Carl Welkisch

 

(Geboren am 14.12.1888 in Gloden (Polen), gestorben am 9.8.1984 in Überlingen/Bodensee)

 


Teil 1

1. Die Jungfrauengeburt Jesu (WS-A3270.01)

2. Der Autor der Werke durch Jakob Lorber (WS-A3270.02)

Teil 2

3. Das Gotteszentrum (WS-A3270.03)

4. Die Menschwerdung des Gotteszentrums (WS-A3270.04)

5. Jesu-Jehova ist eine einzige, ungesonderte Persönlichkeit (WS-A3270.05)

Teil 3

6. Das zu Nicäa ausgeheckte Dreigöttertum (WS-A3270.06)

7. Die persönliche Wiederkunft Jesu (WS-A3270.07)

Teil 4

8. Carl Welkisch: "Im Geistfeuer Gottes" aus der Sicht der Neuoffenbarung Jesu-Jehovas durch Jakob Lorber (WS-A1894)

9. "Der Mensch zwischen Geist und Welt" - im Lichte der Neuoffenbarung Jesu durch Jakob Lorber (WS-A3006)

10. Marianne Bunk: "Carl Welkisch, ein Gottesbote des 20. Jahrhunderts" (WS-A3007)

 

Wilfried Schlätz

 

 

1. Die Jungfrauengeburt Jesu

WS-A3270.01

 

1. Thesen von Carl Welkisch (CW):

1.1. CW: „Jesus ist als natürlicher Mensch geboren, ganz ebenso wie jeder von uns.  Was ihn von anderen Menschen unterscheidet, ist allein sein Geist, der unmittelbar in lauterster Reinheit aus Gott kam, während die individuellen, Geister der Menschen allgemein -  mit verschwindend geringen Ausnahmen - ihre Reinheit vor dem Erdenleben mehr oder weniger stark eingebüßt haben. So heißt es auch mit vollem Recht, dass Jesus schon als Sohn Gottes auf die Welt gekommen ist.“  [Carl Welkisch: "Der Mensch zwischen Geist und Welt"; Reichl-Verlag D-56329 St.Goar; 4.Auflage 1991;S.110, 3.Absatz]

1.2. CW: „Dass Jesus, wie ein jeder von uns, auch einen natürlichen menschlichen Vater gehabt hat, ist mir seit langem gewiss!“ [„Im Geistfeuer Gottes“; 1952; S.751; letzter Absatz]

1.3. CW: „Dass es für Gott ein Kleines ist, einem Geiste auch ohne natürliche Zeugung eine irdische Menschengestalt zu schaffen, ist nicht zu bezweifeln. Nicht minder gewiss aber ist es, dass ER für die Menschwerdung Jesu gerade solchen Ausnahmeweg nicht gewählt hat.“ [„Im Geistfeuer Gottes“; 1952; S.752; 1.Absatz]

1.4. CW:Er [Jesus] ist also Mensch geworden wie jeder von uns, als Frucht der Liebesvereinigung eines menschlichen Elternpaares.“ [„Im Geistfeuer Gottes“; 1952; S.747; 2.Absatz; Anfang]

1.5. CW:…dass auch er [Jesus] sein Dasein in dieser Welt dem natürlichen Geschehen einer geschlechtlichen Zeugung verdankt.“ [„Im Geistfeuer Gottes“; 1952; S.753; 1.Absatz; Ende]


2. Bibel (Luther 1901):

2.1. Matthäus 1:

Jesu Stammbaum

1,1 Dies ist das Buch von der Geburt Jesu Christi, der da ist ein Sohn Davids(33), des Sohnes Abrahams(20). [= die 20.Generation seit Adam(1)]

1,2 Abraham(20) zeugte Isaak(21) Isaak(21) zeugte Jakob(22). Jakob(22) zeugte Juda(23) und seine Brüder.

1,3 Juda(23) zeugte Perez(24) und Serah von Thamar. Perez(24) zeugte Hezron(25). Hezron(25) zeugte Ram(26).

1,4 Ram(26) zeugte Amminadab(27). Amminadab(27) zeugte Nahesson(28). Nahesson(28) zeugte Salma(29).

1,5 Salma(29) zeugte Boas(30) von der Rahab. Boas(30) zeugte Obed(31) von der Ruth. Obed(31) zeugte Jesse(32).

1,6 Jesse(32) zeugte den König David(33). Der König David(33) zeugte Salomo(34) von dem Weib des Uria.

1,7 Salomo(34) zeugte Rehabeam(35). Rehabeam(35) zeugte Abia(36). Abia(36) zeugte Asa(37).

1,8 Asa(37) zeugte Josaphat(38). Josaphat(38) zeugte Joram(39). Joram(39) zeugte Usia(43). [Hier fehlen: Ahasja(40),  Joas(41) und  Amazja(42) gem. 1.Chr. 3,11+12]

1,9 Usia(43) zeugte Jotham(44). Jotham(44) zeugte Ahas(45). Ahas(45) zeugte Hiskia(46).

1,10 Hiskia(46) zeugte Manasse(47). Manasse(47) zeugte Amon(48). Amon(48) zeugte Josia(49).

1,11 Josia(49) zeugte Jechonja und seine Brüder um die Zeit der babylonischen Gefangenschaft.

1,12 Nach der babylonischen Gefangenschaft zeugte Jechonja Sealthiel. Sealthiel zeugte Serubabel.

1,13 Serubabel zeugte Abiud. Abiud zeugte Eliakim. Eliakim zeugte Asor.

1,14 Asor zeugte Zadok. Zadok zeugte Achim. Achim zeugte Eliud.

1,15 Eliud zeugte Eleasar. Eleasar zeugte Matthan. Matthan zeugte Jakob.

1,16 Jakob zeugte Joseph, den Mann Marias, von welcher ist geboren Jesus, der da heißt Christus.

1,17 Alle Glieder von Abraham bis auf David sind vierzehn Glieder. Von David bis auf die Gefangenschaft sind vierzehn Glieder. Von der babylonischen Gefangenschaft bis auf Christus sind vierzehn Glieder.

2.2. Lukas 3:

Jesu Stammbaum

3,23 Und Jesus war, da er anfing, ungefähr dreißig Jahre alt, und ward gehalten für einen Sohn Josephs, welcher war ein Sohn Eli's,

3,24 der war ein Sohn Matthats, der war ein Sohn Levis, der war ein Sohn Melchis, der war ein Sohn Jannas, der war ein Sohn Josephs,

3,25 der war ein Sohn des Mattathias, der war ein Sohn des Amos, der war ein Sohn Nahums, der war ein Sohn Eslis, der war ein Sohn Nangais,

3,26 der war ein Sohn Maaths, der war ein Sohn des Mattathias, der war ein Sohn Simeis, der war ein Sohn Josechs, der war ein Sohn Juda's,

3,27 der war ein Sohn Johanans, der war ein Sohn Resas, der war ein Sohn Serubabels, der war ein Sohn Sealthiels, der war ein Sohn Neris,

3,28 der war ein Sohn Melchis, der war ein Sohn Addis, der war ein Sohn Kosams, der war ein Sohn Elmadams, der war ein Sohn Hers,

3,29 der war ein Sohn des Jesus, der war ein Sohn Eliesers, der war ein Sohn Jorems, der war ein Sohn Matthats, der war ein Sohn Levis,

3,30 der war ein Sohn Simeons, der war ein Sohn Judas, der war ein Sohn Josephs, der war ein Sohn Jonams, der war ein Sohn Eliakims,

3,31 der war ein Sohn Meleas, der war ein Sohn Menams, der war ein Sohn Mattathans, der war ein Sohn Nathans(34), der war ein Sohn Davids(33),

3,32 der war ein Sohn Jesses(32), der war ein Sohn Obeds(31), der war ein Sohn des Boas(30), der war ein Sohn Salmas(29), der war ein Sohn Nahessons(28),

3,33 der war ein Sohn Amminadabs(27), der war ein Sohn Rams(26), der war ein Sohn Hezrons(25), der war ein Sohn des Perez(24), der war ein Sohn Juda's(23),

3,34 der war ein Sohn Jakobs(22), der war ein Sohn Isaaks(21), der war ein Sohn Abrahams(20), der war ein Sohn Tharahs(19), der war ein Sohn Nahors(18),

3,35 der war ein Sohn Serugs(17), der war ein Sohn Regus(16), der war ein Sohn Pelegs(15), der war ein Sohn Ebers(14), der war ein Sohn Salahs(13),

3,36 der war ein Sohn Kenans(?) [Der Kenan(?) kommt in 1.Chr 1,18 – 28 nicht vor!], der war ein Sohn Arphachsads(12), der war ein Sohn Sems(11), der war ein Sohn Noahs(10), der war ein Sohn Lamechs(9),

3,37 der war ein Sohn Methusalahs(8), der war ein Sohn Henoch(7), der war ein Sohn Jareds(6), der war ein Sohn Mahalaleels(5), der war ein Sohn Kenans(4),

3,38 der war ein Sohn des Enos(3), der war ein Sohn Seths(2), der war ein Sohn Adams(1), der war Gottes.



3. Thesen von Rudolf Steiner (RS):

3.1. Joseph ist der leibliche Vater von Jesus.

3.2. Da es nach Matthäus einen salomonischen Joseph gab, der von dem Davidssohn: Salomon abstammt, so gibt es auch einen salomonischen Jesus, der von dem salomonischen Joseph gezeugt worden ist. [Siehe die Ziffer: (2.1.)]

3.3. 3.2. Da es nach Lukas einen nathanischen Joseph gab, der von dem Davidssohn: Nathan abstammt, so gibt es auch einen nathanischen Jesus, der von dem nathanischen Joseph gezeugt worden ist. [Siehe die Ziffer: (2.2.)]

4. Mit ihrer These, dass Jesus einen leiblichen Vater gehabt haben soll, stehen CW und RS im Gegensatz zur Bibel:

4.1.  Jesaja 7,14 (Elberfelder Bibel 2001):

"Siehe die Jungfrau6078 (die junge Frau, das Mädchen) wird schwanger werden und einen Sohn gebären und wird seinen Namen Immanuel nennen."

6078: ‘almāh  Mädchen, Jungfrau (Ps. 68,28; Hohes Lied 1,3; 6,8: Jes. 7,14)

4.2. Matthäus 1 (Luther 1901):

1,18 Die Geburt Christi war aber also getan. Als Maria, seine Mutter, dem Joseph vertraut war, fand sich's ehe er sie heimholte, dass sie schwanger war von dem heiligen Geist.

1,19 Joseph aber, ihr Mann, war fromm und wollte sie nicht in Schande bringen, gedachte aber, sie heimlich zu verlassen.

1,20 Indem er aber also gedachte, siehe, da erschien ihm ein Engel des HERRN im Traum und sprach: Joseph, du Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria, dein Gemahl, zu dir zu nehmen; denn das in ihr geboren ist, das ist von dem heiligen Geist.

4.3. Lukas 1 (Luther 1901):

1,35 Der Engel antwortete und sprach zu ihr: Der heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird auch das Heilige, das von dir geboren wird, Gottes Sohn genannt werden.

5. Mit ihrer These, dass Jesus einen leiblichen Vater gehabt haben soll, stehen CW und RS im Gegensatz zu den beiden Glaubensbekenntnissen der Kirchen:

5.1. Nicänum (Evangelisches Gesangbuch 1996: S.1244):

"Für uns Menschen und zu unserem Heil ist er [der eine Herr Jesus Christus] vom Himmel gekommen, hat Fleisch angenommen durch den Heiligen Geist von der Jungfrau Maria und ist Mensch geworden."

5.2. Apostolikum (Evangelisches Gesangbuch 1996: S.1243):

"Und an Jesus Christus, Sinen eingeborenen Sohn, unseren Herrn, empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria."

6. Mit ihrer These, dass Jesus einen leiblichen Vater gehabt haben soll, stehen CW und RS im Gegensatz zu den Jesusworten durch Jakob Lorber (JL):

6.1. Jesus durch JL:

[GEJ.06_090,07] Darüber entsetzten sich die drei ordentlich, und der Arzt sagte zu Mir: „Freund, Du bist kein Mensch von unserem gewöhnlichen Schlage und von unserer Natur, sondern Du bist ein Gott! Dich hat kein Mann der Erde in einen Mutterleib hineingezeugt! Ich möchte sogar behaupten, dass Du ein ungeborener Mensch und somit offenbar ein Gott bist!“

[GEJ.06_090,08] Sagte Ich: „Lasse du das gut sein; wer ein Fleisch trägt, der hat es aus einem Mutterleibe! Nur das erste Menschenpaar erhielt den Leib aus der Willenshand Gottes, – alle andern Menschen aber aus einem Mutterleibe. Und so ist auch dieser Mein Leib aus einer irdischen Mutter, wenn auch nicht durch einen irdischen Vater auf die gewöhnliche Art gezeugt, sondern allein durch den allmächtigen Willensgeist Gottes, was bei ganz reinen und gottergebenen Menschen sehr wohl möglich ist. Vor alters bei den noch ganz unverdorbenen, einfachen und Gott sehr ergebenen Menschen war das eben nichts Seltenes, und es geschieht solches dann und wann auch noch in diesen Zeiten.

[GEJ.06_090,09] Dass solche auf einem rein geistigen Wege gezeugten Menschen denn auch geistiger sind als jene auf dem gewöhnlichen Wege gezeugten, das ist klar; denn Kinder sehr starker und völlig gesunder Eltern werden auch stark und gesund, – Kinder schwacher und kranker Eltern werden gewöhnlich auch schwach und kränklich. Ich als Mensch, wie Ich nun vor euch dastehe, bin kein Gott, wohl aber ein Gottessohn, was eigentlich ein jeder Mensch sein soll; denn die Menschen dieser Erde sind berufen, Kinder Gottes zu werden und zu sein, wenn sie nach dem erkannten Willen Gottes leben.

