„Es gibt vor Mir nur eine wahrhaft verdammliche Sünde, und diese ist der Hochmut!“ (HiG.03_49.04.06,83)


 

Hochmut – die Mutter aller Sünden!

 

 

„...Ich sage es hier nun allen der vollsten Wahrheit gemäß, die allein jeden Menschen wahrhaft frei machen kann: Es gibt vor Mir im Grunde des Grundes nur so ganz eigentlich eine einzige Sünde, welche die Mutter aller anderen Sünden ist, und diese Sünde heißt: Hochmut!

 

Aus dem Hochmute aber geht dann alles andere, was nur immer Sünde heißt, hervor – als da ist die Selbstsucht, Herrschlust, Eigenliebe, Neid, Geiz, Wucher, Betrug, Dieberei, Raub, Zorn, Mord, Trägheit zur rechten Arbeit, der süße Müßiggang auf Kosten der unhochmütigen Arbeiter, Hang zum Wohlleben und Großtun, Geilheit des Fleisches, Unzucht, Hurerei, Gottesvergessenheit und endlich wohl auch oft eine gänzliche Gottlosigkeit und mit dieser der vollste Ungehorsam gegen alle Gesetze, mögen sie göttlichen oder bloß politischen Ursprungs sein.

 

Betrachtet jede dieser aufgezählten Hauptsünden für sich ganz analytisch, und ihr werdet am Grunde einer jeden den Hochmut ersehen.

 

Wer dann aller seiner vermeintlich tausend Sünden wie mit einem Schlage los sein will, der sehe allein darauf, dass er seines wie immer gearteten Hochmutes ledig werde, so wird er auch ledig sein aller seiner anderen Sünden. Denn viele Sünden sind ohne Hochmut gar nicht denkbar, und das darum, weil er der alleinige Grund dieser Sünden ist. Sünden aber, die ohne Hochmut begangen werden, sind keine Sünden, weil sie den Grund zur Sünde nicht in sich bergen.

 

Es würde aber jemand sein, der sonst gerecht wäre und niemand zu ihm sagen könnte: Siehe, dieser und jener Sünden hast du dich schuldig gemacht, - aber er täte sich darauf viel zugute und achtete sich für viel besser als jene, die er als grobe Sünder erkennt. Wahrlich, da nützete ihm alle seine Gerechtigkeit nichts. Denn da er sich auf seine Gerechtigkeit und Unbescholtenheit etwas zu gute täte, so wäre er schon vom Hochmute befangen und somit vor Mir schlechter als einer, der sein Leben lang – aber natürlich ohne allen Hochmut – in seinem Fleische gesündigt hätte, was an und für sich wohl auch eine starke Sünde ist, aber selbst mit dem geringsten Hochmute in gar keinem Vergleiche steht.

 

Daher lasse sich aber nun auch ein jeder durch dieses Morgenrot ganz scharf durch und durch erleuchten und spüre ja sorgfältigst in seinen erleuchteten Lebenswinkeln und Kammern fleißig nach, ob er nicht irgendwo etwas antreffen möchte, was so mit dem Hochmute irgendeine Ähnlichkeit haben könnte.

 

Trifft er so etwas in seinem Inneren an, so verabscheue er es augenblicklich und strebe alsbald mit allen Kräften danach, dass er seines noch so gering scheinendes Hochmutes loswerde, sonst wird dieser mit der Zeit zu wachsen anfangen wie eine Schmarotzerpflanze am sonst gesunden Aste eines Fruchtbaumes und den sonst edlen Menschen ebenso zugrunde richten geistig, wie die Schmarotzerpflanze den sonst gesunden Baum.

 

Der Hochmut, wie immer geartet er auch sein möchte und von wo immer er seinen Ursprung nehmen mag, ist für Seele und Geist eine allergiftigste Stickluft aus der Hölle, durch die in kurzer Zeit alles Leben zugrunde gehen muß.

