauerstätte Evas, durch die große Macht und Kraft Ihrer Barmherzigkeit.

 

Und nun höre und verstehe wohl die Schauerworte des Zornes aus der Tiefe des Grimmes der Gottheit, und sie lauteten: ‘Was nützt Mir das Heulen und Toben der Erde, was das Weinen der Monde, was das Wehklagen der Sonnen, und was das Jammergeschrei der Sterne?! Denn Ich bin allein, verlassen von Meiner Liebe, die Mir untreu ist geworden und Sich von mir entfernt hat hinab zur Erde zum Auswurf der Bosheit zwiefältig! Was soll Ich ohne Sie? Daher will Ich zerstören alle Ihre Werke aus dem Fundamente und vernichten alles, damit nichts da sei, was Meine Liebe von Mir in alle künftigen Ewigkeiten der Ewigkeiten vermögen sollte abzuziehen und zu entfernen! Und Ich will bleiben Gott, der Alleinige, in alle Ewigkeiten der Ewigkeiten, wie Ich war von Ewigkeiten der Ewigkeiten her. Und du, morsches Gebäude der Schöpfung Meiner schwach gewordenen Liebe, stürze zusammen in nichtige Trümmer, ins Nichts, damit Ich Meine Liebe wiederfinde und Sie wieder stark mache durch die Macht und durch die Kraft Meiner ewigen Heiligkeit. Amen!’

 

Und siehe, da lösten sich die Bande der Schöpfungen in allen Räumen der Unendlichkeit Gottes, und es stürzten die Trümmer durch die weiten Räume unter großem Krachen, Donnern, Heulen, Toben, Brausen und Sausen in die Tiefen der Tiefen ihrer Vernichtung zu, und diese war die Erde selbst, die ebenfalls zertrümmert lag im weiten Schoße der erbarmenden Liebe.

 

Und die Neugeschaffenen bebten vor Angst ob des fürchterlichen Anblicks dieser großen, vernichtenden Schauderszene, deren Größe kein geschaffener Geist je in ihrer ganzen Fülle ganz erfassen wird; denn sie war unendlich.“ (1.HG 9,6-16)

 

 

12. Die Worte der erbarmenden Liebe

 

Und nun siehe und höre weiter, was die erbarmende Liebe da sprach und tat! Vernimm die Worte der Liebe in ihrer Macht, und schaue die großen Taten der Barmherzigkeit in ihrer Kraft, und höre und verstehe wohl die Worte, welche so lauteten: ‘Großer, allmächtiger Gott aller Macht, aller Kraft und aller Heiligkeit! Ziehe zurück Deinen großen Zorn, und lösche aus das Feuer Deines alles zerstörenden Grimmes, und höre in der Ruhe Deiner Heiligkeit die Worte Deiner ewigen Liebe, welche das alleinige Leben ist in Dir, ewig wie Du und mächtig und stark wie Du (und Du) aus Ihr und Sie aus Dir, und wolle nicht vernichten das Leben in Ihr und Dich durch Sie, sondern lasse Gnade für Recht ergehen, und lasse genugtun die Liebe Dir, und fordere Sühnung für Deine verletzte und gekränkte Heiligkeit, und Deiner Liebe wird kein Opfer zu groß sein, das Du von Ihr fordern möchtest zur ewigen Sühnung Deiner Heiligkeit!’“ (1.HG 9,17-18)

 

 

13. Die Erwiderung der Gottheit

 

Und nun siehe und höre und verstehe wohl, was darauf geschah und was die Gottheit darauf erwiderte! Es dämpfte sich das Feuer, und aus allen Räumen wehte ein sanfterer Hauch, untermischt mit noch stark rollenden Donnern durch die fliegenden Trümmer der aufgelösten Welten, welche von einer Unermeßlichkeit bis zur andern gleich großen Blitzen noch brennend zuckten. Und die Liebe verstand den Donner Gottes, welcher heftig sprach: ‚Ich will alle Schuld auf Dich legen, gleich den Welttrümmern auf die Erde, und Du sollst tilgen die Schmach Meiner Heiligkeit, welche das ewige Band ist zwischen Mir und Dir! Und siehe, Ich verfluche die Erde, damit kein Fleck besudle Meine Heiligkeit und Ich werden würde gleich Dir ein unheiliger Gott. Und dieser Fluch sei Deiner Schuld anheimgestellt, die Du auf Dich zu nehmen hast und zu tilgen für Meine Heiligkeit und zu waschen die Erde mit Deinem Blute vom Fluche der Schande durch die Sünde Adams!‘

 

Und siehe, höre und verstehe wohl, was darauf die Liebe entgegnete und sprach: 'Großer, überheiliger Gott aller Macht und Kraft! Es geschehe nach Deinen Worten!'

 

Und siehe, da erlosch auf einmal all das Feuer auf der Erde und in allen den Schöpfungsräumen! Und die Trümmer der zerstörten Sonnen, Erden und Monde wurden wieder zusammengefügt durch die Macht und Kraft der von der Gottheit erhörten Liebe und ordneten sich wieder, wie sie geordnet waren im Anfange ihrer Entstehung. Sie behielten aber zu ewigen Zeichen die unvertilgbaren Spuren ihrer damaligen gänzlichen Zerstörung gleich den Wundmalen der ewigen Liebe, die später in der großen Zeit der Zeiten für alle am Kreuze blutete.

 

Und es blieben auch noch hier und da anderweltliche Trümmer liegen auf der Oberfläche, in den Tiefen und den Meeren der Erde zu Zeichen der Macht und Kraft Gottes und zugleich aber auch als sprechende Zeugen der übergroßen Taten der erbarmenden Liebe.

 

Und siehe und höre weiter und verstehe es wohl, was nun ferner geschah: Als nun die ewige Liebe die Anforderungen annahm und dadurch schon im voraus der großen Heiligkeit Gottes Genüge tat, da ließ die Gottheit in sanfterem Rauschen und Wehen, abermals nur der Liebe verständlich, Ihren heiligen Willen vernehmen und sprach in der Rede voll sanften Tones, wie folgt: ‘Siehe, Deine große Barmherzigkeit ist in Mir aufgestiegen und ist getreten vor Meine allsehenden Augen, und Ich habe erkannt in der Ruhe Meiner Heiligkeit Deine große Aufrichtigkeit und ewige Treue und habe gezählt die Reuetropfen Adams und die Trauertropfen Evas und bin mitleidig geworden durch Deine große Erbarmung durch und durch.

 

Und siehe, daher will ich Meine Gerichte zurückziehen in dieser Zeit und nach Deinem Verlangen Gnade für Recht ausströmen lassen in großer Fülle und will den Schaden, welchen Meine Gerichte angerichtet haben, wieder gutmachen. Und außer Mir kann niemand etwas gutmachen denn Ich allein, da niemand gut ist denn Ich, der heilige Vater; denn das sei Mein Name fürder ewiglich. Und Du, Meine Liebe, bist Mein Sohn; und die Heiligkeit als das mächtig allwirkende Band der Kraft zwischen Uns und zwischen allem, was von Uns ausgegangen ist, sei der heilige Geist, der erfüllen soll alle Räume der Räume und alle Unendlichkeiten der Unendlichkeiten in alle Ewigkeiten der Ewigkeiten, amen. Und das sagt nun der gute, heilige Vater. Amen.

 

Und nun sage Du, Mein geliebter Sohn, auch dem reuigen und trauernden Paare - und grabe ihnen das Gesagte tief in ihre Herzen -, dass sie die Gebote der Liebe und der Erbarmung bis an ihr Lebensende halten sollen unverbrüchlich, und Ich will ihnen dann einen Mittler zwischen Mir und ihnen zur Zeit, die Ich bestimmt habe, senden, zu tilgen die große Schuld und zu erleichtern die große, schwere Last ihres Ungehorsams.

 

Bis dahin aber sollen sie verharren in aller Geduld und Sanftmut, und das (geistige) Brot, das Ich ihnen derzeit nur kärglich geben will, sollen sie dankbar im Schweiße ihres Angesichtes genießen und sollen nicht satt werden bis zur Zeit des Mittlers, den Ich erwecken werde aus ihrer Mitte vollkommen und gut, wie Wir vollkommen und gut und heilig sind ewig.

 

Und sage ihnen noch hinzu, dass Ich Meine Gerichte nur eingestellt habe für jene, die Meine strengen Gebote halten werden pünktlich. Den Übertretern aber seien sie für alle Ewigkeiten in aller Strenge der ewig heiligen Wahrheit angedroht in der genauesten Erfüllung bei der geringsten Übertretung!

