Betrachtungen zum Osterfest, Teil 3


„Dieser ging zu Pilatus und bat um den Leichnam Jesu.“

Lukas 23,52

Empfangen durch Jakob Lorber am 02.01.1844

Joseph von Arimathia ging hin zu Pilatus und bat um des Herrn Leichnam, der ihm von Pilatus auch gegeben ward. Dieser Joseph von Arimathia war ein Freund des Nikodemus und tat solches mehr im guten Namen seines  Freundes als in seinem eigenen. Denn Nikodemus war ein großer, geheimer Verehrer Christi, aber aus einer gewissen Furcht vor den Hohenpriestern und Pharisäern getraute er sich nicht, solches ganz offenbar zu unternehmen; daher übertrug er solches seinem Freunde, der ebenfalls auch ein großer Freund Christi war, aber ganz im geheimen. Diese kurze Aufklärung ist notwendig, damit man das Folgende klarer fasse.

Wie passt denn aber demnach dieser Text und überhaupt diese kleine Begebenheit auf unsere Sache? Stellet euch unter ‚Nikodemus‘ die verborgene Liebe zum Herrn vor; unter ‚Joseph von Arimathia‘ aber stellt euch vor den Glauben an den Herrn.

Was ist der Glaube bezüglich der Liebe? Er ist derselben Handlanger. Also war auch Joseph von Arimathia hier ein Handlanger des den Herrn geheim liebenden Nikodemus.

Was verlangte aber der Glaube von Pilatus? Er verlangte den Leichnam des Herrn, wickelte ihn, als er ihn vom Kreuze genommen hatte, in weiße Linnen, nachdem er den Leichnam zuvor mit köstlicher Spezerei gesalbt hatte, und legte ihn dann in ein frisches Felsengrab im eigenen Garten, in welchem Grabe noch nie jemand gelegen war.

Was bezeichnet wohl solches alles? – Das alles bezeichnet die Wissbegierde des Glaubens in ihrer Befriedigung. Diese an und für sich edle Wissbegierde sucht alles Erdenkliche auf, um darin eine lebendige Befriedigung zu finden.

Zu Pilatus geht sie und erbittet sich die Erlaubnis; das heißt so viel als: Solche Wissbegierde geht zur Welt und sucht in derselben alles Mögliche auf, was ihr zur Bestätigung der Wahrheit dienen könnte.

Hat sie von der Welt alles empfangen, was sie suchte, dann wendet sie sich zu dem Gekreuzigten. Aber wie? Sie sucht da alle Worte und alle Erklärungen ins helle Licht zu stellen, alsonach zu befreien von den geheimnisvollen scheinbaren Widersprüchen, welche in der Heiligen Schrift vorkommen.

Dieses gelingt ihr auch; sie hat den Leichnam richtig von dem Kreuze, das in seiner Gestalt eben einen Widerspruch darstellt, befreit. Aber was hat sie, diese edle Wissbegierde nämlich, nun vor sich? Sehet, einen toten Leichnam, in dem nun kein Leben ist!

Diese edle Wissbegierde sieht das auch ein; aber sie ist dennoch in sich erfreut über diese glückliche Befreiung vom Kreuze. Sie salbt den Leichnam mit köstlichen Spezereien, wickelt ihn in weiße Linnen und legt ihn dann in ein neues Grab, darin noch nie jemand gelegen ist.

Was will das wohl besagen? Durch solche gründliche Beleuchtung des Wortes in der Heiligen Schrift wird unfehlbar die Göttlichkeit desselben ersichtlich und wird auch also geachtet und hochgeehrt. Das ist die Salbung. Denn nicht selten drückt sich da jemand in den erhabensten Ausdrücken aus über die Würde und göttliche Hoheit der Heiligen Schrift; aber alles das ist die Salbung des Leichnams.

Der Mensch mit dieser edlen Wissbegierde umwickelt solche erkannte Wahrheit mit der höchsten und reinsten Hochachtung, – ja er erschaudert über die Größe der Weisheit in diesem Buche; und das ist nichts anderes als die Einwicklung des Leichnams in weiße Linnen. Wie unschuldsvoll und rein an und für sich solche Linnen sind, also auch ist eine gleiche demütige Erkenntnis; aber der Leichnam, die Salbe wie die Linnen sind nicht lebendig und geben auch kein Leben.

Man wird aber nun diesen Leichnam in ein neues Grab legen. Was ist denn das? – Die Erkenntnisse, die der Mensch zufolge seiner edlen Wissbegierde sich zu eigen gemacht hat, geben ihm kein Leben, keine lebendige Überzeugung; daher fasst er sie alle zusammen und legt sie in das Grab seines tieferen Verstandes, legt da einen Stein darüber, was so viel heißt als: Er legt über alle diese rein erkannten Wahrheiten einen recht schweren Zweifel; denn er spricht: „Alle diese Lösungen der verborgenen Geheimnisse in der Heiligen Schrift lassen sich wohl überaus gut hören; aber die anschauliche Überzeugung geben sie dennoch nicht.“

Und seht nun, das ist ja der buchstäbliche Zustand eines jeden Viellesers! Er kann all das Gelesene noch so gut verstehen, vom naturmäßigen bis zum innersten geistigen Sinn; will er aber von all dem wohl Erkannten eine tatsächliche Probe, da erfährt er, dass sich nicht einmal ein Sonnenstäubchen vor seinem Willen beugt. Und will er das Leben des Geistes schauen, so begegnet ihm statt desselben allzeit die Grabesnacht, in die er den Leichnam gelegt hat; oder mit anderen Worten gesagt: Er bekommt über das Jenseits keine in sich selbst anschauliche Gewissheit, sondern alles ist bei ihm eine Diktion und durchaus nicht mehr, also ein Leichnam im Grabe.

Was aber ist ihm wohl damit geholfen? Wenn er noch so viel gelesen hat, kann aber durch all das Gelesene zu keiner lebendigen Überzeugung gelangen, so gleicht er fortwährend einem Joseph von Arimathia, der wohl einen Leichnam um den andern vom Kreuze nimmt und salbt ihn und wickelt ihn in weiße Linnen, – aber der Leichnam bleibt Leichnam und wird allzeit ins Grab getragen.

Betrachten wir aber daneben wieder unsere Magdalena! Sie hat zwar auch dieser Handlung beigewohnt; aber sie wickelte den Leichnam oder das Wort nicht in Leinen und legte es nicht in das Grab, sondern in ihr liebeglühendes Herz; und als sie dann zum Grabe kam, war der Stein des Zweifels durch die Macht der Liebe hinweg gewälzt. Die Leinen lagen gut geordnet zusammengelegt im Grabe, welches so viel sagt als: Ihre Liebe hat das göttliche Wort in ihr lebendig geordnet. Sie fand keinen Leichnam mehr, aber dafür fand sie den Lebendigen, der aus dem Grabe auferstanden ist.

Was ist nun wohl besser: den Leichnam in das Grab legen, oder den Lebendigen über dem Grabe finden? – Ich meine, es wird offenbar das Zweite besser sein denn das Erste. Warum aber fand die Magdalena, was Joseph von Arimathia nicht gefunden hat? Weil sie wenig gelesen, aber viel geliebt hat; Joseph aus Arimathia aber hat viel gelesen – wie Nikodemus –, aber dafür weniger geliebt. Daher hatte er auch mit dem Leichnam zu tun, – Maria aber mit dem Lebendigen!

Quelle: Jakob Lorber, Schrifttexterklärungen Kap. 7.

„Meine Lehre und Mein lebendiges Wort aber, das zu euch kommt aus Meinem Munde
durch die Liebe in euch, steht höher denn alle Propheten und alle Weisheit der Engel! –
Denn die Liebe ist das Erste und Höchste, hernach kommt erst die Weisheit.“
(HiG Bd 1, S.17, 12)


Das Leiden des Herrn - Fasten, Armut, Liebe.

Empfangen durch Jakob Lorber am 09.04.1841

Wenn ihr also fraget, so fraget ihr recht; denn in solchen Fragen liegt dasjenige zu Grunde, was jedem Menschen am meisten Not tut. Ihr habt zwar euer leichtes Anliegen nicht in der Form einer Frage gegeben, dessen ungeachtet sind aber die gegebenen Worte nichts als Fragen aus eurem Herzen, deren sonderheitliche Beantwortung euch jetzt gegeben wird; die große Antwort aber erst dann, wenn ihr sie durch die Beobachtung der sonderheitlichen in euch finden werdet, d.h. die sonderheitliche Beantwortung ist ein Wegweiser, der euch zeigt, wie das menschliche Leben beschaffen sein soll im Geiste und in der Wahrheit voll Liebe und lebendigen Glaubens, um durch dieses Leben dann sicher gelangen zu können zum inneren Leben des Geistes, und endlich durch dieses erst zu Mir.