 

Daher noch einmal für tausendmal gesagt:

Hütet euch vor allem nur vor dem Hochmute, wollt ihr vor Mir als gerecht und gerechtfertigt erscheinen – und wollt ihr am kommenden großen Tage euch Meiner sichtbaren Gegenwart erfreuen!

 

Aber so nur ein Atom irgendeines Hochmutes in euch verbleibt, so werdet ihr von Mir zwar sagen hören, dass Ich auf der Erde zu Meinen Freunden gekommen bin; so ihr aber rufen werdet: `Herr! Herr! Komme auch zu uns!` - da werde Ich dennoch nicht zu euch kommen, dieweil ihr nicht allem Hochmute entsagt habt.

 

Wohl wisset ihr vieles, was Millionen nicht einmal zu ahnen vermögen; aber darum seid ihr nicht um ein Haar besser als jene, die von allem keine Ahnung haben, was bei euch schon ein erfahrungsreiches Wissen, ja manchmal schon ein förmliches Schauen geworden ist.

 

Aber so ihr mit eurem Wissen auch die rechte Demut vereiniget, dann wird euch freilich das tiefe Wissen im Bereiche des rein Geistigen von einem unberechenbar großem Nutzen sein.

 

Auf dass sich aber ein jeder Mensch richten und erforschen sein ganzes Wesen, so will Ich zu dem Behufe eine sonderheitliche Anleitung geben, nach der man gar leicht wird ersehen können, an welche Eigenschaften sich der schändlichste Hochmut beim Menschen anklebt und allda fortwuchert. 

Manche Menschen beiderlei Geschlechts haben gewisserart von Geburt an ein züchtigeres Fleisch und enthalten sich demnach auch um vieles leichter von all den sinnlichen Gelüsten des Fleisches. Diese Menschen triumphieren dann aber gewöhnlich nicht über sich selbst, sondern hauptsächlich über ihre Nebenmenschen, deren Natur nicht aus so keuschen Substantialspezifiken zusammengesetzt ist.

 

Diese also um vieles leichter keusch lebenden Menschen aber verachten dann gewöhnlich diejenigen, die es wirklich einen großen Kampf kostet, um sich der fleischlichen Werke zu enthalten. Ja, solche Menschen können oft beim besten Willen nicht das in die Ausführung bringen, was den andern ein leichtes ist.

 

Wenn nun solche sich der fleischlichen Werke leicht enthaltenden Menschen über die in diesem Punkte Schwachen sich lustig machen, sie schmähen, oft verfluchen und ihnen die Hölle an den Hals schleudern, da sie sich natürlich für besser und unfehlbarer halten als ihre schwächeren Brüder und Schwestern, - da verfallen solche fleischlich ohne ihr besonderes Verdienst Reineren schon dem Hochmute und sind dadurch schon bei weiterem größere Sünder in sich selbst als ihre schwachen Nebenmenschen.

 

Denn jedes sich für Mehr-, Höher-, Besser- oder Vorzüglicherhalten als seinen Nebenmenschen in was immer rührt schon vom Hochmute her und ist an sich vor Mir schon schlechter, als was ein Hochmütiger in was immer als schlecht bezeichnen möchte. Denn schon die geringste Art des Hochmutes ist bei weitem ärger, als jede andere Sünde für sich.

 

Denn jede Sünde, einfach für sich genommen, ist nur wie das Fleisch eines Apfels oder einer Pflaume oder einer Birne, das an und für sich keiner Fortpflanzung und Vermehrung fähig ist.

 

Aber der Hochmut ist das Samenkorn oder die fabelhafte Büchse der Pandora, aus dem wie aus dieser alle erdenklichen Übel erwachsen können und sich dann aber auch also vermehren wie das Gras auf dem Erdboden und der Sand im Meere. Denn wer von sich selbst in was immer eine zu gute Meinung hat, der verlangt, dass auch andere von ihm das meinen sollen.

