"Die Menschen werden es mit ihren Künsten und Wissenschaften immer böser treiben. Aber dann steht bald das letzte Gericht vor der Tür, das sie sich selbst bereiten werden."


 

Katastrophen und Menschheitsschicksal

 

Viktor Mohr (1896 -1969)



Alles äußere Naturgeschehen ist nur ein Gleichnis für das planbeseelte Walten des ewigen Lebens, das dem Atem Gottes entströmt und Seine großen Schöpfungsideen machtvoll in die Tat umsetzt.

 

Wie aber alles geschöpfliche Leben der Liebe des Allvaters entspringt, so gründet auch die gesamte Ordnung der Natur auf Seiner Weisheit. Daraus geht hervor die Unabänderlichkeit alles Naturgeschehens als Ausdruck der Allmacht des Schöpfers, dessen Heiliger Geist wirkend jedes Atom des kosmischen Weltenmenschen durchpulst. Daher ist jeder dieser kleinsten Bausteine des Universums ebenso wichtig wie der gesamte Weltenbau und kann nicht von seinem Platze gerückt werden, ohne das Gesamtgefüge zu beeinträchtigen.

 

Wir erfahren durch das Lorberwerk im Großen Evangelium Johannis, dass die Materie eine Erlösungsstätte für die Seele des gefallenen Urgeistes Satana und seiner Nachschöpfungen darstellt. Und dass alle Naturreiche nichts anderes sind als Potenzierungskräfte rückkehrwilliger Lebensfunken, die erst in der Menschenseele ihren naturmäßigen Abschluss finden. Hier erst wird das „Gericht der Materie“, ihre starre gefestigte Ordnung zugunsten einer neuen Willensfreiheit gelockert. Diese ermöglicht es dem Menschen, dank seines ihm innewohnenden göttlichen Geistfunkens — wir nennen ihn das Gewissen und die höhere Vernunft — aufs neue die alte Entscheidung zu treffen: für oder gegen Gott, für oder gegen Seine Liebe und Weisheit, für oder gegen das Leben, das aus diesen göttlichen Aspekten hervorgeht.

 

Warum nicht auch für oder gegen die Allmacht Gottes, in der die gesamte Schöpfungs- und Naturordnung urständet? Wohl kann der frevelnde Mensch auch diesen Versuch wagen, aber er zerbricht daran. Denn die Allmacht des Schöpfers ist Sein Heiliger Geist und Sein Wille in allen Welten und Sphären, der ihnen Ordnung und Bestand verleiht und aus dem Chaos den Kosmos gestaltete. Darum steht geschrieben, es würden alle Sünden vergeben, nur nicht die gegen den Heiligen Geist. Die Auflehnung Luzifers wiederholen, heißt zurückfallen aus einer neu gewonnenen Freiheit in das alte Gericht des Gesetzes. Wenn der Mensch beginnt, in die Ordnung der Natur willkürlich einzugreifen, dann schlägt diese erbarmungslos und unwiderruflich zurück. Immer und unter allen Umständen, auch wenn da Gottes Mühlen scheinbar langsam mahlen. Aber sie mahlen klein, und die Katastrophen sind das Mahlprodukt, das den Hochmut des Menschen zu nichtigem Staub werden lässt.

 

Nur aus diesem Blickfelde sollen wir die Ereignisse unserer Welt und speziell die Entwicklungstendenzen der Gegenwart betrachten lernen. Wer Augen und Ohren hat, der sehe und höre! Denn in Überfülle offenbart sich denen, die hinter die Kulissen des Weltentheaters zu blicken vermögen, das wachsende Walten eines Ungeistes, der scheinbar rettungslos die Menschheit ergriffen hat. Aber nur scheinbar, denn dieser unheilige Geist als die Ausstrahlung des Widersachers in die Menschheit ist — um ein Goethewort aus Faust zu gebrauchen — nur „ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und doch das Gute schafft“. Um der Willensfreiheit der Menschen und aller Geister wegen sieht der göttliche Führungsplan vor, dass sich noch einmal am Ende jenes Zeitalters, an dessen Beginn die Verkündigung Christi stand — das Böse voll entfalten darf.

 

In der Offenbarung Johannis heißt es: „Und dem Tiere ward Macht gegeben.“ Warum wohl? Um die Menschen zu strafen? Wie aber könnte Gott strafen wollen, der die reinste Liebe ist! So müssen wir all das Negative unserer Tage, allen Unfrieden mit seinen bösen Folgen, die sich immer drohender abzuzeichnen beginnen, nur als eines ansehen: als ein zugelassenes letztes Erziehungsmittel der Menschheit, die an einem ungeheuren selbst geschaffenen Leide endlich erwachen soll, um geläutert die Rückkehr ins Vaterhaus des Geistes anzutreten.

 

Es wird jetzt viel von der Wiederkunft Christi als einem nahen Ereignis gesprochen. Aber kann der Christusgeist denn in die Menschheit Einzug halten, bevor nicht der Hochmut gedemütigt wird und sich die Herzen wieder nach einem liebenden Vater sehnen, statt einen gnadenlosen Richter zu fürchten? Darum sind die kommenden Großkatastrophen als ein gigantischer Anschauungsunterricht zu betrachten, der alles klein machen wird, was sich groß dünkt in dieser Welt.

 

Es ist freilich tröstlicher, von den verheißenen Zuständen zu reden, die jenen unvermeidlich gewordenen Katastrophen nachfolgen. Von der neuen Erde und dem neuen Himmel, von der Wiederkunft des Herrn, vom Neuen Jerusalem und dem tausendjährigen Reiche des Friedens auf Erden. Aber - stellt die göttliche Prophetie nicht vor dieses Erwachen des Geistes, vor die Auferstehung der Menschheit ihr Golgatha? So hat auch in der Menschennatur der gekreuzigte Christus Seinen Passionsgang zu tun, bevor Sein Geist über die Macht des Antichrist den Sieg erringt. Irdisch aber können wir den Antichrist nur durch sein Handeln innerhalb der Menschheit erkennen, die sich zu Marionetten eines Drahtziehers macht, der vom Übersinnlichen her sein Fadenspiel treibt. Darum sind alle Katastrophen sichtbarer Art nur die letzten Auswirkungen von Siegen Luzifers, die er in der Seelenwelt über die anfälligen Menschenseelen errang und weiter erringen wird, solange die Menschen ihm ihre Kräfte selbst zur Verfügung stellen.

 

Aus diesem Grunde dürfen wir den Begriff Katastrophen keineswegs nur auf Naturvorgänge beschränken, denen wir diesen Namen zulegen. Die erste „Katastrophe“ dieser Schöpfungsperiode war der Fall Satanas, eine andere der Fall Adams. Und wem die Symbolsprache der großen Propheten vertraut ist, der erkennt in den geweissagten Katastrophen der Menschheit in erster Linie solche seelischer Art, dargestellt in sinngemäßen Bildern der Natur. Da werden Erdbeben verkündet, die das Erdreich, d. h. das irdische Denken erschüttern, und Überschwemmungen. Das sind seelische Strömungen, die das Gefühlsleben des Menschen überfluten. Da lesen wir von Kriegen, die seine Herrschsucht und innere Friedlosigkeit kennzeichnen, und von Hungersnöten, die eine ungestillte Sehnsucht nach geistigen Lehren meinen. Mit Pestilenz und Seuchen malt die Weissagung seelische Krankheiten und Epidemien im Menschheitsbewusstsein, und Feuer bildet oftmals einen Erregungszustand revolutionärer Natur ab. Hier vermag nur die Einfühlung in die alte Lehre der Entsprechungen die Brücke zwischen einem primär geistigen und nachfolgenden natürlichen Geschehen herzustellen; denn alle seelischen Vorgänge sind Ursache und finden sodann auch in der Materiewelt ihren entsprechenden Niederschlag.

 

Wir verdanken es dem Lorberwerke, mit dem inneren Sinn solcher Entsprechungen vertraut geworden zu sein. Im Lichte der Neuoffenbarungen, insbesondere der Weissagungen Jesu im Großen Evangelium, gewinnt dabei unsere Gegenwart eine geistige Bedeutung, wie sie seit dem Ereignis zwischen Bethlehem und Golgatha seither niemals bestand. Es ist notwendig, immer dringlicher auf diese Prophetien des Gottessohnes hinzuweisen, denn sie sind der Schlüssel zum Verständnis aller umwälzenden Geschehnisse am Ende unseres Zeitalters. Was wir heute erleben und weiterhin in steigendem Maße erleben werden, ist nichts anderes als die Endphase jenes Weltgerichts, das nach den Worten Jesu schon bei Seiner Geburt anfing und sich durch fast zweitausend Jahre über die ganze Menschheit auszubreiten begann.

 

Im Sinne des Obgesagten musste sich dieses Gericht zunächst in seelischen Katastrophen der Menschheit offenbaren. Eine solche war die Zurückweisung des göttlichen Liebeopfers durch das übersinnliche Menschheitskollektiv (ein Begriff, der einmal an anderer Stelle zu erläutern wäre). Gewisse Exponenten, im jüdischen Tempel inkarnierte luziferische Geister, vollzogen darauf die sichtbare Katastrophe der Tötung dessen, der das Licht Gottes auf die Erde trug. Und wie das Böse fortzeugend Böses muss gebären, so war jene Katastrophe Ausgangspunkt neuer und furchtbarer Seelenkatastrophen. Ihr Kernpunkt war die Verzerrung der reinen Licht- und Lebenslehre des Heilandes zu kirchlichen Machtgebilden, die im Papsttum des Mittelalters ihren sichtbaren Höhepunkt erreichten. Damit aber trennte sich die weltliche Kirche von der ewigen geistigen Kirche und verlor die innere Führungsgabe, dem lebendigen Worte Christi eine herzenswarme Aufnahme in der Christenheit zu bereiten. Auch die Reformation vermochte an dieser seelischen Zerrüttung nichts Entscheidendes zu ändern.

 

Ungezählte Kriegswirren und Machtkämpfe verheerten seitdem das Abendland, obwohl immer wieder erweckte Seher und Mystiker das reine Wort Gottes verkündeten und zur Einkehr riefen. In den beiden Weltkriegen unseres Jahrhunderts nahm die Verhöhnung der Gottes- und Nächstenliebe bereits globalen Charakter an. Und heute steht die ganze Menschheit vor der Frage von Sein oder Nichtsein überhaupt — eine seelische Dauerkatastrophe, die unablässig neues Misstrauen, neues Wettrüsten, neuen Unfrieden und die große Weltangst als luziferische Aussaat hervorsprießen lässt.

