"Was Gott verbunden hat, das soll kein Mensch mehr trennen und es bleibt sonach eine wahre Ehe für ewig unauflöslich! Eine falsche Weltehe ist aber ohnehin kein Bund vor Gott und ist somit auflöslich wie die Weltmenschen und alle ihre Bündnisse..." (GEJ.01_236,17)


 

Weltkrieg gegen die Ehe

 

Peter Keune



Es ist schon bemerkenswert, wenn der Papst ein heißes Eisen aufgreift und in aller Öffentlichkeit eine Lanze für die immer (scheinbar) bedeutungsloser werdende Ehe bricht. So geschehen bei einem Papstbesuch in Tiflis (Georgien)  vor Priestern und Priesteranwärtern. Der Tagesspiegel vom 03.10.2016 berichtete:


Der große Feind der Ehe ist die Gender-Theorie.

 

Es gibt heute einen Weltkrieg, um die Ehe zu zerstören“, erklärte der Papst am Samstag in einer Kirche im georgischen Tiflis. Dieser Krieg werde nicht mit Waffen geführt, sondern durch `ideologische Kolonisierung`. Es sei wichtig, die Kirche vor dieser Kolonisierung zu schützen. Die päpstliche Kritik erfolgte bei einem Treffen mit Priestern und Priesteranwärtern in Tiflis, bei welchem Franziskus die Fragen gläubiger Katholiken im mehrheitlich christlich-orthodoxen Georgien beantwortete.

 

Die Wortwahl des Papstes fiel zwar harsch aus - allerdings hatte Franziskus schon bei einer früheren Gelegenheit klargemacht, wie wenig er von der Gender-Theorie hält. `Ich frage mich, ob die sogenannte Gender-Theorie nicht einfach der Ausdruck von Frustration und Resignation von Leuten ist, die mit den `Geschlechterunterschieden nicht umgehen können und diese deshalb einebnen wollen`, hatte das katholische Kirchenoberhaupt anlässlich einer Generalaudienz im April 2015 auf dem Petersplatz gesagt.


Das Negieren der Geschlechterunterschiede sei ein `Rückschritt`, findet der Papst. Die Unterschiede zwischen Mann und Frau dienten der gegenseitigen Bereicherung, der Kommunion und der Zeugung, nicht der Gegensätzlichkeit oder gar der Unterwerfung. Die Verneinung der Unterschiede sei nicht die Lösung, sondern das Problem: `Um ihre Probleme zu lösen, müssen Mann und Frau mehr miteinander reden, einander besser zuhören und sich mit Respekt und Freundschaft begegnen`, betonte er.

 

Mann und Frau, erklärte der Papst am Wochenende in Tiflis, seien `als Ebenbild Gottes` geschaffen worden; wer sich von seinem Partner scheiden lasse, verletze in gewisser Weise Gott selbst, denn Gott habe das Zueinander von Mann und Frau als sein Ebenbild gewollt.

 

Das sind eindeutige Worte gegen eine zunehmende Tendenz, die Ehe als solche in Frage zu stellen. Dies geht auch einher mit einer seit vielen Jahren andauernden Beharrlichkeit, die weiblichen und männlichen Unterschiede argumentativ zu egalisieren. Abgesehen von den rein körperlichen Unterschieden ist man der Meinung, die Rolle von Mann und Frau in Familie und Beruf sei einfach nur anerzogen worden und könnte auf allen Gebieten beliebig ausgetauscht werden. Von Vertretern dieser Anschauung werden im herkömmlichen Sinn sogar „art-typisch“ weibliche und männliche Spielsachen argwöhnisch betrachtet, da sie nach ihrer Meinung die Kinder in festgefahrene Vorstellungen drängen würden. Auch die an sich gerechte Forderung nach Gleichberechtigung an gesellschaftlicher Teilhabe beider Geschlechter wird vielfach dahingehend verstanden, dass Frauen wie Männer jeden Beruf gleich gut ausfüllen könnten1. Vor allem in den Führungsriegen will man per Quote mit Nachdruck weibliche Kräfte durch Gesetz gleichstellen. Gerade Letzteres lässt sich offenbar kaum durchsetzen.