Nun aber setzen wir den Fall – der sich leider nur gar zu oft ergibt -, dass andere solch eine ihre eigenen Fähigkeiten überwiegende Vortrefflichkeit anerkennen und sehr beloben, so wird dann der vortreffliche A noch lobgieriger. Er wendet bald alles an, um seine Vortrefflichkeit noch mehr zu heben. Es gelingt ihm, er wird ein Virtuose, will dann schon viel mehr Weihrauch. Man streut ihm Blumen und Kränze. Er fühlt sich als eine Art Gott, wird am Ende selbst von Bewunderung über sich, sozusagen, ganz hingerissen. Und wenn dann aber etwa doch jemand so keck wäre und sagte zu ihm: `Freund! Du überschätzest dich, es ist nicht soviel an dem, was du bist und leistest. Siehe, einige interessierte Lobhudler und Weihrauchstreuer haben dich mit ihrem ganz leeren Lobgequake trunken und verwirrt gemacht, und du warst so uneinsichtig und nahmst ein glänzendes wertloses Geflitter für bares gediegenes Gold an. Werde aber nun nüchtern und beschaue deine vermeinte außerordentliche Vortrefflichkeit mit klaren Augen, und du wirst finden, dass daran neun Zehntel rein zu verwerfen sind.`

 

Auf solch eine recht weise Belehrung wird dann der vortreffliche A erbost und wird dem recht weisen Belehrer auf eine Art übers Maul fahren, wie man zu sagen pflegt, dass sich dieser für alle Zeiten den Gusto (Lust/Neigung) wird vergehen lassen, ihm je wieder einmal mit einer weisen Belehrung zu kommen.

 

Und sehet, so wuchert dann der Hochmut fort und verzehrt endlich alles Edle, was sonst der Geist vermöge seiner besseren und ausgezeichneteren Talente hätte zum Frommen vieler schwächer begabter Menschen zustande bringen können.

Wenn jemand recht viel gelernt hat und hat seinen Verstand mit recht tüchtigen Wissenschaften ausgerüstet, so dass andere, ungelehrte Menschen im Fache des Wissens als bare Nullen gegen ihn sich verhalten, und wenn es nun einem Ungelehrten einfiele, dem Hochgelehrten gegenüber zu behaupten, dass er auch etwas verstehe und es sogar eine Schande wäre, so jemand, der etliche Zwanzig Jahre nichts als studiert hat und sich mit Wissenschaften beschäftigte, nicht mehr verstünde als einer, der dazu weder Vermögen noch Gelegenheit hatte, - ja da wäre es aus beim Herrn Doktor! Der würde so einem naseweisen Lümmel ganz kurios begegnen und ihm zeigen, ob er das Recht habe, ihm gegenüber solch impertinente Bemerkungen zu machen.

 

Seht, das ist schon wieder Hochmut, der aus dem Herrn Doktor statt des Segens nur einen Fluch für die arme Menschheit zieht.

 

Wieviel Gutes könnte ein demütiger Gelehrter stiften, und wie gesegnet wären alle seine Arbeiten, die er mit Mir zum Frommen der armen Menschheit vollführte! Wie würde es wahrhaft geschätzt, geliebt und gesucht sein!

 

Ja, je weniger er aus sich machte, desto mehr würden die andern aus ihm machen. – Aber nein, der Hochmut als Eigendünkel der meisten Gelehrten versengt und verbrennt all das Edle und Gute, das aus ihnen hätte hervorgehen können, da er sie, je älter und größer er wird, für die arme und bedürftige Menschheit ganz unzugänglich macht.

Desgleichen steht es auch mit den meisten Beamten, die gewöhnlich auf ihre Amtswürde ein so großes Gewicht legen, dass sie die anderen, ihnen untergeordneten Menschen nicht selten für nahe weniger als nichts betrachten. Diese nicht mit dem Amt, das etwas Nützliches ist, verbundene, sondern eigenmächtig geschaffene Amtserhabenheit des Beamten ist gleichfalls wieder nichts als ein barster Hochmut, der dem Amte nie einen Segen, sondern allzeit nur ganz notwendig den Fluch bereitet. – Wer kann da aufstehen und sagen, dass es nicht also sei?