Wer aber zu Mir gelangen wird, der wird dadurch auch gelangen zur allgemeinen Beantwortung nicht nur dieser von euch gegebenen Fragen, sondern auch jener unendlichen, die in diesen vieren enthalten sind. Denn wahrlich, verstündet ihr in eurem Herzen das große Geheimnis Meines Leidens, alle Engel des Himmels würden ehrfurchtsvoll und in allerhöchster Freude ewig zu euch in die Schule gehen und allzeit nach beendigter Schulzeit mit unermesslichen Wundern bereichert zurückkehren; verstündet ihr in euren Herzen gerecht zu fasten, wahrlich ihr möchtet nimmer danach fragen, denn durch solches Fasten wäre Ich euch schon lang ein sichtbarer Vater geworden, allda Ich euch dann mit dem leisesten Hauche mehr geben könnte, denn sonst mit tausend Worten; verstündet ihr in euren Herzen, was die wahre Armut ist, wahrlich schon jetzt wäret ihr reicher, wie manche Fürsten des Himmels; denn es liegt in der wahren Armut ein gar großer Schatz, welcher mit keinem irdischen Maßstabe zu ermessen ist; denn die wahre Armut ist es, die da ewig gespeist wird mit Meinem Worte, wie ihr es auch leset, dass das Evangelium den Armen gepredigt werden soll; auch wird die wahre Armut verstanden also, dass sie gleichlautend ist mit den Hungrigen und Durstigen, die da ebenfalls aus Meinen Worten vollauf werden gesättigt werden. Und endlich verstündet ihr erst in eurem Herzen die Liebe, wahrlich, da wäre an euch erfüllet die große Forderung, die Ich an Meine Apostel gerichtet habe, da Ich zu ihnen sagte: „Seid vollkommen, wie euer Vater in den Himmeln vollkommen ist.“

Liebe Kinder! Was meint ihr wohl, was diese Anforderung besagt? Sehet, diese Anforderung besagt nichts mehr, nichts weniger, als bloß die ziemlich große Kleinigkeit, dass der Mensch vollkommen Mir in allem gleichen solle. – So ihr nur einen allerleisesten Begriff von Meiner Größe, Macht und Kraft und von allen Meinen unendlichen Vollkommenheiten euch machen könnet, so werdet ihr euch wohl auch davon einen kleinen Begriff machen können, was das heißen will, wenn Ich zu euch sage, dass auch ihr so vollkommen werden solltet, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist. Wenn aber der Sohn die Seinen zu Miterben gemacht hat, auf dass Er vollkommen brüderlich teile das große Erbe vom Vater, so will auch das nichts anderes sagen, als dass die Seinen zu derselben Gerechtigkeit, zu derselben Macht und Kraft des Geistes Gottes gelangen sollen, welche dem Sohne im Vater und dem Vater im Sohne von Ewigkeit her innewohnt. Bevor jedoch Ich euch alles dieses noch etwas näher auseinandersetzen werde, wollen wir zur speziellen Beantwortung eurer vier Hauptfragen zurückkehren.

Was Mein Leiden betrifft, so habe Ich also gelitten an Meinem Leibe als ein jeder anderer Mensch, und zwar in derselben Ordnung, wie ihr es leset in den Evangelien. Weil aber das menschlich leidende Ich noch ein anderes göttliches Ich in sich schloss, so war dieses Leiden auch ein doppeltes, nämlich das äußere leibliche und das innere göttliche! Worin das äußere Leiden bestand, wisset ihr; aber worin das göttliche Leiden bestand, das ist eine andere Frage. Damit ihr euch davon einen Begriff machen könnet, so denket euch, was das heißen will, wenn der unendliche Gott in dieser Leidensperiode Sich aus Seiner unendlichen und ewigen Freiheit zurückzog, und in dem Herzen des leidenden Sohnes oder Seiner Liebe Seine Wohnung nahm. - Nun sehet, Mein Äußeres wurde durch die bitteren Leiden bis auf den Punkt des Todes gedrückt; die im Herzen sitzende Gottheit aber musste den Tod und die Hölle von dem innersten Punkte aus besiegen. Nun denket euch den leidenden Gottmenschen, der da nun gestellt war zwischen zwei Feuer: Von außen her drückte Mich der Tod und die Hölle mit all ihrer Gewalt so lange, bis Mein natürliches Leben bis zu dem innersten Punkte Meines Herzens getrieben wurde, von innen aus aber wirkte diesem Drucke die Gottheit mit all ihrer unendlichen Macht und Kraft entgegen, und ließ sich nur durch die Liebe selbst bis auf einen Punkt zusammentreiben. - Nun denket euch wieder: Die selbe Macht und die selbe Kraft, welche mit einem Hauche alles, was da lebet und schwebet in der ganzen Unendlichkeit in einem Augenblicke zerstören könnte, dieselbe Macht und Kraft, die alle Ewigkeiten und Unendlichkeiten nicht erfassen, die die ganze unendliche Schöpfung aus sich werden hieß, o höret, die selbe Macht und Kraft in ihrer vollsten Allheit hat sich so weit aus ihrer Unendlichkeit heraus, wie schon gesagt, auf einen Punkt beengen lassen, welche Beengung die größte Demütigung der Gottheit in Mir freiwillig war. Wenn ihr dieses nur ein wenig in eurem Herzen zu fassen im Stande seid, welchen leidenden Kampf Ich da als die ewige Liebe zu bestehen hatte, so werdet ihr euch wohl auch einen kleinen Begriff machen können, was alles unter Meinem Leiden verstanden wird. Dieses Leiden dauerte bis auf einen Punkt, bis Ich am Kreuze ausrief: „Es ist vollbracht! Vater, in Deine Hände empfehle Ich Meinen Geist.“ oder mit anderen Worten: „Siehe Vater! Deine Liebe kommt zu Dir zurück.“, und sobald wurden von der unendlichen Macht Gottes alle Bande des Todes und der Hölle zerrissen; hinaus stürmte die ewige Macht mit verunendlichfältigter Gewalt, die ganze Erde bebte angerührt von der Allgewalt Gottes; freiwillig öffnete sie ihre Gräber und trieb die Gefangenen zum Leben hervor, und weiter drang dieselbe Allgewalt über alle sichtbare Schöpfung hinaus, erfüllte in dem Augenblicke die Unendlichkeit wieder, und alle Sonnen in allen endlosen Räumen zogen ihr Licht aus übergroßer Ehrfurcht vor der sie neu berührenden Allgewalt Gottes in sich zurück. Dass aber die Gottheit bei diesem neuen Austritte in dem Augenblicke nicht alles zerstört und vernichtet hatte, war allein die Liebe Schuld, die da nun vollends wieder mit ihr vereinigt war.

Nun sehet, Meine lieben Kinder! Das ist, so viel ihr es fassen könnt, zu verstehen unter Meinem Leiden; allein es liegt aber noch Unendliches darin verborgen, daran ihr Ewigkeiten genug zu erforschen haben werdet, und das zwar immerwährend Größeres und Unendlicheres; denn was Ich euch jetzt gesagt habe, verhält sich zur Vollheit gerade so wie ein Punkt zur Unendlichkeit. - Wenn ihr aber fastet, da fastet in der wahren Verleugnung eurer selbst aus reiner Liebe zu Mir an allem, was die Welt euch bietet, so werdet ihr durch solches gerechtes Fasten zu dem Brot des Himmels gelangen. Wie aber eine Braut am Hochzeitstage alle ihre früheren Kleider auszieht, sich wäscht am ganzen Leibe, dann ihre Brautkleider anzieht und sich schmückt mit allerlei Blumen und Edelsteinen, auf dass sie dem Bräutigam wohl gefalle, so er kommt und sie führt in sein Haus, ebenso sollet ihr durch das gerechte Fasten alle eure weltlichen (Leidenschafts-)Kleider ausziehen, euch waschen mit lebendigem Wasser, und anziehen dann Kleider der wahren Liebe, der Unschuld, aller Demut, und euch schmücken mit allerlei Blumen aus Meinem Worte und aus eurem lebendigen Glauben, wie auch mit kostbaren Edelsteinen aus den Werken der Liebe; und wenn sodann der große Bräutigam kommen wird, und wird euch treffen also wohlbereitet, da wird auch er tun, das von dem bildlichen Bräutigam gesagt wurde, und wenn ihre euch dann in dem Hause des Bräutigams befinden werdet, da wird Er euch eine Schatzkammer auftun und euch beschenken mit den unermesslichen Schätzen des ewigen Lebens, welches da ist eine Folge Meines bitteren Leidens oder der Erlösung.

Und was das Fasten ist, das ist auch die Armut, denn wahrlich, wer nicht arm geworden ist an allem, was Welt ist, der wird nicht eher in Mein Reich eingehen, als bis er den letzten Heller der Welt zurückgegeben hat. Sehet, das ist also die wahre Armut im Geiste und in der Wahrheit. Dass da die freiwillige Armut einen unendlichen Vorzug hat vor der genötigten, versteht sich so sehr von selbst, dass eine nähere Erörterung darüber im höchsten Grade überflüssig wäre, und kann daher die genötigte Armut nur durch die gänzliche Ergebung in Meinen Willen und in Meine Liebe der freiwilligen gleichkommen.

Nun aber fragt euch: Wie ist das Verhältnis der Braut zu ihrem Bräutigam, für den sie keine Liebe hegt im Herzen? Wird sie sich wohl auch so schmücken für die bewusste Stunde, da sie weiß, dass der Verachtete kommen wird? Wird sie diese Stunde mit der großen Sehnsucht ihres Herzens erwarten? Ich sage euch: mitnichten; denn sie wird diese Stunde in ihrem Herzen verwünschen und verfluchen; sie wird sich nicht waschen, sondern sich eher beschmieren mit allerlei Schmutz; und wird anbehalten ihre Alltagskleider und ihr Haupt bestreuen mit Asche, in der Meinung, wenn der bewusste Bräutigam kommen wird, so wird er sich entsetzen vor ihr, und wird ablassen von seinem Begehren, und wahrlich, wenn der Bräutigam kommen wird, und wird also treffen seine Braut, Ich sage euch, er wird sie nicht nehmen, so er Mir gleicht, sondern wird die Lieblose bereitwilligst dem überlassen, dem sie ihre Liebe zugesagt hat. Nun sehet, da eine Braut sich nur schmückt für den rechten Bräutigam, so sie ihn liebt, so wird euch auch wohl sehr leicht klar werden, dass ohne Liebe zu Mir an kein Fasten und keine Armut zu denken ist, und somit auch an keine hochzeitliche Ausschmückung, da wird auch kein Nachhauseführen der Braut erfolgen, welches Nachhauseführen nichts anderes als die Erlösung vom Tode zum Leben ist. Sehet, wie sich da eure Fragen verhalten! In Meinem Leiden ist die Liebe; das Fasten und die Armut ist das Leiden der Liebe; und das Leiden der Liebe ist die Ausschmückung derselben, und in der Ausschmückung, welches das Leiden ist, ist die Erlösung; somit ist die Liebe, das Leiden und die Erlösung eines und dasselbe. Wer demnach liebt also, wie es euch gezeigt worden ist, der hat sich der Erlösung teilhaftig gemacht, und sein Teil wird gleich sein dem Meinem. Gleichwie aber der Bräutigam all seine Güter vollkommen teilt mit seiner Braut, also wird es auch sein in Meinem Hause; alsdann werdet ihr erfahren, was das heißt: „Seid vollkommen, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist“. Amen. Das sage Ich, eben derselbe Vater im Himmel! Amen.

