"Folgt er (der Mensch) Meinem Beispiel, so wird auch ihm die Auferstehung in seiner geistigen Wiedergeburt zuteil werden; folgt er aber der Welt, so wird sein Schicksal das Jerusalems sein, welches, bei den Weltfreuden beharrend, nach kurzer Zeit ein Trümmerhaufen war..." (Aus: "Predigt zum Einzug in Jerusalem")



Betrachtungen zum Osterfest


Gegeben von unserem Herrn und Vater Jesus Christus
an Jakob Lorber und Gottfried Mayerhofer


Eine Zusammenstellung von Texten aus der Neuoffenbarung



1.Teil
. Zur Fastenzeit
- Allgemein vorbereitende Worte
- Passion Christi nach dem Großen Evangelium Johannes
. Palmsonntag
- Die Erzählung vom Einzug Jesu in Jerusalem aus der Bibel
- Die Erzählung vom Einzug Jesu in Jerusalem aus dem Großen Evangelium Johannes
- Predigt zum Einzug Jesu in Jerusalem
- „Und sie führten das Füllen zu Jesus…“
. Gründonnerstag
- Die Erzählung vom letzten Abendmahl und die Geschehnisse an diesem Abend aus der Bibel
- Die Erzählung vom letzten Abendmahl und die Geschehnisse an diesem Abend aus GEJ
- Zum grünen Donnerstag
- Von der Fußwaschung

2.Teil
- Ein ernstes Wort zum Gründonnerstag
- Wahres Abendmahl
- Zum Verständnis des Abendmahles
- Zum Ostermahl
- Haltet euch an die Liebe!
- Zum Gründonnerstag II
. Karfreitag
- Die Erzählung vom Leiden und Sterben des Herrn aus der Bibel
- Die Erzählung vom Leiden und Sterben des Herrn aus dem Großen Evangelium Johannes
- Am Karfreitag
- "Mich dürstet! Es ist vollbracht!"
- „Jesus nun, der Seine Mutter sah und den Jünger dastehen…“
- „Dieser ging zu Pilatus und bat um den Leichnam Jesu“

3.Teil
- Das Leiden des Herrn - Fasten, Armut, Liebe
. Ostersamstag
- Über den Tod des Herrn
- Am Ostertag
. Ostersonntag
- Die Erzählung von der Auferstehung aus der Bibel
- Die Erzählung von der Auferstehung aus dem Großen Evangelium Johannes
- Die vier Evangelien über die Auferstehung des Herrn
- Predigt zur Auferstehung des Herrn

4. Teil
- Am Ostersonntag
- Das Fest Meiner Auferstehung als Grundlage aller edleren Kultur
- Die Erlösung

. Zwischen Ostern und Himmelfahrt
- Die Erzählung von den Erscheinungen Jesu aus der Bibel
- Die Erzählung von den Erscheinungen Jesu aus dem Großen Evangelium Johannes
- Predigt am Sonntag nach Ostern - Die Erscheinung Jesu bei den Jüngern
- Was Jesus tat zwischen Ostern und Himmelfahrt

 

Zur Fastenzeit


 

Allgemein vorbereitende Worte

Empfangen durch Gottfried Mayerhofer am 23.03.1874

Es nahet sich wieder die Woche, wo in der ganzen Christenheit wenigstens von vielen einmal wieder ernstlicher an Mich gedacht wird, freilich in ganz verschiedener und nicht zu korrekter Weise, wie Ich es möchte, oder wie Ich es bei Meinem Erdenwandel eingesetzt haben wollte. – Allein, lassen wir das dahingestellt sein, es wird sich schon noch alles geben, umso mehr, da schon seit einiger Zeit die nötigen Vorkehrungen in geistiger Hinsicht getroffen sind, um endlich einmal Licht dort scheinen zu lassen, wo bis jetzt nur Finsternis geherrscht hat. Auch ihr, Meine Kinder, erinnert euch bei dieser herankommenden Woche an die Worte, welche Ich euch in früheren Jahren stets gegeben habe, und so mancher sehnt sich wieder nach neuen, während er doch eher ein besseres Resultat von sich erwarten sollte, oder in sich einkehren, inwiefern gemäß der früheren Worte er seiner Mission nachgekommen ist, sodass er von Mir keine neue Ermahnungen oder Lehren bedürfte; da Ich aber der Vater der Liebe bin, und sehr gut weiß, mit welchen schwachen Kindern Ich zu tun habe, so will Ich eure Generalbeichte hinschreiben lassen, anstatt ihr Mir sie vorsagt; denn so mancher würde vielleicht seine Hauptfehler auslassen, während Ich nicht gesonnen bin, auch nur einen mit Stillschweigen zu übergehen.

Seht, diese kommende Woche erinnert euch an zwei Tatsachen: Erstens an Mein eigenes Bild der Auferstehung, der Demut, der Nächstenliebe, der Vergebung der Sünden Meiner Feinde, zweitens an das große Opfer, welches Ich als Schöpfer in Menschengestalt für euch brachte, um euch nicht zu leidenschaftlichen Tieren heruntersinken zu lassen, sondern eure geistige Würde zu retten, dass ihr so, entsprechend Meinem Ebenbild, das werdet, zu was Ich euch geschaffen habe!

Was das Erste betrifft, so ist natürlich die Frage zu beantworten, wie und inwiefern seid ihr Meinem Beispiele nachgefolgt, wie habt ihr eure Nächstenliebe gegen eure Mitmenschen bewährt, wie habt ihr Demut, Verzeihung und Liebe ausgeübt?

Nun, da greife ein jedes in seine eigene Brust, erforsche sich, und findet er seine Hauptschwächen, so verbessere er sie; denn wenn Ich euch eure Schwächen aufzählen sollte, so versichere Ich euch, da sieht es schlecht aus; denn keiner, ohne Ausnahme, ist das, was er sein sollte oder das, was Ich von ihm verlangen könnte, nach der Gabe so vielen Lichtes zu rechnen, was ihr bis jetzt von Mir empfangen habt; denn überall sehe Ich Intoleranz, falschen Bekehrungseifer, unnütze Geschwätzigkeit und schadenfrohes Aufdecken der Fehler anderer! Wahrlich das sind nicht Eigenschaften Meiner Schüler, oder sollten sie wenigstens nicht sein!

Eben in dieser nächsten Woche steht das Bild der größten Entsagung, der größten Duldung und der größten Liebe vor euch, und wie wenig habt ihr diesem Bilde gleich gelebt und gehandelt! Während Ich einst sagte: „Wer reinen Gewissens ist, der hebe den ersten Stein auf“, so habt ihr oft mit selbst besudeltem Gewissen andere Fehlende einem ganzen Steinregen ausgesetzt, und erbarmungslos in den Kot gezogen, was mit gelinder Hand aus selbem gezogen werden sollte! Ich sprach am Kreuze noch: „Herr! Verzeihe ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!“. Wann habt ihr solch‘ eine Sprache geführt, wann habt ihr Unbilden anderer in den Sand geschrieben? Seht, da forscht in eurem Herzen nach, und ihr werdet mit Schaudern ersehen, wie viele schwarze Flecken in selbem sich zeigen, wie viele beschmutzte Blätter ihr in eurem Lebenstagebuch besitzet! Ihr wollt ein Wort von Mir, von Mir, Der einst die größten Opfer gebracht hat, um euch geistig zu retten; und jetzt, wo ihr wisst, wie ihr euch selbst retten könntet, jetzt verlangt ihr wieder Worte, die Ich zu euch sprechen soll, statt dass ihr im Gebete zu Mir euch richten solltet um Verzeihung aller begangenen Fehler, die ihr mit und ohne Willen seit Jahresfrist auf dem Gewissen habt! Ich glaube aus alledem, was ihr bis jetzt von Mir erhalten habt, leuchtet ganz deutlich hervor, wie ihr denken, leben und handeln sollt und es ist nicht immer nötig, mit neuen Worten stets das Alte wieder zu sagen, ihr solltet doch schon begriffen haben, dass mit dem Lesen und Anhören Meiner Worte allein es nicht genügt als Nachfolger Meiner Person zu erscheinen, ihr solltet doch wissen, dass nicht gelegentliche Andacht oder Erhebung des Gemütes zu Mir schon genug ist, um „Mein Kind“ zu sein, sondern ein beständiger Hinblick auf Mich, ein beständiges Denken, dass jeder Pulsschlag eures Herzens eine Gnade von Mir ist, deren ihr meistens nicht würdig euch benehmt, dass alles Gute, was euch begegnet, von Mir kommt, und alles Schlechte, was euch zustößt, meistens euer eigenes Verschulden zum Grunde hat; ihr solltet doch zu dieser Einsicht gekommen sein, dass „Mensch“ nach Meinem Sinne zu sein, nicht so leicht ist, und ebendeswegen alle Mühen, alle Kräfte drangesetzt werden sollen, um nur entfernt das anzustreben, zu dem euer Leben meistens zu kurz ist, sodass ihr das Versäumte im Jenseits erst nachholen müsst, und zwar mit doppeltem und dreifachem Zeitaufwande und Schwierigkeiten! Dieses alles sollte eure Seele als Bild vor sich hinstellen, um sich dann zu fragen: „Bin ich denn so, wie eben jetzt in dieser herannahenden Woche ich meinem Jesus, meinem Schöpfer erscheinen möchte, und ist wohl mein eigenes Gebahren wert, dass eben dieser Jesus, dieser „Gott der Liebe“ solch‘ großes Opfer meinetwegen brachte, nur um uns undankbaren, schwachen und leichtsinnigen Geschöpfen zu zeigen, welchen Geisteswert sie eigentlich haben sollten, und welch‘ hohen Ursprungs ihr besseres geistiges Ich selbst ist?“ Diese Gedanken sollten euch in diesen Tagen beseelen, wo formell Mein Leichnam in vielen Kirchen ins Grab gelegt wird, um nach drei Tagen wieder aufzuerstehen, was zwar in den Kirchen wieder mit Zeremonien nur geschieht; denn diese Vertreter haben Mich schon längst ins Grab gelegt, und dort aber ruhig liegen lassen, bis Ich des Harrens müde, jetzt leider, aber zu ihrem Schrecken, Selbst Meine zweite Auferstehung halte, um ihnen zu zeigen, nicht wie sie glauben, dass Ich ihnen dienen muss, sondern dass sie Mir dienen müssen!

Legt auch ihr Mich nicht ins Grab, verziert nicht mit schönen Einbänden Meine Worte, die Mein Ich vorstellen, und lasst sie dann im Bibliothekkasten ruhig stehen, sondern lasst diesen Christus in euch auferstehen; Er wurde, es ist wahr, in euer Herz gelegt, aber auf dass Er lebendig werde, auf dass auch in euch nur leuchte Seine Liebe, Seine Demut und Seine Opferbereitwilligkeit; solange ihr diesen Eigenschaften nicht nachkommt, solange habt auch ihr nur einen toten Leichnam in eurem Herzen und nicht das warme lebendige Wort, welches einst die Welt erschuf, sie vergeistigt, sie erhält, und jetzt bald wieder in allen Räumen von neuem erleuchten wird, um zu zeigen, dass trotz allen Machinationen Sein Wort, sowie Seine Taten ewig leben, und ewig den Glanzpunkt für alle geistigen Wesen bilden werden, die vom Schöpfer ausgegangen wieder zu Demselben zurückkehren müssen.

So fasst diese nächste Woche auf, ihr wollt ja alle „Meine Kinder“ werden, und von Mir so genannt sein, zeigt euch dieses Namens und des damit verbundenen Segens und eigener Glückseligkeit würdig, und es wird sodann in eurem eigenen Herzen der ins Grab gelegte Christus in Seinem schönsten Lichte wiederauferstehen, Er wird Sein und euer Geburtsfest feiern, indem Er in euch tätig als Liebe gegen den Nächsten die Gottesliebe befestigt, und während Er so wiederauferstanden ist und ihr wiedergeboren seid, dass ihr dann den ganzen Bereich Seiner Liebe und Seiner Macht erkennen mögt!

