...Eine dritte Lehre fürs neue Jahr wäre: das Wünschen ganz und gar nur Mir zu überlassen und alles Mir anheimzustellen! (Aus: "Zum Jahreswechsel")

 


Betrachtungen zum Jahreswechsel


Gegeben von unserem Herrn und Vater Jesus Christus
an Jakob Lorber und Gottfried Mayerhofer


Eine Zusammenstellung von Texten aus der Neuoffenbarung


1.Teil
. Silvester

- Zum Silvesterabende
- Zum Jahreswechsel
- Das Leben - Ein Wort in Bezug auf den Jahreswechsel
. Am Neujahrestag
- Neujahressegen 
- Neujahreswunsch
. Anhang
- Jahrestag der Offenbarung des inneren Wortes

2.Teil
- Jahreswechsel unseres Lebensweges

 

Silvester


 

Zum Silvesterabende

Empfangen durch Gottfried Mayerhofer am 31.12.1874

Meine lieben Kinder! Ihr steht wieder vor der Türe eines neu sich öffnenden Jahres, und heute als am letzten Tag des scheidenden wäre es am rechten Platze, doch etwas Rechnung mit sich zu halten über das Erlebte und noch zu Erlebende und zu Erhoffende.

Wenige Menschen betrachten diesen Tag von diesem Gesichtspunkte aus, sie gehen so blindlings fort, als wie sie an die Scheide dieses Jahres gekommen sind. Für sie ist die Zeit nichts, hat keinen Wert, ja sie scheint ihnen so wenig beachtenswert, dass sie alles Mögliche tun, um selbe recht zu vergeuden, damit sie ja nur recht geschwind vergeht.

Sorgt euch nicht, ihr armen, verirrten Kinder, die Zeit läuft schnell, und für die Meisten wird ihre Lebensuhr früher ablaufen, als sie es vermuten oder ahnen.

Aber so ist es in eurer Welt, und besonders jetzt, wo nur der Genuss der Gegenwart die Hauptsache ist, und wo man weder vor- noch rückwärts zu schauen gewohnt ist, sondern gerne von einem Taumel in den andern, von einem Vergnügen ins andere gehen möchte.

Nicht so sollte es bei denen sein, welchen Ich so viel Licht angezündet habe, damit sie im dunklen Weltleben mit dieser Leuchte doch den rechten Weg finden sollten, um, wenn nicht die ganze Menschheit vor dem gänzlichen Verfalle zu retten, doch Einige noch auf Erden zu haben, die Meiner gedenken, sich Meiner Werke freuen, Mich lieben und Mir zulieb selbst Mühen und Drangsale gerne ertragen!

Eben diesen Wenigen, welche auf besseren Wegen und mit klarerem Bewusstsein, warum sie leben, stets vorwärts schreiten, eben diesen Wenigen will Ich mit diesen Worten wieder einen Beweis geben, wie sehr es Mir daran gelegen ist, dass nicht auch sie mit der Masse verloren gehen; und dieses ist der Grund, warum wir heute, als am letzten Tag des scheidenden Jahres, ein ernstes Wort miteinander reden wollen, wie es sich für Menschen geziemt, die doch wähnen, von Mir abzustammen, und einst in dem großen Geisterreiche sich Mir stets nähern zu dürfen.

Sehet, „Meine Kinder“, so nenne Ich euch, obwohl ihr noch lange diesen Namen nicht ganz verdient, seht, ihr habt der Zeit ein Maß gegeben, habt sie eingeteilt, und so auch die Bewegung eurer kleinen Erde um ihren Sonnenzentralkörper und ihre Umlaufszeit festgestellt. Auch die Erde hat also mit „heute“ wieder einen Umlaufskreis ihrer Bahn vollendet, und ist an dem Punkte angekommen, von wo nach eurer Rechnung sie einen neuen Zyklus beginnt. Sie ist an dem Punkte angekommen, wo ihr den Jahreswechsel festgesetzt habt; allein eben diese Erde ist wohl an dem Punkte heuer wieder angekommen, nicht aber in den Umständen, wie sie selben voriges Jahr berührte. Verändert beginnt sie ihren Lauf, denn in ihrer Entwicklung hat sie manches aufzuzählen, was sie für ihre Mission reifer gemacht oder was sie zur Vollführung ihres Endzweckes aufgehalten hat. – Die Erde hat wie alles auf der Welt ihren Bildungszweck und muss selbem nachstreben, wozu sie ihre Sonne antreibt, so wie überhaupt alles entstehen, bestehen und vergehen muss. Auch sie am heutigen Jahreswechsel steht an diesem Punkte um ein Jahr reifer, um ein Jahr näher ihrem Endziele, und alles, was auf und in ihr lebt, hat diesen Wechsel als einen neuen Anfangspunkt zu bezeichnen, wo es wieder vorwärts geht, einer Zukunft entgegen, die niemand als nur Ich allein bemessen und beurteilen kann. So wie die Erde ihren Ausbildungszweck verfolgend stets von einem Jahre zum anderen sich demselben nähert, ebenso geht auch ihr Menschen, geistig und weltlich, eurer Mission gemäß dem Ziele entgegen, welches Ich euch gesetzt habe, und obwohl die Menschen frei sind, und tun können, was sie wollen, so hat doch die Menschheit gewisse Aufgaben, denen sie sich nicht entwinden kann und denen sie obliegen muss, ob hier oder jenseits ist gleichviel; da die Menschen aber, aus Körper und Seele bestehend, entweder das Eine oder das Andere mehr ausbilden oder vervollkommnen können, so ist es natürlich, dass entweder eine verfrühte Entwicklung des eigentlichen Zieles eintreten kann, oder aber nicht auf Zeit reflektierend selbe doch einmal eintreten muss.

Ihr, Meine lieben Kinder, steht am Ende eines scheidenden Jahres; dunkel steht die Zukunft vor euch, ihr wisst nicht, was sie euch bringt, und ihr hofft nur. – Nun so sage Ich euch:

Hoffet von der Zukunft nichts; aber von euch selbst viel! –

Hoffet von euch, dass der nächste Jahreswechsel euch besser, moralischer, gediegener
und reifer antrifft, als ihr jetzt an seiner Schwelle steht!

Hoffet, dass ihr im nächsten Jahre Meine Lehre mehr im praktischen Leben ausüben könnt!

Hoffet, dass Mitleid mit dem Nächsten, Toleranz mit den Fehlern Anderer, und ein Kranz schöner und edler Taten euch als Erinnerung
des vergangenen Jahres ziere!

Hoffet, dass ihr, kommen Versuchungen, selben mannhaft widerstehen werdet!

Hoffet, dass wie auch die Zukunft sich gestalten möge und eure Umstände, ihr das Vertrauen auf Mich nie verlieren werdet!

Hoffet, dass ihr wie eure Erde, getreu eure Aufgabe erfüllet,
einst Anspruch auf den Titel „Mein Kind“ zu sein erworben habt!

Dieses alles hoffet, und zu diesen Hoffnungen und Erwartungen gebe Ich auch Meinen Wunsch als „Neujahreswunsch“ dazu, dass eure  Hoffnungen erfüllt werden mögen!

Dann könnt ihr getrost und ruhig das Rad der Zeit mit Schnelligkeit dahineilen sehen, ihr habt eure Zeit im Dienste der Menschheit und zu Meinem Wohlgefallen angewendet, habt Gutes gestiftet, wo es möglich, habt manchen Samen ausgestreut, der Früchte tragen wird, für euch und andere, und so gelanget dann ihr, wie eure Erde, auf einem Wendepunkt an, wo das Erworbene nicht verloren und das zu Erwerbende ein neuer Zusatz sein soll, um dem Ziele stets näher zu kommen, welches euch, sowie allem Geschaffenen gesetzt wurde, dem Ziele, inmitten der Materie, gebunden durch sie, doch frei zu sein, und das geistige Endziel als Hauptsache betrachtend.

Auch die Erde vergeistigt sich tagtäglich, gibt dem Geisterreiche wieder zurück, was sie vor Äonen von Jahren zu ihrem Entwicklungsprozess erhalten hat; ebenso auch ihr Menschen, einzeln und insgesamt, auch ihr müsst das Geistige gebunden in Materie, verfeinert, vergeistigt Mir wieder zurückerstatten. Als unausgebildeter göttlicher Funke ward es in euch gelegt, alle Kraft, die geistigen Eigenschaften mit der Zeit zu entwickeln und geltend zu machen, liegt zwar in dem Funken, jedoch die Entwickler, Ausbilder müssen die Menschen selbst sein; so ist Verdienst nur möglich; denn ohne Mühen keine Siege, und ohne Siege kein Bewusstsein einer geistigen Würde!

