„Mein Einfließen ist natürlich weit von dem der Geister verschieden, bei Geistern höret ihr vielleicht wohl schöne Lehren, je nach der Stufe des Geistes selbst, bei Mir aber höret ihr göttliche, nicht umzustoßende Wahrheiten.“

„Nehmet nur die himmlische Kost, wie Ich sie euch gebe und lebet danach.“


Wie Jesu Wort zu uns kommt


1. Das Wort Gottes im Menschen
2. Die Wesenheit des Gottes-Wortes
3. Über das geistige Verhältnis eines Vater-Mediums
4. Das Wort oder das Größte im Kleinsten
5. Aussagen von Jakob Lorber, Gottfried Mayerhofer und Leopold Engel über den Empfang ihrer Jesus-Offenbarungen


1. Das Wort Gottes im Menschen

Oder: „Welcher Prozess geht eigentlich im Herzen eines Menschen vor, wenn Du, o Herr, ihm Dein göttliches Wort in selbes diktierst?“

Dieses ist die zweite Frage, welche deine kleine Gesellschaft interessiert*), weil sie teils wissen möchte, wie dies geschieht, um auch auf sich selbst aufmerksam zu sein, wenn eine andere Stimme in ihrem Inneren Dinge sagt, die nicht auf eigenem Grunde gewachsen sind, und teils, weil sie von verschiedenen Medien und Schreibern gehört haben, so drängt es sie jetzt, eine Aufklärung zu bekommen, welche geistige Mitteilung ist die rechte und die beste?
*) Die erste war „Katholische oder protestantische Kirche?“, siehe linke Randspalte unter „Religionen / Kirchen (1)

Nachdem Ich Selbst im letzten Diktate diesen Punkt berührt habe, so will Ich auch in dieser Hinsicht das Nähere darüber sagen, dass ihr alle Meine Mitteilungen sowohl, als auch den, durch welchen Ich sie gebe, richtiger schätzen und verstehen könnet.*)
*) Siehe unter 5., Aussagen von Jakob Lorber…

Vor allem muss Ich aber erst eine Seelenlehre oder psychologische Untersuchungen vorausschicken, damit ihr den Bau und Zusammenhang eurer Drei-Einigkeit, d.h. von Geist, Seele und Leib besser verstehen lernet, und dann wollen wir erst auf den Ausnahmefall übergehen, der eintreten kann, wenn diese menschlichen Bestandteile so geläutert und feinfühlend in ihrer geistigen Region geworden sind, dass sie Dinge vernehmen, oft hören und auch sehen können, zu welchen dem gewöhnlichen Menschen die Wege verschlossen sind.

Nun also: Ihr werdet euch erinnern an das Wort über die Dreieinigkeit, worin Ich euch Meine Dreieinigkeit oder Dreifaltigkeit erklärt habe, jetzt muss Ich euch aber die eure näher ins Licht stellen, dass ihr doch auch etwas näher erkennen möget, aus was ihr selbst zusammengesetzt und was in euch das Edelste ist! Also, wie Ich gesagt habe, ihr bestehet aus drei Dingen, d.h. Geist, Seele, Leib.

Der Geist ist der Funke aus Mir, welcher euch gegeben ist, um durch ihn Selbsterkenntnis und das Bewusstsein zu erhalten, dass ihr nicht nur allein für diese Erdscholle erschaffen seid; dieser Geist, schon vor der Geburt in euch gelegt, verhält sich latent oder passiv und lässt die Seele ruhig ihren materiellen Körper aufbauen, stört sie auch später nicht, wenn der Aufbau vollendet und der Mensch in das reifere Alter getreten ist. Nur dann und wann gibt er sich aus dem Zentrum des Herzens kund, wenn die Seele so ganz zum Tierischen sich hinneigt, und da ist es zunächst nur ein ungewisses, dunkles Ahnen, welches die Seele beschleicht bei manchen Taten, wo sie dann fühlt, dass sie nicht ihrer Bestimmung gemäß handelt. Der Geist ist ausgebildet, braucht keine Erziehung und keine Bildung!

Das alles ist nur Sache der Seele, welche erst lernen muss, nach und nach den Körper  abzurichten, um ihr in dem Erlernten behilflich zu sein, besonders bei Dingen, bei denen sie den Mechanismus desselben nicht außeracht lassen kann!

Der Geist fängt erst an aus seiner Hülle herauszutreten, wenn die Seele sich schon von den weltlichen Dingen abgewendet hat, dass sie das Geistige als Höchstes betrachtend nur selbes sucht. Hier ist der Zeitpunkt, wo der Geist das Suchen erleichtert und dann sich selbst von der Seele finden lässt.

Bis dorthin lebte die Seele bloß ein Leben, das sie mit den Tieren gemein hatte und wenig über selbes hinausreichte; sobald aber das  geistige Prinzip sich geltend macht, dann treten die Bedürfnisse der Seele und des Körpers zurück, sie werden untergeordnet den höheren Zwecken und es beginnt ein geistiges nie verwelkendes Blütenleben. Bis dorthin schlief die Seele nur, oder sie lullte sich selbst in Träume ein, welche die Welt und ihre Annehmlichkeiten zum Hauptzwecke hatten. Es waren bis zu diesem Erwachen der Seele und der Körper nur zwei vegetierende Pflanzen, wo eine wegen der andern zum gemeinschaftlichen Zwecke miteinander aufwuchsen.