[GEJ.06_090,10] Einer von ihnen aber ist von Gott aus und von Ewigkeit her bestimmt, der Erste zu sein, das Leben in Sich zu haben und es jedermann zu geben, der an Ihn glaubt und nach Seiner Lehre lebt. Und dieser Erste bin Ich!

6.2. Jesus durch JL:

6.2.1.Text:

[JJ.01_012,12] Wahrhaftig, dessen schäme ich mich beinahe vor den Söhnen Israels; denn sie wissen es, dass ich ein über siebzig Jahre alter Greis bin! – Was werden sie sagen, so ich das kaum fünfzehnjährige Kind, im hochschwangeren Zustande noch dazu, als mein rechtmäßiges Weib einschreiben lasse?!

6.2.2. Kommentar:

Wenn CW wie RS den über 70-jährigen Joseph für den leiblichen Vater von Jesus hält, dann unterstellen beide dem Joseph, dass er sich als über 70-jähriger an seinem 14-jährigen Mündel  vergangen hat, denn Maria war als Mündel dem Joseph zur Erziehung anvertraut. Wenn aber CW den Joseph nicht als den Erzeuger von Jesus ansieht, dann muss es gemäß CW einer der fünf Söhne Josephs aus dessen erster Ehe oder irgendein römischer Soldat oder sonst irgendwer gewesen sein, der mit Maria Jesus gezeugt hat.

6.3. Jesus durch JL:

3. Kapitel – Die Ankündigung der Geburt des Herrn durch einen Engel. Marias demutvolle Ergebenheit.
28. Juli 1843

[JJ.01_003,01] An einem Freitage morgens aber nahm Maria abermals den Wasserkrug und ging hinaus, ihn mit Wasser zu füllen, und horch! – eine Stimme sprach zu ihr:

[JJ.01_003,02] „Gegrüßet seist du, an der Gnade des Herrn Reiche! Der Herr ist mit dir, du Gebenedeite unter den Weibern!“

[JJ.01_003,03] Maria aber erschrak gar sehr ob solcher Stimme, da sie nicht wusste, woher sie kam, und sah sich darum auch behende nach rechts und links um; aber sie konnte niemanden entdecken, der da geredet hätte.

[JJ.01_003,04] Darum aber ward sie noch voller von peinigender Angst, nahm eiligst den gefüllten Wasserkrug und eilte von dannen ins Haus.

[JJ.01_003,05] Als sie da bebend anlangte, stellte sie sobald den Wasserkrug zur Seite, nahm den Purpur wieder zur Hand, setzte sich auf ihren Arbeitssessel und fing den Purpur wieder gar emsig an fortzuspinnen.

[JJ.01_003,06] Aber sie hatte sich noch kaum so recht wieder in ihrer Arbeit eingefunden, siehe, da stand schon der Engel des Herrn vor der emsigen Jungfrau und sprach zu ihr:

[JJ.01_003,07] „Fürchte dich nicht, Maria, denn du hast eine endlos große Gnade gefunden vor dem Angesichte des Herrn; siehe, du wirst schwanger werden vom Worte Gottes!“

[JJ.01_003,08] Als Maria aber dieses vernommen hatte, da fing sie an, diese Worte hin und her zu erwägen, und konnte nicht erfassen ihren Sinn; darum sprach sie denn zum Engel:

[JJ.01_003,09] „Wie solle denn das vor sich gehen, bin ich doch noch lange nicht eines Mannes Weib und habe auch noch nie dazu eine Bekanntschaft mit einem Manne gemacht, der mich sobald nähme zum Weibe, auf dass ich gleich andern Weibern schwanger würde und dann gebäre ihnen gleich?“

[JJ.01_003,10] Der Engel aber sprach zur Maria: „Höre, du erwählte Jungfrau Gottes! Nicht also solle es geschehen, sondern die Kraft des Herrn wird dich überschatten.

[JJ.01_003,11] Darum wird auch das Heilige, das da aus dir geboren wird, der Sohn des Allerhöchsten genannt werden!

[JJ.01_003,12] Du sollst Ihm aber, wann Er aus dir geboren wird, den Namen Jesus geben; denn Er wird erlösen Sein Volk von all den Sünden, vom Gerichte und vom ewigen Tode.“

[JJ.01_003,13] Maria aber fiel vor dem Engel nieder und sprach: „Siehe, ich bin ja nur eine Magd des Herrn; daher geschehe mir nach Seinem Willen, wie da lauteten deine Worte!“ – Hier verschwand der Engel wieder, und Maria machte sich wieder an ihre Arbeit.

4. Kapitel – Marias kindlich-unschuldiges Gespräch mit Gott und die Antwort von oben.
1. August 1843
[JJ.01_004,01] Als aber darauf der Engel sobald wieder verschwand, da lobte und pries Maria Gott den Herrn und sprach also bei sich in ihrem Herzen:
[JJ.01_004,02] „O was bin ich denn doch vor Dir, o Herr, dass Du mir solche Gnade erweisen magst? –
[JJ.01_004,03] Ich solle schwanger werden, ohne je einen Mann erkannt zu haben; denn ich weiß ja nicht, was Unterschiedes da ist zwischen mir und einem Manne.
[JJ.01_004,04] Weiß ich denn, was das so in der Wahrheit ist: schwanger sein? O Herr! siehe, ich weiß es ja nicht!
[JJ.01_004,05] Weiß ich wohl, was das ist, wie man sagt: ,Siehe, ein Weib gebäret‘? – O Herr! siehe mich gnädig an; ich bin ja nur eine Magd von vierzehn Jahren und habe davon nur reden gehört – und weiß aber darum doch in der Tat nichts!
[JJ.01_004,06] Ach, wie wird es mir Armseligen ergehen, so ich werde schwanger sein – und weiß nicht, wie da ist solch ein Zustand!
[JJ.01_004,07] Was wird dazu der Vater Joseph sagen, so ich ihm sagen werde, oder er es etwa also merken wird, dass ich schwanger sei?!
[JJ.01_004,08] Etwas Schlimmes kann das Schwangersein ja doch nicht sein, besonders wenn eine Magd, wie einst die Sara, vom Herrn Selbst dazu erwählet wird?
[JJ.01_004,09] Denn ich habe es ja schon öfter im Tempel gehört, welch eine große Freude die Weiber haben, wenn sie schwanger sind!
[JJ.01_004,10] Also muss das Schwangersein wohl etwas recht Gutes und überaus Beseligendes sein, und ich werde mich sicher auch freuen, wann mir das von Gott gegeben wird, dass ich schwanger werde!
[JJ.01_004,11] Aber wann, wann wird das geschehen, und wie? – oder ist es schon geschehen? Bin ich schon schwanger, oder werde ich es erst werden?
[JJ.01_004,12] O Herr! Du ewig Heiliger Israels, gebe mir, Deiner armen Magd, doch ein Zeichen, wann solches geschehen wird, auf dass ich Dich darob loben und preisen möchte!“
[JJ.01_004,13] Bei diesen Worten ward Maria von einem lichten Ätherhauche angeweht, und eine gar sanfte Stimme sprach zu ihr:
[JJ.01_004,14] „Maria! sorge dich nicht vergeblich; du hast empfangen, und der Herr ist mit dir! – Mache dich an deine Arbeit, und bringe sie zu Ende, denn fürder wird für den Tempel keine mehr gemacht werden von dieser Art!“
[JJ.01_004,15] Hier fiel Maria nieder, betete zu Gott und lobte und pries Ihn für solche Gnade. – Nachdem sie aber dem Herrn ihr Lob dargebracht hatte, erhob sie sich und nahm ihre Arbeit zur Hand.

6.4. Jesus durch JL:

[JJ.01_007,15] Tag für Tag aber ward der Leib Marias voller; da sie solches wohl merkte, so suchte sie ihre Schwangerschaft vor den Augen Josephs und seiner Söhne so gut als nur immer möglich zu verbergen.

[JJ.01_007,16] Aber nach einer Zeit von zwei Monaten half ihr Verbergen nichts mehr, und Joseph fing an Argwohn zu schöpfen und beriet sich insgeheim mit einem seiner Freunde in Nazareth über den sonderbaren Zustand Mariens.

8. Kapitel – Die Ansicht des Arztes. Joseph verhört Maria. Marias Erklärung.
9. August 1843

[JJ.01_008,01] Der Freund Josephs aber war ein Sachkundiger; denn er war ein Arzt, der da die Kräuter kannte und bei gefährlichen Geburten nicht selten den Wehmüttern beistand.

[JJ.01_008,02] Dieser ging mit Joseph und besah insgeheim Mariam, – und als er sie beschaut hatte, sprach er zu Joseph:

[JJ.01_008,03] „Höre mich an, Bruder aus Abraham, Isaak und Jakob, deinem Hause ist ein großes Unheil widerfahren, – denn siehe, die Magd ist hochschwanger!

[JJ.01_008,04] Du bist aber auch selbst schuld daran; denn siehe, es ist nun der sechste Mond, da du aus warest auf deinem Hausbaue! – Sage, wer hätte denn da wohl acht haben sollen auf die Magd?“

[JJ.01_008,05] Joseph aber antwortete: „Siehe, Maria war unter der Zeit kaum drei Wochen in einem fort zu Hause, und das im Anfange, da sie in mein Haus kam; dann brachte sie volle drei Monde bei ihrer Muhme Elisabeth zu!

[JJ.01_008,06] Nun aber sind bereits auch zwei Monde, da sie unter meiner beständigen Aufsicht sich befindet, verflossen, und ich habe nie jemanden gesehen, der da zu ihr offen oder heimlich gekommen wäre!

[JJ.01_008,07] Und in der Zeit meiner Abwesenheit aber war sie ja ohnehin in den besten Händen; mein Sohn, der sie geleitet hat zur Elisabeth, gab mir den teuersten Eid zuvor, dass er, außer im Notfalle, auch nicht einmal ihr Kleid anrühren wolle auf dem ganzen Wege!

[JJ.01_008,08] Und so weiß ich mit großer Bestimmtheit, dass da Maria von meinem Hause aus völlig rein sein müsse; ob aber solches auch der Fall ist mit dem Hause des Zacharias, das unterliegt freilich wohl einer andern Frage!

[JJ.01_008,09] Sollte ihr das etwa im Tempel begegnet sein von einem Diener desselben? – Davor wolle mich der Herr bewahren, so ich da möchte einer solchen Meinung sein; denn so was hätte der Herr längst ruchbar gemacht durch die allzeitige Weisheit des Hohenpriesters!

[JJ.01_008,10] Ich aber weiß nun, was ich tun werde, um der Wahrheit der Sache auf die rechte Spur zu kommen. – Du, Freund, magst nun wieder im Frieden ziehen, und ich werde mein Haus einer starken Prüfung unterziehen!“

[JJ.01_008,11] Josephs Freund verzog nicht und ging sobald aus dem Hause Josephs; Joseph aber wandte sich sobald an Maria und sprach zu ihr:

[JJ.01_008,12] „Kind! mit welcher Stirne solle ich nun aufschauen zu meinem Gott? Was solle ich nun sagen über dich?

[JJ.01_008,13] Habe ich dich nicht als eine reine Jungfrau aus dem Tempel empfangen, und habe ich dich nicht treulich gehütet durch mein tägliches Gebet und durch die Getreuen, die da sind in meinem Hause?

[JJ.01_008,14] Ich beschwöre dich darum, dass du mir sagest, wer es ist, der es gewagt hat, mich zu betrügen und sich also schändlichst zu vergreifen an mir, einem Sohne Davids, und an dir, die du auch demselben Hause entsprossen bist!

[JJ.01_008,15] Wer hat dich, eine Jungfrau des Herrn, verführt und geschändet?! – Wer hat es vermocht, deinen reinsten Sinn also zu trüben? – und wer, zu machen aus dir eine zweite Eva?!

[JJ.01_008,16] Denn also wiederholt sich an mir ja leibhaftig die alte Geschichte Adams, denn dich hat ja augenscheinlich gleich der Eva eine Schlange betöret!

[JJ.01_008,17] Also antworte mir auf meine Frage! Gehe aber, und fasse dich; denn dir solle es nicht gelingen, mich zu täuschen!“ – Hier warf sich Joseph vor Gram auf einen mit Asche gefüllten Sack auf sein Angesicht und weinte.

[JJ.01_008,18] Maria aber zitterte vor großer Furcht, fing an zu weinen und zu schluchzen und konnte nicht reden vor zu großer Furcht und Traurigkeit.

[JJ.01_008,19] Joseph aber erhob sich wieder vom Sacke und sprach mit einer etwas gemäßigteren Stimme zur Maria:

[JJ.01_008,20] „Maria, Kind Gottes, das Er Selbst in Seine Obhut genommen, warum hast du mir das getan? – Warum hast du deine Seele so sehr erniedrigt und vergessen deines Gottes?!

[JJ.01_008,21] Wie konntest du solches tun, die du auferzogen wardst im Allerheiligsten und hast deine Speise empfangen aus der Hand der Engel und hast diese glänzenden Diener Gottes allzeit gehabt zu deinen Mitgespielen?! – O rede, und schweige nicht vor mir!“

[JJ.01_008,22] Hier ermannte sich Maria und sprach: „Vater Joseph, du gerecht harter Mann! Ich sage dir: So wahr ein Gott lebt, so wahr auch bin ich rein und unschuldig und weiß bis zur Stunde von keinem Manne etwas!

