…„Seht, da liegt auch noch unser Mann auf seinem Lager; denn solange noch eine Wärme im Herzen ist, löst der Engel die Seele nicht vom Leibe. Diese Wärme ist der Nervengeist, der zuvor von der Seele ganz aufgenommen werden muss, bis die volle Löse vorgenommen werden kann.“ (BM.01_001,07)

 

 

Bischof Martin –

seine Führung im Jenseits


1. Vorbemerkung

2. Zum besseren Verständnis dieser Offenbarungstexte

3. Des alten Bischof Martin irdisches Ende und seine Ankunft im Jenseits

4. Bischof Martin in Gesellschaft eines scheinbaren Kollegen. Die guten Vorschläge des Führers

5. Bischof Martins Ärgernis an dem lutherischen Tempel und des Engels Entgegnung. Martins Bereitschaft zum Dienst als Schafhirte.

6. Bischof Martin auf Abwegen. Winke des Herrn über geistige Zustände und deren Entsprechungen.

7. Des göttlichen Schiffsmannes Worte über den Segen der Einsamkeit. Ein Beichtspiegel zur Förderung der Selbsterkenntnis

8. Bischof Martins aufrichtiges Reuebekenntnis und sein guter Wille zur Buße und Umkehr

9. Des göttlichen Schiffsmannes Bußpredigt an Bischof Martin

10. Unterschied des Denkens dies- und jenseits. Einführung in die lebendige Entsprechungswissenschaft. Martins Tathunger und Erkenntnismüdigkeit

11. Borems belehrende Worte über den Weg zur Seligkeit

12. Uhrons gute Empfangsrede. Des Herrn gnadenreiche Kundgabe an Uhron. Berufung der Sonnenmenschen zur Gotteskindschaft. Ein trauriges Zeugnis über die Erdenmenschen

13. Erklärung des prophetischen Bildes durch Johannes. Erwachendes Verständnis und Vertrauen des Sonnenweisen

14. Der Sonnenmenschen Empfangsgruß an den Herrn. Dessen Rede an die Sonnenweisen. Demut, das Mittel zur Erlösung vom Geschöpflichen. Sanfte Last der neuen Lebensregeln

15. Des Weisen gute Antwort


1. Vorbemerkung

Das Neuoffenbarungswerk „Bischof Martin“ (Lorber Verlag) wurde Jakob Lorber durch Jesus Selbst diktiert und schildert die spezielle Führung des Bischof Martin im Jenseits, beginnend mit seinem Tod ca. 1848 und seinem Eintritt in die Geisterwelt.

Hier kann jedoch nicht die ganze Entwicklung des Bischof Martin gezeigt werden, sondern mit diesen Textauszügen soll es um wichtige Aussagen zu den oben angegebenen Themen gehen, wobei immer die Liebe Jesu zu Seinen Geschöpfen an erster Stelle steht. Eine Besonderheit dieser Offenbarung ist die Begegnung Jesu und Seiner himmlischen Gesellschaft (Johannes, Petrus, Martin u.a.) mit Bewohnern der Sonne!*)
*) Siehe auch Jakob Lorber, „Die natürliche Sonne“ (Lorber Verlag)


2. Zum besseren Verständnis dieser Offenbarungstexte

Jesus:Wer diese speziell dargestellte Szene aus dem Jenseits gläubig und beherzigend liest, wird es sogar greifen können, wie es mit dem Menschen nach der Ablegung des Erdenlebens im Reiche der Geister aussieht; und er wird sich danach richten können. Wer aber ein Weltmensch ist, der wird dies ebenso wie die ganze Hl. Schrift ungläubig als Torheit eines hirnlosen Schreiberlings verwerfen. Allein, daran liegt wahrlich nichts, denn über kurz wird er doch dahin kommen, wo ihm außer Mir niemand wird helfen können!

Sollte sich etwa irgendein poetischer oder philosophischer Kopf an manchen Reden Martins stoßen, weil sie ihm teilweise doch zu irdisch, schmutzig und ungeistig klingen, dem sei gesagt: `Wo ein Aas ist, da sammeln sich die Adler!` Des Menschen Geist ist hier wie jenseits gleich in seiner Trübsal; wird er aber geläutert von allen Schlacken, dann wird er auch reden als ein reiner Geist ohne Schmutz und Trübung.

Obgleich durch diese Enthüllung die Geisterwelt nahezu völlig erschöpfend gezeigt ist – in den verschiedensten Haupt- und Seitenführungen der jenseitigen Seelen und Geister -, so müsst ihr dies dennoch nicht als einen allgemeinen, sondern nur als einen speziellen, individuellen Führungsfall ansehen, der lediglich die Reinigung und Vollendung Martins bezweckt. Dennoch ist diese in allen Teilen gezeigte Szene um Martin als ein abgeschlossenes Ganzes zu betrachten.

Nehmet sie gläubig an, so werdet ihr im Jenseits leichteren Weges wandeln als viele Tausende, die in ihrer Nacht und Finsternis vom jenseitigen Leben keine Ahnung haben.

Meine Gnade, Mein Segen und Meine Liebe sei mit euch allen! Amen!“

(Quelle: Jakob Lorber, „Bischof Martin“, Seite 7)


3. Des alten Bischof Martin irdisches Ende
und seine Ankunft im Jenseits

(1.Kapitel)

Ein Bischof, der auf seine Würde große Stücke hielt und eben so viel auf seine Satzungen, ward zum letzten Male krank.

Er, der selbst noch als ein untergebener Priester des Himmels Freuden mit den wunderlichsten Farben ausmalte – er, der sich gar oft völlig erschöpfte in der Darstellung der Wonne und Seligkeit im Reiche der Engel, daneben aber freilich auch die Hölle und das leidige Fegefeuer nicht vergaß, hatte nun – als selbst schon beinahe achtzigjähriger Greis – noch immer keinen Wunsch, von seinem oft gepriesenen Himmel Besitz zu nehmen; ihm wären noch tausend Jahre Erdenleben lieber gewesen als ein zukünftiger Himmel mit allen seinen Wonnen und Seligkeiten.

Daher denn unser erkrankter Bischof auch alles anwandte, um nur wieder irdisch gesund zu werden. Die besten Ärzte mussten stets um ihn sein; in allen Kirchen seiner Diözese mussten Kraftmessen gelesen werden; alle seine Schafe wurden aufgefordert, für seine Erhaltung zu beten und für ihn fromme Gelübde gegen Gewinnung eines vollkommenen Ablasses zu machen und auch zu halten. In seinem Krankengemach ward ein Altar aufgerichtet, bei dem vormittags drei Messen zur Wiedergewinnung der Gesundheit mussten gelesen werden; nachmittags aber mussten bei stets ausgesetztem Sanktissimum*) die drei frömmsten Mönche in einem fort das Breviarium**) beten.
*) Allerheiligstes, geweihte Hostie
**) Gebetbuch der katholischen Geistlichen

Er selbst rief zu öfteren Malen aus: `O Herr, erbarme Dich meiner! Heilige Maria, du liebe Mutter, hilf mir, erbarme dich meiner fürstbischöflichen Würden und Gnaden, die ich trage zu deiner Ehre und zur Ehre deines Sohnes! O verlasse deinen getreuesten Diener nicht, du alleinige Helferin aus jeder Not, du einzige Stütze aller Leidenden!`

Aber es half alles nichts; unser Mann verfiel in einen recht tiefen Schlaf, aus dem er diesseits nicht mehr erwachte.

Was auf Erden mit dem Leichnam eines Bischofs alles für ‚hochwichtige‘ Zeremonien geschehen, das wisset ihr, und wir brauchen uns dabei nicht länger aufzuhalten; dafür wollen wir sogleich in der Geisterwelt uns umsehen, was unser Mann dort beginnen wird!

Seht, da sind wir schon – und seht, da liegt auch noch unser Mann auf seinem Lager; denn solange noch eine Wärme im Herzen ist, löst der Engel die Seele nicht vom Leibe. Diese Wärme ist der Nervengeist, der zuvor von der Seele ganz aufgenommen werden muss, bis die volle Löse vorgenommen werden kann.

Aber nun hat dieses Mannes Seele schon völlig den Nervengeist in sich aufgenommen, und der Engel löst sie soeben vom Leibe mit den Worten: `Epheta`, d.h. `Tue dich auf, du Seele; du Staub aber sinke zurück in deine Verwesung zur Löse durch das Reich der Würmer und des Moders. Amen.`

Nun seht, schon erhebt sich unser Bischof, ganz wie er gelebt hatte, in seinem vollen Bischofsornate (geistig) und öffnet die Augen. Er schaut erstaunt um sich und sieht außer sich niemanden, auch den Engel nicht, der ihn geweckt hat. Die Gegend ist nur in sehr mattem Lichte gleich einer ziemlich späten Abenddämmerung, und der Boden gleicht dürrem Alpenmoose.

Unser Mann erstaunt nicht wenig über diese sonderbare Bescherung und spricht nun zu sich: `Was ist denn das? Wo bin ich denn? Lebe ich noch oder bin ich gestorben? Denn ich war wohl sehr krank und es kann leicht möglich sein, dass ich mich nun schon unter den Abgeschiedenen befinde! – Ja, ja, um Gotteswillen, es wird schon so sein! – O heilige Maria, heiliger Joseph, heilige Anna, ihr meine drei mächtigsten Stützen: kommet und helft mir in das Reich der Himmel!`

Er harrt eine Zeitlang, sorglich um sich spähend, von welcher Seite die drei kommen würden; aber sie kommen nicht.

Er wiederholt den Ruf kräftiger und harrt; aber es kommt immer noch niemand!

Noch kräftiger wird derselbe Ruf zum drittenmal wiederholt, – aber auch diesmal vergeblich!

Darob wird unserem Manne überaus bange. Er fängt an, etwas zu verzweifeln und spricht in seiner stets verzweifelter werdenden Lage: `Oh, um Gotteswillen, Herr, steh mir bei! (Das ist aber nur sein angewöhntes Sprichwort.) – Was ist denn das? Dreimal habe ich gerufen, – und umsonst!

Bin ich denn verdammt? Das kann nicht sein, denn ich sehe kein Feuer und keine Gottstehunsbei*)!
*) Teufel

Hahahaaaaa (zitternd) – es ist wahrhaft schrecklich! – So allein! O Gott, wenn jetzt so ein Gottstehunsbei herkäme, und ich – keinen Weihbrunn, dreimal consekriert*), kein Kruzifix, – was werde ich tun?!
*) geweiht, eingesegnet

Und auf einen Bischof soll der Gottstehunsbei eine ganz besondere Passion haben! – Oh, oh, oh (bebend vor Angst), das ist ja eine ganz verzweifelte Geschichte! Ich glaube gar, es stellt sich bei mir schon Heulen und Zähneklappern ein?

Ich werde mein Bischofsgewand ablegen, da wird Gottstehunsbei mich nicht erkennen! Aber damit hätte Gottstehunsbei vielleicht noch mehr Gewalt über unsereinen?! – O weh, o weh, was ist der Tod doch für ein schreckliches Ding!

Ja, wenn ich nur ganz tot wäre, da hätte ich auch keine Furcht; aber eben dieses Lebendigsein nach dem Tode, das ist es! O Gott, steh mir bei!

Was etwa geschähe, so ich mich weiterbegäbe? Nein, nein, ich bleibe! Denn was hier ist, das weiß ich nun aus der kurzen Erfahrung; welche Folgen aber nur ein rätselhafter Tritt weiter vor- oder rückwärts hätte, das wird allein Gott wissen! Daher will ich in Gottes Namen und im Namen der seligsten Jungfrau Maria lieber bis auf den Jüngsten Tag hier verharren, als mich nur um ein Haarbreit vor- oder rückwärts bewegen!“ (BM.01_001,01 ff)


4. Bischof Martin in Gesellschaft eines scheinbaren Kollegen. Die guten Vorschläge des Führers

(3. Kapitel)

Seht, nun setzt unser Mann seine Füße in Bewegung und geht behutsam und prüfenden Schrittes seinem sich stets mehr bewegenden Gegenstande zu!

Nach wenigen Schritten auch schon ganz wohlbehalten dort, staunt er nicht wenig, unter dem Baume auch einen Mann seinesgleichen zu finden, nämlich auch einen Bischof in optima forma*), – freilich nur der Erscheinlichkeit nach; denn in Wirklichkeit ist das der Engel, der stets unsichtbar unserem Manne zur Seite war. Der Engel selbst aber ist der selige Geist Petri.
*) In bester Form, in aller Form

Höret nun, wie unser Mann seinen vermeintlichen Kollegen anredet und sich weiterhin mit ihm bespricht! So beginnt er:

`Seh ich recht oder ist es bloß ein Augentrug? Ein Kollege, ein Mitarbeiter im Weinberge des Herrn?! Welch eine endlose Freude, nach Millionen Jahren endlich wieder einmal einen Menschen, und einen Kollegen noch dazu, in dieser Wüste aller Wüsten zu finden!

