Die Neuoffenbarung zu Kirche und Papsttum. Teil 2

 

14. Jesus durch JL:

Siebte Szene: Ein Papst. – 11. August 1847

[JS.01_007,01] Bei diesem Exempel wollen wir sogleich beim Jenseits beginnen und einen Mann betrachten, der in der Welt eine sehr große Rolle gespielt hat und am Ende der Meinung war, die Welt sei bloß seinetwegen da und er könne mit ihr machen, was er wolle, da er sich die förmliche Stellvertreterschaft Gottes anmaßte, mehr noch als so mancher andere seines Gelichters. Aber er mußte dessenungeachtet dennoch „ins Gras beißen“, und es schützte ihn davor weder seine angemaßte Großmacht noch die Welt und ebenso wenig die Gottesstellvertreterschaft.

[JS.01_007,02] Dort, seht hin, stark gegen Mitternacht wandelt langsamen Schrittes eine überaus hagere Mannesgestalt von sehr dunkler Farbe, blickt forschend um sich und späht bald dahin und bald wieder dorthin!

[JS.01_007,03] In seiner Gesellschaft seht ihr ein Männlein, gleich einem kohlschwarzen Affen, das sich um unsern Mann sehr geschäftig herumtummelt und tut, als hätte es mit diesem Manne gar überaus wichtige Sachen abzumachen. – Treten wir aber nur näher, damit ihr vernehmen könnt, was dieser Mann, der seinen Gesellschafter sowenig wie uns sieht, mit sich für sonderbare Gespräche führt.

[JS.01_007,04] Da sind wir schon in rechter Nähe; nun horcht, er spricht: „Alles Lüge, alles Trug, und der Betrogenste ist der Glücklichste; aber unglücklich der Betrüger, so er wissentlich ein Betrüger ist! Ist er aber unwissentlich ein Betrüger und lügt und betrügt, ohne zu wissen, daß er lügt und betrügt, da ist ihm zu gratulieren; denn da zieht ein Esel den andern, und beide sind mit dem schlechtesten Futter zufrieden. – Aber ich, was bin denn ich? – Ich war ein Oberhaupt, alle mußten glauben und tun, was ich anordnete; ich aber tat, was ich wollte, da ich die Schlüssel der Macht in meinen Händen hatte als einer, der sie nimmt ohne zu fragen, ob er sie wohl zu nehmen berechtigt ist. Ich wußte alles; ich wußte, daß da alles nur Lüge und Trug ist, und dennoch drang ich Lüge und Trug jedermann bei strenger Ahndung auf, der es nicht annehme und glaube, daß da alles, was von mir ausgeht, ob geschrieben oder nicht, als volle Wahrheit anzunehmen ist.

[JS.01_007,05] Ich meinte aber auf der Welt: Des Leibes Tod ist das Ultimatum allen Seins. Das war mein heimlicher, fester Glaube, und alle Weisheit der Welt hätte mir keinen andern Glauben geben können! Dies einzige hielt ich für Wahrheit, und sieh, auch das ist Lüge; denn ich lebe fort, obschon ich gestorben bin dem Leibe nach.

[JS.01_007,06] Himmel, Fegfeuer und Hölle ließ ich predigen auf vielen tausend Kanzeln, erteilte Ablässe und sprach eine Menge Verstorbener heilig und gebot Fasten, Gebet, Beichte und Kommunion, – und nun stehe ich selbst da und weiß nicht, wo aus und wo ein! Gäbe es ein Gericht, dann wäre ich schon gerichtet. Gäbe es einen Himmel, da hätte ich doch das erste Anrecht darauf, denn fürs erste mußte ich doch durch den Willen Gottes Statthalter der Kirche Christi werden; und was ich dann als solcher tat, war sicher auch nur ein allerhöchstes oberstes Wollen, denn ohne ein solches kann laut der Schrift ja kein Haar am Kopfe gekrümmt werden und kein Sperling vom Dache fliegen.

[JS.01_007,07] Also beichtete und kommunizierte ich auch nach der alten Vorschrift, obschon ich mich davon gar leicht hätte exemtieren können, indem ich die Macht hatte, die Beichte samt der strengen Kommunion für jedermann auf ewige Zeiten aufzuheben, was ich aber dennoch aus politischen Rücksichten nicht tun konnte und wollte. – Gäbe es eine Hölle, so wäre auch Grund genug vorhanden, mich darinnen zu befinden; denn vor Gott ist ein jeder Mensch ein Totschläger! – Wenigstens sollte ich mich im Fegefeuer befinden; denn das soll doch jedermann wenigstens auf drei Tage zuteil werden! Aber weder das eine noch das andere wird mir zuteil, – darum ist Gott, Christus, Maria, Himmel, Fegfeuer und Hölle nichts als Lug und Trug! Der Mensch aber lebt nur aus den Kräften der Natur und denkt und fühlt nur nach der eigenen Konzentration der verschiedenen Naturkräfte in ihm, die sich da wahrscheinlich zu einem ewig unzerstörbaren Eins verbinden und verknüpfen. Meine Aufgabe wird daher nun sein, diese Kräfte näher zu erforschen und mir dann mittels der genauesten Bekanntschaft mit ihnen einen Himmel zu gründen.

[JS.01_007,08] Aber ich merke fortwährend ein gewisses Zupfen an meiner Toga pontificalis! Was sollte denn das sein, ist denn etwa doch irgend ein unsichtbarer Geist in meiner Nähe, oder tut so etwas etwa irgend ein Wind? Es ist im Ernste sonderbar in dieser unendlichen Wüste, denn man kann schon gehen, wohin man will, so bleibt man aber dennoch ewig ganz allein. Man kann rufen, schreien, schimpfen, schelten und fluchen – oder beten, zu wem man will, so rührt sich dennoch nichts und man bleibt vor- wie nachher ganz allein! Es mögen doch schon einige Jahre sein, da ich auf der Erde gestorben bin, und das auf eine sehr schmerzliche, höchst fatale Weise, – und ich bin dito allein, nichts als die ganz kahle Wüste unter den Füßen! Platz habe ich da wohl, das ist wieder eine Wahrheit, aber wo ich bin, was für die Zukunft aus mir werden soll – werde ich also ewig fortleben oder doch etwa einmal ganz vergehen –, das ist ein unauflösliches Rätsel.

[JS.01_007,09] Also nur frisch an die Erforschung der Naturkräfte in mir, und es soll sich durch ihre nähere Bekanntschaft bald entwickeln, was da aus mir werden soll!“

[JS.01_007,10] Habt ihr ihn nun gehört, wie er räsoniert, er, der Stellvertreter Gottes auf Erden? Oh, er wird noch lange also solo räsonieren, wie es ihm sein unsichtbarer Begleiter einhaucht; denn solcher auf Erden höchstgestellter Menschen Los ist stets das gleiche, nämlich das Alleinsein, indem sie sich auf der Erde auch über alles hinaus isoliert haben.

[JS.01_007,11] Diese Isolierung ist aber dennoch eine große Gnade für sie; denn nur dadurch ist es möglich, sie wieder auf den rechten Weg zu bringen. Aber es geht das sehr lange; sie müssen in sich alle Grade der Nacht und Finsternis, der Not, auch des Schmerzes, wie er in der Hölle zu Hause ist, durchmachen.

[JS.01_007,12] Hat ein solcher Zelot diese Solo-Tour durchgemacht – etwa in fünfhundert bis tausend, auch zehntausend Jahren –, dann erst kommt er in die Gesellschaft von strengen Geistern. Folgt er diesen nicht, so wird er wieder verlassen und ganz allein gestellt, wo ihm dann aber alle Greueltaten vorgeführt werden, die entweder unter ihm oder unter seinen Vorgängern verübt worden sind, bei welcher Gelegenheit er aber auch alle Schmerzen verkosten muß, die alle Verfolgten unter ihm oder unter seinen Vorgängern verkostet haben. Bringt ihn diese Kur noch nicht zurecht, so wird er belassen, wie er ist; bloß der Hunger wird ihm zur Begleitung gegeben und der Durst, welche zwei Hofmeister mit seltenster Ausnahme fast jeden mit der Zeit zurechtbringen. –

[JS.01_007,13] Da habt ihr nun wieder ein Bild, aus dem ihr das Jenseits näher kennenlernen möget – und das „Wasser“, das ein solcher Häuptling zu durchschwimmen hat, bis er ans Ufer der Demut, Wahrheit und Liebe gelangt. Daher nun nichts mehr weiter von diesem Manne.

15. Jesus durch JL:

[BM.01_023,10] Spricht der Bischof Martin: „Was Papst, was Bischof, was Mönch, was Luther, was Calvin, was Mohammed, was Moses, was Brahma, was Zoroaster?! Das gilt nur auf der dummen Welt etwas; hier im Reiche der Seelen und Geister hören alle diese irdischen dummen Unterschiede so gut wie ganz auf! Hier gibt es nur eine Losung, und diese heißt Liebe! Mit dieser allein kommt man hier weiter; alles andere zählt soviel wie nichts!

16. Jesus durch JL:

[BM.01_078,12] Spricht wieder der eine: ,Nun, wenn dir die Kirche mehr galt als das reine Wort Gottes, so mußt du nun schon die Kirche um Rechenschaft angehen und nicht uns, die wir als vollendetste Protestanten der römischen Kirche uns nie an etwas anderes gehalten haben als an das nur, was Christus allein gelehrt hat! Im Evangelium des Herrn aber steht nirgends etwas von einer alleinseligmachenden römisch-katholischen Kirche, nichts vom Papste, nichts von den Jesuiten und nichts von den Herz-Jesu-Damen, sondern da steht ganz einfach: ,Liebe Gott über alles und deinen Nächsten wie dich selbst! Darin ist das Gesetz und alle Propheten!‘

17. Jesus durch JL:

[BM.01_079,01] (Bischof Martin:) „Der Alte macht sich nun wieder an den einen und fragt ihn: ,Ich sehe nun alles ein, was du zu mir geredet und was du mir angezeigt hast; denn es ist sicher so und nicht anders. Aber wenn es leider sicher so ist, wie du mir es nun gezeigt hast, möchte ich doch auch erfahren, wie denn der Herr Rom noch kann bestehen lassen?! Denn da ist Rom ja nur eine Stätte des Greuels und ewig nimmer eine Kirche des Herrn!

