"Die Erlösung aber besteht erstens in Meiner Lehre, und zweitens in dieser Meiner Menschwerdung, durch welche die so überwiegende Macht der alten Hölle gänzlich gebrochen und besiegt ist." (GEJ.06_239,05)

"Friede dir und allen!" Friede ohne Liebe ist nicht möglich, daher "liebt einander, liebt die Menschen und liebt Mich!" (Aus: "Die Palme als Weihnachtsgabe")


 

Betrachtungen zum Weihnachtsfest


Gegeben von unserem Herrn und Vater Jesus Christus
an Jakob Lorber und Gottfried Mayerhofer


Eine Zusammenstellung von Texten aus der Neuoffenbarung


1.Teil
. Die Erzählung von Jesu Geburt aus der Jugend Jesu
- Von der Volkszählung bis zur Geburt
. Zur Adventszeit
- Predigt zum ersten Advent: Die Zeichen der Zukunft
- Predigt zum zweiten Advent: Die Anfrage des Johannes
- Predigt zum dritten Advent: Das Zeugnis des Johannes über Jesus
- Predigt zum vierten Advent: Die Bußpredigt Johannes des Täufers

2.Teil
- Weihnachten oder die geweihte Nacht
. Der Christbaum
. Heilig Abend
- Ein Weihnachts-Gruß
. Weihnachtstag
- Weihnachts-Predigt
- Wort am Weihnachtsfeste
- Die Palme als Weihnachtsgabe

 

Die Erzählung von Jesu Geburt aus der "Jugend Jesu"


 

Von der Volkszählung bis zur Geburt

Josephs Reiseanordnungen an seine 5 Söhne; das tröstliche Zeugnis von oben; die fröhliche Abreise

»Höret mich an! Der Herr will es, dass wir alle nach Bethlehem ziehen müssen; also wollen wir uns denn auch Seinen Willen gefallen lassen und tun, was Er will! Du, Joel, sattle die Eselin für Maria, und nimm den Sattel mit der Lehne; und du, Joses, aber zäume den Ochsen, und spanne ihn an den Karren, in dem wir Lebensmittel mitführen wollen! Ihr drei, Samuel, Simeon und Jakob, aber bestellet den Karren mit haltbaren Früchten, Brot, Honig und Käse, und nehmet davon so viel, dass wir auf vierzehn Tage versehen sind; denn wir wissen es nicht, wann die Reihe an uns kommen wird, und wann wir frei werden, und was mit Maria geschehen kann unterwegs! Darum legt auch frische Linnen und Windeln auf den Karren!«

Die Söhne aber gingen und bestellten alles, wie es ihnen der Joseph anbefohlen hatte. Als sie aber alles nach dem Willen Josephs bestellt hatten, kamen sie zurück und zeigten es dem Joseph an. Und Joseph kniete nieder mit seinem ganzen Hause, betete und empfahl sich und all die Seinen in die Hände des Herrn. Als er aber mit solchem Gebete, Lobe und Preise zu Ende war, da vernahm er eine Stimme wie außerhalb des Hauses, welche da sprach:

»Joseph, du getreuer Sohn Davids, der da war ein Mann nach dem Herzen Gottes! Als David auszog zum Kampfe mit dem Riesen, da war mit ihm die Hand des Engels, den ihm der Herr zur Seite stellte, und siehe, dein Vater ward ein mächtiger Sieger! Mit dir aber ist nun Der Selbst, der ewig war, der Himmel und Erde erschaffen hat, der zu Noahs Zeiten regnen ließ vierzig Tage und Nächte und ersaufen ließ alle Ihm widrige Kreatur, der dem Abraham gab den Isaak, der dein Volk führte aus Ägypten und mit Moses erschrecklich redete auf Sinai! Siehe, Der ist in deinem Hause nun leibhaftig und wird ziehen mit dir auch nach Betlehem: Daher sei ohne Furcht, denn Er wird es nicht zulassen, dass dir ein Haar gekrümmt werde!«

Als aber Joseph solche Worte vernommen hatte, da ward er fröhlich, dankte dem Herrn für diese Gnade und ließ dann sogleich alle zur Reise sich bereiten. Er nahm Maria und setzte sie so weich und bequem als nur immer möglich auf das Lasttier und nahm dann das Zügel in seine Hand und führte die Eselin. Die Söhne aber machten sich um den beladenen Karren und fuhren mit demselben nach der Eselin Getrabe. Nach einiger Zeit aber übergab Joseph das Zügel seinem ältesten Sohne, er aber ging Maria zur  Seite, da diese manchmal schwach ward und sich im Sattel nicht selbst zu halten imstande war.


Maria auf der Reise; der Eintritt der Wehen; Bergung Marias in einer nahen Höhle.

Also kam unsere frömmste Gesellschaft nahe bis auf sechs Stunden vor Bethlehem hin und machte da eine Rast im Freien. Joseph aber sah nach der Maria und fand, dass sie voll Schmerzes sein musste; - daher gedachte er ganz verlegen bei sich selbst: »Was kann das sein? Marias Antlitz ist voll Schmerzes, und ihre Augen sind voll Tränen! Vielleicht bedrängt sie ihre Zeit?«

Darum sah Joseph Maria noch einmal genauer an; und siehe, da fand er sie zu seinem großen Erstaunen lachend! Darum fragte er sie auch alsbald: »Maria, sage mir, was wohl geht in dir vor? - denn ich sehe dein Angesicht bald voll Schmerzes, bald aber wieder lachend und vor großer Freude glänzend!« Maria aber sagte darauf zu Joseph: »Siehe, ich habe nun zwei Völker vor mir! Das eine weinte, und da weinte ich notgedrungen mit. Das andere aber wandelte lachend vor mir, und ich ward voll Freude und Heiterkeit, und ich musste mitlachen und in seine Freude übergehen! - Das ist alles, was meinem Antlitze Schmerz und Freude entwand.«

Als Joseph solches vernommen hatte, da ward er wieder beruhigt, denn er wusste, dass Maria öfter Gesichte hatte; daher ließ er denn auch wieder zur Weiterreise aufbrechen und zog hinauf gen Bethlehem. –

Als sie aber in die Nähe von Betlehem kamen, da sprach Maria auf einmal zu Joseph: »Höre mich an, Joseph! - Das in mir ist, fängt mich an ganz gewaltig zu bedrängen; lasse daher stille halten!«

Joseph erschrak völlig vor diesem plötzlichen Ausrufe Mariens; denn er sah nun, dass das gekommen war, was er eben am meisten befürchtet hatte. Er ließ daher auch plötzlich stille halten. Maria aber sprach wieder alsbald zu Joseph: »Hebe mich herab von der Eselin: denn das in mir ist, bedrängt mich mächtig und will von mir! Und ich vermag dem Drange nicht mehr zu widerstehen!« Joseph aber sprach: »Aber um des Herrn willen! Du siehst ja, dass hier nirgends eine Herberge ist; - wo soll ich dich denn hintun?« Maria aber sprach: »Siehe, dort in den Berg hinein ist eine Höhle; es werden kaum hundert Schritte dahin sein! Dorthin bringet mich; - weiter zu kommen, ist mir unmöglich!«

Und Joseph lenkte alsbald sein Fuhr- und Reisewerk dahin und fand zum größten Glücke in dieser Höhle, da sie den Hirten zu einem Notstalle diente, etwas Heu und Stroh, aus welchem er sogleich für Maria ein notdürftiges Lager bereiten ließ.


Maria in der Grotte. Joseph auf der Suche nach einer Hebamme in Bethlehem. Das Zeugnis der Natur. Die Begegnung Josephs mit der Wehmutter.

Als aber das Lager bereitet war, brachte Joseph die Maria alsbald in die Höhle, und sie legte sich aufs Lager und fand Erleichterung in dieser Lage. Als Maria aber also erleichtert sich auf dem Lager befand, da sagte Joseph zu seinen Söhnen: »Ihr beiden Ältesten bewachet Maria und leistet ihr im Falle früher Not die gerechte Hilfe, besonders du, Joel, der du einige Kenntnis in diesem Fache dir durch den Umgang mit meinen Freunden in Nazareth erworben hast!« Den anderen dreien aber befahl er, den Esel und den Ochsen zu versorgen und den Karren auch irgend in der Höhle, welche so ziemlich geräumig war, unterzubringen.

Nachdem aber Joseph solches alles also wohl geordnet hatte, sagte er zur Maria: »Ich will nun gehen hinauf auf den Berg und will in der Stadt meines Vaters mir eine Wehmutter in aller Eile suchen und will sie bringen hierher, dir zur nötigen Hilfe!«

Nach diesen Worten trat Joseph alsbald aus der Höhle, da es schon ziemlich spät abends war und man die Sterne am Himmel recht wohl ausnehmen konnte. Was aber Joseph bei diesem Austritte aus der Höhle alles für wunderliche Erfahrungen gemacht hat, wollen wir mit seinen eigenen Worten wiedergeben, die er seinen Söhnen gab, als er mit der gefundenen Wehmutter in die Höhle zurückkehrte und Maria schon geboren hatte.

