„Jetzt verlange Ich von euch und allen, welche Mir nachfolgen wollen, die Eigenschaften des Petrus, nämlich sein unbegrenztes Vertrauen auf Mich und die klare Erkenntnis seiner eigenen Unwürdigkeit.“



Der Fels Petrus und der Liebling Johannes
(Originaltitel: Der reiche Fischzug)

 

In diesem Kapitel handelt es sich nicht um Gleichnisse und Bilder, in denen viel Geistiges verborgen liegt, sondern Lukas erzählt euch von der Gewinnung eines Meiner eifrigsten Jünger, des Petrus, früher Simon genannt, und seiner Mitarbeiter Jakobus und Johannes, der Söhne des Zebedäus. Lukas erzählt euch, wie Ich den Fischer Simon dadurch für Mich gewann, dass Ich ihm zeigte, dass, wer festes Vertrauen zu Mir hat, nie in seinen Hoffnungen betrogen wird, vorausgesetzt, dass seine Wünsche auch in Meinen Augen als billig und gerecht angesehen werden und den geistigen Fortschritt bezwecken wollen.

Das Auswerfen des Netzes durch Simon, trotz seiner Überzeugung, dass es vergeblich sein werde, und der reiche Fischfang haben zweierlei Bedeutung. Erstens bewies es dem Fischer, dass Meine Macht größer als die obwaltenden Umstände war, und zweitens zeigte es ihm, dass sein Vertrauen auf Mich nicht unbelohnt blieb. Als hierauf Petrus den Unterschied zwischen Mir und sich erkannte, rief er bittend aus: `Herr, gehe von mir, denn ich bin ein sündiger Mensch!`, und Ich, seinen künftigen Beruf wohl vorauswissend, antwortete ihm: `Fürchte dich nicht! Von nun an wirst du Menschen fangen!`

Dass Ich beinahe alle Meine Jünger aus dem Fischerstand wählte, hatte seinen guten, geistigen Grund darin, dass ihre Arbeit auf dem beweglichen Element, dem Wasser, und die damit verbundenen Gefahren sie mehr an eine Gottes-, an eine Vorsehungslehre band und sie deswegen religiöser, frömmer und auch vermöge ihrer Hauptnahrung, der Fische, friedlicher gesinnt waren als andere, fleischessende Menschen.

Ich lenkte die Umstände gewöhnlich so, dass sie, ohne Meine Absicht zu merken und Meinen Einfluss zu fühlen, selbst zu Mir kamen und Mir nachfolgten. Dieses war auch hier wieder der Fall. Ich wollte durch ein Wunder – nach eurer Denkungsart – ihre Herzen gewinnen und sie zu dem großen Schritt bewegen, alles im Stich zu lassen und Mir allein nachzufolgen, was nicht so leicht war, wie ihr vielleicht glaubt. Ich musste diese Bedingung stellen; denn in jenen Zeiten, und gemäß dem künftigen Lehrberuf Meiner Jünger, war Mir nachzufolgen und gleichzeitig der Welt oder seiner Familie anzugehören eine Unmöglichkeit.

Heutzutage habe Ich nicht mehr nötig, Meinen Nachfolgern solch harte Bedingungen aufzuerlegen, weil die Verhältnisse anders sind; und würde Ich solches verlangen, so würde die Zahl Meiner Nachfolger sehr gering ausfallen. Denn bei einem so bequemen, schon von Jugend an gewöhnten Familienleben und bei solch häuslichen Verhältnissen würde es den meisten, welche sich jetzt so begeistert für Meine Lehre zeigen, eine Unmöglichkeit sein, alles zu verlassen und Mir nachzufolgen, wie es einst Meine Jünger taten.*)

*) Siehe auch linke Randspalte unter „Religionen / Kirchen / Theologien (2)“, Thema „Katholische Kirche und Neuoffenbarung Teil 4“ unter „258 Warum verlangt die Kirche von Priestern und Bischöfen ein zölibatäres Leben?“

Auch unter euch, die ihr euch für Mich und Meine Lehre so begeistert wähnt, würden wenige die Charakterstärke besitzen, Mir zuliebe diesen Schritt zu tun, auch wenn sie Mich, wie einst Meine Apostel, sichtbar in ihrer Mitte leben und wirken sehen würden. Ich habe solche Mittel jetzt nicht mehr nötig und weiß wohl auch auf anderen Wegen ebenso Meinen Zweck zu erreichen wie einst unter jenen Voraussetzungen, deren Erfüllung Meine Nachfolger erst zu Meinen Jüngern machte.

