„So euch aber jemand sagt: der Mond sei die Ursache der Ebbe und Flut – so fraget ihn, wie denn der Mond, wenn er sich gerade auf der entgegen gesetzten Seite befindet, vermöge seiner Anziehung auf der ihm schnurgerade abgewandten Erdhälfte eine Flut zu bewirken vermag?“



Ebbe und Flut

 


1. Ebbe und Flut nach der Offenbarung Jesu in "Erde und Mond"

2. Flut und Ebbe

3. Geistige Beleuchtung von Ebbe und Flut


 

1. Ebbe und Flut

nach der Offenbarung Jesu in "Erde und Mond"

 

8. Kapitel – Lunge und Atmung der Erde

Jesus: "Ihr wisset, dass zum physischen Leben nicht nur allein das Herz und der Magen, sondern auch eine Lunge notwendig ist. Jedes Tier hat ein solches Atmungswerk in sich; auch Bäume und Pflanzen müssen solche Transpirationsorgane haben, durch die sie binnen 24 Stunden ein- und ausatmen.


Das Atemholen des Erdkörpers verspürt jedermann leicht an den Gestaden des Meeres, so er das Meer regelmäßig anschwellen und wieder zurücksinken sieht. So aber nun einmal eine solche äußere Erscheinung vorhanden ist, da kann doch auch jedermann mit Sicherheit schließen, dass sie nur von einem inneren Grunde, nie aber von einem äußeren herrühren kann.


Wer dieses nicht völlig fassen sollte, dem stellet eine Wanne mit Wasser vor, wie Ich euch schon bei einer anderen Gelegenheit gezeigt habe; hänget über der Wanne Wassers etwa in einer Entfernung von 5 Klaftern*) eine bedeutend große Kugel auf, und diese Kugel soll noch obendrauf aus Magneteisen bestehen, bringet dann diese Kugel über der Wanne Wassers in einen Umschwung und betrachtet dann das Wasser in der Wanne, ob es sich irgend rühren werde. Ihr könnt völlig versichert sein, dass darum das Wasser ganz in der völligen Ruhe verbleiben wird. – Nun lege sich aber jemand in das Wasser hinein und atme darin wie gewöhnlich und jeder Betrachter wird sich überzeugen, dass bei jedem Atemzuge das Wasser in der Wanne etwas steigen und beim Ausstoßen des Atems wieder fallen wird. Was wir hier im kleinen sehen können, das geschieht beim Erdkörper im großen:

*) Maßeinheiten siehe am Kopf der Webseite unter "Quellenverzeichnisse / Öster. Maße"


"Die Erde zieht die Luft in sich, da dehnt sich die weichere Bauchgegend der Erde, die gewöhnlich vom Meere bedeckt ist, mehr aus, und das über ihr befindliche Meerwasser steigt auf den festen Ufern höher; stößt die Erde, oder vielmehr ihre Lunge, den Atem wieder aus, dann sinkt der Bauch wieder tiefer hinab, und das Meerwasser tritt von den festeren Ufern ebenfalls wieder zurück.


Dieses mußte darum vorher erwähnt werden, auf dass ihr einsehet, dass die Erde atme, und dass sie zu dem Behufe auch natürlicherweise ihre Atmungswerkzeuge haben muss, welche Werkzeuge, wie noch einige andere, als Eingeweide der Erde alsonach die innere Erde ausmachen.


Nun fragt es sich: Wo befindet sich diese Erdlunge, wo holt sie ihren Atem ein, und wo stößt sie ihn auch wieder aus? Und endlich: Wie sieht diese Lunge aus?