Der Priester, der ein Vorbild aller Demut sein sollte, bildet sich Himmel und Erde ein, hascht nach Gold und Silber, um sein vermeintes himmlisches Ansehen auf einen Glanz zu stellen, vor dem sogar die Sonne, so es möglich wäre, sich weidlichst schämen müsste.

Ein Lehrer und Professor der Jugend macht nicht selten förmliche Studien, wie er den jungen Würmern so recht handgreiflich zeigen könnte, was Außerordentliches da hinter ihm stecke. Es liegt ihm meistens weniger daran, dass seine Schüler von der Nützlichkeit seiner Stellung überzeugt werden möchten, als dass sie nur zittern vor ihm und seiner professorlichen Amtsautorität.

 

Es ist allerdings wahr, dass bei manchen Kindern ein ziemlicher Ernst angewandt werden muß, um sie vom Nutzen und von der Notwendigkeit dessen, was sie lernen müssen, zu überzeugen und sie dadurch mit Liebe zu den zu erlernenden Gegenständen zu erfüllen. Aber es ist demgegenüber auch das sehr wahr, dass ein Lehrer, der seine Schüler mit der rechten uneigennützigen Liebe zu behandeln versteht, mit ihnen bei weitem mehr ausrichten wird als ein Ehren- und Ansehenschnapper.

 

Ich sage euch: Suchet, sei es in was immer, nie die Ehre der Welt; denn diese ist eine Pest für Seele und Geist, und ihre Folgen kommen früher oder später, die Erde verheerend, zum Vorschein.

Betrachtet die gegenwärtigen Kriege, in denen sich viele Tausende der Ehre wegen müssen totschlagen lassen. Wenn Herrscher, Heerführer und ihre was immer für Namen habende Völker anstatt des Hochmutes der lieben himmlischen Demut dienten, - würden oder könnten die Völker je zu solch einer gegenseitigen Wut entflammt werden? – Wahrlich, bei demütigen Völkern wäre ein Krieg eine allerpurste Unmöglichkeit!

 

Da aber bei diesen Völkern anstatt der Demut nur der alleinige Hochmut großgewachsen ist, demzufolge sich ein Volk für besser, angesehener, älter, berechtigter und wer weiß es, für noch alles hält, so sind auch diese gegenwärtigen, alles verheeren wollenden Kriege eine ganz natürliche Folge der gegenwärtigen Großzucht des Hochmutes. Denn ein Krieg ist im Großen das, was im Kleinen die sogenannten Raufhändel sind, die auch gewöhnlich viel seltener aus irgendeiner haltbaren Ursache herrühren, als meistens bloß aus gekränkter Ehre.

 

Denn kommt unter eine Gesellschaft ein Dieb oder ein Betrüger oder ein bekannter Räuber, so wird die Gesellschaft mit derlei gefährlichen Individuen ohne alle Händel und blutigen Exzesse fertig werden. Man wird sie mit vereinter Kraft gefangen nehmen und sie dem ordentlichen Gericht überliefern.

 

So aber einer in einer Gesellschaft etwa einem Großtuer zu nahe tritt, da gibt es dann nur zu bald und gewiß einen beleidigenden Wortwechsel. Diesem folgen bald ganz ernstliche Drohungen und diesen als ganz natürliche Folgen eines gereizten Hochmutes Schläge aller Art, blutige und oft sogar tödliche. Denn da will dann ein jeder mit der Faust oder mit dem Stocke seine Ehre retten und stiftet dadurch Feindschaften, Rachedurst und eine Menge Übel aller Art auf lange Zeiten in einer Gegend oder oft in einem ganzen Lande.