Die Worte Josephs aber lauten also: »Kinder, wir stehen am Rande großer Dinge! Ich verstehe nun dunkel, was mir die Stimme am Vorabende vor unserer Abreise hierher gesagt hat; wahrlich, wäre der Herr unter uns - wennschon unsichtbar - nicht gegenwärtig, so könnten unmöglich solche Wunderdinge geschehen, wie ich sie jetzt geschaut habe! Höret mich an! - Als ich hinaustrat und fortging, da war es mir, als ginge ich, und als ginge ich nicht! Und ich sah den aufgehenden Vollmond und die Sterne im Aufgange wie im Niedergange, und siehe, alles stand stille, und der Mond verließ nicht den Rand der Erde, und die Sterne am abendlichen Rande wollten nimmer sinken! Dann sah ich Scharen und Scharen der Vöglein sitzen auf den Ästen der Bäume; alle waren mit ihren Gesichtern hierher gewendet und zitterten wie zu Zeiten großer bevorstehender Erdbeben und waren nicht zu verscheuchen von ihren Sitzen, weder durch Geschrei noch durch Steinwürfe. Und ich blickte wieder auf dem Erdboden umher und ersah unweit von mir eine Anzahl Arbeiter, die da um eine mit Speise gefüllte Schüssel saßen, einige hielten ihre Hände unbeweglich in der Schüssel und konnten keine Speise aus der Schüssel heben. Die aber schon eher einen Bissen der Schüssel enthoben hatten, die hielten ihn am Munde und mochten nicht den Mund öffnen, auf dass sie den Bissen verzehrten; aller Angesichter aber waren nach aufwärts gerichtet, als sähen sie große Dinge am Himmel. Dann sah ich Schafe, die  von den Hirten getrieben wurden; aber die Schafe standen unbeweglich da, und des Hirten Hand, der sie erhob, um zu schlagen die ruhenden Schafe, blieb wie erstarrt in der Luft, und er konnte sie nicht bewegen. Wieder sah ich eine ganze Herde Böcke, die hielten ihre Schnauzen über dem Wasser und vermochten dennoch nicht zu trinken, denn sie waren alle wie gänzlich gelähmt. Also sah ich auch ein Bächlein, das hatte einen starken Fall vom Berge herab, und siehe, das Wasser stand stille und floss nicht hinab ins Tal! - Und so war alles auf dem Erdboden anzusehen, als hätte es kein Leben und keine Bewegung. Als ich aber also dastand oder ging und nicht wusste, ob ich stehe oder gehe, siehe, da ersah ich endlich einmal wieder ein Leben!«

»Ein Weib nämlich kam den Berg entlang herabgestiegen gerade auf mich zu und fragte mich, als sie vollends bei mir war: 'Mann, wo willst du hingehen so spät?' Und ich sprach zu ihr: 'Eine Wehmutter suche ich; denn in der Höhle dort ist eine, die gebären will!' Das Weib aber antwortete und sprach: 'Ist sie aus Israel?' - Und ich antwortete ihr: 'Ja, Herrin, ich und sie sind aus Israel; David ist unser Vater!' Das Weib aber sprach weiter und fragte: 'Wer ist die, welche in der Höhle dort gebären will? Ist sie dein Weib, oder eine Anverwandte oder eine Magd?' Und ich antwortete ihr: 'Seit kurzem allein vor Gott und dem Hohenpriester nur mein Weib; sie aber war noch nicht mein Weib, da sie schwanger ward, sondern ward mir nur zur Obhut in mein Haus vom Tempel durch das Zeugnis Gottes anvertraut, da sie früher auferzogen ward im Allerheiligsten! Wundere dich aber nicht über ihre Schwangerschaft; denn das in ihr ist, ist wunderbar gezeugt vom Heiligen Geiste Gottes!' - Das Weib aber erstaunte sich darob und sagte zu mir: 'Mann, sage mir die Wahrheit!'- Ich aber sagte zu ihr: 'Komm, siehe, und überzeuge dich mit deinen Augen!'«


Die Erscheinung bei der Höhle. Das Traumgesichte der Wehmutter und ihre prophetischen Worte. Die Hebamme bei Maria und dem Kinde.

Und das Weib willigte ein und folgte dem Joseph hin zur Höhle; da sie aber hin zur Höhle kamen da verhüllte sich dieselbe plötzlich in eine dichte weiße Wolke, dass sie nicht den Eingang finden mochten. Ob dieser Erscheinung fing sich die Wehmutter hoch  zu verwundern an und sprach zu Joseph:

»Großes ist widerfahren am heutigen Tage meiner Seele! Ich habe heute Morgen ein großwunderbarstes Gesicht gehabt, in dem alles sich also gestaltete, wie ich es jetzt in der Wirklichkeit gesehen habe, noch sehe und noch mehr sehen werde! Du bist derselbe Mann, der mir im Gesichte entgegenkam; also sah ich auch zuvor alle Welt ruhen mitten in ihrem Geschäfte und sah die Höhle, wie eine Wolke über sie kam, und habe mit dir geredet, wie ich nun geredet habe. Und ich sah noch mehreres  Wunderbarstes in der Höhle, als mir meine Schwester Salome nachkam, der ich allein mein Gesicht am Morgen anvertraute! Darum sage ich denn nun auch vor dir und vor Gott, meinem Herrn: »Israel ist ein großes Heil widerfahren! Ein Retter kam, von oben gesandt, zur Zeit unserer großen Not!«

Nach diesen Worten der Wehmutter wich alsbald die Wolke von der Höhle zurück, und ein gewaltiges Licht drang aus der Höhle der Wehmutter und dem Joseph entgegen, so dass es die Augen nicht zu ertragen imstande waren, und die Wehmutter sprach: »Wahr ist also alles, was ich gesehen habe im Gesichte! O Mann, du Glücklicher, hier ist mehr denn Abraham, Isaak, Jakob, Moses und Elias!«

Nach diesen Worten aber fing das starke Licht nach und nach erträglicher zu werden, und das Kindlein ward sichtbar, wie es gerade zum ersten Male die Brust der Mutter nahm. Die Wehmutter aber trat mit Joseph nun in die Höhle, besah das Kindlein und dessen Mutter, und als sie alles auf das herrlichste gelöst fand, sagte sie:

»Wahrlich, wahrlich, das ist der von allen Propheten besungene Erlöser, der da ohne Bande frei sein wird schon im Mutterleibe, um anzudeuten, dass er all die harten Bande des Gesetzes lösen wird! Wann aber hat jemand gesehen, dass ein kaum geborenes Kind schon nach der Brust der Mutter gegriffen hätte!? Das bezeugt ja augenscheinlichst, dass dieses Kind einst als Mann die Welt richten wird nach der Liebe, und nicht nach dem Gesetze! Höre, du glücklichster Mann dieser Jungfrau! Es ist alles in der größten Ordnung, darum lass mich aus der Höhle treten, denn mir fällt es schwer nun auf die Brust, da ich empfinde, dass ich nicht rein genug bin, um die zu heilige Nähe meines und deines Gottes und Herrn zu ertragen!«

Joseph erschrak völlig über diesen Worten der Wehmutter; sie aber eilte aus der Höhle ins Freie. Als sie aber aus der Höhle trat da traf sie draußen ihre Schwester Salome, welche ihr ob des bewussten Gesichtes nachgefolgt war, und sprach sogleich zu ihr:

»Salome, Salome, komme und siehe mein Morgengesicht in der Wirklichkeit bestätigt! Die Jungfrau hat in der Fülle der Wahrheit geboren, was die menschliche Weisheit und Natur nimmer zu fassen vermag!« Salome aber sprach: »So wahr Gott lebt, kann ich eher nicht glauben, dass eine Jungfrau geboren habe, als bis ich sie werde mit meiner Hand untersucht haben!«


Marias Wohlwollen. Des Engels Weisung an Salome. Eine Warnung von oben.

Nachdem aber Salome solches geredet hatte, trat sie alsbald hinein in die Höhle und sprach: »Maria, meine Seele beschäftigt kein geringer Streit; daher bitte ich, dass du dich bereitest, auf dass ich mit meiner wohlerfahrenen Hand dich untersuche und daraus ersehe wie es mit deiner Jungfrauschaft aussieht!«

Maria aber fügte sich willig in das Begehren der ungläubigen Salome, bereitete sich und ließ sich untersuchen. Als aber Salome Marias Leib anrührte mit ihrer prüfenden Hand, da erhob sie alsbald ein gewaltiges Geheul und schrie überlaut: »Wehe, wehe mir meiner Gottlosigkeit wegen und meines großen Unglaubens willen, dass ich habe wollen den ewiglebendigen Gott versuchen! Denn sehet, sehet hierher, meine Hand verbrennt im Feuer des göttlichen Zornes über mich Elende!!!«

Nach diesen Worten aber fiel sie alsbald vor dem Kindlein auf ihre Knie nieder und sprach: »O Gott meiner Väter! Du allmächtiger Herr aller Herrlichkeit! Gedenke mein, dass auch ich ein Same bin aus Abraham, Isaak und Jakob! Mache mich doch nicht zum Gespötte vor den Söhnen Israels, sondern schenke mir meine gesunden Glieder wieder!«

Und siehe, alsbald stand ein Engel des Herrn neben der Salome und sprach zu ihr: »Erhört hat Gott der Herr dein Flehen; tritt zu dem Kindlein hin und trage Es, und es wird dir darob ein großes Heil widerfahren!«

Und als solches die Salome vernommen hatte, da ging sie auf den Knien vor Maria hin und bat sie um das Kindlein. Maria aber gab ihr willig das Kindlein und sprach zu ihr: »Es möge dir zum Heile gereichen nach dem Ausspruche des Engels des Herrn; der Herr erbarme Sich deiner.« Und Salome nahm das Kindlein auf ihre Arme und trug es kniend und sprach, sobald sie das Kindlein auf dem Arme hatte: »O Gott, Du allmächtiger Herr Israels, der Du regierst und herrschst von Ewigkeit! In aller, aller Fülle der Wahrheit ist hier Israel ein König der Könige geboren, welcher mächtiger sein wird denn da war David, der Mann nach dem Herzen Gottes! Gelobt und gepriesen seist Du von mir ewig!«

Nach diesen Worten ward Salome alsbald völlig wieder geheilt, gab dann unter der dankbarsten Zerknirschung ihres Herzens das Kindlein der Maria wieder und ging also gerechtfertigt aus der Höhle wieder. Als sie aber draußen war, da wollte sie alsbald laut  zu schreien anfangen über das große Wunder aller Wunder und hatte auch ihrer Schwester sogleich zu erzählen angefangen, was ihr begegnet war.