Ich grüße dich, lieber Bruder! Sage, wie bist denn du hierher gekommen? Hast du etwa auch schon mein Alter in dieser schönen Geisterwelt erreicht? Weißt, so zirka fünf Millionen Jahre auf einem und demselben Flecke, – fünf Millionen Jahre!`

Der Engel als vermeintlicher Bischofskollege spricht: `Ich bin fürs erste dir ein Bruder im Herrn und natürlich auch ein alter Arbeiter in Seinem Weinberge. Was aber mein Alter betrifft, da bin ich der Zeit und dem Wirken nach älter, aber der Einbildung nach viel jünger als du.

Denn siehe, fünf Millionen Jahre der Erde sind ein ganz respektabler Zeitraum für einen geschaffenen Geist, – obschon vor Gott kaum etwas, indem Sein Sein weder durch die Zeitenfolge noch durch Raumesausdehnungen bemessen wird, sondern in allem ewig und unendlich ist!

Du bist daher in einer großen Irre als Neuling in der endlosen Welt der Geister. Denn wärest du fünf Millionen Jahre hier, dann hättest du schon lange ein anderes Kleid, indem in dieser Zeit der Erde Berge schon lange werden geebnet und ihre Täler ausgefüllt, ihre Meere, Seen, Flüsse und Moräste ausgetrocknet sein. Und auf der Erde wird auch eine ganz neue Schöpfung bestehen, von der nun noch nicht einmal der leiseste Keim in die Furchen gelegt ist!

Auf dass du, lieber Bruder, es aber selbst merkst, dass dein vermeintliches Alter bloß eine in dir selbst hervorgelockte Phantasie ist, als Entwicklung zugelassen aus dir selbst entstammte nach deinen eigenen Begriffen von Zeit und Raum, die bei dir stark mit der Hölle eingesalzen sind – so siehe dich um und du wirst noch deinen erst vor drei Stunden abgeschiedenen Leichnam entdecken!`

Seht, unser Mann kehrt sich nun schnell nach rückwärts und entdeckt wirklich seinen Leichnam noch auf dem dazu in der Domkirche eigens errichteten Paradebette, darum eine zahllose Menge Kerzen und eine noch größere Menge müßiger und neugieriger Menschen, die dasselbe umstehen. – Als er solchen Schauspiels ansichtig ward, da wurde er sehr ärgerlich und sprach:

(Der Bischof:) `Liebster Bruder, was soll ich da tun? Ach, welch ein grässlicher Unsinn! Mir werden vor der entsetzlichsten Langeweile Minuten zu Ewigkeiten, und doch bin ich es ja, der diesen Leib bewohnt hat! Ich weiß mir vor Hunger und Lichtmangel kaum zu helfen, und diese Narren vergöttern meinen Fleischrock! Hätte ich nun als Geist denn nicht
Kraft dazu, diesen Plunder klein zu zerreißen und wie Spreu untereinander zu werfen? – O ihr dummen Gottstehunsbei! Was wollt ihr denn hier dem stinkenden Dreck für eine Wohltat erweisen?!“

Der Engel spricht: `Kehre dich wieder zu mir und ärgere dich nicht; tatest du doch dasselbe, als du noch der äußeren Naturwelt angehörtest! Lassen wir das Tote den Toten begraben; du aber wende dich von all dem ab und folge mir, so wirst du zum Leben gelangen!`

Der Bischof fragt: `Wohin aber soll ich dir folgen? Bist du etwa gar mein Namenspatron, der hl. Bonifazius, dass du dich nun so sehr um mein Heil zu kümmern scheinst?` 

Spricht der Engel: `Ich sage in des Herrn Jesu Namen: du sollst mir zu Jesus folgen! Der ist der rechte Bonifazius aller Menschen; aber mit deinem Bonifazius ist es nichts, und ich bin es schon ganz und gar nicht, wofür du mich anzusehen scheinst, – sondern ein ganz anderer!

Folge mir aber, d.h. tue, was ich dir nun sagen werde, so wirst du fürs erste alles fassen, was dir bis jetzt begegnet ist, und wie, durch was und warum. Fürs zweite wirst du dich sogleich auf einem besseren Grunde befinden; und endlich fürs dritte wirst du eben daselbst den Herrn quo-ad Personam*) kennenlernen, durch Ihn den Weg in die Himmel, und danebenher auch mich, deinen Bruder!`
*) hinsichtlich seiner Person

Spricht der Bischof: `Rede, rede, ich möchte schon lieber fliegen als gehen von diesem langweiligsten Orte!`

Spricht der Engel: `So höre! Lege sogleich dein lächerliches Gewand ab und ziehe da diesen gemeinen Bauernrock an!`

Spricht der Bischof: `Nur her damit; hier vertausche ich dies langweilige Kleid gerne mit dem gemeinsten Fetzen!`

Spricht weiter der Engel: `Gut – sieh, schon bist du im Bauernrocke; nun folge mir!` (BM.01_003,01 ff)


5. Bischof Martins Ärgernis an dem lutherischen Tempel und des Engels Entgegnung. Martins Bereitschaft zum Dienst als Schafhirte
(4. Kapitel)

Sie gehen nun weiter, mehr gegen Mittag gewendet, und kommen zu einem ganz gewöhnlichen Bauernhof, vor dem ein leicht erkennbarer kleiner lutherischer Tempel steht. Als der Bischof dieses größten Dornes in seinen Augen ansichtig wird, bleibt er stehen, um ein Kreuz ums andere über seine stark kahle Stirne zu schlagen und sich an die Brust mit geballter Faust unter steter Begleitung des Mea culpa, mea culpa, mea maxima Culpa*) zu schlagen.
*) Meine Schuld, meine Schuld, meine größte Schuld

Der Engel aber fragt ihn: `Bruder, was hast du denn? Stört dich etwas hier? Warum gehst du denn nicht weiter?`

Der Bischof spricht: `Siehst du denn den lutherischen Tempel nicht, der des leibhaftigen Gottstehunsbei ist? Wie kann da ein Christ sich einem so verfl... – oh, will's nicht sagen – Orte nahen?

Oder bist du etwa selbst der verkleidete Gottstehunsbei?! – – Oooooh – wenn du das – bist, so ver – lass mich, o du abscheulichster – Gottstehunsbei!`

Spricht der Engel: `Möchtest du noch einmal die Tour von deinen 5-10 Millionen Jahren auf einem noch finstereren und magereren Orte des Geisterreichs zubringen? So dir solches lieber ist, sage es nur rund heraus; sieh, hier ist dein altes Bischofsgewand schon in Bereitschaft! Diesmal aber wirst du wohl zehnmal so lange zu harren haben, bis dir jemand zu Hilfe kommen wird!

Siehst du mich denn nicht noch in deinem Bischofsgewande einhergehen? Ihr aber habt ja eine Meinung und sagt: der Teufel könne sich wohl bis zu einem Engel des Lichtes verstellen, aber die vom Heiligen Geiste durchdrungene Gestalt eines Bischofs wäre ihm unmöglich nachzuahmen! Willst du deine Meinung nicht selbst verdammen, wie magst du mich denn für einen Teufel halten? (der Bischof sinkt fast zusammen, schlägt ein großes Kreuz und spricht: ,Gott steh uns bei!‘)

Verdammst du aber deine dogmatische Meinung, die aus der Unüberwindbarkeit des Felsen Petri durch die Pforten der Hölle herrührt, da hebst du damit ja ganz Rom auf. Und ich begreife dann nicht, wie dich als einen offenbaren Gegner Roms dies Häuschen genieren kann, das du für einen evangelischen Tempel hältst?! Siehst du denn nicht ein, dass da in deinem ganzen nunmaligen Benehmen auch nicht die leiseste Spur einer moralischen und noch weniger religiösen Konsequenz vorhanden ist?“

Spricht der Bischof: `Du hast freilich verzweifelt stark recht, wenn man die Sache beim Lichte betrachtet. Aber so du wirklich ein Bischof bist, so wird dir ja von Rom aus auch bekannt sein, dass da jeder Rechtgläubige allen seinen Verstand unter den Gehorsam des blinden, unbedingten Glaubens gefangen nehmen muss! Wo aber der Verstand mit den schwersten Fesseln belegt ist, wo wohl sollte da bei unsereinem eine Konsequenz im Denken und Handeln herauswachsen?!

Bei uns heißt es: ,Der Mensch hüte sich vor allem, in den Geist der Religion einzudringen; er wisse nichts, sondern glaube alles blind und fest! Es ist dem Menschen heilsamer, als ein Dummkopf in den Himmel, denn als ein Aufgeklärter in die Hölle zu kommen! Man fürchte Gott der Hölle und liebe Ihn des Himmels wegen!‘ Wenn aber das der Grund unserer Lehre ist, wie willst du von mir denn eine Konsequenz haben?`

Spricht der Engel: `Leider ist mir nur zu bekannt, wie es mit der Lehre Babels steht, und wie sie dem Evangelium schnurstracks entgegen ist, allda es ausdrücklich heißt: ,Verdammet nicht, auf dass ihr nicht verdammet werdet; und richtet nicht, auf daß ihr nicht gerichtet werdet!‘ Ihr aber verdammet und richtet allzeit jedermann, der sich nicht unter euer Babelszepter schmiegt!

Sage: Seid ihr da wohl Christi, so ihr doch nicht im geringsten Seiner allersanftesten Lehre seid? Ist in Christi Lehre nicht die größte, allererhabenste Ordnung und Konsequenz wie in der ganzen Schöpfung? Weht nicht die Fülle des Heiligen Geistes aus jeglichem Worte des Evangeliums? Seid ihr aber im Wort und Werk nicht allzeit gegen den Heiligen Geist gewesen, da ihr absichtlich allzeit der reinsten Lehre entgegengehandelt habt, die voll ist des Heiligen Geistes, indem dieser erst die zuvor vom Herrn verkündigte Lehre für ewig bleibend den Aposteln und Jüngern wiedergab?!

Du siehst daraus, auf welch verdammlichem Grunde du stehst, wie ganz reif für die Hölle! Aber der Herr will dir Gnade für Recht ergehen lassen; darum beschickt Er mich zu dir, auf dass ich dich erretten solle aus deiner alten babylonischen Gefangenschaft!

Aus dem Grunde will es der Herr, dass du dich vor allem mit deinem stärksten Augendorne vergleichen und aussöhnen sollst, so du je auf den Himmel einen Gnadenanspruch nehmen willst. Möchtest du aber bei deiner Babelslehre verharren, so wirst du dich selbst zur Hölle treiben, aus der dich schwerlich je ein Freund Jesu des Herrn herausholen wird!`

Spricht der Bischof: `Ja, ja, liebster Freund, es fängt an, zum ersten mal etwas von einer Konsequenz in mir emporzutauchen! Daher habe nur Geduld mit mir; ich will ja in Gottesnamen schon tun, was du willst! Aber nur von der schrecklichsten Hölle rede mir nichts mehr – und führe mich nur weiter!`

Spricht der Engel: `Wir sind vorderhand schon am Ziel. Siehe, eben hier bei diesem lutherischen Landmann und Bischofe zugleich, der ich selbst es bin, wirst du einen Dienst als Schafhirte bekommen; die treue Verwaltung dieses Amtes wird dir Brot und ein allmähliches Emporkommen bewirken! Wirst du aber dabei mürrisch und richterisch zu Werke gehen, so wirst du dir sehr schaden und wirst dir schmälern Brot und Emporkommen! Willst du aber ein getreuer Diener sein, so denke nicht mehr an dein irdisch Sein zurück, sondern vielmehr, dass du hier wieder von unten an musst zu dienen anfangen, so du es vorwärtsbringen willst!