Quelle: Festgarten, „Das Leiden des Herrn“ S.1.

„Ich bin die Liebe Selbst und bin durchgehends
um keinen andern Preis als nur wieder um Liebe zu haben.
Durch Liebe habe Ich alle erkauft; daher fordere Ich von euch allen wieder Liebe.
Wer Mir daher dienen will, der diene Mir in der Liebe,
in der Ich für ihn am Kreuz gestorben bin;
und wer zu Mir kommen will, der komme in der Liebe zu Mir,
die am Kreuze für ihn blutete.“
(HGt Bd 1, 22, 11)

 

Ostersamstag


 

Über den Tod des Herrn

Was ist denn aber nun geschehen, während der Leib im Grabe lag, und was war denn der eigentliche, zwingende Grund Meines Sterbens? - Hierüber soll jetzt eine kurze, aber klare Erklärung folgen. Und so höret:

Es ist bereits früher öfter auseinandergesetzt worden, dass Adam als erster Mensch - im Sinne der völligen Geistesfreiheit - dieser Erde dazu erschaffen worden war, eine Form zu bilden, aus der heraus die Materie wieder zum freien Geistesleben zurückgeführt werden könnte. Dazu gehörte aber vor allen Dingen die Überwindung der Materie selbst, das heißt, es musste durch freien Entschluss ein Zustand geschaffen werden, der nach der einen Seite hin die Besiegung aller niederen, als irdische Lüste, Begierden und Neigungen bekannten Eigenschaften, aufwies, um nach der andern Seite ein freies Aufsteigen zum reinsten Geistesleben zu ermöglichen.

Es ist schon oft genug gesagt worden, dass die menschliche Seele aus kleinsten Anfängen besteht, welche, wachsend und zu immer höheren Bewusstseinssphären sich entwickelnd, schließlich im Menschen wieder diejenige Form erlangen, welche eben als irdische Form nicht weiter mehr entwicklungsfähig ist, wohl aber in ihrer seelischen. Deswegen begegnen sich im Menschen zwei Prinzipien: das Ende des materiellen Lebens als höchst ausgeprägtes Selbstbewusstsein und der Anfang eines seelischen, unwandelbaren Lebens in der höchsten errungenen Formenvollendung. Deswegen kann der Mensch auf dieser Messerschneide des irdischen Lebens sich dem Bewusstsein, dass er lebt, wohl nicht verschließen - denn dessen ist er sich selbst Beweis -, aber dennoch gar keine Ahnung davon haben, dass er an der Schwelle eines geistigen Lebens angelangt ist, welches nun in der unwandelbar bleibenden Menschenform seinen Anfang nimmt, - mit anderen Worten: Nachdem er viele Leibeswandlungen, welche die Menschengestalt als Ziel sich setzten, durchgemacht hat, bleibt diese jetzt in ihrer allgemeinen Gestaltung unberührt; wohl aber beginnt jetzt eine seelische Wandlung, die das Ziel hat, sich immer mehr dem Gottgeiste Selbst zu nähern und mit Diesem in eine Gemeinschaft zu treten.

Wer nun zu denken vermag, der denke! Was kann geschehen, wenn nicht dieser Übergang vermittelt wird? Denn hier stehen sich Materie und Geist schroff gegenüber, die sich wohl gegenseitig immer mehr verfeinern, nie aber - als Polaritäten - ganz berühren können. Es muss doch jedenfalls hier ein Weg gezeigt, eine Brücke geschlagen werden, über welche es möglich ist, von der Materie zum Geiste zu gelangen, - und dieser Weg muss ein Beispiel sein, dem jedermann nachzufolgen imstande ist. Würde dieser Weg nicht gefunden, das heißt also, würde nicht ein Mensch denselben betreten, so würde der Austritt aus der Materie, um in ein freigeistiges Leben hinüberzukommen, unmöglich werden.

Es muss also das Bestreben der Gottheit Selbst sein, Ihre Geschöpfe, welche Sie aus Liebe und zu ihrer Rettung in die Materie ganz einzwängte - nachdem diese die Grenze erreicht haben, von wo der geistige Weg möglich ist -, auch zu Sich heranzuziehen und so in das Verhältnis des Vaters zum Kinde zu führen. Adam sollte diese Brücke in sich bauen und hatte es eigentlich sehr leicht, indem die Anreizungen der Materie sehr gering waren im Vergleich zu jetzt. Es bedurfte bei ihm nur der Selbstbesiegung, des Gehorsams, so war die Brücke geschlagen, und in ihm konnte das geistige Leben blühend erwachen, da Gehorsam gegen Gott bei einem Menschen, der sonst frei von jedweder Sünde ist, das einzige Prüfungsmittel ist. Erst aus dem Ungehorsam folgen alle anderen Vergehen von selbst, wie jeder bei Kindern leicht beobachten kann. Nun fiel Adam, und damit war ein Zurücktreten in die Materie, das heißt in diejenige Polarität geschehen, welche sich ebenso weit von Gott entfernen kann, als zu Gott Selbst zu immer höheren Seligkeiten aufzusteigen vermag.

Mit diesem Falle aber war die Sünde deswegen in die Welt getreten, weil Gott nie ein Werk schafft, um es etwa wieder zu zerstören, sondern der einmal geschaffene Weg wird weiter verfolgt, sozusagen zu korrigieren gesucht, weil die göttliche Weisheit von vornherein die Folgen eines Misslingens berücksichtigt. Soll es aber heißen, freie Geschöpfe zu schaffen, keine Geistmaschinen, so ist der Weg der Selbstentwicklung im Menschen überhaupt nur der Weg hierzu. Mit dem Entstehen des Menschengeschlechtes als Völker aber war die Folge der sämtlichen Sünden, die in langer Reihe als nun immer tieferer Fall bestehen, gegeben, da deren Anfang als Ungehorsam nun einmal bestand. Das heißt, wäre Adam nicht ungehorsam gewesen, so hätte auch keiner seiner Nachkommen ungehorsam sein können, weil er in sich sodann einen Keim vernichtet hätte, der dann nicht mehr fortvererbt werden konnte. So aber befruchtete er diesen Keim, und in seinen Nachkommen wuchs er zu dem Baume aus, der das Licht der Sonne durch sein starres Blätterdach kaum mehr hindurch scheinen lässt.

Oftmals wurde es nun von besonders starken Seelen versucht, durch dieses Blätterdach hindurch zu brechen, um die Sonne durchscheinen zu lassen, und je nachdem dieses auch bei einzelnen Teilen desselben gelang, besitzt die Menschheit uralte Religionen. Nicht aber gelang es diesen starken Seelen, den Kern des Baumes so zu treffen, seine Krone so zu brechen, dass dieser mächtige Baum ersterben musste. Und zwar gelang es ihnen darum nicht, weil sie selbst in ihrem irdischen Leben nicht ohne Schuld waren, sondern erst die Welt verkosteten, ehe sie Durst nach Wahrheit, nach Gotteserkenntnis empfanden. Die Welt schmeckte ihnen schal, - nun erst suchten sie Besseres.

Die altindischen Religionen sind die ältesten, die euch bekannt sind; denn die altägyptische in ihrer echten Lehre war die älteste, und deren Kenntnis ist verlorengegangen. Alle diese Lehrer waren solch starke Seelen, welche das Blätterdach für sich durchbrachen, den Weg zeigten, auch Wahres und Echtes beschrieben und ausgesprochen haben, jedoch nicht anders schreiben konnten zu ihrer Zeit, wodurch jetzt vieles hinfällig geworden ist, was in seinem Zusammenhange der Dinge leicht erklärlich ist. Darüber nun folgendes:

Gott war, bevor die Einkleidung ins Fleisch als Jesus geschah, unpersönlich. Daher konnte auch niemand zu Seiner Anschauung gelangen, sondern nur zu der Empfindung Seines Wesens, das naturgemäß sich allein als Licht bemerkbar machen konnte, da Gott in Sich Selbst pures Licht ist, das seine Strahlen aussendet. Wo jedoch Licht ist, ist es auch überall; es durchflutet alles und belebt alles. Die Unpersönlichkeit Gottes bedingt aber nun nicht einen Ausstrahlungspunkt, wie von einer Sonne aus, sondern ein Lichtmeer, in dem es keine Konzentration gibt. Diejenigen also, welche geistig zu dem Gottwesen hinauf drangen, konnten das Gottwesen auch nicht anders empfinden als ein Leben im Licht, das Schweben und Ruhen im Lichte, das wunschlose Sich-Vermählen mit dem Lichte. Als der Mensch Jesus nun die Personifizierung Gottes wurde, war das Empfinden der Gottheit für den, der sich Ihr näherte, ein ganz anderes, - einfach das Sich-Nähern eines Menschen an den andern, und somit haben die alten Seher recht; aber die neueren, welche nach Mir lebten, haben ebenfalls recht.

Nach dem Falle Luzifers, als die materielle Welt in die Erscheinung trat, war allerdings die geistige Sonne geschaffen worden als Sitz der Gottheit; aber trotz alledem war diese nicht als eine alleinige Konzentrierung aufzufassen. Das Licht war in der geistigen Welt überall, und für den leiblichen Menschen ist, solange seine Seele an diesen Leib gebunden war, vor Meinem irdischen Leben diese geistige Sonne nicht sichtbar geworden. Das Sichtbarwerden derselben war eine Krönung des Glaubens der Geistwesen; denn erst für diese war sie sichtbar, jetzt jedoch auch dem Menschen, der an Mich glaubt, sowie ihm das geistige Auge geöffnet ist, weil der Mensch Jesus allen, die an Ihn glauben, auch Sein gesamtes Reich jederzeit enthüllen kann.

Es fragt sich noch: Warum findet man in den alten Religionen dieselben Grundzüge? Für den, der diese Enthüllungen begriffen hat, wäre es nur verwunderlich, wenn es nicht so wäre; denn sind diese alten Religionen Vorläufer der Lehre des Menschen- und Gottessohnes, so müssen sie auch die Grundzüge der letzteren enthalten, sie können nicht von ihr Verschiedenes enthalten. Dass das Leben der einzelnen Lehrer, welche erstanden, auch Gleichheiten mit dem Meinen enthält, beruht auf demselben Grund.

