"14 Gleichnisse Jesu" Teil 5

 

 

10. Das Gleichnis vom Sämann

WS-A3253.10

(Matth. 13,3 – 9 und 19 – 23)


191. Kapitel

Die Gleichnisse vom Himmelreich und vom Samen. Der Jünger Zwischenrede. Erklärung des Gleichnisses. Wer da hat, dem wird gegeben; wer aber nicht hat, dem wird genommen, was er hat: Matth. 13,3–23

[GEJ.01_191,01] Als wir alle im Schiffe waren und die Treppe aufgezogen war, so sagte Ich zum Volke, dass es sich ruhig verhalten und um das Ufer herum lagern solle. Und das Volk ward ruhig und stille und lagerte sich am Ufer; nur die alten Pharisäer lagerten sich nicht, sondern standen unfern vom Ufer in der Nähe ihres Schiffes; denn sie fassten den Plan, Mich nicht mehr aus den Augen zu lassen, und waren daher auch ganz bereit, uns auch auf dem Meere zu verfolgen.

[GEJ.01_191,02] Ich aber setzte Mich auf dem sehr geräumigen Verdecke des Schiffes und fing an, mancherlei in Bildern zum Volke zu reden, und zwar darum in Bildern, dass es die dummen Pharisäer nicht verstehen möchten. Das Volk aber, das hier einen geweckteren Geist besaß, verstand Mich schon, was Ich zu ihm redete.

[GEJ.01_191,03] Vor allem, und zwar zuerst, verglich Ich Mich mit einem Sämanne und sprach: „Höret und vernehmet es wohl!

[GEJ.01_191,04] Siehe, es ging ein Sämann aus zu säen (Matth.13,3) ein gutes, gesundes Getreide. Und indem er säte, fiel etliches auf den Weg; da kamen die Vögel, die fraßen es auf. (Matth.13,4) Etliches fiel in das Steinige, da es nicht viel Erde hatte, und es ging darum wohl bald auf, weil es nicht viel und nicht schwer Erde über sich hatte; (Matth.13,5) als aber die Sonne aufging mit vieler Glut ihrer Strahlen, da verwelkte alsbald der in der kühlen und feuchten Nacht aufgegangene Keim, da er keine Wurzeln hatte, und ward dürr. (Matth.13,6) Etliches fiel unter die Dornen, und diese wuchsen mächtiger denn das Getreide auf und erstickten es. (Matth.13,7) Und etliches fiel endlich auf gutes Land und trug Frucht, etliches hundertfältig, etliches sechzigfach und etliches dreißigfach. (Matth.13,8) Wer Ohren hat zu hören, der höre!“ (Matth.13,9)

[GEJ.01_191,05] Hier wollte Ich die Rede ohne Unterbrechung weiterführen; aber da die Jünger mehrere dieser Bilder selbst nicht begriffen, so traten sie zu Mir hin und sagten: „Warum redest Du denn nun auf einmal in Gleichnissen zu ihnen? (Matth.13,10) Wir, die wir schon so lange um Dich sind, verstehen sie kaum; wie werden die am Ufer Horchenden sie verstehen?! Siehst Du denn nicht, wie sie mit den Achseln zucken und einige sogar meinen, Du hättest sie entweder zum besten, oder Du redetest der Pharisäer wegen von ganz gleichgültigen Dingen, und das wüsste wohl ein jeder, dass man das Getreide nicht auf den Wegen noch auf Steine und ebenso wenig unter die Dornen säen solle! Wir fassen es schon, was Du damit sagen willst; aber die am Ufer meinen im Ernste, Du habest sie zum Besten! Oder willst Du sie denn im Ernste in einer Art und Weise lehren, die sie nicht verstehen sollen?“

[GEJ.01_191,06] Sage Ich zu den Jüngern: „Was redet ihr da und störet Mich?! Ich weiß, warum Ich zu diesem Volke in Gleichnissen rede, die es nicht verstehen soll! Euch ist es gegeben, dass ihr verstehet das Geheimnis des Reiches Gottes; diesen aber ist es nicht gegeben (Matth.13,11); denn es steht die Sache also: Wer da hat, wie ihr, dem wird es gegeben, dass er dann in aller Fülle habe; wer aber nicht hat, dem wird auch genommen, das er hat! (Matth.13,12) Darum rede Ich als Herr mit ihnen durch Gleichnisse; denn mit sehenden Augen sehen sie nicht, und mit hörenden Ohren hören sie nicht; denn sie verstehen es nicht! (Matth.13,13)

[GEJ.01_191,07] Was tat Ich hier, und für was halten sie Mich? Sie sind alle blind und taub. Ihr Gleichnis habt ihr gestern gesehen an dem Blinden und zugleich Stummen, den Ich geheilt habe. Wie dieser war am Leibe, so sind jene an ihrer Seele, und Ich rede darum in Gleichnissen mit ihnen, auf dass an ihnen die Weissagung Jesajas in Erfüllung gehen soll, die also lautet: ,Mit den Ohren werdet ihr es hören und dennoch nicht verstehen, und mit sehenden Augen werdet ihr es schauen und dabei nichts vernehmen! (Matth.13,14)

[GEJ.01_191,08] Denn dieses Volkes Herz ist verstockt und ihre Ohren hören übel, und ihre Augen schlummern, auf dass sie nicht dermaleinst mit den Augen sehen, mit den Ohren hören, mit dem Herzen verstehen und sich bekehren möchten und Ich ihnen dann wahrhaft hülfe!‘ (Matth.13,15)

[GEJ.01_191,09] Aber selig sind eure Augen, die das sehen, und eure Ohren, die das hören! (Matth.13,16) Denn wahrlich, Ich sage euch: Viele Propheten und Gerechte haben begehrt, das zu sehen und zu hören, was ihr sehet und höret, und haben es dennoch nicht gesehen und gehört! (Matth.13,17) [Viele Propheten und Gerechte wünschten, das Gotteszentrum Jehova zu sehen und zu hören, und haben Ihn dennoch nicht gesehen und gehört!  Erst nachdem Jehova herabstieg und in Jesus und als Jesus ein wahrer Mensch wurde, erst dann galt: "Selig sind eure Augen, die Ihn sehen, und eure Ohren, die Sein Wort hören!]

[GEJ.01_191,10] Ich habe aber euch zuvor gesagt, dass es euch gegeben ist, das Geheimnis des Reiches Gottes zu verstehen; Ich merke aber dennoch, dass im Grunde euer Verständnis nicht viel voraus hat vor jenen am Ufer. So höret denn und vernehmet es, was da besagt das Gleichnis vom Sämann, das also zu verstehen ist (Matth.13,18):

[GEJ.01_191,11] So jemand das Wort vom Reiche Gottes, das Ich rede, wohl hört, aber nicht versteht im Herzen, das vor lauter Welttum ebenso glatt getreten ist wie ein Weg, so ersieht der Arge nur zu bald das nicht ins Erdreich gefallene, sondern auf der abgetretenen, weltglatten Außenfläche des Herzens freiligende Wort, reißt es leicht weg, was da gesät ist eigentlich ins Herz, aber dennoch auf der weltglatten Außenfläche haftete; und sehet, ein solcher Mensch gleicht dem Wege, auf den der Same, das heißt Mein Wort, fiel. (Matth.13,19) Und dort am Ufer stehen viele dieser Art!

[GEJ.01_191,12] Das aber ist es, wo da fiel der Same auf das Steinige: so ein Mensch das Wort hört und es mit vielen Freuden aufnimmt. (Matth.13,20) Da aber ein solcher gleich einem Steine zu wenig Lebensfeuchtigkeit, die da ein rechter Mut des Herzens ist, und auch zu wenig Erdreich, das gleich ist einem festen Willen, in und über sich hat und daher auch gleich einem Steine vom Wetter abhängt, ob es feucht oder trocken sei, also wetterwendisch ist, so wird er, wenn alsdann bei solch einem Menschen um Meines Wortes willen sich erhebt allerlei Trübsal und Verfolgung, voll Ärgers und Zornes (Matth.13,21) und gleicht dann eben darum einem von der Sonne heißgemachten Steine, auf dem natürlich Mein Wort keine Wurzeln fassen kann und am Ende gänzlich verdorren muss.

[GEJ.01_191,13] Und da sehet hin, dort am Ufer stehen viele solche Steine, die nun zwar um Meinetwillen voll Ärgers sind der argen Pharisäer wegen; da sie aber sehen, dass bei Meinen an sie gerichteten Worten von oben sogleich allerlei Trübsal und Verfolgung sich zu zeigen anfangen, so machen sie dadurch, dass sie sich einerseits zu viel ärgern und anderseits zu viel fürchten, Mein Wort in ihrem Herzen tot; denn sie glauben ob all der Zeichen, die sie gesehen, und trotz all Meiner lebendigsten Versicherungen dennoch nicht, dass Ich hinreichend mächtig sei, sie zu schützen vor allen Übeln, und gleichen sonach dem Steine, auf den der Same fiel.

[GEJ.01_191,14] Wo aber der Same fiel unter die Dornen, besagt das: So ein Mensch das Wort hört und es auch annimmt; aber er steckt in allerlei Weltgeschäften und deren Sorgen ob des betrügerischen Gewinnes und des noch mehr betrügerischen Reichtums. Solche nichtigen Sorgen häufen sich von Tag zu Tag, wuchern wie alles Unkraut im Herzen üppig empor und ersticken nur zu leicht und zu bald Mein gesätes Wort. (Matth.13,22)

[GEJ.01_191,15] Und sehet, wieder stehen dort am Ufer viele, die den Dornen gleichen, unter die der Same fiel!

[GEJ.01_191,16] Der aber ins gute Erdreich gesäte Same besagt: So ein Mensch Mein Wort hört, es aufnimmt in die Tiefe seines Herzens, allda es allzeit und allein gültig, recht und lebendig verstanden wird; ein solcher Mensch ist dann gleich einem guten Lande, in das der Same fällt und bringt je nach dem Willen und der Kraft des Menschen bald hundertfache, bald sechzigfache und bald dreißigfache Frucht an guten Werken. (Matth.13,23) Und da ist hundertfach, der alles für Mich tut, und sechzigfach, der vieles für Mich tut, und dreißigfach, der einen guten Teil für Mich tut.

[GEJ.01_191,17] Also aber sind der Himmel in Meinem Reiche drei: der oberste [3.Himmel = der Liebe-Himmel = das Himmlische Jerusalem] für die hundertfache Frucht, der untere [2.Himmel = der Liebe-Weisheits-Himmel] für die sechzigfache und der unterste [1.Himmel = der Weisheits-Himmel] für die dreißigfache Frucht. Unter die 30 aber wird nicht angesehen, und wer da hat unter die 30, dem wird es weggenommen und dem hinzugelegt werden, der da hat 30, 60 oder 100. Und also wird's dem genommen werden, der da nicht hat, und wird hinzu gegeben dem, der da schon hat, auf dass er dann in aller Fülle habe!

[GEJ.01_191,18] Und sehet, dort am Ufer stehen viele, denen es schon jetzt genommen ist, und euch gegeben, die ihr ohnehin schon viel habt, und jene zu wenig oder nichts!

[GEJ.01_191,19] So da jemand einen Acker hat, der ihm viel Frucht bringt, weil er gutes Erdreich hat, hat aber auch einen Acker, der trotz alles Düngens mager bleibt und kaum etwas mehr Frucht bringt, als da in ihn gesät ward, – Frage: Was wird der Besitzer tun? Sehet, er wird dem mageren Acker die Frucht, die er spärlich getragen, abnehmen, sie zur guten und reichlichen Frucht des guten Ackers tun und wird im nächsten Jahre in den mageren Acker keine Frucht mehr säen, sondern wird legen allen Samen in den guten Acker! Dieser wird dann alle Frucht tragen, der magere aber wird preisgegeben dem Unkraute, den Disteln und Dornen.

[GEJ.01_191,20] Sehet, das tut ein kluger Hauswirt; soll der Vater im Himmel etwa unklüger handeln als ein kluger Mensch auf dieser vergänglichen Erde?

[GEJ.01_191,21] Darum weiche aus euren Herzen der Gedanke, als könnte der Vater im Himmel ungerecht sein!

[GEJ.01_191,22] So ihr wisset, dass man nur jenen um einen Rat angeht, der irgendeine Weisheit hat, und sich bald von einem Maulreißer abwendet, bei dem man nur zu bald einsieht, dass er ein purer Maulreißer ist, – Frage: Tut man unrecht, wenn man vom Maulreißer den Glauben abzieht und ihn dem recht Weisen gibt, der ohnehin des Vertrauens von allen Seiten her in Überfülle hat?

[GEJ.01_191,23] Oder tut ihr etwa unrecht, so ihr Meine Jünger seid, Mir nachfolget und Tempel und Pharisäer und alle die Schriftgelehrten verlasset, und ihnen dadurch den letzten Funken Vertrauens wegnehmet und es Mir gebet, der Ich durch Meine Taten und Worte ohnehin schon des Vertrauens in schwerer Menge besitze?! Ich meine, dass es euch nun wohl allen klar sein dürfte, dass darin durchaus keine Ungerechtigkeit besteht, wenn Ich zu euch geredet habe, wie einst dem, der nicht hat, wie Ich es euch mit der Zahl angedeutet habe, auch genommen wird, das er hat.

[GEJ.01_191,24] Was Ich aber rede, gilt dem Geiste und nicht der Materie, da es wohl eine Ungerechtigkeit wäre, so man dem wenig Habenden die kleine Habe wegnähme und sie gäbe einem Reichen, dessen Speicher und Kammern ohnehin überfüllt sind. Darum gilt alles, das Ich zu euch rede, nur dem Geiste und nie der Materie, der man kein weiteres Gesetz geben kann und darf, als das härteste Muss bis zur Zeit ihrer einstigen Auflösung. Begreifet ihr solches nun?“

[GEJ.01_191,25] Sagen alle: „Ja, Herr und Meister; denn Deine Weisheit übersteigt alle unsere noch so großen und vermeintlich weisesten Gedanken! Darum bitten wir Dich, dass Du in solcher Weise weiterreden möchtest!“

[GEJ.06_065,09] Sehet, mit dem eigentlichen Himmelreiche, das da ist ein Reich der Wahrheit, des Lichtes und der Liebe, was Ich euch schon bei verschiedenen Gelegenheiten gezeigt habe, hat es folgende wahrste Bewandtnis: Dieses Reich ist nicht ein äußeres Schaugepränge und kommt in den Menschen nicht mit irgend äußeren Zeichen und Attributen, sondern es entwickelt sich ganz innen in euch, ist dann in euch, wächst in euch, durchdringt euch und wird also zu eurer Wohnstätte und eurer allerseligkeitvollsten Welt.