 

Das Prinzip des Bösen, Lebensfeindlichen besitzt ein Doppelantlitz. Als seelische Überschwemmung durchflutet es die Gefühlswelt des Menschen und erweckt dort den Hochmut und die Herrschsucht. Als Erdbeben erschüttert es das irdische Verstandesleben und trennt das Denken völlig vom Geiste. Die Folgen der Eigenliebe und geistigen Finsternis sind unabsehbar. Sie zeitigten am Ende unserer Tage politische und wirtschaftliche Machtgebilde des Materialismus, die — unterstützt von Wissenschaft und Technik — einander als Todfeinde gegenüberstehen. Die beiden Ur-Übel Herrschsucht und Besitzwahn wuchsen ins Riesenhafte und bestimmen heute die Entschlüsse derer, die Geschichte machen oder zu machen glauben. Doch bald ist das Maß voll, wo das Wort Jesu zur schrecklichen, aber auch beglückenden Wahrheit wird: „Ich will die Erde fegen von ihrem alten Unrat!Dann wird auch in natürlichen Katastrophen offenbar werden, was die Menschheit seelisch schon längst als unsichtbare Katastrophen hervorgerufen hat und erleiden musste.

 

Ist nun das Gespenst eines möglichen dritten und zweifellos letzten Weltkrieges die einzige Großkatastrophe, die den Bestand der Menschheit bedroht? Wer tiefer blickt, kann diese Frage nicht bejahen. Denn in einer seltsamen, dem eingeengten Verstande kaum begreiflichen Weise wirkt das Tun der Menschen auch auf die Natur und ihre Intelligenzen ein. Lorbers großartige Schöpfungslehre bietet uns allerdings genügend Hinweise, um diese Zusammenhänge geistig zu erfassen. Hier möge der Hinweis genügen, dass die Menschenseele Elemente aller Naturreiche in sich trägt und daher mit ihrer Harmonie oder Disharmonie auf die Naturgeister übersinnlich einwirkt. Entsinnen wir uns eines Ausspruchs des Herrn im Großen Evangelium: „Würden die Menschen nur fünfzig Jahre nach der Ordnung Gottes leben, es gäbe keine Missernten, keine Katastrophen, und die Jahre würden wie Perlen an einer Kette abrollen.“

 

Zu der Ordnung Gottes zählt auch das Gesamtgefüge alles Naturgeschehens. Und in dieses greift der Mensch in seiner Blindheit seit Jahrzehnten immer stärker und verwirrender ein. Elektronengehirne, Atomzentralen und Weltraumraketen sind das äußere Zeichen einer scheinbaren Beherrschung von Naturgewalten, die sich bisher jeder Bändigung entzogen. Die Technik ist der moderne Magier, der die Elemente beschwören zu können vermeint und — auf den erreichten Errungenschaften fußend — immer gigantischere Pläne schmiedet, um sich die Erde und den Weltraum untertan zu machen.

 

Wie aber antwortet die Natur auf dieses Tun? Würde die Nutzung der neugewonnenen Kräfte im Sinne der Ordnung, d. h. des ewig aufbauenden Lebens erfolgen, dann müssten sich all diese Erkenntnisse doch zum Segen des Ganzen auswirken. Die Natur und ihre geistige Substanz würde sodann zum großen Helfer am Wege des Fortschritts, der die Menschheit ihrer geistigen und natürlichen Vollendung entgegenführen will. Dass dem nicht so ist und gerade die letzten großen Entdeckungen von tödlichen Nachteilen begleitet sind, die alle von der Zivilisation gewonnenen Vorteile weit in den Schatten stellen, zeigt offenkundig den Scheinwert auf, den sich damit der kalte Intellekt ohne Mithilfe des Geistes erworben hat. Ist es da nicht leicht vorauszusehen, dass die Elemente in Aufruhr geraten und sich die vergewaltigte Natur am Menschen zu rächen beginnt? Schon jetzt, und hundertfach in den nahenden Zeiten, denen wir mit Riesenschritten entgegeneilen.

 

Gab die Natur nicht bereits genügend Warnungen? Da betreibt der Mensch Raubbau an den Wäldern — und das Klima ändert sich und der Boden beginnt zu versteppen. Da strotzen alle Gewässer vom Unrat der Industrieabfälle — und Warntafeln mit Bade- und Trinkverboten mahnen, dass hier von den Segenskräften der Natur nichts mehr vorhanden ist. Da muss die Vogelwelt mangels Nistgelegenheit flüchten, weil diesen natürlichen Reglern des Ungezieferbestandes der Lebensbereich entzogen wird — und die Chemie muss dafür tödliche Gifte zum Schutze der Pflanzenwelt erzeugen mit dem Erfolg, dass wir kaum mehr ein völlig giftfreies Nahrungsprodukt besitzen. Da qualmen die Schlote der Fabrikkombinate und speien die Millionenheere der Motoren ihren giftigen Atem bis in die letzten Winkel aller Länder — und die Lunge des Kulturmenschen ringt nach den letzten Resten des Leben spendenden Sauerstoffs, den die Natur einst so verschwenderisch bereithielt.

 

Diese wenigen Beispiele zeigen, welch fühl- und greifbare Antworten die Natur dem Menschen schon heute erteilt. Noch aber ist die Zeitspanne zu gering, um die vernichtenden Schäden der Atomenergie-Verwertung und ihrer Radioaktivität in vollem Maße zu offenbaren. Trotzdem sich in allen Nationen die Stimmen der Vernunft mehren und der Beginn von Hiroshima schon das Ziel ahnen lässt, das am Ende dieses Weges liegt.

(Traurige Meilensteine: Atombomben-Tests - Hiroshima und Nagasaki (1945) - Tschernobyl (1986) - Fukoshima (2011) u.a., z.B. 2011 im Betrieb waren weiltweit ca. 440 Reaktoren. Red.)

 

Wir aber wissen durch das Neuoffenbarungswerk, dass Boden und Klima das Produkt geistiger Faktoren sind, und dass solche Großeingriffe Verletzungen der Naturordnung herbeiführen können, deren Folgen sich überhaupt nicht vorausberechnen lassen. Wenn Hochmut mit Unwissenheit Hand in Hand geht, kann dann der Weg anderswohin führen als dem Abgrunde entgegen? Hin zu einer zweiten „Sündflut“, gleichviel, ob durch Gewalten des Wassers oder des Feuers heraufbeschworen.

 

Wenn wir zu einem wahrhaft „erlebten Christentum“ kommen wollen, müssen wir die volle Wahrheit jener tiefgründigen Weissagungen zu erleben trachten, die uns im Großen Evangelium der Herr für unser Zeitalter gab. Noch zu Lorbers Zeiten blieb ein Teil davon ein Buch mit sieben Siegeln. Damals dürfte sich so mancher Leser kopfschüttelnd gefragt haben, was denn diese Verkündigungen alles bedeuten mögen. Die Welt stand am Beginn des Dampfzeitalters. Noch war die Epoche der Elektrizität und der Motoren ungeboren, und über die Geheimnisse des Atoms war noch ein dichter Schleier gebreitet. Heute erst, in der Ära einer völlig gewandelten dynamischen Physik schufen Wissenschaft und Technik die Voraussetzungen, um die ganze Größe, aber auch die unerbittliche Wahrheit jener endzeitlichen Prophetien real zu erleben. Das Weltgeschehen mit seinen überdeutlichen Zeichen der Zeit bietet uns den Maßstab dafür, an welchem Punkte der Entwicklung die Menschheit nunmehr angelangt ist.

 

Es wurde oft betont, dass jede echte Prophetie bedingt sei und auf jenem unbekannten Wenn basiere, das in der Willensfreiheit des Menschen begründet ist. Gerade aber bei den größten der religiösen Weissagungen — seien es die der Evangelien und der Apokalypse oder auch der Neuoffenbarungen — müssen wir erschüttert eines feststellen: sie alle sahen bereits voraus, wie sich der irregeführte Geist der Menschheit frei entschließen werde! Und damit wird aus jeder solcher bedingten Warnung eine konkrete Wahrsagung, d. h. ein präzises Verkünden des kommenden Schicksals der Erdenmenschheit. Darum auch das Wort Jesu: „Nicht, dass etwa all dieses vorausbestimmt wäre. Aber Ich sage euch, dass es dennoch also kommen wird!“ Das sollte uns hart machen gegenüber jeder geistigen Vogel-Strauß-Stimmung und bereit machen, den kommenden Ereignissen gefasst ins Auge zu blicken. Gefasst, aber auch mit vollstem Vertrauen, dass in den unvermeidlichen Katastrophen nicht der „Zorn“, sondern der erhöhte Liebeeifer Gottes waltet, der auch millionenfach irdische Leiber hinwegrafft, wenn es gilt, das Leben der Seelen zu retten.

 

Eine der verborgensten Waffen Satans ist sein Inkognito. Wie treffend formte Goethe diese Wahrheit im Faust zu den Worten: „Den Teufel spürt das Völkchen nie, und wenn er sie beim Kragen hätte!“ So wandern auch all die luziferisch inspirierten Entdeckungen der letzten Jahrzehnte unter besonders tönenden Schlagworten einher. Eines der gefährlichsten ist jenes vom „Segen“ der friedlichen Verwertung der Atomenergie. Und dennoch dürfte diese neue, widernatürlich erschlossene Energiequelle bald den Schlüsselpunkt bilden für Katastrophen, wie sie noch nie die Menschheit jemals befallen haben seit dem Untergang des Kontinents Atlantis.

 

Nach der Schöpfungslehre Lorbers stellen die Atome als Urbausteine der Materie „Geistiges im Gerichte“ dar. Das heißt: durch den Willen Gottes gebundene Urlebensfunken aus der Seele des gefallenen Erstlingsgeistes, die zuvor einer äonenlangen Läuterung bedürfen, um erst nach Durchlaufen aller drei Naturreiche wieder in einen freieren Zustand übergeführt werden zu können. So will es die Ordnung Gottes in der Natur. Mit der Atomspaltung, bzw. Kernverschmelzung greift nun der Mensch in diese heilige Ordnung willkürlich ein. Er setzt damit schlagartig urgeistige Intelligenzen frei, die in ihrem ungeläuterten Zustand wahrlich den Namen Dämonen verdienen! Wie ungeheuer deren Naturkräfte sind, beweisen die Heftigkeit der Atomexplosionen und die dabei erzeugten Lichtschlag und Hitzeerscheinungen. Und wie lebensfeindlich ihre entbundene Aura ist, zeigt die freiwerdende Radioaktivität mit ihren tödlichen Abstrahlungen.