So oft etwas geschah, was nicht gerade nach den Geistesgesetzen war, fühlte die Seele eine beunruhigende Ahnung oder sie vernahm wohl eine Stimme in ihr, welche ihr ernste Vorwürfe machte und die ihr allgemein unter dem Titel `Gewissen` kennet, weil sie eben nicht zu verleugnen und ihrem Namen gemäß als etwas gewisses auftritt. Sehet nun, diese Stimme, die dem Menschen oft Dinge sagt, die er nicht hören möchte, diese Stimme ist teils die Stimme eures Geistes, teils die eines euch begleitenden (Schutz-) Geistes oder Engels, wo ihr aber daneben oft auch Stimmen vernehmen könnet, die euch zum Bösen verleiten möchten, diese Stimmen sind dann Stimmen der Eigenliebe oder die Stimme eines bösen Geistes, der durch das, dass er euch zum Schlechten verleitete, sich entschuldigt glaubt, weil er denkt: `der tut das auch, was ich tat, auch er konnte nicht widerstehen, wie ich, und so bin nun nicht ich, sondern die menschliche Natur strafbar.`

Endlich gibt es noch eine andere Stimme, welche oft euch sanfte Mahnworte, geduldige Gegenvorstellungen macht, wenn ihr gerade gesonnen seid, etwas zu tun, wo euer Gewissen schon im Voraus dagegen gepredigt hatte; nun sehet, diese Stimme, die mit so vieler Geduld oft euch mit ihren Lehren verfolgt, diese Stimme ist oftmals die Meine! Hier bekundet sich Mein Einflüstern in euer Herz; der Kopf mit seinem Denken schweigt und ihr fühlet oder höret diese Stimme langsam und ruhig euch alles das Für und Wider einer beginnen wollenden Handlung auseinandersetzen.

Wer nun anfängt, sich dieser Stimme hinzugeben, ihr Gehör zu schenken und nach dem Gehörten zu handeln, der wird nach und nach von dem Außen- in das Innenleben geführt, das ihm Genüsse bereitet, wobei er die der Außenwelt leicht verschmerzen kann! Auf diese Art erstarkt die Seele nun mehr und mehr und dem Geiste im Zentrum wird es erleichtert, der Seele seinen geistigen Typus mehr und mehr aufzudrücken.

Ist es also der Fall, dass das so gesteigerte Seelenleben einen gewissen Grad erreicht hat und brauche Ich eben einen Menschen, der Mein Wort an andere verkünden soll, rein, wie Ich es gebe, so benütze Ich eine solch schon vorbereitete Seele, um durch sie Meine Zwecke zu fördern.

Dass dann das Schreiben oder geistige Hören ebenfalls verschieden ist, das kommt daher, weil eben auch diese Hörer auf ihre innere Stimme nicht auf gleicher Stufe von Geistesbildung stehen, weswegen der eine anders behandelt werden muss, um Mein Wort wiederzugeben als ein anderer.

Ich wähle Mir auch oft Leute, die eines guten Herzens und Willens sind und bei aller sonstigen Einfachheit doch auf einer ziemlich hohen, moralischen Stufe stehen, ohne dass sie es selbst wissen. Diesen unbewussten Halb-Engeln muss Ich natürlich dann die Hand Selbst führen und mechanisch mit ihnen schreiben, was sie nicht geübt sind, im Inneren zu vernehmen.

So ist auch Mein Einfließen eine kleine Störung des Lebensorganismus, indem, sobald Ich auf das Herz oder mittelst des Sonnengeflechtes auf die Nerven einwirke, so wird das Gehirn außer Spiel gelassen (ausgeschaltet), denn, so wie der eine oder andere über dieses Einfließende nachdenken will, so hat der Einfluss aufgehört und niemand ist dann mehr fähig, eine genügende Antwort zu geben. Bei Meinem Einfließen und dem vernehmbar machen Meiner Stimme ist es dem Schreiber, als wenn er mit einer zweiten Person spräche, die im Anfange nur den Schreiber fragt, dann aber ununterbrochen forterzählt und spricht. Alle anderen Ideen treten zurück, alle Phantasiegebilde schwinden, der Mensch ist bloß Ohr und zwar nur geistiges Ohr; denn das Geräusch, was von außen an sein irdisch Ohr schlägt, bekümmert ihn nicht. So konzentriert er sich, Meiner Stimme allein zu horchen, lebt ein Gemeinleben mit Mir und gibt dann auch wortgetreu wieder, was Ich euch sagen wollte, damit ihr in der Aufklärung und Besserung fortschreitet. –

Schon in den ältesten Zeiten war dieses Einfließen und Behorchen Meiner Stimme einzelner Männer gegeben; denn alle Propheten des Altes Testamentes waren nur Horcher Meiner Stimme in ihrem Herzen! Jetzt, da es Mir daran liegt, die Menschheit so bald als möglich ihrem Endziel entgegen zu führen; jetzt brauchen diese dazu von Mir gewählten Menschen nicht, wie dort, Anachoreten (Einsiedler) zu sein und in Wüsten zu leben, jetzt ist die Welt geistig ganz eine Wüste geworden und derjenige, welcher anfängt, sich mit Mir zu beschäftigen und Meiner Stimme zu horchen, ist jetzt schon ganz `Anachoret`, weil er sich von der Außenwelt zurückgezogen nur seinem Inneren lebt und an dem Aufbau des Tempels für ein besseres Leben arbeitet. –