So sollt ihr (auch ohne ein neues Wort von Mir zu verlangen) jedes Jahr gereinigter und geistig höher vor Mir stehen, und mit dem Vorsatze euch stets zu verbessern, nach und nach fortzuschreiten, bis einen Jeden sein irdisches Lebensziel zu Mir ins Jenseits näher führt, wo zwar die Kämpfe und Leiden nicht aufhören, ihr aber je nach geistig errungener Stufe mit mehr Kraft und Macht ausgestattet sein werdet, auch diese größere Geistesschule zu Meiner Zufriedenheit zu durchgehen, wo stets größere Forderungen aber auch größere Seligkeiten bedingen.

Daher Meine Kinder, „wachet und betet, auf dass ihr nicht in Versuchung fallet!“

So, wie Ich es einst Meinen Jüngern am Ölberge zurief, so sage Ich es euch jetzt wieder: „Bewachet eure geheimsten Triebe!“ Wenn sie euch beschleichen, auf dass ihr nicht fallt; denn wie einst Petrus seine Verleugnungen bereute, so wird auch bei euch der fehlerhaften Tat die Reue folgen; suchet vielmehr durch guten Willen und gute Taten eure Zufriedenheit und Ruhe zu befestigen; damit ihr erstarket und nicht wie ein Schilfrohr von jedem leichten Winde der menschlichen Leidenschaften euch beugen lasset! Betrachtet Mein Erdenleben! Wie oft fühlte nicht auch Ich die Wehen der menschlichen Natur, und widerstand ihnen; so wie Ich dort als Mensch, so könnt auch ihr als solche siegen, um geistig eurer selbst nicht unwürdig zu sein. Dass aber dieses nicht so leicht, nicht so tändelnd geschehen kann, versteht sich von selbst. Ich als Mensch widerstand allen Versuchungen, weil Ich stets Meiner Mission eingedenk Mich nie unter diese Würde beugen wollte; ihr als Meine Nachfolger müsst diesem Beispiele folgen; denn deswegen bin Ich gekommen, euch durch Wort und Tat zu zeigen, was der Mensch vermag, wenn ihn etwas Höheres beseelt, als bloß der gewöhnliche Erhaltungs- und Genusstrieb. Ich verfolgte Meinen Zweck bis ans Ende, wo die Worte: „Es ist vollbracht!“ die menschliche Lebensperiode abschlossen, und Ich es euch überließ, die eurige zu beginnen.

Jetzt, wo diese Tage als Erinnerung wieder vor eure Seele treten, erinnert euch also wohl, was Ich einst tat, und warum Ich es tat, und so werdet ihr wohl leicht erkennen müssen, welche Aufgabe die eurige ist, die Ich nicht mit den Gedenktagen der Ereignisse aus Meiner Lebensgeschichte wiederholen will, sondern die schon längst mit Flammenschrift in eure Herzen gegraben sein sollte!

Ich stand dort nach erfolgtem Leibestode wieder auf, steht auch ihr auf, nachdem ihr eure eigenen Leidenschaften, d.i. die sinnliche Welt zu Grabe getragen habt, erhebet euch! Irdische Menschen, geistige Kinder eines ewigen Vaters und Bürger eines geistigen Reiches zu werden, zu dem ihr alle einstens bestimmt seid, mit Mir und durch Mich euer großes Auferstehungs- und Wiedergeburtsfest zu feiern, welches ihr hier auf Erden stufenweise in jedem Jahre an den Tagen der Erinnerung Meiner eigenen Taten durch die eurigen erreicht habt, dass ihr einst wie Ich die Krone des Sieges auf dem Haupte auch ausrufen könnt: „Es ist vollbracht!“ „Es ist vollbracht das große schwere Tragen meiner eigenen Menschwerdung, ich habe gekämpft, gelitten und geduldet, aber der Sieg ist errungen, ich habe die irdische Natur besiegt, und stehe geistig vor meinem Schöpfer, vor meinem Christus, der mit Seiner unerfasslichen Liebe mir mit dem Beispiele voranging, um mich dorthin zu führen, wo Finsternis und Kälte aufgehört haben, nur Licht und Wärme, Liebe und Seligkeit diejenigen belohnend genießen, die den Versuchungen widerstanden, ihre Mission beendigt haben, das Auferstehungsfest in vollstem Maße feiern können!“ – So werden diese Worte, und diese Erinnerungsfeierlichkeiten der katholischen Kirche euch auch diesmal entsprechend zu neuer Tätigkeit anspornen, um nächstes Jahr nicht eben gerade auf Meine Worte warten zu müssen, sondern selbst gerüstet dazustehen als wahre Kämpfer für Meine Lehre, für eure eigene Seligkeit und für eure Nebenmenschen; dieses nehmt hin von Mir zu diesen Festen, die ihr nicht äußerlich, aber desto mehr innerlich begehen sollt, damit das Wort wahr werde: „Wer Mich lieben und anbeten will, der muss Mich im Geist und in der Wahrheit anbeten.“ Amen.

Quelle: Festgarten, „Karwoche-Betrachtungen in sieben Worten“, S.1.

 

Passion Christi
nach dem Großen Evangelium Johannes

Sonntag, 6 Tage vor Beginn des Passah-Festes:
Salbung Jesu in Bethanien:  11. GEJ 61-62

Montag der Karwoche:
Einzug Jesu in Jerusalem (nicht am Sonntag): 11.GEJ 66-67
Am Abend: Judas findet keine Ruhe: 11.GEJ 68,28

Dienstag der Karwoche:
Gespräch zwischen Judas und Thomas: 11. GEJ 69,1-23

Dienstag und Mittwoch:
Aufenthalt am Jordan: 11. GEJ 69

Mittwoch der Karwoche:
Judas‘ Vorschlag, die Lage in Jerusalem zu erforschen: 11. GEJ 70,1-5

Gründonnerstag:
Ostermahl mit den Jüngern in Jerusalem: 11.GEJ 71
Judas‘ Verrat und Verhaftung Jesus auf dem Ölberg: 11.GEJ 72
Verhör und Verurteilung Jesu: 11. GEJ 73,1-11

Karfreitag:
Jesus vor Pilatus: 11. GEJ 73,12-37
Jesus Kreuzigung, Tod und Begräbnis: 11. GEJ 74

Ostersonntag:
Jesus Auferstehung: 11. GEJ 76,1-11

 

Palmsonntag


 

Die Erzählung vom Einzug Jesu in Jerusalem aus der Bibel

Der Einzug in Jerusalem:

Matthäus 21,1-11
Markus 11,1-10
Lukas 19,28-40
Johannes 12,12-18

Die zweite Reinigung des Tempels:

Markus 11,15-17
Lukas 19,45-48

 

Die Erzählung vom Einzug Jesu in Jerusalem
aus dem Großen Evangelium Johannes

Der Einzug in Jerusalem

Andern Morgens, schon bevor die Sonne aufgegangen war, waren alle munter, und wir begaben uns sofort ins Freie.

Daselbst rief Ich Meine Jünger, die zwölf Apostel, um Mich und redete sie also an: »Meine Lieben, der heutige Tag wird des Menschen Sohn zu einem hohen Ehrentage bringen, weil es der Vater um der Menschen willen also will! Aber dennoch soll dieses euch nicht weiter berühren, als es der Geist in euch zulässt, damit ihr nicht voll Hochmutes werdet! Verschließet eure Herzen daher gegen alle Einflüsterungen der Eitelkeit und der Herrschsucht, damit der Feind nicht Gewalt über euch erhalte und euch zu seinem Werkzeuge mache!«

Fragten Mich die Jünger, unter denen sich auch Judas wieder befand, der gegen Morgen heimlich wiedergekommen war: »Herr, wie meinst Du das, und wodurch können wir uns schützen vor dem Feinde?«

Sagte Ich: »Sehet und öffnet eure Seelen dem Lichte der Weisheit, so werdet ihr jetzt begreifen, wovon die Propheten geweissagt haben! Liebet aber Gott allein und nicht die Welt, so werdet ihr euch auch schützen können vor allen Angriffen!«

Hierauf wandte Ich Mich nach der Gegend von Jerusalem und rief laut: »Du aber, Tochter Zions, bereite dich, deinen König zu empfangen!«

Nach diesen Worten ging die Sonne hellleuchtend auf mit einem Glanz, wie er noch nicht gesehen ward, und in ebendemselben Augenblick sahen Meine Jünger - außer Judas, der erregt beiseite stand - mit geistigen Augen, wie sich im Äther eine große, weite Stadt bildete, die ein Abbild des irdischen Jerusalems war, doch weit herrlicher. Weit waren die Tore geöffnet, und eine unabsehbare Menge herrlichster Menschengeschöpfe standen erwartungsvoll, als warteten sie eines Fürsten, der da eingeholt werden soll.

Nur kurze Zeit währte dieses geistige Schauen; sodann verschwand das Bild, und Ich sagte zu ihnen: »Dort wird der Sohn erwartet und von jetzt ab thronen in Ewigkeit. Es ist billig, dass auch des Menschen Sohn erhöht werde. Kommt und folget Mir!«

Fragte Mich Petrus, ob Ich denn ohne Abschied von Bethanien gehen wolle und ohne Lazarus und dessen Schwestern zu benachrichtigen.

Sagte Ich: »Weißt du, warum dieses notwendig ist? Ich weiß aber, was Mir zu tun notwendig ist. Also kümmere dich um nichts! Lazarus wird mit seinen Schwestern uns schon zur rechten Zeit zu finden wissen, auch noch viele andere, denen dieser Tag notwendig ist.«

Die Jünger sagten nun nichts mehr, verwunderten sich aber sehr und flüsterten untereinander, was Mein sonderbares Wesen zu bedeuten habe; denn so hätten sie Mich schon lange nicht mehr gesehen. Johannes aber ermahnte sie, sich jeden Wortes zu enthalten und stillschweigend zu tun, was Ich verlangen würde, damit nicht das Geringste gegen Meinen Willen getan werde. Das gelobten auch alle, und besonders Petrus versicherte hoch und heilig, Mir bis in die Hölle zu folgen, auch wenn er nicht wüsste, warum Ich diesen Weg ginge.

Meinte Judas, der diese Worte gehört hatte, lächelnd: »Freund, der Herr weiß schon, welchen Weg Er zu wandeln hat! Nicht in die Hölle, doch zum Ruhm und zur Ehre Seines Volkes wandelt Er den Weg des Gottgesandten!«

Begeistert blickte er auf Mich hin; denn Mein lauter Ausruf schien ihm eine Bestätigung aller seiner Wünsche zu sein, sodass er den Weg zu allen Ehren offen sah, die ihm ebenfalls werden mussten als dem Wegbereiter des Messias, der ihm viel zu danken haben würde.

Petrus sah erstaunt auf Judas hin, der eine so stolze, selbstbewusste Haltung zeigte, schwieg jedoch, da ihm das ganze Gebaren dieses Morgens höchst wunderlich ankam, und setzte nun mit den anderen elf ruhig seinen Weg fort. –

Wir waren nun auf dem halben Wege von Bethanien bis zu den Toren von Jerusalem gekommen. Vor uns lag zur linken Hand ein Örtchen, welches Betphage hieß, nun aber ganz verschwunden ist, als Ich Meine Jünger aufforderte, dass zwei von ihnen Mir einen Liebesdienst erweisen sollten. Es meldeten sich nun alle dazu. Ich aber wählte Johannes und Petrus und hieß sie, in den Ort zu gehen, welchen sie vor sich sähen. Daselbst würden sie an dem ersten Hause eine Eselin finden, welche, mit ihrem Füllen angebunden, das Gras abweide.

»Dieses Füllen bringet Mir; denn Ich bedarf seiner! Und wenn euch jemand etwas sagen wird, so sprecht: Der Herr bedarf ihrer. Sogleich wird er sie euch überlassen. Werdet ihr gefragt, wer euch gesandt hat, so antwortet nur: 'Der Herr ist es und bedarf des Tieres!', so wird man es euch geben!«

Die beiden gehorchten auch alsbald und begaben sich nach dem Orte, während wir uns am Wege unter Sträuchern und blühenden Bäumen lagerten, die Rückkunft der Abgesandten zu erwarten.

