„Keiner fürchte sich vor dem Übergang, keiner aber sehne sich eher nach diesem, bevor in ihm nicht die volle Überzeugung erwacht ist, dass er restlos alle seine Pflichten erfüllt hat und wahrhaft die Zeit seiner Abberufung genaht ist. – Überlaßt die rechte Stunde dem Herrn allein, dann könnt ihr auch eines freudigen Wiedersehens, eines frohen, arbeitsreichen, aber in jeder Beziehung herrlichen Zusammenlebens mit euren Lieben gewiß sein.“ (Leopold Engel, Im Jenseits, Seite 55)

"Bedenket wohl, es ist eine kurze Spanne, die Zeit dieses Lebens, wo so viel getan und eine große Ewigkeit danach, wo dann von dem hier erlangten Kapital gezehrt werden soll!" (Gottfried Mayerhofer, "Väterliche Lebenswinke" aus "Festgarten", Lorber Verlag)

„...Dennoch aber ist hier wohl diese Bemerkung als sehr zu beherzigen zu erwähnen, daß eine erst jenseitige Ausbildung einer Seele erstens um vieles länger dauert und dennoch nie jenen allerhöchsten Grad erreichen kann, als so die Ausbildung der Seele schon diesseits, noch im Leibe, geschehen ist!" (GEJ.05_184,08)


Über das Jenseits



1. Teil
1. Das Wiedersehen im großen Jenseits
2. Aus der Kundgabe eines Jenseitigen
3. Zum Verkehr mit Jenseitigen
4. Zweierlei Arten von Menschen
5. Über die Seele im Jenseits
6. Ein Blick ins Jenseits
2. Teil
7. Über die Örtlichkeiten im Jenseits
8. Über die Tätigkeiten im Jenseits
9. Über die Führung im Jenseits

10. Jeder suche seine Seele zu retten.


1. Das Wiedersehen im großen Jenseits

 

„Bei gar sehr vielen Menschen, die sonst Kopf und Herz am rechten Fleck haben, besteht, so sie eben nicht gar so glaubensstark sind, noch gleichfort die verhängnisvolle Frage: ob es nach diesem kurzen irdischen Leben noch ein und `wie` gestaltetes Leben gibt, und ob der Mensch sich als das, was er hier war, erkennen wird?

 

Ferner, ob ihm das hiesige (irdische) Bewusstsein und die volle Rückerinnerung an all seine irdischen Zustände bliebe?...

 

Und gibt es dort im großen Jenseits unter solchen etwa einem hellen Traume sehr ähnlichen geistigen Lebensverhältnissen ein sich gegenseitig wohl erkennendes Wiedersehen?


Und Ich, der Herr, sage und antworte auf diese umfassende Frage mit: Ja, so und so!

 

Je nachdem der Mensch dies irdische Probeleben mehr oder weniger vollkommen nach Meiner allen Menschen geoffenbarten Ordnung durchlebt hat.

 

Wer es hier schon, was jedem leicht möglich ist, zur wahren und vollen Wiedergeburt seines Geistes*) gebracht hat und als ein Vollwiedergeborener hier also lebt, dass ihm die Geisterwelt mit all ihren Verhältnissen und auch in ihrer einfließend entsprechenden Wirkung auf die materielle Welt so wie die materielle Welt völlig klar erschaulich ist, bei dem kann die Ablegung seines ohnehin keines lebendigen Bewusstseins und irgendeiner Erinnerung fähigen Leibes unmöglich irgendeine Veränderung in seinem Denken, Wollen, Erinnern und lebendigsten subjektiven und objektiven Bewusstseins bewerkstelligen...
*) Siehe unter „Startseite: Die Neuoffenbarung zu...“, Thema „Über die Wiedergeburt des Geistes“

Daß unvollkommene Seelen sich nach ihrem Freiwerden vom Leibe nur zu bald mehr und mehr verfinstern, das liegt in ihrem bösen Willen. Solche Seelen sehen dann freilich von der Welt nichts mehr, was sehr notwendig ist, da sie in einem sehenden Zustande der Welt und namentlich denen, die sie zu ihren Feinden rechneten, einen zu bedeutenden Schaden zufügen würden. Solche Seelen und respektive Geister sehen dann nur das, was sich aus ihrer Phantasie gleich einer niedersten Traumwelt entwickelt.

 

In solcher Phantasiewelt verharren solche Seele dann oft Hunderte von Jahren, sehen die stets neu ankommenden Seelen, wenn sie auch auf der Erde ihre nächsten Verwandten waren und diese sie sogleich ersehen, nicht. Sie sehen nur ihre lang andauernde Phantasiewelt und sind daher nur den Engeln durch pure Entsprechungen, die die Engel in die Phantasiewelt solcher blinder Seelen hineinzuschieben imstande sind, zur Belehrung zugänglich.

 

Wenn sie Belehrung und dadurch eine Besserung ihres Willens annehmen, so verschwindet nach und nach ihre Phantasiewelt, und sie kommen dann stets mehr und mehr zum wahren Licht und zur Anschauung all des Daseienden und somit zum Wiedersehen ihrer Verwandten und Freunde. Sie erkennen sie dann als solche auch gar bald wieder und haben eine rechte Freude an ihnen.

 

Bessern sie sich aber nicht, so bleiben sie in ihrer stets ärger werdenden Traumwelt lange Zeiten der Zeiten. Und da ist dann vom erfreulichen Wiedersehen und Wiedererkennen keine Rede. Sowenig irgend ein materieller Mensch in einem sehr materievollen Traume sich irgend seiner Außenverhältnisse und Lebenszustände erinnern kann, sondern nur das schaut, was ihm seine Phantasie als plastisch vorgaukelt, ebensowenig und eigentlich noch bei weitem weniger kann eine finstere Seele sich jenseits irgend an etwas erinnern oder etwas erkennen in ihrem Traumkreise, in dem sie sich nie tätig, sondern allzeit nur leidend befindet und sich daher aus sich selbst auch eine nahe ewig andauernde Zeit, nach dem Maße dieser Erde genommen, nimmer freimachen kann!

Wer hier nicht wenigstens zur Hälfte im Geiste wiedergeboren wird, kommt jenseits mehr oder weniger in den oben bezeichneten Zustand und kann sich selbst darin ebensowenig helfen wie der Embryo im Mutterleibe, dessen Regen und Bewegen von dem notwendigen äußeren Zustande der Mutter abhängt. Aber es waltet dennoch eine ganz eigene Bewandtnis bei solchen Seelen ob, was da mit dem Zustande des Embryos im Mutterleibe etwas Unterschiedliches hat. Und das besteht, um für den Verstand der Menschen vernehmlich zu reden, darin, dass der Embryo im Mutterleibe als sich neubildende Kreatur durchaus leidend ist, während die finstere Seele ganz aus sich tätig und leidend zugleich ist und, weil sie nicht will, nicht untätig werden kann, auf dass sie dadurch möchte unleidend werden.

Wie kommt das aber?

 

So ein Mensch auf dieser Welt entweder nur sehr wenig oder zumeist wohl auch gar nichts zu Belebung und Bildung dessen, was seine Seele in ihrem Herzen verborgen trägt, getan hat, sondern alles nur auf den äußeren Verstand verwendet und diesen dann dazu benutzt, wohlberechnete Wege einzuschlagen, um sich auf diesem sich weltliche Schätze – welcher Art und welchen Namens sie auch immer sein mögen – zu verschaffen, um sich durch sie die möglichst feinsten und in jeder Hinsicht wohlschmeckendsten Genüsse und Lustreize zu bereiten, so ist, wenn denn solch eines Menschen Seele jenseits ankommt, ihre göttliche Lichtkammer dicht verrammt und verschlossen. Das irdische Verstandeslicht aber, das eigentlich bloß eine Kombination der äußeren, materiellen Lichtbilder ist, die an den vielen Millionen Flächen der Gehirntäfelchen für die Seele ersichtlich sind, und aus denen die Seele allzeit, nach Art der dummen Astrologen, ihre Berechnungen macht und dann wie von der Macht des dicksten Aberglaubens sich danach zu handeln genötigt fühlt, bleibt ohnehin so wie die Bildergalerie eines Bilderliebhabers, wenn er stirbt, in der Welt zurück. Die Folge ist, dass eine solche Seele dann notwendig total finster in der Geisteswelt anlangen muß und nichts behält als das Bewusstsein oder den Ausdruck des Lebens und nur insoweit die Erinnerung an ihre irdischen Zustände und Verhältnisse, inwieweit solche in der (dem leiblichen Gehirn) entsprechenden Gehirnkammer der Seele in entsprechenden Typen aufgezeichnet sind, welche die immerhin höchst sensible Seele fühlt und ihrer gewahr wird, wenn sie dieselben zufolge ihrer Finsternis auch nicht klar beschauen kann.

 

Daß ein solcher Zustand einer an alle Lustreize des Lebens gewöhnten Seele nur zu bald unerträglich wird, lässt sich hoffentlich leicht begreifen und sogar lebendig fühlen. Solch eine Seele gerät dann bald in eine große Furcht, Angst und am Ende in einen großen Ärger und Zorn, wodurch sich in ihr dann eine Art Glutschimmer entwickelt....

 

Es ist gesagt worden, dass die Seele durch den Verlust ihres Weltlichtes und aller aus demselben hervorgehenden Lustbarkeiten zuerst in eine große Furcht und Angst und am Ende in einen großen Ärger und Zorn gerät, wodurch in ihr eine Art Glutschimmer erzeugt wird. Dieser Glutschimmer entsteht im Wesen der Seele entsprechend auf die ganz gleiche Weise wie in der Naturwelt...

 

Wenn nun eine abgeschiedene Seele sogestaltig in den besprochenen Glutschimmer gerät, so fängt sie dadurch an, die in ihrem Gehirne vorhandenen geistigen Stigmata (Eindrücke) sehr matt zu erschauen und erkennt bald viel eitel Böses und wenig Gutes in ihrem Wesen. Sie sieht in solchem Zwielicht auch nicht selten die Mücke für einen Elefanten und umgekehrt den Elefanten für eine Mücke an.

 

An solchen Anschauungen entwickeln sich dann in der Seele allerlei ganz  luftige und durchsichtige, man könnte sagen formlose Formen gleich den Luftschlössern eines verliebten Jünglings auf der Welt, die bei einer sehr heftigen Phantasie nicht selten auf Augenblicke in eine förmliche Erscheinlichkeit treten, aber bei der geringsten Gemütsstörung in ein Nichts verschwimmen.

 

Weil aber die Seele auf die gezeigte Weise nichts zu einer bleibenden Realität bringen kann und durch die momentan (flüchtig) auftauchenden, mehr Zerr- als wohlgeordneten Bilder nur stets mehr gereizt und erregt wird, wodurch am Ende sogar das Innerste `Herzensstöße` zu bekommen anfängt, so kommt dadurch dieses Innerste dann auch in eine, aber ganz entgegengesetzte Tätigkeit.