Diese Erdlunge, die wohl einen kubischen Inhalt von tausend Kubikmeilen hat, befindet sich zunächst unter der harten und festen Erde und begrenzt eine Fläche von etwas mehr als 5000 Quadratmeilen. Diese Lunge ist ein großartiges Zellengeflecht, innerhalb welchen Geflechtes sich eine Menge Hohlkammern befinden, welche durch kleinere und größere Röhren miteinander verbunden sind. Diese Röhren haben zwei Eigenschaften: erstens die Luft in die Kammern zu führen und wieder abzuleiten, und zweitens können diese Röhren sich vermöge ihrer fühlbaren Elastizität, wie Muskeln oder Sehnadern bei den Tieren, zusammenziehen und wieder ausdehnen, welche Zusammenziehung und Ausdehnung durch den steten Polarwechsel oder durch die Verwandlung des positiven in den negativen Pol bewirkt wird, welche Verwandlung lediglich in der seelischen Substanz begründet liegt, ohne welche Verwandlung keine freie Bewegung in den Körpern denkbar wäre.


Wenn sich nun diese Röhren ausdehnen, so werden die Kammern beengt oder gewisserart mehr zusammengedrückt; dadurch geschieht das Ausstoßen der Luft. Ziehen sich die Röhren wieder näher zusammen, so dehnen sich natürlich die Kammern wieder weiter aus, wodurch dann das Einatmen bewerkstelligt wird.


Die Verkehrung der Polarität wird – so viel möglich, als es nur physischerweise erklärbar ist – dadurch bewirkt, dass, sobald die Seele den Lebensstoff aus der eingeatmeten Luft in ihre belebende Substanz aufgenommen hat, in der Lunge nur die Stickluft zurückbleibt und das bewirkt, dass der vormals beim Akte des Einatmens positive Pol alsbald in den negativen verwandelt wird, weil er mit der Stickluft in keiner Korrespondenz steht.


Auf diese Weise tritt dann alsbald die Zusammenziehung der Röhren ein, und es wird alsbald wieder eine neue Luft eingeatmet, wo dann natürlich wieder während des Einatmens der negative Pol positiv wird, und so umgekehrt.


Nun wüssten wir, wie das Atmungsgeschäft der Erde vor sich geht, und wo die Lunge ist. Wo atmet sie aber ein, und wo aus? Das tut die Erde auf dieselbe Weise wie das Tier; nämlich das Tier atmet durch Mund und Nase, sowie auch der Mensch; desgleichen auch die Erde. Durch denselben Hauptmund, durch den sie die Nahrung einnimmt, zieht sie auch den Atem ein; nur auf dem halben Wege geht von dieser Hauptmündung eine Seitenmündung, welche sich, so wie beim Tiere, beliebig öffnen und schließen kann. Diese große Seitenmündung führt in die große Lunge; von je 6 zu 6 Stunden wird da einmal eingeatmet und nach 6 Stunden wieder ausgeatmet. Während des Einatmens schließt sich der Nährschlund in den Magen; wenn eine gehörige Portion Luft einmal eingeatmet ist, schließt sich wie durch einen Kehlkopf die Lungenröhre, – dafür aber wird der Speiseschlund wieder geöffnet. Wird die Luft von der Lunge wieder hinausgestoßen, so schließt sich wieder der Nährschlund, und so ist diese Sache so eingerichtet, dass die Erde wohl durch die Lunge in obbemeldeten Perioden fortwährend genährt wird, aber durch den eigentlichen Nährschlund in den Magen nur von 12 zu 12 Stunden, und in der Zeit die Nahrung zu sich nimmt, in welcher die Lunge die eingesogene Luft in sich gewisserart chemisch zerlegt und den Lebensstoff zerteilt; und so kann man diese Bestimmung annehmen, dass die Erde in 24 Stunden zweimal einund zweimal ausatmet und dabei aber nur zweimal die Nahrung in den Magen aufnimmt.


Nun wüßten wir denn auch, wo und wie die Erde ein und ausatmet und haben daher bloß nur einen Blick zu tun, wie allenfalls diese Lunge der Gestalt nach aussieht.