Aber das merke dir übergut: Vorwärtsgehen heißt hier zurück treten und der Letzte und Geringste sein wollen. Denn niemand kommt eher zum Herrn, als bis er sich unter seine kleinste Zehe durch und durch in allem und jedem gedemütigt hat. – Nun weißt du für diese deine Lage alles; darum folge mir in dies Haus guten Herzens! Dein Wille!`

Der Bischof folgt ihm nun ohne Einrede, denn er sieht, dass sein Führer es mit ihm unmöglich übel meinen kann.“ (BM.01_004,01 ff)


6. Bischof Martin auf Abwegen. Winke des Herrn über geistige Zustände und deren Entsprechungen

(10. Kapitel)

Wer von euch am Kompass des Geistes sich auskennt, wird bald merken, dass unser Mann nun statt gegen Mittag schnurgerade gegen Abend seine Richtung eingeschlagen hat. Er geht nun ganz mutig und behende vorwärts; aber er entdeckt nichts außer sich als einen mit spärlichem Moose bewachsenen ebenen Boden und eine sehr matte, graulichte Beleuchtung des scheinbaren Firmaments, das, je mehr und je tiefer gen Abend, stets dunkler wird.

Diese sichtlich zunehmende Dunkelheit macht ihn etwas stutzen; aber es hält ihn nicht ab, seinen Gang einzuhalten, wovon der Grund ist, weil seine Erkenntnis und sein Glaube so gut wie gar nichts sind. Was aber noch da, das ist falsche Begründung wider das reine Wort des Evangeliums, somit barstes Antichristentum und ein im verborgenen Hintergrunde in humoreske Maske verhüllter Sektenhass.

Daher dieses Bischofs Gang gegen den stets dunkler werdenden Abend; daher der mit spärlichem Moose bewachsene Boden, welcher die Trockenheit und die magerste Geringheit Meines Wortes in dieses Mannes Gemüte bezeichnet. Daher auch das stets zunehmende Dunkel, weil das zu gering und gar nicht geachtete und noch weniger beachtete Wort Gottes (vor dem sich derlei Bischöfe nur pro forma in roten und goldenen Gewändern beugen) in ihm nie zu jener Lebenswärme gedieh, aus der dann das herrliche Licht des ewigen Morgens für den Geist hätte hervorgehen können.

Solche Menschen müssen in der Geisterwelt in die größte scheinbare Verlassenheit kommen und in die vollste Nacht; dann erst ist es möglich, sie umzukehren. Wie schwer es aber hier auf der Welt ginge, einen solchen Bischof auf den wahren Apostelweg zu bringen, ebenso und noch bei weitem schwerer geht es dort, weil er dort von außen her als Geist natürlich rein unzugänglich ist, in ihm aber nichts ist als Irrtümliches, falsch Begründetes und im Grunde Herrschsüchtiges.

Meiner Gnade aber sind freilich wohl viele Dinge möglich, die dem gewöhnlichen Ordnungsgange unmöglich wären! Daher wollet ihr eben bei diesem Manne praktisch beschauen, wohin er kommen kann mit dem, was da in ihm ist, und was am Ende, wenn sozusagen alle Stricke reißen, noch Meine Gnade bewirken kann, ohne in die Freiheit des Geistes einzugreifen. Solche Gnade wird diesem Manne auch zuteil, weil er einmal gebeten hatte, dass Ich ihn mit Meiner Hand ergreifen möchte! Aber eher kann ihn die ausschließliche Kraft Meiner Gnade dennoch nicht ergreifen, als bis er all den eigenen Plunder von allerlei Falschem und verborgen Bösem aus sich hinausgeschafft hat, was sich durch den Zustand der dichtesten Finsternis, die ihn umgeben wird, kundtun wird.

Nun aber richten wir unsere Augen wieder auf unsern Wanderer! – Langsam und behutsamen Schrittes schreitet er wieder vorwärts, bei jedem Schritte den Boden prüfend, ob er wohl fest genug wäre, ihn zu tragen. Denn der Boden wird nun hie und da sumpfig und moorig, was ein entsprechendes Zeichen ist, dass alle seine falsch begründeten Erkenntnisse bald in ein unergründliches Geheimnismeer münden werden. Daher stoßen sie schon jetzt auf unterschiedliche kleine Geheimnissümpfe in stets dichter werdender Dunkelheit – ein Zustand, der sich schon auf der Welt bei vielen Menschen dadurch kundgibt, dass sie, so ein Weiserer mit ihnen etwas vom Geistes- und Seelenleben nach dem Tode zu reden beginnt, sogleich mit dem Bedeuten davon abzulenken suchen: so etwas mache sie ganz verwirrt, verstimmt und traurig, und der Mensch würde, so er viel über derlei nachgrübeln möchte, am ersten zu einem Narren.

Diese Scheu ist nichts anderes als ein Auftritt des Geistes auf einen solchen Boden, der schon sehr sumpfig ist, und wo niemand mehr den Mut hat, die unbestimmten Tiefen solcher Sümpfe mit seinem überaus kurzen Erkenntnismaßstabe zu bemessen aus Furcht, dabei etwa ins Grundlose hinabzusinken.

Seht, der Boden, der unsern Mann trägt, fängt an, stets gedehntere förmliche kleine Seen zu entwickeln, zwischen denen sich nur noch kleine und schmale, scheinbare Erdzungen durchschlängeln. Dies entspricht den hirngespinstischen Faseleien eines solchen erkenntnislosen Gottbekenners mit dem Munde, dessen Herz aber dennoch der purste Atheist ist.

Auf solchem Boden also wandert nun unser Mann den Weg, den viele Millionen wandeln! Immer schmäler werden diese Erdzungen zwischen den stets bodenloser werdenden Seen, voll verzweifelter Unergründlichkeit für seine Erkenntnis. Er wankt schon stark, wie jemand, der über einen schmalen Steg geht, unter dem ein reißender Bach dahinstürzt. Aber dennoch bleibt er nicht stehen, sondern wankt aus einer Art falscher Wissbegierde fort, um irgendein vermeintliches Ende der Geisterwelt zu finden; zum Teil aber auch, um heimlich die schönen Schafe und Lämmer zu suchen*), denn diese gehen ihm noch nicht aus dem Sinn!
*) Schöne Mädchen, siehe nicht aufgenommenes Kapitel 6

Wohl ist ihm alles genommen worden, was ihn daran erinnern könnte: das Buch, die Wiese, der Stein (des Anstoßes) samt den Schafen und Lämmern, die ihm einmal auf der Welt sehr viel bezaubernd Reizendes und überaus erheiternd Angenehmes bedeuteten. Darum führte sie ihm der Engel Petrus auch hauptsächlich vor, um seine Schwächen in ihm zu enthüllen und ihn auch dadurch mehr abzuöden.

Nun sehen wir auch, was unseren Mann also treibt, bis er ans grenzenlose Meer kommen wird, wo es dann heißen wird: `Bis hierher und nicht weiter reicht alle deine Blindheit, Dummheit und übergroße Narrheit!`

Lassen wir ihn daher nur fortwanken bis an die äußerste Erdzungenspitze seiner Faseleien, der er nun nicht mehr ferne ist. Dort wollen wir ihn dann nach Muße behorchen, was alles für Narrheiten er in das Meer seiner Geistesnacht hinausspeien wird!

Ein jeder von euch aber erforsche seine geheimen dummen Weltneigungen genau, auf dass er über kurz oder lang nicht auf den sehr traurigen Weg dieses Wanderers kommen wird!“ (BM.01_010,01 ff)


7. Des göttlichen Schiffsmannes Worte über den Segen der Einsamkeit. Ein Beichtspiegel zur Förderung der Selbsterkenntnis
(13. Kapitel)

Darauf spreche Ich (Jesus) als der freundliche Schiffsmann:Es mag wohl recht misslich sein, sich lange dauernd allein zu befinden; aber ein solch länger andauerndes Alleinsein hat doch wieder sehr viel Gutes! Denn man gewinnt da Zeit, über so manche Torheiten nachzudenken, sie zu verabscheuen und ganz abzulegen und aus sich hinauszubannen. Und siehe, das ist mehr wert als die zahlreichste und glänzendste Gesellschaft, in der allzeit mehr Dummes und Schlechtes vorkommt als Weises und Gutes!

Noch misslicher aber ist die Lage, wenn das Alleinsein mit einer Lebensgefahr bedroht ist, wenn auch oft nur zum Schein; aber dessen ungeachtet ist ein solches Alleinsein auch noch um tausendmal besser als die anmutigste und schönste Gesellschaft! Denn in solchem Alleinsein bedroht einen nur ein scheinbarer Untergang, für den es noch eine Rettung gäbe, so er auch wirklich erfolgt wäre. In der bezeichneten anmutigen und schönen Gesellschaft aber bedrohen einen Menschen nicht selten tausend wirkliche Gefahren, jede vollkommen tauglich, Seele und Geist ganz zu verderben und in die Hölle zu bringen, von der es nahezu keinen Ausweg mehr gibt! Daher war dein gegenwärtiger Zustand für dein Gefühl wohl ein sehr misslicher, aber für dein Wesen keineswegs ein unglücklicher.

Denn siehe, der Herr aller Wesen sorgte dennoch für dich, sättigte dich nach Maß und Ziel und hatte mit dir eine große Geduld! Denn du warst auf der Welt ein römischer Bischof, was ich wohl weiß, und verrichtetest dein heidnisches Götzenamt zwar dem Buchstaben nach wohl sehr strenge, obschon du innerlich nichts darauf hieltest; aber so etwas kann doch deiner eigenen Beurteilung nach bei Gott, der allein auf das Herz und dessen Werke sieht, unmöglich einen Wert haben! Zudem warst du sehr stolz und herrschsüchtig und liebtest trotz deines geschworenen Zölibates das Fleisch der Weiber über die Maßen! Meinst du wohl, dies könnten gottwohlgefällige Werke sein?

Du machtest dir auch mit den Klöstern viel zu schaffen und besuchtest am liebsten die weiblichen, in denen es recht viele und schöne Novizinnen gab. Du hattest dann ein großes Wohlgefallen, so sie sich vor dir wie vor einem Gott niederwarfen und dir deine Füße umklammerten und du sie dann auf allerlei moralische Proben stelltest, von denen einige um nichts besser sind als eine komplette Hurerei! Meinst du wohl, dass solch ein moralischer Eifer von deiner Seite Gott dem Herrn wohlgefällig war?

Was hast du auf der Welt gegen das Gebot Christi, der den Aposteln gebot, keine Säcke, somit kein Geld, keinen Rock, keine Schuhe – außer im Winter – und nie zwei Röcke zu haben und zu tragen, für große Reichtümer besessen! Welch ausgesuchte Speisen trug dein Tisch, welch glänzendes Fuhrwerk, welche reichsten Bischofsinsignien zierten deine Herrschsucht!

Wie oft hast du als sein wollender Verkünder des Wortes Gottes auf der Rednertribüne falsch geschworen und hast dich selber verflucht, so dies oder jenes nicht wahr wäre, was du bei dir selbst doch in deinem ganzen Leben nie geglaubt hast!

Wie oftmals hast du dich selbst befleckt – und warst im Beichtstuhle, solange du dich noch im selben herumtriebst, unerbittlich strenge gegen die armen Kleinen und ließest die Großen so leicht durch, als wie leicht da springt ein Floh durch ein Stadttor!

Meinst du wohl, dass der Herr daran ein Wohlgefallen haben konnte, dem doch das ganze römische Babylon ein Gräuel ist in seiner besten Art?

Hast du je gesagt in deinem Herzen: ,Lasset die Kleinen zu mir kommen!‘? – O siehe, nur die Großen hatten bei dir einen Wert!

Oder hast du je ein armes Kind in Meinem Namen aufgenommen und hast es bekleidet, gespeist und getränkt? Wie viel Nackte hast du wohl bekleidet, wie viel Hungrige gesättigt, wie viel Gefangene frei gemacht? – O sieh, Ich kenne niemanden davon; wohl aber hast du Tausende in ihrem Geiste zu harten Gefangenen gemacht und hast der Armut nicht selten durch dein Verfluchen und Verdammen die tiefsten Wunden geschlagen, während du den Großen und Reichen Dispense über Dispense erteiltest – natürlich für Geld, nur manchmal bei sehr großen Weltherren aus einer Art großimponierender Weltfreundschaft umsonst! Meinst du wohl im Ernste, dass Gott derlei Werke angenehm und wohlgefällig sein könnten und du darum sogleich nach deines Leibes Tode hättest sollen von Mund auf in den Himmel aufgenommen werden?

Ich, dein Rettmann, sage dir das aber nicht, um dich zu richten, sondern darum nur, um dir zu zeigen, dass der Herr an dir kein Unrecht tat, so Er dich hier scheinbar ein wenig im Stiche ließ; und dass Er dir sehr gnädig war, darum Er nicht zuließ, dass du sogleich nach deinem Absterben vor Gott wohlverdientermaßen zur Hölle hinabgefahren wärest!

