„Ich beschloss in Meiner Liebe, Meine Weisheit von Mir zu trennen, und selbe (als Jesus) auf einem kleinen unansehnlichen Weltkörper als Mensch einzukleiden, sie in den niedrigsten Verhältnissen geboren werden zu lassen. Wie Meine Weisheit diese Aufgabe erfüllte, wisset ihr aus den Evangelien, und zuletzt aus dem großen Evangelium Johannes.“ (G. Mayerhofer, Be.Fe.Dr. Seite 29)

„Gott Selbst hat Diesen erwählt zu Seiner leiblichen Wohnstätte! Das ist die große Gnade, die durch diesen Erwählten allen Völkern widerfährt. Das Menschliche, das du an Ihm siehst, ist gleichsam der Sohn Gottes; aber in Ihm wohnt des Geistes Gottes Fülle!“
(Das gr. Evang. Joh. Bd. 4, Kap. 77,6)

 

 

Das Geheimnis der Menschwerdung Gottes

Gott Selbst hat Seinen Sohn Jesus erwählt
zu Seiner leiblichen Wohnstätte


Gerd Kujoth


1. Wer war Jesus?
2. Der unendliche Raum und das Zentrum Gottes
3. Der unsichtbare Gott
4. Das Wort Gottes
5. Gott und Sein eingeborener Sohn
6. Der allein wahre Gott, und den Er gesandt hat, Jesus Christus
7. Warum ist Gott Mensch geworden?
8. In welcher Weise konnte Gott Mensch werden?
9. Der im Menschen Jesus eingekerkerte Gott
10. Wer war der Menschensohn?
11. Wer war der Geist des Menschen Jesus?
12. Die Weisheit als das Kind Jesus
13. Die Schwächen der Seele Jesu
14. Der schwerere Weg des Menschensohnes
15. Die Einswerdung Jesu mit dem Vater
16. Die Weisheit als Mensch
17. Die Weisheit musste als der Mensch Jesus die von ihr gestellten Aussöhnungsbedingungen Selbst erfüllen
18. Die beiden Wesenhaftigkeiten in Gott
19. Die Schutzwand zwischen Gott und Seinen Geschöpfen
20. Des Gottesgeistes Brennpunkt in Jesus steht mit dem
Hauptlebensbrennpunkt in der innigsten Verbindung
21. Jesus ist persönlich in der ganzen Fülle Derselbe, wie Er Sich urwesentlich im ewigen unverrückten Zentrum Seines göttlichen Seins befindet
22. Die Einswerdung in gesonderter und ungesonderter Persönlichkeit
Das Geheimnis der Menschwerdung Gottes


1. Wer war Jesus?

Wer war Jesus, als Er einst auf Erden wandelte? – War Er nur ein gewöhnlicher Mensch oder ausschließlich Gott oder war Er beides zugleich, Mensch und Gott? - Die Beantwortung dieser Frage ist von nicht geringer Bedeutung, denn Jesus Selbst hat uns gesagt: „Das ist aber das ewige Leben, dass sie Dich, den allein wahren Gott, und den Du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen.“ (Joh. 17,3)

 

Denn wer Gott nicht richtig erkennt“, sagt Jesus im „großen Evangelium Johannes“, „kann nie vollkommen an einen Gott glauben, noch weniger Ihn über alles lieben und somit auch des Geistes Gottes nie völlig teilhaftig werden. Denn aus einer unrichtigen Erkenntnis Gottes kommen mit der Zeit, vermöge des freien Willens der Menschen, allerart Irrtümer unter die Menschen, die dann wie eine tausendköpfige Hydra fortwuchern... und den Menschen die Pforte zum wahren, ewigen Leben verrammen.“ (6.GEJ 228,19)


Deshalb fragte Er auch Seine Jünger: „Für wen halten die Leute den Menschensohn?“ Sie sprachen: „Etliche sagen, Du seiest Johannes der Täufer; andere aber Elia; noch andere Jeremia oder einer der Propheten.“


Wieder andere sagten, Er sei ein Betrüger, Er sei ein Magier, Er verrichte Seine Wunder durch einen mächtigen Geist der Unterwelt oder Er sei einfach nur ein frommer Mensch. Aber niemand behauptete und glaubte, dass Er der Christus (der Messias) sei. (6.GEJ 159,10)


Dann fragte Jesus Seine Jünger: „Ihr aber, für wen haltet ihr Mich?“ Da antwortete Simon Petrus und sprach: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.“ (Matth. 16,13-16)


Es waren also schon während der Lehrzeit Jesu die verschiedensten Meinungen über Ihn vorhanden, die Ihn für einen Propheten, Magier oder Betrüger und somit für einen gewöhnlichen Menschen hielten. Auch in der heutigen Zeit halten Ihn viele nur für einen Menschen. Nur sagt niemand mehr: „Er war Elia oder ein Magier“, sondern jetzt sagt man: „Er war ein Religionsstifter, ein Wanderprediger, ein Revolutionär oder ein aufgestiegener Meister.“ Ein gläubiger Christ aber, der einer der Kirchen angehört, wird wie Petrus antworten: „Er ist der Sohn Gottes!“ Diese Antwort bringt Jesus mit Gott in Verbindung. Aber auf welche Weise?


2. Der unendliche Raum und das Zentrum Gottes

Gott oder der Geist Gottes erfüllte mit Seiner Kraft von Ewigkeit her die Unendlichkeit des Raumes, und Er ist auch gleichzeitig der unendliche Raum Selbst. Dieses unendliche Wesen Gottes kann von einem geschaffenen Wesen, welches endlich ist, nie geschaut und begriffen werden. Wie auch könnte das Endliche schauen und begreifen das Unendliche? Es kann sich unmöglich bis ins Unendliche ausdehnen und dabei sein Fünklein Leben erhalten. (1.HG 151,26-27) Andererseits kann das unendliche Wesen Gottes nicht den Raum eines begrenzten Menschen einnehmen, um inkarniert werden zu können. – Aber Gott ist nicht nur der unendliche Raum, denn dieser unendliche Raum hat auch einen Mittelpunkt.


Die Gottheit“, sagt die Ewige Liebe, „war von Ewigkeit her die alle Unendlichkeit der Unendlichkeit durchdringende Kraft und war und ist und wird sein ewig die Unendlichkeit Selbst. In der Mitte Ihrer Tiefe war Ich von Ewigkeit die Liebe und das Leben Selbst in Ihr.“ (1.HG 5,2)


Das Zentrum Gottes, in dem alle Macht der Unendlichkeit konzentriert ist, war von Ewigkeit her die Liebe.


Gott Selbst“, sagt der zeitweilig vollendete Geist des Zorel, „ist der höchste und allervollkommenste, ewigste Urmensch aus Sich Selbst; das heißt, dieser Mensch ist in sich selbst ein Feuer, dessen Gefühl die Liebe ist; ein Licht, dessen Gefühl Verstand und Weisheit sind; und eine Wärme, deren Gefühl das Leben selbst ist in der vollsten Sphäre des Seiner-selbst-Bewusstseins.“ (4.GEJ 56,1)


Wenn von Gott als dem ewigen Urmenschen die Rede ist, so stellen wir uns Ihn immer in der Form eines Menschen vor. Jesus sagt: „Gott war, bevor die Einkleidung ins Fleisch als Jesus geschah, unpersönlich. Daher konnte auch niemand zu Seiner Anschauung gelangen, sondern nur zu der Empfindung Seines Wesens.“ (11.GEJ 75,9)


Unpersönlich bedeutet hier nicht, dass Gott vor Jesu Erdenleben kein Mensch gewesen wäre, sondern dass Er nicht die Form eines Menschen besaß. Deshalb durften sich die Israeliten kein Bild von Gott machen: „Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder des, das oben im Himmel, noch des, das unten auf Erden, oder des, das im Wasser unter der Erde ist.“ (2 Mose 20,4)


Erst seit Jesus können wir Menschen uns ein Bild von Gott machen, denn Jesus sagte: „Kannst du dir aber von Gott keinen dich ergreifenden Begriff machen, so sieh nun Mich an, und du hast dann auch jene für ewig gültige und bleibende Form vor dir, unter der allein du dir deinen Gott und Schöpfer vorstellen kannst! Denn Gott ist auch ein Mensch, aber der in und aus Sich ewig vollendetste! Siehst du Mich, so siehst du auch alles!“ (5.GEJ 73,4)


Gott als die Liebe war wohl von Ewigkeit her ein denkendes, fühlendes und wollendes Wesen mit einem vollsten Selbstbewusstsein, aber eben ohne die menschliche Form, denn unter „Liebe“ kann man sich keine Form vorstellen.


Das Geheimnis der ewigen Liebe zu ergründen“, sagt Jesus, „geht über die menschliche Fähigkeit, und so wird es niemals einem Menschen möglich sein, Gott als die Liebe Selbst sich vorzustellen, denn Gott ist für den gläubigen Menschen eine Wesenheit, die Liebe aber eine Empfindung. Wesenheit und Empfindung aber sind zwei Begriffe, die wohl zueinander gehören können, wo das eine die Ergänzung des anderen bedeuten kann, die aber schwer zu denken sind als das gleiche.“ (BD 1747)


Das Gotteszentrum oder die Liebe entspricht dem Feuer, und so können wir uns das Zentrum Gottes als ein Flammenmeer vorstellen, ein Liebekraftfeld, welches keine Form besitzt und namenlos ist. (3.GEJ 226,12) Jehova oder Jahwe, der Vater, bedeutet „Ich bin“ oder „der Seiende“. Mit diesem Seinem „Ich bin“, dem „Sein“ oder „Dasein“ ist Gott überall in der ganzen Unendlichkeit gegenwärtig. (6.GEJ 231,4)


Was Ich ureigentlich bin“, sagt Jesus, „ist euch nicht fassbar zu machen, denn euer Denken ist noch begrenzt, und so könnt ihr Unbegrenztes nicht fassen. Unbegrenzt aber ist der Geist, für Den ihr den Begriff „Gott“ euch schuft. Und was dieser Geist wieder in Sich ist, das ist euch auch nicht erklärlich zu machen, weil Er nichts Geformtes ist und ihr euch alles Bestehende immer als eine Form vorstellet, sonderlich dann, wenn es wesenhaft ist, also einen denkenden Willen besitzt…


Mein Wesen, Mein Geist, Meine Liebe, Meine Kraft, alles ist das gleiche. Die alles erfüllende Kraft ist Gott, die Liebe an sich ist Gott, der Geist ist Gott, und doch ist Gott ein Wesen, denn ein denkender Wille bestimmt es, wie sich die Liebe, die Kraft, der Geist äußert. Er bestimmt all Mein Walten und Wirken. Und ob sich auch die Liebekraft in zahllose Fünkchen versprühte. Ein jedes Fünkchen ist wieder das gleiche wie Ich Selbst: ein Geist in der gleichen Beschaffenheit wie Ich Selbst, nur in minimalster Verkleinerung.“ (BD 8622)


Auch beim Menschen ist es nicht anders, als bei Gott. Der Geist des Menschen, welcher ein Funke der Liebe ist, besitzt zunächst keine Form.


Jesus sagt: „Der Geist ist in sich zwar keine Form, aber er ist eben dasjenige Wesen, das die Formen schafft; und erst, wenn die Formen geschaffen sind, kann er in eben diesen geschaffenen Formen selbst als Form wirkend auftreten.“ (EM 52,9)


Wie beim Menschen die Form erst geschaffen werden muss, und der Geist erst bei der Vereinigung mit der Form selbst zur Form wird, so musste sich bei Gott die Form erst bilden, als das Licht erstmals aus dem Zentrum heraustrat, was vor aller Schöpfung geschah. Aber erst bei der Vereinigung des Gottesgeistes in der Form Jesu, nahm auch die Ewige Liebe die Form an und wurde den Geschöpfen schaubar.


Wie ging das vor sich? – Vor aller Schöpfung fanden in Gott Vorgänge statt, die uns Menschen stets geheimnisvoll bleiben werden, (11.GEJ 17,4) in die uns aber der himmlische Vater kleine Einblicke gewährt.


Er sagt: „Die Gottheit aber gefiel Sich in der Liebe und drängte Sich ganz zu Ihrer Liebe. Und der Liebe ward es immer heißer und heißer in Ihrer Mitte, und es drängten sich Massen und Massen der Gottheit dahin, und alle Mächte und Kräfte stürmten auf Dieselbe los.


Und siehe, da entstand ein großes Rauschen, Brausen und Toben, und siehe, die Liebe ward geängstigt und gedrückt von allen Seiten, so dass die Liebe bis ins Innerste erbebte! Und die Liebe gewahrte es, und das Rauschen ward zum Tone, der Ton aber ward in der Liebe zum Worte, und das Wort sprach: „Es werde Licht!“ Und da loderte im Herzen die Flamme der entzündeten Liebe auf, und es ward Licht in allen Räumen der Unendlichkeit!“ (1.HG 5,2-3)


Vor aller Schöpfung wurde es Licht in allen Räumen der Unendlichkeit. Dann erst konnte die Schöpfung beginnen, denn Geschöpfe können ohne Licht nicht existieren.


Dieses Licht“, sagt der himmlische Vater, „war nicht nur in, sondern auch bei Gott, das heißt, das Licht trat als wesenhaft beschaulich aus Gott und war somit nicht nur in, sondern auch bei Gott und umfloss gewisserart das urgöttliche Sein, wodurch schon der Grund zu der einstigen Menschwerdung Gottes gelegt erscheint.“ (1.GEJ 1,6)


Das Licht trat nicht nur gleichförmig aus Gott hervor, indem es die Räume der Unendlichkeit erleuchtete, sondern auch wesenhaft beschaulich, indem es in der menschlichen Form, als ein Lichtwesen aus dem Gotteszentrum trat. Das Licht, die Weisheit oder das Wort trat wesenhaft, das heißt als Wesen aus der Liebe hervor und war deshalb der Sohn. Damit war der Grund für die Menschwerdung Gottes gelegt, dass Gott, die Liebe, den Geschaffenen dereinst im Sohn schaubar werden konnte.


Es versteht sich ja schon bei weitem von selbst“, sagt der himmlische Vater, „dass ein Urgrundsein alles Seins, das Licht alles Lichtes, der Urgedanke aller Gedanken und Ideen, die Urform als der ewige Urgrund aller Formen fürs erste nicht formlos und fürs zweite nicht Tod sein konnte, da dieser den vollsten Gegensatz alles wie immer gearteten Seins im Grunde des Grundes bezeichnet. In diesem Worte oder Lichte oder in diesem großen Gedanken Gottes in Gott, und im Grunde des Grundes Gott Selbst, war sonach ein vollkommenstes Leben. Gott war also das urewigste, vollkommenste Grundleben in und aus Sich Selbst durch und durch, und dieses Licht oder Leben rief aus Sich die Wesen, und dieses Licht oder dieses Leben war das Licht und also auch das Leben in den Wesen, in den aus Ihm hervorgegangenen Menschen; und diese Wesen und Menschen waren sonach völlig ein Ebenmaß des Urlichtes, das in ihnen das Sein, Licht und also auch ein dem ewigen Ursein völlig ähnliches Leben bedingte.“ (1.GEJ 1,13)


Das Urlicht, nicht die Liebe, ist die Urform aller Formen. Allein dieses konnte nicht formlos sein. Die Engel und Menschen sind nach dem Ebenmaß dieses Urlichtes geschaffen worden. Diese Urform, als der Urgrund aller Formen, ist eine Entsprechung der Eigenschaften Gottes.


