„Und sieh, da hat die Welt eine starke Macht über den Menschen, weil die Welt von der Hölle aus zum größten Teile beherrscht wird, und es kostet da der Seele manch harten Kampf, um nicht von ihrem eigenen Fleisch und Blut und dadurch dann auch von der Welt verschlungen zu werden! (GEJ.02_137,13)

 


Der Mensch zwischen gut und böse

 


1. Erschaffen ist leicht…
2. Wie es aber beim Menschen herging…
3. Hat Gott Gutes und Böses erschaffen können?
4. Also ist es auch bei Hiob der Fall
5. Anreizungen zum Guten und Bösen
6. Hindernisse als Grund allen Seins


1. Erschaffen ist leicht

Der Herr:Erschaffen ist leicht; aber die aus sich hinausgestellten Geschöpfe zu einem freien, ungerichteten und selbständigen Sein hinleiten, das ist selbst für die göttliche Allmacht keine leichte Sache. Doch mit Geduld und Langmut kann man am Ende dennoch alles erreichen, und ist eine Sache in bestzwecklicher Hinsicht einmal erreicht, da gedenkt man nicht mehr der Zeit, die zur Erreichung vonnöten war.

Es geht uns da wie einem schwangeren Weibe, das auch in seiner Schwangerschaft viel Furcht, Angst und Wehen zu bestehen hat; aber wenn das Kind aus dem Weibe in der gewissen Zeit zur Welt geboren worden ist, dann hat bei dem Weibe alle Furcht und Angst aufgehört, und es gedenkt nicht mehr der Wehen und Schmerzen, denn es sieht vor sich die lebendige Frucht, die aus ihm in ein freies und selbständiges Leben hervorgegangen ist.

Wäre es aber mit der freiesten Selbständigmachung eines Geschöpfes eine leichter zu bewerkstelligende Sache, da hätte Ich als der Schöpfer aller Dinge und alles Seins wahrlich nicht nötig gehabt, nun Selbst als ein Mensch in diese Welt zu kommen, um die möglich vollendetste Freigestaltung des Menschen durch Lehre und Tat zu bewerkstelligen.

Wenn euch das jemand anders gesagt hätte, so würdet ihr zu ihm gesagt haben: ,Mensch, was faselst du, und welch einen Unsinn redest du da durcheinander!‘ Ich Selbst aber sage euch hier solches, und so möget ihr es wohl glauben, dass es also ist; denn um einer Kleinigkeit willen hätte Ich nimmer das Fleisch dieser Welt, und sogar seinen Tod, angezogen und ginge nicht mit euch, Meinen Geschöpfen, wie ein rechter Vater mit seinen Kindern um.“ (GEJ.06_063,01)


2. Wie es aber beim Menschen herging…

Wie es aber beim Menschen im kleinsten Maßstabe herging, dass er fiel in die Sünde und sich darum verdarb in seiner Natur, nahezu ebenso ging es dereinst auch bei der Erschaffung der reinen Geister aus Gott her.

Haben die Gedanken und daraus entstandenen großen Ideen Gottes sich einmal soweit gefunden und zu einem mit endloser Intelligenz begabten Wesen nach der Urform Gottes verbunden und sich ihrer freien Selbständigkeit bewusst zu werden angefangen, so war denn auch sicher das erste, um sie vollends frei zu machen, dass ihnen die Gelegenheit zur freien Tätigkeit gegeben und gezeigt ward, wie und auf welche Weise sie freitätig werden und sein können.

Wie soll aber das geschehen? Soll man ihnen bloß gewisserart sagen: Ihr seid nun lebendig, wie aus euch selbst heraus, und könnet tun, was ihr wollet!? – Da fragt es sich, ob solche Wesen, deren Leben noch keine Erfahrungen hat, sich zu irgendeiner freien Tätigkeit werden anschicken können. Ja, sie werden vielmehr, einem Freßpolypen gleich, sich nur aufs bloße Sättigen ihres Wesens mit einer entsprechenden Kost werfen und sonst sicher nichts weiteres tun, wie ihr solches bei geistig noch sehr ungeweckten Völkern ganz naturmäßig sehen und erfahren könnet; denn alle ihre Sorge ist auf den Bauch gerichtet, und alle ihre Tätigkeit geht auf die  bestmöglichste Befriedigung dieses Leibteiles hinaus.

Ein anderer meint: Man sage ihnen nach ihrer Intelligenzfähigkeit, was sie zu tun haben, und so werden sie wohl danach tätig werden! – Gut, sage Ich, so aber in den noch sehr zur alten Ruhe geneigten Wesen, weil sie aus solcher herausgegangen sind, gar kein Tätigkeitssinn geweckt ist und vorderhand auch nicht geweckt sein kann, die Liebe zur vollen Untätigkeit vorzuwalten beginnt und die Wesen sonach dennoch nicht selbsttätig werden, was dann? Nicht wahr, man zwinge sie durch die dem Schöpfer offenbarst innewohnende Allmacht!

Wäre alles recht; aber wo bliebe dann die absolute Selbsttätigkeit, durch die allein ein geschaffenes Wesen zur vollen unabhängigen freien Selbständigkeit gelangen kann? Siehe, ohne diese ausgesprochene volle unabhängige Selbständigkeit aber bliebe ja jedes geschaffene Wesen eine pure Maschine, die nur nach dem Willen und nach der freien Intelligenz des Maschinenmeisters tätig wird!

Ihr seht aus dem nun schon ganz leicht, dass es sich da mit irgendeinem Muss durchaus nicht tut und tun kann; denn unter ,Muss‘ wirken nur Maschinen, deren es leider auf dieser Erde mit der Erde selbst nur eine noch zu große und grobe Menge gibt. Auch der endlose Raum ist mit solchen Mussmaschinen allenthalben erfüllt. Denn alle zahllosen Sonnen und Erden und Monde sind pure Maschinen, und alle Körperwesen auf und in ihnen sind es auch, sowie auch der Leib eines jeden Menschen an und für sich nichts als eine kunstvollste Maschine ist, die durch den freien Willen der Seele in eine mannigfachste Bewegung gesetzt werden kann.

Wenn aber also, und unmöglich je anders, wie hernach sollten denn die erstgeschaffenen reinen Geistwesen zur bedingten freien Selbsttätigkeit gelangen und daraus allein möglich zur vollen Selbständigkeit? Offenbar nicht und auf gar keine mögliche Weise anders, als durch ein ,Du sollst‘-Gebot, wennschon nicht also positiv wie bei Adam.

Aber das Gebot allein würde auch umsonst gegeben sein, so mit dem Gebote nicht auch zugleich der Trieb oder Reiz zur Übertretung desselben dem neugeschaffenen Wesen mit eingegeben wäre. Ist aber der Übertretungsreiz dem Wesen eingegeben, so muss auch irgendeine daraus wie von selbst hervorgehende schlimme Folge als gewisserart eine Strafe eingegeben sein, und es müssen dem Wesen die Folgen gezeigt werden, dass sie wirklich sind, und wie und warum sie einer dem gegebenen Gebote zuwiderlaufenden Handlung allzeit folgen werden und müssen.

Ja, man muss dem Wesen sogar zeigen, dass sich möglicherweise für das Wesen, das das Gebot übertretende Wesen nämlich, wohl anfangs irgendein kurz währender Vorteil erreichen lässt, aus dem es aber späterhin stets einen lange währenden Nachteil herausziehen wird, dem zu begegnen es dann viel harte Mühe und schmerzliche Anstrengungen kosten wird. Mit allem dem versehen, kann erst das neugeschaffene Wesen einen wahren Gebrauch von seiner freien Intelligenz und der daraus hervorgehenden Tatfähigkeit zu machen beginnen, gehe es dann wie es wolle, krumm oder gerade, recht oder unrecht. Kurz und gut, das neugeschaffene Wesen wird nun einmal aus sich heraus selbsttätig und beginnt dadurch den Hauptakt zur vollen und wahren Selbständigkeit, und das ist es, um was es sich am Ende bei allen geschaffenen Intelligenzwesen handelt; denn die Selbständigkeit wird dadurch erreicht, so oder so, entweder auf einem kürzeren oder längeren Wege, und der vollen Vernichtung eines einmal geschaffenen intelligenten Wesens ist dadurch vorgebeugt.