Bedenke das und schmähe nicht mehr deinen Führer, sondern denke in aller Demut, dass du von Gott aus nicht der geringsten Gnade wert bist, so kannst du sie wieder finden! Denn so sich die getreuesten Knechte als schlecht und unnütz betrachten sollen, um wie viel mehr du, der du noch nie etwas dem Willen Gottes Gemäßes getan hast!“ (BM.01_013,01 ff)

 

 

8. Bischof Martins aufrichtiges Reuebekenntnis

und sein guter Wille zur Buße und Umkehr
(14. Kapitel)

Spricht darauf der Bischof:O du mein hochgeehrtester und alles Dankes würdigster Retter! Ich kann dir auf diese deine Enthüllung leider nichts anderes sagen als: Das ist alles Mea culpa, mea quam maxima culpa! Denn es ist alles buchstäblich wahr. Aber was lässt sich nun tun?

Ich fühle nun sicher die tiefste Reue über all das Begangene; aber mit aller meiner Reue lässt sich das Geschehene nimmer ungeschehen machen, und somit bleibt auch die Schuld und die Sünde unverrückbar, die da ist der Same und die Wurzel des Todes. Wie aber lässt sich in der Sünde des Herrn Gnade finden? – Siehe, das scheint mir ein völlig unmöglich Ding zu sein.

Darum meine ich also, indem ich nun vollkommen einsehe, dass ich sogestaltig ganz für die Hölle reif bin: die Sache lässt sich auf keine andere Weise ändern, außer ich würde durch eine allmächtige Zulassung Gottes mit meinem gegenwärtigen Gefühl nun noch einmal auf die Erde gesetzt, um daselbst so viel als möglich meine Fehler wieder gutzumachen. Oder – da ich vor der Hölle denn doch eine zu entsetzliche Furcht habe – der Herr möchte mich für die ganze Ewigkeit als ein allergeringstes Wesen in irgendeinen Winkel stecken, wo ich als ein allergeringster Landmann mir auf einem mageren Boden den nötigsten Unterhalt mit meiner Hände Arbeit erwerben könnte. Dabei leistete ich ja von ganzem Herzen gerne Verzicht auf irgendeine höhere Beseligung, indem ich mich selbst für den allergeringsten Grad des Himmels bei weitem zu unwert halte.

Das ist so mein Gefühl; denn meine Meinung kann ich's darum nicht nennen, weil ich's empfinde, dass das nun der innerste Anspruch meines Lebens ist. Es ist auf der über Hals und Kopf vernagelten Welt wohl auch nichts mehr zu machen; denn der allgemeine Zug des Stromes ist nun durch und durch schlecht, so dass es beinahe zur Unmöglichkeit wird, gut zu sein als ein Schwimmer wider den Strom.

Die Regierungen tun, was sie wollen, und die Religion gebraucht man nur noch als ein politisches Opium fürs gemeine Volk, um es leichter im Zaume und zu allem Möglichen dienstbar zu erhalten! Da sollte der Papst selbst versuchen, der Religion eine andere, bloß geistige Bedeutung zu geben, so wird man gegen seine deklarierte Unfehlbarkeit sogleich von allen Seiten her mit Waffen und klingendem Spiel zu Felde ziehen. Aus dem aber geht klar hervor, wie schwer es nun ist, besonders als ein Bischof die rechten Wege des Wortes Gottes zu gehen, indem er auf allen seinen Wegen und Stegen von einer Legion geheimer Aufseher beschnüffelt wird.

Alles das benimmt zwar weder einem Bischof noch irgendeinem andern Menschen den freien Willen; aber wie sehr wird dadurch das Handeln erschwert, ja in tausend Fällen sogar unmöglich gemacht – was dem Herrn sicher auch nicht unbekannt sein wird.

Es wäre freilich recht und billig und in dieser Zeit beinahe notwendig, des Wortes Gottes wegen ein Märtyrer zu sein; aber was würde damit geholfen sein? Nur ein Wort losgelassen, was mit der heiligsten Religion nun für ein barster Missbrauch getrieben wird, und man steckt im Loch mit dem Auftrage des ewigen Schweigens, oder man wird so ganz heimlich aus der Welt geschafft.

Frage: was würde da jemand nützen können, so er strikte gegen den Strom schwimmen wollte, so er die reinste Wahrheit verkünden und sich opfern wollte für die geblendete arme Menschheit?

So man aber das aus der Erfahrung ersieht, dass sich da rein nichts tun lässt in einer Welt, die vom Fuß bis zum Kopf im dicksten Ärger steckt, und ihr nicht zu helfen ist, da wird es am Ende sogar wie verzeihlich, so man bei sich selbst ausruft: ,Mundus vult decipi, – ergo decipiatur!‘*)
*) Die Welt will betrogen werden, - daher möge sie betrogen werden!

Ich meine aber nun auch: der Herr sucht sicher jeden Menschen zu beseligen; aber so der Mensch schon durchaus die Hölle dem Himmel vorzieht, so vermag Er, der Allmächtige, ihn am Ende selbst nicht zu behindern, dass er nicht hinabfahre in den ewigen Pfuhl – bei welcher Gelegenheit dann sicher auch der Allweiseste nichts anderes als ,Si vis decipi, ergo fiat!‘*) sagen würde.
*) Wenn du betrogen sein willst, - so geschehe es!

Damit will ich auch nicht im geringsten mich vor dir etwa beschönigen und meine Schuld geringer machen, als sie ist, sondern dir nur sagen, daß man nun auf der Welt mehr ein genötigter als ein freiwilliger Sünder ist, worauf der Herr doch sicher auch eine gnädige Rücksicht nehmen wird.

Ich meine nicht, als sollte Er mir meine große Schuld darum für geringer ansetzen, als sie in Wirklichkeit ist, sondern eine Berücksichtigung möchte ich darum, weil die Welt wirklich Welt ist, mit der selbst beim besten Willen nichts zu machen ist; und weil man am Ende auch den guten Willen verlieren muss, ihr zu helfen, da man zu klar einsieht, dass man ihr gar nicht helfen kann.

Mein geliebtester Retter, sei mir darob nicht gram; denn ich redete nun, wie ich's bisher verstand und einsah. Du wirst es sicher besser verstehen und wirst mich darüber belehren; denn ich habe aus deinen Worten entnommen, dass du voll wahrer, göttlicher Weisheit bist und mir eine rechte Auskunft geben wirst, was ich zu machen habe, um wenigstens nur der Hölle zu entgehen.

Dazu gebe ich dir auch noch die Versicherung, dass ich deinem Wunsche nach meinem früheren Führer von ganzem Herzen vergebe! Denn ich war ja auch nur darum ärgerlich auf ihn, da ich bis jetzt noch nicht innewerden kann, was er mit mir für einen eigentlichen Plan hatte! Er ließ es zwar wohl sehr unbestimmt durchleuchten, was er mit mir vorhaben könnte; aber dieses überlange Verlassen meiner Person von seiner Seite musste mich am Ende über ihn doch ärgerlich machen! Aber nun ist alles vorbei, und so er jetzt herkäme, würde ich ihm deinetwegen augenblicklich um den Hals fallen und ihn abküssen wie ein Sohn seinen lange nicht gesehenen Vater!“ (BM.01_014,01 ff)


9. Des göttlichen Schiffsmannes Bußpredigt an Bischof Martin
(15. Kapitel)

Nun rede wieder Ich (Jesus) als der Schiffsmann:Höre mich nun an und merke genau, was Ich dir sagen werde!

Siehe, wohl weiß Ich, wie die Welt beschaffen ist, weil Ich es auch weiß, wie sie zu allen Zeiten beschaffen war. Denn wäre die Welt nicht arg oder wenigstens nur manchmal besser als ein anderes Mal, so hätte sie den Herrn der Herrlichkeit nicht gekreuzigt! Da ihr großböser Mutwille aber schon solches tat am grünen Holze, um wie viel weniger wird er des dürren Reisigs schonen! Daher gilt für die Welt ein für alle Male das, was aus dem Munde des Herrn im Evangelium geschrieben steht und lautet:

In diesen Tagen – d.h. in der Zeit der Welt – braucht das Himmelreich Gewalt; nur die werden es besitzen, die es mit Gewalt an sich reißen! Eine solche moralische Gewalt aber, Freund, hast du dem Himmelreiche wohl nie angetan. Darum darfst du die Welt eben auch nicht zu sehr anklagen, indem Meines höchst klaren Wissens du es zu allen Zeiten bei weitem lieber mit der Welt als irgend mit dem Geiste gehalten hast! Denn in diesem Punkte warst du eben einer der Hauptgegner aller geistigen Aufklärung, ein Feind der Protestanten und verfolgtest sie ob der vermeintlichen Ketzerei mit Hass und bitterstem Ingrimm!

Bei dir hieß es wirklich nie: Si mundus vult decipi!*), sondern ohne Gnade und Pardon: Mundus decipi debet!**) – und das sine exceptione!***) Ich aber sage dir, dass die Welt nirgends schlechter ist als gerade in deiner und zumeist in deinesgleichen Sphäre! Ihr seid zu allen Zeiten die größten Feinde des Lichtes gewesen, und es gab Zeiten, wo ihr jedem nur um ein Haar heller Denkenden und Sehenden Scheiterhaufen errichtet habt!
*) Wenn die Welt betrogen sein will! **) Die Welt muss betrogen werden. ***) Ohne Ausnahme

Nicht die Fürsten der Welt suchten die Finsternis bei ihren Völkern auszubreiten, sondern ihr waret es, die ihr die Fürsten selbst in den Bannfluch legtet, so sie es wagten, etwas heller zu denken, als es eurer finstersten, hierarchischen, tyrannischesten Despotie genehm war! Wenn nun Fürsten selber finster sind hie und da, so sind sie sogestaltig euer Werk; aber ihr waret nie ein Werk der Fürsten, sondern jetzt wie zu allen Zeiten euer eigenes!

Dass es nun etwas schwerer ginge in manchem Lande, das vom Lichte von A bis Z keine Ahnung mehr hat, das reine Licht Gottes einzuführen, das weiß Ich; aber wer trägt daran die Schuld? Siehe, niemand sonst als ihr selbst!

Wer hieß euch je Götzentempel und barste Götzenaltäre errichten? Wer hat euren lateinischen sogenannten Gottesdienst angeordnet? Wer hat die Ablässe erfunden, wer die Schrift Gottes verbannt und an deren statt die absurdesten und lügenhaften Legenden der sogenannten Heiligen eingeführt, wer die Reliquien, wer die Millionen von allerlei heiligen Bildern und Schnitzwerken? – Siehe, niemand anderer, kein Kaiser und kein Fürst, sondern ihr! Ihr allein waret zu allen Zeiten die Werkmeister der allerdicksten Finsternis, um darinnen allerlei, groß und klein, zu fangen für euer Zepter!

Die Fürsten sind zumeist voll frommen Glaubens und gehorsam eurer Lehre; sage mir, was hattest aber du, der du doch in der Schrift bewandert warst, für einen Glauben? Und wem gehorchtest du wohl? Wie viel hast du wohl gebetet, ohne dafür bezahlt zu sein?

Sage, kannst du wohl bei Gott nach all dem irgendeine Berücksichtigung erwarten, indem die Welt nicht dich, sondern nur du die Welt in deinem Bezirke um vieles schlechter gemacht hast, als sie ehedem war?

Ich sage dir aber: Was das Märtyrertum betrifft, das du angeführt hast, so hättest du dich tausendmal eher aus herrschsüchtiger Liebe zur Nacht ans Kreuz schlagen lassen, als nur einmal fürs reine Gotteslicht! So hättest du auch von den Fürsten wenig zu besorgen gehabt, wenn du das Licht hättest verkündigen lassen, und noch weniger von ihren Aufsehern. Denn Ich weiß es nur zu gut, wie du den Fürsten widerstandest, so sie sich gegen deine unsinnigsten, allen Menschen- und Bruderwert verachtenden und verdammenden Forderungen sträubten!

Siehe, so sind Mir auch wenig Beispiele bekannt, dass Fürsten wahrhaft helle Priester, die der Gotteslehre rein oblagen, ins Loch steckten oder gar – was von dir eine grobe Anschuldigung ist – in die Geisterwelt expedierten. Wohl aber sind mir eine ungeheure Zahl Beispiele bekannt, dass nur ihr das an jenen tatet, die es gewagt haben, reiner nach dem Worte Gottes zu leben!

Wer da klug ist wie eine Schlange und dabei sanft wie eine Taube und wandelt also des Herrn Wege: meinst du wohl, dass der alte Gott schwächer geworden ist, als Er zu den Zeiten der Apostel war, und somit
jenem nicht mehr zu helfen vermöchte, wenn er von der Welt bedräut wird?