[JJ.01_008,23] Joseph aber fragte: „Woher ist denn hernach das, was du unter deinem Herzen trägst?“

[JJ.01_008,24] Und Maria erwiderte: „Siehe, ich bin ja noch ein Kind und verstehe nicht die Geheimnisse Gottes! Höre mich aber an, und ich will es dir ja sagen, was mir begegnet ist! Solches aber ist auch so wahr, als wie da lebet ein gerechter Gott über uns!“

9. Kapitel – Mariens Erzählung über die geheimnisvollen heiligen Vorkommnisse. Josephs Kummer und Sorge und sein Entschluss, Maria heimlich zu entfernen. Ein Engel des Herrn erscheint Joseph im Traum. Maria bleibt im Hause Josephs.
10. August 1843

[JJ.01_009,01] Und Maria erzählte dem Joseph alles, was ihr, da sie noch am Purpur arbeitete, begegnet ist, und schloss dann ihre Erzählung mit dieser Beteuerung:

[JJ.01_009,02] „Darum sage ich dir, Vater, noch einmal: So wahr Gott, der Herr Himmels und der Erde lebt, so wahr auch bin ich rein und weiß von keinem Manne und kenne auch ebensowenig das Geheimnis Gottes, das ich unter meinem Herzen, zu meiner eigenen großen Qual, nun tragen muss!“ –

[JJ.01_009,03] Hier verstummte Joseph vor Maria und erschrak gewaltig; denn die Worte Mariens drangen tief in seine bekümmerte Seele, und er fand bebend seine geheime Ahnung bestätigt.

[JJ.01_009,04] Er aber fing darum an, hin und her zu sinnen, was er da tun solle, und sprach so bei sich in seinem Herzen:

[JJ.01_009,05] „So ich ihre vor der Welt, wie sie nun ist, doch unwiderlegbare Sünde darum verberge, weil ich sie nicht als solche mehr erkenne, so werde ich als Frevler erfunden werden gegen das Gesetz des Herrn und werde der sichern Strafe nicht entgehen!

[JJ.01_009,06] Mache ich sie aber wider meine innerste Überzeugung als eine feile Sünderin vor den Söhnen Israels offenbar, da doch das, was sie unter ihrem Herzen trägt, nur – nach ihrer unzweideutigen Aussage – von einem Engel herrühret,

[JJ.01_009,07] so werde ich ja von Gott dem Herrn erfunden werden als einer, der ein unschuldig Blut überliefert hat zum Gerichte des Todes?!

[JJ.01_009,08] Was solle ich also mit ihr beginnen? – Solle ich sie heimlich verlassen, d.h., solle ich sie heimlich von mir tun und sie irgend verbergen im Gebirge, nahe an der Grenze der Griechen? – Oder solle des Tages des Herrn ich harren, auf dass Er mir am selben kundtue, was ich da tun solle?

[JJ.01_009,09] Wenn aber morgen oder übermorgen jemand zu mir kommt aus Jerusalem und erkennet Mariam, was dann? – Ja, es wird wohl das Beste sein, ich entferne sie heimlich und sorge für sie geheim, ohne dass da jemand anderer außer meinen Kindern etwas davon erfährt!

[JJ.01_009,10] Ihre Unschuld wird mit der Zeit der Herr sicher offenbar machen, und dann ist alles gerettet und gewonnen; und so geschehe es denn im Namen des Herrn!“

[JJ.01_009,11] Darauf tat Joseph solches der Maria ganz insgeheim kund, und sie fügte sich vorbereitend in den beabsichtigten guten Willen Josephs und begab sich dann, da es schon spät abends geworden war, zur Ruhe.

[JJ.01_009,12] Joseph aber versank über seinen mannigfachen Gedanken ebenfalls in einen Schlummer; und siehe, ein Engel des Herrn erschien ihm im Traume und sprach zu ihm:

[JJ.01_009,13] „Joseph, sei nicht bange ob der Maria, der reinsten Jungfrau des Herrn! – Denn was sie unter dem Herzen trägt, ist erzeuget vom heiligen Geiste Gottes, und du sollst ihm, wenn es geboren wird, den Namen Jesus geben!“ –

[JJ.01_009,14] Hier erwachte Joseph vom Schlafe und pries Gott den Herrn, der ihm solche Gnade erwiesen hatte.

[JJ.01_009,15] Da es aber schon des Morgens war, so kam Maria schon für die beabsichtigte Reise fertig zum Joseph und zeigte ihm an, dass es schon an der Zeit sein dürfte.

[JJ.01_009,16] Joseph aber umfasste das Mädchen, drückte es an seine Brust und sprach zu ihr: „Maria, du Reine, du bleibst bei mir; denn heute hat mir der Herr ein mächtig Zeugnis über dich gegeben, denn das aus dir geboren wird, solle Jesus heißen!“

[JJ.01_009,17] Hieran erkannte Maria sobald, dass der Herr mit Joseph geredet hatte, da sie denselben Namen vernahm, den ihr der Engel gab, da sie davon dem Joseph doch nichts erwähnt hatte zuvor!

[JJ.01_009,18] Und der Joseph hütete darauf das Mädchen sorgsam und ließ es an nichts gebrechen, das ihr in dem Zustande vonnöten war. – –

6.5. Jesus durch JL:

[JJ.01_010,09] Es kam aber nach drei Tagen ein gewisser Annas aus Jerusalem, der da ein großer Schriftgelehrter war, zu Joseph und sprach zu ihm:

[JJ.01_010,10] „Joseph, du kunstverständiger und schriftgelehrter Mann aus dem Stamme Davids! – Ich muss dich fragen, warum du nicht in die Versammlung gekommen bist?“

[JJ.01_010,11] Joseph aber wandte sich zum Annas und sprach: „Siehe, ich war fünf Tage lang im Gebirge und wusste nicht, dass ich berufen ward.

[JJ.01_010,12] Da ich aber nach Hause kam und durch meinen Sohn Joses die Nachricht erhielt, war ich zu müde und schwach, als dass es mir möglich gewesen wäre, mich sobald gen Jerusalem auf die Beine zu machen! – Zudem aber ersah ich ja aber ohnehin auf den ersten Blick, dass diese ganze große Versammlung wenig oder gar nichts nützen wird.“

[JJ.01_010,13] Während aber Joseph solches gesprochen hatte, sah sich der Annas um und entdeckte unglücklicherweise die hochschwangere Jungfrau.

[JJ.01_010,14] Er verließ daher auch wie ganz stumm den Joseph und eilte, was er nur konnte, nach Jerusalem.

[JJ.01_010,15] Allda ganz atemlos angelangt, eilte er sogleich zum Hohenpriester und sagte zu ihm:

[JJ.01_010,16] „Höre mich an, und frage mich nicht, warum der Sohn Davids nicht in die Versammlung kam; denn ich habe unerhörte Gräueldinge in seinem Hause entdeckt!

[JJ.01_010,17] Siehe, Joseph, dem Gott und du das Zeugnis gabst dadurch, dass du ihm die Jungfrau anvertraut hast, hat sich unbeschreiblich tief und grob vor Gott und vor dir verfehlt!“

[JJ.01_010,18] Der Hohepriester aber war ganz entsetzt über die Nachricht Annas' und fragte ganz kurz: „Wie so, wie das? – Rede mir die vollste Wahrheit, oder du bist heute noch des Todes!“

[JJ.01_010,19] Und der Annas sprach: „Siehe, die Jungfrau Maria, die er laut des Zeugnisses Gottes aus diesem Tempel des Herrn zur Obhut erhielt, hat er weidlichst geschändet; denn ihre schon hohe Schwangerschaft ist ein lebendiges Zeugnis davon!“

[JJ.01_010,20] Der Hohepriester aber sprach: „Nein, Joseph hat das nimmer getan! – Kann auch Gott ein falsches Zeugnis geben?!“

[JJ.01_010,21] Annas aber sprach: „So sende denn deine vertrautesten Diener hin, und du wirst dich überzeugen, dass da die Jungfrau im Vollernste hochschwanger ist; ist sie es aber nicht, so will ich hier gesteiniget werden!“

11. Kapitel – Des Hohenpriesters Bedenken wegen Marias Zustand. Das Verhör Marias und Josephs im Tempel. Josephs Klage und Hader mit Gott. Das Todesurteil über Joseph und Maria und ihre Rechtfertigung durch ein Gottesurteil. Maria wird Josephs Weib.
16. August 1843

[JJ.01_011,01] Der Hohepriester aber besann sich eine Zeitlang und sprach also bei sich: „Was soll ich tun? Annas ist voll Eifersucht seit der Wahl der Jungfrau, und man soll nie auf den Rat eines Eifersüchtigen handeln.

[JJ.01_011,02] Wenn sich's aber mit Maria dennoch also verhalten würde, und ich hätte die Sache gleichgültig behandelt, was werden dann die Söhne Israels sagen, und zu welch einer Rechenschaft werden sie mich fordern?

[JJ.01_011,03] Ich will daher dennoch insgeheim Diener hin senden zu Joseph, die, falls sich die schlimme Sache bestätigen sollte, die Jungfrau samt Joseph sogleich hierher ziehen sollen!“

[JJ.01_011,04] Also ward es gedacht und beschlossen. Der Hohepriester berief insgeheim vertraute Diener und gab ihnen kund, was sich im Hause Josephs zugetragen habe, und sandte sie dann sobald zu Joseph hin mit der Bestimmtheit, wie sie zu handeln haben, falls sich die Sache bestätigen sollte.

[JJ.01_011,05] Und die Diener begaben sich eiligst hin zu Joseph und fanden alles so, wie es ihnen der Hohepriester bezeichnet hatte.

[JJ.01_011,06] Und der älteste aus ihnen sagte zu Joseph: „Siehe, darum sind wir aus dem Tempel hierher gesandt worden, auf dass wir uns überzeugen sollen, wie es mit der Jungfrau stehet, da von ihr üble Gerüchte zu den Ohren des Hohenpriesters gelangt sind.

[JJ.01_011,07] Wir aber fanden die traurige Mutmaßung leider bestätigt; daher lasse dir keine Gewalt antun, und folge uns mit der Maria in den Tempel, allda du aus dem Munde des Hohenpriesters das gerechte Urteil vernehmen sollst!“

[JJ.01_011,08] Und Joseph folgte mit Maria sobald ohne Widerrede den Dienern vor das Gericht in den Tempel.

[JJ.01_011,09] Als er da vor dem Hohenpriester anlangte, fragte der erstaunte Hohepriester sobald die Maria, in ernstem Tone redend:

[JJ.01_011,10] „Maria! Warum hast du uns das getan und hast mögen gar so gewaltig erniedrigen deine Seele?

[JJ.01_011,11] Vergessen hast du des Herrn, deines Gottes, – du, die du auf erzogen wardst im Allerheiligsten, und hast deine tägliche Speise empfangen aus der Hand des Engels,

[JJ.01_011,12] und hast allzeit vernommen seine Lobgesänge, und hast dich erheitert, hast gespielt und getanzt vor dem Angesichte Gottes! – Rede, warum hast du uns solches getan?“

[JJ.01_011,13] Maria aber fing an bitterlich zu weinen und sprach unter gewaltigem Schluchzen und Weinen: „So wahr Gott, der Herr Israels, lebet, so wahr auch bin ich rein und habe noch nie einen Mann erkannt! – Frage den von Gott erwählten Joseph!“

[JJ.01_011,14] Und der Hohepriester wandte sich darauf zu Joseph und fragte ihn: „Joseph, ich beschwöre dich im Namen des ewig lebendigen Gottes, sage mir es unverhohlen, wie ist das geschehen? Hast du solches getan?“

[JJ.01_011,15] Und der Joseph sprach: „Ich sage dir bei allem, was dir und mir heilig ist, so wahr der Herr, mein Gott, lebet, so wahr auch bin ich rein vor dieser Jungfrau, wie vor dir und vor Gott!“

[JJ.01_011,16] Und der Hohepriester erwiderte: „Rede nicht ein falsches Zeugnis, sondern sprich vor Gott die Wahrheit! – Ich aber sage dir: Du hast erstohlen dir deine Hochzeit, hast nicht Kunde gegeben dem Tempel und hast nicht zuvor dein Haupt gebeugt unter die Hand des ewig Gewaltigen, auf dass Er gesegnet hätte deinen Samen! – Daher rede die Wahrheit!“

18. August 1843

[JJ.01_011,17] Joseph aber ward stumm auf solche Rede des Hohenpriesters und mochte kein Wörtlein erwidern; denn zu bitter ungerecht ward er vom Hohenpriester beschuldigt.

[JJ.01_011,18] Da aber Joseph tief schweigend vor dem Hohenpriester dastand und nicht reden mochte, da öffnete sobald wieder der Hohepriester seinen Mund und sprach:

[JJ.01_011,19] „Gib uns die Jungfrau wieder, wie du sie erhalten hast aus dem Tempel des Herrn, da sie war so rein wie eine aufgehende Sonne an einem allerheitersten Morgen!“

[JJ.01_011,20] In Tränen zerfließend stand Joseph da und sprach nach einem mächtigen Seufzer:

[JJ.01_011,21] „Herr, Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, was habe ich armer Greis denn vor Dir so Arges getan, dass Du mich nun so gewaltig schlägst?!

[JJ.01_011,22] Nehme mich von der Welt; denn zu hart ist es, als ein allzeit Gerechter vor Dir und aller Welt solch eine Schmach zu erleiden!

[JJ.01_011,23] Meinen Vater David hast Du gezüchtiget, darum er gesündigt hatte am Urias.

[JJ.01_011,24] Ich aber habe noch nie an einem Menschen mich versündiget und vergriffen mich an irgendeines Menschen Sache, noch an einem Tiere, und habe das Gesetz allzeit beobachtet bis auf ein Häkchen; o Herr, warum schlägst Du mich denn?

[JJ.01_011,25] O zeige mir eine Sünde vor Dir, und ich will ja gerne die Strafe des Feuers erleiden! – Habe ich aber gesündigt vor Dir, da sei verflucht der Tag und die Stunde, da ich geboren ward!“

[JJ.01_011,26] Der Hohepriester aber ward erbittert ob dieser Rede Josephs und sprach in großer Aufgeregtheit seines Gemütes:

[JJ.01_011,27] „Wohl denn, da du vor Gott deine laute Schuld bekämpfest, so will ich euch beide trinken lassen das Fluchwasser Gottes, des Herrn; und es werden offenbar werden eure Sünden in euren Augen und vor den Augen alles Volkes!“ –

[JJ.01_011,28] Und sobald nahm der Hohepriester das Fluchwasser und ließ davon den Joseph trinken und sandte ihn dann nach dem Gesetze in ein dazu bestimmtes Gebirge, das da nahe an Jerusalem lag.