 

Das spricht der heilige und alleinig gute Vater durch Seinen Sohn, der die ewige Liebe in Ihm ist, und durch den heiligen Geist als der wirkenden Gnade aus Uns Beiden zur einstigen Vergebung der Sünde, welche nun ihre Leiber mühselig machen und dann aber allezeit töten soll zeitlich zur Erlangung des Lebens nach dem Tode des Leibes nach der Zeit des versprochenen Mittlers. Das sagt der alleinig heilige und alleinig gute Vater. Amen.’“ (1.HG 9,19-31)

 

 

14. Sind Vater und Sohn zwei Personen?

 

Mancher wird sich jetzt vielleicht fragen, nachdem er Vater und Sohn miteinander reden gehört hat: Besteht Gott nicht doch aus mehreren Personen, wenn die Gottheit und die ewige Liebe miteinander reden wie zwei verschiedene Menschen? - Nein, denn in der Haushaltung Gottes lesen wir: „Während Er, der Heilige, mit Seiner Rechten alles vernichtet im Zorne, der Entheiligung durch die Sünde des großen Frevlers wegen, schützt Seine gleich heilige Linke den weinenden Sünder!“ (1.HG 36,13)

 

Aus diesem Vers ersehen wir, dass Gott nur eine Person ist, die aber in ihrem Wesen zwei sich gegenüberstehende und ergänzende Seiten oder Eigenschaften hat. Seine Rechte entspricht dem negativen Pol oder der Weisheit, welche die Gerechtigkeit in sich hat und zerstört, wenn es nötig ist und Seine Linke dem positiven Pol oder der Liebe, welche die Barmherzigkeit in sich hat und zu erhalten sucht. Es reden also nicht zwei Personen miteinander, sondern es wird uns Menschen der Kampf zweier gegensätzlicher Eigenschaften, als innere Vorgänge in dem einen Gott, welche die Neugestaltung Gottes einleiteten, durch Rede und Antwort verständlich gemacht, damit wir überhaupt begreifen, was da vor sich ging. Es ist das auch wie ein inneres Rathalten oder tiefes Nachdenken zur Bewältigung von Problemen, das sich bis zu einem inneren Ringen steigern kann. Auch in uns findet manchmal solch ein Ringen statt. Auch wir stehen manchmal vor der Entscheidung: Sollen wir die Gerechtigkeit oder die Liebe walten lassen. Auch solch ein in uns stattgefundenes Ringen könnte in Rede und Antwort dargestellt werden. (3.Hi. Seite 344,30-31)

 

 

15. Warum wollte die Gottheit die Schöpfung zerstören?

 

Es wird sich sicher auch mancher fragen, warum die Gottheit wegen einer kleinen Sünde so erzürnt war, dass Sie die ganze Schöpfung zerstören wollte. (Hier muss noch gesagt werden, dass der Zorn Gottes nicht wie der Zorn eines Menschen ist, sondern er ist Gottes Liebeseifer 2.HG 231,35 oder der stets gleiche und feste Ernst Seines Willens. 4.GEJ 141,3) Später sündigten die Menschen viel schlimmer als das erste Menschenpaar. Warum also wollte Er da die Schöpfung zerstören? - Das hat folgenden Grund:

 

Wäre Adam der Versuchung widerstanden, so hätte er in sich den Keim zur Sünde vernichtet. Durch seinen Fall aber hat er diesen Keim nicht nur nicht vernichtet, sondern der ganzen nachfolgenden Menschheit weitervererbt und es war dadurch das Zurücksinken seiner Nachkommen in die Materie geschehen. Alle späteren, manchmal noch viel schlimmeren Sünden seiner Nachkommen waren also schon in der einen ersten Sünde Adams keimartig enthalten. Die Gottheit wollte also deshalb die Schöpfung zerstören, weil der Fall Adams grundlegender Natur war. Nach dem Rückgängigmachen der Zerstörung wuchs dann ja auch der Same der Sünde und wurde zu einem großen und starken Baume. Dieser Sündenbaum wäre weitergewachsen, so dass neben der Ordnung Gottes eine neue Widerordnung entstanden wäre, die immer stärker geworden wäre, wenn nicht Jesus diesen Baum gebrochen hätte. (11.GEJ 75)

 

Jesus sagt: „Damit es aber bei dieser Neugestaltung der alten Wesen an der Seite Gottes gegen Ihn Selbst keine Widerordnung gebe, musste Gott Sich gewisserart durch Meine Menschwerdung Selbst neu gestalten, hernach bauen einen neuen Himmel und endlich machen, dass da alles neu werde, gleich Ihm!“ (2.Hi. Seite 136,9).

 

 

16. Die große und die unendliche Kluft

zwischen Gott und den Geschaffenen

 

Zwischen Gott und allen geschaffenen Wesen bestand schon von Anfang an eine unendliche Kluft, der zufolge sich niemand Gott nahen und ihn sehen konnte, ohne sein Leben gänzlich zu verlieren. (2.GS 13,5 / 9.GEJ 85,5)

 

Gott sprach zu Mose: „Kein Mensch kann Mich sehen und leben.“ (2.Mos. 33,20)

 

Die ewige Liebe hatte aber schon von Ewigkeit her den Plan gefasst, sich Kinder heranzubilden und das setzt voraus, dass die Kinder keinen fernen Gott, sondern einen Vater, Freund und Bruder haben, den sie sehen und dem sie sich nahen können. Dazu musste Gott über die unendliche Kluft eine Brücke bauen und diese Brücke war Seine Neugestaltung durch die Menschwerdung. (9.GEJ 85,5)

 

Adam hätte wohl die Brücke über die große Kluft zwischen Materie und Geist bauen können, wenn er nicht gefallen wäre, aber als geschaffener Geist wäre er niemals dazu imstande gewesen, die Brücke über die unendliche Kluft zwischen Gott und Geschöpf zu bauen. Dazu war nur der Allerhöchste Selbst in der Lage. Deshalb hatte Er Seine Neugestaltung durch die Menschwerdung schon von Ewigkeit her vorgesehen und dazu benutzte Er den Fall der Geister und den Fall Adams. Durch den Fall der Geister war bereits die Erlösung aus der Materie notwendig geworden, diese setzte die Trennung der ewigen Liebe von der Gottheit voraus und dieser musste schließlich auch die Wiedervereinigung folgen. Durch Adam sollten die gefallenen Geister in seinen Nachkommen in jedem einzelnen Menschen aus der Materie erlöst werden, aber er fiel. (1.HG 36,3)

 

 

17. Die gefallene Schöpfung

wurde zur Bildung der Gotteskinder ausersehen

 

Voraussetzung für den Fall Adams war der Fall der Geister. Adam wäre nie gefallen, ja er wäre nie auf einer materiellen Erde gewesen, wenn nicht der Fall der Geister vorausgegangen wäre. Wären zwar die Geister, nicht aber Adam gefallen, dann wäre auch die Kreuzigung nicht geschehen, weil es bei einer ungefallenen Menschheit keine schlechten Menschen gegeben hätte, die Jesus gekreuzigt hätten. Böse, selbstsüchtige und herrschsüchtige Menschen, wie es sie auf dieser Erde gegeben hat und immer noch gibt, hätten nicht sein müssen, aber sie waren eine Folge des Falles Adams.

 

Jesus sagt: „Ja, ja, es könnte wohl anders sein, so wie es auch auf zahllos vielen andern Weltkörpern anders ist; aber dann wäre eben diese Erde nicht ausersehen für die Zucht jener Menschen, die bestimmt und berufen sind, Meine Kinder zu werden!“ (5.GEJ 157,2)

 

Ohne den Fall der Geister und den Fall Adams hätte Gott zur Erziehung Seiner Kinder ähnliche Zustände, wie sie nach dem Fall Adams auf der Erde entstanden sind, künstlich erschaffen müssen, um sie zu Seinen Kindern heranziehen zu können, denn zur vollen und höchsten Gotteskindschaft gehört eine große Probe der Willensfreiheit, die nur mit einem materiellen Übergewicht gegenüber dem Geist möglich ist. (6.GEJ 239,2)

 

Jesus fragt uns: „Kann die wahre, mächtige Liebe sich als solche je völlig erkennen unter Menschen, die selbst pur Liebe sind? Welchen Probierstein soll man zur Übung in der Geduld, Demut und Sanftmut den schon von Geburt an mit aller Liebe erfüllten Menschen geben? So Ich aber schon jedes Menschen Natur also gestellt hätte, dass er schon von der Geburt an in der höchsten Vollendung ohne sein Zutun dastünde, welche Übung des Lebens und Selbstfortschreitens wäre für ihn da wohl noch denkbar?“ (5.GEJ 157,3-4)

 

Kein geschaffenes Wesen hätte je die volle Gotteskindschaft erlangt, wenn es nie seine Seelenvollkommenheit verloren hätte. Denn eine bei der Erschaffung gegebene Seelenvollkommenheit hat bei weitem nicht den Wert, wie eine selbst errungene. Deshalb kann kein geschaffenes Wesen die volle Gotteskindschaft erreichen, wenn es nicht selbst den Weg aus der Unvollkommenheit seiner Seele zur Vollkommenheit gegangen ist. (4.GEJ 245) Deshalb müssen auch alle Gott treu gebliebenen Engelsgeister den Weg durch die Materie gehen, um die volle Gotteskindschaft erlangen zu können. Wie hätte wohl Gott den nachfolgend beschriebenen Zustand der Demut bei Seinen Geschöpfen besser erreichen können, als durch den Fall in die Sünde?