O sieh, Ich könnte dir nebst Luther noch eine große Menge Brüder anführen, die in einer allerfinstersten Zeit es dennoch gewagt haben, das reine Gotteswort vor aller Welt zu bekennen. Und siehe, die Fürsten der Welt haben keinem den Kopf vom Leibe getrennt; wohl aber ging's nur dem schlecht, der reineren Geistes in eure Hände geriet!

Du wirst nun hoffentlich einsehen, dass hier, wo nichts als die reinste Wahrheit, mit der ewigen Liebe geeint, nur gilt, mit all deinen Entschuldigungen nichts erreicht wird – außer mit der alleinigen Mea quam maxima culpa!*) Das ist allein recht, alles andere gilt vor dem Herrn nichts! Denn das wirst du wohl zugeben, dass Gott die Welt in ihren kleinsten Fibern besser kennt von Ewigkeit her, als du sie je erkennen wirst. Darum wäre es auch der größte Unsinn, so du Gott dem Herrn zu deiner Entschuldigung beschreiben wolltest, wie sie ist; obschon du sagst, dass du das nicht zu deiner Entschuldigung sagst, sondern nur, dass der Herr mit dir eine Rücksicht nehmen solle – ohne dabei im geringsten zu bedenken, dass du selbst ein Hauptweltschlechtermacher warst!
*) Meine sehr große Schuld

Inwieweit du als ein Weltgefangener Rücksicht verdienst, wird sie dir nicht um ein Haar entzogen werden; aber in allem dem, was du ihr nun anwirfst, nicht die allergeringste! Was die Welt dir schuldet vor Gott, das wird mit einer kleinen Rechnung abgetan sein. Aber deine Schuld wird so kurz nicht ablaufen, außer du bekennst sie selbst reumütigst und bekennst auch, dass nie du – der du allzeit schlecht bist und warst –, sondern allein nur der Herr alles wieder gutmachen und dir vergeben kann deine Schuld.

Du hast wohl eine große Furcht vor der Hölle, weil du dich in deinem Gewissen ihrer wert fühlst und meinst, Gott werde dich da hineinwerfen wie einen Stein in einen Abgrund. Du bedenkst aber nicht, dass du nur deine eingebildete Hölle fürchtest, aber an der wirklichen ein großes Wohlgefallen hast und nicht heraus willst in der Fülle!

Siehe, alles, was du bisher noch gedacht hast, war mehr oder weniger Hölle im eigentlichsten Sinn! Denn wo nur noch ein Fünklein Selbstsucht herausschaut und Eigendünkel und Beschuldigung anderer, da ist Hölle; wo der fleischliche Sinn noch nicht freiwillig verbannt wurde, da ist noch Hölle! Bei dir aber haftet das alles noch; somit bist du noch sehr stark in der Hölle! – Siehe, wie eitel da deine Furcht ist!

Der Herr aber, der Sich aller Wesen erbarmt, will dich daraus erretten – und nicht nach deiner römischen Maxime noch tiefer hineinverdammen! Daher sage fürder auch nicht vom Herrn, dass Er den durchaus in die Hölle Fahrenwollenden sage: ,So du denn durchaus zur Hölle willst, so sei's!‘

Siehe, das ist eine sehr frevelnde Behauptung von dir! Du bist eben einer, der schon gar lange der Hölle nicht entsagen will; wann aber hast du von Seiten des Herrn ein solches Gericht über dich vernommen?

Bedenke diese Meine Worte wohl und kehre dich danach in dir, so will Ich dies Schifflein also lenken, dass es dich aus deiner Hölle in das Reich des Lebens bringen soll. Es sei!“ (BM.01_015,01 ff)



10. Unterschied des Denkens dies- und jenseits. Einführung in die lebendige Entsprechungswissenschaft. Martins Tathunger und Erkenntnismüdigkeit
(25. Kapitel)

Wir kommen nun in unser Gemach, das zwar nicht im reichsten Glanze prunkt, dessen ungeachtet aber überaus geschmackvoll eingerichtet ist.

Als Bischof Martin dieses Gemach betritt, erstaunt er sehr über die unerwartete einfache Pracht desselben und spricht: `Aber liebste Freunde und Brüder, wer hat denn während der kurzen Zeit unseres Ausbleibens dieses Gemach gereinigt und so überaus zierlich hergestellt? Denn es war früher ja ordinärer als die gemeinste Bauernstube. Auch die Fenster kommen mir viel größer vor und Tische und Stühle so rein und geschmackvoll! O sagt mir doch, wie das zugegangen ist!“

Rede Ich (Jesus): `Lieber Bruder, das ging ganz einfach und natürlich vor. Siehe, so jemand auf der Welt seine Wohnung ausschmücken will, fasst er einen Plan aus seinem Verstande und lässt allerlei Handwerker und Künstler kommen, die nach seinem Plane die Wohnung schmücken müssen.

Diese Ausschmückung geht auf der Erde aber darum länger her, weil dort die Trägheit der Materie, die erst bearbeitet werden muss, ein überaus hemmendes Medium ist. Hier aber fällt dieses Hemmnis weg, und so wird der Plan des Verstandes auch sogleich als ein vollbrachtes Werk dargestellt. Denn was hier ein vollkommener Geist denkt und das Gedachte zugleich will, ist auch schon vollendet so da, wie es gedacht wurde.

Freilich ist hier in der ewigen Geisterwelt das Denken ein ganz anderes als auf der Welt. Auf der Welt besteht das Denken aus Ideen und Bildern, welche den Dingen der Welt und ihren Bewegungen und Veränderungen entnommen sind. Hier aber besteht das Denken aus den Fähigkeiten des Geistes, die aus Gott in ihn gelegt sind, so sie durch die Werktätigkeit der Liebe zu Gott und zum Nächsten geweckt und mit dem Lichte aus Gott erleuchtet werden.

Siehe, dieses Gemach besteht nun lediglich aus deiner nun schon frei werktätigen Liebe zum Nächsten. Aber es ist noch ganz einfach zierlich, weil in dir das Gotteslicht noch nicht Wurzel gefasst und tief in dein Leben getrieben hat. Wird bei dir auch das der Fall sein, dann wirst du dir dessen voll bewusst sein und dir über alles selbst die genügendste Rechenschaft geben können. Aber dazu gehört die rechte Erkenntnis Gottes, die dir noch mangelt, die du aber bald erreichen wirst, so du in der Liebe stets mehr wachsen wirst. Nun aber setzen wir uns an den Tisch, an dem schon eine gemessene Stärkung unser harrt. Es sei!`

Bischof Martin spricht: `Ja, ja, so ist es! Es ist zwar hier alles wunderbar, ein wahres zauberisches ,Tischlein-deck-dich‘. Aber man muss sich hier an die Wunder ebenso gewöhnen wie auf der Erde an die Naturwunder, die zwar auch noch heute kein Mensch völlig begreift und einsieht, aber man macht sich daraus nichts, weil man sich an all solches unbegreifliche Zeug gewöhnt hat. Also wird es auch hier gehen.

Ich bin überhaupt aufs volle Einsehen der Wunder Gottes eben nicht allzu versessen. Und so ist es schon zum Aushalten, wenn man auch nicht alles, was da zum Vorscheine kommt, auf den Grund des Grundes einsieht. Wenn ich nur fortwährend etwas zu tun bekomme und dazu manchmal so ein kleine Rast und Stärkung, wie sie eben jetzt vor uns auf dem schönen Tische in Bereitschaft liegt, und habe euch um mich, dann verlange ich mir für die ganze Ewigkeit nichts Besseres!

Gott erkenne ich nun so weit, dass Er richtig Einer ist in irgendeinem ewig unzugänglichen Lichte, darin Er ist heilig, überheilig, allmächtig und endlos weise. Mehr von Ihm, dem Unendlichen, zu wissen und zu kennen, würde ich sogar für eine Todsünde halten. Daher lassen wir das, was für uns endlos unerreichbar ist und begnügen uns dankbarst mit dem, was uns Seine Güte allergnädigst zukommen lässt!`

Rede Ich: `Gut, gut, mein lieber Bruder, setzen wir uns zum Brote, und du, Petrus, hole dort aus der Kammer auch den mit Wein gefüllten Becher!`“ (BM.01_025,01 ff)


11. Borems belehrende Worte über den Weg zur Seligkeit
(68. Kapitel)

„Als nun beide ins Haus kommen, geht ihnen sogleich einer der Minoriten, der schon früher so recht verständig geredet, entgegen und fragt Martin: `O lieber Freund und Bruder, was doch gab es draußen, darum du so eilends hinaus musstest? Siehe, wir alle waren darob in großer Bestürzung und Sorge wegen deiner: wir meinten, du wärest etwa unseretwegen zur Rechenschaft gezogen, und dir sei darum vielleicht etwas Übles begegnet. O sage uns, wie es dir erging!`

Martin lächelt und spricht: `O liebe Freunde und Brüder, seid meinetwegen gänzlich unbesorgt! Seht, diesen lieben Freund und Bruder hat mir der Herr euret- und meinetwegen zugesandt, dass er mir helfe, euch alle auf den rechten Weg zu bringen, – darum einzig und allein bin ich hinaus gerufen worden.

Ihr alle aber müsst nun diesen Freund des Herrn willigst anhören und euch allezeit nach seinen Worten richten, so wird euer und vielleicht auch mein Los bald in Kürze ein besseres und freieres werden. Denn seht, auch ich bin noch lange kein völlig seliger Geist, sondern nur auf dem Wege, der vollkommenen Seligkeit durch die Gnade des Herrn teilhaftig zu werden!

Befleißigt euch nun alle, dieser Gnade ehest möglich teilhaftig zu werden! Es kann sehr leicht sein, dass wir dann samt und sämtlich unsern Weg zu gleicher Weile in das Reich des Gotteslichtes nehmen werden!`

Spricht der Minorite wieder: `Ja, Bruder, wir alle versprechen es dir und deinem Freunde, uns in allem strenge nach der Vorschrift zu verhalten, die ihr uns geben werdet, um nur der allergeringsten Gnade des Herrn teilhaftig zu werden!`

Spricht Borem: `Ja, liebe Brüder und Schwestern, haltet dies euer Versprechen aus dem Grunde eures Herzens! Liebet Jesus Christus, den Gekreuzigten, über alles, darum Er ist unser aller einiger, liebevollster und heiligster Vater! Suchet allein nur Ihn und Seine Liebe und hänget an nichts eure Herzen denn allein nur an Ihn, so werdet ihr viel eher, als ihr es denket, euch in Seiner ewigen Liebewohnung befinden! Aber alle eure sinnlichen Weltanhängsel müsset ihr aus euren Herzen verbannen, sonst wäre es nicht möglich, euch in die ewige Wohnung des heiligen Vaters zu bringen. Merket aber nun wohl, was ich euch sagen werde!

Seht, ihr alle hattet auf der Welt von Gott und vom Himmel, wie überhaupt vom Leben der Seele und ihrem Befinden nach dem Tode des Leibes, zwar zwei verschiedene, aber durchgehends grundfalsche Begriffe. Ihr habt euch schon bisher überzeugen können, dass sich hier euer irdischer Glaube in nichts bestätigt erwiesen hat: Ihr habt kein Fegefeuer, ja sogar keine Hölle, wie auch keinen Himmel und keine beflügelten Engel gefunden. Wie ihr aber das alles nicht gefunden habt, so werdet ihr auch alles andere ewig nicht finden, woran ihr als römische Katholiken geglaubt habt.

Auch alle die Gebetshilfen der Gemeinden und der Priester, auf die ihr große Glaubensstücke gehalten habt, haben hier nicht den allergeringsten Wert. Niemand kommt hier durch ein vermitteltes Erbarmen zum Herrn, da der Herr ohnehin von der allerhöchsten Erbarmung ist. Es wäre daher eine allergrößte, sündhaftigste Torheit, den allerbarmherzigsten, liebevollsten, allerbesten Vater zur Barmherzigkeit bewegen zu wollen.