 

Durch diese Tätigkeit (ihres Urgeistes aus Gott) wird die wilde Tätigkeit der Seele beruhigt, so dass am Ende die Seele in sich selbst in einen förmlichen Schlaf gerät, also ruht, und in dieser Ruhe als mehr vereinigt und ihrem Urgeiste aus Mir in einen förmlichen Traum kommt und, weil sie sich in solchem Zustande ganz behaglich fühlt, darin auch verbleibt, - ein Zustand, den die alten Seele- und Lebensforscher den Seelenschlaf nannten.

 

Der im Herzen der Seele nun gegen die Gelüste der Seele tätige Urgeist schafft nun für die Seele stets mehr und mehr solche Bilder, die einesteils stets das enthalten, was der Seele selbstliebigem und herrsch- und genusssüchtigem Sinne zusagt. Aber sowie sie solches in ihrem Traume, den sie natürlich für Wirklichkeit hält, vollgierig ergreifen will, so wird es entweder zunichte oder es weicht zurück und flieht von dannen. Andernteils aber wird der Seele auch solches produziert, was ihr frommt, und so sie es ergreift und zu ihrem wahren Besten verwendet, so bleibt es, und es fängt also aus dem Traume eine feste und bleibende Welt (für die Seele) sich zu entwickeln an.

 

Je mehr die Seele das ergreift, was ihr von ihrem Urgeiste geboten wird, desto mehr einigt sie sich mit ihm und geht so unvermerkt in ihren Urgeist ein und mit demselben zum Urlichte und aller Wahrheit aus ihm. Und sie erkennt da bald sich vollends wieder und alle ihre Bekannten und Verwandten und wird gewöhnlich durch sie dann zu Mir Selbst hingeleitet, wo ihr dann auch nach dem Maße ihrer Vollendung und Einswerdung mit ihrem Geiste stets mehr Licht und Weisheit gegeben wird und das volle Vermögen, in die Naturwelten schauen und ersprießlich tätig werden zu können. Daß in diesem Falle ein vielseitiges Wiedersehen eine ganz natürliche Folge ihrer geistigen Vollendung ist, bedarf wohl keines weiteren Beweises.

Was aber geschieht dann hernach mit jenen Seelen, denen in ihrem jenseitigen Traumleben die vorgespiegelten Bilder und Erscheinlichkeiten, nach denen ihr selbst- und genusssüchtiger Sinn giert, durch die guten Erscheinlichkeiten nicht aus dem Begehrsinne getrieben werden können? Was geschieht, frage Ich, mit solch einer Seele, die darum stets mehr in Wut gerät, weil sie die Gegenstände ihrer Lust, die ihr vorgezaubert werden, nicht erreichen und festhalten kann? Nein, sage Ich, da gibt es kein Wiedersehen. Solch einer Seele wird dann ihr eigener Geist zum unerbittlichsten Richter. Er lässt sie am Ende die vorgespiegelten Dinge und Objekte erreichen und sich nach ihrem argen Sinn an ihnen erlustigen; aber solche Erlustigung bereitet der Seele allzeit den größten und brennendsten Schmerz und macht sie auf eine lange Zeit wieder ganz finster.

 

Der Geist lässt dann zu, dass eine also finster gewordene Seele in ihrer größten Wut, die sie durchglüht und ihr also ein böses Licht gibt, um ihresgleichen außer sich wahrzunehmen, nun wirklich mit Seelen ihrer Art zusammenkommt.

 

Dann geschehen dann sogleich Verbindungen und Zusammenrottungen von solchen, die sich ihre Wut gegenseitig mitzuteilen beginnen. Sie verschanzen sich gegen die Feinde, mit denen sie in ihrem Traumleben, das solche Seelen aber für Wirklichkeit halten, in eine für sie widrigste Berührung kommen und fassen die racheglühendsten Beschlüsse, sich eher selbst nach aller Möglichkeit zu töten, als sich irgendeine noch so geringe göttliche Anordnung mehr gefallen zu lassen.

In einer solchen Verschanzung, zu der sie das Materiel aus ihrer Einbildung nehmen – insoweit sie irgendeiner Einbildung in ihrem Wutglühlichte fähig sind -, verharren sie oft sehr geraume Zeiten und werden darob nur von neuem ärgerlicher, zorniger und wütender, durchbrechen dann selbst ihre Verschanzungen und gehen hordenweise den Feind suchen, weil keiner in ihre Verschanzung eindringen wollte, dass sie an ihm ihre Rache hätten kühlen können. Aber ihr Suchen ist ein vergebliches. Sie kommen nur mit anderen ihresgleichen den Feind suchenden Horden zusammen und machen mit ihnen bald gemeinsame Sache, suchen dann so gemeinsam mit aller Hast den Feind, finden aber natürlich nie einen.

 

Wenn solch elender Seelen einmal mehrere Tausend beisammen sind – deren Haufen sich in der Geisterwelt für das Auge der reinen Geister ungefähr also ausnimmt, wie auf dieser Erde allenfalls das Glühen der Luft durch ein in der Tiefe irgendwo brennendes Haus -, so erwählen sie den Glühendsten unter ihnen, den sie für den Mutigsten und Weisesten halten, als Anführer, der sie dann über einen Boden führt, der gewöhnlich auch der Einbildung solcher Seelen entspricht – entweder in der Form einer finsteren Sandsteppe oder einer unabsehbaren Ebene, auf der nichts als trockenes Moos zum Vorschein kommt. Auf solchen Böden finden sie nach langem Umherziehen und unter großem Hunger und Durst auch gewöhnlich nichts als etwa wieder eine ähnlich herumziehende Horde unter einem stark glühenden Anführer. Und da geschieht es entweder, dass sie einander anfallen aus schon zu großer Rachewut, sich zerreißen und verstümmeln, oder sie vereinen sich unter zwei Anführern, was aber schon gleichfort zu Reibungen Anlaß gibt, weil da ein jeder der beiden Anführer der Erste sein will, was in kurzer Weile dennoch einen Krieg der beiden Horden zuwege bringt.

 

Wenn sich bei solchen Kriegen solche höchst unglücklichen Seelen nahezu ganz zu kleinen Stücken zerrissen haben – natürlich alles nur scheinbar -, so kommen sie wieder zu einer gewissen Ruhe und ihr Geist zeigt ihnen dann wieder wie in einem helleren Traume, wie nichtig, fruchtlos und eitel ihr töricht-blindestes Bemühen war, und zeigt ihnen den Weg zur Umkehr.

 

Manchmal nehmen einige solche Weisung an und bekehren sich. Aber zumeist werden sie nach einem solchen Gesichte erst ganz toll und treten in ihren geistlosen puren Seelenzustand zurück, der dann bei weitem schlechter wird, als da war der erste. Und solche Zustände sind dann schon Hölle, aus der ein Ausweg schwer zu finden ist! Wer da nicht geht den schmalen Pfad durch sein eigenes Herz, der kommt nimmer zurecht und kann Trillionen und Dezillionen von Erdjahreszeiten in solcher Hölle verharren. –

Es ist also gezeigt worden, wie das Seelenleben jenseits in zwei einander schroffst entgegengesetzten Hauptzügen und Beschaffenheiten zuständlich geartet ist: entweder nach oben oder nach unten. Aber es soll mit dem allem dennoch nicht jede Erscheinlichkeit in der Geisterwelt dargestellt sein, sondern wie gesagt nur die beiden allgemeinen Hauptzüge, also das schroffste Pro und Kontra.

 

In der Mitte dieser zwei Hauptzustände gibt es noch eine zahllose Menge von Erscheinlichkeiten, die hier nicht dargestellt zu sein brauchen, da sie in den Werken: „Die geistige Sonne“, „Erde und Mond“ und in „Szenen der Geisterwelt“ zur Übergenüge gezeigt worden sind, so wie teilweise in mannigfachen anderen Mitteilungen und Naturzeugnissen. Aber alle die darin geschilderten wie immer gearteten Erscheinlichkeiten fußen auf der nun gezeigten Hauptnorm, und die Grundwege entweder nach oben oder nach unten sind in sich die gleichen.

 

Das eigentlich wahre Wiedersehen kommt erst im Gottesreich, das ist im Himmel, vor, welcher die ganze Unendlichkeit dem Raume nach erfüllt und sonach allenthalben gegenwärtig ist, in den aber jeder Mensch nur durch sein Herz gelangen kann.“ –


Von den geistigen Verhältnissen der Dinge

eine kurze Nacherläuterung

„Die ganze materielle wie auch die rein geistige Schöpfung ist nichts als eine durch der Gottheit allmächtigen Willen festgehaltene Idee aus dem Herzen oder Leben der Gottheit Selbst und – weil aus Gott – im Grunde des Grundes  geistig.

Würde nun alle die sogenannte materielle Schöpfung, was Gott leicht möglich wäre, der gleichfort andauernden Festhaltung ledig, so würde sie wieder als ein nur der Gottheit sichtbarer großer Gedanke ganz geistig im Gemüte Gottes Platz fassen und mit der Realisierung der freien Selbständigkeit von zahllosen Wesen wäre es zu Ende.
Aber Gott will es ewig gleichfort, dass Seine großen Gedanken und Ideen ewigfort zur freiesten Selbständigkeit sollen realisiert werden. Und so hatte Gott darum für die einzig dadurch mögliche Realisierung, dass all die göttlichen Gedanken und Ideen als unwandelbar gefestet dastehen müssen Seiner Pläne und Zwecke willen, diesen allein wirksamen Weg eingeschlagen.

Die zahllosen Gedanken und Ideen müssen gewisserart nur in allerartig kleinsten geistigen Teilchen sukzessive freier und freier gemacht werden, aber dabei dennoch lange von irgend einer Hauptidee Gottes, die da erscheinlich als ein Weltkörper im endlosen Gedanken- und und Ideenraume als gefestet schwebt, angezogen und gehalten werden, bis sie nach und nach ihrer Gleichartigkeit nach sich mehr und mehr zusammenfinden und so in eine immer größere Wesenheit bis zum Menschen hin übergehen.

Solche von der totalen Hauptidee (dem Weltkörper) freier und freier gelassenen Teilchen sowie die noch nicht frei gelassenen, sondern in der Hauptidee noch festgehaltenen Teile heißen bis zum Menschen hinan „Naturgeister“. Diese freieren Naturgeister – oder Naturkräfte, wie es die Weltgelehrten nennen – befinden sich als schon selbsttätig entweder in der Luft, im Wasser oder im weicheren Erdreiche und locken da die noch hart gefangenen Geister in die Freiheit heraus, vereinigen sich mit ihnen und bilden dadurch, dass sie sich mit den noch unfreieren Geistern umhüllen, allerlei Lebensformen: Zuerst Pflanzen, aus diesen Tierchen und Tiere größerer und größter Art – bis zum Menschen hin, wo sie als Seele und auch – dem unfreieren, noch  groben Teile nach – als dessen Leib dann erst durch Gottes Urwesen selbst, nun schon zur Genüge zur vollfreien Selbständigkeit reif, wieder ergriffen und förmlich – aber anfangs noch immer wie von außen her – für den folgenden reingeistigen, ewig dauernden Zustand durchschult und geübt werden.