1) Tatsächlich findet man jedoch nicht genügend Frauen für bestimmte Männerberufe. Etwas anderes ist die gerechte Forderung, keine Lohnunterschiede für gleiche Arbeiten zu machen.


Was die Ehe als solche betrifft, ist schon seit Jahrzehnten eine zunehmende Abkehr von ihr zu verzeichnen. Paare leben häufig ohne gesetzliche Bindung einfach zusammen und trennen sich wieder nach Bedarf. Welche Probleme sich daraus für die Kinder ergeben, soll hier nicht weiter betrachtet werden. Es geht heute nur um die Heiligkeit der Ehe als solche, wie sie vor allem die katholische Kirche als unverbrüchliches Dogma betont und deren Aufrechterhaltung um jeden Preis fordert. Daher toleriert sie aus ihrer Sicht (anders
als die evangelische Kirche) keine Scheidung, sondern fordert eine Bindung „bis dass der Tod euch scheide“. Es heißt, was Gott zusammen gegeben hat – und hier ist die kirchlich-katholische Trauung gemeint – darf nicht getrennt werden. Aus dieser Sicht darf es auch keine Scheidung und noch weniger eine Neuverbindung mit anderen Partnern geben. Dies wird als verwerfliche wilde Ehe und damit als sündhaft bezeichnet. Sofern Gott im Rahmen einer kirchlichen Trauung die Verbindung wirklich zusammengefügt hat, ist diese Auffassung durchaus richtig. Grundsätzlich sollte man aber fragen, was mit Ehe gemeint ist. Dies soll nun betrachtet werden. Zuvor aber sei ein Blick auf die heute sehr verbreiteten Absichten erlaubt, die eine gender-orientierte Weltanschauung auf allen Linien mit Hilfe der Medien durchzudrücken versuchen. Der Tagesspiegel berichtete über diesbezügliche Äußerungen von Papst Franziskus bei dem oben genannten Treffen:


"So warf er Frankreich die Verbreitung der Gender-Theorie in den Schulen vor. Das katholische Kirchenoberhaupt sagte am Sonntag im Flugzeug nach Rom, französische Schulbücher würden eine `hinterlistige Indoktrinierung mit der Gender-Theorie` betreiben. Homosexuell zu sein oder sein Geschlecht zu ändern sei `eine Sache`, `ein Unterricht auf dieser Linie` sei jedoch etwas anderes. Er warf den Schulen in Frankreich zudem den Willen zur `Änderung der Mentalitäten` und eine `ideologische Kolonisierung` vor."


Was nun die Ehe unter geistigen Aspekten betrifft, sollen im Folgenden einige Gedanken Swedenborgs zur Heiligkeit und Unverbrüchlichkeit einer Ehe in der geistigen Welt folgen.


Zuvor wäre aber noch die Frage zu klären, ob es nach Swedenborg überhaupt Ehen in der jenseitigen Welt im herkömmlichen Sinn gibt (entnommen aus seinem Buch „Die Eheliche Liebe“):


41. VII. Es sind geistige Vermählungen, die verstanden werden unter den Worten des Herrn, dass nach dem Tode (der Auferstehung) keine Verheiratung stattfinde. Bei den Evangelisten liest man Folgendes: Einige Sadduzäer, welche die Auferstehung leugneten, fragten Jesus und sprachen: Meister, Moses hat geschrieben, wenn ein Bruder, der ein Weib hatte, gestorben ist, und zwar ohne Nachkommen, so soll sein Bruder das Weib nehmen, damit er seinem Bruder Samen erwecke. Es waren nun sieben Brüder, welche einer nach dem anderen dasselbe Weib nahmen; aber sie starben ohne Kinder, dann erst starb auch das Weib; wessen wird nun bei der Auferstehung das Weib sein? - Jesus aber antwortete ihnen und sprach: Die Kinder dieser Welt freien und lassen sich freien; welche aber würdig sein werden, die andere Welt zu erlangen und die Auferstehung von den Toten, die werden nicht freien noch sich freien lassen2; denn sie können hinfort nicht mehr sterben; denn sie sind den Engeln gleich und Gottes Söhne, da sie Söhne der Auferstehung sind. Dass aber die Toten auferstehen, hat Moses angedeutet bei dem Busch, da er den Herrn nennet den Gott Abrahams und den Gott Isaaks und den Gott Jakobs; nun ist aber Gott nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebendigen, denn Ihm leben sie alle: Luk.20/27-38; Matth.22/22-31; Mark.12/18-27.