Aber alsbald meldete sich eine Stimme von oben und sprach zu Salome: »Salome, Salome, verkündige ja niemandem, was Außerordentliches dir begegnet ist! Denn die Zeit muss erst kommen, wo der Herr von Sich Selbst zeugen wird durch Worte und Taten!« Hier verstummte alsbald die Salome, und Joseph ging hinaus und bat die beiden Schwestern, nun wieder in die Höhle zurückzutreten nach dem Wunsche Marias, auf dass da niemand etwas merken solle, was Wunderbarstes in dieser Höhle nun vorgefallen sei. Und die beiden traten wieder demütig in die Höhle.


Die Nachtruhe der Heiligen Familie in der Höhle. Die Lobgesänge der Engel am Morgen. Die Anbetung der Hirten. Des Engels aufklärende Worte an Joseph.

Als aber alle also in der Höhle versammelt waren, da fragten die Söhne Josephs ihren Vater (den Joseph nämlich): »Vater, was sollen wir nun tun; Es ist alles wohl versorgt! Die Reise hat ermüdet unsere Glieder; dürfen wir uns denn nicht zur Ruhe legen?«

Und Joseph sprach: »Kinder, ihr sehet ja, welch eine endlose Gnade von oben uns allen widerfahren ist; daher sollet ihr wachen und Gott loben mit mir! Ihr aber habt ja gesehen, was da der Salome begegnet ist in der Höhle, da sie ungläubig war; daher sollen auch wir nicht schläfrig sein wenn uns der Herr heimsucht! Gehet aber hin zu Maria, und rühret das Kindlein an! Wer weiß es, ob eure Augenlider nicht alsbald also gestärkt werden, als hättet ihr mehrere Stunden lang fest geschlafen!«

Und die Söhne Josephs gingen hin und rührten das Kindlein an; das Kindlein aber lächelte sie an und streckte Seine Händchen nach ihnen aus, als hätte Es sie als Brüder erkannt. Darob sie sich alle hoch verwunderten und sprachen: »Fürwahr, das ist kein natürliches Kind! - Denn wo hat jemand so etwas erlebt, dass jemand wäre von einem kaum geborenen Kinde gottseligst also begrüßt worden!-? Zudem sind wir nun auch im Ernste noch obendrauf plötzlich also gestärkt worden in allen unseren Gliedern, als hätten wir nie eine Reise gemacht und befänden uns daheim an einem Morgen mit völligst ausgerastetem Leibe!«

Und Joseph sagte darauf: »Sehet, also war mein Rat gut! Aber nun merke ich, dass es anfängt, mächtig kühl zu werden; daher bringet den Esel und den Ochsen hierher! Die Tiere werden sich um uns lagern und werden durch ihren Hauch und ihre Ausdünstung einige Wärme bewirken; und wir selbst wollen uns darum auch um die Maria lagern!«

Und die Söhne taten solches. Und als sie brachten die beiden Tiere in die Nähe Marias, da legten sich diese sogleich am Hauptteile des Lagers Mariens und hauchten fleißig über Maria und das Kindlein hin und erwärmten es also recht gut. Und die Wehmutter sprach: »Fürwahr, nichts Geringes kann das sein vor Gott, dem sogar die Tiere also dienen, als hätten sie Vernunft und Verstand!« Salome aber sprach: »O Schwester, die Tiere scheinen hier mehr zu sehen als wir! Was wir uns noch kaum zu denken getrauen, da beten schon die Tiere an Den, der sie erschaffen hat! Glaube mir, Schwester, so wahr Gott lebt, so wahr auch ist hier vor uns der verheißene Messias; denn wir wissen es ja, dass sich nie bei der Geburt selbst des größten Propheten  solche Wunderdinge zugetragen haben!« Maria aber sagte zur Salome: »Gott der Herr hat dir eine große Gnade erwiesen, darum du solches erschaust, davor selbst meine Seele erbebt. Aber schweige davon, wie es dir zuvor der Engel des Herrn geboten hat; denn sonst könntest du uns ein herbes Los bereiten!« Salome aber gelobte der Maria zu schweigen ihr Leben lang, und die Wehmutter folgte dem Beispiele ihrer Schwester.

Und so ward nun alles ruhig in der Höhle. In der ersten Stunde aber vor dem Sonnenaufgange vernahmen alle gar mächtige Lobgesänge draußen vor der Höhle. Und Joseph sandte sogleich seinen ältesten Sohn, nachzusehen, was es sei, und wer so gewaltig singe die Ehre Gottes im Freien. Und Joel ging hinaus und sah, dass alle Räume des Firmaments erfüllt waren hoch und nieder mit zahllosen Myriaden leuchtender Engel. Und er eilte erstaunt in die Höhle zurück und erzählte es allen, was er gesehen. Alle aber waren hoch erstaunt über die Erzählung des Joel und gingen hinaus und überzeugten sich von der Wahrheit der Aussage Joels.

Als sie solche Herrlichkeit des Herrn gesehen hatten, da gingen sie wieder in die Höhle und gaben Maria auch das Zeugnis. Und Joseph sagte zur Maria: »Höre, du reinste Jungfrau des Herrn, die Frucht deines Leibes ist wahrhaftig eine Zeugung des Heiligen Geistes Gottes; denn alle Himmel zeugen nun dafür! Aber wie wird es uns gehen, so nun alle Welt notwendig erfahren muss, was hier vor sich gegangen ist? Denn dass nicht nur wir, sondern auch alle anderen Menschen nun sehen, welch ein Zeugnis für uns durch alle Himmel strahlt, das habe ich an vielen Hirten nun gesehen, wie sie ihre Angesichter gen oben gerichtet hielten und sangen mit gleicher Stimme mit den mächtigen Chören der Engel, welche nun Allen sichtbar erfüllen alle Räume der Himmel hochund nieder bis zur Erde herab! Und ihr Gesang lautete wie der der Engel: 'Tauet herab, ihr Himmel den Gerechten! Friede den Menschen auf der Erde, die eines guten Willens sind! - Und - Ehre sei Gott in der Höhe in Dem, der da kommt im Namen des Herrn!'  Siehe, o Maria, solches vernimmt und sieht nun die ganze Welt, also wird sie auch kommen hierher und wird uns verfolgen, und wir werden müssen fliehen über Berg und Tal! Daher meine ich, wir sollten uns sobald als nur immer möglich heben von hier und, sobald ich werde beschrieben sein - was heute früh noch geschehen soll -, uns wieder begeben nach Nazareth zurück und von dort gehen zu den Griechen über, von denen ich einige recht wohl kenne! - Bist du nicht meiner Meinung?«

Maria aber sprach zu Joseph: »Du siehst aber ja, dass ich heute noch nicht dies Lager verlassen kann; daher lassen wir alles dem Herrn über. Er hat uns bisher geführt und beschützt, so wird Er uns auch sicher noch weiter führen und gar treulich beschützen! Will Er uns vor der Welt offenbaren, sage: wohin wollen wir fliehen, da Seine Himmel uns nicht entdecken möchten?-! Daher geschehe Sein Wille! - Was Er will, das wird recht sein! Siehe, hier auf meiner Brust ruht ja, Dem dieses alles gilt! Dieser aber bleibt bei uns, und so wird auch die große Herrlichkeit Gottes nicht von uns weichen, und wir können da fliehen, wohin wir nur immer wollen!«

Als Maria aber noch kaum solches ausgeredet hatte, siehe, da standen schon zwei Engel als Anführer einer Menge Hirten vor der Höhle und zeigten den Hirten an, dass hier Derjenige geboren ist, dem ihre Lobgesänge gelten! Und die Hirten traten ein in die Höhle und knieten nieder vor dem Kindlein und beteten Es an; und die Engel kamen auch scharenweise und beteten an das Kindlein!

Joseph aber blickte mit seinen Söhnen ganz erstaunt hin nach der Maria und dem Kindlein und sprach: »O Gott, was ist denn das? - Hast Du Selbst Fleisch angenommen in diesem Kinde? Wie wohl wäre es möglich sonst, dass Es angebetet würde selbst von Deinen heiligen Engeln? Bist Du aber hier, o Herr, was ist denn nun mit dem Tempel und mit dem Allerheiligsten?«

Und ein Engel trat hin zum Joseph und sprach zu ihm: »Frage nicht und sorge dich nicht: denn der Herr hat die Erde erwählt zum Schauplatze Seiner Erbarmungen und hat nun heimgesucht Sein Volk, wie Er es vorhergesagt durch den Mund Seiner Kinder, Seiner Knechte und Propheten! Was aber geschieht nun vor deinen Augen, das geschieht nach dem Willen Dessen, der da ist heilig überheilig.« Hier verließ der Engel den Joseph und ging wieder hin und betete an das Kindlein, welches nun alle die Betenden mit offenen Händchen anlächelte!

Als aber nun die Sonne aufging, da verschwanden die Engel: aber die Hirten blieben und erkundigten sich beim Joseph, wie möglich doch solches vor sich gegangen ist? Joseph aber sagte: »Höret, wie wunderbar das Gras wächst aus der Erde, also geschah auch dieses Wunder! Wer aber weiß, wie das Gras wächst? So wenig weiß ich euch auch von diesem Wunder kundzugeben! Gott hat es also gewollt; das ist alles, was ich euch sagen kann!«

Quelle: Jakob Lorber, Die Jugend Jesu, Kap.13-18.