 

Angesichts dieser drohenden Weltgefahr für alles Lebendige kann man nur ausrufen: „Wohin führt dein Weg, o Menschheit!“ Vom geistigen Standpunkte noch schrecklicher ist jedoch der Umstand, dass alle Warnungen bisher vergeblich blieben: die mahnenden Stimmen der Propheten, der Einspruch einsichtsvoller Wissenschaftler und Menschenfreunde, ja sogar die schon offenbar gewordenen Verwüstungen an Menschen- und Naturleben. Wie sprach doch einst Jesus? „Die Menschen werden es mit ihren Künsten und Wissenschaften immer böser treiben. Aber dann steht bald das letzte Gericht vor der Tür, das sie sich selbst bereiten werden.“ Und was sagen die Zeichen der Zeit zu dieser Weissagung? Vom Kriegswettrüsten soll hier gar nicht gesprochen werden. Eroberung des Weltraums und Erschließung selbst der letzten Bodenschätze der Erde sind zwei „friedliche“ Hauptanliegen der modernen Wissenschaft, obwohl auch diese zu steigenden Spannungen zwischen Ost und West führen. Schon werden mit Atomkraft getriebene interplanetarische Raketen geplant, und auch zu den Großprojekten im Erdinnern ist der Einsatz von Atomenergie unerlässlich. Damit aber werden neue Massen radioaktiver Substanzen nach oben und unten getragen, die dort ihr Vernichtungswerk beginnen. So wird die Menschheit das Gericht aus der Höhe und aus der Tiefe empfangen.

 

Hier sei daran erinnert, dass die feinen Messinstrumente der Erdsatelliten in der höchsten Erdatmosphäre radioaktive Strahlungszonen von ungeheurer Mächtigkeit und Ausdehnung festgestellt haben. Wir haben somit in naher Zukunft mit verstärkten radioaktiven Regenfällen, eventuell mit heftigen Unwettern verbunden, zu rechnen, die das tödliche Gift in das Erdreich versenken. Wird dies zur Tatsache, dann ist die gesamte Ernährungsgrundlage der Menschheit in Frage gestellt und die geweissagten großen Seuchen und Epidemien wären daraus nur allzu leicht erklärbar.

 

Andererseits deutet die zunehmende Erdbebentätigkeit der letzten Jahre gleichfalls auf einen Zusammenhang mit den gehäuften Atomexplosionen hin. Aber auch diese warnende Stimme wird verhallen. Welch unabsehbare Folgen solche den ganzen Planeten durcheilenden Erderschütterungen haben können, wird die Zukunft lehren.

 

Bildet der Missbrauch der Atomkräfte den Schlüssel zu den äußeren Naturkatastrophen der kommenden Tage, so ist es die Radioaktivität, die über den grobstofflichen Bereich hinaus weit in die feinstofflichen Ätherwelten, ja sogar in die übersinnlichen Seelensphären übergreift. Was ist denn dieser geheimnisvolle Vorgang überhaupt? Alle Menschen fürchten heute die Radioaktivität als den Weltfeind Nr. 1, dem keinerlei Abwehr entgegengesetzt werden kann. Und dennoch ist jener Zerstrahlungsvorgang gebundener Materie etwas Heiliges und zutiefst Verheißungsvolles! Denn es ist jener Erlösungsakt, der einmal allen dichten Stoff entbinden und in den freien Ätherzustand zurückführen wird, aus dem er einst durch Verdichtung geistiger Substanz entstand. Nur dass eben alles im Schöpfungsplan sein Maß und seine Zeit hat und an die Reife der geistigen Intelligenzen gebunden bleiben soll.

 

Werden jedoch zerstrahlende Entdichtungskräfte vorzeitig und jäh freigesetzt, dann sind sie wie losgelassene Gefangene, die auch die Kerker der anderen zu öffnen trachten, selbst wenn deren Gefängnis gesetzlich noch so begründet ist. Oder anders gesprochen: sie ergreifen in einer Art Kettenreaktion ihre atomare Umgebung, wo sie gleichsam revolutionierend wirken; denn sie pflegen dort alle biologischen Lebensformen gleichfalls radioaktiv zu machen, d. h. zur Entdichtung anzuregen, was naturgemäß zu einer Zerstörung oder beträchtlichen Wandlung dieser stofflichen Formen führt. Dies ist auch der geistige Grund, warum sich die Radioaktivität im menschlichen Körper am stärksten gerade an seinen dichtesten Organen auswirkt, nämlich im Knochensystem, dessen Schädigung eine Entartung des Knochenmarks mit nachfolgender Zersetzung des Blutes hervorruft. Ferner an der Erbmasse der Gene, jener Geschlechtszellen, deren Zweck es ist, durch materielle Verdichtungskräfte einen neuen physischen Körper aufzubauen. Die erschreckend hohe Zahl von Missbildungen, die nach 1945 unter den in Hiroshima zur Welt gekommenen Kindern auftrat, redet da eine deutliche medizinische Sprache, ohne dass allerdings die geistige Ursache erkannt worden wäre.

 

Die Geisteswissenschaft aller Zeiten kennt ferner einen feinstofflichen, unsichtbaren Körper des Menschen, den sie den vitalen Lebensleib oder den Ätherkörper nennt. Er bildet das Verbindungsglied zwischen dem physischen Körper und der Seele. Wir finden ihn bei Lorber unter dem Namen Nervengeist wieder. Ein Ätherleib von geringerer Dichte vermag sich leichter vom stofflichen Körper zu lösen und bewirkt dann jenen Bewusstseinszustand, den wir mit dem Sammelbegriff Medialität bezeichnen: den Somnambulismus, heute Trance genannt, mit allen Äußerungen der seelischen Wahrnehmungsorgane wie Hellsehen, Hellhören, Hellfühlen und dgl. Ein verdichteter Ätherleib hingegen riegelt das Tagesbewusstsein des Menschen völlig vom Unterbewusstsein und damit von den übersinnlichen Wahrnehmungen der Seele ab.

 

Nun wurde bereits gesagt, dass die Radioaktivität die allgemeine Tendenz zur Entdichtung in sich trägt und daher bis in die Welt des Äthers hineinwirkt. Damit aber erfasst sie auch den Ätherkörper des Menschen in Form einer gewaltsamen Auflockerung seiner Elemente. Bei genügender Stärke und Dauer muss dieser Vorgang zwangsläufig eine künstlich geschaffene, unnatürliche Hellsichtigkeit hervorrufen, die in Verbindung mit dem verbleibenden Wachbewusstsein jenen Zustand bewirkt, der als Schizophrenie (Bewusstseinsspaltung) für die heutige Medizin noch ein ungelöstes Rätsel darstellt. Breitet sich also die Radioaktivität über die Erde aus, so haben wir über die körperlichen Krankheiten hinaus noch mit ungeheuren psychischen Epidemien zu rechnen, deren die Wissenschaft nicht Herr zu werden vermag. Was dies für die Menschheit bedeutet, bleibt Ihrer Einsicht überlassen.

 

Im Großen Evangelium Johannis nimmt eine bestimmte Weissagung eine besondere Stellung ein. Es ist die Prophezeiung eines kommenden „Feindes aus den Lüften“. (S.GEJ.05_108,01 ff) Die Aussage, dass dieser Feind alles Grundböse hinwegfegen, das Gute und Reine jedoch für eine neue Pflanzschule der Menschheit unversehrt erhalten werde, lässt jede Deutung auf ein materiell-kosmisches Ereignis hin als sinnlos erscheinen. Wenn dieser Kraft, die ja nur den Gottlosen zum Feinde wird, eine scheidende Eigenschaft zugesprochen wird, dann kann es nur der seelische Zustand jedes Menschen selbst sein, der jene Scheidung der Geister bewirkt. Ich vertrete die Auffassung, dass dieser Feind aus den Lüften die Radioaktivität darstellt, die aus den weiten Lufträumen der Erdatmosphäre herabdringt. Und zwar weil sie — wie zuvor ausgeführt — den Einbruch des Übersinnlichen in das Wachbewusstsein der Menschheit hervorzurufen vermag.

 

Im Zustande des Hellsehens erblickt ein jeder Mensch seine innere Beschaffenheit als bildhafte Außensphäre, als seine Umwelt; schreckhaft oder beglückend entsprechend seinem seelischen Zustande. Vergleichen Sie dazu die genauen Jenseitsschilderungen Lorbers im „Bischof Martin“, im „Robert Blum“, in der „Geistigen Sonne“, und Sie werden sich selbst das Ereignis einer plötzlich und unvorbereitet hellsehend werdenden Menschheit vorstellen können! Den Bildern dämonischer Erscheinlichkeiten wird ein zutiefst Gottloser wohl kaum gewachsen sein, während der „Feind aus den Lüften“ den Guten und Reinen — gemeint sind da zweifellos alle Menschen guten Willens — kein Leid tun wird. Das heißt, deren Hellgesichte werden als Erscheinlichkeit den Stempel der Freude, Harmonie und Erlösung tragen. Sie werden ihnen das verleihen, was dann allein Not tut: die Seelenkraft, um mit Mut, Glauben und Gottvertrauen das große Geschehen zu erleben.

 

Zur Stützung dieser Deutung seien unter vielen nur zwei Weissagungen herangezogen. Zuerst das Bild der Johannesoffenbarung, Kap. 16 von der Ausgießung der Zornesschalen und Plagen: „Und der siebente Engel goss seine Schale in die Luft aus. Da kam eine laute Stimme von oben: Siehe, es ist geschehen!“ (Verwandlung der irdischen und ätherischen Lufthülle als dem menschlichen Lebensbereich.) — Und zum andern das Wort des Paulus aus dem 1. Korintherbrief, Kap. 15: „Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden. Und dies plötzlich, in einem Augenblicke zur Zeit der letzten Posaune.“ Dass im griechischen Urtext für den Ausdruck „in einem Augenblick“ die Worte „en atomo“ stehen, sollte uns im angebrochenen Atomzeitalter mehr als nachdenklich stimmen. Denn Atomspaltung gebiert die Radioaktivität und diese die erwähnte Bewusstseinsverwandlung.