2) Die drei hervorgehobenen Stellen gelten als Argumente gegen eine jenseitige Ehe.


Zwei Dinge sind es, die der Herr durch dieses lehrte; fürs erste, dass der Mensch nach dem Tode auferstehe und fürs andere, dass man sich im Himmel nicht verheiratet. Dass der Mensch nach dem Tode wieder auferstehe, durch die Worte - ‚dass Gott nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebendigen sei‘; und ‚dass Abraham, Isaak und Jakob leben‘; ferner im Gleichnis vom reichen Mann in der Hölle und von Lazarus im Himmel: Luk.16/22-31. Das andere, dass man im Himmel sich nicht verheirate, durch die Worte: Welche würdig geachtet werden, die andere Welt zu erlangen, werden weder freien, noch sich freien lassen. Dass hier keine andere, als geistige Hochzeiten verstanden werden, ergibt sich klar aus den gleich darauf folgenden Worten: Sie können hinfort nicht sterben, denn sie sind den Engeln gleich und Söhne Gottes, weil Söhne der Auferstehung. Unter geistiger Hochzeit wird verstanden, die Verbindung mit dem Herrn und diese geschieht auf Erden; und wenn sie auf Erden geschehen ist, so ist sie auch im Himmel geschehen; deshalb wird im Himmel weder wieder gefreit, noch lässt man sich freien. Dies wird auch verstanden unter den Worten: Die Söhne dieser Welt freien und lassen sich freien; welche aber würdig geachtet werden, die andere Welt zu erlangen, freien nicht und lassen sich auch nicht freien. Diese werden auch vom Herrn ,Söhne der Hochzeit‘ genannt: Matth.9/15; Mark.2/19, und hier „Engel, Söhne Gottes und Söhne der Auferstehung“. Dass ,Hochzeitmachen‘ bedeute: Mit dem Herrn verbunden werden und ,zur Hochzeit eingehen‘: Vom Herrn in den Himmel aufgenommen werden, ist offenbar aus folgenden Stellen: Das Himmelreich ist gleich einem König, der seinem Sohn Hochzeit machte, und er sandte seine Knechte aus: Und lud zur Hochzeit: Matth.22/1-14. Das Himmelreich ist gleich zehn
Jungfrauen, welche ausgingen, dem Bräutigam zu begegnen: Und fünf von ihnen, die bereitet waren, gingen zur Hochzeit ein: Matth.25/1f. Dass der Herr Sich hier selbst [unter dem Bräutigam] verstand, geht deutlich aus Matth.25/13 hervor, wo es heißt: Wachet, denn ihr wisset weder Zeit noch Stunde, wenn des Menschen Sohn zu euch kommen wird. Ferner in der Offb.19/7,9: Gekommen ist die Zeit der Hochzeit des Lammes und sein Weib hat sich bereitet; selig, die zum Hochzeitmahl des Lammes berufen sind. Dass ein geistiger Verstand in allem und jedem einzelnen liege, was der Herr geredet hat, ist vollständig gezeigt worden in der »Lehre des neuen Jerusalems von der Heiligen Schrift«, welche zu Amsterdam im Jahre 1763 herauskam.


Aus diesen Ausführungen geht hervor, dass sich die fraglichen Stellen nicht auf Ehen im herkömmlichen Sinn beziehen, sondern auf die geistige Verbindung mit dem Herrn. (Das bedeutet jedoch nicht, dass es im Himmel keine Ehen gibt.) Die eheliche menschliche Beziehung zwischen Mann und Frau entspricht der geistigen Verbindung von Liebe und Weisheit. Die natürliche Ebene entspricht hier der geistigen, die natürliche Ehe der geistigen Verbindung zum Herrn, wie auch aus den nachfolgenden Texten hervorgeht:


988. Wie heilig die Ehen an sich, d.h. von der Schöpfung her sind, kann man schon daraus sehen, dass sie die Pflanzschulen des menschlichen Geschlechtes sind, und weil aus diesem Geschlecht der Himmel der Engel hervorgeht, so sind sie auch die Pflanzschulen des Himmels. Folglich werden durch die Ehen nicht nur die Erdkörper, sondern auch die Himmel mit Einwohnern versorgt. Und weil der Zweck der ganzen Schöpfung das menschliche Geschlecht und der Himmel aus diesem ist, wo das Göttliche selbst wie in seinem Eigentum und gleichsam in sich wohnt und die Erzeugung der Menschen der göttlichen Ordnung gemäß vermittelst der Ehen bewirkt wird, so ist deutlich zu ersehen, wie heilig dieselben an sich von der Schöpfung her sind und wie heilig sie sein müssen.


Die Erde kann zwar durch Unzucht und Ehebruch ebenso mit Bewohnern erfüllt werden als durch Ehen, aber nicht der Himmel, und zwar aus dem Grund, weil aus den Ehebrüchen die Hölle hervorgeht, aus den Ehen aber der Himmel.


Wenn Erzeugungen des menschlichen Geschlechtes durch Ehen stattfinden, in denen die heilige Liebe zum Guten und Wahren vom Herrn herrscht, dann geschieht (es) auf Erden wie in den Himmeln, und das Reich des Herrn auf Erden entspricht dem Reich des Herrn im Himmel. Denn die Himmel bestehen aus Gesellschaften, die nach den verschiedenen geistigen und himmlischen Neigungen geordnet sind, und aus dieser Ordnung entsteht die Form des Himmels, die alle Formen im Weltall unendlich übertrifft.


Dass der Mensch, der in der Welt in wahrhaft ehelicher Liebe lebt, nach dem Tode zur himmlischen Ehe gelangt, welche die Ehe des Guten und Wahren ist, die aus der Ehe des Herrn mit der Kirche entspringt, geht deutlich daraus hervor, dass aus den Ehen im Himmel, obwohl die Ehegatten ebenso wie auf Erden zusammenleben, keine Kinder hervorgehen, sondern statt der Kinder Gutes und Wahres und daher Weisheit, wie schon früher gesagt wurde. Daher kommt es, dass unter Gebären, Geburt und Zeugung im Wort vermöge des geistigen Sinnes geistige Geburten und Zeugungen verstanden werden, unter Söhne und Töchter aber das Wahre und Gute der Kirche; und anderes, aber ganz Ähnliches wird unter Schwiegertochter, Schwiegermutter und Schwiegervater verstanden.


Hieraus kann man auch klar ersehen, dass die Ehen auf Erden den Ehen im Himmel entsprechen und dass der Mensch nach dem Tode in diese Entsprechung kommt, nämlich von der natürlichen leiblichen Ehe zu der himmlischen geistigen Ehe, die der Himmel und die himmlische Freude selbst ist. (Alle aus Erklärte Offenbarung 988)


Eheliche Liebe 48 [a]. III.3 Die beiden Ehegatten kommen meistens nach dem Tode zusammen, erkennen sich, gesellen sich zusammen und leben einige Zeit miteinander, was im ersten Zustand geschieht, nämlich solange sie im Äußeren sind, wie auf der Welt. Es gibt zwei Zustände, in die der Mensch nach seinem Tode kommt, der äußere und der innere; in seinen äußeren kommt er zuerst und nachher in den inneren; und während er in dem äußeren ist, kommt, wenn sie beide gestorben sind, der Gatte mit der Gattin zusammen, sie erkennen sich; und wenn sie auf der Welt zusammen gelebt haben, so gesellen sie sich zusammen und leben eine Zeitlang miteinander; und wenn sie in diesem Zustand sind, kennt keines die Neigung des anderen zu ihm, weil diese sich im Inneren verbirgt; nachher aber, wenn sie in ihren inneren Zustand kommen, offenbart sich die Neigung. Ist diese übereinstimmend und sympathisch, so setzen sie ihr eheliches Leben fort, ist sie aber nicht übereinstimmend und antipathisch, so lösen sie dasselbe auf.3 Wenn ein Mann mehrere Frauen hatte, so verbindet er sich mit ihnen der Reihe nach, solange er im äußeren Zustand ist; tritt er aber in den inneren Zustand ein, in dem er die Zuneigung der Liebe erkennt nach ihrer Beschaffenheit, dann nimmt er entweder eine an, oder verlässt sie alle.