Daher kämpfet und arbeitet! um euch eure geistige Würde zu erringen; jedes Jahr bringt euch diesem Ziele näher; streifet das überflüssige Weltliche von euch ab und sucht, wenn euch doch Meine Worte gefallen, wenn sie euch begeistern und erheben, selbe auch im Leben praktisch zu verwerten; denn das Lesen und Sichbegeistern ist nur eine angenehme Stunde in eurem eigenen Leben; hat aber keine anderen Folgen, als einen sanften Nachklang einer angenehm verbrachten Zeit; allein deswegen gab Ich sie euch nicht, Mein Zweck war, nicht euch zu unterhalten, sondern euch zu belehren, was ihr tun sollt, wie ihr das Scheinleben vom wahren intellektuellen Geistesleben unterscheiden sollt, damit ihr nicht wie törichte Kinder am einfachen Geflimmer von Glasperlen eine Freude haben sollt, sondern damit ihr den wahren Diamant (Diamant deutet auf „Gottesliebe“ hin. D.H.) mit seinem nach allen Seiten strahlenden Lichtermeere in Meiner Lehre finden und danach leben sollt.

Dieses der Zweck Meiner Worte, und jenes der Grund eurer Aufgabe. Handelt danach, und ihr werdet schon selbst bald erfahren, wer am besten von uns daran ist, Ich, der Ich euch rate, lehre und führen möchte, oder ihr, die ihr tatsächlich zeigt, dass ihr Meine Lehre verstanden und mit eurem geistigen Ich verkörpert habt, und schon durch Gutes tun auf Erden Seligkeiten genießt, die Vielen erst im Jenseits und dort nach langen Prüfungen erst zuteil werden.

So tretet denn dieses neue Jahr an mit Vertrauen auf euch selbst und auf Mich; die Welt, wie sie jetzt geht, könnt ihr nicht aufhalten; aber euch selbst könnt ihr den Hemmschuh anlegen, damit nicht auch ihr mitgerissen werdet von dem Strome des Materialismus, der am Ende nichts mehr anerkennen will, als materiellen Genuss, und wo noch nebenbei der Mensch sich selbst zum Hauptgegenstande der Schöpfung machen möchte.

Haltet an Mir fest, als einzigem Anker, und ihr werdet nicht schlecht fahren; wenn gleich die Zeit so manches bringt, so bringt sie euch doch auch Meine Liebe und Meinen Segen fürs künftige Jahr, wie Ich selben euch angedeihen ließ im vergangenen! Amen.

Quelle: Festgarten, „Betrachtungen an Weihnachten nebst Worten zum Jahreswechsel, Erscheinungsfest, Geburtstag, Carneval, Tanz und Frühling“ S.35.

Darum sage Ich nun zu euch:
Es ist nicht genug, dass man Mich erkennt und glaubt,
dass Ich der Herr bin, sondern man muss das auch tun, was Ich euch lehre;
durch die Tat erst wird der Mensch zur vollen Gottähnlichkeit gelangen.
Das Tun nach Meiner Lehre aber wird für den sicher nicht schwer sein,
der Mich wohl erkannt hat und Mich liebt mehr denn alles in der Welt;
wer Mich aber also liebt, der trägt Mich geistig auch schon in seinem Herzen
und somit auch des Lebens Vollendung, also die volle Gottähnlichkeit,
und in aller Seligkeit das ewige Leben.
(GEJ Bd 7, Kap.140, 12)

 

Zum Jahreswechsel

Empfangen durch Gottfried Mayerhofer am 19.12.1870

Nachdem auf eurer Erde der von Menschen berechnete Anfang eines neuen Jahres oder ein neuer Beginn des Umkreises, auf welchem die Erde in ihrer Bahn um die Sonne getrieben wird, eine Art Festtag ist, wo ein Jeder freudig dem Anderen einen guten Anfang und ein gutes neues Jahr wünscht, so will auch Ich nicht zurückbleiben und euch auf dieser neuen Bahn Meine Glückwünsche darbringen; nur unterscheiden sich selbe von denen der Menschen, weil Ich Dinge für Glück halte, welche dem Menschen oft als Unglück vorkommen.

Bevor Ich aber Mich ans Glückwünschen mache, wollen wir zuvor dem Festtage noch eine andere wichtige Seite abgewinnen, die für euch vielleicht lehrreicher ist, als das (Glück-) Wünschen; denn von allen Wünschen, die Meinigen ausgenommen, erfüllt sich höchst selten einer, und schon aus dem Grunde nicht, weil er im Voraus nicht mit ganzem Herzen von dem Wünschenden als erfüllungsmöglich gehegt ward.

Jeder Zeitabschnitt, sei es Geburts- oder Neujahrestag, oder der Tag eines sonstigen wichtigen Ereignisses, hat immer sein eigenes Interesse, und um selben gewissermaßen zu feiern, wie es sich gebührt, so sollte man an jenem Jahrestag eine Art von Gewissenserforschung mit sich selbst halten, in das verflossene Jahr zurückgehen, dort genau erforschen, was gewünscht wurde, ob es sich verwirklicht hat und ob auch das Wünschen des Einen oder des Andern in der Tat ein dem Menschen würdiges war.

Was dann die Zukunft mit ihren Hoffnungen betrifft, so würden die Erwartungen vom kommenden Jahre sich bei weitem reduzieren, wenn man diese oben vorgeschlagene Rundschau in seinem Herzen gehalten hätte. Ebendeswegen schicke auch Ich Meine Betrachtungen über das Vergangene voraus, ehe Ich auf die Zukunft übergehe. Nun so höret denn:

Im Allgemeinen ereignet es sich, dass wenn Jemand so ein verflossenes Jahr durchblickt, er dann als Endresultat herausbringt, dass von dem Gewünschten und Gehofften nichts oder nicht viel wahr geworden oder sich erfüllt hat. Was geht also so ganz eigentlich aus dieser Schlussfolge hervor, als erste Regel fürs nächste Jahr? Es geht daraus hervor, dass man sich nichts oder gar weniges wünschen soll, und das noch nebenbei in so begrenzten Verhältnissen, dass wenigstens eine Möglichkeit der Erfüllung zu erhoffen wäre.

Ein zweites, was aus dieser Rundschau zerstörter Hoffnungen und nicht erfüllter Wünsche hervorgeht, ist, dass man wahrscheinlich sich Dinge gewünscht hat, die Ich, als der Herr über alles, Der aber nur das Beste der Menschen will, selbes nicht zulassen konnte, weil Ich damit vielleicht zum geistigen Ruine so mancher Menschen sehr vieles Selbst mitgeholfen hätte.

Was geht aus diesem Resultate hervor? Es geht daraus hervor, dass der Mensch zur Einsicht kommen und begreifen sollte, dass nicht alles, was er will, zu seinem Nutzen ist, wenn es wirklich so in Erfüllung ginge, wie er es wünscht. Die daraus folgende Lehre also für das künftige Jahr ist:

„Wünsche dir nur Dinge und Verhältnisse, die zu deinem geistigen Wohle beitragen können; denn der Vater im Himmel müsste dein Feind sein, wenn Er dir solche Wünsche gewähren wollte, die das Entgegengesetzte bezwecken würden!“

Jetzt haben wir schon zwei Hauptfragen und ihre Antwort. Wir wollen nun sehen, ob nicht noch etwas in den gebräuchlichen Wünschen steckt, welches ebenfalls im nächsten Jahre vermieden werden könnte; und siehe, da taucht schon wieder ein Hauptfehler auf, und der besteht überhaupt in dem Wünschen und Hoffen selbst; denn was meint da der Mensch im Ganzen, kennt er oder Ich besser, was ihm gut tut? Wenn also, wie doch jeder denkende Mensch es zugeben sollte, seine Ansicht in Bezug auf gut oder schlecht stets eine beschränkte ist, so sollte er ebendeswegen weder sich noch anderen etwas wünschen; denn er weiß nicht, ob er damit sich oder anderen etwas Gutes oder Schlechtes wünscht.

Also eine dritte Lehre fürs neue Jahr wäre: das Wünschen ganz und gar nur Mir zu überlassen und alles Mir anheimzustellen; denn eben dieses Wünschen und Hoffen zeigt am meisten, wie wenig die Menschen Vertrauen in Meine Führungen haben und nur immer selbst sich ihr Schicksal schmieden wollen, wie sie es in ihrem Wahne für am besten glauben.

Noch eine andere Seite wäre auch die, dass die meisten Menschen gerade in solchen Tagen gegen sich, den Nächsten und gegen Mich fehlen, indem sie bei den Wünschen und Gratulationen, welche sie anderen sagen, oft gar nichts oder gerade das Gegenteil von dem denken, was sie in Worten aussprechen und wie ihr selbst sagt, einen Augenblick „Konvenienz-Lügner“ sind.