Würde die altägyptische Religion in ihren urältesten Grundzügen, die durch den späteren Götterkultus nur verwischt auf die Jetztzeit gekommen sind, gänzlich bekannt sein, so würde es heißen, die christliche Religion ist der altägyptischen entnommen, - so sehr gleichen sich diese, hauptsächlich wenn die Wesenheiten des Osiris, der Isis und des Horus genau in ihrem uranfänglichen Sinn erkannt würden.

Inwiefern nun gelang es aber Mir, den Sündenbaum zu brechen und nicht nur das Blätterdach zu durchbrechen?

Zunächst mache sich da einmal jedermann klar, was es heißt, 'sündigen'!

Mancher wird da schnell mit der Antwort fertig sein und sagen: Sünde ist alles, was gegen Gottes Willen verstößt! - Das ist schon richtig. Aber was ist denn Gottes Wille, und wie erkennt diesen der Mensch, der nicht einmal an Gott glaubt und noch viel weniger dessen Willen anerkennt?

Es muss da aus dem menschlichen Leben heraus geurteilt werden. - Sündigen kann niemand gegen Gott, wenn er Ihn nicht erkannt hat. Ebenso wenig wie sich jemand an einem Blinden ärgern wird, der da behauptet, es gäbe kein Licht, nur weil er dieses nicht sieht, ebenso wenig wird Gott denjenigen bedrücken, der Ihn aus Unverstand nicht erkennt. Wohl aber kann ein Blinder seinen Nachbar oder einen andern Menschen, den er zwar auch nicht sieht, jedoch hört, fühlt, und dessen direkt fühlbare Wohltaten er genießen kann, beleidigen, wenn er sich ihm in irgendeiner Weise widersetzt. Er kann gegen dessen Liebe sündigen; denn trotz der Blindheit kann er sich dessen Wesenhaftigkeit nicht verschließen.

So ist es auch mit dem geistig Blinden, der gegen das Gebot der Nächstenliebe sehr wohl verstoßen kann, auch wenn er Gott nicht erkennt. Die Nächstenliebe ist der Weg zur Gottesliebe, - das ist schon oft erklärt worden.

Da der Mensch Jesus nun aber dieses Gebot bis in das Kleinste erfüllte, und zwar von Jugend auf, so wuchs in Ihm auch die Gottesliebe, so dass Er schließlich in ihr aufgehen konnte. Die Sünde hatte keine Macht über Ihn; denn Er war bestrebt, von dem anfangs sichtbaren Weg der Nächstenliebe, der sich durch äußere Werke kundtut, zu dem innerlichen, unsichtbaren Weg in die Gottesliebe zu gelangen.

Gott hatte Adam ein Gebot gegeben: unbedingten Gehorsam. Er missachtete es und fiel. Der Mensch Jesus gab sich aus Liebe zu Gott freiwillig dieses Gebot, nichts ohne des Vaters Willen zu tun, und ward dadurch das leuchtende Vorbild zur Nachfolge. Er errang also in sich die Stufe, die Adam nicht errungen hatte, und versöhnte also in Sich die Gottheit, die in Ihrer Heiligkeit verletzt war, durch das missachtete Gebot.

Die Weisheit gab das Gebot; der Wille, die Kraft, verlangte die Erfüllung; die Liebe fand den Weg, in dem Menschen Jesus die Bedingungen zu erfüllen, welche notwendig waren, um den früheren Seligkeitszustand für alle Geschöpfe zurückzubringen. Darin aber, dass nun dieser Weg eröffnet ist, der direkt zu Gott führt, und darin, dass dieser Weg von dem Menschensohn Jesus erfüllt wurde, der dadurch zum Gottessohn wurde, liegt die Erlösung. Das Sterben Jesu ist die Besiegelung des unbedingten Gehorsams. Es wäre nicht notwendig gewesen; aber da die Menschheit in ihrem unbeschränkt freien Willen es durch Luzifers Hauch verlangte, so unterwarf sich Jesus auch dieser Forderung und starb leiblich.

Das Verfallen von einer Sünde in die andere erzeugt stets größere Seelenhärte. Man spricht von versteinerten Herzen, um diesen Zustand auszudrücken. Wie weit das nun führen kann, ist unabsehbar. Die Materie, die äußere Lust, wächst immer mehr, und naturgemäß schwindet damit das Bewusstsein von irgendeinem geistig-seelischen Wesenskern immer mehr. Diese Verhärtung führt schließlich zu einem tierischen Zustand, der nichts weiter als Erhaltung und Fortpflanzung kennt, ohne geistige, innere Freiheit. Die Erlösung aus solchem Zustand bietet nur eine rein geistige Lehre, welche zum sittlichen Bewusstsein der Menschenwürde führt, und diese Lehre wurde gegeben in nicht misszuverstehender Kürze und größtmöglicher Klarheit. Die Befolgung sprengt die Ketten der Materie, lockert die Bande der irdischen Genusssucht und führt schließlich die materiellen Wünsche und Begierden zu einem Zustande des reinsten Empfindens, als Kenntnis des Bösen, jedoch nicht mehr zur Vollbringung des Bösen, weil das eigene Ich immer mehr zusammenschmilzt, während sonst dieses Ich (Egoismus) sich immer mehr auswächst. Je mehr es schwindet, desto mehr erlöst sich (erweicht sich) die Materiefessel, um schließlich nicht mehr als Fessel empfunden zu werden.

Der Baum der Sünde wurde und konnte also nur durch Jesus gebrochen werden, weil Er in Sich eben den Gottesgeist umschloss, der bereits Adam das Gebot gegeben hatte, ohne dass dieser es erfüllte.

Man wird nun sagen: Wo liegt denn nun aber der Beweis, dass es sich so verhält, dass nicht die früheren Lehrer dasselbe vollbrachten? Denn was hier gesagt ist, entzieht sich dem Menschenauge, ist ein innerer Vorgang, über den ein anderer als eben Jesus Selbst nicht berichten kann, während der äußere Vorgang, das Auftreten eines vortrefflichen Lehrers, dessen Wandel und gute Lehren, auch das Sterben, sich schon öfter gezeigt hat. Wieso ist nun hier der Sündenbaum wirklich gebrochen und dort nur das Blätterdach durchbrochen? Die äußere Wirkung in der Welt ist wenig zu spüren, denn die Sünde blüht zur Stunde wie noch nie, - und andere als äußere Merkmale kann die Menschheit doch nicht beurteilen!

Ja, das scheint schon auf den ersten Blick so zu sein, aber näher betrachtet - doch nicht!

Jeder, der den inneren Weg beschreitet, wird bald gewahr werden, wie er in Wahrheit beschaffen ist. Der äußere Anschein besagt da gar nichts; denn dieser ist eine hohle Nuss. Wer aber den inneren Weg nicht gehen will, der ist ebenso wenig zu überzeugen, oder ihm ist ebenso wenig auch nur ein Bild von diesem Wege zu geben, als es unmöglich ist, einem Blinden einen Begriff von den Farben zu geben. Hier entscheidet der Erfolg. Der Weg ist da, betretet ihn, - dann urteilet!

Ohne Mich kann niemand zum Vater gelangen, und ohne den Glauben an Jesus hat auch noch kein Weiser jemals das allgewaltige Gottwesen als den Urquell aller Liebe, die sich persönlich darstellen kann, empfunden. Das Unpersönliche wird zum Persönlichen nur in Jesus, und diese Vereinigung beider in der Menschenform ermöglicht das Herantreten des Geschöpfes an den Schöpfer, das Aufgehen der Materie in den Geist, die Rückführung der entstandenen Sündenfolge aufwärts über die Scheidewand von Materie und Geist als sonst sich unmöglich berühren könnende Punkte hinweg - Brücke ist das Leben Jesu. -

Es entsteht also nun die Frage: Wie weit konnten denn nun vor dem Tode des Menschensohnes die abgeschiedenen Seelen gelangen?

Sie konnten natürlich, je nachdem sie eine gegebene Lehre der vielen schon früher aufgetretenen Lehrer befolgten, zur Erkenntnis und auch zur Seligkeit in sich gelangen, natürlich aber nicht zur Anschauung der personifizierten Gottheit.

Das geschah aber nun in der Zeit erstmalig, als der Leib Jesu im Grabe lag. Der rein irdische Leib lag da, während die Seele mit dem innewohnenden Gottgeiste hinüberging und dort allen sich zeigte als Der, der Er ist und war.

Darüber sind hier nur Andeutungen zu geben. Später soll aber auch der genaue Vorgang offenbar werden.

Mit diesem Sich-Offenbaren in der Geisterwelt entstand der Bau und die Bevölkerung des neuen Jerusalem als der Stadt Gottes, und sie wird bestehen bleiben in Ewigkeit.

Quelle: Leopold Engel, Das große Evangelium Johannes Band 11, Kap. 75.


Am Ostertag

Empfangen durch Gottfried Mayerhofer am 16.04.1870

Morgen feiert ihr Mein Auferstehungsfest, so will Ich euch denn zu diesem Feste einige Worte schenken, nachdem ihr Mein letztes Abschiedsfest von Meinen Jüngern mit solcher Liebe und Ergebenheit gefeiert habt! Ja, Meine lieben Kinder, der morgige Tag war eigentlich der wichtigste Tag und der Schlussstein Meines Zweckes, warum Ich Mich entschlossen habe, auf eure kleine Erde zu kommen, um dort den größten Akt der Demütigung zu vollziehen, als ewiges Beispiel für euch Menschen und für alle Geister, die im endlosen Raume zerstreut leben, und überall Mein Lob und Meine Liebe preisend, dasselbe den anderen geschaffenen Wesen verkünden; es war der wichtigste Tag deswegen, weil Ich damit Meine Göttlichkeit besiegelte, während im Glauben Meine Apostel schon wankend geworden waren. Hätte Ich Mein Wort nicht gehalten, das Ich sagte: „Eine Weile werdet ihr Mich nicht sehen, und dann eine kleine Weile, werdet ihr Mich wieder sehen“, wäre Ich nicht auferstanden, und hätte damit wie zuvor das Leben jetzt den Tod überwunden, so würde Mein ganzes, mit eigener Aufopferung begonnenes, und mit größter Erniedrigung vollendetes Werk umsonst gewesen sein! Nur dadurch, dass Meine Jünger Mich wieder erstehen sahen, und darin auch den Herrn über Tod und Leben erkannten, wurden sie alle gestärkt im Glauben, und gaben dann leicht und freiwillig auch ihr Leben für Meine Lehre hin, die Ich mit Meinem Blut erkaufte, und mit Meiner Auferstehung besiegelte.