[GEJ.06_065,10] Aber hier gleicht das Himmelreich einem Sämann, der den guten Samen ausstreute. Da fiel einiges auf einen Weg; von dem ward ein Teil von den Vögeln der Luft aufgezehrt und ein Teil von den Wanderern zertreten. Da ging der Same also nicht auf und brachte auch keine Frucht. Ein Teil aber fiel auf steinigen Grund. Es ging zwar anfangs, solange die Steine einige Feuchtigkeit in sich hatten, auf, konnte aber keine Nährwurzeln in den Stein treiben; die Feuchtigkeit langte zur größeren Ernährung des Halmes auch nicht aus, und so vertrocknete es und brachte auch keine Frucht. Ein anderer Teil aber fiel unter Dornen und Gestrüpp. Der ging anfänglich zwar sehr gut auf, aber als er sich völlig hätte entwickeln sollen, da ward er von den Dornen und dem wilden Gestrüppe überwachsen, verkümmerte dann und brachte auch keine Frucht. Nur ein Teil fiel auf ein gutes Erdreich, ging auf und brachte eine reichliche Frucht.

[GEJ.06_065,11] Und sehet, also steht es nun auch mit dem Himmelreiche auf dieser Erde! Ich Selbst bin der Sämann, und Mein Wort ist der gute Same, aus dem für jeden das Himmelreich als Frucht erwachsen soll. Wo es auf gutes Erdreich fallen wird, da wird es auch bringen eine hundertfältige Frucht; aber so es fallen wird auf die Wege dieser Welt oder auf Steine oder zwischen Dornen und wildes Gestrüpp, da wird es keine Frucht bringen. Unter den Menschen aber, die Ich mit dem Wege verglich, sind zu verstehen die eigentlichen Weltmenschen, wie wir heute deren mehrere bei unserem Wirte gesehen haben. Die Wanderer auf dem Wege, die den Samen zertreten, sind ihre Handels- und Gewinnsmühen, und ihre nach allen Richtungen fliegenden Handelsgedanken sind die bezeichneten Vögel, die auch den noch nicht zertretenen Samen auffressen, damit ja keine Frucht zum Vorscheine kommen könne. Diese Art Menschen sind, wie schon gesagt, die eigentlichen Schweine, denen man Meine Perlen nicht zum Fraße vorwerfen soll.

[GEJ.06_065,12] Unter den Steinen aber sind diejenigen Weltweisen zu verstehen, die zwar alles mit einer gewissen Gier aufnehmen, – da sie aber innerlich in allerlei Weltirrtümlichkeiten begründet und sind gewisserart versteinert in ihrem Gemüte, so hat der neue Same in ihnen zuwenig der belebenden Feuchtigkeit und zuwenig weichen und pfugbaren Bodens zur Aufnahme der Nährwurzeln. So dann kommt der Wind und eine Dürre, so dorrt der kleine Halm bald ab, und da er keine Wurzeln hat, so wird er vom Winde auch bald vom Platze hinweggeweht. Oder, so da über einen solchen Menschen irgendeine Versuchung kommt, da sagt er alsbald: ,Ich habe es gleich anfangs gewusst, dass an der Sache nichts daran sein kann! Da ist die Verheißung, die in Erfüllung gehen sollte, – und anstatt der Erfüllung muss ich leiden! Darum fort mit allen solchen neuen Lehren!‘ Das ist also der Stein.

[GEJ.06_065,13] Wer sind denn hernach die Dornen und das wilde Gestrüpp? Das sind jene recht gutmütigen Weltbürger, die Mein Wort mit recht vielen Freuden aufnehmen und es eine Zeitlang auch recht emsig pflegen. Aber es kommen mit der Zeit allerlei Sorgen und dazu auch allerlei leere Bekümmernisse und Furcht und Ängste. Diese ersticken das lebendige Wort in ihren Herzen, dass es dann auch keine Frucht bringen kann.

[GEJ.06_065,14] Und so haben wir nur einen kleinen Teil von Menschen, die mit dem wahrhaft guten Erdreiche zu vergleichen sind. Diese nehmen das Wort an und setzen es sogleich gläubig ins Werk. Und da bringt dann der Same die reichliche Frucht, und diese Frucht ist dann das eigentliche Himmelreich im Menschen und hat kein äußeres Schaugepränge. Aber dieses Reich wird sich dann über den Menschen, der es in sich aus Meinem Worte geschaffen hat, ausbreiten und ihm geben alle Seligkeit, Licht, Wahrheit, alle Weisheit und Macht über alle Kreatur.

[GEJ.06_065,15] Ihr sollet daraus aber auch das ersehen, wohin ihr Mein Wort zu säen habt; denn wohin ihr es säet, da soll es auch Früchte tragen! Vor allem muss es fallen in ein gutes Erdreich. Wenn es da reiche Zinsen abwerfen wird, dann werden die Kaufleute, die Weltweisen und die besorgten Weltbürger schon von selbst kommen und sich bei euch für ihren Acker den Samen erkaufen. – Habt ihr das nun auch ganz wohl verstanden?“

[GEJ.06_065,16] Sagten alle: „Herr, auch das haben wir recht wohl verstanden und werden Deinen Rat auch ganz sicher befolgen; denn auf Wege, auf Steine und unter die Dornen werden wir diesen edelsten Lebenssamen wohl nicht streuen. –


125. Kapitel

Das Himmelreich ist gleich dieser gegenwärtigen Zeit

 

[GS.02_125,01] Was ferner noch „das Himmelreich“ betrifft, so ist es gleich dieser eurer gegenwärtigen Zeit, welche wieder gleich ist dem Sämann im Evangelium, der da guten Samen ausstreute, von dem ein Teil auf den Weg, ein Teil ins Gebüsch, ein Teil auf Steinboden und nur ein Teil auf gutes Erdreich fiel.

[GS.02_125,02] Sehet eure Zeit an, ob sie nicht dem Sämanne und dem Himmelreiche gleicht?

[GS.02_125,03] Das Wort wird allenthalben ausgesät; allerorts leben noch geweckte Menschen, die das Wort aus dem innern Grunde erläutern. Allein die Bedürfnisse der Menschheit in der gegenwärtigen Zeit sind gleich geworden dem Wege, auf den der Same fällt, oder: sie sind rein weltlich geworden. Daher macht das Wort bei ihnen gerade solch einen Eindruck, als würfe man Erbsen an die Wand, da keine hängen bleiben wird und noch weniger Wurzeln schlagen in dem harten, steilen und glatten Grunde.

[GS.02_125,04] Daher dürfte Ich alle Engel des Himmels herab senden und von ihnen das Wort des Lebens allorts verkünden lassen auf die wunderbarste Weise – heute, morgen und übermorgen werden es die Menschen erschüttert anhören und annehmen, aber hernach werden sie anfangen, das Wunder ganz gleichgültig zu betrachten und werden dabei ihren Weltgeschäften nachrennen wie zuvor.

[GS.02_125,05] Das sind die industriellen Menschen und deren nimmer zu sättigenden Bedürfnisse. Sie gleichen dem Gebüsch und den Dornen. Geht anfangs das Wort auch auf, so wird es aber dennoch bald erstickt, und die Menschen werden hernach gleichgültiger gegen dasselbe als zuvor. Denn erst sprachen sie: So wir es auf einem wirklich wunderbaren Weg erhielten, da wollten wir ja glauben und darnach tun. Ich aber willfahre auch diesem Wunsche. Fast an allen Orten spende Ich es nun, wie hier, wunderbar aus. Welche Wirkungen aber macht es? Höchstens hie und da politische Bedenklichkeiten; das ist aber auch schon das meiste. Dass sich aber jemand daran kehren möchte – dieses gute Erdreich – wo ist es?

[GS.02_125,06] Ich sage: Wo hundert Millionen Menschen leben, da ist viel zu viel mit tausend gesagt, die sich daran wahrhaft lebendig kehren möchten. Was nützen darunter zehn oder hundert Tausende, die das wohl recht gläubig anhören, wenn es aber aufs Tun ankommt, so lassen sie sich von einem Tage bis zum andern Zeit; denn sie sagen: Warum sollte man sich denn gar so anstrengen, um ein ewiges Leben zu erlangen? Gibt es ein ewiges Leben, wie sie es glauben, so wird es wohl nicht schwer sein, dasselbe zu erlangen; daher nur lustig gelebt und am Ende dennoch selig gestorben! Was braucht man darüber mehr?

[GS.02_125,07] Da haben wir aber auch zugleich den steinigen und sandigen Grund. Dieser nimmt wohl den Samen an, und er geht auch bis zur Hälfte auf; aber der Boden hat keine Feuchtigkeit, und so geht am Ende noch das was aufgegangen ist zugrunde!

[GS.02_125,08] Also hält sich der alleinige Glaube nie, wenn er nicht durch die Tat belebt wird; gleich wie durch die pure Theorie ohne tatsächliche Übung und Anwendung derselben niemand ein praktischer Mensch wird.

[GS.02_125,09] So könnt ihr jetzt auch eine Legion um die andere moralischer und religiöser Plauderer finden. Aber alle diese Plauderer wollen an sich keine Probe machen und nicht ein Steinchen mit einem Finger anrühren. Ein jeder glaubt schon damit etwas außerordentlich Verdienstliches geleistet zu haben, wenn er nur gut gepredigt und durch sein moralisches und religiöses Geplauder allenfalls einige dumme Andächtler und Schwärmer zuwege gebracht hat.

[GS.02_125,10] Niemand aber will im Ernste die Wege versuchen, durch welche er unmittelbar dahin gelangen möchte, wo er mit Mir Selbst in Verbindung träte und dann aus Meinem Munde eine lebendige Lehre bekäme, die ihn erst zu einem guten Erdreiche umgestalten könnte.

[GS.02_125,11] Es gibt zwar eine Menge Gottesgelehrte und Theosophen, darunter aber kaum einen, der nach dem Evangelium Johannis wirklich von Gott gelehrt wäre, das da kündet, dass alle sollen von Gott gelehrt sein!

[GS.02_125,12] Fürwahr, so Ich nicht aus Meiner großen Erbarmung heraus hier und da jemanden aufrütteln möchte, gleichwie ein emsiger Hausherr sein träges und faules Gesinde aufrüttelt, so wüsste von den Zeiten der Apostel angefangen bis jetzt beinahe kein Mensch, was „das lebendige Wort“ ist und was es heißt „von Gott gelehrt sein“.

[GS.02_125,13] Die derzeitigen Gottesgelehrten stellen Mich lieber ganz geheimnisvoll über alle Sterne und lassen Mich da in einem völlig unzugänglichen Lichte sitzen. Warum aber tun sie das? Sie tun das aus verschiedenen Gründen. Der erste wäre z.B. der: Weit weg ist gut vor dem Schuss. Der zweite möchte also lauten: Keinem Menschen ist es sonach möglich, sich Gott so zu nähern, dass er von Ihm gelehrt würde. Und noch ein Grund, der sich auf den vorigen stützt, lautet also: Gott hat dem Menschen Vernunft und Verstand gegeben; das ist das lebendige Wort Gottes im Menschen. Wer sich darnach kehrt, der lebt nach dem Willen Gottes, und wer seinen Verstand und seine Vernunft ausbildet, der ist schon von Gott gelehrt; denn niemand kann von Gott unmittelbar, sondern nur mittelbar gelehrt werden, indem Gott ja über allen Sternen im unzugänglichen Lichte wohnt.[?!]

[GS.02_125,14] Wenn dann gegenüber diesen geheimnisvollen theosophischen Thesen Ich dennoch hie und da jemanden erwecke, der dann unmittelbar von Mir ein lebendiges Wort empfängt, so wird er vom größten Teile der gegenwärtigen Menschheit als ein Narr und Schwärmer erklärt, mitunter auch als ein Betrüger und Scharlatan, der sich einige Fähigkeiten seines Verstandes zugute zu machen versteht. Saget, ob es nicht also ist?

[GS.02_125,15] Es werden euch verschiedene Männer nicht unbekannt sein, die das lebendige Wort hatten, und das aus der neuen Zeit, vom achtzehnten und neunzehnten Jahrhundert wie auch manche aus früheren Jahrhunderten. Was aber ist ihr Los? Die stumme Vergessenheit. Der gelehrten Welt genügt, dass sie ihre Namen kennt. Was aber diese Männer aus Mir gelehrt haben, das geht sie nichts an. Und wenn es auch noch hier und da einen oder den andern gibt, der ein solches Buch liest, so kommt er aber bald auf Sätze, die mit seiner Vernunft nicht übereinstimmen. Er verwirft daher auch bald das Ganze und lässt sonach unseren von Mir gelehrten Mann ruhen.

[GS.02_125,16] Wenn es gut geht, so lässt man höchstens Mir allein noch einige Gerechtigkeit widerfahren; aber Meine Boten sind lauter Narren und Betrüger.

[GS.02_125,17] Ist nicht eure Zeit so beschaffen? Ich meine, das kann ein jeder mit der Hand greifen.

[GS.02_125,18] Da aber das Himmelreich keine irgendwo vorhandene Örtlichkeit ist, sondern nur vollkommen ein Zustand des Lebens, so ist das Himmelreich auch vollkommen gleich eurer Zeit, und zwar dieser Zeit, nämlich karg, armselig, klein, selten.

[GS.02_125,19] Und wo es noch ist, daselbst ist es nicht rein. Wird aber das wohl ein Himmelreich sein, so es nicht ganz rein ist? Ich sage euch: Das Himmelreich ist in dieser Beziehung sehr relativ, und das darum, weil einem jeden Narren seine Kappe am besten gefällt.

[GS.02_125,20] Ein jeder findet in seiner Dummheit sein Himmelreich. Ob das wahre aus Mir, das ist eine andere Frage. Dieses ist wahrlich selten, karg und spärlich geworden. Warum? Weil bei den Menschen das gute Erdreich ausgegangen ist! Daher mag Ich nun auch den allerbesten und reinsten Samen säen, wie Ich will, so fällt er dennoch auf lauter Wege, zwischen Dornen und auf steinigen Boden, hie und da zwischen eine Ritze am Wege. So gehen auch zwischen einer Steinkluft aus einer Million Körner etwa tausend auf und hundert erreichen die Reife. Und das ist dann die ganze Ernte und das ganze Himmelreich! Das ist doch sicher karg, selten und spärlich!