Diese Seite des Wünschens ist bei Mir gerade die Schlechteste, welche dem Menschen an seinem moralischen Werte am meisten raubt; denn ein Mensch, der einst Mein Kind werden will, soll nie lügen, unter welchen Umständen es auch sei. Hier ist aber die Lüge von zweifacher Natur, er lügt sich und die Anderen an, missbraucht oft Meinen Namen, und vergeht sich dadurch gegen Meine Heiligkeit. Alle diese Sünden schmerzen aber den Haufen nicht so sehr; man entschuldigt sich damit: „Man muss eben mit den Wölfen heulen“, oder „Man kann gegen den gewohnten Gebrauch sich nicht verstoßen“.

Was heißt aber das alles? Das heißt: Man setzt die Achtung, die Ich von einem Menschen haben soll, hinter die von seinem Nächsten zurück und denkt sich: „Wenn einmal die Zeit der Abrechnung kommt, so werde ich mit meinem Herrgott schon fertig werden, bis dahin aber haben wir Zeit!“ So denkt der Mensch, aber Ich denke anders. Ich lasse dann manchmal zu, dass gerade dasjenige, was ein Mensch jemanden wider Willen wünscht, in Erfüllung geht, und dass, nach was er sich im Stillen sehnt, unerfüllt bleibt.

Ihr seht also aus allem diesem Vorhergehenden, dass mit dem Wünschen und Hoffen eben nicht gar zu viel herauskommt, und dass es beinahe am gescheitesten wäre, statt am Neujahrestage zu aller Welt zu laufen, Besuche abzustatten, und dabei „leeres Stroh zu dreschen“ und Wünsche und zusammen-gelogenes Zeug vorzubringen, es bei weitem besser wäre, man schlösse sich im einsamen Kämmerlein ein und redete gar nichts, würde sich dort mit Mir unterhalten, würde dort sehen, wie weit man seiner Bestimmung als Mensch nachgekommen ist, und wie viele gute Taten man aus dem verflossenen Jahr ins künftige mit hinübernehmen kann, und ob man nicht im neuen Jahre Unrecht vergüten kann, das man im Alten mit oder ohne Willen an anderen ausgeübt hat.

Aus diesem Examen ginge dann wahrscheinlich der Vorsatz hervor, das neue Jahr mit besseren Handlungen zu beginnen, stets auf der Hut zu sein, nichts Unrechtes zu tun und alles andere ganz Mir zu überlassen, mit dem Bemerken, dass, schicke Ich Gutes, der Mensch bekennen soll, er habe es nicht verdient, schicke Ich Schlechtes, er selbes nicht als Strafe, sondern als Prüfung geduldig ertragen solle.

So wäre dann eine geregelte Abrechnung zwischen „Haben“ und „Sollen“ abgeschlossen, und der Mensch ginge ruhig allen Ereignissen entgegen, welche das kommende Jahr bringen wird; denn er vertraut nur auf Mich; was Ich ihm gebe, ist ihm recht, und was Ich ihm nehme, verdient er ebenfalls, von Mir kommend, als Heilmittel, um besser zu werden.

Seht, auf diese Art sollt ihr alle, Meine lieben Kinder, am Neujahresabend eure Rechnung mit dem vergangenen Jahre abschließen; dann komme Ich dazu, und wünsche euch als Glückwunsch für das neue Jahr, bei euren Vorsätzen streng auszuharren und nicht zu wanken.

Dieses ist Mein Neujahreswunsch! Denn ihr müsst dabei bedenken, dass mit jedem Neujahr auch wieder ein Jahr mit all seinen guten und schlechten Handlungen ins Meer der Zeit hinabgeflossen ist, und ihr aber um einen Schritt dem Ende eurer Lebensbahn näher gerückt seid.

Wie viele wünschen sich alles Erdenkliche am Neujahrestag, welche beim nächsten schon unter der Erde modern und deren Seele den Lohn für ihr Erdenleben bereits erhalten hat. Auch euch rufe Ich zu:

Wer weiß denn von euch, ob Ich nicht bis zum nächsten Jahre Einen oder den Anderen aus eurer Mitte abrufe?“

Also was geht aus dieser Betrachtung hervor? Es geht hervor, dass ihr diese Gewissenserforschung, wie Ich selbe oben nannte, nicht so leicht nehmen sollt, sondern im größten Ernste; denn das zur Rechenschaft ziehen von Meiner Seite wisst ihr nicht, wann Ich es vollführen will; bereitet euch daher auf alle Fälle vor, und dann legt euch ruhig zu Bette; denn dann seid ihr bereit, und auch das Ärgste vom menschlichen Standpunkte aus genommen, der Tod, kann euch nicht überraschen, denn er, statt euch augenscheinlich zu vernichten, wird euch erst zum ewigen Leben auferwecken.

So, Meine Kinder, bedenket diesen Jahreswechsel, damit er für euer Herz heilsam werde; denkt doch nur, dass hinter diesem Scheinleben (der Probung) noch ein großes Geisterleben existiert, als das eigentliche, und wohlbemerkt, das ewige Leben. Hier gilt alles für vergänglich; dort aber trägt alles einen bleibenden Typus.

Nachdem also dort der größere, längere Aufenthalt stattfindet, so ist es doch natürlich, dass man bei einem vorübergehenden Scheinleben nur das längere, künftige im Auge haben muss, und man das kürzere nur dazu benützt, um sich für das große, ewige Geisterleben vorzubereiten und sich für dasselbe würdig und tauglich zu machen.

Daher arbeitet Jahr aus Jahr ein an eurem Seelenheile, damit am Ende eines jeden Jahres keine großen Lücken und schwer auszufüllenden Scharten bleiben; so verbessert ihr stets euren geistigen Leib, und während der materielle nach und nach der Auflösung oder seinem Ende entgegengeht, so kommt ihr tüchtig und gerüstet zum Anfang des anderen, nie endenden, seligen Lebens.

Dieses Vorwärtsschreiten wünsche Ich als Vater euch: Trachtet, Meine Kinder zu werden, und zwar so weit es möglich schon auf Erden, damit euch in der anderen Welt der Weg zu Mir nicht mehr so lang sein wird.

Dieses ist Mein Neujahreswunsch, und Ich gebe euch allen Meinen Segen dazu, zur Bekräftigung im Kampfe mit dem Scheinleben, damit ihr dann bald von Angesicht zu Angesicht schauen mögt Den, der euch am scheidenden Jahrestage dieses als euer liebender Vater zuruft. Amen!

Quelle: Festgarten, „Betrachtungen an Weihnachten nebst Worten zum Jahreswechsel, Erscheinungsfest, Geburtstag, Carneval, Tanz und Frühling“ S.38.

In deine Hände befehle ich meinen Geist.
(Ps 31,6)
Meine Zeit steht in deinen Händen.
(Ps 31,16)


Das Leben - Ein Wort in Bezug auf den Jahreswechsel

Empfangen durch Gottfried Mayerhofer am 31.12.1872

Schon mehrere Worte habe Ich euch gegeben über dieses Wort „Leben“, und doch gibt es immer noch interessante Seiten, welche dieses Wort darbietet, die noch lange nicht alle erschöpft sind. Ihr habt das Leben kennen gelernt in materieller Hinsicht, wie es sich entwickelt, wie es sich erzeugt, und wie das Leben selbst wieder anfangs Erzeuger, dann Erhalter und später wieder Zerstörer oder Verwandler des nie versiegenden Materiestoffes ist.

Ihr habt gesehen, wie das Leben als geistiger Träger in allen Wesen und allen erschaffenen Dingen eine höhere Macht zur Grundlage hat, wie das Leben als ein Funke Meines Ichs alles umfasst, und das materielle, scheinbare Leben nur eine sichtbare Erscheinung von dem geistigen eigentlichen Leben ist. Ihr habt gesehen, wie das Leben so einem höheren Zwecke gehorchend alles vervollkommnet, alles zu höheren Stufen führt, um wieder dorthin zu gelangen, von wannen es gekommen; und ebendeswegen weil Ich euch dies Leben von so vielen verschiedenen Seiten gezeigt habe, so war auch das Wort über „Die Zeit“ die Folge, weil eben die Zeit euch zeigte, wie das Leben, als ewig wirkendes Etwas, doch mit materiell sichtbaren Dingen gemessen werden kann.