Die dann ein solches Durchschulen sich gefallen lassen und also freiwillig in die Ordnung eingehen, in der ihr ewig selbständiger, freiester Lebenszustand allein möglich ist, - diese kommen dann auch zum großen Wiedersehen Dessen, aus dem sie hervorgegangen sind. Sie werden sehen, wie und woher und durch Wessen Macht und Weisheit und unwandelbare Beharrlichkeit sie vom eigentlichen Nichtsein ins vollste, freieste und selbständige Sein  und Erkennen gekommen sind.

Zugleich aber, weil mit ihrem Urgrund ein und dieselbe Wesenheit, werden sie auch selbst auf die gleiche Weise zu ihrer großen Beseligung aus ihrer nun höchsteigenen, aber der göttlichen völlig gleichen Weisheit neue Schöpfungen ins Werk setzen und sonach ganz in Meiner Ordnung Schöpfer ihrer höchsteigenen Himmel sein, wodurch sie dann zum realisierten Wiedersehen aller ihrer Gedanken und Ideen gelangen werden.

Und das alles wird dann ein großes, ewig dauerndes realisiertes Wiedersehen sein in der endlosen Fülle alles dessen, was ein göttlicher Geist ewig unerschöpflich in sich birgt. Und das ist dann erst das vollkommene, große Wiedersehen!

Ich meine nun, wer da Augen hat zum Sehen und Ohren zum Hören, der wird daraus zu seinem ewigen Vorteil unbeschreibbar vieles schöpfen können zur vollen Erkenntnis des geistigen Lebens.

Wer es aber nur lesen wird aus einer Art Neugierde und daran legen die Feile seines Weltverstandes, dem wird es einst gerade also ergehen, wie es in dieser Beschreibung zu lesen ist. Denn Mein Erbarmen kann und darf sich nicht und nie über die Schranken Meiner nun aus dem Fundamente gezeigten unwandelbaren Ordnung erstrecken. Denn diese Ordnung ist an und für sich schon Meine ewige Erbarmung.

Wer aber über die Schranken dieser Ordnung tritt, der wird nur sich selbst einen überaus langen, unglückseligsten Zustand jenseits zuzuschreiben haben. Denn es muß ein jeder sich selbst gestalten, so er sein will das, was er sein soll.

Will jemand sich diese Mühe nicht nehmen, so muß er dann auch so lange im ewig notwendigen Gerichte verharren, bis er sich selbst zu umstalten anfangen wird, was die Seele einen harten Kampf kosten würde!

Hüte sich daher ein jeder von euch vor (eigensüchtigem Trachten nach) irdischen Gütern, Reichtum, Glanz und Ansehen, sei aber nach seinen Kräften reichlich mildtätig gegen seine ärmeren Brüder und Schwestern, so wird ihm der Kampf mit der Finsternis ein leichter sein. Amen

Das sagt der Herr allen Lebens zu euch allen. Amen. Amen. Amen.“

(Aus Lorber, Jenseits der Schwelle. Sterbeszenen. Seite 101 ff)


 

2. Aus der Kundgabe eines Jenseitigen

 

„...Stirbt also ein Mensch, so nimmt ihn stets ein Vorgeschrittener – das sind alle, die bereits eine eigene Sphäre besitzen – in Empfang und nimmt sich seiner an. Da nun jede hinübergegangene Seele sehr schnell ein äußeres erhält, das seinem Inneren entspricht, so weiß auch der in Empfang nehmende Geist ganz genau, wie weit die Seele vorgeschritten ist und in welche Region seiner Sphäre er diese einführen kann, oder ob er sie überhaupt nicht aufnehmen und den vielfachen Besserungsanstalten überweisen muß, damit sie geläutert wird. Diese Besserungsanstalten sind nun höchst weise eingerichtet und ich darf darüber noch einiges mitteilen.

 

Vieles ist euch bereits bekannt; so wisst ihr zum Beispiel, dass gemäß den inneren Wünschen einer abgeschiedenen Seele sich ihre äußere Umgegend tatsächlich gestalten kann, dass aber dann ihre Wünsche sich gegen sie kehren und sie keine Befriedigung, sondern im Gegenteil großes Leid oder doch mindestens öde Langeweile empfinden muß, um das Törichte ihrer Wünsche einzusehen und auf die rechte Bahn geleitet zu werden. Ihr wisst aber – wenigstens aus direkten Kundgebungen, als aus dichterischen Ergüssen, Phantasien, denen aber ein gutes Teil Offenbarung innewohnt -, dass die verhärteten Seelen auch gegeneinander wüten können, sich zu verderben suchen – und es doch nicht können, weil ihre jetzigen astralen Leiber nicht so getötet werden können wie die irdischen. Hier habt ihr die Hölle im wahren Sinne, indem es Schrecknisse genug gibt, nicht durch quälende Dämonen und Teufel, sondern durch sich selbst und gegenseitige quälende Seelen, die sich durch Zulassung austoben und nun am eigenen Leibe erfahren, wie das tut, was sie anderen angetan haben.

 

Namentlich der Krieg hat durch die vielen verübten Scheußlichkeiten diese Hölle stark bevölkert, und es bedarf aller Aufmerksamkeit, oft schroffen Eingreifens der höheren Geister, die sozusagen als Gefangenenaufseher fungieren, um solche besonders rabiaten Seelen zur Vernunft zu bringen.

 

Es ist auch nicht jeder Geist auf höherer Stufe für solche Arbeit geeignet, ebenso wie man auf Erden nicht jeden gebildeten Menschen auf einen derartigen Posten würde stellen können. Es gehören besondere Eigenschaften, eine große Energie, ein ganz besonders festes Vertrauen und wenn es sein muß eine bestimmte Härte dazu, um dauernd, das heißt längere Zeit, einen derartigen Posten zu bekleiden. Es eignet sich nicht jeder Mensch zum Kriminalbeamten, dazu gehört außer den Charaktereigenschaften auch Liebe zu diesem Beruf, die nicht jeder empfindet, gar nicht empfinden kann, weil seine Fähigkeiten in anderer Richtung liegen. Ich zum Beispiel kann es nicht, wenn ich mich auch nicht scheue, ausgerüstet mit der Kraft des Herrn in die tiefste Hölle zu steigen, um irgendeine Seele zu retten, - aber dauernd diese Region zu beaufsichtigen, wäre mir doch unmöglich. Meine Fähigkeiten, Ziele und Arbeiten sind eben andere.

 

Aus diesen Angaben erkennt ihr, dass in vielen Dingen das Jenseits gar nicht so verschieden von dem Diesseits ist, es gar nicht sein kann, weil die Verbesserung der Seelen, ihre Vollendung sich von dem Boden ihrer einst irdischen Tätigkeit gar nicht trennen lässt. Letztere ist immer der Grundstein, auf dem sich die Weiterentwicklung aufbaut; daher kann auch nach der Umwandlung, das ist der Tod des Menschen, sein Ich sich nur so fortsetzen, wie es in dem Augenblick seines Ablebens sich gestaltet.

 

Das Drohende durch die Umwandlung ist aber, dass jede Maske fällt, der Vogel an seinen Federn erkannt wird und jede Heuchelei, Selbstbetrug, Beschönigung und Eigenlob in nichts zerfällt, die Seele nackt und bloß in ihrer wahren, inneren Gestaltung sich darstellt. Darum heißt es auch: eure Taten folgen euch nach!“ –
(Aus Leopold Engel: Im Jenseits. Führung einer Seele, Seite 52ff)



3. Zum Verkehr mit Jenseitigen


„Das Leben der Seele kann dir weder ein Mensch und noch weniger ein schon abgeschiedener Geist zeigen und beweisen. Das musst du in dir selbst finden; und das ist nicht anders möglich als nur durch die wahre Liebe zu Gott und durch die Liebe zum Nächsten.

 

Du meintest, dass eine Rückkunft einer schon abgeschiedenen Seele den Glauben an die Unsterblichkeit der Seele und den Glauben an Gott am meisten stärken würde, und Ich sage dir, dass du da in einer ganz grundirrigen Meinung steckst! Fürs erste hat eine abgeschiedene Seele jenseits für sich und für ihre dortigen Nächsten zur Übergenüge zu tun und hat gewisserart eben nicht zu viel Muße, zu öfteren Malen wieder in einem aus der Luft der Erde sich angeschaffenen Leibe den Fleischmenschen zu erscheinen und sie zu lehren, wie es drüben steht und aussieht, und fürs zweite kann ein jeder vollkommene Geist ohnehin auf die Menschen ohne Beschränkung ihres freien Willens bestmöglich einwirken, und ein solch unsichtbares Einwirken ist dem Menschen um vieles heilsamer denn eine Sichtbarkeit und Hörbarkeit eines abgeschiedenen Geistes. Denn so dir ein guter und schon sehr erleuchteter Geist gute und edle Gedanken und Gefühle in dein Herz legt, so sind sie schon so gut, als hättest du sie in dir gefunden; sie einen sich mit deinem Leben und bestimmen dich zur Tätigkeit.

 

So aber ein Geist, wie zum Beispiel der des Moses, dir erschiene und zu dir sagte: `Dieses und jenes musst du tun, so du zum Leben eingehen willst; tust du das nicht, so verfällst du dem Gerichte des allmächtigen Gottes, und es wird schwerlich ein vollglückliches Erstehen vom Tode des Gerichtes geben!`, da wirst du nach solch einer Mahnung erbeben und wirst dich dein Leben lang nichts anderes zu tun getrauen, als was dir der Geist Mosis zu tun befohlen hat.

 

Welches Verdienst aber wirst du dann dabei haben? Siehe, gar keines; denn da hat nicht dein eigenes besseres Erkennen deinen freien Willen zur besseren Tätigkeit bestimmt, sondern die Macht des zu dir gekommenen Geistes, und das hat für deine Seele beinahe gar keinen Wert! Es ist nahezu dasselbe, wie wenn ihr Menschen einen Ochsen oder einen Esel oder auch ein anderes Tier zu irgendeiner Arbeit abrichtet. Ohne Stock, Spieß oder Geißel wird nicht leichtlich jemand mit einem Tier etwas ausrichten; habt ihr aber ein Tier zu einer groben Feldarbeit abgerichtet, so ist das sicher nur euer Verdienst und nicht ein Verdienst des Tieres.