Daher muss hier ein jeder selbst ernstlichst Hand an sein eigenes Werk legen, ansonsten es unmöglich wäre, zu Gott, dem Herrn aller ewigen, unendlichen Herrlichkeit zu gelangen. Seht, ich bin nun selbst ein großer Engel des Herrn. Er ruft mich nicht anders als: ,Mein Bruder! Wie endlos lieb habe Ich dich!‘ Und seht, so ich auch hinginge und möchte bitten für euch eine Ewigkeit, würde euch das dennoch nichts nützen. Denn jeder muss selbst tun aus seiner Liebe heraus, was da in seiner Kraft steht, ansonsten er nie zu der wahren Freiheit seines Geistes gelangen kann. Gott ist wohl allmächtig, aber Seine Allmacht macht niemanden frei, da eben sie es ist, aus der wir durch unsern freien Willen und durch die Liebe zu Gott frei gemacht werden müssen. Sonst wären wir nichts als Maschinen und Automaten dieser Allmacht Gottes.

Der Herr aber hat darum aus Seiner endlosesten Weisheit geordnete Wege gestellt, die wir wandeln müssen, um zu dieser göttlichen Freiheit zu gelangen. Diese Wege waren euch bis jetzt unbekannt, ich aber werde sie euch nun bekanntgeben. Daher müsst ihr wohl darauf achten, und euch genau – aber freiwillig – auf diesen Wegen halten. Dann werdet ihr dahin gelangen, wohin zu gelangen ein jeder von Gott geschaffene Geist berufen ist.

Es wird euch von nun an alle erdenkliche Freiheit gegeben werden. Was ihr immer wünschen und wollen werdet, wird euch zuteil werden. Aber diese Freiheit ist noch keine Freiheit, sondern nur eine Prüfung, die ihr zu verstehen, aber ja nicht zu missbrauchen habt!

Es werden euch tausende Evas den versuchenden Apfel hinhalten, aber ihr dürft ihn aus Liebe zum Herrn nicht anrühren!

Ihr werdet verleumdet und verspottet werden, aber da dürft ihr euch nie erzürnen oder an eine böse Vergeltung denken!

Man wird euch verfolgen, wird euch berauben, und misshandeln sogar. Aber eure Gegenwehr sei nichts als Liebe, obschon euch alle Mittel zu Gebote stehen werden, durch die ihr euch zur Genüge rächen könntet!

Gedenket allezeit des Herrn und Seines Evangeliums, so werdet ihr eure Wohnung für die Ewigkeit auf festem Grunde bauen, dass sie nimmer erschüttert wird!

Ich sage euch die ewige Wahrheit aus Gott, dem Herrn alles Seins und Lebens. Wer da nicht erfüllet das Wort Gottes in sich tatsächlich, der kann in Sein Reich nicht eingehen!

Jeder muss der Demut engste Pforte passieren und muss dem Herrn alles anheimstellen. Nichts als die alleinige Liebe, mit der tiefsten Demut gepaart, darf uns bleiben! Uns darf nichts beleidigen. Wir dürfen nie denken und sagen, dies und jenes gebühre uns irgend mit Recht. Denn wir alle haben nur ein Recht, nämlich das Recht der Liebe und der Demut. Alles andere ist ganz allein des Herrn!

Wie aber der Herr Selbst Sich bis auf den äußersten Punkt gedemütigt hat, also müssen auch wir es tun, so wir dahin kommen wollen, wo Er ist!

Wer dir eine Ohrfeige gibt, dem erwidere sie nicht, sondern halte ihm noch die andere Wange hin, auf dass Friede und Einigkeit herrsche unter euch! Wer von dir den Mantel verlangt, dem gib auch den Rock dazu! Wer dich zu einer Stunde Geleite nötigt, mit dem gehe zwei Stunden, auf dass du ihm Liebe erweisest im Vollmaße! Den Feind segne, und bete für die, so dich verfluchen! Nie vergelte jemand Böses mit Bösem und Schlechtes mit Schlechtem, sondern tuet denen Gutes, die euch hassen – so werdet ihr wahrhaft Kinder Gottes sein!

Solange ihr aber euer Recht irgend anderwärts suchet als allein nur im Worte Gottes, solange ihr noch der Beleidigung Stachel in euch traget, ja, solange ihr der Meinung seid, es geschehe euch in diesem oder jenem ein Unrecht – so lange seid ihr noch Kinder der Hölle und des Herrn Gnade ist nicht in euch.

Gottes Kinder müssen alles ertragen können, alles erdulden! Ihre Kraft sei allein die Liebe zu Gott und die Liebe zu ihren Brüdern, ob sie gut oder böse sind.

Wenn sie darin fest sind, dann auch sind sie vollkommen frei und fähig, in das Reich Gottes aufgenommen zu werden.

Ich weiß aber, dass ihr alle Priester waret und Nonnen der Gemeinde Roms, die da ist die allerfinsterste. Ich weiß auch, dass sich einige von euch darauf heimlich noch viel zugute tun. Aber da sage ich euch: daran denke niemand von euch, was er auf der Erde war und getan hat! Denn so jemand daran denkt, dass er Gutes getan hat, wird der Herr auch daran denken, wieviel Böses jemand von euch getan hat, und wird ihn richten nach seinen Werken! Wer aber vom Herrn gerichtet wird, der wird gerichtet zum Tode und nicht zum Leben; denn das Gericht ist der Tod der Seele in der ewigen Knechtschaft ihres Geistes!

So aber der Herr spricht: ,Wenn ihr alles getan habet, so bekennet, dass ihr nutzlose Knechte waret!‘ – um wie viel mehr müsst ihr an euch das bekennen, die ihr doch alle nie das Evangelium nur im geringsten in euch, an euch und noch weniger an euren Brüdern erfüllet habt!

So habe ich nun zu euch geredet im Namen des Herrn und habe kein Wort dazugesetzt und keines weggenommen: Wie ich es empfangen habe vom Herrn, so habe ich es euch auch getreu kundgetan. Nun aber ist es an euch, das alles in den besten Vollzug zu bringen. Von nun an könnt ihr euch nimmer entschuldigen, als hättet ihr es nie gehört, so ihr wegen starrsinniger Nichtbefolgung dem Gerichte verfallen würdet!

Ist aber jemand guten Willens und fällt ob angestammter Schwäche, da bin ich und dieser Bruder da, im Namen des Herrn jedermann aufzuhelfen!

Ihr sehet nun, dass von euch allen vorerst nur der gute Wille gefordert wird, dann erst das Werk!

Seid also alle voll des Willens zum Guten, so wird man es mit dem Werke so genau nicht nehmen, da ein guter Wille schon als ein Werk des Geistes zu betrachten ist!

Wehe aber jedem von euch, der da wäre in sich geheim hinterlistigen, bösen Willens und täte nur äußerlich, als hätte er einen guten Willen! Ich sage euch aus der Kraft des Herrn, die mich nun durchweht wie ein mächtigster Orkan einen Wald: ein solcher würde jählings zur Hölle getrieben werden und geworfen in den Pfuhl des ewigen Verderbens – wie da ein Stein fällt vom Himmel in den Abgrund des Meeres, von wo aus er nicht wieder genommen wird, sondern liegenbleibt im Pfuhle und Schlamme des Gerichtes!

Nun wisst ihr, was ihr zu tun habt, um als wahre Kinder des Herrn in Sein Reich zu gelangen. Tuet alle danach, so werdet ihr leben!

Ich und dieser euer erster Freund aber werden, wennschon nicht allzeit sichtbar, hinter euch uns befinden und werden euch aufhelfen, so jemand von euch fiele in seiner Schwäche. Aber der da fiele in seiner Bosheit, dem wird nicht geholfen werden, außer durch Gleiches mit Gleichem! Fragt aber nicht, wo wird der Ort solcher unserer Prüfung sein? Ich sage euch: Hie und da, und wenn ihr es am wenigsten gedenket, auf dass eure Freiheit nicht gestöret werde! Der Herr sei mit euch und mit uns! Amen!`

Spricht Bischof Martin: `Bruder, du hast hier wirklich rein aus dem Herrn geredet, und wahr ist alles auf ein Haar. Aber mich hat es auch ganz sonderlich ergriffen, denn ich selbst habe noch viele Punkte darin gefunden, die mich sehr nahe angehen!`

Spricht Borem: `So wird es dir sicher keinen Schaden bringen, so du sie auch beachtest! Denn zu der schönen Merkurianerin möchte ich dich ganz allein noch nicht lassen! Verstehst mich, Bruder?`

Spricht Bischof Martin: `Hast recht, hast recht! Weißt, so'n bisschen Vieh bin ich noch immer; aber ich hoffe, nun wird sich's wohl ändern!`“ (BM.01_068,01 ff)


Jesus und Seine Gesellschaft (Johannes, Petrus, Martin u.a.) besuchen Menschen auf der natürlichen Sonne: *) **)
*) Siehe auch Jakob Lorber, „Die natürliche Sonne" (Lorber Verlag)
**) Siehe auch linke Randspalte unter „Naturwissenschaftliches (2)“, Thema „Menschen auf anderen Sternen“, besonders 6.2. unter Punkt 2.3.


12. Uhrons gute Empfangsrede. Des Herrn gnadenreiche Kundgabe an Uhron. Berufung der Sonnenmenschen zur Gotteskindschaft. Ein trauriges Zeugnis über die Erdenmenschen
(169. Kapitel)

Als sich nach kurzdauerndem Einzuge alle in diesem großartigen Prachttempel befinden, tritt der schon wieder gestärkte Weise in demütiger Ehrfurcht vor Mich hin und spricht:

(Der Weise:) `O Du, dem auf dieser Deiner Welt keine Zunge wagte einen Namen zu geben! Du so lange Zeiten hindurch durch Deine Urerzengel uns verkündeter ewiger Urgeist und allmächtigster Schöpfer aller Wesen, deren Zahl keinen Anfang und kein Ende hat! Du Erster, Du Heiligster, Du Weisester, Du ewiges Gesetz und ewige Ordnung aller Wesen und Dinge! Da Du uns gnädig endlich einmal heimgesucht hast, so würdige uns Unwürdigste auch noch solcher Gnade, dass Du Selbst uns Deinen Willen zeigst und uns einen Weg vorzeichnest, auf dem wir uns mit Zuversicht Deines Wohlgefallens auf ewig erfreuen könnten!

Wohl sind wir auf dieser Welt mit großen Vorzügen ausgerüstet. Wir sind, was die Form betrifft, überaus schön und nach Maßgabe unseres Gesellschaftsbandes auch hinreichend weise. Wir arbeiten mehr mit dem Willen als mit den Händen. Noch nie haben uns Nahrungssorgen geplagt, was auf andern Welten sehr häufig der Fall sein soll. Ebenso kennen wir auch keine Krankheiten unseres Leibes, obschon unser Fleisch sehr reizbar ist; ebenso können wir auch leben solange wir wollen. Willigen wir aber in die von höheren Geistern verlangte Umwandlung, so wird sie uns zur höchsten Lust!

Kurz, wir sind in allem so gestellt, dass ich sicher sagen kann: Es wird kaum im unendlichen Raume Deiner Schöpfungen noch eine zweite Welt geben, in der naturmäßige Menschen noch glücklicher gestellt wären als wir durch Deine endlose Gnade. Aber bei alldem sehen wir dennoch ein, dass wir hinter Deinen Kindern weiter zurückstehen, als da voneinander abstehen die Pole der Unendlichkeit!

O Herr, sieh uns an, die wir auch wie Deine Kinder aus Dir hervorgegangen sind! Stelle eine Möglichkeit auf, durch die auch wir Aussicht gewinnen könnten, Deinen heiligen Kindern in der geistigen Wirklichkeit nur um etwas näher gestellt zu werden!

Du erhabenster, heiligster Vater Deiner Kinder, so es Dein Wille wäre und nicht wider Deine heilige Ordnung, so erhöre meine armselige Bitte, zu deren Hervorbringung mir die geistige Not dieses Volkes und meine unbegreiflich mächtige Liebe zu Dir den Mut gegeben haben! Aber zürne uns nicht, o Vater der Deinen, so ich als ein Fremdling es wagte, an die heiligste Pforte Deines Herzens zu pochen!`

Darauf sage Ich: `Mein Sohn Uhron, eben darum du bittest, bin Ich auch da! Denn siehe, die Menschen der kleinen Erde haben nun Meiner völlig vergessen und haben aus ihr eine vollkommene Hölle bereitet! Nur wenige gibt es noch hie und da, die in der Tat noch etwas auf Meinen Namen halten und bauen; den meisten andern aber ist er zum Ärger und Ekel geworden. Du siehst daraus leicht, dass Ich fürderhin Mir kaum mehr auf jener treulosen Erde werde Kinder ziehen können.