[BM.01_079,02] Wo ist denn hernach Petrus, der Fels, den der Hölle Pforten nimmer überwältigen sollen? Rom behauptet solches von sich, und der jeweilige Papst als vorgeblicher Stellvertreter Christi auf Erden sitze auf diesem Felsen unter dem beständigen Einflusse des Heiligen Geistes! Solch eine Behauptung kann doch unmöglich etwas anderes als nur ein größter Greuel vor Gott sein! O erläutere es mir, wie es denn zugeht, daß der Herr so etwas dulden kann? Er hätte ja doch tausend Mittel, um diesem Übel zu steuern!‘

[BM.01_079,03] Spricht der eine: ,Mein Freund, das ist wahr, der Herr kann alles, was Er will. Aber was möchtest du zu einem Vater von etlichen 10-20 Kindern sagen, so er, wenn einige seiner Kinder widerspenstig und ungehorsam wären, diese sogleich entweder durch einen Scharfrichter oder mit eigener Hand hinrichtete? Würde da nicht jeder Mensch sagen: ,Das ist unerhört; so ein Teufel von einem Vater ist noch nie dagewesen!‘

[BM.01_079,04] Was sagtest du denn zu einem Herrscher, der seine Untertanen wegen Nichterfüllung seiner Gesetze sogleich spießen und braten ließe? Würdest du da nicht rufen: ,O seht, seht, welch ein schrecklicher Tyrann, welch ein unmenschlicher Teufel!‘

[BM.01_079,05] Und siehe, gegen einen so unmenschlich strengen Vater könnten die Kinder sich sogar wirksam zur Wehr stellen, und die Untertanen könnten sich gegen einen solchen Tyrannen mächtig erheben und ihn übel erwürgen!

[BM.01_079,06] So aber der allmächtige Vater ebenso mit Seinen Kindern verführe, sage, wie würdest du ein solches Verfahren von der Gottesseite ansehen und benennen?

[BM.01_079,07] Wäre das nicht die namenloseste Grausamkeit, so der allmächtige Gott mit Seinen schwachgestellten Geschöpfen so verfahren möchte wie einst ein Wüterich in Frankreich mit den Franzosen?

[BM.01_079,08] Siehe, der Herr weiß gar wohl, daß Rom eine grausliche Hure ist, wie Er auch wußte, daß die Ehebrecherin eine allgemeine Buhldirne, die Magdalena eine große Hure und die Samaritanerin am Jakobsbrunnen eine arge Geilerin war. Aber wie Sich der Herr gegen jene drei Weiber erwiesen und erzeigt hat, und wie Er aufnahm den verlorenen Sohn, ebenso erweist Er Sich der Hure Rom und nimmt jeden reuigen verlorenen Sohn aus ihrem Schoße auf, wenn er zuvor auch noch so stark und mächtig mit dieser Hure gebuhlt hätte! Aber natürlich – ohne Reue und Buße ist's für so lange nichts, als wie lange der Buhler weder Reue noch wahre Buße gewirkt hat!

[BM.01_079,09] Was aber den Felsen Petri betrifft und wo er ist, da ihn der Hölle Pforten nicht überwältigen können, zeigte der Herr mit manchen Texten und Versen Seines heiligsten Evangeliums!

[BM.01_079,10] Da heißt es einmal: ,Wer an den Sohn glaubt und aufnimmt Sein Wort, der hat das ewige Leben!‘ – Siehe, das ist schon ein Fels!

[BM.01_079,11] Wieder heißt es einmal: ,Mein Reich kommt nicht mit äußerem Schaugepränge, sondern es ist inwendig in euch‘ – Siehe, da also ist der wahre unüberwindliche Fels Petri aufgerichtet!

[BM.01_079,12] Und wieder heißt es anderswo: ,Wer Meine Worte hört, sie annimmt und danach lebt, der ist es, der Mich liebt; der Mich aber liebt, zu dem werde Ich kommen und Mich ihm Selbst offenbaren!‘ – Siehe, das ist auch Petrus, der Unüberwindliche in eines Menschen Herzen. Das allein ist die wahre, lebendige Kirche des Herrn, so Er durch den lebendigen Glauben, der da die Liebe ist, im Herzen des Menschen Wohnung genommen hat!

[BM.01_079,13] Du siehst nun, wie es mit Petrus steht, und wo er ist. Darum frage nicht mehr weiter um alberne, leere Dinge der Welt, sondern suche nun vor allem das wahre Gottesreich in dir und seine liebevollste Gerechtigkeit, so wird dir dann alles andere von selbst werden!‘

[BM.01_079,14] Der Alte verneigt sich nun bis zum Boden vor diesem Boten des Herrn und auch die andern Alten tun desgleichen.

18. Petrus im Auftrage Jesu durch JL:

[RB.01_081,01] Darauf erhebt sich Petrus und spricht im Namen aller Apostel: „O Herr, Du meine Liebe, Du mein Leben! Zu Rom, der alten Hauptstadt der Heiden, herrscht schon bei eintausend Jahre lang ein aus dem Heidentum, Judentum, wie auch aus Deiner sehr beschnittenen Lehre zusammengesetzter Hierarch. Er nennt sich Papst und Stellvertreter Gottes auf Erden! Seinen Thron nennt er meinen Stuhl und sich selbst meinen Nachfolger! Er gibt vor, im Besitze aller Macht Deines allerheiligsten Geistes zu sein, sucht aber, so er in seinem weltlichen oder geistlichen Regiment durch Aufstände bedrängt wird, nie Hilfe in seiner angeblichen Kraft des Heiligen Geistes, sondern nur bei den größeren Machthabern der Welt. Dieser Papst ist nun in großer Klemme und ruft öffentlich Maria – als seine vermeintliche alleinige Helferin – um Schutz und baldige Wiederherstellung seines Reiches an. Da er aber bei sich an solche Hilfe gar nicht glaubt, läßt er nun auch noch andere Hilfe kommen, gegen die er wohl flüchtige Scheinproteste erhebt, um der Welt gewisserart zu zeigen, daß er Schutz aus den Himmeln zur Genüge habe und somit keiner anderen Hilfe bedürfe. Aber so sich's die weltlichen Machthaber trotz aller seiner Proteste nicht nehmen ließen, ihm zu helfen, sei es dann aber auch klar, daß diese Helfer heimlicherweise von der mächtigsten Himmelskönigin angetrieben werden, der Kirche Gottes auf Erden zu helfen, so die Pforten der Hölle sie zu überwältigen drohen! – Was sagst denn Du, o Herr, zu dieser Gemeinde?

[RB.01_081,02] Der Bruder Paulus stiftete sie wahr und rein; und sie erhielt sich durch mehrere hundert Jahre mehr oder weniger rein. Aber nun ist diese Gemeinde seit nahe eintausend Jahren in ein allerschmutzigstes, oft sogar böses Heidentum übergegangen, gierend nach nichts als Gold, Silber, Herrschergröße und nach der absolutesten Herrschaft über alle Völker der Erde. Und für die Erreichung dieses Zweckes sendet sie in alle Gegenden die verschmitztesten Missionare aus! – Sage, o Herr, wirst Du solch einem über alle Maßen argen Treiben wohl nimmer irgendein Ziel setzen?

[RB.01_081,03] Siehe, die Völker, die sich lange von dieser vorgeblichen Himmelstochter am Narrenseil ganz geduldig herumzerren ließen, haben sich endlich einmal erkühnt, ihr nunmehr die glänzende Larve herabzureißen. Nun bietet sie alles mögliche auf, die starken Risse ihrer alten Larve auszuflicken und soviel als möglich unkenntlich zu machen. Herr, es geschehe Dein Wille! Aber das meine ich denn doch, daß Du dieser elenden Kreatur lange genug durch die Finger gesehen hast! Es wäre daher endlich einmal an der Zeit, sie gänzlich aus dem Buche der Lebendigen zu streichen und ihren Namen in das Buch der Toten zu übertragen!

[RB.01_081,04] Denn läßt Du sie wieder zu Kräften kommen, so wird sie sich nicht nur nicht bessern, sondern wird ihr Hurengetriebe nur noch glänzender aufrichten, so daß auch jene, die nun an Dich hielten, von ihrem üppigen Schoß angelockt, mit ihr im sinnlichsten Vollmaße werden zu buhlen anfangen. Und Dir wird dann in Kürze dennoch nichts übrigbleiben, als mit ihr zu machen, was Du dereinst mit Sodom und Gomorra zu tun genötigt warst.

[RB.01_081,05] Es ist wohl wahr, daß uns diese Erzhure eine Menge der allerschönsten Kinder geboren hat und darum auch Deine große Geduld und Nachsicht bei tausend Jahre mehr oder weniger ungetrübt genoß. Und ich habe darob selbst eine rechte Freude gehabt samt allen meinen Brüdern.

[RB.01_081,06] Nun aber ist sie ob ihrer zu großen Verworfenheit unfruchtbar geworden und wird uns wenig schöne Kinder mehr zutage fördern. Daher meine ich, daß es endlich doch an der Zeit wäre, ihr den verdienten Lohn zu geben. Übrigens geschehe dennoch ewig nur allein Dein heiliger Wille!“

19. Jesus durch JL:

95. Kapitel – Erklärung des Herrn über die Entwicklung selbständiger Wesen. Schlüssel zum Verständnis des Erdenlebens.

[RB.01_095,01] Rede Ich: „Nun, Meine allerliebste Helena, du hast Mir nun ja einen besten Rat gegeben, und es läßt sich alles recht gut bewerkstelligen. Wahrlich, dein Geschlecht kann sich mit dir große Stücke zugute halten!

[RB.01_095,02] Nur zwei Stücke waren etwas zu bunt: daß du auf der Erde entweder neun Zehntel der Menschen weggenommen oder die Erde vergrößert sehen willst, und daß du alles Herrschtum auf der Erde weg haben möchtest. Siehe, das ist etwas hart und auf einem naturmäßigen Wege gar nicht auszuführen, sondern allein auf dem Wege des Gerichtes. Das Gericht aber ist der eigentliche Tod eines jeden Wesens, das es ergreift!