 

Wenn Ich vermöge Meiner Allmacht wollte, dass kein Mensch je eine Sünde begehen soll, so würde auch kein Mensch je mehr sündigen; denn er würde sich nicht um eine Linie über Meinen Willen hinauswagen und –bewegen können, gleichwie da auch niemand seinen Leib anders gestalten kann, als wie er von dem Willen Gottes gestaltet ist, und auch sein Leibesleben nicht nach seinem Belieben verlängern kann, weil das alles von dem allmächtigen Willen Gottes abhängt. So nun Gott es nicht zuließe, dass ein Mensch je eine Sünde begehen könnte, wer hätte dann da ganz allein für sich das Verdienst ob des ganz sündenfreien Lebens eines Menschen, den allein Gottes Allmacht also leitete, wie sie das Wachstum der Bäume und aller andern Früchte leitet und die Welten leitet und führt durch den endlosen Raum? Doch sicher niemand anders als Gott allein, weil der Mensch da nichts als eine Spielpuppe in den Händen Gottes wäre! Es wäre das für Gott auch um vieles bequemer, wie es für Ihn auch bequemer ist, die verschiedensten Tiere mit ihren mannigfaltigsten und seltsamsten Eigenschaften zu erschaffen und sie dann zu leiten und jegliches in seiner Art tätig sein zu lassen.

 

Aber die Menschen dieser Erde sind bestimmt, freie und völlig selbständige Kinder Gottes zu werden, und so müssen sie auch also geleitet werden, dass dabei ihr notwendig freiester Wille ja nicht die geringste Nötigung von einer mächtigeren Seite eines Geistes erfahre, sondern allein durch Offenbarung und Lehre und durch äußere Gesetze dahin geleitet werde, aus sich selbst das Wahre und Gute, das sie gelehrt wird, mit ihrem freien Willen zu ergreifen und aus eigener Selbstbestimmung danach tätig zu werden.“ (GEJ.06_225,02ff)



4. Zweierlei Arten von Menschen


Sage Ich: „Seht, Meine Lieben! Das, was die heidnischen Bücher davon sagen, ist nur ein höchst verstümmelter Widerhall dessen, was den Urmenschen dieser Erde hell und klar durch denselben Geist, der nun in Mir wohnt, ist geoffenbart worden.

 

Nur die Schrift der Juden enthält allein die volle Wahrheit, allein nicht enthüllt, sondern in entsprechenden Bildern verhüllt, und zwar aus dem wohlweisen Grunde, damit die Heiligkeit der darin enthaltenen Wahrheit von den eigentlichen, schmutzigen Kindern dieser Erde nicht verunreinigt und entheiligt werde.

 

Denn es wohnen auf dieser Erde oder Welt zweierlei Art Menschen. Die eigentlichen und meisten sind nach der geordneten Stufenfolge des geschöpflichen Emporklimmens der Seele und dem Leibe nach pur von dieser Erde, und man kann sie `Kinder der Welt` nennen.

 

Ein viel geringerer Teil der Menschen dieser Erde aber ist nur dem Leibe nach von eben dieser Erde, der Seele nach aber entweder aus den verschiedenen Sternenwelten oder mitunter sogar als reinste Engelsgeister aus den reinen Geisterhimmeln. Das sind jedoch bisher die seltensten.

 

Diese zweite und viel edlere Art dieser Erde kann man `Gotteskinder` nennen, und diesen allein ist es auch vorbehalten, die Geheimnisse des Reiches Gottes zu fassen, zu verstehen und nach Bedarf und nach Fähigkeit der Auffassung solche den Kindern der Welt zu lehren und ihnen zu zeigen den Weg, auf dem auch sie zu Kindern Gottes und zu Bürgern Seines Reiches werden können.

 

Nun, diese eigentlichen Weltmenschen, als erst aus dem Schlamme dieser Erde entwachsen, sind natürlich noch sehr sinnlicher Art, da ihre Seelen noch nie eine irgendwie menschliche Vorschule eines freien, sich selbst bestimmenden Lebens durchgemacht haben. Sie können daher anfänglich auch nur durch pur sinnliche Bilder zu der Erkenntnis eines allerhöchsten und ewigen Gottesgeistes hingeleitet werden.

 

Und sehet, der meisten Menschen dieser Erde wegen sind auch die Offenbarungen über die Reiche der Geister in lauter gewisserart sinnliche Bilder eingehüllt, die nur von den Kindern Gottes von Zeit zu Zeit mehr und mehr, nach der Fassungsfähigkeit eben der Weltkinder, denselben enthüllt werden können, - aber nie zuviel auf einmal, sondern gerade nur so viel, als selbige vertragen und in ihrem seelischen Magen zu verdauen vermögen. Aus dem Gesagten aber könnet ihr nun schon so manchen Schluß fassen.

 

Der Menschen Seelenleben nach dem Abfalle des Leibes ist, wie ganz leicht von selbst verständlich, ein fortwährend progressives, da die Vollendung desselben unmöglich das Werk eines Momentes sein kann, und das aus dem Grunde, weil die Seele ein gleich ihrem früheren materiellen Leibe räumlich wie auch zeitlich begrenztes und in die bestimmte, schöne Menschenform gewisserart eingezwängtes Wesen ist und deshalb das Unendliche und das Ewige sowohl dem Raume und der Zeit nach, wie auch der allerunbegrenztesten Macht des Geistes Gottes und seiner Werke nach nur nach und nach in sich aufnehmen und fassen kann.

 

Es kommt nun auf den Standpunkt der inneren Gesittung an, in welchem eine Seele ihren Leib verließ. Ist dieser den irgend bestehenden guten Gesetzen gemäß, so wird der jenseitige Zustand der Seele sicher sogleich auch ein solcher sein, von dem aus sie sich sofort auf eine höhere Vollendungsstufe des freien Lebens setzen und immer und immer auf eine höhere Stufe fortschreiten kann.

 

Hat aber eine Seele entweder aus Mangel an einer Erziehung oder im schlimmeren Falle aus Mangel an irgendeinem guten Willen bei sonst guter Bekanntschaft mit den bestehenden Gesetzen den Leib verlassen müssen, ohne sich früher im Leibesleben und dessen Verhältnissen nur ein wenig zum Wahren und Besseren gekehrt zu haben, nun da wird es ja für einen nur einigermaßen helleren Denker doch auch leicht begreiflich sein, dass eine solche ganz verkümmert elende Seele jenseits nur in einen solchen, sicher nicht beneidenswerten Zustand gestellt werden muß, in dem sie nach der höchsten Liebe und Weisheit Gottes von ihrer tierischen Crudheit (Rohheit) einmal gereinigt und geheilt werden und der Weile sich zu einer höheren Lebensstufe erheben mag, von der sie dann schon immer leichter und leichter zu einer noch höheren übergeht.“ (GEJ.05_225,01 ff)



5. Über die Seele im Jenseits

 

5/1
„Der Mensch muß also in der Welt wirken und freiwillig den bösen Verlockungen der Welt widerstehen. Dadurch wird stark seine Seele, und die Kraft des Geistes Gottes wird sie durchdringen. Aber durch ein Leben des Faultieres kommt kein Mensch je zum wahren, ewigen Leben, das in sich die höchste und vollendetste Tätigkeit in all den zahllos vielen Lebensschichten und Sphären bedingt. Solche Menschen sündigen freilich so wenig, wie irgendein Stein sündigt; aber ist das etwa ein Verdienst für den Stein? Es wird aber die Seele ihren verstümmelten Leib ablegen müssen; was wird sie dann jenseits machen in ihrer vollsten Schwäche und gänzlichen Untätigkeit?

 

Dort werden dann doch die Prüfungen aller Art über sie kommen, die sie zur vollen und wahren Lebenstätigkeit aneifern sollen, und diese Prüfungen werden für die mit ihrem schon diesirdischen Fähigkeiten ausgestatteten Seele ganz entsprechend dieselben sein, die sie hier waren, aber für die pure Seele sicher notwendig stärker denn hier, weil jenseits das, was eine Seele denkt und will, sich auch schon wie in der Wirklichkeit vor sie hinstellt.

 

Hier hat sie nur mit ihren unsichtbaren Gedanken und Ideen zu tun, die sie leichter bekämpfen und sich auch deren entschlagen kann; aber wo die Gedanken und Ideen zu einer wohl sichtbaren Realität werden – frage -, wie wird die schwache Seele da wohl ihre eigengeschaffene Welt bekämpfen? Wenn hier der pure Gedanke zum Beispiel an seines Nachbarn schönes, junges Weib ganz nach seinem Wunsche und Willen in der vollsten, wennschon nur scheinbaren Wirklichkeit darstellen wird?!

 

Darum also wird es drüben mit den Versuchungen wohl um vieles schlimmer sich gestalten denn hier. Und was wird die Seele wohl geben können, um sich aus der harten Gefangenschaft ihrer eigenen bösen Leidenschaften zu befreien? Und doch wird sie drüben um gar vieles selbsttätiger werden müssen, um sich aus dem Irrsal eigener Gedanken, Ideen und Bilder zu befreien; denn bevor sie nicht zuerst selbst Hand ans Werk legen wird, wird ihr keine Hilfe durch irgendein unvermitteltes Erbarmen Gottes oder irgendeines andern Geistes zugute kommen, wie solches auch schon hier auf Erden zum größten Teil der Fall ist.

 

Denn wer da Gott nicht ernstlich sucht, sondern ganz den Gelüsten der Welt nachgeht, der verliert Gott, und Gott wird ihm keine Zeichen geben, aus denen er erkennen könnte, wie tief und wie weit er schon von Gott abgewichen ist. Erst wenn er aus eigenem Antrieb und Bedürfnis Gott wieder zu suchen anfangen wird, wird Gott Sich auch ihm zu nahen anfangen und Sich vom Suchenden auch insoweit finden lassen, inwieweit es dem Suchenden ein wahrer Ernst ist, Gott zu finden und zu erkennen.

 

Darum ist es also mit der gewissen frommen Trägheit gar nichts; denn sie hat vor Mir keinen Lebenswert!“ (GEJ.07_156,07ff)


5/2
Ja, mein Freund, wie dir, so geht es gar zahllos vielen in diesem Reiche, die das, was du suchst, schon viele Jahrhunderte lang suchen! Wenn du hier etwas finden willst, so musst du es nicht so anstellen, wie auf der materiellen Welt, in der man alles nur außer sich sucht. Wer hier das tut, der findet ewig nichts! Denn hier gibt es außer ihm keinen Ort und keine Gegend mehr, und würde er diese auch auf allen Punkten des unendlichen Raumes irgend finden wollen.

 

Du mußt also mit deinen Sinnen, mit deinem Trachten und Wollen in dich selbst zurückgehen und in dir selbst zu suchen, zu denken und zu formen anfangen, dann erst wirst du einen Ort finden, der deinem Denken, Formen, Wollen und deiner Liebe entsprechen wird! Daher tue, als sähest du diese Sandsteppe nicht, wie auch nicht das Graugenebel über dir, sondern begib dich in die Phantasie deines inneren Gemütes, so wird sich vor dir bald alles anders gestalten! Ich habe mich darum von dir finden lassen, um dir solches zu verkünden.“ (GEJ.10_174,07f)


5/3
„Der Mensch lebt im Geiste genau auf ein Haar genommen eben also fort, wie er mit seinem Leibesleben, welches nur ein Mit- und Mittelleben ist, hier auf der Erde lebt.

