„Das meiste aus der Offenbarung als Entwicklungskrisis ist abgelaufen, das Ärgste bleibt noch übrig. Aber (habt) Geduld und Vertrauen in Mich!“

 


Erklärung der Offenbarung Johannis

 

Empfangen durch Gottfried Mayerhofer 1875

 


„Die Offenbarung Johannis ist ein Sittengemälde der ganzen Zeit, welche nach Meinem Übergang ins Geisterreich bis nun und bis zu Meiner Wiederkunft über eure Erde kam.

 

Diese Offenbarung ist schon von so manchem erklärt, durchforscht und auseinandergesetzt worden. Und doch hat noch keiner den rechten Schlüssel gefunden, die Bücher dieses hl. Wortes zu erschließen, noch die Begebenheiten und Zeitabschnitte richtig zu beurteilen, welche alle nach Meinem Heimgange kommen mussten, solange der Mensch als freies Wesen der eigene Herr seiner Handlungen war.

 

Jetzt, da wir beinahe am Ende der ganzen Prophezeiung stehen und das meiste schon vorüber ist, will Ich euch Schritt für Schritt diese Offenbarung erklären. Damit könnt ihr dann selbst beurteilen, wie weit alle von dem eigentlichen Sinn entfernt waren, die nur buchstäblich herausfinden wollten, was doch nur durch Entsprechungen erklärt werden kann.

 

Solange der Mensch die Deutung oder den geistigen Sinn der Worte – was man Entsprechung heißt – nicht begreift, ist es umsonst, Meine Worte im innersten Sinne fassen zu wollen. Selbst die große Masse der neuen Worte, welche ihr bis jetzt erhalten habt, zeugen von dem nämlichen. Denn je öfter ihr sie lest, desto geistiger, oft auch gegen früher verschiedener wird euch deren Inhalt klar.

 

Ihr müsst von dem Grundsatze ausgehen, dass Ich als höchster Geist nur geistig denken und reden kann. Und auch, dass Ich dem Standpunkte des menschlichen Geistes gemäß geistige Gedanken und Ideen in für euch fassliche Worte einkleide. Darum aber ist bei diesen Worten – so wie ihr sie auffasset und lest – dies noch lange nicht ihre letzte Deutung ist.

 

So ließ Ich auch einst Johannes diese Geschichte niederschreiben, indem Ich seiner Auffassungsgabe Meine Ideen anpasste. Hätte Ich anders mit Ihm gesprochen, so hätte er Mich nicht verstanden, Meine Worte entweder missdeutet oder selbe gar nicht zu schreiben getraut – aus Furcht, das Opfer einer Täuschung zu werden.

 

So findet ihr in dieser Offenbarung nur symbolische Bilder! Ihr findet den `Zorn Gottes`, die `Plagen` und noch mehreres, was in jener Zeit selbst bei den Propheten öfters gebraucht wurde, aber nicht hätte wörtlich verstanden werden sollen.

 

Ich, der Gott der Liebe kann weder Zorn, Haß noch Rache üben, was durchaus nicht möglich ist, wenngleich Ich als Gott durch plötzliche Vernichtung oder durch moralischen Zwang alles sogleich in die rechte Ordnung bringen könnte.

 

Sollte Ich vielleicht in Brand geraten über Dinge, die Ich selbst so und nicht anders geschaffen habe? Sollte Ich etwa einen Fluch aussprechen über Geschöpfe, die – eben, weil Ich sie als frei hinstellte – fehlen und fallen mussten, damit sie die großen göttlichen Eigenschaften und ihren Wert durch das Gegenteil erkennen sollen!

 

Wie könnet ihr das Licht schätzen, wüsstet ihr von Schatten oder Finsternis nichts! Wie die wohltuende Kraft der Wärme, kennet ihr die Kälte nicht! Wie die erhabene Tugend, Sittlichkeit, moralische Gefühle begreifen, wenn nicht die Gegensätze davon existieren würden! Wie die Idee eines geistigen Fortschritts begreifen, wenn ihr nicht den Weg nach abwärts wüsstet?

 

Seht, daraus geht hervor, dass in allen Schriften des Alten und Neuen Testaments manches enthalten ist, was nicht so gemeint ist, wie der Buchstabe es zeigt, sondern der Auffassung jener Zeit angemessen dennoch für ewig den großen Keim des Geistigen enthält.

 

Darum werden die Geister im höchsten Jenseits und selbst die Engelsgeister noch immer etwas Höheres darin finden, je höher sie selbst stehen und je größer ihre eigene geistige Einsicht ist. So sind alle Meine Worte für immer eine reiche Fundgrube geistiger Schätze, die nie ein Ende erreichen werden, weil Ich als unendlicher Geist nur Unendliches denken und reden und durch Meine Knechte schreiben lassen konnte.

 

Jetzt wollen wir also einen Schritt weiter gehen und mit den ersten Kapiteln der Offenbarung anfangen.

Diese erste Kapitel beschäftigen sich mit den nach Meinem Heimgange existierenden sieben Gemeinden, welche als die ersten und besten zur Basis dienen sollten, Meine Religion oder die Auslegung und Aufklärung des jüdischen Religionskultus zu erhalten. Sie sollten zeigen, wie man vom Formellen und Zeremoniellen nach und nach  zum geistigen Verständnis übergehen soll, um den in der jüdischen Religion niedergelegten Grundwahrheiten ihren rechten, eigentlichen Wert wiederzugeben.