Ob aber das Selbständigsein vorderhand ein seliges oder unseliges ist, das ist dann ein und dasselbe, natürlich dem Schöpfer gegenüber; denn es ist einem jeden Wesen das Tor offen gelassen, auf den vorgezeichneten Wegen zur Seligkeit einzugehen. Will es – wohl und gut fürs Wesen; will es aber nicht – auch gut! Denn daran trägt dann niemand die Schuld als das Wesen selbst. Es behält seine Selbständigkeit ewig. Ob selig oder nicht, das ist dann ganz ein Ding; denn im Grunde des Grundes muss es als Geschöpf dennoch der Totalordnung des Schöpfers entsprechen.

Wissen wir aber nun das, nun, so wird es dann wohl etwa nimmer gar zu schwer sein, sich von selbst den Fall der ersten geschaffenen reinen Geister herauszuformulieren; denn auch ihnen musste ein Gebot gestellt werden und mit demselben der notwendige Reiz zur Übertretung, verbunden mit momentanen Vorteilen, und anderseits aber, wenn auch nicht mit dem überwiegenden Reize für die Handlung nach dem Gebote, so aber doch mit der klar gestellten Ansicht der ewigen Vorteile, die, wennschon etwas später, aber doch stets sicher der Handlung nach dem gesetzten Gebote folgen werden und folgen müssen!

Dass nun darauf ein Teil der Wesen das Gebot beachtete (6/7) und ein Teil aber nicht (1/7), das geht klar aus der sichtbaren materiellen Schöpfung hervor, welche als ein Gericht oder als die angedrohte Strafe auf die Nichthaltung des gegebenen Gebotes folgen musste, und an und für sich, geistig genommen, nichts ist als der längere Weg zur seligsten, vollfreien Existenz der geschaffenen Geister.

Anderseits aber ist auch wieder unser Engel, als nun hier unter uns weilend, ein ebenso klarer Beweis, demzufolge dennoch zahllose Heere von damals frei geschaffenen Geistern das gegebene, wenn auch nicht wie bei Adam fest positive Gebot beachtet haben, und nun ist alle materielle Schöpfung ihrer Macht, Kraft und Weisheit in allem untergeordnet.

Dieser Engel aber wird für die späteren Menschen freilich wohl wenig Beweis geben können von dem, dass ein übergroßer Teil der erstgeschaffenen reinen Geister durch das gegebene Gebot nicht gefallen ist; aber das ist zur Seligkeit eines jeglichen Menschen auch durchaus nicht nötig; besonders solange irgendein Mensch noch nicht zur Vollkenntnis seiner selbst durch seinen Geist gelangt ist.

Gelangt aber irgendein Mensch dahin, so stehen ihm dann ohnehin, wie man zu sagen pflegt, in jedem Augenblick alle sieben Himmel offen, und er kann sich daraus Beweise holen, soviel er derselben nur immer haben will. Und so ist hiermit schon für alles gesorgt.“ (GEJ.02_227,01ff)


3. Hat Gott Gutes und Böses erschaffen können?

3.1.
Auf Satans Fangfrage: „Hat der eine, gute Gott aus sich heraus wohl Gutes und Böses schaffen können?“, erwidert der Apostel Johannes:

Allerdings, Seinem Gottwesen und Willen nach ist Gott unendlich und somit auch allgegenwärtig. Aber als wesenhafter Gottmensch und wahrster Vater Seiner Kinder wohnt Er nur unter Seinen Kindern im Himmel der Himmel!“

Spricht Satan:Gut, du bekennst sonach die Allgegenwart Gottes unwiderruflich. So sage mir gefälligst auch, ob Gott allerhöchst weise und durchaus gut ist und daraus allwissend und allsehend? Und wählt Er zur Erreichung Seiner Zwecke zufolge Seiner höchsten Weisheit und endlosen Güte wohl auch alle Male die besten und tauglichsten Mittel?“

Antwortet Johannes: Allerdings; denn Gott ist in Sich die reinste Liebe, und diese kann nicht anders als ewig durchaus gut und allerhöchst weise sein! Ich weiß aber schon, wo du hinauswillst; aber frage nur zu, ich werde dir keine Antwort schuldig bleiben!“

Spricht Satan weiter:Hat Gott wohl alles erschaffen, was die Unendlichkeit fasst? Oder gibt es noch irgendeinen anderen Gott, der das, was ihr ,böse‘ und ,schlecht‘ nennt, zwischen das von deinem guten Gott Erschaffene gemengt hat? Oder hat der eine gute Gott aus Sich heraus wohl Gutes und Böses erschaffen können?“

Spricht Johannes: Im Anfang alles Werdens und Seins war das Wort, das Wort war bei Gott, Gott war das Wort, und alle Dinge sind durch dasselbe gemacht. Dies Wort ist dann auch Selbst Fleisch geworden und hat unter dem geschaffenen Fleische Wohnung genommen; aber die Finsternis der Welt hat es nicht erkannt.

Der Herr Selbst kam, alles neu zu schaffen, zu den Seinen in Sein Eigentum. Aber diese Seinen erkannten nicht das Licht, die Weisen der Welt nicht das ewige Wort und die Kinder nicht ihren ewigen heiligen Vater. Denn du ganz allein hieltest aller Welt Sinne gefangen, auf dass sie Den ja nicht erkennte, der da von Ewigkeit war, ist und ewig sein wird alles in allem!

Da aber Gott allein Schöpfer aller Dinge ist und es außer Ihm keinen Gott irgendwo gibt, so ist auch klar, dass alles, was aus Seiner Hand hervorging, unmöglich anders als nur gut und vollkommen sein konnte.

Alle Geister gingen von Ihm aus so rein und gut, wie Er es Selbst ist. Aber Er gab den Geistern die vollste Freiheit des in sie gehauchten Willens, demzufolge sie alles tun konnten, was sie wollten. Und um sie den Gebrauch dieser Gaben zu lehren, gab Er mit dem freiesten Willen auch durch Ihn Selbst geheiligte Gesetze, die sie entweder beachten oder auch nicht beachten konnten.

Und siehe, alle beachteten die Gesetze bis auf einen! Dieser eine und erste, mit dem größten Erkenntnislichte begabt, verschmähte die Gesetze Gottes aus seinem freien Willen heraus und widerstrebte ihnen, nicht achtend der Folgen!

Dieser Geist verkehrte sonach in sich die göttliche Ordnung mittelst seines freien, ihm von Gott eingehauchten Willens. Auf diese Weise ist er gegenüber jenen Geistern, die ihren ebenso freien Willen nicht missbraucht haben, widerordentlich geworden und für sich selbst böse und schlecht. Und er musste sich dann, durch sich selbst genötigt, von der Gesellschaft entfernen auf so lange, bis er nicht freiwillig umkehren und eintreten wird in jene Ordnung, die der Herr allen Geistern gleich gegeben hat, nämlich die Ordnung der Liebe.

Gott und uns allen nun rein himmlischen Geistern gegenüber aber kannst du als der widerordentlich gewordene Geist unmöglich böse sein, da du uns ewig nie schaden kannst. Böse und schlecht bist du nur gegen dich selbst, weil du ganz allein nur dir schadest, solange du in deiner Widerordnung verharrst.

Du hast mich nun fangen wollen. Denn du meintest, ich werde genötigt sein zu sagen, dass Gott auch Böses erschaffen habe, weil du als ein böser Geist auch ein Geschöpf Gottes bist. Aber wo du hindenkst, bin ich schon um eine Ewigkeit voraus und kenne schon zu gut alle deine kniffliche Weisheit! Daher rate ich dir auch ernstlich: behalte deine künftigen, noch allfälligen Fragen, so sie auf meinen Fang gezielt sein sollten, denn mit mir wirst du ewig keine Wette gewinnen!

Ich sehe es deinen Schalksaugen an, dass du mir am Ende deiner Fragen sehr gerne bewiesen hättest, dass wir im Ernste von Gott die unreinsten und Seiner unwürdigsten Begriffe hätten. Dies, da wir bei unseren Erkenntnissen am Ende doch selbst bekennen müssten: es gäbe entweder zwei Götter – einen guten und einen bösen –, oder der eine Gott sei ein Zwitter und somit ein Pfuscher Seiner Werke. Aber siehe, dem ist nicht also, sondern gerade, wie ich es dir nun gezeigt habe.