 

Jesus sagt zu einem Sünder: „Wer seine Gebrechen reuig bekennt und Buße wirkt in der wahren, lebendigen Demut seines Herzens, der ist Mir lieber denn neunundneunzig Gerechte, die der Buße noch nie bedurft haben. Komme daher nun zu Mir, du bußfertiger Freund; denn in dir waltet nun das rechte Gefühl der Demut, das Mir lieber ist denn das der Gerechten von Urbeginn an, die da in ihren Herzen rufen: ,Hosianna, Gott in der Höhe, dass wir Deinen heiligsten Namen niemals entheiligt haben durch eine Sünde mit unserem Wissen und Willen!‘ Das rufen sie wohl und haben auch ein Recht dazu; aber darum sehen sie auch einen Sünder mit richterlichen Augen an und fliehen seine Nähe wie die Pest.“ (4.GEJ 78,1)

 

Bis zur Menschwerdung Gottes hatte noch kein geschaffenes Wesen völlig die Gotteskindschaft erreicht, weil bis dahin die Eingeburt des reinen Funkens der Vaterliebe noch nicht erfolgt war. Die ungefallenen Engelsgeister müssen bei ihrer Inkarnation ins Fleisch ihre Seelenvollkommenheit verlieren, um sie sich neu, aber diesmal völlig selbständig, erringen zu können. Auch sie können den reinen Liebefunken erst dann bekommen, wenn sie als Mensch auf der Erde waren und wenn sie an Jesus geglaubt und nach Seiner Lehre gelebt haben.

 

Ohne den Fall der Geister und den Fall Adams wäre nie eine Seele unvollkommen geworden. Erst durch den Fall der Geister und Adams war alles, was Gott zur Bildung der geschaffenen Wesen zur völligen Gotteskindschaft benötigte, vorhanden. Es waren der Schmelztiegel Luzifer, die verlockende Materie und die Unvollkommenheit der Menschenseelen entstanden, ohne dass Er Sich diese Werkzeuge und Zustände extra hätte erschaffen müssen.

 

Hätte Sich Gott die Mittel zur Bildung Seiner Kinder extra erschaffen müssen, so wären das doch künstliche Mittel gewesen, hinter denen kein voller Ernst gestanden wäre. Durch das Fallgeschehen aber stand der volle Ernst dahinter, nämlich der Kampf des Lebens gegen den Tod, für den Gott Selbst sein Leben gab. Auch hätte die ewige Liebe ohne den Tod Jesu am Kreuz Ihren Geschöpfen die Größe Ihrer Liebe und Demut nicht in vollem Maße zeigen können. Sie hätte Ihre große Demut und Ihre große Liebe zu den gefallenen Geschöpfen nicht besser in die Tat umsetzen können, als dass Sie für die Gefallenen in den Tod gegangen ist. Jesus sagte: „Niemand hat größere Liebe denn die, dass er sein Leben läßt für seine Freunde.“ (Joh. 15,13)

 

Dazu kommt noch, dass der Tod Jesu am Kreuz gut dazu geeignet war, die Gottheit neu zu gestalten und die ewige Liebe mit der Gottheit zu vereinen. Wir werden später noch davon hören. Weil nun der Fall der urgeschaffenen Geister und der Fall Adams geschehen war, so war die Vereinigung und Neugestaltung Gottes durch den Tod Jesu am Kreuz der beste Weg zur Gründung einer neuen Schöpfung und eines neuen Himmels.

 

 

18. Mussten die urgeschaffenen Geister und Adam fallen?

 

Wenn dem himmlischen Vater ein reuiger Sünder lieber ist als ein Gerechter, der nie gefallen ist und nie eine Sünde beging, weil nur auf diese Art die größte Demut erreicht werden kann, so stellt sich die Frage, ob sich Adam und die urgeschaffenen Geister frei entscheiden konnten oder ob Gott den Fall vorherbestimmt hatte und sie fallen mussten, damit der sündige Zustand der Geschaffenen entstehen konnte und deshalb die Menschwerdung und Neugestaltung Gottes und mit ihr die Einlegung des reinen Liebefunkens in die geschaffenen Wesen geschehen konnte, wodurch sie erst die volle Gotteskindschaft bekommen konnten?

 

Dazu gibt uns Jesus folgende Antwort:

 

Was da betrifft den ‚Fall Adams’, so hat solcher schon freilich mehr Objektivität als der sogenannte ‚Fall der Engel‘, ist aber dabei in der Entsprechung dennoch homogen dem Falle der Engel; nur kommt bei ihm schon wirklich ein positives Gesetz zum Vorscheine, während es sich bei dem Falle der Engel noch lange um kein solches Gesetz handeln konnte, weil damals erst mit der großen Entwicklung der frei zu machenden Wesen der Anfang gemacht ward und sonach außer Gott noch keine solche Intelligenz dastand, der man irgend ein positives Gesetz hätte geben können.

 

Darum geschah unter dem sogenannten 'Falle der Geister' auch eine notwendige und genötigte Scheidung, während die adamitische, als schon von ihm selbst ausgehend, eine freie war und sonach keine Nötigung, sondern ein freier Akt des schon in allen seelischen Sphären freien ersten Fleischmenschen. Im ganzen ist sie aber dennoch auch ein vorhergesehener Aktus aus der geheimen Ordnung Gottes, die zwar nie als eine absolute Nötigung, aber dennoch als eine Zulassung unter ‘du sollst’ und ‘du sollst nicht’ dem freien Willen des Menschen wegen seiner aus der eigenen Tätigkeit zu gewinnenden Konsolidierung (Festigung) gegeben wird. Es ist da ein Unterschied wie zwischen einem Kindmenschen, der seine eigenen Füße noch nicht gebrauchen kann und daher von einem Orte zum andern hingetragen werden muss und einem gesunden Manne, der schon lange oft nur schon zu gut und zu fest gehen kann.“ (2.GEJ 224,2-4)

 

 

19. Die freie Entscheidung der urgeschaffenen Geister

 

Die urgeschaffenen Geister konnten sich frei entscheiden, aber es war die Entscheidung eines kleinen Kindes, das noch keine Selbständigkeit erlangt hatte. Es kam zunächst darauf an, die neugeschaffenen Geister zuerst zur Tätigkeit anzuhalten, weil kurz nach ihrer Erschaffung die Gefahr bestand, dass sie in die Ruhe zurücksinken würden, aus der sie gerade erst hervorgegangen waren. Dazu musste ihnen ein „Du sollst“ - Gebot gegeben werden und mit dem Gebot ein Trieb oder Reiz zur Übertretung. Gleichzeitig musste ihnen die schlimme Folge gezeigt werden, wenn sie dem Gebot zuwiderhandeln würden. Dazu musste ihnen aber auch noch gezeigt werden, dass sich anfangs für das dem Gebot zuwiderhandelnde Geschöpf ein kurzwährender Vorteil erreichen läßt, aus dem aber später stets ein lange währender Nachteil folgen wird, dem zu begegnen es dann viele harte Mühe und schmerzliche Anstrengungen kosten wird.

 

Mit allem dem versehen, kann erst das neugeschaffene Wesen einen wahren Gebrauch von seiner freien Intelligenz und der daraus hervorgehenden Tatfähigkeit zu machen beginnen, gehe es dann wie es wolle, krumm oder gerade, recht oder unrecht. Erst nach der Selbsttätigkeit konnte der Hauptakt zur vollen und wahren Selbständigkeit beginnen. Ob die Tätigkeit zunächst gut oder schlecht, gesetzlich oder ungesetzlich ausfiel, das musste, zumindest dem Schöpfer gegenüber, für den Anfang eines jeden neugeschaffenen Wesens völlig gleich sein. Für das Geschöpf war es allerdings nicht gleich, denn es entschied sich damit für lange Zeit entweder für ein seliges oder unseliges Sein. Die Selbständigkeit wird dadurch erreicht, entweder auf einem kürzeren oder längeren Wege, denn der Rückweg wird einem jeden gefallenen Geiste offengehalten. Dem Zurücksinken in die Ruhe, aus der sie als neugeschaffene Wesen erst hervorgegangen waren und damit der vollen Vernichtung war dadurch vorgebeugt und das war es, was für den Anfang erreicht werden musste. (2.GEJ 227)

 

Jesus sagt: „Die alte, sündige Materie, die an und für sich nichts ist als eine lose und sündige Erscheinlichkeit der Eigenliebe, der Selbstsucht, des Hochmutes und der Herrschsucht …entstand zwar aus dem notwendigen Reize, den Ich wegen der Erkenntnis des eigenen freien Willens in die Geister legen musste; aber obschon der Reiz notwendig war, so war ihm als Folge die sündige Werdung der materiellen Welten durchaus keine Notwendigkeit. Sie war nur eine aus Meiner Ordnung zugelassene, leider notwendige Folge dessen, dass so viele Geister dem Reize nicht widerstehen wollten, obschon sie es vermocht hätten, - ebensogut wie es sechsmal so viele urgeschaffene Geister vermochten, von denen uns zu Diensten nun einer hier stehet und den Namen Raphael führt.“ (4.GEJ 108,2-3)

 

 

20. Die freie Entscheidung Adams

 

Auch Adam konnte sich frei entscheiden und deshalb hätte er nicht fallen müssen. Er hätte nur das eine „Du sollst“ - Gebot beachten brauchen, das ihm der himmlische Vater gegeben hatte. Dem gegenüber stand der Reiz zur Übertretung, der in ihm aber noch klein war, und deswegen hätte er es sogar leicht gehabt, ihm zu widerstehen. (11.GEJ 75,5) Es bedurfte nur der Willensanstrengung im Gehorsam und er hätte die Probe bestanden. Seine Entscheidung war die Entscheidung eines erwachsenen Mannes, der aber die Festigkeit, in der Ordnung Gottes zu bleiben, erst durch seine Erprobung im freien Willen erreichen musste, wegen der selbständigen Erringung der Gotteskindschaft.