In Sich Selbst und für Sich“, sagt Jesus, „ist Gott ein Mensch wie Ich und auch du und wohnt in einem unzugänglichen Lichte, das in der Welt der Geister die Gnadensonne genannt wird. Diese Gnadensonne aber ist nicht Gott Selbst, sondern sie ist nur das Auswirkende Seiner Liebe und Weisheit.“ (6.GEJ 88,3)


Die Geister in den Himmeln können die Gnadensonne sehen. Das Gottwesen in der Gnadensonne Selbst können sie nicht sehen, denn es ist die Liebe, aber auch ein Wesen, das vor lauter Lichtfülle, das es ausstrahlt, nicht geschaut werden kann. In diesem mächtigen Lichte wohnt die eigentliche Gottheit in aller Urfülle ihrer Macht, Kraft und Weisheit.


Siehe“, sagt Jesus, „diese Sonne bin Ich im Grunde Selbst! Es gibt noch zwei Himmelssphären... Die Bewohner dieser beiden (unteren) Himmel sehen Mich nur als eine Sonne, und zwar diese, die du nun in der Mitte über der Stadt (des neuen Jerusalems) leuchten siehst.


Nur hier im allerhöchsten Himmel bin Ich außerhalb der Sonne, obschon auch in der Sonne. Außerhalb dieser bin Ich, wie ihr alle Mich nun unter euch seht (als Jesus). In der Sonne aber bin Ich pur geistig (ohne Form) in der Kraft Meines Willens, Meiner Liebe und Weisheit. Ich Selbst bin im Grunde des Grundes diese Sonne, aber dennoch ist ein Unterschied zwischen Mir und ihr. Ich bin der Grund, und diese Sonne ist gleich einer Ausstrahlung Meines Geistes, der von hier und aus Mir alle Unendlichkeit in ungeschwächter Kraft durchströmt und allenthalben Meine ewige Ordnung schafft.“ (2.RB 283,12-13)


Außerhalb der Gnadensonne kann die Ewige Liebe in jedem Strahl aus dieser Sonne Seinen Kindern in der menschlichen Form Jesu erscheinen. (1.GS 60,1-20) In der Sonne aber wohnt der himmlische Vater ohne menschliche Form geistig als der Grund der Sonne in der Kraft Seiner Liebe, Seiner Weisheit und Seines Willens.


3. Der unsichtbare Gott

Gott war für alle geschaffenen Geister, die Er einst aus sich herausstellte, unsichtbar und deshalb auch unbegreifbar. Sie konnten Ihn wohl hören und empfinden, aber nicht sehen.


Jesus sagt: „Nur ein Erstes kann ein Erstes sehen, ein Zweites nur ein Zweites - und das Zweite ein Erstes nur dann, wenn das Erste die Gestalt eines Zweiten angenommen hat. So könntet ihr Mich als ein rein göttliches Wesen nie sehen. Da Ich aber ein Zweites, Geschöpfliches angenommen habe, so könnet ihr Mich sehen insoweit Ich ein vollkommenes, bleibendes Zweites aus Mir Selbst geworden bin.“ (2.RB 292,5-6)


Die Unsichtbarkeit Gottes war für Luzifer und seinem Anhang die Ursache ihres Abfalls von Gott, denn Seine Unsichtbarkeit war für die erstgeschaffenen Geister eine Glaubensprüfung. Nach dem Fall Luzifers wurden den Gott treu Gebliebenen die Augen geöffnet, und sie sahen zum ersten Male die ewige Liebe. Gott wurde ihnen aber nicht wie ein Wesen ihresgleichen schaubar, sondern sie sahen das Gotteszentrum als die geistige Sonne oder Gnadensonne. Das heißt: Durch die bestandene erste Freiheitsprobe kamen die Gott treu gebliebenen Geister ihrer Lebensvollendung einen Schritt näher, wodurch sie die Fähigkeit bekamen, die Gnadensonne zu sehen. Das Sichtbarwerden derselben war eine Krönung des Glaubens der Gott treu gebliebenen Geistwesen. (11.GEJ 75,10)


Gott, der in Sich ein Feuer ist, konnte direkt auch weiterhin nicht geschaut werden. Er ist in der Gnadensonne für jeden geschaffenen Geist für ewig unsichtbar, denn die Lichtfülle, die von diesem Grundwesen der Gottheit ständig ausstrahlt und als Gnadensonne sichtbar ist, kann von keinem geschaffenen Auge je durchdrungen werden, denn sie verdeckt Sein Wesen.


Diese Sonne aber ist unverrückbar und ist so gestellt, dass sie von allen geschaffenen Wesen weit entfernt ist und sich ihr niemand nähern kann. Wer aber verlangte, den niemals geschauten und daher auch niemals vollkommen begriffenen Gott unmittelbar zu schauen, dem musste gesagt werden: „Gott kann niemand schauen und dabei erhalten das Leben; denn die pure Gottheit in Sich ist ein verzehrendes, ewiges Feuer!“ (8.GEJ 57,15)


Die Ausstrahlung der Gnadensonne ist so gewaltig, dass sie jedes geschaffene Wesen, das in Seine Nähe kommt, um Gott von Angesicht zu Angesicht zu schauen, sofort verzehrt, genauso, wie alles, was in die Nähe unserer natürlichen Sonne kommt, sofort verbrannt wird.


Als Moses einmal verlangte, Jehovas Angesicht zu schauen, da wurde ihm gesagt: „’Gott kann niemand sehen und dabei erhalten sein Leben’, das heißt das Leben des Leibes. Damals aber war nur von Gottes ewigem Geiste die Rede, indem Gott in jener Zeit noch kein Fleisch angenommen hatte, weil dazu die Zeit nach Seiner ewigen Ordnung noch nicht da war.“ (9.GEJ 85,3)


Und doch kam der himmlische Vater vor der großen Flut sichtbar als Asmahael und als der hohe Abedam zu den Urvätern der Menschheit und belehrte sie. Auch nach der Flut hat sich der Herr als Melchisedek den Menschen persönlich gezeigt und hat mit ihnen gesprochen. – Wenn zu jener Zeit selbst die allerreinsten Engelsgeister Gott nie anders sehen konnten, als wie wir die Sonne am Firmamente, wieso hat Er sich dann den Menschen persönlich zeigen können? (2.GS 13,5-7)


Jesus erklärt uns im „großen Evangelium“, auf welche Weise das möglich war und sagt: „Ich war wohl schon von Ewigkeit her in Mir Selbst in aller Macht und Herrlichkeit, aber Ich war dennoch für kein geschaffenes Wesen ein schau- und begreifbarer Gott, auch nicht für einen vollkommensten Engel. So Ich Mich jemandem, wie dem Abraham, Isaak und Jakob, gewisserart beschaulich machen wollte, so geschah das dadurch, dass Ich einen Engel besonders mit dem Geiste Meines Willens erfüllte, dass er dann auf gewisse Momente Meine Persönlichkeit darstellte.“ (8.GEJ 57,14)


Aber in einem solchen Engelsgeiste war dennoch nie die vollkommenste Fülle des Geistes Gottes gegenwärtig, sondern nur insoweit, als es für den bevorstehenden Zweck nötig war.“ (2.GS 13,6)


Hier wird die geschaute menschliche Form als Engelsgeist bezeichnet. Als Moses an den Berg Horeb kam, da erschien ihm der Engel Jehovas in einer Feuerflamme mitten in einem Dornbusch, der nicht verbrannte. Aus dem Dornbusch aber sprach nicht der Engel, sondern Gott durch den Engel zu Moses, (2.Mose 3,1-6) weil der Engelsgeist zeitweise mit dem Geiste Gottes erfüllt war. Gott aber war nur das, was durch den Geschauten sprach und wirkte. (1.HG 151,29)


In einer anderen göttlichen Offenbarung (BD) wird das Menschliche von Jesus als Engel oder Lichtwesen dargestellt. Aber weder vor noch bei Jesus war die menschliche Form ein geschaffener Engel, sondern das Licht oder die Weisheit. Beides ist nur eine bildliche Darstellung, denn die Menschen konnten und können sich unter Licht und Weisheit kein menschliches Wesen vorstellen.


Jesus sagt: „Ich kann euch immer nur bildmäßig Aufklärung geben, solange ihr auf Erden weilet, doch immer werden diese Aufklärungen der Wahrheit entsprechen, wenngleich sie so gehalten sind, dass sie nur als schwacher Vergleich dessen anzusehen sind, was ihr über Meine Wesenheit zu erfahren wünschet.“ (BD 6641)


4. Das Wort Gottes

Als Luzifer von Gott abgefallen war, da sprach die ewige Liebe zu den Gott treu Gebliebenen: „Der erste unter euch ging verloren; daher übernehme Ich seine Stelle und werde sein unter euch ewiglich!“ (1.HG 5,15-19)


Unsichtbar war Gott schon immer unter Seinen Geschöpfen, aber Er hatte es von Ewigkeit her vorgesehen, auch sichtbar unter ihnen sein zu können.


Johannes schrieb: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.“ (Joh. 1,1) Das bedeutet: Im Urgrunde oder auch in der Grundursache allen Seins war der große heilige Schöpfungsgedanke (der gleich Gott ewig war) oder die wesenhafte Idee oder das Licht, was alles eines und dasselbe ist. Dieses Licht war bei Gott und war Gott Selbst.


Jesus sagte: „Das Licht trat als wesenhaft beschaulich aus Gott… wodurch schon der Grund zu der einstigen Menschwerdung Gottes gelegt erscheint.“ (1.GEJ 1,6)


Das bedeutet: Das Licht trat auch als ein Wesen aus Gott und konnte deshalb später Mensch werden. Dieses Lichtwesen war wie ein Engel und konnte später Luzifer, nachdem er gefallen war, (1.HG 40) sowie auch den Menschen vor Jesu Erdenleben als der himmlische Vater erscheinen, indem es zeitweise und teilweise mit dem Geiste Gottes erfüllt wurde.


Zu den Urvätern der Menschheit sagte damals der himmlische Vater, dass Er arm sei, weil Er alles von Sich gegeben habe, als Er die Schöpfung aus Sich ins Leben rief und Er nur Sein Leben als Seine Liebe in Sich zurückbehalten habe. Wenn es sich aber darum handeln würde, dass da ein Kind nur dadurch zu retten wäre, dass Er Sein Leben für dasselbe dahingeben müsste, so würde Er es eher von Sich lassen, als eines Seiner Kinder zu verlieren. – Auf diese Rede hin weinten alle, weil sie von zu großer Liebe zum Vater ergriffen wurden.


Der himmlische Vater aber sprach: „O Kindlein, solches hat nun euer guter Vater geredet, damit ihr Seine Liebe erkennen möchtet! Aber nicht umsonst hat Er solches geredet; denn was Er geredet hat, das wird Er einst auch tun durch Sein fleischgewordenes Wort in der großen Zeit der Zeiten. Ja, einen Sohn werde Ich zeugen, und Ich werde diesem Sohne geben all Mein Leben, und Ich werde sein im Sohne, und der Sohn wird sein in Mir, und der Vater und der Sohn werden dann ewig vollkommen eins sein!“ (2.HG 251,20)


Auf diese Rede wurde es dem Henoch wehmütig ums Herz, denn er meinte, dass dann wohl alles Leben zugrunde gehen müsste, wenn der Grundquell des Lebens in den Tod ginge.


Aber der Vater sprach zum Henoch: „Dir, Mein Henoch, soll es gegeben sein, das große Geheimnis Meines Reiches zu erfahren und zu erfassen, aber sonst keinem außer dir (bis zur großen Zeit der Zeiten)... Also wird es auch sein in der großen Zeit der Zeiten, da das ewige Wort als der wesenhafte Grund aller Dinge in Sich Selbst Fleisch wird, in dem da wohnen wird alle Fülle Meines Wesens. Das Fleisch aber wird die Welt töten; aber die im Fleische wohnende Gottesfülle, also die ewige Liebe, wird das Fleisch alsbald wieder beleben aus Sich, und dann wird wohnen die Fülle Gottes ewig in Seinem fleischgewordenen Worte als ein Mensch gegenüber Seinen Geschöpfen, und diese werden Ihn schauen und sprechen wie einen rechten Bruder. Dieser Gottmensch erst wird euch allen bringen das wahre, ewige Leben; bis dahin aber werdet ihr leben nur ein getrenntes Leben.“ (2.HG 252,6+18-20)


5. Gott und Sein eingeborener Sohn

Jesus erklärte Sein Wesen dem Nikodemus, als dieser in der Nacht zu Ihm kam: „Ich sage es dir: Gott ist die Liebe und der Sohn ist Dessen Weisheit. Also aber liebte Gott die Welt, dass Er Seinen eingeborenen Sohn, d. h. Seine aus Ihm Selbst von Ewigkeit hervorgehende Weisheit, in diese Welt gab, auf dass alle, die an Ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben sollen! - Sage Mir, verstehst du dieses?“


Sagte Nikodemus: „Es kommt mir wohl vor, als sollte ich es verstehen, aber im Grunde verstehe ich es doch nicht. Wenn ich nur wüsste, was ich aus dem Menschensohn machen sollte, da wäre ich dann schon so ziemlich in der Ordnung! Du sprachst nun auch vom eingeborenen Sohne Gottes, Den die Liebe Gottes in die Welt gab. Ist der ‚Menschensohn‘ und der ‚eingeborene Gottessohn‘ eine und dieselbe Individualität?“


Sagte Jesus: „Sieh her! Ich habe einen Kopf, einen Leib und Hände und Füße. Der Kopf, der Leib, die Hände und Füße sind Fleisch, und dieses Fleisch ist ein Sohn des Menschen; denn was da ist Fleisch, das kommt vom Fleische. Aber in diesem Menschensohne, der Fleisch ist, wohnet Gottes Weisheit, und das ist der eingeborene Sohn Gottes. Aber nicht der eingeborene Sohn Gottes, sondern nur des Menschen Sohn wird gleich der ehernen Mosis-Schlange in der Wüste erhöhet werden.“ (1.GEJ 21,1-3)


Jesus unterscheidet in diesem Gespräch zwischen Gott als der Liebe, (das ist entsprechend dem Vater oder der Feuerflamme) dem eingeborenen Gottessohn als der Weisheit (das ist entsprechend dem Sohn oder dem Licht) und dem Menschensohn als dem Fleischleib (das ist die geschaffene Umhüllung). Im Menschensohn wohnte Gottes Weisheit oder der eingeborene Sohn Gottes.


