Anmerkungen zu:


G. Hasenhüttl: Christen gegen Christen(1)

WS-A3030

 

Wilfried Schlätz



0. Anmerkungen zu dem Buch von Gotthold Hasenhüttl (GH): "Christen gegen Christen – Der Streit um das gemeinsame Abendmahl"; ISBN 978-3-87173-903-3; S.127 bis 157. –
[127,o] Bedeutet: S.127 oben; [127,m] bedeutet: S.127 Mitte; [127,u] bedeutet: S.127 unten.
Zitate in Anführungszeichen und kursiv. Eingefügte Kommentare in Normalschrift und in eckigen Klammern. Unterstreichungen sind eine Hervorhebung im Urtext durch den Verfasser: GH. Fettdruck ist meine kommentierende Hervorhebung



1.1. GH:

1.1.1.

"[127,o] Unter Sukzession (successio apostolica) ist die ununterbrochene Nachfolge der Apostel [von Petrus] bis zu den heutigen Bischöfen zu verstehen. Sie geschieht durch Handauflegung und Gebet"

1.1.2.

"{129,o] Erst am Ende des 2.Jh. erfindet ihn [den Sukzessionsgedanken] Irenäus von Lyon († 202). Er sucht ein Verfahren, das ihm erlaubt, gnostische Bischöfe aus der Kirche auszuschließen….Es ist die Sukzession, die ihn zum Vater des katholischen Dogmatismus machte."

1.1.3.

"[S.129,m]  Woran erkennt man den echten Bischof? Zeigt mir eure Bischofslisten, die bis zu den Aposteln reichen, und ihr seid wahre Bischöfe….so werde ich nur die apostolische Tradition und Glaubenspredigt der größten und ältesten und allbekannten Kirche, die von den beiden ruhmreichen Aposteln Petrus und Paulus zu Rom gegründet und gebaut ist, darlegen, wie sie durch die Nachfolge ihrer Bischöfe bis auf unsere Tage gekommen ist"

1.1.4.

"{129,u] wir haben aber eine Liste, nämlich die des Bischofs von Rom.[130,o] Diese Nachfolgerliste ist perfekt. Wer also mit dem Papst Gemeinschaft hält, der steht in der Sukzession, alle anderen nicht."


1.2. Anmerkungen:

1.2.1. Wenn Petrus nie in Rom war, wenn Petrus nicht in Rom, sondern in Neu-Babylon = Bagdad den Märtyrertod gestorben ist, dann ist kein Papst ein Nachfolger Petri!

1.2.2. Selbst wenn Petrus in Rom den Märtyrertod erlitten hätte, selbst wenn Petrus als 1.Papst einen Nachfolger durch Handauflegung zum 2.Papst geweiht hätte, selbst dann wären dieser 2.Papst sowie alle späteren Päpste und Bischöfe nur dann wahre Nachfolger Petri gewesen, wenn sie mindestens den gleich starken Glauben und die gleich starke Liebe zu Jesus wie der echte Petrus gehabt hätten!

1.2.3. Jesus im Neuen Testament (NT):

[Mt 16,18] "Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will Ich bauen meine Gemeinde, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen."

1.2.4. Mit diesen Worten meinte Jesus nicht den äußeren Menschen Petrus, der höchstwahrscheinlich nie in Rom war, sondern die innere größte Glaubensstärke und -festigkeit des Petrus. Menschen mit einer solchen größten Glaubensstärke und –festigkeit wurden auch nie von der Hölle, d.h. von ihrer Selbstsucht, von ihrem Hochmut und ihrer Herrschsucht überwunden.


1.2.5. GH:

"[125,m] …zumal biblisch Jesus keine [äußere] Kirche [mit einer Hierarchie] gestiftet hat."

[102,m] Nun ist den Menschen der Wunsch eigen, andere dominieren zu wollen."