Denn mit Meiner Macht kann solches nicht bewerkstelligt werden, weil sie da gerichtet wären. Das aber darf bei Meinen Kindern ewig nie der Fall sein, da Meine Kinder in die höchste Freiheit übergehen müssen, ansonsten sie Mir nicht als Mein rechter Arm dienen könnten. Rühre Ich sie aber mit Meiner Macht nicht an und lasse sie fürderhin noch tun, was sie frei wollen, werden sie zu Teufeln und treiben miteinander solche Dinge und Taten bösester Art, dass sie damit der tiefsten Hölle zum Muster aufgestellt werden könnten.

Sie haben keinen Glauben, keine Liebe, keine Demut und keinen Gehorsam und somit auch kein Vertrauen auf Mich. Wie auch könnten sie auf Mich vertrauen, da Ich zufolge ihres dicksten Unglaubens so gut wie gar nicht bin?

Daher bleibt Mir nun nichts anderes übrig, als die wenigen Rechten und Besseren zu schützen und zu bewahren. Die andern aber will Ich ihrem eigenen Willen völlig freigeben und von ihnen nehmen allen Meinen Verband, wodurch sie dann in kurzer Zeitenfolge gänzlich von der Erde Boden wie nichtige Schemen verschwinden werden.

Auf diese Art aber kann Ich beinahe keine vollkommenen Kinder von jener Erde mehr bekommen. Die Besten sind ärger als hier nun die Ärgsten, die eben ihr selbst wart. Und so will Ich hier eine neue Pflanzschule für Meine künftig werdenden Kinder anlegen, jene Erde aber so sichten, dass die übriggebliebenen Besseren tagelang Reisen machen werden, bis sie auf ein Wesen ihresgleichen stoßen werden!*)
*) Siehe unter Themenregister, Stichwort „Zukunft“

Da Ich aber solches tun will, muss Ich euch nun auch solche Wege vorzeichnen, auf denen ihr zu Meiner gerechten Kindschaft gelangen könnet – so ihr es wollt! Wird die Erde aber gereinigt, da will Ich von ihr bis zu euch eine Brücke bauen für den Geist, über die ihr mit jenen wie Hand in Hand wandeln sollt!

Nun aber sende schnell Boten aus und lass viele hereinkommen; denn Ich will ihnen allen die Pforte zu Meinem Herzen sehr weit auftun! Also sei und geschehe es!“ (BM.01_169,01 ff)


Die Erklärung eines prophetischen Bildes von dem Haus und der neuen Stadt als neue Verheißung des Herrn an die Sonnenmenschen

13. Erklärung des prophetischen Bildes durch Johannes. Erwachendes Verständnis und Vertrauen des Sonnenweisen
(182. Kapitel)

Spricht Johannes: „`Gut, so merke denn: Das neue Haus ist die neue Offenbarung des Herrn an euch, die Er soeben erbaut in euren Herzen. Die lebendige Stadt, die aus den Himmeln niedersteigt, sind der Herr und wir, Seine Kinder, voll des ewigen Lebens. Ihr aber sollt in diese an euch gerichtete Offenbarung eingehen und darin eine wahre Lebenswohnung nehmen, so wird diese Lehre sich zu euch neigen und euch untertan sein.

So ihr aber in dieser Offenbarung werktätig leben werdet, so werdet ihr dadurch in eine noch größere Weisheit gelangen, als die wir euch nun geben. Und so wird es auch sein, dass ihr in diesen wenigen Worten, deren äußere Umfassung wirklich klein ist, einen inneren unendlich großen Weisheitsgehalt finden werdet, so groß, dass ihr selben in seiner ganzen Fülle wohl ewig nie völlig begreifen werdet. Und zahllose Nachkommen werden in dieser Weisheit wohnen und werden dennoch nie an ihre Schlusswände und Grenzen gelangen.

Wie der Mensch aber leiblich ein Wohnhaus hat und dieses bewohnt, nachdem er es zuvor wohl eingerichtet hat, ebenso ist die Gotteslehre für den Menschgeist auch ein ewiges Wohnhaus, in dem er wohnen und handeln wird ewig.

Die Stadt Gottes und die vielen Häuser in ihr sind dann gleich dem einen Hause. Wer da bewohnt ein solches Haus oder tätig ist in der kleinen Weisheit des eng gefassten Gotteswortes, der wird dadurch in die Stadt Gottes eingehen. Das heißt: in die Fülle der göttlichen Weisheit, da ihm alles zuteil wird, was da der Herr in Seinem Hause und in Seiner ewigen Stadt und den endlos vielen Wohnhäusern in ihr hat.

Ich meine, Freund, dass du mich nun besser denn ehedem verstanden hast. Sage mir daher, ob du damit einverstanden bist, und dir die Sache so genehm ist!`

Spricht der Weise: `Ja, jetzt wohl, nun hat die Sache ein ganz anderes Gesicht! Nun habe ich mich gleich gefunden und wusste schon bei der ersten Erläuterung des Hauses, wo hinaus die ganze Sache gehen werde. Ich sehe, dass das lauter tiefste Entsprechungen sind; aber sie sind begreiflich und fasslich. Du kannst daher schon fortfahren, uns den göttlichen Willen weiter zu offenbaren, und wir werden ihn ohne alle Widerrede annehmen!`

Spricht Johannes: `Freund, ich habe schon geredet, was ich zu reden hatte; nun aber kommt Er Selbst! Ihn höret; Sein Wort erst wird euch umgestalten und euch geben die rechte Freiheit! Merket daher wohl auf, denn jedes Wort, das Er spricht, ist ewiges Leben und höchste Weisheit!
Und so höret Ihn!`“ (BM.01_182,01 ff)


14. Der Sonnenmenschen Empfangsgruß an den Herrn. Dessen Rede an die Sonnenweisen. Demut, das Mittel zur Erlösung vom Geschöpflichen. Sanfte Last der neuen Lebensregeln
(183. Kapitel)

Nun komme Ich (Jesus) hervor, noch immer umgeben von Chanchah, Gella und den drei Sonnentöchtern, die sich unterdessen recht viel über diese Erde mit den zwei Erstgenannten besprochen haben. Und als Ich hervortrete, fällt der Weise und all sein Volk innen und außerhalb dieses Wohnhauses aufs Angesicht und alle preisen Mich laut:

(Die Sonnengemeinde:) `Heil und Ehre Dir, Du Unerforschlicher, Du Ewiger, Du Unendlicher! Nimm hiermit unsern allertiefsten Dank für diese unbegreiflich höchste Gnade, dass Du auch uns Würmchen dieses Staubes Sonne einmal Deiner sichtbaren Gegenwart gewürdigt hast!

Es ist wohl höchst ungebührlich, so sich in unseren Herzen ein Deiner unwürdiger Wunsch regt: dass es unsere unaussprechlich höchste Seligkeit wäre, wenn Du von nun an uns nimmer verlassen, sondern ewig verbleiben möchtest bei uns! Was aber können wir tun, als diesem sehnenden Begehren unseres Herzens vor Dir, Du Heiligster, Luft zu machen?

O Du, dessen Füße zu heilig sind, als dass dieser Boden würdig wäre, von ihnen betreten zu werden, wirst uns ja ein solch unsinniges Verlangen gnädigst vergeben! Wenn Du, o Heiligster, uns noch für wert achtest, einige Worte des Lebens an uns zu richten, so bitten wir Dich alle aus tiefstem Herzen, Du möchtest uns diese Gnade erweisen! Aber über alles hochgepriesen sei Dein allein heiligster Wille!`

Nach dieser sehr demütigen Anrede sage Ich: `Stehet auf, Meine lieben Kinder! Vernehmet Mich, den ewigen Vater der Unendlichkeit, euren Vater und den Vater der Myriaden eurer Brüder und Schwestern, die aus Mir hervorgingen, zu bewohnen die Unendlichkeit und überall zu zeugen, dass Ich ihr Vater bin von Ewigkeit!`

Spricht der Weise: `O Herr, Herr, Herr, – zu unwürdig sind unsere Augen, um die endlose Heiligkeit Deines Angesichtes zu schauen! Daher lass uns in dieser Stellung, die ich für die geziemendste halte, in der sich Würmer wie wir vor dem ewigen, allmächtigsten Schöpfer zu verhalten haben!`

Rede Ich: `Liebe Kindlein, Demut ist wohl die erste und größte Tugend eines jeden menschlichen Herzens, aber sie darf ebenso wenig übertrieben werden wie eine andere Regel des Lebens.

Dass Ich der Schöpfer und ihr die Geschöpfe seid, ist eine Sache, die auf beiden Seiten eine Notwendigkeit ist und sich selbst für Mich unmöglich anders darstellen lässt. Denn will Ich Geschöpfe haben, so muss Ich sie so erschaffen, wie Ich sie haben will. Und es wird unmöglich ein Geschöpf eher gefragt werden können, ob und unter welchen Bedingungen es erschaffen sein möchte, sondern es hängt da ganz allein von Mir ab, wie Ich das Geschöpf haben will!

Da sonach das Geschöpf eine Notwendigkeit Meines Willens ist, Mein Wille aber – als der Grund des Werdens und Bestehens des Geschöpfes – dem Geschöpfe gegenüber ebenfalls eine Notwendigkeit ist, so haben sich auf diesem Standpunkte Schöpfer und Geschöpf gegenseitig nicht viel zugute zu halten. Denn wie Ich als Schöpfer dem Geschöpf eine Notwendigkeit bin, ebenso ist auch das Geschöpf als Stützpunkt Meines Willens diesem eine Notwendigkeit.

Ganz anders aber ist es, wenn der Schöpfer aus Seinen Geschöpfen freie, Ihm ähnliche, selbständig mächtige Wesen hervorbringen will. Da freilich tritt das Geschöpf in eine ganz andere Lebenssphäre! Der Schöpfer gibt da dem Geschöpf durch das freie, lebendige, vollkräftige Wort eine eigene Kraft, die das Geschöpf dann durch fleißige tatsächliche Pflege in sich zur Vollreife zu bringen hat, um dadurch ein freies, ganz aus sich mächtiges Wesen zu werden.

In diesem Falle tritt erst die wahre Demut ein, weil sie das alleinige Mittel ist, durch welches das Geschöpf sich der schöpferischen Nötigung vollends entwindet. Es vermag sodann als ein aus sich selbst lebendiges und mächtiges Wesen Mir, dem Schöpfer, gegenüber sich also aufzustellen, als so Ich Selbst Mir gegenüber als ein zweites Ich auftreten könnte. Aber diese notwendige Demut darf dennoch keine übertriebene sein, sondern gerade nur so, wie Ich als Meister alles Lebens sie anordne; sonst kann sie das nicht bezwecken, wozu sie gegeben ist.

Steht daher nun alle auf und wendet eure Augen auf Mich! Ich werde euch erst so und alsdann die rechten Worte des Lebens können zukommen lassen! Und so erhebet euch denn!`

Nach diesen Worten aus Meinem Munde erheben sich alle hier Anwesenden zugleich mit dem Weisen, der bei dieser Gelegenheit folgende Worte spricht:

(Der Weise:) `Brüder und Schwestern, wir haben uns erhoben vor dem Herrn, und vor Seinem allerheiligsten Antlitz standen wir auf. Bedenket wohl, wer Der ist, vor dem wir nun stehen! Bedenket und fasset es tiefst in euren Herzen!

Er ist der Herr, der allerheiligste, urewige Gottgeist, der allmächtige Schöpfer aller unendlichen Himmel, aller Engel, aller Welten, aller Menschen und aller anderen Wesen! Er, der Heiligste, der Erhabenste hat zu uns geredet, dass wir uns vor Ihm erheben sollen, und wir taten in höchster Ehrfurcht, was Er von uns verlangte.

Er verhieß uns aber noch weitere Worte des Lebens. Wir haben die gerechteste Ursache, uns darüber im höchsten Grade im voraus zu freuen! Denn wir wissen ja, dass von Dem, der das ewige Urleben Selbst ist, unmöglich andere Worte als nur die des Lebens zu uns gelangen können.

So freuet euch endlos mit mir; denn der Herr – Er, das Leben Selbst – wird Worte des Lebens, Worte der Freiheit, ja allmächtige Worte zur völligen Umgestaltung unseres geschöpflich gerichteten Wesens an uns alle richten! Daher öffnet weit eure Ohren und Herzen, auf dass solche hier nie gehörten heiligsten Worte nicht an irgendeinem Ohre ungehört und unbeachtet vorübergleiten möchten!