Was bedeutet „eingeboren“? – „Eingeboren“ bedeutet „einziggeboren“. Gott hat Sich viele Kinder erschaffen, die Ihm auch Söhne und Töchter werden sollen, aber er hat nur einen geborenen Sohn, nämlich den eingeborenen oder einziggeborenen Sohn. Aus Gott dem Vater oder dem Feuer der ewigen Liebe konnte nur ein einziger Sohn geboren werden und das ist das göttliche Licht, das aus dem Feuer der Liebe nicht erschaffen, sondern geboren wurde.


Das griechische Wort für „einziggeboren“ bedeutet auch „einziggezeugt“. Jesus war der einzige Sohn, der vom himmlischen Vater durch den Heiligen Geist gezeugt wurde.


Ich bin“, sagt Jesus, „als nun ein Mensch im Fleische vor euch, der Sohn und bin niemals von einem andern als nur von Mir Selbst gezeugt worden und bin eben darum Mein höchsteigener Vater von Ewigkeit. Wo anders könnte da der Vater sein als nur im Sohne, und wo anders der Sohn als nur im Vater, also nur ein Gott und Vater in einer Person?“ (8.GEJ 27,2)


Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns“, schrieb Johannes. (Joh. 1,14) Gott (die ewige Liebe oder der Vater) gab Seinen Sohn (Seine Weisheit, Sein Licht) in diese Welt (das heißt, ins Menschenfleisch), um Selbst mit Seinem eingeborenen Sohn auch in diese Welt zu kommen.


Jesus sagt zu Pharisäern: „Hättet ihr Mich erkannt, so hättet ihr auch Den erkannt, der Mich gesandt hat, von dem ihr saget, dass Er euer Gott sei. Aber der Vater, der Mich gesandt hat, hat Mich nicht also gesandt, wie man in der Welt einen Menschen aussendet, sondern also, dass hier der Sender und der Gesandte Eines sind!“ (8.GEJ 85,20)


Wo das Licht ist, da ist auch die Flamme; wo die göttliche Weisheit ist, da ist auch die ewige Liebe; wo das Wort Gottes ertönt, da ist auch der Gedanke als der Vater des Wortes. „Das ausgesprochene ‚Wort‘ des Gottmenschen Jesus oder dessen Lehre aber ist der eingeborene ‚Sohn‘.“ (2.Hi. Seite 65,9)


6. Der allein wahre Gott und den Er gesandt hat, Jesus Christus

Es gibt nur einen Gott. Wenn es nur einen Gott gibt, dann kann Er nur eine Person sein und nicht aus drei Personen bestehen, denn eins ist nicht gleich drei. Jesus als Person sprach aber von Seinem göttlichen Vater wie von einer anderen Person. Außerdem sprach er noch vom Geiste Gottes. Das hört sich wie drei Personen an und brachte die Zuhörer Jesu oftmals in Verwirrung, denn an der Lehre von den drei göttlichen Personen kann ein Wahrheitssucher in Verwirrung darüber geraten, an wen er sich denn nun wenden soll und wer der für sein Anliegen Zuständige ist.


Petrus, sowie die meisten anderen Jünger verstanden damals weder wie sich das bei Jesus mit Vater und Sohn verhielt, noch warum Er am Kreuz sterben sollte. Petrus sagte einmal in einem Gespräch mit den anderen Jüngern: „Es ist mit unserem Herrn und Meister oft doch sonderbar! Dann und wann spricht Er ganz als der alleinige Herr Himmels und der Erde und handelt dann auch danach; dann und wann ist Er aber wieder ganz Mensch und lässt von Seiner Göttlichkeit nichts merken! Es ist zwar alles unbegreiflich weise, was Er spricht und tut; aber dass Er Sich in jüngster Zeit sollte von Pharisäern zu Jerusalem bis zum Tode misshandeln lassen, bei all Seiner göttlichen Macht und Weisheit, das wäre denn doch etwas, das man durchaus nicht weise nennen könnte! Denn was gewinnt am Ende die Menschheit von solch einer Misshandlung? Sie wird am Ende irre und wird sagen: Da seht das Los des Gewaltigen, dass Er am Ende dennoch ein Opfer des noch Gewaltigeren wird! Er, der die Toten erweckt und Berge versetzt, sollte doch auch imstande sein, mit einem Worte das Tempelgesindel zunichte zu machen!?“ (2.GEJ 187,8)


Als Cyrenius und Kornelius einmal augenblicklich Hand ans Werk legen wollten und die ganze Höllenbrut samt Jerusalem und Tempel von der Erde vertilgen wollten, da entgegnete ihnen Jesus: „Siehe her, diese beiden Jünglinge (Die Jünglinge waren Engel.) genügen, in einem Augenblick auszuführen, was aller römischen Macht in hundert Jahren nicht gelänge! Wenn solches alles nicht geschehen müsste der Ordnung Gottes wegen, glaubet es, Mir wäre es ein leichtes, alles dieses zu vernichten im schnellsten Augenblick! Aber es muss solch Äußerstes geschehen der Gestaltung eines neuen Himmels und einer neuen Erde halber.“ (2.GEJ 82.10)


Jesu Jünger und Anhänger hatten noch nicht recht begriffen, dass Er der allein Mächtige war. Sie verstanden nicht, warum Jesus einerseits Tote zum Leben erwecken konnte und andererseits wie ein ohnmächtiger Mensch den Foltertod über Sich ergehen lassen wollte. Sie verstanden zunächst noch nicht, warum Er einmal so sprach, als wäre Er unmittelbar Gott Selbst und das andere Mal sprach Er von Gott, Seinem Vater als wie von einer anderen Person.


Auch ein römischer Hauptmann zurzeit Jesu kam damit nicht klar und fragte Ihn: „Wer ist der, der Dich gesandt hat, und wie lautet sein Wille? Erkläre Dich da klarer, ansonst ich über diesen Deinen Ausspruch in einen offenbaren Zweifel geraten müsste! Denn einmal heißt es, dass Du Selbst und allein der Herr bist, und dass der das ewige Leben der Seele überkommen werde, der Deine Lehre annimmt und nach ihr lebt und handelt, und nun sagtest Du Selbst, dass nur der das ewige Leben der Seele ernten wird, der den Willen dessen tut, der Dich gesandt hat! – Siehe! – das ist nun sehr zweideutig, und ein Mensch wie ich, dem es sicher um das ewige Leben seiner Seele ganz vollkommen ernstlich zu tun ist, wird da offenbar irre und weiß nicht, an wen er sich wenden soll, der ihm den Willen dessen, der Dich gesandt hat, treu und wahr kundtun könnte! Ich bitte Dich darum, dass Du Dich über Deinen Ausspruch nun deutlicher und bestimmter eröffnen möchtest!“


Jesus gibt dem römischen Hauptmann auf seine Frage eine klare Antwort und sagt: „Es ist wohl noch viel Finsternis in euch! Der Mich gesandt hat, ist Mein ewiger Vater und ist in Mir; und so habe denn auch Ich Selbst aus Meiner Liebe zu euch Menschen Mich gesandt in diese Welt, um euch zu bringen und zu geben das ewige Leben.


Mein Wort und Meine Lehre, die euch den Weg zum ewigen Leben zeigt, ist aber eben der Wille Dessen, der in Mir ist, und der Mich gesandt hat. Denn der Vater, als die ewige Liebe, ist in Mir, und Ich, als ihr Licht, bin in ihr.


Sieh aber die Flamme der hier auf dem Tische leuchtenden Lampe an! Kannst du das Licht von der Flamme trennen oder die Flamme vom Lichte? Die Flamme aber ist das, was Ich ,Vater‘ und ,Liebe‘ nenne, und das Licht ist ihr Sohn, der von der Flamme ausgesendet wird, um zu erleuchten die Finsternis der Nacht. Sind da nicht die Flamme und ihr Licht ein Wesen? Und ist da nicht die Flamme ebenso im Lichte, als das Licht in der Flamme? Wenn aber also und unmöglich anders, so offenbart sich ja des Vaters Wille in dem von Ihm ausgehenden Lichte.


Wer sonach in diesem Lichte wandelt, der wandelt auch nach dem Willen Dessen, der Mich als Sein Licht in diese Welt gesandt hat; und wer in diesem Lichte wandelt, der kann nicht fehlgehen und muss das ewige Leben ernten, weil das Licht, nach und in welchem er wandelt, das ewige Leben selbst ist.“ (8.GEJ 138,8-12)


Der Vater in Jesus ist die Flamme der Liebe, und Sein Sohn ist das Licht, das von der Flamme ausgesendet wird. Flamme und ausgesandtes Licht sind eins, denn wo eine Flamme brennt, wird auch Licht ausgestrahlt.


Jesus sagte: „Der Vater, der Mich als einen Menschensohn in diese Welt gesandt hat, ist in Mir. Ich und Er aber sind nicht zwei, sondern vollkommen Eins; des Vaters Wille ist sonach auch Mein Wille, und der wirkt allenthalben. Den Vater für Sich aber kann kein Mensch sehen; denn Er wäre ohne Mich nicht da und Ich nicht ohne Ihn, weil Ich und Er vollkommen ein Wesen sind. Wer aber nun Mich sieht und hört, der sieht und hört auch den Vater; denn Ich als Vater habe Mich durch Meinen Willen Selbst in diese Welt gesandt. Darum wohl euch, die ihr an Mich glaubet; denn wer an Mich glaubt, der glaubt auch an den Vater, der Mich gesandt hat, und Der wird ihm darum geben das ewige Leben.“ (8.GEJ 158,16-17)


Der Vater war in Ihm (Joh. 14,10-11) und aus diesem Grund sah jeder, der Jesus sah, auch den himmlischen Vater. Somit sind Vater und Sohn nur eine Person, welche der eine Gott ist, denn Vater und Sohn sind wie Geist und Seele eines Menschen.


7. Warum ist Gott Mensch geworden?

Nach dem Fall der Geister konnten die Gott treu Gebliebenen Ihn als Gnadensonne sehen; die Gefallenen aber wurden in der Materie gefangengenommen.


Da nun während der Gefangenschaft“, sagt Jesus, „der stete Vorwurf gemacht wurde: ‚Könnte ich den König (Gott) sehen, so würde ich an ihn glauben!‘, so wurde dadurch Meine Menschwerdung bedingt; erstens für die Gefallenen und zweitens, um den Nichtgefallenen die Gottheit persönlich sichtbar zu machen und so ihren Glauben zu krönen.“ (11.GEJ 17,32)


Der erste Hauptgrund der Menschwerdung Gottes war es, dass Gott zwischen Sich und Seinen Geschöpfen ein volles Vater-Kind-Verhältnis herstellen wollte, denn zu einem solchen Verhältnis gehört es, dass der Vater sichtbar unter seinen Kindern weilen kann (4.GEJ 255,3-4) und die Kinder von Angesicht zu Angesicht mit ihrem himmlischen Vater sprechen können.


Dieser Mein Leib“, sagt Jesus, „ist die verherrlichte Gestalt des Vaters der Menschen und Engel wegen, damit Ich ihnen ein begreiflicher und schaubarer Gott bin, und ihr könnet Mich nun schauen, hören und sprechen und doch leben dabei! Denn ehedem hieß es, dass Gott niemand sehen und dabei leben könne.“ (8.GEJ 27,3)


Er wollte uns kein ferner Gott, sondern ein naher und leicht erreichbarer Vater, Freund und Bruder sein. (9.GEJ 85,5) Deshalb hat Gott nun eine Seinsweise angenommen, die der Mensch selbst besitzt und deshalb verstehen kann.


Doch aber gestehe ich hier auch ganz offen“, sagte Jared zum himmlischen Vater, „dass ich Dich nur unter dieser (menschlichen) Gestalt wahrhaft zu lieben imstande bin; denn wo sollte ein begrenztes Herz die Liebe hernehmen, um Gott in Seiner Unbegrenztheit zu lieben?!“ (2.HG 138,21)


Der zweite Hauptgrund, warum Gott Mensch wurde, war die Erlösung der gefallenen Schöpfung, die kein Mensch mehr hätte vollbringen können, weil die Hölle durch den Fall Adams zu mächtig geworden war. Die Erlösung, die Jesus vollbrachte, bestand in Seiner Lehre und in Seinen Taten.


Jesus sagt: „Da die Hölle ihre Gewalt über die ganze Erde ausübte, war es nun an der Zeit, dass Ich Selbst in die Materie herabkommen musste, um dieses alte, aber notwendige Gericht mit aller Meiner Fülle zu durchbrechen und dadurch der sich selbst geschaffenen Hölle einen Damm zu setzen, den sie nimmerdar also durchbrechen wird, wie es bis jetzt der Fall war. Ich, der Allerheiligste, musste Mich mit der Unheiligkeit der menschlichen oder geschöpflichen Schwachheit bekleiden, um Mich der Hölle, wegen ihrer Besiegung, als ein starker Held nahen zu können.“ (6.GEJ 240,2-3)


Hier liegt das Geheimnis Meiner Menschwerdung, welche die Materie durchbrechen musste, die sonst immer härter und härter werden musste, falls Luzifer sich immer mehr in die Härten des Gegenpols verlor. Meine Menschwerdung gebot daher einen Halt und zeigte genau den Weg zur Loslösung von dem Götzendienst und der Verehrung der polaren Eigenschaften und musste nun auch den Beweis liefern, dass erstens der Tod überwunden werden kann – durch welchen die Menschen an die Materie und deren Genüsse gebunden wurden – als das Höchsterreichbare, und zweitens, dass das Leben nicht in der Materie, sondern im Geiste geschieht und erstere nur ein Gefängnis des letzteren ist.“ (11.GEJ 17,33)


8. In welcher Weise konnte Gott Mensch werden?

Nun stellt sich die Frage, auf welche Weise denn nun Gott hätte Mensch werden können? Hätte Gott in dem Menschen Jesus so vorherrschend sein können, dass Er die Schwere des Erdenlebens mit Leichtigkeit hätte ertragen können?