Meine lieben Kinder! Was für Gefühle sollten euch wohl durchströmen beim Anbruch dieses Tages, an dem Mein Auferstehungsfest gefeiert wird. Ich will eben nicht berühren, wie es gefeiert wird, mit schalen Zeremonien, Fressereien und Trinkgelagen, sondern wie es gefeiert werden sollte.

Es ist die Auferstehung Meiner Liebe, die bis dorthin durch Eigennutz, Herrsch- und Rachsucht verdunkelt im Bösen der meisten Menschen vertilgt war, und wenn auch manchmal ein leiser göttlicher Hauch der Liebe und Barmherzigkeit den einen oder anderen durchzuckte, so war es nur auf Augenblicke. Mein Kommen, Meine Worte, Meine Taten, die alle nur auf Liebe Bezug hatten, die alle nur Liebe atmeten, mussten durch die Auferstehung als Schlussstein des Ganzen bekräftigen, was Ich oft sagte, und euch auch jetzt wiederhole: „Die Liebe kann nicht vergehen“, alle Macht, „selbst der Tod scheitern an ihr“, und eben deswegen war Meine Auferstehung der größte Beweis, Bekräftigung und Grund zur ewigen Fortdauer Meiner dort neu gegründeten Lehre.

Wäre Ich aus dem Tode nicht wiedergekommen, und hätte zu Meiner Zeit alle Meine Anhänger getröstet, und Mein Wort der Liebe erneuert, all Mein Tun und Reden wäre in Vergessenheit geraten und ein Jahrzehnt danach hätte kein Mensch von Mir gesprochen, als höchstens, „dass Christus ein außerordentlicher Mensch, oder wohl gar ein Prophet gewesen sei“ und sonst nichts; es wäre beim Reden geblieben und zu Taten wäre es nie gekommen, die doch Meine Lehre erst als wirkliches Mittel zum einzigen Ziel der Seele dargestellt hatte. So war diese Auferstehung das erste Zeichen, Meiner Lehre ewige Dauer zu geben, um sie bis auf die letzten Welten, die im Raume kreisen in Ewigkeit und Ewigkeit als Glanzpunkt und nie geahnten Schritt des Schöpfers und Herrn alles Sichtbaren hinzustellen, wie Er aus der größten Demütigung glorreich zum Beispiele für alle Geister und Engel hervorging!

Ja, sie stand wieder auf die ewige Liebe, überall ihre Milde und Sanftmut verbreitend, sie fing da an, als ein mildes Licht zu leuchten, und obwohl durch die menschliche irrige Auffassung Meiner Lehre und Benützung derselben zu selbstigen Zwecken einer einzigen Kaste, der Priesterkaste, viel Blut geflossen ist und viele unschuldige Opfer gefallen sind und noch fallen werden, so ging doch die Liebe triumphierend aus allen diesen, von den Menschen heraufgerufenen Gewitterstürmen, glorreich hervor, stets die gleiche bleibend, das ist: „Die ewige, alles versöhnende Liebe!“

Schon am Kreuze sprach Ich das höchste Wort der Liebe aus, indem Ich Meinen Feinden verzieh, nachdem Mein Werk bis zur gänzlichen Verklärung beinahe vollendet war, und so steht die Liebe noch immer, nach tausend und so vielen Jahren vor euch Meine lieben Kinder, tagtäglich feiert sie eine Auferstehung in einem oder dem anderen Gemüt, das nach langen Leiden sich endlich zu Mir zurück wünscht, und Ich lasse es den Weg finden.

Feiert nicht nur morgen, feiert alle Tage das Fest der Auferstehung eurer Liebe zu Mir; so oft ihr eine gute Tat in Meinem Namen getan habt, oder, wenn die Mittel zur Ausführung dazu mangelten, selbe doch nur gewollt habt, so seid ihr auferstanden, ihr seid Mir dann eine Stufe näher gerückt, näher gerückt der unendlichen Liebe, die euch schon von Anbeginne mit allen Kräften an ihr Herz ziehen wollte, ihr seid dann auferstanden mit Mir von einer niederen Lage zu einem besseren Sein! O Kinder, wenn ihr wüsstet, was die Liebe ist, die Liebe eines Schöpfers zu Seinen Kindern, wenn ihr wüsstet, wie sie alles, ja den kleinsten Wink in euren Herzen nicht außer Acht lässt, um Mich euch stets näher und näher zu führen, ihr armen Geschöpfe! Ihr könntet diese Liebe nicht denken und weiter bestehen, denn sie wäre für euch eine Vernichtung in lauter Wonne und Seligkeit! Feiert nur Mein Fest, das Auferstehungsfest, denkt an Mich, und denkt euch auch dabei, dass ihr nicht allein dieses Fest feiert, sondern dass es in allen Himmeln gefeiert wird. Aus allen Räumen Meiner Schöpfung jubelt es Mir entgegen, Klänge von so sanften himmlischen Akkorden strömen von Lippen Meiner Engel und aller Hingeschiedenen, die schon auf dieser Erde Mich suchten, und nun dort im ewigen Glanze Meiner Herrlichkeit Mich gefunden haben, dass, würdet ihr dies alles mit Mir ansehen, ihr keine Stunde mehr hier leben möchtet! Feiert diesen Tag in ganzer Hingebung in Meine Fügungen, denkt: „die Liebe kann nicht weh tun!„die Liebe kann nur lieben und sonst nichts!“ Feiert diesen Tag mit Meinen Geistern und traut auf Mich, wenn nach kurzer Prüfungszeit eure Abberufungsstunde schlagen wird, und der Schleier dann fällt, der euch jetzt von der Geisterwelt trennt, dann werdet ihr auch für euch die erste geistige Auferstehung feiern, und damit dann das Ganze seinen Schlussstein auch für euer Erdenwallen hat, so werdet ihr in Meinen Vaterarmen und an Meiner Vaterbrust erst empfinden lernen, was es heißt „lieben“, und lieben, wie Ich als Vater lieben kann Meine Kinder, die bis ans Ende treu bei Mir ausgehalten haben! Die Liebe ist auferstanden! Sie, der ewige Schöpfungsborn alles Geschaffenen, sie hat den Tod besiegt, und sie wird das Alpha und das Omega alles Seins sein, sei es in materieller oder geistiger Schöpfung! Deswegen, Meine lieben Kinder, euer Vater, die Liebe Selbst feuert euch an, begeht im Angedenken Meiner diesen Tag festlich, er ist ein Festtag für alle, die das Wort „Liebe“ kennen, und in ihrem Herzen stets pflegen wollen. Vergesst nicht, es ist der auferstandene Christus, der einst nach kurzer Zeit von Seinem irdischen Aufenthalte in Seine Himmel zurückkehrende Gott, der euch dieses nach so vielen Jahren wieder ans Herz legt, wie einst dort nach Meiner Auferstehung Ich es den Aposteln getan, als Ich bei verschlossenen Türen unter sie trat; auch zu euch, Meine lieben Kinder, komme Ich wieder, rufe auch euch zu: Fürchtet euch nicht, Ich bin es, Ich, euer Vater, Ich, die ewige Liebe, auferstanden, besiegend den Tod, Ich, Unverweslicher, bin wieder hier und rufe euch allen zu: „Steht auch ihr auf! Hinauf! Hinauf! Dort winkt das schöne Ziel der ewigen Liebe! Dort steht der Vater mit offenen Armen, alle erquickend mit dem Borne Seiner unendlichen Liebe, also zu Ihm, zu Ihm, Meine Lieben, eilt, damit Er euch wiedervergelten kann eure für Seine Liebe und den daran haftenden Glauben ausgestandenen Leiden!“ Seine Auferstehung ist das Krönungsfest aller Seiner Leiden und Demütigungen während Seines irdischen Lebenswandels, möge auch euch eure Auferstehung das Siegesfest eurer Seele und eures Geistes sein, damit ihr dann würdig werdet, Meine Kinder in der Tat zu sein und ewig zu bleiben! Dies sagt euch euer liebevollster Vater, als Erinnerungswort Seiner Auferstehung, als Zeichen der nie verwesenden Liebe, euch allen Seinen väterlichen Segen gebend. Amen, Amen, Amen!

Quelle: Festgarten, „Karwoche-Betrachtungen in sieben Worten“, S.9.

 

Ostersonntag


 

Die Erzählung von der Auferstehung aus der Bibel

Die Entdeckung des leeren Grabes und die Erscheinung Jesu:

Matthäus 28,1-15
Markus 16,1-14
Lukas 24,1-5
Johannes 20,1-18


Jesu Erscheinung bei den Jüngern:

Matthäus 28,16-20
Markus 16,14-18
Lukas 24,36-49
Johannes 20,19-29


Die Erzählung von der Auferstehung
aus dem Großen Evangelium Johannes

 

Jesu Auferstehung

Am dritten Ostertage nun kehrte die Gottheit zurück und rief den Körper des Menschensohnes an, der sich sofort gänzlich auflöste und nun als Gewand der Seele noch hinzugefügt wurde. Diesen Vorgang ersahen die römischen Wächter als ein glänzendes Licht, das die Grabhöhle erfüllte, und das sie so erschreckte, dass sie eilends davonliefen, um Kunde zu geben, Ich sei auferstanden. Der Stein wurde von der Öffnung hinweg gewälzt, so dass nun jedermann Einblick in das Grabgewölbe haben konnte.