 

Diese Gemeinden, welche nur aus wenigen Auserwählten bestanden, waren als Anfänger – abgesehen von der Verfolgung durch Andersgläubige – auch noch dem Fehler der Missdeutung Meiner Worte ausgesetzt. Daher die symbolische Erwähnung, dass die Glieder der einzelnen Gemeinden sich an ihre Führer halten sollten, welche als Sterne oder Lichter ihnen den Weg zeigen würden, den sie gehen sollten. Und dass auch die Gemeinden (und die einzelnen), einig mit den Führern, dann selbst `Leuchter` oder Wegweiser für andere werden möchten, die noch in Finsternis wandeln.

 

In den ferneren Kapiteln folgen dann die Ermahnungen an die einzelnen Gemeinden. Wie bei allen kamen dort falsche Propheten, übereifrige Verbreiter und alle möglichen Verirrungen des menschlichen Herzens vor, weil eben das Verständnis Meines Wortes von verschiedenen Menschen auch verschieden aufgefasst wurde.

 

Ferner waren diese Gemeinden auch nicht alle in den nämlichen Verhältnissen, teils unter sich, teils mit denen, mit welchen sie leben mussten, und so allerlei Versuchungen ausgesetzt.

 

Ihr werdet in diesen sieben Gemeinden alle möglichen Verhältnisse finden, die bei frei denkenden Menschen stattfinden müssen: das eifrige Anhängen an eine Glaubenslehre sowie das teilweise Abfallen von derselben, das eifrige Auffassen sowie das Missverstehen, das Hin- und Herschwanken zwischen geistiger und weltlicher Richtung. Gerade wie ihr selbst, da ihr doch auch gleichsam eine Gemeinde bildet, es selbst erfahren könnt, wie `weder kalt noch warm` bei euch ebenso anwendbar ist wie einst vor mehr als tausend Jahren. So werdet auch ihr mit der euch umgebenden Welt in Streit geraten, je mehr ihr Meiner Lehre anhängen wollet und dann euer Tun und Treiben mit dem der übrigen Welt im Gegensatz steht.

 

So war es mit der Gründung jeder neuen Religionssekte, welche glaubte, einen besseren Weg eingeschlagen zu haben. Und so ist es jetzt bei euch und wird es bei noch vielen andern sein, welche Meine Worte der Welt nutzbar machen möchten.

 

Etwas ist noch bei diesen ersten Kapiteln bedeutsam, nämlich dass gerade die Siebenzahl als geistiges Symbol erwähnt ist. (Sieben Sterne, sieben Gemeinden usw.)

 

Um die Zahl sieben euch etwas näher vor euer geistiges Auge zu führen, muß Ich euch aufmerksam machen, dass ihr überhaupt alle ungeraden Zahlen einer näheren Betrachtung unterziehet, damit ihr die Wichtigkeit derselben und sodann die Zahlen wie 3 oder 7 besser verstehet.

 

Sehet, wenn ihr die Sieben oder auch die Drei aufmerksam betrachtet, müsst ihr bemerken, wollt ihr etwas symmetrisch beurteilen, dass bei Drei die zwei (einzelnen) Glieder auf die eine wie auf die andere Seite, und bei Sieben drei auf jede Seite zu stehen kommen:

(* * * * * * * )

Denn geistig genommen ist nur eine Harmonie möglich, wenn eine Grundbasis oder ein Mittelpunkt sich wo befindet, um den sich alles bewegt, von ihm abhängt und auf ihn gestützt ist. Nun, ihr habt bei Drei stets die mittlere Zahl als Mittelpunkt anzunehmen, von dem die andern relativ abhängen und aus ihm hervorgegangen oder erst durch ihn zur Deutung gekommen sind. So ebenfalls mit der Sieben, wo Drei auf jeder Seite die aufbauenden, ergänzenden

und verbindenden Faktoren des Ganzen sind.

 

Nehmt Meine sieben Eigenschaften, so findet ihr die Ordnung in der Mitte; denn ohne Ordnung kann ja nichts bestehen, und so ist dieselbe der Grundpfeiler alles Geschaffenen, wenn es erhalten werden soll.

 

Ihr seht, dass bei diesem, obwohl aus Liebe, Weisheit und Wille hervorgegangen ist, doch die Ordnung die Basis der ersteren und der nächstfolgenden Eigenschaften sein muß, nämlich die Basis des Ernstes, der Geduld und der Barmherzigkeit.

 

Nehmt die ersten drei Eigenschaften: Liebe, Weisheit und Wille, so ist wieder die Weisheit gleich der Ordnung der Grundpfeiler der ersteren. Und nehmt ihr die letzteren drei, so ist Geduld die Hauptsache zwischen Ernst und Barmherzigkeit. Denn wenn Ich freie Wesen Mir gleich geschaffen habe, so muß doch vorerst die Geduld da sein, damit Ich nicht Mein eigenes Werk zerstören möge.

 

Was Ich euch hier von Meinen Eigenschaften vorführe, könnt ihr auch erfahren in dem Gesetze der sieben Farben und der sieben Töne, die ebenfalls materielle Entsprechungen Meiner geistigen Eigenschaften sind.

 

Wir werden nun zu den nächsten Kapiteln schreiten.

 

Wie die Offenbarung großartige Gemälde aller Phasen Meiner Religionslehre vorstellt, so müssen auch die Erklärungen euch zeigen, wie alles vor sich gegangen. Wie nun bald das tausendjährige Reich diese Harmonie herstellen soll, die einst zwischen Mir und Meinen Jüngern herrschte, und die später zwischen Mir und der ganzen Menschheit hergestellt werden wird, damit nur ein Hirte und eine Herde sei.