Wohl aber wäre Gott dann unvollkommen, so Er den geschaffenen Geistern nur einen gerichteten und keinen vollkommen freiesten Willen hätte einhauchen können. Davon lieferst aber du selbst den allermächtigsten Gegenbeweis! Denn wie ungeheuer frei und vollkommen Gott alle Geister und damit auch dich erschaffen hat, ist eben daraus am hellsten zu ersehen, dass du, obschon kreuz und quer dem Außen nach gerichtet, dich doch dem Schöpfer schnurgerade entgegenstemmen kannst, solange du nur willst. Du kannst aber auch ebensogut wie wir alle vollkommen frei nach dem Willen des Herrn handeln!“ [BM.01_198,01(47293)]

3.2.
Sagte Philopold:Aber, o Herr und Meister, wie mochtest Du Dich von einem Erzteufel versuchen lassen, und wie konnte er sich je Dir nur im geringsten nahen? Denn zwischen Dich und einen Teufel ist ja durch Deine Weisheit und Macht eine solche Kluft gestellt, über die kein böser Geist ewig je sollte gelangen können? Wer war denn dieser überkecke böse Geist? O Herr und Meister, weil Du mir nun schon so viel gesagt hast, so sage mir noch etwas mehr und etwas Näheres darüber!“

Sagte Ich:Es gibt zwar keine urgeschaffenen Erzteufel in der Art, wie ihr euch dieselben vorstellet, – aber dennoch ist alles der Materiewelt in seinem Urelement ebensoviel wie ein urgeschaffener Erzteufel, und es ist darum eines, ob man da sagt, man werde von der Welt oder von den materiellen Gelüsten des Fleisches versucht, oder man werde von dem und jenem Erzteufel versucht; und wer sich von der Welt und seinem Fleische zu sehr gefangennehmen lässt, dessen Seele ist dann auch ein persönlicher Teufel und lebt im steten Vereine mit den argen, noch ungegorenen Materiegeistern nach dem Tode des Leibes fort, und ihr Streben ist fortan gleich wie ihre Liebe ein böses, und sie sucht denn auch fortan ihre arge Liebe zu befriedigen.

Diese Art Teufel können freilich wohl über die unermessliche Kluft zwischen Mir und sich nicht kommen; aber da Ich nun Selbst in diese Welt, die in sich voll Gericht und somit auch voller Teufel ist, gekommen bin, so habe Ich auf eine Zeitlang aus der tiefsten Tiefe Meiner Erbarmungen durch die Annahme des Fleisches eine Brücke über die vorbenannte Kluft erbaut, ohne welche Brücke kein Mensch dieser Erde je zur wahren und vollen Seligkeit gelangen könnte, und es versteht sich von selbst, dass sich auf dieser Brücke Mir ein Teufel gleich wie ein Mensch, wenn er auch noch so böse ist, nahen und in seiner gänzlichen Blindheit Mich auch versuchen und auch auf das grimmigste verfolgen kann, wennschon ohne Wirkung gegen Meine Macht, sondern nur zur steten Vermehrung seines eigenen Verderbens. Das wirst du wohl einsehen?“ (GEJ.09_134,06ff)


(„In den Jesusworten durch Jakob Lorber gibt es einige Stellen, in welchen scheinbar ein urgeschaffener, persönlicher gefallener Satan abgelehnt wird. Wenn man aber genauer hinschaut, wird in diesen Stellen nur der primitive Teufelsbegriff, wie er damals unter den Juden herrschte und wie er auch im Mittelalter vorkam und in den Märchen noch vorkommt (der Teufel in unserer Größe mit Hörnern und Pferdefuß) abgelehnt. Der individuelle große Luzifer, dessen zu Materie erstarrte Groß-Seele jetzt der Große Materielle Schöpfungsmensch ist, wird dagegen von Jesus an sehr vielen Stellen gezeigt.“) (Wilfried Schlätz)

Siehe hierzu auch linke Randspalte "Texte der Neuoffenbarung zu...", Thema "Wer ist der Teufel?"



4. Also ist es auch bei Hiob der Fall

Siehe, was der endlose Raum als eine Materie in sich fasst, das ist gerichtet und dadurch gefestet durch die Macht des Willens Gottes! Wenn es nicht also wäre, da befände sich keine Sonne, kein Mond, keine Erde und gar keine Kreatur im ganzen endlosesten Raume; nur Gott allein bestünde in der Anschauung Seiner großen Gedanken und Ideen.

Gott aber hat schon von Ewigkeit her Seine Gedanken wie gleichsam aus Sich hinausgestellt und sie verkörpert durch Seinen allmächtigen Willen. Diese verkörperten Gedanken und Ideen Gottes aber sind dennoch keine so ganz eigentlichen Körper, sondern sie sind gerichtetes Geistiges und Gefäße zur Ausreifung für ein selbständiges Sein. Es sind das sonach Geschöpfe, bestimmt, wie aus sich und aus eigener Kraft neben Mir, dem ihnen sichtbaren Schöpfer, für ewig fortzubestehen.

Alle Kreatur als ein gerichtetes Geistiges ist gegen das schon Rein- und Freigeistige noch unrein, unreif, daher noch nicht gut, und kann dem reingeistig Guten gegenüber als an und für sich noch schlecht und böse angesehen werden.

Verstehe sonach unter ,Satan‘ im allgemeinen die ganze materielle Schöpfung und unter ,Teufel‘ das getrennte Spezielle derselben.

Wenn ein Mensch auf dieser Welt nach dem erkannten Willen Gottes lebt, so erhebt er sich dadurch aus der geschöpflichen Gefangenheit und geht in die ungeschöpfliche Freiheit Gottes über.

Ein Mensch aber, der an einen Gott nicht glauben und darum auch nicht handeln will nach dessen den Menschen geoffenbarten Willen, versenkt sich dann stets mehr und mehr und tiefer und tiefer in das geschaffene Materielle und wird geistig unrein, schlecht und gerichtet böse und somit ein Teufel; denn alles pur Geschaffene und Gerichtete ist, wie schon gezeigt, dem ungeschaffenen Rein- und Freigeistigen gegenüber unrein, schlecht und böse, nicht aber etwa darum, als hätte Gott aus Sich je etwas Unreines, Schlechtes und Böses erschaffen können, sondern nur in und für sich darum, weil es erstens des Daseins wegen notwendig ein Geschaffenes sein muss, begabt mit Intelligenz und Tatkraft und im Menschen auch mit freiem Willen, und zweitens, weil es in sich das geschaffen Gegebene, um zur möglichen Selbständigkeit zu gelangen, selbsttätig zu verwenden und wie in sein Eigentümliches zu verkehren hat.

Vor Gott aber gibt es nichts Unreines, nichts Schlechtes und nichts Böses; denn Dem Reinen ist alles rein, und alles ist gut, was Gott geschaffen hat, und Gott gegenüber gibt es denn auch keinen Satan, keinen Teufel und somit auch keine Hölle. Nur das Geschaffene in und für sich ist alles das so lange, als es ein Geschaffenes und Gerichtetes zu verbleiben hat und endlich im Besitze des freien Willens, ob gut oder böse, verbleiben will.

Wenn es denn in der Schrift heißt, dass Satan in der Gestalt einer Schlange das erste Menschenpaar verführt habe, so will das soviel sagen als: Das erste Menschenpaar, das Gott und Seinen Willen wohl kannte, hatte sich von der Anmut der materiellen Welt bestechen lassen, und ihres gerichteten Fleisches Begehren und Stimme sagte: ,Wir wollen sehen, was daraus wird, so wir einmal dem wohlerkannten Willen Gottes zuwiderhandeln! Denn Gott Selbst hat uns das Handeln freigestellt; wir können dadurch an unserer Erkenntnis ja nichts verlieren, sondern nur gewinnen. Denn Gott weiß es sicher, was uns durch ein freies Handeln werden kann, wir aber wissen es nicht; darum handeln wir einmal nur nach unserem Sinn, und wir werden dann durch die Erfahrung auch das wissen, was nun Gott allein weiß!‘

Und siehe, also aßen die beiden von dem verbotenen Baume der Erkenntnis auf dem Wege der selbst machen wollenden Erfahrung und versanken dadurch um einen Grad tiefer in ihr gerichtetes Materielles, das dem freien Geistleben gegenüber auch ,der Tod‘ genannt werden kann.

Sie erkannten darauf wohl, dass in ihrem Fleische das Mussgericht und der Tod daheim ist, der bei der steigenden Weltliebe auch die freie Seele in sein Gericht und in seine Unfreiheit begraben kann, und so verloren sie denn auch das reine Paradies, das in der vollen Einung der Seele mit ihrem Geiste bestand, und mochten aus sich heraus dasselbe wohl nicht völlig wiederfinden; denn ihre Seele war vom Stachel der Materie verletzt worden und hatte dann viel zu tun, um sich noch so frei als möglich über dem Gerichte des geschaffenen Muss zu erhalten, wie das nun bei allen Menschen der Fall ist, – und Ich bin darum in diese Welt gekommen, um den Menschen wieder den wahren Lebensweg zu zeigen und das verlorene Paradies durch Meine Lehre wiederzugeben.