Die Soldaten eilten zu Pilatus, der sich höchlich verwunderte und dem Hohen Rat mit einer gewissen Schadenfreude Mitteilung machte. Bald gingen daher einige von dessen Mitgliedern hinaus und fanden die Stätte leer, worauf sie ängstlich des Volkes wegen, dessen Unmut sie kannten, die Sache zu vertuschen suchten, den Wächtern Geld gaben und verlangten, sie sollten sagen, die Jünger hätten den Leichnam, während sie schliefen, gestohlen. Gleichzeitig sicherten sie ihnen Straflosigkeit zu bei Pilatus, der ein solches Vergehen des Schlafens auf dem Posten mit dem Tode hätte bestrafen müssen.

Pilatus aber wollte diese Straflosigkeit nicht zugestehen, sondern sagte, als ein höherer Priester mit ihm zu verhandeln suchte: »Entweder haben die Kriegsleute geschlafen, so sind sie doppelt schuldig, indem sie schliefen und mich belogen haben, oder sie haben nicht geschlafen; sodann stelle ich mich nicht dem Zorn des Auferstandenen durch eine Lüge entgegen!«

Es war mit ihm da nichts zu machen, weswegen die Priester den Soldaten viel Geld gaben, dass sie in ferne Gegenden flüchten sollten, was diese auch taten, wonach dann die Rede vom Diebstahl des Leichnams ins Werk gesetzt wurde, welcher Glaube sich auch erhalten hat bis auf diesen Tag.

Es ist aus den Evangelien bekannt, dass Ich nach diesem Vorgang vielen erschienen bin, und nicht nur an den angegebenen Orten ist das geschehen, sondern überall, wo Ich gelehrt habe, um den Anhängern zu beweisen, dass die Lehre, die Ich ihnen gab, richtig sei.

Nicht nur Meine Person ist sichtbar geworden, sondern auch viele derer, die schon vorher abgerufen worden waren, erschienen ihren Angehörigen in hellen Träumen und vereinzelt auch selbst am Tage, um ihnen Kunde zu geben von dem neuen Jerusalem. Diese Tatsachen sind später mit dem Augenblick des Todes in Verbindung gebracht worden, und es ist hier die Erklärung dafür zu suchen, dass viele Tote auferstanden und ihren Anverwandten in den Häusern erschienen sind.

Was nun noch wichtig ist aus der Zeit bis zur Wegnahme auf dem Ölberge, soll jetzt ganz kurz erwähnt werden.

Zunächst war es Maria Magdalena, welche Mich gesehen hat. Es war der Vorgang genau so, wie ihn Johannes angibt.

Maria war mit noch sechs anderen Weibern schon sehr frühe zum Grabe gegangen - noch bevor der Hohe Rat Kunde hatte -, um dort zu beten und die wohlriechenden Salben, die den Körper vor der Zersetzung bewahren sollten, nochmals über diesen auszugießen. Sie fanden aber das Grab leer und eilten nun zurück, es den Jüngern zu sagen.

Als sich die Aufregung derselben gelegt hatte und alle zurückgingen, die Kunde den übrigen zu bringen, die noch nicht wussten, dass etwas geschehen sei, blieb Maria Magdalena allein zurück.

Es ist nun bereits gesagt, warum Ich sie zurückwies mit den Worten: »Rühre Mich nicht an!« - Ihre noch unreine Liebe zu Mir hätte sie vernichten können, wenn sie Mein nun reingeistiges Wesen berührt hätte.

Quelle: Leopold Engel, Das große Evangelium Johannes Band 11, Kap. 76.


Die vier Evangelien über die Auferstehung des Herrn

Empfangen durch Jakob Lorber am 27.03.1842

Anfrage des C.L., dem Knechte J.L. übergeben von Ans.H:

Wie kann man die nachfolgenden Abweichungen in den Erzählungen der vier Evangelisten von der Auferstehung des Herrn auf beruhigende Weise untereinander ausgleichen wie:
1. hinsichtlich der Frauen, welche das Grab besuchten;
2. hinsichtlich der Anzahl der sichtbar gewordenen Engel und des Ortes, wo sie saßen;
3. hinsichtlich des Umstandes, ob die Frauen, wie bei Matthäus, Markus und Lukas, oder ob Petrus und Johannes, wie bei Johannes, zuerst in die Gruft traten;
4. hinsichtlich der weiteren Mitteilung der Nachricht.-

Am Ostermontag, 28. März 1842, Vormittag:

Schreibe nur, schreibe! Statt am Abende soll es hier heißen: zu Ende des Sabbats; da bei den Juden, wie ihr doch sicher wissen werdet, jeder frühere Tag bis zum Aufgange der Sonne des nächsten Tages gedauert hatte. Das wäre sonach gleichlautend mit den anderen dreien.

Die Zahl der Weiber betreffend aber ist keine Angabe richtig, denn es waren ihrer sieben; nur Lukas berührt sie unbestimmt mit dem Beisatz: Und die anderen. Und bei Johannes sagt die Magdalena zu Petrus: Wir wissen nicht, wo sie Ihn hingetan haben. Was aber die Ursache dieser ungleichen Zahlangabe der Weiber betrifft, so hat sie fürs erste ihren Grund in der Unkenntnis, derzufolge die Evangelisten selbst die ganze Vollzahl nicht wussten - und fürs zweite, auf dass die Weiber der Welt zu einem Anstoße werden sollten - und fürs dritte, dass da niemand die Göttlichkeit Meines Wortes aus der Weiberzahl, sondern lediglich aus der lebendigen Tätigkeit vom Grunde seines Herzens erfahren solle! –

Was aber das von Matthäus allein erwähnte Erdbeben betrifft, so hat es damit seine Richtigkeit auch buchstäblich, aber jedoch soll es vorzüglich geistig genommen werden und bezeichnen die volle Erschütterung des Herzens, bevor des Himmels Zeichen dem Menschen ankündigen sollen, dass Ich aus seinem Grabe auferstanden bin! - Warum aber die anderen drei des Erdbebens nicht erwähnen, hat seinen Grund, dieweil sie das besagte Erdbeben allein geistig nahmen und es durch die gleich geschilderte Furcht der Weiber nur leise andeutend bezeichneten. Es war aber auch eine zierlichere Redensart der damaligen Zeit, irdische Fakta zu verschweigen und sie bloß aus dem Gemütszustande betreffender Menschen entsprechend erkennen zu lassen. Doch an derlei Mückenfängereien liegt wenig, alles aber an dem Tun Meines Willens! –

Was aber da bei Matthäus den blitzgestaltigen und Stein wegwälzenden Engel betrifft, und bei Markus auch zwar einen, aber schon im Grabe sitzenden Jüngling, und was bei Lukas die zwei Männer in glänzenden Kleidern und bei Johannes zwei Engel in weißen Kleidern betrifft, so hat dieser scheinbare Widerspruch fürs erste seinen Grund, was die Zahl betrifft, darin, dass von den höchst gewissensgebundenen ersten zwei Evangelisten nach der altjüdischen Art nur darum eines Engels erwähnt wird, weil die zwei eine Tat verübten und auch nur ein Wort führten. Und fürs zweite, weil nicht alle die sieben Weiber zwei Engel sahen, sondern allein die ersten drei Benannten, die andern vier aber nur einen, und somit dann auch ihre Aussagen vor den Aposteln und Jüngern ungleich waren, darum dann auch Matthäus und Markus als höchst skrupulöse (peinlich genaue) Schreiber sich nicht getrauten, die vielfache Zahl zu nehmen, um sich vor den schriftgelehrten Judenchristen nicht eines Schreibfehlers wegen als unzüchtige Schreiber bloßzugeben, darum sie nicht wüssten, wann von zwei handelnden Wesen die einfache und wann die vielfache Zahl gebraucht werden solle. - Lukas und Johannes aber, da sie das Wort um vieles später niedergeschrieben haben, waren über diese Sprachkleinigkeiten hinaus und gaben die Aussage der ersten drei Weiber vollends kund.

Und endlich liegt ein dritter Grund noch darin, dass Ich es also habe haben wollen der blinden Welt wegen, darum sie Mich verstoßen hatte, auf dass sie sich zu Tode stoßen solle an den Weibern und an der Zahl ihrer Weltgeister! - Und endlich noch des geistigen Sinnes wegen, darum die bloße Hör- und Schaugier nur einen mahnenden Geist hat zur Erweckung des Glaubens; die Liebe Magdalenas aber ersieht auch den höheren Geist der Liebe und des Lebens, der da ist feurig und glänzenden Kleides. - Und somit wäre auch dieser Widerspruch ausgeglichen, geschichtlich und geistig.

Was aber die ungleiche Gestalt der Engel betrifft, so entsprach diese dem Inneren der sieben Weiber; Magdalena sah sie feurig und glänzend, die andern aber nur mit weißen Kleidern angetan. Die Ursache ist die feurige Liebe der Magdalena, und bei den anderen ihre stille Sanftmut und Trauer.

Matthäus gibt somit allein nur das Gesicht der Magdalena aus der schon bekannten Ursache in der einfachen Zahl an. Markus noch skrupulöser als der Matthäus hält sich an die Mehrheit der Stimmen zwar, aber was da die Zahl betrifft, pflichtet er dem Matthäus bei. Lukas gibt die Aussage der Magdalena getreu an, nur gebraucht er statt des Wortes weiß das die Sache mehr erhöhende Wort glänzend, das heißt weiß, soviel wie schneeweiß oder blendend weiß, und schweigt darum vom feurigen Gesicht, um die Doppelaussagen mehr in ein gerundetes Ganzes zu bringen, - und endlich aber auch zufolge Meines Willens, damit dadurch der Übergang vom alleinigen Glauben zur lebendig tätigen Liebe angedeutet würde, wie solches auch wahrlich zu ersehen ist aus der Ordnung der vier Evangelisten. Johannes spricht nur von zwei in weißen Kleidern sitzenden Engeln. Die Ursache liegt hier lediglich im Geistigen seiner evangelischen Ordnung nach, wodurch da angedeutet wird die Unschuld der Liebe und die leidenschaftslose Ruhe des gewonnenen ewigen Lebens; und so verschweigt er als der sonst überfeurigste Schreiber das Feuer der Magdalena und somit auch ihre weltlich leidenschaftliche Liebe zu Mir, die zwar gerecht war, aber dennoch nicht ganz getreu der himmlischen Ordnung.