Noch ist zu erwähnen, dass auch, wie Ich es früher sagte, die Geister einen Einfluss auf das Herz eines Menschen haben können; will dann der Mensch dieses zu Papier bringen oder lässt er sich etwa von Geistern willenlos die Hand führen usw., so habt ihr den ganzen Prozess des `Spiritismus` vor euch, nur ist es bedingt beim Verkehr mit Geistern, dass das Nervensystem nicht zu fest sei und leicht gelockert werden kann, was beim weiblichen Geschlecht eher der Fall ist als beim männlichen. Was bei diesem spiritistischen Fragen und Antworten herauskommt, wisset ihr und wisset auch selbes zu beurteilen, nachdem Ich euch schon so manches darüber gesagt habe.*)
*) Siehe z.B. linke Randspalte unter „Einführende Texte“, Thema „Echte und falsche Propheten“

Mein Einfließen ist natürlich weit von dem der Geister verschieden, bei Geistern höret ihr vielleicht wohl schöne Lehren, je nach der Stufe des Geistes selbst, bei Mir aber höret ihr göttliche, nicht umzustoßende Wahrheiten. Die Geistermitteilungen – stellet euch einmal auf die Probe – werden euch nicht anreizen, sie zwei- oder dreimal zu lesen, sie werden – kurz gesagt – euch bald langweilen; während Meine Worte ein eigenes Wesen ausmachen, wie eine nie welkende, wohlriechende Blume, die ihr, so oft ihr sie auch weglegt, doch immer wieder ergreifet, um euch an ihrem Geruche neuerdings zu ergötzen! Dieses ist der Probierstein zwischen Mitteilungen von endlichen geschaffenen Geistern und dem unendlichen Schöpfer, eurem Vater.

So manche von euch beneiden Meine Schreiber, auf der einen Seite haben sie recht, wenn sie es tun, auf der anderen aber nicht; denn Mein Schreiber muss sich manchem beharrlich unterziehen und mit Liebe für Mich und seine Nächsten beseelt sein, wo gerade dem Bewerben um solche Gnade es stark an diesen Eigenschaften fehlen könnte, würde Ich ihn zu Meinem Schreiber gewählt haben; deswegen lasset dieses bei Seite, denket, dass Ich allein es am besten weiß, zu was ein jeder nütze; und wenn Ich einen durchs Schreiben zu Mir ziehe, so seid versichert, die Hörer (und Täter) des Geschriebenen stehen Mir ebenso nahe, wie der Schreiber oder Sprecher usw.

Nehmet nur die himmlische Kost, wie Ich sie euch gebe und lebet danach und lasset einem jeden seinen von Mir ihm gestellten Beruf; alle werdet ihr einst an Meiner Vaterbrust den großen Drang der Einigung mit Mir stillen können; keiner wird bevorzugt werden; denn ihr seid alle Meine Kinder! Dieses Wort von eurem Vater genüge euch (in dieser Sache) und hiermit Meinen Segen! Amen!“ (Gottfried Mayerhofer, „Das Wort Gottes im Menschen“, „Festgarten“)


2. Die Wesenheit des Gottes-Wortes

Höret, in Meinen Worten liegt manches, welches wörtlich und geistig genommen wahr, aber auch wieder manches, welches, mit den späteren Ereignissen zusammengehalten, wörtlich als falsch erscheint und geistig doch wahr werden kann und wird.*) Es kommt nur darauf an, wie man Meine Worte zu lesen versteht. Nimmt man sie bloß, wie die Lateiner sagen: `ad letteram` (buchstäblich), so tut man Mir sehr unrecht; denn was Ich als Geist sage, muss nie anders als geistig aufgefasst werden; jede andere Auslegung führt auf Irrwege!
*) Luk.21,33 - Johs.7,16.17 – Johs.16,12-14 (Hrsg.)

Nun sehet, in Meinen Worten stehen manche Andeutungen, die `faktisch` nicht eingetroffen sind, ebensowenig wie die Weissagungen des Johannes über das letzte Gericht faktisch eingetroffen sind.*) Auch dort stehen Dinge, die sich ereignen werden und schon auch ereignet haben, und ihr habt mit dem gewöhnlichen Menschenverstande und Menschenauge nichts davon bemerkt; wie vielleicht die Ereignisse sich so natürlich eines aus dem andern entwickeln, dass von Wundern**) oder augenscheinlichem Eingreifen Meines Himmels und Meiner Engel keine Spur zu entdecken war; und doch muss Ich euch sagen, ihr seid schon stark in diesem Reinigungs-Prozesse darin, den Mein Johannes euch vor mehr als tausend Jahren voraussagte; es gehört aber ein geistiges Auge und geistiges Ohr dazu, um den Wellenschlag eines großen Weltgerichts zu vernehmen, Dinge, welche euch hauptsächlich fehlen, aber auch nicht so leicht zu erlangen sind.
*) Siehe linke Randspalte unter „Über die Zukunft (1)“, Thema „Erklärung der Offenbarung Johannis“
**) Wie sie der natürliche Mensch sich einbildet (Hrsg.)