[RB.01_095,03] Siehe, Ich bin allmächtig, und alles, was Ich Mir nur immer denke, daß muß auch sogleich geschehen, so Ich es will. Wenn Ich nun hier vor Mir eine Million Menschen haben wollte, so wären sie auch da. Sie würden sogar weise reden und handeln und wie die schönsten Seraphim aussehen. Sie würden dich sogar mit aller Liebe umfassen und dir nach Herzenslust dienen – und dennoch wären sie in sich selbst vollkommen tot. Denn alles, was sie täten und redeten, das täte bloß Ich Selbst. Denn in ihnen wäre da kein anderes Leben, als welches Ich für ihre nach Meinem Wollen gerichtete Dauer haben wollte. Wollte Ich aber dann diese scheinlebigen Menschen nicht mehr, so würden sie aber auch in einem Nu nicht mehr da sein!

[RB.01_095,04] Wollte Ich aber solche Menschen erhalten und sie in ein wirkliches, freitätiges und von Meiner Allmacht unabhängiges Leben versetzen, da müßte Ich Meinen in diesen scheinlebigen Menschen wirkenden Geist durch ein geeignetes Trennungsmittel von Mir ablösen. Und müßte ihn dann in diesen Menschen binden und durch eine äußere, materielle Umfassung gefangennehmen, ihn so Mir gegenüber zu einem förmlichen Objekte machen und als solchem Verhaltungsgesetze geben. Ich müßte ihm dann Gelegenheiten und Anreizungen zukommen lassen, durch die er in die Notwendigkeit gesetzt würde, aus seiner freien, von Mir gänzlich abgelösten Erkenntnis- und Willenskraft entweder nach dem gegebenen Gesetz oder auch wider dasselbe zu handeln. Das Gesetz müßte natürlich zweckmäßig, weise und allgütig sein. Zufolge der Sanktion müßte ein solcher Mensch dann, im Falle er das Gesetz nicht beachtet, noch härter und länger gefangengehalten werden – bis er notgedrungen das Gesetz tätig annähme und darnach handelte. Erst dann wäre es rätlich, solch einem Menschen die äußeren Bande wieder abzunehmen und ihn, gleich dir, als ein wohlgebildetes Wesen in die vollste Freiheit übergehen zu lassen, wo er dann aus sich selbst heraus ein vollkommenes, nicht mehr gerichtetes Leben hätte.

[RB.01_095,05] Daraus aber kannst du schon leicht entnehmen, daß Ich Selbst die freie Handlungsweise der in materieller Freiheitsgewinnungsprobe auf Erden stehenden Menschen voll beachten muß – ob sie gesetzlich gut oder auch ungesetzlich böse ist. Denn ergreife Ich sie da mit Meiner Allmacht, so sind sie im Augenblick des Ergreifens schon tot, indem sie dann aus sich heraus durchaus nichts mehr zu tun imstande sind. Will Ich sie wieder frei machen, so muß Ich Mich dann wieder von ihnen völlig trennen und sie in der Materie gefangen setzen, wo sie dann eine neue Freiheitsprobe durchmachen müssen.

[RB.01_095,06] Fällt diese nach der gestellten Ordnung aus, so können sie dann, dir gleich, hierher in diese Welt der Geister in ein vollkommen freiestes Leben übergehen. Fällt sie aber wider die Ordnung aus, so muß die Gefangenschaft auch in der Geisterwelt so lange fortbestehen, bis solche Menschen zu jener praktischen Erkenntnis gelangen, durch die sie sich dann Mir, ihrem Schöpfer, unbeschadet nahen können. Können sie Mich einmal lieben als Herrn und Bruder, so sind sie durch solche Liebe dann erst wahrhaft frei gleich Mir, indem Ich in ihnen als ein vollkommenes zweites Ich lebendig denke, fühle, urteile und handle!

[RB.01_095,07] In solch einem für ewig bleibenden Zustand aber können sie von Mir aus, unbeschadet ihrer individuellen Freiheit, stets mehr und mehr freie Erkenntnisse und Kräfte aufnehmen, ja sogar in allem wie Ich Selbst vollkommen werden, welcher Zustand dann erst die vollendetste Seligkeit bei ihnen ausmacht.

[RB.01_095,08] Siehe, es ist leicht gesagt: ,Herr, tue dies und jenes! Richte die bösen Völker, richte die Könige und richte den herrschsüchtigen Papst! Vertilge alle, die eines hochmütigen und herrschgierigen Herzens sind! Tue Wunder! Lasse durch eine allgemeine Pest das ganze arge Menschengesindel zugrunde richten, denn sie sind alle zusammen böse!‘ – Aber da muß man doch mit größerer Einsicht bedenken, daß Ich rein umsonst gearbeitet haben würde, so Ich wegen der nicht gesetzmäßigen Handlungsweise die auf die Erde gesetzten Menschen sogleich richten und töten wollte.

[RB.01_095,09] Obschon wir hauptsächlich darauf zu sehen haben, daß die werdenden Menschen auf der Erde so viel nur immer möglich nach den Gesetzen der ewigen Ordnung handeln, durch die natürlich am ehesten und leichtesten das freie Leben zu erreichen ist – so müssen wir uns aber doch auch der größten Geduld hingeben und selbst die verkehrtesten Handlungen mit derselben Ruhe betrachten, als wären sie gut und gerecht. Denn die erste Hauptbedingung zur Gestaltung freier Menschen ist, daß sie in der vollen Trennung von Mir einmal ihrer selbst bewußt werden und aus sich selbst heraus zu handeln anfangen! Ob gut oder schlecht, gesetzlich oder ungesetzlich, das muß für den Anfang eines jeden neuwerdenden Menschen völlig eins sein. Wir müssen ihre selbstgemachten Einrichtungen und Erfindungen respektieren und unseren sie erhaltenden Einfluß so verborgen wie möglich halten. Denn würden wir da offen auftreten, so würden wir die junge und zarte Pflanzschule der Menschen mit einem Tritt zerstören und hätten dann viel länger zu tun, das Zertretene wieder aufzurichten und der großen Bestimmung zuzuführen, als so wir geduldig dieser ersten Entwicklung der Menschen auf der Erde nur ganz leise wirkend und helfend zusehen. Denn nach dieser ersten Entwicklungsperiode haben wir dann ja noch immer zahllose Wege, um die noch unentwickelten Menschen ihrer rechten Bestimmung zuzuführen.

[RB.01_095,10] Nur wenn unter den werdenden Menschen derartig schroffe Ordnungswidrigkeiten zu entstehen anfangen, daß dadurch die bezweckte absolute Lebensfreiheit in bedeutende Gefahr geraten könnte, dann freilich müssen wir hie und da kleine, aber bloß nur äußere Schreckgerichte auftauchen lassen, als da sind Kriege, Teuerung, Hunger und Pest. Aber jedes solche Strafgericht darf nie mehr als höchstens ein Zehntel der Menschen ergreifen, weil es bei einer größeren Verschärfung nur zu leicht die Wirkung eines wirklichen, tödlichen Gerichtes annähme!

[RB.01_095,11] Siehe, da habe Ich dir nun Meine Einsicht und Meinung gesagt! Wie gefällt sie dir? Sage Mir daher nun auch wieder, ob du sie für gut, echt und völlig gerecht findest? Oder könnte es vielleicht auch noch anders sein?“

[RB.01_095,12] Spricht Helena: „O Liebe der Liebe, o Güte der Güte, o Weisheit aller Weisheit! O Gott, o Vater, o Jesus! Wie könnte man da noch etwas einzuwenden haben! Denn so endlos weise, wie Du nun das Entstehen der Menschheit und deren Entwicklung bis zur höchsten, freiesten Lebensstufe hinauf der hellsten Wahrheit gemäß dargestellt hast, ist das wohl noch nie vor menschlichen Augen und Ohren geschehen!

[RB.01_095,13] Nun sehe ich erst klar ein, was ein Mensch ist, wie er beschaffen sein und wie er handeln muß und wie er geleitet und geführt werden muß, damit er zu seiner ewigen Bestimmung gelangen möge! Und da soll ich etwa noch eine Gegenmeinung aufstellen? Nein, das wäre denn doch zu unsinnig von mir! – Nein, Du mein allerliebster, weisester, sanftester, geduldigster und überhimmlisch schöner und erhabener Herr Jesus! Nun bringst Du mich sogar mit aller Allmacht zu keiner weiteren Meinungsäußerung mehr! Ein elender Schuft sei der, welcher es wagte, darüber noch irgendeine dummste Bemerkung zu machen! Wenn es selbst Petrus oder Paulus wäre, so müßte ich in mein allergröbstes Temperament zurücksinken und ihm zum wohlverdienten Lohne die Augen auskratzen! Aber sie sind nun alle stumm und sehen die große Wahrheit Deiner Worte sicher noch heller ein als ich!