Das weitere Kapitel bespricht ein Gesicht Johannis, welches ihm den Herrn und Schöpfer zeigt als Höchsten der Himmel. Eben in dem Bilde, wie es die dort Leben gewohnt waren zu sehen: auf einem Thron sitzend, von den Ältesten und Höchsten umgeben, welche mit goldenen Kronen geziert waren. Hier sehet ihr wieder, dass Ich, um verständlich zu sein, Mich des Johannes Intelligenz bedienen musste. So ist auch die Zahl der Ältesten 24 jene Zahl, welche in Jerusalem die obersten Priester hatten, wo 25 mit dem Hohenpriester den ganzen Rat repräsentierten.

 

Was die vier Tiere betrifft und das gläserne Meer, so sind die Tiere selbst verkörperte Attribute Meines eigenen Ichs: der Löwe als Stärke oder Allmacht,
das Kalb als Sinnbild der Sanftmut, der Mensch als geistige Potenz, und der Adler als Beherrscher des Universaläthers.

 

Wenn diese Tiere alle mit vielen Augen geziert waren und ebenfalls Flügel wie die Adler hatten, so bedeutet solches die allgemeine Herrschaft über Erde und Himmel. Das gläserne Meer aber stellt die Allwissenheit vor, was sagen wollte: Vor dem Auge Gottes ist alles durchsichtig, und mit der Schnelligkeit eines Adlers durchfliegt Sein Blick das ganze Universum. Mit der Kraft eines Löwen regiert Er alles, mit der Sanftmut eines Kalbes gleicht Er alle Missstände aus, und mit dem Geiste, gleich einem Menschen als Seinem Ebenbild, veredelt und vergeistigt Er alles, damit selbst das Materielle dorthin einst gelange, von wo es ausgegangen ist. Und nachdem alle Kräfte der Schöpfung bewusst und unbewusst sich von dem Allein-Herrn beugten, fielen auch die Ältesten auf ihre Knie nieder, welche die geistig große Welt im Jenseits vorstellen, dem Schöpfer das gebührende Lob darzubringen.

So ward Johannes vorerst gezeigt in bildlicher Entsprechung, was die Majestät eines Gottes ist, ehe er zu begreifen fähig war, was derjenige war, welchen Er auf diese kleine Erde herabsteigen hieß, um die Menschen vor dem gänzlichen Verluste  ihrer geistigen Würde zu retten. Dies ist der Eingang zu dem großen Gärungsprozeß, welcher geistig auf dieser Erde angebahnt wurde, damit die reinste Lehre faktisch begründet werde, wert, dass der Herr als menschlicher Erdensohn durch Seine größte Erniedrigung die höchste menschliche Würde den Erdenbewohnern wieder neu übermittelte.

Was nun im Verlaufe der Zeiten sich dem entgegenstellte und was das Endresultat von allem sein wird, schildern in entsprechenden Bildern die nächstfolgenden Kapitel. So, wie es wirklich geschah, wo das Göttliche von Menschen zuerst erhoben, dann erniedrigt wurde, - aber am Ende als Geistessieg über die Materie ein bleibendes Reich des Friedens und der Ruhe bringen wird.

Das nächste Kapitel zeigt dem Johannes ein Buch, von allen Seiten beschrieben, mit sieben Siegeln versperrt. Dies bedeutet Meine einzige und wahre Lehre, welche Ich den Menschen fasslich in zwei Geboten gab. Dieses Verkündigen durch den Menschensohn als `Lamm` - Sinnbild der Unschuld und Duldung, heißt das mit Meinen sieben Eigenschaften gefestete Lebensbuch `entsiegeln`, so dass Er es der ganzen Schöpfung und besonders den Erdenmenschen bekannt machen sollte.

 

Das erste Siegel stellt das Bild vor, wie aus dem Buche ein weißes Roß entsteigt als Sinnbild Meiner allumfassenden Liebe, gekrönt durch alle anderen Eigenschaften, und mit einem Bogen, auch die härtesten Herzen zu verwunden, damit alles sich einst in Liebe auflöse. Aus Liebe wurde die Welt erschaffen, aus Liebe stieg Ich zur Erde nieder, und aus Liebe soll der erste Grundstein bestehen, welcher Meine göttliche Lehre auf Erden gründen soll, und der nie zu überwinden sein wird.

 

Das zweite Siegel brachte ein rotes Pferd, Sinnbild der Weisheit, oder menschlich gesagt, des Verstandes, der Beurteilungskraft, die kritisch alles abwägen will. Sie wird die göttlich-himmlische Lehre mit dem materiellen Sein vergleichen und wird dadurch die Differenzen aufdecken. Daher wird nicht Friede, sondern Streit das Resultat sein, wie die menschlichen Leidenschaften mit den Prinzipien des geistigen Seelenmenschen in Konflikt kommen, woraus dann Fanatismus auf der einen wie auf der andern Seite, Religionskriege im Äußeren und Gewissenskämpfe im Innern erzeugt werden – als notwendige Folge, wo zwei Extreme als Gegensätze sich gegenüberstehen.