Die Gestalt der Erdlunge euch so recht anschaulich vor die Augen zu stellen, wird etwas schwer sein, außer ihr könntet je irgend einmal die Lunge eines Elefanten zu Gesichte bekommen; noch deutlicher und ähnlicher wäre die Lunge eines Mamelhuds, aber diese zu Gesichte zu bekommen, wäre in dieser Zeit fast ganz unmöglich, da dieses Tier gänzlich ausgestorben ist. Es gibt zwar wohl noch eine ähnliche Gattung in Mittelasiens Urwäldern; allein diese ist sehr verkümmert gegen die frühere Riesenart, und somit ist die Lunge eines Elefanten noch das Ähnlichste, die bei einem ausgewachsenen so groß ist, dass sie mit Leichtigkeit über hundert Kubikfuß Luft fassen kann. Ihre Farbe ist bläulich-grau und ihre Gestalt nahe die von einer großen, hohlen Kokosnuß, innerhalb welcher sich aber natürlich noch das Herz, der Magen, die Leber, die Milz und die Nieren befinden müssen.


Stellt euch nun diese Lunge in der obbeschriebenen großen Dimension vor, so werdet ihr euch so ungefähr ein ziemlich ähnliches Bild entwerfen können. Eine nähere Beschreibung davon würde euch wenig nützen, weil ihr euch dessenungeachtet dieses große Erdatmungswerkzeug niemals auf einmal übersichtlich vorstellen könntet. Da wäre schon eine Kammer dieser Lunge zu groß, als dass ihr sie auf einmal übersehen könntet. Ebenso wäre es auch unnütz, euch den elastischen Stoff der Lunge zu detaillieren, indem ihr doch den Stoff einer tierischen Lunge nicht begreifen könnet, woraus sie verfertigt ist; um wieviel weniger würdet ihr erst den Stoff der Erdlunge begreifen! Dass sie aber Ähnlichkeit hat mit dem Stoffe der tierischen Lunge, das mag daraus ersichtlich sein, weil jede tierische Lunge, freilich in sehr verfeinertem Maßstabe, aus dieser großen Erdlunge abstammt. Woher würde man aber auch den Stoff für alle die tierischen Körperteile nehmen, wenn derselbe nicht in der Erde vorhanden wäre?


Die Erde muss von allem dem, was in ihr ist, auf die Oberfläche durch die zahllosen Organe transpirierend ausliefern; dieses Ausgelieferte wird zunächst von den Pflanzen und endlich von den Tieren aufgenommen und wird in ihnen wieder in das verwandelt, was es ursprünglich war. Woher auch sollte das Tier das Blut nehmen, so es nicht zuvor in der Erde vorhanden wäre? Woher sollte das Wasser kommen, wenn es nicht zuvor in der Erde wäre? Kurz und gut, der Erdkörper muß alles das in sich haben, was die auf ihm lebenden Wesen haben, so wie eine Kopflaus das nämliche, natürlich in wohlverändertem und kleinerem Maßstabe, in sich hat als wie das Tier oder auch der Mensch, der diesem kleinen Tiere ebenfalls ein Weltkörper ist.


Ich meine, dieses Beispiel sollte euch die Sache so ziemlich anschaulich machen; und so hätten wir nun einen zweiten großen Platz in der Erde besichtigt und wollen nächstens wieder einen andern zur Beschauung wählen." (Er.01_008,01)

 

 

2. Flut und Ebbe

Aus "Himmelsgaben"


„Es gibt der Meinungen viele über die Erscheinung des regelmäßigen Steigens und Fallens des Meeres. Allein, wie mit allem übrigen, so ist es auch mit dieser Erscheinung der Fall, dass alle bis jetzt bekannten Meinungen und sogenannten `Hypothesen` hinsichtlich der Erklärung dieser Erscheinung zur Wahrheit sich verhalten, wie ein blinder Schütze zum vorgesteckten Ziele, der da in seiner Nacht hingeht aufs weite Feld, all wo irgendein Ziel aufgesteckt ist. Er geht auf der Ebene fort und fort und sucht das Ziel, wohin er seine Pfeile abschießen möchte. Und seht, da er nahe an das Ziel gekommen ist, wendet er sich von demselben ab und sendet seine Pfeile ins Blaue.