Wie viele `Theologen` und `Theosophen`, wie sie sich nennen, plagen sich ab, diese Weissagungen Meines Jüngern zu entziffern, und es gelingt ihnen nicht; und dies – bedenket es – waren nur Weissagungen Meines Johannes, Gesichte, die er schaute; nun, wie sollet ihr erst Meine Vorhersagen verstehen, Vorhersagen des Meisters, wenn euch die des Schülers unerklärbar sind. Ihr begreifet noch nicht im mindesten, was in Meinen Worten liegt, nur hie und da beschleicht einen oder den andern die Ahnung, dass noch viel Größeres dahinter steckt, als es beim Lesen oder Lesenhören begriffen zu haben glaubt.

Ja, Meine Kinder, in Meinen Worten liegt die Unendlichkeit verborgen; denn Ich, der Geber derselben, bin ja auch unendlich, liegt Geistiges, Himmlisches verborgen; denn Ich bin ein Geist, und Meine eigentliche Welt ist der Himmel aller Himmel, wo eine Sprache gesprochen wird, die dem Himmels-Erbauer und seiner Bewohner würdig ist! Ihr wisset nicht, wie weit ihr von dem Verständnisse dieses geistigen, himmlischen Inhaltes Meiner Worte entfernt seid, jedoch muss Ich euch sagen, dass ihr auch dabei bedenken müsset, dass alle diese Worte, die ihr bis jetzt empfangen habt, nicht für euch allein, nicht für das jetzige lebende Geschlecht, nicht für solche kurzsichtige Anfänger in Meiner Liebes-Lehre geschrieben sind, nein!, sondern für weit andere Zeiträume, wo ihr schon längst in geistigen Kleidern und mit andern Gesichts-, Gehör- und Gefühls-Organen ausgestattet, erst anfangen werdet, Den zu begreifen, Der euch so viel Licht einst in eure erblindeten Augen goss! Jetzt ahnet ihr meistenteils den Sinn Meiner Worte irdisch und körperlich; einst werdet ihr sie seelisch und in höheren Stufen erst geistig verstehen; überall wird euch ein anderer Sinn kundgegeben, und doch werden die Worte die nämlichen bleiben! Darum vertrauet auf Mich!, ihr lieben Kinder, und ihr werdet sehen, und tagtäglich mehr erfahren, dass, wenn auch `der Schein trügt, dennoch die Wahrheit sich zur rechten Zeit zeigen wird! Amen.“ (Gottfried Mayerhofer, „Die Wesenheit des Gottes-Wortes“, „Festgarten“)


3. Über das geistige Verhältnis

eines Vater-Mediums

Mein lieber Sohn!, was quälst du dich mit Wünschen, die zu nichts führen können, du willst `Mein Wort` haben, Ich frage dich: hast du es nicht in dir?, hörst du nicht Meine Stimme täglich, wie sie dich führt, dir an- oder abratet bei deinen Geschäften und geistig dich genießen lässt, was erst in der andern Welt bleibend als ein Erworbenes dir bestimmt ist.

Sieh, Mein liebes Kind, Mein Wort zu haben, wie es bis jetzt nur wenigen zu teil geworden, dazu gehört eben nicht gerade eine höhere moralische Stufe als die der andern, nicht mit dieser Gnade Begabten; nun, Mein Kind, diese Gabe gebe Ich nur dem, welchen Ich am befähigtsten halte, für Meine Zwecke wirken zu können; denn sieh, auch dieser Schreiber (Gottfried Mayerhofer), der dir diese Zeilen sendet, er hat schon für alle möglichen Brüder und Schwestern Worte geschrieben und vor Mir die gehörigen Antworten erhalten; allein er hat für sich noch nie, weder um was gebeten, noch von Mir etwas gebraucht; willenlos versieht er seinen Dienst, den Ich ihm anvertraut, und ist deswegen nur ein Vermittler zwischen Mir und Meinen Kindern.

Du aber hast ganz andere Ideen von diesen Einflüssen Meines Wortes in die menschliche Seele; du wähnst dann, Meine Stimme deutlich in dir zu hören, mit Mir reden und plaudern zu können, wie mit einem vielgeliebten Freunde; du glaubst, hättest du diese Stimme in dir, du würdest nur Mir leben, und alles andere in den Hintergrund stellen! Dem ist nicht so.

Erstens, wenn Ich einen Schreiber wähle, so tue Ich es, weil Ich ein Organ brauche, das fähig ist und auch weltlich die nötige Zeit hat, um sich Meinem Dienste ganz widmen zu können; zweitens wähle Ich den Schreiber nicht wegen ihm, sondern wegen der andern. Würdest du auch Meine Stimme so vernehmlich in dir hören wie Mein Schreiber, Ich frage dich nur, was willst du denn, dass Ich dir diktiere und für wen? Wenn du allein bist und so deinen Gedanken freien Spielraum lässest, wenn du dich im Gebete Mir nahest oder im Lesen Meines Wortes schwelgest, wer macht dir denn diese seligen Stunden? Gewiss niemand als Ich! Nun frage Ich!, wenn du in deinem Innern Meine Stimme vernimmst, welche z.B. so spricht: `Siehst du, Mein liebes Kind, wie viele Freuden eine einsame Stunde, sei es auf Spaziergängen in freier Natur, sei es zwischen vier Mauern, dir gewähren kann, wenn du sie nur zu benützen weißt; fahre nur so fort, trachte dich stets von der Welt und ihren trügerischen Freuden zurückzuziehen und kehre in dein Herz ein, wo eine heilige Flamme brennt, die nur für Mich allein leuchtet und von Mir allein auch nur genährt wird; fahre fort, auf diesem Wege zu wandeln und du wirst stets mehr und mehr Meine Stimme dir zum Troste und zu deiner Beruhigung in deinem Herzen vernehmen; sie ist es, welche dich mit verschiedenen Mitteln und auf verschiedenen Wegen führte; schenke nur dieser Stimme Gehör, sie ist die Stimme deines Vaters! Amen.`