Nun, eben heute, wo gerade wieder ein solcher Zeitabschnitt, den ihr „Jahr“ nennt, zu Ende läuft, eben an diesem Tag, welcher für alle Menschen wichtig sein sollte, weil ein Zeitraum dahingeflossen, welcher, so wie er von euch betitelt und eingeteilt wurde, auch einen gewissen Zeitabschnitt in eurem Leben ausmacht, weil ihr euer Leben nach solchen Zeitabschnitten zählt, so will Ich euch auch hier in Bezug auf euer soziales Leben einige Worte geben, welche wahr und getreu aus Vaterhand kommen, welche als Gegensatz von den vielen Worten, welche heute und morgen in der ganzen Welt gesprochen werden, die beinahe nichts Wahres oder Aufrichtiges enthalten, damit ihr den morgigen Tag geistig so betrachten und begehen sollt, wie es Meinen Kindern geziemt.

Seht, ob eure Erde oder Welt um die Sonne kreist, und dort wieder im unbegrenzten Ätherraume nach 365 Tagen am nämlichen Flecke ankommt, von wo sie vor ebenso vielen Tagen ausgegangen ist, - dieses hat für Mich keine Wichtigkeit, und ist kein merkwürdiges oder zu beachtendes Ereignis; denn so wie eure Erde kreisen Millionen und Millionen Welten eine um die andere, folgen schon seit unendlichen Zeiten diesem Wege, sich stets vervollkommnend, bis auch ihnen der letzte Umkreis bestimmt sein wird, wo sie in andere Verhältnisse eintretend wieder zwar wie früher von mächtigen Sonnen und Welten angezogen, selbe auf ihrer großen Bahn im unendlichen Äther begleiten werden, bis Veränderung auf Veränderung folgend, sich vergeistigt sich vereinen werden mit denjenigen Welten, welchen sie früher als gezwungene Satelliten folgen mussten.

Was die Welten, Sonnen und Erden in ihrer materiellen Entwicklung bis zur geistigen letzten Vervollkommnung tun müssen, das ist auch die Bahn alles Geschaffenen, und mithin auch aller lebenden Wesen, Geister und Menschen, und die verschiedenen Umwandlungsperioden, zu deren Zählung ihr keine Zahlen habt, eben diese Perioden verwirklichen sich im Kleinen in den Zeitabschnitten, welche jedes geschaffene Ding und jedes lebende Wesen als Zeitperiode erhalten hat, um sich zu vervollkommnen und sich zur nächsten Stufe vorzubereiten.

Was bei den Welten im Großen die Bewegung, durch die Bewegung die Reibung, durch die Reibung die Wärme, und durch die Wärme das Licht, und durch alle diese das Leben im Großen ist, das ist bei den geschaffenen Wesen ihre normalmäßige Entwicklung vom Embryo bis zur höchsten Tätigkeit, in welcher das Leben sich äußern kann und muss, um seinen Zweck zu erfüllen.

Nun, eben diese Perioden als Kinder-, Jünglings-, Mannes- und Greisenalter in allen lebenden Wesen mit oder ohne geistiges Bewusstsein, welche bei allen auch als Zeitabschnitt gemessen werden können, diese bei euch „Jahre“ genannt, werden ebendeswegen für euch wichtig, weil sie den Ein- sowie Austritt einer jeden Lebensphase und selbst sogar auch den gänzlichen Austritt aus dem euch sichtbaren Leben bezeichnen. Diese Zeitabschnitte, sowie deren Anfang und Schluss sind daher von Wichtigkeit, und nicht umsonst gab die Ahnung den Menschen ein dunkles Gefühl ein, solche Tage des Wechsels zu feiern oder in selben das vergangene Leben, sowie das kommende ernster zu betrachten.

Damit ihr nun, die ihr anstrebt, Meine Kinder zu werden, eben diesen Jahreswechsel so antretet und das scheidende Jahr so verlasst, wie Ich es bei Meinen Kindern gerne sehe, so soll dieses Wort, das hier heute euch gegeben wird, sowie allen euren künftigen Nachkommen und selbst einst der ganzen Menschheit ein Fingerzeig sein, wie man solche Wendungen von Zeitabschnitten im großen Weltenbau, übertragen auf euer winziges Leben, doch euer würdig, als geistige Wesen feiern, und nicht in Festgelagen betrunken aus einem Jahre hinaus in das neue hinein taumeln sollte.

Alles in der Welt hat seinen Anfang und sein Ende, und wenn heute Abend euer Zeitmesser mit ehernen Schlägen, wovon die Luft erzittert, auf euren Kirchentürmen die zwölfte Stunde kündet, so sollte auch ein jedes Herz mit Schaudern und Schrecken erzittern; denn dieser dumpfe Glockenschlag in einsamer Nacht ist ein ernster Mahner, dass ein Jahr vorüber ist, und ein neues mit all seinen Umständen und Verhältnissen geheimnisvoll gegen euch im Anzug ist, und euch wahrscheinlich bringen wird nicht das, was ihr hofft und wünscht; aber doch gewiss ohne euern Willen euch einen Schritt näher zum Grabe führt, wo ein anderes geistiges Leben seinen Anfang nimmt, dem das Materielle nur als Grundlage dienend dem künftigen den Stempel des Friedens oder des Kampfes aufdrücken wird.

Es gibt kein sorgenloseres Wesen in der ganzen Schöpfung, als eben gerade die von Mir ganz frei gegebenen Menschen, welche neben Abgründen und Gefahren taumelnd umher tanzen und sich den größten materiellen Freuden hingeben, während auf allen Seiten Abgründe voll geistiger Qualen ihnen entgegen klaffen.

Statt solchen Jahreswechsel mit ernsten Betrachtungen zu begehen, statt, wenn es nur der reine Himmel erlaubt, einen Blick auf das Sternenzelt zu werfen, welches um Mitternacht sich über des Menschen Haupt ausbreitet, ihm die Sprache der Unendlichkeit, der ewigen Dauer, der ungeheuren Größe und der winzigen eigenen Ohnmacht zeigt, statt allem dem verschließen sich die meisten zwischen vier Mauern, suchen durch Füllung ihres Magens und Betäubung ihrer Sinne den geistigen Mahner zu vertreiben, der von der einsamen Turmuhr ihnen zuruft:

Menschen! O ihr eitlen Geschöpfe! Bedenkt, ein Jahr geht zu Grabe, ein neues steigt aus dem Schoß der Ewigkeit herauf; das eine trägt von euch so manche Hoffnungen und nicht erfüllte Wünsche hinweg in die Ewigkeit, und bei manchen hat es ihm auch manche liebe Seele von seiner Seite gerissen, während das andere im dichten Schleier verhüllt vor euch steht, euch mahnend und bittend, doch eure Erfahrungen im vergangenen Jahre zu betrachten, damit ihr nicht so blindlings in das neue Jahr hineinstürmt, und euch so bittere Enttäuschungen erspart bleiben.“

Das, was dieser Wechsel, dieses Ablaufen eines Jahresabschnittes und der Beginn eines neuen bezeichnet, ist ein Bruchteil des großen allgemeinen, und ein Partikel eures kurzen menschlichen Lebens; bedenkt wohl, es ist das Leben die nie versiegende Kraft, die, wie sie die großen Welten in ungeheuren Zeiträumen ihrer Entwicklung und Vergeistigung entgegenführt, auch euch Kinder einer geistigen Welt ebenfalls euer hohen Bestimmung näher bringt, damit erfüllt werde, was des Schöpfers Zweck einst war, dass nämlich alles Geschaffene, in Materie Gekleidete, einst wieder in Geistiges verwandelt, zu seinem Ursprung zurückkehren soll.

Betrachtet so einen Jahreswechsel, betrachtet das vergangene Jahr als eine Probe- oder Vorschule fürs nächste kommende, betrachtet es als eine Gnade von Mir, der Ich euch dieses Leben bis auf den heutigen Tag geschenkt habe, um hier auf dieser Erde eurem Ziel leichter entgegenzukommen, betrachtet das vergangene Jahr mit geistigen Augen, damit ihr das Wertlose eurer materiellen Wünsche erkennt, mit welchen ihr es angetreten habt, und wie enttäuscht ihr jetzt aus selbem austreten müsst, und ihr werdet die Heiligkeit des Momentes, den euch die Turmuhr angibt, eher begreifen, eher seine ernste Seite erkennen, als wenn ihr von Wein und Speise erregt mit fröhlichen Gesichtern dann im kommenden Jahre furchtbar enttäuscht werdet von der Erfolglosigkeit eurer Wünsche, eurer Hoffnungen, weil selbe meistens Glück von außen suchten, während der Friede und die Zufriedenheit nur im Innern allein zu erringen ist.