[JJ.01_011,29] Und desgleichen gab er auch solches Wasser der Jungfrau zu trinken und sandte sie dann ebenfalls ins Gebirge.

[JJ.01_011,30] Nach drei Tagen aber kamen beide gänzlich unverletzt zurück, und alles Volk wunderte sich, dass an ihnen keine Sünde ist offenbar gemacht worden.

[JJ.01_011,31] Der Hohepriester aber sprach dann selbst ganz über alle Maßen erstaunt zu ihnen: „So Gott der Herr eure Sünde nicht hat offenbar machen wollen, da will auch ich euch nicht richten, sondern spreche euch für schuldlos und ledig.

[JJ.01_011,32] Da aber die Jungfrau schon schwanger ist, so soll sie dein Weib sein zur Buße, darum sie mir unbewusster maßen ist schwanger geworden, und solle fürder nimmer einen andern Mann bekommen, so sie auch eine junge Witwe würde! Also sei es! – Und nun ziehet wieder im Frieden von dannen.“

[JJ.01_011,33] Joseph aber nahm nun Mariam und ging mit ihr in seine Heimat und ward voll Freuden und lobte und pries seinen Gott. Und seine Freude war nun um so größer, da nun Maria sein rechtmäßiges Weib ist geworden.

6.6. Jesus durch JL:

[JJ.01_016,15] Als sie aber aus der Höhle trat, da traf sie draußen ihre Schwester Salome, welche ihr ob des bewußten Gesichtes nachgefolgt ist, und sprach sogleich zu ihr:

[JJ.01_016,16] „Salome, Salome! komme und sehe mein Morgengesicht in der Wirklichkeit bestätigt! – Die Jungfrau hat in der Fülle der Wahrheit geboren, was die menschliche Weisheit und Natur nimmer zu fassen vermag!“

[JJ.01_016,17] Die Salome aber sprach: „So wahr Gott lebt, kann ich eher nicht glauben, dass eine Jungfrau geboren habe, als bis ich sie werde mit meiner Hand untersucht haben!“

17. Kapitel – Der ungläubigen Salome Bitte an Maria. Salomes Zeugnis der unverletzten Jungfräulichkeit Mariens. Das Gottesgericht. Des Engels Weisung an Salome. Salomes Genesung.
26. August 1843

[JJ.01_017,01] Nachdem aber die Salome solches geredet hatte, trat sie sobald hinein in die Höhle und sprach:

[JJ.01_017,02] „Maria, meine Seele beschäftiget kein geringer Streit; daher bitte ich, daß du dich bereitest, auf dass ich mit meiner wohlerfahrnen Hand dich untersuche und daraus ersehe, wie es mit deiner Jungfrauschaft aussehe!“

[JJ.01_017,03] Maria aber fügte sich willig in das Begehren der ungläubigen Salome, bereitete sich und ließ sich untersuchen.

[JJ.01_017,04] Als aber die Salome Marias Leib anrührte mit ihrer prüfenden Hand, da erhob sie sobald ein gewaltiges Geheul und schrie überlaut:

[JJ.01_017,05] „Wehe, wehe mir meiner Gottlosigkeit wegen und meines großen Unglaubens willen, dass ich habe wollen den ewig lebendigen Gott versuchen! – denn sehet, sehet hierher! – meine Hand verbrennt im Feuer des göttlichen Zornes über mich Elende!!!“

[JJ.01_017,06] Nach diesen Worten aber fiel sie sobald vor dem Kindlein auf ihre Knie nieder und sprach:

[JJ.01_017,07] „O Gott meiner Väter! Du allmächtiger Herr aller Herrlichkeit! Gedenke mein, daß auch ich ein Same bin aus Abraham, Isaak und Jakob!

[JJ.01_017,08] Mache mich doch nicht zum Gespötte vor den Söhnen Israels, sondern schenke mir meine gesunden Glieder wieder!“

[JJ.01_017,09] Und siehe, sobald stand ein Engel des Herrn neben der Salome und sprach zu ihr: „Erhört hat Gott der Herr dein Flehen; tritt zu dem Kindlein hin und trage Es, und es wird dir darob ein großes Heil widerfahren!“

[JJ.01_017,10] Und als solches die Salome vernommen hatte, da ging sie auf den Knien vor Maria hin und bat sie um das Kindlein.

[JJ.01_017,11] Maria aber gab ihr willig das Kindlein und sprach zu ihr: „Es möge dir zum Heile gereichen nach dem Ausspruche des Engels des Herrn; der Herr erbarme Sich deiner!“

[JJ.01_017,12] Und die Salome nahm das Kindlein auf ihre Arme und trug es kniend und sprach, sobald sie das Kindlein auf dem Arme hatte:

[JJ.01_017,13] „O Gott! Du allmächtiger Herr Israels, der Du regierest und herrschest von Ewigkeit! – In aller, aller Fülle der Wahrheit ist hier Israel ein König der Könige geboren, welcher mächtiger sein wird denn da war David, der Mann nach dem Herzen Gottes! Gelobet und gepriesen sei Du von mir ewig!“

[JJ.01_017,14] Nach diesen Worten ward die Salome sobald völlig wieder geheilt, gab dann unter der dankbarsten Zerknirschung ihres Herzens das Kindlein der Maria wieder und ging also gerechtfertigt aus der Höhle wieder.

6.7. Jesus durch JL:

2. Kapitel – Der geistreiche Jesusknabe im Tempel. Die Opfergabe des alten Simon. Die Vorfrage. Die Rede des jüngeren Schriftgelehrten.

[DTT.01_002,01] Aber so ein recht geistreicher Knabe ließ darauf den Kopf noch nicht hängen und sagte: „Alles Wirken in der großen Gotteswelt ist am Tage vom hellsten Sonnenlicht erleuchtet, und selbst die Nacht ist nie so finster, dass man gar nichts sehen sollte; warum muss denn gerade jene wichtige Lehre, die dem Menschen den Weg zum wahren Heile klarst und hellst zeigen soll, so verworren und keiner Seele verständlich gegeben sein?“

[DTT.01_002,02] Und der Knabe, der den Ältesten eben dieses eingewendet hatte, war Ich selbst und brachte sie dadurch in eine große Verlegenheit, zumal Mir alles anwesende Volk sehr recht zu geben anfing und sagte: „Beim Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs – dieser Knabe ist zum Verwundern gescheit, der muss noch Mehreres mit den Ältesten und Schriftgelehrten verhandeln! Wir wollen ihnen für ihn ein bedeutendes Opfer in den Gotteskasten legen.“

[DTT.01_002,03] Ein sehr reicher Israelite aus Bethania (es war dies der damals noch lebende Vater des Lazarus, der Martha und Maria) trat hervor und erlegte für Mich ein Opfer von 30 Pfund Silber und etwas Gold bloß zum Behufe dessen, dass Ich länger mit den Ältesten und Schriftgelehrten verhandeln durfte.

[DTT.01_002,04] Die Ältesten und Schriftgelehrten nahmen natürlich das große Opfer nur gar zu gerne an, und Ich bekam dadurch ordentlich Luft, mit den Ältesten in eine ganz außerordentliche und vorher aus sicherem Grunde nie da gewesene Besprechung kommen zu dürfen.

[DTT.01_002,05] Aus dem Jesaias aber war schon die erste und die vorerwähnte Vorfrage, deren äußerst mystisch-dunkle Beantwortung dann eben den Grund zur folgenden gedehnten Verhandlung bildete, die wir nun werden folgen lassen. Wer sie mit gutem und liebereinem Herzen lesen wird, der wird auch vieles aus ihr für seine Seele und seinen Geist gewinnen.

[DTT.01_002,06] Bevor wir aber zu der größeren Verhandlung kamen, und weil Ich die gut bezahlte Freiheit, zu reden, hatte, kehrte Ich zur Vorfrage zurück und fing die Ältesten und Schriftgelehrten über die einzelnen Punkte derselben zu befragen an.

[DTT.01_002,07] Die Vorfrage aber war genommen aus dem Jesaias, 7. Kapitel, 14. Vers und 15. und 16. Vers dazu, und die Verse lauten: „So wird der Herr selbst euch ein Zeichen geben: Siehe, eine Jungfrau ist schwanger und wird einen Sohn gebären, den wird sie Emanuel heißen. Butter und Honig wird er essen, dass er wisse Böses zu verwerfen und Gutes zu erwählen. Aber ehe der Knabe lernt Böses verwerfen und Gutes erwählen, wird das Land, davor dir grauet, verlassen sein von seinen zwei Königen.“

[DTT.01_002,08] Der erstere Teil der Vorfrage bestand darin: wer die Jungfrau und wer ihr Sohn Emanuel sei, und wann dies geschehen werde, dass solch ein Sohn in die Welt geboren werde. Die Zeit müsste schon da sein, indem das Land Jakobs schon seit mehreren Jahren seiner beiden Könige entsetzt sei und nun die Heiden zum Herrn habe. Ob etwa nicht jener vor zwölf Jahren zu Bethlehem von der Jungfrau Maria, die dem Zimmermanne Joseph angetraut war – noch nicht als Weib, sondern als Pflegebefohlene nach dem alten Brauche des Tempels – in einem Schafstalle geborene Knabe, dessentwegen die Weisen vom Morgenlande herbeikamen, um ihn als den verheißenen großen König der Juden zu begrüßen, dem Anna und Simeon im Tempel bei der Beschneidung ein großes Zeugnis gegeben haben, eben jener Emanuel sei, von dem Jesaias geweissagt habe.

[DTT.01_002,09] Nun, auf diese nicht unbedeutende Vorfrage fing ein Ältester, so ein recht herrschsüchtiger Knauser, ein verworrenstes Zeug zusammenzuschwätzen an, das Ich gar nicht bekannt geben will, weil er Mich daneben auch einen schlecht erzogenen Knaben nannte, da Ich schon von einem Aus-einem-Weibe-Geboren-werden etwas wüsste.

[DTT.01_002,10] Nur ein jüngerer, ein wenig menschlicher aussehender Schriftgelehrter erhob sich dagegen und sagte, dass solches noch keineswegs auf eine schlechte Erziehung hindeute, da besonders in Galiläa die Knaben eher reif würden als in dem verkümmerten Jerusalem, wo nichts als Luxus und eine große Verzogenheit der Kinder daheim sei. Man könnte Mir schon eine bessere Antwort auf sein Gutstehen für Mich geben, denn er meine, dass Ich schon mit allen Verhältnissen des menschlichen Lebens bestens vertraut sei. Man solle nur die andern Knaben entfernen und mit Mir dann ganz männlich reden.

[DTT.01_002,11] Aber der Älteste brummte etwas in seinen Bart hinein, und Ich fragte hernach den menschlicher aussehenden Schriftgelehrten bezüglich der Geburtsgeschichte in Bethlehem. Aber auch dieser sagte so ganz weitwendig:

[DTT.01_002,12] (Der jüngere Schriftgelehrte:) „Ja, du mein lieber, recht holder Knabe, mit jener glücklicherweise total verrauchten Geschichte, die in jener Zeit viel von sich reden machte, ist nun und besonders in Bezug auf die dunkle Weissagung des Propheten Jesaias, der nur für seine Zeit in stets dunklen Bildern weissagte, soviel als nichts! Denn die Alten haben sich, glaube ich, wie ich es vernommen habe, nach dem Herodischen Kindermord von Bethlehem – bei welcher Gelegenheit sicher auch ihr aus dem Morgenlande begrüßter König der Juden geschlachtet ward – gar aus Judäa irgendwohin geflüchtet und leben vielleicht gar nicht mehr; denn man hat nachher nichts mehr von ihrem Dasein vernommen.

[DTT.01_002,13] Es mag immer etwas an der Sache gewesen sein, denn sie hat damals viel Aufsehen gemacht; aber merkwürdigerweise ist wenige Jahre darauf alles derart in das Meer der gänzlichen Vergessenheit gesunken, dass wohl kein Mensch mehr nur mit einer Silbe irgendeine Erwähnung davon macht und es sich auch nicht der Mühe lohnt, darüber ein Wort zu verlieren. Simeon und Anna sind zwei bekannte alte Tempelschwärmer gewesen, die bei gar manchen Knaben ihre messianischen Bemerkungen in einem mystischen Tone gemacht haben und dadurch recht viele schwache Eltern ganz ordentlich verrückten.

[DTT.01_002,14] Als Gott dem Moses auf dem Sinai die Gesetze gab, da bebte beinahe der ganze Erdkreis, und die Geschichte in der Wüste hat bei vierzig volle Jahre gedauert, und es musste da schon nahezu alle Welt die Allgewalt Jehovas anerkennen. Um so mehr wird sich der in diese Welt kommende Messias, von dem David sang: ,Machet die Tore weit und die Türen der Welt hoch, dass der König der Ehren einziehe! Wer ist der König der Ehren? Es ist der Herr stark und mächtig, der Herr mächtig im Streit! – Machet die Tore weit und die Türen der Welt hoch, dass der König der Ehren einziehe! Wer ist der König der Ehren? Es ist der Herr Zebaoth, Er ist der König der Ehren!‘, sicher noch mehr die ganze Welt erbeben machend zeigen!

[DTT.01_002,15] Und du, mein holder Knabe, wirst sonach wohl einsehen, dass es da mit der Geburt in Bethlehem, die bereits ganz verschollen ist, bezüglich des anzuhoffenden Messias wohl seine sehr geweisten Wege haben wird! Bedenke nur, wie Ihn David angekündigt hat, und was man zuvor tun solle, so der große König der Ehren aus den Himmeln zu den Juden kommen werde, und bedenke auch, dass da alle Juden zuvor sicher mehrere Jahre werden von großen Propheten – wie von Elias, der in jener Zeit dem Herrn der Ehren vorangehen wird – aufgefordert werden, das ins Werk zu setzen, was der große König David anbefohlen hat, um sich auf eine solch ungeheure Ankunft des allerhöchsten Gottes wohl vorzubereiten!