11. Predigt – Am Sonntage Sexagesimä

Das Gleichnis vom Sämann


[PH.01_011] Luk.8,4-15: Da nun viel Volk beieinander war und aus den Städten zu ihm eilte, sprach er durch ein Gleichnis: „Es ging ein Sämann aus, zu säen seinen Samen. Und indem er säte, fiel etliches an den Weg und ward zertreten, und die Vögel unter dem Himmel fraßen es auf. Und etliches fiel auf den Fels; und da es aufging, verdorrte es, darum dass es nicht Saft hatte. Und etliches fiel mitten unter die Dornen; und die Dornen gingen mit auf und erstickten es. Und etliches fiel auf ein gutes Land; und es ging auf und trug hundertfältige Frucht.“ Da er das sagte, rief er: „Wer Ohren hat, zu hören, der höre!“ Es fragten ihn aber seine Jünger, was dies Gleichnis wäre. Er aber sprach: „Euch ist es gegeben, zu wissen das Geheimnis des Reiches Gottes; den andern aber in Gleichnissen, dass sie es nicht sehen, ob sie es schon sehen, und nicht verstehen, ob sie es schon hören. – Das ist aber das Gleichnis: Der Same ist das Wort Gottes. Die aber an dem Wege sind, das sind, die es hören; danach kommt der Teufel und nimmt das Wort von ihrem Herzen, auf dass sie nicht glauben und nicht selig werden. Die aber auf dem Fels, sind die: wenn sie es hören, nehmen sie das Wort mit Freuden an; und die haben nicht Wurzel; eine Zeitlang glauben sie, und zu der Zeit der Anfechtung fallen sie ab. Das aber unter die Dornen fiel, sind die, die es hören und hingehen unter den Sorgen, Reichtum und Wollust dieses Lebens und ersticken und bringen keine Frucht. Das aber auf dem guten Land, sind die, die das Wort hören und behalten in einem feinen, guten Herzen und bringen Frucht in Geduld.“


20. Januar 1872

[PH.01_011,01] Dieses Gleichnis vom Sämann und dem Samen, das Ich einst Meinen Jüngern und dem Mich umgebenden Volke gab, ist nach seiner Form, in der es gegeben ist, leicht zu verstehen, um so mehr, als selbst im Evangelium die zeitgemäße Erklärung steht, wie Ich sie Meinen Aposteln, aber nicht dem Mir zuhörenden Volke gegeben habe.

[PH.01_011,02] Gemäß dieser Erklärung ist der Same Mein Wort. Wo dieses auf den Weg fällt und zertreten wird, bezeichnet es die Gleichgültigkeit derjenigen, welche es hören, aber sich nicht darum kümmern, es missachten und, ihren weltlichen Interessen allein huldigend, darüber hinweggehen. Der felsige Grund, auf den der Same fällt, bezeichnet diejenigen Herzen, die – wie die Gelehrten und Theologen – den Samen nur insoweit annehmen, als er in ihre wissenschaftlichen Systeme passt. Sobald sich aber bei ihnen andere Ansichten geltend machen, so findet dieser Same auf dem felsigen Grund keine oder sehr wenig Nahrung und muss verdorren.

[PH.01_011,03] Wenn der Same zwischen die Dornen fällt und mit ihnen aufgeht, so heißt das soviel, dass Meinem Wort nur insofern geglaubt und danach gelebt wird, wie es sich mit den weltlichen Ansichten vereinen lässt. Stößt es gegen diese an, oder verlangt Mein Wort Aufopferung und Verleugnung, so wird es beiseite gesetzt und bringt deshalb auch keine Frucht. Es bleibt dann höchstens bei schönen Worten, aber zu Taten kommt es nicht!

[PH.01_011,04] So weit die Erklärung, die Ich schon Meinen Aposteln gegeben habe. Es kommt jetzt darauf an, wie dieses Gleichnis auf die jetzige Zeit anzuwenden und ob ihm nicht noch eine andere, wichtigere Seite abzugewinnen ist.

[PH.01_011,05] Bevor wir in der Erklärung weitergehen wollen, müssen wir uns erst folgende Fragen beantworten: Was ist eigentlich der Same? Was bezweckt sein Ausstreuen, und was ist die Absicht des Sämanns selbst? – Erst nach Beantwortung dieser Fragen kann eine wahre Deutung und Erklärung durch geistige Entsprechung folgen; denn im allgemeinen sprecht ihr der Worte gar viele aus und seid euch doch nicht ihrer tiefen und geistigen Bedeutung bewusst. Nur wer der Worte tiefsten Sinn und deren geistige Entsprechung kennt, der erst ist seiner Sprache mächtig. Er hat das Geschenk, mittels seines Mundes Töne hervorzubringen, in geistigem Sinne aufgefasst, und jedes Wort, das aus seinem Munde fließt, ist ein Strahl des Geistlichtes, welches in ihm die Seele erleuchtet, vergeistigt und sie stufenweise zur Vereinigung mit Mir weiterleitet. Daher ist zwischen Sprechen und Reden ein großer Unterschied. Man kann viel sprechen – und doch nichts sagen, während der gewichtige Sinn einer geistigen Rede sich inhaltsschwer gestalten kann.

[PH.01_011,06] So müssen wir also mit dem Worte ,Samen‘ zuerst anfangen und es in seiner Bedeutung näher betrachten.

[PH.01_011,07] Seht, im Samen liegt die Unendlichkeit. Aus einem Samenkorn entstehen immerfort Produkte derselben Gattung, zu welcher der Same gehört.

[PH.01_011,08] So war es bei der Erschaffung der materiellen Welt begründet, dass Ich nur einmal die Dinge einzeln erschuf. Ich legte in dieselben schon den Keim zur weiteren Fortpflanzung, so dass die erste Wirkung, das Aus-sich-selbst-Entwickeln, in Ewigkeit nie mehr aufhören wird, solange die Elemente bestehen, welche im Erdboden und in der Luft zur Entwicklung des Samens vorhanden sind.

[PH.01_011,09] Wie der Same eines Baumes alle Keime seiner zukünftigen Bestimmung in sich trägt, ebenso Mein Wort, welches als Produkt Meines Geistes fortwährend Neues zeugt, nie vergeht und ewig fortdauert. – Daher sagte Johannes: „Im Anfange war das Wort, und das Wort war Gott!“

[PH.01_011,10] Auch Ich bin das Samenkorn, aus dem stets und ewig nur wieder Göttliches hervorgehen wird. Wohin dieses Wort als Same fällt, erregt es den Grund, auf den es fiel, zur Tätigkeit – oft bleibend, oft nur vorübergehend.

[PH.01_011,11] Da Ich aber auch der Sämann bin, der seinen Samen über die gesamte Schöpfung ausschüttet, so geschieht es natürlich auch – wie im Gleichnisse gesagt ist –, dass nicht aller Same gleich gedeiht. Der eine bringt mehr, der andere weniger, der dritte gar keine Frucht. Erstens weil selbst die Welten Meiner Schöpfung nebst ihren Bewohnern nicht alle auf ein und derselben Stufe stehen, und zweitens, weil überall die Menschen ihren freien Willen haben, zu tun und zu lassen, was ihnen gut dünkt. Deswegen die verschiedenen geistigen Resultate auf allen Weltkörpern und bei allen Menschen, und deswegen die längeren oder kürzeren Wege, die sämtliche erschaffene Wesen gehen müssen, um zu ihrem Ziel, zur Vergeistigung ihrer Seele zu gelangen.

[PH.01_011,12] Ich als Sämann streue Meinen Samen überall aus. Wo er gleichgültig aufgenommen wird, liegt die Schuld an den Seelen selbst, wenn sie durch bittere Zulassungen dann eine herbe Schule durchmachen müssen. Wo Mein Same auf felsenharte Herzen fällt, da des Bleibens nicht ist, weil jeder leichte weltliche Wind denselben verweht und keine Spur von ihm zurücklässt, dort wird auch diese Härte der Herzen mit der Zeit mürbe gemacht werden. Wo Mein Same auf dornigen Boden fällt und mit dem Unkraut aufwächst, dort wird sein Schicksal auch das des Unkrauts sein, welches mit der Zeit ausgerottet werden muss. Dann wird jenen Menschen gar nichts übrig bleiben als die gänzliche Brachlage des Ackerfelds ihres Herzens, auf welchem nichts bleibend fortkommen konnte, weder das Laster noch die Tugend. Nur da, wo Mein Wort auf guten Boden fällt, wo die Herzen durch Mich schon vorher bereitet wurden, dort wird der Same Meines Worts aufgehen, blühen und Früchte tragen, an denen dann andere sich ein Beispiel nehmen können.

[PH.01_011,13] Mein Wort also, als Same, wurde und wird noch täglich ausgesät, um die Menschen zu wahren Menschen, um sie Mir würdig zu machen, damit sie als Ebenbilder Meines göttlichen Ichs nach und nach das werden, wozu Ich sie bestimmt habe.

[PH.01_011,14] Zu allen Zeiten, seit Meinem Erdenwandel, wurde durch Mich und Meine Auserwählten Mein göttliches Wort der Liebe ausgesät. Und weil einst Meine Zuhörer aus verschieden gearteten Menschen bestanden, so wollte Ich durch das Gleichnis dem einen seine Leichtfertigkeit, dem andern seine Gleichgültigkeit und dem dritten seine Weltsüchtigkeit zeigen und ihnen damit beweisen, welches Endresultat es hat, wenn man Mein Wort bloß hört und nicht tätig ausübt. Was Ich dort Meinen Zuhörern und Aposteln zurief: „Wer Ohren hat, der höre!“, das sage Ich jetzt wieder, da Ich als Sämann bald kommen werde, um von Meinem Samen Ernte zu halten.

[PH.01_011,15] Mehr als je ist jetzt Mein Wort als geistiger Same zur ewigen Glückseligkeit auf allen Wegen zertreten und von den Vögeln aufgefressen worden, welch letztere sich das Wort nur für ihr Interesse zu eigen machen wollten. Es ist schon längst auf zu steinigen Boden egoistischer Herzen gefallen, wo es, ohne Nahrung, verdorren muss. Und wo noch hier und da ein Hälmchen blüht, steht es zwischen den Genüssen der Welt, da es nur so lange gelitten und gepflegt wird, wie es mit den Ansichten der Welt harmoniert. Verlangt es aber Opfer, so wird es bei groß und klein über Bord geworfen.

[PH.01_011,16] Wenige sind es, die trotz aller Misshelligkeiten, Kämpfe und Leiden Mein Wort im Herzen behalten, es sorgfältig pflegen und es auch in Taten ausüben. Wie Ich einst sagte, dass viele berufen seien, sich durch den Samen Meines göttlichen Wortes nach diesem kurzen irdischen Dasein jenseits eine bleibende Seligkeit zu erwerben, sind unter diesen vielen Berufenen nur wenige auserkoren, die Siegespalme zu erlangen, die Ich selbst einst durch das Kreuz und am Kreuze als Mensch errungen habe.

[PH.01_011,17] Ich ging der Menschheit als Beispiel voran. Wie Mein Leben sich nicht durch hohe Geburt und andere günstige Verhältnisse auszeichnete und Ich schließlich vor der Menge als Verbrecher am Schandpfahl Mein irdisches Leben lassen musste, ebenso ergeht es allen, die Mir folgen werden. Auch sie werden verfolgt, verachtet und misshandelt werden. Aber wie Meine Auferstehung und später die Heimkehr in Mein Reich alle Pläne der Menschen zunichte machten und Ich vergeistigt in Meinen Himmeln ankam, so werden auch diejenigen, welche ihr Herz als gutes Erdreich Meinen Worten darboten, einst ernten, was Ich hier in ihre Brust gesät habe. Sie werden belohnt werden durch das Bewusstsein, gekämpft, gelitten, aber auch gesiegt zu haben. Sie werden den Lohn empfangen, da sie nie – wie eitle Wanderer – Mein auf ihren Weg gestreutes Liebeskorn zertraten, noch ihr Herz zu Stein werden ließen, noch wegen der weltlichen Freuden, welche die Dornen fürs Geistige sind, die aufkeimende Frucht vernachlässigt haben. Sie werden als gutes Erdreich edle Früchte tragen, wie auch Ich einst sagte: „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen!“

[PH.01_011,18] So ist die Aussaat reif geworden, damit endlich der Weizen von der Spreu gesondert, die Dornen und Disteln einer feuerähnlichen Reinigung übergeben und das gereifte Korn in Meine Scheunen gebracht wird. Schon seht ihr überall, wie die Sichtung beginnt. Ich komme, um für Meinen ausgesäten Samen Verantwortung zu verlangen. – Wie die Arbeit, so der Lohn!

[PH.01_011,19] Mein Wort ist göttliche Aussaat, ist Aussaat der Ewigkeit für die Ewigkeit. Wenngleich die Aussaat missachtet, wenngleich sie mit Füßen getreten wird, wenngleich sie unter Dornen aufgeht, – stets bleibt der göttliche Keim, und ein Samenkorn genügt, des Guten in Fülle zu zeugen und über die Welt auszugießen. Daher ist es ganz gleich, wenn auch Tausende dieser Samenkörner vergeblich ausgestreut wurden. Diejenigen, welche auf gutes Erdreich, in gläubige Herzen fielen, werden Licht verbreiten über die Dunkel-Gebliebenen. Und so wird nie vernichtet werden, was Ich als Schöpfer schuf, was Ich als Jesus mit dem Kreuzestode besiegelte, und was Ich jetzt in kurzer Zeit als Erntemann von den Feldern des geistigen Wirkens heimbringen werde. Wenn die Ernte auch klein sein wird, so liegt eben im Kleinen der Beweis, dass das Große nie verwelkt und verwest, so es, im Kleinsten eingehüllt, die größten Wirkungen hervorzubringen vermag.

[PH.01_011,20] Daher lasst auch ihr eure Herzen nicht versteinern, nicht mit Unkraut und Disteln bewachsen! Haltet sie stets bereit, um Mein Wort, das in so verschiedener Weise eure Seele erquickt, auch tatsächlich aufkeimen zu lassen, damit ihr nicht das Schicksal derer teilet, die Mein Wort nur oberflächlich aufnehmen und dann, wenn es zur Tat kommt, beweisen, dass der Same nur auf der Oberfläche ihres Herzens klebte, nie aber in dasselbe tiefer eingedrungen ist!

[PH.01_011,21] Bedenket wohl: ein Sämann sät, um einst auch zu ernten! Die Erntezeit rückt heran! Machet auch euch bereit, um in Meine Scheunen aufgenommen zu werden und nicht mit den Dornen und Disteln den längeren Weg zur Besserung antreten zu müssen!

[PH.01_011,22] Darum: Wer Ohren hat, der höre, solange es noch Zeit ist! Amen.


11. Das Gleichnis vom Unkraut unter dem Weizen

WS-A3253.11

(Matth. 13, 24 – 30)

101. Kapitel

Vom Unkraut unter dem Weizen

[GEJ.04_101,01] (Der Herr:) „Wohl wird die Erde neu bebaut werden, wohl wird der reinste Same in die frischen Furchen gestreut werden, und es werden Hüter bewachen den Acker, – aber dennoch erschaue Ich schon eine Menge Unkrautes unter dem neuen Weizen! Wie kommt das unter den Weizen?

[GEJ.04_101,02] Ja sehet, das ist eine Sünde der Hüter! Sie schliefen ein, als die Nacht kam; denn sie dachten und sagten: ,Wer wird es wagen, so wir den Acker umstellt halten?!‘

[GEJ.04_101,03] Aber als sie schliefen, schlich sich der Feind auf den Acker und streute schnell seinen bösen Samen über den Acker.