Es wohnte aber in Betphage ein Mensch namens Migram, welcher ein römischer Lanzenträger gewesen war, viele Feldzüge mitgemacht hatte und sich bei dem Heere eine geachtete Stellung durch seine Tapferkeit und Klugheit errungen hatte, weswegen er von seinen Vorgesetzten wohlgelitten war. Als eine schwerere Verwundung, durch welche er das rechte Bein nachziehen musste, ihn zwang, den Abschied zu nehmen, war er reich beschenkt und mit der Befreiung von jeglicher Steuerzahlung entlassen worden. Dieser, ein früherer Bekannter des alten Markus, hatte bei seinem Freunde Heilung gesucht in seinen Bädern und hatte bei der Abreise die schon früher erwähnte Eselin gekauft und nach seinem Häuschen mitgenommen, wo sie ihm als treues Tier diente, das seinem Herrn die Erzeugnisse seines kleinen Gartens nach Jerusalem zum Verkauf trug.

Dieser Migram hatte durch Markus viel von Mir gehört, war in Meine Lehre eingeweiht und als Römer, der sich um die Jerusalemer Juden nicht kümmerte, da er nur mit den Abgesandten und Bürgern Roms sich abgab, ein offener Anhänger von Mir. Als daher die beiden Jünger zu seinem Hause kamen, dort auch beide Tiere fanden, von denen sie alsbald das jüngere von den Fesseln lösten, trat der Besitzer schnell aus seinem Hause und mit ihm mehrere andere, die sich bei ihm eingefunden hatten, um Früchte zu kaufen, und fragte sie barsch, wie sie dazu kämen, das Tier mitnehmen zu wollen.

Johannes antwortete sogleich nach Meinen Worten, und Migram, hoch erfreut, als er hörte, es gälte, Mir einen Dienst zu erweisen, beeilte sich, schnellstens auch die alte Eselin loszulösen, um sie selbst mitsamt dem Füllen Mir zuzuführen. Zwar sagten die Jünger, der Herr brauche nur das Füllen. Er aber hörte nicht darauf in seinem Eifer und trieb schnell die Tiere an, um den Ort zu erreichen, wo Ich Mich aufhielt, so dass die Jünger Mühe hatten, ihm zu folgen.

Als Migram Mir nun die Tiere brachte, die er Mir freudvoll anbot, sagte Ich zu ihm: »Migram, Ich erkenne deinen guten Willen und werde es dir vergelten, was du sofort an Mir tatest, als Ich die Meinen zu dir sandte! Doch jetzt bereite Mir das Tier, welches Meine Jünger von dir forderten, als Reittier!«

Er tat denn auch gleich also, indem er seinen Mantel, den er nach römischer Sitte trug, zusammengefaltet über den Rücken des Tieres ausbreitete. Ebenso taten auch einige der Meinen, um einen bequemen Sitz zu erlangen.

Als wir noch mit diesen Vorbereitungen beschäftigt waren, kam ein großer Trupp Menschen die Straße von Jerusalem heraufgezogen. Als sie unser ansichtig wurden, eilten sie auf uns zu, und in kürzester Zeit waren wir von einigen Hunderten von Menschen umringt, welche Mich stürmisch bewillkommneten und als Retter Israels begrüßten. Es waren das aber zumeist zum Feste hinzugezogene Juden, welche Mich teilweise von Meinen Reisen durch das Land her kannten und daher Mich und Meine Jünger bereits früher als Heilsspender kennengelernt hatten. Diese Menschen priesen Mich als ihren König, zumal viele unter ihnen waren, die damals von Mir wunderbar gespeist worden waren und bereits damals die Absicht hatten, Mich zum König auszurufen, weswegen Ich Mich ihnen entzog.

Als diese Mir begeistert zuriefen, kam Lazarus mit seinen Schwestern und seinem nächsten Hausgesinde, die ausgegangen waren, Mich zu suchen, eiligst auf Mich zu, drängten sich durch die Mich Umstehenden hindurch und waren erfreut, Mich gefunden zu haben. Als die Anwesenden den allen wohlbekannten Lazarus erblickten, dessen Name seit seiner Erweckung in aller Munde war, kannte ihr Jubel keine Grenzen, und unter Hosianna und Heilrufen wurden wir alle umgeben. Ich wehrte diesen Ehrenbezeigungen nicht, sondern bestieg schweigend das zubereitete Tier, das sich nun auf der Straße nach Jerusalem hin bewegte.

Die Menge wuchs aber mehr und mehr an, da durch den Lärm alles angelockt wurde und nachfolgte. Die Menschen hieben grünende Baumzweige ab und streuten sie auf den Weg. Sodann breiteten sie ihre Kleider aus und ließen das Lasttier darüber hinweg treten, - alles Ehrenbezeigungen, mit denen die früheren Könige begrüßt wurden. Als wir uns dem Abhang des Ölberges näherten, von wo aus man eine weite Übersicht über Jerusalem hatte, sahen wir Tausende an den Toren stehen und das Kidrontal angefüllt mit Menschen.

Jerusalem war zwar eine große Stadt, jedoch konnte es zur Osterzeit die Anzahl der vielen Fremden nicht fassen. Es war daher Sitte, dass die ärmeren, oder auch solche, welche zu spät gekommen waren, um in den überfüllten Herbergen noch ein Unterkommen zu finden, im Kidrontal unter freiem Himmel oder in Zelten sich lagerten; denn nächst dem Tempel galt das Kidrontal als geheiligter Boden. Alle diese, welche auch jetzt in dem Tale sich gelagert hatten, strömten herbei, da sie durch das Gerücht erfahren hatten, Ich käme nach Jerusalem, um Mich zu bewillkommnen, wobei sie Meine Taten und hauptsächlich des Lazarus Erweckung, der nun sichtbar neben Mir herging, laut priesen und so in den allgemeinen Lobgesang miteinstimmten.

Als wir zu dem Tore Jerusalems kamen, das vom Ölberge aus den Haupteingang bildete, versuchte die römische Torwache, dasselbe zu schließen, da die Wachhabenden fürchteten, es bereite sich ein Aufstand vor. Sie wurden jedoch durch den mächtigen Andrang des Volkes, welches aus der inneren Stadt heraus drängte und vom Tempelvorhof aus teilweise den herannahenden Zug gesehen, sowie auch das Rufen gehört hatte, daran gehindert. Als die Römer außerdem sahen, dass das Volk friedlich mit Baumzweigen und Palmenblättern in den Händen nahte, unterließen sie auch jeden Widerstand, staunten vielmehr den Zug als etwas ihnen noch Unbekanntes und vielleicht zum Feste Gehöriges an. So kamen wir alle ungehindert zur Stadt hinein und nahmen sofort den Zug nach dem Tempel hin.

Jesus im Tempel

Die Pharisäer, Priester und Bediensteten des Tempels waren inzwischen in größte Aufregung geraten, was bei dieser großen Kundgebung zu tun sei. Dass es unmöglich sei, sie mit Waffengewalt zu unterdrücken, sahen sie sehr bald ein, da sicherlich sofort ein Aufruhr gegen die ohnehin missliebige Tempelwirtschaft entstanden wäre. Das Volk war in einem Begeisterungstaumel, der durch Gewalt nicht hätte beseitigt werden können. Es blieb ihnen also nichts anderes übrig, als vorläufig die Dinge gehen zu lassen, um daraus bei einem unvorhergesehenen Umschwung nach Möglichkeit Vorteil für das Ansehen des Tempels zu ziehen.

Vor allen Dingen riet der Hohepriester Kaiphas in einem schnell zusammengerufenen Rat, es abzuwarten, was Ich denn eigentlich beginnen wolle und wohin Ich die ganze Bewegung zu lenken dächte. Wolle Ich Mich zum König ausrufen lassen, so stände ihnen die Macht der Römer schnellstens zur Seite, gälte es aber dem Tempel und dessen Dienern, so würde Ich, ohne das Volk zu erbittern, auch nur wenig tun können, da dieses sich den Glauben an Jehova nicht nehmen lassen würde. Es käme also zunächst darauf an, abzuwarten und alle etwaigen Fehler Meinerseits klug auszunutzen.

Sie selbst, die Priester, jedoch beschlossen, sich nicht sehen zu lassen, sondern den Tempel gerade weit zu öffnen, sodass dessen Heiligkeit selbst zum Volke spräche. Es wurden daher schnellstens alle Tore geöffnet, auch das Heilige nicht verschlossen, jener Raum, den ohne Vorbereitung kein Israelit betreten durfte und auch kein Priester ohne besondere Zeremonien, Gebet und vorherige Waschung betrat.

Die Tempeldiener jedoch wurden schnellstens angewiesen, den Verkäufern in den Vorhallen des Tempels, die sich wieder recht zahlreich eingefunden hatten, Mitteilung von Meinem Kommen zu machen, damit eine ärgerliche Szene, wie Ich sie schon einmal bereitet hatte, vermieden würde. Diese Vorsorge kam jedoch zu spät; denn kaum hatten die Geldwechsler und Verkäufer aller Art, durch das Geschrei außerhalb der Mauern aufmerksam gemacht, vernommen, um was es sich handle, als sie auch schon, in guter Erinnerung Meiner früheren Tat, schnellstens ihre Sachen zusammenpackten und fluchtartig mit ihren feilgehaltenen Waren das Gebäude verließen.

Diese zweite Reinigung des Tempels, welche nicht direkt durch Mein Auftreten geschah, hat zu Missverständnissen Anlass gegeben, als sei die früher geschilderte Szene jetzt bei Meinem Einzug geschehen, während sie doch viel früher, zu Anfang Meines Lehramtes geschah.

Als nun das Volk mit vielem Geschrei in den Tempel eindrang, suchte es vor allen Dingen nach den Priestern; vornehmlich wollte es von dem Hohenpriester Kaiphas verlangen, dass er Mich mit heiligem Salböl zum Könige salbe, worauf sie Mich in die Zionsburg zu führen gedachten, um Mir zu huldigen. - Die Priester jedoch waren nicht zu finden. Ungehindert drang das Volk durch die Vorhöfe in das Heiligtum ein.

Die Meinigen umdrängten Mich besorgt, da sie sahen und hörten, welche Absichten das Volk mit Mir hatte, und Petrus fragte Mich besorgt: »Herr, was soll das werden, willst Du Dich hier zum Könige Israels ausrufen lassen?«

Ich hieß ihn schweigen und gebot den Umstehenden, Mir Platz zu lassen, um in den Tempel ungehindert eintreten zu können, nachdem Ich das Lasttier bereits früher verlassen hatte.

Das Volk gehorchte, und Ich betrat, gefolgt von viel Volkes, durch die Hallen das innere Heiligtum, betrat das Heilige selbst und schritt auf den großen Opferaltar zu, dessen Stufen Ich bestieg.

Hierhin durfte das gewöhnliche Volk nach den Tempelsatzungen nicht folgen, sondern musste außen in den Gängen stehenbleiben, von wo aus es den priesterlichen Handlungen in dem Heiligen zuschauen konnte.

Die Pharisäer und Tempelobersten hatten ganz richtig die leicht erregbare Stimmung des Volkes beurteilt; denn während dieses vordem sich nicht besonnen hätte, die Priester nach seinem Willen zu zwingen, falls diese sich nicht willfährig zeigten, so war jetzt durch den Eindruck, den der Ort selbst machte, und an dem durch die Abwesenheit aller Priester keine persönliche Anfeindung möglich war, der allgemeinen Erregung ein feierliches Verstummen und die Erwartung dessen, was Ich beginnen würde, gefolgt. Ich hatte auch den Meinen geboten, zurückzubleiben, und so stand Ich denn nun allein, von allem Volke gesehen.

Mit lauter Stimme sprach Ich nun zum Volke: »Es ist die Stunde gekommen, da nun alle Welt an sich erfahren soll, wohin die Wege führen, welche sie bisher betreten hat, und jeder sich entscheiden soll, ob er zum Vater will oder nicht. Ihr habt Mich hierhergeführt in dieses Haus, wo der Geist Gottes früher sichtbarlich wohnte; doch jetzt ist er aus diesen Mauern gewichen, und leer ist die Stätte geworden. Nun aber hat er sich eine andere Stätte gewählt, und jeder Mensch kann sich einen Tempel bauen, so er nach Meinen Worten handelt und nach Meinen Lehren, die Ich euch gegeben habe.