Also ist es auch bei Hiob der Fall. Hiob war ein irdisch äußerst glücklicher Mann und hatte viele Güter. Er war aber auch ein weiser und Gott sehr ergebener Mensch, der strenge nach dem Gesetze lebte. Sein außerordentlicher Wohlstand machte aber dennoch sein Fleisch mehr und mehr begierlich und machte große Anforderungen an den Geist in ihm.

Der gerichtete Geist des Fleisches sagte gewisserart zur Seele: ,Ich will denn doch sehen, ob ich dich durch alle meine irdischen Freuden und Leiden von deinem Gott nicht abziehen, dich in deiner Geduld nicht ermüden und nicht in mein Mussgericht setzen kann!‘

Da kostete es Hiob einen mächtigen Kampf; denn einerseits standen ihm alle irdischen Freuden zu Gebote, die er zwar genoss, aber dieselben übten über seine Seele dennoch keine Herrschaft aus, und sie blieb mit dem Geiste im Verbande.

Da aber der arge Geist der Materie mit der Seele auf diese Art nichts ausrichtete, so ward die Seele Hiobs durch allerlei körperliche Unannehmlichkeiten versucht, die bildlich im Buche dargestellt sind. Aber Hiob bestand sie alle mit Geduld, obschon er hie und da murrte und über seine Not klagte, aber am Ende dennoch allzeit offen bekannte, dass ihm Gott zuvor alles gegeben, nun weggenommen und ihm wiedergeben könne, und das noch mehr, als Er ihm genommen hatte wegen der Vollstärkung der Seele im Geiste.

Wenn aber also, wer war dann der Satan, der den frommen Hiob so sehr versuchte? Es war der gerichtete Geist seines Fleisches, das heißt dessen verschiedenartige Begierlichkeiten!“ (GEJ.08_034,06ff)


5. Anreizungen zum Guten und Bösen

5.1.
Siehe, alle Geschöpfe bestehen unter Meinen Mussgesetzen, und auch der Mensch seinem Leibe nach, – nur des Menschen Seele und Geist nicht, das heißt, was da betrifft den Willen und das freie Erkennen! Die Form und die Lebenseinrichtung der Seele in allen ihren Teilen ist natürlich auch ein Musswerk, von Mir ausgehend, doch aber nur also, dass sie eben durch den freien Willen im Menschen entweder sehr veredelt und befestigt oder auch sehr verunedelt und geschwächt werden kann.

Es würde aber dem Menschen der freie Wille wenig oder nichts nützen ohne die Fähigkeit eines freien Erkennens und den aus dem Erkennen abgeleiteten Verstand, der dem Willen erst zeigt, was gut und wahr und was falsch und böse ist.

Erst so der Mensch sich Erkenntnisse gesammelt und seinen Verstand geschärft und geweckt hat, kommt die Offenbarung des göttlichen Willens hinzu, die dem Menschen die rechten Wege zum ewigen Leben und zu Gott zeigt. Der Mensch kann dann eine solche Offenbarung annehmen oder nicht, da er einen vollkommen freien Willen auch Gott gegenüber haben muss, ohne den er kein Mensch, sondern ein Tier wäre, das keinen eigenen freien Willen, sondern nur einen Trieb hat, dem es nicht widerstehen kann.“ (GEJ.07_121,04)

5.2.
Gott gab dem Menschen den freien Willen, auf dass der Mensch frei aus sich und für sich tätig sein kann; Gott gab dem Menschen aber auch die Vernunft und den Verstand, damit er die Ratschläge und Gesetze Gottes begreifen und verstehen kann, und hat ihm auch die Kraft verliehen, danach zu handeln. Wenn aber ein Mensch sich dabei dennoch aus seinem freien Willen von der Welt beherrschen lässt und den Rat Gottes nicht achten will, ist er da nicht selbst schuld, so er als ein durch eigenes Verschulden in aller Ordnung Gottes Unkundiger von einem Elend in das andere fallen muss?!“ (GEJ.06_221,07)

5.3.
„Darum hat Gott der Seele den Verstand, die Vernunft, das Gewissen und den freien Willen und das Gesetz gegeben, damit sie wohl beurteilen kann, was da gut und böse ist, und sie kann mit ihrem Willen das eine oder das andere erwählen. Was sie aber erwählen wird, danach wird sie auch aus sich selbst gerichtet werden, entweder zum Tode oder zum Leben. (GEJ.06_196,09)

5.4.
Markus: Die Erde ist nicht ein Ort der Reinigung, sondern nur ein Ort der Prüfung des freien Willens, und da ist denn auch alles frei. Guter Sinn und Unsinn, Satan und Engel können nebeneinander einhergehen.

Damit aber der Wille des Geistes in seiner Freiheit sich üben kann, so müssen auf einem Weltkörper auch allerlei Reizungen vorhanden sein, welche unablässig dahin wirken, den Menschen von der Wahrheit abzuziehen und ihn ins Falsche zu leiten, wodurch dann ein jeder Mensch, wie ganze Gesellschaften, einen beständigen Kampf zu bestehen haben, durch welchen die Lebenskraft geübt und die Freiheit des Willens irgendeine bestimmte Richtung annehmen muss.“ (GS.01_084,06f)

5.5.
Ein jeder Mensch aber hat den vollkommen freien Willen, demnach er frei tun kann, was er will, und sein Gehorchen ist darum notwendigerweise ein bedingtes. Gott Selbst kann und darf ihn mittels Seiner Allmacht nie und niemals zwingen, sondern den Menschen nur in solche Lagen führen, durch die er zu einer reineren Erkenntnis wie aus sich selbst, auf dem Wege der Erfahrung geschöpft, gelangen und so auch dann seinen Willen durch seinen eigenen Verstand leiten kann.

Würde Gott aber mit Seiner Allmacht aus Seiner Weisheit heraus den Willen des Menschen leiten, so wäre der Mensch um nichts besser denn ein Tier; ja, er stünde sogar noch unter demselben, weil sogar dem Tiere schon eine kleine Willensfreiheit insoweit verliehen ist, als es, wie euch die Erfahrung lehrt, auch ein Verständnis und ein Gedächtnis hat, den Hunger, Durst und Schmerz fühlt und darum auch, wenn auch noch so stumpf, etwas denken, urteilen kann und durch seine Stimme, Miene und Gebärden auch das kundgeben kann, was es für sein Bedürfnis will.

Ein Mensch aber, der in seinem Wollen pur von der Allmacht Gottes abhinge, wäre beinahe so wie ein Baum, der also wachsen und bestehen muss, wie ihn der Wille Gottes gestellt hat.

Aus dem aber kannst du schon entnehmen, dass es mit der rechten Bildung eines Menschen etwas ganz anderes ist als mit der plötzlichen Stillung eines Meeressturmes. Wären die Menschen auch also zu behandeln, wahrlich, da wäre es nun eine rechte Torheit von Mir, mit euch weise und wahrheitsvoll belehrend zu reden, sondern Ich könnte ja gleich die lichtvollsten Gedanken in eure Seele legen und dann euren Willen mit Meiner Macht zwingen, nicht anders zu wollen und zu handeln als nur so, wie Ich Selbst es will. Wäre aber jemandem dadurch etwas geholfen, so Ich ihn zu einer puren Maschine Meines allmächtigen Willens machte?“ (GEJ.07_214,08ff)  

5.6.
Ich aber will es, und muss es also wollen, dass ein jeder Mensch auf dem von Mir vorgezeichneten Wege fortschreitet und sich mit eigener Mühe und Aufopferung das erwirbt, dessen er für hier und für jenseits bedarf, ansonst er nie vollauf selbsttätig und eben darum auch nie selbständig werden könnte. Volle Selbständigkeit aber ist zur möglich höchsten Seligkeit eines der allernötigsten Stücke.“ (GEJ.03_177,14f)

5.7.
Raphael:Gott braucht Sich beim Menschen nicht durch allerlei Proben und Prüfungen zu überzeugen, ob er eines großen und wichtigen Amtes wohl auch schon fähig ist; denn Er weiß es allzeit am klarsten, wie weit es eine Seele in der inneren Lebensvollendung gebracht hat. Aber die Seele prüfe sich selbst, inwieweit sie in aller Selbstverleugnung, was die Lustreizdinge dieser Welt betrifft, vorgedrungen ist, und inwieweit sie vollends eins mit dem erwählten und tatsächlich befolgten Willen Gottes geworden ist, ob in ihr noch etwas Stümperhaftes oder wohl schon recht Meisterhaftes sich regt, – und Gott der Herr wird nicht säumen, in ihr Seines Willens Macht offenkundig werden zu lassen.