[GEJ.04_101,04] Und als morgens die Hüter merkten, dass unter dem Weizen auch eine Menge Unkrautes zum Vorscheine gekommen ist, eilten sie freilich zum Herrn und sagten: ,Herr! Den reinsten Weizen, wie du ihn uns gegeben hast, haben wir in den ebenso lautern Erdboden gesät und hüteten wohl den schönsten Acker; aber was nützte all das?! Nun kam denn doch der Feind, irgend heimlich von uns unbemerkt, und hat viel Unkrautes unter den Weizen gestreut! Es geht nun wucherisch auf! Sollen wir es ausjäten oder wachsen lassen?‘

[GEJ.04_101,05] Was wohl wird der Herr ihnen zur Antwort geben? Ich sage es euch, dass er also reden wird: ,Dieweil ihr nicht wach geblieben seid zur Zeit der Nacht, die da ist eine Lebensprobe für jeden Menschen, so hatte der Fürst der Finsternis ja doch ein leichtes Spiel, sein Unkraut unter meinen Weizen zu säen! Lasset aber nun beides wachsen bis zur Zeit der Neuernte; da werden wir den Schnittern sagen: ,Sammelt zuerst den Weizen und bringet ihn in meine Scheuern, und darauf aber sammelt auch das Unkraut und bindet es in Bündel und machet ein Feuer und verbrennet alle Unkrautbündel, auf dass dessen Same nicht von neuem in die Erde komme und sie verunreinige!‘‘

[GEJ.04_101,06] Ihr fraget nun emsig in euren Herzen und saget: ,Wie so, wie das, wie soll man das verstehen?‘

[GEJ.04_101,07] Und Ich sage euch, dass dies gar leicht zu verstehen ist. Der Acker ist gleich den Herzen der Menschen dieser Erde; der reinste Weizen ist Meine Lehre; der Pflüger und Säer bin nun Ich Selbst und ihr mit Mir. Die bestellten Hüter seid auch ihr und die, die ihr in Meinem Namen bestellen werdet. Der Herr bin Ich, und Meine Scheuern sind die Himmel. Satan aber ist der Feind, und sein Unkraut ist die arge Welt mit all ihren bösen und todbringenden Gelüsten. Die neu bestellten Schnitter sind jene Boten, die Ich zu seiner Zeit neu aus den Himmeln erwecken und senden werde, zu sammeln den Weizen und zu verbrennen all das böse Unkraut, damit es fürder nicht mehr so leicht verunreinige den Acker und den Weizen. – Nun, werdet ihr das wahre Bild etwa wohl verstehen?

[GEJ.04_101,08] ,Ja‘, saget ihr, ,nun verstehen wir es wohl! Aber Du, o Herr, könntest mit Deiner Allmacht und Allweisheit ja doch leicht verhüten, dass fürder, wenn uns auch manchmal in der Lebensprobenacht ein wenig Schlaf käme, der Feind nicht kommt und seinen bösen Samen streut unter den reinsten Weizen!‘

[GEJ.04_101,09] Und Ich sage darauf: ,Meine Allmacht kann und darf da nichts zu tun haben, wo sich in Meinen Kindern ein freies Leben entfalten soll. Da kann Ich Selbst jemandem nicht mehr tun, als ihr euch untereinander. Ich gebe euch den Acker, den Pflug, den Weizen, und bestelle die Schnitter; aber arbeiten müsst ihr dann selbst! Und arbeitet ihr recht, und gebricht es euch irgend an der nötigen Kraft, so wisset ihr nun schon, dass Ich euch damit allzeit ausrüsten werde, so ihr Mich darum angehen werdet in euren Herzen, und ihr werdet dann mit erneuter Kraft gut arbeiten haben; aber für euch arbeiten kann und darf Ich ewig nicht! Und würde Ich das, so hättet ihr für die Freiheit und Selbständigkeit eures Lebens keinen Nutzen; denn da wäret ihr pure Maschinen, aber ewig keine freien, aus sich heraus lebenden, denkenden und handelnden Menschen!‘

[GEJ.04_101,10] Aus dem allem muss es euch nun vollauf klar werden, dass das gegenseitige Dienen nach Meiner nunmaligen Lehre die Hauptbedingung alles Lebens ist! – Verstehet nun dieses alles wohl!“


108. Kapitel

Vom Erbübel der Eigenliebe


[GEJ.04_108,01] (Der Herr:) „Ihr habt von dem Erbübel gehört – wenigstens ihr Juden sicher! Was ist dieses, und worin besteht es? Sehet und höret!

[GEJ.04_108,02] Es ist die alte Eigenliebe als der Vater der Lüge und aller Übel aus ihr; die Lüge aber ist die alte, sündige Materie, die an und für sich nichts ist als eine lose und sündige Erscheinlichkeit der Eigenliebe, der Selbstsucht, des Hochmutes und der Herrschsucht.

[GEJ.04_108,03] Alles das entstand zwar aus dem notwendigen Reize, den Ich wegen der Erkenntnis des eigenen freien Willens in die Geister legen musste; aber obschon der Reiz notwendig war, so war ihm als Folge die sündige Werdung der materiellen Welten durchaus keine Notwendigkeit. Sie war nur eine aus Meiner Ordnung zugelassene, leider notwendige Folge dessen, dass so viele Geister dem Reize nicht widerstehen wollten, obschon sie es vermocht hätten, – ebenso gut wie es sechsmal so viele urgeschaffene Geister vermochten, von denen uns zu Diensten nun einer hier stehet und den Namen Raphael führt.

[GEJ.04_108,04] Der Feind, der stets das Unkraut unter den reinen Weizen streute, und noch streut, und noch lange streuen wird, ist demnach die alte Eigenliebe, und ihr euch nun bekanntes Gefolge ist das Unkraut und im weitesten Sinne der Inbegriff aller wie immer gearteten Materie, Lüge, Satan, Teufel.

[GEJ.04_108,05] Mein Wort aber ist das edle und reine Weizenkorn, und euer freier Wille ist der Acker, in den Ich als Sämann alles Lebens das reinste Korn Meiner ewigen Ordnung streue und säe.

[GEJ.04_108,06] Lasset ihr euch nicht von der Eigenliebe überwältigen, sondern bekämpfet ihr dieselbe leicht und mächtig mit dem glühenden Schwerte der wahren, alleruneigennützigsten Liebe zu Mir und zu euren nächsten Brüdern und Schwestern, so werdet ihr den Acker von allem Unkraute rein erhalten und jüngst selbst als reinste und kostbarste Frucht in Mein Reich eingehen und dort neue und rein geistige Schöpfungen schauen und leiten in Ewigkeit!

[GEJ.04_108,07] Aber achtet wohl darauf, dass der Feind, oder die Eigenliebe in euch, auch nicht um ein Atom groß Platz greife; denn dieses Atom ist schon ein Same des wahren Unkrautes, das mit der Zeit euren freien Willen ganz für sich in Beschlag nehmen kann, und euer rein Geistiges geht dann stets mehr und mehr in das Unkraut der Materie über, wo ihr dann selbst zur Lüge werdet, weil alle Materie als das, was sie ist, sichtlich eine allerbarste Lüge ist!

[GEJ.04_108,08] Das kleinste Atom Eigenliebe in euch, Meinen Jüngern nun, wird in tausend Jahren zu ganzen Bergen voll des giftigsten Unkrautes, und Mein Wort wird man auf den Gassen und Straßen mit dem schlechtesten Kote einmauern, auf dass sich ja keine Lüge voll Hochmutes und Hasses daran stoße! Bleibet ihr aber rein in Meiner Ordnung, so werdet ihr bald die Wölfe mit den Lämmern aus einem Bache trinken sehen.

[GEJ.04_108,09] Ich habe euch nun eine Erklärung gegeben, von der bisher noch keinem Geiste etwas in den Sinn gelegt wurde, auf dass ihr daraus entnehmen könnet, wer Derjenige ist, der allein euch solch eine Lehre geben kann und warum. Der Lehre wegen allein sicher nicht, sondern wegen der wahren Tat danach! Darum aber sollet ihr nicht nur eitle und erstaunte Hörer von Lehren sein, die vor Mir noch nie jemand so offen wie Ich nun zu den Menschen gepredigt hat; auch ist es nicht genug, dass ihr nun klar erkennet, dass solches Gott Selbst, der Vater von Ewigkeit, zu euch geredet hat, sondern ihr müsst euer Herz streng erforschen, ob in seiner Liebe kein Unkrautsatom rastet. Findet ihr das, so jätet es mit allen noch so kleinsten Würzelchen aus und werdet sodann tätig in Hülle und Fülle nach Meiner euch nicht mehr unbekannten Ordnung, so werdet ihr den wahren Lebensnutzen für ewig daraus ernten!

218. Kapitel

Das Gleichnis vom Unkraut unter dem Weizen

[GEJ.10_218,01] (Der Herr:) „Es war ein Hausherr, der hatte viele Weinberge, Wiesen, Gärten und Äcker. Er bekam aber einen überaus edlen und reinen Weizen von seinem Vater und sagte darauf zu seinen Knechten: ,Gehet hin und reiniget mir einen großen Acker auf das sorgfältigste, auf dass, so ich den reinsten und edelsten Weizen auf den Acker säe, mir kein Unkraut dazwischen aufgehe!‘

[GEJ.10_218,02] Die Knechte taten das, und der Weizen wurde auf den gereinigten Acker reichlich gesät; und er ging bald auf, und der Herr des Ackers hatte eine rechte Freude, dass er zwischen dem aufgegangenen Weizen kein Unkraut bemerkte.

[GEJ.10_218,03] Doch nach einer Zeit, als der Weizen schon hoch emporgewachsen war, dass er in die Ähren zu schlagen anfangen konnte, siehe, da kamen auf einmal die Knechte zum Hausherrn und sagten: ,Herr, wir haben den Acker gereinigt und nach deinem Willen den reinsten Weizen in denselben gesät, und er ging auch rein auf, worüber du selbst eine große Freude hattest; aber siehe, nun, da der Weizen schon bald in die Ähren schlagen sollte, schießt auf einmal eine Menge Unkraut zwischen dem Weizen hervor! So du willst, wollen wir hingehen und das Unkraut ausjäten!‘

[GEJ.10_218,04] Sagte darauf der Herr des Ackers: ,Lasset das nun gut sein, auf dass ihr durch eure Arbeit nicht auch dem bereits hoch aufgegangenen edlen Weizen schadet; denn ich weiß es schon, dass mir solches ein Feind getan hat! Lasset daher alles bis zur Reife kommen, den Weizen samt dem Unkraut! Mit der Zeit der Reife des Weizens werde ich durch euch, meine Diener, den Weizen sammeln lassen und bringen in meine Scheune, – darauf aber dann erst auch das viele Unkraut zusammenbinden lassen in Bündel, bis es dürre wird; dann wollen wir es zur weiteren Reinigung des Ackers anzünden und verbrennen!‘

[GEJ.10_218,05] Sehet, das ist das Bild, aus dem ihr lernen sollt, was ihr in Bezug auf das Unkraut auf Meinem Lebensacker zu tun habt!

[GEJ.10_218,06] Der edle Weizen stellt jene Menschen dar, die bei Meiner Gastmahlstafel ein rechtes Festkleid anhaben, das Unkraut aber stellt insgesamt jenen Gast dar, der kein hochzeitliches Festgewand anhatte. Er bediente sich zwar auch so lange der auf den Tisch gesetzten Speisen, bis der scharfsichtige Gastgeber selbst ins Gastzimmer kam, – was das Reifwerden des edlen Weizens und des Unkrautes bezeichnet.

[GEJ.10_218,07] Die festlich geschmückten Gäste werden behalten, und der unfestlich gekleidete wird in das Zornfeuer des Gastgebers hinausgeworfen werden, und er wird dann dazu dienen müssen, dass durch sein Verbrennen er den verunreinigten Acker am Ende selbst reinigen wird.

[GEJ.10_218,08] Ihr werdet darum auf dieser Welt noch auf gar viele unfestlich gekleidete Gäste kommen (treffen) und gar viel Unkraut unter dem reinen Weizen aufwuchern sehen; aber ereifert euch darum nicht allzusehr, und lasset alles zur Reife kommen, – und wartet ab, bis der große Gastgeber Selbst kommen wird! Dann wird mit Ihm auch die gehörige Ausscheidezeit kommen, und es wird einem jeden das zum Lohne werden, nach dem seine gute oder böse Liebe gestrebt hat. Denn in Meinem Hause gibt es zwar sehr viele beseligende Wohnungen, aber daneben auch sehr viele Kerker, und die Meine vielen Kerker den beseligenden Wohnungen vorziehen und sie zu bewohnen trachten, die sollen denn auch das haben, was sie wünschen, und wir werden sie nicht und niemals durch was immer für eine Gewalt aus denselben herausziehen und durch sie dann unsere reinsten Himmelswohnungen verunreinigen. Würden sie sich aber selbst eines Besseren bedenken, so sollen ihnen darin auch keine Schranken gesetzt werden. – Verstehet ihr nun alles das?“

51. Predigt – Am 25. Trinitatissonntage

Das Gleichnis vom Unkraut auf dem Acker

[PH.01_051] Matth.13,24-30: Jesus legte ihnen ein anderes Gleichnis vor und sprach: „Das Himmelreich ist gleich einem Menschen, der guten Samen auf seinen Acker säte. Da aber die Leute schliefen, kam sein Feind, säte Unkraut zwischen den Weizen und ging davon. Da nun das Kraut wuchs und Frucht brachte, da fand sich auch das Unkraut. Da traten die Knechte zu dem Hausvater und sprachen: ,Herr, hast du nicht guten Samen auf deinen Acker gesät? Woher hat er denn das Unkraut?‘ Er sprach zu ihnen: ,Das hat der Feind getan.‘ Da sprachen die Knechte: ,Willst du denn, dass wir hingehen und es ausjäten?‘ Er sprach: ,Nein, auf dass ihr nicht zugleich den Weizen mit ausraufet, so ihr das Unkraut ausjätet! Lasset beides miteinander wachsen bis zu der Ernte, und um der Ernte Zeit will ich zu den Schnittern sagen: Sammelt zuvor das Unkraut und bindet es in Bündlein, dass man es verbrenne; aber den Weizen sammelt mir in meine Scheuer!‘“

2. Mai 1872

[PH.01_051,01] Die Gleichnisse dieses Kapitels enthalten die ganze Geschichte Meiner Lehre und die Geschichte Meiner Schöpfung vom Anfang bis zum Ende. Die Geschichte Meiner Lehre, weil sie euch zeigt, auf welch verschiedenen Boden Meine Lehre und Meine Worte fallen, und die Geschichte Meiner Schöpfung, weil sie euch klar vor Augen stellt, wie das göttliche Wort der höchsten Geistesweihe, von Stufe zu Stufe aufwärts steigend, in den Millionen von Welten seinen Ausdruck findet. Und wie der Eindruck, den Mein Wort auf Millionen von Menschen macht, bei jedem verschieden ist, so ist auch der Entwicklungsprozess einer jeden Welt verschieden von dem einer anderen.

