„Das ist an und für sich schon ganz klar, dass man einem erzbösen Menschen durch eine zu große Gegenfreundschaft nicht noch mehr Gelegenheit verschaffen soll, dass er dadurch in seiner Bosheit wachse und noch immer ärger werde, als er vorher war.“ (GEJ.10_215,09)

 


Vom Recht auf Gegenwehr

 


1. Eine ganz gute und richtige Frage

2. Diebe, Räuber und Mörder sänften und zähmen

3. Todesstrafe? - Der Geist kann nicht getötet werden

4. Seid gehorsam der Obrigkeit, die Gewalt über euch hat

5. Wer gefallen ist, den hebet auf

 


1. Eine ganz gute und richtige Frage

 

Sagte Simon Juda: ...“Siehe, bei der Gelegenheit, als Du uns (die Apostel) und das Volk von der Liebe zu Gott und von der Liebe zum Nächsten belehrtest, da gabst Du auch an, dass man sogar die Erzfeinde lieben solle, und dass man segnen solle diejenigen, die einem fluchen, und Gutes tun denjenigen, die einem Böses tun, und dass man dem, der einem eine Ohrfeige gibt, noch die andere Backe hinhalten sollte, statt ihm eine Ohrfeige zurückzugeben.

 

Ich sehe es wohl ein, dass in diesem Verhalten die von Dir gelehrte und zur Ausübung anbefohlene Nächstenliebe die wahre, himmlische Form einnimmt, - denn so wir den Menschen alles das tun sollen, das wir wünschen und wollen, dass sie in ähnlichen Fällen auch uns täten, so ist dadurch das freilich wohl auch völlig gerechtfertigt, dass man sogar seine Feinde lieben soll, für die beten, die einem fluchen, und denen Gutes tun, die einem Böses tun; aber da kommt mir doch so manches noch ungerade vor, und das darum, weil in diesen Fällen die Notwehr ganz beiseite gesetzt ist.

 

Man kann wohl dieses beachten gegen Menschen, die es in ihrer Bosheit gegen einen andern Menschen nicht zu weit treiben, aber gegen Menschen, die gegen ihre Nebenmenschen beharrlich zu wahren Erzteufeln geworden sind, sollte da solche Deine göttliche Lehre irgendeine kleine Ausnahmeabänderung finden.

 

Ich will von der Ohrfeige nicht reden, und es würde mir garade nichts machen, dem, der mir bei irgendeiner Gelegenheit eine mäßige Ohrfeige versetzt hat, am Ende, so er Lust hätte, mir noch eine zu geben, auch die andere Backe hinzuhalten, damit dann Friede und Einigkeit zwischen uns würde; aber was dann, so mein Gegner mich mit seiner ersten Ohrfeige schon beinahe halbtot geschlagen hat?

 

Soll ich in dem Fall nicht lieber zu einer Gegenwehr schreiten, so mir diese in einer Art irgend möglich wäre, als mich von solch einem zornigen Riesen Simson ganz totschlagen lassen?

 

Ich meine, o Herr und Meister, dass in dieser von Dir aufgestellten Lehre über die Nächstenliebe – freilich nur nach dem Urteil meines Weltverstandes – auch noch so manch Krummliniges vorhanden ist, das sich von unserem geradlinigen Gemütsmagen nicht gar zu leicht verdauen lässt.

 

Ich weiß zwar nicht, ob ich klug oder unklug geredet habe; aber weil ich denn doch glaube, dass mein diesweltlicher Verstand besserer Natur sein muss, ohne die ich Dich schwerlich als den Herrn und Meister je erkannt hätte, so bin ich denn auch der Meinung, dass eben diese bessere Natur meines Verstandes auch derlei kleine Krummheiten erkennt.“

 

Sagte Ich:Du hast eine ganz gute und richtige Frage gestellt; aber Ich muß dir auch immer dagegen die Bemerkung machen, dass du zwar wohl einen recht scharfen Verstand hast, aber dafür – woran dein vorgerücktes Alter schuldet – ein schwächeres Gedächtnis, und so erinnerst du dich an manches nicht mehr, das Ich bei so verschiedenen Gelegenheiten zur Erklärung der wahren Nächstenliebe den Menschen hinzugetan habe.

 

Das ist an und für sich schon ganz klar, dass man einem erzbösen Menschen durch eine zu große Gegenfreundschaft nicht noch mehr Gelegenheit verschaffen soll, dass er dadurch in seiner Bosheit wachse und noch immer ärger werde, als er vorher war.