Sieh an mehrere der Jünger des Herrn! So sie aus dem in ihnen schon sehr mächtig gewordenen Willen des Herrn etwas wirken wollten, da würde einer oder der andere auch etwas zu bewirken imstande sein, was dir sicher nicht minder wunderbar vorkäme als das, was ich vor euch gewirkt habe; aber ihre rechte Liebe zum Herrn und ihre wahre Demut vor Ihm sagt ihnen: ,Oh, wie gar nichts sind wir als schwache Jünger noch vor Dir!‘ Und daher warten sie noch, bis ihnen der Herr sagen wird: ,Nun gehet hinaus in alle Welt, und lehret allen Menschen Meinen Willen, und wirket in Meinem Namen!‘ Dann werden sie auch, wo es not tun wird, dieselben Zeichen wirken, die nun der Herr Selbst wirkt und auch ich zeitweilig durch des Herrn Willen in mir.

Die Macht des göttlichen Willens aber wird dem Menschen nicht etwa wie einem Kinde die Milch eingegossen, sondern er muß sie selbst durch seine eigene Willenskraft, die bei jedem Menschen völlig frei ist, wie mit Gewalt an sich ziehen.

Dass die Sache sich aber also und nicht anders verhält, ist ja leicht aus dem ersichtlich, dass der Herr, dem doch alle Dinge möglich sind, Seine Jünger Selbst gleichfort lehrt und zieht und ihnen zeigt, was sie zu tun haben, um sich Seines Willens als dann ihnen für ewig zu eigen angehörig zu machen.

Was aber die eigens vom Herrn erwählten Jünger zu tun haben, um in sich zur vollen Gottähnlichkeit zu gelangen, das hat denn auch ein jeder andere Mensch zu tun, so er zu der Macht des göttlichen Willens in seiner Seele gelangen will.“ (GEJ.10_017,11ff)

5.8.
Es muß aber jeder Mensch gewisse Schwächen in sich tragen, die da die gewöhnlichen Fesseln des Geistes sind, durch die er wie in einer festen Hülse eingeschlossen ist.

Die Fesseln können aber erst dann zersprengt werden, wenn die mit dem Fleische vermengte Seele sich durch die gerechte Selbstverleugnung also gestärkt hat, dass sie fest genug ist, den freien Geist zu fassen und zu halten.

Aus dem Grunde kann der Mensch eben auch nur durch allerlei Versuchungen seine Schwächen gewahren und erfahren, wie und worin sein Geist geknebelt ist.

Wenn er dann gerade in diesen Punkten sich in seiner Seele selbst verleugnet, so löset er dadurch dem Geiste die Fesseln ab und fesselt damit die Seele.

Ist dann mit der gerechten Zeit die Seele mit allen den ehemaligen Geistesbanden gefestet, so geht dann freilich ganz natürlich der ganz entfesselte Geist in die ganze starke Seele über, und diese gelangt dadurch in alle himmlische Machtvollkommenheit des Geistes und wird dadurch für ewig vollkommen Eins mit ihm.

In dem Ablösen einer Fessel um die andere aber besteht das Zunehmen der Seele in der geistigen Kraft, welche da ist die Weisheit und die Gnade.

Die Weisheit ist das helle Schauen der ewigen Ordnung Gottes in sich, und die Gnade ist das ewige Liebelicht, durch das alle die endlosen und zahllosen Dinge, ihre Verhältnisse und Wege erleuchtet werden!“ (JJ.01_299,08ff)

5.9.
Höre, du Meine allerliebste Jarah, Ich sehe wohl in dein Herz und lese es darin, wie sehr du Mich liebst, und kenne auch deine Treue; aber du bist nun noch mehr ein Kind als ein erwachsenes Mädchen. Bis jetzt warst du gleichfort unter dem Schutze Meiner Engel, und die bösen Geister der Welt konnten sich dir nicht nahen; wenn aber deine Jahre reifer werden, dann wirst du aus deiner eigenen Kraft der argen Welt und ihren Gelüsten widerstehen müssen, um dadurch nach Meiner für alle Wesen gestellten unwandelbaren Ordnung aus dir selbst den festen Boden zu gewinnen, auf dem du dich Mir erst wahrhaft im Geiste und in aller Wahrheit wirst nahen können. Und sieh, da hat die Welt eine starke Macht über den Menschen, weil die Welt von der Hölle aus zum größten Teile beherrscht wird, und es kostet da der Seele manch harten Kampf, um nicht von ihrem eigenen Fleisch und Blut und dadurch dann auch von der Welt verschlungen zu werden!

Deine Gestalt ist eine sehr schöne. Bald werden die Weltjungen ihre Augen auf dich werfen und dir Herz und Hand bieten, und es wird dir schwer werden, ihnen zu begegnen. Wenn aber solche Zeit kommen wird, dann gedenke in deinem Herzen Meiner und alles dessen, was du auf dieser Höhe alles gehört und gesehen hast, und der Sieg über die Welt wird dir ein leichter werden.“ (GEJ.02_137,13f)

5.10.
Alles, was Welt und Materie heißt, ist ein Verkehrtes, der wahren, geistigen Ordnung aus Gott stets und notwendig Widerstrebendes, weil es ursprünglich als eine Gegenreizung zum Erwecken des freien Willens in der belebten und als Selbstwesen aus Gott hinausgestellten und wohlgeformten Idee in sie gelegt werden musste, und ist darum als das wahre Unkraut auf dem allein wahren und geistreinen Lebensacker anzusehen.

Ist das Unkraut ursprünglich auch eine Notwendigkeit zur Konstatierung eines völlig freien, geistigen Lebens, so muss es aber endlich von dem frei geschaffenen Menschwesen doch als solches erkannt und freiwillig hinausgeschafft werden, weil es mit demselben unmöglich fortbestehen kann. Es ist wohl ein notwendiges Mittel zum Zwecke, kann aber nie mit dem Zwecke selbst eins werden.

Das Netz ist auch ein notwendiges Mittel zum Fange der Fische; aber wer wird es darum ins Wasser tauchen, um es statt der Fische um seiner selbst willen wieder herauszuziehen, es dann am Feuer zu rösten und als eine Speise zu genießen?! Das Netz ist also nur zum Fange der Fische notwendig; und hat man damit die Fische aus dem Wasser gehoben und sie in die Speisekammer gebracht, so legt man das Netz weg und benutzt den damit gemachten Gewinn.

Es muss sonach ja der Reiz zum Übertreten des Gebotes dasein; denn er ist ein Wecker des Erkenntnisvermögens und ein Wecker des freien Willens. Er erfüllt die Seele mit Lust und Freude auf so lange, als sie den Reiz gar wohl erkennt, ihm aber nicht huldigt, sondern ihn stets mit demselben freien Willen bekämpft, der eben durch den Reiz in ihr erweckt und belebt wurde, und die freie Seele gebraucht ihn dann als ein Mittel, nicht aber als einen in ihm erreichten Zweck.

Der Schlauch ist ja doch nie der Wein selbst, sondern nur ein Gefäß für die Erhaltung des Weines. Wer wird aber so dumm sein und möchte des reizenden Geruches wegen gleich in den Schlauch sich verbeißen und ihn beschädigen, da er doch wissen kann, dass er den Schlauch nur an der rechten Stelle zu öffnen hat, um den puren Wein aus dem Schlauche zu bekommen?!

Das Unkraut oder der Reiz zum Übertreten des Gesetzes ist daher ein Untergeordnetes und darf nie und nimmer zu einer Hauptsache werden; wer immer das höchst Untergeordnete zur Hauptsache macht, der gleicht einem Narren, der sich mit den Töpfen, in denen gute Speisen gekocht werden, sättigen will, die Speisen aber wegwirft!