 

Deshalb war der Fall Adams von Gott zwar nicht gewollt, aber doch ein vorhergesehener Akt aus der geheimen Ordnung Gottes. Die geheime Ordnung Gottes ist der Umweg, auf dem Gott dennoch zu Seinem Ziel gelangt, auch wenn die mit freiem Willen ausgestatteten Geschöpfe Seinem ersten Plan zuwiderhandeln. Welchen Weg die Geschöpfe gehen, ob den ersten oder den geheimen zweiten, darf Gott nicht mit absoluter Gewißheit vorausschauen und auch nicht im Voraus hinausposaunen, damit der freie Wille der Geschöpfe gewahrt bleibt.

 

Jesus sagt: „Wir wollen durchaus nicht laut im vorhinein sagen und behaupten: ‘So und so wird es gehen!’; denn soll das große Werk gelingen, so darf selbst Ich nicht einen scharfen Blick in die weite Zukunft tun, auf dass zwischen Mich und die von Mir geschaffenen Menschen ja nicht das Geringste trete, das da irgendeinen Einfluß auf der Menschen freiesten Willen zu nehmen imstande wäre.“ (5.GEJ 130,1)

 

Wenn es um den freiesten Willen der werdenden Gotteskinder geht, so darf auch Gott, obwohl Er es könnte, nicht so scharf vorausschauen, dass Er mit hundertprozentiger Sicherheit weiß, wie die freie Entscheidung ausfallen wird, (3.GEJ 137,16) denn sonst würde die Vorausschau zur Bestimmung. Deshalb hat Er den Fall der Geister und den Fall Adams zwar vorhergesehen, aber nicht mit äußerster Schärfe, sondern nur bis an die Grenze zur Gewissheit, wodurch die freie Willensentscheidung gewahrt blieb.

 

Weil nun der Fall der Geister und Adams möglich werden könnte, so hat Er beide als Umwege, die einerseits zwar länger dauern und schwerer zu gehen sind, aber andererseits Ihm auch einige Vorteile bei der Bildung Seiner Geschöpfe zu Gotteskindern brachte, geheim mit eingeplant und zugelassen.

 

Ohne Meine Zulassung kann nichts geschehen“, sagt der himmlische Vater, „wenn Ich aber irgend etwas zulasse, so habe Ich allzeit Meinen besten Grund dazu!“ (2.HG 158,26)

 

Der Grund Seiner Zulassung war, dass der Fall der Geister und Adams gut in Seinen Plan passte, Sich Selbst umzugestalten, Sich Gotteskinder zu erziehen, alles neu zu machen und eine neue Ordnung einzuführen.

 

Jesus sagt: „Nach der alten Ordnung konnte niemand in die Himmel kommen, der einmal in der Materie gesteckt ist; von nun an aber wird niemand wahrhaft zu Mir in den höchsten und reinsten Himmel kommen können, der nicht gleich Mir den Weg der Materie und des Fleisches durchgemacht hat.“ (4.GEJ 109,4)

 

Alle ungefallenen Engelsgeister werden noch den Weg des Fleisches gehen müssen, (3.GEJ 180,12) wenn auch nicht alle über die Erde, sondern auch über die vielen anderen Weltkörper.

 

So mache Ich nun alles neu“, sagt Jesus, „und alle alten Verhältnisse müssen umgewandelt werden, dieweil Ich Mich Selbst umgewandelt habe dadurch, dass Ich Selbst die Materie angezogen habe.“ (4.GEJ 109,8)

 

 

21. Die bessere Ordnung

 

Welche Ordnung ist besser: Ein erstgeschaffener Engelsgeist neben dem unsichtbaren Gott an der Spitze aller Geschaffenen oder Gott als sichtbarer Vater mitten unter Seinen Kindern, die alle gleiche Brüder und Schwerstern sind? - Wohl die zweite, neue Ordnung, und deshalb hatte Gott sie von Ewigkeit her vorgesehen.

 

Die erste Ordnung war wohl eine notwendige, weil sie bei der Erschaffung der zuerst aus Gott hinausgestellten Wesen nicht anders möglich war. Wie Adam als erstgeschaffener Mensch am Anfang an der Spitze aller Menschen stand, weil sie alle fleischlich aus ihm hervorgegangen sind, so sind auch alle Geistwesen aus den drei erstgeschaffenen Geistern hervorgegangen, von denen Luzifer der erste war. Da Luzifer an der Spitze einer großen Geisterschar stand und er, außer dem noch unsichtbaren Gott, der Herrlichste und Mächtigste war, so war von Anfang an die Gefahr groß, dass Luzifer hochmütig werden und fallen könnte. Das war nicht absichtlich von Gott so eingerichtet worden, damit Luzifer sicher fallen würde, sondern das diente ihm als Prüfung, denn weil gerade dieser Geist in der ersten Ordnung eine herausragende Stellung gegenüber den anderen Geistern einnahm, so musste er auch, um dieser Bestimmung würdig befunden zu werden, einer schwersten Prüfung unterzogen werden, die er aber nicht bestand.

 

Gott war es nicht möglich, die zweite Ordnung zuerst entstehen zu lassen, denn aus der ersten Ordnung musste erst die zweite, neue Ordnung hervorgehen. Die erste Ordnung, wie die Geschöpfe erschaffen wurden, war von Gott bestimmt, aber die Entwicklung zur zweiten, neuen Ordnung bestimmten die Geschöpfe mit. Erst ihr Ungehorsam gegen Gottes Gebote setzte den geheimen Plan in Kraft, der für die Geschöpfe einen Umweg bedeutete, auf dem sie das Ziel um vieles schwerer und um vieles später erreichen würden. (2.GEJ 224,7)

 

 

22. Die Nachteile für die Gefallenen und die Vorteile für Gott

 

Jesus fragte einmal den Luzifer: „Weißt du denn wohl, ob das nicht Mein geheimer Wille ist, dass du eben so sein musst, wie du bist?! Weißt du es, ob Ich dich nicht schon von Urbeginn zum Fall bestimmt habe?!“ (BM 119,10)

 

Auch für den Fall Satanas und der Geister gilt: Gott hat den Fall wohl vorhergesehen und mit eingeplant, aber nicht mit absoluter Gewißheit und deshalb war er keine Bestimmung von Ihm. Er hat auch nicht die Proben so gestaltet, dass sie nicht hätten bestanden werden können, um Seinen Plan einer neuen Schöpfung auf die nun in Verwirklichung befindliche Weise ganz sicher ausführen zu können. Gott will immer den geraden und damit kürzesten Weg gehen. Ein Fall bringt aber einen langen Umweg und ein unseliges Sein mit sich und das wollte die ewige Liebe Ihren Geschöpfen ersparen.