Das Leben, das große unendliche Leben, ein Ausfluss Meiner Göttlichkeit, welches alles vereint, alles umschlingt und alles mit sanfter Führung zur Vergeistigung führen will, dieses große Leben in kleinen Zeitabschnitten als Jahre und sein Wechsel, sein unaufhaltsames Fortschreiten, dem nichts Geschaffenes widerstehen kann, zeigt euch mit warnendem Finger die Wichtigkeit der Benützung jeden auch noch so geringen Zeitabschnittes, denn wie bei euch jeder Pulsschlag neues Leben mit alter verbrauchter Lebenskraft austauscht; ebenso in etwas größeren Proportionen ist der Jahreswechsel ein ähnlicher Augenblick, wo vergangene Leiden, vergangene Kämpfe neues Leben, erneuerte Tätigkeit in eurem geistig-seelischen Organismus hervorrufen sollen, männlich dem kommenden Jahre entgegenzutreten, seine kleinen Zeitabschnitte bis auf Minuten stets geistig zu benützen, damit am Ende, wenn wieder ein solcher Glockenschlag euch an die Flüchtigkeit der Zeit mahnt, ihr als geistige Wesen ruhig auf die Vergangenheit zurücksehen könnt, wo euch keine Enttäuschungen bittere Momente gebracht haben; denn ihr habt von der materiellen Welt nichts erwartet, nichts gehofft, und konntet daher auch nichts verlieren, während vielleicht die geistige Ernte um desto größere Früchte getragen hat, indem ihr angefangen habt zu begreifen, was die eigentliche Welt, was das irdische Leben als Wanderzeit wert ist, die nur als Unterlage zum geistigen ewigen Sein beitragend euch dem Ziele näher gebracht hat, zu dem Ich euch auserkoren habe.

Dann könnt ihr ruhig in nächtlicher Stille nach Beschauung eures Innern den Blick zum gestirnten Himmel lenken, wo euch himmlische Ruhe und ewiger Friede entgegen lächelt; dann könnt ihr getrost euch ergeben in jene Räumen, wo kein Anfang, kein Ende ist, und betend dem großen, allmächtigen Schöpfer danken, Der dort oben euch und tausend andern lebenden Geschöpfen euch nie begreifliche, nie zu ahnende Seligkeiten bereitet hat; denn auch ihr habt ein Jahr voll Trostes und voll Sieges hinter euch und könnt sagen:

Vater! Du, Der Du dort oben in jenem unermesslichen Universum, von wo aus nur als Lichtpünktchen einzelne Welten ein Dasein verraten, dass dort nicht Deine Schöpfung aufhört, sondern erst recht zu beginnen anfängt. O Vater! Jetzt hast Du mich wieder einen Zeitabschnitt, welchen wir Jahr nennen, meinem Ziele und dem Grabe, als Grenze zwischen hier und dort, entgegengeführt! Dank sei Dir! O Erhabener! Der Du mir es erlaubst, zu Dir zu flehen, Der Du mir es erlaubst, Dich Vater zu nennen!

Gebe zu, dass wenn Du mir auch im jetzt antretenden Jahre Kämpfe bereitest, der Sieg stets auf meiner Seite sei. Hilf dem armen Kinde seine Last siegreich zu tragen, um eben dieser großen Schöpfung Weltbürger, dieser großen Unendlichkeit wahres Geisteskind zu werden, welche jetzt so stumm über meinem Haupte thront, und von wo tausend und tausend funkelnde Sterne mir die Worte zuflüstern:

Auch neben diesen unendlichen Welten, neben dieser großen, alles umfassenden Unendlichkeit hat Dein Schöpfer und liebender Vater dich, o Mensch, nicht vergessen; ja sogar dich bevorzugt, indem Er, während Er auf vielen großen Welten nur als großer Geist bekannt, verehrt und angebetet wird, dich gewürdigt hat, auf deine kleine Erde herabzusteigen und auf ihr euch kleine Menschen zu Seinen einstigen alleinigen großen Kindern zu machen! Was sind wir entfernte Welten für dich, o Mensch, kleine winzige Sternchen, und doch, dieses geborgte Licht, das von anderen entfernten Welten uns geliehen und nur von Ihm allein ausgeht, dieses kleine Flimmern, welches dein Auge und seine Sehnerven angenehm in Bezug setzt, ist das Zittern des nie vergehenden Lebens, ist das Vibrieren der nie verwelkenden Liebe, welche bei Ihm anfangend bis zum letzten Atome des Weltenstaubes sich gleich geblieben, stets nur dem einsamen Beobachter dasselbe sagt:

„Gott ist die Liebe!“ Er ist Schöpfer, Erhalter, Vervollkommner und ewiger Urborn alles Lebens, welches in den entferntesten Räumen ebenso mächtig wirkt, wie in deinem Herzen, o Mensch, wenn du begeistert deine Blicke zum nächtlichen Himmel erhebst, wo einst bei der Geburt des Erlösers von Engelschören die Worten erschallten: „Preis dir, o Erde! Denn dir ist ein großes Heil widerfahren!“

Dieses Heil benütze, o Mensch! Und du wirst immer mehr Frieden in deinem herzen finden, und jedes Jahr werden dir die Sterne mit ihrem funkelnden Lichte das Nämliche sagen, was in begeisterter Stunde aus deinem Herzen als Gebet zu Ihm empor geströmt, du, das unmündige Kind, im verflossenen Jahre geistig zum Vater gesprochen hast!““

So feiert, Meine Kinder, die Jahreswende, so überdenkt euer vergangenes Jahr, erforscht euch, was noch übrig geblieben ist, um im kommenden Jahre den Bau eures geistigen künftigen Leibes zu ergänzen, und so von Zeitabschnitt zu Zeitabschnitt, von Jahr zu Jahr dem großen, über euch gewölbten Himmel des Friedens und der Ruhe immer näher zu rücken, wo auch für euch das materielle Leben ein Ende haben, ein Lebensabschnitt im gebundenen Gewande aufhören, und ein nie versiegendes, ewiges Leben anfangen wird, wo ihr dann mit geistigem Blicke des Vaters Wohnungen mit Wohlgefallen betrachten könnt, die Er denen bereitet hat, die Seinen Willen erfüllt haben.

Dieses sei das Wort des Lebens, welches euch der Vater aus den Himmeln sendet, damit auch ihr euer geistiges Leben im wahrsten Sinne begreifen, nicht gegen eure Menschenwürde euch versündigen, euch als wahre Kinder eines ewigen Schöpfers beweisen, wie Er den Wert der Zeit, den Wert des Lebens, ob irdisch oder geistig, und den Wert des Jahreswechsels als Bürger einer Geisterwelt, als wahrhafte Kinder eines euch liebenden Gottes und Vaters erkennend, Seiner würdig, ihn (den Jahreswechsel) begehen sollt. Dieses ist der Zweck dieses Wortes an euch, welche Ich mit so vieler Liebe und Nachsicht bis jetzt geführt habe, und darum Ich alle diese Liebe und Gnade von euch auch richtig beurteilt sehen möchte.

So möge das neue Jahr, obwohl dunkel für eure Blicke, doch nichts Erschreckendes besitzen, denn solange ihr an Mich glaubt, Meine Lehre befolgt und Vertrauen zu Mir habt, so lange werden euch weder die Umstände noch Verhältnisse der materiellen Welt etwas anhaben können.

Solange ihr Frieden in euch habt, solange lebt ihr im Frieden mit Mir, mit Meiner Natur und mit Meiner Geisterwelt, die euch überall umgibt. Daher Vertrauen!

Ich strafe nie! Ich war einst auf Erden „der Heiland“, und werde es ewig bleiben, indem Ich die wunden Flecke in den Herzen Meiner Kinder ausheile, und zwar nicht mit Giften, sondern mit dem Balsam der Liebe. Amen!

Quelle: Festgarten, „Betrachtungen an Weihnachten nebst Worten zum Jahreswechsel, Erscheinungsfest, Geburtstag, Carneval, Tanz und Frühling“ S.42.

Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch.
Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt.
Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht.
(Joh 14,27)

 

Am Neujahrestag


 

Neujahressegen

Empfangen durch Jakob Lorber am 31.12.1861

Also schreibe! – Am Schlusse des Jahres gebe Ich euch, die ihr an Mich noch haltet und glaubet, ein Fünklein dahin, was das kommende Jahr bringen wird.

Das Beste ist, dass alle, die ihr an Meinem Namen haltet, Meine stete Liebe und Gnade zu gewärtigen haben sollet. Wer aber das hat, der sehe nicht auf die Welt, was diese tut und tun will; denn Ich allein bin wahrhaft der Herr, und alle Geschicke der Menschen, ob groß oder klein, reich oder arm, mächtig oder ohnmächtig, liegen in Meiner Hand und Macht.

Die Wolke, aus der nun der alles durchleuchtende Blitz vom Aufgange bis zum Untergange allwaltend in einem fort von neuem ausfahret, steht unverwandt am Firmamente des Geistes, und der alte babylonische Aberglaube und dessen Lüge und Trug sinkt unaufhaltsam in den Abgrund. Muss Ich nicht durch die Not die Regenten dahin führen, dass auch sie erleuchtet werden und dann dem Reiche der Finsternis, des Gerichtes und des Todes keinen Schutz mehr zu leisten vermögen? Darum lasset euch denn auch eine noch ganz kurze Zeit der Not gefallen! In wenigen Monden wird alles ein ganz anderes Gesicht haben, vor dem ihr nicht erschrecken werdet.