Worin aber besteht das Unkraut, durch dessen Verwesung das Leben gedüngt werden soll? Welche Namen hat denn hernach der in die belebte Form gelegte gegengesetzliche Reiz? Er heißt Eigenliebe, Selbstsucht, Hochmut und am Ende Herrschsucht. Durch die Eigenliebe geht die belebte Form zwar in sich, aber mit einer Habgier, alles in sich zwar aufzunehmen, aber es dann in sich für immer also zu verschließen und zu verwahren, dass es da nie außer sich jemandem zugute kommen solle, und das aus Furcht, ja selbst nie in irgendeinen Mangel zu geraten! Durch solches In-sich-selbst-Verschließen alles dessen, was es von der alles ernährenden und erhaltenden Gottesordnung stets in sich aufnimmt, muss in dem Wesen eine stets wachsende Verdichtung entstehen und eine gewisse zeitweilige Gediegenheit und Präpotenz*) und dadurch ein besonderes Wohlgefallen an sich selbst, – und das ist im vollwahren Sinne des Wortes und der Bedeutung nach die Selbstsucht, die ihr Selbst als etwas fühlbar Vollgewichtiges über jedes andere Selbst mit aller Kraft und Gewalt zu erheben bemüht ist durch alle ihr zu Diensten stehenden Mittel, und wären sie schon gleich auch von der allerschlechtesten Art.
*) übermächtig, österr. für überheblich, aufdringlich

Hat die Selbstsucht das, was sie wollte, erreicht, dann erhebt sie sich über alles ihr Ähnliche und blickt gewisserart wonnetrunken auf alles mit einer Verachtung herab; und diese Verachtung gleicht dem Ekel eines überfüllten Magens gegen vor ihm stehende Speisen und ist dann das, was man den Hochmut nennt. Darin ist schon sehr viel Materie und ein ganzes Feld voll des schlechtesten Unkrautes.

Der Hochmut aber ist in sich selbst von der größten Unzufriedenheit, weil er noch immer die Wahrnehmung macht, dass ihm noch immer nicht alles zu Diensten steht, wie er es haben möchte. Er prüft nun alle seine Mittel und sonstigen Kräfte und findet, dass er sich alles dienstfertig machen könnte, so er politischermaßen einen Flotten und Freigebigen spielen würde. Gedacht, geprüft und getan! Da es der Hungernden stets mehr gibt als der Gesättigten, so hat der flott gewordene Hochmut ein ganz leichtes Spiel. Bald sammeln sich alle die hungernden Kleinkräfte um ihn und lassen über sich ganz strenge gebieten, weil nun auch sie von dem Reichtume des Hochmutes etwas zu schnappen bekommen. Sie gehorchen nun schon sklavisch dem Hochmute, vermehren dadurch seine Kraft, und der Hochmut trachtet nun schon gleich, sehr vieles oder lieber alles sich dienst- und zinsbar zu machen. Und dies unersättliche Trachten ist dann das, was man im wahrsten Sinne die allerverderblichste Herrschsucht nennt, in der keine Liebe mehr waltet.

In solcher Herrschsucht aber spricht sich dann schon die allerdickste Materie aus; mit ihr ist ein ganz zu Granit verhärteter Planet mit allen möglichen bösen Elementen allerbestens versehen. Dass aber die Herrschsucht und mit ihr die wirkliche Herrscherei der allerdichtesten Materie gleich ist, beweisen die überaus festen Burgen und Festungen, hinter denen sich die Herrscher verschanzen. Mehrere Klafter dick müssen die Mauern sein und bestellt mit starken Kämpfern, auf dass da ja niemand imstande sein soll, je zu durchbrechen die allergröbste Materie und zu schmälern den Herrscher in seiner allerhochmutsvollsten Ruhe. Wehe dem Schwachen, wenn er es wagete, nur einen Stein zu rütteln an des Herrschers Feste; der wird alsbald zermalmt und vernichtet werden!“ [GEJ.04_104,02ff)

5.11.
…“Sehet, alles, was da ist, besteht und irgendein Dasein hat, kann nicht anders bestehen, sein und irgendein Dasein haben, als durch einen gewissen beständigen Kampf.

Ein jedes Dasein, das göttliche nicht ausgenommen, hat in sich lauter Gegensätze, als verneinende und bejahende, die sich einander stets also entgegenstehen wie Kälte und Wärme, Finsternis und Licht, hart und sanft, bitter und süß, schwer und leicht, eng und weit, breit und schmal, hoch und nieder, Hass und Liebe, böse und gut, falsch und wahr, und Lüge und Wahrheit.

Keine Kraft kann irgend etwas wirken, wenn sich ihr nicht eine Gegenkraft entgegenstellt…“
(GEJ.02_228,04)


5.12.
…„Wir hätten nun aus diesem hoffentlich so ziemlich handgreiflichen Beispiele wohl sicher recht deutlich wahrgenommen, warum ein Sein ohne ein Gegensein so gut wie gar kein Sein wäre, wie denn auch die Kraft unseres Riesen im freien Luftraume so gut wie gar keine in Hinsicht auf eine entsprechende Wirkung wäre; es muss darum jedes Sein irgendein Gegensein haben, damit es selbst wirkend sei.

Dieses Verhältnis muss darum in allem, was da ist, im rechten Maße vorhanden sein, ansonst es so gut wie gar nicht da wäre.

Und so muss denn auch das vollkommenste Dasein Gottes in sich selbst in jeder Hinsicht auch die ausgebildetsten Gegensätze fassen, ohne die es eben auch so gut wie gar kein Wesen wäre. Diese Gegensätze sind in einem ununterbrochenen Kampfe begriffen, aber stets also, dass der stetige Sieg der einen Kraft auch stets zur Stütze der gewisserart besiegten Kraft dient, wie wir solches gesehen haben beim steten Siege des festen Bodens über die bewegende Schwerkraft unseres Riesen.

Wollte nun Gott einmal aus Sich heraus Ihm ähnliche freie Wesen erschaffen, so musste Er sie ja auch mit eben den streitenden Gegensätzen versehen, die Er in Sich Selbst von aller Ewigkeit her in den natürlich besten und reinst abgewogensten Verhältnissen besaß und besitzen musste, ansonst Er sicher nie wirkend dagewesen wäre.

Nun, die Wesen wurden also völlig nach Seinem Ebenmaße gestaltet, und es ward ihnen am Ende darum auch die Fähigkeit notwendig eigen, sich selbst zu konsolidieren aus dem Kampfe der in ihnen aus Gott niedergelegten kämpfenden Gegensätze.

Jedem Wesen ward Ruhe und Bewegung, Trägheit und Tätigkeitssinn, Finsternis und Licht, Liebe und Zorn, Heftigkeit und Sanftmut und tausenderleiartiges als vollends zu eigen gegeben; nur war zwischen dem Maße darin ein Unterschied.

In Gott waren all die Gegensätze schon von Ewigkeit her in der höchst besten Ordnung. Bei den geschaffenen Wesen aber mussten sie erst durch den freien Kampf in die rechte Ordnung wie von sich selbst heraus also durch die bekannte Selbsttätigkeit gelangen.

Nun, da entstanden dann verschiedene Siege. In dem einen Teile ward die harte Ruhe zum überwiegenden Sieger, und die Bewegung ward dadurch zu sehr untergeordnet, daher sie sich denn auch stets gleichfort die größte und feurigste Mühe gibt, den Stein zu erweichen und ihn ihr ähnlicher und entsprechender zu machen; anderseits siegte wieder die Bewegung in allen ihren Teilen zu sehr und wird darum von der in ihr schwächern Ruhe stets bekämpft, um mit ihr in ein entsprechendes Verhältnis zu treten.

Bei vielen Wesen aber haben die Gegensätze ein rechtes Maß nach der Ordnung Gottes erreicht, und ihr Sein ist dadurch ein vollkommenes, weil sie sich durch ihre gleichartigen und gegenseitigen Intelligenzfähigkeiten fortwährend allerbestens unterstützen.

Nun seht, wo sonach irgendeine Kraft in einem sich frei konsolidierenden Wesen durch ihr überwiegend hartnäckiges Bestreben alle andern Gegenkräfte zum untätigen Schweigen in ihrer Sphäre bringen will und auch zum größten Teile bringt, da tötet sich gewisserart so eine Kraft selbst, dadurch, dass sie sich alle Gelegenheiten aus dem Wege räumt, bei denen sie ihre Kraft hätte äußern können. Eine Kraft aber ohne eine entsprechende Gegenkraft ist, wie schon gesagt, so gut wie gar keine Kraft, und wie wir solches eben schon aus dem früher angeführten Beispiele unseres Riesen sicher klar haben sehen können.

Solch eine sich selbst in allem gefangengenommene Kraft muss dann ja aber auch immer das Bestreben haben, noch mehr Kräfte in sich gefangenzunehmen, um sich selbst in ihrem schmerzlichen Gefangensein lediger zu machen. Und seht nun, das ist eben das, was man ,Satan‘ und ,Teufel‘ nennt!“ (GEJ.02_229,01ff)

5.13.
„…Vorderhand habt ihr alles getan, was da Rechtens ist vor Gott und vor allen rechtlich fühlenden und denkenden Menschen; aber seid auf eurer Hut, dass euch der Satan nicht durch allerlei Fallstricke berücke und ihr dadurch nachderhand in allerlei Zank und Hader verfallet, wo dann ein solcher leicht möglich künftiger Zustand ärger würde um vieles, als da war dieser gegenwärtige, aus dem Ich euch nun freigemacht habe!