 

In diesem Fall wäre eine fortgesetzte Nachsicht nichts anderes als eine wahre Hilfeleistung für des Feindes überwachsende (zunehmende) Bosheit; dafür aber habe Ich in dieser Welt zu allen Zeiten strenge Richter aufgestellt und ihnen das Recht erteilt, die zu schlecht und böse gewordenen Menschen, nachdem sie es verdient haben, zu züchtigen und zu strafen, und habe euch darum auch dieses Gebot gegeben, dass ihr der weltlichen Obrigkeit untertan sein sollt, ob sie sanft oder strenge ist.*)

*) Siehe hierzu unter 4., Seid Gehorsam der Obrigkeit

 

Wer demnach einen so argen Feind besitzt, der gehe zum Weltrichter hin und zeige ihm solches an, und dieser wird dem schon erzböse Gewordenen seine Bosheit austreiben.

 

Geht das mit purer körperlicher Züchtigung nicht, so geht es am Ende wirksam durch das Schwert.

 

Und so ist es auch der Fall mit der Ohrfeige. Erhältst du sie von einem minder bösen Menschen, den eine plötzliche Aufwallung seines Gemütes dazu verleitet hatte, so wehre dich nicht, (auf) dass er dadurch, dass du ihm mit keiner Ohrfeige entgegenkommst, besänftigt wird, und ihr werdet darauf leicht ohne Weltrichter wieder zu guten Freunden werden.

 

Aber so dir jemand mit einer mörderischen Ohrfeige in voller Wut entgegenkommt, so hast du auch ein volles Recht, dich zur Gegenwehr zu stellen; und siehe, wenn die Sache nicht also wäre, so hätte Ich zu euch nicht gesagt, dass ihr auch den Staub von euren Füßen über jene Menschen in einem Ort  schütteln sollet, die euch nicht nur nicht aufnehmen, sondern euch dazu noch verhöhnen und mit allerlei Verfolgung bedrohen.

 

Oh, sei du dessen sicher, dass Ich mit Meiner Predigt von der Nächstenliebe die Macht und Gewalt des Schwertes nicht im geringsten aufgehoben habe, wohl aber auf so lange hin gemildert, als die Feindseligkeit unter den Menschen nicht jenen Grad erreicht hat, den man mit vollem Recht den höllischen nennen kann!

 

Bei den Alten nach dem Gesetz Mosis und der meisten alten Richter hieß es wohl: `Leben um Leben, Auge um Auge, Zahn um Zahn!`, aber da soll es bei euch nicht also sein, dass man derlei Gesetze buchstäblich nimmt, und dass man seinem Feinde nicht öfter denn siebenmal vergeben solle, wovon Ich euch zu öfteren Malen auch eine Erklärung gegeben habe, und die ihr auch wohl begriffen habt!

 

Aber, wie gesagt, dadurch habe Ich das Gesetz Mosis, der Richter und Propheten nicht aufgehoben, sondern nur gemildert; denn diese nahmen das Gesetz zu buchstäblich und straften auch den mit gleicher Strenge, der oft sehr viel mehr zufällig als infolge seines bösen Willens seinen Nebenmenschen irgend eine oder die andere Beschädigung zugefügt hatte.“ (GEJ.10_215,04 ff)

 

Zu Textauslegungen siehe auch linke Randspalte unter „Einführende Texte“, Thema  „Zum Verständnis wichtiger Schriftstellen“.

 


2. Diebe, Räuber und Mörder sänften und zähmen


2.1.
„Es versteht sich von selbst, dass man die Diebe, Räuber und Mörder einfangen und in die Zwinger tun muss; denn diese sind gleich den wilden, reißenden Bestien, die als Ebenbilder der Hölle in Löchern der Erde hausen und Tag und Nacht auf den Raub lauern. Auf solche eine gerechte Jagd zu machen ist sogar eine Pflicht der Engel im Himmel; aber vernichten soll sie niemand, sondern sie in die Zwinger tun und sie allda sänften und zähmen! Nur bei einer gewaltsamen Gegenwehr sollen sie verstümmelt und beim hartnäckigen Widerstande auch getötet werden dem Leibe nach! Denn da ist eine tote Hölle besser als eine mit einem Leben versehene.