Wenn es dir so im Herzen zumute wird und du diese Stimme so reden hörst, warum nimmst du denn nicht den Bleistift und schreibst, was Ich dir ins Herz rede? Sieh, Mein Kind, du tust das nicht; du horchst, sitzend sinnend in deinem Lehnstuhl, in deinen Gefühlen, in deinen Gedanken an Mich vertieft, aber schreiben tust du nicht; und warum schreibst du diese Gedanken – wie du sie vielleicht nennen möchtest – warum schreibst du sie nicht nieder? Weil du nur zu gut weißt, dass selbe für niemand anders als nur für dich selbst sind! Deswegen warte nur, bis, wie Ich dir schon einmal sagte, deine Gesellschaft etwas angewachsen ist, dass ihr eine direkte Führung durch Mich nötig geworden, dann wirst auch du wissen, warum du es hast, nämlich nicht für dich, sondern nur zum Besten für andere. Also die Nächstenliebe wird dich dort mehr beseelen als die Eigenliebe; jetzt möchtest du Mein Wort nur für dich, weil du die Tragweite dieses Geschenkes nicht kennst; dort wirst du wie alle Meine Schreiber, Mich anflehen um ein Lebensbrot, aber nicht um dich daran zu sättigen, sondern im heiligen Dienste andere Hungrige zu laben. Sieh, Mein Kind, dann hat Mein Wort einen doppelten Wert und erst seinen rechten Zweck, es ist dann für dich eine Gnade und für Deine Brüder und Schwestern eine Wohltat; und wenn Ich dich dann frage: was ziehst du vor – für dich eine Auszeichnung oder für andere als Werkzeug zu dienen, die verirrten Kinder zu Mir zu führen?, und gewiss, du wirst das letztere dem ersteren vorziehen. Darum warte nur ab, wenn Ich dich brauche, werde Ich dir schon diese Fähigkeit verleihen, welche jetzt nicht den Nutzen und Vorteil bringen würde, als dann, wenn Ich dich auf einen Platz stelle und dir zurufe: `Jetzt, Mein Kind, ist auch die Stunde für dich gekommen, stehe auf und arbeite in Meinem Weinberge, zum Besten der Menschheit!` Amen.“ (Gottfried Mayerhofer, „Über das geistige Verhältnis eines Vater-Mediums“, „Festgarten“)


4. Das Wort

Oder: „Das Größte im Kleinsten“

(Aus einem Brief an Brd. J. Busch, Dresden)

Ja, Mein lieber Schreiber (Gottfried Mayerhofer) und auch du, Mein lieber Sohn, so ist es in Meinem Haushalte; mit geringen Mitteln das Größte zu vollbringen, das ist des Geistes höchste Stufe!

Schauet nur das Wirken der Menschen an, ihre Erfindungen, ihre Maschinen, ihre Art zu heilen; und überall werdet ihr ersehen, dass, eben weil sie nicht auf Mich, sondern auf ihre eigenen Kräfte vertrauen wollen, sie so viele Umwege machen müssen, um das zu finden, was ein in Meinem Geiste Wiedergeborener auf den ersten Anblick ersieht, der das `Warum` und das `Dafür` begreift und Mittel und Zweck im Momente vor sich im Geiste ausgebildet sieht. Daher befleißet auch ihr euch, so bald als möglich zur Klarheit zu kommen, damit auch ihr die Welt, die Ereignisse und euer eigenes Herz begreifen und erkennen lernet.

Es ist nichts leichter, als vor der geistesbeschränkten Masse Wunder zu wirken, es koste nur das unbegrenzte Vertrauen in Mich und auch die wohlweisliche Anwendung solcher Hilfe nur im Notfalle und nicht nur aus Neugierde oder Scherz, denn da wird jedes Experimentieren versagen. Dein Bruder leidet jedenfalls an einem `Herzfehler`, er leidet an der Zweifelsucht, er sucht stets im Neuen, was im Älteren schon tausend male gesagt und erklärt wurde. Er teilt diesen Fehler mit vielen von deinen Zuhörern, Ich ließ deswegen seinen Wunsch gegen dich schriftlich aussprechen; es war der seinige, aber er schlummerte auch in noch mancher Herzen und so habe Ich ihn und euch und noch viele andere, die in der Folge Mein Brot suchen werden, zufriedengestellt. So ist oft eine unschuldige Frage eines einzelnen eine Denksäule für die Ewigkeit geworden!

O, Meine lieben Kinder!, ihr wisset und begreifet nicht, was im Kleinsten eigentlich verborgen liegt.