[PH.01_051,02] Diese Gleichnisse, wie Ich sie zum Volke Israel redete, waren dem gewöhnlichen Leben entnommen, damit sie die Zuhörer leicht verstehen konnten. Aber sie begriffen in dem Gleichnis, welches für diesen Sonntag bestimmt ist, trotzdem nicht, wer unter ihnen mit dem guten, wer mit dem steinigten Boden, und wer mit dem Wege, auf den der ausgestreute Samen fällt, zu vergleichen sei.

[PH.01_051,03] Dieses Gleichnis bezeugt, dass Ich wohl durch Taten und Worte die Leute zum Besseren bekehren möchte, dass aber der gute Same, da die Welt mit ihren Genüssen sich darein mengt, nur vereinzelt an manchen Stellen gedeiht, doch im allgemeinen nicht solche Frucht bringt, wie es den Worten aus Meinem Munde gemäß verlangt werden könnte. Es bezeugt euch, dass das Ende, die Ernte, Gutes vom Schlechten scheiden wird und die Guten den gerechten Lohn empfangen werden, die Halsstarrigen und Bösen aber den langen Weg der Materie werden durchmachen müssen, bis sie alles Unreine abgelegt haben und sich in Meinem Himmel- und Geisterreich als ein geistiger Ton zur dort herrschenden Harmonie gesellen können.

[PH.01_051,04] Seht, seit dem Abfall Luzifers hat in der ganzen Schöpfung das Gute oder Leichte, Geistige – im Bösen oder Schweren, Materiellen seinen Gegensatz!

[PH.01_051,05] Die ungeheure Menge abgefallener Geister, welche mit Luzifer fielen und dann als Träger der Materie in ihr gebunden wurden, sie alle klassifizieren die ganze Weltenschöpfung nach dem geistigen Inhalt, und die Welten sind deswegen mehr oder minder moralisch-geistig leicht oder schwer, was nichts anderes heißt als: Auf allen Welten ist das große Prinzip der höchsten Eigenschaften Meines eigenen Ichs als höchste Liebe mit allen von ihr abhängenden Eigenschaften ausgedrückt.

[PH.01_051,06] Wenn Ich Meine Jünger lehrte und selbst auf eure Erde kam, so hatte dies keinen andern Zweck, als allen geschaffenen Wesen Mein geistiges Reich, seine Gesetze und seine Grundprinzipien kundzugeben. Als Ich auf Erden lehrte, sagte Ich nichts Neues, sondern immer das gleiche, was Ich von Anbeginn der Welt all Meinen Geistern eingeprägt hatte, nämlich: was ihr endliches Ziel und ihr ganzes Streben sein soll. Selbst der Materie mit ihren in sie eingeschlossenen Geistern legte Ich den Trieb ein, nach Vervollkommnung zu ringen, um so die Außenseite, die Bestandteile der Materie zu vergeistigen, bis diese endlich, mit dem Innern in Übereinstimmung, sich zu höheren Potenzen der Lebensentwicklung, vom schweren Gestein bis zum sich seiner selbst bewussten Menschen aufschwingen kann, der dann – mit dem Bewusstsein seiner Mission – sein eigenes Materielles vergeistigen muss, bis er, wenn sein Äußeres mit seinem Inneren gleich geistig geworden ist, zur Aufnahme in Mein Reich reif ist.

[PH.01_051,07] Dem Durchlaufen dieser Phasen entsprechen die Gleichnisse mit dem Samen; denn der ausgestreute Samen wird, auf verschiedenes Erdreich fallend, verschiedene Produkte hervorbringen, je nachdem, was für Elemente er zu seinem Gedeihen dort vorfindet. Das Freigeben der menschlichen Natur, d.h. der freie Wille, bedingt diese verschiedene Auffassung Meiner Lehre, so wie Ich sie einst Meinen Jüngern predigte und jetzt nur wenigen auf dieser Erde wieder kundgebe. Die Menschen, mitten zwischen den beiden Polen von Gut und Böse stehend, mussten natürlich auch verschiedene Reaktionen zeigen, wie sie Meine Lehre auffassen wollten oder konnten.

[PH.01_051,08] Wie die Welten in Meiner ganzen Schöpfung millionenartig verschieden sind und dadurch bildlich das verschiedene Auffassen der reinen Wahrheit ausdrücken, ebenso verschieden mit Millionen von Abweichungen sind die Menschen, ein jeder einzelne als geistige Welt für sich betrachtet.

[PH.01_051,09] Ihr erseht also aus diesen Gleichnissen die weitgehende Bedeutung des Samens, des Wortes „Es werde!“, das Ich einst gesprochen habe, das heute noch fortwirkt und am Ende alle Geister in einem Geisterreich vereinen wird, wenngleich einzelne Welten und Individuen längere und andere kürzere Wege dahin zurücklegen müssen.

[PH.01_051,10] Mein Wort, oder der Ausdruck der Liebe in jeder Bedeutung, enthält die ganze Schöpfung und enthält Meine ganze Lehre. Das beweist, dass Ich nur Gesetze der Liebe, und zwar nur zwei, gegeben habe, die aber nur dann von Wert sind, wenn eins das andere ergänzt.

[PH.01_051,11] Diese Gesetze der Liebe sind der Same, den Ich materiell in Meiner ganzen Schöpfung und geistig in den Herzen aller vernünftigen Wesen gesät habe. Das Aufkeimen dieses Samens, je nach dem mehr oder minder großen Einfluss der materiellen Welt, bedingt das Fortschreiten zum Guten oder das Zurückschreiten zum Bösen, zum Materiellen.

[PH.01_051,12] Eingedenk der Freiheit des Menschen und aller geschaffenen Geister musste auch unterm guten Weizen Unkraut aufkeimen, wie Ich es im Gleichnis bildlich sagte. In diesem Fall werden die Menschen, welche nicht auf rechten Wegen gehen, erst am Ende ihrer irdischen Lebensbahn erkennen, wie weit sie von der eigentlichen Straße zu ihrem Heil abgekommen sind. In der andern Welt muss dann dieser Kampf, den so manche mit dem Ende auf dieser Welt beendet glaubten, unter anderen Verhältnissen und mit wenig Mitteln und großen Hindernissen von innen nach außen wieder neu begonnen werden.

[PH.01_051,13] Was für einen jeden Menschen als kleine geistige Welt der Körpertod ist, das ist für die Menschheit auf der Erde das Ende alles Materiellen, das Ende aller weltlichen Versuchungen, welches noch vor Meiner Wiederkunft eintreten wird, da nach derselben das geistige Reich auf eurer Erde seinen Anfang nehmen und Mein Same oder Mein Wort überall gleiche Früchte tragen wird.

[PH.01_051,14] Dahin zielen alle Meine Vorbereitungen in eurer Zeit; denn auf eurer Erde ist leider schon mehr das Unkraut als der gute Weizen vorherrschend, es ist beinahe nur noch steiniger und sandiger Boden zu finden, und Disteln und Dornen sind die Hauptgewächse, die die Oberfläche eurer Erde verunzieren. Meine Schnitter sind schon längst in Tätigkeit und rotten das wuchernde Unkraut mit allen Mitteln aus; aber es wird noch ärger kommen, weil eben der freie Mensch wirklich ein beinahe steinernes Herz bekommen hat, auf dem, wie auf einem harten Stein, eine Berührung keine Spur mehr zurücklässt, sondern über dessen Oberfläche alles spurlos weggleitet.

[PH.01_051,15] Seht euch vor, dass in euren Herzen nicht so manches Unkraut schlechter Leidenschaften, durch weltliche Einflüsse begünstigt, aufkeimt! Ich sage euch wie einst Meinen Zuhörern: „Wer Ohren hat, der höre, und wer Augen hat, der sehe!“ Denn leider gibt es noch viele, die Ohren haben, aber den geistigen Wind, der durch die ganze Schöpfung geht, nicht hören, und die Augen haben und nichts bemerken von dem Lichtstrahl aus Meinem ewigen Geisterreich, welcher anfängt, nach und nach alle Winkel eurer finsteren Erde zu erleuchten, damit bei Meiner Ankunft als König des Lichts kein Schatten, keine Finsternis mehr vorhanden sei.

[PH.01_051,16] Viele gibt es noch, die, bloß weltlichen Genüssen und weltlichen Gütern nachjagend, keine geistige Welt, kein höheres geistiges Prinzip, keinen Gott als Schöpfer anerkennen wollen. Sie sind wie die Disteln und Dornen. Entfernt euch von ihnen! Ihre Stacheln lassen es euch wahrnehmen, dass ihr euch solchen Scheinphilosophen und Gelehrten nur mit Vorsicht nähern dürft. Sie werden, wie es geschrieben steht, ins Feuer geworfen, ins Feuer der Drangsal und Leiden. Dann erst, nach langem Kampf geläutert, werden sie an dem geistigen Reich teilnehmen können, das sie vorher so fest hinweggeleugnet haben.

[PH.01_051,17] Ihnen gelten die Naturereignisse und Epidemien, welche sie in Massen hinwegraffen. Andere werden durch den Verlust geliebter Personen daran gemahnt, dass es noch eine andere als nur diese natürlichmaterielle Welt gibt. Ihr Erwachen wird traurig sein, – und doch muss Ich sie erwecken, weil Ich nicht ein Atom, viel weniger eine Menschenseele, die Ich einst von innen wie außen nach Meinem Ebenbilde geschaffen habe, verlieren möchte.

[PH.01_051,18] Lernt auch ihr zu hören, aber mit geistigen Ohren, was Ich euch sage, was die Ereignisse der Welt euch sagen, und was die ganze Natur euch zuruft: ,Es ist ein Gott, und dieser ist ein Gott der Liebe!‘

[PH.01_051,19] Unbekümmert um den Boden sät Er Seinen Samen aus, es mag die Heerstraße oder steiniger Boden oder auch zwischen Dornen und Disteln sein. Frei ist der Mensch, und der Same kann daher je nach der Individualität des einzelnen wirken; aber am Ende wird doch der Zweck erfüllt werden, den Ich als Sämann im Auge hatte.

[PH.01_051,20] Es wird trotz des verschiedenen Ackerbodens am Ende doch eine reichliche Ernte kommen, die Ewigkeit sichert Mir den Erfolg. Mein Wort, nachdem es alle Phasen durchlaufen hat, indem es von den einen mit Füßen getreten und von den andern mit freudigem Herzen begrüßt wurde, muss doch das gleiche Resultat hervorbringen; denn Mein Wort – der Same – ist göttliches Wort, und deswegen kann und muss es den Boden, worauf es fällt, verbessern und vergeistigen, wenn auch nicht auf dieser Erde, so doch gewiß jenseits.

[PH.01_051,21] Mein Streben und der Zweck dieser Mitteilung ist ja nur, den Menschen diesen Weg zu verkürzen und ihnen das Vorwärtsschreiten zu erleichtern. Daher der wiederholte Mahnruf in diesem Kapitel: „Wer Ohren hat zu hören, der höre!“

[PH.01_051,22] Versteht und fasst es wohl und handelt danach, und ihr werdet es an euch selbst verspüren, ob der Same auf guten oder steinigen Boden gefallen ist! Amen!

 


12. Das Gleichnis vom Senfkorn

WS-A3253.12

(Matth. 13 , 33)

[GEJ.05_123,07] Das alles ist demnach eine Wirkung der Sonne, das heißt ihres Lichtes und ihrer Wärme. Und eben also geht es mit dem Menschen und seiner Seele! Kann er durch die Beachtung eines Gesetzes der besten Ordnung aus Gott seine Seele in eine stets größere Tätigkeit versetzen, so wird es in ihr auch in allen ihren Sphären des Lebens heller und lebenswärmer werden. Sie wird dadurch sich selbst stets heller und reiner erkennen und ebenso die göttliche Kraft, die in sie stets mehr und mehr einfließt und in ihr auch ein stets erhöhteres Leben zeihet.

[GEJ.05_123,08] Erkennt sie aber diese Kraft, so erkennt sie auch Gott, von dem diese Kraft ausgeht. Wenn sie das aber notwendig erkennen muss, so muss sie Gott auch stets mehr und mehr lieben. Mit dieser Liebe scheidet sie dann selbst alles Fremdartige aus ihrer stets reineren und vollkommeneren Lebensordnung und wird stets einiger mit der Ordnung des Geistes Gottes in ihr; wie aber das der leichtbegreifliche Fall ist und ganz sicher eintreten muss, so versteht es sich dann ja schon von selbst, dass solch eine Seele dann als vom Geiste Gottes ganz durchdrungen in jeglicher Art, Kraft und Stärke zunehmen muss und so unfehlbar ein wahres Kind des allerhöchsten Gottes wird.

[GEJ.05_123,09] Wenn solch eine Seele dann endlich einmal den Leib verlässt und im großen Jenseits mit dem notwendig allervollendetsten Bewusstsein anlangt, so wird sie auch Gott sicher sogleich erkennen, da sie schon hier völlig eins mit Ihm geworden ist und Ihn zum vollsten und lebensklarsten Bewusstsein in sich gebracht hat, und das aus dem handgreiflichen Grunde, weil des Geistes Gottes doch ewig sicher allerklarstes Bewusstsein nun gewisserart zum hellsten und vereinigten Bewusstsein der Seele selbst geworden ist.“

[GEJ.05_124,01] (Der Herr:) „Wenn sich aber das alles nur also und ewig nie anders verhalten kann, wie läppisch erscheint da eure Sorge um die Reinerhaltung eines an euch ergangenen Wortes! Nur sehr weniges davon bedarf der Mensch, ein kleinstes Senfkörnlein nur; wenn er es ins Lebenserdreich seines Herzens legt und es dann emsig und tätig pflegt, so wird daraus ein Baum erwachsen, unter dessen Ästen auch die Vögel der Himmel ihre Wohnung nehmen werden.

[GEJ.05_124,02] Haben die Pharisäer etwa nicht die Bücher Mosis und die Propheten noch ganz rein, daran kein Häkchen mangelt?! Was nützt ihnen aber das? Sie sind dennoch reißende Wölfe, die in Schafspelzen einhergehen, um desto mehr Verheerung auf den friedsamen Lämmerweiden anzurichten!

[GEJ.05_124,03] Ich sage es euch: Alles Äußere, wenn an und für sich noch so rein, tötet; nur der Geist hat das Leben und belebt alles, was er durchdringt. Ihr werdet Meine Lehre darum auch ganz kurz und leicht zusammenfassen, insoweit sie den Menschen im allgemeinen nötig ist. Wer danach tätig sein wird, der wird auch nach dem Maße seiner Tätigkeit den Geist aus Gott in sich erwecken, und dieser wird dann erst beleben im Lichte und Feuer aller Wahrheit die Seele, und diese wird geleitet werden in alle Wahrheit und Weisheit aus Gott und wird das und noch unaussprechbar mehreres, was Ich euch nun gezeigt habe, in und aus sich allerklarst erfahren.