[RB.01_095,14] Du mein Herr und mein Gott, ich bin von der Heiligkeit Deiner Wahrheit so mächtig durchdrungen, daß ich nahe behaupten möchte: Nicht einmal Du Selbst könntest Dir hier auch nur zum Scheine eine Gegenmeinung aufstellen! Und das ist meine klarste und unwiderrufbare Meinung, in der ich ewig leben und verharren werde – Dich über alles aus all meinen Kräften liebend!“

20. Jesus durch JL:

[RB.01_124,04] Dieser Mensch ist nur, wie alle seinesgleichen, und da muß ihm geholfen werden. Denn ein eingefleischter römischer Katholik sein heißt: geistig taub, blind, stumm und lahm sein: Ein Zustand, in dem niemand als zurechnungsfähig betrachtet werden kann. Aber für seinen priesterlichen Hochmut war diese erste Kur dennoch wieder gut. Denn er sieht es nun ein, daß er gefehlt hat, indem er allen andern etwas glauben machen wollte, an das er selbst noch nie geglaubt hat. Die Hölle gebrauchte er bloß als Schreckmittel und den Himmel als süße Lockspeise, aber er selbst glaubte weder an das eine noch an das andere. Die ganze Religion war bei ihm ein altes mythologisches Mittel, die Völker der Erde im Gehorsam gegen die weltlichen Gesetze zu halten. Den Gottesdienst verrichtete er stets nur als notwendiges Blendwerk für die geistig blinde Menge, hielt aber selbst nie etwas darauf und sagte, gleich einem gewissen Papste, oft bei sich und auch nicht selten in Gegenwart seiner vertrautesten Kollegen: ,Die alte Mythe von Christo ist gar nicht übel! Man kann aus ihr machen, was man will. Und sie trägt ihren Dienern sehr viel Geld und Ansehen. Das ist aber auch das Beste an ihr; sonst wäre denn doch die alte griechische viel besser und erhabener gewesen!‘

[RB.01_124,05] Aber Ich sage euch: Das alles tut nichts zur Sache! Denn der Mönch in seiner großen Blindheit war ein dreifacher Sklave Roms! Kann man aber einen Sklaven darum züchtigen, daß er sich von seinem Herrn, der mächtiger war als er, die Augen hat ausstechen und die Ohren ausbrennen lassen? Daher gehe du, Bruder Robert, nun sogleich ins Haus und bringe Wein und Brot heraus! Denn dieser muß vor allem eine volle Stärkung bekommen, damit er fähig wird, für die Folge von uns belehrt und geordnet zu werden. Tue, was Ich dir anbefohlen habe!“

21. Jesus durch JL:

[RB.01_149,05] Spricht der Franziskaner: – Denn schau, Freund, wenn der römische Papst nicht der wahre Stellvertreter Gottes auf Erden, und die römische Kirche nicht die allein wahre und seligmachende ist, die allein die Schlüssel zu Himmel und Hölle für alle Menschen in ihren allerheiligsten Händen hat – so ist Christus gar nicht Christus und alle Religionen der Erde sind wertlose Hirngespinste. So stehen die Dinge, und ich bin darum äußerst auf der Hut, mich irgendwo von der Hölle berücken zu lassen. Denn die wahre Kirche ist ein Fels, den die Pforten der Hölle ewig nimmer überwinden werden."

[RB.01_149,06] Spricht Miklosch: „Gut, gut, gut! Alle diese römisch-katholischen Narrheiten kenne ich so gut wie du. Ich könnte dir deinen Mund zwar stopfen, so daß du auf tausend nicht eins erwidern könntest. Aber ich ziehe es vor, dich bloß durch einige Fragen ein wenig in die Enge zu treiben, sage dir aber im voraus, daß du mir jede beantworten mußt! Denn beantwortest du sie mir nicht, wirst du mir dadurch nur bejahen, daß das Papsttum keinesfalls von Christus gegründet wurde. So höre denn, das sind die Fragen:

[RB.01_149,07] Bei welcher Gelegenheit hat Christus das von der Kirche so hoch gehaltene Meßopfer, und zwar nur in der damals heidnischen römischen Sprache angeordnet? Ich bitte um eine streng aus der Heiligen Schrift belegte Antwort!“

[RB.01_149,08] Dem Franziskaner geschieht bei dieser Frage wie dem Ochsen vor einem neuen Tor. Es erfolgt keine Antwort.

[RB.01_149,09] Miklosch aber fragt weiter: „Da du keine Antwort findest, muß ich dir schon mit etwas Leichterem kommen. Bei welcher Gelegenheit hat denn Christus die Zeremonien, die reich verbrämten Gewänder, die Stola, das Quadratel, rote Strümpfe, die Impfel, den sehr wertvollen Hirtenstab (meines Wissens hat Er sogar den Aposteln verboten, einen Stock zu tragen!), die päpstliche Tiara, die sehr teuren Kardinalshüte verordnet? Bitte um eine Antwort! – Du bist schon wieder stumm! Nun, ich werde mit etwas noch Leichterem kommen:

[RB.01_149,10] Wann hat denn Christus der Herr, der eigentlich eine lebendige Kirche im Herzen des Menschen erbaut haben wollte – die gemauerten Tempel anbefohlen, deren es nun schon bei einer Million und darüber auf der Erde geben dürfte? Wann ihre heidnischen Einrichtungen, die privilegierten Altäre, die Gnadenbilder, das geweihte Taufwasser, ebenso das heiligste Chrisam? Die wahren Apostel tauften doch mit ganz natürlichem Wasser, wie es Gott erschaffen hat; ob sie sich bei der Taufe auch des heiligsten Öls bedienten, davon scheint die Geschichte ebenfalls zu schweigen! Wann die Glocken, Orgeln und Meßlieder, die teuren Meßrequisiten, wann die Exequien und die teuren Totenämter? Und bei welcher Gelegenheit hat Er die Kapläne, die Pfarrer, die Dechanten, die Domherrn, die Pröbste, Prälaten, Bischöfe und Kardinäle eingeführt und sie mit so großem Einkommen dotiert? Meines Wissens hat Er den Aposteln, als Er sie zum Ausbreiten Seiner Lehre hinaussandte, sogar verboten, Säcke zu haben, um irgendein Geschenk einstecken zu können! – Bitte hier abermals um eine wohlbezeugte Antwort! Rede nun, rede! Hast ja doch sonst stets eine so geläufige Zunge gehabt! Du bist und bleibst stumm? Das heißt also: ,Ich weiß nichts zu sagen zugunsten der römisch-katholischen Kirche und bin daher lieber still!‘

[RB.01_149,11] Spricht endlich ganz unwillig der Franziskaner: „Ich könnte dir wohl manches sagen, aber vor einem Ketzer ist es besser, zu schweigen!“ – Spricht Miklosch: „Das glaube ich auch, besonders so man mit keinen Beweisen aufkommen kann! Sage mir aber wenigstens das, wann Christus die gottlose Formel des Übertritts von einer christlich-ketzerischen Religionssekte in die römische Kirche angeordnet hat? Wann den Ablaß, wann das Rosenkranzfest, wann das Portiunkulafest? Bei welcher Gelegenheit hat Er denn die heilige römische und spanische Inquisition eingesetzt? Und wann und warum all die Ordensgeistlichkeit eingeführt? Rede und gib mir Antwort! – Sieh, du bist schon wieder stumm wie eine Grabmauer! Warum? Das weiß ich! – Also etwas Leichteres:

[RB.01_149,12] Sage mir, wo in der Apostelgeschichte steht denn geschrieben, daß der Apostel Petrus wirklich in Rom das Papsttum gegründet hat? Meines Wissens hat sich dieser Apostel in seiner letzten Zeit in Babylonien aufgehalten und hat von dorther nach Jerusalem auch einen Brief geschrieben. Aber Rom und Petrus haben einander ebensowenig gesehen, wie ich und der Kaiser von China! Aber vielleicht hast du andere, verbürgte Daten, und so rede! – Aber du redest schon wieder nichts. Dir fällt sicher wieder nichts Haltbares ein. Schau, was du doch für ein armer Mensch bist mit deiner Papstverteidigung!

[RB.01_149,13] Aber das wirst du mir vielleicht doch sagen können, wann Christus oder Petrus dem Papst den Titel ,Heiliger Vater‘ gegeben und den ablaßreichen Pantoffelkuß angeordnet haben? Christus hat ja meines Wissens streng untersagt, irgendjemand anders gut und heilig zu nennen als bloß nur Gott allein. So sollte man auch niemanden Vater nennen, als Gott ganz allein, denn alles andere sei Bruder und Schwester! Aber wer weiß, ob da Christus, der Herr, hintendrein, so Ihm etwas Besseres mag eingefallen sein (?), nicht eine Menge uns Laien unbekannte nachträgliche Verordnungen hat ergehen lassen – trotzdem Er es Selbst offen vor vielen Menschen zu Jerusalem fest erklärte: ,Himmel und Erde werden vergehen, aber Meine Worte nicht!‘

[RB.01_149,14] Ja, mein Freund, du schweigst noch immer und deine ärgerliche Verlegenheit kann man dir schon aus dem Gesicht lesen. Was soll denn daraus werden? – Schau, ich könnte dir noch mit tausend solch sonderbarer Fragen aufwarten. Aber was nützte das? Du magst mir keine beantworten! Und so wird es besser sein, du läßt entweder den Papst ganz fahren, gehst zum wirklichen Herrn hin und bekennst vor Ihm treu und offen deine Dummheit – oder du machst dich auf die Reise nach dem ersichtlichen Budapest hin!“

[RB.01_149,15] Spricht endlich der Franziskaner: „Freund, du hast mich durch deine merkwürdigen Fragen auf ganz andere Ideen gebracht, wofür ich dir sehr dankbar bin. Und ich will dir folgen zu jenem einzig Wahren hin!“

22. Jesus durch JL:

[RB.02_217,04] Ein Kaiser, König oder Fürst dünkt sich wohl unter den Menschen der Höchste zu sein; das aber liegt seinem Stand natürlich nahe, der von ihm das zu sein auch pflichtgemäß verlangt. Aber ganz anders ist es bei diesen da unten! Das sind zumeist alte, eingefleischte Hierarchen aus den finstersten Zeiten. Diese halten sich fortwährend für Wesen, denen die Gottheit Selbst gehorchen muß. Zu dieser wahnsinnigen Idee kamen sie zumeist durch die Irrlehre Roms, die jeden Priester zweimal höher stellt als die Mutter Maria, und diese wiederum an Macht zweimal über Mich Selbst, und das so, daß Ich nur durch sie zu etwas zu bewegen sei. Dazu kommen ihre Messen, in denen sie mit Mir gewisserart machen können, was sie wollen, und dabei wie ein Papst Alexander ausrufen: ,Wer kann es wagen, mit mir zu rechten? Die ganze Erde, die ich trete, erbebt unter meiner Sohle! Und Gott halte ich in meiner Rechten!‘

23. Jesus durch JL:

[RB.02_219,05] Erzbischof Migatzi sah recht gut ein, daß man unter deiner Regierung sich nur lächerlich machen würde, so man mit dem Papst, der damals sehr von Österreich abhing, zu sehr Hand in Hand ginge. Daher schloß er sich lieber an dich und wurde geheim ein Gesetzgeber des Papstes. Denn er korrespondierte fleißig mit dem Stuhl und sagte diesem, was er zu tun habe, um sich gegenüber deiner Macht und Erkenntnis aufrecht zu erhalten. Weil aber der Papst sich darnach richten mußte, so war des Erzbischofs Migatzi größter Triumph, daß er gewisserart ein Papst über dem Papst war.