3) Es gibt also eine Trennung von der Ehe.


49. V. Können sie miteinander leben, so bleiben sie Ehegatten; können sie aber nicht, so trennen sie sich, zuweilen der Mann von der Frau, zuweilen die Frau vom Mann und zuweilen beide gegenseitig. Dass Trennungen nach dem Tode stattfinden, kommt daher, weil die Verbindungen auf Erden selten aus einer inneren Empfindung der Liebe geschlossen werden, sondern nur aus einer äußeren, welche die innere verbirgt.


Daher kommt es, dass die auf der Welt geschlossenen Ehen meistens äußerlich sind und nicht zugleich innerlich, während doch die innere Verbindung, nämlich die der Seelen, die eigentliche Ehe ausmacht; und diese Verbindung ist nicht eher wahrnehmbar, als wenn der Mensch das Äußere ablegt und das Innere anzieht, was nach dem Tode geschieht. Daher kommt es denn, dass alsdann Trennungen stattfinden und nachher neue Verbindungen mit Gleichartigen und Gleichgesinnten, wenn diese nicht schon auf Erden vorgesehen wurden, was bei denen geschieht, die schon von Jugend an einen rechtmäßigen und liebevollen Umgang mit einer einzigen geliebt, ersehnt und vom Herrn erfleht hatten und alle ausschweifenden Lüste verachten und verabscheuen.


50. VI. Dann wird dem Mann eine für ihn passende Gattin gegeben, und ebenso dem Weibe ein solcher Gatte.


Auch können nicht zwei in ebendemselben Haus zusammenwohnen, wenn sie nicht einander ähnlich sind, und vollends nicht Ehegatten, wenn sie nicht in gegenseitiger Zuneigung sind. Sind sie in äußerer Zuneigung und nicht zugleich in innerer, so trennt sie die Wohnung oder der Ort selbst und stößt sie ab und treibt sie hinweg. Dies ist der Grund, warum für diejenigen, die nach der Vorbereitung in den Himmel eingeführt werden, eine Ehe vorgesehen wird mit einer Gattin, deren Seele zur Vereinigung mit der des anderen hinstrebt, so dass sie nicht zwei Leben, sondern eines sein wollen und aus diesem Grund wird nach der Trennung dem Mann eine passende Gattin, und ebenso der Frau ein Gatte gegeben.


54. Dem, was bisher vom Zustand der Ehegatten nach dem Tode gesagt worden, ist noch Folgendes beizufügen:


1) Alle Ehegatten, die bloß natürlich sind, werden nach dem Tode getrennt; die Ursache ist, weil die Liebe zur Ehe bei ihnen erkaltet und die Liebe zum Ehebruch entbrannt ist. Dennoch aber gesellen sie sich nach der Trennung zuweilen mit anderen wie Gatten zusammen, aber in kurzer Zeit verlassen sie einander wieder, was oft zu wiederholten Malen geschieht;


2) Ehegatten, von denen der eine geistig und der andere natürlich ist, werden ebenfalls nach dem Tode getrennt; und es wird dem geistigen ein für ihn passender Ehegatte gegeben, der natürliche aber an die Orte der unreinen Lust zu seinesgleichen verwiesen.


3) Diejenigen aber, die auf der Welt ehelos lebten und ihr Gemüt der Ehe gänzlich entfremdeten, bleiben ehelos, wenn sie geistig sind, sind sie aber natürlich, so werden sie buhlerisch. Anders verhält es sich bei denen, die in ihrer Ehelosigkeit sich nach der Ehe sehnten, und mehr noch bei denjenigen, die ohne Erfolg danach trachteten; für diese werden, wenn sie geistig sind, glückliche Ehen vorgesehen, jedoch nicht früher, als bis sie im Himmel sind.