Ein jeder lasse sich tragen von der Demut und gehe sodann geraden Weges ein in das erbaute Gotteshaus, das da leer geworden ist, doch von neuem angefüllt werden soll von den Taten der Liebe. Jede Liebestat ist ein Baustein zum Tempel, und es wird dieser Tempel gekrönt werden mit dem Zeichen der Weisheit und der Kraft, so nur allein die Liebe den Grundstein bildet. Darum aber bin Ich zu euch gekommen, dass ihr die Liebe von Mir lernet, die ihr missachtetet, - nicht die Eigenliebe, die ihr wohl habt, sondern die Liebe zum Nächsten, welche ihr nicht habt, die euch aber vergöttlicht und allein zu Gott führen kann.

So ihr aber glaubt, Ich sei und wolle sein euer König, so wisset denn, dass Mein Reich nicht von dieser Welt ist, sondern dass dieses in aller Herrlichkeit in dem Menschen wohnt und das Erbteil bildet, welches der Vater dem Sohne und durch Diesen allen Menschen auf Erden und allen Himmeln gegeben hat. Denket also nicht, Ich würde einziehen in die Burg Davids, um ein irdisches Reich zu gründen! Wer Mir folgen will, der folge Mir nach in Meinen Taten, so wird er selig werden. Der Sohn ist vom Vater, und weil Er vom Vater ist, ist Er in Ihm und der Vater in dem Sohne, und wer dem Sohne folgt, folgt dadurch auch dem Vater.

Bringet her zu Mir alle, die da gebrochenen Leibes und Herzens sind, so werde Ich sie heilen, damit sie gesunden! Die da aber gebrochenen Verstandes sind, werden sich an Mir stoßen, und Ich werde sie nicht heilen können; denn wer sich an Mir stößt, der ist voll Ärgers und Hochmutes und entbehrt der Liebe, weil sie ihm unklug und hart erscheint. Ich aber will eure Herzen heilen und durch diese eure Seelen und Leiber; denn nur im Herzen wohnt der Glaube, und wo dieser nicht wohnt, da herrscht Finsternis. Denn der Glaube, der da gewachsen ist aus der Erkenntnis, ist ein Licht, welches jede Finsternis verjagt. Also glaubet an Mich und an den Vater, damit ihr sehet und die Finsternis von euch weiche!

Wahrlich, Ich sage euch: Ohne den wahren Glauben wird niemand selig werden können! Ich aber habe euch gesagt, was und woran ihr glauben sollet. Also handelt auch nach Meinen Worten, so wie Ich nach diesen Meinen Worten gehandelt habe! Alle werden dann tun können, was Ich getan habe, und es wird niemand mehr auf Erden sein, der da sagen kann, es seien ihm die Wege zur Seligkeit verschlossen. […]

Quelle: Leopold Engel, Das große Evangelium Johannes Band 11, Kap. 66-67.

Wisset ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid
und der Geist Gottes in euch wohnt?
So jemand den Tempel Gottes verderbt, den wird Gott verderben;
denn der Tempel Gottes ist heilig, der seid ihr.“
(1. Kor 3,16-17)


Predigt zum Einzug Jesu in Jerusalem

Empfangen durch Gottfried Mayerhofer am 18.02.1872

Matthäus 21,1-9:
Da sie nun nahe an Jerusalem kamen, gen Bethphage an den Ölberg, sandte Jesus seiner Jünger zwei und sprach zu ihnen: "Gehet hin in den Flecken, der vor euch liegt, und alsbald werdet ihr eine Eselin finden angebunden und ein Füllen bei ihr; löset sie auf, und führet sie zu mir! Und so euch jemand etwas wird sagen, so sprechet: 'Der Herr bedarf ihrer!'; sobald wird er sie euch lassen!" Das geschah aber alles, auf dass erfüllet würde, das gesagt ist durch den Propheten, der da spricht: "Saget der Tochter Zion: Siehe, dein König kommt zu dir sanftmütig und reitet auf einem Esel und auf einem Füllen der lastbaren Eselin!" Die Jünger gingen hin und taten, wie ihnen Jesus befohlen hatte, und brachten die Eselin und das Füllen und legten ihre Kleider drauf und setzten ihn darauf. Aber viel Volks breitete die Kleider auf den Weg; die andern hieben Zweige von den Bäumen und streuten sie auf den Weg. Das Volk aber, das vorging und nachfolgte, schrie und sprach: "Hosianna dem Sohn Davids! Gelobet sei, der da kommt in dem Namen des Herrn! Hosianna in der Höhe!"

Dieses Kapitel beginnt mit Meinem Einzug in Jerusalem. Auf einer Eselin, dem Bild der Demut, nahm Ich als der demütigste Mensch die Huldigungen von so manchen Gläubigen entgegen und begab Mich dann zu den Hochmütigsten jener Zeit, zu den Hohenpriestern und Pharisäern, in den Tempel. Dort räumte Ich wohl dem Äußern nach dieses Bethaus vom materiellen Mist, indem Ich die Wechsler und Taubenhändler austrieb. Was die Reinigung von dem geistigen Unrate in den Gemütern der Machthaber in jenen Mauern betrifft, musste Ich es der Zeit überlassen, welcher von ihnen einst gereinigt in Mein Reich gelangen werde.

Was sich dort während Meines Lebenswandels ereignete, das alles hatte seine geistige Bedeutung in Bezug auf das ganze Geister- und Seelenreich. Ich, als Menschensohn auf eurer Erde, stellte das große Prinzip Meiner Liebeslehre vor, wie es alle Entwicklungsstufen des Lebens durchmachen mussten, damit es, als Beispiel und erreichbares Ziel nicht nur von allen geschaffenen Wesen angestrebt, sondern durch Mein eigenes Beispiel ausgeführt, auch als Wegweiser auf dem langen Wege der geistigen Vervollkommnung im Strahlenglanz Meiner göttlichen Allmacht, Liebe und Weisheit euch zur Nachahmung anregen könne und solle.

Was Ich im Tempel tat - sowohl die Reinigung desselben als auch Meine Gleichnisreden an die Schriftgelehrten und Pharisäer -, ist geistig genommen das gleiche, was in eines jeden Menschen Herzen geschieht, sobald er sich nur im mindesten für Meine Lehre empfänglich zeigt. Denn auch dort ziehe Ich dann ein unter dem Bild der Demut und Sanftmut. Dort zieht Mir die frohlockende Seele ebenfalls angeregt durch den in ihr ruhenden Geist, mit Lobgesängen der Freude entgegen. Auch dort ist Mein erstes Augenmerk auf die Ausmerzung der weltlichen Leidenschaften, hauptsächlich des Egoismus - der Handel ist ja das ausgeprägteste Bild desselben -, gerichtet. Dann fange Ich an, der Individualität der menschlichen Seele gemäß, geistige Nahrung zu verabreichen, welche den Gleichnissen entsprechen, die Ich vor den Schriftgelehrten und Pharisäern redete, die zwar alles nicht im geistigen Sinn begriffen, in welchem Ich es meinte, doch aber die Wahrheit der Vergleiche nicht ableugnen konnten.

Was taten die Pharisäer und Schriftgelehrten nach Anhörung Meiner Worte? Sie trachteten Mir nach dem Leben und verwarfen Meine Lehre. - Und was tun so viele Menschen, bei denen Ich im Anfang mit Triumph eingezogen bin? Sie tun das gleiche. Sobald es im Ernst auf Verleugnung und Aufopferung ankommt, kehren auch sie Mir den Rücken, wollen lieber die Eindrücke Meines ersten Kommens vernichten, als ihr materielles Streben nach Glücksgütern und zeitlichem Wohlleben einem geistigen und höheren Leben unterordnen.

Mein Einzug in Jerusalem und im Tempel stellt auch die Epoche der Bekehrung des einzelnen Menschen, wie der Menschheit im Ganzen dar. Hierbei wurden die Vorarbeiten zur geistigen Wiedergeburt in äußeren Verhältnissen angebahnt; dann, stets näher und näher rückend, ging der Angriff auf den Lebenskern, auf das Herz selbst über, um mit einem letzten Hauptversuch den ganzen Kampf gegen alle äußeren Widerwärtigkeiten mit dem Sieg über das Hauptbollwerk zu vollenden.

Auch während Meiner Lehrzeit hielt Ich Mich größtenteils in abseitsgelegenen Städten und Dörfern auf und suchte Mir gerade dort, unter dem mehr unverdorbenen Volk und unter den Heiden, Gläubige zu gewinnen. Erst als das Ende Meiner irdischen Laufbahn herannahte, begab Ich Mich, und zwar freiwillig, in jene Orte - wie eben Jerusalem und sein Tempel einer war -, von denen Ich im Voraus wusste, dass Meine Lehre dort den größten Widerstand erfahren werde. Ich sah aber auch voraus, dass, wenn mit dem weiteren Erfolg in Meiner Lehrzeit sich materiell alles für Mich verschlimmern werde, dann gerade geistig der Triumph Meiner Wahrheits- und Liebelehre am größten sei. Ich wusste wohl, dass, wenn Ich - nicht wie früher, wo Ich Meinen größten Widersachern und Feinden aus dem Wege ging - jetzt Mich in ihre Nähe begeben würde, Ich ihren Racheplänen nicht entgehen werde; allein, so war es von Mir bestimmt, so musste es kommen. Nur so konnte Meine Lehre für die Ewigkeit Bestand und Dauer gewinnen.

So würde der Same, welchen Ich in Judäa und Palästina und anderen Orten säte, nicht auf unreifen Boden fallen; denn mit Meiner Auferstehung krönte Ich Mein ganzes Werk, und jede spätere Verfolgung, jede größere Trübsal und jedes Leiden, welches Meinen Gläubigen zustieß, vermehrte und bestärkte Meine Anhänger. Jedes Ereignis in diesem Sinne legte einen Stein zum großen Gebäude Meiner geistigen Schöpfung, das einst als geistiges Jerusalem der Mittelpunkt alles geistig-himmlischen Lebens sein wird.

Was Jerusalem für die Juden war, das soll Meine Schöpfung für Meine Geister und Seelen werden; und was der Tempel als Wohnort Jehovas im Allerheiligsten war, das soll einst jedes lebende Herz werden, - nämlich der Tempel, in welchem Ich Meine Wohnung aufschlagen kann, ohne Mich Meiner Behausung zu schämen.

Wie es mir in jener Zeit ergangen ist, so wird es den Menschen im Allgemeinen und dem Menschen im einzelnen ergehen. Je mehr der Mensch anfangen wird, sein Inneres Mir zuzuwenden, desto mehr der Widersprüche wird er vernehmen; denn mit dem geistigen Fortschritte wachsen die Feinde, welche ihn bekämpfen und verhindern wollen.

Ich ging in jener Zeit, nach Meinem letzten Erscheinen im Tempel, den größten Leiden entgegen, die ein Mensch ertragen kann. So geht auch der Mensch geistig bei seinem Vorwärtsrücken auf geistiger Bahn stets mehr Schwierigkeiten entgegen. Die Welt wird ihm stets fremder. Aber die Welt rächt sich dann auch ob dieser Missachtung. Es türmen sich Hindernisse in der sozialen und Einsprüche in der geistigen Welt auf, die der beängstigten Seele das Wandeln auf Meinen Wegen erschweren. Alles wird ein treues Bild Meiner eigenen Leiden und Kämpfe werden, bis, angekommen an dem großen Wendepunkt, die Welt gänzlich verlassen und das geistige Reich mit aller Kraft ergriffen werden soll. Dann wird die Fahne des geistigen Triumphes auf der einen Seite und die der weltlichen Freuden auf der andern Seite den Menschen entweder zu Mir oder von Mir führen. Folgt er Meinem Beispiel, so wird auch ihm die Auferstehung in seiner geistigen Wiedergeburt zuteil werden; folgt er aber der Welt, so wird sein Schicksal das Jerusalems sein, welches, bei den Weltfreuden beharrend, nach kurzer Zeit ein Trümmerhaufen war, und dessen Einwohner als Sklaven anderer Nationen in allen Weltteilen zerstreut leben mussten.