 

Das dritte Pferd, welches heraustritt, war schwarz und hatte eine Waage in der Hand. Es war der feste und gerechte Wille, welcher sich vorgenommen hat, den Endzweck ungestört durch alle Hindernisse zu verfolgen. Der Wille ist auch entsprechend der Gerechtigkeit, welche die Taten abwiegt, und wo die guten sich selbst vergelten und die schlechten sich selbst bestrafen. Gerechtigkeit sollte überall walten, in Glaubenssachen wie im sozialen Leben. Ich als Christus lehrte die Menschen ihre gehabte Lehre besser verstehen. Ich lehrte sie die Liebe und die Weisheit, welche die Liebe ins gerechte Maß `weiset`. Ich lehrte sie Toleranz oder Gerechtigkeit gegen alle, und so sind diese drei Siegel der Schlüssel, wie Meine Lehre sich ausbreiten sollte, wenn sie die Veredlung des Menschengeschlechtes erreichen wollte.

 

Das vierte Siegel zeigt euch ein fahles Pferd, d.h. von unbestimmter Farbe, nicht kalt und nicht warm, oder bildlich, wie es dort heißt, den Tod. Denn der Tod bezeichnet ja nicht das Aufhören, sondern nur Verwandlung. Und so ist auch die Farbe des Pferdes entsprechend dem Weg bei der Verwandlung durch Meine Lehre, entweder auf- oder abwärts zu schreiten; aufwärts zur höheren Vergeistigung bei der Annahme desselben, und abwärts bei Vertierung der edelsten Eigenschaften, die Ich als Schöpfer ins menschliche Herz gelegt habe. Dieses Siegel entspricht der Ordnung oder dem gesetzmäßigen Gang alles Geschaffenen.

 

Es führt dann ganz natürlich zur Erklärung des fünften Siegels, wo die Opfer bildlich dargestellt sind, die der Lehre zuliebe durch die Leidenschaften des Menschen materiell fallen. Es ist auch dabei schon der Sieg angedeutet, welcher jedem zuteil wird, der dem Geistigen sein Höchstes auf Erden, seine eigene Natur und seinen eigenen materiellen Leib zum Opfer bringt. So waren, wie vorher bei der Waage die Gerechtigkeit, hier die Vergeltung und die höchsten Freuden entsprechend dargestellt, welche denen werden, die mitten im Kampfe das Banner ihres Gottes und Seiner Lehre hochzutragen und zu schützen vermögen.

 

Das sechste Siegel zeigt euch eine gänzliche Revolution auf dem ganzen Erdball, d.h. entsprechend: Der Trieb zur geistigen Lehre wird alle sozialen Verhältnisse verändern wollen. Die eifrige Hast, das eine zu erreichen, wird die Gegner zu ebensolcher Hast anspornen. Es wird Krieg und Zerstörung im Inneren und Äußeren entstehen, Machthaber werden gegen schwache Völker und die Völker gegen die Machthaber anstürmen, wenn ihre Rechte zu sehr geschmälert werden. So wird die Religion der Liebe, des Friedens und der Duldung im Kampf um ihren eigenen Bestand nur das Entgegengesetzte hervorrufen, und diese Mächte werden einander so lange bestreiten, bis das Geistige siegen wird. Dieses sechste Siegel entspricht also der Geduld, was nichts anderes heißen will als: Alles Streben dagegen ist umsonst! Wo ein Gott Sein göttliches Recht geltend machen will, müssen selbst die Steine nachgeben, denn Sein ist das Recht und die Glorie in Ewigkeit.

 

Und siehe, die mit dem Siegel Gezeichneten entsprechen denen, welche überwunden hatten, und welchen die Seligkeiten zuteil wurden, von denen Ich einst sagte: `Die Mein Wort glauben und darnach tun, die werden Seligkeiten im Jenseits genießen, von denen kein menschliches Auge je gesehen noch gehört hat.` Diese Seligkeiten sind schon durch den Anzug als weißes Kleid, der Unschuld entsprechend angezeigt. Und die Gezeichneten werden den Preis empfangen für alle die Leiden und Trübsale, welche sie für Mich und im Namen Meiner Religion erduldet haben.

 

So wird sich das ganze Gemälde nach und nach entwickeln, worin vom ersten Liebewort bis zu allen Religionskriegen, Verfolgungen und fanatischen Priesteropfern die ganze Geschichte Meiner Lehre in gewissen Zeitperioden klar dargestellt wird.

 

Das Eröffnen des siebenten Siegels oder das Ende des ganzen Entwicklungsprozesses, wo trotz aller Plagen und Schrecknisse doch nur die Barmherzigkeit ihr letztes Werk ausübt, ist in den sieben Posaunenrufen und den folgenden Plagen abgebildet, welche nur Reinigungsmittel sein werden, um die Menschen zum Besten zurückzuführen. Die Posaunenrufe sind ebenfalls viele Entsprechungen von den moralisch-geistigen Veränderungen, welche im menschlichen Gemüte vorgehen, sobald das zweischneidige Schwert des Zweifels eingreift und der Argwohn des Unglaubens seine Geißel schwingt.

 

So ward bildlich das Räucherwerk (Opfer) auf dem Altare der Liebe eine Plage für die selbstsüchtige Menschheit. Wie bildlich alles verdorrte, so verschloß der Mensch im allgemeinen allen edlen Eigenschaften sein Herz, er wollte von keiner Religion wissen, die Aufopferungen verlangt und seinen irdischen Leidenschaften den Zaum anlegen will.