O Herr, Du Heiligster, unsere Herzen sind bereitet! So es Dein heiligster Wille wäre, lass uns bitten um die verheißenen Worte voll Lebens und göttlicher Macht und Kraft! Dein heiligster Wille werde allein ewig gepriesen!` 

Rede Ich: `Mein geliebter Uhron – wahrlich, wahrlich, dein Herz machte Meinem Herzen eine große Freude! Erwarte daher auch samt deinen Völkern, dass auch Ich nicht verabsäumen werde, euren Herzen eine große Freude zu machen. Diese wird euch verbleiben auf ewig, und niemand wird sie euch nehmen können!

Dessen seid gewiss, so ihr Meiner Lehre und der Lehre dieser Meiner Kinder und Boten nachkommen werdet. Das wird euch aber um so leichter ankommen, da ihr in der Weisheit Meiner Gerechtigkeit schon ohnehin allen andern Völkern um sehr vieles voran seid!

Meine Lehre aber ist ohnehin überaus leicht zu beachten. Denn Ich als Schöpfer weiß es wohl am besten, was euch allen nottut, und was ihr für eure Freiwerdung auch eurer natürlichen Beschaffenheit nach am leichtesten beachten könnt. Daher fürchtet euch nicht vor der neuen Bürde, die Ich nun auf eure Schultern legen werde! Ich sage euch, sie wird sehr leicht, mild und sanft ausfallen!

So aber lautet kurz das Lehrwort, das Ich nun an euch richte: Liebet Mich, euren Herrn, Gott und Vater, aus allen Kräften eures Lebens, und liebet desgleichen auch euch untereinander!

Ein jeder von euch suche in Meinem Namen dem andern Dienste zu erweisen. Keiner dünke sich mehr zu sein, als da ist sein Bruder und seine Schwester! So werdet ihr gar leicht Meine geliebten Kinder werden und verbleiben auf ewig.

Bewahret dabei aber auch eure alte Sittenreinheit! Ferne sei von euch des Fleisches wollüstige Unzucht, in die ihr seit einer kurzen Zeit durch Berückung eines bösen Geistes gekommen seid! Zeuget euch nach der alten, ordentlichen, geistigen Art, die euch gegeben ist in euren Willen und nicht in euer Fleisch!

Wohl könntet ihr euch auch fleischlich zeugen durch den natürlichen Beischlaf und könntet dadurch Kinder des Fleisches und Kinder der Welt ins Leben rufen. Aber was würde euch solches nützen? Ihr würdet euch dadurch nur Diebe, Räuber und Mörder züchten, die in kurzer Zeit mächtiger würden denn ihr und würden euch dann machen zu Sklaven ihrer bösen Begierden. Daher meidet sorgfältig euer Fleisch vor solchem Übel und berührt vorzugsweise eure Töchter nicht, durch die ihr Teufel in eure reine Welt zeugen würdet, so wird euch allen die Erreichung Meiner Kindschaft gar leicht werden!

Möchtet ihr aber fortfahren, wie bis jetzt zu geilen in eurem und eurer Töchter Fleische, würde euch die geistige Zeugungskraft bald genommen werden. Statt diesem eurem leichten, ätherischen Leibe würdet ihr einen plumpen, schweren, hässlichen und mit allerlei Krankheiten behafteten Leib überkommen, in dem sich der unsterbliche Geist nur sehr schwer und mühsam bewegen würde. Dazu käme dann noch der Tod über euch, den ihr bisher noch nie gefühlt und geschmeckt habet.

Also bleibet in eurer alten Sittenreinheit und zeuget euch fortan geistig! Denn was der allein lebendige Geist zeugt, das bleibt dann auch fortan Leben, das keinen Tod kennt. Was aber das tote Fleisch zeugt, das bleibt tot und kann nur schwer ins Leben übergehen, da des Fleisches Wurzel der Tod ist.

Wie aber auf einen dürren Stock schwerlich ein lebendiger Zweig eingepfropft werden kann zum Leben, so auch ein lebendiger Geist ins tote Fleisch zur Gewinnung des Lebens!

Ebenso würde auch euer Wille geschwächt werden, dass ihr nimmer könntet mit desselben alleiniger Kraft eure Gärten und Äcker bestellen. Ihr müsstet euch dann nur mit jenen Pflanzen begnügen, die Samen haben und sich durch denselben fortpflanzen. Da könntet ihr dann nicht wie jetzt fortwährend reife Esswaren dem Boden eurer Erde entlocken, sondern müsstet ängstlich und oft sehr ungeduldig die Zeit abwarten, in der die eine oder andere Frucht zur Reife kommen möchte.

Ebenso ginge es euch mit der Erbauung eurer Wohnhäuser! Das Material dazu würde dann sehr hartnäckig, schwer und gebrechlich sein. Ihr könntet es dann nimmer durch die Kraft eures Willens geschmeidig, leicht und für alle Zeiten dauerhaft machen.

So habt ihr auch eine große Freude daran, dass ihr mit den Geistern eurer abgeschiedenen Brüder sichtlich in Verbindungen treten könnt und könnt sie sehen, sprechen und sogar liebkosen. All dieses würde euch alsbald zur Unmöglichkeit werden, so ihr in eurer Berückung fortleben würdet.

Wenn ihr aber nun so fortlebt, wie Ich euch nun kurz belehrt habe, werdet ihr nicht nur eure Vollkommenheiten behalten, sondern werdet noch neue hinzubekommen, deren Vorteile so groß sein werden, dass ihr sie jetzt gar nicht zu fassen imstande wäret.

Ich habe euch nun alles gesagt, was ihr zu tun habt für die Zukunft. Nun aber liegt es an euch, ob ihr das alles wohl annehmen und darnach handeln wollet.

Fraget alle euer Herz und sagt es Mir dann frei heraus! Denn Ich lasse euch die vollste Freiheit und will nicht einmal in eure Gedanken schauen, auf dass ihr völlig frei selbst bestimmen könnt, was und wie ihr es wollt!`“ (BM.01_183,01 ff)

Zur geistigen oder sinnlichen Zeugung auf unserer Erde aus „Himmelsgaben“:
„...Es soll freilich wohl nicht also sein, wie es ist, - und doch muss es wieder also sein, weil alles andere noch so ist. - Dem Abraham ist ein rechter Nachkomme erweckt worden geistig ohne sinnlichen Beischlaf, desgleichen ward Johannes gezeugt, die Maria, und in der Urzeit geschahen solche Zeugungen häufig, und so manche Propheten wurden auf diese Art gezeugt. Diese Zeugung ist freilich die rechte und kommt noch jetzt nicht selten ohne Wissen der Eltern vor, aber diese Art ist des Himmels und taugt für die Welt nicht, die aber doch auch ob der möglichen Teilnahme an der Erlösung sein muss. Was bleibt da aber dann anderes übrig, als der Welt ihre sinnliche Zeugungsweise zu belassen, und sonach die alte Sünde nebst der völligen Erlösung fortbestehen zu lassen, auf dass jede gefangene Naturseele in das Reich der Gnade und Erbarmung den ungehinderten Weg habe so oder so!" (HiG.03_47.05.29,01ff)


15. Des Weisen gute Antwort
(184. Kapitel)

Spricht der Weise: „`O Herr, Deine Forderung an uns alle ist unaussprechlich mild, sanft und über alle Maßen gut! Es bedarf von unserer Seite wohl ewig nicht des geringsten Besinnens, um selbe mit dankerfülltem Herzen nicht augenblicklich anzunehmen! Was sollen wir uns fragen, was beschließen, ob uns Deine heiligste Anforderung in unseren Herzen genehm wäre oder nicht?

O Du allerheiligster Wohltäter, wir werden ewig nie Dir gebührend zu danken imstande sein für diese endlose Wohltat und Gnade, die Du uns nun erzeigt hast: dass Du uns durch Deine für uns unbegreifliche Herablassung solch unerhörte Liebe erzeigt hast, uns Geschöpfen einen so überleicht zu wandelnden Weg zu zeigen, auf dem wir die höchste Himmelswürde erlangen können, Deine freien Kinder zu werden! Und wir
sollten uns dazu noch besinnen?

O Herr, o Vater, Du ewiger, heiligster Geist – wenn ich tausend Leben hätte und müsste sie hergeben zur Erreichung Deiner Kindschaft nur dem geringsten Grade nach – wahrlich, ich gäbe sie mit tausend Freuden, und wenn der Verlust eines jeden Lebens auch mit größten Martern und Schmerzen verbunden wäre! Und ich sollte mich hier über solche höchsten Gnadengaben noch bedenken, ob ich und dies Volk sie annähmen oder nicht?

Du heiligster Vater! Ich will nicht ja und nicht nein sagen mit dem Munde. Sieh nur gnädig in unsere, Deines heiligsten Anblickes freilich wohl ewig unwürdigen Herzen. Diese werden Dir noch ein tausendmal feurigeres Ja entgegenbeben, als wie feurig dort jene Weltgeschwulst ist, die nun bald zum Ausbruch reif sein wird.*)
*) Eine von Satan verursachte Störung

O Herr, o Vater, alles, alles, das Du willst, wollen wir noch genauer erfüllen, als wie da bahnen die kleinen Welten um unsere nun durch Dich für ewig geheiligte große Erde!

Aber nur diese Bitte lasse nicht unerhört an Dein heiligstes Vaterherz dringen, dass Du uns von nun an mit Deiner sichtlichen Gegenwart nicht für immer verlassen möchtest, sondern Dich nach Deinem Wohlgefallen uns dann und wann zeigen möchtest!

Denn siehe, zu mächtig ist unser aller Liebe zu Dir nun entbrannt! Welch einen Jammer würden unsere Herzen empfinden, so unsere Augen Dich, o heiligster Vater, nimmer erblicken und unsere Ohren nimmer vernehmen sollten Deiner Vaterstimme so wohlklingende Worte! Haben sie doch unsere gebeugten Herzen plötzlich mit einer solch unerhörten Lebensfülle erfüllt, dass wir keine Worte finden können, Deine wahrste Gott-Vatergnade zu beschreiben!

Daher, o Herr, lass diese Bitte von uns allen nicht ganz unerhört an Dein Vaterherz dringen! Dein allein heiligster Wille sei ewig gepriesen!“

Rede Ich: `Kindlein, worum ihr bittet, das habe Ich schon lange väterlich vorgesehen. Der Schöpfer bleibt nur den Geschöpfen unsichtbar und unerforschlich. Denn die Geschöpfe sind gerichtet in des Schöpfers Macht und können nie vor Ihn hintreten, Ihn schauen und vernehmen Seine Stimme. Aber ganz anders steht es mit den Kindern, die Ich als Schöpfer und nunmehr Vater frei gestellt habe durch Wort und Lehre. Diese können Mich sehen und sprechen, wann sie wollen – vorausgesetzt, dass ihre Herzen sich in der Ordnung Meiner Lehre befinden!

Ist das aber nicht der Fall, sind die Herzen sinnlich gestimmt, haben materielle Dinge und nichtige Weltsorgen in ihnen Platz genommen und Mein Wort und Meine Lehre untätig gemacht: da freilich kann Ich nicht mehr gesehen und gehört werden, weil da so ein werdendes Kind meiner Gnade, Liebe und Erbarmung dann wieder das gerichtete Kleid der Geschöpflichkeit angezogen hat – wozu es freilich auch die volle Freiheit hat.

Daher bleibet fortan alle in dieser Meiner Lehre! Bewahret eure Herzen in eurer urangestammten sittlichen Reinheit, auf dass Meine Vaterliebe in ihnen Raum haben und in euch erzeugen kann ein neues Leben, das da ist ein wahrstes, freiestes in und aus sich selbst. Dann werdet ihr nie Grund haben, zu klagen: ,Herr, Vater, wo bist Du? Warum können wir Dich nimmer sehen und nicht vernehmen Deine Vaterstimme?‘

Wahrlich sage Ich euch: Alle, die an Meiner Lehre tätig hängen, die sind es, die Mich wahrhaft lieben. Da sie Mich aber wahrhaft lieben, werde Ich entweder sichtlich oder vernehmlich stets unter ihnen sein und werde sie Selbst lehren und ziehen zu Meinen Kindern… –

Nun aber schaffet Speise und Trank herbei, soviel ihr könnt! Wir wollen uns alle sättigen, und ihr werdet es sehen, dass Ich euch segnend gleich wie ihr essen und trinken werde, und alle die Brüder und Schwestern, die mit Mir sind! Also gehet und tut nach Meinem Worte!“ (BM.01_184,01 ff)

 

 

„Wahrlich, sage Ich euch, ein Herz, das Mich wahrhaft liebt, gibt Mir mehr als alle Himmel und Welten mit aller ihrer Herrlichkeit. Ja, Ich will 99 Himmel verlassen und ein Herz suchen, das Mich lieben kann!“ (BM.01_186,10)