Der Einzug in Jerusalem ist für die ganze Menschheit von einer weit größeren, geistigen Wichtigkeit, als sie es ahnt. Der Einzug in Jerusalem bedeutet die Annäherung Meines Ichs an die Menschheit und ist wie dort - die eigentliche Weihe der lebenden Menschen und Geister. Durch den Einzug in Jerusalem und im Tempel heiligte Ich diese Mauern, erkannte sie offen als Mein Eigentum an, gab den Beweis, dass Ich es nicht für zu gering erachtet habe, als Herr der Schöpfung, im schlichten Kleid und auf einer Eselin reitend, demütig und sanft um Aufnahme bei den Menschen zu bitten.

Dieser Einzug besagt, geistig genommen, folgendes: Ich will das menschliche Herz zu Meinem Wohnorte machen. Dort will Ich verehrt und geliebt werden dadurch, dass Meine Lehre befolgt wird. Wie der Tempel in Jerusalem zu Meiner Ehre als Gotteshaus erbaut ward mit all dem Glanz und der Pracht, die jene Zeit aufbieten konnte, so soll das menschliche Herz und die Menschenseele ausgestattet sein mit allen geistigen Tugenden, die den Menschen zum Menschen, zu Meinem geistigen Ebenbild stempeln, zu dem Ich ihn einst erschaffen und bestimmt habe.

Der Tempel in Jerusalem war ein Haus von weltlicher Pracht, und in ihm sollte geistige Herrlichkeit wohnen; so soll auch der Mensch ein Wesen werden, das auf der Grenze zweier Welten stehend den Fuß zwar auf Materielles stützt, aber den Blick und das Herz nach Geistigem richtet und so durch das erste zum zweiten gelangt. Diese Reinigung vom Materiellen und das Anziehen des Geistigen ist die Mission der Menschen auf dieser Welt, ist die Mission der Geister; sie war Meine eigene und ist noch immer die eure.

Überall weht jetzt der geistige Wind, um die Menschenherzen von weltlichen Dünsten zu reinigen; denn der Herr und Vater ist in der Nähe. Er wartet, auf Seine Eselin, auf das Symbol der Demut gestützt, den Augenblick ab, in dem Er triumphierend in eure Herzen einziehen kann, damit auch ihr Ihm 'Hosianna' entgegensingen könnt!

Die große Zeit der geistigen Wiedergeburt steht vor der Tür, Eingang fordernd in jene Räume, die schon seit Schöpfungsanbeginn nur für den Herrn alles Seienden geschaffen und eingerichtet waren. Machet weit auf die Tore, damit der Liebewind eure Herzen von Wechslern und Taubenverkäufern, d.h. vom weltlichen, egoistischen Treiben reinige! Es kommt die Zeit, in der der Herr Rechenschaft begehren wird über das euch anvertraute Gut, über die euch allen geliehenen geistigen Gaben. Wie der Tempel in Jerusalem ein Gotteshaus hätte sein sollen, so ist auch euer Herz bestimmt, Mein Wohnhaus zu sein.

Bedenkt, die materielle Zeit eilt, euer Leben schwindet von Minute zu Minute, und bald wird der Todesengel den Rechenschaftsbericht von euch verlangen über das euch anvertraute Gut! Vergrabet es nicht, sondern beutet es aus, damit das Eintreten in ein großes geistiges Reich, in das große geistige Jerusalem nebst seinem Tempel - als Wohnort eures Vaters - euch erlaubt sei und ihr nicht, wie die verstockten Pharisäer, nachher als Sklaven eurer eigenen Leidenschaften in allen den großen Räumen Meiner Schöpfung herumirren müsst. - Wohl würdet ihr dort alles finden, was euch einst belustigte und Freude machte, aber bei all diesem flüchtigen Genusse müsstet ihr doch den größeren, weit wichtigeren Genuss, den Meiner Liebe, Meiner Gnade und Meines Wohnorts missen.

Denn wisset: Wenn nicht euer Herz Mein Wohnort ist und ihr nicht überall, wohin ihr euch wenden möget, Mich stets im Herzen tragt, so bin Ich für euch nirgends zu finden, selbst in dem großen geistigen Jerusalem nicht, welches ja nichts anderes vorstellt als das geistige Liebesprinzip, welches alles geschaffen hat, erhält und stufenweise vorwärts zu höheren Genüssen führt.

Dies beachtet! Seht mit geistigen Augen eure Zeit, ihre Ereignisse und Tendenzen an, und ihr werdet leicht begreifen, dass die Zeit nahe ist, in der Ich, der Herr, auf einer Eselin reitend, Meinen Einzug in die geistige Welt, in die Seelen der Menschen halten will! Wohl dem, der vorbereitet ist; denn ihn überrascht Meine Ankunft nicht! Sie schreckt ihn nicht, sondern sie ist ihm das Fest des Einzugs in Jerusalem, wie es einst von Meinen Anhängern vor mehr als tausend Jahren gehalten wurde.

Bereitet euch also vor, Mir und Meiner Liebelehre den gehörigen Empfang zu bereiten und ihr das ‚Hosianna‘ entgegenzurufen! Amen.

Quelle: Gottfried Mayerhofer, Predigten des Herrn Nr.18.


„Und sie führten das Füllen zu Jesus und legten ihre Kleider über dasselbe, und er setzte sich darauf.“

Matthäus 21,7

Empfangen durch Jakob Lorber am 13.01.1844

Kurz, aber gut ist der Text; den können wir gerade sehr gut brauchen, - denn er zeigt im lebendig-klaren Bilde, mit beiden Händen zugleich begreiflich, was da für unsere Sache taugt!

Sie führten die Eselin zu Ihm hin, belegten dann dieselbe mit ihren Kleidern, und dann erst setzte Sich der Herr auf die Eselin.

Die Eselin war angebunden, als sie die Jünger fanden, und war noch das Eigentum eines Menschen in der Welt. Was will das sagen? - Solches bezeichnet die gebundene Einfalt, Demut und Liebe, welche noch von der Welt gebunden ist, oder den Geist im Menschen, der noch nicht frei gemacht ward, obschon er seiner demütigen und liebevollen Beschaffenheit wegen völlig zum Herrn gewendet ist und somit seine ganze Bestimmung in und für den Herrn ist. Da aber der Herr sieht einen solchen Geist, da sendet Er alsbald Seine Diener hin, dass sie ihn frei machen und hinführen zum Herrn, und die Welt hat alsbald alles scheinbare Recht und alle Macht auf den verloren, zu dem der Herr spricht: »Ich bedarf seiner!«

Warum ist es denn aber eine Eselin und kein Esel? - Weil das Weiblein hier noch schärfer die tiefste Demut bezeichnet und die fruchtbare Liebe als das Männlein!

Nun befindet sich die Eselin beim Herrn; und die Jünger bedecken sie mit ihren Kleidern. - Dieses bezeichnet, wie die wahre Demut und fruchtbare Liebe, sobald sie zum Herrn gelangt ist, sogleich mit der wahren Weisheit bekleidet wird. Denn Kleider bezeichnen die Weisheit in ihrer Nutzwirkung. Je einfacher sie sind, einen desto höheren Grad der Weisheit aus dem Herrn bezeichnen sie auch; denn die alleinige Liebe und Demut ist nackt.

Wenn darüber sehr ausgezeichnete und prachtvolle Kleider kommen, so bezeichnet das, wie die Weisheit größer und stärker ist als die Liebe, darum auch z.B. die Engelsgeister in dem Weisheitshimmel mit übergroßer Pracht bekleidet sind; aber die Engelsgeister des höchsten Himmels, die pur Liebe zum Herrn sind, erscheinen höchst dürftig bekleidet, ja manchmal ganz nackt, besonders wenn ihre Liebe zum Herrn den möglich höchsten Grad erreicht hat.

Also bezeichnen auch hier die dürftigen Kleider der Jünger, mit denen die Eselin bedeckt ward, die reine göttliche Weisheit, und wenn solche fruchtbare Liebe aus ihrer Demut heraus mit solcher rein göttlichen Weisheit bekleidet wird, dann erst ist sie vollkommen tauglich, den Herrn aufzunehmen und zu tragen, und ist mit dem Herrn dann auch völlig eins.

Solche fruchtbare Liebe, mit der Weisheit bekleidet, trägt den Herrn; der Herr aber leitet sie Selbst, damit sie unmöglich je irgendeinen Fehltritt machen kann, und der Ritt geht dann schnurgerade auf die Stadt Gottes zu, welche bezeichnet das ewige Reich Gottes oder das wahre ewige Leben! - Hier ist das Bild und seine Bedeutung.

Man wird sagen: »Es ist alles richtig dargestellt; aber also, wie es da ist, sehen wir noch nicht recht ein, wie es für unsere Sache taugen sollte!«

Ich aber sage: Wenn das Licht einmal da ist, da möget ihr es stellen, wohin ihr wollet, und es passt überall also hin, als wenn es schon von Ewigkeit für diesen Punkt bestimmt wäre! Versuchet das nur einmal mit einer Kerze, so sie brennt! Stellet sie auf verschiedene Punkte in euerm Zimmer, und sie wird nirgends wie fremd und unheimlich erscheinen, sondern wird überall recht freundlich hinpassen.

Also wechseln ja auch die verschiedenen Sterne am Firmamente wenigstens scheinbar für euer Auge fortwährend den früheren Platz; könnet ihr aber sagen, ob sich etwa der Orion im Aufgange oder im Mittage oder im Abende des Firmamentes besser ausnimmt? Wo er steht, da erscheint er schon auch auf seinem eigentümlichsten Platze. Ebenso nimmt sich auch die Sonne überall gleich herrlich aus; und wo ihr Licht hinfällt, da verrichtet sie den gleichen Dienst.

Geradeso aber verhält es sich auch mit dem hell angefachten Lichte unseres Textes. Ihr könnt dasselbe hinsetzen, wohin ihr wollet, so wird es überherrlich also genau passen, als wäre es alleinig dafür gegeben. Ob es nun auch für unsere Sache passt, wollen wir sogleich einen Versuch machen; und wir werden es hinzustellen, und es wird allda also sich ausnehmen, als wäre es nur einzig und allein dafür gegeben. Und so höret denn; wir wollen's versuchen!

Frage: Hätte der Herr Sich nicht ebenso gut können ein Pferd oder wenigstens einen wohl zugerittenen Esel statt der Eselin bringen lassen? - Sicher; jedes Tier hätte dem Herrn in diesem Falle unwiderstehlich denselben Dienst leisten müssen. Ein Löwe, ein Tiger, ein Panther, ein Kamel, ein Elefant, ein Pferd, ein Maulesel, alles das wäre fürs erste viel stärker gewesen und hätte dem Herrn der Unendlichkeit, dem allmächtigen Schöpfer aller Dinge, auf einen Wink gehorchen müssen; und dazu wäre ein solcher Ritt doch offenbar ansehnlicher gewesen als der auf einer schwachen Eselin.

Das wäre allerdings wahr, bloß ad hominem (menschlich) genommen; aber ad Dominum (beim Herrn) verhält sich die Sache anders. Derjenige, der die Grundordnung und Grundbedeutung aller Dinge ist, handelte nicht wie ein Mensch, dem es so oder so gleich ist, sondern bei Ihm war alles in der unverrückbarsten Ordnung vorbildend und für die Ewigkeit belehrend.

Diese kräftigeren Tiere bezeichnen zumeist Erkenntnisse und Weisheit für sich; aber es fehlt ihnen das Fruchtbare der Liebe und die Demut derselben in ihrer tiefsten Einfalt.

Hätte der Herr ein solches Tier gewählt, so hätte Er dadurch tatsächlich angezeigt, dass sich der Mensch nur vorzüglich auf die Bereicherung der Wissenschaften, auf alle möglichen Erkenntnisse und auf alle Weisheit daraus hinwerfen solle. Ja, Er hätte ihm dadurch angezeigt, dass er alle Bibliotheken der Welt oder wenigstens so viel als möglich durchstudieren solle; allein der Herr wusste, was Er tat, und es blieb hier derjenige Grundsatz feststehend, den der Herr schon im Anfange aufgestellt hat, indem Er sprach: »Sobald du vom Baume der Erkenntnis essen wirst, wirst du sterben!«

Aber eben dadurch, dass der Herr eine mit dürftigen Kleidern bedeckte Eselin ritt, zeigte der Herr bildlich und tatsächlich allen Menschen an, dass sie geistig dasselbe tun sollten und allein auf die fruchtbare wahre Liebe aus ihrer Demut heraus halten sollten; dann wird sie der Herr frei machen von aller Welt und wird sie mit Kleidern der wahren Weisheit bekleiden und Er Selbst wird sie also führen, wie sie Ihn trägt, solche Liebe nämlich, in ihrem Herzen und auf dem Rücken ihrer Demut.