 

So wie bildlich Feuer alles zerstört, so zerstören auch die selbstsüchtigen Leidenschaften wieder alles Gute. Verfolgungen traten an Stelle der Toleranz in Glaubenssachen, mit Blut suchte man zu tilgen, was nur geistiger Natur und eben deswegen unvertilgbar war. So war es noch in den ersten christlichen Zeiten unter den Römern, wo alle möglichen Gräuel fanatischer Religionsbräuche der heidnischen Priester bestanden, denen letztere den Stempel religiöser Weihe aufdrückten.

 

Was einzelnen geschah, wurde später auf große Massen ausgedehnt: je mehr die Gläubigen wuchsen, desto mehr Verfolgungen gegen diese; je größer der Eifer für die reine Lehre, desto größer die Opfer des Märtyrertodes. Und so gestalteten sich nach dem Verfall des römischen Reiches die neuen Verhältnisse, da zwei Bischöfe auf dem Thron saßen, der eine in Byzanz, der andere in Rom. Unter sich nie einig, unterstützten sie diese Disharmonie stets um eigenen Vorteils willen. So wie früher Christenverfolgungen bei den Heiden waren, wurden jetzt von den Päpsten Menschen in Massen verfolgt, die nicht das glaubten, was sie für recht hielten, oder was ihnen gerade passte, für den Augenblick als recht zu erklären.  

Von der Zeit der Teilung des römischen Reiches an, als später aus dem Bischofe in Rom ein Papst wurde, beginnen die Religionskriege, die Zwistigkeiten der Konzilien, die Verfolgungen durch kirchliche Inquisitionen, die Knechtung der Könige durch die Päpste und endlich die Kreuzzüge. Dann die Reformationsbemühungen und die blutigen Folgen in allen Ländern, wo durch die Vermischung der menschlichen Rassen die Entwicklung der verschiedenen Krankheiten, wie Pest usw.

 

Alles dies wird durch die Posaunenrufe sowie die Zornschalen bildlich dargestellt, ebenso das entsprechende geistige Bild `Des Weibes Kampf mit dem Drachen`: Bild des Kampfes der menschlichen Leidenschaften und weltlichen Interessen mit dem geistigen Fortschritt und der Liebelehre, ferner die Geburtsnöte, das einmal begonnene Werk zu Ende zu führen, sowie der heftige Streit, den das Böse gegen alle anspornte, die sich dem Geistigen zuwandten.

Alle diese von Johannes geschauten Bilder drücken nichts anderes aus als den heftigen Widerstand, den Meine Lehre hervorrufen musste, und den natürlichen Fortgang, wie zwischen Gut und Böse das Gute doch endlich siegen muß und siegen wird.

 

Stoßt euch nicht an der Form der Bilder; sie waren der Auffassung jener Zeit und der Schreibart von damals gemäß. Anders konnte auf viele Jahrhunderte hinaus nicht auf die Menschheit eingewirkt werden, die wenig Liebe kannte und höchstens nur der Furcht wich. Hätte Ich den ganzen Entwicklungsprozeß bis auf heute in euch gangbare Sprache als Gott der Liebe schreiben lassen, so wären die Worte verhallt und um den geistigen Sinn hätte sich niemand gekümmert. –

 

Die Skorpione, die Drachen mit 7 Köpfen, 10 Hörnern und goldenen Kronen bedeuten die vielseitige Auslegung Meiner Lehre, wie sie manchmal durch weltliche Macht unterstützt die Menschen zwang, gewisse religiöse Dogmen und Zeremonien anzunehmen, woraus dann viele Religionssekten entstanden sind.

 

Die Bilder zeigen die aus der Geschichte bekannte Herrschaft der Kirche und die Mittel, welche sie gebrauchte, um zur Macht zu gelangen, und wie da Menschen in Fülle dem Fanatismus der römischen Kirche und ihren Inquisitionen zum Opfer gefallen sind.

 

Die spätere Beschreibung, wie endlich die religiöse Stimmung nach und nach wieder nachlässt und das Materielle scheinbar den Sieg davonträgt, wie Gold und Silber nun mehr gesucht wird als geistiger Reichtum, dies könnt ihr in den folgenden Kapiteln lesen: das siegreiche Steigen des Bösen unter dem Mantel von religiösem Kultus, sodann durch die Entdeckungen der Wissenschaften das Darniedersinken des ersteren, aber auch jede Religiosität und der Übergang zum Materialismus.

 

So ist in diesen Bildern der Fall der römischen Kirche vorausgesagt, nicht aber, als wenn Ich sie verwürfe, sondern wie sie sich selbst den Untergang gegeben hat und aus eigenen Werken ihren Lohn haben muß.

 

Die getöteten Propheten deuten auf das Märtyrertum hin in früheren Zeiten, wo mancher gottbegeisterte Mann den Scheiterhaufen besteigen musste. In keinem Jahrhundert unterließ Ich es, prophetische Wecker zu senden, damit sich die Menschheit nicht ganz in den geistigen Schlaf einlullen lasse.

 

Die Zornschalen und deren einzelne Wirkungen bedeuten die Seuchen und Kriege, welche die Menschheit teils durch ihr eigenes widernatürlichen Leben hervorrief, teils mutwillige Gräuel selbst veranstaltete. Noch jetzt könnt ihr ja selbst bemerken, wie die Wirkungen des Egoismus, des Materialismus, der ungezügelten Leidenschaften im allgemeinen wie im einzelnen Unglücke aller Art hervorrufen: Unglücke zur See und zu Lande, Unglücke durch Elementarereignisse, hervorgerufen durch die schlechte Wirtschaft der Menschen mit ihrem eigenen Erdboden, Selbstmorde und Morde in jeder Form als Resultat des Mangels von Glauben an eine andere Welt usw.