Und hätte ein anderer Schütze, der ebenfalls blind ist, gleichwohl auch eine so glückliche Wendung gemacht, dass er gewisserart, wie ihr sagt, zufällig einen Pfeil ins Zentrum geschleudert hätte, so würde ihm dieses aber demungeachtet nichts nützen, da er blind ist und daher nicht wissen kann, wohin sein Pfeil geflogen ist; und wüsste er es auch, was würde es ihm wohl nützen, da er das Zentrum selbst nicht sehen kann – besonders wenn das Ziel, wie hier bei dieser Aufgabe, noch dazu so hoch gesteckt ist, dass er es nicht einmal mit den Händen erreichen kann, um zu fühlen, ob sein Pfeil in der Mitte steckt.

Und wenn er darauf einer ganzen blinden Menge mit aller Beredsamkeit predigt, wie genau er das Ziel getroffen habe, so werden einige, die noch viel blinder als er sind, sich außerordentlich beifällig zu wundern anfangen, dass er mit solcher Sicherheit das Ziel getroffen habe, und werden sagen: `Das wäre uns Sterblichen allen unmöglich gewesen, indem wir alle blind sind`. – Er aber wird großtuend erwidern: `Ja, mir ist es gelungen!`

Doch die weniger Blinden, die werden freilich sich nach und nach in die Ohren zu raunen anfangen und werden sagen: `Ist denn nicht der Schütze auch blind? Woher dieser sichere Schuss? Hätte er nicht auch ebenso gut einen nebenstehenden Baum treffen können wie das vorgesteckte Ziel?`

Angenommen, bei dieser Operation wäre aber auch ein Sehender zugegen und würde sagen: `Höret Freunde! Ich bin einer, der gesunde Augen hat, und sehe so gut in der Nähe wie in die Ferne.` – Die Blinden aber würden ihm erwidern: `Was geht das uns an, wenn du siehst, so wir doch blind sind? Und so können wir dir ebenso wenig glauben wie dem Blinden, da wir uns wirklich nicht überzeugen können, ob du siehst.` – Der Sehende aber würde dann sagen: `So ihr auch nicht sehet, so kann ich euch doch begreiflich machen, dass ich sehe, und zwar auf folgende Weise: Mache jemand von euch irgendeine Bewegung mit seiner Hand, mit seinem Fuße oder mit seinem Kopfe, und so ich euch sage, wie ihr euch bewegt habt, glaubet es mir, dass ich sehe.` – Und die Blinden sprächen zu ihm: `So du das könntest, so möchten wir ja glauben, da du sehest und uns auch sagen könntest, wohin der Pfeil dieses samt uns blinden Schützen geflogen ist.` – Das tät der Sehende denn auch. – Dann aber würde er sagen: `Sehet, der Schütze war mit seinem Rücken, statt an einem Baum, gerade an das Ziel gelehnt, als er den Pfeil los schoss, aus welcher Ursache der Pfeil unmöglich ans Ziel gelangen konnte.`

Nun sehet, was würde nun daraus entstehen? Meinet ihr, die Blinden würden ihm glauben? – Ja, sage Ich, sie würden ihm glauben, insoweit sie es mit den Händen greifen könnten. Da aber auch der Schütze sich gar gewaltig auflehnen würde für seine Ehre, so würden sich die Blinderen an die Beredsamkeit des Schützen halten, und die anderen würden in ihrem Glauben immer in einem Flut und Ebbe ähnlichen Schwanken sein und würden sagen: `Ja, es ist wahr, unsere Bewegungen hat er uns wohl richtig gesagt, aber wer steht dafür, dass er uns auch das andere richtig sagt, worin wir uns nicht überzeugen können, ob es so ist, wie er es uns sagt?`

Nun sehet, aus diesem kleinen Gleichnisse werdet ihr ersehen, wie schwer es ist, der blinden Welt zu predigen, und umgekehrt, wie schwer es auch der blinden Welt ist, die gepredigte Wahrheit als solche zu erfassen und zu begreifen.