4) Solche, die auf der Welt in Klöstern eingeschlossen waren, Jungfrauen sowohl als Männer, werden nach überstandenem Klosterleben, was auch noch eine Zeitlang nach dem Tode fortdauert, freigesprochen und entlassen und erhalten Freiheit für ihre Wünsche, ob sie ehelich leben wollen oder nicht. Wollen sie ehelich leben, so wird es ihnen gestattet; wo nicht, so werden sie zu den Ehelosen an der Seite des Himmels gebracht; entbrennen sie aber in unerlaubter Lust, so werden sie hinabgeworfen.


5) Die Ehelosen sind zur Seite des Himmels, weil die Sphäre der beständigen Ehelosigkeit die Sphäre der ehelichen Liebe, welche die eigentlich himmlische Sphäre ist, anfeindet; die Sphäre der ehelichen Liebe ist aber die eigentlich himmlische Sphäre, weil sie aus der himmlischen Ehe des Herrn und der Kirche herabsteigt.


60. II. Diese Liebe hat ihren Ursprung in der Ehe des Guten und Wahren.

62. III. Diese Liebe steht in Entsprechung mit der Ehe des Herrn und der Kirche, das ist, so wie der Herr die Kirche liebt und will, dass die Kirche Ihn liebe, so sollen auch der Mann und das Weib sich gegenseitig lieben. Dass eine Entsprechung zwischen diesen besteht, ist in der christlichen Welt bekannt; aber wie sie beschaffen ist, ist noch nicht bekannt.


Da nun die Kirche dem Herrn angehört, weil sie von Ihm ist, und da die eheliche Liebe der Ehe des Herrn und der Kirche entspricht, so folgt, dass diese Liebe vom Herrn ist.


64. IV. Diese Liebe ist vermöge ihres Ursprungs und vermöge ihrer Entsprechung himmlisch, geistig, heilig, rein und lauter vor jeder Liebe, die vom Herrn bei den Engeln des Himmels und bei den Menschen der Kirche ist.


Diese zwei Ehen, aus denen die eheliche Liebe wie ein Absenker abstammt, sind die Heiligkeiten selbst; wenn sie daher aus ihrem Urheber, welcher der Herr ist, aufgenommen wird, so folgt die Heiligkeit aus Ihm selbst nach, und durch diese wird jene beständig geläutert und gereinigt; wenn dann im Willen des Menschen ein Verlangen und Streben nach ihr ist, so wird sie von Tag zu Tag reiner und lauterer und so fort und fort in Ewigkeit.


67. Weil die natürlichen Liebesarten aus den geistigen Liebesarten ausfließen und die geistigen aus den himmlischen, deshalb wird gesagt, dass die eheliche Liebe die Grundliebe aller himmlischen und geistigen und infolgedessen aller natürlichen Liebesarten sei.


157. I. Von der Schöpfung her ist beiden Geschlechtern das Vermögen und die Neigung eingepflanzt, dass sie wie in eins verbunden werden können und wollen. Dass das Weib vom Mann genommen sei, ist schon aus dem Buch der Schöpfung gezeigt worden; daraus folgt, dass von daher jedes der beiden Geschlechter das Vermögen und die Neigung habe, sich in eins zu verbinden, denn das, was von einem anderen genommen ist, bezieht und behält aus dessen Eigenem, was das Seine ausmacht, und weil dieses gleichartig ist, so strebt es nach Wiedervereinigung.


158. II. Die eheliche Liebe verbindet zwei Seelen und somit auch [zwei] Gemüter in eins.

Auch durch die Neuoffenbarung kommen ganz konkrete Hinweise hinsichtlich der Einschätzung einer wahren und falschen Ehe, besonders in den Jenseitswerken von „Bischof Martin“ und "Robert Blum“. In der vorliegenden Begebenheit aus dem Großen Evangelium Johannes hält der römische Hauptmann Faustus um die Hand der schönen Lydia (Tochter des Kisjonah) an und sagt:


Du mein in aller Fülle der Wahrheit göttlichster Jesus! Ist es Dir genehm, dass Lydia mein Weib werde, so ist sie mein Weib; sollte es Dir aber nur im geringsten unangenehm sein, so sage es, und mein Leben soll nichts sein als der tätige Ausdruck Deines Willens!“