Denket nur, dass Ich alles also geschehen lasse wie den heutigen Tag, der euch auch nicht gefällt, aber dabei doch voll Segens für diese Erde ist. Kurz und gut, wer sich in Meinem Lichte befindet, der hat auch nichts zu besorgen! –

Ich aber will und werde nun den Hochmut und die arge Hoffart auf eine Weise heimsuchen, an die noch niemand gedacht hat, – sie wird sich in ihrer Überbietung selbst zugrunde richten müssen gleichwie die alte Hure Babels; denn beide sind Kinder eines und desselben Geistes und müssen sich selbst zugrunde richten.

Alle aber, die ihr da mühselig und mit allerlei unnötiger Furcht beladen seid, kommet im Herzen beladen mit der Liebe zu Mir, und Ich werde euch alle erquicken! – Nehmet mit diesem Worte Meinen Segen für das kommende Jahr und für noch länger und für ewig hin. Amen.

Quelle: Jakob Lorber, Himmelsgaben Band 3, S.506.

 

Neujahreswunsch

Empfangen durch Gottfried Mayerhofer am 31.12.1870

Da ihr doch am Ende, wenn ihr heute voneinander scheidet, einer dem anderen fürs nächste Jahr einen Glückwunsch mit auf den Weg geben möchtet, so will Ich dir, um euch aus der Verlegenheit zu helfen, einen Glückwunsch für alle hier geben, an welchen ihr euch halten könnt. Und der lautet:

O Herr und allerliebster Vater!

Der Du uns alle in diesem Jahre durch so viele Klippen der Versuchung glücklich durchgeführt hast, und da wir jetzt am Ende dieses Jahres noch alle beisammen sind, so segne unser Streben auch im nächsten Jahre, dass wir Deinen Wünschen gemäß stets mehr und mehr vorwärts gehen mögen auf der Bahn des Lichtes und der Gnade, lass uns alle nie Deinen Segen missen, und stärke uns in kritischen Fällen mit Mut und Ausdauer, auch das Herbste mit Geduld zu ertragen; gib uns unser tägliches Brot; und halte uns fern von der Welt und ihren trügerischen Freuden, nehme uns, im Falle die Last zu groß wird, selbe ab, und lasse so Deine Kinder alle wieder am nächsten Jahreswechsel beisammen sein, auf dass kein teures Glied davon mangle.

Dieses Wünschen glauben wir gerecht vor Deinen Augen, und deswegen bitten wir um Dein Jawort oder Deinen Segen zur Erfüllung dieser kindlichen Bitte. Amen!“

Hier habt ihr einen Wunsch, wie er Mir gefällt; trachtet ihm nachzukommen, und Mein Ja und Segen wird euch nicht fehlen. Dies sagt euch euer Vater als Glückwunsch fürs nächste Jahr. Amen!

Quelle: Festgarten, „Betrachtungen an Weihnachten nebst Worten zum Jahreswechsel, Erscheinungsfest, Geburtstag, Carneval, Tanz und Frühling“ S.41.

 

ANHANG

. Zum Jahreswechsel der Schriftkundgebungen an Jakob Lorber:
- „Zum Jahrestag der ersten Kundgebung des Herrn“
- „Eine Jahresrückschau zum 15./ 17. März“
.
Zum Jahreswechsel unseres Lebensweges:
- „Zum Geburtstag“
- „Rechte Geburtstagsfeier“
- „Geburtstagsgratulation“
- „Vatergabe zum Geburtstag“
- „Nimm Mich zu deinem wahrsten Vater in dein Herz“
- „Von der Freundschaft des Herrn“
- „Wende dich zu Mir!“
- „Heiligende Liebe“
- „Das Angebinde“
- „Das Beste für jedermann“
- „Herr! – Hier bin ich.

 

Jahrestag der Offenbarung des inneren Wortes


 

Zum Jahrestag der ersten Kundgebung des Herrn (1871)

Bitte des Schreibers:
Liebevollster Vater! Am 9. dieses Monats vollendet sich der Zyklus eines Jahres, indem Du unaufgefordert Dich und unmündigen Kindern kund gabst. Nachdem wir alle die Tage, welche entweder auf Dein einstiges irdisches Wandeln Bezug hatten oder die wichtige Institutionen Deiner göttlichen Lehre betrafen, im stillen Kreise stets gefeiert haben, ja sogar nicht diejenigen Tage vorübergehen ließen, die nur weltliche oder persönliche Dinge betrafen, so versteht es sich von selbst, dass der Tag, an dem Du, o überguter Vater, uns die unerwartete Gnade erteiltest, und Dich mittelst einem unserer Brüder kund gabst, einer der wichtigsten Tage in unser aller Lebensbahn, ja der allerwichtigste geworden ist. Jetzt erneuert sich dieser in der Reihenfolge der Tage wieder, und wir alle senden nun mit demütigem Herzen zu Dir, o Vater, unsern schwachen Dank für diese nicht verdiente Gnade, und flehen Dich alle insgesamt an, uns auch in diesem Jahre diese Gnade und Dein geistiges Brot nicht zu entziehen, damit wir den Weg, den Du uns geführt hast, nicht verfehlen, und so unserer hohen Bestimmung getrost entgegengehen können. Amen!“

Huldreiche Antwort des Herrn: (durch Gottfried Mayerhofer am 06.01.1871)

Meine lieben Kinder, und auch du, Mein Schreiber, der du dich als Dolmetscher deiner kleinen Gesellschaft an Mich wendest, seid alle versichert, dass, hätte Ich euch nicht schon dort reif gefunden, Meine Gnadenworte würdig zu empfangen, Ich euch selbe auch nicht gegeben hätte. Es freut Mich, an euch wenigstens das schöne Gefühl der Dankbarkeit nicht zu vermissen, aus dem hervorgeht, dass ihr den Wert Meiner Mitteilungen anerkennt, und selbe auch tätlich in eurem Lebenswandel ausführen wollt. Fahret fort, wenigstens diesen Willen zu haben; denn ohne den Willen ist die Ausführung eine Unmöglichkeit; was aber die letztere anlangt, so lässt sie noch viel zu wünschen übrig. Noch sind manche unter euch, die Meine Worte nicht genug zu schätzen wissen, bei denen noch sehr viel Gemisch weltlicher Ideen unter Meinem Weizen vermengt sich vorfindet, wieder andere, die diese ganzen Kundgebungen nur so oberflächlich nehmen, nicht der Verleugnung oder Entsagung von angewohnten Lebensideen fahren lassen wollen; andere wieder, die von einem Extreme leicht zum anderen übergehen, deren innerer Glaube noch keine rechte Festigkeit hat. Seht, alle diese haben im kommenden Jahre noch viel zu überwinden; und ebendeswegen in diesem Momente, wo ihr euch Mir nahet, um euren Dank gegen Mich auszudrücken, finde Ich es eben angemessen, euch daran zu erinnern, in wieweit ihr Meine Gnade gewürdigt habt, und Meinen Wünschen nachgekommen seid.

Geistiges Brot habt ihr in Fülle durch Meine Schreiber erhalten, ihr habt es wohl verwahrt und aufgehoben, aber verspeist und geistig verdaut habt ihr wenig davon. Befleißt euch stets mehr, diese Lichtfunken Meiner göttlichen Liebe in euer Herz aufzunehmen, sie stets im Sinne zu haben und danach zu handeln, dann werdet ihr erst das Endresultat Meiner Gnade erkennen. Was hilft das Lesen, das Abschreiben und vielleicht gar in Goldschnitt einbinden; im Herzen müssen Meine Worte mit goldenen Lettern geschrieben stehen, dort müssen sie aufbewahrt werden, und der schöne Einband sei dann euer Ich, eure Seele selbst.

Trachtet die Wichtigkeit dieser Gaben und deren Inhalt in ihrem ganzen eigentlichen Werte erst zu erfassen, erkennt dieses Geschenk, um welches euch Geister und Engel beneiden, als das an, was es ist, und ihr werdet erst dann die Tragweite jedes einzelnen Wortes aus Meinem Munde zu würdigen und zu schätzen anfangen.