Aber nicht Pferde, Elefanten, Kamele, Löwen, Panther und Tiger soll der Mensch reiten; oder auf Deutsch: Nicht nach Erkenntnissen und nach Gelehrtheit und Weisheit soll der Mensch jagen - denn das alles ist Frucht des Erkenntnisbaumes, sondern in der wahren Liebe und Demut soll der Mensch des Herrn harren! Und wenn es zur rechten Zeit sein wird, wird der Herr kommen und wird ihn frei machen und wird segnen dann den Baum der Erkenntnis; oder die Eselin wird mit den Kleidern belegt, und der Mensch wird dann von diesem gesegneten Baume alle Frucht der wahren Weisheit für Ewigkeiten genießen können!

Nun frage Ich, ob das Licht dieses Textes für unsere Sache passt oder nicht! - Ich meine, die Sache ist mit Händen zu greifen.

Quelle: Jakob Lorber, Schrifttexterklärungen Kap. 15.

„Daher tuet nun alle eure Herzen weit auf,
damit der Herr aller Ehre und Glorie
bald zu uns allen den vollsten Einzug halten möchte
und sodann verbleiben in uns und bei uns allen ewig!“
(BM 88,07)

 

Gründonnerstag


 

Die Erzählung vom letzten Abendmahl und die Geschehnisse
an diesem Abend aus der Bibel

Das Abschiedsmahl:

Matthäus 26,17-20
Markus 14,12-17
Lukas 22,07-14

Die Fußwaschung und Abschiedsreden:

Matthäus 23,8-26,29
Markus 14,17-24
Lukas 22,27-20
Johannes 13,4-17,26

Am Ölberg:

Matthäus 26,36-46
Markus 14,26-41
Lukas 22,46
Johannes 18,1-11

Jesu Verhaftung:

Matthäus 26,47-57
Markus 14,43-53
Lukas 22,47-54
Johannes 18,3-18

 

Die Erzählung vom letzten Abendmahl
und die Geschehnisse am selben Abend

aus dem Großen Evangelium Johannes

 

Das Osterlamm. Die Fußwaschung. Judas verrät den Herrn. Das Abendmahl des Herrn

Nachdem die Mittagszeit herangekommen war, hieß Ich die Meinen aufbrechen, und wir begaben uns nun gemächlichen Schrittes wieder nach der Landstraße zwischen Jerusalem und Jericho. Es war aber heute der Tag des Osterlammes, und die Meinen fragten Mich, ob und wo Ich dasselbe mit ihnen essen wolle. Ich bejahte diese Frage und verlangte, zweie sollten vor uns in die Stadt gehen und dort das Lamm bereiten, sodann wolle Ich mit den übrigen nachkommen.

Es lebte aber in der Stadt ein Mensch, welcher zu der Zahl derer gehörte, die von Mir schon im Anfange Meiner Lehrzeit gesund gemacht worden waren, als Ich das erste Mal in Jerusalem selbst auftrat. Dieser war ein treuer Anhänger Meiner Lehre und fürchtete sich nicht vor den Juden und den missgünstigen Pharisäern. Er hatte eine kleinere Herberge, die stets von besten Gästen besucht wurde. Namentlich verkehrten viele Römer bei ihm, die nach Jerusalem reisten, und er stand sich daher gut im Ansehen des Volkes und in seinem Lebensunterhalt. Dieser Wirt hatte schon früher durch Meine Jünger des Öfteren Mich bitten lassen, bei ihm einzukehren.

Zu diesem sandte Ich nun Petrus und Johannes, um das Osterlamm daselbst zu bereiten. Als Zeichen, wo dessen Haus zu finden sei, gab Ich ihnen an, sie sollten einem Menschen folgen, dem sie begegnen würden, der einen Wasserkrug trage und diesen in das Haus tragen würde.

Beide waren dem Besitzer nicht unbekannt, und als er Mein Verlangen hörte, ließ er sogleich in seiner Wohnung seinen besten Saal, den er sonst bei Familienfesten für sich selbst brauchte, herrichten, damit wir dort ungestört dem Brauche des Osterlammes folgen konnten, den er selbst, als ein nach der Meinung des Tempels abgefallener Israelit, der es mit den Römern hielt, nicht mehr beachtete, zumal er eine Griechin zur Frau hatte, mit der er nach Meiner Lehre, ohne jeden Formelkram des Tempels, lebte.

Dieses ist der Inhaber des gepflasterten Saales, von dem die Evangelisten außer dem Johannes berichten, weil es ihnen später sehr wichtig schien, anzugeben, wo das Abendmahl stattgefunden habe, während Johannes sich nur um die hier gesprochenen Worte und nicht um das Äußere kümmerte.

Es war Abend geworden, als Ich mit den Meinen ankam. Nachdem wir von unserem Gastgeber und dessen Familie freudig begrüßt worden waren, wurden wir unter der Versicherung, dass niemand uns hier stören würde, in den bewussten Saal geführt, wo wir uns zu dem bereiteten Osterlamm niederließen.

Was an diesem Abend alles gesprochen wurde, das hat auch der Evangelist Johannes genau aufgezeichnet und ist daselbst nachzulesen. Hier ist nur einiges noch nachzuholen, damit das Verständnis dafür mehr gefördert werde, wie die Ereignisse sich vollzogen.

Nachdem wir in der hergebrachten Sitte das Lamm verzehrt hatten, stand Ich auf, gürtete Mich und nahm die Fußwaschung vor, wodurch die tiefste Demütigung des Menschensohnes bezeigt wurde, da dieses ein Geschäft der niedrigsten Diener und Sklaven war. Gleichzeitig wird aber damit gesagt, dass niemand Meine Wege wandeln kann, ohne dass Ich ihm vorher die Werkzeuge gereinigt habe, welche es ihm ermöglichen, auch diese Wege zu gehen, - das heißt also, sein Herz muss von allem Staube der bisher gewandelten Landstraßen der Welt völlig gesäubert sein, und zwar bin Ich es, der ihm dazu die Mittel reichen wird. Es soll daher niemand diese Waschungen fürchten, ansonsten er keinen Teil an Mir haben wird.

Ich gab also hier den Jüngern eine tiefe Lehre in einem Symbol, wobei allerdings dieses letztere nicht die Hauptsache ist, sondern der in diesem steckende Kern alles bedeutet.

Wie Ich aber Meine Jünger reinigte, so sollen auch die Menschen untereinander bemüht sein, sich zu reinigen, damit sie reinen Herzens, also mit gewaschenen Füßen, Mir wahrhaft nachfolgen können.

Es war nun Sitte, dass nach dem Mahle von dem Hausvater noch ein Bissen verabreicht wurde, indem er einen Spruch der Schrift dazu dem sagte, der diesen Bissen erhielt. Diese Sitte hat sich nicht bis zur Jetztzeit erhalten, wurde jedoch damals allgemein ausgeübt und galt bei vielen als eine Art Weissagung für die kommende Zeit.

Während Ich nun diese Bissen bereitete, überfiel Meine Seele große Traurigkeit, und Ich sagte die Worte: »Einer unter euch wird Mich verraten!«

Die Jünger, entsetzt über diesen Ausspruch, der ihnen dunkel erschien, bestürmten Mich mit Fragen, wie Ich das meine, und wer Mich verraten könne. Ich lehnte aber jede Antwort ab und begann, die Bissen zu verteilen, indem Ich jedem nach seinem Charakter noch eine Ermahnung sagte. Petrus, der einer der ersten war, war am meisten von Meinem Ausspruch bedrückt und winkte dem Johannes, der Mir zunächst saß, er möge forschen, wer es wäre, den Ich meine.

Das 'An-der-Brust-Liegen' ist vielfach falsch verstanden worden, indem die vielen Deutungen nur durch Missverstehen des Sprachgebrauchs entstanden sind. Wir lagen nicht zu Tische, wie die Römer es taten, wie oft gedeutet wird - diese Sitte nahmen die Juden als heidnisch nie an, wie sie alles vermieden, was sie mit heidnischen Völkern hätte gemein machen können -, sondern wir saßen. Derjenige nun, dem eine besondere Freundesauszeichnung gegeben werden sollte, saß dem Hausvater zur Rechten und wurde von ihm dadurch geehrt, dass er ihm die Speisen zubereitete. Geschah dieses, so musste sich der Hausvater ihm oftmals zuwenden, ihm die Brust entgegenstellen. Im Sprachgebrauch der damaligen Zeit bedeutete dieser Umstand eben das, was jetzt mit 'An-der-Brust-liegen' übersetzt ist, wodurch allerdings ein anderer Begriff mit untergelaufen ist, der nicht beabsichtigt war.

Johannes fragte Mich nun leise, und ihm, als dem vertrautesten Meiner Jünger, sagte Ich: »Der ist es, dem Ich den Bissen gebe!«, wonach Judas denselben erhielt mit den Worten: »Was du tust, das tue bald!«

Natürlich konnten die andern Jünger aus diesem Spruch nicht entnehmen, was Ich meinte. Judas aber, der ebenfalls durch Meinen ersten Ausspruch erschreckt war, da er sich getroffen fühlte, nahm diese Worte nun ganz als Aufforderung auf, die seinen Plänen zustimmte, erhob sich schnell und ging innerlich triumphierend hinaus.

Der ganze Hochmut eines zukünftigen Mitherrschers, der er durch Mich nun zu werden hoffte, sowie die größte Begierde, Ruhm und Ehre rücksichtslos einzuheimsen, erfüllte ihn nun, so dass Satan mit allen Hochmutsteufeln von seiner Seele Besitz nahm, die nur in dem Wunsche erglühte, zu herrschen und alle Gegner zu vernichten. Hätte Ich aber nun dieses alles nicht vermeiden können?

Gewiss! Es stand hier aber dem Menschensohne die Wahl, allen Glanz und alle Ehre der Welt ergreifen zu können. Er musste daher auch wahrhaft in die Lage kommen, zu wählen, und hierin lag die Entscheidung für Ihn in dem Sinne, wie sie schon früher angedeutet worden ist.

Daher sprach Ich nach des Judas‘ Fortgang: »Nun ist des Menschen Sohn verklärt, und Gott ist verklärt in Ihm. Ist Gott verklärt in Ihm, so wird Ihn Gott auch verklären in Sich Selbst und wird Ihn bald verklären!« Das heißt also: Der Menschensohn wird wahrhaft Gottes Sohn sein, und der Vater wird Sich bald für alle Ewigkeit mit Ihm vereinen.

Ich gab nun Meinen Jüngern nochmals Meine gesamte Lehre in kurzen Worten wieder, wie es in Johannes, Kapitel 13 bis 17, genau zu lesen ist mit allen Reden und Gegenreden der Jünger, mit des Petrus‘ und Philippus‘ Einwänden und der Begegnung derselben.

Es war aber über allen diesen Reden schon spät geworden, und Ich nahm nun das Brot nochmals, von dem Ich die ersten Bissen zubereitet hatte, und sagte zu den Elfen: »Nehme noch jeder einen Bissen, den Ich hier bereite. Es ist Mein Leib, das Fleisch gewordene Wort, welches in euch lebendig werden soll. Nehmet auch diesen Kelch, trinket alle daraus, es ist Mein Blut, welches für euch zur Vergebung eurer Sünden vergossen werden wird. Wer nicht Mein Fleisch isst und Mein Blut trinkt, wird nimmermehr selig werden. Ihr wisset aber nun, wie ihr dieses zu verstehen habt, und werdet euch nicht mehr an solchen Worten stoßen. Esset, trinket, und solches tut, sooft ihr es tut, zu Meinem Gedächtnis. Wo aber zwei solches tun werden zu Meinem Gedächtnis und sind versammelt in Meinem Namen, da bin Ich auch unter ihnen.

Die Jünger taten nun also, wie Ich gesagt hatte. Und sodann begaben wir uns aus dem Hause, nachdem Ich auch unserem Wirte gedankt hatte, der sich liebevoll von Mir verabschiedete.


