Kommentar zu 11.GEJ 10,6 – 8

 

Seele, Geist und Gottesfunke

WS-A3085.05

 

Wilfried Schlätz

 


0. Voraussetzung:

Der Aufsatz: "Die Struktur des Menschen" (A3085.040) *)

Alle Hinweise und Rückbezüge auf die Ziffern: (1.X) und (2.Y) beziehen sich auf diesen Aufsatz!

*) Schnellsuche: linke Randspalte unten unter Themenregister Suchbegriff Struktur suchen und anklicken.


3.*) durch Leopold Engel (LE):

*) Die aktuelle Ziffer beginnt mit 3., weil sich alle Rückbezüge auf die Ziffern 1. und 2. der Dokumentation "Die Struktur des Menschen" (WS-A3085.040) beziehen.


[GEJ.11_010,06] Dem Seelenmenschen wird nun jedoch ein Leiter beigegeben; denn die pure Seele allein würde als vollendete Form, die nicht weiter ausgebildet werden kann, nichts Höheres mehr über sich erblicken, wenn nun nicht ein geistiges Fühlen, das Empfinden einer Macht in sie einfließen könnte, die sie demütigt und nun anhielte, ihren Schöpfer zu suchen. Und das ist der göttliche Funke, der als Geist in sie hineingelegt wird, der gleichzeitig mit ihr sich entwickeln soll, sie immer mehr durch eine rechte Erziehung durchdringen und durch Selbstbelehrung in alle Erkenntnis einführen soll.

[GEJ.11_010,07] Diese gerechte Ehe, die bei der Geburt des Menschen schon beginnt, ist aber gewaltig gestört worden, indem jetzt nur die Entwicklung der Seele durch die zwangsweise Körperentwicklung wohl geschieht, der innere Geist aber meist nur als Embryo in ihr verbleibt. Zweck des Lebens aber ist es, beide gleichzeitig fortschreiten zu lassen, so dass eines immer im gerechten Abhängen von dem andern steht.

[GEJ.11_010,08] Dieser Geistesfunke ist von Gott und enthält in sich alle Wahrheit und gerechte Erkenntnis von Haus aus. Durch ihn steht der Mensch in engster Verbindung mit dem Urgeiste Gottes selbst und kann durch ihn eindringen in alle Geheimnisse und Weisheit Gottes Selbst. Freilich haben davon die wenigsten Menschen nur eine Ahnung. Und diese Ahnung, die manchmal nur noch schwach hervorblitzt, aufleuchten zu lassen zur vollen Gewissheit und zum Wissen, ist der Zweck Meines Lehramtes, – und der Weg hierzu wird gegeben durch Meine Lehre.“

 

4. Der individuelle, geschaffene Geist des Menschen;

der ungeschaffene Gottesfunke.


4.1. These:

4.1.1. Das 11.GEJ 10,6 – 8  bezeichnet  in verwirrender Weise den geschaffenen individuellen Geist des Menschen als den ,,göttlichen Funken", als den "inneren Geist" oder als den  "Geistfunken".

4.1.2. Das 11.GEJ 10,6 – 8 setzt also den geschaffenen individuellen Geist des Menschen identisch gleich mit dem ungeschaffenen Gottesfunken.

4.2. Stellungnahme:

4.2.1. Jesus durch Jakob Lorber (JL):

[HiG.03_40.06.17,06] Hier merket wohl auf, – gleich ungefähr drei Tage vor der Geburt aber wird aus der allerfeinsten und zugleich solidesten Substanz der Seele in der Gegend des Herzens ein anderes unendlich feines Bläschen gebildet, und in dieses Bläschen wird ein einst böse gewordener Geist, der da ist dem Wesen nach ein Funke der göttlichen Liebe, hineingelegt; gleichviel ob der Körper männlich oder weiblich ist, so ist doch der Geist ohne geschlechtlichen Unterschied und nimmt erst mit der Zeit etwas Geschlechtliches an, welches sich durch die Begierlichkeit kundgibt.

[HiG.03_40.06.17,07] Nun ist aber dieser Geist noch tot, wie er schon in der Materie [gebannt] seit langen und langen Zeiten war.

4.2.2. Hier in Ziffer: (4.2.1.) bezeichnet Jesus den geschaffenen, einst mit Luzifer böse gewordenen, höher-substanziellen+2 Menschen-Geist+2 [MG+2] gemäß der Ziffer: (1.2.) des A3085.040 (Die Struktur des Menschen) als einen Funken der göttlichen Liebe! Diese Gleichsetzung ist ebenfalls zunächst verwirrend, weil hier anscheinend Jesus etwas böse gewordenes individuell Geschaffenes identisch gleich setzt mit etwas gutem Ungeschaffenen!

4.2.3. Man kann aber das Jesuswort in Ziffer: (4.2.1.) auch ganz anders interpretieren, indem man sagt: Hier in der Ziffer: (4.2.1.) offenbart uns Jesus, dass der urgeschaffene, zunächst noch nicht böse gewordene, individuelle, höher-substanzielle+2 Menschen-Geist+2 [MG+2] seinem ursprünglichen und urgeschaffenen Wesen nach tatsächlich ein geschaffener Funke der göttlichen Liebe war und trotz seines Falles auch heute noch ist, dass es also auch geschaffene Funken der göttlichen Liebe gibt! Wir dürfen also den Begriff: "Funke" nicht sofort und grundsätzlich auf etwas Ungeschaffenes beziehen!