Legt die Hand auf eure Brust und fragt euch selbst, wie viele Aufopferungen habt ihr denn Mir zulieb schon gemacht? Was habt ihr Mir zulieb getan? Und Ich versichere euch, es wird bei dieser Untersuchung ganz wenig herauskommen; wie habt ihr die Pflicht der Nächstenliebe in Wort und Tat ausgeübt? Wie habt ihr die einzelnen Worte, die Ich aus Gnade dem Einen oder dem Anderen, ja sogar auf sein eigenes Bitten gegeben habe, in eurem praktischen Leben ausgeführt? Oder habt ihr nicht meistens diese an euch individuell gerichteten väterlichen Worte nur mehr der Neugierde halber gelesen, und dann selten mehr an deren Inhalt, an deren geistigen Sinn gedacht? –

O Meine Kinder, ihr wisst und kennt noch den hundertsten Teil des geistigen Sinnes und der unendlichen Liebe nicht, die in diesen vielen Worten verborgen liegen, ihr ahnt wohl manchmal so etwas; allein würdet ihr euch vertiefen, ja nur in einen Satz, aus welchem Diktate er auch sei, so würde eine ganze unermessliche Welt von geistigen Wahrheiten daraus in euren Herzen emporsteigen.

Seht, um Meine Kinder zu werden, braucht es in der Wahrheit alles dieses Diktieren nicht, was seit (nun mehr denn 40) Jahren euch und der Menschheit gegeben worden ist, es genügten die zwei großen und einzigen Gebote der Liebe; aber eben deswegen, weil die Menschen gern nur an der Oberfläche das Wichtige suchen und selten bis ins Innere, Geistige einer Sache eindringen, ebendeswegen gab Ich so vieles und werde noch mehreres geben, damit auch das oberflächliche Wort schon so voll von geistigen Liebe-Wahrheiten ist, dass selbst dem nur leicht vorübereilenden Blicke genug zur Labung dargeboten wird, und aber erst dem eifrigen Forscher das ganze unermessliche Geisterreich im Innern sich auftut.

Ist es denn in der Natur nicht ebenso? Den oberflächlichen Beobachter bezaubert eine schöne Gegend, eine schöne, wohlriechende Blume, ein mit herrlichem Gefieder ausgestatteter Vogel usw., so manchem drängen sich da unwillkürlich die Worte auf: Was hat unser Herr und Gott nicht alles Schönes geschaffen, und alles den Menschen zulieb! Fragt nun einen Naturforscher, was der erst gefunden hat, was der für Wundergesetze und weise Einrichtungen im kleinsten Gegenstande, im kleinsten Teile einer Moospflanze, in dem Baue einer Flaumfeder gefunden hat, und, wenn er aufrichtig ist, was er euch sagen wird, welch unermesslicher Reichtum noch verborgen liegt, wo eure Sinne nicht mehr hinreichen, selbe zu erspähen.

So wie hier der Unterschied gezeichnet ist zwischen einem harmlosen Wanderer durch blühende, fruchtbare Gegenden und einem emsigen Forscher, ebenso besteht auch bei euch der Unterschied zwischen Feinschmeckern Meines göttlichen Brotes und dem wirklichen Esser und Verdauer desselben. Bleibt nicht bei der leichtfertigen Feinschmeckerei, sondern genießt das Himmels-Manna, das beinahe tagtäglich auf eure Herzen herab träufelt, verwandelt es in euer eigen Blut und Fleisch, dann wird aus diesem geistigen Fleische und Blute der eigentliche Geistmensch hervor gehen, der den (Geist-)Leib anziehen wird, den er für sein großes, künftiges Leben nötig hat.

Am Erneuerungsfeste dieses Tages, wo hier zum ersten Male Mein Wort euch kundgegeben ward, will Ich euch erinnern: Seid nicht eitle Hörer und Leser Meines Wortes! Sondern übt es tatsächlich aus! Deswegen gab Ich es euch, denn nur durch die Taten könnt ihr Meine Kinder werden, durchs Lesen aber nie!

Beherzigt, was Ich euch heute sage, damit im nächsten Jahre Meine Wünsche eine vollendete Tat geworden sind; Mein Segen wird euch nicht dazu fehlen, nur müsst ihr denken, Mein Segen unterstützt bloß, das Hauptwerk müsst ihr selbst vollführen. Kämpfen müsst ihr, eure Kraft im Kampfe unterstützen tue dann Ich, und so nehmt Meine Liebe und Meine Gnade mit ins künftige Jahr, dem Flehenden wird sie nie entzogen, dem Saumseligen aber nicht angeboten werden. Amen!

Quelle: Festgarten, „Betrachtungen an Weihnachten nebst Worten zum Jahreswechsel, Erscheinungsfest, Geburtstag, Carneval, Tanz und
Frühling“ S. 46.

 

Eine Jahresrückschau

Zum 15./17.März

Empfangen durch Gottfried Mayerhofer am 15.03.1872

Es ist heute wieder der Tag, wo auch vorigen Jahres du ein Wort von Mir erhieltest, in Bezug auf den Jahrestag, wo du zum ersten Male Meine Stimme vernahmst, und eben da dieses Jahr voll von Gnaden für euch morgen abgelaufen ist, so willst du wieder ein anderes Wort, ein Wort der Gnade und Liebe für dich und die Deinen, damit ihr Stärkung und Labung erhalten mögt für alle Ereignisse, welche euch im künftigen Jahre begegnen könnten.

Ja, Meine Kinder, es ist wieder ein Jahr verflossen, in welchem Ich zu euch viel gesprochen habe, ihr aber davon wenig verstanden und noch weniger in eurem Wirken recht aufgefasst und ausgeübt habt. Ihr habt alle noch die dreifache Decke Moses vor euren Augen hängen, noch immer ist die Neugierde und das Haschen nach neuen Gnadenworten von Mir größer als der Drang, auch im strengsten Sinne das ausführen zu wollen, was oft nur in einem einzigen Worte schon liegt.

Wie viele einzelne Worte habe Ich euch schon erklärt, deren geistige Bedeutung aufgedeckt, euch mittelst dieser Erklärungen in die Tiefen Meiner Schöpfung, in die Tiefe Meiner Weisheit und in die Tiefe Meiner Liebe und Gnade schauen lassen, und was ist und war stets das Endresultat? Fleißig Meine Worte abschreiben, sie zu den anderen empfangenen zu legen, und dort in Ruhe liegen lassen! Seht, das ist das Schicksal Meiner Gnadenblumen aus dem Geisterreiche, welche ihr empfangt, und die euch mit ihrem Wohlgeruch zu Mir erheben sollten; stattdessen macht ihr es wie die Botaniker oder Kräutersammler, welche die Pflanzen als Spezies eifrig sammeln, sie dann zwischen Fließpapier fleißig trocknen, um sie gut aufzubewahren, ohne sich nur im mindesten zu bekümmern, wie viele tausend Wunder schon in einem einzigen Blatte, in einem einzigen Blümchen liegen. Es handelt sich bei ihnen nur, um ihre Sammlungen zu vermehren, so wie bei euch, wenn ihr nur Diktate und Worte von Mir habt, so seid ihr schon zufrieden; wie es aber mit der Ausführung auch nur eines Wortes geht, da greife ein Jeder in seine eigenen Brust und hole sich dort die Antwort heraus. Glück für ihn, wenn sie nach ernster Forschung genügend ausfällt.

Der Jahrestag Meines Gnadenwortes lässt in euch den Wunsch aufsteigen: Werden wir doch wohl wieder vom Vater etwas in dieser Beziehung bekommen? Und Ich sage euch: Ja, ihr sollt ein Wort von Mir erhalten, aber ein Wort, das euch etwas aus dem Bequemlichkeitsschlafe aufrütteln soll, damit ihr bedenken mögt, was es heißen will: Ich, der Schöpfer und Herr der Welt, habe Mich herabgelassen, euch Selbst zu führen und zu leiten, während tausend andere den Weg allein gehen müssen.