 

Auch Jakob Böhme, dieser vom Heiligen Geist durchglühte Mystiker, der im Geschehen seiner Zeit die Eröffnung des sechsten Siegels der Apokalypse erkannte, schrieb vom kommenden siebenten und letzten Siegel: „Es ist das wunderlichste und ist dieser Welt Ende und letztes Gericht. Es eröffnet eine Zeit voll Ernstes, Trauer und Trübsal, und der Menschen Herzen und Gedanken werden offenbar werden. In dieser Zeit werden die Geheimnisse Gottes vollendet.“

 

Wir können das Problem der kommenden Großkatastrophen hier anders behandeln als die blinden Weltmenschen, denn wir wissen dank des Gnadenwerkes der Neuoffenbarung um den Sinn und den heiligen Zweck jener großen Weltwende, die uns in das neue Zeitalter des gottverbundenen Geistes hinüberleitet. Wir wissen auch, dass in all diesen Katastrophen stets nur die Liebe des himmlischen Vaters am Werke ist und Seine Weisheit und Allmacht das Schicksal der Welt wie das jedes Einzelnen lenkt. Darum sind wir inmitten der Wucht des sich langsam, aber sicher vollendenden Weltgerichtes frei von jener Weltangst, die heute ungezählte Menschen ergriffen hat. Diese kollektive Angst des modernen Menschen ist an sich schon eine neue Seelenkatastrophe und gemahnt an Goethes Zauberlehrling, der die Geister, die er rief, nicht mehr los wurde. Wirklich grenzt fast an Zauberei die sprunghafte Entwicklung von Wissenschaft und Technik innerhalb einer Generation. Ein Fortschritt, der freudig zu begrüßen wäre, stünde nicht dahinter der Geist des ewigen Verneiners alles Lebens.

 

Leider glaubt ein Großteil der Menschheit nicht mehr an die Geister der Elemente, auch wenn sie sich gewaltig und zerstörend kundgeben. Wohl aber beginnen die Menschen allmählich den Geist zu erkennen, der sich zum Herrscher über alle Erfindungen und Entdeckungen aufgeschwungen hat: den Ungeist der Herrschsucht, des Besitzwahns, des Materialismus, des Vernichtungstriebes. Diesen Geist der Lieblosigkeit und Selbstsucht, der Verkehrung alles Göttlichen ließ der Mensch allzu groß werden auf Erden. Nun durchweht er alle politischen und sozialen Lebensbereiche, entfremdet ein Volk dem anderen und brachte zustande, dass der Mensch des Menschen größter Feind wurde.

 

Was aber ist die Reaktion der Menschenseele auf dieses Negative? Es sollte die aufrüttelnde Stimme des Gewissens sein, die ihn in letzter Stunde zur Einkehr und Umkehr mahnt. Da aber diese Stimme fast nicht mehr gehört wird, kehrt sie in das Unterbewusstsein zurück und taucht von dort eben als jene allgemeine „Weltangst“ auf, die nichts anderes ist als ein verdrängtes Schuldbewusstsein! Was von dieser Angst dem wachen Denken erklärbar ist, wurde schon oftmals definiert: Es ist die Angst vor einem neuen Weltkrieg, vor der H-Bombe und der Auslöschung der Menschheit, Angst vor Verseuchung der Erde durch die Radioaktivität oder vor Vergiftung aller Lebensgrundlagen durch den gewaltsamen Einbruch der Technik in die Natur.

 

In den Seelentiefen aber sieht es anders aus. Nochmals sei es gesagt: Es ist als Schuldgefühl das innere Wissen, dass sich der Mensch selbst und mit freiem Willen außerhalb der göttlichen Ordnung gestellt hat, von der die Naturordnung nur ein Abbild ist. Nur aus diesem irrealen, nicht unterdrückbaren Gefühl heraus sieht die Menschheit auch die Folgen nahen, die das religiöse Weistum im Bilde eines Weltgerichtes prophetisch erschaut hat. Wie will also der Mensch einer Angst entfliehen, deren Keim unverrückbar in seinem eigenen Tun liegt? Wie kann er Gewalt erlangen über etwas, das die ganze Welt erfüllt? Die Antwort kann nur lauten: durch etwas, das über der ganzen Welt steht, auch über den Welten der Seelensphären, und das ist einzig der göttliche Geist!

 

So können wir zum Abschluss noch tiefer schürfen und sagen: Nicht der Unfriede in der Menschheit oder die Furcht vor einem drohenden Katastrophenschicksal ist die primäre Ursache der allgemeinen Weltangst. Es ist allein die Trennung des heutigen Menschen von seinem Gottesbewusstsein in sich, die das materielle Denken mit all seinen verheerenden Folgen und damit auch die Angst in ihrer ganzen Größe schuf. Je tiefer aber ein Mensch Anschluss an den Heiligen Geist, den Gottesfunken in seinem Inneren durch die Macht der Liebe zu bewahren weiß, desto weniger wird er von seelischer Dämonie verfolgt. Desto mehr festigt sich sein Vertrauen in eine göttliche Weltordnung, in deren Vorsehung auch das Menschheitsgeschehen fest und sicher ruht. Desto furchtloser wird er auch einem Weltgericht gegenübertreten, das nur das Gottlose im Menschen richten wird, um ihn aufs neue auf den Weg der vollendenden Liebe zu führen. Und desto klarer wird sein geistiges Weltbild und seine Erkenntnis, dass das irdische Reich der Materie samt allem Geschöpflichen vergänglich, sein inneres Leben jedoch unzerstörbar ist.

 

Wohl dem, der in der seelischen Wirrnis unserer Tage das Reich in sich findet, vor dessen Strahlen jede Angst weichen muss. Das Reich des Christus, der einst — gültig für alle Zeiten sprach: „In der Welt habt ihr Angst. Aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden!“ Diese Wahrheit lebendig in sich zu erwecken, bildet einen Teil erlebten Christentums.

 

Noch ist ein offenes Wort zu sagen über eine seelische Katastrophe, die einen Teil der Menschheit heute befallen hat und dort dennoch keine Weltangst hervorzurufen scheint. Gemeint ist der Atheismus, die völlige Glaubenslosigkeit. Seinen unzweideutigen Ausdruck findet dieses Weltbild in dem Glaubensbekenntnis: „Wir brauchen keinen Gott! Der Mensch schafft sich sein Glück selbst!“ Hand in Hand mit dieser Absage an jedes geistige Leben geht eine maßlose Überbewertung des Intellekts und der wissenschaftlichen Erkenntnisse, deren Auswertung das perfekte Paradies auf Erden herbeiführen soll. Dieses propagandareiche System zeigt eine angstfreie Selbstsicherheit, wie sie nur die totale Geistesfinsternis hervorzubringen vermag: die völlige Trennung der Verstandes- von den Herzenskräften, so dass nicht einmal mehr ein Schuld- oder Angstgefühl aus den Tiefen der Seele heraufzudringen imstande ist.

 

Das ist rein luziferischen Ursprungs, aber nicht mehr inkognito, sondern in völliger Demaskierung. Das ist nicht antichristlich, sondern der Antichrist selbst, worunter wir uns nicht einen Menschen oder ein politisches System oder einen Völkerverband vorzustellen haben, sondern den Geist, der diese ergriffen hat. Wenn es von diesem Geiste in der Offenbarung heißt: „Und dem Tiere ward Macht gegeben“, so müssen wir in dem weltweiten Vordringen des Materialismus und Atheismus und seiner irdischen Vertreter eine Zulassung Gottes erblicken, die einem bestimmten, endzeitlichen Entwicklungsplane der Menschheit dient. Aus den Weissagungen Jesu im Großen Evangelium, ja sogar schon aus den großen Prophetien des Alten Testaments geht unzweideutig hervor, dass diese „Zuchtrute Gottes“ am Ende der Tage notwendig ist, um nicht nur ein morschgewordenes Scheinchristentum, sondern die Scheinwerte aller äußeren Kirchen der ganzen Menschheit zu zertrümmern, damit nachfolgend die innere Kirche in den Menschen Einzug halten kann. Und diese Gottesgeißel wird so lange geschwungen werden, bis sie den Willen und Plan Gottes erfüllt hat, keinen Tag kürzer und keinen Tag länger. Denn auch alle Gewalt, die den Weltmächtigen gegeben ist, stammt von oben!

 

Das Wort Jesu „Widerstrebet nicht dem Übel“ gewinnt einen neuen und sehr tiefen Gegenwartssinn. Denn es ist im Willen des göttlichen Plans, dass sich das Böse in seiner ganzen Größe demaskiert, um dadurch endlich die Menschheit wahrhaft sehend zu machen. Paulus, dessen geistiges Auge durch Christus geöffnet wurde, deutet diesen Endzustand mit den prophetischen Worten an: „Denn es muss erst der Abfall kommen und der Menschen Sünde, das Kind des Verderbens sich zeigen. Schon regt sich das Geheimnis der Bosheit, nur dass, wer es jetzt aufhält, zuvor weichen muss.“

 

Zu dem Geheimnis der Bosheit zählt auch die unsägliche Blindheit des Nur-Verstandes und der Mangel an Willen, geistiges Licht aufzunehmen. Wieder gab uns Jesus zwei Missionswinke hierzu. Es sind Seine Aussprüche von den Perlen, die man nicht vor die Säue werfen soll — und Sein Rat, wir (mögen dort, wo Seine Lehre nicht angenommen wird, weiterziehen und den Staub von den Füßen schütteln. Dies sagte der Gottessohn, der die Liebe als höchstes Gebot forderte!

 

Das soll jedoch nicht bedeuten, vor den vielen suchenden Mitmenschen das Licht unter den Scheffel zu stellen, das uns durch den Vater so hell zu strahlen begann. Sie werden dankbar die helfenden Hände ergreifen und den Tag segnen, der ihnen noch am Beginn der großen Nacht, Öl für ihre Lampen schenkte. Die große und hochmütige Welt aber, auf die sich ja das Wort vom „Weltuntergang“ bezieht, wird wohl allein durch das Weltgericht zum leidvollen Erwachen gelangen. Und das ist der tiefste Sinn aller kommenden Katastrophen, dass sie der göttlichen Liebe dienen müssen zu ihrem Endziele, das da heißt: die Wiederkunft Christi im Menschengeiste!