 

Nehmt dieses alles zusammen und schreibt es nieder in der bildlichen Sprache des Orients, wie einst Mein Jünger Johannes es getan, und ihr würdet den sieben Zornschalen noch andere anhängen können, die ebenso schreckliche Zustände schildern würden.

 

So ging Meine Lehre alle Phasen durch, deren das menschliche Gemüt fähig ist, von der reinsten Pietät bis zum krassesten Unglauben und Verwerfung alles dessen, was gegeben wurde. Von der strengen Befolgung Meiner Gebote, von der pedantischen Auslegung Meiner Worte bis auf das gänzliche Verwerfen alles durch tausend Stimmen in der sicht- und unsichtbaren Natur gepredigten Geistigen seht ihr im Bilde vor euch. Gegeben wurde es in Form von Mahn- und Posaunenrufen, denen aber wegen der Nichtbefolgung die Tat oder Strafe am Fuße folgte.

 

Von den Zornschalen und ihrer Ausgießung – als Symbol, dass das Böse und moralisch und physisch Unnaturmäßige sich selbst bestrafen muß – seht ihr alles klar vor euch: Wie Meine sieben Eigenschaften nach und nach zum Besten antreiben, wie die freie Natur des Menschen demselben sich widersetzt, wie Verirrungen auf Verirrungen, Fehler auf Fehler folgen. Wie alle Mühe vergebens ist, Meine Worte der Menschheit gänzlich aus dem Kopfe zu treiben und wie selbst das Ärgste doch zum Besten führen muß und wird.

 

Dieser langjährige Kampf des Drachen mit dem Himmel, dieses Verfolgen des Weibes mit ihrem Knäblein Christus als Friedensstifter, alles dieses wird euch jetzt klar vor Augen liegen. Und es wird euch auch nebenbei einleuchtend sein, dass auf das lange Hin- und Herwogen eine Entscheidung eintreten muß, wo bestimmt wird, wer der Sieger und wer der Besiegte ist!

 

Dieser Zeit gehet ihr nun entgegen. Sie ist unter dem Bilde des tausendjährigen Reiches vorgestellt als geistiges Friedensleben, das denen zuteil wird, die nicht mit dem Merkmal des Tieres, sondern mit dem Zeichen Gottes gezeichnet sind.

 

So wie vor Meiner Darniedersteigung schon ein geistiger Kampf herrschte zwischen Geistigem und Materiellem in gelinden Formen, und wie nach Meinem Scheiden dieser Scheidungsprozeß auch zu einem Endresultat führen muß, so soll jetzt auf diesen mehr als tausendjährigen Kampf eine Zeit des Friedens hereinbrechen. Da werden die Menschen wieder anfangen, Menschen zu sein, wie Ich sie schuf und haben will, sollen sie Meine Kinder heißen.

 

Dieses wird die Zeit der Vergeltung sein, die Zeit, wo das geistige das Materielle besiegt hat. Wo der Mensch als Bürger zweier Welten sich so heimisch in der einen wie in der andern fühlen wird, damit endlich Meine Worte verstanden und Mein einstiges Darniedersteigen auf eure Erde im ganzen Lichte seines göttlichen Berufes geschätzt und mit Liebe befolgt wird.

 

Dies wird die Zeit sein, wo der Drache geschlagen und gefangen, die zehn Gebote Mosis und Meine eigenen zwei in ihrer ganzen Bedeutung verstanden werden. In dieser Zeit des Friedens und der Ruhe wird auch das Geisterreich seinen tätigen Anteil nehmen können, damit die Zurückgebliebenen, an dem Beispiel der lebenden Menschen sich erwärmend, leichter vorwärtskommen, als es ihnen bis jetzt möglich war.

 

Diese Zeit steht in der Offenbarung unter dem Titel `das tausendjährige Reich` oder `das Neue Jerusalem`. Denn einst war Jerusalem der Ort, wo im Tempel die heilige Bundeslade aufbewahrt wurde, das ewige Feuer brannte und nur Psalmen und Rauchwerk am Opferaltare den reinsten Gottesdienst für IEOUA ankündigten. Dieses Jerusalem, welches durch seine eigenen Priester verunreinigt und entweiht, durch Meinen dort erlebten Tod als Mensch statt Segen sich den Fluch aufgeladen, - dieses Jerusalem, welches sein Untergang von Propheten vorausgesagt und von Mir bestätigt wurde, - wird wieder heruntersteigen geistig auf eure Erde. Es wird kommen wie im Glanze seiner ersten Zeit, Frieden und Ruhe bringend allen, die an Den glauben, welcher einst in jener Stadt gepredigt, gelitten hat und gekreuzigt wurde, aber wieder auferstanden ist.

 

Diese Stadt als Symbol der ersten Gemeinschaft des Schöpfers mit Seinen Kreaturen wird herabsteigen mit der Palme des Friedens für alle, welche nach Kampf und Leiden sich die Kindschaft Gottes errungen haben.

 

So wie die Juden einst nur ein Jerusalem kannten, ebenso wird es auch dann nur eine Kirche geben. Es wird ein Hirte und eine Herde sein!

 

Die Religionssekten werden verschwinden, der Gott, Schöpfer und Herr, welcher einst als Mensch auf eurer Erde wandelte, wird als Das erkannt werden, was Er war, ist und ewig sein wird, als euer Führer und aller Vater.