Sehet, die Astronomen suchen Mich im weiten, unermesslichen Raume, allein eine kleine Entfernung über ihr Begriffsvermögen hinaus und sie haben keine Zahlen, um selbe auszurücken und sich vorstellen zu können. Sie bleiben stehen, verblüfft, konfus; und wenn auch eine Ewigkeit mit ihren nie gemessenen Weiten sie übermannt, so suchen sie doch nicht Mich, suchen nicht Den, Der ihnen im Kleinsten eher begreiflich wäre, statt im Großen.

Die Chemiker, die den Äther, die Luft und alles, was ihnen nicht sicht- und fühlbar ist, zersetzen wollen, sie alle suchen im Großen Den, Der nur im kleinsten Atome verständlich, in der kleinsten Kraft begreiflich ist.

Der Geologe gräbt unter fossilen Knochen und zusammengeworfenen Steinarten, er will das Alter seines Wohnortes, der Erde, Revolutionen, ihre Entwicklungs-Epochen berechnen. Armer Totengräber!, du fragst die Toten um die Lebendigen, ihre Überreste sagen dir wohl: `wir waren einmal`, aber das Wann, das muss er bloß erraten, denn keine Stimme von dort kündet ihm an, wann Ich in Meiner Weisheit Schöpfungen errichtete und wieder zerstörte, um am Ende euren Wohnort, die Erde, zu dem zu machen, was sie jetzt sein könnte, wenn auch ihr Menschen wäret, wie Ich euch schuf: ein Paradies für Meine Mir entgegenjubelnden Kinder!

Allein, `was nicht ist, kann noch werden!`, so sagt eines eurer Sprichwörter und Ich setze hinzu, dass Ich eben jetzt daran bin, aus diesem Erdballe das zu machen, zu was Ich ihn eigentlich geschaffen habe. Die Arbeit ist im vollen Gange, nur wirke Ich wieder nach Meiner Art, vom Kleinen ins Große. Und so werdet auch ihr sehen, wie aus Worten – oft nur hingeworfenen Worten – die größten Ereignisse sich herausbilden werden, so wie einst aus Meinem Worte: `Es werde!` nach und nach in der gerechten Ordnung eine ganze Schöpfung entstand.

`Das Wort` ist ein Geschenk von Mir an die ganze Geisterwelt und auch an die Menschheit, `das Wort` ist es, was aufweckt, was die Geister erregt, sie zu höheren Stufen treibt.

Das Wort ist der Grund der Rede, die Rede der Grund des Handelns und das Handeln der Grund zum geistigen Fortschritt!

Einst ertönte dieses kleine Wörtlein: `Es werde!` und noch tönt es fort, von Eonen zu Eonen dringt sein Schall aufregend, erweckend; denn das ist nicht Materie, sondern Geist. Es werden und müssen zwar auch mit dieser Waffe, mit dem geistigen Worte Missbräuche vorkommen, wie ihr es auch heutzutage sehet; denn der Mensch ist frei, sich nach oben oder nach unten zu richten; doch auch hier ist das Endresultat wieder zu Meinen Zwecken dienend.

Sehet, Meine Kinder, ihr seid beinahe noch weniger als mikroskopische Geschöpfe in Meiner Schöpfung, im Vergleich zu  solchen Menschen, die es dort gibt, mit Riesenleibern, die alle eure Phantasie überragen würden und doch wählte Ich statt dieser gewaltigen Menschen euch zu Kindern, kam Selbst auf eure Erde kleiner als ein Sandkorn und habe auch hierin wieder gezeigt, dass im Kleinen Ich am größten bin!

Während jene Riesenmenschen geistig noch einen weiten Weg haben, Mich als Den zu erkennen, Der Ich eigentlich bin, so habt ihr – mikroskopische Körperchen – einen Geist in selben, dem selbst die Unendlichkeit oft zu klein ist. Und wie das kleine `Wort` der Träger alles Geistigen ist, so seid auch ihr kleine Wesen in Meiner großen Schöpfung bestimmt, die Träger Meiner Liebe-Lehre in alle Räume zu werden; und es rechtfertigt sich dann wieder, dass nur im Kleinsten das Größte wohnt sowie in einem Samenkorne eines Baumes ein ewig nie vergehender Wald verborgen liegt, solange eine Erde besteht, auf  welcher der Same seinen Pflanzenprozess fortsetzen kann. Und so ist das Wort der ewige Same einer nie endenden Geisterwelt und eines nie aufhörenden Fortschrittes. Daher trauet auch Meinem Worte, es ist der Urborn aller Liebe, alles Segens, der durch selbes auf euch herabströmt. Leset es oft und vielmals, vertieft euch in ein einziges Wort, es liegt in jedem von Mir ausgesprochenen Worte eine Ewigkeit. Die Unendlichkeit, die ihr im Raume, in den Entfernungen nicht begreifen könnet, sie liegt im kleinsten Worte klar vor euch.