Ah, etwas ganz anderes ist es, so irgend ein äußerer habsüchtiger und mutwilliger Feind in ein friedliches, von lauter demütigen und untereinander sehr verträglichen Menschen bewohntes Land oder Reich einfiele, um allda eine Beute zu machen. Da hätten freilich wohl die Bewohner solch eines Landes oder Reiches das Recht, einen solchen schändlichen Feind mit allem Ernste zu empfangen und ihn auf das empfindlichste zu züchtigen, bei welcher Gelegenheit Ich als der Herr Himmels und der Erde Mich dann aber auch sogleich an die Spitze stellen möchte; und der arge Feind würde da nur zu geschwind erfahren, welches Lohnes seine Handlung wert war. – Schwerlich dürfte er je wieder den Mut fassen, ein solches Land heimzusuchen.

Aber leider ist nun dem nicht also. Ein Volk will nun größer sei als das andere, also auch ein Reich größer und mächtiger als das andere.

 

Der Deutsche will der Erste sein.

 

Der Slawe spricht dieses recht für sich an.

 

Den Franzosen darf man schon gar nicht mehr fragen, welche Nation auf der Erde etwa doch die erste, gebildetste und in jeder Hinsicht die erste wäre.

 

Der Ruße misst mit dem größten Maßstabe nur sich; alles andere ist für ihn eine kaum beachtenswerte Bagatelle.

 

Der Engländer hat bereits die Einbildung der Chinesen und Japaner im höchsten Maße überflügelt. Denn hält der Chinese und Japaner auch dafür, dass sich sein Reich in der Mitte aller Reiche befinde, so ist der Engländer de facto gewisserart der Gesetzgeber und Vorteile-Einsauger der nun bekannten Erde, - und ist er gerade schon auf der ganzen Erde und in all ihren Reichen es nicht ganz, so bildet er sich aber dennoch ein, als wäre er es. Und findet er irgendwo Verletzungen dieser seiner Meinung, so wird er gewiß alles aufbieten, um das zu verwirklichen, was bei ihm bis jetzt nur eine großartige Einbildung war.

 

Der Amerikaner betrachtet europäische Staaten kaum für soviel, wie einige Gassenjungen, die das Pflaster einer großen Stadt betreten, zu deren Erbauung sie freilich nie auch nur ein Sandkörnchen beigetragen haben, die auf den Alleebäumen hie und da vorfindlichen Spatzennester. Er braucht nur mit einer amerikanischen Flotte sich dem winzigen Europa bloß auf hundert deutsche Meilen zu nahen, so muß dasselbe schon untergehen.

 

Der Afrikaner hält nur sich für einen Menschen, und da selbst nur den Reichen, Starken und somit auch Mächtigen. Alles andere ist bei ihm menschenähnliches Lasttier und kann wie jedes andere Vieh verkauft werden.

Frage nun bei den obwaltenden Verhältnissen (geschrieben am 6.April 1849) zwischen den Völkern, Reichen und Reichen, Staaten und Staaten, in denen der Hochmut solche Entzweiungen hervorgerufen hat, die die Erde selbst vor der Sündflut nicht gekannt hat, jeder sich selbst, ob es wohl noch möglich wäre, dass Ich als der Herr Himmels und der Erde solchen Greueln noch länger hätte ganz ruhig zusehen sollen oder können?!

 

Der Herr spricht: Nein, das war nicht mehr möglich! Der Hochmut der Völker hat alles Maß überschritten, bis in den höchsten Himmel stieg schon der Dampf der Hölle! Die Erde selbst bat Mich, dass Ich die arge Brut des Satans doch endlich einmal ausmerzen solle.

 

Und sehet, die Zeit ist da, sie ist nun enthüllt vor euren Augen: ein Volk zieht wider das andere; und fraget ihr warum? – so sage Ich es euch. Aus purem Hochmute.

 

Denn von einer Not oder Notwendigkeit war da nirgends eine Rede; denn hätten die Menschen sich gedemütigt – natürlich alle ohne Ausnahme, wie es die Niniviten einst getan haben, so hätten alle an allem zur Übergenüge. Aber weil sie alle der Hochmut aufgetrieben hat, wie einst zu Jerusalem das verfluchte Wasser diejenigen, die es zur Probe ihrer Schuld oder Unschuld trinken mussten und dabei aber schuldig waren, - so ist es denn aber nun ja auch wohl ganz naturmäßig gerecht, dass sie nun alle an dem Pestwasser ihres Hochmutes zugrunde gehen!