4.2.4. Genau das Gleiche gilt nun auch für den LE-Text in 11.GEJ 10,6 – 8 in der Ziffer: (3.). Nur wenn man dort den Begriff: "göttlicher Funke" sofort und grundsätzlich auf etwas Ungeschaffenes bezieht, entsteht sofort der Widerspruch, dass etwas individuell und zumeist böses Geschaffenes scheinbar gleichgesetzt wird mit etwas gutem Ungeschaffenem.

4.2.5. Wenn man dagegen ebenso wie im Jesuswort der Ziffer: (4.2.1.) auch in dem LE-Text in Ziffer: (3.) den Begriff: "göttlicher Funke" als einen geschaffenen und sogar ganz reinen und nie gefallenen, göttlichen Funken wie in der folgenden Ziffer: (4.2.6.) interpretiert, dann gibt es keinen Widerspruch und keine Verwirrung mehr:

4.2.6. Der LE-Text der Ziffer: (3.) in der Interpretation gemäß der Ziffer: (4.2.5.):

4.2.6.–1. [GEJ.11_010,06] Dem Seelenmenschen {= die substanzielle2+1 Seele2+1 = [MG+2] + [NS+1] = der höher-substanzielle Menschen-Geist+2 [MG+2]   +  die nieder-substanzielle Natur-Seele+1 [NS+1] gemäß den Ziffern: (1.2.) und (1.1.) des A3085.040} wird nun jedoch ein Leiter {= der nieder-essenzielle+3 Reiner-Geist+3 [RG+3] gemäß der Ziffer: (1.3.) des A3085.040} beigegeben,

4.2.6.–2. denn die pure Seele {= die substanzielle2+1 Seele2+1 = [MG+2] + [NS+1]} allein würde als vollendete Form, die nicht weiter ausgebildet werden kann, nichts Höheres mehr über sich erblicken, wenn nun nicht ein geistiges Fühlen, das Empfinden einer Macht in sie einfließen könnte, die sie demütigt und nun anhielte, ihren Schöpfer zu suchen.

4.2.6.–3. Und das ist der [geschaffene] göttliche Funke, der als {der geschaffene, nieder-essenzielle+3 Reine-Geist+3 [RG+3]} in sie {= in die substanzielle2+1 Seele2+1 = [MG+2] + [NS+1]} hineingelegt wird, der gleichzeitig mit ihr sich entwickeln soll, sie immer mehr durch eine rechte Erziehung durchdringen und durch Selbstbelehrung in alle Erkenntnis einführen soll.

[GEJ.11_010,07] Diese gerechte Ehe, die bei der Geburt des Menschen schon beginnt, ist aber gewaltig gestört worden, indem jetzt nur die Entwicklung der {substanziellen2+1 Seele2+1 = [MG+2] + [NS+1]} durch die zwangsweise Körperentwicklung wohl geschieht, der innere {geschaffene,  nieder-essenzielle+3 Reine-Geist+3 [RG+3]} aber meist nur als Embryo in ihr {= in der substanziellen2+1 Seele2+1 = [MG+2] + [NS+1]} verbleibt. Zweck des Lebens aber ist es, beide gleichzeitig fortschreiten zu lassen, so dass eines immer im gerechten Abhängen von dem andern steht.

4.2.6.–4. [GEJ.11_010,08] Dieser Geistesfunke { = der geschaffene, nieder-essenzielle+3 Reine-Geist+3 [RG+3]} ist von Gott und enthält in sich alle Wahrheit und gerechte Erkenntnis von Haus aus. Durch ihn steht der Mensch in engster Verbindung mit dem [ungeschaffenen] Urgeiste Gottes Selbst [d.h. mit dem ewigen ungeschaffenen Urmenschen Jehova] und kann durch ihn eindringen in alle Geheimnisse und Weisheit Gottes Selbst. Freilich haben davon die wenigsten Menschen nur eine Ahnung. Und diese Ahnung, die manchmal nur noch schwach hervorblitzt, aufleuchten zu lassen zur vollen Gewissheit und zum Wissen, ist der Zweck Meines Lehramtes, – und der Weg hierzu wird gegeben durch Meine Lehre.“

4.2.7. Warum aber offenbart uns Jesus weder durch JL noch durch LE die Wesensstruktur des Menschen in völliger mathematischer, eindeutiger Klarheit, sondern zwingt den Leser zum eigenen Nachdenken und zur eigenen Interpretation? Weil Jesus in Seinen Offenbarungswerken uns nicht zu denkträgen und denkfaulen Konsumenten Seines Wortes machen, sondern mit all Seinen offenbarten Worten uns zu einem selbständigen, eigenen und freien Denken erziehen will:

4.2.8. Jesus durch JL:

[GEJ.05_115,08] Siehe, läge es Mir daran, aus euch am Ende ganz denkträge Menschen zu zeihen, so wäre es Mir ein leichtes, vor euren Augen eine Hülsenglobe in die Luft hin zu zeichnen, und ihr würdet das ganze System einer in Rede stehenden Hülsenglobe ganz so leicht verstehen wie das, daß 2 Stater und noch einmal 2 Stater ganz gewiß 4 Stater ausmachen! Aber Ich will euch denktätig erhalten und habe euch darum in Meiner an euch ergangenen Erklärung etwas gezeigt, das euch weckt und den Schlaf benimmt.

 

(Mit Genehmigung des Verfassers, 6/014)