[GEJ.08_077,04] Das Reich Gottes ist hier gleich einem Senfkörnlein, das wohl eines der kleinsten Samen ist, so es aber ins gute Erdreich gesät wird, da wächst es bald zu einem förmlichen Baume heran, dass hernach des Himmels Vöglein kommen und unter seinen Ästen und Zweigen Wohnung nehmen.

[GEJ.08_077,05] Mein Wort aber ist das kleine Körnlein. Leget es nur in die guten Herzen der Menschen, und es wird sich in ihnen auch bald zu einem Baume entfalten, unter dessen Ästen und Zweigen die hellen Erkenntnisse, aus den Himmeln kommend, Wohnung nehmen werden!

[GEJ.10_196,03] Sagte Ich: „Es wird aus euch das, was aus einem Senfkörnlein wird, das ein ganz kleiner Same ist, so es ins befruchtende und belebende Erdreich gelegt wird. Es wird bald darauf erwachsen zur Größe eines förmlichen Baumes, unter dessen Zweigen sogar die Vögel des Himmels ihre Wohnung nehmen werden. Und dieses Senfkörnlein wird sich dann in seiner Frucht nach und nach auch bis ins Unendliche zu vermehren imstande sein, eine Eigenschaft, die nicht nur dem Senfkörnlein, sondern auch allen andern Samenkörnern innewohnt.

[GEJ.10_196,04] Ihr seid zwar jetzt auch noch ganz einfache Samenkörner. Meine an euch gerichtete Lehre ist das wohlgedüngte Erdreich, in das Ich euch Selbst säe, und so ihr die Lebenskraft aus dieser Lehre begierig in euch aufnehmet, so werdet ihr auch in Meinem Reiche eine endlos reichhaltige Frucht bringen; denn kein Auge hat es je gesehen, kein Ohr gehört und kein Sinn empfunden, was die in Meinem Reiche zu erwarten haben, die an Mich glauben, Mich lieben und Meine leichten Gebote halten.

[GS.01_008,16] Also steht es auch geschrieben: Das Reich der Himmel ist gleich einem Senfkörnlein. Dieses ist ein kleinstes unter den Samenkörnern. So es aber in das Erdreich, d.h. in ein liebeerfülltes Herz gesät wird, so wird es zu einem Baume, unter dessen Ästen die Vögel des Himmels ihre Wohnung nehmen werden.

[GS.01_008,17] Sehet ihr nun das Senfkörnlein? Ein jeder einzelne Geist, der da ist ein seliger, ist ein solches Senfkörnlein, was soviel besagt als: Er ist ein Geschöpf Meiner Liebe und ist somit ein lebendiges Wort derselben. Wenn dieses Wort in dem Erdreiche der Liebe, die aus Mir frei hinausgestellt ward, aufgehet, so wird es durch und durch ein lebendiger Baum voll der Liebe und alles Lebens aus Mir.

[GS.01_008,18] Wenn ihr in die Sphäre eines solchen Baumes tretet, so mag euch dann freilich wohl wundernehmen, dass ihr in derselben eine endlose Wunderfülle der Himmel erschauet, die da ist gleich Meiner Liebe, Gnade und Erbarmung in einem jeden einzelnen Geiste unendlich.

[GS.01_057,07] Nun, mein lieber Freund, hat der große Lehrer der Menschheit nicht auch einmal das Himmelreich mit einem Senfkorne verglichen? Du sprichst: O ja, das weiß ich sehr gut. Nun siehe, das Senfkörnlein ist das Wort in seiner Außen- oder Buchstabenform. Wenn aber dieses Wort in das Erdreich des Herzens gelegt wird, so geht es auf und wird zu einem förmlichen Baume, unter dessen Ästen die Vögel des Himmels wohnen. Was ist wohl der Baum? Der Baum ist die innere geistige Erkenntnis des äußeren Wortes, und die Vögel bezeichnen das Himmlische, somit den Urstand, woher das Wort gekommen ist.

[GS.01_057,08] Also besagt das ganze Wesen des Baumes die Weisheit, welche aus der Liebe hervorgeht, und dass solche Weisheit allein nur imstande ist, Himmlisches zu erkennen. Wenn der Baum zu seiner Reife kommt, wird er da nicht einen tausendfachen Samenreichtum abgeben? Wenn du aber nun solchen Samenreichtum abermals in dein Erdreich streuest, wird da für dich nicht schon eine große Ernte erwachsen, da du statt einem tausend solche Bäume deinem Boden wirst entwachsen sehen? – Du sprichst: Jawohl, solches wird ganz sicher sein. Hast du aber solche unberechenbare Fülle im ersten einfachen Samenkorne bemerkt? – Siehe, also verhält es sich ja eben auch mit dem Himmel.

[GS.01_057,09] Du kannst nicht irgendwohin in einen Himmel kommen, sondern du musst dir deinen Himmel selbst bereiten. Der Same zum Himmelreich ist das Wort Gottes; wer dasselbe in sich aufnimmt und darnach tätig wird, der hat dieses himmlische Samenkorn in sein Erdreich gelegt, und der Himmel wird aus ihm gleich einem Baume erwachsen.

124. Kapitel

Jeder Mensch trägt ein anderes Samenkorn für die Entwicklung der geistigen Welt in sich


[GS.02_124,01] Wenn ihr im Evangelium nachleset, so werdet ihr mit leichter Mühe finden, unter welchen allgemeinen Bildern Ich Selbst das Himmelreich dargestellt habe. Unter den Gleichnissen findet sich das vom Senfkörnlein vor. Dieses Gleichnis ist eben auch dasjenige, welches am allermeisten hierher taugt. Klein ist dieses Korn; wer sieht in ihm die baumartig große Pflanze? Doch trägt dieses Senfkörnlein eine ganze Unendlichkeit seinesgleichen in sich. Zahllose ganz gleiche Senfkörnlein können aus dem einen hervorgehen. Säet aber zahllose solche Senfkörnlein in das Erdreich, und ihr werdet wohl lauter gleiche Pflanzen daraus bekommen. Aber was die gewisse Symmetrie der Form betrifft, da wird nicht ein Stamm dem andern gleichen, so wenig, als ihr imstande seid, auf einem und demselben Baume zwei vollkommen gleich symmetrische Blätter zu treffen.

[GS.02_124,02] Wer dieses Beispiel von diesem Gesichtspunkte fasst, der wird daraus doch sicher den Schluss ziehen und sagen: An der symmetrischen Form, welche man eine bleibende oder konstante nennen könnte, liegt nichts; denn ob ein Blatt auf diesem oder jenem Punkte des Stammes oder eines Astes und Zweiges hervorkommt, ob es etwas größer oder kleiner oder ob der Stamm selbst höher oder niederer dem Boden entwächst, mehr oder weniger Äste und Zweige schießt und diese allezeit in einer anderen Ordnung, so macht das alles nichts, wenn nur der Stoff der Pflanze und deren Brauchbarkeit eine und dieselbe bleibt.

[GS.02_124,03] Sehet, das ist im Grunde nichts anderes, als so Ich euch sage: An der Form oder an dem Erscheinlichen der Geisterwelt liegt an und für sich gar nichts, wenn nur alle diese endlos verschiedenen Formen und Erscheinungen eine und dieselbe Wahrheit und einen und denselben Zweck zum Grunde haben.

[GS.02_124,04] Und so trägt denn ein jeder Mensch ein anderes Samenkorn für die Entwicklung der geistigen Welt in sich, welches in ihm aufgeht und endlich zu einem Baume wird, der die Form der inneren Welt ist.

[GS.02_124,05] Wenn ihr verschiedene Samenkörner in die Erde streuet, und das in eine und dieselbe Erde, meinet ihr wohl, dass daraus ganz gleiche Gewächse zum Vorscheine kommen, oder dass selbst aus einer und derselben Art Samenkörner ein vollkommen gleiches Gewächs hervorwächst? O mitnichten, überall etwas anderes und bei gleichartigem Samen wenigstens ein anderes Bild.

[GS.02_124,06] Aber alles dessen ungeachtet bleibt sich der Grundstoff gleich; und ihr könnet auf chemischem Wege alle Materie zerlegen, wie ihr nur immer wollt und könnt, und dennoch werdet ihr bei der letztmöglichen Zerlegung auf nichts als zwei Urgrundstoffe kommen, nämlich auf den euch wohlbekannten sehr flüchtigen Kohlenstoff und auf den zusammenziehenden Sauerstoff.

[GS.02_124,07] Sehet, das ist wieder gleich der Grundwahrheit und dem Hauptzwecke aller Formenerscheinlichkeit im Reiche der Geister.

[GS.02_124,08] Überall ist nur ein Gott, ein Vater, eine Liebe, eine Weisheit, und aus ihr geht hervor das Unendliche wie das Ewige!

[GS.02_124,09] Beschauet das Gewölk, das tagtäglich über eurer Erde Boden in der Luft dahinzieht. Habt ihr an selbem je schon eine beständige Form entdeckt? Werdet ihr es am Abende gleich erblicken wie es am Morgen steht oder am nächsten Tage oder in einem nächsten Jahre?

[GS.02_124,10] Endlos verschieden verändern sich die Formlinien des Gewölkes; nie erblicket ihr ganz dieselben wieder, die ihr schon geschaut habt. Beirrt euch aber das in eurem Dasein? Sicher nicht, denn es mag die Wolke unter was immer für einer Form in der Luft dahinschweben, sie bleibt deswegen doch nur eine Wolke, als nur eine Wahrheit, und ihr Zweck ist, den Regen zu geben, und das ebenfalls in einer und derselben Art, wenn alle Bedingungen ordnungsmäßig vorhanden sind, die zur Erzeugung des Regens vonnöten sind.

[GS.02_124,11] Und so liegt hier wieder nichts an der Form, sondern einzig und allein nur alles am Grunde und am Zwecke.

[GS.02_124,12] Überhaupt, was das erscheinliche Wesen betrifft, so ist dessen stets andere Form nur zur Weckung des Geistes da, der darin sein Wonnegefühl findet. Denn unter einem ewigen vollkommenen Einerlei würde alles in einen ewigen Schlaf dahinsinken.

[GS.02_124,13] Nur muss der Mensch sein Heil und seine Seligkeit nicht in der Form, sondern in der Realität, in der Wirklichkeit suchen. Was die Form betrifft, so habe Ich für ihren ewigen, stets neu reizenden Formenwechsel schon von Ewigkeit her gesorgt; und es gilt auch dafür der Grundtext aus dem Evangelium:

[GS.02_124,14] „Suchet vor allem das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit; alles andere wird euch hinzugegeben werden.“

[GS.02_124,15] Fraget daher nicht diesen oder jenen: Wie sieht der Himmel aus und wie die Geisterwelt? Denn alles das ist eitel! Sondern suchet jegliches Wort von Mir in euch lebendig zu machen durch die Werke der Liebe; und ihr habt dann schon den Himmel lebendig in euch und alles, was der Geisterwelt ist.

[GS.02_124,16] Denn es wird nie jemand in einen Himmel kommen, der so aussehen wird, wie er ihn so oder so beschrieben in sein Gedächtnis und Vorstellungsvermögen aufgenommen hat. Ein jeder trägt den eigenen Himmel und die eigene Geisterwelt in sich, deren Form sich allezeit nach der Art der Liebe richten wird, die in ihm ist, und nach den Werken, die aus ihr hervorgegangen sind.

[GS.02_124,17] Jemand möchte einem Fremden die Gestalt eines Apfelbaumes dadurch vollkommen erkenntlich machen, indem er zu ihm spricht: Siehe, da vor uns steht ein Apfelbaum; merke dir genau die Höhe und Dicke des Stammes, genau die Lage seiner Äste und Zweige und ebenso die Blätter und die Rinde, und du wirst jeden Apfelbaum erkennen, der dieser Form vollkommen entspricht. Der so Unterrichtete zeichnet sich die Form des Baumes genau auf und geht damit in einen großen Baumgarten, der nahe aus lauter Apfelbäumen besteht. Er passt seine aufgezeichnete Form überall an; da er aber diese nicht völlig wiederfindet, so existiert für ihn in diesem Baumgarten kein Apfelbaum.

[GS.02_124,18] Also soll sich niemand in irgendeiner Erscheinlichkeit begründen; denn da wird er allezeit hohl ausgehen. Wenn er aber die Sache im Geiste der Wahrheit nimmt, so wird er unter einer jeden Form die Wahrheit finden und den Weg und das Leben!

[GS.02_124,19] Diese Sache ist von großer Wichtigkeit; daher soll all dieses Gegebene jedermann wohl überdenken und es genau in sich prüfen, damit er zufolge dieser Prüfung der Weisheit wahren Grundstein finden möchte. Also ist es und wird es sein ewig wahr und gut. – Zur näheren Beleuchtung alles dessen nächstens der Beispiele mehr! –

[Siehe auch den Aufsatz: A3253.13: Das Gleichnis vom Sauerteig: Predigt 52: "Die Erklärung des Himmelreiches".]



13. Das Gleichnis vom Sauerteig

WS-A3253.13

(Matth. 13 , 31 + 32)

[GEJ.08_077,06] Also ist Mein Reich auch wieder zu vergleichen einem Weibe, das, um Brot zu backen, drei Scheffel Mehl nahm und dazu nur wenig Sauerteig gab. Als sie aber dann den Teig anmachte, so ward er von dem wenigen Sauerteige dennoch bald im rechten Maße durchsäuert. Seht, auch Mein Wort ist da wieder der wenige Sauerteig, gemengt unter viel Mehl, und es genügt zur Durchsäuerung von viel Mehl! Darum gebet den Menschen in Meinem Namen nur so viel, als es vorderhand nötig ist; das Weitere wird dann schon Mein Wort aus sich wirken!

52. Predigt

Am 26. Trinitatissonntage. Die Erklärung des Himmelreiches

[PH.01_052] Matth.13,31-33, 44-50: Ein anderes Gleichnis legte er ihnen vor, und sprach: „Das Himmelreich ist gleich einem Senfkorn, das ein Mensch nahm und säte es auf seinen Acker, welches das kleinste ist unter allem Samen. Wenn es aber erwächst, so ist es das größte unter dem Kohl und wird ein Baum, dass die Vögel unter dem Himmel kommen und wohnen unter seinen Zweigen.“

[PH.01_052] Ein ander Gleichnis redete er zu ihnen: „Das Himmelreich ist einem Sauerteig gleich, den ein Weib nahm und vermengte ihn unter drei Scheffel Mehl, bis dass es ganz durchsäuert ward.

[PH.01_052] „Abermals ist gleich das Himmelreich einem verborgenen Schatz im Acker, welchen ein Mensch fand, und verbarg ihn. Er ging hin vor Freuden über denselben, verkaufte alles, was er hatte, und kaufte den Acker.

[PH.01_052] „Abermals ist gleich das Himmelreich einem Kaufmann, der gute Perlen suchte. Und da er eine köstliche Perle fand, ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte sie.