[DTT.01_002,16] Denke du, holder Junge, darüber nur nach, und es wird dir dann schon einleuchtend werden, dass ein Jehova Zebaoth nicht gar so leichten Kaufes in die Welt kommen wird! Darum gehe nun und frage um derlei nicht wieder!“

[DTT.01_002,17] Darauf erst machte Ich die schon vorher bekanntgegebene Bemerkung, die den reichen Mann aus Bethanien bewog, für Mich die große Besprechungstaxe zu zahlen, um Mir zu ermöglichen, über die von Mir gegebene Vorfrage weitere Einwendungen zu machen und Mich darüber auch noch weiter über die auf den Messias lautenden Texte im Jesaias auszusprechen, denn er war einer der wenigen, die nun den ,König der Ehren‘ nach Elias nicht mehr im Sturme oder Feuer, sondern im sanften Windessäuseln erwarteten.

3. Kapitel – Des Jesusknaben Frage an die Schriftgelehrten: „Wer ist die ,Jungfrau‘ und wer ihr ,Sohn‘?“ Die gute Antwort der weisen Schriftgelehrten.

[DTT.01_003,01] Als Ich auf diese Weise Sprachluft bekommen hatte, sprach Ich zu den Ältesten und Schriftgelehrten, die Mir bedeuteten, dass Ich nun reden solle und fragen, um was ich wolle, und sie würden mir nun pflichtgemäß antworten. Und so begann Ich wieder mit der gestellten Vorfrage und sagte: „Eure noch so sicher scheinend gestellten Worte können das Meer nicht ruhen machen und den rauschenden Winden nicht Stillschweigen gebieten! Nur ein Blinder merkt von den Zeichen dieser Zeit nichts, und als Stocktauber kann er auch nicht vernehmen den mächtigst dröhnenden Geschichtsdonner dieser allerdenkwürdigsten Zeit der ganzen Erde. Während schon Karmel und Sion vor dem angekommenen König der Ehren ihr Haupt geneigt haben und Horeb aus seinen hohen Zinken Milch und Honig fließen läßt, wisset ihr, die ihr am ehesten davon wissen und das harrende Volk davon benachrichtigen sollet, nicht eine Silbe!“

[DTT.01_003,02] Hier machten alle große Augen und sahen bald Mich und bald wieder sich untereinander an und wussten nicht, was sie Mir erwidern sollten.

[DTT.01_003,03] Nach einer Weile sagte einer: „Nun so rede du weiter von dem, was du davon weißt!“

[DTT.01_003,04] Sagte Ich: „Sicher weiß Ich, was Ich weiß; aber darum stellte Ich keine Frage an euch, um Mir das von euch erläutern zu lassen, was Ich ohnehin weiß, sondern nur, dass ihr es Mir zeigtet, wer des Propheten Jesaias schwangere Jungfrau ist, von der eben der Sohn des Allerhöchsten soll geboren werden! Warum wird sie Ihm den Namen ,Emanuel‘ (Gott mit uns) geben? – Warum wird Er Milch und Honig essen, um zu verwerfen das Böse und zu erwählen das Gute? Dieses müsset ihr als Schriftgelehrte denn doch verstehen, was der Prophet unter der schwanger gewordenen Jungfrau, die den bezeichneten Sohn gebären werde, bezeichnet hat!

[DTT.01_003,05] Ich bin denn doch der Meinung, dass an jener bethlehemitischen Geburtsgeschichte etwas mehr ist, als ihr meinet, und dass jenes Elternpaar, der bekannte Zimmermann Joseph aus Nazareth und dessen später zum Weibe angetraute Jungfrau, samt dem zu Bethlehem geborenen Sohne noch ganz gut leben; denn sie sind durch eine recht weise Vermittlung des damaligen römischen Hauptmannes Kornelius der späteren Grausamkeit des alten Herodes entronnen und leben nun ganz wohlbehalten zu Nazareth in Galiläa.

[DTT.01_003,06] Solches weiß Ich als ein Knabe von zwölf Jahren, und euch, die ihr doch um alles wisset, sollte das unbekannt sein – zumal Joseph als einer der tüchtigsten Zimmermeister noch alle Jahre für Jerusalem etwas zu machen bekommen hat und ihr ihn gar wohl kennet, sowie dessen Weib, das eine Jerusalemerin ist und bis zu ihrem vierzehnten Jahre im Tempel erzogen wurde? Ist sie nicht eine Tochter der Anna und des Joachim, die nach euren chronischen Aufzeichnungen wunderbarerweise zur Welt kam? Anna war schon hohen Alters, und ohne ein Wunder wäre da an eine Befruchtung wohl nie zu denken gewesen!

[DTT.01_003,07] Nun, dieses Elternpaar samt dem neugeborenen Knaben lebte bei drei Jahre lang, gleich nach der Flucht aus Bethlehem, wohl in Ägypten, und zwar in der Nähe des Städtchens Ostrazine, nach der altägyptischen Sprache Austrazhina, das soviel sagt als ,ein Schreckenswerk‘, also eine Feste, die allen Feinden zu den Zeiten der Pharaonen den Tod brachte. Später haben die mächtigeren Feinde des alten Ägypten diesen Schreckensort wie vieles andere erobert, und es ist zu unseren Zeiten von dem einstigen Schreckensort und -werk nichts geblieben als der alte, verkümmerte Name, dem die Römer freilich eine andere Deutung gegeben haben als die alten Ägypter.

[DTT.01_003,08] Allein daran liegt nichts, sondern Ich führte dies Mir Bekannte nur darum an, um euch den dreijährigen Aufenthaltsort des in Rede stehenden Elternpaares näher zu bezeichnen. Von dort sollen sie nach einer geheimen höheren Weisung wieder nach Nazareth heimgewandert sein, wo sie nun vollkommen gottergeben in möglichster Zurückgezogenheit leben, obschon man sich dort von dem Knaben, den sehr wohl zu kennen auch Ich die Ehre habe, eine Menge Wunderdinge erzählt. Denn es gehorchen Ihm die Elemente sogar, und die wildesten Tiere der Wälder und Wüsten fliehen vor seinem Blick ärger denn vor tausend Jägern. Denn in dieser Hinsicht ist Er ein tausendfacher Nimrod! Und davon solltet ihr im Ernste nichts wissen?! Saget es Mir aber ganz aufrichtig und wahr, ob ihr wohl im Ernste von alledem nichts vernommen habt!“

[DTT.01_003,09] Sagte ein anderer Ältester, der von einem etwas besseren Sinne beseelt war: „Ja, davon eben haben wir wohl schon etwas reden hören, wie auch, dass der uns wohlbekannte Zimmermann mit seinem jungen Weibe Maria sich in Nazareth für ständig aufhalte! Ob aber der Wunderknabe wohl derselbe ist, der vor zwölf Jahren zu Bethlehem in einem Stalle geboren ward, das wissen wir nicht und zweifeln auch sehr daran, dass dies derselbe ist! Und wie sollte jener Knabe etwa gar der Emanuel des Propheten sein?“

[DTT.01_003,10] Sagte Ich: „So Er es aber nicht ist, woher rührt dann die Macht, die Er über alle Elemente ausübt? Und wer ist des Propheten ,Jungfrau‘ und wer der ,Emanuel‘?“

[DTT.01_003,11] Sagte der Reiche aus Bethanien: „Höret, dieser Knabe hat ja einen Riesenverstand! Mir kommt es im Geiste vor, als ob er etwa gar ein junger Elias wäre, den jener Wunderknabe aus Nazareth vor sich hersendet, um uns alle auf den da seienden Emanuel des Propheten vorzubereiten! Denn wann hat je einer von uns erlebt, dass außer Samuel ein Knabe von zwölf Jahren so weise geredet hätte?!

[DTT.01_003,12] Daher müsst ihr mit diesem Knaben schon eine bündigere Rede führen, sonst werden wir des Knaben nicht los! Den Propheten werdet ihr ihm schon müssen auf eine hellere Weise erläutern und doch prüfen, wie es mit der Jungfrau Maria, der wunderbarlichen Tochter des Joachim und der Anna, steht, die am Ende alle ihre bedeutenden Güter dem Tempel vermachten, als sie starben. Eigentlich nahm der Tempel dieselben als Lohn für die Erziehung der Tochter Maria mit Gewalt als ein herrenloses Besitztum in eigentümlichen Beschlag.

[DTT.01_003,13] Was haltet ihr so ganz treu und wahr von jener Jungfrau? Wenn von einem Propheten etwas zu halten ist, so wäre die von ihm genau bezeichnete Zeit nun wohl da, und das Wundersame von der in Rede stehenden Jungfrau kann nun nicht mehr geleugnet werden! So daran doch etwas wäre, da wäre es denn doch auch verzweifelt frevelhaft von uns allen, so wir uns darum nicht tiefer und näher erkundigen würden!“

[DTT.01_003,14] Sagte der ärgerliche Älteste: „Das verstehst du nicht und redest davon, dem Knaben Vorschub leistend, wie ein vollkommen Blinder von der großen Pracht der schönen Farben!“

[DTT.01_003,15] Sagte Ich dazwischen: „Es ist aber das wirklich eine sonderbare Sache, dass ein Hungriger wähnt, dass da alles hungrig sei, was ihm nur unterkommt! Ein dummer Mensch hält stets die andern Menschen für noch dümmer, als er selbst ist. Für den Blinden ist jeder auch noch so scharf Sehende blind, und für den Tauben ist ein jeder andere Mensch taub!

[DTT.01_003,16] Glaubst du alter Zornkopf, dass außer dir kein Mensch etwas wissen kann? Oh, da irrst du dich sehr! Sieh, Ich bin nur ein Knabe und könnte dir Dinge, die vollkommen wahr und richtig sind, erzählen und kundtun, von denen deiner griesgrämigen Weisheit wohl nie etwas geträumt hat!

[DTT.01_003,17] Warum soll Mein reicher Simon aus Bethanien, der Indien, Persien, Arabien, Ägypten, Spanien und Rom und Athen bereist hat, nicht auch etwas wissen, wovon dir noch nie etwas in den Traum gekommen ist?! Wenn aber also, mit welchem Rechte magst du ihn der Unwissenheit zeihen?! – Ich aber sage dir, dass er ganz recht urteilt, und ihr solltet darum das tun, was er um sein vieles Geld von euch verlangt!

[DTT.01_003,18] So jemand einen Knecht dingt für eine Arbeit, so muss der Knecht das tun, wofür ihn der Herr gedungen hat. Will der Knecht das nicht, oder kann er es nicht, so wird des Knechtes Herr etwa wohl das Recht haben, den bedungenen Lohn von dem faulen oder ungeschickten Knechte zurückzuverlangen! – Ihr habt euch gut zahlen lassen – und wollt dafür aber nichts tun, oder könnt es nicht! Hat Simon nun nicht das Recht, seinen euch gegebenen Lohn von euch zurückzufordern?“

[DTT.01_003,19] Sagte ein anwesender römischer, alles Rechtes kundiger Kommissar und Richter: „Da seht einmal den Knaben an! Der ist ja ein vollendeter Jurist und könnte sogleich ein Richter in allen streitigen Sachen sein! Seine Rechtsaussage ist vollkommen in unseren Rechten begründet, und so Simon aus Bethania das von mir verlangt, muss ich ihm offenbar das ,Exequatur!‘ geben!“

[DTT.01_003,20] Darauf trat er zu Mir hin, koste und herzte Mich und sagte zu Mir: „Höre du, mein holdester, reichlockiger Knabe, ich bin ganz verliebt in dich! Für dich möchte ich sorgen mit allen meinen Gütern und dich zu etwas Großem erziehen!“

[DTT.01_003,21] Sagte Ich: „Dass du Mich lieb hast, weiß Ich recht wohl – denn in dir schlägt ein treues, gutes Herz. Du kannst aber auch versichert sein, dass auch Ich dich sehr liebe! Aber für Mein Fortkommen brauchst du dich nicht zu sorgen, denn da ist schon Einer, der sich darum kümmert!“

[DTT.01_003,22] Es trat aber auch Simon von Bethanien zu Mir und fragte Mich ganz erstaunt: „Sage mir, du mein schönster, liebster und holdester Knabe, woher du es erfahren hast, wie ich heiße, und wo ich überall schon gewesen bin!“

[DTT.01_003,23] Sagte Ich: „Oh, es wundere dich dessen ja nicht, denn so Ich irgend etwas wissen will, so liegt das schon so in Meiner Natur, dass Ich es weiß! Das Wie würdest du jetzt wohl noch nicht fassen! – Aber nun wieder zur Sache und zu unserer ,Jungfrau‘! Wollet ihr Priester und Schriftgelehrten dies näher beleuchten oder nicht?“

[DTT.01_003,24] Sagte einer der helleren Köpfe aus der bedeutenden Anzahl der Ältesten: „Ja, ja, es wird sich das schon nicht anders machen, als dass wir dem Knaben ganz reinen Wein einzuschenken anfangen, und so erklärt ihm denn seinen Jesaias nach der Entsprechungslehre der Kabbala, und er wird dann keinen Ausweg zu einer weiteren Frage mehr haben!“

[DTT.01_003,25] Darauf trat ein weisest seiender Schriftgelehrter auf und sagte: „Nun, du wissbegieriger Junge, nimm deine Sinne denn zusammen und höre und fasse: Unter der ,Jungfrau‘ verstand der Prophet nicht etwa eine Jungfrau aus Fleisch und Blut, sondern die Lehre nur, die Gott durch Moses den Kindern dieser Welt gab. Im engsten Sinne stellen wir Priester nun diese Lehre und das Gesetz lebendig vor.

[DTT.01_003,26] Wir aber, als das Wort Gottes lebendig, sind voll der besten Hoffnung, dass diese Lehre nun in die ganze Welt von uns hinausgeboren wird und erquicken wird die Heiden. Und diese lebendige, wahrhafte Hoffnung ist die vom Propheten gemeinte Schwangerschaft der Jungfrau; der Sohn aber, den sie gebären soll und wird, sind eben die Heiden alle, die unsere Lehre annehmen werden, und diese werden dann sagen und also benannt werden: ,Emanuel‘, d. i. ,Gott ist auch mit uns!‘ Und solches geschah schon vor uns und geschieht nun um so lebendiger und eifriger!