Und somit wäre auch dieser Widerspruch ausgeglichen. Und so bleibt uns nur noch ein Widerspruch bezüglich der Engel auszugleichen übrig, und zwar der ihrer verschiedenen Stellung.

Bei Matthäus kommen sie vom Himmel, und bekannt ursächlich in der einfachen Zahl, wälzen den Stein vom Grabe oder vielmehr von der Türe des Grabes, und der Engel und die Weiber gehen in das Grab. - Bei Markus ist zwar bei der Ankunft der Weiber das Grab noch verschlossen; aber sobald gewähren sie, dass der Stein abgewälzt wird, worauf sie dann das Grab betreten. - Bei Lukas betreten sie eher das Grab, welches schon offen ist; sodann erst kommen die Engel und geben den Weibern Bescheid - Bei Johannes guckt allein die Magdalena ins Grab und bekommt von den verschiedenorts sitzenden Engeln den tröstenden Bescheid; und solches geschieht erst nachdem, da der von ihr geholte Petrus und unser Evangelist Johannes schon das Grab verlassen hatten.

Die scheinbare Verschiedenheit der Aussagen rührt fürs erste, wie alle die früheren Punkte, vorzugsweise nach Meinem Willen wegen und von der heiligen entsprechenden geistigen und himmlischen Ordnung her, in welcher vom äußeren Glauben bis zur innersten Wiedergeburt des Geistes die vier Evangelisten aufeinander folgen!

Dieser Hauptursache zufolge aber dann von der verschiedenen Angabe der sieben Weiber, da eine jede nach der Beschaffenheit ihres inneren Zustandes gesehen hatte, entweder was da aussagt der Matthäus, Markus, Lukas oder der Johannes. - Was aber da ausgesagt wird von den vieren, ist geschehen und gesehen worden, aber nur mit den geistigen Augen, - diese aber sind ja allzeit gerichtet, wie da gerichtet ist das innere Leben aus der Liebe, dieweil des Geistes Schauen nicht ist gleich dem irdischen Schauen, da einer sieht gleich dem andern, sondern jedweder nur sieht, was und wie es in ihm ist, und also es sich dann auch gestaltet.

Dass die Abholung des Petrus und des Johannes nur von Johannes selbst erwähnt wird hat zur Ursache, weil Johannes eigens gemahnt wurde, da er auch verschweigen wollte, diese Begebenheit beizusetzen, damit in ihm alles solle offenbar werden zum geistigen Zeugnisse, dass die wahre innerste lebendige Liebe alles von sich gibt und auch sogar das allerunbedeutendste Geheimnis nimmerdar verschweigen will. Oder erprobt man auf der Welt die echte Liebe etwa nicht schon dadurch, dass der Liebbewerber sieht auf das offene Herz seiner Gewählten; wenn sie aber vor ihm wird heimlich tun und wird ihrer Nachbarin ins Ohr wispeln, was wird er da von ihrem Herzen halten? - Ich sage dir: Er wird es verfluchen und wird sich abwenden von der Treulosen!

Sehet, sonach ist ja schon wieder alles in der schönsten Ordnung. Was die ersten drei der Mitteilung für geringfügig halten, das muss der Vollendete dennoch bekennen und es aussagen! - Ist nun noch irgendein Widerspruch vorhanden? - Und also bliebe schließlich nur noch Meine Erscheinung den Weibern zu erwähnen übrig.

Bei Matthäus erscheint Jesus nur der Magdalena und der anderen Maria, als sie schon auf dem Wege sind zu den Aposteln und Jüngern, unweit des Grabes.

Bei Markus erscheint Er zuerst der Magdalena und wird nicht gesagt, ob Er auch den andern erschienen ist, sondern es wird solches nur unbestimmt dadurch angedeutet, da gesagt ist, zuerst der Magdalena, und von selbst verstanden werden solle, hernach auch den andern.

Bei Lukas erscheint den Weibern Christus gar nicht; und Petrus eilt ohne Johannes erst nach der Nachricht zum Grabe.

Bei Johannes kommt gar nur die Magdalena allein zu den Jüngern und sagt ihnen, dass der Stein abgewälzt ist - und nachdem Petrus und Johannes wieder zurückkehren, da erst erscheint allein ihr der Herr und verbietet der Zudringlichen die Anrührung und ist da weiter von keiner andern die Rede.

Wie alles Frühere, so hat auch dieses alles ganz besonders vorzugsweise einen inneren, allein geistigen Grund. Was daran das Geschichtliche betrifft, so haben eigentlich nur Magdalena zuerst und dann auch die Maria Johanna Jesum gesehen, und zwar die Magdalena zuerst, da sie dann sogleich über Ihn herfallen wollte, aber zurückgewiesen ward. Darauf Ihn dann erst auch die Maria Johanna ersah und dann mit der Magdalena zu Seinen Füßen hinfiel und diese gemeinschaftlich umfasst wurden von beiden. Maria, Jakob und die Salome sahen zwar nichts, sondern empfanden nur die Nähe des Geistes des Herrn. Die drei noch andern aber merkten von der Erscheinung des Herrn nichts und waren unterwegs sogar sehr bemüht, den zweien ihr Gesicht als ein reines Werk ihrer erhitzten Einbildung darzustellen.

Was die erste Benachrichtigung an den Petrus betrifft, so ist da wirklich nur allein die Magdalena die Botin gewesen, und alle anderen sind im Garten geblieben, in dem das Grab in einen Felsen gehauen war - und haben also fünfe den Petrus und den Johannes übersehen. Und nur die Maria Johanna sah den Petrus kommen und abgehen, aber den flinken Johannes hatte auch sie übersehen und hätte auch den Petrus sicher übersehen, so sie nicht die fast außer Atem daher keuchende Magdalena sobald darauf aufmerksam gemacht hätte. Dass sich aber weder Petrus noch Johannes lange am Grabe aufgehalten haben, erklärt sich wohl aus der großen Furcht, welche sie da vor den Juden hatten.

So ihr nun dieses alles zusammenfasset, da kann es euch doch unmöglich mehr schwer werden, den Grund dieser sich scheinbar widersprechenden Angaben der vier Evangelisten mit den Händen zu greifen. Denn je nachdem die Angaben waren von Seiten der verschieden sehenden Weiber an die Apostel und Jünger, also waren auch die Aufzeichnungen nach dem Glauben der Schreiber verschieden; denn obschon sie unter der Leitung Meines Geistes alles dieses geschrieben haben, so war aber ihr Wille dennoch ganz frei und so auch ihr Urteil und ihre Annahme danach. Und so selbst ihr Wille durch die erfolgte Wiedergeburt ein gerichteter gewesen war, da war aber demnach ja ihre Mitteilung, was noch mehr ist, vollkommen Meinem Willen gemäß. Und so ihr dieses alles wisset, da lasset euch durch solche Mückenklüfte nicht mehr beirren, sondern werdet dafür eifrige und wahre Täter des Wortes, so werdet ihr gar bald an keinen Widerspruch mehr stoßen.

So ihr aber nur bloße Hörer des Wortes seid und möchtet dasselbe unter die träge Ordnung eures Verstandes bringen, da werdet ihr freilich gerade dort die größten und die ärgsten Widersprüche finden, wo es sich um eure ewige Auferstehung handelt! - Wenn ihr aber schon durchaus kritisch zu Werke gehen wollet, da fasset zuerst die Ordnung der aufeinanderfolgenden Evangelisten und vergleichet sie mit den vier Hauptzuständen des Menschen, das heißt, von seinem äußersten Glauben bis zur innersten Wiedergeburt; oder da der Mensch am Abende beginnt, durch die Nacht versuchet wird, bis dann die Morgendämmerung anbricht und also stets zunimmt bis zum Aufgange des ewigen Lebenstages durch Johannes! - Verstehet ihr das, so werdet ihr ewig an keine Widersprüche mehr stoßen.

Doch wer da noch irgendeinen Zweifel hätte und könnte sich nicht helfen, der tut immer besser, so er fragt, solange jemand da ist, der mit Licht versehen ist; es wird euch aber schon noch übel ergehen, und ihr werdet eure Untiefen erschauen, so Ich den Leuchter hintanrücken werde. Dann erst werdet ihr alle erfahren, wie blind ihr alle wäret, dass ihr der Worte des Leuchters so wenig mochtet achten. Wer aber kennt und versteht den Leuchter?! - O wie blind doch aber seid ihr noch! - Warum aber seid ihr also blind? Weil in euch noch keine Ordnung ist und also auch keine Festigkeit, darum ihr auch stets schwebet zwischen Nacht und Dämmerung und erkennet darum auch gerade das am allerwenigsten, wodurch ihr zur Wiedergeburt des Geistes gelangen sollet und einzig und allein zur innersten Erkenntnis alles dessen, was des Geistes und somit auch des ewigen Lebens ist! –

Ich aber sage euch, bis jetzt habt ihr das Wort nur gelesen, und alle eure Tat war eine getriebene Tat durch die gewisserart göttlich magische Kraft des Wortes an und für sich selbst. Werdet aber in der Zukunft keine getriebene mehr, sondern freiwillige Täter Meines Wortes, und ihr werdet sofort an keine Widersprüche mehr stoßen! Solches alles aber schreibet euch tiefst in euer Herz, wer Der ist, von Dem diese Worte kommen an euch Grübler, so werdet ihr leben. - Sehet aber zu, dass euch der noch gänzlich unbekannte Leuchter nicht entrücket wird, da es euch allen dann wieder schlecht gehen möchte; denn ihr seid bisher nur Leser, aber noch bei weitem keine Täter des Wortes. - Wisset ihr euch aber eines alten Liedes zu erinnern, das da also anfängt:

Einst schien die Sonne über unsrem Haupte sanft und mild, Da floh'n vor ihrem Licht wir in die Löcher unsrer Becher; Doch bald verschwand dies herrlich leuchtend göttlich Sonnenbild, Und nun drückt uns der Nacht und alles Todes Pfeile Köcher.