[PH.01_052] „Abermals ist gleich das Himmelreich einem Netze, das ins Meer geworfen ist, damit man allerlei Gattung fängt. Wenn es aber voll ist, so ziehen sie es heraus an das Ufer, sitzen und lesen die guten in ein Gefäß zusammen; aber die faulen werfen sie weg. Also wird es auch am Ende der Welt gehen: die Engel werden ausgehen, die Bösen von den Gerechten scheiden und sie in den Feuerofen werfen; da wird Heulen und Zähneklappern sein.“

3. Mai. 1872

[PH.01_052,01] In diesen Versen ist das Himmelreich mit verschiedenen Dingen bildlich verglichen, um Meinen Jüngern und dem um Mich versammelten Volk begreiflich zu machen, was für ein Reich sie alle nach ihrem Lebensende erwartet, um ferner darauf aufmerksam zu machen, wie sie dessen teilhaftig werden können, aber auch, was ihr Los sein wird, wenn sie, den göttlichen Gesetzen zuwiderhandelnd, sich desselben unwürdig machen.

[PH.01_052,02] Vom Himmelreich, von der andern geistigen Welt haben die Menschen leider nie den rechten und wahren Begriff; denn hätten sie diesen, so würden sie gewiss alles aufbieten, es zu gewinnen und es sich nicht so leichtsinnig verscherzen, wie sie es heutzutage tun.

[PH.01_052,03] Alles, was in der Welt sichtbar ist, hat durch seine Sicht- und Tastbarkeit bei weitem mehr Beweisendes an sich als eine geistige Potenz, welche sich nicht sehen, nicht greifen, nicht wiegen lässt. Deswegen auch der größere Einfluss dieser materiellen Welt auf das Gemüt der Menschen im Vergleich zu dem der geistigen Welt! Es ist wahr, würden die Menschen die materielle Welt recht begreifen und beurteilen, wie sie wirklich ist, woraus sie besteht, wie sie erhalten wird, und zu welchem Zweck sie da ist, so würden sie auch aus diesem großen Buch Meiner Schöpfung so manches herauslesen können, was ihnen die Türe zur geistigen Welt leicht öffnet.

[PH.01_052,04] Wenn man irgendeine Maschine betrachtet und deren Einrichtung begreifen gelernt hat, wird man anerkennen müssen, dass diese jemand gemacht haben muss, und man wird vor ihrem Erbauer immer mehr Achtung bekommen, je mehr man in die Geheimnisse dieser Maschine eindringt. Es leuchtet einem ein, dass kein Zufall, sondern ein wohlberechnetes System alles so und nicht anders geordnet sein lässt.

[PH.01_052,05] Dass man es bei Betrachtung Meiner Natur ebenfalls so halten sollte, wäre zu wünschen, aber leider geschieht es nicht. Eine jede Entdeckung auf naturwissenschaftlichem Gebiet wird von euren Gelehrten auf falsche Art erklärt und nur zu materiellen Zwecken ausgebeutet, woraus wenig Gewinn für den Schöpfer dieser kunstfertigen Maschine der Natur herausschaut. Findet auch der eine oder andere Spuren einer höheren, geistigen Macht als gerade die schon längst bekannten Elemente, so gibt er sich alle Mühe, auf weiten Umwegen und mit großen, wissenschaftlich gelehrten Worten das wegzuleugnen, was so nahe vor ihm liegt, oder er erklärt es nach seinem Gutdünken anders, weil er keinen Gott anerkennen will. Wenn es einen geben muss, so möchte er es selbst sein!

[PH.01_052,06] Diese falsche Auffassung Meiner Natur ist schuld, dass gerade das größte Buch irreführt, das vor den Augen der Menschheit Tag und Nacht offen daliegt. Ein jeder könnte darin lesen, was Ich alles tue, um Meinen Geschöpfen Meine Liebe begreiflich zu machen, und wie kurz der Weg zu Mir wäre, wenn die Menschen diese Natur und ihre Gesetze beachten, und nicht den göttlichen Gesetzen zuwiderhandelnd, sich durch die verkehrte Auffassung der materiellen, sichtbaren Welt die weit größere, ewige unzugänglich machten.

[PH.01_052,07] In jener Zeit, in der Ich diese im Evangelium erwähnten Gleichnisse dem Volk zur geistigen Verarbeitung gab, musste Ich alle wissenschaftlichen Vergleiche weglassen und Mich nur solcher bedienen, welche als bekanntes Bild leichter verstanden werden konnten.

[PH.01_052,08] Das zuerst angeführte Gleichnis vom Senfkörnlein bezeugt schon, dass Ich einen Vergleich mit einem Samenkorn machte, das sowohl als Same wie auch als Pflanze dem Volk wohlbekannt war. So wollte Ich ihnen andeuten: Wie in diesem kleinsten Samen eine so große Pflanze eingeschlossen ist, ebenso ruht in dem menschlichen Herzen das ganze künftige Geisterreich, das Himmelreich verborgen. Es braucht nur beim menschlichen Herzen, wie beim Samen die Feuchtigkeit, die allmächtige Liebe als geistiger Wecker hinzuzukommen, um diesen eingeschlossenen Keim göttlicher Abkunft zu entwickeln, welche Entwicklung dann in einem so großen Maße fortschreitet, dass – wie das Evangelium sagt – selbst die Vögel unter dem Himmel kommen und unter den Zweigen Wohnung nehmen. Geistig will das besagen, dass selbst die Engel, die leichten, seligen Bewohner der geistigen Sphären – wie die Vögel, die Bewohner der Luft –, an dem Himmel, welcher von einem gottbegeisterten Herzen ausgeht und Friede und Freude überall umher verbreitet, Anteil nehmen.

[PH.01_052,09] So wollte Ich mit diesem Gleichnis von einem kleinen Samenkörnchen und dessen Entwicklung beweisen, wie unendlich die Kraft des göttlichen Wortes ist, wenn es gleich dem Samen auf guten Grund fällt und somit Stoff zu seiner Entwicklung findet.

[PH.01_052,10] Das weitere Gleichnis, in dem das Himmelreich mit einem Sauerteig verglichen wird, stellt den geistigen Prozess dar, der in einem menschlichen Herzen vor sich geht, sobald dasselbe das Wort in sich aufnimmt und anfängt, das Gute vom Bösen zu scheiden, wie auch der Sauerteig unter dem mit Wasser zubereiteten Mehl einen Gärungsprozess bewirkt, wodurch die verschiedenen Elemente der Mehlsubstanz in Streit geraten. Dieser Prozess endet damit, dass durch ihn das erzeugte Brot dem menschlichen Organismus weniger schädlich gemacht wird, was besonders bei verschiedenen künstlich erzielten Mehlgattungen beinahe unumgänglich notwendig ist.

[PH.01_052,11] So sollte mit diesem Gleichnis der Kampf angezeigt werden, der beginnt, sobald sich das menschliche Herz vom Weltlichen ab- und dem Geistigen zuwendet.

[PH.01_052,12] Weiter ist ein Gleichnis erwähnt von einem Menschen, der einen verborgenen Schatz in einem Acker fand und alles verkaufte, um Eigentümer dieses Ackers und somit des Schatzes zu werden. Das will besagen: Wer einmal erkannt hat, welche Genüsse und Freuden von nie geahnter Seligkeit aus der Aufnahme des göttlichen Wortes und dessen Befolgung erwachsen, der lässt alles andere hinter sich und folgt nur dem Trieb, diese geistigen Genüsse ja nicht mehr entbehren zu müssen, ebenso wie der Kaufmann, welcher einer Perle zuliebe alles opferte, um sich deren Besitz zu sichern.

[PH.01_052,13] So waren diese Gleichnisse Bilder vom Himmelreich, welche alle etwas Wichtiges bezeichnen sollten. Das erste zeigt die großartige Entwicklung des Himmelreichs, wenn es einmal im menschlichen Herzen Wurzel gefasst hat; das zweite den Kampf, den das Himmelreich zwischen Welt und Himmel oder Materie und Geist hervorruft; das dritte den Wert des Himmelreiches und die damit verbundene Ruhe und Seligkeit. Mit diesem Schatz kann sich alles Irdische nicht messen oder mit ihm in die Schranken treten.

[PH.01_052,14] Es liegt uns noch ein anderes Gleichnis vor, nämlich das mit dem Netz, das im großen Meer ausgeworfen wird, um reiche Beute aufzunehmen. Dieses Gleichnis besagt, dass das göttliche Wort für alle zugänglich ist, für Schwache und Starke, für Gute und Böse, und dass erst am Ende der Fang gesichtet wird und die Guten ihren Lohn empfangen werden, während die Verächter dieses Wortes die Folgen sich selbst zuzuschreiben haben.

[PH.01_052,15] Wie dieses Gleichnis sagt, wird eine Sichtung zwischen denen stattfinden, die Mein Wort, das allen gegeben wurde, geistig in sich aufgenommen haben, und denen, die es unbeachtet ließen. Das sollte Meinen Zuhörern in jenen Zeiten begreiflich machen, dass es nicht gerade in ihrem Ermessen stehe, Mein Wort anzunehmen oder nicht, sondern dass die Menschen durch mancherlei Umstände gezwungen werden können, ihrem freien Willen eine bessere Richtung zu geben.

[PH.01_052,16] Ich schilderte ihnen die Folgen der Nichtbeachtung Meiner Lehre mit den Ausdrücken ,Ins Feuer werfen‘ und ,Ewige Finsternis‘, was gleichbedeutend ist mit geistig peinigenden Vorwürfen und einem vernachlässigten Herzen. Mein Geist sollte doch Licht und nicht Finsternis verbreiten!

[PH.01_052,17] So sagte Ich ihnen das Ende oder die Scheidung voraus, die endlich zwischen Hell und Dunkel kommen muss, damit alle begreifen sollten, dass ein Gott mit dem was Er schuf auch einen Zweck verband, den Er aber nicht wegen der Halsstarrigkeit der einen oder der andern aufzugeben gewillt ist.

[PH.01_052,18] Dass solche und ähnliche Reden unter dem Volk Aufsehen erregten, war vorauszusehen, da ihnen von ihren Priestern und Gelehrten der Weg zum künftigen Genusse geistiger Seligkeiten und selbst das nach ihren Begriffen rechtliche Handeln sehr leicht und bequem gemacht wurde, während Ich zwar die gleichen Seligkeiten versprach, ihnen jedoch den Gewinn nicht gar so leicht darstellte und sie vor den Folgen der Übertretung der gegebenen Gesetze warnte.

[PH.01_052,19] Daher ihr Entsetzen über Meine Sprache, und daher ihr Ärger über Mich, was Mich zu dem Ausspruch veranlasste: „Der Prophet gilt in seinem eigenen Lande nie etwas!“, ein Sprichwort, welches noch heutzutage bei euch gang und gäbe ist und durch Tausende von Beispielen bestätigt werden kann.

[PH.01_052,20] Die Welt ist noch immer dieselbe, wie sie zur Zeit Meines Erdenwandels war. Damals predigte Ich vielen tauben Ohren, und jetzt ist ebenfalls die Taubheit in geistigen Dingen Mode geworden. Ein jeder glaubt, er wäre kein gebildeter Mensch, wenn er sich nicht dieser Taubheit rühmen könnte. In jenen Zeiten war es öfter der Fall, dass man seine Taubheit hinter schön tönenden Worten verbarg, in der jetzigen Zeit der Aufklärung aber schämt man sich der geistigen Taubheit nicht mehr, sondern man legt gerade ein großes Gewicht darauf, so recht stocktaub zu sein und auf diese Art gleichsam Mich selbst zum Wettkampf herauszufordern, etwas Besseres zu beweisen, wenn Ich dazu imstande sei.

[PH.01_052,21] Nun, diesen sogenannten starken Geistern setze Ich eine unendlich große Langmut entgegen, und am Ende werden wir schon sehen, ob sich nicht ein Mittel finden lässt, auch ihre Taubheit zu heilen. Den übrigen aber – bei weitem kleiner an der Zahl –, welche von Meinem Himmelreich eine leise Ahnung haben, lasse Ich ein Senfkörnchen Meiner Liebe zukommen. Ich beobachte, ob das Körnchen die Macht hat, in ihren Herzen zu wachsen und einen Kampf, gleich dem des Scheidungs- oder Gärungsprozesses im Sauerteig hervorzurufen, und ob es fähig ist, ihnen den verborgenen Wert des Schatzes in ihrem eigenen Herzen erkennbar zu machen, damit sie alles andere über Bord werfen, um diesen Schatz allein zu besitzen. Dann warte Ich ab, wieviel des Ausgestreuten in Mein geistiges Netz zurückkehrt. Endlich wird die Sichtung vorgenommen und entschieden, ob der Mensch der geistigen Seligkeit würdig ist, oder ob er erst durch langes Umhertappen im Finstern zu der Erkenntnis gelangen muss, dass es doch göttliche Gesetze gibt, die man ungestraft nicht übertreten darf.

[PH.01_052,22] Um die Menschen allgemein zu dieser Ansicht zu bringen, und damit es ihnen nicht an Gelegenheit fehle, auch den kleinsten Funken ihres besseren Ichs in Tätigkeit zu erhalten, sind schon längst alle Vorbereitungen getroffen worden. Schon längere Zeit gehen alle Weltereignisse, wie auch die Schicksale der einzelnen Menschen darauf hinaus, den Boden zuzubereiten, damit Mein Wort dort, wo es noch keinen oder nur wenig Anklang gefunden hat, aufgenommen werde und als Senfkörnlein seine allmächtige Entwicklung beginne.

[PH.01_052,23] An euch habt ihr es selbst schon erfahren, wie, wann und womit Ich die Menschen zu wecken verstehe. Ihr selbst kennt Meine Mittel. Es ist wahr, sie waren und sind nicht immer die angenehmsten; allein, Ich als der größte und einzige Seelenarzt weiß am besten, welcher Reizmittel es bedarf, um die in scheinbar religiösen Schlummer versunkenen Seelen zu erwecken.

[PH.01_052,24] Ich habe euch geweckt und dann in eure blutenden Herzen durch Mitteilung Meines Wortes das Senfkörnlein der Liebe gelegt, und wenngleich der erste Moment ein Reiz und nicht gerade angenehm war, so habt ihr doch in der Folge erkannt, dass ihr Mir danken müsst für das, was Ich euch als Ersatz für das Genommene gegeben habe.

[PH.01_052,25] So ist bei euch der Gärungsprozess eingetreten, und ihr habt dann endlich den Wert des verborgenen Schatzes in eurem Innern selbst erkannt und die kostbare Perle gegen alles andere eingetauscht. So habt ihr Mir beim Netzauswerfen den Fang und das Scheiden der Guten und Bösen erleichtert, indem ihr durch euer eigenes Beispiel andere vom geistigen Verderben errettet und ihnen den Weg zu Mir bedeutend verkürzt und erleichtert habt.