[DTT.01_003,27] Aber dieser Sohn werde Honig und Milch essen und verwerfen das Böse und erwählen das Gute. Unter ,Honig‘ verstand der Prophet die reine Liebe und das wahre Gute aus ihr, und unter ,Milch‘ verstand er die Weisheit aus Gott, die dem Menschen zuteil wird durch die Befolgung der Lehre und des Gesetzes; und hat man die Liebe und die Weisheit aus Gott sich lebendig zu eigen gemacht, so verabscheut man dann auch frei aus sich alles Böse und will und erwählt das Gute!

[DTT.01_003,28] Siehe, du mein lieber Junge, also verhält es sich der innersten Weisheit und Wahrheit zufolge mit der Propheten geistigen Worten und Sprüchen und Reden! Sie haben alle nur einen inneren, geistigen Sinn, der aber nur für den wahrhaft Schriftgelehrten aus den materiellen Symbolen und Bildern durch die treue und wahre Lehre der Entsprechungen herauszufinden ist. Ein Laie kann das nicht – und könnte er es, so wären alle hohen Schulen ganz überflüssig und Moses hätte keine Not gehabt, für die Verwaltung der Lehren und der Gesetze Gottes eigene Priester und Gelehrte aufzustellen! – Verstehst du nun diese allein wahre und richtige Auslegung deines von dir nicht verstandenen Propheten?“

4. Kapitel – Des Jesusknaben nochmaliges Verlangen, seine Vorfrage über Jes.9,5-6 beantwortet zu wissen.

[DTT.01_004,01] Sagte Ich: „O ja, das, was du nun ganz gut dargestellt hast, habe Ich schon lange gewusst, und du hättest dir füglichermaßen die ernste Mühe ersparen können, Mir solches kundzutun. Ich bleibe nun einmal dabei stehen und lasse die Jungfrau Maria nicht aus den Augen!

[DTT.01_004,02] Warum sagte denn der Prophet (Jes.9,5-6): ,Uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, dessen Herrschaft auf seinen Schultern ist, und Er heißt: Wunderbar, Rat, Kraft, Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst; auf dass seine Herrschaft groß werde und des Friedens kein Ende auf dem Stuhle Davids und in seinem Königreiche, dass Er es zurichte und stärke mit Gericht und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit! – Solches wird tun der Eifer des Herrn Zebaoth.‘

[DTT.01_004,03] Was ist das für ein Kind, und was ist das für ein Sohn, der uns gegeben ist? Sollte das nicht etwa doch jener zu Bethlehem in einem Stalle geborene Knabe sein? Denn es heißt auch: ,Zu Bethlehem in einem Stalle wird den Juden ein König geboren werden; der wird ein neues Reich gründen, dessen ewig kein Ende sein wird!‘ – Wie verstehst du Kabbalist dies alles?“

[DTT.01_004,04] Wirrsam sahen alle einander an und sagten: „Aber von wo hat denn der Knabe sich die Schrift so zu eigen gemacht? Es bestehen im Ganzen nur höchst wenige Abschriften und vollkommene nur kaum zehn, und von diesen wissen wir, wo sie sind, und es kommt kein Laie in ihre Nähe. Die Samariter besitzen zwar wohl noch eine elfte, die aber falsch ist und eine Menge Zusätze enthält, die reine morgenländische Dichtung sind.“

[DTT.01_004,05] Hierauf fragte Mich ein Scharfbissiger: „Nun sage du dieses mir, was ich dich fragen werde: Von woher und seit wann hast du dir die so vollendete Kenntnis der Schrift und namentlich der Propheten zu eigen gemacht?“

[DTT.01_004,06] Sagte Ich: „Darüber Mich zu befragen, hast du ebenso wenig ein Recht, als Ich dich zu fragen, woher es komme, dass du als Priester dir die Schrift noch gar nicht zu eigen gemacht hast – weder im Worte und noch um vieles weniger in der Tat! Gib mir Antwort auf das, was Ich frage, und wofür dir gezahlt worden ist! Um alles andere hast du dich wenig oder gar nicht zu kümmern, denn dich hat es nichts gekostet, weder eine Mühe noch eine Zeit, noch eine allergeringste Sorge oder irgend ein anderes Opfer.

[DTT.01_004,07] Übrigens gereicht es euerm Lehramte durchaus zu keiner besonderen Ehre hier in Jerusalem, wenn euch die sichtliche Bildung eines Knaben aus Galiläa eine so große Bewunderung abnötigt, denn dadurch zeigt ihr ja an, dass eure Knaben hier in der Bildung kaum ein wenig über dem Tierreich stehen!“

[DTT.01_004,08] Auf diese Meine ein wenig stark aufgetragene Bemerkung fängt der römische Kommissar laut zu lachen an, auch Simon kann sich des Lachens nicht völlig erwehren. Der scharfbissige Bemerker aber tritt ab und lässt sich im Hintergrund ganz verdrießlich nieder auf eine Bank.

[DTT.01_004,09] Darauf sagte ein Oberster der Synagoge von Bethlehem, der da auch im Tempel bei der Knabenprüfung zugegen war: „Ich sehe schon, dass ich da werde Rat zu schaffen anfangen müssen, sonst werden wir mit diesem Knaben nicht fertig! Er hat nun ein erkauftes Recht, uns eine Woche lang zu fragen; wir müssen ihm zur Rede stehen, ob wir wollen oder nicht! Macht er uns schon mit seiner Vorfrage soviel zu schaffen, so dürfen wir uns erst auf seine Nach- und Hauptfragen gefasst machen!

[DTT.01_004,10] Verstand hat er genug und natürlichen Witz auch in Menge, und wir werden mit ihm nicht aufkommen, so wir nicht das wollen, was er will. Er will einmal einen wahren Sachverhalt über die eben vor zwölf Jahren erfolgte Geburt eines Knäbleins in einem Schafstalle bei Bethlehem haben, und diese kann ich ihm verschaffen, weil ich damals schon, so wie noch heutzutage, der Oberste der dortigen Synagoge war!“

5. Kapitel – Die Rede des Obersten der Synagoge von Bethlehem und des Jesusknaben Antwort. Der misslungene Störungsversuch des alten stolzen Pharisäers.

[DTT.01_005,01] Hierauf wandte sich der Oberste an Mich und sagte: „Nicht wahr, du willst alle die Daten und Erscheinungen jener denkwürdigen Geburt zu Bethlehem von uns genauest erfahren?“

[DTT.01_005,02] Sagte Ich: „Oh, damit kannst du dir auch gar fein die Mühe und Arbeit ersparen, denn alles ist Mir so getreu und wahr bekannt wie keinem von euch! Ich will von euch nach alledem, was sich damals in Bethlehem zugetragen hat, nur erfahren, ob und in welchem Zusammenhang ihr das mit den Aussagen aller Propheten findet, und namentlich mit den Aussagen des Jesaias. Um das handelt es sich und um sonst gar nichts, Meine Ältesten!“

[DTT.01_005,03] Spricht der Oberste aus Bethlehem: „Ja, du mein lieber, holder Junge, siehe, du verlangst da Dinge von uns, die wir dir sehr schwer oder auch gar nicht zu geben imstande sind!

[DTT.01_005,04] Es ist schon wahr, dass zwischen den Aussagen des Propheten Jesaias und jener vor zwölf Jahren zu Bethlehem erfolgten Geburt in einem Stalle – eines auch von einem Propheten bezeichneten Ortes – eine Art Zusammenhang unfehlbar zu suchen und eben auch nicht unleicht zu finden ist; aber, mein Lieber, wie viel Ähnliches mag schon seit den Zeiten des Propheten Jesaias da gewesen sein, und noch ist von einem Emanuel leibhaftig keine Spur!

[DTT.01_005,05] Judäa war sozusagen schon mehrmals königlos, und so manche Jungfrau gebar bei Bethlehem in irgendeinem Stall ein Knäblein, und manchmal sogar unter – obschon nur zufällig – großer Zeremonie, die aber nur als ein Naturereignis für sich allein dastand.

[DTT.01_005,06] Schwache und abergläubische Menschen unter Zutritt gewinnsüchtiger Magier aus Indien und Persien, und Sterndeuter, an denen es bei uns noch nie einen Mangel gab, haben so etwas zu benützen gewusst. Mit den Sagen der Propheten vertraut, benutzten sie stets solche besonderen Gelegenheiten und verkündeten den blinden Juden mit ernsten Prophetenmienen, wie nun ihr erhoffter Messias unfehlbar zur Welt geboren worden sei.

[DTT.01_005,07] Aber die Zeit, die unerbittliche Zerstörerin aller menschlichen Werke und Sagen und Dichtungen, hat die Nachkommen stets wieder eines andern und Bessern belehrt. Alles versank in die bodenlose Tiefe der stets größeren Vergessenheit, und auf uns kam nichts Weiteres als eine eitle Sage in einer möglichst großen Verwirrtheit! Die Aussagen der Propheten sind mystische Bilder, an denen die Menschen noch Hunderte von Jahren nagen werden; aber schwerlich wird ein Volk zu einer Lösung auf dieser Erde gelangen.

[DTT.01_005,08] Und siehe, du mein holder Knabe, ebenso steht es mit der vor zwölf Jahren erfolgten wunderbaren Geburt zu Bethlehem als dem mir nur zu wohlbekannten Orte, der eben darum, weil ihn die Propheten so ausgeschrien haben, stets von allerlei Magiern, Sehern und Sterndeutern umschwärmt wird, ob sich dort nicht etwa irgend etwas ereignen würde, das sie zu ihrem Nutzen ausbeuten könnten. Die Geburt vor zwölf Jahren war ein Hauptwasser auf ihre trocknen Felder.

[DTT.01_005,09] Die drei Magier aus Persien haben um ihre der Jungfrau dargebrachten Geschenke mir wohlbewußtermaßen eine Menge Schafe, Kälber, Kühe und Ochsen zum Gegengeschenk von den Hirten bekommen und haben ihre Reise sicher nicht umsonst gemacht. Doch nun sind erst zwölf Jahre seither verflossen, und schon gedenkt kein Mensch mehr jener Geschichte!

[DTT.01_005,10] Dass du uns aus dem Schwärmerland Galiläa diese Geschichte wieder vorbrachtest, wundert mich nicht im geringsten, denn Galiläa war ja stets das Land der Schwärmerei, aus welchem Grunde es auch schon von den Alten als ein Land bezeichnet wurde, aus dem nimmer ein wahrer Prophet kommen kann.

[DTT.01_005,11] Damit, mein holder Junge, glaube ich auch deine so genannte Vorfrage ganz beantwortet zu haben! Es kann wohl sein, dass einstens einmal Jehova den jetzt sehr bedrängten Juden einen Helden erweckt, der sie wieder zu einem freien Volke erheben wird; aber dazu ist eben jetzt nach der ganz natürlichen Lage der Dinge nicht die geringste Aussicht vorhanden.

[DTT.01_005,12] Wie müsste ein Held etwa aussehen, und von woher müsste er gekommen sein, der es mit der ungeheueren Macht der Römer aufnehmen könnte?! Das kann vielleicht in tausend Jahren einmal geschehen, wenn zufällig allen andern Weltgroßmächten gleich auch Rom locker und schwach wird, aber jetzt ist dazu wohl noch lange keine Aussicht vorhanden, und deine berührte Vorfrage geht da offenbar ins Blaue der Luft über, was soviel sagen will als: sie handelt vom Nichts und geht auch ins vollkommene Nichts über. – Bist du nun endlich im klaren mit der Vorfrage?“

[DTT.01_005,13] Sagte Ich: „Ja, ja, so du alles nach dem diesweltlichen Maße nimmst, da magst du recht haben. Aber hier ist nur ein geistiges Maß anzunehmen, von dem du aber keinen Begriff zu haben scheinst, und so hast du Mir mit deiner ganzen, erfahrungsreich sein sollenden Rede am Ende in Bezug auf Meine Vorfrage dennoch soviel wie gar nichts gesagt!

[DTT.01_005,14] Denn so der Messias kommen wird, wird er kein materielles, sondern nur ein geistiges Reich auf Erden gründen, und dieses Reiches wird kein Ende sein in Ewigkeit, wie solches auch der Prophet Jesaias von dem kommenden Messias geweissagt hat.

[DTT.01_005,15] Was ist aber ein geistiges Reich auf Erden? – Das ist kein Reich mit einem äußerlichen Schaugepränge, sondern das muss inwendig im Menschen sich offenbaren, und ein Mensch, der in dieses wahre Gottesreich auf Erden unter den Menschen gelangen wird, der wird sein ein wahrhaft lebendiger und wird den Tod nicht sehen noch fühlen und schmecken in Ewigkeit, wie solches David, Daniel und Jesaias geweissagt haben.

[DTT.01_005,16] Wenn es sich mit dem verheißenen Messias nun also und niemals anders verhalten kann, wie und aus welchem Grunde sollte denn jene überaus wunderbare Geburt zu Bethlehem ganz so bedeutungslos dastehen?!

[DTT.01_005,17] Gott hat jenes Kind wunderbar vor der mörderischen Hand des Herodes beschützt, und es lebt heutzutage, freilich höchst zurückgezogen, und steht, wo es sein muss, in einer allen Elementen gebietenden Kraft da, wie solche nur einem Gott möglich sein kann. Niemand kann sich vor Ihm verbergen; verbirgt es sich aber vor den anderen Menschen, so ist es aber dann niemandem möglich, es eher zu finden, als es sich ganz freiwillig finden lässt.