Denn der böse Geist ruhet nie, weder bei Tag noch bei der Nacht; er läuft herum wie ein hungriger Löwe und fällt in seinem großen Hunger alles an, was ihm nur im geringsten irgendwo unterkommt.

Wäre er sichtbar, da würden manche Mutige mit ihm einen Kampf wagen, – aber auch noch mehrere, als so bei seiner Unsichtbarkeit, im Kampfe unterliegen; denn er kann seine Gestalt bis zur Schönheit eines Lichtengels erheben und sich auch wieder mit der grauenhaftesten Hülle eines feuerspeienden Drachen umgeben. Wer aber würde es wagen, ihn unter solcher Gestaltung anzugreifen?! Denn entweder würde er durch seine Schönheit oder durch seine alles erstarrenmachende Grässlichkeit Sieger von je tausendmal Tausenden werden;


so er sich aber niemandem zeigen kann und darf, und jeder Mensch seine bösen Einflüsterungen mit leichter Mühe erkennt, da diese die Seele allzeit hartherzig, unkeusch, ehebrecherisch, selbstsüchtig, herrschgierig, meineidig, geizig, unbarmherzig, gegen alles Wahre und Göttliche gleichgültig, gegen Arme und Leidende gefühllos und für allen Wohlgenuss auf der Welt gierig stimmen, so kann er solchen argen Bestrebungen des Satans auch allzeit eine offene Stirne bieten, indem der Satan nur in die Sinne der Seele, nie aber in ihren Willen einwirken kann.

Ich habe euch denn nun auch die Merkmale angezeigt, aus denen, so sie eure Seelen beschleichen, ihr leicht erkennen möget, welch ein Geist sich in eurer Nähe befindet, und was er mit euch vorhat.

Wenn ihr so was an euch merket, da gedenket dieser Meiner Lehre und Worte; richtet eure Seelen auf und tut gerade das Gegenteil davon, als wonach es euch zu gelüsten anfängt, so werdet ihr Meister des bösen Geistes! Und so ihr ihn in allen den angezeigten Stücken werdet besiegt haben, dann wird er euch fürderhin in aller Ruhe lassen, und ihr werdet mit ihm keinen Kampf mehr zu bestehen haben. Aber so ihr nur in einem oder dem andern Stücke euch fangen lasset oder zum wenigsten in irgend etwas leichten Sinnes nachgebet, so werdet ihr seiner bis an euer irdisch Lebensende nicht leichtlich wieder völlig los.

Daher habt ja wohl acht auf alle die Stücke, auf die Ich euch nun aufmerksam gemacht habe! Denn wo der Arge es in irgendeiner Seele nur einmal dahin gebracht hat – was eben keine so große Mühe für ihn ist –, dass sie in einem oder dem andern Stücke ihren Willen hinzugab, woraus dann natürlich eine Sünde erzeugt wurde, dann kostet es schon einen schweren Kampf, um diesen Schaden an der Seele wieder völlig gutzumachen.

Aber wer da ist eines ernsten Willens und selbst soviel tut, als er kann, und seine Schwäche Mir überträgt im Geiste, dem wird dann der volle Sieg über den Satan auch ein leichter sein; aber, wohl gemerkt, nur unter lebendig gläubiger Anrufung Meines Namens.

Nun wisset ihr alles, was zu wissen euch not tut; ihr kennet den rechten allein wahren, lebendigen Gott und kennet nun Seinen Willen.

Ich sage euch: Der Vater im Himmel hat euch mit allem wohl versorgt, dessen ihr bedürfet; nun kommt es auf euch an, wie gewissenhaft ihr das zu eurem wahren und ewigen Lebenswohle benützen wollt.

Von eurem eigenen Tun und Lassen wird alle Wirkung ausgehen, und eure Worte und Handlungen werden eure Richter sein!“ (GEJ.01_217,02ff)

5.14.
Und doch sage Ich: Es wäre demungeachtet leichter möglich, den Stummen japanische Worte aussprechen zu machen, als den Satan den Namen Meiner Liebe. Die bösen Geister können nur weltlich agieren und zahllose Menschen zu allen erdenklichen Leidenschaften, als da sind Herrschsucht, Hochmut, Stolz, Hoffahrt, Habsucht, Neid, Hass, Hurerei, Wollust, Tanz, Prasserei, Völlerei usw. gar sicher verblenden und verführen. Und in dieser Hinsicht ist ihnen Mein ihnen unaussprechlicher Name ganz überflüssig. Und wenn schon Weltmenschen von Mir nichts hören wollen und ihnen Mein Name ein Gräuel ist und sie anwidert, um wie viel mehr muss er dem Satan gräuelhaft und unendlich anwidernd sein!

Wer aber da bekennet und liebet ohne Furcht Meinen Namen, welcher ist Jesus, der „Sohn“ des lebendigen Gottes oder das „Wort“ oder die „Liebe“ des Vaters – der liebet ja auch den Vater und kann unmöglich sein wider den Heiligen Geist aus beiden, sondern für denselben und von demselben erfüllt durch und durch. Wie und was soll denn da der Satan im Zorne und aller Falschheit zu schaffen haben, wo der Geist der Ewigen Liebe alles neu aus Gott dem Vater und so durch den Sohn schaffet?!

O sehet solches ein und seid allezeit ohne Furcht! Denn Mein Reich muss allezeit unter mancher Prüfung an sich gerissen werden. Und es muss die rechte Liebe allezeit die Feuerprobe bestehen, wie das reine Gold; denn ohne solche Probe ist sie Meiner nicht wert.“ (HiG.01_40.12.14,06)

5.15.
Ich aber sage dir, dass Ich allein das wohl sicher am allerbesten und klarsten einsehe, wie eine Seele zum Behufe ihres kurzen, diesirdischen Probelebens in ein rechtes Gleichgewicht zwischen die Welt der Materie und jene der reinen Geister zu stellen ist, damit eben dadurch die volle Freiheit ihrer Liebe und ihres Willens bedungen wird.

Dass für eine jede Seele die Materie ein gewisses Übergewicht haben muss, das ist darum also verordnet, auf dass die Seele dadurch genötigt wird, tätig gegen das kleine Übergewicht der Materie zu werden, um so von der Freiheit ihres Willens den rechten Gebrauch machen zu können; um aber das tun zu können, ist ihr die Lehre zu allen Zeiten klar aus den Himmeln gegeben, welche die Seele in eine vollkommene Freischwebe zwischen Geist und Materie stellt.

Wenn die Seele sich dann nur einige Mühe geben will, sich tatsächlich ins Geistige zu erheben, da bekommt das Geistige aber auch alsogleich ein mächtiges Übergewicht, und die Seele erhebt sich mit großer Leichtigkeit über das Gewicht der Trägheit der Materie ihres Fleisches und dringt in das Leben des Geistes in ihr.

Hat sie das mit wenig Mühe getan, so kann ihr dann die Schwere der Materie ihres Fleisches kein Hindernis zum Fortschreiten zur möglich höchsten Lebensvollendung in den Weg legen; und gelangt sie auf dem leichten Wege ihres Fortschreitens auch noch dann und wann auf kleine Steine des Anstoßes, so kostet es sie nur eine höchst geringe Mühe, sie aus dem Wege zu räumen.“ (GEJ.09_181,08ff)

5.16.
Es denke aber von euch ja niemand, als hätte Ich dereinst auch schon die Hölle erschaffen! Das sei ferne von Mir und von euch allen! Auch denket euch nicht, als sei sie ein Ort zur ewigen Bestrafung der Übeltäter dieser Erde! Sie hat sich von selbst gebildet aus jenen gar vielen Menschenseelen, die auf dieser Erde im Fleische jeder göttlichen Offenbarung Hohn sprachen, Gott leugneten, nur taten, was ihrer äußeren Sinnlichkeit behagte, aber sich am Ende göttliche Verehrung erweisen und alles Volk durch ihre Höflinge darin unterweisen ließen, dass sie selbst Götter seien und alles Volk sie anbeten müsse, wie solches Nebukadnezar zu Babylon tat. Wieder erfanden sie Götzen und zwangen die Völker, dieselben anzubeten und ihnen große Opfer zu bringen; aber wer sich weigerte, wurde auf das grausamste gemartert.

Aus dem aber könnet ihr wohl ersehen, welche Gewalt die Hölle über die ganze Erde ausübte, und wie sehr es nun an der Zeit war, dass Ich Selbst in die Materie herabkommen musste, um dieses alte, aber notwendige Gericht mit aller Meiner Fülle zu durchbrechen und dadurch der sich selbst geschaffenen Hölle einen Damm zu setzen, den sie nimmerdar also durchbrechen wird, wie es bis jetzt der Fall war.