1.2.6. Die kirchliche Hierarchie ist nur durch die Selbstsucht, den Hochmut und die Herrschsucht der Menschen entstanden. Es gab in Rom ein heidnisches Priestertum mit einem obersten Priester, der sich Pontifex Maximus = der oberste Brückenbauer nannte. Als das Christentum unter Kaiser Konstantin im 4.Jh. zur Staatsreligion wurde, wurde aus dem heidnischen Priestertum das neue christliche Priestertum, und aus dem heidnischen Pontifex Maximus wurde der Papst, der sich bis heute noch Pontifex Maximus nennt.



2.1. GH:


"[130,u] In der [z B. protestantischen] Kirche, der der Papst die Sukzession abspricht, gibt es keine wahre und gültige Feier des Herrenmahls [Abendmahls]. Rom bestimmt, wo und was gültig oder ungültig ist. Kirchenrechtlich mag das einen Sinn ergeben, jedoch von der Glaubenslehre her gesehen ist es unhaltbar. Die ganze Diskussion um diese fiktive Sukzession ist weitgehend falsch und irreführend, [131,o] denn eine historisch-lineare Nachfolge kann Gegenwart Christi nicht begründen oder gar garantieren. Der Tisch des Herrn in der Gemeinde kann nicht abhängig sein von einer Nachfolgeregelung. Sie ist wie eine Abwandlung der Erbmonarchie, die ihr Recht von der Blaublütigkeit herleitet. Bei dem Sukzessionsgedanken muss gleichsam der Vorgänger dem Nachfolger durch Handauflegung sein Erbgut übermitteln und ihn befähigen, sein Amt auszuüben. Solange diese Sukzession als Tabu gehütet wird, wird eine Kirchengemeinschaft verunmöglicht und der Tisch des Herrn gespalten. In der jesuanischen Botschaft finden wir nicht die Spur einer solchen Zwei-Klassen-Gesellschaft, die durch dieses Amtsverständnis bewirkt wird. Im NT gibt es keinen Priester."

2.2. Anmerkungen:

2.2.1. Eine historisch-lineare Nachfolge kann Gegenwart Christi nicht begründen oder gar garantieren, denn die tatsächliche Gegenwart des einzigen und alleinigen Gotteszentrums: Jesus hängt allein vom Herzenszustand der Beteiligten ab. Denn Jesus ist der wahre Überall und Nirgends: Überall ist Er, wo man Ihn liebt und Seine Gebote hält. Aber nirgends ist Er, wo man Ihn nur anbetet und verehrt!

2.2.2. Daher gibt es auf der Erde auch nur eine einzige wahre Kirche, und diese besteht in der Liebe zu Jesus, und diese Liebe ist der Heilige Geist in uns. Und so ist unsere Seele, deren Herz die Wohnstätte Jesu ist, die alleinige wahre Kirche auf der Erde. In ihr allein ist ewiges Leben, und sie ist die allein selig machende.



3.1. GH:

3.1.1.

"[133,o,m] Das Priestertum ist »von Gottes Gnaden«, daher hat das Volk kein Mitbestimmungsrecht. Der Priester steht dem Gottesvolk gegenüber auf der Seite Christi und hat das Sagen. Abgesehen davon, dass diese Behauptungen durch keine Bibelstelle belegt werden können – gerade das Gegenteil ist der Fall –, versteigt sich der frühere Papst, Joseph Ratzinger, zu der Behauptung, dass diese Trennung des Priesters und a fortiori [und noch stärker] des Bischofs vom gläubigen Volk und damit seine Suprematie [sein Übergeordnetsein, sein Vorrang] »Ausdruck der Exteriorität [der Außenseite, der Oberfläche] der Gnade« sei. Die Gnade wird nun zum Herrschaftsprinzip. Eine solche Sicht des »Priesteramtes« hat mit der christlichen Botschaft nichts zu tun. Es ist tiefstes Heidentum."

3.1.2.

"[134,o] Ein Priester ist kein »Mittler« zwischen Gott und Mensch."