 

Denn Ich sage es euch: Die Zeiten sind aus, wo das Schwert zwischen Ehre und Schande, wie zwischen Tugend und Untugend den Schiedsrichter machte; denn das Schwert war nie eine Waffe der Demut, sondern allezeit nur der Ehre und des Ansehens, wie leider auch nur zu oft einer tyrannischen Herrschaft.

 

Aber forthin solle es nicht mehr so sein!

 

In der Zukunft wird nur die Demut mit den Waffen der Liebe Völker beherrschen, d.h. freilich jene Völker nur, die für diese Waffe aus den Himmeln für würdig befunden werden. Die unwürdigen aber werden in dieser Zeit schon ohnehin den Lohn erhalten, den sie sich schon lange verdient haben.

 

Ich werde zwar wohl noch immer dem besseren und gerechteren Teile den Sieg zuteil werden lassen; aber so er darauf erbost und hochmütig wird, dann wehe auch ihm!

 

Denn von nun an soll niemand mehr geschont werden, der nur einen Funken Hochmutes als Treibfeder seiner Handlungen in sich besitzt. – Jede Handlung, wobei nur irgend etwas von einem Ehrgeiz sich verspüren lässt, soll ohne allen Segen fortan verbleiben. Jede Handlung aber, die bloß der Nützlichkeit wegen begangen wird mit demütigem Gemüte, soll von Mir über und über gesegnet werden.

 

Von nun an muß eine andere Ordnung unter den Menschen eingeführt werden. Die sich aber diese Ordnung nicht werden von ganzem Herzen gefallen lassen und werden dabei noch immer alte verrostete Bedenklichkeiten in sich auftauchen lassen, denen sollen die bittersten Folgen ehestens die genügendste Kunde verschaffen, ob sie dadurch für oder wider Meine Ordnung waren.

 

Man sagt nun häufig: Ich möchte dies und jenes wohl tun, denn ich machte mir nichts daraus; aber was würde die Welt dazu sagen? Dieser würde sich vor Galle umkehren, jener ein Zedergeschrei anfangen, und so würde mein guter Hausname darunter einen großen Schaden leiden.

 

Ich als der Herr Himmels und der Erde sage dir nichts als das: Alles, was Welt heißt, das ist Hölle!

 

Was ist ein guter Hausname vor der Welt? – Ich sage es dir und will und muß es dir sagen: Sieh, du blinder Tor! Ein guter Hausname, von dem die Welt sagt: `Das ist ein gutes Haus` - ist ein Zeugnis aus der Hölle. Denn die Welt kann doch unmöglich etwas gutheißen, was ihr nicht zusagte. Was aber der Welt zusagt, da lies nur das reine Evangelium, ob dieses irgendwo sagt, dass das auch vor Gott etwas gelte. Steht es nicht geschrieben: `Was immer vor der Welt groß ist, das ist vor Gott ein Greuel.`

 

So ihr aber das doch mit überaus klaren Worten in der Schrift leset, wie möglich kann da jemand, der mit der Schrift vertraut ist, sagen: Ich für mich würde wohl ohne alles Bedenken dies und jenes tun; aber was würde die Welt dazu sagen?

 

Ich aber sage es euch nun in dieser Zeit: Wer nun dies und jenes Gute der Welt wegen zu tun unterlassen wird, der tue also der Welt wegen, was ihm gut dünkt. So er aber dann zu Mir kommen wird mit dem guten Weltzeugnisse, werde Ich zu ihm sagen. Der dies gute Zeugnis gegeben hat, zu dem gehe auch hin und verlange deinen Lohn; denn mein Name steht in diesem Zeugnis nicht geschrieben! Ich kenne dich nicht, denn du hast der Welt wegen dies und jenes getan und wolltest nicht die Mir allein wohlgefälligen Wege der wahren christlichen Demut wandeln. Es gefiel dir und schmeichelte deinem Ehrgeize, so die Welt von dir sagte: `Siehe, das ist ein Ehrenmann!` So wird es dir auch gefallen müssen, dass du in meinem Reiche wahrlich zu sehr geringen Ehren erlangen wirst.