 

Zur Adventszeit


 

Predigt zum ersten Advent:
Die Zeichen der Zukunft

Empfangen durch Gottfried Mayerhofer am 23.11.1871

Lukas 21,25-26:
Und es werden Zeichen geschehen an Sonne, Mond und Sternen; und auf Erden wird den Leuten bange sein, und sie werden zagen, und das Meer und die Wasserwogen werden brausen, und Menschen werden verschmachten vor Furcht und vor Warten der Dinge, die auf Erden kommen sollen; denn auch der Himmel Kräfte werden sich bewegen.

Dieses ist der erste Evangelientext, mit welchem gewöhnlich das Kirchenjahr seinen Anfang nimmt. Er wird alle Jahre den Gläubigen in der Kirche vorgelesen, alle Jahre erklärt - so oder so -, wie es dem Prediger gerade zu seinem Zweck passt. Wenn auch mancher von Zeichen und Wundern spricht, so wissen doch wenige von ihnen, worin diese Zeichen bestehen und auf welche Art sie die künftige Zeit verkünden werden. Die meisten Prediger nehmen ihre Erklärungen für den Text aus dem politischen Staatenleben und wollen so Geistiges durch Weltliches erläutern. Das ist ein ebenso eitler Versuch, als wollte man die geistige Welt durch die materielle erklären, während das Umgekehrte geschehen sollte, sind doch die weltlichen Ereignisse eine Folge von geistigen Umwälzungen.

Seht, Meine Kinder, als Ich in jener Zeit von den Zeichen sprach und den Juden die Zerstörung ihres Tempels voraussagte, glaubten wenige von ihnen Meiner Aussage, weil sie Mich nicht kannten. Jetzt, da Ich euch das Nämliche zurufe, gibt es ebenso viele Zweifler und Ungläubige, die die Zeichen von woandersher erwarten, als von wo sie wirklich kommen werden.

In jener Zeit sagte Ich den Untergang des Tempels von Jerusalem und das Aufhören des jüdischen Stammes als selbständiges Volk voraus. Ich sagte ihnen voraus, dass die Art und Weise, wie sie ihre Religionsgesetze beachten, gerade das Entgegengesetzte von dem sei, was Moses und die Propheten ihnen geben wollten, und dass dieser Art der Anschauung und werktätigen Ausübung ein Ende gemacht werden müsste, eben durch die eigentliche Auslegung, wegen der Ich gekommen bin und auch Mein Leben für diese Lehre gelassen habe.

Sie wollten sich nicht von dem längst als Glauben oder Religion Angewöhnten trennen. Für sie galt der Tempel zu Jerusalem als Repräsentant des geistigen Religionsgebäudes. Da es aber in diesem Tempel so heillos zuging, und die Religion so gepredigt und ausgeübt wurde, wie es den Interessen der Priester und Pharisäer angemessen war, musste, sollte die Menschheit nicht im Sumpfwasser ihrer schlechtesten Leidenschaften verfaulen, dieser materielle Tempel fallen. Erst auf seinen Ruinen konnte ein anderer, geistiger, ewig dauernder Tempel erbaut werden, zu dem Ich während Meines Erdenlebens den Grundstein gelegt habe.

Schon von damals an, sowie nach Meinem Heimgang bis zu Meiner nächsten Wiederkunft fehlte und fehlt es nicht an Zeichen der Mahnung zur Umkehr; allein immer schien es nicht an der Zeit, den jetzigen Tempel - nämlich Rom und seine Wirtschaft - zu zerstören. Wenn auch vielen Menschen in besseren Augenblicken ein Lichtstrahl der Zukunft das Herz erleuchtete, - in Rom blieb es finster, und statt heller wurde es immer finsterer.

Was einst in Jerusalem geschah, wo die bewaffnete Macht der Römer lange Zeit die Religion der Juden und ihre Gebräuche achtete und sie gewähren ließ, das geschah auch bis auf den heutigen Tag, wo die Machthaber mit dem Schwert in der Hand dem Unfug in Rom, wenngleich sie ihn kannten, nicht steuern wollten, sondern ihn zu ihrem eigenen Interesse ausbeuteten. Allein, wie einst die Juden durch ihren Übermut und ihre Empörungssucht den Fall des Tempels und den Ruin ihrer eigenen Existenz herbeiführten, so wird auch jetzt das Gebäude des Unfehlbaren auf Petri Stuhl in Rom durch Übermut und Blindheit seiner eigenen Mithelfer fallen und wieder wie einst Meiner Lehre Platz machen müssen.

Was bei Meiner ersten Darniederkunft als Mensch geschah, wird sich wieder ereignen. Es werden Zeichen geschehen. Wohl denen, die sie verstehen und sie zu ihrem eigenen und dem Besten der Mitmenschen benutzen werden!

Das Vorausgesagte wird, im geistigen Sinn, mit ebendiesen Symptomen beginnen - und hat eigentlich schon längst seinen Anfang genommen -, wie einst während Meines irdischen Erdenwandels. Kriege und Empörungen, Verfolgungen Meiner Anhänger, ängstliches Bangen der Dinge wegen, die da kommen würden, Krankheiten aller Art, waren die Vorboten in jenen Zeiten; und auch jetzt werden sie nicht fehlen. Nicht aber, dass Ich sie schickte, sondern dieses Schicksal bereiten sich die Menschen nur selbst durch ihr Nichtverstehen Meiner göttlichen Worte, die stets die gleichen bleiben werden. Auch jetzt weht der Wind der geistigen Freiheit und durchdringt alle menschlichen Herzen. Die schon längst mit Füßen getretenen Menschenrechte wollen sich Geltung verschaffen, wollen geachtet und nicht, wie schon seit mehr als tausend Jahren, nur von einer Sekte oder Kaste - nämlich der stärkeren - mit Füßen getreten sein.

Man sagt auch: ,Der Wurm krümmt sich, wenn er getreten wird!` Nun, die geistlichen und weltlichen Machthaber haben den Wurm lange genug getreten, wollten sich denselben ganz untertänig und botmäßig machen und die menschliche Würde erst bei sich anfangen lassen. Zuviel schadet! Und so ist, nachdem sie den Bogen zu sehr gespannt haben, das Reißen nahe. Sie fühlen es wohl; daher ihre Angst, ihre Suche nach Mitteln, selbem zu steuern. Aber umsonst! Wie einst zu Jerusalem, so graben sich diese Machthaber selbst die Grube, in welche sie eigentlich andere hineinwerfen wollten.

Damals riet Ich Meinen wenigen Anhängern, mäßig zu sein, ihre Seelen und Körper rein zu halten und nicht zu schlechten Handlungen zu missbrauchen, damit sie gereinigt vor dem Menschensohne stehen können, wenn Er kommen wird.

Und jetzt gilt derselbe Mahnruf: Wachet und betet, dass ihr nicht in Versuchung fallet! Haltet euch rein, stärkt euch mit dem Glauben an Meine Liebe und an Meine göttliche Fürsorge, die, wenn sie auch das Schrecklichste zulässt, doch nie die strafen wird, welche Meiner Lehre mit kindlichem Gemüt angehangen und mit gläubigem Eifer danach tätig waren.

Die Zeichen der Zeit werden dann spurlos an euch vorübergehen, wenn ihr euren Körper auf wenige leibliche Bedürfnisse habt beschränken lernen, aber desto mehr auf das Aufbauen eures geistigen Seelenmenschen bedacht seid. Sodann werdet ihr wie einst in jenen Zeiten Meine Anhänger ein Halleluja ertönen lassen, auch über rauchenden Trümmern weltlichen Glanzes und über Schlachtfeldern, wo zwar die Materie erlegen, jedoch der Geist frei geworden ist, zum Zeichen Meiner Größe, Meiner Liebe und Erbarmung. Amen.

Quelle: Gottfried Mayerhofer, Predigten des Herrn Nr.1.

Herzlich lieb habe ich dich, Herr meine Stärke!
Herr, mein Fels, meine Burg, mein Erretter, mein Gott,
mein Hort, auf den ich traue,
mein Schild und Horn meines Heils und mein Schutz!
(Ps 18,2-3)


Predigt zum zweiten Advent:
Die Anfrage des Johannes

Empfangen durch Gottfried Mayerhofer am 04.12.1871

Matthäus 11,2-6 + 27-30:
Da aber Johannes im Gefängnis die Werke Christi hörte, sandte er seiner Jünger zwei und ließ ihm sagen: "Bist du, der da kommen soll, oder sollen wir eines andern warten?" Jesus antwortete und sprach zu ihnen: "Gehet hin und saget Johannes wieder, was ihr sehet und höret: Die Blinden sehen und die Lahmen gehen, die Aussätzigen werden rein und die Tauben hören, die Toten stehen auf und den Armen wird das Evangelium gepredigt; und selig ist, der sich nicht an mir ärgert!" […]
Alle Dinge sind mir übergeben von meinem Vater. Und niemand kennet den Sohn denn nur der Vater; und niemand kennet den Vater denn nur der Sohn, und wem es der Sohn will offenbaren. Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken! Nehmet auf euch mein Joch und lernet von mir, denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen! Denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht.

Als in jener Zeit Johannes im Gefängnis saß, schickte er einige seiner Jünger zu Mir, und ließ Mich fragen, ob Ich derjenige sei, welcher als der verheißene Messias kommen solle, um die Völker von ihrem materiellen Druck zu befreien und sie zur geistigen Würde zu erheben, deretwegen die Menschen eigentlich geschaffen wurden, - oder ob er auf einen andern warten solle.