Jesus sagt: „Ich als Gott wollte Meinen Geistern durch Meine Menschwerdung und das als Mensch erlebte Schicksal (der Gefangennehmung und Kreuzigung) das größte Beispiel der Demütigung geben, wie Ich es auch wirklich getan habe. Nun frage Ich euch, wäre das ein Beispiel der Demütigung gewesen, wenn Ich als Gott auf der Erde gelebt, gewirkt und gelitten hätte? Gewiss nicht! Denn als Gott wäre es in meiner Macht gestanden, entweder alle Leiden zu vermeiden, oder wenn Ich wollte, mit einer Fühllosigkeit auch die größten Schmerzen zu ertragen. Wo wäre dann das Beispiel der Aufopferung und der Demut geblieben? Ich musste also, als Ich auf diese Welt kam, ganz Mensch sein, und deswegen als Selbst-Mensch auch seine Leidenschaften und Gebrechen, die Ich wohlweislich in ihn gelegt habe, ebenfalls mit leiden, selbe bekämpfen, und wie Ich es auch von den Menschen verlange, selbe auch besiegen.“ (G. Mayerhofer, Be.Fe.Dr. Seite 19)


Jesus war also nicht ausschließlich Gott, sondern auch ganz Mensch wie wir, denn sonst wäre Gottes Erdendasein ohne alle Wirkung geblieben. Er wollte ja einen Weg zeigen und vorangehen, so dass Ihm alle nachfolgen konnten, und dazu musste Er auch ganz Mensch sein, ohne göttliche Vorteile, denn diese musste Sich der Menschensohn erst erringen. Der Menschensohn musste denselben Versuchungen, einmal durch die Materie Seines Fleisches und auch den von außen kommenden, in Seiner Seele ausgesetzt sein wie alle anderen Menschen und musste diesen Versuchungen widerstehen. Dadurch überwand Er die Welt und wurde Sieger über die Hölle, die in dieser Welt die Materie darstellt. (7.GEJ 169,8)


9. Der im Menschen Jesus eingekerkerte Gott

Ohne den Glauben an die Gottheit Jesu kann das wahre Christentum nicht fortbestehen, weil „von dem Begriffe Meines Erdenwandels“, sagt Jesus, „ob als Gott oder als Mensch, oder als beides zugleich, das ganze Glaubensgebäude abhängt.“ (Mayerhofer, Be.Fe.Dr. Seite 19) Deshalb ist eine Gemeinschaft, die Christus nicht in der Wahrheit und in seinem wahren Geiste predigt, (EM 73,1) „keine Kirche, weil sie Mich, den Herrn, (als Gott) leugnet und Mich zu einem gewöhnlichen Menschen und Volkslehrer der Vorzeit macht. Sie verwirft sonach auch den Grundstein, auf dem sie ihr Gebäude aufführen will, und ihr Haus wird daher einen schlechten Stand haben.“ (1.RB 1,4)


Es heißt in der Schrift: ‘Und Er nahm zu an Gnade und Weisheit vor Gott und den Menschen und blieb untertänig und gehorsam Seinen Eltern‘, (Luk. 2,51-52) bis da Er Sein Lehramt antrat.


Frage: Wie konnte Jesus denn, als das alleinig ewige Gottwesen, an Weisheit und Gnade vor Gott und den Menschen zunehmen, da Er doch Gott von Ewigkeit war? Und wie namentlich vor den Menschen, da Er doch von Ewigkeit das endlos allervollkommenste Wesen war?


Um das richtig zu fassen, muss man Jesum nicht abgeschlossen als den alleinigen Gott ansehen; sondern man muss sich Ihn als einen Menschen darstellen, in dem die alleinige ewige Gottheit Sich gerade also untätig scheinend einkerkerte, wie da in eines jeden Menschen Wesen der Geist eingekerkert ist.


Was aber ein jeder Mensch nach göttlicher Ordnung tun muss, um seinen Geist frei zu machen in sich, das musste auch der Mensch Jesus ganz vollernstlich tun, um das Gottwesen in ihm frei zu machen, auf dass er eins würde mit Ihm.“ (JJ 299,1-7)


Hier wird zwischen dem Menschen Jesus und dem „alleinig ewigen Gottwesen“ unterschieden. Der Mensch Jesus bestand wie jeder Mensch aus Leib, Seele und Geist. Im Seelenherzen ist der Lebens- oder Menschengeist oder auch essentielle Geist in einem Bläschen eingeschlossen. Im Herzen des Lebens- oder Menschengeistes eines getauften Christen aber ist ebenfalls in einem Bläschen der Gottes- oder Liebegeist oder der reine Funke der Vaterliebe (4.GEJ 220,8) eingeschlossen. (3.Hi. Seite 13,12) In der gleichen Weise war im Geist des Menschen Jesus das „alleinig ewige Gottwesen“ zur Zeit der Kindheit und Jugend in einem Bläschen eingeschlossen.


10. Wer war der Menschensohn?

Um den Menschen sichtbar zu werden, musste Sich Gott mit Geschöpflichem bekleiden, und das war der Menschensohn. Der Menschensohn bestand zunächst einmal aus dem Fleischleib, wie Jesus das dem Nikodemus erklärte. Mehr sagte Er zu ihm nicht, weil Nikodemus zu dem Zeitpunkt weitere Erklärungen noch nicht begriffen hätte. Der Leib Jesu wurde auf wunderbare Weise vom Geiste Gottes gezeugt und durch die Jungfrau Maria auf ebenso wunderbare Weise geboren.


Zum Geschöpflichen, mit dem Sich Gott bekleiden musste, und damit zum Menschensohn gehört auch eine geschaffene Seele. Seine Seele kam, wie auch die unsere, von der Naturseelenentwicklung aus der Erde her und war wie bei allen Menschen nicht viel reiner als der Leib.


Jesus sagte: „Gar viele Engel werden den Weg des Fleisches also durchmachen, wie Ich Selbst als der höchste Geist Gottes ihn nun durchmache, auf dass sie dann Gottes wahre Kinder werden können. Aber da werden sie sich selbst eine rechte, noch nie in einem Fleische gewesene Seele erwählen und sie in das Fleisch einer reinen Mutter geben, und sie werden dann sorgen für das Weitergedeihen und für die rechte Lebensbildung nach ihrem Lichte und nach ihrer Kraft, auf dass eine solche Seele erstarke für die ewige Einigung mit ihnen.“ (5.GEJ 267,8-9)


Kein Engelsgeist kann ohne eine unreine Naturseele als Mensch inkarniert werden. Das war auch bei Jesus der Fall. Es heißt in der Jugend Jesu: „Seine Seele war gleich wie die eines jeden Menschen und war mit umso mehr Schwächen behaftet, weil der allmächtigste Gottgeist Sich Selbst in die gewaltigsten Bande legen musste, um in Seiner Seele gehalten werden zu können.“ (JJ 299,17) „Es muss aber jeder Mensch gewisse Schwächen in sich tragen, die da die gewöhnlichen Fesseln des Geistes sind, durch die er wie in einer festen Hülse eingeschlossen ist.“ (JJ 299,8)


Aus den seelischen Schwächen bildet sich das substanzielle Bläschen, in das der Menschengeist eingelegt und festgehalten wird. (EM 51,5-7) Engelsgeister, die von oben kommen, wie Johannes der Täufer, brauchen eine besonders schwache Seele (1.GEJ 145,2-3), damit ihr starker Geist in der Seele gehalten werden kann. Je größer die seelischen Schwächen sind, umso stärker ist die substanzielle Hülse des Bläschens, so dass ein starker Geist in ihm eingeschlossen werden kann. Das war bei Jesus umso mehr der Fall, weil in Seiner Seele nicht nur ein Funke, sondern die Fülle der Gottheit (Kol. 2,9) eingeschlossen war.


11. Wer war der Geist des Menschen Jesus?

Es heißt in der „Jugend Jesu“, dass Jesu Seele gleich wie die eines jeden Menschen war, (JJ 299,8) und einige Zeilen weiter ist von Seiner „freilich göttlichen Seele“ die Rede, welche der eigentliche Sohn war. (JJ 299,19) Ist das nicht ein Widerspruch? – Ja, das wäre ein Widerspruch, wenn mit den beiden Worten „Seele“ das gleiche gemeint wäre. Die Seele ist ein Gefäß des Geistes und war auch bei Jesus eine Naturseele. Das war die Seele, die bei Ihm wie die Seele eines jeden Menschen war. Der Geist wird in den göttlichen Offenbarungen manchmal auch als Seele bezeichnet, weil dieser ein Gefäß des Gottesgeistes oder des reinen Funkens der Vaterliebe ist. (5.GEJ 184,4) Der Geist des Menschen Jesus war deshalb auch eine Seele, weil er das Aufnahmegefäß für die Fülle des Gottesgeistes oder des Vaters war.


Jesus sagte: „Der Geist in Mir ist völlig eins mit dem Geiste Gottes.“ (6.GEJ 90,9-12) Jesus hatte, neben dem Leib, der Naturseele und dem Geist Gottes auch einen Geist in Sich, welcher eben auch als „göttliche Seele“ bezeichnet wurde. Jesus bestand somit aus dem „alleinig ewigen Gottwesen“ und dem Menschen Jesus. Der Mensch Jesus wiederum bestand aus dem Gottessohn und dem Menschsohn. Der Menschensohn war das Geschöpfliche und bestand aus dem Leib und der Naturseele, die gleich der Seele eines jeden Menschen war und die Schwächen in sich trug. Der Gottessohn war Seine göttliche Seele oder Sein Geist.


Nun fragt es sich, wer war der Geist des Menschen Jesus? – War Sein Geist ein höchster Engelsgeist?


Jesus sagt: „(Der Vater), der Mich gesandt hat, war zwar in Mir, wie Ich in Ihm, aber Er war der Geist Gottes als Vater von Ewigkeit; Ich aber war und bin dessen Seele. Diese besitzt zwar ihre eigene Erkenntnis und Fähigkeit, als die höchste Seele und die vollendetste Seele aller Seelen; aber dennoch durfte diese Seele nicht tun, was sie wollte, sondern nur, was Der wollte, von dem sie ausgegangen ist.“ (EM 70,8)


Mit „Seele“ meint Jesus hier wieder Seine göttliche Seele oder Seinen Geist. Diese göttliche Seele ist vom Vater ausgegangen und in die Welt gesandt worden.


Jesus spricht: „Weder Jehova in Mir, noch Ich Seele als Dessen ewiger Sohn, sondern allein dieser Leib als des Menschen Sohn wird getötet werden in Jerusalem, aber am dritten Tage als völlig verklärt auferstehen und dann für ewig eins sein mit Dem, der in Mir ist und Mir alles offenbart, was Ich als Menschensohn zu tun und zu reden habe.“ (5.GEJ 246,17)


Wer ist der ewige Sohn? – Jesus bezeichnet Sich hier als Seele, welche der ewige Sohn Jehovas ist. Der ewige Sohn ist der Sohn des Vaters von Ewigkeit und das ist das Licht oder die Weisheit. (9.GEJ 213,15) Mit dem Begriff „ewiger Sohn“ bezeichnet Jesus Seine Seele als ungeschaffen und damit als göttlich.


Wenn von Jesu menschlicher und göttlicher Seele die Rede ist, so sind mit den beiden weder ein und dieselbe Seele gemeint, denn menschlich kann nicht göttlich sein, noch sind damit zwei verschiedene Seelen gemeint, sondern es sind Seine menschliche Seele und Sein Geist damit gemeint. Dieser Geist Jesu entspricht dem essenziellen Geist bei den anderen Menschen, Er ist aber auch eine göttliche Seele, weil Er das Aufnahmegefäß für den Geist Gottes oder den Vater ist.


Durch Johanne Ladner sagt Jesus: „Der Sohn ist kein neuerschaffenes Ich, sondern Mein Ich ist von Ewigkeit her, und hat sich durch den Sohn in Menschenform eingehüllt, um der kreatürlichen Menschheit zugänglich zu werden. Die Gnade und Erbarmung schuf diese Menschform als Hüllen oder Organe für das eigentliche Ich, welches durch diese Umkleidung ‚Mensch’ genannt wurde.“ (Be.Fe.Dr. Seite 46-47)


Wer ist nun also der Geist des Menschen Jesus? – Sein Geist ist somit kein geschaffenes oder neuerschaffenes, sondern ein ewiges Ich. Er ist die ewige göttliche Weisheit, die in der Hülle des menschlichen Leibes „Mensch“ genannt wurde. Er war das Fleisch gewordene Wort und das heißt nichts anderes, als wie es der Evangelist Markus in der „Geistigen Sonne“ sagt, dass „wirklich die Weisheit Gottes, als Sein ewiges Wort aus der ewigen Liebe hervorgehend, das Fleisch angenommen hat und Gottes Sohn hieß.“ (1.GS 51,21)


Wenn „Gott von Ewigkeit“ im Geistherzen des Menschen Jesus eingekerkert war, so waren nicht die Liebe und die Weisheit zusammen eingekerkert, weil sie im Grunde nur beide zusammen das eine Gottwesen ausmachen, sondern getrennt; denn die Weisheit musste sich von der ewigen Liebe trennen (3.Hi. Seite 77,9) und wurde von Ihr in die Welt (ins Menschenfleisch) gesandt und war der Mensch Jesus Christus. Diese Unterscheidung ist sehr wichtig, um zu einer wahrheitsgemäßen Erkenntnis von dem allein wahren Gott Jehova und den Er gesandt hat, Jesus Christus, zu kommen. (Joh. 17,3) Somit lautet der Name Gottes nun: Jesus Jehova. Jesus, das ist der Sohn oder die Weisheit und Jehova, das ist Vater oder die Liebe.


Ich als der Sohn“, sagt Jesus, „bin das Licht und die Weisheit, die hervorgeht aus dem Feuer der ewigen Liebe.“ (6.GEJ 230,4)


Somit war der Geist des Menschen Jesus kein geschaffener Engelsgeist, sondern der einzige ungeschaffene Sohn, Gottes Weisheit, der als Lichtwesen vor aller Schöpfung aus Gott hervorging und auf die gleiche Weise als Jesus Mensch wurde, wie auch die Engelsgeister Mensch werden.


12. Die Weisheit als das Kind Jesus

Der Mensch Jesus musste erst alles lernen, (JJ 55,23-24) wie das auch bei allen anderen Menschen der Fall ist. Nur in der Zeit, in der ein besonderes Wirken notwendig war, tauchte die Gottheit aus Ihrem Eingekerkertsein zur Wundertätigkeit auf. (JJ 0,2) Das Weinwunder zu Kana aber war das erste Wunder Jesu nach dem Anfang Seiner Lehrzeit.