Jetzt verlange Ich von euch und allen, welche Mir nachfolgen wollen, die Eigenschaften des Petrus, nämlich sein unbegrenztes Vertrauen auf Mich und die klare Erkenntnis seiner eigenen Unwürdigkeit. Weil er glaubte, er sei nicht würdig, in Meiner Nähe zu bleiben und zu leben, diese freiwillige Erniedrigung vor Mir hat den Fischer Simon zum Fels, zum ,Petrus‘ gemacht, auf welchen Ich Meine Kirche bauen will, die Himmel und Erde nie zerstören werden. Sein festes Vertrauen auf Mich, schon bei der ersten Begegnung, verstärkte sich noch fernerhin und ward zum Fels wie sein Glaube.

Wenn Ich also diesen Text als Wort an euch und die gesamte gläubige Menschheit richte, so wählte Ich ihn deshalb, damit Ich euch als Beispiel den Mann vor Augen führen kann, dem ihr vor allem nachfolgen sollt.

Auch Johannes, als personifizierte Liebe, ist ein Leitstern erster Größe am geistigen Himmel; aber um ihm ähnlich zu werden und seinen Beinamen ,Mein Liebling‘ zu verdienen, müsst ihr vorerst durch die Schule Petri gehen, und diese Schule ist für euch die Welt mit ihren Versuchungen.

Zwischen den Klippen der Welt, da alle möglichen Verhältnisse und Ereignisse dazu beitragen, gerade das als schön, angenehm und besonders wichtig zu finden, was nur von außen glänzt, aber keine Beständigkeit, sondern Verwesung in sich birgt, gerade inmitten dieser Versuchungen muss sich vorerst euer Glaube und euer Vertrauen stärken. Gerade da könnt ihr am besten sehen, wie gebrechlich ihr seid, und auf welch schwachen Füßen eure eigene moralische Kraft steht. Mitten in dem Weltgetriebe sind es diese zwei Hauptsektoren, die ihr stets im Auge haben müsst: Meine Allmacht und eure Ohnmacht! Sonst ist es unmöglich, zur Ruhe des Johannes zu gelangen, der nur Liebe und kindliche, innige Verehrung für Mich fühlte.

Diese zarten Regungen, dieses Hingeben in Meine Hände, dieses Leben nur für das Geistige ist den Menschen und auch Meinen Anhängern in jetzigen Weltverhältnissen nicht so leicht möglich und nicht so leicht ausführbar, da der Verfall der Welt und sein Eindringen ins geistige Leben der Menschen zu mächtig ist, als dass sich jemand gänzlich von ihm befreien könnte.

Eure Aufgabe und die Meiner jetzigen und künftigen Anhänger und Nachfolger ist daher, vorerst das innere, geistige Ich – wie Petrus – auf das Vertrauen zu Mir und auf den festen Glauben zu stützen, dass Ich niemand verlassen werde, so drängend die Umstände sich auch gestalten sollten, die auf andere Wege als zu Mir hinzuführen scheinen.

Was Ich als Sohn und Vater, als Weisheit und Liebe, in der Schöpfung geistig bin, das stellten Petrus und Johannes als Meine Jünger vor. Petrus war die der Welt gegenüber zu beachtende Klugheit und Johannes die trotz alles Falschen in der Welt nie schwindende Herzensgüte, von welchen Eigenschaften die erstere Meiner Weisheit und die letztere Meiner Liebe entspricht.