[DTT.01_005,18] Es hat nie Lesen und Schreiben gelernt, und dennoch gibt es keine Schrift in der Welt, die es nicht lesen könnte, und schreibt in allen Zungen und ist bewandert in allen Künsten, die nur irgend in der Welt vorhanden sein können, und hat eine Kraft, vor der die Berge zittern und die mächtigsten Zedern ihre Häupter bis zur Erde herab beugen, und selbst Sonne, Mond und Sterne scheinen zu gehorchen seinem Willen! – Was Ich hier sage, ist keine Übertreibung, sondern eine ganz buchstäbliche Wahrheit!

[DTT.01_005,19] Wenn aber genau also und nicht anders, da meine Ich denn doch, dass es von eurer Seite der Mühe wert wäre, euch näher danach zu erkundigen und darüber nachzusehen in den Propheten, ob die Weissagung des Jesaias nicht übereinstimme mit den bewussten Eltern des Kindes, mit dem Kinde selbst, mit seiner Geburt, mit dem Geburtsorte, mit der Zeit, mit seinem jetzigen Aufenthalte und mit so manchen Zeichen, die es schon bis jetzt von sich gegeben hat!

[DTT.01_005,20] Diese an sich gewiss nicht unwichtige Sache sollte von euch Priestern, Weisen, Schriftgelehrten und Ältesten des Volkes doch nicht ganz so unbeachtet bleiben, da ihr doch jene Stellen im Volke bekleidet, von denen das Volk die offene Kundgabe der Ankunft des ihm verheißenen Messias allein und mit allem Rechte zu erwarten hat. – Ich rede um Mein teuer erkauftes Recht, und es steht niemandem zu, Mich schweigen zu heißen! Da steht der römische Richter, dem allein ein solches Recht zusteht!“

[DTT.01_005,21] Ich würde diese Berufung an den Richter nicht gemacht haben, wenn Mich im Flusse Meiner Rede nicht ein alter, gar stolzer Pharisäer zu schweigen ermahnt hätte, dass dies Dinge wären, über die ein naseweiser Sauhirte aus Galiläa durchaus nicht zu urteilen habe.

[DTT.01_005,22] Aber der Richter, der ganz auf Meiner Seite war, verwies ernstlich dem Pharisäer seine Grobheit und gebot ihm, mit solch einer gemeinen Herrschsprache in seiner Gegenwart nicht mehr zum Vorschein zu kommen. Denn Meine Kundgabe über den bei Nazareth wohnenden Wunderknaben sei wichtiger auch für die Römer, als ihr ganzer abgenützter und schon sehr fadensichtig gewordener Judenkram. Er sagte den Pharisäern trocken ins Gesicht:

[DTT.01_005,23] „Eure Lehre bedarf wie keine auf der weiten Erde einer gänzlichen Reformation, sonst hält sie sich wahrlich keine fünfzig Jahre mehr! Denn wie eure Gotteslehre und euer Gottesdienst nun bestellt sind, da sind Roms Bacchanalien eine wahre Sonne dagegen, obwohl sie als eine Verehrung eines höheren Gottwesens als eine wahre Missgeburt des Menschenverstandes dastehen!

[DTT.01_005,24] Du, holder Knabe, aber rede nur ganz beherzt weiter! Es darf dir kein Leid zugefügt werden, denn in dir scheint mehr Verstand zu sein als in diesem ganzen Tempel! Daher nur fortgeredet, mein holder Knabe!“

6.8. Jesus durch JL:

[HiG.03_47.05.29,01 - S.343,01] Der Grund solcher Zulassung liegt um gar vieles tiefer, als es jemand aus euch auf den ersten Augenblick meinen möchte. Es soll freilich wohl nicht also sein, wie es ist, – und doch muß es wieder also sein, weil alles andere noch so ist! – Dem Abraham ist ein rechter Nachkomme erweckt worden geistig ohne sinnlichen Beischlaf, desgleichen ward Johannes gezeugt, die Maria, und in der Urzeit geschahen solche Zeugungen häufig, und so manche Propheten wurden auf diese Art gezeugt.

[HiG.03_47.05.29,02(34709)] Diese Zeugung ist freilich die rechte und kommt noch jetzt nicht selten ohne Wissen der Eltern vor; aber diese Art ist des Himmels und taugt für die Welt nicht, die aber doch auch ob der möglichen Teilnahme an der Erlösung sein muß. Was bleibt da aber dann anderes übrig, als der Welt ihre sinnliche Zeugungsweise zu belassen, und sonach die alte Sünde nebst der völligen Erlösung fortbestehen zu lassen, auf daß jede gefangene Naturseele in das Reich der Gnade und Erbarmung den ungehinderten Weg habe so oder so! –



2. Der Autor der Werke durch Jakob Lorber

WS-A3270.02

 

1. Jesus durch Jakob Lorber (JL):

[RB.02_261,05] Sagt Robert: „O liebevollster Vater, das kann ja auch gar nicht anders sein. – Aber was wollten denn gestern abend die zwölf, die so gegen halb sechs Uhr von der Stadt zu uns heraufkamen? Einen kenne ich wohl schon; das ist der, der da in Deinem Namen Brot und Wein mit sich brachte. Das ist so ein schwaches irdisches Knechtlein [Jakob Lorber] von Dir und schreibt, was Du ihm durch einen Engel in Deinem Namen in die Feder diktierst. Aber die anderen waren mir ganz fremd.“

2. These:

"Auch die Lorber-Offenbarung floss gemäß 2.RB 261,5 [siehe die Ziffer: (1.)] nicht direkt von Gottes Thron oder von Christi Geist herunter ins Papier, sondern floss zum einen durch einen Engel und zum andern durch den Geist von Jakob Lorber. Wir können wissen, dass sowohl im Gemüt des damals das Diktat vornehmenden Engels als auch im Geist des hier das Diktat aufnehmenden Jakob Lorber auch eigene Begrenzungen unausweichlich sein müssen, und dies auch so vom HERRN so gewollt ist, damit wir uns gegenseitig ergänzen können in der Demut – d.h. dass durch die neueste Offenbarung Gottes durch Carl Welkisch (CW) das Falsche in der Offenbarung Gottes durch Jakob Lorber korrigiert wird."

3. Stellungnahme:


3.1. Die Freunde des Jesuswerkes durch JL sollen sich also demütigen und diese neueste Offenbarung Gottes durch CW anerkennen. Aber dadurch, dass CW behauptet, dass der Leib Jesu auf natürliche Weise gezeugt und nicht durch eine Jungfrauengeburt entstanden sein soll im völligen Gegensatz zur Bibel und zu den Jesuswerken durch JL, dadurch allein hat sich CW schon völlig unglaubwürdig gemacht. [Siehe oben: A3270.01–(Die Jungfrauengeburt Jesu)]

3.2. In dem Jesustext der Ziffer: (1.) steht keine Silbe davon, dass der Herr diesem Engel diktiert hat, sondern nur, dass dieser Engel im Namen des Herrn dem Jakob Lorber diktiert hat.

3.3. Das Jesuswerk durch JL enthält sehr viele Protokolle von Gesprächen und Handlungen der Vergangenheit: die Gespräche des Gotteszentrums Jehova mit den Urpatriarchen vor der Sündflut, die Schilderung der Zustände in Hanoch und wie es zur Sündflutkatastrophe kam, die Wiederoffenbarung  des Jakobus-Evangeliums (= Jugend Jesu), die Wiederoffenbarung des Briefwechsels Jesu mit König Abgarus sowie des Laodizenerbriefes des Apostels Paulus, die Diskussionen des zwölfjährigen Jesus mit den Schriftgelehrten im Tempel und vor allem die zahlreichen Gespräche Jesu mit den damaligen Menschen in Seinen drei Lehrjahren.

3.4. Alle diese damaligen Gespräche und Verhandlungen sind in den himmlischen Archiven lückenlos aufgezeichnet und können von jedem vollendeten Engel jederzeit abgerufen werden. Daher konnte Jesus auch mit der Übersetzung und dem Diktat dieser damaligen Gespräche und Verhandlungen an Jakob Lorber auch einen geeigneten vollendeten  Engel beauftragen. Dieser garantierte durch seine Vollendung, dass er weder bei der Übersetzung aus dem Ur-Hebräischen (in dieser Himmelssprache wird alles in den himmlischen Archiven aufgezeichnet und welche Himmelssprache auch angeboren Adam und Eva sprachen) in das Deutsch zur Zeit Jakob Lorbers noch sonstige Fehler machte!

3.5. Alle diese damaligen Gespräche und Verhandlungen wurden also nicht erst von Jesus diesem Engel diktiert, durchliefen nicht erst den Geist dieses vollendeten Engels, wodurch sie teilweise verfälscht worden sein sollen, sondern dieser vollendete Engel rief alle diese damaligen Gespräche und Verhandlungen direkt aus den Himmels-Archiven ab, übersetzte sie dann in das Deutsch zur Zeit des JL und diktierte sie dann dem JL.

3.6. Aber auch dann durchliefen diese Diktate nicht erneut den Geist des JL, wodurch sie wiederum teilweise verfälscht worden sein sollen, sondern JL hat immer nur buchstäblich genau das niedergeschrieben, was ihm von diesem vollendeten Engel und in vielen Fällen von Jesus direkt, unmittelbar und persönlich ins Herz und nicht in den Kopfverstand diktiert worden ist.

3.7. Nach Erreichung der entsprechenden geistigen Reife können wir dann selbst auf diese himmlischen Archive zugreifen und genau erfahren, wie denn nun im Detail die Offenbarungen Jesu erfolgt sind, welche Texte durch einen Engel diktiert wurden, welche Texte direkt von Jesus Selbst diktiert wurden, welche Texte eventuell durch den Geist des Engels verfälscht wurden, welche Texte eventuelle durch den Geist von Jakob Lorber verfälscht wurden. Vor allem können wir jeden einzelnen Sachverhalt und jedes einzelne Gespräch, das Jesus durch JL geoffenbart hat, mit den Originalaufzeichnungen dieses Sachverhaltes und dieses Gespräches im Archiv überprüfen!

3.8. Aber alle Stellen und Werke Jesu durch Jakob Lorber, in welchen Jesus den Leser in der Ich-Form persönlich anspricht, sind nicht Diktate dieses Engels, sondern in diesen Fällen spricht Jesus unmittelbar durch Jakob Lorber zu den Lesern:

3.9. Jesus durch JL:

3.9.1.

[HGt.01_001,02] Und wer Mich aller Welt vorzieht, Mich liebt wie eine zarte Braut ihren Bräutigam, mit dem will Ich Arm in Arm wandeln. Er wird Mich allezeit schauen wie ein Bruder den andern Bruder, und wie Ich ihn schaute schon von Ewigkeit her, ehe er noch war.

3.9.2.

[HGt.01_001,04] Die Mich suchen, denen sage: Ich bin der wahre Überall und Nirgends. Überall bin Ich, wo man Mich liebt und Meine Gebote hält, – nirgends aber, wo man Mich nur anbetet und verehrt. Ist denn die Liebe nicht mehr denn das Gebet, und die Haltung der Gebote nicht mehr denn die Verehrung?! Wahrlich, wahrlich sage Ich dir: Wer Mich liebt, der betet Mich im Geiste an, und wer Meine Gebote hält, der ist's, der Mich in der Wahrheit verehrt! Meine Gebote aber kann niemand halten als nur derjenige, der Mich liebt; der Mich aber liebt, hat kein Gebot mehr als dieses, daß er Mich liebt und Mein lebendiges Wort, welches das wahre, ewige Leben ist.

3.9.3.

[HGt.01_001,13] Ich, Jehova, Gott von Ewigkeit, der Wahrhaftige und Getreue zur letzten Warnung. Amen.
[HGt.01_001,14] Du, der du dieses schlecht niedergeschrieben, dir gilt dieses zunächst, hernach aber allen übrigen. Amen. Dieses sagt der Erste und der Letzte. Amen.

3.9.4.

[HGt.01_002,10] Dieses aber sage Ich jetzt: daß Ich bin der alleinige, ewige Gott in Meiner dreieinigen Natur als Vater Meinem Göttlichen nach, als Sohn Meinem vollkommen Menschlichen nach und als Geist allem Leben, Wirken und Erkennen nach. Ich bin von Ewigkeit die Liebe und die Weisheit Selbst. Nie habe Ich von jemandem etwas empfangen. Alles, was da ist, ist von Mir, und wer etwas hat, der hat es von Mir. Wie bin Ich denn ein Tyrann und ein Verdammungsurteilsprecher?! O ihr Toren! Ich liebe euch; ihr verachtet Mich. Ich bin euer Vater; ihr machet Mich zum Scharfrichter. Wo Ich segne, da fluchet ihr; wo Ich baue, da zerstöret ihr; was Ich aufrichte, das beuget ihr nieder; wo Ich säe, da leitet ihr erstickende Fluten darüber; ihr seid in allem wider Mich. Wäre Ich, wie ihr saget, daß Ich sei, – wahrlich, sage Ich euch, die Erde bestände schon lange nicht mehr, ja sie wäre sogar nie erschaffen worden! Weil Ich aber bin, wie Ich bin, so besteht noch alles, wie es war, und wie es sein wird ewig; und auch ihr werdet sein, wie ihr sein wollet, ohne Mein Verdammungsurteil, – denn ihr werdet sein, wozu ihr euch selbst werdet gemacht haben. Die aber Mich nehmen, wie Ich bin, und Mich lieben, wie Ich sie liebe, aus denen werde Ich machen, was sie wollen, damit ihre Freiheit und Freude vollkommen sei ewiglich.

3.9.5.

[HGt.01_003,08] Deinen Freunden und Brüdern sage ja in aller Liebe: Ich, ihr liebevollster Vater, habe schon Meine beiden Arme ausgestreckt, um sie allesamt an Mein Herz ewig, ewig zu drücken. Sie sollen sich ja nicht mehr von Mir wenden, sondern unverwandt sollen sie in Mein Angesicht schauen, und Mein Auge wird es ihnen sagen, ja laut verkünden wird es ihnen, wie sehr Ich sie liebe, und wie aufrichtig Ich es mit ihnen meine.