 

Ich will aber damit nicht sagen, als solle da jemand also handeln, dass die Welt mit Fingern auf ihn zeigte und sagen solle: `Sieh, das ist ein böser Mensch; er ist ein Hurer, ein Ehebrecher, ein Betrüger, ein Lügner, ein Gottesleugner, er hält in seinem Hause die schlechteste Ordnung und Zucht und ist ein Lump und ein Schwelger.` O das verlange Ich ewig nicht. Aber das verlange Ich, dass ihr das wahrhaft Gute – und möge die Welt dazu sagen, was sie wolle – ohne die geringste Scheu vor ihr vollbringen sollt. Und das darum, weil es gut ist, und weil Ich es also haben will!

So ein vermögliches Elternpaar einen Sohn hat, der schon erwachsen ist, und dieser, da er ein Amt überkommt mit einem erklecklichen Auskommen, will ein armes Mädchen zum Weibe nehmen aus Liebe, weil ihm das Mädchen wohlgefällt, - da er aber dieses seinen Eltern kundtut, so fangen diese sogleich einen Mordsspektakel an und sagen zu ihrem Sohne: `Aber Sohn! Pfui der Schande! Was ist dir denn da um Himmels willen eingefallen? So ein hundsgemeines Bauernmensch willst du, der du von einem so guten Hause abstammst, zum Weibe nehmen? Bedenke doch, sie hat nichts außer ihr bisschen bäuerisches Affengesicht. Ihre Eltern sind ganz gemeine, rohe, ungebildete, nach Ochsen- und Kuhmist stinkende Leute. Und ihre Tochter respektive schon eine Hure von Geburt an, wird doch nicht etwas gebildeter sein als ihre ochsenmistigen Eltern? – Wir wollen aber wegen der Bildung und ihrer allfälligen Aufführung noch nicht soviel sagen, - aber bedenke deine und dann ihre Geburt! Pfui, wo denkst du hin?! – Wir müssten uns ja noch im Grabe schämen! Du ein Edler von – und jene ein gemeinstes Kuhmistmensch!`

 

Ich aber werde zu solchen Eltern sagen: `Pfui der ewigen Schande mit euch! Wie habt ihr als Menschen je so tief herabsinken können, dass ihr auch nur einen Augenblick des großen Wertes eines jeden Menschen habt vergessen können? Wer ist die für euch zu gemeine Bauerntochter, die eures Sohnes gar so unwürdig war? – Sehet und höret! Sie ist Mein Kind, Meine allerhöchsteigene Tochter; und diese war euch zu schlecht, zu gemein und zu gering?!

 

Habt ihr denn nie gelesen, dass fürs erste Ich als der urewige allmächtige Schöpfer aller Himmel und aller Welten, aller Engel und Menschen Selbst nur im Kleide der größten Niedrigkeit in diese Welt kam und lehrte die Menschen durch lebendige Worte und durch die klarsten Taten, dass sie gleich Mir – so sie Meine Kinder sein wollen – die Welt mit all ihrer Größe und Pracht fliehen sollen und sollen nicht die breite Straße des irdischen Glanzes, der allezeit vergeht, sondern den schmalen Pfad  der Demut, der zum ewigen Leben führt, wandeln?

 

Und dass fürs zweite alles, was vor der Welt groß ist, vor Mir ein Greuel ist? Daß Ich nur das Kleine und von der Welt Verachtete ansehe, das Große aber für ewig von Mir weise?