 

Der himmlische Vater sagte sogar vor der Willensfreiheitsprobe zu Adam: „O Mein geliebter Adam, bedenke wohl die Worte deines liebevollsten Schöpfers, und verdirb Mir ja nicht Mein so weit schon gediehenes, größtes Werk Meiner Liebe und Weisheit!“ (1.HG 36,7)

 

Wenn aber die Geschöpfe unbedingt den langen und schweren Umweg gehen wollen, so gebraucht Gott auch die Vorteile, die sich für Ihn daraus ergeben. Jesus verglich einmal Luzifer und seinen Anhang mit Tiegeln, in denen Erz geschmolzen wird, die Er Sich als Werkzeug zur Erziehung Seiner Kinder geschaffen hat und sagte zu ihm:

 

Ich aber bin kein harter Erzgießer, sondern ein Meister voll Liebe, so dass Ich sogar Meine Tiegel aus ihrer langen Glut ziehen will, so sie es wünschen und in die Ordnung Meiner freien Werke übergehen wollen. Wollen sie das aber nicht und macht es ihnen mehr Freude, Meine ewigen Schmelztiegel zu verbleiben, so ist es Mir auch recht, denn da brauche Ich Mir keine neuen zu schaffen.“ „Willst du dein Los verbessert haben, so wird es geschehen. Willst du es aber nicht, so wirst du bleiben, was du nun bist so lange, bis aller gegenwärtigen Schöpfung letzter Gefangene entkeimen wird durch den Weg des Fleisches! - Was aber dann mit dir, das weiß Ich allein und niemand in der Unendlichkeit außer Mir!“ (BM 119,13+21)

 

 

23. Der zweite Grund zur Zerstörung der Schöpfung

 

Es fragt sich nun, wenn Gott den Fall der Geister und den Fall Adams, wenn auch nicht mit Bestimmtheit, vorhergesehen hatte und Er beide wohl bedauerte, sie aber andererseits doch auch gut gebrauchen konnte, warum die Gottheit dann so erzürnt war und warum Sie beim Falle Adams sogar die ganze Schöpfung zerstören wollte, während Sie das beim Fall der Geister nicht im Sinn hatte?

 

Ja, Gott sah wohl den Fall, wenn auch nicht mit absoluter Gewißheit, voraus und hatte ihn geheim mit eingeplant, aber die Gottheit konnte Sich dennoch nicht anders verhalten, weil die unendliche Heiligkeit Gottes und die ewige Liebe, als gegensätzliche Eigenschaften des Wesens Gottes, eine unterschiedliche Handlungsweise haben. Nicht das ganze Gottwesen, sondern nur die Gottheit geriet in Zorn, welcher aber, wie schon erwähnt, kein menschlicher Zorn, sondern der feste Ernst Seines Willens war.

 

Die Gottheit, als die unendliche Heiligkeit, konnte einen Fall nicht akzeptieren, weil er etwas Unheiliges war, während die Liebe Gottes die Gottheit zur Erbarmung zu bewegen suchte, Sich Selbst als Opfer anbot und bei der Rückführung der gefallenen Schöpfung die vorrangig Handelnde wurde, auch wenn Sie dabei unheilig werden würde.

 

Die Gottheit zeigte mit Ihrem Zorn (oder dem festen Ernst Ihres Willens) an, dass es Ihr mit der Rettung der gefallenen Geister ernst war, aber Sie konnte Sich nicht mit den Gefallenen abgeben. Wenn Sie da bereits die Schöpfung endgültig hätte vernichten wollen, so hätte Sie diese in einem Augenblick aufgelöst. Sie wollte die Schöpfung retten, aber Sie Selbst konnte es nicht, sondern musste es der ewigen Liebe überlassen und Ihr Gelegenheit geben, noch die letzte, aber auch schwerste Maßnahme einzusetzen.

 

Der ewigen Liebe war zwar kein Opfer zu groß, (2.HG 251,17) aber ohne unbedingte Notwendigkeit hätte auch Sie Sich nicht dafür entschieden, Ihr Leben hinzugeben. Mit der Zerstörung der Schöpfung, aber ohne sie völlig zu vernichten, veranlasste die Gottheit die ewige Liebe Sich für den schweren Opferweg zu entscheiden, (der so schwer war, dass selbst, wie wir noch hören werden, die ewige Liebe schwach wurde, als die letzte Entscheidung in Gethsemane bevorstand) denn es gab nur noch diese eine letzte Möglichkeit zu ihrer Rettung.

 

 

24. Die letzte Möglichkeit zur Rettung der gefallenen Schöpfung

 

Warum war der Opferweg der ewigen Liebe die letzte Möglichkeit zur Rettung der gefallenen Schöpfung? - Das hatte folgenden Grund: Die Zahl der materiellen Weltkörper im Universum ist für uns unfassbar groß, und auf jeder findet die Rückführung statt. Aus jedem Weltkörper werden ständig Geister frei und kehren, wenn auch manchmal erst nach langen Umwegen, zu Gott zurück. Jeweils eine große, für uns unzählbare Anzahl von Weltkörpern ist in einer Hülsenglobe zusammengefasst. Und die Gesamtzahl der Hülsengloben, die wiederum für uns unzählbar ist, entspricht in ihrem Aufbau einem Menschen, - einem toten Menschen.

 

Das ist der große Schöpfungsmensch, auch Makrokosmos genannt, der in sich tot ist, weil er von Gott abfiel. Das ist der Seelenleib Luzifers, der aller seiner Lichtfülle, Macht und Kraft verlustig ging. Sein Geist aber ist gebunden an diese Erde, wo er heute noch die Menschen verführt. Und wie ein jeder Mensch in seinem Herzen einen Lebenskeim, einen Funken hat, durch den er mit Gott verbunden ist und durch den er das Leben empfängt, das den ganzen Menschen belebt, geistig und materiell, so hat auch der große Schöpfungsmensch einen Lebenskeim, also das Universum einen Weltkörper, der diesem Lebenskeim entspricht, von dem aus die ganze gefallene Schöpfung wieder belebt werden muss. Und der Lebenskeim des Universums, des großen Schöpfungsmenschen, ist unsere Erde. Und ausgerechnet auf dieser Erde, auf der durch das erste freie Menschenpaar nicht nur das ganze nachfolgende Menschengeschlecht seine geistige Belebung erhalten sollte, sondern darüber hinaus auch das ganze unermeßliche Universum, erlitt der Rückführungsplan Gottes einen gewaltigen Rückschlag.

 

Begreifen wir nun, warum der Sündenfall Adams nicht nur ein kleiner Ungehorsam irgendeines unbedeutenden Menschenpaares war, sondern dass hier bereits im Keime die Rückführung der ganzen gefallenen Schöpfung zunichte gemacht wurde? Satan wäre mit der Zeit Sieger über die ganze Schöpfung geworden, weshalb der Sündenfall Adams in seiner Auswirkung weit schlimmer war, als der ganze Fall der Geister.

 

Begreifen wir nun den Grimm der erzürnten Gottheit und warum sie die ganze Schöpfung, die für Sie bereits verloren war, zerstören wollte? - Mit der Zerstörung veranlasste Sie die ewige Liebe zu Ihrer schwersten aber auch größten Tat. Wenn Sich die ewige Liebe da nicht entschieden hätte, alle Schuld auf Sich zu nehmen und versprochen hätte, sie zu sühnen und den Schaden wieder gutzumachen, d.h. jeden Menschen sonderheitlich zu heiligen, die Schöpfung wäre aufgelöst, und es wäre in alle Ewigkeit nie wieder etwas erschaffen worden.

 

 

25. Die freie Selbständigkeit der gerichteten Schöpfung

 

Jesus sagte:

Ich, als Gott von Ewigkeit, könnte freilich wohl mit Meinem Willen die Hölle, aber mit ihr auch die ganze Schöpfung zunichte machen. - Was aber dann? Etwa eine neue Schöpfung beginnen? - Ja, ja, das ginge schon; aber eine neue Schöpfung von materiellen Welten ist in keiner andern Ordnung denkbar, als die gegenwärtige da ist, weil die Materie das gefestete und notwendig gerichtete Medium ist, durch das ein Mir in allem ähnlich werden sollendes Wesen, von Mir ganz abgelöst, die Willensfreiheitsprobe durchmachen muss, um zur wahren Lebensselbständigkeit zu gelangen.

 

Es ist darum besser, alles bestehen zu lassen, aber in einer wohl gesonderten Ordnung. Diese aber konnte von Mir nur dadurch bewerkstelligt werden, dass Ich Selbst Mensch geworden bin, Selbst alle Materie durchdrungen und somit allen ihren noch so alten, gerichteten geistigen Inhalt zur Beseligung fähig gemacht habe. Und das ist eben die zweite (neue) Schöpfung, die Ich schon von Ewigkeit her vorgesehen habe, ohne die nie ein Mensch dieser oder auch einer andern Erde vollkommen selig hätte werden können; denn vor dieser Meiner Darniederkunft war Ich ewighin ein unschaubarer Gott, wie es auch im Moses heißt, dass niemand Gott sehen kann und leben. Von nun an aber bin Ich für jedermann ein schaubarer Gott, und jeder, der Mich sieht, lebt und wird ewig leben.“ (6.GEJ 239,2-4)

 

Weil nun die ewige Liebe die Anforderungen der Gottheit annahm und dadurch ihrer Heiligkeit schon im voraus Genüge tat, so konnte die Schöpfung bis zur letzten Entscheidung über ihr Sein oder Nichtsein weiterbestehen. Diese letzte Entscheidung fiel etwa 4000 Jahre später in Gethsemane. Somit konnten die Menschen weiterbestehen, obwohl sie später oft ärger sündigten als Adam und Eva beim ersten Sündenfall. Aber sie waren gerichtet. Sie hatten kein selbständiges Leben, wie es Adam für die ganze Menschheit, ja für die ganze Schöpfung hätte erringen können, wenn er die Prüfung bestanden hätte, sondern ein gerichtetes Leben.