[RB.02_219,06] Sieh, das war der Grund, warum Wiens Erzbischof Migatzi es mit dir hielt! Aber so du meinen würdest, daß er auch innerlich so gesinnt gewesen sei, wärst du in einer großen Irre. Denn da war er mehr Papst als der Papst selbst und bei weitem mehr römisch als alle seine Kollegen. Ich sage dir, daß er dich insgeheim haßte mehr als den Tod. Aber weil er durch dich gewisserart dem Papst ein Gesetzgeber geworden ist, hielt er es mit dir und unterstützte dich in deinen Unternehmungen. Kennst du nun den Mann, der mit dir auf der Erde Hand in Hand ging?

24. Jesus durch JL:

223. Kapitel – Migatzis Amtsbrüder. Der eselhafte Präsident. Migatzis Bekenntnis zum Herrn. Dessen Urteil über Rom. Antwort der Bischöfe.

[RB.02_223,01] Nun stürzen auf einmal bei hundert skelettartige Wesen in zerfetzten Vespermänteln und zerquetschten Bischofsmützen aus allen Winkeln hervor und erheben in größter Aufregung ein Zetergeschrei. Einer, mit einem mehr einem Esel als einem Menschen ähnlichen Gesicht, der ihr Präsident ist, tut sich besonders hervor. Er ist zwar der dümmste von allen, aber das macht dort nichts. Denn sie ernennen deshalb immer den Dümmsten, damit sie selbst desto unumschränkter tun können, was sie wollen. Solch einer springt hastig zu Migatzi hin mit einem ernsten Gesicht, das aber in solcher Position am allerdümmsten auszusehen anfängt, so daß darüber die ganze Gesellschaft des Herrn in helles Lachen ausbricht. Als der hervortretende Präsident dies sieht, wird sein Gesicht noch ernster und daher auch noch lächerlich dümmer anzusehen.

[RB.02_223,02] Er reißt nun das Maul weit auf und strengt sich an, einen echt römisch-apostolisch kräftigen Fluch auszustoßen. – Aber Ich mache ihm einen kleinen Strich durch die Rechnung und der Herr Präsident bringt nichts als ein heiser knurrendes „J-a, J-a, J-a“ heraus. Helena und Robert ersticken fast vor Lachen. Sogar Petrus, Paulus und Johannes können sich des Lachens nicht ganz enthalten. Die Monarchen lachen auch aus vollem Hals. Und Joseph bemerkt, daß ihm sein ganzes Leben nie eine lächerlichere Visage untergekommen sei als die dieses zornvollen Präsidenten.

[RB.02_223,03] Robert sagt zu Mir: „Herr, ich begreife nicht, wie ich mich beim Eintritt in diese Gruft so habe fürchten können! Und nun muß ich fast zum Zerbersten lachen über diese unendlich dumme Physiognomie und über das echteste Eselsgeplärr! Das ist aber in der Entsprechung höchst bezeichnend, daß man sich nichts Treffenderes vorstellen kann. Wie mächtig hat Rom geschrien vor Grimm und Wut zu Luthers Zeiten, und wie mächtig schreit es nun den Neukatholiken gegenüber! Aber das Geschrei ist immer unverändertes Eselsgeplärr und dieser Präsident ein gelungenes und getreuestes Bild des Papsttums.“

[RB.02_223,04] Sage Ich: "Das wird auch der Erfolg der gegenwärtigen Mühe des Papsttums sein. Die Menschen werden die Diener weidlichst zu belachen anfangen. Und je mehr sich diese ärgern, desto mehr werden sie verlacht werden, bis sie am Ende ihr eigener Grimm verzehren wird. Was du hier siehst im kleinen, wird auf der Erde geschehen im großen! Die Diener Bileams werden alles aufbieten, werden Wundermagie treiben und schreien und plärren wie dieser hier. Das Volk aber wird sich erbauen, wie unsere Gesellschaft nun hier im Angesicht dieses `J-a` plärrenden Esels. Und diese Demütigung wird das beste Heilmittel für jene Narren sein.

[RB.02_223,05] Aber du wirst auch bald sehen, warum du dich ehedem so gefürchtet hast. Bald wird das Innere dieser Pfaffen heraustreten, und du wirst hoch erstaunen über die Trugkünste, die diese Wesen produzieren werden. Ich aber werde die Gesellschaft dahin beleben, daß sie sich dabei wie ein mutwilliges Publikum in einer mißlungenen Komödie benehen wird. Und das wird von gutem Erfolg sein."

[RB.02_223,06] Hier tritt Migatzi vor Mich hin und sagt: "Herr Jesus, Du bist es wahrhaftig! Nun erst erkenne ich Dich vollkommen! Ehre sei Dir allein ewig!!" - Ich aber fasse ihn bei der Hand und sage: "Bruder, werde vollkommen!" Und Migatzi bekommt sogleich ein recht gutes und gesundes Aussehen.

[RB.02_223,07] Migatzi fühlt sich nun ganz leicht und gestärkt, und heller und heller wird sein Auge. Nur das Gewand bleibt noch dasselbe zerlumpte, erzbischöfliche, was ihn sichtlich stört. Er beschaut sich und sagt nach einer Weile zu Mir voll innigster Liebe und festen Vertrauens: "Herr Jesus, Du wahrhaftigster Gott und Sohn Deines ewigen Vaters! Da Du mir schon ohne alle Verdienste um Deinen allerheiligsten Namen so gnädig bist und hast mich erlöst aus diesem Pfuhl des Verderbens, so erlöse mich auch von dem Rest, der einen widerlichen Anblick meinen Augen und einen ekligen Geruch meinen Nüstern bereitet! Sieh dieses mich anwidernde Gewand des Hochmuts und Trugs und befreie mich davon! Gib mir dafür ein gemeinstes Bettlergewand, und ich werde mich darinnen selig fühlen!"

[RB.02_223,08] Sage Ich: "Mein lieber Bruder, dies Gewand ist ein Gewand des Hochmuts und Trugs zwar gewesen für den, der es hochmütig und übellustig trug. Du aber hast es getragen nur des vorgeschriebenen Ritus wegen, weil es die römisch-kirchliche Regel so vorschreibt. Und so war es für dich ein wahres Ehrenkleid und somit nicht verächtlich, wie du meinst.

[RB.02_223,09] Denn alles ist nicht schlecht an der Römerin! Nur das ist ein Greuel, so sie des irdischen Mammons wegen Mittel ergreift, die rein höllischer Natur sind - als da sind: falsche Wunder, falsche Heilmittel, Ablässe, Reliquien und Bilderdienst, Amulette, fromm klingende Zaubersprüche, blinde Zeremonien, Gnadenwallfahrtsorte, Kirchenschätze für leeren kirchlichen Luxus, hohe Ämter und Ehrenstellen, die ausgedehnteste Herrschsucht und die hartnäckigste Alleinrechthaberei. Ich will von ihren Meßopfern nichts sagen, nichts von ihrer Ohrenbeichte, von ihren Tempeln, Glocken und Orgeln, nichts von würdigen Kunstwerken, nichts von der Heilighaltung ihrer Bethäuser und nichts von den Begräbniszeremonien für die Verstorbenen. Denn dies alles im reinen Sinn würdig benützt ist nicht untauglich, das menschliche Gemüt zu erheben und zu veredeln. - Aber daß die Römerin diese an und für sich reinen Dinge dazu gebraucht, das menschliche Herz zu verdummen und blind glauben zu machen, daß man durch sorgfältigsten Gebrauch alles dessen zum Leben in den Himmeln und nur durch sie zu Meiner Gnade gelangen könne - das ist schlecht! Denn dadurch werde Ich bei den Kindern als Vater zu einem Tyrannen gemacht, den die Dummheit wohl fürchtet, aber nie liebt! Die Verständigen und Weltläufigen aber fangen dann an, Meiner sich zu schämen. Sie wollen dann oft von einem solchen Erlöser, wie Ihn die Römerin schildert, nichts mehr hören und verwerfen damit das Kind samt dem Bad. Und das bewirkt die römische Kirche durch ihre eigenmächtigen Lehren, Satzungen, Zugeständnisse und Privilegien, die sie als von Mir empfangen vorgibt, und durch allerlei geduldeten und gepredigten Aberglauben. Das ist es aber, wodurch sie selbst sich zugrunde richtet und eigentlich schon zugrunde gerichtet ist.

[RB.02_223,10] Das alles liegt nicht am Kleid, sondern an seinem gewaltigen Mißbrauch. Daher behalte nur unterdessen dein Gewand! So wir bald von diesem Wien uns hinwegbegeben und unterwegs noch einem Ort geistig einen Besuch abgestattet haben werden, wird sich dein Kleid schon in ein anderes umgestalten!" - Damit gibt sich Migatzi zufrieden und dankt Mir sehr über diese tröstende Belehrung.

[RB.02_223,11] Zugleich aber ertönt aus den finsteren Winkeln ein gellendes Geschrei: "Hinaus mit diesen Ketzern, mit diesen Gottesleugnern, mit diesen Vermaledeiten in Ewigkeit!" - Migatzi fällt förmlich in Ohnmacht und sagt bebend: "Aber Herr, kannst du das anhören, ohne sie alle mit Feuer und Schwefel zu vernichten? Um Deines heiligsten Namens willen - was wird daraus werden?"