Jesus in Gethsemane. Jesu Gefangennahme

Wir gingen nun zum Tore hinaus und wandten uns dem Ölberge zu. Dort lag also der Garten, der jetzt noch 'Gethsemane' benannt wird, jedoch an einem ganz andern Orte. Der Garten Gethsemane gehörte zu jener Herberge am Ölberge, die dem Lazarus gehörte und als beliebter Ausflugsort bekannt war. Unterhalb jener Herberge, die auf der Höhe lag und eine weite Aussicht bot, erstreckte sich eine parkartige Anlage, durch welche hindurch ein sehr angenehmer Weg hinauf zur Höhe führte. Dieser Park selbst aber ist das eigentliche Gethsemane gewesen und liegt daher an einer ganz andern Stelle als das jetzt gezeigte, das mit ihm nur den Namen gemein hat, weil die dortigen sehr alten Bäume den späteren Suchern dieses Ortes es wahrscheinlich machten, die richtige Stätte gefunden zu haben.

Wir versammelten uns ja oft bei dem Wirte, und so glaubte auch Judas sicher, Mich bei diesem zu finden, da Ich Lazarus sonst nicht verlassen haben würde, um mit Meinen Jüngern allein sein zu können. Der Park selbst bot wegen der großen Stille, die dort herrschte, einen geeigneten Ort zur inneren Beschauung, und darum führte Ich die Jünger dorthin, damit sie die letzten Ereignisse nochmals überdenken möchten.

Wir lagerten uns abseits des Weges, und Ich forderte Petrus, Johannes und Jakobus auf, mit Mir von den andern weg etwas abseits zu gehen. Sie taten so und folgten Mir.

Hier trat nun der Augenblick ein, wo die ganze Wucht des nahenden Unheils die Seele des Menschensohnes befiel und die Gottheit sich wiederum gänzlich zurückzog, um die freieste Entschließung dem Menschen Jesus zu überlassen.

Daher empfand Dieser auch die bange Stunde und sagte: »Meine Seele ist betrübt bis in den Tod!« Er sagte sodann auch zu den dreien: »Bleibet hier und wachet mit mir!«

Und Er ging abseits und betete die Worte: »Mein Vater, ist es möglich, so gehe dieser Kelch von mir; doch nicht wie ich will, sondern wie Du willst.«

Da jedoch in diesen Worten noch nicht der eigene feste Entschluss steht, so trat die Gottheit auch noch nicht in Ihn zurück.

Jesus ging zu den Seinen zurück und fand sie schlafend.

Daraus ersah Er, dass Er nur eine Stütze finden könne an dem Vater in Sich, weckte die drei und sprach die bekannten Worte: »Könnet ihr denn nicht eine Stunde mit Mir wachen? Wachet und betet, dass ihr nicht in Anfechtung fallet! Der Geist ist willig; aber das Fleisch ist schwach.«

Mit diesen Worten meinte Er nicht nur die drei, sondern auch Sich Selbst zu bezeichnen. Jesus ging nun zurück und betete abermals: »Mein Vater, ist es nicht möglich, dass dieser Kelch von mir gehe, so trinke ich ihn denn, und Dein Wille geschehe!«

Wiederum von Unruhe getrieben, suchte die Seele Anschluss nach außen bei den Seinen und fand diese wiederum schlafend, und zwar so fest, dass sie nicht erweckt wurden, sondern bei ihrem Anruf sich nur schlaftrunken regten.

Jetzt hatte Jesus, der Menschensohn, gesiegt.

Mit einem Blick des Mitleids überschaute er die Seinen, eilte zurück und rief laut: »Vater, ich weiß, es ist möglich, dass dieser Kelch vorübergehe; aber Dein Wille allein geschehe, und darum will ich ihn trinken!«

Da kehrte die Gottheit in Ihn völlig zurück und stärkte Ihn, durchdrang Ihn völlig und sprach: »Mein Sohn, zum letzten Mal hattest du dich zu entscheiden! Nun sind Vater und Sohn in dir geeint und ewig untrennbar geworden. Trage, was dir zu tragen gegeben worden ist! Amen!«

Darauf erhob Ich Mich wieder und ging zu Meinen Jüngern, die wieder schlafend dalagen, weckte sie und sprach: »Wie könnet ihr nur schlafen und Mich allein lassen in der schwersten Stunde? Wachet und betet, dass ihr nicht in Anfechtung fallet; denn der Geist ist wohl willig, aber das Fleisch ist schwach. Ihr aber sollet allzeit stark sein. Sehet, jetzt ist die Stunde gekommen, wo Ich Meinen Feinden überliefert werde; darum schlafet nicht, und seid stark!«

In diesem Augenblick nahte sich eine Schar bewaffneter Tempelwächter mit Fackeln, welche Judas anführte, und die er nach der Herberge führen wollte, wo er Mich vermutete. Die Jünger fragten Mich, was das bedeute. Ich aber hieß sie zurücktreten und ging auf dem Wege der Schar entgegen. Als Mich Judas sah, trat er auf Mich zu, grüßte Mich und wollte Mich küssen als Erkennungszeichen für die Schergen. Ich aber wehrte ihm und sagte: »Judas, verrätst du also des Menschen Sohn? Dir wäre besser, nie geboren zu sein!«

Darauf wandte Ich Mich zu dem Haufen und fragte mit starker Stimme: »Wen suchet ihr?«

Der Anführer antwortete: »Jesum von Nazareth!«

Darauf gab Ich Mich mit den Worten: »Ich bin's!« ihnen zu erkennen und trat ihnen einige Schritte näher.

Die Schergen aber wichen zurück, weil sie von Meiner Kraft gar manches gehört hatten und sich vor dieser fürchteten, - weswegen auch von Kaiphas nur solche Knechte ausgewählt worden waren, die Mich noch nicht kannten. Einige der zuletzt Stehenden fielen von dem Anprall der Vorderen sogar zu Boden.

Wiederum fragte Ich sie, da die Knechte zögernd und ängstlich dastanden: »Wen suchet ihr?«

Und auf die nochmalige Antwort des Anführers wiederholte Ich: »Ich habe es euch gesagt, dass Ich es bin! Suchet ihr aber Mich, so lasset diese hier gehen!«

Als nun die Knechte merkten, dass ihnen nichts geschehe, schämten sie sich ihres anfänglichen Schreckens, drangen auf Mich ein und umringten Mich alsbald, während der Anführer ihnen zurief, nur auf Mich zu achten, da der Befehl des Hohepriesters laute, nur Mich zu fangen.

Petrus aber, der da nun erkannte, dass ernstlich Gefahr für Mich drohe und keinerlei Wunder geschehe, Mich zu befreien, zog das stets verborgen getragene Schwert und drang zu Mir hin. Ihm stellte sich Malchus entgegen, der ihn mit dem Spieße abwehrte. Da führte Petrus einen Streich nach ihm, der dem Malchus das Ohr abtrennte. Ich rief nun dem Petrus zu: »Stecke dein Schwert in die Scheide! Soll Ich den Kelch nicht trinken, den Mir Mein Vater gegeben hat?«

Darauf wich Petrus zurück. Ich aber berührte das wunde Ohr des Knechtes, und alsobald ward es heil. Diese Tat verwunderte die Knechte, so dass sie sich um die Jünger nicht weiter kümmerten, sondern nur bedacht waren, Mich fortzubringen.

Da Ich nun alles schweigend über Mich ergehen ließ, Mir auch die Hände von ihnen ohne jedes Widerstreben binden ließ, so sprachen sie unter sich ihre Verwunderung aus, warum doch ihnen gesagt sei, die äußerste Gewalt zu gebrauchen, da doch einen solchen Menschen zu fangen nichts weniger als gefährlich sei. - Judas aber stand dabei und wartete, dass irgendetwas geschehe, wodurch die Wächter in Schrecken versetzt würden. Da aber nichts geschah, glaubte er umso sicherer, es werde sich vor dem Hohen Rate Meine Kraft schon entfalten.


Jesus Verhör und Verurteilung

Der Zug ging nun über den Kidron durch dasselbe Tor hindurch, durch welches Mein Einzug geschehen war. Die Tempelwachen führten Mich zunächst zu Hannas, welcher des Hohenpriesters Kaiphas Schwäger war. Hannas aber war darum der erste, zu dem Ich gebracht wurde, weil er Stellvertreter des Kaiphas war und in dieser Angelegenheit sich stets sehr regsam verhalten hatte, weswegen auch ihm zunächst die Nachricht gebracht wurde, es sei geglückt, Mich zu fangen.

Notabene: Es ist nun durchaus nicht die Absicht, hier das alles zu wiederholen, was im Evangelium Johannis schon ausführlich behandelt worden ist - denn diese Schrift soll das Evangelium Johannis durchaus nicht überflüssig machen -, sondern es wird in den folgenden historischen Ereignissen nur ergänzt werden, was als Lücke empfunden werden kann.

Die Art, wie Hannas Mich empfing, und auch des Petrus‘ Fall ist daher dort nachzulesen. Hannas sandte Mich gebunden zu Kaiphas.

Judas, welcher nun einsah, dass alles wohl anders abzulaufen schien, als er gemeint hatte, sah, wie Ich fortgeführt wurde, und folgte dem Zuge bestürzt und voller Furcht über das Gelingen seiner Absicht. Er wollte auch mit Mir zum Hohenpriester eindringen, jedoch wurde ihm der Eintritt verwehrt.

Bei Kaiphas war der ganze Hohe Rat versammelt, der auf Mein Erscheinen schon längst ungeduldig und rachebrütend wartete. Dort wurde nun in aller Form die Anklage gegen Mich erhoben, und Zeugen traten wider Mich auf, die da bezeugen sollten, Ich sei ein Hochverräter. Hierzu wurde namentlich der Einzug benutzt, sowie, dass Ich es gewagt hätte, das Heiligtum zu betreten, und Mir dadurch priesterliche Kraft angemaßt hätte, die Ich nicht besäße. Sodann wurde haarscharf bewiesen, dass Ich das Volk gegen den römischen Kaiser aufbringen wolle, um Mich Selbst zum Könige zu machen. Als es jedoch dazu kam, Zeugen hierfür zu gewinnen, welche diese Absicht durch Meine Worte beeiden konnten, fanden sich keine.

Schließlich traten die Zeugen auf, welche sagten, Ich habe gesagt: 'Brechet diesen Tempel ab, und in drei Tagen will Ich ihn wieder aufbauen!'

Kaiphas sagte nun, dies sei eine Schmähung gegen den Tempel selbst; denn um dies zu vollbringen, dazu gehöre göttliche Gewalt, die dem Gesalbten des Herrn, der da einmal in großer Kraft kommen würde, nur allein eigen sein könne. Ich aber habe gesagt, Ich sei Christus, der Gesalbte, und so beschwor er Mich, zu sagen, ob Ich wirklich sei Christus, der Sohn Gottes.

Darauf antwortete Ich: »Du sagst es. Doch sage Ich euch: Von nun an wird es geschehen, dass des Menschen Sohn wird sitzen zur Rechten der Kraft und kommen in den Wolken des Himmels zu dem Vater, der da in Ihm wohnt!«

Da zerriss der Hohepriester seine Kleider und sprach: »Er hat Gott gelästert! Was bedürfen wir weiterer Zeugen? Ihr habt seine Gotteslästerung gehört.«

Natürlich stimmten alsbald alle dem zu; denn im Rate waren nur die versammelt, von denen Kaiphas wusste, dass sie ihm ergeben und willfährig waren. Die da aber Mir irgendwie freundlich gesinnt waren - wie sich bei den letzten Sitzungen bereits erwiesen hatte -, denen war die Absicht, Mich zu fangen, und des Judas‘ Verrat verheimlicht worden. So war denn auch das Todesurteil schnell fertig, und es handelte sich nur darum, die Genehmigung des Pontius Pilatus zu erlangen.

Quelle: Leopold Engel, Das große Evangelium Johannes Band 11, Kap. 71-73.


Zum grünen Donnerstag

Empfangen durch Gottfried Mayerhofer am 25.03.1875

Ihr wollt heute Abend eine Zeremonie halten, nun frage Ich euch: zu was soll sie dienen? Oder habt ihr etwa Mir etwas zu kommunizieren, was Ich nicht schon wüsste?