Diese Frage, ob Ich eigentlich derjenige sei, von dem die Propheten weissagten, ist auch jetzt wieder in den Gemütern, die nicht recht im Klaren mit sich selbst sind, aufgetaucht. Sie haben wohl eine leise Ahnung von einem künftigen geistigen Zustand, der die alten herkömmlichen Religionsgewohnheiten zum Teil vernichten wird und zum Teil auf ihr rechtes Maß zurückführen soll.

Deswegen schicken auch sie ihre Jünger und lassen fragen: "Bist Du derjenige, der da kommen soll, oder müssen wir auf einen andern warten?"

Diese Jünger oder Anhänger der eigentlichen, wahren Religionslehre sind noch befangen von den ihnen von Jugend an eingeprägten Religionsgrundsätzen, die nicht immer Meine Lehre ins rechte Licht stellten und, vermischt mit Gebräuchen, den Gläubigen stets zum Schwanken brachten.

Diese Jünger oder Männer, welche sich an die Spitze der Religions- und Glaubensbewegungen gestellt haben, sind noch nicht frei von Vorurteilen. Sie fragen in ihrem Innern bei Mir an: ,Handeln wir so recht oder nicht?` Und Ich, der Ich jetzt durch Meine Knechte die Lehre, wie Ich sie einst gab, wiedergegeben habe, und noch fortwährend erläutere, sage ihnen: Seht Meine Taten; seht Meine Kinder, wie sie die Gottes- und Menschenliebe auffassen; seht, welche Willenskraft in einzelnen Wunder wirkt, nicht wie einst durch Meine eigene Hand, aber doch so, dass sie in vielen Fällen eure Gelehrten und Doktoren zuschanden machen werden.

Auch damals sagte Ich: "Ihr seid wie die Kinder! Ihr habt gepfiffen, und eure Gespielen wollten nicht tanzen; ihr habt geklagt, und sie wollten nicht weinen!" Und jetzt sage Ich wieder: ,Ihr Unmündigen glaubt und hofft, die Menschen werden euren Führern folgen, und ihr werdet das Gegenteil sehen! Ihr Menschen nebst euren Führern werdet klagen und doch niemandem Tränen entlocken oder Mitleid erwecken können!`

Ja, wie einst, so ist es auch jetzt und wird es stets sein: Dem Himmelreich muss Gewalt angetan werden! Es muss mit Gewalt der alte Adam verdrängt und mit festem Willen der neue angezogen werden, sonst ist alles Reformierenwollen umsonst. Mittelwege einschlagen und teilweise Meine Lehre, teilweise Gebräuche veralteter Institutionen gebrauchen wollen, geht nicht an. Ich bin ein Geist, und wer Mich anbeten will, muss Mich im Geist und in der Wahrheit anbeten. Mit Wahrheit anbeten heißt: mit unerschütterlichem Vertrauen - mit Gewalt! Und wer mit Gewalt den Himmel ergreift, dessen Eigentum wird er auch sein.

Die Menschen von damals und die Menschen von heute hatten und haben eine irrige Idee von Johannes, Meinem Vorgänger, und von Mir selbst. Johannes glaubten sie zu finden, wie sie selbst waren, nach ihren weltlichen Begriffen. Mich stellten sie sich ebenfalls vor als einen die weltlichen Verhältnisse Verbessernden. Jedem Vorgänger und ernsten Kämpfer für Meine Lehre wird es ergehen wie dem Johannes; er wird ebenso wenig begriffen werden wie Ich, der Ich schon in dieser Meiner Lehre mehrere Jahre hindurch unter euch weile, mittelbar und unmittelbar Mich euch kundgebend durch Meine Schreiber und Knechte.

Überall möchten die Menschen, wenn sie auch von Meiner Lehre etwas wissen oder neuerdings erfahren, dieselbe dem Leben so anpassen, dass es keiner Aufopferung, keiner Verleugnung bedarf, um Meine Jünger, Meine Kinder zu werden.

Was Ich einst über die Stadt Judas sagte, gilt auch heute noch für die großen Hauptstädte eurer Erde. Dort, wo die größte Aufklärung walten sollte, herrscht die größte Finsternis, und in jenen Städten, wo Ich Mich den Menschen direkt kundgebe, dort nimmt man am wenigsten Notiz von Mir, wie einst in Kana, wo Ich das erste öffentliche Wunder wirkte.

Ihr seht, dass ein Jahrtausend verflossen ist, aber die Menschen stets die nämlichen geblieben sind.

Einst sagte Ich: „Mich, den Sohn, kennt nur der Vater, und den Vater kennt allein der Sohn." Und auch jetzt muss Ich leider ebenfalls sagen: ,Mich, die mit Weisheit tätige Liebe, kennt nur allein die Gottesliebe im höchsten Sinn.“

Die Menschen möchten Mich finden, doch verstehen sie nicht zu suchen. Noch sind Führer und Geführte befangen, noch hängt ihnen, wie einst Moses, eine dreifache Decke über den Augen, und wenn Ich sie auch lüften möchte, wenn Ich auch rufe: "Kommet her, ihr alle, die ihr beladen seid, auf dass Ich euch erquicke!", so verstehen sie diesen Ruf nicht. Sie kennen des Hirten Stimme noch nicht, sie sind verirrte Schafe, die erst nach langem Herumtappen im Finstern zum Licht der Liebe, der Wahrheit und des freien Bewusstseins gelangen werden.

Auch jetzt wird es so sein, wie Ich einst sagte: "Den Hochmütigen wird vorenthalten werden, was den Unmündigen, mit dem Herzen Suchenden geoffenbart wird!"

Alle Reformer, die sich jetzt an die Spitze der Gläubigen gestellt haben, welche ein besseres geistiges Los ahnen, werden so manches von ihren Lieblingsansichten fahren lassen müssen wie ihre Nachfolger. Sie werden noch manches Bittere durchzumachen haben, bis sie Mein Wort von damals begreifen, welches heißt: "Mein Joch ist sanft, und Meine Bürde ist leicht!" Lernt von Mir die Demut, die Sanftmut und die Nächstenliebe oder in religiöser Hinsicht die Toleranz, so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele und auch fähig werden, anderen diese Ruhe zu geben, die ihnen jetzt noch mangelt.

So wie dort vor Meinen Lehrjahren sich alle diese Ereignisse zutrugen und Johannes als Vorläufer in der Wüste predigte, so ist es auch jetzt, ehe Mein wirkliches Darniederkommen erfolgt. Meine direkte Kundgebung an einzelne ist wieder Mein Vorläufer.

Der geistige Wind bläst. Er kommt von Meinen Himmeln, um eure mit allerlei schlechten Dünsten geschwängerte geistige Luft zu reinigen. Dieser geistige Wind ist der Erwecker, Läuterer und Träger einer neuen Ära, damit die Menschheit ihrem geistigen Ziele nähergebracht werde und endlich begreife, was Religion im geistigen Sinne bedeutet, was es heißt: Mich im Geist und in der Wahrheit anbeten.

Noch immer klammern sich die Menschen an Zeremonien und Gebräuche, - ein Zeichen, dass sie selbst noch sehr materiell sind, nur Materielles wünschen und verstehen.

Wenn die Menschen erst geistig gebildet sein werden, wenn sie erkennen werden, dass Ich als Geist kein materielles Mittel brauche, um von ihnen verstanden zu werden, wenn sie einsehen werden, was eigentlich Geist und geistige Bildung heißt, dann werden sie begreifen, wie weit sie vom rechten Weg abgekommen sind. Sie nötigten Mich zu dem Ausruf, dass nur Ich als Sohn den Vater kenne und Er Mich. Dabei lehrte Ich einst körperlich auf Erden, wie diese Erkenntnis auch euch Menschen, die ihr doch alle einen Funken Meines göttlichen Ichs in eurem Herzen tragt, welcher euch stets zur Vereinigung mit Mir antreibt, gegeben werden könne.

Alle diese nun folgenden Erklärungen der im christlichen Kirchenjahr festgesetzten Sonntagsevangelien werden euch zeigen, wie die geistige Bildung der Menschheit stufenartig nach und nach vor sich geht. Die Erklärungen werden euch zeigen, wie ihr selbst, schon längst in diesem geistigen Strom mit fortgerissen, dem Weg der Aufklärung entgegengeht, um das zu werden, wozu Ich euch geschaffen, erzogen und bestimmt habe.

Wacht auf, Meine Kinder! Verschließt eure Ohren nicht den Worten des Predigers in der Wüste, den Diktaten, die Ich euch in solcher Fülle schicke! Wacht auf, und höret die himmlischen Harmonien, die von oben herab gesandt werden, um euch zu beweisen, dass ihr - geistigen Ursprungs - ein anderes Ziel und eine andere Aufgabe habt, als nur im Weltlichen zu leben!

Es bläst der geistige Wind und durchzieht alle Herzen; und wenn auch Tausende sein Tönen nicht verstehen, so seid doch ihr nicht taub, die ihr seine Bewegung und seinen Zweck deuten könnt! Wacht auf, werft das Weltliche weit hinter euch! Ihr seid Geister, Bewohner einer andern, größeren, unendlichen, ewigen Welt! Vergesst nicht, dass dieses Erdenleben, das so flüchtig an euch vorübereilt, ein Probe, - ein Prüfungsleben ist! Der größere, ja größte Teil harrt euer dort, wo ewig keine Sonne mehr untergeht, wo die Nacht verbannt ist und nur Licht, gleichbedeutend mit Liebe, als Erreger das ganze himmlische Gebiet durchdringt.