Wenn ihr dieses in seinem tiefsten Sinn erwägen möchtet, so würden euch die Haare zu Berge stehen, wie ihr sagt, ob der Nachlässigkeit und Gleichgültigkeit, mit welcher ihr Mein Himmelsbrot behandelt. Jahrestage und Jahresfeste von wichtigen Ereignissen sich ins Gedächtnis zu rufen ist gut, weil da im Allgemeinen die Frage in Betracht gezogen werden soll: Wo stand ich voriges Jahr? Was habe ich seither getan? Habe ich meinen Vorsätzen getreu gehandelt? Bin ich vorwärts oder rückwärts gegangen? Lauter sehr verfängliche Fragen, worauf wohl nicht immer die schmeichelhaftesten Antworten folgen können. Wenn ihr nun unter euch so fragen würdet, oder wie auch in wenigen Tagen die österliche Beichte bei den Katholiken ebenfalls zu solchen Fragen anregt, wie soll da erst diese Beichte ausfallen, wenn Ich, euer Vater, voll Liebe und Geduld, euch frage:

Kinder! Was habt ihr mit all Meinen Worten getan, die Ich euch wieder während eines Jahres gegeben habe? Wie habt ihr sie ausgeübt?, geistig verdaut?, selbe euch zu eigen gemacht? Und zwar so, dass selbe und euer eigener Seelenmensch eins geworden sind? Wie habt ihr Meine Lichtwellen aus dem ewigen Geisterreiche aufgefasst? Aus einem Geisterreich, wo ewig die Sonne der Wahrheit und nur Wahrheit leuchtet, und als Aurora boreale (Nordlicht) oder ewiges rosiges Liebelicht alles mit den sanften Strahlen der Demut, Duldung und Versöhnung bestrahlt, wie habt ihr diese Strahlen in euer Inneres eindringen lassen, und habt ihr nicht bloß unter dem Widerschein oder Reflexe dieses Weisheits-Liebe-Lichtes momentan euch erwärmen lassen, sondern selbe Strahlen euch ganz zu eigen gemacht, um auch im Notfalle andere etwas davon teilhaftig werden zu lassen?“

Seht, bei diesen Fragen eures himmlischen Vaters wird vielleicht bei den Meisten von euch eine ungenügende Antwort herauskommen. Aber eben, weil diese Fragen gerade nur alle Jahre einmal, nämlich bei Erneuerung eines Zeitabschnittes, vorkommen, so müssen sie auch ernster beurteilt und noch ernster erwogen werden. Denn wer von euch weiß, ob nicht eben dieser jetzt nahe liegende Zeitabschnitt oder Jahreswechsel der letzte ist, welchen er in körperlicher Hülle an sich vorüberziehen sieht? Wer von euch weiß denn, ob nicht der nächste ihn in anderen Verhältnissen im anderen Jenseits überrascht, wo die Frage vielleicht wieder kommen könnte, aber eine strengere Rechenschaft gefordert wird, weil auch dort größere Aufgaben zu vollführen wären? –

Deswegen verschiebt nicht auf morgen, was heute noch getan werden kann, d.h. arbeitet täglich, stündlich an dem Kleide eures Seelenmenschen, es ist dasjenige, welches ihr nur allein ins Jenseits einst mitnehmen und gemäß diesem Kleide eure Gesellschaft dort treffen werdet, und wo gemäß diesem Kleide euer weiteres Handeln und Fortschreiten, eure geistige Fern- und Kurzsicht beschaffen sein werden. Deswegen Meine vielen Worte an euch, deswegen Meine vielen Mahnungen, Prüfungen, die Ich euch zukommen lasse. Sie alle sollen euch zu einem besseren Seelenkleide verhelfen, sie alle sollen euch helfen, alle schmutzigen Flecken aus selbem zu entfernen, alles Hässliche davon abzustreifen, damit einst in jenem Reiche, wo Innen und Außen gleich ist, euer Inneres der Außenseite oder dem leichten Seelen-Vehikel diese gefällige, schöne Form gibt, die dem Abel der Seele und ihrem geistigen Werte entspricht.

Nehmt daher euer Leben auf dieser Welt nicht so leicht, es ist weit ernster, als ihr es wähnt! Ich, euer Vater, Der die Zukunft, die euch erwartet, besser kennt, sage auch dieses, damit ihr dann nicht über Enttäuschungen klagt, wenn die Verhältnisse und Umstände sich nicht so gestalten wie ihr es in eurem Kopfe ausgehegt hattet.

Daher diese vielen Worte, teils für einzelne, teils für alle, daher diese väterlichen Mahnungen, diese Aufklärungen, dieses Einführen in das eigentliche geistige Entsprechungswesen der Worte, damit sie alle Fingerzeige und Wegweiser sein sollen auf eurem Lebenswege, um stets euch zu mahnen, wenn ihr wanken oder vom rechten Wege ablenken wollt, stets dorthin zeigend, wo allein Friede, Trost und Ruhe ist.

So sollt ihr diesen Jahrestag als Abschnitt eines vorübergegangenen, nie mehr zurückkehrenden Lebensabschnittes betrachten, sollt euch ernstlich fragen: Wo war ich? Und wo bin ich? Und wohin will und wohin soll ich gehen? – Diese Fragen müssen zur Zufriedenheit einst gelöst werden, sonst ist kein Heil für eure Seele zu hoffen!

Mein Kind“ zu sein, Ich habe es euch schon oft gesagt, ist nicht so leicht, verlangt ja doch ihr selbst auf Erden und mit euren beschränkten Begriffen, dass eure Kinder euch Ehre machen sollen. Und was ihr, endliche Geschöpfe verlangt, sollte es Mir, dem Herrn alles Geschaffenen, nicht noch mehr zustehen?

Es ist also gerade dieser Jahrestag Meiner ersten Gnadeneröffnungen an euch, wie einst vor mehr als 30 Jahren durch Meinen früheren Schreiber (J. Lorber), wo Ich auch eine kleine Schar auserkoren hatte, bei welchen Ich Selbst der Sämann Meines geistigen Wortes sein wollte. Von jenen sind wenige übrig, die noch auf dem Wege zu Mir geblieben sind, wie Ich selben ihnen zeigte; von euch sind beinahe alle noch im Fortschreiten auf der engen Straße des Lichtes und der Wahrheit begriffen.

Tut das Möglichste, euch auf dieser geistigen Höhe zu erhalten, die ihr erlangt habt, und hütet euch vor dem Herab-, vor dem Zurückschreiten. Ein jeder Jahrestag dieses Gnadentages soll euch reiner, besser und näher bei Mir finden! Ein jeder dieser Jahreswechsel soll euch stets mehr in den Untersuchungen eures Herzens und eures zurückgelegten Lebensjahres mit Zufriedenheit erfüllen!

Bei allem Mühen, bei allem Streben wird euch doch stets noch genug zum Hinwegräumen für ein anderes Jahr überbleiben; denn jedes Jahr, jeder Tag, jede Stunde bereitet andere Verhältnisse, andere Prüfungen, und Meine Kinder müssen wie eine General-Beichte, so auch ein General-Examen bestehen können, sie müssen nicht allein ihren Körper für alle möglichen Witterungsverhältnisse abgehärtet, sondern ihren Seelenmenschen so erzogen haben, dass auch er jedem Sturme trotzend, sich stets seiner hohen Mission bewusst, nicht fallen, nicht zu Grunde gehen kann.

Seht die Bäume an, der Sturmwind bewegt sie, rüttelt sie, macht selbe oft bis in ihren tiefsten Wurzeln erbeben, aber eben dieses Lockermachen, dieses Zittern ist das einzige Mittel, um sie mit ihrem Grund und Boden noch mehr zu verbinden, um ihren Wurzeln noch mehr Tätigkeit und mehr Kraft zu verleihen. So sollen auch die Stürme, welche von allen Seiten heranbrausen werden, nur dazu dienen, euch in eurem Grund und Boden, d.h. in Meiner Liebe und Meiner Lehre mehr zu befestigen.

Die Stürme sollen dazu dienen, euch im Vertrauen auf Mich zu befestigen, und im steten Hinblick auf Mich als euren langmütigen, liebenden Vater stets eingedenk sein zu lassen, dass ihr einst schon wert wart dieser direkten Mitteilung, und dass ihr daher auch alles Mögliche anwenden müsst, zur eigenen Ruhe und Meiner Zufriedenheit, damit ein jeder Jahreswechsel dieses wichtigen Ereignisses euch als besser antreffe, wie im vergangenen Jahre, und dass so stets fortschreitend, ihr euch reif macht zum Wechsel des Dies- mit dem Jenseits, wo die eigentliche ewige Lebensbahn als geister erst anfängt, und dieses Leben, gerade wie bei einem Buche die Vorrede, selbes nur der Prolog gewesen ist, der jedoch dem nachfolgenden Inhalte des Buches nicht zur Schande gereichen, sondern demselben ganz entsprechen soll. Amen!

Quelle: Festgarten, „Betrachtungen an Weihnachten nebst Worten zum Jahreswechsel, Erscheinungsfest, Geburtstag, Carneval, Tanz und Frühling“ S.49.

Siehe, dieweil du Mich liebst, ist dir Arges begegnet.
Weil aber deine Liebe zu Mir mächtiger ward in der Bedrängnis,
so hat deine Liebe gesiegt über alle Macht der Hölle,
und du bist nun für alle Zeit frei vor solchen höllischen Ausgeburten!
Daher wird es kommen, dass der Glaube großen Versuchungen preisgegeben wird
und wird durch Wasser und Feuer wandeln müssen.
Aber das Feuer der Liebe wird das Glaubensprobefeuer ersticken
und das Wasser mit seiner Allgewalt verdampfen.
(Briefw. Jesu 6, 4-5 (S.34)

 

(Redaktion Elisabeth Annau, 11/11)

Fortsetzung siehe Teil 2