Sage Ich: „Mein edelster Bruder! Ich habe euch schon gesegnet und somit seid ihr vollkommen schon ein Leib; aber das merket euch:


Was Gott verbunden hat, das soll kein Mensch mehr trennen und es bleibt sonach eine wahre Ehe für ewig unauflöslich! Eine falsche Weltehe ist aber ohnehin kein Bund vor Gott und ist somit auflöslich wie die Weltmenschen und alle ihre Bündnisse, die schon von vornherein nichts als eine barste Hurerei sind, durch die die Kinder des Satans ins elende Dasein gesetzt werden. Ihr also seid nun vollends Mann und Weib und vor Gott ein Fleisch, Amen!“ (Lorber: Großes Evangelium Johannes Band 1_236,17)


Verbleibt aber nun noch die Frage, wann es sich um eine wahre Ehe handelt, die dann auch in Ewigkeit unauflöslich ist. Swedenborg gibt an, dass die wahren Ehepaare für einander geboren werden:


Der Herr sieht für Menschen, die sich nach der wahren ehelichen Liebe sehnen, eine Ähnlichkeit vor und findet diese sich nicht auf Erden, so sorgt Er dafür, dass das in den Himmeln geschieht. Wie das in den Himmeln vorgesehen wird, hörte ich Engel folgendermaßen beschreiben: Die göttliche Vorsehung des Herrn sei hinsichtlich der Ehen wie auch in den Ehen zugleich allumfassend und beträfe die letzten Einzelheiten, weil alle Freuden des Himmels aus den Freuden der ehelichen Liebe entspringen, gleich dem Süßwasser aus einer Quelle. Deshalb werde dafür gesorgt, dass eheliche Paare geboren werden. Unter Leitung des Herrn würden sie beständig für ihre zukünftige Ehe erzogen, ohne dass es dem betreffenden Knaben oder Mädchen bewusst werde. Wenn dann die Zeit reif und das Mädchen zur Jungfrau und der Knabe zum heiratsfähigen Jüngling herangewachsen seien, träfen sie einander irgendwo, wie durch eine schicksalhafte Fügung. Umgehend erkennen sie, wie aus Instinkt, dass sie einander gleichen, und als spräche eine innere Stimme, denkt dann der Jüngling bei sich: Sie ist mein, und die Jungfrau: Er ist mein. Eine Zeitlang bewegen sie das in ihren Gemütern, sprechen dann einander entschlossen an und verloben sich. Man sagt, das geschehe schicksalhaft, aus Instinkt oder Eingebung, weil es so erscheint, solange man nicht weiß, dass darunter eine Fügung der göttlichen Vorsehung zu verstehen ist. Denn, wie gesagt, der Herr schließt die inneren Ähnlichkeiten auf, damit sie einander erkennen. (Eheliche Liebe 229)


Aus der Mythologie ist überliefert, dass der Mensch als eine Einheit geschaffen und erst später in Mann und Weib getrennt wurde. Es führt hier zu weit, alle diese Stellen anzuführen. Biblisch wurde Eva aus Adam genommen. In der ägyptischen Mythologie schaffen der Widdergott Chum (die göttliche Weisheit) und die Göttin Hathor (die göttliche Liebe) den Menschen auf der Töpferscheibe als eine Zweiheit in männlicher und weiblicher Gestalt.


Die geistige Einheit von Mann und Frau gliedert sich in den positiv-polaren männlichen gegenüber dem negativ-polaren weiblichen Teil. Wobei „negativ“ kein Werturteil bedeutet, sondern „aufnehmend“ heißt, im Sinne der Bereitschaft, die männliche Wesenheit mental aufzunehmen4.

4 Bei dem Zeugungsvorgang wird dies auch körperlich deutlich. Die Frau nimmt das Männliche auf.

 

(Mit Genehmigung des Verfassers aus DAS PROGRAMM Jan. bis März 2017, Swedenborg Zentrum Berlin)

 

Siehe auch linke Randspalte unter "Texte der Neuoffenbarung zu...", Themen "Vom Menschen", "Mann und Frau / männl. u. weilbl. Pol" sowie "Ehe und Sexualität"