 

Zwar hatten sie die Freiheit, gegen die Ordnung Gottes zu handeln, worauf dann auch kleinere und größere Gerichte über sie kamen, aber im Grunde genommen waren sie tot, denn die ganze Schöpfung wäre ja durch die Heiligkeit Gottes vernichtet worden. Das Leben der Menschheit bestand also vor der Erlösung nur auf das Versprechen hin, die Schuld zu tilgen und war deshalb so lange ein gerichtetes, bis dass die ewige Liebe auf Golgatha alles Gericht auf Ihre Schultern genommen hatte. Ein gerichtetes Ding aber ist tot und gleicht einem Automaten, der kein selbständiges Leben hat.

 

Sie (die Welt) war (vor der Erlösung) bloß ein durch Meine Barmliebe immer gerichteter Automat“, sagt die ewige Liebe in der Kundgebung „Der sehr Schwache“, „...dem die Kunst des Bildners sowohl, als die des Mechanikers alles gegeben hätte, dass ihm nichts abginge, als nur das selbständige Leben, um ein Mensch in aller Vollkommenheit zu sein. Ja würdet ihr da nicht sehnlichst wünschen, nicht nur das künstliche Leben diesem Automaten, sondern ein wirkliches selbständiges Leben (zu geben)? Und wäret ihr (dazu) fähig, wie Ich es bin, so würdet ihr euch mit eurem Leben im Geiste selbst hineinziehen in den Automaten und würdet somit alle seine Mängel und innerlichen Gebrechen notwendig an euch ziehen und euch gewisserart mit denselben bekleiden.“ (3.Hi. Seite 77,7)

 

 

26. Die mit aller Schuld überladene Liebe

und die ihr von der Heiligkeit Gottes gemachten Vorwürfe

 

Sehet, wie war es denn nun da zu tun, da Ich nur allein das Leben bin, und das Leben habe in und aus Mir, um der beständig zu richtenden Welt ein wahres freies und nicht bloß mechanisches Leben zu geben?

 

Sehet, da musste die Liebe sich trennen von Gott oder (von) der urewigen heiligen Kraft, aus der sie ewig geboren ward und die Kraft Gottes ewig aus Ihr. Also dieses ewige Leben aus sich selbst oder aus der urewigen Kraft Gottes, musste einen Bruch machen mit Gott und musste sich niedersenken zur toten Welt und anziehen das Sterbliche derselben, damit das Sterbliche dadurch die Sterblichkeit verliere und wieder frei lebendig werde in und aus dem Leben aus Gott, welches ist das Leben allen Lebens, da Gott Selbst ist in diesem Leben und das Leben selbst in Gott. Und so ist das Leben von Gott ausgegangen, hat sich mit der Sterblichkeit des Fleisches bekleidet, damit dadurch alles Fleisch möchte frei lebendig werden in sich durch das Leben aus Gott, wie Gott Selbst lebendig ist von Ewigkeit und dasselbe ewige Leben der Liebe in Sich.

 

Sehet, das ist nun das große Geheimnis, warum die Liebe Gottes im Menschen sich selbst gemacht hat zur allerartigen Verbrecherin und Sünderin, damit da nicht nur ein Fleisch, sondern alles Fleisch mit dem Leben aus Gott durchwirket werden mochte. Und diese nun so mit aller Schuld überladene Liebe musste sich dann ...vor der Heiligkeit Gottes, vermöge der an sich genommenen allgemeinen Schuld oder Sterblichkeit, eben auch bis auf den alleräußersten Punkt aller Punkte demütigen und musste ertragen jeden erdenklichen Vorwurf, um dadurch sich mit Gott wieder vereinigen zu können, wie auch alles das dem Vater oder der Heiligkeit Gottes lebendig wieder anheimzustellen, was zwar lebendig dereinst aus Gott gegangen ist, aber sich tot gemacht hat durch die eigenwillige und hochmütige Losreißung von Gott - oder von Seiner ewigen Ordnung.

 

Sehet, nachdem ihr dieses doch so ziemlich mochtet begriffen haben, so will Ich euch nun auch ein wenig mit den Vorwürfen bekannt machen, die Mir da notwendigerweise von der Heiligkeit Gottes gemacht wurden, damit ihr da etwas erfahret, was die Welt bis zur gegenwärtigen Minute noch nicht erfahren hat.

 

Ihr wisst, dass alles, was da erschaffen wurde in der ganzen Unendlichkeit, laut des Zeugnisses Meines lieben Johannes (Joh. 1,1-3) durch Mich gemacht und erschaffen wurde. Nun nehmet aber die böse gewordene Welt, die dadurch von der Heiligkeit Gottes immer verdammt ward, dass Ich als der Hervorbringer solcher Verdammlichkeit ...diesen Vorwurf notwendig teilen musste, da die Welt und alles, was in ihr ist, nicht durch sich, sondern durch Mich einzig und allein ins Dasein gerufen wurde. Da also die Welt schnurgerade entgegen war der Heiligkeit Gottes, wie war hernach das Bestehen der Liebe, die solches hervorgerufen hatte, das die Heiligkeit Gottes verdammen musste, anders als ein selbstverdammliches? - Nun denket euch all die namenlosen Taten der Menschen. Sehet, aller dieser Taten wegen musste Ich verdammt sein von der Heiligkeit Gottes, weil die Taten selbst verdammt waren als Erscheinungen in der Welt, die aus Mir hervorgegangen ist. Was war da zu tun?

 

Sehet, nur zwei Wege standen Mir offen, nämlich der Weg nach oben, und der Weg nach unten, das heißt: (Entweder) Ich kehre zu Gott zurück, werde Eins mit Ihm und vernichte durch die Kraft Seiner Heiligkeit alles das, was aus Mir hervorgegangen ist, oder aber Ich trenne Mich mit allem Vorwurf beladen, mit der höchsten Verdammlichkeit, von Gott, belebe und heilige da Meine Werke und tue in Meiner unendlichen Demütigung Genüge der ebenso unendlichen Heiligkeit Gottes. - Sehet, wenn Ich nicht die ebenso unendliche Liebe selbst wäre, wie Gott die unendliche Heiligkeit selbst ist, so hätte Ich freilich das erste getan (nämlich die gefallene Schöpfung vernichtet). Allein Meine Liebe vermochte das Unaussprechliche aussprechlich (d.h. möglich) zu machen, verleugnete ihre Heiligkeit und machte sich unheilig, da sie sich belastete mit aller Schuld und somit auch mit des Todes schwerster Bürde.“ (3.Hi. Seite 77,8-78,13)

 

 

27. Die große Entscheidung

 

Allein, ihr wisst die Begebenheit, als Ich in dem Garten Gethsemani an dem sogenannten Ölberge zu Gott, von dem Ich Mich der Welt wegen getrennt habe, betete, sehet, da erst erwachte vollends die große Blindheit Meiner Liebe und sah mit dem entsetzlichsten Grauen zwischen Sich und Gott die unendliche Kluft. Allda bereute Ich im Ernste, dass Ich Gott verließ und zum toten Werke Meiner eitlen Lust Mich gewendet habe, und damals stand die ganze Schöpfung in der großen Schwebe zwischen Sein und dem ewigen Nichtmehrsein. Denn entweder trinke Ich den Kelch, so besteht die Welt und alles, was auf ihr ist - oder Ich setze den Kelch zur Seite und die Welt und alles unter (und über) ihr wird zunichte in dem Augenblick, da Ich den Kelch zur Seite setze.

 

Aber sehet, eben da, wo die Liebe und das Leben in der unendlichen Entfernung von Gott schwach geworden ist, da erbarmte Sich Gott Seiner Liebe selbst, stärkte Sie und gebot Ihr, den vorgesetzten Kelch zu leeren, und sprach insgeheim zu Ihr: ‚Noch sind zwischen Mir und Dir die Extreme der Unendlichkeit nicht berührt; daher senke Dich hinab in die äußerste Tiefe des Todes, welcher ist die äußerste Grenze im Gegensatze zu Meiner Heiligkeit, damit Ich Dich da wieder erfassen kann, da der ewige Kreis Meiner Heiligkeit sich schließt.‘

 

Sehet, so ging Ich dann geduldig diesem Ziele entgegen, allwo Ich in dieser unendlichen Entfernung von Gott am Kreuze ausrief: ‘Mein Gott, Mein Gott, warum hast du Mich verlassen?’ - und ferner: ‘Es ist vollbracht!’ und ‘In Deine Hände empfehle Ich Meine Seele’ - oder die Seele allen Lebens, oder die Seele, aus der alles, was da ist, hervorgegangen ist.