 

Die Gemeinschaft der Geisterwelt wird noch um das erhöht werden, dass Ich Selbst in Person zu Meinen Kindern sichtbar kommen werde, um sie zu trösten und ihnen faktisch zu beweisen, dass alles, was Ich einst sagte, was Meine Apostel schrieben, und was Johannes in seiner Offenbarung sagte, erfüllt werden wird.

 

Wenn alle geistigen und materiellen Kriege aufgehört haben, dann werden Mich alle leicht verstehen und auch Meine Gebote willig erfüllen, die mit der Nächstenliebe anfangen und mit der Gottesliebe aufhören.

Aber auch diesem tausendjährigen Reiche wird noch eine andere Epoche folgen, wo die menschlich-tierische Natur ihre letzte Anstrengung machen wird und der gefallene große Geist seine Abkömmlinge wird requirieren wollen. Allein vergebens wird sein Streben sein, und es wird dann auch an ihn selbst die Frage herantreten, ob vorwärts oder rückwärts, was sein weiteres Sein oder Nichtsein entscheiden soll!

Dieses alles ist der eigentliche Grundstoff der Offenbarung Johannis.

 

Bildlich gegeben, aber mit geistigen Augen und der Sprache der Entsprechung gelesen, wird es euch klar zeigen, wie dieses kleine Blümchen der Liebe, welche Ich in die Herzen der Menschen pflanzte, nie auszuroden ist. Und wie trotz aller Pläne der Machthaber im geistigen oder materiellen Sinn dieser Keim göttlichen Ursprunges nie zu vernichten war.

 

Macht doch die Liebe die Grundeigenschaft Meines eigenen Ichs aus und war das Warum, aus welchem Ich das ganze Universum hervorgerufen habe! Wie könnte dieser Funke sich verlieren, sich zerstören lassen? Vergebens rüttelten alle an diesem Gebäude, vergebens suchten Menschen Meine Worte falsch auszulegen. Alles fiel wieder auf sie selbst zurück und sie mussten ernten, was sie gesät hatten.

 

So sehet ihr jetzt nach und nach alle wissenschaftlichen und spitzfindigen Auslegungen des Liebewortes der Hl. Schrift wie Schnee vor der Sonne der Wahrheit vergehen.

 

Je größer der Widerstand auf einer Seite ist, um so rascher vollführt sich der Prozeß auf der anderen Seite. Und so wird auch das Endresultat alles Treibens nur Meine Lehre fördern, mehr ins recht Licht bringen und so immer mehr die den Übergang zum tausendjährigen Reiche vorbereiten.

 

Da wird das Neue Jerusalem als symbolischer Tempel des Friedens die Verbindung zwischen Mir, der Menschheit und der Geisterwelt wiederherstellen, wo weder Posaunenrufe noch Zornschalen verheerende Wirkungen hervorbringen, sondern wo selbst euer Erdball die darauf lebenden Wesen, wie Tier- und Pflanzenreich ebenfalls, den nämlichen Typus der Liebe annehmen, wie die Menschen selbst ihn haben werden.

 

Ein ganzes Menschengeschlecht, durch Bande der Liebe gehalten, wird einander hilfreich unter die Arme greifen, wo nicht der Herr, nicht Knecht, sondern das Band der Bruder- und Schwesterliebe ganze Völker zusammengekettet hat, wo territoriale Grenzen verschwunden sind und Machthaber und Päpste nicht mehr darauf hinwirken, die einen die physischen, die andern die geistigen Kräfte sich zollbar zu machen.

 

Auch in ihrem Inneren durch eine rationelle Religion geführt, werden sie die Einflüsterungen anderer Geister und selbst Meine Stimme eher belauschen und ihr Glauben schenken. So ist dann selbst der Verkehr mit der Geisterwelt ein Bindemittel geworden, das den Tod mit seinen Schrecken auf dieser Welt verbannt und die andere Welt euch so entgegenstellt, wie sie wirklich ist.

Hier habt ihr also eine geistige, weitgreifende Erklärung der Offenbarung  Johannis. Zwar nicht so, wie die Welt sie von Mir erwartet, aber so, dass die Welt sie verstehen könnte, wenn sie mit geistigen Augen selbst erst lesen gelernt hat. Bilder bleiben Bilder, und jedem Bilde liegt immer ein Gedanke zugrunde, der sich dann in Formen individuell auszudrücken versucht.

 

So müsst ihr die Bilder der Apokalypse auffassen, nicht wörtlich; da kämet ihr auf keinen Grund, weil sonst zahllose Widersprüche herauskommen.

 

Ihr müsst auch noch annehmen, dass im Geisterreiche eine andere Assoziation der Ideen und Gedanken herrscht als bei euch hier lebenden Menschen. Und dass daher Gesichte, wie die von Johannes gesehenen einen andern Charakter haben müssen als eure jetzt angenommene, wohlgeordnete Rede.

 

Sehet, schon in frühester Zeit war der Ausdruck des Gedankens nicht Wort-, sondern mehr Bildersprache; die alten Ägypter schrieben selbst ihre Denkmale voll von solchen Zeichen.

 

Noch jetzt besteht in den orientalischen Sprachen der Gebrauch der Bildersprache. Diese ist ein Überbleibsel einer längst vergangenen Zeit, wo die Menschheit ihrem Urquell näher gestanden ist, und wo auch ihre Ausdrucksweise mehr der geistigen Welt nahe war.