 

Man wird hier sagen: Das klingt sonderbar. Damit scheint es nicht seine völlige Richtigkeit zu haben, denn das geistige Leben muß doch sicher etwas anderes sein und muß unter ganz anderen Verhältnissen gedacht werden als das naturmäßige Leben.

 

Ich aber sage: Wer also spricht, der hat sicher noch keine Ahnung davon, wie er naturmäßig lebt. Frage:

 

Lebt bei Leibesleben der Leib oder der Geist? Was ist das Prinzip des Lebens? Ist es der Leib oder der Geist? Ich meine, wer nur etwas klarer zu denken vermag, wird die Prinzipien des Lebens nicht im Leibe, sondern allein im Geiste suchen. Denn wären die Lebensprinzipien im Leibe, so wäre der Leib unsterblich. Der Leib aber ist sterblich, somit kann er auch nicht die Grundfesten des Lebens in sich haben, sondern nur der Geist, der unsterblich ist. Das Leben des Leibes ist daher nur ein durch das Leben des Geistes bedingtes. Der ganze Leib verhält sich passiv und völlig negativ zum Geiste. Daher ist des Leibes Leben auch nur ein erregtes Mitleben, gerade also, wie irgendein Werkzeug in der Hand eines Handwerkers passiv wirkend mitlebt, solange es der Handwerker in seiner lebendigen Hand dirigiert. Läßt er es aber fallen oder legt es zur Seite, dann hat es mit dem Mitleben des Werkzeuges und mit seiner effektiven Tätigkeit ein Ende.“ (GS.02_111,02f)


5/4
„Daß aber aller Menschen Seelen, ob gute oder böse, nach des Leibes Tode fortleben, davon haben bei allen Völkern der Erde gewisse mehr in sich gekehrte Menschen mehr als viele tausendmal Tausende von aller sprechendsten und überzeugendsten Beispiele erlebt, indem sie mit den Seelen der leiblich Verstorbenen oft sogar jahrelangen Verkehr und belehrenden Umgang hatten.

 

So aber pure und ganz materielle Weltmenschen daran nicht glauben aus dem Grunde, weil ihnen noch nie etwas Ähnliches zu Gesichte gekommen sei, kann da etwa auch Gott die Schuld gegeben werden? Diese Weltmenschen suchen das ja nie, und so finden sie es auch nicht; die es aber suchen, die finden es auch unter allen Völkern der Erde.

 

Sieh, diese Römer hatten Mir Selbst von solchen Erscheinungen erzählt, die sie selbst erlebt haben! Sind sie darum unwahr für dich, weil du noch nichts Ähnliches gesehen und wahrgenommen hast?“ (GEJ.08_129,01ff)


5/5
„Denn eine jede Seele wird auch jenseits fortleben ganz aus ihrer Liebe und aus ihrem Glauben und daraus nach der vollen Freiheit ihres Willens. Ist die Liebe rein und gut, so wird auch ihr jenseitiges Leben ein reines und gutes und seliges sein; ist aber ihre Liebe schlecht und unrein und für keinen Nebenmenschen ein Seligkeit bereitend, so wird auch ihr jenseitiges Leben ein unreines, schlechtes und seligkeitsloses sein.

 

Einer Seele aber ihre Liebe nehmen und ihr eine andere geben, hieße sie vernichten und an ihrer Stelle eine ganz andere Seele schaffen. Das aber wäre wider die ewige, göttliche Ordnung; denn was Gott einmal ins Dasein gerufen hat, das kann nicht mehr vergehen, sondern nur stets in ein Edleres und Besseres übergehen. Es wird demnach auch jenseits für solche verlorenen Seele gesorgt werden; aber das sage Ich, wie Ich schon früher gesagt habe: Hier ist eine Stunde besser denn dort tausend Jahre!

 

Allein darum geschieht keiner Seele Unrecht; denn so man einer Seele ihre Liebe und ihren Willen unbeschadet belässt und sie nur insoweit von den andern abscheidet, dass sie den Guten nicht schaden kann, übrigens aber in ihrer ihr ganz entsprechenden Geistesweltsphäre tun kann, was sie will ihrer Lebensliebe und Intelligenz zufolge, so tut man da sicher keiner Seele ein auch nur scheinbares Unrecht.

 

So wie ihr nun bisher gelebt habt, so leben auch alle bösen Teufelsseelen in der Hölle, deren arges Feuer eben ihre böse, nie zu sättigende Selbstliebe und Herrschsucht ist, und ihr saget es selbst, dass es euch dabei ganz gut ergangen ist. Aber dennoch nagte an jedem Tage mehr und mehr der Wurm des Todes in euch und verbitterte euch unsäglich das Dasein! Was hattet ihr dann von eurem Wohlleben?!

 

Und so wird es jenseits vielen gar lange gehen, woran aber nur sie allein schuld sind. Denn sie werden dort nicht einmal, sondern gar oftmals die Schrecken des Todes zu erdulden haben, was aber auch sein muß; denn ohne diesen wäre jede solche Seele wahrlich für ewig ganz verloren.“ (GEJ.06_014,07ff)


5/6
Sagte Agrikola: „Herr und Meister, dass des Menschen Seele auch nach dem Tode des Leibes fortlebt, das ist nun eine völlig abgemachte Sache der klarsten Wahrheit. Aber wo kommt sie hin, und was ist eigentlich ihr Wesen und was das des ganz reinen Geistes?

 

Da Raum nach Deiner Belehrung unendlich ist, so müssen ja auch die Seelen und selbst die reinsten Geister sich innerhalb des endlos ewig großen Raumes befinden; denn ein Außerhalb desselben kann es ja unmöglich irgend geben.

 

Dann noch eine Frage: Welche Gestalt hat für sich eine Seele oder gar ein reiner Geist, und warum kann ein natürlicher Mensch nicht immer die Seelen und Geister sehen?

 

Herr, nur auf diese meine Fragen gib mir noch eine lichtvolle Antwort, und ich will Dich dann um nichts mehr fragen; denn unsere volle Unwissenheit in dieser Sache ist eigentlich dasjenige, was uns das Sterben gar bitter und angstvoll macht. Haben wir Menschen aber auch darin ein genügend helles Licht, so werden wir leicht sterben und nicht ängstlich am tollen Leben des Fleisches hängen.“

 

Sagte Ich: „Ja, das wäre Mir etwas sehr Leichtes, dir das zu erklären, wenn du nur das freie Verständnis dafür besäßest; aber das besitzest du eben noch nicht, obwohl du seit deinem Hiersein schon gar vieles in eben dieser Hinsicht von Mir wohlbeleuchtet vernommen und auch in wohlgeordneten Wunderzeichen selbst gesehen und erfahren hast. Und so ist das eine schwere Sache, dir diese Sache noch näher zu beleuchten, als sie dir schon beleuchtet worden ist.

 

Die Seele des Menschen ist eine rein ätherische Substanz, also – wenn du das fassen kannst – aus sehr vielen Lichtatomen oder möglich kleinsten Teilchen zu einer vollkommenen Menschenform zusammengesetzt durch die Weisheit und durch den allmächtigen Willen Gottes, und der reine Geist ist eben der von Gott ausgehende Wille, der da ist das Feuer der reinsten Liebe in Gott. Der reine Geist ist ein Gedanke Gottes, hervorgehend aus Seiner Liebe und Weisheit, und wird zum wahren Sein durch den Willen Gottes.

 

Da aber Gott in Sich ist ein Feuer aus Seiner Liebe und Weisheit, so ist das gleiche auch der in ein eigenes Sein realisierte und gewisserart aus Gott getretene Gedanke.

 

Wie aber das Feuer eine Kraft ist, so ist dann solch ein Gedanke aus Gott auch eine Kraft in sich, ist seiner selbst bewusst und kann für sich wirken in eben jener Klarheit, aus der er hervorgegangen ist.

 

Als eine Reinkraft durchdringt er alles, was du Materie nennst, kann aber von der Materie nicht durchdrungen werden, weil die Materie im weiteren Verlaufe nichts ist als eine Außenäußerung des Geistes aus Gott.

 

Die Seele ist gewisserart durch die Kraft des Geistes wieder aufgelöste Materie, die in des Geistes eigene Urform, durch seine Kraft genötigt, übergeht und sodann, mit ihrem Geiste vereint, gleichsam seinen lichtätherisch-substantiellen Leib ausmacht, so wie die Seele aus der sie umgebenden Fleischmaterie, wenn diese völlig verwest und aufgelöst worden ist, sich durch ihren rein geistkräftigen Willen ihr einstiges Kleid formt und bildet.

 

Da hast du nun eine ganz kurze und vollwahre Darstellung dessen, was die Seele für sich ist, und was der reine Geist für sich ist.

 

Wohin aber eine Seele beim Austritt aus ihrem Leibe kommt, das dem Raume nach zu bestimmen, wird für dich wohl noch schwerer zu fassen sein; aber Ich will dir dessen ungeachtet einen Wink geben, aus dem du für dich einiges Licht ziehen kannst. Denn das Eigentliche wirst du erst dann in dir selbst erfahren, wenn du eben auch in dir selbst zur vollen Wiedergeburt oder vollen Einigung des Geistes mit deiner Seele gelangt sein wirst, weil solches die Seele so lange nie völlig fassen kann, solange sie sich nicht durch die Kraft des Geistes in ihr also gestaltet, dass sie fähig ist, sich mit dem Geiste völlig zu einen.

 

Raumörtlich hält sich eine Seele nach dem Abfalle ihres Leibes – besonders in ihrer ersten Seinsperiode – gewöhnlich dort auf, wo sie sich im Leibe auf der Erde aufgehalten hat, das heißt, wenn sie als noch nicht völlig vollendet ins fleischlose jenseitige Reich übertritt.

 

In solchem Falle sieht und hört sie aber von der Naturwelt, die sie im Leibe bewohnt hat, dennoch nichts, wenn sie sich auch räumlich auf eben derselben Welt befindet. Ihr Sein ist mehr oder weniger wie ein heller Traum, in welchem die Seele auch in einer gleichsam aus ihr hervorgegangenen Gegend oder Landschaft lebt und ganz gut so tut und handelt, als befände sie sich in einer ganz natürlichen Welt, und es geht ihr die verlassene Naturwelt nicht im geringsten ab.

 

Aber durch Zulassungen von Gott aus wird die von ihr bewohnte Gegend oft vernichtet, und die Seele befindet sich in einer andern, die ihrem inneren Zustande ganz angemessen ist. Bei einer solchen Seele dauert es dann oft wohl lange, bis sie durch manche Belehrung dahin kommt, dass das alles, was sie dort zu besitzen wähnt, eitel und nichtig ist. Kommt sie einmal aus manchen Erfahrungen und Erscheinungen zu dieser Einsicht, so fängt sie dann erst an, ernstlicher über ihren Zustand und ihr Sein Betrachtungen zu machen und daraus auch eben mehr und mehr innezuwerden, dass sie die frühere, irdische Welt verlassen hat, und die Sehnsucht wird in ihr wacher, eine bleibendere und unwandelbarere Lebensstätte zu bekommen.