[HGt.01_003,09] Sage ihnen: Ich habe ihre Sünden von Meinen Augen hinweggetan und habe sie gewaschen so weiß wie der Schnee; es ist nun kein Hindernis mehr. Ich will ihnen kein unsichtbarer Vater mehr sein; sie sollen Mich allzeit schauen und mit Mir tändeln und schäkern und sich freuen; alle ihre Sorgen sollen sie nun Mir übertragen.

3.9.6.

[HGt.01_003,15] Sage ihnen ja ganz bestimmt und gewiss: Meine Liebe harret ihrer, und Meine Arme will Ich nicht eher schließen, als bis sie allesamt in Meinen Armen ruhen werden, wo sie ihren liebevollsten, heiligen Vater von Angesicht zu Angesicht schauen werden und ihrer Freuden nimmer ein Ende sein wird. Amen!

3.10.

Für den Herzensverstand sind dies direkte und unmittelbare lebendige Worte des echten Jesus-Jehova an sein Herz und nicht Worte irgendeines Engels, wobei diese Worte einmal durch den Geist dieses Engels und dann nochmals durch den Geist des Jakob Lorber verfälscht worden sein sollen! Aber der stets irrende Kopfverstand hält diese direkten und lebendigen Worte Jesu für doppelte Verfälschungen, vor allem dann, wenn sie seinen Begründungen in irgendeine andere falsche Lehre widersprechen.

3.11.

Wenn z.B. jemand sich in die Irrlehre des Carl Welkisch, dass der Leib Jesu durch einen irdischen Vater gezeugt worden sein soll, begründet hat, dann hält er erstens alle Bibelstellen, die das Gegenteil bezeugen, für falsch, und er hält zweitens alle Jesusworte durch JL für doppelt verfälscht, die bezeugen, dass der Leib Jesu nicht biologisch gezeugt worden ist.

3.12.

Die These in der Ziffer: (2.) ist ein sehr bequemes Werkzeug dafür, alle die Jesusworte durch JL als doppelt verfälscht (ein erstes Mal durch den Geist des Engels und dann ein zweites Mal durch den Geist des JL) zu erklären, welche den eigenen Begründungen in irgendeine falsche Lehre, in irgendeine falsche Offenbarung oder in irgendeine falsche Wissenschaft widersprechen.

3.13.

Im Übrigen bezeugt Jesus Selbst die völlige Reinheit Seiner unmittelbaren Verbalinspiration an Jakob Lorber:

3.14. Jesus durch JL:

3.14.1.

Ein Wort an den Knecht. – 8. Februar 1844

[HiG.02_44.02.08,01] Was kümmert's dich, so jemand dies oder jenes (mit törichtem Vorwurf) zu dir sagt?! – Sieh auf Mich, deinen Herrn, und du wirst alle die Stellungen, die dir nur in einem geringsten Maße zukommen, bei Mir überklar erschauen!

[HiG.02_44.02.08,02] Siehe an das 7. Kapitel Johannis, Vers 1-5. Da wirst du zur Genüge erschauen, wie selbst Meine gläubigsten Brüder, die Apostel, mit Mir verfahren sind, da es ihnen nicht recht war, dass Ich Mich in Galiläa eine kurze Zeit ruhig verhielt und Judäa floh, wo man Mir nach dem Leben strebte!

[HiG.02_44.02.08,03] Ich ward von den Aposteln, von Meinen getreuesten Brüdern, der Lauheit und des Nachlasses in Meinem Eifer beschuldigt! – Möchtest du etwa besser daran sein als Ich? – Schau, schau, wie töricht du denkst!

[HiG.02_44.02.08,04] Siehe, wärest du ein Schreiblustiger, dann hätte Ich dich nie erwählt! Denn die Schreiblustigen schmuggeln gern und verkaufen unter Meiner echten Ware auch ihre eigene auf Meine Rechnung! – Eben darum aber erwählte Ich dich, weil du kein Schreiblustiger bist, um eben dadurch Meine Ware einmal ganz rein vor die Welt zu bringen! – Wird sie aber auch noch in dieser Reinheit verkannt, dann wehe in jüngster Zeit der Welt!

[HiG.02_44.02.08,05] Bei jedem ist Mir der Eifer lieber als die Lauheit. Du aber musst träge sein wie ein Fließpapier, durch das man eine unlautere Flüssigkeit dennoch ganz rein durchfilterieren kann! Denn in deinem Eifer könntest du so manches aus deinem Kopfe unters Meinige bringen. Weil Ich dir aber keinen eigenen Eifer lasse, sondern du alles nur aus Meinem Eifer tun musst, ohne dass dabei dein freier Wille irgendeinen Zwang erhält, so kommt Meine Ware rein ans Tageslicht!

[HiG.02_44.02.08,06] Darin magst du hinreichend deine Entschuldigung finden. Und darum soll sich aber auch niemand an deinen, sondern allein an Meinen Eifer binden! Wem der nicht genügt, der wird übel fahren!

[HiG.02_44.02.08,07] Und bei dem hier Gesagten hat es zu verbleiben für allezeit und ewig! – Denn niemand wird selig durch den Eifer Meiner Knechte, wohl aber durch Meinen Eifer, welcher ist Meine Liebe zu euch allen! Amen. – Verstehe solches wohl!

3.14.2.

[HGt.01_000,04] Wer dies Werk liest und es wohl als eine geistige Eingebung betrachtet, aber im unklaren ist, ob es von einem Geiste niederer oder höherer Art herkomme, der ist noch stark blind, und die Decke des Weltverstandes verhüllt noch mächtig die Sehe seines Herzens.

[HGt.01_000,05] Wer an Mich lebendig glaubt, dem ist Meine Stärke, Güte und vollste Weisheit sicher nicht fremd, und er wird und er muss es einsehen, dass Ich wohl Kraft und Weisheit in ewiger Übergenüge besitze und da, wo Ich ein Feld bebaue, den Feind aus dem Felde sicher für ewig zu verdrängen vermögen werde; denn Ich und der Satan haben noch nie in einer Furche den Pflug geleitet! Im Verstande der eigennützigen Welt leider wohl, die, da sie selbst finster ist, überall nichts als Finsternis erschaut; aber in den Augen derjenigen, die vom Vater gelehrt und gezogen sind, erscheint alles ganz anders, denn den wahrhaft Reinen und Erleuchteten ist alles rein und wohlbeleuchtet.

3.14.3.

[HGt.01_000,02] Wer das vorliegende Werk lesen wird mit einem demütigen und dankbar gläubigen Herzen, dem wird daraus allerlei Gnade und Segen zuteil werden, und er wird im Werke den rechten Autor nicht verkennen.

3.14.4.

Np_33]*) Alles dieses Gesagte wird freilich dem Weltverstande mehr oder weniger als eine pfiffig ersonnene Hypothese klingen; allein für den Weltverstand hab' Ich es auch nicht gegeben, sondern für ein liebevolles, demütiges, gläubiges Herz; und wenn nun dieses Herz sich erst den Verstand vollends zum willigen Untertan gemacht haben wird, alsdann wird es erst in sich gewahr werden, wie groß die Aussage eines jeden Buchstabens dieser Mitteilung ist. Denn, was der Menschenverstand euch sagt und erklärt, damit hat es auch schon mit der Erklärung ein allezeit ewiges nichtiges Ende, und es liegt nicht mehr in ihr, als das Nichts selbst. Allein in dieser Meiner liebevollen und gnädigen Mitteilung liegen ebenfalls noch unendliche Geheimnisse verborgen, zu deren Enthüllung wohl eine Ewigkeit um die andere zu kurz sein möchte, und so birgt jeder Buchstabe von Mir gestellt Unendliches zum ewigen Leben, und jedes menschliche Wort aber, wie auch der längste Satz birgt nichts mehr in sich als das, was es selbst ist: ein abgeschlossenes vollkommenes Nichts.
*) Siehe linke Randspalte oben unter "Quellenverzeichnis" das Büchlein Lorbers: "Naturzeugnisse" (Np Nordpol / Südpol), Lorber Verlag.


NP_34] Seht, das ist der Unterschied zwischen Meinen Mitteilungen und zwischen den Mitteilungen des gelehrten Menschenverstandes (NB., seien solche von Menschen oder dergl. Geistern herrührend), und daher ist auch - wie ihr nun leicht einsehen werdet und könnet - alle menschliche Weisheit die stockfinsterste und allerabgeschmackteste Torheit vor Meinen Augen, und wahrlich sage Ich euch: Jeder, der da erkennt nur nach seinem Verstande und handelt bloß nach seinem Erkenntnisse, ist ein Tor, da er nicht zu Mir kam und es da gelernt hat von Mir, und wird bald die Torheit, von der er befangen war, einsehen.

 

NP_35] Da Ich's euch nun aber gebe, und euch belehre von Meiner Liebe, so glaubet, dass es so ist! und möge die Welt dazu sagen, was sie denn immer möchte; denn alles dieses habe Ich verborgen vor den Weisen der Welt, und will es aber treulich kundgeben den Unmündigen, die Mich lieben! Und so wird es geschehen, dass die Einfältigen werden die Weisheit der Welt zu großen Schanden machen.

 

Np_36] Alles dieses merket euch wohl, was Ich euch hier mitgeteilt habe, und denket in der liebevollen Demut eures Herzens, Wer Derjenige ist, Der euch aus Seiner Unbegrenzten Liebe solche Dinge offenbaret. - Ja denket, dass Ich es bin, - ja Ich Selbst bin es, euer ewiger, heiliger, liebvollster Vater! Amen. Ich, euer Vater - als die ewige Liebe und Weisheit. Amen.

3.14.5. Noch ein kurzes Wort zur Darstellung des Südpols {16. Oktober 1840}

01] Sehet, klein zwar ist das Herz des Menschen, aber desto größer der Horizont seiner Gefühle, so jemand ist in der Kraft des Glaubens aus der reinen Liebe zu Mir; Ich sage euch, es ist kein Ding so verborgen, als dass es nicht von den Strahlen des reinen Gefühls erreicht werden möchte, und haben dann die reinen Strahlen des Gefühls irgendetwas erfasst, so fraget euch selbst, ob es möglich noch wäre, die Sache anders zu fassen, als sie an und für sich wirklich ist und besteht.

02] Ganz anders verhält es sich freilich mit den Verstandesmenschen; diese haschen mit dieser kurzen Hand nach allen Dingen herum, gleichwie unmündige Kinder nach dem Monde und anderen sehr ferne gestellten Sachen. Diese Menschen ziehen dann ihr Gefühl in ihren engen Verstand, und lassen es dann in selbem hochmütig herumtappen gleich einem Blinden, der sich niedergesetzt hat auf einem mit Hieroglyphen übermeißelten Steinblock und greift auf demselbem herum, ohne dass ihm auch eine leise Ahnung zulispeln möchte, dass das lauter Hieroglyphen sind, und noch weniger, dass diese Schrift eine geheimnisvolle entsprechende Sprache ist aus den hellen Strahlen des reinen Gefühles. - Sehet, so verhält es sich auch mit diesen Meinen euch gegebenen Mitteilungen und Offenbarungen Meiner Gnade; so ihr sie mit den Stahlen eueres Gefühles prüfen und beleuchten werdet, so wird euch deren Wahrheit alsobald einleuchtend werden, und ihr werdet auch alsobald finden, als ob die Sache euch wie lange bekannt gewesen wäre.

03] Mit dem Verstande aber besehen wird es euch immer mehr und mehr zu befremden anfangen; denn, wie schon gesagt, der Verstand hat nur sehr kurze Arme, welche noch dazu sehr schwach sind, und vermögen daher große Dinge, so sie ihnen auch sehr nahe wären, nicht zu erreichen, noch weniger aber fernere Sachen zu erreichen, sie dann an sich zu ziehen, und dann gar Sonnen in ihr enges Schneckenhaus zur blinden Betastung ihres genotzüchtigten Gefühls zu schieben; sehet, das geht durchaus nicht, und da der Verstand aber mit der Zeit doch gewahr werden muss, dass solches unmöglich ist, da wird er zornig, lässt alles stehen, räumt alles unnötige Zeug aus seinem Schneckenhause und genügt sich in seinen eigenen Abstraktionen, verabschiedet endlich sogar das genotzüchtigte Gefühl, und wird kälter denn der Nordpol selbst, und fängt an, sich selbst in seiner allerhöchsten Dummheit als ein Gott anzustaunen, wo nicht gar selbst anzubeten, da er es endlich so weit gebracht hat, dass er zu wissen anfängt, dass er nichts weiß, und in diesem Nichtswisen doch alles zu wissen wähnt; das ist denn hernach der größte Triumph, ja ein Triumph, für welchen das harmloseste Kind keinen Heller gäbe, und jedem noch so geringen Engel davor ekelt.

04] Daher sollet auch ihr euren Verstand unter den Gehorsam des reinen Gefühles im lebendigen Glauben aus der Liebe zu Mir vollends gefangen nehmen! So werdet ihr alle Dinge schauen, wie sie sind, und dann erst werdet ihr klar und deutlich einzusehen anfangen, wo die ewige Sonne der Wahrheit und Wirklichkeit leuchtet.

05] Dieses Wenige sei euch gesagt, damit ihr in der Zukunft merken sollet - mit welchem Maßstabe Meine Offenbarungen zu bemessen sind. Amen. Das sage Ich, der große Meister in allen Dingen. Amen, Amen, Amen.

3.14.6.

[Sa.01_001,14] Was jemand von Mir empfängt, ist allzeit die höchste Gabe des Himmels, da Ich das Allerhöchste des Himmels wie aller Welten selbst bin. Und ob Ich euch den Himmel enthüllen möchte oder die Hölle, so wird euch allzeit das eine wie das andere zur höchsten Seligkeit gereichen. Denn besage Mein Wort, was es wolle, so ist es durchaus lebendig und macht den, der es empfängt und aufnimmt in aller Liebe, Dankbarkeit, Demut und lebendigem Glauben selbst ewig lebendig und somit in Mir schon hier wie vorzugsweise jenseits überaus selig.

Fortsetzung "Carl Welkisch" Teil 2