Jesus sagt: „So wie Ich als Christus auf die Welt kam, und so oft Ich Meinen ‚Vater’ im Himmel anrief, so war es stets die Weisheit, welche die Liebe in Mir anrief.“ (G. Mayerhofer, Be.Fe.Wei. Seite 10)


Jesus spielte schon als kleiner Junge mit anderen Kindern oftmals auf eine sehr weise Art. (JJ 297,26) Da waren Seine Spiele nicht die üblichen Spiele, wie Kinder sie spielen, sondern sie waren geistige Belehrungen. Er brauchte keinen Schulunterricht, denn der Unterricht, den Er bekam, kam aus Seinem Inneren. Die Lehrer, die Jesus etwas beibringen sollten, richteten mit Ihm nie etwas aus. Einem Lehrer, der Jesus Lesen und Schreiben beibringen sollte, las Jesus etwas aus dem Daniel vor und erklärte es ihm auf eine Art, dass er ganz verwundert sagte: „O Bruder Joseph, jetzt begreife ich es klar, warum mit diesem Knaben kein Lehrer es auszuhalten vermag! Der Knabe versteht ja ohnehin mehr als alle Lehrer zusammen auf der ganzen Erde! - O darum behalte ihn ja daheim!“ (JJ 296,20-21)


Schon als kleines Kind redete Er als die göttliche Weisheit und sprach: „Der Vater und Ich (der Sohn) sind einer Liebe und eines Herzens!“ (JJ 91,12)


Später aber sprach Er zum Joseph: „Joseph, durch die zwei Tage machte Ich einen förmlichen Hausherrn, und ihr alle gehorchtet Mir; aber von nun an übergebe Ich wieder dir diese hausherrliche Stelle, und wie du alles ordnen wirst, also solle es auch geschehen! Von jetzt an bin Ich wieder wie ein jeglich Menschenkind - und muss es sein; denn auch Mein Fleisch muss wachsen zu euer aller Heile. Daher erwartet für jetzt wie für die künftige Zeit in diesem Lande keine offenen Wundertaten mehr von Mir! Lasst euch aber dennoch in eurem Glauben und Vertrauen an Meine Macht und Gewalt nicht irremachen; denn was Ich war von Ewigkeit, das bin Ich allzeit und werde es sein in Ewigkeit!“ (JJ 226,2-7)


Von da an redete das Jesuskind wieder ganz kindisch, und in Seiner Rede war für lange Zeit keine Spur mehr von irgendetwas Göttlichem, (JJ 226,16) denn das Kind Jesus musste Sich frei entwickeln können wie alle anderen Kinder.


Jesus sagte: „Wenn Ich in Meiner frühesten Kindheit schon Worte des Geistes sprach, wo andere Kinder noch unverständliche Laute hervorbringen, wenn Ich, wie während des dreitägigen Aufenthalts im Tempel, Aufklärungen gab und sogar Wunder wirkte, so müsst ihr bedenken, wessen Geist in diesem Jesus verborgen lag, und wie leicht er bei der geringsten Erregung durch die Menschenhülle durchleuchtete.“ (PH 7,5)


Der Mensch Jesus musste vom himmlischen Vater in Ihm erzogen werden, aber der Vater durfte Ihn nicht zwingen, damit Er sich völlig frei entscheiden und handeln konnte.


Es heißt in der Vorrede der Jugend Jesu: „Ich lebte die bekannte Zeit bis zum dreißigsten Jahre geradeso, wie da lebt ein jeder wohlerzogene Knabe, dann Jüngling und dann Mann, und musste durch den Lebenswandel nach dem Gesetze Mosis die Gottheit in Mir - wie ein jeder Mensch Mich in sich - erst erwecken. Ich Selbst habe müssen so gut wie ein jeder andere ordentliche Mensch erst an einen Gott zu glauben anfangen und habe Ihn dann stets mehr und mehr mit aller erdenklichen Selbstverleugnung auch müssen mit stets mächtigerer Liebe erfassen und Mir also nach und nach die Gottheit erst völlig untertan machen.“ (JJ 0,1-2)


Der Mensch Jesus kam genau wie alle anderen Menschen ohne Rückerinnerung auf die Welt. Erst allmählich tauchten das göttliche Bewusstsein und das Bewusstsein Seiner Sendung in Ihm auf. Er musste durch die alleräußersten Selbstverleugnungen die gewaltigen Schwächen, die der Vater wohlweislich in Ihn gelegt hatte, überwinden, um Eins zu werden mit Ihm.


13. Die Schwächen der Seele Jesu

Ein jeder Mensch hat die Aufgabe, seine Schwächen durch eine gerechte Selbstverleugnung zu überwinden, um seinem Geist die Fesseln abzunehmen, damit dieser mit seiner Seele Eins werden kann. Wie das aber ein jeder Mensch tun muss, um in die Herrlichkeit Gottes eingehen zu können, so musste auch der Gottmensch Jesus Seine Schwächen überwinden.


Es heißt in der Jugend Jesu: „Also musste die Seele Jesu auch die größten Versuchungen, Sich Selbst verleugnend, bestehen, um ihrem Gottgeiste die Bande abzunehmen, Sich damit zu stärken für die endloseste Freiheit des Geistes aller Geister, und also völlig Eins zu werden mit Ihm.


Und ebendarin bestand denn auch das Zunehmen der Weisheit und Gnade der Seele Jesu vor Gott und den Menschen, und zwar in dem Maße, als Sich der Gottgeist nach und nach stets mehr und mehr einte mit Seiner freilich göttlichen Seele, welche da war der eigentliche Sohn.“ (JJ 299,18-19)


Welches waren denn nun die Schwächen der Seele Jesu und wie überwand Er sie?


Wir lesen in der Jugend Jesu: „Stolz, Herrschlust, vollste Freiheit, Sinn fürs Wohlleben, Weiberlust und dergleichen mehr, also auch Zorn, waren die Hauptschwächen Seiner Seele.


Aber Er kämpfte aus dem Willen der Seele gegen alle diese gar mächtigsten tödlichsten Triebfedern Seiner Seele.


Den Stolz demütigte Er durch die Armut; aber welch ein hartes Mittel war das für Den, dem alles zugehörte, und Er aber dennoch nichts ,Mein‘ nennen durfte!


Die Herrschlust bändigte Er durch die Untertänigkeit und durch den willigsten Gehorsam zu denen, die wie alle Menschen gegen Ihn – o wie – gar nichts waren!


Seine ewige, allerhöchste Freiheit bestürmte Er eben damit, dass Er Sich, wennschon endlos schwer, den Menschen wie ein sklavischer Knecht zu den niedrigsten Arbeiten gefangen gab.


Den stärksten Hang zum Wohlleben bekämpfte Er durch gar oftmaliges Fasten – aus Not, und auch aus dem freien Willen Seiner Seele.


Die Weiberlust bekämpfte Er durch nicht selten schwere Arbeit, durch magere Kost, durch Gebet und durch den Umgang mit weisen Männern.


Da Er ferner die Bosheit der Menschen mit einem Blicke durchsah – und sah ihre Hinterlist und Heuchelei, Verschmitztheit und ihre Selbstsucht, so ist es auch begreiflich, dass Er sehr erregbar war und konnte leichtlichst beleidigt und erzürnet werden; aber da mäßigte Er Sein göttliches Gemüt durch Seine Liebe und darauf erfolgte Erbarmung.


Und also übte Er Sein Leben durch lauter schwerste Selbstverleugnungen, um dadurch die zerrüttete ewige Ordnung wiederherzustellen!


Aus dem aber lässt sich leicht ersehen, wie Jesus als Mensch die achtzehn Jahre (von Seinem 12. bis zu Seinem 30. Jahre) unter beständigen harten Versuchungen und Bekämpfungen derselben zubrachte.“ (JJ 300,4-10+14-18)


14. Der schwerere Weg des Menschensohnes

Weil nun im Menschensohn Jesus die Gottheit in Ihrer ganzen Fülle war, dürfen wir nicht meinen, Er hätte es leichter als wir gehabt, zur Einswerdung mit dem Geiste Gottes zu gelangen. Gerade das Gegenteil war der Fall.


Auf eine diesbezügliche Frage sagte Jesus: „Als purer Mensch habe Ich wahrlich ganz dasselbe wie du tun müssen; aber da Ich, aufrichtig gesagt, Meinem inneren Geistwesen nach etwas mehr denn ein purer Mensch bin, …so hatte Ich es eigentlich schwerer, weil Ich als Mensch dieser Erde nie einen eigenen Willen in Mir aufkommen lassen durfte, sondern stets den Willen Dessen auf das genaueste befolgen musste, der durch Mich in diese Welt kommen und den Menschen das ewige Leben bringen und geben wollte.“ (6.GEJ 88,11)


Jesus durfte nicht ein einziges Mal auch nur eine kleinste Sünde begehen, weil Er sonst mit seiner Mission völlig gescheitert wäre, während die gewöhnlichen Menschen bis zu einem gewissen Grad sündigen konnten, ohne dass sie gänzlich versagt hätten.


Über diese Zeit, die bis zur Taufe im Jordan ging, sagt der himmlische Vater: „Bis zu dieser Zeit war Jesus ein Mensch, welchen der Vater ganz vollkommen für Sich erzog, und dieser Mensch Jesus war der Sohn Gottes darum, weil ihn Gott unmittelbar für Seine allerhöchste Aufnahme durch eine Jungfrau geboren werden ließ und ihm auch von Seiner allerhöchsten Seite Selbst die gehörige Erziehung gab. So war dieser Jesus bis auf diesen ersten Auftrittszeitpunkt weiter nichts als ein noch unbekanntes fleischgewordenes Wort Gottes und musste als Mensch sich freitätig gleich jedem anderen Menschen durch die alleräußersten Selbstverleugnungen auf das allertüchtigste vorbereiten zum bevorstehenden Vollempfange des Geistes Gottes.“ (3.Hi. Seite 138,6)


15. Die Einswerdung Jesu mit dem Vater

Jesus lebte und handelte stets so, dass der Geist Gottes in Ihm nach und nach befreit wurde.


Über Jesus sagt der Vater: „Sein Handeln ging lediglich aus seiner fortwährend großen Liebe zum Göttlichen und eben also auch aus der Liebe zu dem Nächsten hervor. Er opferte jede Handlung Gott auf und übte sie also, dass er dabei nie seinen Vorteil, sondern bloß den seines Nächsten vor Augen hatte. Daneben verwendete dieser Mensch tagtäglich eine Zeit von drei Stunden der allgemeinen Ruhe in Gott.“ (Schr. 8,14)


Bevor Jesu innerer Gottgeist (1.GEJ 150,6) Sich mit Seiner göttlichen Seele (das heißt mit Seinem Geist) und Seiner menschlichen Seele vereinen konnte, musste Er Ihn durch Seine äußere Tätigkeit, die stets aus der Liebe hervorgehen musste, erst erwecken.


Jesus sprach: „Die volle Einung der Fülle der Gottheit mit dem Menschen Jesus ist nicht auf einmal, wie mit einem Schlage, sondern - wie alles unter der Leitung Gottes - erst nach und nach, gleich dem sukzessiven Erwachen des göttlichen Geistes im Menschenherzen, und erst durch den Kreuzestod vollends erfolgt.“ (JJ 0,6)


So kam die Zeit heran, in welcher Jesus die Welt überwunden hatte und der Geist Gottes, der Vater oder die ewige Liebe in Ihm, von allen Fesseln befreit, sich mit Ihm vereinigen konnte. Die Einswerdung geschah bei der Taufe im Jordan, als der Geist Gottes sichtbar über Ihn kam.


Da sprach der Vater: „Dies ist Mein geliebter Sohn, oder dies ist Mein Licht, Mein eigenes Urgrundsein, an dem Ich als die urewige wesenhafte Liebe Mein Wohlgefallen habe.“ (1.GEJ 6,3) – „Das heißt: mit welchem Ich Mich jetzt auf ewig unzertrennlich in Eins verbinde. Diesem Menschen Jesus sollet ihr von nun an folgen und hören Sein Wort! Sehet, hier ist Jesus Eins mit dem Vater, so zwar, dass da zwischen Ihm und dem Vater es keinen Unterschied mehr gibt.“ (3.Hi. Seite 138,8-9)


Die Liebe Gottes, der Vater, nahm nun volle Wohnung im Menschen Jesus, aber nicht so, als wäre diese Liebe vom Himmel herab in Ihn gekommen, sondern sie kam aus Seinem Innersten hervor, weil Er die Fülle des Gottesgeistes befreit hatte und eins mit Ihm geworden war.


Der Vater und der Sohn, die Liebe und die Weisheit, das Feuer und das Licht sind zwar von Ewigkeit eins gewesen, aber in der Form, die vor aller Schöpfung aus dem Gotteszentrum als ein Wesen heraustrat, mussten sie auch als Mensch im Erdenleben eins werden, damit Gott, der Vater, Seinen Kindern für ewig sichtbar werden konnte.


Zwar erschien der Vater Seinen Kindern schon vor dem Erdenleben Jesu, aber der Geist Gottes, die Liebe des Vaters, nahm noch nicht bleibend Wohnung in der Form und auch nicht in Seiner ganzen Fülle. Diese Form, in der der himmlische Vater unter den Namen Asmahael, hoher Abedam und Melchisedek erschien, war kein Engelsgeist, was nur als bildliche Darstellung zum besseren Verständnis für die Menschen ausgesagt wurde, sondern das als Wesen gestaltete Licht der Weisheit Gottes. Dieses Wesen war bei jeder Sichtbarwerdung Gottes immer das gleiche, wie es auch Fleisch wurde als Jesus.


Der himmlische Vater sprach zu Jared: „Glaube es Mir: Niemand wird Mich je in einer andern Form sehen denn in der, in welcher ihr Mich jetzt alle sehet im Geiste!“ (2.HG 138,27)


Bereits Luzifer, als er schon tief gefallen war, ist die Liebe Gottes erschienen in derselben Form, um ihn möglicherweise im Fallen aufzufangen. Schon am Anfang seines Falles erschien ihm die Liebe Gottes, jedoch ohne Form.


Luzifer sprach: „Als ich noch war ein Fürst alles Lichtes, da wurde mir gezeigt ein mattes Flämmchen. Dieses hätte ich sollen anbeten; denn es wäre die ewige Liebe Gottes. Dieses konnte ich nicht glauben in meinem Strahlenglanze und sah mich weit erhaben über das matte Flämmchen. Und siehe, da ergriff mich der Grimm meiner Lichthöhe. Ich entzündete mich noch mehr und wollte vernichten mit meinem Lichte das Flämmchen gänzlich; allein da erfasste mich der göttliche Zorn, und ich wurde geschleudert hierher in diese ewige, finstere Leere, welche ich erst nach Ewigkeiten erreicht habe.“ (1.HG 40,10)


Als in Luzifer nach Ewigkeiten des Fallens Reuegedanken aufstiegen, da bemerkte er, wie ihm aus den Höhen ein ihm ähnliches Wesen nachschwebte, ihn auffing und zu ihm sprach: „Luzifer, du armer, gefallener Geist, kennst du Mich?“


Luzifer antwortete: „Wie sollte ich dich erkennen in dieser wesenleeren, finsteren Nichtigkeit?!“ (1.HG 40,5-6)


Da sah er auf einmal das Flämmchen über dem Haupte dieses Wesens schweben, und das Wesen sprach wieder zu ihm: „Luzifer, erkennst du Mich jetzt?“ – Und er antwortete: „Ja, Herr, ich erkenne Dich; Du bist Gottes Liebe!“ (1.HG 40,11)


Dieses Flämmchen der Liebe Gottes ließ sich auch auf dem Haupte Jesu nieder, wie sich eine Taube herniederlässt, als Jesus von Johannes dem Täufer im Jordan getauft wurde. Wir sehen hier dieselbe Form, dasselbe Wesen, dieselbe Weisheit und dieselbe Liebe Gottes, wie sie schon Luzifer sah und wie sie nun für ewig auch in der menschlichen Form Eins wurden.