 

Wenn ihr das je gehört habt und wusstet, welchen Weg Ich Selbst allen Meinen wahrhaftigen Kindern zur treuen Nachahmung vorangegangen bin, da saget Mir nun, aus welchem vor Mir dem Herrn alles Lebens allein gültigen Grunde habt ihr es nimmer zugegeben, dass das arme Bauernmädchen eures Sohnes Weib geworden wäre? – Ihr stehet nun stumm und abermals stumm vor Mir und wisset nun nichts zu erwidern auf Meine Frage.

 

Nun denn, da ihr Mir nichts zu erwidern wisst und euer himmelschreiendes Unrecht einseht, so will Ich euch zwar nicht richten und verdammen also, wie ihr Meine Tochter gerichtet und verdammt habt; aber für jede Minute eures irdischen Lebens sollet ihr hier im Reiche der armseligsten Geister ein komplettes irdisches Jahr in der größten Niedrigkeit weilen. Und ebendiejenige Tochter, die ihr auf der Erde so tief verachtet habt, soll – so sie will – euch in ihre himmlische Wohnung aufnehmen. Da sollet ihr erst allertiefst beschämt diejenige vollkommen kennenlernen, die ihr auf der Erde für euren Sohn gar so unwürdig gefunden habt, - und nun weichet vor Mir an den Ort, der für euch bestimmt ist!`

 

Ich sage euch: Wahrlich, wahrlich, also wird es in der jüngsten Zeit sein schon hier und ganz besonders jenseits. Und so sie, die auf der Welt gar soviel auf ihr sogenanntes gutes Haus hielten, mich bitten werden und sagen: `Herr! Herr! Das wussten wir ja nicht so, wie wir es nun wissen und einsehen, denn wir waren ja von unseren Eltern selbst also erzogen und gebildet; daher lasse uns Gnade für Recht ergehen`- da werde Ich aber zu ihnen sagen: `Ich weiß, wie es mit der Bildung eures Herzens steht. Wäret ihr allein schuld daran, dass es so hart und hochmütig war, da wäre euer Los die Hölle; denn diese ist erbaut aus dem Hochmute und aus des Herzens Härte!

 

Da ihr aber nicht ganz selbst schuld an solch schmählicher Verbildung eures Herzens seid, so ist euch eben aus purer Gnade das beschieden, was Ich als euer Gott und Herr über euch ausgesprochen habe.

 

Denn bevor nicht das letzte Atom des Hochmutes eure Herzen verlassen wird, sollet ihr Mein Antlitz nicht zur Anschauung bekommen. Und so hebet euch von hinnen!`

Ich sage euch:

 

Wahrlich, wahrlich, also wird es sein! Jeder Sünder soll von Mir nachsichtiger behandelt werden, als wie einer, der in was immer einen ersichtlichen Hochmut nur einmal an den Tag gelegt hat, hat aber denselben nicht sogleich aus seinem Herzen mit wahrer Reue und tiefster Verabscheuung verbannt für immer. Denn wie schon öfter bemerkt:

 

Es gibt vor Mir nur eine wahrhaft verdammliche Sünde, und diese ist der Hochmut.

 

Denn so ihr Sünden hättet so viel, als es da gibt des Grases auf der Erde und des Sandes an den weiten Ufern des Meeres, und hättet aber dabei keine Spur von einem Hochmute, so wären alle diese Sünden wie gar keine vor Mir!

 

Denn wo kein Hochmut ist, da ist die Liebe, die in sich birgt alle Demut; Liebe und Demut aber tilgen alle Fehler und Sünden, so ihrer noch so viele wären, - denn Liebe und Demut töten alle Sünden! – Aber so nur ein Atom des Hochmutes hinter den anderen Sünden steckt, die die Menschen begehen in der Zeit der Probe ihrer Freiwerdung, so belebt dieses Atom alle Sünden, ja sogar die kleinsten. Und solche Geister werden einst, wie auch schon hier, sehr gewaltig zu kämpfen haben, um auch nur eines Atoms des Hochmutes loszuwerden...“ (HiG.03_49.04.06,29ff, gekürzt)