Sehet, so seid auch ihr allesamt noch blinde Gläubige – und Ich allein bin der Sehende! Wenn Ich euch daher Dinge eröffne und euch zeige die Fehlschlüsse der Weltschützen, so glaubet, dass Ich euch gewiss allezeit die reinste Wahrheit sage und euch auch noch dazu in jeder Meiner Offenbarungen eine ganz tüchtige Portion Augensalbe mit spende, mittelst welcher ihr auch das Augenlicht wieder erhalten werdet, vorausgesetzt, dass ihr die Salbe fleißig gebrauchet und euch mehr zur Ebbe als zur Flut haltet.

Denn es ist die Flut ein Sinnbild des Hochmutesdie Ebbe aber der Demut! Oder mit anderen Worten: Es ist die Flut ein Sinnbild des Überflusses, des Reichtumes und der damit verbundenen Unruhe – die Ebbe aber der Zurückgezogenheit, der Dürftigkeit und der stillen Ruhe.

Dem Schiffer ist oft freilich die Flut erwünschter als die Ebbe, wenn irgendein Sturmwind ihn auf eine Sandbank festgesetzt hat. Allein, diese Nützlichkeit ist nicht eine wahre Nützlichkeit. Denn das Schiff wird zwar von der Flut gehoben und dann weiterbefördert – aber sind nicht noch wohlbekannterweise vor oder nach den Sandbänken auch Klippen vorhanden? Seht, wäre nun das Schiff durch die Ebbe nicht in den Stand der Ruhe gesetzt worden auf der weichen Sandbank, so hätte der Sturm das Schiff auf eine Klippe geschleudert, wodurch dann alles zugrunde gegangen wäre. – Daher sollet auch ihr euch mehr die Ebbe als die Flut zum Spiegel eures Lebens wählen.

Nach dieser kleinen, nicht unrichtigen Vorbetrachtung will Ich, als der einzige sehende Schütze, den Bogen ergreifen und den Pfeil in die Ebbe und Flut senden; und wir wollen sehen, ob auch Ich einen Baum statt der Zielscheibe getroffen habe.

So ihr aber einen Maschinisten fragen würdet: `Sage mir, warum ist dieser Stift da in deinem Uhrwerke?` – wird es der Maschinenmeister nicht also gleich wissen, warum dieser Stift da oder dort angebracht ist? – Ja, sage Ich, er wird und muss es wissen, da er sonst kein Meister wäre und das Werk nicht ein Werk seiner Hände. So Ich aber der große Meister bin in allen Dingen ewig und unendlich, so glaubet es Mir, dass Mir Ebbe und Flut recht wohl bekannt ist.

Nun werdet ihr euch denken: So möchte ich denn doch schon einmal wissen, was denn die Ebbe und Flut ist? – Ich aber sage: Nur noch eine kleine Geduld, es wird schon kommen! Macht ihr es ja doch mit euren Kindern, da ihr ihnen etwas zu geben gesonnen seid, auch oft also, wenn die Gabe auch nur in etwas sehr Unbedeutendem besteht. So Ich aber euch etwas Bedeutendes gebe, wie soll Ich auch euch nicht zuvor ein wenig lüstern darauf machen?