So wie `das Wort` ewig Neues gebäret, ewig zu neuen Gedanken, neuen Ideen, neuen Handlungen und stetem Fortschreiten führt und dadurch seine Unendlichkeit beurkundet, ebenso sehet ihr aus den zwei Urkräften `Magnetismus` und `Elektrizität`*), Anziehen und Abstoßen, eine unendliche Welt von Sonnen, Planeten und Kometen geschaffen, denen Ich einst das `Werde` zurief! Dort, wo eure Blicke mit keinem Fernrohre einen Lichtstrahl mehr erfassen können, dort in jenen Räumen wirken diese zwei Kräfte, die beiden kleinen Gesetze fort und fort, Paradiese und Eden für Meine Geschöpfe schaffend, dort weht noch der nämliche Hauch der allumfassenden Liebe, der auch eure Brust in seligen Momenten durchzieht. Auch dort bin Ich der Vater, wenngleich nicht so gekannt wie von euch, doch stets der Nämliche, Der auch dort alle Wesen und Geschöpfe führt, sie führet zu einer weit über die Materie hinausragende Welt der Geister der ewigen Seligkeit und Wonne und wo wieder in der Gestalt eines einzigen Wortes Mein Ich, Meine Schöpfung und das Ziel aller geschaffenen Wesen vorgezeichnet im höchsten Strahlenlichte glänzt, und dieses Wort, das ewig nie vergehende, stets gleichwirkende Wort ist, was euch von der Wiege bis zum Grabe und über dieses hinaus ewig nie verlassen wird, dieses Wort ist: `die Liebe!` - die Liebe eures Vaters, Der nur darin Sich als Vater fühlen kann, wenn Seine Kinder dieses Wort ganz begreifen und verstehen! Amen!“
(Gottfried Mayerhofer, „Das Wort“, „Festgarten“)
*) Siehe linke Randspalte unter „Naturwissenschaftliches (1)“, die Themen „Der Magnetismus“, „Die Elektrizität“

Siehe auch „Einführende Texte“, Thema „Echte und falsche Propheten“, besonders Teil 2, Thema „5. Die neuen Offenbarungen“, Kommentare / Dokumentationen“, Wilfried Schlätz, „Unmittelbare Worte Gottes durch Jakob Lorber“ sowie unter „Kritik an der Neuoffenbarung?


5. Aussagen von Jakob Lorber,

Gottfried Mayerhofer und Leopold Engel

über den Empfang ihrer Jesus-Offenbarungen


Jakob Lorber

(Aus: Karl Gottfried Ritter von Leitner, "Jakob Lorber - Lebensbeschreibung", Seite 19, Lorber Verlag)

"An einen Freund schrieb Lorber im Jahre 1858 über die in ihm redende Geistesquelle, die er als die Stimme Jesu Christi, das lebendige Wort Gottes empfand:

`Bezüglich des inneren Wortes, wie man dasselbe vernimmt, kann ich, von mir selbst sprechend, nur sagen, dass ich des Herrn heiligstes Wort stets in der Gegend des Herzens wie einen höchst klaren Gedanken, licht und rein, wie ausgesprochene Worte, vernehme. Niemand, mir noch so nahestehend, kann etwas von irgend einer Stimme hören. Für mich klingt diese Gnadenstimme aber dennoch heller als jeder noch so materielle Ton. -  Das ist aber auch schon alles, was ich Ihnen aus meiner Erfahrung sagen kann.`“  


Gottfried Mayerhofer

(Aus: Gottfried Mayerhofer, „Predigten des Herrn“, Vorwort, Lorber Verlag)

Aus einem Brief an einen Freund:

Dass Ihnen die letzten Kundgebungen nicht so ansprachen wie die über `Licht, Leben und Liebe`*), da müssen Sie bedenken, dass meine Freunde hier nicht alle auf gleicher Stufe geistiger Ausbildung stehen und auch mit Ihnen selbst nicht in Vergleich gebracht werden können. Der Herr gibt mir in Seiner Gnade oft nur das, was zum Teil meinen Freunden hier verständlich, teils auch vielleicht einst – wer weiß, wann und durch wen – in geregelter Folge zur stufenweisen Ausbildung dienen soll. Und so kommen oft Diktate, die nichts Neues sagen, sondern nur früher Dagewesenes unter einer andern Form vortragen; denn ich bin immer ganz passiv bei solchen Mitteilungen, weiß höchst selten, um was es sich handelt. Es erfasst mich gewöhnlich eine nicht zu erklärende Unruhe, ich muss mich dann zum Schreibtische setzen und erst, wenn ich den Bleistift in die Hand nehme, erfahre ich, was der Herr will, und auch da noch weiß ich weder Anfang noch Folge, noch Ende, ja nicht ein Wort früher als das andere. So z. B. sagt es (Sein Wort) mir: `Nimm Evangelium Johannes Kap.3, Vers 7!` Ich, in der Bibel nicht im mindesten bewandert, weiß also nichts von dem Inhalte dieses Kapitels noch Verses, suche es auf, setze mich hin und schreibe, was mir darüber diktiert wird. – So entstehen meine Diktate, willenlos, ohne zu wissen warum und weswegen, eben so und nicht anders.
*) Siehe Gottfried Mayerhofer, „Lebensgeheimnisse“, Seite 13, Lorber Verlag

 

 

Leopold Engel

(Aus: Leopold Engel, „Johannes das große Evangelium“, Band 11, Vorwort, Lorber Verlag)