 

Alle diese Proben beweisen, dass auch nach dem Übergange in ein höheres Leben je nach der Stufe des geistigen Fortschreitens der Sprache und Mitteilung zwischen Geistern eine andere sein wird als durch das langsame Wort, wo ihr oft viele braucht, um einen einzigen Gedanken auszudrücken. Selbst Meine ganze Schöpfung, was ist sie denn anderes für euch als eine Bildersprache? Und sie wird es so lange bleiben, bis ihr das tiefer liegende geistige Warum erkennen könnt, warum dies alles so und nicht anders geschaffen ist. Und so wie ihr eure Sprache habt, wie Ich die Meinige in der sichtbaren Natur habe, so haben auch Geister höherer Regionen ihre Mitteilungssprache, die dem Anschein nach sich anders anhören lässt, als was eigentlich in ihr verborgen ist. Daher die vergebliche Mühe eurer Gelehrten, Bilder geistiger Natur in weltliche Worte zu kleiden. Und deswegen auch Meine jetzigen Worte, um euch neben der Erklärung einer großen Offenbarung noch nebenbei einen Schritt in Meiner Haushaltung weiter zu führen.

 

Ich will euch die friedlichen Bilder zu verstehen allein überlassen und nur die strengeren der Offenbarung erklären, wo scheinbar nur Gottes Zorn und unerbittliche Vergeltung waltet – damit ihr den Gott, der nur Liebe ist, auch in diesen Bildern nicht verkennet.

 

Es naht eine Zeit heran, wo der geistige Wind, der jetzt schon in seinen Bewegungen sich kundgibt, stärker wehen wird. Wo ihr dann nicht Schilfrohren gleich bald da, bald dorthin euch neigen, sondern den Weg genau gehen sollt, welchen Ich euch vorgezeichnet habe.

 

Es werden, wie es bildlich in der Bibel steht, falsche Propheten aufstehen. Es wird Unfug mit der reinsten Lehre, mit der Geisterkommunikation, ja mit allem getrieben werden, damit es dem Menschen zur Befriedigung seiner tierischen Leidenschaften dient.

 

Und ehe das Friedensreich sich nähern kann, wird noch manche Zornschale über die Menschheit von den Menschen selbst ausgegossen werden, da sich die Parteien geistig und materiell stets schroffer gegenüberstehen werden, je mehr die Zeit zum Abschlusse drängt.

 

Durch diesen Kampf werden auch die letzten Zornschalen in Erfüllung gehen, denen, nachdem alles Widerstreben nichts mehr helfen wird, Niedergeschlagenheit, Jammer und Heulen folgen wird. Die einen werden trostlos, die andern trostvoll das Ende und auch den Sieg der guten Sache mit Resignation erwarten.

Das meiste aus der Offenbarung als Entwicklungskrisis ist abgelaufen, das Ärgste bleibt noch übrig. Aber (habt) Geduld und Vertrauen in Mich!

 

Ihr wollt Meine Kinder werden oder sein. So zeigt euch dieses Namens würdig und die Siegespalme, wie die Offenbarung selbst sie ausspricht, wird euch nicht fehlen.

 

Macht euch auf alles gefasst! Nicht Ich, sondern des Menschen tierische Natur, der Menschen künstlich erzeugter Unglaube, ihre unbändige Herrschsucht und Geldgier wird auch diese Zornschalen und Posaunenbilder erfüllen helfen.

 

Es muß ja ganz natürlich, bevor Ich selbst euren Erdball wieder betrete, ein Reinigungsprozeß eintreten. Wie bei schwülem Wetter das Gewitter die Luft reinigt, indem es mit Gewalt alle schädlichen Dünste zu Boden reißt, damit wieder reine Luft wehe, so auch im geistigen Reinigungsprozesse: es muß, da der Widerstand ein starker ist, auch zu starken Ausbrüchen kommen, ohne welche kein Ausgleich möglich ist. Bei euch auf Erden wird jeder Kampf damit enden, dass alle Parteien ihre Ohn- und Meine Allmacht anerkennen, gegen welche jeder Widerstand vergeblich ist. –

So nehmet diese Erklärung der Offenbarung als ein Gemälde, das euch alle Phasen vorstellt, die eine Gottesidee durchmachen muß, um zu ihrem eigentlichen Werte zu gelangen. Nehmt diese Bilder als Gleichnis, wie viel es kostet, bis das Gute siegt und das Böse sich als besiegt erklärt! Nehmet als geistige Denker diese Bilder als entsprechende Andeutungen. Denn so wie Johannes den Verlauf des Christentums geistig sah, ebenso spiegelt sich dasselbe in eines jeden Menschen Lebenslaufe in geistiger und materieller Entwicklung ab.

 

Solche Kämpfe, solche Posaunenrufe und Zornschalen werden über Ideen ausgeleert. Wohl dem, der, auch das Bitterste benutzend, doch Heilsames aus selben zu ziehen versteht!

 

Der geistige Läuterungs- und Entwicklungsprozeß bleibt überall der nämliche Kampf der geistigen gegen die tierische Natur: Aufopferung seiner selbst, Toleranz gegen andere. Und so schaue ein jeder sein Leben durch, dann findet er in diesen Offenbarungsbildern seine eigene Lebensgeschichte mehr oder weniger verzeichnet! – “

(Empfangen 1875 durch  Gottfried Mayerhofer. Aus dem Buch Jakob Lorber, „Die Wiederkunft Christi“, Lorber Verl
ag Bietigheim. Siehe den Text auch in "Festgarten" mit zusätzlichen Texten unter "Zusätze zur Offenbaung Johannes", empfangen von Jakob Lorber 1846.)