Nun sehet, alles, was nur irgendein Leben äußert, hat eine gewisse ihm eigentümliche Atmung. Und hat diese aufgehört, dann sind auch die Lebensgeister der Materie entflohen; diese selbst aber sinkt dann in den Zustand der Trägheit zurück, stirbt und verwest und geht so in den Tod über. So ihr zum Beispiel was immer für ein Tier beobachtet, so wird und
muss es atmen; denn hört dieser Akt auf, so lehrt euch schon die tägliche Erfahrung, dass alsdann der Tod in diese (Lebens-)Form getreten ist. Ihr sagt auch, so jemand den letzten Atemzug gemacht hat, dass er gestorben sei, und ihr habt recht; denn mit dem letzten Atemzuge ist es mit dem naturgemäßen Leben des Menschen zu Ende. So aber das physische Leben in seinem Zentrum aufhört, so hört auch also bald mit dem Hauptleben alles vegetative Leben in einem Körper auf.

Was ist demnach Atmung und wozu ist sie da? – Sehet, jedes Wesen bildet entweder eine positive oder negative Polarität. Wie aber eine jede Polarität ein Bedürfnis hat nach der entgegengesetzten Polarität und nicht entstehen und bestehen kann für sich ein negativer oder positiver Pol allein, sondern nur einer durch den anderen, sehet, so ist auch das ganze naturgemäßige Leben! Auch euer Leben besteht in einem negativen Pole, welcher gegeben ist zur Aufnahme des Positiven.

Wie kann aber dies geschehen? – Dadurch, dass der negative Pol fortwährend durch die Atmung angeregt wird, durch welche Anregung immerwährend ein verhältnismäßiges Bedürfnis zur Aufnahme des Positiven bewerkstelligt wird.

Nun sehet, ihr hättet zum Beispiel eine Elektrisiermaschine. Diese Maschine kann jahrelang auf irgendeinem Orte stehen und ihr werdet keine andere Erscheinung an ihr wahrnehmen als die ihrer Form selbst. Bringt nun aber jemand die Scheibe der Maschine in Umschwung, so wird dadurch die negative Elektrizität erregt und gleichsam in sich verzehrt.

Nun fängt sie aber eben durch diese Aufzehrung ihrer selbst an, ein neues Sättigungsbedürfnis zu empfinden. Was kann denn nun geschehen? Obschon ihr es jetzt fast mit den Händen greifen könnet, so will Ich es euch aber doch der Ordnung wegen sagen, was da zu geschehen hat und muss. – Wie sich der Hunger nicht selbst stillen kann, so auch kann sich der sich selbst aufzehrende Pol nicht wieder selbst sättigen – gerade wie wenn euer Magen leer geworden wäre, ihr euch auch nicht sättigen könnet mit der Leerheit eines anderen Magens, sondern ihr werdet sagen: `Herr, mit dieser negativen Kost ist uns nicht gedient, wir haben das Bedürfnis nach einer positiven Kost!`

Sehet, so ist es eben auch hier der Fall! Und so ist denn die positive Elektrizität eine Sättigung der negativen. Ist diese Sättigung vor sich gegangen, so wird an dem Konduktor also bald der sättigende Erfolg in lebenstätige Erscheinung treten.

Und so ist denn auch die Atmung dasjenige, was eure Lebens-Elektrisier-Maschine in Bewegung setzt, die negative Polarität erregt und euer Wesen hungrig macht nach der positiven Polarität. – Denn mit einem jeden Atemzuge wird eine beständige Reibung in euren Körperteilen bewirkt. Durch diese Reibung wird das negative Leben angeregt und fängt an, sich zu fühlen in seinem Hunger. Und je nach dem Grade des Bedürfnisses wird dasselbe mit jedem Atemzuge gesättigt, welche Sättigung darin besteht, dass der Stickstoff als negativer Pol den Sauerstoff mit großer Begierde in sich aufnimmt. Hört nun dieses Atmen auf, dann fängt die negative Polarität an, sich selbst aufzuzehren, wodurch es denn auch also bald mit dem naturmäßigen Leben ein Ende hat.