Lasst euch raten, jene Worte des Evangeliums, die Ich einst vor mehr als tausend Jahren ausgesprochen habe, in ihrem höchsten, geistigen Sinne zu deuten und zu fassen! Sie enthalten Meine ganze Vaterliebe zu Meinen Kindern.

Schon damals wollte Ich dem Judenvolk beweisen, welche Liebe ein Schöpfer als Vater haben kann und auch haben muss; allein sie verstanden Mich nicht. Und jetzt - leider muss Ich es bekennen -, jetzt verstehen Mich die Menschen im Ganzen noch weniger.

Einst rief Ich ihnen zu: "Mein Joch ist sanft", - und heute sage Ich es wieder:

,Wie kann denn ein Joch der Liebe anders sein als sanft,
wie die Last leichter, als wenn Liebe sie tragen hilft?`

Begreift es wohl! Lasst die Welt, sie kann euch nur auf Augenblicke ergötzen, nie aber auf die Länge befriedigen; denn mit dem Besitz eines weltlichen Gutes hört die Hoffnung auf, es zu erlangen! Nicht aber so im Geistigen!

Mein Reich ist unendlich. Der geistige Besitz hat keine Grenzen und keine Schranken; daher ist das ewige Fortschreiten möglich. Mit jeder Stufe ist ein größerer Genuss, mit jeder Stufe größere Kraft und größere Fähigkeit zu erreichen.

Während im Weltlichen immer erst Verhältnisse und Umstände zusammentreffen müssen, um ein Erwünschtes zu erreichen, bietet der geistige Fortschritt immer Gelegenheit, vorwärtszugehen. Während im Weltlichen das meiste von andern abhängt, ist im Geistigen euer Inneres die größte Fundgrube, wo alle Schätze einer unendlichen, geistigen Welt verborgen liegen. Es ist euer Inneres, worin Ich Mich als Vater, als Sohn und als höchster Geist kundgeben kann, von welcher Kundgebung euer Friede und eure Ruhe abhängt, und wodurch ihr sodann alle Misshelligkeiten des Lebens nicht als Strafen, sondern nur als weise und nötige Prüfungen ansehen lernt und den Satz erst ganz begreifen werdet: "Kommet her zu Mir, die ihr beladen seid!" Die Liebe, die ewige, unendliche Liebe eines himmlischen Vaters hat euch diese Last zwar aufgeladen, - aber Er hilft sie euch auch tragen.

Die Leiden und Missgeschicke des menschlichen Lebens sind dann keine Plagen, sondern nur Segnungen eines Vaters, der Seine Kinder nicht zu weltlichen Herren, sondern zu geistigen Vorkämpfern Seiner Liebelehre hier und einst in jenem Reich ohne Ende machen möchte.

Dies nehmt alles wohl zu Herzen! Das Endresultat wird euch gewiss beweisen, was am Ende des Evangeliums (Mt 11,30; d.Hsg.) steht: "Denn Mein Joch ist sanft, und Meine Last ist leicht." Amen.

Quelle: Gottfried Mayerhofer, Predigten des Herrn Nr.2.

Johannes ist das Sinnbild des äußeren Menschen,
welcher da der Buße bedarf,
die an und für sich nichts anderes ist,
als die lebendige Umkehr des Menschen
von der Welt hinüber zu Gott.
Also hat Johannes die Buße gepredigt,
damit die Menschen ihr Weltliches ablegen
und das Geistige anziehen sollten.
Er selbst war das Sinnbild der strengsten Buße.
(HiG Bd 3, S.133f.)

 

Predigt zum dritten Advent:
Das Zeugnis des Johannes über Jesus

Empfangen durch Gottfried Mayerhofer am 09.12.1871

Johannes 1,1-27:
Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Dasselbe war im Anfang bei Gott. Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist. In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat's nicht begriffen. Es ward ein Mensch von Gott gesandt, der hieß Johannes. Dieser kam zum Zeugnis, dass er von dem Licht zeugte, auf dass sie alle durch ihn glaubten. Er war nicht das Licht, sondern dass er zeugte von dem Licht. Das war das wahrhaftige Licht, welches alle Menschen erleuchtet, die in diese Welt kommen. Es war in der Welt, und die Welt ist durch dasselbe gemacht; und die Welt kannte es nicht. Er kam in sein Eigentum; und die Seinen nahmen ihn nicht auf. Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, die an seinen Namen glauben; welche nicht von dem Geblüt noch von dem Willen des Fleisches noch von dem Willen eines Mannes, sondern von Gott geboren sind. Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit. Johannes zeugt von ihm, ruft und spricht:  Dieser war es, von dem ich gesagt habe: Nach mir wird kommen, der vor mir gewesen ist; denn er war eher als ich. Und von seiner Fülle haben wir alle genommen Gnade um Gnade. Denn das Gesetz ist durch Moses gegeben; die Gnade und Wahrheit ist durch Jesum Christum geworden. Niemand hat Gott je gesehen; der eingeborene Sohn, der in des Vaters Schoß ist, der hat es uns verkündigt. Und dies ist das Zeugnis des Johannes, da die Juden sandten von Jerusalem Priester und Leviten, dass sie ihn  fragten: Wer bist du? Und er bekannte und leugnete nicht; und er bekannte: Ich bin nicht Christus. Und sie fragten ihn: Was denn? Bist du Elia? Er sprach: Ich bin's nicht. Bist du der Prophet? Und er antwortete: Nein! Da sprachen sie zu ihm: Was bist du denn? Dass wir Antwort geben denen, die uns gesandt haben. Was sagst du von dir selbst? Er sprach: Ich bin eine Stimme eines Predigers in der Wüste: Richtet den Weg des Herrn! wie der Prophet Jesaja gesagt hat.
Und die gesandt waren, die waren von den Pharisäern. Und sie fragten ihn und sprachen zu ihm: Warum taufst du denn, so du nicht Christus bist noch Elia noch der Prophet? Johannes antwortete ihnen und sprach: Ich taufe mit Wasser; aber er ist mitten unter euch getreten, den ihr nicht kennt. Der ist's, der nach mir kommen wird, welcher vor mir gewesen ist, des ich nicht wert bin, dass ich seine Schuhriemen auflöse.

Dieses Evangelium handelt von Johannes dem Täufer, der als Vorläufer und Prediger, Mir den Weg bahnen und das Judenvolk auf Mein Kommen und Meine Lehre aufmerksam machen sollte; daher seine Antworten an die Abgesandten vom Tempel, daher seine Beteuerungen, dass er nicht Christus, noch Elias, noch ein Prophet sei, und dass er nicht einmal wert sei, Mir die Schuhriemen aufzulösen.

Johannes war sich in diesem Punkt seiner Mission erstens wohl bewusst, und war zweitens unter den Juden das einzige Beispiel der Demut, der Unterwürfigkeit unter Meinen Willen.

Der Evangelist Johannes fängt sein Evangelium mit den Worten an: "Im Anfange war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort."

Sehet, dieser erste Satz aus dem Evangelium Meines Lieblings Johannes beweist euch, welche Stellung Johannes unter seinen Brüdern sowie zu Mir eingenommen hat. Was Johannes der Täufer durch seine materielle Taufe ausdrücken wollte, das sagt geistig Mein Apostel, indem er offen bekennt, dass das Wort oder die Idee Gottes zuerst die geistige Taufe über ihn ausgegossen und er am ehesten unter allen seinen Mitaposteln die Tiefe Meines Geistes begriffen und verstanden hatte. Er war der erste, der begriff, dass durch das Wort (Ausdruck einer Idee, eines Gedankens oder Willens) die ganze Sichtbarkeit geschaffen, dass das Wort, Leben verbreitend, Licht schuf, und eben dieses Licht in jener Zeit von wenigen begriffen und verstanden wurde.

Er, Mein Liebling, war es, der zuerst mit dem Herzen auffasste, was dem Verstand allein nicht begreiflich ist und nur dem Leben und Licht gibt, der die Liebe hat, so wie sie im Weltall von Mir verbreitet, gehalten und verlangt wird.

Er liebte Mich im Geiste, und die anderen Apostel verstanden Mich in der Wahrheit. Deswegen seine ersten Ausrufe im Evangelium, die von Meiner Macht, Meiner Liebe, Meiner Schöpfung zeugen, und wie Ich als Christus körperlich als Lehrer auftrat, in Meinem Eigentum aber nicht er-, sondern verkannt wurde.

Zu diesen Ausrufen, als Zeugnis seines tiefen Verständnisses Meiner Lehre und Meiner Sendung, trugen die Bekenntnisse seines Namensbruders Johannes des Täufers wesentlich bei, der vor Mir hergesandt war, die Wege zu ebnen und das Judenvolk zur Aufnahme Meiner Lehre vorzubereiten.

Ein Schritt wie der Meinige musste vorbereitet werden. Wie den Blinden nach Erlangung ihrer Sehkraft das Licht des Tages erst in Form des Zwielichts oder der Dämmerung gezeigt wird, da sie den hellen Sonnenschein nicht gleich ertragen können, so war auch Johannes der Täufer der Erwecker und Bearbeiter der Herzen, um sie für Edleres empfänglich zu machen. Daher rief Johannes aus: "Einer wird kommen, der schon vor mir gewesen ist!" Er meinte damit das Wort, welches das ganze Universum schuf. Dieses Wort oder die mächtige Willenskraft ist es, die sich bewogen fühlte, sich in menschliche Form einzukleiden und körperlich wesenhaft selbst, wie bei der Schöpfung einst das materielle, jetzt das geistige Licht und Leben denen zu bringen, die im Finstern wandelten.