 

Sehet, nun werdet ihr, so ihr dieses ein wenig bedenket, wohl einsehen, wie Ich bei euch Sündern der ‘Sehr Schwache’ bin, und wie Ich Mir noch immer muss von der Heiligkeit Gottes an eurer Statt in irgend einer vorgestellten menschlichen schwachen Beschaffenheit Vorwürfe machen lassen, um euch, jeden sonderheitlich, neuerdings wieder (vom Tode) zu erlösen und einzuführen lebendig in die Heiligkeit des Vaters!“ (3.Hi. Seite 79,14-79,16)

 

Welch eine Tiefe des Gethsemanegeschehens und des Kreuzestodes wird uns in dieser Kundgebung geoffenbart. Die letzte und endgültige Entscheidung war gefallen, als Jesus ausrief: „Vater, ich weiß, es ist möglich, dass dieser Kelch vorübergehe, aber Dein Wille allein geschehe und darum will ich ihn trinken.“ (11.GEJ 72,14) Mit dieser freien Entscheidung der ewigen Liebe konnte die ganze Schöpfung weiterbestehen, die sonst zunichte geworden wäre, aber es fing damit auch das Leiden Jesu an.

 

 

28. Das große Geheimnis des Kreuzesleidens

 

In diesem Leiden ist nun das große Geheimnis Seines Kreuzestodes verborgen. Verstünden wir in der Tiefe unseres Herzens dieses große Geheimnis, von dem wir nun schon einiges vernommen haben, so würden die Engel des Himmels ehrfurchtsvoll und in höchster Freude zu uns in die Schule gehen. (1.Hi. Seite 326,3) Allein, wir verstehen noch so gut wie nichts davon und die meisten Menschen werden immer wieder fragen: „Warum musste denn der Allmächtige wie ein Verbrecher den Kreuzestod erleiden, um uns das ewige Leben geben zu können?“

 

Doch im 1. Band „Himmelsgaben“ führt der himmlische Vater Seine Kinder noch tiefer in das große Geheimnis ein. Äußerlich hat Jesus so gelitten wie viele andere Menschen, die einen Foltertod erlitten haben.

 

Weil aber das menschlich leidende Ich“, sagt Jesus, „noch ein anderes, göttliches Ich in sich schloss, so war dieses Leiden auch ein doppeltes, nämlich das äußere, leibliche und das innere, göttliche. Worin das äußere Leiden bestand, wisset ihr, aber worin das göttliche Leiden bestand, das ist eine andere Frage. - Damit ihr euch davon einen Begriff machen könnet, so denket euch, was das heißen will, wenn der unendliche Gott in dieser Leidensperiode Sich aus Seiner unendlichen und ewigen Freiheit zurückzog und in dem Herzen des leidenden ‘Sohnes’ Seine Wohnung nahm!

 

Nun sehet, Mein Äußeres wurde durch die bitteren Leiden bis auf den Punkt des Todes gedrückt. Die im Herzen sitzende Gottheit aber musste den Tod und die Hölle von dem innersten Punkte aus besiegen. Nun denket euch den leidenden Gottmenschen, Der da nun gestellt war zwischen zwei Feuer: Von außen her drückte Mich der Tod und die Hölle mit all ihrer Gewalt so lange, bis Mein natürliches Leben bis zu dem innersten Punkte Meines Herzens getrieben ward. Von innen aus aber wirkte diesem Drucke die Gottheit mit all Ihrer unendlichen Macht und Kraft entgegen und ließ Sich nur durch die Liebe Selbst bis auf einen Punkt zusammentreiben.

 

Nun denket euch wieder: Dieselbe Macht und dieselbe Kraft, welche mit einem Hauche alles, was da lebt und webt in der ganzen Unendlichkeit, in einem Augenblick zerstören könnte, dieselbe Macht und Kraft, die alle Ewigkeiten und Unendlichkeiten nicht erfassen, welche die ganze unendliche Schöpfung aus Sich werden hieß - o höret! - dieselbe Macht und Kraft in Ihrer vollsten Allheit hat Sich so weit aus ihrer Unendlichkeit heraus, wie schon gesagt, auf einen Punkt beengen lassen, welche Beengung die größte freiwillige Demütigung der Gottheit in Mir war!

 

Wenn ihr dieses nur ein wenig in eurem Herzen zu fassen imstande seid, welchen leidenden Kampf Ich da als die ewige Liebe zu bestehen hatte, so werdet ihr euch wohl auch einen kleinen Begriff machen können, was alles unter Meinem Leiden verstanden wird.

 

Dieses Leiden dauerte bis auf den Punkt, da Ich am Kreuze ausrief: ‘Es ist vollbracht! Vater, in Deine Hände empfehle Ich Meinen Geist!’ - oder mit anderen Worten: ‘Siehe Vater! Deine Liebe kommt zu Dir zurück!’ - Und sobald wurden von der unendlichen Macht Gottes alle Bande des Todes und der Hölle zerrissen. Hinaus stürmte die ewige Macht mit verunendlichfältigter Gewalt. Die ganze Erde bebte, angerührt von der Allgewalt Gottes. Freiwillig öffnete sie ihre Gräber und trieb die Gefangenen zum Leben hervor.

 

Und weiter drang dieselbe Allgewalt über alle sichtbare Schöpfung hinaus, erfüllte in diesem Augenblicke die Unendlichkeit wieder. Und alle Sonnen in allen endlosen Räumen zogen ihr Licht aus übergroßer Ehrfurcht vor der sie neu berührenden Allgewalt Gottes in sich zurück. Dass aber die Gottheit bei diesem neuen Austritte in diesem Augenblicke nicht alles zerstört und vernichtet hat, war allein die Liebe schuld, die da nun völlig wieder mit Ihr vereinigt war.

 

Nun sehet, Meine lieben Kinder, das ist, so viel ihr es fassen könnt, zu verstehen unter ‚Meinem Leiden‘! - Allein es liegt noch Unendliches darin verborgen, daran ihr Ewigkeiten genug zu erforschen haben werdet, und das zwar immerwährend Größeres und Unendlicheres. Denn was Ich euch jetzt gesagt habe, verhält sich zur Vollheit geradeso wie ein Punkt zur Unendlichkeit.“ (1.Hi. Seite 327,8-329,15)

 

Es wäre wohl keinem Menschen je in den Sinn gekommen, was das Leiden Jesu und Sein Kreuzestod noch alles in sich birgt, wenn es uns die ewige Liebe nicht Selbst geoffenbart hätte. Mit dem Kreuzestod hat der Allerhöchste, wie Er es dereinst verheißen hat, dem Allerhöchsten das allerhöchste Opfer dargebracht. (1.HG 143,8) Es ist für uns unfassbar, dass sich der Allmächtige, der größte Geist von Ewigkeit, von Seinen nichtigen Geschöpfen gefangennehmen und ans Kreuz schlagen ließ. Ohne die unbegreiflich große Liebe des Schöpfers zu Seinen Geschöpfen, die verloren waren und die Er dadurch erlöste und für die ewige Seligkeit fähig machte, ist das nicht zu verstehen. Durch das Gericht und den Tod Seines Fleisches ist Jesus in das Gericht und in den Tod eingedrungen, um dessen Bande zu lockern und zu lösen, wodurch Er die materielle Schöpfung, die durch die Festigkeit Seines eigenen Gottwillens dem Gericht und dem Tod verfallen war, erlöst hat.

 

Jesus sagt: „Ich als der alleinige Träger allen Seins und Lebens muss nun auch das, was von Ewigkeiten her durch die Festigkeit Meines Willens dem Gerichte und dem Tode verfallen war, (erlösen und muss) eben durch das Gericht und durch den Tod dieses Meines Fleisches und Blutes in das alte Gericht und in den alten Tod eindringen, um so Meinem eigenen Gottwillen jene Bande insoweit zu lockern und zu lösen, wegen der in sich reif gewordenen Materie der Dinge, auf dass darauf alle Kreatur aus dem ewigen Tode zum freien und selbständigen Leben übergehen kann.

 

Und es ist darum des Menschen Sohn in diese Welt gekommen, um das, was gewisserart von Ewigkeit her verloren war, aufzusuchen, es zu erlösen und also für die Seligkeit fähig zu machen. (Matth.18,11)

 

Was dünket euch: Wenn irgendein Mensch hundert Schafe hätte und eines derselben sich verirrte irgendwo im Walde, lässt er nicht die neunundneunzig stehen auf dem Berge und geht hin und sucht das verlorene? (Matth.18,12) Und so es sich dann begibt, dass er es findet, wahrlich sage Ich euch: Wird er da nicht mehr Freude haben über das wiedergefundene denn über die neunundneunzig, die nie verloren waren? (Matth.18,13)

 

Und sehet, es ist denn auch also bei Gott, obwohl Er durch Seinen allmächtigen Willen alles, was da fasset der unendliche Raum, erschaffen hat aus der ewigen Fülle Seiner ewig zahllosen Gedanken, Ideen und Begriffe und wie außer Sich gestellt hat durch die Festigkeit Seines Willens! Wenn das alles für ewig also bleiben müsste, wie es nun ist im starren Gerichte und Tode, so wäre das alles gleich dem verlorenen Schafe, das aber nimmer irgendwo mehr zu finden wäre. Und welches Vergnügen und welche Freude böte Gott wohl eine ewig tote, materielle Kreatur?