[RB.02_223,12] Sage Ich: "Gar nichts! Denn Ich bin ja nicht wie ein Mensch, der gleich alles mit Feuer und Schwefel verheeren möchte! Was für Menschen und Geister trägt die Erde! Und dennoch lasse Ich täglich die Sonne auf- und niedergehen und beleuchten und erwärmen die Erde an allen ihren Punkten nach dem Maß der natürlichen Notwendigkeit. Sieh, in der Geduld und Liebe liegt die größte Kraft! Wer diese nie aus den Augen läßt, wird große Dinge erreichen! So müssen denn auch wir Geduld und Liebe haben mit allem, was schwach ist, so wird unsere Mühe stets der besten Erfolg belohnen. Lassen wir sie schreien! Sie werden schon aufhören, so sie genug geschrien haben. - Und somit keine Furcht und keinen Ärger mehr!"

[RB.02_223,13] In diesem Augenblick fängt es im Hintergrund zu blitzen und gewaltig zu donnern an. Glühende Riesenschlangen beginnen aus verschiedenen Winkeln hervorzukriechen und wütend Krümmungen zu machen. Feurige Totengerippe klappern, auch Nachteulen und Fledermäuse fehlen nicht. Und im Hintergrund ist ein gräßlich aussehender, riesiger Rachen mit furchtbar großen, nahezu weißglühenden Hauzähnen zu erschauen. Aus dem Rachen schlagen fortwährend Rauch und Flammen empor. Und auf der Stirn dieses Höllendrachen steht mit rotglühender Schrift geschrieben: `Ich bin der ewige Höllendrache, zu verschlingen alle frechen Ketzer! Alle, die auf die römische, alleinseligmachende Kirche nichts halten und ihre heiligen Gebote belachen, werden von mir auf ewig gefressen!`

[RB.02_223,14] Über solche Inschrift geschieht schon ein gewaltiges Lachen. Sogar die anfangs sehr furchtsame Helena sagt: "Diese Szene würde im Affentheater viel Aufsehen machen. Aber der Stephansdom steht ja auf einem schönen Grund! Hätte ich davon auf der Welt nur eine schwache Ahnung gehabt, so wäre ich die erste gewesen, die so einen Tempel mit einer brennenden Fackel heimgesucht hätte! Da schaut einmal diese Kerle an, was die alles treiben, um arme und schwache Geister in ihre hab- und herrschsüchtigen Netze zu treiben! Ah, da kommen sie nun in großer Schar in ihren erzbischöflichen Ornaten und eine Menge Dienerschaft mit ihnen. Was sie wohl nun tun werden?" - Sage Ich: "Sei ruhig, Meine Tochter, hör und sieh!"

 

224. Kapitel – Ohnmächtige Wut der Römlinge. Ihre Unbarmherzigkeit, Habgier und Schwindelei. Donnerworte des „Ketzerkaisers“.

[RB.02_224,01] Hier weicht auch der vielbelachte J-a-Schreier vor uns zurück. – Alle machen vor ihm eine tiefe Reverenz und sagen: „Allerhochwürdigster apostolischer Nuntius des Heiligen Vaters aus Rom! Wie kannst du mit diesen Ketzern noch zaudern? Verfluche sie und treibe sie alle in die Hölle ohne Gnade und Erbarmen!“

[RB.02_224,02] Sagt jener Schreier mit häßlich kreischender Stimme: „Ich hab's ja schon getan, aber die Teufel sind entsetzlich hartnäckig und wollen nicht tun, was ich ihnen gebiete, sondern lachen mich obendrein noch tüchtig aus! Auch vor unseren Blitzen und Donnern, wie auch vor unserer Hölle, haben sie keine Furcht, sondern schauen sich diese doch schrecklichen Dinge so gleichgültig an, als wenn gar nichts daran wäre! Oh, das sind harte und unverbesserliche Teufel!

[RB.02_224,03] Und einen haben sie uns doch weggefischt! O du Armer, wie bist du jetzt auf ewig verloren! Wenn du dich auch jetzt eine Zeitlang wehrst, wirst du mit der Zeit dennoch ohne Gnade samt deinen Gesellen hinein müssen auf ewig! Ja, hinein werden sie alle müssen, da ist keine Gnade und kein Erbarmen mehr!“

[RB.02_224,04] Hier tritt Kaiser Joseph vor und sagt: „Hört, meine Hochwürdigen! Wäre es denn nicht genug, so ihr uns nur auf einige Erdentage ins Fegfeuer werfen möchtet? Denn seht, uns sogleich in die Hölle verdammen, von der ewig kein Auskommen mehr sein soll, ist denn doch von euch zu hart. Habt daher Gnade und Erbarmen mit uns! Bedenkt doch, wie einem armen Teufel das höllische Feuer unbeschreibliche Schmerzen bereitet! Es geht einer armen Seele im Fegfeuer zwar auch nicht gut, aber von da heraus ist doch eine Erlösung zu erhoffen, aus der Hölle aber ewig keine. Darum erbarmt euch unser und befreit uns von der Hölle!“

[RB.02_224,05] Schreien darauf alle: „Nichts da, ihr Vermaledeiten! Nur hinein mit euch in die unterste Hölle, wo vor lauter Hitze der Diamant schmilzt. Bei uns ist kein Erbarmen für Teufel. Wir werden euch schon lehren, was es heißt, die heilige römische, alleinseligmachende Kirche zu verlachen! Darum nur hinein mit euch allen!“ – Spricht Joseph: „So wir für uns aber zehntausend allerkräftigste sogenannte Hundert-Dukaten-Messen zahlten, ginge da die Geschichte auch nicht mit der Höllenbefreiung?“ – Schreien alle: „Das ist viel zuwenig, um von der Hölle befreit zu werden! Da müßtet ihr zehnmal soviele Papstmessen lesen lassen, da wäre vielleicht noch etwas zu machen! Denn wir wissen, was es heißt, einen Teufel aus der Hölle zu erlösen!“

[RB.02_224,06] Spricht Joseph: „Was müßten denn unterdessen wir tun, bis solche Messen könnten gelesen werden? Etwa hierbleiben?“ – Schreien wieder alle: „Dummer Teufel! Wenn ihr da verbliebet, wie könnten wir euch dann aus der Hölle erlösen? Wenn ihr erlöst werden wollt, so müßt ihr zuvor drin sein! Zahlt also zuerst die hunderttausend kräftigsten Papstmessen und geht dann geschwind in die Hölle, sonst könnt ihr nicht erlöst werden!“

[RB.02_224,07] Spricht Joseph: „Aber wie lange wird es denn hergehen, bis die hunderttausend Messen gelesen werden?“ Schreien die Pfaffen alle: „Von solchen allerheiligsten Messen können nur drei in einem Jahr, und zwar vom Heiligen Vater selbst, gelesen werden. Nur er allein hat da das Recht und die Macht dazu. Jetzt rechnet selber, wie lange es da hergehn kann! Unter dreißigtausend Jahren ist gar keine Rede! Die Hölle ist und bleibt Hölle, und wer einmal drinnen ist, kommt nicht so leicht wieder heraus!“

[RB.02_224,08] Sagt Joseph: „Nun, jetzt bin ich schon im klaren mit euch. Nur möchte ich noch wissen, warum denn gerade die drei Papstmessen von einer so ungeheuren Kraft sind? Man sollte doch glauben, daß, was die Würde und den Wert eines Meßopfers betrifft, eine Messe so gut ist wie die andere.“ – Sagt nun der frühere Plärrpfaffe: „Das ist so: Bei der Messenlesung durch die andern Geistlichen opfert sich nur der Gottsohn Seinem himmlischen Gottvater auf für die armen Seelen im Fegfeuer und für bußfertige Sünder auf Erden. Bei der Papstmesse aber tritt die ganze allerheiligste Dreifaltigkeit in die Hostie! Und darin liegt die ungeheure Kraft einer Papstmesse, bei der nur die Erzengel ministrieren dürfen, wann sie von der allerseligsten Jungfrau Maria zu diesem Dienst auserkoren werden! So ist es! Hat mich der Herr Kaiser verstanden?“

[RB.02_224,09] Sagt Joseph: „Noch nicht ganz! Darum möchte ich auch noch wissen, warum ein Papst nicht mehr als drei Messen lesen darf, wobei er eigentlich nicht selbst die Messe liest, sondern nur bei derselben, die entweder von einem Kardinal oder einem kardinalisierten Erzbischof gelesen wird, assistiert.“ Sagt der Nuntius: „Ist das eine verfluchte ketzerische Frage! Merke sich der Herr Kaiser: Der Papst kann deswegen nicht mehr als drei Messen lesen, weil dadurch die heiligste Dreifaltigkeit lebendig für alle Zeiten auf der Erde in der alleinseligmachenden Kirche dargestellt wird. Daß aber der Papst nicht unmittelbar selbst die heiligste Dreifaltigkeits-Messe liest, sondern dabei pontifiziert und assistiert, kommt daher, weil er der Stellvertreter Jesu Christi auf Erden ist, der allen dient und sich selbst nicht bedienen lassen darf. Jetzt wird Er's doch verstehen?“

[RB.02_224,10] Sagt Joseph: „Ja, jetzt bin ich im klaren und weiß nun vollkommen, was ich vom Papsttum zu halten habe!“ – Sagt der Nuntius: „Nun, und was hält man denn vom Papst?“ – Sagt Joseph: „Nichts anderes, als daß er der vollkommene Antichrist ist und ihr alle seine getreuesten Helfer seid! – Denn wäret ihr wahre Christen, so würdet ihr Christus den Herrn, der hier neben mir steht, sicher sogleich erkannt haben. Aber da ihr in aller Fülle vollendetste Antichristen seid, verdammt ihr uns samt Christus in die Hölle, während ihr selbst euch schon lange mit Haut und Haaren darin befindet.

[RB.02_224,11] O ihr elenden Schurken! Euer Christus, den ihr ehrt und begehrt, heißt Gold und Silber! Der wahre aber, der am Kreuz für alle Menschen blutend Seine göttlichen Arme ausgestreckt hat und allen Seinen Feinden vergab und den ewigen Vater in Sich Selbst um Vergebung für sie bat, – ist euch zum Ekel geworden. Derart, daß ihr, die ihr euch frech Seine Diener nennt, alle, die Ihm und nicht euch anhangen, ohne Bedenken mordet und am Ende noch in die unterste Hölle verdammt! O ihr Schlangen und Otterngezücht, welcher Teufel hat euch denn gezeugt? Wahrlich, wäre der Herr nicht von einer endlosen Geduld, Sanftmut und Liebe, welche Hölle gäbe es denn, die grausam genug wäre, euch aufzunehmen!