 

Aber wer immer einen Dieb, Räuber und Mörder im Zwinger noch weiter richtet und tötet, der wird von Mir einst mit zornigen Augen angesehen werden. Denn je schärfer die Menschen ihre Übeltäter richten und strafen, desto grausamer, vorsichtiger, heimlicher und hartnäckiger werden die noch in der Freiheit befindlichen Übeltäter sich gestalten; und wenn sie dann in ein Haus bei der Nacht einbrechen, so werden sie nicht nur alles nehmen, was sie finden, sondern sie werden auch alles ermorden und alles vertilgen, was sie irgend verraten könnte.

 

Nimm du aber hinweg das scharfe Gericht und gib allen Menschen den weisen Rat, dass sie dem, der von jemandem einen Rock verlangt, auch den Mantel hinzugeben sollen, so werden zwar die Diebe noch kommen und von euch verlangen dieses und jenes, aber rauben und morden werden sie nicht!

 

So aber die Menschen aus wahrer Liebe zu ihren Brüdern und Schwestern aus der Liebe zu Mir nicht mehr die vergänglichen Güter dieser Erde zusammenhäufen werden und werden einhergehen wie Ich, dann wird es auch alsbald weder Diebe und noch weniger Räuber und Mörder geben!

 

Wer da meint, durch strenge Gesetze und stets verschärfte Gerichte werden am Ende die Übeltäter ausgerottet werden, der irrt sich gewaltig! Die Hölle hat daran noch nie einen Mangel gehabt. Was nützt es dir, zu töten einen Teufel, so darauf die Hölle an die Stelle des getöteten einen zehn schickt, von denen einer ärger ist, als es zehn der ersten Art gewesen wären?! Wenn der Böse, so er kommt, sich gegenüber wieder Böses findet, so ergrimmt er und wird zum Satan im Vollmaße; so er aber kommt und findet nichts denn Liebe, Sanftmut und Geduld, da steht er von seiner Bosheit ab und zieht weiter.“ (GEJ.01_075,05ff)


2.2.

Der Herr: „…Wenn aber der Mensch, ohne Unterschied des Geschlechtes, der Hautfarbe und des irdischen Standes, für solch allerhöchsten Beruf (Gottähnlichwerdung) von Gott erschaffen worden ist – was du nun sicher mit den Händen greifen kannst –, so kann seinem geistigen Teile ewig kein Mussgesetz gegeben werden, so aus ihm endlich das werden solle, wozu ihn Gott bestimmt hat; sondern da solle ein jedes Gesetz mit ,Soll‘ gegeben sein, und nur für offenbar böswillige Gegner des freien Gesetzes solle eine taugliche, stets auf die freie Besserung des Menschen berechnete Züchtigung gesetzt sein, die aber allzeit so gestellt sein solle, dass sie nicht als eine willkürliche, sondern nur als eine notwendige Folge des unterlassenen Ordnungsgesetzes erscheint. So wird der menschliche Geist dadurch zuerst zum selbständigen Denken gelangen und wird das gegebene Gesetz ehest zu dem seinigen machen und danach handeln, während eine ganz willkürlich bemessene Strafe auf ein Vergehen das menschliche Gemüt allzeit verhärtet und erbittert und aus dem Menschen einen Teufel zieht, dessen Rachgier nicht eher erlöschen wird, als bis er sich, entweder noch in dieser, ganz sicher aber in der andern Welt, auf das unerhörteste rächen wird, – was ihm zugelassen werden muss, weil er sonst in der Hölle seines eigenen Herzens ewig nie zu bessern wäre!

 

Der Gesetzgeber und Züchtiger soll nie vergessen, dass der Geist des Menschen, ob gut oder böse, nicht getötet werden kann, sondern fortlebt! Solange er noch sichtbar auf der Erde umherwandelt, kannst du dich ihm zur Wehr stellen und ihn vertreiben, wenn er dich verfolgt; ist er aber einmal aus dem Leibe und kann sich dir nahen auf tausendfache Art, um dir zu schaden bei jedem Schritte und Tritte, ohne von dir gesehen und wahrgenommen zu werden, – sage, mit welchen Waffen kannst du ihm dann entgegentreten?“ (GEJ.02_030,01ff)

 

2.3.

Sagte Ich: „Hättest du die Gesetze gemacht, so könntest du sie auch ändern, aber sie sind ein alter wohlbedachter Volkswille, und du bist gestellt, die Sünder wider solchen Volkswillen zur gerechten Ahndung zu ziehen. So du aber das streng gewissenhaft und gerecht tust, was das Gesetz vorschreibt, so tust du darum kein Böses, sondern nur Gutes!