So konnte Jesu große Mission ihren Anfang nehmen, um jedem Menschen, der Seine Lehre annimmt und befolgt, das Leben zu geben, das Er für alle Geschaffenen erkämpft hat.


Jesus sagte: „Ich habe die Fülle des Lebens vom Vater überkommen und kann jedermann, der das Leben will, auch das Leben geben; denn es hat der Vater Mich also schon vor der Welt verordnet, dass in Mir alle Fülle des Lebens wohne und durch Mich alle Menschen leben sollen. Und dieser Verordnete bin Ich Meiner Seele nach; dem Geiste nach aber bin Ich eins mit Dem, der Mich verordnet hat. Sieh, Ich bin sonach der Weg, die Wahrheit und das Leben! Die an Mich glauben, werden den Tod nicht sehen, noch fühlen und schmecken, und könnten sie auch mehr als einmal dem Leibe nach sterben; die aber an Mich nicht glauben werden, die werden sterben, und hätten sie auch ein tausendfaches Leben!


Denn ein jeder Mensch hat einen Leib, und der muss einmal sterben – das wird auch diesem Meinem Leibe nicht ausbleiben; aber die Seele wird mit der Ablegung des Leibes nur freier, heller und lebendiger, und vollends eines mit Dem, der sie vor aller Welt verordnet hatte zum Heile aller, die an den Sohn des Menschen glauben werden und halten Seine Gebote.“ (3.GEJ 100,5-7)


Schon vor aller Schöpfung, noch bevor das Licht wesenhaft aus Gott, der ewigen Liebe trat, war die Weisheit zum Heile für alle Geschöpfe vorgesehen gewesen. Aber es war für den Sohn kein leichter Weg.


Jesus sagt: „Ich als Mensch, wie Ich nun vor euch dastehe, bin kein Gott, wohl aber ein Gottessohn, was eigentlich ein jeder Mensch sein soll; denn die Menschen dieser Erde sind berufen, Kinder Gottes zu werden und zu sein, wenn sie nach dem erkannten Willen Gottes leben... Einer von ihnen aber ist von Gott aus und von Ewigkeit her bestimmt, der Erste zu sein, das Leben in Sich zu haben und es jedermann zu geben, der an Ihn glaubt und nach Seiner Lehre lebt. Und dieser Erste bin Ich!


Aber Ich habe solches Leben aus Gott nicht etwa vom Mutterleibe aus in diese Welt gebracht! Der Keim lag wohl in Mir, aber er musste erst entwickelt werden, was Mich nahe volle dreißig Jahre Zeit und Mühe gekostet hat. Nun stehe Ich freilich als vollendet da vor euch und kann euch sagen, dass Mir alle Gewalt und Macht gegeben ist im Himmel und auf Erden, und dass der Geist in Mir völlig eins ist mit dem Geiste Gottes... der freilich wohl in aller Fülle in Mir wohnt.


Dieser Geist ist wohl Gott, doch Ich als purer Menschensohn nicht; denn Ich habe als solcher auch, jedem Menschen gleich, durch viele Mühe und Übung erst Mir die Würde eines Gottes erwerben müssen und konnte Mich als solcher erst einen mit dem Geiste Gottes. Nun bin Ich wohl eins mit Ihm im Geiste, aber im Leibe noch nicht; doch Ich werde auch da völlig eins werden, aber erst nach einem großen Leiden und gänzlicher und tiefst demütigender Selbstverleugnung Meiner Seele.“ (6.GEJ 90,9-12)


16. Die Weisheit als Mensch

Jesus sagt: „Als Ich den Geistern Mein Probebeispiel von (einer) Demütigung geben wollte, trennte sich gewissermaßen die Weisheit von Mir, (dem Vater) und wurde Mensch, und die Liebe beeinflusste selbe nur insoweit, als selbe mit ihr in Verbindung stehen musste, da Liebe nicht völlig ohne Weisheit und Weisheit nicht ohne Liebe sein kann. Da also (selbst bei der dort nötigen Trennung) stets eine Verbindung dieser beiden Eigenschaften, die Mein eigentliches Ich ausmachen, vorhanden war, so waren ja die Reden Jesu stets gerechtfertigt, wenn Er vom ‘Vater’ sprach, z.B. wo Er sagte: ‘Ihr kennet Ihn nicht, aber Ich kenne Ihn’, oder ‘Ich komme vom Vater und gehe zum Vater.’


Auf dem letzten Gange nun, im Garten (Gethsemane), wo die Weisheit als Mensch den letzten bittersten Akt als Schlussstein Ihres Probelebens begehen musste, sah zwar dieselbe Ihr unerbittliches Schicksal voraus, allein die Liebe, um Sich Selbst konsequent zu sein, musste Ihn, den Sohn, den Menschen Jesus, ganz allein als Mensch Sich Selbst überlassen wegen Seiner Aufgabe. (Da fiel auf Ihn) die ganze Wucht Seines Versprechens, die gefallene Menschheit durch Seinen Tod als Selbst-Mensch wieder vom Tode zu erlösen, und die Geister alle wieder auf den rechten Weg zurückzuführen, der allein nur möglich zur Erreichung des großen Zieles war. Und in dieser letzten totalen Verlassenheit fühlte Ich als Jesus Mich alles Göttlichen beraubt, ein Zustand, der bis dort noch nie eingetreten war, und deswegen rief Ich: ‘Wende den Kelch von Mir ab, aber nicht Mein, sondern Dein Wille geschehe!’ Es war der Moment der Todesangst und größten Demütigung, der wichtigste Moment Meiner Mission, die, hätte Ich sie nicht erduldet, wie Ich sie dort wirklich erduldet habe, wirkungslos für euch Menschen und alle Geister gewesen wäre.


Begreifet ihr nun, warum Ich als Mensch so sprach und so betete? - Weil Ich (die Weisheit) da eben ganz wie ihr nur Mensch und nichts anderes war; nur mit dem kleinen Unterschied, dass Ich noch die Voraussicht hatte dessen, was Mir begegnen wird, welche ihr als gewöhnliche Menschen entbehret; deswegen aber auch diese Stunde im Garten vor Meiner Gefangennahme so verhängnisvoll und bitter für Mich war.“ (G. Mayerhofer, Be.Fe.Dr. Seite 20)


Im Garten Gethsemane trat erstmals seit der ganzen Ewigkeit der Moment ein, in dem die göttliche Weisheit Sich alles Göttlichen beraubt fühlte, weil Gott, die ewige Liebe, Sich in dem Menschen Jesus zurückzog. Hier musste Sich die Weisheit ganz allein als Mensch entscheiden, Ihr Versprechen einzulösen, die gefallene Schöpfung vom Gericht zu erlösen und den Weg des Gehorsams und damit des Leidens zu gehen.


In dieser totalen Verlassenheit, in der Jesus nur ein schwacher Mensch war, kam auf Ihn die ganze Last Seiner Aufgabe, nämlich das unmittelbar bevorstehende Leiden und Sterben am Kreuz, das Er klar vor Seinen Augen hatte.


17. Die Weisheit musste als der Mensch Jesus die von ihr
gestellten Aussöhnungsbedingungen Selbst erfüllen


Damit die Schaubarkeit Gottes in Jesus für ewig bleibend werde, musste die vollständige Vereinigung des Menschensohnes mit dem himmlischen Vater bis ins Leibliche hinein erfolgen. Dazu musste der Mensch Jesus, nachdem Sich die Gottheit in Ihm zurückzog, eine letzte, größte Prüfung ablegen. Diese bestand darin, dass Er aus freiem Willen, dem Willen des Vaters in Ihm, völlig gehorsam sein musste und musste zur Gefangennehmung, Folterung und zum Kreuzestod sagen: „Vater, ich weiß, es ist möglich, dass dieser Kelch vorübergehe; aber Dein Wille allein geschehe, und darum will ich ihn trinken!“


Da kehrte die Gottheit in ihn völlig zurück und stärkte ihn, durchdrang ihn völlig und sprach: „Mein Sohn, zum letzten Mal hattest du dich zu entscheiden! Nun sind Vater und Sohn in dir geeint und ewig untrennbar geworden. Trage, was dir zu tragen gegeben worden ist! Amen!“ (11.GEJ 72,14-15)


Der Apostel Johannes sagt: „Was tat der Herr am Kreuze als die alleinige göttliche Weisheit, da Sie gewisserart dem Außen nach wie geschieden war von der ewigen Liebe? - Er, als die Weisheit, und als solche der Grund aller Gerechtigkeit, wandte Sich Selbst an den Vater oder an die ewige Liebe, forderte diese nicht gewisserart gerechtermaßen um Rache auf, sondern Er bat die Liebe, dass Sie allen diesen Missetätern, also auch allen den Hohepriestern und Pharisäern alle ihre Tat vergeben möchte, indem sie nicht wissen, was sie tun!“ (2.GS 95,12)


Die ewige Liebe musste sich von der Weisheit trennen, weil die Weisheit in ihrer Heiligkeit, nach dem Fall der Geschaffenen, unerfüllbare Gerechtigkeit von der Liebe forderte. (Schr. 17,4) Die ewige Liebe nahm sich der Gefallenen an und scheute sich nicht, dabei unheilig zu werden. Die Weisheit aber trennte sich von der Liebe, damit Sie nicht mit Ihr unheilig würde. (2.RB 157,5)


Doch die Weisheit fühlte Sich verlassen ohne die innigste Vereinigung mit ihrer Liebe. Um sich aber mit der Liebe wieder vereinigen zu können, musste die Weisheit der Liebe folgen, Sich zutiefst demütigen und ebenfalls unheilig werden, indem sie in die gefallene Materie hinabstieg. (Das Wort wurde Fleisch) Sie musste in dem Menschen Jesus die von Ihr gestellten Aussöhnungsbedingungen Selbst erfüllen. Sie durfte nicht Gerechtigkeit fordern, sondern nur um Liebe und Vergebung bitten, als sie von den Gefallenen gefoltert und getötet wurde.


Über den Bibelvers: „Musste nicht Christus solches leiden und so eingehen in Seine Herrlichkeit?“, (Luk. 24,26) sagt uns der himmlische Vater: „Man wird hier freilich sagen: ‘Christus war ja ohnehin das ewige Leben Selbst und besaß in Sich alle Herrlichkeit desselben; warum musste Er denn hernach leiden, um in diese Herrlichkeit einzugehen?’


Ich aber sage: Christus war nur ein Mensch und musste Sich als erstes Grundvorbild die vollkommene Herrlichkeit Gottes erst durch Seine Taten vollkommen zu eigen machen! Und hätte Er dieses nicht getan, so wäre es um die ganze Schöpfung geschehen gewesen; denn erst in Ihm ward Vater und Sohn wieder eins oder - was dasselbe ist - die göttliche Liebe und die göttliche Weisheit. Denn zuvor hatte sich die Liebe abgezogen von der Weisheit, weil die Weisheit in ihrer Heiligkeit sich zu unerreichbar allerhöchst aufgestellt hatte, und ihre Forderungen waren über alle Erfüllungsmöglichkeit gestellt.


Aber die Weisheit war öde ohne die innigste Vereinigung mit ihrer Liebe. Wie konnte sich aber jene mit der Liebe wieder vereinigen? - Sie musste in dem Menschen Jesus die von ihr gestellten Aussöhnungsbedingungen Selbst erfüllen; sie musste sich demütigen bis auf den kleinsten Punkt, und dadurch erst ward sie vollkommen wieder eins mit ihrer Liebe, welche der ‘Vater’ ist. Darum verschmähte denn auch Christus, als Selbst die ewige, allmächtige Grundweisheit des Vaters, alle Weisheit der Weisen der Welt; und alle Schriftgelehrten mussten Ihm ein Greuel sein, so ihre Taten nicht aus dem Grunde des Lebens der Schrift gemäß waren. Er als die ewige Weisheit des Vaters musste Werke der Liebe tun und lehren die Menschen das alleinige Gesetz der Liebe; ja, Er musste am Ende Sich von der Weisheit der gelehrten Priester gefangennehmen und kreuzigen lassen und musste auf diese Weise als das urewige Licht des Vaters oder der Liebe die größte Schmach und an Sich Selbst die größte Verfinsterung erleiden, darum Er denn auch ausrief: ‘Vater! Warum hast Du Mich verlassen?!’


Dass aber Er als das urewige Licht der ganzen Unendlichkeit in Sich Selbst eine gänzliche Verfinsterung erdulden musste, beweist jener bisher noch von niemandem verstandene Augenblick, in welchem nach dem Verscheiden Christi am Kreuze eine Verfinsterung der ganzen unendlichen Schöpfung eintrat. Und es war dieser Verfinsterungsmoment auch gleich dem, von dem ihr wisset, dass in ihm die Seele Christi nach dem Tode in die Hölle hinabstieg, um da die Geister, welche in der alten Weisheit gefangen waren, zu erlösen und sie zu führen an das neue Licht, welches aus der Wiedervereinigung des Sohnes mit dem Vater alle Unendlichkeit zu erfüllen anfing. Christus musste daher das alte Gesetz der Weisheit in Sich Selbst bis auf ein Häkchen erfüllen, um dadurch alle Irrungen wider dieselbe vor dem Angesichte des Vaters zu sühnen; oder es musste alle Weisheit gekreuzigt werden, damit dadurch die Liebe des Vaters gerechtfertigt ward!


Nun, das tat also Gott Selbst; was wollet denn dann ihr tun? Meinet ihr wohl, dass ihr durch die Rechtfertigung eurer Weisheit in die Herrlichkeit des ewigen Lebens eingehen werdet? Wenn Christus, als die göttliche Weisheit Selbst, Werke der Liebe tun und lebendigst predigen musste und alle Seine Weisheit kreuzigen und in die größte Finsternis übergehen lassen musste, um dadurch vollkommen wieder einzugehen in die Herrlichkeit des Vaters, welcher die getrennte Liebe in Christus Selbst war, so werden doch auch die Menschen ebenfalls diesen Weg wandeln müssen und werden Christus nachfolgen müssen, so sie mit Ihm in die Herrlichkeit Seiner väterlichen Liebe eingehen wollen.


In der Urkirche der Welt hieß es: ‘Ihr Menschen könnet nur durch die Liebe Gottes gelangen zu der sonst unerreichbaren göttlichen Weisheit!’ mit Christus aber heißt es: ‘Nun bin Ich als die göttliche Weisheit Selbst, als der Weg und das Leben die Tür zur Liebe oder zum Vater! Wer nun zum Vater will, der muss durch Mich eingehen!’ Wie aber? - Etwa durch die Weisheit, weil Christus als die Tür die göttliche Weisheit Selbst ist? - O nein; denn eben diese Weisheit ließ sich demütigen bis auf das letzte Atom! Sie, als die unantastbare Heiligkeit Gottes stieg unter alle Sünder tief herab; diejenige Weisheit, die ehedem kein allervollkommenster Engelsgeist in ihrem Grundlichte ansehen durfte, ging jetzt mit Sündern um und speiste unter ihrem Dache und musste sich am Ende von heidnischen Kriegsknechten und Schergen ans Kreuz schlagen lassen!