Seht, das Lied des Ameisenlöwen ist nicht schlecht und passt recht wohl auf den Zustand des Menschen, da er ein Zweifler ist, wo er schon lange ein Seher sein könnte. Solches also auch beachtet überaus wohl - Amen; und Wer es saget Amen, Amen, Amen.

Quelle: Jakob Lorber, Himmelsgaben Band 3, S.146.

„Wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr Glauben habt und nicht zweifelt,
so werdet ihr nicht allein Taten wie die mit dem Feigenbaum tun,
sondern, wenn ihr zu diesem Berge sagt:
Heb dich und wirf dich in’s Meer!, so wird’s geschehen.
Und alles, was ihr bittet im Gebet,
wenn ihr glaubt, so werdet ihr’s empfangen.“
(Mt 21,21-22)


Predigt zur Auferstehung des Herrn

Empfangen durch Gottfried Mayerhofer am 19.02.1872

Markus 16,1-8:
Und da der Sabbat vergangen war, kauften Maria Magdalena und Maria, des Jakobus Mutter, und Salome Spezerei, auf dass sie kämen und salbten ihn. Und sie kamen zum Grabe am ersten Tage der Woche sehr früh, da die Sonne aufging. Und sie sprachen untereinander: „Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür?“ Und sie sahen dahin und wurden gewahr, dass der Stein abgewälzt war; denn er war sehr groß. Und sie gingen hinein in das Grab und sahen einen Jüngling zur rechten Hand sitzen, der hatte ein langes weißes Kleid an; und sie entsetzten sich. Er aber sprach zu ihnen: „Entsetzet euch nicht! Ihr suchet Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten; er ist auferstanden und ist nicht hier. Siehe da die Stätte, da sie ihn hinlegten! Gehet aber hin und sagt's seinen Jüngern und Petrus, dass er vor euch hingehen wird nach Galiläa; da werdet ihr ihn sehen, wie er euch gesagt hat.“ Und sie gingen schnell heraus und flohen von dem Grabe; denn es war sie Zittern und Entsetzen ankommen. Und sagten niemand etwas; denn sie fürchteten sich.

Der vorherige Evangelientext behandelte Meinen Einzug in Jerusalem und im Tempel; der obenerwähnte beschreibt Meine Grablegung und Auferstehung sowie Meine Erscheinung bei verschiedenen Meiner Jünger und der Magdalena. Zwischen dem Einzug in Jerusalem und Meiner Grablegung liegt Meine gerichtliche Verurteilung, liegen Meine größten, als Mensch und Gott ausgestandenen Schmerzen, Meine größte Demütigung als Schöpfer und Herr der Welt und der Beweis Meiner größten Liebe, der nur Ich allein fähig sein kann, indem Ich ungeschaffener, ewiger Gott und Herr Mich dem allem unterzog, um Meinen geschaffenen Wesen und Geistern als Beispiel voranzugehen, damit sie alle sehen können, was dazu gehört, ein Kind Desjenigen zu sein, der Welten, Sonnensysteme und große Geisterreiche ins Leben rufen konnte und auch wieder aus demselben vertilgen könnte, wenn Sein mächtiger Wille nicht eben durch die allumfassende Liebe zur Erhaltung statt zur Vernichtung des Geschaffenen angeregt würde.

Die letzten Tage Meines irdischen Lebenswandels sollten allen Geistern den tatsächlichen Beweis liefern, dass jeder, der einen Gottesfunken in sich trägt, auch weit über alle Begriffe geschaffener Wesen hinaus, noch größerer Aufopferungen und Verleugnungen fähig ist, und zwar nicht seines eigenen, sondern des Heiles anderer wegen.

In nichts ist das zweite Liebesgebot so ausgeprägt, so in seiner ganzen Fülle erfüllt worden wie in den letzten Tagen Meines Leidens von Mir selbst. Ich erniedrigte Mich als Mensch, alle menschlichen Leiden, die dem irdisch Geschaffenen die größten scheinen – Torturen, Tod und öffentliche Entehrung –, geduldig zu ertragen, und zwar als Mensch für alle anderen Menschen, sie als Meine Brüder betrachtend, welche, obwohl feindlich gesinnt und Meine großen Wohltaten mit Undank und Rache lohnend, Mich doch im letzten Atemzuge noch betend um Verzeihung für sie erflehend am Kreuze sterben sahen.

Was kann die Nächstenliebe mehr tun, als was Ich in jenen Momenten getan habe? – Weil Ich es tat, erhob Ich dieses Gebot der Nächstenliebe, das auch als soziales für das Zusammenleben gilt durch den Satz: „Was du nicht willst, das man dir tut, das tue auch anderen nicht!“, zu einem göttlichen, unzertrennlich verbunden mit dem ersten, nämlich: den Schöpfer über alles zu lieben.

Mein Scheiden von der kleinen Erde, welche Ich unter Millionen und Millionen von Erdkörpern und Sonnen zum Schauplatz Meiner größten, nur Mir möglichen Tat, auserkoren hatte, dieses Scheiden besiegelte mit dem letzten Atemzuge die Göttlichkeit der beiden von Mir aufgestellten Liebesgebote. Ich als Mensch übte beide in ihrer größtmöglichen Erfüllung und hinterließ so der Menschheit das Ideal eines Erdenmenschen, wie er sein soll. Ich zeigte als Geist Meinen höheren Wesen und Engeln, was sie zu vollbringen imstande sein und nach was sie streben sollen, wenn der Moment der Prüfung auch an sie herantritt.

Auf der Erde war der Schlussstein zur Gewissheit Meiner Göttlichkeit die Auferstehung von den Toten; denn ohne sie wären Meine Lehre, Meine Taten, überhaupt Mein Lebenswandel bald vergessen worden. Meine Jünger hätten sich zerstreut, wären für sich Mir vielleicht noch angehangen, aber für ihre Mitmenschen nicht mehr fruchtbringend gewesen.

Meine Jünger glaubten wohl an Meine Göttlichkeit unter dem Einfluss Meiner Gegenwart. Meine persönliche Erscheinung, Meine Worte und Meine Taten waren zu gewichtig, als dass sie nicht auf Meine Umgebung gewirkt hätten; jedoch, einmal Meiner Person entledigt und frei von diesem moralischen Druck, hätte die Welt nach und nach ihre Rechte wieder auf sie geltend gemacht und den von Mir gemachten Eindruck während Meines Lebenswandels stets mehr geschwächt und endlich gar verwischt. Wenn von Meinem Lebenswandel nichts übriggeblieben wäre als die Erinnerung an Vergangenes – obgleich Wunderbares und Unbegreifliches –, musste, sollte all Mein Wirken nicht umsonst gewesen sein, durch ein Entgegenhandeln allen bis jetzt gewohnten Gesetzen, die Auferstehung vom Tode Meine Göttlichkeit beweisen und dadurch den Glauben Meiner Jünger und Anhänger kräftigen, um sie dadurch erst zu ihrer ferneren Mission reif zu machen.

So war Meine Auferstehung der Schlussstein dieses nie zu vernichtenden Glaubens- und Religionsgebäudes, welches bis jetzt allen Stürmen widerstand, und welches bald in seiner ganzen Reinheit und seinem Glanz auf Erden prangen und so der Vermittler zwischen zwei wichtigen Faktoren der Schöpfung sein wird, nämlich zwischen Materie und Geist oder zwischen dem Reich des Materiellen und dem Geisterreich.

Ja, so muss es geführt werden, und so muss es kommen, damit auf eurer Erde überall anerkannt wird, dass die Materie nur die Umkleidung des Geistigen ist, und dass die Materie oder das Weltliche nur des Geistigen wegen geschaffen wurde.

Alles Materielle muss vergeistigt werden, damit die Menschen sich Meinem geistigen Reich nähern können, und damit die andern geschaffenen Wesen auf dem Erdball, der Vervollkommnung der Menschen nachstrebend, ebenfalls höher und höher steigen, bis der Erdball selbst, seiner Dichtigkeit entbunden, zur Auflösung keinen Gewaltschritt, sondern nur den des sanften Überganges nötig haben wird.

Um euch diesen Vergeistigungsprozess klar durchschaubar und begreiflich zu machen, was Meine Auferstehung sowie Meine Leidensgeschichte der letzten Tage Meines irdischen Lebenswandels bis zu Meinem Tode bedeuten, muss Ich euch daran erinnern – was Ich schon mehrmals wiederholt habe, dass alle Meine Taten und Worte, ja selbst die Weltereignisse während Meiner Lehrjahre, sich nach und nach bis zu Meiner künftigen, nahe bevorstehenden Wiederkunft wiederholen werden, und zwar in geistigen Entsprechungen und nicht tatsächlich an Meiner Person wie in jener Zeit.

Was Ich in jener Zeit als Menschensohn auszustehen hatte, das galt auch für das Fortschreiten Meiner Lehre, welche Mich jetzt auf eurer Erde geistig darstellt. Auch sie wurde verunreinigt, verspottet und schändlicher Unfug mit ihr getrieben; endlich hat man sie in euren Kirchen, als großen Grabgewölben, zu Grabe getragen und auf sie einen schweren Stein, den Stein des nichtigen Kultus, gewälzt. Dort sollte sie ewig ruhen und nur denen nützen, die weltlichen, aber nicht geistigen Nutzen daraus ziehen wollten.

So war der Gang der Weltgeschichte das genaue Abbild Meiner Lehrjahre. Allein, wie es in eurem Leben in geistiger Hinsicht drei wichtige Abschnitte gibt, nämlich das Kindesalter – entsprechend dem unbedingten Glauben –, das Jünglingsalter – entsprechend dem Urteilen über das Geglaubte – und das Mannesalter – entsprechend dem Unterscheiden von Schein und wirklichem Sein –, so folgte auch Meine Lehre all diesen Phasen, teils während Meines eigenen Unterrichts, teils später nach Meinem Hingang bis jetzt und weiterhin.

Fortsetzung siehe "Betrachtungen zum Osterfest", Teil 4