 

Denn jedermann, der als Mitglied einer großen Menschengesellschaft lebt, muss sich den Ordnungsgesetzen fügen und sie zu seinen eigenen Lebensmaximen machen. Will er das nicht, so muss er sich als der für sich dastehende offenbar Schwächere die notwendig bitteren Folgen als Widerspenstling der allgemeinen Volksordnung gefallen lassen.

 

Und der vom Volke oder von dessen herrschendem Repräsentanten, der ein König oder gar ein Kaiser ist, bestellte Richter, der das ihm durch und durch bekannte Gesetz streng und gerecht ausübt, kann nicht anders als nur wohltun, denn er reinigt das Feld der Menschensaat vom Unkraut. – So du aber das tust, erfüllst du deine Pflicht und bist ein Wohltäter der ordnungsliebenden und -beflissenen Menschen.

 

Dass du als Richter aber hauptsächlich darauf siehst, dass vor allem ein verirrter Mensch durch das Gericht nicht so sehr gestraft, als vielmehr gebessert werde, das ist eine Tugend aus den Himmeln in deinem Herzen, denn du befolgst den ewig wahren Grundsatz der Nächstenliebe, der also lautet: `Was du vernünftigermaßen nicht willst, dass man es dir täte, das tue auch deinen Mitmenschen nicht!` Damit aber bist du vor Gott wie vor den Menschen schon ganz in der Ordnung und hast gar nicht nötig, dich darum zu kümmern, was da eigentlich gut und was böse ist!“ (DTT.01_022,04ff)


Siehe auch linke Randspalte unter „Einführende Texte“, Thema „Welt-Gesetze oder Gottes-Gebote“

 

2.4.

Der Herr: „…Ich meine, dass dieses euch nun klar sein dürfte, und so führe Ich das Wort weiter und sage: Es ist damit nicht an dem, als solltet ihr darum nun, weil Ich solches zu euch geredet habe, alle Gefängnisse und Verwahrungsorte, die dennoch ein notwendiges Übel gegen das große Übel sehr kranker Seelen sind, zerstören und zerbrechen alle Fesseln und alle Schwerter; o nein, das soll damit gar nicht gesagt sein! Denn sehr ansteckend kranke Seelen müssen sogar sorgfältig von den gesunden abgesondert und so lange in Gewahrsam gehalten werden, bis sie von Grund aus geheilt sein werden.

 

Aber nicht euer Zorn und euer Rachegefühl halte sie in festen Gemächern in Gewahrsam, sondern eure große Nächstenliebe und die damit engst verbundene innigste Sorge um ihre mögliche gänzliche Heilung! Wird es euch der rechte Geist der Liebe anzeigen, dass bei einem oder dem andern Schwerkranken eine bitter schmeckende Arznei vonnöten ist, so enthaltet sie ihm nicht vor, weil das ein sehr unreifes und unzeitiges Erbarmen wäre! Aber nur in der wahren Liebe müsset ihr dem Schwerkranken eine bittere Arznei verabreichen, so wird sie ihm auch sicher die erwünschte Heilung verschaffen, und ihr werdet dann viel des Segens über euch bekommen!“ (GEJ.04_038,01ff)

 


3. Todesstrafe? – Der Geist kann nicht getötet werden

 

3.1.

Sage Ich:Freund, du bist noch sehr kurzsichtig, wenn du Meine Lehre also auslegst und verstehst! Es hatte aber dir ja auch Jonael schon gesagt, dass entweder ein Kampf mit einem bösen Feinde auf ein göttliches Geheiß, wie auch eine unausweichliche Notwehr von Mir aus also geordnet ist, dass in derlei Kämpfen getötete Menschen, respektive ihre Seelen, alsogleich in ein hartes Gericht gesetzt werden und weder auf ihre gerechten Sieger noch irgend auf den Boden der Erde eine böse Rückwirkung auszuüben vermögen. Wenn aber das eine unwandelbare Wahrheit ist, aus der du klar ersehen kannst, wie diese Sache im Grunde des Grundes beschaffen ist, wie kannst du da so zweifelhafte Sätze Meiner Lehre entgegenstellen?!

 

Wer sagte denn dir, dass man wirkliche Verbrecher, die oft ärger denn alle wilden Waldbestien sind, nicht einfangen und in irgend ein festes Gewahrsam bringen solle?! Im Gegenteil gebietet dir das die wahre Nächstenliebe; denn wie du sicher, so du dazukämest, wo eine Hyäne einen Menschen anfällt, die Bestie mit scharfer Waffe erlegen würdest, also wirst du auch sicher einem ehrlichen Menschen zu Hilfe springen, so dieser auf offener Straße oder in einem Hause von einem Raubmörder angefallen würde.