[RB.02_224,12] Ich will und darf euch kein Richter sein; der Herr tue euch nach euren schändlichen Verdiensten! Würde ich euch aber richten, wahrlich, ich sage es hier laut im Angesicht Gottes: ich würde über euern Nacken eine Züchtigung verhängen, daß sich die ganze Unendlichkeit verwundern sollte! Bei Deinem allmächtigsten Namen, o Herr, Du kennst mich, ich habe allezeit alle Geduld und Nachsicht gehabt mit den Schwächen meiner mir untergebenen Brüder. Aber bei dieser Brut der Hölle schaudere ich, und alle meine Geduld und Nachsicht hat da ihr Ende gefunden!

[RB.02_224,13] Schon auf der Erde, wo sich diese reißenden Wehrwölfe in Schafspelze verkrochen und nur im geheimen ihr schnödes Unwesen trieben, habe ich sie von einer Seite kennen gelernt, die vollkommen der untersten Hölle glich. Auf der Erde aber sah nach der Zurechtweisung doch bei manchem Pfaffen noch ein Stückchen Mensch heraus, und man hatte mit ihm denn auch eine gerechte Geduld. Hier aber zeigt sich diese Brut in ihrer wahren Gestalt und ist gräßlich anzuschauen und anzuhören. – Herr, Dein Wille geschehe, meine Geduld ist da zu Ende!“

[RB.02_224,14] Sage Ich: „Mein Bruder, sei ruhig und ärgere dich nicht! Denn siehe, es muß alles so kommen, sonst wären Daniel und Jesajas ja Lügner. Diese haben von ihnen geweissagt, und ihre Weissagung muß erfüllt werden! In der Folge wirst du einsehen, warum all dieses so kam und kommen mußte! – Nun aber gib weiter acht, denn es wird gleich eine andere Szene zum Vorschein kommen, von der du vieles lernen wirst! Aber ärgern darfst du dich fürder nicht!“

[RB.02_224,15] Auf obige energische Rede Josephs haben sich die Pfaffen allesamt in ihre Winkel zurückgezogen, um sich da zu beraten, mit welch einer ausführbaren Rache sie uns für den ihnen angetanen Frevel bedienen sollten, und wie sie uns wirksam in ihre vermeintliche Hölle hineinbringen könnten.

225. Kapitel – Maßnahmen der Kirchenhäupter. Der Herr über Glaubenserweckung. Niederlagen als Hochmutsarznei.

[RB.02_225,01] Nach einer Weile vernehmen wir Orgeltöne, und zwar die Melodie des sogenannten Tedeum laudamus. – Joseph fragt Mich: „Herr, Du bester, heiligster Vater, was soll das bedeuten? Welchen Gott loben Deine offenbaren Widersacher, denn von Dir kann da doch ewig keine Rede sein!“

[RB.02_225,02] Sage Ich: „Mein lieber Bruder, meinst du denn, daß sich die je um irgendeinen Gott gekümmert haben? Dieses Loblied gehört zu ihrer leeren Zeremonie und hat für sie selbst gar keinen Wert, außer daß es ihnen Geld trägt. Hier aber soll es bloß als ein Schreckmittel uns vermeinte Teufel in die Flucht treiben, da sie der Meinung sind, daß die überaus dummen Teufel sich durch scheinbar frömmliche Dinge sogleich vertreiben lassen. Zwar halten die meisten Pfaffen bei sich selbst nichts davon, aber sie üben sie dennoch aus, um damit die Dummheit noch breiter zu machen. Das ist nun der Grund, daß wir bei solch geweihten Tönen gleich davonlaufen sollen!“

[RB.02_225,03] Sagt Joseph: „Nicht übel! Aber gibt es denn nichts, um diesen Kerlen einen recht derben Schabernack entgegenzusenden, daß sie vor Angst speien möchten? Vielleicht könnte so etwas diese Wesen auf andere Gesinnung bringen.“

[RB.02_225,04] Sage Ich: „Das darf aus zwei Hauptgründen nicht geschehen. Erstens, um sie nicht in ihrer Freiheit zu stören – da kein gebundener Geist mehr etwas zu seiner Besserung leisten kann und an sich so gut wie tot ist. Zweitens könnte man diese Geister, die doch selbst an gar keine Wunder glauben, durch ein noch so reines Wunderwerk nie zu irgendeinem Glauben bringen. Sie würden die großartigsten Wunder geradeso ansehen, wie zu Meiner Zeit auf der Erde die Priester und Schriftgelehrten alle Meine Wundertaten aufgenommen haben.

[RB.02_225,05] Sieh, bei Meinem Tod zerriß der Vorhang im Tempel von oben bis unten in zwei Teile; die Bundeslade verschwand und ward hernach nicht mehr gesehen; Sonne und Mond verloren ihr Licht; die Gräber öffneten sich, und die Verstorbenen kamen aus den Gräbern und verkündigten Meine Ehre. Viele Heiden schlugen sich an die Brust und sagten: ,Dies war wahrhaftig ein Gott!‘ und glaubten darauf fest an Meinen Namen. Aber die Priester und Schriftgelehrten wurden darauf nur noch härter und verfolgten mit aller Energie Meine Schüler und Meine Lehre. Mehr kann man denn doch nicht tun, als einen Lazarus, der bereits vier Tage im Grab gemodert hatte, vom sichersten Leibestod erwecken und ihn frisch und gesund den Seinen wiedergeben. Welchen Erfolg aber hat diese Tat bei den Priestern, Pharisäern und Schriftgelehrten zuwege gebracht? Nichts anderes, als daß sie hernach desto mehr zu beraten anfingen, Mich aus der Welt zu schaffen! – Aus dem kannst du ersehen, wie wenig bei diesen Wesen, die noch zehnmal ärger sind als die jüdischen Priester zu Jerusalem, ein wie immer geartetes Wunder wirken würde. Eine gute, wahrheitsvolle Rede bleibt noch immer das beste Mittel, um sie auf einen bessern Weg zu bringen, obschon vorderhand bei diesen hier nicht viel zu erhoffen ist.“

[RB.02_225,06] Sagt Joseph: „Ja, das ist wahr, bei diesen wird sich wenig machen lassen. Neugierig aber bin ich, was die Kerle nun machen werden!“ – Sage Ich: „Sieh nur hin, wo noch der Höllenrachen in künstlicher Glut sich befindet! Von dort aus wird nach plötzlicher Verwandlung dieser höllischen Spektakelszene die neue Prozedur beginnen. Aber du mußt dich nicht ärgern! Denn so wir uns darob wirklich ärgern würden, würde das für sie geradezu ein Triumph sein. Diesen aber ersparen wir ihnen, indem wir den Ärger zu ihnen selbst zurückkehren lassen, der ihnen dann ihre volle Ohnmacht zeigt.

[RB.02_225,07] Einen stolzen Geist kann man durch nichts eher zur Demut bringen, als wenn man ihm von allen seinen Plänen nicht einen gelingen läßt. So wollen wir es auch nun mit diesen Pfaffen wie mit allen Stolzen der Erde machen! Du wirst sehen, das wird die möglichst beste Kur für sie sein. Darum nur keinen Ärger über sie, lieber Freund und Bruder!“

[RB.02_225,08] Spricht Joseph: „Ich sehe nun klar ein, daß Du allein in allen Punkten recht hast! Aber mit dem Nicht-Ärgern hat es seine eigenen Wege. Wenn Du, o Herr und Vater, nicht jemandes Herz ganz mit Deiner Sanftmut erfüllst, der kann tun, was er will, so wird er sich vom Ärger dennoch nicht enthalten können, wenn er diese Wesen so schmähliche Dinge zuwege bringen sieht. Habe ich doch auf der Erde viele hunderte Male Gelegenheit gehabt, daß mir die Pfaffen mit ihren Gesuchen und Rekursen aus den selbstsüchtigsten Gründen derartig lästig geworden sind, daß ich sie alle hätte totschießen mögen. Und so ich hinter so etwas kam, da mußte ich mich denn doch wieder ärgern bis zum Gelbwerden! Hier in dieser Welt aber kommt das noch viel ärgerlicher heraus, da man sogleich nur zu klar einsieht, welch eine allerniedrigste Absicht diese geistigen Lumpen mit jeder ihrer Handlungen verbinden.

[RB.02_225,09] Sie spielen die Frommen, um das zahlende Vertrauen ihrer Schafe zu wecken. Sie gehen barfuß einher, um den Schafen glauben zu machen, daß sie demütig seien. Sie beten öffentlich mit andachtsvollen Mienen, um die Goldminen ihrer Gläubigen beweglich zu machen. Sie machen ganz entsetzlich tiefe Reverenzen und beugen bei ihren Messen ihr Haupt nahe bis zur Erde, um zu zeigen, von welch unbegrenzter Ehrfurcht sie vor dem Tisch Gottes durchdrungen seien. Aber bei sich selbst glauben sie nichts und tun das nur, um desto mehr Messezahler anzulocken. Denn die Blindschafe meinen, daß eine Messe, mit solch einer sichtlichen Andacht gelesen, für alle Übel der Erde gut sein müßte.

[RB.02_225,10] O Herr, eine zahllose Menge solcher Dinge gibt es bei dieser Gespensterkaste, über die man sich über alle Maßen ärgern muß! Was kann man da tun? Nichts als eine Zeitlang zusehen, und wenn's einem am Ende zu arg wird, dreinschlagen wie ein Donnerwetter. Es ist richtig, daß wir uns nicht ärgern sollen, um ihnen keinen Sieg einzuräumen. Aber so ich nur einen sehe, dreht sich bei mir schon alles um! Herr und Vater, so Du mich nicht besonders hältst, kann ich für nichts gutstehen.