 

In solch einem Zustande wird sie von schon vollendeteren Geistern belehrt, was sie zu tun hat; und tut sie das, so wird es denn auch heller und heller in ihr, weil ihr innerer Geist sie mehr und mehr durchdringt. Je mehr sie aber der innere Geist durchdringt und gleichsam in ihr wächst wie ein Kinder im Mutterleibe, desto mehr Bestand fängt um sie herum alles anzunehmen an.

 

Wenn aber eine Seele einmal dahin kommt, dass ihr innerer Geist sie ganz durchdringt, dann kommt sie auch zum vollen Hellsehen und klaren Erkennen, zum vollsten Bewusstsein und zur klaren Erinnerung an alles: was sie war, wie sie geworden ist, was sie gemacht hat und wie die Welt, in der sie im Leibe gelebt hat, ausgesehen hat, und wie sie bestellt war.

 

Solch eine Seele kann dann sowohl diese Erde als auch den Mond, die Sonne, alle die andern um diese Sonne kreisenden Planeten oder Erden – was bisher freilich noch kein Sternkundiger, weder ein Grieche, noch einer der alten ägyptischen PDOLOMEUZE (Feldmesser) erkannt hat – und auch die anderen Sonnen in einer oder mehreren Hülsengloben, die Ich euch schon gestern hinreichend erklärt habe, auf das allergenaueste durchschauen und sich an ihrer wunderbaren Gestaltung und Einrichtung wahrhaft im höchsten Grade ergötzen und die wahre und höchste Freude haben an der Liebe, Weisheit und Macht des einen Gottes.

 

Das steht als solch einer vollendeten Seele sicher und sogar notwendig bevor, und doch ist diese Eigenschaft einer lebensvollendeten Seele als ein mindester Grad der eigentlichen großen Seligkeit anzusehen, weil das allein eine vollendete Seele mit der Weile ebenso anzuwidern anfangen würde, wie es dich hier anwidern würde, wenn du diese noch so schöne Landschaft nur hundert Jahre nacheinander fort betrachten und bewundern müsstest.

 

Die größere Seligkeit einer Seele besteht doch offenbar nur darin, dass die vollendete Seele auch mit der wahrhaften göttlichen Schöpferkraft ausgerüstet und versehen ist und aus gottähnlicher Weisheit alles bewirken kann, was Gott Selbst auf ganz dieselbe Art und Weise bewirkt und hervorbringt.

 

Ein noch höherer und eigentlich schon beinahe allerhöchster Seligkeitsgrad einer vollendeten Seele aber besteht darin, dass sie Gott, den alleinigen Herrn und Schöpfer der Unendlichkeit, als ihren höchsten Lebensfreund fort und fort um sich haben und Ihn ohne alles Maß und ohne alle Grenzen lieben kann und mit Ihm in einem Augenblick die ganze geistige und materielle Schöpfung übersehen kann.

 

Das gar Allerhöchste der Seligkeit einer vollendeten Seele aber besteht darin, dass sie sich, als mit Gott durch die Liebe völlig vereint, auch in der vollsten göttlichen Freiheit befindet.“ (GEJ.07_066,02ff)


5/7
Wie schwer und mühsam aber oft eine weltliebige und zur Trägheit geneigte Seele das reine Gute und Wahre begreift und sich danach zu handeln entschließt, das kannst du an deinen eigenen Kindern merken; und so geht es einer hier verwahrlosten Seele im großen Jenseits sicher noch um vieles schlimmer, weil sie sich in dem Leibesleben in allerlei Irrtümer und daraus im Falschen und Bösen begründet hat. Eine solche Begründung aber ist gleich wie eine Erhärtung der Liebe und des Willens der Seele, welche beide aber eben das Leben und das individuelle Sein ausmachen. Wenn Ich da einer solchen Seele ihre Liebe und ihren Willen auf einmal hinwegschaffte, so wäre dadurch ja auch die ganze Seele hinweggeschafft!

 

Es muß daher mit solchen Seele gar behutsam zu Werke gegangen werden, um sie so nach und nach, von ihr ganz unbemerkt, auf den rechten Weg zu bringen. Dazu gehört aber eine gar allerhöchste göttliche Liebe, Weisheit und Geduld; denn man muß eine solche Seele, stets nur wie von außen her einwirkend, in solche Zustände durch ihr Wollen, Trachten und Handeln kommen lassen, in denen sie aus sich innezuwerden anfängt, dass sie sich in großen Irrtümern befindet. Fängt eine Seele an, diese in sich wahrzunehmen, dann wird in ihr auch schon der Wunsch rege, den Grund zu erfahren, aus dem sie, sozusagen, auf kein grünes Gras, sondern nur auf düsterere und fruchtlosere Wüsteneien gelangt.

 

Nun, in solch einem Zustande ist es dann erst an der Zeit, solch einer Seele einen ihr wie ganz ebenbürtig aussehenden weisen Geist entgegenkommen zu lassen, der sich dann mit ihr über dies und jenes besprechen kann, wodurch es denn in solch einer verirrten Seele dann auch schon lichter wird und sie nun wie völlig aus sich zu erkennen anfängt, dass sie sich in großen Irrtümern befindet und sich nach dem wahren Lichte stets mehr und mehr zu sehnen anfängt.

 

Du siehst nun ganz leicht, dass in einem solchen schon besseren Zustande eine Seele schon anders zu denken anfängt und ihre Liebe und ihr Wollen als ihr eigentliches Ich, Leben und Sein eine andere Richtung aus sich selbst nimmt; ist das nun da, so kommt dann eine ehedem noch so im Finstern wandelnde Seele auch bald und leicht zum wahren Lebenslichte.

 

Aber eine nach deiner Meinung urplötzliche Umwandlung der Seele wäre soviel wie ihre völlig Vernichtung. Ich hätte ja auch, statt hier bei den Juden, bei den Römern oder auch bei einem andern Heidenvolke als das, was  Ich hier bin, auftreten können; aber was hätte das bei dem blinden und sehr abergläubischen Volke für eine Wirkung gemacht, gegen die auch die weiseste Lehre nichts gefruchtet hätte?

 

Siehe, das Volk hätte Mich für einen oder den anderen Gott zu halten und anzubeten angefangen und Mir Opfer gebracht in Hülle und Fülle, und Meine Jünger, die auch schon so manches in Meinem Namen zu wirken vermögen, hätte es als Halbgötter angestaunt und ihnen auch Opferaltäre und sogar Tempel erbaut, und so hätte Ich bei einem heidnischen Volke sein Götzentum nicht nur nicht zerstört und aufgehoben, sondern nur vermehrt.

 

Die Juden aber, die besonders in dieser Zeit zumeist ganz glaubenslos geworden sind, obschon sie die Schrift und die Verheißung Meiner Herniederkunft haben, aber aus der Tradition doch noch wissen, wie Gott das Volk geführt hat, wenn sie daran auch zweifeln, sind eben am geeignetsten noch, Meine persönliche Gegenwart zu ertragen, da sie mit Mir keine Abgötterei treiben können. Denn die Mich erkennen, die wissen es aus dem rechten Grunde, wer Ich bin; die Ungläubigen aber halten Mich für einen Magier und die Mittelklasse für einen Propheten. Da ist sonach mit Meiner Gegenwart keine Seele in ihrer Eigentümlichkeit und in ihrem freien Willen gefährdet, und so muß denn das Licht von dem Judenvolke in alle Welt ausgehen.

 

Wenn du mit deiner Verstandesschärfe nun dies von Mir dir gesagte genau prüfst, dann wirst du schon innewerden, dass du Mir gegenüber mit einer ganz irrigen Meinung aufgetreten bist.

 

Wenn Gott nicht der Menschen zur stets größeren Sättigung Seiner Liebe bedurft hätte, so hätte Er sie auch nie erschaffen; da Er sie aber erschaffen hat, so kümmert Er sich auch um sie und um ihre ewige Erhaltung und zeigt dadurch, dass Ihm gar alles an den Menschen gelegen ist.

 

Es sollte den Menschen darum aber auch alles an Gott gelegen sein!
Hast du, Mein Freund, das nun wohl begriffen?“

 

Sagte der auf diese Meine Lehre ganz erstaunte und von aller Ehrfurcht ergriffene Hauptmann: „Herr und Meister, so wie Du nun geredest hast, hat noch kein Weiser je zu einem Menschen geredet! Du hast mir jetzt erst ganz vollkommen gezeigt, wer Du bist. Ich danke Dir für die mir nun erwiesene große Gnade, bitte Dich aber auch von ganzem Herzen um Vergebung dafür, dass ich es gewagt habe, mit Dir so keck und dumm zu reden.“

 

Sagte Ich: „Wer also redet, wie du geredet hast, dem ist es um die Wahrheit ernst, und Ich gebe ihm da gerne ein rechtes Licht; wer aber da weder kalt noch warm ist, sondern lau, der ist Meines Lebenslichtes auch nicht wert und wird es auch so lange nicht überkommen, als ihm darum nicht völlig ernstlich zu tun sein wird.

 

Ich aber weiß es, dass es gar vielen Heiden aus euch schon lange ernstlich darum zu tun war, während die Juden stets lauer und lauer geworden sind; darum aber wird nun das Licht den Juden auch genommen und euch Heiden gegeben werden in aller Fülle. Aber sorget und wachet darum, dass es dann bei euch nicht in ein neues Heidentum umgestaltet wird; denn ein solches wäre schlimmer noch denn euer jetziges. Ihr werdet zwar darum wohl sorgen, aber am Ende das Auftreten der falschen Propheten doch nicht verhindern können. Darum wachet alle, und hütet euch vor den falschen Propheten, die ihr leicht an ihren Werken erkennen werdet.“ (GEJ.08_129,06ff)


5/8

"Dennoch aber ist hier wohl diese Bemerkung als sehr zu beherzigen zu erwähnen, daß eine erst jenseitige Ausbildung einer Seele erstens um vieles länger dauert und dennoch nie jenen ganz allerhöchsten Grad erreichen kann, als so die Ausbildung der Seele schon diesseits, noch im Leibe, geschehen ist; denn dadurch wird auch der edlere Teil des Leibes mitgeheiligt, und nahezu alles Fleisch erreicht mit der Seele und mit ihrem mit ihr vereinigten Geiste eine Art Verklärung und sogleiche Auferstehung und bildet dann für ewig ein mit Seele und Geist vollends vereintes Wesen. Allein, das erreichen auf Erden nur höchst wenige, - aber kurz nach dem Leibestode recht viele. - Und sieh, also wie eine geradeste Linie genau der tiefsten Wahrheit nach hast du nun die Nachexistenz eines jeden Menschen vor dir!" (GEJ.05_184,08)


 

6. Ein Blick ins Jenseits


Der Herr:Sieh, wenn Gott die Menschen nur für diese Erde erschaffen hätte, dann wäre es wohl eine sonderbare Liebhaberei von Seiner Seite, in einem fort zu erschaffen und es dann wieder zu zerstören; aber weil Er die Menschen für ein höheres und ewiges Leben erschaffen hat und sie nur so lange auf dieser Erde bestehen lässt, bis sie die nötigste Willensfreiheitsprobe oder mindestens den Durchgang durchs Fleisch gemacht haben, so ist das eine wahre und lebendige Liebhaberei Gottes zu Seinen Menschen, dass Er sie auf dieser Jammerwelt nur so lange im Fleisch erhält, als es eben für einen oder den andern Menschen höchst nötig ist! Verläßt der eigentliche Mensch diese Erde, so wird er jenseits in solche Schulhäuser geführt werden, die geeignet sind, um zur höheren und wahrsten Lebensvollendung zu gelangen. Da wird er dann schon auch über die Genesis der ersten Menschen der Erde eine wahre Aufklärung bekommen.