 

(Aus: DAS WORT, 1960, und Sonderdruck, mit Genehmigung des Lorber Verlages und "Geistiges Leben" 02/11, Lorber-Gesellschaft)

 

Siehe hierzu auch linke Randspalte, Thema "Über die Zukunft (1)", insbes. die Anmerkungen am Schluß des genannten Textes mit den möglichen "Untergangsszenarien" der arte-Wissenschaftssendung vom 21.12.2012.











Katastrophen und Menschheitsschicksal

Viktor Mohr (1896 -1969)


Alles äußere Naturgeschehen ist nur ein Gleichnis für das planbeseelte Walten des ewigen Lebens, das dem Atem Gottes entströmt und Seine großen Schöpfungsideen machtvoll in die Tat umsetzt. Wie aber alles geschöpfliche Leben der Liebe des Allvaters entspringt, so gründet auch die gesamte Ordnung der Natur auf Seiner Weisheit. Daraus geht hervor die Unabänderlichkeit alles Naturgeschehens als Ausdruck der Allmacht des Schöpfers, dessen Heiliger Geist wirkend jedes Atom des kosmischen Weltenmenschen durchpulst. Daher ist jeder dieser kleinsten Bausteine des Universums ebenso wichtig wie der gesamte Weltenbau und kann nicht von seinem Platze gerückt werden, ohne das Gesamtgefüge zu beeinträchtigen.
Wir erfahren durch das Lorberwerk im Großen Evangelium Johannis, dass die Materie eine Erlösungsstätte für die Seele des gefallenen Urgeistes Satana und seiner Nachschöpfungen darstellt. Und dass alle Naturreiche nichts anderes sind als Potenzierungskräfte rückkehrwilliger Lebensfunken, die erst in der Menschenseele ihren naturmäßigen Abschluss finden. Hier erst wird das „Gericht der Materie“, ihre starre gefestigte Ordnung zugunsten einer neuen Willensfreiheit gelockert. Diese ermöglicht es dem Menschen, dank seines ihm innewohnenden göttlichen Geistfunkens — wir nennen ihn das Gewissen und die höhere Vernunft — aufs neue die alte Entscheidung zu treffen: für oder gegen Gott, für oder gegen Seine Liebe und Weisheit, für oder gegen das Leben, das aus diesen göttlichen Aspekten hervorgeht.
Warum nicht auch für oder gegen die Allmacht Gottes, in der die gesamte Schöpfungs- und Naturordnung urständet? Wohl kann der frevelnde Mensch auch diesen Versuch wagen, aber er zerbricht daran. Denn die Allmacht des Schöpfers ist Sein Heiliger Geist und Sein Wille in allen Welten und Sphären, der ihnen Ordnung und Bestand verleiht und aus dem Chaos den Kosmos gestaltete. Darum steht geschrieben, es würden alle Sünden vergeben, nur nicht die gegen den Heiligen Geist. Die Auflehnung Luzifers wiederholen, heißt zurückfallen aus einer neu gewonnenen Freiheit in das alte Gericht des Gesetzes. Wenn der Mensch beginnt, in die Ordnung der Natur willkürlich einzugreifen, dann schlägt diese erbarmungslos und unwiderruflich zurück. Immer und unter allen Umständen, auch wenn da Gottes Mühlen scheinbar langsam mahlen. Aber sie mahlen klein, und die Katastrophen sind das Mahlprodukt, das den Hochmut des Menschen zu nichtigem Staub werden lässt.
Nur aus diesem Blickfelde sollen wir die Ereignisse unserer Welt und speziell die Entwicklungstendenzen der Gegenwart betrachten lernen.
Wer Augen und Ohren hat, der sehe und höre! Denn in Überfülle offenbart sich denen, die hinter die Kulissen des Weltentheaters zu blicken vermögen, das wachsende Walten eines Ungeistes, der scheinbar rettungslos die Menschheit ergriffen hat. Aber nur scheinbar, denn dieser unheilige Geist als die Ausstrahlung des Widersachers in die Menschheit ist — um ein Goethewort aus Faust zu gebrauchen — nur „ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und doch das Gute schafft“. Um der Willensfreiheit der Menschen und aller Geister wegen sieht der göttliche Führungsplan vor, dass sich noch einmal am Ende jenes Zeitalters, an dessen Beginn die Verkündigung Christi stand — das Böse voll entfalten darf.
In der Offenbarung Johannis heißt es: „Und dem Tiere ward Macht gegeben.“ Warum wohl? Um die Menschen zu strafen? Wie aber könnte Gott strafen wollen, der die reinste Liebe ist! So müssen wir all das Negative unserer Tage, allen Unfrieden mit seinen bösen Folgen, die sich immer drohender abzuzeichnen beginnen, nur als eines ansehen: als ein zugelassenes letztes Erziehungsmittel der Menschheit, die an einem ungeheuren selbst geschaffenen Leide endlich erwachen soll, um geläutert die Rückkehr ins Vaterhaus des Geistes anzutreten.
Es wird jetzt viel von der Wiederkunft Christi als einem nahen Ereignis gesprochen. Aber kann der Christusgeist denn in die Menschheit Einzug halten, bevor nicht der Hochmut gedemütigt wird und sich die Herzen wieder nach einem liebenden Vater sehnen, statt einen gnadenlosen Richter zu fürchten? Darum sind die kommenden Großkatastrophen als ein gigantischer Anschauungsunterricht zu betrachten, der alles klein machen wird, was sich groß dünkt in dieser Welt.
Es ist freilich tröstlicher, von den verheißenen Zuständen zu reden, die jenen unvermeidlich gewordenen Katastrophen nachfolgen. Von der neuen Erde und dem neuen Himmel, von der Wiederkunft des Herrn, vom Neuen Jerusalem und dem tausendjährigen Reiche des Friedens auf Erden. Aber - stellt die göttliche Prophetie nicht vor dieses Erwachen des Geistes, vor die Auferstehung der Menschheit ihr Golgatha? So hat auch in der Menschennatur der gekreuzigte Christus Seinen Passionsgang zu tun, bevor Sein Geist über die Macht des Antichrist den Sieg erringt. Irdisch aber können wir den Antichrist nur durch sein Handeln innerhalb der Menschheit erkennen, die sich zu Marionetten eines Drahtziehers macht, der vom Übersinnlichen her sein Fadenspiel treibt. Darum sind alle Katastrophen sichtbarer Art nur die letzten Auswirkungen von Siegen Luzifers, die er in der Seelenwelt über die anfälligen Menschenseelen errang und weiter erringen wird, solange die Menschen ihm ihre Kräfte selbst zur Verfügung stellen.
Aus diesem Grunde dürfen wir den Begriff Katastrophen keineswegs nur auf Naturvorgänge beschränken, denen wir diesen Namen zulegen. Die erste „Katastrophe“ dieser Schöpfungsperiode war der Fall Satanas, eine andere der Fall Adams. Und wem die Symbolsprache der großen Propheten vertraut ist, der erkennt in den geweissagten Katastrophen der Menschheit in erster Linie solche seelischer Art, dargestellt in sinngemäßen Bildern der Natur. Da werden Erdbeben verkündet, die das Erdreich, d. h. das irdische Denken erschüttern, und Überschwemmungen. Das sind seelische Strömungen, die das Gefühlsleben des Menschen überfluten. Da lesen wir von Kriegen, die seine Herrschsucht und innere Friedlosigkeit kennzeichnen, und von Hungersnöten, die eine ungestillte Sehnsucht nach geistigen Lehren meinen. Mit Pestilenz und Seuchen malt die Weissagung seelische Krankheiten und Epidemien im Menschheitsbewusstsein, und Feuer bildet oftmals einen Erregungszustand revolutionärer Natur ab. Hier vermag nur die Einfühlung in die alte Lehre der Entsprechungen die Brücke zwischen einem primär geistigen und nachfolgenden natürlichen Geschehen herzustellen; denn alle seelischen Vorgänge sind Ursache und finden sodann auch in der Materiewelt ihren entsprechenden Niederschlag.
Wir verdanken es dem Lorberwerke, mit dem inneren Sinn solcher Entsprechungen vertraut geworden zu sein. Im Lichte der Neu¬offen¬barungen, insbesondere der Weissagungen Jesu im Großen Evangelium, gewinnt dabei unsere Gegenwart eine geistige Bedeutung, wie sie seit dem Ereignis zwischen Bethlehem und Golgatha seither niemals bestand. Es ist notwendig, immer dringlicher auf diese Prophetien des Gottessohnes hinzuweisen, denn sie sind der Schlüssel zum Verständnis aller umwälzenden Geschehnisse am Ende unseres Zeitalters. Was wir heute erleben und weiterhin in steigendem Maße erleben werden, ist nichts anderes als die Endphase jenes Weltgerichts, das nach den Worten Jesu schon bei Seiner Geburt anfing und sich durch fast zweitausend Jahre über die ganze Menschheit auszubreiten begann.
Im Sinne des Obgesagten musste sich dieses Gericht zunächst in seelischen Katastrophen der Menschheit offenbaren. Eine solche war die Zurückweisung des göttlichen Liebeopfers durch das übersinnliche Menschheitskollektiv (ein Begriff, der einmal an anderer Stelle zu erläutern wäre). Gewisse Exponenten, im jüdischen Tempel inkarnierte luziferische Geister, vollzogen darauf die sichtbare Katastrophe der Tötung dessen, der das Licht Gottes auf die Erde trug. Und wie das Böse fortzeugend Böses muss gebären, so war jene Katastrophe Ausgangspunkt neuer und furchtbarer Seelenkatastrophen. Ihr Kernpunkt war die Verzerrung der reinen Licht- und Lebenslehre des Heilandes zu kirchlichen Machtgebilden, die im Papsttum des Mittelalters ihren sichtbaren Höhepunkt erreichten. Damit aber trennte sich die weltliche Kirche von der ewigen geistigen Kirche und verlor die innere Führungsgabe, dem lebendigen Worte Christi eine herzenswarme Aufnahme in der Christenheit zu bereiten. Auch die Reformation vermochte an dieser seelischen Zerrüttung nichts Entscheidendes zu ändern.