"[134,m] Heute wird in der Katholischen Kirche danach gefragt, was kann ein Priester, was andere Gläubige nicht können? In diesem Zusammenhang wird eine besondere »Sukzession« ins Spiel gebracht. Das besondere »Können«, die besondere Macht besteht in der »Verwandlung« bei der Eucharistiefeier [katholische Abendmahlsfeier] und der Sündenvergebung."

"[135,u] Priestersein heißt nicht, den Gläubigen gegenüberstehen, Gottes Gegenwart in der  Eucharistie »herzuzaubern«"

"[143,o] Nur ein »reiner« Mann soll als Priester der Eucharistiefeier vorstehen, weil nur einem solchen die Würde zukommt, Brot und Wein in Leib und Blut Christi zu verwandeln. Wer nicht anerkennt, dass zur »Verwandlung« ein Priester notwendig ist, der auch in der »apostolischen Nachfolge steht«, ist vom Abendmahl ausgeschlossen, weil es das »unantastbar« Heiligste ist."

3.1.3.

"[151,u] Wer also mit Christus Gemeinschaft haben will, ein Liebender sein möchte und die eucharistischen Symbole [Brot und Wein] vom gewöhnlichen Brot und Wein unterscheidet, der ist zum Herrenmahl eingeladen. Alle sind eingeladen."

"[152,o,m] Wie ist nun diese »Unterscheidung« zu verstehen? Man kann es sich so vorstellen: Wenn ein Freund seiner Freundin in einem Blumengeschäft rote Rosen kauft, so sind diese zunächst nichts anderes als Rosen. Sie sind ein ganz normales Naturprodukt. Wenn er dann aber zu seiner Freundin geht und ihr diesen Rosenstrauß schenkt, erhält dieser eine neue Qualität. Er ist nun wirklich, real in seiner »Substanz« verändert, verwandelt. Wie immer die Freundin darauf reagieren mag, ob sie die Rosen freudig annimmt oder entrüstet zurückweist, es sind keine gewöhnlichen Rosen mehr, sondern in diesem Symbol wird ganz real die Liebe des Freundes angenommen oder zurückgestoßen. So sind auch Brot und Wein reale Symbole für die Gegenwart Christi, für die Liebe, die zwischen den Menschen Wirklichkeit werden soll. Von der personalen Beziehung [eines jeden Teilnehmers am Abendmahl zu Jesus sowie der Teilnehmer untereinander] kann nicht abgesehen werden."

3.2. Anmerkungen:

3.2.1. Paulus:

"[1.Tim 2,5+6] Denn es ist ein Gott und Ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, nämlich der Mensch Jesus Christus, der Sich Selbst gegeben hat für alle zur Erlösung."

3.2.2. Da Jesus sowohl der einzige wahre Gott als auch ein wahrer Mensch ist, so ist Er als der einzige Gottmensch auch der einzige Mittler zwischen Gott und Mensch. Weder ein Papst noch ein Bischof noch ein Priester sind solche Gottmenschen und sind daher auch keine Mittler zwischen Gott und den Menschen, denn sie alle sind nur wahre Menschen und nicht wie Jesus auch wahre Götter!

3.2.3. Der geweihte Priester kann nicht Brot und Wein in Leib und Blut Christi verwandeln und dadurch die Gegenwart Christi herbeizaubern. Denn die Gegenwart Jesu hängt allein davon ab, in wie weit die Anwesenden beim Abendmahl Jesus wirklich und tatsächlich lieben. Siehe oben die Ziffer: (2.2.1.)

3.2.4. Die Materie von Brot und Wein bleibt ein und dieselbe Materie wie vor der Eucharistiefeier. Auch die jenseitige Energie 1.Grades, die sowohl in der Materie des Brotes als auch in der Materie des Weines enthalten ist und die mit "Substanz" bezeichnet wurde und wird, wird durch das Messopfer der Eucharistiefeier nicht verändert und nicht verwandelt.