 

Ich aber kam ja hauptsächlich eben darum als nun Selbst materiell in diese Welt, um dies verlorene Schaf zu suchen und es der seligen Bestimmung zuzuführen.

 

Gottes Geist und Wille wird nun in diesem Meinem Leibe, also in der Materie, gesänftet und gleichsam beugsam und lösbar gemacht. Ist das geschehen, dann muss diese Meine Materie in der möglich größten Erniedrigung und Demütigung gebrochen und zuerst gelöset werden, und der Geist Gottes, der in aller Seiner Fülle in Mir wohnt und eins ist mit Meiner Seele, muss diese gebrochene Materie, als durch Sein Liebefeuer geläutert, erwecken und beleben, und sie wird dann auferstehen als ein Sieger über alles Gericht und über allen Tod.

 

Dass ihr es nun noch nicht ganz klar einsehen werdet, wie und warum dieses also geschehen muss und auch wird, das habe Ich euch zum voraus gesagt; aber das könnet ihr nun schon daraus schließen, dass solch ein Akt, so abschreckend er auch für ein pures Menschenauge aussehen mag, doch notwendig ist, um alle Kreatur mit der gerechten Länge der Zeiten zum freien, unabhängigen und reinen Gottleben zurückzuführen.“ (5.GEJ 247,5-11)

 

In Jesus übernahm die ewige Liebe die Stelle der gefallenen Satana, (1.HG 5,19) deren Hochmut Er durch Seine tiefste freiwillige Demütigung am Kreuz besiegte. Sein Gehorsam bis zum Tod am Kreuz (Phil. 2,8) machte die Folgen von Adams Ungehorsam wieder gut, wodurch Er ein neuer Adam, ein neuer Stammvater wurde, aber nicht mehr für körperliche Nachkommen, wie beim ersten Adam, sondern für Seine geistigen Nachfolger. Aus dem Vorhergehenden „kann nun jeder im Herzen denkende und sehende Mensch sehr leicht und klar den endlosesten Nutzen des leiblichen Todes Jesu einsehen.“ (JJ Vorrede, Teil 3)

 

 

29. Das ist das Werk der Erlösung

 

Jesus sagt: „Was übrigens das Werk Meiner Erlösung bedeutet und ist, so sage Ich euch: Fürs erste ist es das allergrößte Werk der ewigen Liebe, da hierdurch Ich, der Allerhöchste, in aller Fülle Meiner Liebe und in der unendlichen Fülle Meiner Gottheit, selbst Mensch, ja euch allen sogar ein Bruder wurde, die ganze Masse der Sünden der Welt auf Meine Schultern nahm und so die Erde reinigte vom alten Fluche der unantastbaren Heiligkeit Gottes. Fürs zweite ist es die Unterjochung der Hölle unter die Kraft Meiner Liebe, die früher nur in der Macht der zornergrimmten Gottheit stand und somit entfernt war von allem Einflusse Meiner Liebe, welche aber ist die furchtbarste Waffe gegen die Hölle, da sie das allerblankeste Gegenteil derselben ist, wodurch dieselbe auch schon bei der liebevollen andächtigen Nennung Meines Namens in eine ganze Unendlichkeit zurückgetrieben wird. Fürs dritte ist sie die Eröffnung der Pforten des Himmels und ewigen Lebens und der getreue Wegweiser dahin; denn sie versöhnt euch nicht nur wieder mit der Heiligkeit Gottes, sondern sie zeigt euch, wie ihr euch vor der Welt erniedrigen müsst, so ihr wollt erhöhet werden von Gott. Sie zeigt euch ferner, alle Verspottung, Leiden und Kreuz aus Liebe zu Mir und euren Brüdern zu ertragen in aller Geduld, Sanftmut und Ergebung eures Willens, ja sie lehret euch, eure Freunde auf den Händen tragen und eure Feinde zu segnen mit der göttlichen Liebe in eurem Herzen.“ (3.Hi. Seite 18,30)

 

Durch die Menschwerdung Gottes in Jesus und Seinen Tod am Kreuz ist die unendliche Kluft zwischen Gott und Geschöpf beinahe völlig aufgehoben worden. Das ist uns angezeigt worden durch das Zerreißen des Vorhangs im Tempel, der das Allerheiligste vom Volk trennte. Durch den Lanzenstich ins Herz der ewigen Liebe, ließ Sie die heilige Pforte zum Licht und zum ewigen Leben öffnen. (3.Hi. Seite 18,29) Jesus ist die Tür zum ewigen Leben oder die Brücke über die wir von der Materie zum Geist und zu Gott gelangen können. Durch unsere Liebe zu Jesus überschreiten wir die Brücke und finden da Jesus als unseren Vater, Freund und Bruder. (2.GS 13,13-14) Wir haben dann unseren liebevollsten, heiligen Vater erkannt, können Ihn mit liebetrunkenen Augen schauen und freuen uns Seiner über alle Maßen; und auch der Vater freut Sich über alle Maßen, dass Er nun nicht mehr allein dasteht, sondern mitten unter Seinen Kindern, die Ihn erkennen und über alles lieben. (3.GEJ 239,13)

 

Jesus sagt: „Des Satans Walten in der äußeren Form mag wohl stets noch bemerkbar sein, aber den einmal zerrissenen Vorhang zwischen der Gottheit und den Menschen kann er ewig nicht mehr errichten und so die alte unübersteigbare Kluft zwischen Gott und den Menschen von neuem wiederherstellen.“ (JJ Vorrede, Teil 3)

 

 

30. Der ewigen Liebe das Kreuz tragen helfen

 

Unsere Liebe zu Ihm, der es so gewollt hat, dass die unendliche Kluft aufgehoben würde, gibt uns aber auch das Verlangen, mitzuhelfen am großen Werk der Erlösung.

 

Das ist der große Schritt“, sagt die ewige Liebe, „den ein jeder in seinem Herzen zu machen hat, dass er helfe, der ewigen Liebe das Kreuz tragen, damit er dereinst Teil haben möchte an dem großen Werke der bis jetzt noch immer unbegriffenen Erlösung, der Überwindung des Todes und der Auferstehung.“ (3.Hi. Seite 76,5)

 

Sehet, ein solcher Mensch, dessen Ich Mich bediene und gewisserart seine Wesenheit anziehe, um dadurch eure Mängel verhüllt zu tragen, gleicht dem Simon von Cyrene und könnte ebenfalls großen Lohn erreichen, so er Mir willig auf eine kurze Zeit nur hätte das Kreuz ein wenig tragen helfen. Allein der Mensch ist schwach und fürchtet jede Last, am allermeisten aber die Last des Kreuzes, und daher bleibt Mir denn wieder nichts anderes übrig zu tun, als was Ich dereinst tat, nämlich für alle das Kreuz Selbst zu schleppen.“ (3.Hi. Seite 79,16)

 

So bin Ich nun für euch wieder beladen mit allen euren Schwächen und Mängeln und trage sie für euch in dieser euch etwas fremdartigen Umhüllung, (nämlich als der sehr Schwache) damit, wie ihr schon wißt, euch nicht Schaden geschehe an eurer Seele.“ (3.Hi. Seite 80,17)

 

Stellen wir uns das einmal vor: Mit jeder Sünde, die wir begehen, mit jeder Schwäche, die wir nicht überwinden, kreuzigen wir die ewige Liebe aufs neue und Sie muss sich dafür von der Heiligkeit Gottes Vorwürfe gefallen lassen. Wir helfen Ihr aber mit, das Kreuz zu tragen, wenn wir die Sünde überwinden und wenn wir Not, Leid, Krankheit, Verfolgung und Beleidigung, wenn sie uns auferlegt werden, willig, freudig und dankbar auf uns nehmen. Was könnte uns mehr anspornen, die Materie zu überwinden und Jesus, die ewige Liebe, über alles zu lieben?


(Mit Genehmigung des Verfassers, 11/2020)

 

Quellenverzeichnis

GEJ   Das große Evangelium Johannes, Jakob Lorber, 10 Bände, 1981-1986

11.GEJ   Das große Evangelium Johannes, Leopold Engel, 1987

HG:    Die Haushaltung Gottes, Jakob Lorber, 3 Bände, 1981

JJ       Die Jugend Jesu, Jakob Lorber, 1996

GS     Die geistige Sonne, Jakob Lorber, 2 Bände, 1955, 1956

RB     Von der Hölle bis zum Himmel, (Robert Blum) Jakob Lorber, 2 Bände, 1963

BM     Bischof Martin, Jakob Lorber, 1960

Hi.:     Himmelsgaben, Jakob Lorber, 3 Bände, 1935, 1993

EM     Erde und Mond, Jakob Lorber, 1953

Lorber Verlag, 74308 Bietigheim/Württ.

HH      Himmel und Hölle, Emanuel Swedenborg, Swedenborg-Verlag Zürich, 1992