Ungezählte Kriegswirren und Machtkämpfe verheerten seitdem das Abendland, obwohl immer wieder erweckte Seher und Mystiker das reine Wort Gottes verkündeten und zur Einkehr riefen. In den beiden Weltkriegen unseres Jahrhunderts nahm die Verhöhnung der Gottes- und Nächstenliebe bereits globalen Charakter an. Und heute steht die ganze Menschheit vor der Frage von Sein oder Nichtsein überhaupt — eine seelische Dauerkatastrophe, die unablässig neues Misstrauen, neues Wettrüsten, neuen Unfrieden und die große Weltangst als luziferische Aussaat hervorsprießen lässt.
Das Prinzip des Bösen, Lebensfeindlichen besitzt ein Doppelantlitz. Als seelische Überschwemmung durchflutet es die Gefühlswelt des Menschen und erweckt dort den Hochmut und die Herrschsucht. Als Erdbeben erschüttert es das irdische Verstandesleben und trennt das Denken völlig vom Geiste. Die Folgen der Eigenliebe und geistigen Finsternis sind unabsehbar. Sie zeitigten am Ende unserer Tage politische und wirtschaftliche Machtgebilde des Materialismus, die — unterstützt von Wissenschaft und Technik — einander als Todfeinde gegenüberstehen. Die beiden Ur-Übel Herrschsucht und Besitzwahn wuchsen ins Riesenhafte und bestimmen heute die Entschlüsse derer, die Geschichte machen oder zu machen glauben. Doch bald ist das Maß voll, wo das Wort Jesu zur schrecklichen, aber auch beglückenden Wahrheit wird: „Ich will die Erde fegen von ihrem alten Unrat!“ Dann wird auch in natürlichen Katastrophen offenbar werden, was die Menschheit seelisch schon längst als unsichtbare Katastrophen hervorgerufen hat und erleiden musste.
Ist nun das Gespenst eines möglichen dritten und zweifellos letzten Weltkrieges die einzige Großkatastrophe, die den Bestand der Menschheit bedroht? Wer tiefer blickt, kann diese Frage nicht bejahen. Denn in einer seltsamen, dem eingeengten Verstande kaum begreiflichen Weise wirkt das Tun der Menschen auch auf die Natur und ihre Intelligenzen ein. Lorbers großartige Schöpfungslehre bietet uns allerdings genügend Hinweise, um diese Zusammenhänge geistig zu erfassen. Hier möge der Hinweis genügen, dass die Menschenseele Elemente aller Naturreiche in sich trägt und daher mit ihrer Harmonie oder Disharmonie auf die Naturgeister übersinnlich einwirkt. Entsinnen wir uns eines Ausspruchs des Herrn im Großen Evangelium: „Würden die Menschen nur fünfzig Jahre nach der Ordnung Gottes leben, es gäbe keine Missernten, keine Katastrophen, und die Jahre würden wie Perlen an einer Kette abrollen.“
Zu der Ordnung Gottes zählt auch das Gesamtgefüge alles Naturgeschehens. Und in dieses greift der Mensch in seiner Blindheit seit Jahrzehnten immer stärker und verwirrender ein. Elektronengehirne, Atomzentralen und Weltraumraketen sind das äußere Zeichen einer scheinbaren Beherrschung von Naturgewalten, die sich bisher jeder Bändigung entzogen. Die Technik ist der moderne Magier, der die Elemente beschwören zu können vermeint und — auf den erreichten Errungenschaften fußend — immer gigantischere Pläne schmiedet, um sich die Erde und den Weltraum untertan zu machen.
Wie aber antwortet die Natur auf dieses Tun? Würde die Nutzung der neugewonnenen Kräfte im Sinne der Ordnung, d. h. des ewig aufbauenden Lebens erfolgen, dann müssten sich all diese Erkenntnisse doch zum Segen des Ganzen auswirken. Die Natur und ihre geistige Substanz würde sodann zum großen Helfer am Wege des Fortschritts, der die Menschheit ihrer geistigen und natürlichen Vollendung entgegenführen will. Dass dem nicht so ist und gerade die letzten großen Entdeckungen von tödlichen Nachteilen begleitet sind, die alle von der Zivilisation gewonnenen Vorteile weit in den Schatten stellen, zeigt offenkundig den Scheinwert auf, den sich damit der kalte Intellekt ohne Mithilfe des Geistes erworben hat. Ist es da nicht leicht vorauszusehen, dass die Elemente in Aufruhr geraten und sich die vergewaltigte Natur am Menschen zu rächen beginnt? Schon jetzt, und hundertfach in den nahenden Zeiten, denen wir mit Riesenschritten entgegeneilen.
Gab die Natur nicht bereits genügend Warnungen? Da betreibt der Mensch Raubbau an den Wäldern — und das Klima ändert sich und der Boden beginnt zu versteppen. Da strotzen alle Gewässer vom Unrat der Industrieabfälle — und Warntafeln mit Bade- und Trinkverboten mahnen, dass hier von den Segenskräften der Natur nichts mehr vorhanden ist. Da muss die Vogelwelt mangels Nistgelegenheit flüchten, weil diesen natürlichen Reglern des Ungezieferbestandes der Lebensbereich entzogen wird — und die Chemie muss dafür tödliche Gifte zum Schutze der Pflanzenwelt erzeugen mit dem Erfolg, dass wir kaum mehr ein völlig giftfreies Nahrungsprodukt besitzen. Da qualmen die Schlote der Fabrikkombinate und speien die Millionenheere der Motoren ihren giftigen Atem bis in die letzten Winkel aller Länder — und die Lunge des Kulturmenschen ringt nach den letzten Resten des Leben spendenden Sauerstoffs, den die Natur einst so verschwenderisch bereithielt.
Diese wenigen Beispiele zeigen, welch fühl- und greifbare Antworten die Natur dem Menschen schon heute erteilt. Noch aber ist die Zeitspanne zu gering, um die vernichtenden Schäden der Atomenergie-Verwertung und ihrer Radioaktivität in vollem Maße zu offenbaren. Trotzdem sich in allen Nationen die Stimmen der Vernunft mehren und der Beginn von Hiroshima schon das Ziel ahnen lässt, das am Ende dieses Weges liegt.
Wir aber wissen durch das Neuoffenbarungswerk, dass Boden und Klima das Produkt geistiger Faktoren sind, und dass solche Großeingriffe Verletzungen der Naturordnung herbeiführen können, deren Folgen sich überhaupt nicht vorausberechnen lassen. Wenn Hochmut mit Unwissenheit Hand in Hand geht, kann dann der Weg anderswohin führen als dem Abgrunde entgegen? Hin zu einer zweiten „Sündflut“, gleichviel, ob durch Gewalten des Wassers oder des Feuers heraufbeschworen.
Wenn wir zu einem wahrhaft „erlebten Christentum“ kommen wollen, müssen wir die volle Wahrheit jener tiefgründigen Weissagungen zu erleben trachten, die uns im Großen Evangelium der Herr für unser Zeitalter gab. Noch zu Lorbers Zeiten blieb ein Teil davon ein Buch mit sieben Siegeln. Damals dürfte sich so mancher Leser kopfschüttelnd gefragt haben, was denn diese Verkündigungen alles bedeuten mögen. Die Welt stand am Beginn des Dampfzeitalters. Noch war die Epoche der Elektrizität und der Motoren ungeboren, und über die Geheimnisse des Atoms war noch ein dichter Schleier gebreitet. Heute erst, in der Ära einer völlig gewandelten dynamischen Physik schufen Wissenschaft und Technik die Voraussetzungen, um die ganze Größe, aber auch die unerbittliche Wahrheit jener endzeitlichen Prophetien real zu erleben. Das Weltgeschehen mit seinen überdeutlichen Zeichen der Zeit bietet uns den Maßstab dafür, an welchem Punkte der Entwicklung die Menschheit nunmehr angelangt ist.
Es wurde oft betont, dass jede echte Prophetie bedingt sei und auf jenem unbekannten Wenn basiere, das in der Willensfreiheit des Menschen begründet ist. Gerade aber bei den größten der religiösen Weissagungen — seien es die der Evangelien und der Apokalypse oder auch der Neuoffenbarungen — müssen wir erschüttert eines feststellen: sie alle sahen bereits voraus, wie sich der irregeführte Geist der Menschheit frei entschließen werde! Und damit wird aus jeder solcher bedingten Warnung eine konkrete Wahrsagung, d. h. ein präzises Verkünden des kommenden Schicksals der Erdenmenschheit. Darum auch das Wort Jesu: „Nicht, dass etwa all dieses vorausbestimmt wäre. Aber Ich sage euch, dass es dennoch also kommen wird!“ Das sollte uns hart machen gegenüber jeder geistigen Vogel-Strauß-Stimmung und bereit machen, den kommenden Ereignissen gefasst ins Auge zu blicken. Gefasst, aber auch mit vollstem Vertrauen, dass in den unvermeidlichen Katastrophen nicht der „Zorn“, sondern der erhöhte Liebeeifer Gottes waltet, der auch millionenfach irdische Leiber hinwegrafft, wenn es gilt, das Leben der Seelen zu retten.
Eine der verborgensten Waffen Satans ist sein Inkognito. Wie treffend formte Goethe diese Wahrheit im Faust zu den Worten: „Den Teufel spürt das Völkchen nie, und wenn er sie beim Kragen hätte!“ So wandern auch all die luziferisch inspirierten Entdeckungen der letzten Jahrzehnte unter besonders tönenden Schlagworten einher. Eines der gefährlichsten ist jenes vom „Segen“ der friedlichen Verwertung der Atomenergie. Und dennoch dürfte diese neue, widernatürlich erschlossene Energiequelle bald den Schlüsselpunkt bilden für Katastrophen, wie sie noch nie die Menschheit jemals befallen haben seit dem Untergang des Kontinents Atlantis.
Nach der Schöpfungslehre Lorbers stellen die Atome als Urbausteine der Materie „Geistiges im Gerichte“ dar. Das heißt: durch den Willen Gottes gebundene Urlebensfunken aus der Seele des gefallenen Erstlingsgeistes, die zuvor einer äonenlangen Läuterung bedürfen, um erst nach Durchlaufen aller drei Naturreiche wieder in einen freieren Zustand übergeführt werden zu können. So will es die Ordnung Gottes in der Natur. Mit der Atomspaltung, bzw. Kernverschmelzung greift nun der Mensch in diese heilige Ordnung willkürlich ein. Er setzt damit schlagartig urgeistige Intelligenzen frei, die in ihrem ungeläuterten Zustand wahrlich den Namen Dämonen verdienen! Wie ungeheuer deren Naturkräfte sind, beweisen die Heftigkeit der Atomexplosionen und die dabei erzeugten Lichtschlag und Hitzeerscheinungen. Und wie lebensfeindlich ihre entbundene Aura ist, zeigt die freiwerdende Radioaktivität mit ihren tödlichen Abstrahlungen.