 

Da aber solche Menschenhyänen, so sie sich sehr anhäufen, nicht nur einzelnen Wanderern, sondern auch am Ende ganzen Ortschaften gefährlich werden können, so ist es sogar eine unerlässliche Pflicht der machthabenden Obrigkeit, auf solche gefährliche Menschen Jagd zu machen und sie in feste Zwinger zu setzen.

 

Aber die Todesstrafe soll dann nur über jene verhängt werden, bei denen jedes Mittel durch einen Zeitraum von zehn Jahren fruchtlos bleibt, in irgend eine wahre Besserung des Lebens einzugehen. Verspricht der Verbrecher auf dem Blutgerüste Besserung, so soll ihm noch eine Jahresfrist hinzugefügt werden! Ist aber auch da noch keine Besserung erfolgt, so soll die Tötung vollzogen werden; denn da ist von der Besserung eines solchen Menschen auf der Erde nichts mehr zu erwarten, und es ist besser, ihn von dieser Erde zu schaffen!

 

Will aber die rechtmäßig machthabende Obrigkeit mit Einstimmung der Gemeinde solch eines Verbrechens wohlverdiente Todesstrafe in einen lebenslänglichen Zwinger verwandeln und die Besserungsversuche fortsetzen, so steht ihr das frei, und Ich werde sie darum nicht zur einstigen Verantwortung ziehen.

 

Solcherart Feinde derjenigen Menschen, die nach Meiner Lehre leben werden, haben nach ihrem Leibestode keine Rückwirkungsmacht. Diese ist nur solchen Geistern zuständig, die als nach dem Bessern strebende Menschen auf dieser Welt von tyrannischen, über alle Maßen hochmütigen, selbst- und herrschsüchtigen und somit auch völlig unrechtmäßigen Herrschern auf eine grausamste Weise getötet worden sind!

 

Wenn die alles edleren Gefühls baren Richter sich durch solche ungerechtesten Gerichte Feinde zeugen, so werden diese Feinde dann als Geister sich an den ungerechten Richtern rächen; denn diesen ist von Mir aus die Rückwirkung gestattet, aber wirklich vom Grunde aus bösen Geistern nie! – Ich meine nun, dass du nun über deine Zweifel im klaren sein wirst!?“ (GEJ.01_081,01ff)


3.2.
Sagte Ich: "O Freund, ich weiß es wohl, was du Mir nun sagen willst! Siehe, du hast es durch einen Meiner Jünger erfahren, wie auch Ich vor einem Jahre in der Nähe von Cäsarea Philippi am Galiläischen Meere einmal eine Art Standrecht an etlichen grundbösen Häschern, die nach Mir fahndeten, ausgeübt habe, und hast Mich nun aus diesem Grunde also gefragt!


Ja, Ich sage es dir: Wenn du gleich Mir den Verbrecher derart erkennen kannst, dass er als noch ein Fleischmensch ein vollendeter Teufel ist, so verhänge über ihn auch sogleich die Todesstrafe, wie solches auch Moses aus Meinem Geiste erkannt hat; aber so du das nicht Mir und dem Moses gleich erkennen kannst, so übereile dich niemals mit der Todesstrafe! Mir steht wohl von Ewigkeit das Recht zu, alles Menschengeschlecht dem Fleische nach zu töten, und Ich bin sonach gleichfort ein Scharfrichter aller materiellen Kreatur in der ganzen ewigen Unendlichkeit; aber was Ich töte der Materie nach, das mache Ich geistig wieder für ewig lebendig.


Wenn du das vermagst, so kannst auch du töten, wen du willst und kannst, zur rechten Zeit; aber da du das nun nicht kannst, so sollst du auch nicht töten, außer nur im höchsten Notfalle, zum Beispiel in einem Verteidigungs- oder in einem von Gott aus gebotenen Strafkriege gegen unverbesserliche, böse Völker, und auch im Falle einer Notwehr gegen einen argen Mörder und Straßenräuber. In allen andern Fällen sollst du nicht töten und töten lassen, solange du nicht in dir selbst Mein volles Licht hast! - Hast du das nun wohl begriffen?" (GEJ.07_094,02 ff)


 

4. Seid gehorsam der Obrigkeit, die Gewalt über euch hat

 

Der Text, von dem gestern unter euch die Rede war, demnach man jeder Obrigkeit gehorchen solle, gleich ob sie gut oder böse sei, da sie keine Macht hätte, wenn sie ihr nicht von oben gegeben wäre, – dieser Text ist zwar richtig an und für sich, aber ein Beisatz, den Ich gestellt habe bei einer Gelegenheit, so wie im Apostel Paulus, ist hinweg gelassen worden. Der Beisatz aber lautet: Solange der Besitz des Geistes der Wahrheit aus Mir den Obrigkeiten innewaltet.