Ich, der Allerheiligste, musste Mich mit der Unheiligkeit der menschlichen oder geschöpflichen Schwachheit bekleiden, um Mich der Hölle wegen ihrer Besiegung als ein starker Held nahen zu können. Ich habe Mich ihr nun genaht, bin in ihrer Mitte, und alle Teufel und Satane fliehen vor Mir wie lockere Spreu vor dem Sturmwinde.

Und also habe Ich euch nun in einem Beispiel gezeigt, was die Hölle ist, was sie tat, zum Teile noch tut, und was die Erlösung ist. – Habt ihr solches wohl einigermaßen verstanden?“

Sagte nun Agrikola ganz erstaunt:Herr, solch eine Beschreibung der Hölle ist noch nie zu meinen Ohren gekommen! Wir Römer haben sie nach unserer Phantasie unter den Erdboden, besonders an jene Stellen versetzt, wo es, wie bei uns, solche Berge gibt, die immerwährend rauchen und von Zeit zu Zeit große und alles verheerende Feuermassen ausspeien. Ah, so aber sieht die Sache ja ganz anders aus! Da ist ja nun die ganze Erde mit dem losesten Menschengeschlechte eine vollkommene Hölle; denn in dieser Welt geht es nun gerade also zu, wie Du uns das Walten und Treiben der Hölle beschrieben hast!“

Sagte Ich: Ja, Mein Freund, die Welt und die Hölle sind geradeso eins, wie da eins sind Leib und Seele. Die große Höllenseele bedient sich der äußeren Welt geradealso, wie sich da bedient die Seele ihres Leibes. Ist die Seele ein Engel durch ihre Liebe zu Gott und zum Nächsten, so wird auch der Leib nur Gutes tun, weil die Seele, die den Leib belebt, nichts Böses tun will und kann; ist aber die Seele schon völlig ein Teufel, so ist dasselbe auch ihr Leib.

Darum aber kam Ich nun in diesen Weltleib, um alle die legionenmal Legionen Teufel aus ihm zu vertreiben. Ich gab dir gestern mit der Maid im Kleinen ein Beispiel dafür, was Ich nun im Großen tue. Ich werde nun das Haus von den alten Teufeln rein ausfegen; aber so die Menschen sich nicht daran halten werden, so werden sie bald mit einer neuen Hölle und ihren Teufeln fertig sein, und diese werden dann bald in das gereinigte Haus einkehren und einen Zustand in der Welt bereiten, der noch ärger sein wird, als da war der erste vor Mir.

Denn wie früher, so muss auch jetzt und fürder eine jede Seele im Fleische ihre Willens- und Erkenntnisfreiheitsprobe durchmachen, und die kann ohne zugelassene Anreizungen zum Guten und zum Bösen nie und nimmer stattfinden. Aber nun haben die Menschen durch Mich die Hilfe in ihrer Hand und können die in ihnen anwachsen wollende Hölle allzeit auf das glänzendste besiegen, was eben die Folge Meiner Erlösung ist. Die aber das nicht tun werden, die werden noch mehr Knechte der neuen Hölle sein, als es da waren die Alten bis zu dieser Zeit.“

Sagte Agrikola:
Ja, Herr, da wäre es ja besser, solche neuen Höllenseelen nach dem Leibesleben sogleich ganz zu vernichten?!“

Sagte Ich:Ja, Mein Freund, das geht nicht an; denn alle Seelen, gute und böse, sind aus Mir; und wie von Mir ewig nichts vernichtet werden kann, also auch die böseste Seele nicht, sondern eine jede Seele wird fortleben nach ihrer Liebe. – Verstehst du, Mein Freund, dieses wohl so ein wenig?“ (GEJ.06_240,01ff)

5.17.
Die Liebe will das Leben erhalten, während der Hass es zerstören will. Wo ihr hinblicket, dort werdet ihr diese Elemente im Kampfe mit den Gegenpolen finden. Licht hat den Kampf mit der Finsternis, Leben mit dem Tode und Liebe mit dem Hass als Gegenpol zu führen. So sehr die ersteren alles erhalten und anziehen wollen, ebenso wollen die anderen alles abstoßen und zerstören. – Ihr seht also in dem Vereine der ersten drei Meine Gottheit, als ewiger Erhalter alles Geschaffenen, und in den letzten drei den Gegenpol, den Satan mit seiner Kälte und seiner Zerstörungswut. So zieht sich der Kampf vom Engel angefangen bis zum letzten, härtesten und gebundensten Geist in der Materie hindurch; stets kämpfend erringt die Liebe durch das Licht das Leben und zerstört die Finsternis mit dem Tode und dem Hass.

Hier habt ihr also in diesen drei Worten mit ihren Gegensätzen das einzige Erhaltungsprinzip für alles Geschaffene."-  (Lg.01_001,08 ff)


6. Hindernisse als Grund alles Seins

So höre denn du, und höret ihr alle: Hindernisse sind der Grund alles Seins und Fortbestehens! So ein Ding da ist, so ist es nur da durch seine ihm eigentümliche Beschränktheit, welche da ist für dasselbe ein offenbares Hindernis.

Siehe an die Sonne! Wäre sie nicht beschränkt durch Meinen Willen also, und wäre ihr dieser nicht zum bleibenden, ewigen Hindernisse, wahrlich, es stünde nicht eine Sonne am Himmel und also auch keine Erde im großen All!

Siehe an einen Stein, wie beschränkt er ist von allen Seiten, und wie viele Hindernisse er in sich fasst; ja, je beschränkter und je hindernisreicher er ist, desto beständiger, solider, gediegener und edler ist er auch!

Also wächst auch alles Gras, alle Kräuter und Bäume nach dem Gesetze der Beschränktheit und zufolge der vielfachen, inneren Hindernisse, welche da sind ein beständiges Kämpfen aller seiner Teile gegenseitig.

Also sind die Hindernisse und die Beschränktheiten das eigentliche Wesen der Dinge selbst, ohne welche sie alsogleich zu sein aufhören würden, und die ganze unendliche Schöpfung ist demnach aus lauter Hindernissen und Beschränktheiten zusammengesetzt.

Nur Ich allein bin – und muß es sein! – vollkommen frei und unbeschränkt, damit durch Mich alles sein gerechtes Hindernis und die volle Beschränktheit erhält zu seinem Dasein.

Wie es sich aber verhält mit den Dingen, also muss es sich auch verhalten mit allem dem, was da ist des Geistes.

Fände der lebendige Geist nichts, daran er sich stoßen möchte, so hätte er auch kein Bewusstsein und somit auch kein Leben.

Da Ich aber zulasse, dass da sind für den Geist selbst eine Menge Gegensätze überall und allzeit, gute und schlechte, – die schlechten für die guten und die guten für die schlechten, – so stoßen sich die Geister gegenseitig einander und erwecken sich gegenseitig zum Leben.

D
ie Guten werden dadurch stets lebendiger, und die Schlechten werden endlich durch die Guten auch geweckt und nehmen dann eine andere Richtung und gehen über ins wahre Leben und werden dann stets freier von einem Hindernisse, darum sie übergehen in das andere des wahren Lebens.

Siehe, du Meine erwählte Pura, also beginnt Meine Ordnung und hat nimmerdar ein Ende; daher kümmere dich nicht mehr der Tiefe, sondern glaube es Mir, dass Ich das alles schon von Ewigkeiten her vorgesehen habe, und dass alles, was da ist und geschieht, nach Meinem ewigen Rate geschieht!

Die Tiefe wird umgeändert werden, je nachdem die Höhe sich umändern wird; am Ende aber wird es dennoch geschehen, dass da sein wird ein Hirt und eine Herde!

In der Liebe aber ist alle diese Ordnung; daher sei ruhig, denn Ich weiß es am besten, was da ist, und warum es also geschieht!

Der Reine aber wird das alles in der Reinheit erschauen! Amen.“ (HGt.02_121,14ff)



„Ich sage dir, gar seltsam sind des Herrn Wege; ihre Zahl heißt Unendlichkeit. Und jeder Weg, den der Herr mit einem Menschen einschlägt, ist ein neues, selbst für den tiefsinnigsten Cherub unerforschliches Wunder und heilig unter jeder noch so sonderbaren Erscheinung!“ (BM.01_073,04)



Siehe auch linke Randspalte unter „Kommentare / Dokumentationen“ das Thema „Die Ursachen der so verschiedenen menschlichen Lebenswege“