Aus dieser endlosen Demütigung der göttlichen Weisheit Selbst aber geht doch mehr als sonnenklar hervor, dass da niemand etwa mit seiner aufgeblasenen Weisheit in die Herrlichkeit des ewigen Lebens gelangen wird! Niemandem werden seine durchstudierten Bücher und Schriften zu Stufen in das Himmelreich werden, sondern allein seine wahre Demut und die wahre werktätige lebendige Liebe zum Vater. In Christus ging alle urgöttliche Weisheit in die Liebe zum Vater über; dadurch ward aus Sohn und Vater eins. Desgleichen muss es aber auch bei dem Menschen der Fall sein. Bevor er nicht in seinem hochmütigen Verstande und in allen Begehrungen desselben, welche auf allerlei Ehrungen hinauslaufen, bis auf den letzten Tropfen gedemütigt wird, - ja, bevor er nicht alles der Liebe zu Füßen legen wird und darum erleiden wird eine kurze Verfinsterung aller seiner weltlichen Weisheit, wird er wahrlich nicht in die Herrlichkeit des Vaters eingehen! Christus musste solches leiden und tun, um in die Herrlichkeit des Vaters einzugehen; also muss es auch ein jeder Mensch tun und muss Christus lebendig nachfolgen, wenn er in die Herrlichkeit des Vaters eingehen will.“ (Schr. 17,3-17)


Hier sind die Leiden der göttlichen Weisheit beschrieben, die Leiden der ewigen Liebe sind unter dem Titel: „Der Sohn Gottes und das Geheimnis der Erlösung“ gesondert erläutert und können dort nachgelesen werden.


18. Die beiden Wesenhaftigkeiten in Gott

Jesus sagt: „In Gott aber befinden sich unterscheidbar zwei Wesenhaftigkeiten, obschon sie (beide) Sein Urgrundsein und sonach Sein unteilbares Eine Ursein ausmachen. Die eine unterscheidbare Wesenhaftigkeit ist die Liebe als die ewige Lebensflamme in Gott, und die andere unterscheidbare Wesenhaftigkeit aber ist als Folge der allerhellsten Lebensflamme das Licht oder die Weisheit in Gott.“ (7.GEJ 198,14-15)


Das Eine ist ‘der Vater’ das andere ‘der Sohn’. So müsset ihr also diese Eigenschaften gesondert betrachten, die jede wie für sich ihre Sphäre haben kann, ohne die andere zu beeinträchtigen. Der Vater ist die allumfassende Liebe, die zu allem Erschaffenen den Impuls gab, und alles durch dieses Band zusammenhält; die Weisheit ist der ordnende Sohn, Der der Liebe unbegrenztes und unbeschränktes Wirken, die nirgends Nein sagen könnte, regelt, ihr mäßigende Schranken setzend.“ (G. Mayerhofer, Be.Fe.Dr. Seite 19-20)


Diese beiden Wesenhaftigkeiten, die beide ihr eigenes Ichbewusstsein haben, sind in dem Menschen Jesus auf diese Welt gekommen. Jesus sagt: „Weil aber das menschlich leidende Ich noch ein anderes, göttliches Ich in sich schloss, so war dieses Leiden auch ein doppeltes, nämlich das äußere, leibliche, und das innere, göttliche.“ (1.Hi. Seite 327)


Von zwei „Ichs“ ist hier die Rede, vom menschlichen „Ich“ und vom göttlichen „Ich“. Das menschliche „Ich“ ist die göttliche Seele bzw. der Geist, der Sohn, das Licht, die Weisheit oder das Wort, welches Fleisch und damit Mensch wurde. Das göttliche „Ich“ ist der Geist Gottes in Ihm, der Vater, das Feuer, die ewige Liebe oder der Gedanke, der dem Wort zugrunde liegt. Diese beiden „Ichs“ sind der allein wahre Gott und den Er gesandt hat, Jesus Christus. (Joh. 17,3) Diese beiden, die das persönliche Gotteszentrum sind, hatten Sich getrennt (wenn auch nicht total). Deshalb wurden sie getrennt in dem Menschen Jesus in je einem Bläschen im Herzen der menschlichen Seele und im Geistherzen des Sohnes eingeschlossen. Sie vereinigten Sich wieder bei der Taufe in dem Leib des Menschen Jesus. Durch den Kreuzestod ist Jesus selbst mit Seinem Leib bis ins Allerinnerste des Vaters völlig Eins geworden, (4.GEJ 252,4) so dass Er sagen konnte: „Wer Mich sieht, sieht den Vater!“ (Joh. 14,9)


Diesem unendlichen Wesen Gottes hat es einmal wohlgefallen“, sagt der Evangelist Johannes, „und zwar zu einer Zeit, in welcher die Menschen am wenigsten daran dachten, sich in Seiner ganzen unendlichen Fülle zu vereinen, und in dieser Vereinigung anzunehmen die vollkommene menschliche Natur!“ (2.GS 13,8)


19. Die Schutzwand zwischen Gott und Seinen Geschöpfen

Erst mit der Menschwerdung Gottes in Jesus ging die Verheißung der ewigen Liebe an die treu Gebliebenen, dass Er unter ihnen sein werde, vollumfänglich in Erfüllung.


Jesus sagt: „Nun aber hat nach der Weissagung der Propheten Jehova das Fleisch der Menschen dieser Erde angenommen und dadurch zwischen Sich als dem urewigen Geiste und den Menschen eine Schutzwand gestellt, auf dass sie unbeschadet ihres Lebens Ihn sehen, berühren, hören und sprechen können, und es hat sich da niemand zu fürchten, dass er durch Meine sichtbare Gegenwart irgend vernichtet werde.“ (9.GEJ 85,4)


Dies Feuer ist nun in Mir bedeckt und gedämpft durch diesen Meinen Leib, und es heißt nun nicht mehr: ‚Gott kann niemand schauen und leben!‘, sondern: ‚Von nun an wird ein jeder Engel und Mensch Gott schauen und leben können; und wer nicht Gott schauen wird, der wird ein sehr elendes und gerichtetes Leben haben!“ (8.GEJ 57,15)


Gott hat durch den Menschensohn Jesus zwischen Sich und Seinen Geschöpfen eine Schutzwand gestellt, die das verzehrende Feuer bedeckt und dämpft, so dass uns das Zentralwesen Gottes, das kein Geschaffener direkt schauen und dem sich niemand nahen kann, nicht mehr unschaubar ist, sondern ein Mensch wie wir, den wir sehen, dem wir uns nahen und mit dem wir wie mit einem Bruder reden können. (10.GEJ 207,11) Mit Seiner Menschwerdung hat Gott Seinen Kindern wohl die höchste Seligkeit bereitet, aber auch Sich Selbst. Denn welche Seligkeit könnte das für Gott auch sein, so Er wohl Seine Kinder sehen könnte, diese Ihn aber nie anders als ein unendliches Lichtmeer oder eine Sonne zu Gesichte bekommen könnten? (3.GEJ 183,20)


20. Des Gottesgeistes Brennpunkt in Jesus steht mit dem
Hauptlebensbrennpunkt in der innigsten Verbindung


Als Jesus noch ein kleines Kind war, so lesen wir in der „Jugend Jesu“, hatte die Eudokia eines Nachts ein Traumgesicht. Sie erzählte: „Ich habe heute Nacht im Traume gesehen eine Sonne am Himmel, und die war leer und hatte wenig Licht. Dann aber ersah ich auf der Erde dies Kindlein, und Es glänzte wie tausend Sonnen, und von Ihm aus ging ein mächtiger Strahl hin zu jener leeren Sonne und erleuchtete sie durch und durch!“ (JJ 160,21-22)


Frage: War die Gnadensonne wirklich leer, als Jesus auf der Erde war?


Jesus sagte: „Ich, wie ihr Mich nun als Gottmenschen unter euch sehet, bin mit Meiner ganzen Urzentralwesenheit sicher vollkommen und ungeteilt unter euch hier in diesem Speisesaale auf dem Ölberg und befinde Mich darum als ein wahrster Gott und Mensch zugleich nirgends anderswo, weder auf dieser Erde und noch weniger auf einer andern.“ (8.GEJ 27,4)


Jesus scheint hier das Traumgesicht der Eudokia zu bestätigen. Doch sagt Er nicht, dass sich das ganze Gotteszentrum in Ihm befindet, sondern nur als Gott und Mensch zugleich, das heißt als Gott im Fleischleibe, befand Er sich mit Seiner ganzen Urzentralwesenheit, das heißt mit Seiner ganzen Persönlichkeit, zu der Zeit nirgends anderswo, als nur auf der Erde im Speisesaale auf dem Ölberg. Ohne Fleischleib aber befand Sich Jesus während Seiner Erdenlebenszeit gleichzeitige mit Seiner ganzen Persönlichkeit auch noch an anderen Orten, z.B. in der Sphäre Julius Caesars (7.GEJ 218-219) und Zorels. (4.GEJ 50-53)


Jesus sagte: „Ich bin ein Mensch, in dem eine göttlich unsterbliche Seele und der Geist Gottes wohnt in Seiner Fülle, so weit, als es für diese Erde notwendig ist, und das ist der Vater im Himmel, dessen Sohn Ich bin und dessen Kinder auch ihr seid.“ (3.GEJ 100,3)


Die göttlich unsterbliche Seele ist der Geist des Menschen Jesus oder die Weisheit oder der Gottessohn. Der Geist Gottes aber ist die ewige Liebe oder der Vater. Und die Fülle des Geistes Gottes, sagte Jesus, ist nur so weit in Ihm, als es für die Erde notwendig ist. Zwar schrieb Paulus, dass in Jesus die ganze Fülle der Gottheit wohnt, (Kol. 2,9) aber damit ist die ganze Fülle der Persönlichkeit Gottes gemeint, aber nicht die ganze Fülle des Gotteszentrums bzw. der Gnadensonne. Wäre die Gnadensonne mit seinem ewigen Feuer der Liebe 33 Jahre leer gewesen, so wäre wohl alles Geschaffene in der ganzen Unendlichkeit zugrunde gegangen, wie auch alles Leben auf der Erde zugrunde gegangen wäre, wenn die natürliche Sonne 33 Jahre lang nur noch matt geschienen hätte.


Jesus sagte: „In Mir ist zwar dieses ganz einen und ewig gleichen Geistes Brennpunkt, …der bei Mir mit dem Hauptlebensbrennpunkte stets mit allem, was er fasst, in der innigsten Verbindung steht.“ (4.GEJ 257,11)


Der Hauptlebensbrennpunkt oder das ganze Gotteszentrum, die ganze Gnadensonne, konnte nicht in dem Kindlein Jesus Seinen Aufenthalt nehmen, denn wohin sich auch das Gotteszentrum begeben würde, wenn das möglich wäre, so würde Es die gewaltige Ausstrahlung, die von Ihm ausgeht, mitnehmen. Aber das ist unmöglich, weil diese gewaltige Ausstrahlung alles vernichten würde, was in Seine Nähe käme. Und doch war die Fülle der Urzentralwesenheit, das heißt des gleichen Gottesgeistes Brennpunkt wie im Hauptlebensbrennpunkt des Gotteszentrums schon in dem Kinde Jesus vorhanden und das war es, was der Traum, da sich die Träume der Bildersprache bedienen, der Eudokia klarmachen wollte.


Höret!“, sagte Jesus, „Wenn Gott als der Schöpfer aller Wesen, aber dennoch unterschieden von allen andern von Ihm geschaffenen Wesen, sicher ewig war, ist, und sein wird, legt Ihm das etwa irgendeine unwandelbare Notwendigkeit, zu verharren im gewissen Urzentrum, auf?! Wenn schon dem Menschen eine freie Bewegung nach jeder Richtung des Leibes sogar und noch endlos mehr dem Geiste nach gegeben ist, wie sollte Sich da der allerfreieste Gott in dem beschränken, worin Er sogar Seinen Geschöpfen die vollste Freiheit gab? Ich sage es euch: Die göttliche Unendlichkeit in allem hat die Macht, Sich auch endlos frei zu bewegen! Ihr steht demnach sicher wohl auch das Recht zu, Ihre Herrlichkeit ins Fleisch zu wandeln, um Selbst gegenüber den von Ihr geschaffenen Menschen auch als ein ewig vollkommenster Mensch schau- und begreifbar dazustehen.“ (8.GEJ 26,1)


Von Ewigkeit wohnte Ich in Meiner unzugänglichen Mitte und in Meinem unzugänglichen Lichte aus Mir Selbst. Aber Mir hat es der Menschen dieser Erde wegen wohlgefallen, aus Meiner unzugänglichen Mitte und aus Meinem unzugänglichen Lichte derart herauszutreten, dass Ich nun in ebenderselben Mitte und in ebendemselben Lichte, das auch den höchsten Engeln von Ewigkeit völlig unzugänglich war, Mich auf diese Erde begab und nun euch Menschen sogar von allen Seiten her wohl zugänglich bin und ihr Mein Licht wohl ertragen könnet.“ (4.GEJ 122,8)


21. Jesus ist persönlich in der ganzen Fülle Derselbe,
wie Er Sich urwesentlich im ewigen unverrückten
Zentrum Seines göttlichen Seins befindet


Wie das aber möglich war, dass Sich die Fülle der Gottheit in dem Kinde Jesus einkerkerte, ohne dass die Gnadensonne leer gewesen wäre und sie auch unmöglich völlig verlassen werden konnte, das machte Jesus einem neu in den Liebehimmel Aufgenommenen klar und sprach: „Da sieh einmal empor und betrachte diese von hier aus gar nieder stehende Sonne. In dieser Sonne bin Ich ureigentümlich vollkommen zu Hause. Diese Sonne befindet sich im ewigen unverrückten Zentrum Meines göttlichen Seins. Die Strahlen, die aus dieser Sonne ausgehen, erfüllen in ihrer Art die ganze Unendlichkeit und sind in sich selbst nichts anderes als Mein Liebewille und die aus demselben ewig gleichfort ausgehende Weisheit. Diese Strahlen sind demnach allenthalben vollkommen lebendig und sind allenthalben vollkommen gleich Meiner Wesenheit.


Wo immer demnach ein solcher Strahl hinfällt, da bin Ich Selbst also wie in der Sonne ganz vollkommen gegenwärtig, nicht nur allein wirkend, sondern auch persönlich; und diese Persönlichkeit ist demnach auch allenthalben eine und dieselbe. Wo du hier nur immer hingehen willst, da wirst du Mich auch allenthalben vollkommen zu Hause antreffen. Gehe in welches dieser dir sichtbaren kleinen Wohnhäuser du nur immer willst, und du kannst versichert sein, dass du Mich in einem jeden als einen vollkommenen Hausherrn antreffen wirst.