 

So mancher aber wird auch schon, der Mitmenschen wegen, auf dieser Erde gleich Mir vollendet werden, aber nur auf dem alleinigen Wege der wahren Gottesverehrung, die Ich euch ehedem gezeigt habe, als ihr berietet, Mir eine göttliche Verehrung zu erweisen.

 

Damit du aber fortan nicht mehr zweifelst über das bestimmte Leben der Seele nach des Leibes Tode, so werde Ich dir die Augen der Seele eine Zeitlang auftun, und du wirst uns dann kundtun, was du alles geschaut hast. Aber Ich will dir das auch nur tun, wenn du das willst.“

 

Sagte der Ratsherr: „Ja, ich möchte das! Und tue du mir das!“ ...

 

Hierauf versetzte Ich bloß durch Meinen innern und nicht laut ausgesprochenen Willen den Ratsherrn in das sogenannte zweite Gesicht, und er ward sogleich umringt von seinen vielen verstorbenen Verwandten, Freunden, und am Ende kam sogar Julius Cäsar auch noch zum Vorschein, worüber sich der Ratsherr überaus zu erstaunen anfing und Mich hastig fragte: `Ist das alles Wahrheit oder eine Täuschung?`“

 

Sagte Ich: „Rede mit ihnen, sie werden es dir sagen; denn eine Truggestalt kann nicht reden!“

 

Hierauf fragte der Ratsherr die ihm erschienenen Geister, ob sie Wahrheit oder nur etwa eine Täuschung seiner etwa irgend verzauberten Sinne wären.

 

Sagten die Geister: „Wir sind Wahrheit, und wenn du das nicht einsiehst und begreifen willst, so täuschest du dich nur selbst!“

 

Sagte der Ratsherr: „Warum kann ich euch denn nur jetzt sehen, und warum nicht auch zu anderen Malen? Warum zeiget ihr euch mir nicht, selbst so ich schon zu öfteren Malen sehnlichst nach euch verlangte?“

 

Sagten die Geister: „Du könntest uns auch zu öfteren Malen sehen und sprechen, wenn deine Seele nicht so geblendet wäre von der Sinnenlust der materiellen Welt.

Die einfachen Urmenschen dieser Erde konnten das; als aber dann die späteren Nachkommen stets mehr und mehr in das Materielle der Welt versanken, da verloren sie auch die Fähigkeit, die abgeschiedenen Seelen zu sehen und mit ihnen zu verkehren. Dadurch aber kam über sie die Nacht der Zweifel, in der sie sogar auch den Glauben an ein Fortleben nach dem Tode des Leibes verloren und sich dann untereinander ängstlich zu fragen anfingen, ob es nach dem Leibestode wohl ein Fortleben der Seele gäbe.

Und siehe, dieser zweifelhafte Zustand der gröbstsinnlichen Menschen ist eine wahre Strafe für ihre sittliche Verderbtheit, und es ist recht also! Denn ohne diese bittere Strafe würden die Menschen sich noch mehr und noch tiefer in das Gericht der Materie versenken; so aber hält sie doch die Furcht vor dem Leibestode davon ab, weil sie nicht wissen und innewerden können, was nach dem Leibestode mit ihnen geschehen wird!

Wir haben auf der Welt in unserem Leibesleben alle die ganz gleiche Strafe empfunden und waren voll von allerhand Zweifeln; nur die wirkliche Trennung vom Leibe hat uns erst die Überzeugung gebracht, dass man nach dem Abfalle des Fleisches fortlebt. Aber es geht bei dem Fortleben nur dem wohl, der auf der Welt im Leibe gerecht war und gute Werke ausgeübt hat; den Ungerechten, Verleumdern, Harten und völlig Lieblosen aber geht es schlimm, ja tausend Male schlimmer als denen hier, die in den finsteren Kerkern schmachten.

Du bist zwar wohl ein gerechter Mann, aber dabei doch hart und unerbittlich. Wenn du zu uns herüberkommen wirst in solch deiner Sinnesart, so wirst du auch die strenge und unerbittliche Gerechtigkeit, aber keine Liebe und Erbarmung finden. Denn keine Seele findet bei uns etwas anderes, als was sie in ihrem Gemüte mit sich gebracht hat; denn erst bei uns steht man auf seinem höchsteigenen Grund und Boden. Verstehe das, und richte dich danach, damit du wohlversorgt zu uns herüberkommst; denn du hast nun eine bessere Gelegenheit, als wir sie je gehabt haben!“

 

Sagte darauf der Ratsherr: „Nun glaube ich, dass ihr Wahrheit und keine Täuschung seid! Saget mir aber, wer der junge Jude ist, der vor uns so wunderbare Werke verrichtet!“

 

Sagten die Geister: „Der ist Der, der Er ist, der Er war, und der Er hinfort sein wird! Ein mehreres dürfen wir dir von Ihm nicht sagen; denn das gebietet uns Sein Wille. Er aber ist ja bei euch, und du kannst Ihn selbst fragen!“

 

Hierauf wandte sich der Ratsherr sonderheitlich zu Julius Cäsar und fragte ihn, sagend: „Du warst auf der Erde ein gar kluger und mächtiger Held; unter deine Gebote mußte sich alles fügen. Wie lebst du aber nun in der Welt der Geister?“

 

Sagte der Geist (Julius Cäsar): „Ich habe in der Welt schon einen bösen Lohn geerntet für das, was ich nur zu meinem Ruhme getan habe; und darum habe ich in mir auch wenig Gutes herübergebracht, und mein Lohn war darum eine große Armut, und mein Weltruhm glich hier einer finsteren Nacht, in der ich nur wenige Sternchen hie und da durch dichte schwarze Wolken schimmern sah.

Ich war lange so ganz allein ohne die allergeringste Gesellschaft und hatte niemanden als mich allein. Ich mochte rufen, bitten, weinen, herumgehen und suchen, wie ich wollte, und es half alles nichts. Ich rief alle Götter; aber es kam keine Antwort. Nach einer langen, traurigen, verzweiflungsvollen Dauer meines elendesten Zustandes kam mir in den Sinn, mich an den Gott der Juden zu wenden. Da ward es heller um mich, und die wenigen Sternchen wurden auch heller, und es schien, dass sie mir näher kamen. Als ich das merkte, da fasste ich mein volles Vertrauen zu dem Gott der Juden und bat ihn inständig, dass Er mir helfen möchte aus meiner großen Not und Qual.

Da ward es abermals heller um mich und ein Stern senkte sich ganz in meine Nähe. Und ich erkannte bald, dass der Stern eine vollkommene Menschengestalt annahm, und dieser Mensch war einer, dem ich in der Welt einmal eine wahre Wohltat erwies, und dieser sagte zu mir: `Wohl dir, dass du in deiner Nacht den wahren Gott der Juden gefunden hast!

Verbanne deine falschen Götzen, und verbanne auch deinen eigenen größten Götzen, deinen Cäsar-Ruhm; begib dich in die volle Demut, und ich will dich zu mir in meine Wohnung nehmen!`

Da bat ich abermals den Gott der Juden, dass Er mir nähme den Ruhm und alle die falschen Götzen. Darauf kamen auch die andern Sternchen als Menschen zu mir und sagten: `Wir sind auch wie du auf der Erde gewesen; aber wir waren arme und von deinen Priestern verfolgte Juden; du aber hast uns beschützt, beschenktest uns und halfst uns, wieder in unser Land zu kommen. Nun bist du arm und hast von allen deinen irdischen Schätzen nichts als nur das, was du uns getan hast; und so sind wir nun auch durch die Zulassung Gottes zu dir gekommen, um dir das Gute, das du uns getan hast, zu vergelten. Willst du ohne allen Ruhm mit uns wandeln, so folge uns, und du sollst bei uns eine Unterkunft finden!`

Da ging ich und kam bald in eine gar wunderliebliche Gegend. Es war wie ein breites Tal mit einem schönen großen See. Das Tal war in weiter Ferne eingefasst mit hohen und gar ergötzlich anzusehenden Bergen.

Im Vordergrunde standen ein paar Wohnhäuschen, wie man sie auf der Welt als Wohngebäude unter dem Namen Fischerhütten in großer Menge gar wohl kennt. In größerer Ferne ersah ich noch mehrere ähnliche Hütten. Die Felder hatten ein üppiges Grün. Aber Bäume sah ich nur wenige; doch waren sie voll der schönsten Früchte.

In die Wohnhütte, die bei meiner Ankunft zur rechten Hand sich befand, zog ich ein, und zwar zu dem Freunde, der in meiner größten Not zu mir kam, und ich fand da gleich etwas zu essen und zu trinken; doch alles war höchst einfach, erfreute mich aber dennoch um gar vieles mehr, als mich auf der Welt je meine großen Schätze und Paläste erfreut haben.

Als ich mich so ganz selig in der Hütte befand und mich auch hinreichend gestärkt hatte, da führte mich mein Freund wieder aus der Hütte und wir ersahen einen Kahn auf dem klaren Spiegel des Sees, in welchem sich ein Mensch befand, der mit einem Handruder gegen uns zusteuerte. Ich fragte meinen Freund, wer etwa der Schiffer sein möchte. Und der Freund sagte: `Dieser kommt über den uns unbekannt langen See dann und wann zu uns herab und zeigt uns stets mit vieler Freundlichkeit an, was wir alles für weiterhin zu tun haben werden. Danach heißt es dann wieder arbeiten. Wir begeben uns dann wieder zu der angeratenen Arbeit, arbeiteten mit allem Fleiße, mit aller Freude und Lust, und unser Fleiß wird von dem Gott der Juden alle Male gesegnet. Als wir in diese Gegend kamen gleich wie nun du, da sah sie noch sehr wüst und öde aus; nur durch unseren Fleiß und Eifer ist sie in den gegenwärtigen blühenden Zustand gekommen. Also wirst auch du nun fürderhin mit uns arbeiten wollen und wirst dabei auch den Segen überkommen, den wir überkommen haben!`

Ich war darob hoch erfreut und begab mich mit meinem Freunde an das Ufer des Sees. Der Schiffer stieg alsbald ans Land und sagte: `Da oben am Ufer des Sees, rechts landwärts, gibt es noch einen argen Sumpf, worin sich noch allerlei arges Geschmeiß aufhält und zuweilen die Luft dieser Gegend verunreinigt. Diesen Sumpf wollet ihr austrocknen! Traget gutes Erdreich so lange hinein, bis die Sumpftiefe, die nicht bedeutend ist, ausgefüllt sein wird, und ihr werdet dadurch diese eure Gegend um ein bedeutendes verbessern und dadurch ein fruchtbares Stück Landes mehr haben!`

Der Freund und auch ich dankten ihm mit Freuden für diesen Rat. Er fuhr darauf schnell wieder ab, und wir machten uns aber auch gleich an die wahrlich schwere Arbeit.