Nun denket euch, jedes lebende Wesen ist eine `Welt` oder eine `Erde` im kleinen Verhältnisse. Wie aber ein jedes solches Wesen ein Zentralleben besitzt und ein vegetatives Leben durch das zentrale behält, solange die Atmung fortdauert, sehet, geradeso ist es der Fall nicht nur mit der Erde, sondern mit jedem Weltkörper! – Freilich müsst ihr euch nicht denken, die Erde sei deshalb ein Tier, weil sie ebenfalls periodisch atmet; dessen ungeachtet aber ist sie doch insoweit in ihren inneren Gefügen organisch eingerichtet, dass sie einer Atmung fähig ist.

Demnach ist die Ebbe und Flut nichts als bloß die Folge des immerwährenden Aus- und Einatmens der Erde.
(HiG.01_40.10.24.a,01ff)


3. Geistige Beleuchtung

von Ebbe und Flut –

(Fortsetzung)

Aber wodurch wird denn dieses Aus- und Einatmen der Erde bewirkt? – Gerade dadurch, wie es bei den Tieren bewirkt wird, nämlich durch das immerwährend neu eintretende Bedürfnis nach frischer Kost, wenn die vorhergehende verzehrt und dadurch wieder negativ geworden ist.

Während des Verzehrens fallen die Organe wieder näher aneinander, bis zu einem gewissen Grade, da sie sich selbst in ihrem eigenen Hunger zu reiben anfangen. Alsdann geschieht also gleich wieder eine Sättigung, durch welche sich die Teile natürlich wieder mehr und mehr ausdehnen. Daher kommt denn auch eben hernach die in Frage stehende Erscheinung: durch das Bedürfnis nach positiver Kost die Ebbe – und durch die Sättigung die Flut.

Ihr werdet freilich sagen: Wenn dem so ist, so müssten wir ja diese Erscheinung auf dem Festlande und auf den Bergen ebenfalls wahrnehmen. – Ich sage aber, es ist dem nicht so. Erweitern sich wohl euer Kopf, eure Hände und Füße, so ihr atmet? – Und ihr werdet sagen: `Nein, diese Glieder bleiben ruhig`. – So sage Ich euch, so können auch die Festen der Erde gar wohl ruhig bleiben.

Damit ihr euch nun diese Erscheinung desto einleuchtender versinnlichen könnet, so steiget denn einmal in eine Badewanne und bemerket dann wohl das Wasser, das euch in der Badewanne sparsam umgeben soll, und ihr werdet sicher bemerken, dass das Wasser bei jedem Atemzuge ein wenig steigen und beim Aushauchen fallen wird. Nun, so ihr dieses wohl überdenket, so werdet ihr sehr leicht einsehen, dass Ich ganz wohl verstehe, Meinen Pfeil ins Zentrum der Zielscheibe zu schießen.

So euch aber jemand sagt: der Mond sei die Ursache der Ebbe und Flut – so fraget ihn, wie denn der Mond, wenn er sich gerade auf der entgegen gesetzten Seite befindet, vermöge seiner Anziehung auf der ihm schnurgerade abgewandten Erdhälfte eine Flut zu bewirken vermag?

Wer dieses behaupten könnte oder wollte, der wäre noch über den blinden Schützen, der sich mit dem Rücken gegen das Ziel wandte und zufälligerweise einen gegenüberstehenden Baum statt der Zielscheibe traf. Oder, wem könnte wohl einfallen, so er in einer Badewanne läge, zu behaupten, dass das Wasser deswegen steige und falle, weil mehrere Klafter über ihm ein Apfel an einer Schnur aufgehängt ist, welchem ein mutwilliger Knabe eine Schwingung beigebracht hat. Sollte dieser nicht lieber auf seinen eigenen Bauch sehen, woselbst ihm dann, um Mich auch eines gelehrten Ausdruckes zu bedienen, doch ´empirisch` klar werden müsste, dass nicht der Apfel, sondern nur sein Bauch das Fallen und Steigen des Wassers bewirkt.

