„Ihr sollet bei euren Gebeten nicht etwa der Meinung sein, als möchtet ihr Mich dadurch zu einer größeren Erbarmung bewegen, da Ich wahrlich Selbst endlos barmherziger bin denn alle besten und liebevollsten Menschen der ganzen Welt zusammengenommen, sondern traget ihnen (den Verstorbenen) gläubig und aus dem wahren Liebegrunde eures Herzens, eben im Herzen, das Evangelium vor, und sie werden es vernehmen und sich auch danach richten!“ (GEJ.08_038,04)

 

 

Vom Beten für Verstorbene

 

 

1. Vom Beten für Verstorbene

2. Vom Gebet für die Verstorbenen

3. Von der Trauer für Verstorbene

4. Kreuzesschule im Jenseits

 

 

1. Vom Beten für Verstorbene


„…Da schon einmal gefragt wurde, und zwar von einer geliebten Seele, so will Ich euch sagen, wie man für die Verstorbenen beten soll.

Wer für die Verstorbenen beten will, der muss zuerst recht wissen, wer und welche eigentlich die `Verstorbenen` sind, und dann aber auch, wie und warum er beten soll?

Es werden aber unter den `Verstorbenen` nicht gemeint bloß die von der Welt Abgeschiedenen, sondern vorzüglich auch die noch in der Welt Lebenden, die aber gestorben sind in ihrem Herzen und haben keinen Glauben und keine Liebe und daher wahrhaft tot sind.

Sehet, für solche sollet ihr zunächst beten mit Rat und Tat, leuchtend vor ihnen wie eine Sonne dem müden Wanderer durch Sand und Wüsten, und sie erquickend gleich dem reichlich auf das dürre Moos des harten Gesteins gefallenen Tau – damit sie sich wieder finden möchten an euch als den Grenzmarken Meiner Gnade und genesen möchten an dem Moose Meiner Gnade, das da reichlich überzogen hat auch Meine Grenzsteine.

Da habt ihr, für wen, wie und warum ihr beten sollet! – Es soll eure Liebe zu Mir und euren Brüdern allezeit das vornehmste Gebet sein. – Wie und warum? soll euch ein kleines Beispiel klärlich zeigen:

`Sehet, irgendein großer, mächtiger Herr hatte in seinem Kerker mehrere Gefangene, die ihn zwar sehr dauerten, da sie lauter arme Verführte waren. Doch aber konnte er in seiner Gerechtigkeit das einmal gegebene Gesetz nicht aufheben und sie dadurch von der Strafe befreien, die das Gesetz über sie verhängt hatte. Als sie nun aber schon lange genug in den Kerkern der Besserung geschmachtet und dadurch den heiligen Anforderungen des Gesetzes genügt hatten, da beschloss der Herr, sie wieder frei zu geben. Allein er gedachte bei sich: `Ich habe ja auch eine Geliebte! Damit meine Freude vollkommen sei, so will ich, dass sie durch irgendwen erfahre, dass in meinem Kerker so viele Unglückliche schmachten. Sie liebt mich unendlich und hat das vollste Vertrauen zu mir; sie wird gewiss eilends kommen und wird mich mit pochendem Herzen um Gnade und Erbarmen für die Gefangenen anflehen.` – Und wie der Herr sich dachte, so geschah es dann auch.

Was meinet ihr nun, was der Herr da getan hat? – Der Herr hatte eine große Freude daran, dass er seiner Geliebten hatte zeigen können, wie viel ihre Liebe und ihr Zutrauen vermochte, und dass er zugleich aber auch seiner Geliebten eine Gelegenheit verschaffen konnte, durch welche ihr die Früchte wahrer Liebe und Treue so recht anschaulich wurden. Die Gefangenen aber werden den Herrn loben, so sie sehen werden, wie er einzig und allein nur durch Liebe zugänglich ist, und werden dann selbst Freunde und Kinder der Geliebten und so auch ihres Geliebten werden.

Sehet, so sollet ihr beten – und sollet nicht denken, Mich etwa durch euer lautes Gebet zur Barmherzigkeit zu bewegen; sondern damit ihr euch selber vor Mir in eurer Liebe stärken möget und Mir darum wohlgefällig sei eure Bitte. Nicht um der Gefangenen willen, sondern eurer selbst willen sollet ihr für sie beten.

Was aber die Abgeschiedenen betrifft, so gilt dieses ebenso wie für die `Verstorbenen der Welt`. – Ihr wisst zwar nicht, in welchem Zustande sich jenseits die Abgeschiedenen befinden. Allein daran liegt auch nichts, sondern es liegt alles daran, dass ihr wisset, dass Ich ein gar großer Freund der Liebe bin und ewig sein werde und dass die Liebe jedermann wohltut.

Habt ihr doch Freude, so euch eure Kinder Geschenke machen, obschon ihr wohl wisset, dass die Kinder dieselben von eurem Gelde bestritten haben! Um so mehr wird es Mich freuen, wenn ihr tut wie eure Kinder. Und nicht minder wird es auch freuen eure seligen Abgeschiedenen, so sie erfahren werden, dass ihre Zurückgelassenen in wahrer Liebe ihrer gedenken.