Denn der Ausruf des Johannes: "Im Anfang war das Wort, und das Wort war Gott!" will soviel sagen als: Im Anfang war Gott, der mächtige Schöpfer, welcher das Licht und Leben verbreitete und durch die weiten Räume sandte, um Leben zu erwecken. Und jetzt ist es in Christus derselbe Gott, der wieder Sein Wort als Licht durch die weiten Räume des geistigen Universums sendet, um dort Licht, Liebe und Leben zu verbreiten.

Und wie der Morgenstern der Vorläufer der Sonne ist, so war Johannes der Vorläufer und Wegbereiter Christi. Johannes der Täufer erkannte seinen Herrn, als er Ihn zum ersten Male sah; denn die innere Sehe war ihm gegeben, und er sah in der Gestalt einer Taube (geistig das Sinnbild der Unschuld) die Verbindung Christi mit der geistigen Welt. Johannes vollführte die äußere Taufe an Mir, während Ich die innere an ihm vollzog.

Auch seine Jünger erkannten bald, wer der eigentliche Herr und wer der Diener sei; deswegen folgten sie Mir und verließen Johannes. Und Nathanael, welchem Ich Dinge enthüllte, die nur er allein zu wissen glaubte, ward durch dieses Zeugnis für Mich gewonnen. Damals sprach Ich die prophetischen Worte: "Wahrlich, wahrlich, von nun an werdet ihr den Himmel offen und die Engel Gottes herabfahren sehen auf das Haupt des Menschensohnes!"

Alles, was in jenen Zeiten, im Anfang Meiner Lehrjahre, Meiner geistigen Geburt, auf Erden geschehen ist, wird sich jetzt wiederholen und wiederholt sich täglich.

Auch jetzt gibt es Johannesse als Täufer und Johannesse als Meine Lieblinge und Apostel; nur ist die Art und Weise des Wirkens anders als damals.

In jener Zeit galten unter dem Judenvolk nur Moses und die Propheten. Es handelte sich darum, sie nicht umzustoßen, sondern ihre Worte vor Verunglimpfungen zu bewahren, das Erz von den Schlacken zu reinigen und zu beweisen, dass Ich als Christus nichts Neues bringen, sondern nur geistig erklären und ins Leben übertragen will, was wörtlich verstanden und aufgefasst wurde.

In jetziger Zeit aber, als dem Vorabend Meiner zweiten und letzten Ankunft auf diesem Erdball, ist die Kulturstufe der Menschen und ihr Verstandesleben ein ganz anderes als einst in jener Zeit. Jetzt habe Ich es mit grübelnden Philosophen und Stubengelehrten oder mit fanatischen Anhängern des Wortes im materiellsten Sinne zu tun, mit Menschen, denen das angenehme Weltleben zu sehr am Herzen liegt, als dass sie sich einer Religion hingeben möchten, die statt Vergnügungen und Ergötzlichkeiten - Aufopferung und Verleugnung von ihnen fordert.

Auch jetzt komme Ich wieder unter euch Menschen wie einst. ,Und das Licht kam in die Finsternis, und die Finsternis begriff es nicht.`

Schon seit langer Zeit erschallen Stimmen, die zur Rückkehr, zur Einkehr ins Innere predigen; in verschiedener Form und Rede wird der eingeschlafene Menschengeist geweckt. Die Johannesse predigen aber auch heute wie einst meist nur tauben Ohren.

Selbst die, welche sich als Meine Stellvertreter auf dieser Erde eingesetzt haben, sind taub und oft noch tauber als die andern, denen sie Meine Lehre einprägen wollen. Auch jetzt, wie einst, fallen die Anhänger von diesen Führern ab und suchen das Licht, suchen das Wort als Ausdruck ihres Gottes -, suchen, was ihnen ihre eigenen Führer nicht geben können. So entsteht der allgemeine Drang nach Licht, nach geistigem Leben, nach Liebe, nach erwärmender und rechter geistiger Lehre. So regt sich die geistige Tendenz trotz allen Widerstandes derjenigen, die bis jetzt nur ein verzinsliches Kapital für sich daraus machen wollten. So regt sich der Drang nach Freiheit des Denkens, nach geistiger Freiheit, und obgleich nun die Aufgeklärten eurer Welt mit ihrem Verstandeslicht die geistige Fackel, die über ihren Häuptern brennt, nicht sehen, so wird doch bald die Dämmerung des wissenschaftlichen Lebens durch sie verdrängt werden, und den Unmündigen wird sich klar zeigen, was den sich mündig Dünkenden bis jetzt verhüllt blieb.

Das Wort, welches im Anfang Himmel und Erde schuf, wie Moses sich ausdrückte, das Wort als tatsächliches Leben und Licht, ist es wieder, welches von oben herabströmend euch Wärme und Liebe in die Herzen gießt.

Am Anfang war das Wort, und das Wort war Ich, und am Ende wird das Wort noch ewig forttönen und Ich werde ewig fortdauern, Licht, Leben mit Liebe verbreitend, nicht die vom Geblüt, nicht die vom Fleisch, sondern die vom Geist Mir ergebenen Kinder beglückend und führend.

Das Wort ward einst Fleisch, und die damals Lebenden sahen Seine Herrlichkeit, aber erkannten sie nicht; und das Wort wird wieder Fleisch werden, aber vergeistigtes Fleisch, und wird von den Lebenden in Seiner Herrlichkeit erkannt und begriffen werden, und von Seiner Fülle werden sie alle Gnade um Gnade nehmen.

Wie Johannes einst mit Wasser taufte, so wird jetzt mit dem Geist getauft. Ströme des Himmelswassers ergießen sich auf die Herzen der Menschen, erweichen und erwecken manche; viele aber bleiben unberührt, oder verstecken sich vor diesem Regen.

Glücklich, wer noch für das Wasser von oben ein empfängliches Herz hat, das aufwärtsgekehrt den Einflüssen himmlischer Segnungen den Eingang nicht wehrt! Es wird sich auf alle diese, wie sich einst auf Christus ein Strahl göttlichen Lichts gleich einer Taube herniedersenkte, das göttliche Gnadenlicht von oben ergießen und Ruhe und Frieden in ihren Herzen und in ihrer Umgebung verbreiten.

Viele werden Mir als eifrige Diener, wie einst Johannes der Täufer, und viele als Meine Lieblinge, wie Johannes der Apostel, Meine Lehre verbreiten und lehren.

Schon regt es sich. Wie der leichte Wellenschlag am Ufer des Meeres der Vorbote von größeren Wellen ist, so ist die jetzige religiöse Bewegung der erste Anfang einer noch größeren, hervorgebracht von der Bewegung des geistigen Lebens, das, zwischen Materie und Geist gleichsam eingeklemmt, sich den Ausweg schaffen will, indem das Geistige die Eigenschaft hat, dass es sich auch zusammendrücken lässt und bei zu großem Zwange die Fesseln zersprengt.

Auch ihr, Meine Kinder, die ihr berufen seid, durch eure Taten und Worte zu bezeugen, dass ihr Wegweiser und Ebner der geistigen Lebensbahn seid, werdet oft gefragt werden: "Wer seid ihr? Was wollt ihr eigentlich?" Die Welt wird auch euch nicht sogleich alles glauben, wie einst dem Johannes; aber seid getrost! Streut Samen aus, gebt gern denen, die euch um Nahrung bitten, und es kümmere euch nicht, wenn oftmals der ausgestreute Same nicht die Frucht bringt, die ihr wünscht! Auch in einem Walde wachsen nicht alle Bäume gerade. Es gibt dort verkrüppelte, krumme und schlechte; aber deswegen ist der Wald mit seinen Bäumen doch ein Wald, der Tausenden lebender Wesen Schutz und Nahrung angedeihen lässt, und in welchem selbst die missratenen Gewächse und Bäume noch vielen Nutzen geben. So auch im geistigen Wald der Menschenseelen!

Johannes predigte für viele vergebens, wie später Ich selbst, und doch gingen Meine Worte nicht verloren, sondern werden ewig bestehen, teils weil Ich sie sprach, teils weil Meine Worte unumstößliche Wahrheiten sind.

Trachtet vorerst danach, euch selbst zu reinigen, euch vom Weltlichen loszumachen, wie es Johannes getan hat! Auch er frönte nicht dem Wohlleben des Fleisches, als dem vergänglichen Kleid eines unvergänglichen, ewigen Geistes; nein, durch mäßige  Lebensart - nach dem Sinne jener Zeit - machte er den Körper bereit, dem Geist und seiner Seele zu dienen.

Und so sollt auch ihr alles Überflüssige, was den Körper verweichlicht, vermeiden. Euer Augenmerk soll darauf gerichtet sein, den Geist und die Seele zu kräftigen. Nicht der Taufe mit materiellem, nein, mit geistigem Wasser sollt ihr euch bestreben, würdig zu sein, damit ihr stets Größeres sehen, Größeres erleben und mit geistiger Sehe die Gemeinschaft der Geisterwelt mit der materiellen Welt begreifen lernt.

Euer Trachten soll dorthin gerichtet sein: im Geiste wiedergeboren zu werden. Dann braucht ihr nicht wie einst die zwei Jünger Johannes des Täufers zu fragen: "Rabbi, wo ist Deine Herberge?"; dann ist Meine Herberge in eurem Herzen. Dort bergt ihr den Herrn, der vom Anfang her das Wort, das Licht, die Liebe und das Leben war und dies alles denen verleihen wird, die sich mit geistigem Wasser zu Seinen Kindern taufen lassen. Amen.

Quelle: Gottfried Mayerhofer, Predigten des Herrn Nr.3.