3.2.5. Sowohl Brot und Fleisch einerseits als auch Wein und Blut anderseits  sind jeweils ein und dasselbe. Wer da in den Worten Jesu das Brot der Himmel isst, und wer dann durch das Tun nach Jesu Worten, also durch die Werke der wahren, alleruneigennützigsten Liebe zu Jesus und zum Nächsten, den Wein des Lebens trinkt, der isst auch das Fleisch Jesu und trinkt auch das Blut Jesu. Das Brot beim Abendmahl symbolisiert als Wortbrot die Lehren Jesu, und der Wein beim Abendmahl symbolisiert als Liebetatwein die Werke der wahren, alleruneigennützigsten Liebe zu Jesus und zum Nächsten.

3.2.6. Jesus im NT:

"[Joh. 6,53+54] Wahrlich, wahrlich, Ich sage euch: Werdet ihr nicht essen das Fleisch des Menschensohnes [= das Wortbrot Jesu = die Lehren Jesu kennen lernen, glauben und annehmen] und trinken Sein Blut [durch die die Werke der wahren, alleruneigennützigsten Liebe zu Jesus und zum Nächsten den Liebetatwein Jesu trinken] so habt ihr kein Leben in euch. Wer mein Fleisch isset [= das Wortbrot Jesu = die Lehren Jesu kennen lernt, glaubt und annimmt] und trinket mein Blut [durch die Werke der wahren, alleruneigennützigsten Liebe zu Jesus und zum Nächsten den Liebetatwein Jesu trinkt], der hat das ewige Leben."



4.1. GH:


"[137,m] Die Bewertung der Körpers als minderwertig und das Misstrauen gegen die Lust hat freilich eine lange abendländische Tradition, die vom Platonismus herrührt. Körper und Geist werden als Widerspruch verstanden. Ein »Geistlicher« kann seinen Leib nur als hinderlich empfinden, da nach Platon die Seele durch den Körper in einem Gefängnis eingeschlossen ist. Diese Körperfeindlichkeit wird heute in der Katholischen Kirche vor allem in der mafiosen Vereinigung »Opus Dei« praktiziert."

4.2. Anmerkungen:

4.2.1. Der Apostel Paulus kannte noch die Trichotomie (Drei-Körperlichkeit) von Geist, Seele und Leib im Menschen. Später wurde dann durch ein Konzil in Konstantinopel im 7.Jh. der Geist als geschaffener Wesensbestandteil des Menschen per Konzilsbeschluss abgeschafft, so dass der heutige Katholische Katechismus nur noch die Dichotomie (Zweikörperlichkeit) von Seele und Leib im Menschen kennt. Heute setzt sich aber mehr und mehr die materialistische Sicht der Einkörperlichkeit durch: der Mensch besitzt nur den materiellen Fleischleib, wobei Seele und Geist nur noch Teile bzw. Funktionen des Materiegehirns sein sollen, weshalb dann auch der Mensch mit Eintritt des Gehirntodes völlig tot sein soll, obwohl das Herz noch arbeitet. – Der Gegensatz zwischen Fleisch und Geist ist biblisch und ist nicht ein übernommener Platonismus:

4.2.2. NT:

"[1.Th5,23] Und euer GEIST ganz samt SEELE und LEIB müsse bewahret werden unsträflich" – "[Gal 5,19 – 22] Offenbar sind aber die Werke des FLEISCHES, als da sind Ehebruch, Hurerei, Unreinigkeit, Unzucht, Abgötterei, Zauberei, Feindschaft, Hader, Neid, Zorn, Zank, Zwietracht, Rotten, Hass, Mord, Saufen, Fressen und dergleichen,  von welchen ich euch habe zuvor gesagt, und sage noch zuvor, dass die solches tun, werden das Reich Gottes nicht erben. Die Frucht aber des GEISTES ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube, Sanftmut, Keuschheit." – "[Gal 6,7+8] Irret euch nicht, Gott lässt Sich nicht spotten. Denn was der Mensch säet, das wird er ernten. Wer auf sein FLEISCH säet, der wird von dem FLEISCH das Verderben ernten. Wer aber auf den GEIST säet, der wird von dem GEIST das ewige Leben ernten."

 

(Mit Genehmigung des Verfassers, 3/16)