[PH.01_052,26] Fahrt daher fort, die Senfkörnlein der Liebe in euren Herzen zu pflegen; denn das Himmelreich – wie Ich einst Meinen Zuhörern sagte – liegt in euch und nicht außer euch! Ihr könnt es überall finden, wenn ihr es dorthin mitbringt. Durch euer Inneres wird alles vergeistigt werden, wenn nur das Innerste, euer Herz Geist ist.

[PH.01_052,27] Daher lasst nicht ab von dem Streben nach Vergeistigung! Mit dem Fortschreiten darin wachsen die wahren Genüsse, und mit dem Fortschreiten in der Lehre wächst auch eure Erkenntnis. Dann werdet ihr reif sein für die andere, ewige, große, geistige Welt, der alles Wirken und Handeln hier als Grundlage dienen muss, und in der ihr Mir mit reichem Segen die euch anvertrauten Pfunde reichlich zurückgeben könnt!

[PH.01_052,28] Bereitet euch vor und fürchtet euch nicht! Wer bei Mir ist und auf Mich vertraut, der wird auch bei allen Schrecknissen, die vielleicht noch über eure kleine Erde hereinbrechen werden – gleich einem Gärungs-Prozess, weil Ich Mein Wort als Sauerteig, als ätzendes Mittel in die Herzen der Völker geworfen habe –, nicht verzagen. Er weiß, dass der Vater Sein Netz in das große Meer der Seelen und Geister auswarf. Und wenn er auch dadurch mitgefangen wird, so kann doch der Gute stets wieder nur Gutes ernten.

[PH.01_052,29] So mit der Perle des Vertrauens und der Liebe ausgerüstet, bewahrt euren Schatz bis zur Umwandlung! Ich werde dann in anderen Welten und unter anderen Verhältnissen diesen hier auf Erden erworbenen Schatz mit einem größeren vertauschen, der als Ergänzung des früheren, des Senfkörnleins, den großen Baum darstellen wird, in dessen Zweigen dann die Engel mit euch Mir den Lobgesang der Liebe und des Vertrauens anstimmen werden. Amen.


14. Das Gleichnis vom Schatz bzw. von der Perle

WS-A3253.14

(Matth. 13 , 44 + 45)

[GEJ.08_061,09] Saget es aber selbst, und denket darüber recht wohl nach: Wäre ein Kaufmann, der da wüsste, dass er um einen annehmbaren Preis eine der allergrößten Perlen von einem sicher unschätzbaren Werte zu kaufen bekäme, nicht ein allergrößter Narr, so er, wenn er auch eben nicht soviel Geld besäße, nicht sogleich alle seine wenig werten Güter verkaufte und dafür dann die unschätzbare Perle sich ankaufte? Denn die unschätzbare Perle ist doch vor den Augen der Menschen unaussprechbar mehr wert denn alle seine früheren Güter zusammengenommen.

[GEJ.08_061,10] Und sehet, also steht es auch mit dem Werte der Wiedergeburt der Menschenseele in ihrem Urlebensgeiste aus Mir! Ist diese nicht wert, dass ein rechter Mensch auf alle Weltschätze verzichtet und aus allen seinen Kräften nur nach der größten Lebensperle, nämlich nach der Wiedergeburt der Seele im Urlebensgeiste, nach allen seinen Kräften trachtet? Oder ist es nicht besser, für das ewige Leben der Seele zu sorgen denn um alle vergänglichen Schätze der Welt, die vergehen und verwesen, und zum ewigen, klaren Leben ihrer Seelen wohl nahe niemals völlig wieder zurückkehren?

[GEJ.08_061,11] Es ist wohl wahr, dass während des Lebens auf dieser Erde die Seele aus ihrem Fleische das ihr Verwandte sich aneignet und es in ihr Wesen verkehrt und nach dem gänzlichen Abfalle des Leibes, und zwar aus dem Verwesungsäther nach und nach auch noch das ihr Entsprechende sich zu ihrer Bekleidung aneignet; aber das ist darum kein Lebensschatz einer Seele, sondern nur eine in Meiner Ordnung begründete Lebenseigentümlichkeit einer jeden Seele, die niemals zu ihrem Verdienste gerechnet werden kann, weil das nur Meiner Sorge Sache ist.

[GEJ.08_061,12] Aber das ist auch dabei als etwas Sicheres und Wahres anzunehmen, dass bei einer reinen und nach Meinem Willen gelebt habenden Seele mehr von ihrem irdischen Leibe in sie übergehen wird denn bei einer unreinen und sündigen Seele; denn war ein keuscher Leib hier schon eine Zierde der Seele, so wird er es in einem verklärten geistigen Zustande sicher noch desto mehr sein.

[GEJ.08_061,13] Aber auch selbst das gehört nicht zum eigentlichen Lebensverdienst der Seele, sondern es ist auch eine die Seele lohnende Anordnung von Mir, und es wäre selbst da eine eitle Torheit einer Seele, so sie sich um diesen ihr auch im Jenseits bleibenden Erdenschatz, der doch zu ihrem Ich gehört, nur einen Augenblick lang sorgen möchte. Ja, es wäre diese Sorge jener von gar sehr törichten Eltern ganz zu vergleichen, die sich vor allem nur darum kümmern, ob ihre Kinder wohl eine höchst schöne und anmutige Gestaltung überkommen werden, und wie sie es machen sollen, dass ihr eitel törichter Wunsch in Erfüllung ginge, bedenken aber dabei nicht, dass das Wachstum und die Gestaltung nur allein von dem Willen Gottes abhängen und kein Mensch daran etwas ändern kann.

[GEJ.08_061,14] Für eine jede Seele ist darum ganz allein nur das einzige notwendig, dass sie in sich suche und auch finde Mein Lebensreich im kleinen Grundlebensherzenskämmerlein; alles andere wird ihr ja ohnehin als eine freie Zugabe von Mir werden.

[GEJ.08_061,15] Darum sagte Ich auch schon mehrere Male zu euch, dass ihr euch nicht ängstlich sorgen sollet, was und wo ihr etwas zu essen und zu trinken bekommen und womit ihr euren Leib bekleiden werdet, sondern suchet vor allem nur Mein Reich und seine wahrste Gerechtigkeit in euch! Alles andere wird euch schon so hinzu gegeben werden; denn der Vater im Himmel weiß es, wessen ihr zu eurem irdischen Unterhalte bedürfet.

[GEJ.08_061,16] So ihr heute arbeitet und esset und trinket, so habt ihr euch für die Zeit schon hinreichend gesorgt für den Tag der Mühe. Es wäre darum eitel, sich am Tage der Arbeit auch schon für den morgigen Tag zu sorgen; wenn ihr ihn erleben werdet, so wird er schon seine Sorgen für euch mit sich bringen. Denn nur der Tag, an dem ihr noch lebt und arbeitet, ist von Mir euch auf die Rechnung gegeben; der kommende ruht noch in Meiner Hand und ist euch noch nicht auf eure Rechnung verliehen. Und es ist darum töricht, sich in irdischer Richtung heute auch schon für morgen zu sorgen; denn es stehet ja doch rein nur bei Mir, ob Ich einen Menschen den kommenden Tag erleben lasse oder nicht.

[GEJ.08_061,17] Es sorgte sich auch ein Hausherr und Besitzer größerer Gründe und Herden einmal derart zum voraus, dass er, um seinen irdischen Reichtum zu erhöhen und zu sichern, neue Scheunen, Stallungen und große und feste Getreidekästen erbauen und dazu noch zur größeren Sicherung eine starke und hohe Mauer um die Neubauten errichten ließ. Und als dann alles fertig war, da sagte er: ,Ah, nun wird es mir leicht in meinem so sorgenvollen Herzen; denn von nun an werde ich ohne Sorgen und Kummer mit meiner großen Habe ganz ruhig fortleben können!‘ Aber als er so sich tröstend noch fortredete, da ertönte eine Stimme wie ein Donner und sagte: ,O du irdisch eitler Tor! Was rühmest du dich nun und tröstest dich, als wärest du der Herr deiner Seele und deines Lebens? Siehe, noch in dieser Nacht wird man deine Seele trennen von deinem Fleische, um das du so viel zu sorgen hattest. Was werden dann der Seele alle deine großen Sorgen, Mühen und Arbeiten wohl nützen?‘ Da erschrak der Mensch und erkannte, dass er für seine Seele sich gar wenig noch gesorgt hatte, und starb alsbald auf diese Kunde.

[GEJ.08_061,18] Fraget euch selbst nun, wozu dem Menschen seine viele Sorge in der Welt ums Weltliche nunmehr dienlich war! Wäre es nicht klüger gewesen, so er lieber seine Seele recht und wohl versorgt hätte und hätte in sich das Reich Gottes gefunden, wie das viele Alten auch in sich gefunden haben, und auch sogar die Heiden, wie ihr das bei den sieben Ägyptern wohl habt merken können?

[GEJ.08_061,19] Ich will aber damit nicht sagen, als sollte darum ein rechter Mensch etwa Meinem Willen zufolge gar keine irdische Arbeit verrichten! Oh, das sei ferne; denn der leibliche Müßiggang ist der Erzeuger und Ernährer aller Laster! Im Gegenteil soll ein jeder Mensch gar sehr emsig und tätig sein und im Schweiße des Angesichtes sein Brot essen.

[GEJ.08_061,20] Es kommt hier nur auf die Absicht an, in welcher ein Mensch tätig und arbeitsam ist. Wer also sorgsam, tätig und arbeitsam ist, wie da Mein Freund und Bruder Lazarus es ist, der sucht auch kräftig und sehr wirksam in sich Mein Reich und dessen Gerechtigkeit und wird es auch finden, gleichwie er es schon gefunden hat zum größten Teile und du auch, Mein lieber Markus. Sei du darum nun froh und heiter; denn du hast die große Perle schon dir zu eigen gemacht und wirst deinen Brüdern zu einer tüchtigen Stütze dienlich werden.

[GEJ.01_198,08] Wer aber Ohren zu hören hat, der höre (Matth.13,43) Denn noch ein paar Gleichnisse will Ich euch geben vom Himmelreiche:

[GEJ.01_198,09] Das Himmelreich ist noch gleich einem verborgenen Schatz in einem Acker, welchen Schatz ein Mensch fand, und da der Schatz groß und schwer war und er ihn nicht nach Hause tragen konnte, da er noch weit nach Hause hatte, so verscharrte er ihn im nächsten Acker zur Nachtzeit, ging darauf voll Freuden nach Hause, verkaufte daheim alles und kaufte den Acker um jeden Preis (Matth.13,44); denn der Schatz im Acker war viele tausend Male mehr wert, als er für den Acker gab, und er konnte nun, da der Acker sein war, den Schatz sicher aus dem Acker holen, und es konnte ihm niemand mehr dessen Besitz streitig machen. Er konnte nun seinen Schatz ruhig in sein neues Haus schaffen, das er mit dem Acker erkauft hatte, und brauchte nun nicht mehr im Schweiße seines Angesichtes sich seinen Unterhalt zu erarbeiten; denn er hatte nun wohl im größten Überflusse zu leben von seinem Schatze. – Verstehet ihr dieses Gleichnis?“

[GEJ.01_198,10] Sagen die Jünger: „Ja Herr, dies Gleichnis ist klar; denn die Schatzfinder sind die, die Dein Wort vernehmen, und der Acker ist der Menschen noch weltliches Herz, den sie durch die Befolgung Deines Wortes sich erst geistig zu eigen kaufen müssen, auf dass Dein Wort im Herzen zu ihrem vollen Eigentum werde und sie damit dann alles Gute für sich und ihre Brüder schaffen können!

[GEJ.01_198,11] Sage Ich: „Ihr habt das Gleichnis wohl begriffen; denn also steht es mit dem wahren Himmelreiche. – Aber höret nun ein anderes Bild!“

199. Kapitel

 

[GEJ.01_199,01] (Der Herr:) „Abermals ist das Himmelreich gleich einem Kaufmanne, der gute Perlen suchte in allen Landen. (Matth.13,45) Und er fand eine große Perle von unschätzbarem Wert, erkundigte sich um ihren Preis, und als ihm dieser bekannt gegeben ward, ging er auch alsbald heim in seine Stadt, verkaufte alles, was er hatte, und ging dann hin und kaufte die große Perle (Matth.13,46), die ebenfalls viele tausend Male mehr wert war, als um was er sie erkaufte. – Verstehet ihr dies Bild?“

[GEJ.01_199,02] Sagen die Jünger: „Ja, Herr, auch das verstehen wir; denn ein solcher Kaufmann sind ja wir alle, da wir Deinetwegen alles verließen; Du aber bist die große, unschätzbare Perle für uns!“

[GEJ.01_199,03] Sage Ich: „Auch dieses Gleichnis habt ihr vollwahr begriffen; denn also auch stehet es wieder mit dem Himmelreich! – Aber vernehmet noch ein Bild!

[GEJ.01_199,04] Abermals ist das Himmelreich gleich einem Netze, das ins Meer geworfen wird, damit man allerlei Gattungen Fische fängt. (Matth.13,47) Wenn das Netz aber voll ist, so wird es von den Fischern ans Ufer gezogen; da setzen sich dann die Fischer und heben die guten Fische heraus in ein Gefäß, aber die kranken und faulen werfen sie weg! (Matth.13,48)

[GEJ.01_199,05] Also wird es auch am Ende der Welt sein: die Engel werden ausgehen und werden die Bösen von den Gerechten scheiden (Matth.13,49) und werden sie werfen in den Feuerofen ihres eigenen bösen Herzens, und es wird da sein ein großes Geheul und Geklapper mit den Zähnen (Matth.13,50), welches ist eine wahre Finsternis der argen Seele, die fortan suchen wird mit ihrem verbrannten Weltverstande, was ihre böse Liebe befriedigen möchte, aber nimmerdar etwas finden wird!“ – Und Ich fragte die über dies Bild etwas nachsinnenden Jünger nach einer Weile: „Habt ihr auch dies Bild ganz verstanden?“

[GEJ.01_199,06] Sagen diese: „Ja, Herr, auch dies Bild haben wir vollends begriffen (Matth.13,51); es gleicht dem, wie Du am Ufer zu Jesaira sagtest: Wer da hat, dem wird gegeben werden, dass er in der Fülle habe; wer aber nicht hat, dem wird auch genommen, das er hat!“

[HiG.02_47.05.17,12 – S.327] Gebet also alle nichtigen, kleinen Perlen her, so ihr die eine große, unschätzbare finden und kaufen könnet! Werdet rechte Gärtner und wachset nicht auf wie Weidenbäume, sondern wie edle Reben am Weinstocke, so werdet ihr Künstler des Lebens werden nach der gegebenen Schule des Lebens. Und Ich, euer Herr, Gott und Vater, werde Mich dann ewig ergötzen an den mannigfaltigsten, herrlichsten Produktionen des Lebens Meiner geliebten Kinder und Kinderchen!

[Siehe auch den Aufsatz: A3253.13: Das Gleichnis vom Sauerteig: Predigt 52: "Die Erklärung des Himmelreiches".]