Du sagst zwar jetzt, auf diese Weise sei Ich denn doch nicht der eigentliche Grund-Christus, der da auf der Erde gewandelt und gelehrt hatte, sondern nur ein lebendiges und vollkommenes Abbild desselben und wohne an und für sich dennoch im unzugänglichen Lichte. Du sagst noch ferner: Wenn es sich mit der Sache also verhält, so kommt da ja offenbar eine Vielgötterei heraus.


Höre, mein lieber Freund, Bruder und Sohn! Du denkst in dieser Hinsicht noch naturmäßig; wenn du aber erst vollends inwendig geistig denken wirst, so wird dir diese Sache ganz anders vorkommen. Damit du aber aus deinem naturmäßigen Denken desto leichter in das geistige eingehst, so will Ich dich durch naturmäßige Beispiele dahin leiten. –


Siehe, auf der Welt sahst du nur eine Sonne, wenn du aber gegen die Sonne einen Spiegel hieltest, so war dieselbe Sonne auch im Spiegel, und du kannst unmöglich behaupten, dass die im Spiegel vorhandene Sonne eine andere war als diejenige, die am Himmel leuchtet. Wenn du aber mehrere tausend solcher Spiegel aufgestellt hättest, hättest du da nicht in einem jeden Spiegel eine vollkommene Sonne erblickt, welche ein ebenso starkes Licht und eine ganz gleiche Wärme dich verspüren ließe?


Du sagst, solches müsse allerdings der Fall sein. – Ich will dir aber ein noch stärkeres Beispiel geben. Du wirst auf der Erde öfter von der Wirkung der sogenannten großen Hohlspiegel gehört haben. Du sprichst: O ja, ich war selbst einmal im Besitze eines solchen. – Wenn du die Strahlen der Sonne mit einem solchen Spiegel auffängst, so werden sie in ihrer Widerstrahlung aus dem Spiegel oft ums mehr als das Tausendfache heftiger wirkend denn die eigentlichen Strahlen aus der wirklichen Natursonne. Wenn du von solchen Spiegeln auch mehrere Tausende der Sonne gegenüber aufstellst, so wirst du bei dieser Gelegenheit von einem jeden einzelnen dieselbe heftige Wirkung wahrnehmen. Solches ist sicher und vollkommen wahr.


Was wirkt denn aber aus all diesen Spiegeln? Siehe, nichts anderes als stets eine und dieselbe Sonne, welche du durch diese bedeutende Spiegelanzahl vervielfältigt hast.


Nun aber frage Ich dich: Ist durch diese Vervielfältigung wohl im Ernste die Sonne vervielfältigt worden oder nur deren Wirkung? Du sagst nun: Allerdings nur die Wirkung. Gut, sage Ich dir. Wieviel Sonnen aber hattest du demnach in deinen Spiegeln? Du sprichst: Dem Spiegel nach genommen so viele, als da Spiegel waren; aber der Sonne nach genommen hatte ich immer nur eine und dieselbe. – Nun siehe, was da dieses naturmäßige Beispiel zeigt, das stellt sich hier in der größten lebendigen Wirklichkeit und Fülle dar.


Du sagst zwar in dir: Solches sehe ich jetzt wohl ein; wenn man aber dessen ungeachtet jede Spiegelsonne untersuchen und ihr näherkommen wollte, um eben die Sonne in ihrem eigentümlichen Wesen kennenzulernen, so werden einem aber dabei all die Spiegelsonnen nichts nützen, und der Sonne eigentliche Wesenheit bleibt dem forschenden Auge dennoch völlig fremd.


Solches ist richtig; was hättest aber du samt der Erde dabei gewonnen, wenn sich die eigentliche Sonne der Erde und dir also genähert hätte, wie du sie dir mittels des Spiegels genähert hast? Siehe, da wäre wohl die ganze Erde samt dir augenblicklich wie ein kleiner Wassertropfen auf einem weißglühenden Eisen aufgelöst worden. Was hätte dir dann die Annäherung der wirklichen Sonne genützt?


Siehe, bei weitem mehr ist solches mit dieser Meiner Sonne der Fall. Sie muss ewig in einem unzugänglichen Zentrum stehen, dem sich kein Wesen über die bestimmte Ordnung nahen kann; denn jede Annäherung über das bestimmte Maß würde jedem Wesen die völlige Vernichtung bringen. Solches wurde auch dem Moses gesagt, als er Gottes Angesicht schauen wollte; denn unter „Schauen“ musst du hier nicht das Wahrnehmen mit den Augen verstehen, sondern das sich völlige Nahen dem Grundwesen der Gottheit.


Siehe nun, wenn Ich aber Einer und Derselbe bin, wie Ich bin in der Sonne, und bin aber vor dir also, dass du dich Mir vollkommen nahen kannst, wie ein Bruder dem andern, – ist solches nicht mehr wert? Und ist das nicht mehr Liebe und Erbarmung, als so du dich dieser Sonne wirklich nahen könntest, von ihr aber dann bei deiner Annäherung völlig vernichtet würdest?


Ferner, wie unvollkommen glücklich wärest du und Ich, wenn es Mir nicht möglich wäre, Mich Selbst als Vater überall hin in Meiner ganzen Fülle persönlich wesenhaft zu versetzen, wo immer nur Meine Kinder sind. Siehe, der Himmel ist unendlich! Wäre Mir eine solche wesenhafte, Meiner Einheit völlig unbeschadete endlose Vervielfachung nicht möglich, wie verwaist wären da Meine Kinder und wie allein dastehend wäre Ich Selbst mitten unter ihnen?


Dass Ich aber vollkommen Derselbe bin und habe dasselbe lebendige göttliche Bewusstsein und alle die göttliche Liebe, Weisheit und Machtfülle, solches kannst du ja daraus entnehmen, dass Ich dich persönlich wesenhaft hierher geführt und habe dir gezeigt auf diesem Wege die Macht Meiner Liebe, Meiner Weisheit und Meines vollkommenen göttlichen Wollens. Wenn dir dieses alles noch nicht genügen sollte, so denke dir, was du willst, und Ich will es, dass es sogleich als erschaffen vor dir erscheine.


Siehe, du wolltest eine dir bekannte Erdgegend. Da sieh hin vor dich; Ich habe sie schon, dir sichtbar und fühlbar, geschaffen!


Du sprichst jetzt: Wahrlich, solches kann nur der alleinige Gott tun! – Gut, sage Ich dir; also wirst du aber auch einsehen, dass Ich, der Ich hier vor dir stehe und dir die Wunder Meines Seins enthülle, vollkommen Derselbe bin, der Ich dort urwesentlich ewig bin in jener Sonne!“ (1.GS 60,1-20)


Den Königen dieser Welt dürfen sich gewöhnliche Menschen nicht so ohne weiteres nahen. Nur selten werden sie zu den Königen vorgelassen, um mit ihnen sprechen zu können. Aber der König der Könige, der Schöpfer des Universums ist aus Seinem unzugänglichen Licht und Seinem alles verzehrenden Feuer durch Seine Menschwerdung herausgetreten, so dass Er Sich Seinen Kindern nahen kann und sie jederzeit vor Sein Angesicht treten und mit Ihm sprechen können. In jedem Strahl der unendlich vielen Lichtstrahlen aus der Gnadensonne, die auf Seine Kinder fallen, kann Er ihnen erscheinen und das an allen Orten der Schöpfung gleichzeitig. In jedem Strahl der Gnadensonne ist Jesus vollkommen Derselbe, wie Er Sich in der ganzen Kraftfülle des Gotteszentrums befindet.


Durch diese unbegreifliche Tat“, sagt der Evangelist Johannes, „hat Er (Gott) alle Dinge des Himmels anders gestaltet. Wohnt Er auch in Seiner Gnadensonne, aus welcher das Licht allen Himmeln unversiegbar zuströmt, so ist Er aber dennoch ganz derselbe leibhaftige Jesus, wie Er auf der Erde in all Seiner göttlichen Fülle gewandelt ist als ein wahrer Vater und Bruder, als vollkommener Mensch unter Seinen Kindern gegenwärtig.“ (2.GS 13,12)


In jedem Strahl der Gnadensonne ist die ganze Fülle des göttlichen Wesens anwesend und kann Seinen Kindern in der Gestalt Jesu sichtbar werden, ohne dass sich das göttliche Grundwesen Selbst mit Seinem unzugänglichen Feuer Seinen Kindern genähert hätte. Das darf nicht räumlich-naturmäßig verstanden werden, indem der himmlische Vater in der Gnadensonne geblieben sei, während Sein Sohn Seinen Kindern sichtbar wird, sondern im sichtbaren Jesus ist das ganze „Ich“, Vater und Sohn und auch die ganze Macht des Gotteszentrums enthalten.


Jesus sagte: „Ich bin wohl die Flamme Seiner Liebe, und Meine Seele ist das Licht aus dem Feuer der Liebe des Vaters.“ (4.GEJ 252,1)


Der in jedem der vielen Strahlen sichtbare Jesus ist jeweils eine Flamme aus dem Urfeuer der ewigen Liebe und das Licht der Weisheit aus diesem Feuer.


22. Die Einswerdung in gesonderter und ungesonderter
Persönlichkeit


Die Menschwerdung Gottes gehört neben der Erlösung zu den allergrößten Geheimnissen Gottes (NS 21,10-11), die Er aber uns Menschen dieser Erde in Seinem neuen Wort, wenn auch etwas versteckt, offenbart hat. Den Weisen und Klugen dieser Welt sind diese göttlichen Geheimnisse verborgen, den Unmündigen aber, das heißt denen, die nicht weltlich klug und weise sind, dafür aber Gott über alles lieben, sind sie verständlich.


Seht“, sagt Jesus, „die Schrift der Propheten... sagt und erklärt, dass Ich, namens Jesus Christus - auch Menschensohn genannt -, der wahre Gott sei, obschon Er unter verschiedenen Namen, als Vater, Sohn und Geist bezeichnet und benannt wird! Und dennoch ist Gott nur eine persönliche Herrlichkeit in der vollkommensten Form eines Menschen.“ (8.GEJ 25,14)


Der Gottmensch Jesus hat uns das wahre ewige Leben gebracht, denn bis dahin lebte der Mensch nur ein von Gott getrenntes Leben. Nun aber ist es allen Menschen möglich, mit Gott eins zu werden.


Jesus sagt: „Ihr werdet durch die volle Wiedergeburt eures Geistes mit Mir eins, so wie Ich auch eins bin mit dem Vater im Himmel, doch mit dem Unterschiede, dass ihr alle mit Mir eins sein werdet in gesonderter Persönlichkeit, während Ich und der Vater, der Meine Liebe ist, miteinander in ewig ungesonderter Persönlichkeit vollkommen eins sind.“ (4.GEJ 163,6)


Ein jeder Mensch oder Engelsgeist bleibt trotz des Einswerdens mit Jesus für sich eine gesonderte Persönlichkeit mit einem eigenen Ichbewusstsein. Nur Jesus als das Licht der göttlichen Weisheit ist in ungesonderter Persönlichkeit ewig eins mit dem Feuer der ewigen Liebe, weil beide nur eine Person sind, wie auch im Menschen Seele und Geist nur eine Person sind.


Jesus sagt: „Ich bin der alleinige, ewige Gott in Meiner dreieinigen Natur als Vater Meinem Göttlichen nach, als Sohn Meinem vollkommen Menschlichen nach und als Geist allem Leben, Wirken und Erkennen nach.“ (1.HG 2,10)


Der Vater in Mir ist die ewige Liebe und als solche der Urgrund und die eigentliche Ursubstanz aller Dinge, die da erfüllet die ganze ewige Unendlichkeit.


Ich als der Sohn bin das Licht und die Weisheit, die hervorgeht aus dem Feuer der ewigen Liebe. Dieses mächtige Licht ist das ewige vollkommenste Selbstbewußtsein und die hellste Selbsterkenntnis Gottes und das ewige Wort in Gott, durch das alles, was da ist, gemacht worden ist.


Damit aber das alles gemacht werden kann, dazu gehört noch der mächtigste Wille Gottes, und das ist eben der Heilige Geist in Gott, durch den die Werke und Wesen ihr volles Dasein bekommen. Der Heilige Geist ist das große ausgesprochene Wort, Werde!‘ - und es ist da, was die Liebe und die Weisheit in Gott beschlossen haben.


Und seht, das alles ist nun da in Mir (in Jesus): die Liebe, die Weisheit und alle Macht! Und somit gibt es nur einen Gott, und der bin Ich, und Ich habe nur darum hier einen Leib angenommen, um Mich euch Menschen dieser Erde, die Ich völlig nach Meinem Ebenmaße erschaffen habe aus der Ursubstanz Meiner Liebe, in eurer Persönlichkeit näher offenbaren zu können, - wie es nun soeben der Fall ist.“ (6.GEJ 230,3-6)


Und nun ist „Jesus der vereinigte Gott in aller Seiner Fülle“, sagt Johannes. (2.GS 13,18) Er ist das Alpha und das Omega, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende. (Off. 22,13)


Er“, (der Vater) sagt Jesus, „ist kein anderer denn Ich und Ich (der Sohn) kein anderer denn Er, bis auf die Haut, die uns beide umgibt.“ (2.GEJ 32,4)

 

(Mit Genehmigung des Verfassers 10/17. Weitere Kommentare von Gerd Kujoth siehe unter "Links")


Quellenverzeichnis

GEJ    Das große Evangelium Johannes, Jakob Lorber,
10 Bände, 1981-1986
HG    Die Haushaltung Gottes, Jakob Lorber, 3 Bände, 1981
GS    Die geistige Sonne, Jakob Lorber, 2 Bände, 1955, 1956
JJ    Die Jugend Jesu, Jakob Lorber, 1996
RB    Von der Hölle bis zum Himmel, (Robert Blum),
J. Lorber, 2 Bände, 1963
Schr.    Schrifttexterklärungen, Jakob Lorber, 1985
EM    Erde und Mond, Jakob Lorber, 1953
Hi.    Himmelsgaben, Jakob Lorber, 3 Bände, 1935, 1993
NS    Die natürliche Sonne, Jakob Lorber, 1956
Be.Fe.Dr.    Unser Betrachtungsbuch, Der Fest-Garten,
Zur Dreieinigkeit, 1899
Be.Fe.Wei.    Unser Betrachtungsbuch, Der Festgarten,
Weihnachten, 1899
PH    Predigten des Herrn, Gottfried Mayerhofer, 1968
Alle: Lorber Verlag, 74321 Bietigheim-Bissingen
Hindenburgstr. 5
BD    Kundgaben durch Bertha Dudde