Im Hause fanden sich zu der angeratenen Arbeit auch gleich die nötigen Werkzeuge vor. Wir nahmen sie mit aller Lust und Freude, gingen an die bezeichnete Stelle und begannen zu arbeiten. Aber es ward mir beim Anblick des bedeutenden Sumpfes dennoch angst und bange; denn da gab es ein gar gräulich aussehendes Geschmeiß aller Art und Gattung in einer solchen Menge, dass ich zum Freunde sagte: `Höre, bis wir den Sumpf austrocknen, vergehen auf der Erde mindestens hundert volle Jahre!`

Sagte darauf der Freund: `Was kümmern uns da die vergangenen Jahrzeiten der Erde! Hier gibt es keine solche Zeit, denn hier dauert ein und derselbe gleiche, ewige Tag, und unsere Zeit liegt in unserem Willen. Dieser Sumpf aber ist nur eine notwendige Erscheinlichkeit deiner inneren, deinem Herzen noch anhaftenden Unlauterkeit, und es ist hier vor allem deine Aufgabe, dich davon zu reinigen durch den ernsten Willen und durch die Geduld, die du auf der Erde gar nicht kanntest. Ich aber will dir helfen, und so wird auch dieser ekelhafte Sumpf bald und leicht in ein fruchtbares Land umgestaltet werden!`

Als ich das erfuhr, da festete ich meinen Willen und fing mit aller Geduld an zu arbeiten. Im Anfang hatte die Sache wohl das Gesicht, als wollte der Sumpf ewighin nimmer voll werden; aber nach und nach zeigte es sich doch, dass wir nicht vergeblich arbeiteten, und so ward der arge Sumpf denn auch bald mit guter Erde völlig ausgefüllt, das Geschmeiß wurde von der Erdlast erdrückt und begraben für ewighin, und wir gewannen ein gutes und schönes Stück Land und setzten auch bald eine neue Wohnhütte hin, die wir für die ankommenden Fremden in Bereitschaft halten, denen wir zumeist auf dieselbe Weise forthelfen, wie der besagte Freund mir fortgeholfen hat.

Der Schiffer aber ist seitdem schon mehrere Male bei uns gewesen und hat uns stets wieder neue Arbeiten angezeigt, die wir auch verrichteten und dadurch unsere Gegend in ein wahres Eden umwandelten. Ich wohne noch daselbst und verlange für mich auch nichts Höheres, Schöneres und Besseres. Lasse du demnach auf dieser Welt ab von allem, was da irdisch groß und wertvoll ist; denn bei uns hüben haben nur die wahrhaft edlen und guten Werke und Taten einen Wert!`

 

Sagte hierauf ganz verblüfft der gestrenge hohe Ratsherr zum Geiste des Julius Cäsar: `Wo befindet sich denn irdisch die von dir nun treulich beschriebene Gegend?`

 

Sagte Julius Cäsar: `Auf dieser Erde befindet sich die beschriebene Gegend wohl nirgends, kann aber örtlich dennoch auch überall vorhanden sein; denn wo ich bin, da ist auch die Gegend. Ich habe nach und nach das wohl kennengelernt, dass der Ort, die Gegend und alles, was mich in unserer Welt als scheinbar leblose Materie umgibt, aus mir – gewisserart wie ein Baum aus der Erde – hinausgewachsen ist, oder: ich selbst bin der Schöpfer der Welt, die ich bewohne. Ich und meine Freunde, weil wir von einer gleichen Liebe, vom gleichen Willen und somit auch von einer gleichen Denkweise sind, bewohnen darum auch eine gleiche Landschaft; aber es können auf demselben Punkte auch noch zahllos viele andere Geister wohnen, und ein jeder in einer anderen Gegend. Das ist der große Unterschied zwischen uns Geistern und euch noch irdischen Menschen.`

 

Sagte der Ratsherr: `Das verstehe ich nicht! Wie können denn auf ein und demselben Punkte mehrere Gegenden und Landschaften vorhanden sein?`

 

Sagte Julius Cäsar: `Oh, ganz leicht, und am Ende sogar ganz natürlich auch noch dazu! Siehe, in ein und demselben Gemache schlafen zum Beispiel hundert Menschen, und alle träumen! Der eine ist in Rom, der andere in Athen, ein dritter in Jerusalem, ein vierter in Alexandria und so fort, ein jeder ganz woanders, und das so lebhaft, dass er am Tage nicht genug davon erzählen kann. Ja, wie möglich kann denn das wohl sein? Alle hundert in ein und demselben Schlafgemach – und doch ein jeder in einer ganz anderen Gegend?! Ja, wie ist denn aber das, wenn auf einem Felde sich Tausende von Menschen befinden und ein jeder in ein und demselben Momente etwas anderes sieht?

Siehe, also aber stehen ungeführt die Dinge und Sachen in der andern, oder besseren, in unserer Geisterwelt. Der Unterschied zwischen unserer und dieser eurer Welt besteht bloß darin: Wir Geister wohnen so ganz eigentlich in unserer völlig eigenen Welt, ihr aber wohnet in der Gotteswelt. Denn unsere Welt ist das Werk unserer Gedanken, Ideen, Begierden und unseres Willens; diese Welt aber ist das Werk der Liebe, der Gedanken, der Ideen und des Willens Gottes.

Darum ist der Mensch das Ebenmaß Gottes, hat in sich die schöpferische Eigenschaft und kann sich im reingeistigen Zustande seine Welt selbst erschaffen und sonach in seinem vollkommenen Eigentume wohnen. Dieses wirst du nun doch verstanden haben?!“

 

Sagte der Ratsherr: „Dann sind die Menschen, die dich umgeben und mit dir umgehen, ja auch nur deine Werke und dein Eigentum in der Welt, die aus dir wie ein Traumbild hervorgegangen ist!“

 

Sagte Julius Cäsar: „Auch das zum Teil; aber ich könnte ohne ihr Wollen sie mir nicht vergegenwärtigen und noch weniger mit ihnen umgehen, sie sehen, hören und sprechen. Es hat aber das euch eine sehr bedeutende Ähnlichkeit mit dem diesirdischen Sehen, Hören und Fühlen der Nebenmenschen. Denn du siehst den wirklichen Menschen auch nicht, sondern nur sein Abbild in dir, fühlst ihn nur durch dein eigenes Gefühl und hörst den Ton seiner Rede in deinem Ohr, das also eingerichtet, dass es die durch die Luft zu ihm gelangenden Töne nachahmt. Bist du aber blind, taub und gefühlsstumm, so besteht für dich kein Nebenmensch, wenn er sich auch in deiner nächsten Nähe befände. Wenn du aber auch hörst, siehst und fühlst und dir in deiner Idee auch noch so viele Menschen vorstellst, so wirst du aber (wenn kein Mensch da ist) dennoch keinen sehen, hören und fühlen.

Und so muß auch in der Geisterwelt der Geist, mit dem du verkehren willst, dasein – zum wenigsten mit seinem Willen, seiner Liebe und seinem Erkennen. Ohne das bist du allein, oder die Menschen, die du auf Augenblicke siehst, sind nichts als Phantome deiner Phantasie, haben für sich kein Sein, keine Realität und können sonach mit dir auch in keinen Wechselverkehr treten; denn all das Ihrige bist du selbst.

Darin aber besteht auch der ewig gleiche und endlos große Unterschied zwischen Gott und uns Ihm ähnlichen Menschen, dass nur Gott allein aus Seinen großen Gedanken ins vollkommene, selbständige und ganz freie Dasein rufen kann, während wir Geister wohl Phantome, aber keine Realitäten ins erscheinliche Dasein stellen können.

So ist auch die Welt, die ein Geist bewohnt, nur mehr ein Phantom denn eine Wirklichkeit; denn es haben mich vollkommenere Geister auch ihre Welt sehen lassen auf ein und demselben Flecke, und solche Welt hatte ein ganz anderes Aussehen denn die, welche ich bewohne. Doch das wirst du erst dann völlig verstehen und einsehen, wenn du selbst ein Bewohner deiner inneren Geisteswelt werden wirst.

Jetzt aber habe ich dir zur Genüge gezeigt, wie es mit dem Leben nach dem Abfall des Leibes steht; darum frage du uns nun um nichts Weiteres mehr!“

 

In diesem Momente nahm Ich dem Ratsherrn die innere Sehe, und er sah keinen Geist mehr. Aber er fragte Mich darauf ganz ängstlich, wohin denn nun die Geister gezogen seien, da er keinen mehr sehen, hören und sprechen könne.

 

Sagte Ich: „Sie sind nun noch ebenso da, wie sie zuvor da waren; aber du kannst sie nun nicht mehr sehen, hören und sprechen, weil deine Seele noch zu sehr mit deinem Fleische und noch gar nicht mit dem Geiste Gottes in ihr vereint ist. Wenn du dich aber bestreben wirst, dich mit dem Geiste in dir zu einen, so wirst du auch die Geister, die um dich sind, allzeit sehen, fühlen und sprechen können. – Hast du das nun wohl begriffen?“

 

Sagte der Ratsherr: „Jawohl, - aber mir geht es nun wie einem Betrunkenen, der auch manchmal ganz gescheit und gleich darauf auch wieder ganz dumm ist und spricht: Da werde ich Jahre brauchen, bis ich darüber in mir zu einer vollen Klarheit gelangen werde!“

 

Sagte Ich:Wer da eifrig sucht, der wird auch das finden, was er sucht. Es kann sich aber ein Mensch – wie das nur zu allgemein und häufig geschieht – sein Leben durch lange hin abmühen, dass er verderbe seinen Leib und noch mehr seine Seele; so kann er im Gegenteile sich ja auch abmühen zum ewigen Vorteile seiner Seele.

 

So die Menschen so vieles wagen zum Vorteil ihres Leibes, der sterben wird in kurzer Zeit, - warum denn nicht um so mehr für die Seele, die ewig zu leben bestimmt ist? Und so sei auch du in der Zukunft tätiger für die Wohlfahrt deiner Seele denn für die Wohlfahrt deines Leibes, und es wird dann schon heller und klarer in dir werden!-“

 

Mit dieser Meiner Belehrung waren alle zufrieden und lobten sehr Meine Weisheit.“ (GEJ.07_217,02ff)


Siehe auch das Gespräch mit einem Jenseitigen, linke Randspalte unter "Die Neuoffenbarung zu...", Thema "Kritik an Gottes Schöpfung"


Fortsetzung siehe Teil 2