"Ich hatte mit einem Geistfreunde ein Abkommen getroffen, ihm in seinen geschäftlichen Unternehmungen behilflich zu sein und eine Erfindung, die dieser gemacht hatte, auszubauen und womöglich zu verbessern. Ich begab mich deswegen nach Leipzig und wohnte bei diesem Freunde. Nach einiger Zeit verfolgte mich konsequent der immer stärker werdende Gedanke, ich würde imstande sein, den Schluss des Lorberschen Johanneswerkes zu schreiben. Ich lehnte diesen Gedanken ab; er schien mir phantastisch und unwahr. Wie sollte gerade ich zu dieser Gnade kommen?! Ich fühlte mich keineswegs dazu würdig. Aber die innere Pressung nahm täglich zu, so dass sie unerträglich wurde und ich meinem Freund das Erlebnis, auch meine Verstandesmeinung, dass da nur Falsches zum Vorscheine kommen würde, mitteilte. Mein Freund schüttelte den Kopf und meinte trocken: 'Ich würde mich an Ihrer Stelle ruhig hinsetzen und drauflos schreiben. Wenn es Unsinn ist, was da zum Vorschein kommt, werden wir das schon herausfinden und werfen das Geschrieben in den Papierkorb!' Kurz, er machte mir Mut, und ich folgte seinem Rate. Das Ergebnis kann jeder im Schlussband nachlesen. Täglich wurde ein bestimmtes, nur kurzes Pensum erledigt, das mir klar und deutlich zufloss, und dem ich nicht imstande war, nur ein Wort hinzuzufügen, sobald der letzte Satz niedergeschrieben war. Auch brauchte ich nie das vorher Geschriebene durchzulesen. Vergeblich war auch jede Grübelei, was etwa nun folgen könnte, wenn das Pensum erledigt war. Versuchte ich es, so stimmte das nie am nächsten Tage mit dem tatsächlich Geschriebenen überein. Auch versuchte ich, dem Schreibdrange, der sich stets um 9 Uhr morgens einstellte, zu widerstehen. Es war unmöglich, zur größten Erheiterung meines Freundes, der mich beobachtete. Eine fremde Kraft zwang mich, zum Schreibtisch zu gehen und zu schreiben.

Die oft an mich gerichtete Frage, wie das innere Wort sich kundgibt, kann ich nur wie folgt beantworten:

Bei meinem Schreiben unterscheide ich genau dreierlei Phasen. Zuerst das, was aus meinem eigenen Ich schriftstellerisch entspringt als Produkt meines Wissens und meiner Phantasie. Bei späterem Durchlesen, auch wenn Jahre darüber hingehen, erkenne ich das Geschriebene stets als das Ergebnis meiner Arbeit. Es wird mir beim Lesen nicht fremd vorkommen.

Die zweite Art ist die der einfachen Inspiration, eine Gedankenübertragung aus ferneren Sphären. Es sind nicht Worte, sondern Gedanken, die mir zufließen, und die ich selbst in Worte einkleiden muss. Das Ergebnis ist halb mein Eigentum – im Wesentlichen jedoch nicht; denn ohne diese Gedankenübertragung gelingt es mir nicht, etwas Brauchbares zu schaffen. Stimmung, Ruhe und Neutralität des Innern gehören zum Gelingen. Störungen unterbrechen die Arbeit sofort, in die sich nicht allzu schwer auch eigene Gedanken einschleichen können, sogar imstande  sind, bei lebhafter Phantasie die Inspiration gänzlich zu fälschen. Vorsicht, Selbstkritik ist in diesem Stadium dringend notwendig; denn hier treiben Spottgeister gern ihren Unfug, wird Unsinn leicht zur Methode. Das Geschriebene mutet bei späterem Durchlesen oft fremdartig an; man wundert sich dann, das jemals geschrieben zu haben, erinnert sich aber doch an das eine oder andere mehr oder weniger deutlich.

Die dritte und letzte Art ist dem eigenen Sinn oft rätselhaft. Es kann der bereits geschilderte Zwang eintreten, dann aber auf Bitte nach oben auch das deutliche Empfinden eines inneren Sprechers eintreten, ungefähr in der Art, wie man sich ein gehabtes Gespräch mit einem Freunde, den man auch glaubt sprechen zu hören, in die Erinnerung ruft. Es entsteht ein Zwiegespräch. Frage und Antwort, klare Erklärung von Dingen, die man vorher nicht wusste, und die – das ist ein charakteristisches Zeichen – dem Gedächtnisse sehr leicht wieder entschwinden, wenn sie nicht durch Schrift festgehalten werden. Letzteres ist der Beweis der Echtheit; denn Selbstgedachtes wird man doch im Gedächtnis behalten.

Bei diesem und dem vorigen Stadium unterstützt die Handführung oft den Schreiber als Zeichen,  dass eine fremde Kraft tätig ist. Das Niedergeschriebene entschwindet so schnell dem Gedächtnisse des Schreibers, dass er bei längerer Mitteilung das Geschriebene gründlich mit Aufmerksamkeit durchlesen muss, um den Inhalt nun in sich aufzunehmen. Stets werden ihm echte Kundgebungen nach einiger Zeit wie von ihm nicht niedergeschrieben vorkommen. Ist das nicht der Fall, so nehme ich mindestens Vermischung mit Eigenem an, also die zweite Phase mit größerer Deutlichkeit. Nur scharfe Selbstkritik und höchste Neutralität führen zu Kundgebungen des echten inneren Wortes."

Zu den Offenbarungen von Leopold Engel siehe auch linke Randspalte unter „Kritik an der Neuoffenbarung?“: Wilfried Schlätz, 1.Teil: „Der Gottesbegriff“, Thema „Die Entstehung des 11. GEJ“.
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