Weil wir nun solche Verheißungen haben, meine Lieben,
so lasset uns von aller Befleckung des Fleisches und des Geistes
uns reinigen und die Heiligung vollenden.
(2. Kor 7,1)

 

Predigt zum vierten Advent:
Die Bußpredigt des Täufers

Empfangen durch Gottfried Mayerhofer am 10.12.1871

Lukas 3,2-20:
Da Hannas und Kaiphas Hohepriester waren: da geschah der Befehl Gottes zu Johannes, des Zacharias Sohn, in der Wüste. Und er kam in alle Gegend um den Jordan und predigte die Taufe der Buße zur Vergebung Sünden, wie geschrieben steht in dem Buch der Reden Jesaja's, des Propheten, der da sagt: "Es ist eine Stimme eines Predigers in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn und macht seine Steige richtig! Alle Täler sollen voll werden, und alle Berge und Hügel erniedrigt werden; und was krumm ist, soll richtig werden, und was uneben ist, soll schlichter Weg werden. Und alles Fleisch wird den Heiland Gottes sehen." Da sprach er zu dem Volk, das hinausging, dass sich von ihm Taufen ließe: Ihr Otterngezüchte, wer hat denn euch gewiesen, dass ihr dem zukünftigen Zorn entrinnen werdet? Sehet zu, tut rechtschaffene Früchte der Buße und nehmt euch nicht vor, zu sagen: Wir haben Abraham zum Vater. Denn ich sage euch: Gott kann dem Abraham aus diesen Steinen Kinder erwecken. Es ist schon die Axt den Bäumen an die Wurzel gelegt; welcher Baum nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und in das Feuer geworfen. Und das Volk fragte ihn und sprach: Was sollen wir denn tun? Er antwortete aber und sprach zu ihnen: Wer zwei Röcke hat, der gebe dem, der keinen hat; und wer Speise hat, der tue auch also. Es kamen auch die Zöllner, dass sie sich taufen ließen, und sprachen zu ihm: Meister, was sollen denn wir tun? Er sprach zu ihnen: Fordert nicht mehr, denn gesetzt ist. Da fragten ihn auch die Kriegsleute und sprachen: Was sollen denn wir tun? Und er sprach zu ihnen: Tut niemand Gewalt noch Unrecht und lasst euch genügen an eurem Solde. Als aber das Volk im Wahn war und dachten in ihren Herzen von Johannes, ob er vielleicht Christus wäre, antwortete Johannes und sprach zu allen: Ich taufe euch mit Wasser; es kommt aber ein Stärkerer nach mir, dem ich nicht genugsam bin, dass ich die Riemen seiner Schuhe auflöse; der wird euch mit dem heiligen Geist und mit Feuer taufen. In seiner Hand ist die Wurfschaufel, und er wird seine Tenne fegen und wird den Weizen in seine Scheuer sammeln, und die Spreu wird er mit dem ewigen Feuer verbrennen. Und viel anderes mehr ermahnte er das Volk und verkündigte ihnen das Heil. Herodes aber, der Vierfürst, da er von ihm gestraft ward um der Herodias willen, seines Bruders Weib, und um alles Übels willen, das Herodes tat, legte er über das alles Johannes gefangen.

Dieses Kapitel behandelt eine Bußpredigt Johannes des Täufers, welche er am Jordan an die um ihn versammelte Volksmenge hielt, mit welcher er die Juden für Den vorbereiten wollte, dem - wie er sagte - er nicht wert sei, die Schuhriemen aufzulösen.

Ein jeder seiner Zuhörer fragte den Johannes, was er in Bezug auf seine Lebensweise, auf sein Gewerbe oder seinen Stand zu tun habe; und allen gab er zur Antwort: ,Das Gesetz der Nächstenliebe!`, das er ausdrückte in Worten, wie sie gerade zu den Fragen passten.

Was damals Johannes getan und gepredigt hat, das tue auch Ich schon seit langer Zeit. Auch Ich mahne die Menschheit mit verschiedenen Mitteln, Worten und Ereignissen zur Umkehr. Wie dort die Ankunft des eigentlichen Lehrers vorausgesagt und vorbereitet wurde, so geschieht es auch jetzt schon seit längerer Zeit, als Vorbereitung zu Meiner nächsten Wiederkunft. So wie die Juden damals dachten und handelten, waren sie nicht geeignet, Meine Lehre richtig aufzunehmen und zu fassen. Und wie die Menschen heute sind, da sie noch mehr im Schlamme des Eigennutzes vergraben liegen, ist es noch dringender, sie zu wecken und zu mahnen. Die Zeit zum Überlegen, was man eigentlich tun solle, oder wohin man sich wenden möchte, ist kurz bemessen. Wie dem Schlafenden die Zeit seines Traumlebens schnell entschwindet und Stunden wie Minuten vorüberfliehen, ebenso eilt die Zeit mit Sturmesflügeln dahin für den, welcher so ohne Nachdenken in den Tag hineinlebt. Daher die Ereignisse, Krankheiten, drohende soziale Umwälzungen, welche nötig sind, um die so fest im Weltschlaf versunkene Menschheit aus ihrer Trägheit aufzurütteln.

Damals schon sagte Johannes: "Der, welcher nach mir kommt, hat schon die Wurfschaufel in der Hand, um auf der Tenne das Korn von der Spreu zu säubern." Und jetzt, da ihr Maschinen erfunden habt, die mittels starker Luftbewegung das Getreide säubern, jetzt brauche auch Ich statt der Wurfschaufel geschwindere Mittel, um zu Meinem Zweck zu gelangen und die Gutwilligen von den Saumseligen und Trägen zu scheiden. Schon dreht sich das Schaufelrad in Meiner geistigen Wind- und Getreidesäuberungsmühle. Wirbelnd regt es die Massen auf, weit von sich schleudernd das leichte, schalenartige Gesindel, welches gegen jede Mahnung taub der Welt und ihren Freuden huldigt. Und wie Johannes einst selbst des Herodes, des Vierfürsten von Galiläa, Lebenswandel rügte, ebenso rügt auch jetzt die Volksmeinung die ehrgeizigen Pläne so mancher Herrscher. Damals ließ Herodes den Johannes einsperren; jetzt möchten die Herrscher ebenfalls die Zungen hemmen und dem Volk die Gedanken aus dem Kopfe treiben. Allein das wäre jetzt – wie einst – vergebliche Mühe! Das Wort, der geistige Träger Meines Willens, ist weit mächtiger als Waffen und Zwang. Es überschreitet als körperloses Wesen die Schranken der materiellen Welt und regiert im Geistigen alles, da Ich das Wort selbst bin.

Dort hörte das Volk den Johannes an; aber sobald es auf Verleugnung und Aufopferung ankam, wandte es ihm den Rücken, wie einst der reiche Jüngling Mir. Und jetzt lacht die größere Anzahl der Menschen auch über die, denen Ich Meine Lehre direkt kundgebe. Hohnlächelnd blicken sie auf solche herab, sich mit ihrem Weltverstand bei weitem gescheiter dünkend als jene mit ihrer Herzenssprache.

Arme, verirrte Kinder! Es wird eine Zeit heranrücken, wo all euer Weisheitskram nicht ausreichen wird, euch einen Trost oder auch nur Ruhe zu geben. Bei den Ereignissen, die über euch hereinbrechen, werdet ihr zwischen zwei Welten stehen und Gott und euer Schicksal der Grausamkeit anklagen, weil die materielle Welt euch mit Hohn zurückstoßen und die geistige euch nicht aufnehmen wird.

Solche Seelen-Qualen ahnte schon damals Johannes. Er wollte das Judenvolk wecken und zur Umkehr antreiben; und heute, wo schon beinahe alle edlen Eigenschaften der menschlichen Natur zu Grabe getragen wurden und nur der Egoismus mit all seinen Eigenschaften herrscht, ergeht dieser Mahnruf wieder, bekräftigt mit Unglücksfällen und Drangsalen, um mit Gewalt das zu erreichen, was mit Milde bei der größeren Masse der Menschheit bis jetzt ohne Erfolg geblieben ist.

Damals unterzog sogar Ich Mich als Jesus der äußeren Taufe mit Wasser; jetzt sollt ihr euch freiwillig der geistigen, unsichtbaren Taufe mit Meinem Geist unterziehen. In jener Zeit strömte das göttliche Licht in Form einer Taube über Meinem Haupt, Meine Abkunft, Meinen früheren und Meinen künftigen Wohnort bezeichnend. O Kinder, tut jetzt, soviel euch möglich ist, auf dass die Ströme des Lichts und der Gnade von oben nicht umsonst auf euch ergossen werden! Zeigt euch würdig eurer Abkunft und eurer künftigen Bestimmung! Wie dort einst die Stimme ertönte: "Dies ist Mein lieber Sohn, an dem Ich Mein Wohlgefallen habe!", so möge jetzt über eurem Haupt und in eurer Brust die nämliche Stimme ertönen, welche euch versichert, dass ihr auf dem rechten Weg seid, Meine Kinder zu werden.

Dort sprach Johannes: "Wer zwei Röcke hat, der gebe einen weg, wer viel Speise hat, der teile sie mit den Bedürftigen; wer etwas zu verlangen hat, der fordere nicht mehr, als rechtens ist!" All diese Beispiele sagen mit anderen Worten: Seid mildtätig, seid gerecht, wie es euer Vater im Himmel ist! Gebet, damit auch euch gegeben, - vergebet, damit auch euch vergeben wird! Lasst euch nicht betören durch den Schein der Welt mit ihren Gütern! Es naht die Zeit, wo ihr alles zurücklassen müsst und euch nur die Güter bleiben, die ihr im Innern errungen habt, und die weder Pest noch Krieg, weder Bedrängnis noch der Tod rauben kann.

 

(Redaktion Elisabeth Annau, 11/11)

Fortsetzung "Zum Weihnachtsfest", siehe Teil 2