Sehet, so verhalten sich die Dinge, und so müsset ihr auch handeln, wollet ihr wahrhaft Meine lieben Kinder sein.“  (HiG.01_40.10.28,10ff)

 


2. Vom Gebet für Verstorbene


…“Das Gebet einer mit wahrer Liebe und Erbarmung erfüllten Seele im vollen Liebevertrauen auf Mich hat eine gute Wirkung auf solche wahrlich armen Seelen im Jenseits, denn es bildet um sie einen gewissen Lebensätherstoff, in dem sie wie in einem Spiegel ihre Mängel und Gebrechen erkennen, sich bessern und dadurch leichter zum Lebenslichte emporkommen.

Und Ich Selbst biete euch diese Gelegenheit, damit ihr auch euren abgeschiedenen Brüdern und Schwestern wahrhaft nützlich werden könnet.

Aber wie sollet ihr für sie denn beten?

Das geht ganz leicht! Ihr sollet bei euren Gebeten nicht etwa der Meinung sein, als möchtet ihr Mich dadurch zu einer größeren Erbarmung bewegen, da Ich wahrlich Selbst endlos barmherziger bin denn alle besten und liebevollsten Menschen der ganzen Welt zusammengenommen, sondern traget ihnen gläubig und aus dem wahren Liebegrunde eures Herzens, eben im Herzen, das Evangelium vor, und sie werden es vernehmen und sich auch danach richten! Und auf diese Weise werdet ihr auch den wahrhaft Armen im Geiste das Evangelium predigen, das ihnen von großem Nutzen sein wird.

Alles andere Beten und Plärren aber nutzt keiner abgeschiedenen Seele auch nur im geringsten, sondern schadet ihr vielmehr, weil sie sich, so sie derlei inne wird, nur ärgert, weil dergleichen Gebete für die Seelen der Verstorbenen, wie das bei den Pharisäern vor allem sogar gesetzlich gang und gäbe ist, mit großen Opfern bezahlt werden müssen.

Die Art und Weise, wie Ich euch nun gezeigt habe, für die Verstorbenen zu beten und für ihre geistige Armut zu sorgen, ist sicher ein fruchtbarer Segen für sie; dagegen ist ein hochbezahltes Gebet der Pharisäer ihnen ein Fluch, den sie sehr fliehen und tiefst verachten.

Dieses möget ihr euch auch als einen guten Rat, euch von Mir gegeben, wohl merken und ihn auch sehr wohl beachten; denn dadurch werdet ihr euch wahre, große, mächtige und sehr dankbare Freunde im großen Jenseits schaffen, die euch, so ihr in irgendeine Not gerietet, nicht verlassen werden weder dies- noch jenseits! Solche Freunde werden dann eure wahren Schutzgeister sein und sich allzeit um das Wohl ihrer Wohltäter kümmern.“ (GEJ.08_038,01ff)

 


3. Von der Trauer für Verstorbene

 

„…Dass aber du wie andere Menschen einen Schmerz um die heimgeschiedenen nahen Verwandten empfindest, auch solches ist in der Ordnung gegründet. Doch da wäre ein Freudenschmerz besser denn ein undankbarer Trauerschmerz; denn der Trauerschmerz gleicht fast jenem Neidschmerze der gerechten Kinder des Vaters, darum er überfreudig dem wieder zu Ihm nach Hause gekehrten verlorenen Sohne ein großes Freudenmahl bereitete! – Verstehest du solches wohl?! – – –

Der meisten Menschen Traurigkeit um die Hingeschiedenen aber ist auch zumeist eine Gewohnheits-Traurigkeit, darum sie dann auch um die zumeist trauern, an die sich ihr Herz auch am allermeisten schon von Jugend auf gewöhnt hatte. Es ist aber jede alte Gewohnheit schmerzlich für den, der sie verlassen muss; wie solle es die des Herzens nicht sein?

Aber dessen ungeachtet ist die Trauer keine Tugend und wohnet näher der Eigenliebe denn Mir. Denn wäre sie eine Tugend, so müssten die Menschen ja um jeden hingeschiedenen Bruder und jede hingeschiedene Schwester gleich trauern, da Ich doch allen Ein und Derselbe Vater bin. – Allein also ist es nicht, und darum die Verwandten um die Verwandten auch mehr eine Gewohnheitstrauer denn eine Tugendtrauer empfinden.

Ich sage aber, es fehlet niemand, wer da trauert, – doch wer Mich recht erkannt hat in seinem Herzen, der wird nimmerdar trauern. Und so erkenne auch du Mich, deinen allmächtigen liebevollsten Vater, Mich, deinen Jesus, im Herzen, so hast du den sichersten Trost voll des ewigen Lebens in dir für alle Ewigkeiten gefunden. Amen. Bedenke, woher dies Wörtlein und du wirst im Herzen freudig sein Amen.“ – (HiG.03_41.12.08,11ff)


4. Kreuzesschule im Jenseits

 

O Herr! Da unser lieber Freund und Bruder E. H. seit 23. August 1842 nichts mehr von sich hören und sehen lässt, so bitte ich Dich demütigst, Du mögest aus Deiner großen Liebe, Gnade und Erbarmung zu dem über seine 15 Erscheinungen geführten Protokolle, welches ich nun für abgeschlossen betrachte, ein Amen hinzufügen.