Nun, so hätten wir denn handgreiflich diese Erscheinung zur Genüge erläutert, jedoch wie schon gesagt, ist alles dieses nur eine äußerliche Erscheinlichkeit, welche, mit den Augen des Geistes betrachtet, nicht so aussieht, wie sie mit den fleischlichen Augen zu sehen ist. Sondern da ist positiver Pol: Geistiges – und negativer Pol: Naturmäßiges. Und ist positiver Pol: Substanz – und negativer Pol: aufnehmendes Gefäß. Und ist positiv: Inwendiges – und negativ: Äußeres. Und es ist das Positive gleich der Liebe und der Weisheit – und das Negative gleich der Erbarmung und der Gnade.

Wenn das Negative nun nicht wäre, so könnte die Liebe und die Weisheit an nichts als an sich selbst sich offenbaren. Daher wurden aus Meiner Erbarmung Wesen. Und die Wesen sind Meine Erbarmung selbst, und diese Erbarmung ist das Gefäß Meiner Gnade.

Wenn nun die Liebe nicht wäre, so könnte auch keine Erbarmung sein. Weil aber die Liebe, so ist auch die Erbarmung. Und so besteht, lebt und webt alles als Erbarmung aus Meiner Liebe!

Wollt ihr nun also wissen, was die positive, nährende Polarität ist, so sage Ich euch, diese ist nichts anderes als Meine Liebe.

Die Erbarmung aus dieser Meiner Liebe aber hat gebildet Wesen zur Aufnahme der Liebe aus Mir. Und die Liebe nährt die Wesen fort und fort und bildet auf dem Wege ihrer ewigen Ordnung ein Wesen um das andere, ein Wesen für das andere und ein Wesen aus dem anderen – und bereitet so eine Stufenfolge von Leben, immer vollkommener und vollkommener, damit sich die Liebe immerwährend in stets größerem und größerem Umfange ihrer unendlichen Erbarmungen zu offenbaren und gleichsam Sich Selbst in Ihrer Unendlichkeit mehr und mehr zu beschauen und lebendiger und lebendiger zu werden vermöge.

Daher ist alles so eingerichtet und geschieht alles so nach Meiner Ordnung, damit der Tod einst ganz zunichte werde, und die ganze Unendlichkeit ein ewiger vollkommener Inhalt der Fülle des Lebens aus Mir und in Mir werde!

Dieses, was Ich jetzt mitgeteilt habe, überdenket in eurem Herzen recht wohl! Denn, habe Ich euch bisher auch schon so manches Große mitgeteilt und geoffenbart, so habe Ich euch aber doch noch nirgends so tief in den Plan Meiner ewigen Liebe und Weisheit blicken lassen, wie eben jetzt.

Daher noch einmal – beherziget es wohl, was hier gesagt wurde! Denn sehet, Ich habe euch anfangs lüstern gemacht, und Ich wusste warum! Hätte Ich bloß nur eine einfache Birne in Meinem Sacke vor euren Augen verborgen gehalten, so hätte Ich euch nicht so lange zappeln lassen. Allein Ich habe diesmal einen reichen Schatz verborgen gehalten, und daher hielt Ich auch ein wenig inne, um euch dadurch eine desto größere Freude zu machen; zugleich aber auch, euch dadurch recht stark fühlen zu lassen, dass Ich nur ganz einzig und allein euer liebevollster, wahrer, heiliger Vater bin.

Amen. Das sage Ich, euer liebevollster heiliger Vater. Amen.“ (HiG.01_40.10.24.b,01ff)

 

Zum Thema Pole siehe das Buch Jakob Lorber: "Erde und Mond" (Lorber Verlag) die Kapitel 7, 12 und 14.

"Der Nordpol ist des Erdkörpers Hauptnährmund, wie der Südpol dessen entsprechender Hauptentlehrungskanal..." (Er.01_007,05)

Ausführliche Offenbarungen siehe auch das Buch "Naturzeugnisse" (Lorber Verlag), die Themen "Der Nordpol" (S.112), "Der Südpol" (S.119).