Angesichts dieser drohenden Weltgefahr für alles Lebendige kann man nur ausrufen: „Wohin führt dein Weg, o Menschheit!“ Vom geistigen Standpunkte noch schrecklicher ist jedoch der Umstand, dass alle Warnungen bisher vergeblich blieben: die mahnenden Stimmen der Propheten, der Einspruch einsichtsvoller Wissenschaftler und Menschenfreunde, ja sogar die schon offenbar gewordenen Verwüstungen an Menschen- und Naturleben. Wie sprach doch einst Jesus? „Die Menschen werden es mit ihren Künsten und Wissenschaften immer böser treiben. Aber dann steht bald das letzte Gericht vor der Tür, das sie sich selbst bereiten werden.“ Und was sagen die Zeichen der Zeit zu dieser Weissagung? Vom Kriegswettrüsten soll hier gar nicht gesprochen werden. Eroberung des Weltraums und Erschließung selbst der letzten Bodenschätze der Erde sind zwei „friedliche“ Hauptanliegen der modernen Wissenschaft, obwohl auch diese zu steigenden Spannungen zwischen Ost und West führen. Schon werden mit Atomkraft getriebene interplane¬tarische Raketen geplant, und auch zu den Großprojekten im Erdinnern ist der Einsatz von Atomenergie unerlässlich. Damit aber werden neue Massen radioaktiver Substanzen nach oben und unten getragen, die dort ihr Vernichtungswerk beginnen. So wird die Menschheit das Gericht aus der Höhe und aus der Tiefe empfangen.
Hier sei daran erinnert, dass die feinen Messinstrumente der Erdsatelliten in der höchsten Erdatmosphäre radioaktive Strahlungszonen von ungeheurer Mächtigkeit und Ausdehnung festgestellt haben. Wir haben somit in naher Zukunft mit verstärkten radioaktiven Regenfällen, eventuell mit heftigen Unwettern verbunden, zu rechnen, die das tödliche Gift in das Erdreich versenken. Wird dies zur Tatsache, dann ist die gesamte Ernährungsgrundlage der Menschheit in Frage gestellt und die geweissagten großen Seuchen und Epidemien wären daraus nur allzu leicht erklärbar.
Andererseits deutet die zunehmende Erdbebentätigkeit der letzten Jahre gleichfalls auf einen Zusammenhang mit den gehäuften Atomexplosionen hin. Aber auch diese warnende Stimme wird verhallen. Welch unabsehbare Folgen solche den ganzen Planeten durcheilenden Erderschütterungen haben können, wird die Zukunft lehren.
Bildet der Missbrauch der Atomkräfte den Schlüssel zu den äußeren Naturkatastrophen der kommenden Tage, so ist es die Radioaktivität, die über den grobstofflichen Bereich hinaus weit in die feinstofflichen Ätherwelten, ja sogar in die übersinnlichen Seelensphären übergreift. Was ist denn dieser geheimnisvolle Vorgang überhaupt? Alle Menschen fürchten heute die Radioaktivität als den Weltfeind Nr. 1, dem keinerlei Abwehr entgegengesetzt werden kann. Und dennoch ist jener Zerstrahlungsvorgang gebundener Materie etwas Heiliges und zutiefst Verheißungsvolles! Denn es ist jener Erlösungsakt, der einmal allen dichten Stoff entbinden und in den freien Ätherzustand zurückführen wird, aus dem er einst durch Verdichtung geistiger Substanz entstand. Nur dass eben alles im Schöpfungsplan sein Maß und seine Zeit hat und an die Reife der geistigen Intelligenzen gebunden bleiben soll.
Werden jedoch zerstrahlende Entdichtungskräfte vorzeitig und jäh freigesetzt, dann sind sie wie losgelassene Gefangene, die auch die Kerker der anderen zu öffnen trachten, selbst wenn deren Gefängnis gesetzlich noch so begründet ist. Oder anders gesprochen: sie ergreifen in einer Art Kettenreaktion ihre atomare Umgebung, wo sie gleichsam revolutionierend wirken; denn sie pflegen dort alle biologischen Lebensformen gleichfalls radioaktiv zu machen, d. h. zur Entdichtung anzuregen, was naturgemäß zu einer Zerstörung oder beträchtlichen Wandlung dieser stofflichen Formen führt. Dies ist auch der geistige Grund, warum sich die Radioaktivität im menschlichen Körper am stärksten gerade an seinen dichtesten Organen auswirkt, nämlich im Knochensystem, dessen Schädigung eine Entartung des Knochenmarks mit nachfolgender Zersetzung des Blutes hervorruft. Ferner an der Erbmasse der Gene, jener Geschlechtszellen, deren Zweck es ist, durch materielle Verdichtungskräfte einen neuen physischen Körper aufzubauen. Die erschreckend hohe Zahl von Missbildungen, die nach 1945 unter den in Hiroshima zur Welt gekommenen Kindern auftrat, redet da eine deutliche medizinische Sprache, ohne dass allerdings die geistige Ursache erkannt worden wäre.
Die Geisteswissenschaft aller Zeiten kennt ferner einen feinstofflichen, unsichtbaren Körper des Menschen, den sie den vitalen Lebensleib oder den Ätherkörper nennt. Er bildet das Verbindungsglied zwischen dem physischen Körper und der Seele. Wir finden ihn bei Lorber unter dem Namen Nervengeist wieder. Ein Ätherleib von geringerer Dichte vermag sich leichter vom stofflichen Körper zu lösen und bewirkt dann jenen Bewusstseinszustand, den wir mit dem Sammelbegriff Medialität bezeichnen: den Somnambulismus, heute Trance genannt, mit allen Äußerungen der seelischen Wahrnehmungsorgane wie Hellsehen, Hellhören, Hellfühlen und dgl. Ein verdichteter Ätherleib hingegen riegelt das Tagesbewusstsein des Menschen völlig vom Unterbewusstsein und damit von den übersinnlichen Wahrnehmungen der Seele ab.
Nun wurde bereits gesagt, dass die Radioaktivität die allgemeine Tendenz zur Entdichtung in sich trägt und daher bis in die Welt des Äthers hineinwirkt. Damit aber erfasst sie auch den Ätherkörper des Menschen in Form einer gewaltsamen Auflockerung seiner Elemente. Bei genügender Stärke und Dauer muss dieser Vorgang zwangsläufig eine künstlich geschaffene, unnatürliche Hellsichtigkeit hervorrufen, die in Verbindung mit dem verbleibenden Wachbewusstsein jenen Zustand bewirkt, der als Schizophrenie (Bewusstseinsspaltung) für die heutige Medizin noch ein ungelöstes Rätsel darstellt. Breitet sich also die Radioaktivität über die Erde aus, so haben wir über die körperlichen Krankheiten hinaus noch mit ungeheuren psychischen Epidemien zu rechnen, deren die Wissenschaft nicht Herr zu werden vermag. Was dies für die Menschheit bedeutet, bleibt Ihrer Einsicht überlassen.
Im Großen Evangelium Johannis nimmt eine bestimmte Weissagung eine besondere Stellung ein. Es ist die Prophezeiung eines kommenden „Feindes aus den Lüften“. Die Aussage, dass dieser Feind alles Grundböse hinwegfegen, das Gute und Reine jedoch für eine neue Pflanzschule der Menschheit unversehrt erhalten werde, lässt jede Deutung auf ein materiell-kosmisches Ereignis hin als sinnlos erscheinen. Wenn dieser Kraft, die ja nur den Gottlosen zum Feinde wird, eine scheidende Eigenschaft zugesprochen wird, dann kann es nur der seelische Zustand jedes Menschen selbst sein, der jene Scheidung der Geister bewirkt. Ich vertrete die Auffassung, dass dieser Feind aus den Lüften die Radioaktivität darstellt, die aus den weiten Lufträumen der Erdatmosphäre herabdringt. Und zwar weil sie — wie zuvor ausgeführt — den Einbruch des Übersinnlichen in das Wachbewusstsein der Menschheit hervorzurufen vermag.
Im Zustande des Hellsehens erblickt ein jeder Mensch seine innere Beschaffenheit als bildhafte Außensphäre, als seine Umwelt; schreckhaft oder beglückend entsprechend seinem seelischen Zustande. Vergleichen Sie dazu die genauen Jenseitsschilderungen Lorbers im „Bischof Martin“, im „Robert Blum“, in der „Geistigen Sonne“, und Sie werden sich selbst das Ereignis einer plötzlich und unvorbereitet hellsehend werdenden Menschheit vorstellen können! Den Bildern dämonischer Erscheinlich¬keiten wird ein zutiefst Gottloser wohl kaum gewachsen sein, während der „Feind aus den Lüften“ den Guten und Reinen — gemeint sind da zweifellos alle Menschen guten Willens — kein Leid tun wird. Das heißt, deren Hellgesichte werden als Erscheinlichkeit den Stempel der Freude, Harmonie und Erlösung tragen. Sie werden ihnen das verleihen, was dann allein Not tut: die Seelenkraft, um mit Mut, Glauben und Gottvertrauen das große Geschehen zu erleben.
Zur Stützung dieser Deutung seien unter vielen nur zwei Weissagungen herangezogen. Zuerst das Bild der Johannesoffenbarung, Kap. 16 von der Ausgießung der Zornesschalen und Plagen: „Und der siebente Engel goss seine Schale in die Luft aus. Da kam eine laute Stimme von oben: Siehe, es ist geschehen!“ (Verwandlung der irdischen und ätherischen Lufthülle als dem menschlichen Lebensbereich.) — Und zum andern das Wort des Paulus aus dem 1. Korintherbrief, Kap. 15: „Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden. Und dies plötzlich, in einem Augenblicke zur Zeit der letzten Posaune.“ Dass im griechischen Urtext für den Ausdruck „in einem Augenblick“ die Worte „en atomo“ stehen, sollte uns im angebrochenen Atomzeitalter mehr als nachdenklich stimmen. Denn Atomspaltung gebiert die Radioaktivität und diese die erwähnte Bewusstseinsverwandlung.