 

O ja, das kann Ich schon! Aber da erwartet ja nicht, dass Ich euch etwa unnötige Aufschlüsse über jemanden geben werde, der sich noch lange nicht völlig zu Mir wenden mag und lieber stets von neuem zurücksinkt in seine alte Gewohnheit, die da ist ein wahres `eisernes Hemd voll Rostes`, das sich so bald nicht vom Leibe des Geistes schaffen lässt, wie ihr etwa meinen möchtet.

 

Ich sage euch aber daher auch: Leget noch beizeiten eure fleischlichen Gewohnheiten ab, sonst wird es euch um nichts besser ergehen als eurem Freunde, der nun zwar auch recht viel Gutes hört und weiß; wenn es aber aufs Handeln darnach ankommt, so macht er es wie ihr und noch manche euresgleichen auf Erden, die da wohl vom Kreuze recht gerne erhaben und würdevoll reden hören – aber nur auf ihre Schultern darf es nicht kommen. Ist das, wenn auch nur leise versuchsweise der Fall, dann fliehen sie gar bald dem Kreuze davon und sind dann nicht leichtlich wieder unter das Joch des Querholzes zu bringen.

 

Solange aber jemand das Kreuz nicht mit großer Freude aufnimmt, so lange ist auch von einer völligen Wiedergeburt des Geistes weder hier noch jenseits eine Rede.

 

Wer da schwach ist hinsichtlich der Fleischliebe – sei es Mann oder Weib – der wird so lange in dieser Schwäche versucht werden, bis er den letzten Tropfen solch unreiner Liebe aus sich verbannt hat. Und solange solches nicht erfolgt ist, kann er nicht eingehen in sein Innerstes, allda das Reich Gottes seiner harret.

 

Wer da ist ein Schwelger, der wird versucht durch gute Bissen. Solange ihm aber diese überaus gut schmecken und er stets einen starken Appetit nach ihnen hat, wird es mit ihm auf keinen Fall besser. – Er muss freiwillig sein Kreuz nehmen, welches besteht aus tüchtigem Fasten, und muss unter diesem für ihn sehr schweren Kreuze aus Liebe zu Mir eine gänzliche Abneigung gegen die guten und wohlschmeckenden Bissen bekommen, wenn es mit ihm besser werden soll.

 

Und so wird jeder in seiner Schwachheit und weltlichen Gewohnheit dereinst sein sicheres Kreuz finden, welches ihm in der geistigen Welt viel zu schaffen machen wird, wenn er es nicht auf dieser Welt mit freilich viel leichterer Mühe völlig oder wenigstens zum größten Teile siegreich über sich gebracht hat.

 

Der reiche Jüngling im Evangelium aber ist ja ein laut sprechender Beweis dafür, wie schwer die Gewinnung des Reiches Gottes ist, wenn das Herz noch mit Weltlichem belastet ist.

 

Sehet, also gehet es auch dem Freunde, um welchen ihr fraget! – Derselbe hat einige Gewohnheiten pickfest mit hinübergenommen, von denen er nicht oder nur sehr langwierig und sehr schwer zu befreien ist. Verloren kann er wohl nie werden, solches wisset ihr bereits. Aber wie lange er noch seine bedeutenden Schwächen nähren wird, dies ist eine ganz andere Frage.

 

Denn im Geiste kann jemand, der das Kreuz scheut, alles, wonach es ihn gelüstet, so lange haben, als er frei und unabhängig sein will. Mit einem solchen Geiste ist aber nicht viel zu richten. Wenn er aber einmal durch häufige Witzigungen, welche aus seinen Schwachheiten entspringen, erst eines besseren und festeren belehrt wird, so kann es schon nach und nach besser mit ihm werden.

 

Wenn ihr den Freund aber jetzt fragen könntet, wie es ihm geht, so würde er euch vollkommen zufrieden antworten. Denn nach seinem Urteile geht es ihm überaus gut. Aber nach dem besseren Urteile des Himmels sicher nicht; denn dieser ist noch so ziemlich ferne von ihm.

 

Warum aber kommt er im Geiste nicht mehr zu euch? Weil er euch in manchen Stücken für `läppisch und dumm` erkannt hat. Er wird auch fürder nicht leichtlich mehr kommen, da es ihm nach seiner Meinung also besser geht.

 

Betet aber für ihn im Herzen, so werdet ihr ihm dadurch mehr nützen, als so ihr euch ferner nach seinem Zustande erkundigen möchtet.

 

Also stehen die Sachen! Schreibet sie auch werktätig hinter eure Ohren, so sollet ihr daraus Nutzen schöpfen! Amen.“ (HiG.02_43.06.13.b)