[RB.02_225,11] Aha! Nun ist die Hölle verschwunden, und wir stehen nun auf einmal inmitten des Stephansdoms, der noch ganz so aussieht wie zu meinen Lebzeiten. Jetzt kommen die rotbemäntelten Kirchendiener, sie zünden alle Kerzen an und decken den Hochaltar ab. Am Ende werden sie uns gar mit einem zelebrierten Amt hinausheizen wollen. Die Geschichte wird ja recht possierlich! – Freund Migatzi, wie kommt denn dir diese Sache vor?“

[RB.02_225,12] Sagt Migatzi: „Wie sollte sie mir wohl anders als überdumm vorkommen? Aber ärgern kann ich mich nimmer darüber, nur lachen, soviel du willst! Denn kein Mensch kann sich mehr ärgern, so diese borniertesten römischen Dummköpfe sich auch als Geister nicht kurieren lassen. Überlassen wir das alles unserem lieben, guten Herrn und Vater und seien wir guten Muts! Diese Wesen aber lassen wir ungestört machen, was sie wollen; das wird für sie sicher die beste Kur sein. Denn wir zwei werden nichts ändern an ihnen.“

[RB.02_225,13] Sagt Joseph: „Da hast du allerdings recht! Denn an diesen ist Taufe und Chrisam total verdorben, und es wird darum schwerlich je etwas zu bessern sein. Aber mir wird leichter zu Mut, wenn ich mich meines Ärgers dadurch entledige, daß ich hier vor dem Herrn ihnen ihre Hauptstückchen ins Gedächtnis zurückrufe. Es soll auch an ihnen erfüllt werden, was der Herr auf der Welt solchen Hauptlumpen verheißen hat: ,Von den Dächern herab wird man's laut verkündigen, was ihr im geheimen Arges getan habt!‘ – Sie halten nun ein gespenstisches Hochamt. Bis sie fertig werden, kann ich mich noch von so manchem entledigen, was mich drückt.“

226. Kapitel – Der Herr über das Meßopfer und die ewige Verdammnis.

[RB.02_226,01] Joseph fortfahrend: „Herr, Du bester Vater, sage mir doch, ob denn an dem sogenannten Meßopfer, von dem in keiner Heiligen Schrift etwas steht, denn doch etwas daran sei? Besonders wenn stillen Ortes ein herzlich guter Priester, gläubig und in bester Meinung Dir, Gott dem Herrn, ein wahrhaft andächtiges, stilles Meßopfer darbringt. Und zwar umsonst, weil er es als zu heilig erachtet und seinen lieben Heiland um keine Silberlinge mehr verkaufen will. Ich meine, so ein Meßopfer dürfte bei Dir, o Herr, denn doch nicht ganz ohne Wert sein!“

[RB.02_226,02] Sage Ich: „Mein liebster Freund! Was kann bei Mir wohl ohne Wert sein, so es im rechten Sinn verrichtet wird? So Ich einen jeden Becher frischen Wassers, den du einem Durstigen reichst, hundertfach belohnen will – um wieviel mehr werde Ich ein andächtiges Meßopfer eines wirklich edelherzigen Priesters mit wohlgefälligstem Herzen ansehen und werde segnen den Priester wie sein Opfer! Ich sehe allezeit nur aufs Herz und nie auf die Form. Und durch ein liebevolles und gerechtes Herz wird jede äußere Form, wie immer beschaffen, gerecht und gut vor Mir – obschon an der Form gar nichts liegt und sie weder äußerlich noch innerlich einen Wert haben kann.

[RB.02_226,03] Ich habe nur einmal, und das für alle Menschen, Mich Dem geopfert, der in Mir ein heiliger Vater von Ewigkeit ist. Von diesem einigen und einzigen Opfer an gibt es für ewig kein zweites ähnliches mehr. Durchs Meßopfer wird nichts zuwege gebracht, aber durch ein edles Herz dessen, der es verrichtet, sehr vieles! Denn da wird es von Mir wahrhaft gesegnet, nicht etwa als ein Opfer, sondern als Szene Meines Erdenlebens. Denn ein neues Opfer kann es nimmer geben, weil dieses schon einmal für ewig gültig vollbracht wurde, weshalb Ich auch am Kreuz zum letzten Male ausrief: ,Es ist vollbracht!‘ Was aber einmal vollendet ist für alle Zeiten, kann dann nie wieder noch einmal vollbracht werden.

[RB.02_226,04] Ist ein rechtschaffener Priester vermöge des erhaltenen Unterrichts dennoch der Meinung, daß er ein gleiches Opfer in seiner Messe verrichte, wie Ich es verrichtet habe am Kreuz, so werden wir ihm das wohl zu keiner Sünde anrechnen, sondern zu ihm sagen: ,Es sei dir vergeben, denn du wußtest ja nicht, was du getan hast!‘ – Wohl aber soll es jenen angerechnet werden, die bei sich über das ganze Opfer lachten und sagten: „Die Welt will betrogen sein, so werde sie denn betrogen!“ Denn wer jemanden des eigenen Vorteils wegen etwas glauben machen will, worüber er bei sich selbst lacht, der ist kein Priester, sondern wahrhaft ein Teufel. Dessen Lohn aber wird gleich sein seinem falschen Eifer! – Hast du das wohl verstanden, Mein lieber Bruder Joseph?“

[RB.02_226,05] Spricht Joseph: „Ja, mein Herr und Vater, wie sollte ich das auch nicht verstanden haben, nachdem Du die Sache mir so wahr gezeigt hast. So ist es und kann unmöglich anders sein! O ich danke Dir, daß Du Deine Ordnung gerade so eingerichtet hast, wie ich sie mir bei meinen irdischen Lebzeiten oft vorgestellt habe!

[RB.02_226,06] Nur eines geht mir noch ab, eine Aufhellung über den fast in allen christlichen Religionssekten vorkommenden Begriff der sogenannten ewigen Strafe. Gibt es eine solche, oder gibt es keine? So man für die irdischen Tage ehrlichen und rechtlichen Lebenswandels eine ewige Belohnung erhält, so kann man auch annehmen, daß es füglich auch eine ewige Strafe geben müsse. Denn gebührt hier im Reich der Geister einer kurzen, edlen Tat ein ewiger Lohn, so gebührt demgegenüber auch für eine kurze, böse Tat ein ewiger Strafzustand in der Hölle. Ich finde diese Annahme ganz logisch.“

[RB.02_226,07] Sage Ich: „Du schon, aber Ich nicht – weil Ich mit all dem, was Ich geschaffen habe, unmöglich mehr als nur einen Zweck vor Augen haben konnte! Da Ich Selbst aber das ewige Leben bin, so kann Ich doch nie Wesen für den ewigen Tod erschaffen haben! Eine sogenannte Strafe kann daher nur ein Mittel zur Erreichung des einen Hauptzwecks, nie aber eines gleichsam feindseligen Gegenzwecks sein, daher kann denn auch von einer ewigen Strafe nie die Rede sein.“

[RB.02_226,08] Spricht Joseph: „Herr, Dir ewig Dank, Liebe und Ehre, das verstehe ich nun ganz! Aber in der Heiligen Schrift steht doch deutlich geschrieben von einem ewigen Feuer, das nimmerdar erlischt, von einem Wurm, der nimmer stirbt! Auch steht geschrieben: ,Weichet von Mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das dem Teufel und seinen Dienern bereitet ist!‘ – Ja, Herr, ich kenne eine Menge Texte, wo der Hölle und ihres ewigen Feuers sehr handgreiflich gedacht wird. So es aber keine ewige Strafe gibt und es sogar von dem Sträfling selbst abhängt, in ihr zu verbleiben, so lange er will – da sehe ich dann durchaus nicht ein, wie von einem ewigen Feuer in der Schrift die Rede sein kann!“

[RB.02_226,09] Rede Ich: „Mein liebster Freund, es steht wohl geschrieben von einem ewigen Tod, der da ist ein ewig festes Gericht, und dieses geht hervor aus Meiner ewigen Ordnung. Diese aber ist das sogenannte Zorn- oder besser Eiferfeuer Meines Willens, der natürlich für ewig unwandelbar verbleiben muß, ansonst es mit allem Geschaffenen auf einmal völlig aus wäre.

[RB.02_226,10] Wer sich nun von der Welt und ihrer Materie hinreißen läßt (die doch notwendig gerichtet bleiben muß, weil sie sonst keine ,Welt‘ wäre), der ist freilich so lange als verloren und tot zu betrachten, als er sich davon nicht trennen will. Es muß also der Geschaffenen wegen wohl ein ewiges Gericht, ein ewiges Feuer und einen ewigen Tod geben. Aber daraus folgt nicht, daß ein im Gericht gefangener Geist so lange gefangen verbleiben muß, als dieses Gericht an und für sich dauert – so wenig wie auf Erden, so du ein festestes Gefängnis erbaut hättest, die Gefangenen deshalb auch auf die ganze Dauer des Gefängnisses verurteilt werden sollen.

[RB.02_226,11] Ist denn nicht ,Gefängnis‘ und ,Gefangenschaft‘ zweierlei? Das Gefängnis ist und bleibt freilich ewig, und das Feuer Meines Eifers darf nimmer erlöschen. Aber die Gefangenen bleiben nur so lange im Gefängnis, bis sie sich bekehrt und gebessert haben.

[RB.02_226,12] Übrigens steht in der ganzen Schrift nicht eine Silbe von einer ewigen Verwerfung eines Geistes, sondern nur von einer ewigen Verdammnis der Nichtordnung gegenüber Meiner ewigen Ordnung, die notwendig ist, weil sonst nichts bestehen könnte. Das Laster als Widerordnung ist wahrlich ewig verdammt, aber der Lasterhafte nur so lange, als er sich im Laster befindet! Also gibt es auch in Wahrheit eine ewige Hölle, aber keinen Geist, der seiner Laster wegen ewig zur Hölle verdammt wäre, sondern nur bis zu seiner Besserung! – Ich habe wohl zu den Pharisäern gesagt: ,Darum werdet ihr eine desto längere Verdammnis überkommen!‘, aber nie: ,Darum werdet ihr auf ewig verdammt werden!‘ – Verstehst du nun deine so gefährlich aussehenden Schrifttexte?“

Fortsetzung siehe Teil 3