Werdet ihr erkennen, dass dies nicht mehr der Fall ist, dann ist es auch Zeit, solchen von der Höhe aus nicht mehr inspirierten Obrigkeiten auf das empfindlichste den Rücken zu kehren; denn wäre das nicht der Fall, so müsste Ich auch allen Ernstes gesagt haben: Seid allen Teufeln untertänig und gehorsam! – Das werdet ihr von Mir doch wohl nicht erwarten, indem Ich doch ausdrücklich gesagt habe, dass ihr alles prüfen und nur das Gute und Wahre behalten sollet.


Überhaupt ist aber bei dem Text, der, wie Ich schon bemerkt habe, schlecht übersetzt ist, das zu bemerken, dass es statt gut oder böse: mild oder strenge heißen soll. Und so ihr das nun wisst, so werdet ihr damit doch wohl einsehen, dass Ich nicht gesagt habe, ihr sollet auch den Teufeln gehorchen. So ihr dieses recht beachtet, so werdet ihr wohl einsehen, dass ein solch krasser Unsinn niemals aus Meinem Munde gegangen ist und nie gehen wird.


So jemand aus euch noch irgend etwas in der Schrift findet, das mit der reinen Vernunft nicht im Einklange steht, der komme mit einem solchen Texte zum Vorscheine, und es soll ihm darüber Licht gegeben werden Amen.“ (HiG.03_64.03.17.b,01(S.327))


Anmerkung: Die Kundgaben aus dem Jahr 1864 wurden von Jakob Lorber, der zu dieser Zeit krank war, nicht selbst aufgezeichnet, sondern er diktierte das ihm durch die innere Gottesstimme Offenbarte der Grazerin Antonie Großheim und einem zweiten Schreiber, dessen Name nicht genannt ist; teilweise schrieb der Grazer Apotheker Leopold Cantily, ebenfalls ein treuer Freund Jakob Lorbers bis zu dessen irdischem Lebensende im August 1864.



5. Wer gefallen ist, den hebet auf

 

5.1.

Sage Ich:Wer gefallen ist, den hebet auf und bringet ihn auf einen guten Weg und führet ihn, auf dass er zur Einsicht seiner Sünde kommen möge und solche getan zu haben bereue! Das soll euch obliegen! Ich aber bin nicht gekommen, zu richten und zu verderben diese Welt, sondern zu suchen das Verlorene und aufzurichten, was darniederliegt! So ihr das nun wisset, da gehet hin und handelt also!“ (GEJ.01_203,07f)

 

5.2.

„Ich sage aber zu euch allen: Was immer für Sünder und Sünderinnen in euer Haus hilfesuchend kommen, so sollet ihr ihnen nimmer die Türe weisen, sondern ihnen helfen, als hätten sie nie gesündiget; und habt ihr ihnen erst geholfen, so sollet ihr dabei auch alles aufbieten, um die Sünder für die Zukunft zu bessern auf dem Wege der Liebe und der Weisheit, aber jener wahren Weisheit, die stets nur aus der Liebe hervorgeht! (GEJ.02_209,07)

 

5.3.

"Liebe mit Ernst und Weisheit, das ist ein ewiges Gesetz; wer danach handelt, macht keinen Fehltritt, und die Früchte davon werden köstlich sein. (GEJ.02_055,06)


Siehe auch linke Randspalte unter "Einführende Texte", Thema "Zum Verständnis wichtiger Schriftstellen" sowie "Texte der Neuoffenbarung zu...", Thema "Erklärung der Bergpredigt"



Petrus: "Bruder, ärgern darfst du dich ja nicht, denn dadurch tust du gerade, was er (Satan) eigentlich von dir haben will. Den muss man ganz anders fangen! Sieh, ich werde ihn sogleich zum Weichen bringen, und das mit der größten Ruhe! Ich werde ihm nur ganz sanft sagen:

`Satana, der Herr Jesus Christus sei auch mit dir!"

Und sieh, schon weicht die Flut und die Feuergeschwulst sinkt in ein wahrstes Nichts zusammen." (BM.01_185,16)