Seht, Meine lieben Kinder, um Mir heute etwas zu gefallen zu tun, ist nicht gerade nötig ein zeremonielles dort wohl bedeutsames „Abend-Mahl“ zu wiederholen, denn als Ich dieses Abendmahl einsetzte, so war es der Moment, wo Ich von Meinen Jüngern irdisch scheiden musste, jetzt aber scheide Ich nicht von euch, sondern statt Mich zu entfernen will Ich Mich euch stets mehr nähern; und wenn ihr den heutigen Tag feiern wollt, so geht in euch selbst vorerst ein, um zu erforschen ob ihr und inwieweit ihr euch Mir genähert habt; dazu braucht es kein solches „Abend-Mahl“ und keine Zeremonie (so segensreich auch ein wahres Liebesmahl sonst ist), sondern ein Morgen- oder Auferstehungsgebet, dass ihr, wenn nicht ganz, doch zum Teile aus eurem irdischen Schlafe erwacht, und nun auf dem Wege zu Mir begriffen seid; so feire ein jeder den Erinnerungstag des Abendmahles, als Denkzeichen dass er weiß, warum er auf Erden, und was sein Zweck hier und einst dorten ist! Dieses aber kann ein jeder am besten im einsamen Kämmerlein mit sich selbst abmachen, wo niemand Zeuge als Ich bin, Dem er ja so nichts neues sagen kann. Dieses erwägt und handelt danach, damit der heutige und die nächstfolgenden Tage in dem Sinne gefeiert werden sollen, wie es Meiner würdig und euch geziemt ist! So soll die Auferstehungsfeier euch selbst zum Auferstehen aus den Begierden des menschlichen Lebens erwecken, so sollt ihr eure schlechten Gewohnheiten ins Grab der Vergessenheit legen, um dann neugestärkt und gekräftigt den kurzen Prüfungsweg fortzusetzen. So habt Meinen Segen, und möge eine jede Karwoche euch besser antreffen, welches sodann die Folge oder das Resultat des Segens sein sollte! Amen.

Quelle: Festgarten, „Karwoche-Betrachtungen in sieben Worten“, S.5.

 

Von der Fußwaschung

Empfangen durch Gottfried Mayerhofer am 03.06.1870

Johannes 13,8:
Da sprach Petrus: „Nimmermehr sollst Du mir die Füße waschen“,
Jesus antwortete: „Werde Ich dich nicht waschen, so hast du keinen Teil an Mir!“

Dieser Text aus dem Evangelium Meines Lieblinges erinnert euch zugleich auch an die in der (katholischen) Kirche eingeführte Zeremonie des Fußwaschens, wo zwar die höchsten Kirchenfürsten, Kaiser und Könige diese Zeremonie, eben weil es Gebrauch ist, mitmachen; aber den eigentlichen Sinn der Demütigung, der darin liegt, nicht im Mindesten dabei im Herzen tragen.

Aber neben dem Sinne, den Stolz der Obern zu demütigen und ihre Untergegebenen als ihre Brüder zu betrachten, liegt noch ein ganz anderer und zwar geistiger Sinn in diesem eben angeführten Texte; nämlich das, was Ich sagte:

„Ungewaschen kommt Niemand ins Himmelreich!“

So wollen wir aber den eigentlichen Akt des Fußwaschens mehr ins Auge fassen, damit ihr zuvor den weltlichen, dann den seelischen und endlich den geistigen Sinn davon begreifen mögt! Es liegt wohl noch ein tieferer, der himmlische in ihm, allein den wollen wir für jetzt unberührt lassen.

Das Fußwaschen war und ist noch im Orient Sitte, und hat den Grund, um beim Eintritt in ein fremdes Haus selbes nicht zu verunreinigen; und so war es Höflichkeitssitte, dass man jedem Fremden, der in ein Haus eintreten wollte, ehe man ihm in die Wohnzimmer den Eintritt gestattete, selbem in der Vorhalle ein Becken mit Wasser hinstellte, um seine bestaubten oder schmutzigen Füße zu reinigen.

Manchmal bei Wohlhabenderen oder Reichen fügte man zu dem Wasser auch wohlriechende Öle hinzu, die dann als besondere Auszeichnung der Verehrung für den Angekommenen galten. –

Dasselbe könnt ihr lesen, wo in verschiedenen Gelegenheiten auch Mir während Meines Erdenwandels die Füße mit Öl gesalbt wurden, als Zeichen von besonderer Verehrung für Meine Person. Auch gab man den Fremden Wasser und Öl zur Waschung und Salbung der Brust und des Hauptes. Wir wollen aber einstweilen bei diesem ersten Akte der Fußwaschung stehen bleiben.

Was ist eigentlich der Fuß beim menschlichen Körper, und was bedeutet er in geistiger Hinsicht, damit die Fußwaschung wie jeder Akt, den Ich als Jesus ausgeübt, auch eine höhere und geistige Bedeutung und Deutung erhält.

Seht, der Fuß hat zweierlei Bedeutungen, erstens ist er die Grundbasis des menschlichen Körpers und seine Pfeiler, auf denen der Mensch aufrecht stehen und sich bewegen kann, und zweitens ist er der unterste Teil und außer wenigen Eigenschaften der ungeschicktere Teil, abgesehen von der Fußkünstlerei, wo ihr tolle Menschen den Füßen Bewegungen aufzwingt und erlernt, die unter dem Namen der Tanzkunst im höheren Style der Sinnlichkeit den rechten Stoff und die beste Nahrung geben, aber auch den breitesten Weg für euch und die Eurigen zur Hölle. Doch das lassen wir bei Seite; denn es ekelt Mich an, daran zu denken, noch viel mehr davon zu sprechen.

Also wollen wir den Fuß als das unterste, sogenannte weniger intelligente oder wissensloseste Glied des Körpers betrachten, so steht ihm gleichbedeutend geistig der ganze menschliche Körper in Bezug auf Seele und Geist gegenüber.

Sobald ihr also Mein Haus oder das Himmelreich betreten wollt, so muss auch bei euch euer Fuß, d.h. euer Körper von Schmutz und Staub, d.h. von Leidenschaften und Lastern gereinigt werden, weil er nur so die Empfänglichkeit der Seele für Höheres und Geistiges zulässt. Denn solange der Körper mit seinen Leidenschaften vorherrscht, kann die Seele zu ihrem besseren Bewusstsein nicht gelangen, ja sie wird von selbem oft so unterjocht, dass sie aufhört, Seele zu sein, und ganz in den Körper übergeht, d.h. ganz materiell wird.

Die weitere Bedeutung des Fußes als Stütze des Körpers entspricht dann ganz genau dem, dass der Körper selbst als Stütze der Seele seine eigenen Leidenschaften unterjochend einem höheren Prinzipe, erst dann tauglich für die Seele wird, wann er sich durch die Seelen-Eigenschaften vergeistigen lässt, und so ihre Stütze wird, um endlich ganz gereinigt in der anderen Welt als ihre Umkleidung und als Mittel zum Weiterschreiten zu dienen.

Dass also beim Eintritte in Mein Haus die geistigen Füße gewaschen sein müssen, d.h. rein und von allen Leidenschaften frei, versteht sich von selbst; denn in Meine Himmel kann nur Reines eingehen. Was aber das Waschen betrifft, inwiefern Ich dem Petrus und Meinen Jüngern die Füße wusch, dadurch wollte Ich ihnen als oberster Herr mit dem Beispiele vorangehen, indem Ich ihnen dadurch zeigte, dass nur der der Oberste zu sein verdient, der auch das letzte und unwürdigste Geschäft, sonst nur den Sklaven überlassen, mit Freuden seinen Brüdern und Nebenmenschen erweisen kann. Ich wollte ihnen damit auch sagen und zeigen, dass der der Oberste ist, der auch der Niedrigste zu sein nicht verschmäht.

Eine fernere Bedeutung, als Ich zu Petrus sagte, dass „wenn Ich dich nicht wasche, du keinen Teil an Mir hast“ ist nämlich die, dass wenn Ich nicht Selbst alles Mögliche tue, um euch rein nach Meinem Sinne zu machen, ihr nicht Teil an Mir und natürlich auch nicht an Meinem Reiche haben könnt. Leider muss Ich bei den meisten Menschen die schmutzigste Wäsche Selbst übernehmen; denn ehe die Menschen nicht den ganzen Prozess einer oft gewaschenen Wäsche durchgemacht haben, werden sie selten freiwillig rein.

Um nun das auch noch bildlicher darzustellen, so will Ich euch das ganze Verfahren der Wäsche einzeln vorerzählen. Das Erste ist, eine schmutzige Wäsche oder ein schmutziges Kleid wird ausgezogen, und da es so nicht ferner brauchbar ist, in einen Winkel geworfen oder in einer Kammer aufbewahrt; denn bevor sie nicht wieder rein ist, zieht sie der Eigentümer nicht an.

Was tut die Seele, die nach Höherem strebt wohl anderes als das? Der Körper mit Leidenschaften gespickt, ist dem Geiste ein Gräuel, und der Seele eine Last; sie möchte ihn ablegen, und nimmer mit ihm zu tun haben, als bis er rein und tauglich zur Aufnahme höheren Lichtes ist. Die Wäsche kommt dann in ein Wasser oder eine Lauge und wird nun mit Seife getränkt; mit Bürsten, Händen oder Hölzern derb verarbeitet, bis sie alles Schmutzige von sich hat fahren lassen.

Was geschieht dem Körper, der seinen eigenen Leidenschaften frönt, und selbe zum Hauptzweck seiner Existenz macht? Er wird von Mir, so er nicht mehr brauchbar ist, mit Krankheiten, Unglück und sonstigen Plagen so lange gequält, bis er aus Not alles fahren lassen muss, welches ihn untauglich machte, ein eigentliches Kleid der Seele zu sein!

Sobald die Wäsche so weit gediehen ist, wird selbe dann der Sonnenwärme und ihrem Lichte ausgesetzt, auf Rasen gebreitet und getrocknet.

Was tue Ich, sobald der Körper tauglich wird, der Seele ein rechtes Kleid zu werden? Seht, Ich lasse auch in ihn, obwohl er nur ein Organ der Seele ist, die Wärme Meiner Gnadensonne einfließen; er wird dadurch geschmeidiger und eher geeignet, den Wünschen der Seele nachzukommen.

Sodann wird die Wäsche unter heißem Stahl geglättet, um ihr die letzte Politur zu geben, und selbe im Schranke dann bis zum ferneren Gebrauche aufgehoben.

So mache Ich es auch, wenn Ich den Körper recht durchgebleut und geknetet habe, dass er ganz willig seinem Geiste folgt; sodann werden durch die Wärme, welche von der Seele und dem Geiste auf ihn einströmt, seine letzten Schlacken entfernt, er wird schön, ja schöner als er vorher war, und drückt dann auch als Bild die Eigenschaften seiner innewohnenden Seele aus; denn er ist vergeistigt und geeignet, mit der Seele in Meine Himmel einzugehen.

Ihr seht, Meine lieben Kinder, wie Ich das Waschen verstehe, und wie Ich euch alle schon mehrmals unter der Beize gehabt habe, damit ihr einst mit vergeistigtem Leibe in Meinen Himmeln ankommen mögt; deswegen sagte Ich auch zu Petrus: „Wen Ich nicht gewaschen habe, der hat keinen Teil an Mir!“

Haltet euch also nicht auf, wenn Ich auch euch öfters wasche, ja bei jeder Wäsche, statt sie zu vermeiden, bittet um eine größere, damit ihr einst ganz rein und geglättet bei Mir ankommen und in Meiner Nähe verbleiben könnt, und dann werdet ihr noch besser begreifen, was es heißen will: „Ein Ungewaschener kommt nicht zu Mir in Meine Himmel!“ Amen, Amen, Amen!

Quelle: Festgarten, „Karwoche-Betrachtungen in sieben Worten“, S.5.

„Wascht euch, reinigt euch, tut eure bösen Taten
aus meinen Augen, lasst ab vom Bösen!
Lernt Gutes tun, trachtet nach Recht,
helft den Unterdrückten, schafft den Waisen Recht,
führt der Witwen Sache!“
(Jes 1,16-17)

 

(Redaktion Elisabeth Annau, 11/11)

Fortsetzung "Zum Osterfest" siehe Teil 2