Auch Jakob Böhme, dieser vom Heiligen Geist durchglühte Mystiker, der im Geschehen seiner Zeit die Eröffnung des sechsten Siegels der Apokalypse erkannte, schrieb vom kommenden siebenten und letzten Siegel: „Es ist das wunderlichste und ist dieser Welt Ende und letztes Gericht. Es eröffnet eine Zeit voll Ernstes, Trauer und Trübsal, und der Menschen Herzen und Gedanken werden offenbar werden. In dieser Zeit werden die Geheimnisse Gottes vollendet.“
Wir können das Problem der kommenden Großkatastrophen hier anders behandeln als die blinden Weltmenschen, denn wir wissen dank des Gnadenwerkes der Neuoffenbarung um den Sinn und den heiligen Zweck jener großen Weltwende, die uns in das neue Zeitalter des gottverbundenen Geistes hinüberleitet. Wir wissen auch, dass in all diesen Katastrophen stets nur die Liebe des himmlischen Vaters am Werke ist und Seine Weisheit und Allmacht das Schicksal der Welt wie das jedes Einzelnen lenkt. Darum sind wir inmitten der Wucht des sich langsam, aber sicher vollendenden Weltgerichtes frei von jener Weltangst, die heute ungezählte Menschen ergriffen hat. Diese kollektive Angst des modernen Menschen ist an sich schon eine neue Seelenkatastrophe und gemahnt an Goethes Zauberlehrling, der die Geister, die er rief, nicht mehr los wurde. Wirklich grenzt fast an Zauberei die sprunghafte Entwicklung von Wissenschaft und Technik innerhalb einer Generation. Ein Fortschritt, der freudig zu begrüßen wäre, stünde nicht dahinter der Geist des ewigen Verneiners alles Lebens.
Leider glaubt ein Großteil der Menschheit nicht mehr an die Geister der Elemente, auch wenn sie sich gewaltig und zerstörend kundgeben. Wohl aber beginnen die Menschen allmählich den Geist zu erkennen, der sich zum Herrscher über alle Erfindungen und Entdeckungen aufgeschwungen hat: den Ungeist der Herrschsucht, des Besitzwahns, des Materialismus, des Vernichtungstriebes. Diesen Geist der Lieblosigkeit und Selbstsucht, der Verkehrung alles Göttlichen ließ der Mensch allzu groß werden auf Erden. Nun durchweht er alle politischen und sozialen Lebensbereiche, entfremdet ein Volk dem anderen und brachte zustande, dass der Mensch des Menschen größter Feind wurde.
Was aber ist die Reaktion der Menschenseele auf dieses Negative? Es sollte die aufrüttelnde Stimme des Gewissens sein, die ihn in letzter Stunde zur Einkehr und Umkehr mahnt. Da aber diese Stimme fast nicht mehr gehört wird, kehrt sie in das Unterbewusstsein zurück und taucht von dort eben als jene allgemeine „Weltangst“ auf, die nichts anderes ist als ein verdrängtes Schuldbewusstsein! Was von dieser Angst dem wachen Denken erklärbar ist, wurde schon oftmals definiert: Es ist die Angst vor einem neuen Weltkrieg, vor der H-Bombe und der Auslöschung der Menschheit, Angst vor Verseuchung der Erde durch die Radioaktivität oder vor Vergiftung aller Lebensgrundlagen durch den gewaltsamen Einbruch der Technik in die Natur.
In den Seelentiefen aber sieht es anders aus. Nochmals sei es gesagt: Es ist als Schuldgefühl das innere Wissen, dass sich der Mensch selbst und mit freiem Willen außerhalb der göttlichen Ordnung gestellt hat, von der die Naturordnung nur ein Abbild ist. Nur aus diesem irrealen, nicht unterdrückbaren Gefühl heraus sieht die Menschheit auch die Folgen nahen, die das religiöse Weistum im Bilde eines Weltgerichtes prophetisch erschaut hat. Wie will also der Mensch einer Angst entfliehen, deren Keim unverrückbar in seinem eigenen Tun liegt? Wie kann er Gewalt erlangen über etwas, das die ganze Welt erfüllt? Die Antwort kann nur lauten: durch etwas, das über der ganzen Welt steht, auch über den Welten der Seelensphären, und das ist einzig der göttliche Geist!
So können wir zum Abschluss noch tiefer schürfen und sagen: Nicht der Unfriede in der Menschheit oder die Furcht vor einem drohenden Katastrophenschicksal ist die primäre Ursache der allgemeinen Weltangst. Es ist allein die Trennung des heutigen Menschen von seinem Gottes¬bewusstsein in sich, die das materielle Denken mit all seinen verheerenden Folgen und damit auch die Angst in ihrer ganzen Größe schuf. Je tiefer aber ein Mensch Anschluss an den Heiligen Geist, den Gottesfunken in seinem Inneren durch die Macht der Liebe zu bewahren weiß, desto weniger wird er von seelischer Dämonie verfolgt. Desto mehr festigt sich sein Vertrauen in eine göttliche Weltordnung, in deren Vorsehung auch das Menschheitsgeschehen fest und sicher ruht. Desto furchtloser wird er auch einem Weltgericht gegenübertreten, das nur das Gottlose im Menschen richten wird, um ihn aufs neue auf den Weg der vollendenden Liebe zu führen. Und desto klarer wird sein geistiges Weltbild und seine Erkenntnis, dass das irdische Reich der Materie samt allem Geschöpflichen vergänglich, sein inneres Leben jedoch unzerstörbar ist.
Wohl dem, der in der seelischen Wirrnis unserer Tage das Reich in sich findet, vor dessen Strahlen jede Angst weichen muss. Das Reich des Christus, der einst — gültig für alle Zeiten sprach: „In der Welt habt ihr Angst. Aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden!“ Diese Wahrheit lebendig in sich zu erwecken, bildet einen Teil erlebten Christentums.
Noch ist ein offenes Wort zu sagen über eine seelische Katastrophe, die einen Teil der Menschheit heute befallen hat und dort dennoch keine Weltangst hervorzurufen scheint. Gemeint ist der Atheismus, die völlige Glaubenslosigkeit. Seinen unzweideutigen Ausdruck findet dieses Weltbild in dem Glaubensbekenntnis: „Wir brauchen keinen Gott! Der Mensch schafft sich sein Glück selbst!“ Hand in Hand mit dieser Absage an jedes geistige Leben geht eine maßlose Überbewertung des Intellekts und der wissenschaftlichen Erkenntnisse, deren Auswertung das perfekte Paradies auf Erden herbeiführen soll. Dieses propagandareiche System zeigt eine angstfreie Selbstsicherheit, wie sie nur die totale Geistesfinsternis hervorzubringen vermag: die völlige Trennung der Verstandes- von den Herzenskräften, so dass nicht einmal mehr ein Schuld- oder Angstgefühl aus den Tiefen der Seele heraufzudringen imstande ist.
Das ist rein luziferischen Ursprungs, aber nicht mehr inkognito, sondern in völliger Demaskierung. Das ist nicht antichristlich, sondern der Antichrist selbst, worunter wir uns nicht einen Menschen oder ein politisches System oder einen Völkerverband vorzustellen haben, sondern den Geist, der diese ergriffen hat. Wenn es von diesem Geiste in der Offenbarung heißt: „Und dem Tiere ward Macht gegeben“, so müssen wir in dem weltweiten Vordringen des Materialismus und Atheismus und seiner irdischen Vertreter eine Zulassung Gottes erblicken, die einem bestimmten, endzeitlichen Entwicklungsplane der Menschheit dient. Aus den Weissagungen Jesu im Großen Evangelium, ja sogar schon aus den großen Prophetien des Alten Testaments geht unzweideutig hervor, dass diese „Zuchtrute Gottes“ am Ende der Tage notwendig ist, um nicht nur ein morschgewordenes Scheinchristentum, sondern die Scheinwerte aller äußeren Kirchen der ganzen Menschheit zu zertrümmern, damit nachfolgend die innere Kirche in den Menschen Einzug halten kann. Und diese Gottesgeißel wird so lange geschwungen werden, bis sie den Willen und Plan Gottes erfüllt hat, keinen Tag kürzer und keinen Tag länger. Denn auch alle Gewalt, die den Weltmächtigen gegeben ist, stammt von oben!
Das Wort Jesu „Widerstrebet nicht dem Übel“ gewinnt einen neuen und sehr tiefen Gegenwartssinn. Denn es ist im Willen des göttlichen Plans, dass sich das Böse in seiner ganzen Größe demaskiert, um dadurch endlich die Menschheit wahrhaft sehend zu machen. Paulus, dessen geistiges Auge durch Christus geöffnet wurde, deutet diesen Endzustand mit den prophetischen Worten an: „Denn es muss erst der Abfall kommen und der Menschen Sünde, das Kind des Verderbens sich zeigen. Schon regt sich das Geheimnis der Bosheit, nur dass, wer es jetzt aufhält, zuvor weichen muss.“
Zu dem Geheimnis der Bosheit zählt auch die unsägliche Blindheit des Nur-Verstandes und der Mangel an Willen, geistiges Licht aufzunehmen. Wieder gab uns Jesus zwei Missionswinke hierzu. Es sind Seine Aussprüche von den Perlen, die man nicht vor die Säue werfen soll — und Sein Rat, wir mögen dort, wo Seine Lehre nicht angenommen wird, weiterziehen und den Staub von den Füßen schütteln. Dies sagte der Gottessohn, der die Liebe als höchstes Gebot forderte!
Das soll jedoch nicht bedeuten, vor den vielen suchenden Mitmenschen das Licht unter den Scheffel zu stellen, das uns durch den Vater so hell zu strahlen begann. Sie werden dankbar die helfenden Hände ergreifen und den Tag segnen, der ihnen noch am Beginn der großen Nacht, Öl für ihre Lampen schenkte. Die große und hochmütige Welt aber, auf die sich ja das Wort vom „Weltuntergang“ bezieht, wird wohl allein durch das Weltgericht zum leidvollen Erwachen gelangen. Und das ist der tiefste Sinn aller kommenden Katastrophen, dass sie der göttlichen Liebe dienen müssen zu ihrem Endziele, das da heißt: die Wiederkunft Christi im Menschengeiste!