So sollt auch ihr danach trachten, jene Worte, die Ich zu Meinen Jüngern sagte, geistig aufzufassen: `Seid listig wie die Schlangen und einfältig wie die Tauben!` Denn die List der Schlange bedeutet in geistiger Entsprechung die Weltklugheit, und die Einfalt der friedlichen Taube bezeichnet die nichts Arges, nichts Schlechtes denkende und ausübende Tugend.

So sehet ihr, wie in den Worten, Werken und Wundern eures Jesus während Seiner Lehrjahre alles geistigen Ursprungs ist und alles eine geistige Bedeutung besitzt. Es genügt, dass man mit Geistesaugen die innere Bedeutung der Ereignisse erwägt, so dass der dichte Schleier der Unverständlichkeit sich nach und nach lüftet und reine, lichte Wahrheit da erscheint, wo man vorher nur mystische, unzusammenhängende Worte gelesen hatte. So wie die Natur dem Wiedergeborenen, dem geistig Fortgeschrittenen ein lebendiges Buch wird, aus dem er nicht nur Vorteile fürs weltliche Leben herausliest, sondern in welchem er Mahnungen und geistige Winke für die sich danach sehnende Seele aufgezeichnet findet, ebenso ist Mein euch hinterlassenes Buch, die Bibel, eine ewige Fundgrube, in der die einzigen herrlichsten Wahrheiten verborgen liegen, welche Ich jenen vorbehalten habe, die, durch Petri Schule gegangen, bei der Liebe Johannis angelangt sind.

Daher befleißigt auch ihr euch, mitten zwischen Dornen dahin wandelnd, doch unverletzten Fußes, euer Ziel zu erreichen, welches am Ende aller Versuchungen und Kämpfe die unbegrenzte Liebe ist, die bildlich in allem Geschaffenen und geistig in Meiner eigenen Nähe das Vertrauen und den Glauben, welche ihr während eures Lebenslaufes gezeigt habt, reichlich belohnen wird.

Erinnert euch Meines Mahnrufes an Petrus vor Meiner Gefangennahme, als Ich diesen sich jetzt stark Glaubenden durch Meine Vorhersage: `Ehe der Hahn kräht, wirst du Mich dreimal verleugnen!` an seine menschliche, schwache Natur erinnerte, die er einst dort im Schiff bekannte, als er ausrief: `Gehe hinweg von mir, o Herr; denn ich bin ein sündiger Mensch!` Im Garten am Ölberg zeigte er sich stark, schlug mit dem Schwert drein, war voll des Glaubens, des Vertrauens, und kurz danach – seht die schwache menschliche Natur – verleugnete er Mich aus Furcht dreimal!

Deswegen gebt auch ihr euch nicht dem Wahne hin, als wäret ihr schon die Auserwählten, die Unfehlbaren! Vertraut auf Mich und nicht auf eure eigene Stärke; denn ein leichter geistiger Windstoß genügt oft, und das ganze Gebäude geistigen Selbstbewusstseins und moralischer Stärke liegt danieder, zusammengeworfen wie ein von Kindern errichtetes Kartenhaus, und ihr habt dann das gleiche Resultat an euch selbst erfahren, dass der Fels Petrus in Meiner Nähe erlebte, dass ohne Mich nichts, mit Mir aber alles ausführbar ist!

So soll auch dieser Text bei einem großen Fischzug anfangend, mit dem kleinen, aber wichtigen Resultat endigen: Wenn ihr, gleichwie Simon, bestimmt seid, nicht Fische, sondern Menschen in Mein Glaubensnetz zu ziehen, so müsst ihr zuerst bei euch selbst anfangen und nie außer Acht lassen, dass nicht Worte, sondern Taten, ausgeübt im edelsten Sinne, es sind, welche die Nächsten, eure Brüder und Schwestern, in Meine Hände führen.

Aber bevor dieses möglich ist, müsst ihr, die Lebensklugheit Petri und dann die Liebe Johannis selbst schon im Herzen haben und stets eurer Schwäche und Meiner Stärke eingedenk sein. Auf diese Art vollführt ihr Meinen Willen in Bezug auf euch und in Bezug auf andere, wozu euch Mein Segen nie ermangeln wird. Amen.“ (PH.01_030,01 ff)