Jesus: „Jetzt ist es an der Zeit, dass auch Ich ein Wort rede bei diesem Streit der Idee, ob Materie oder Geist, ob Gott oder Natur die eigentlichen Motoren der Schöpfung sind, um die Menschen vor gänzlichem Verfall in den gröbsten Materialismus zu retten, wo von einer geistigen Laufbahn so keine Rede mehr sein könnte!“

 


Vom menschlichen Nichtswissen

 

„Wie wenige wissen wie viel man wissen muss, um zu wissen, dass man nichts weiß.“ (Münch. „Flieg. Blätter“)

 

Jesus:So lasest du einmal in einem humoristischen Blatte aus deiner Vaterstadt und weil gerade in diesem oben angeführten Satze so viel Wahrheit und so viel tiefgefühltes Geständnis der menschlichen Unwissenheit enthalten ist, so will Ich dir (Gottfried Mayerhofer) heute, wo bildlich von euch so manches ins Grab gelegt werden sollte, einige Worte geben, die obigen Satz, wenngleich aus menschlicher Feder geflossen, bestätigen sollen.

 

Ja, leider ist es wahr, dass nur wenige es sind, die bei allem Forschen und allem Studieren doch am Ende zu dem Schlusse kommen, dass sie nichts wissen, während die Hauptmasse und besonders unter den Gelehrt sein wollenden die meisten von einem Hochmutswahne befangen sind, als wüssten sie schon alles, als gäbe es nichts, das die Wissenschaft nicht beleuchten, erläutern und erklären könnte.

 

Und eben wegen diesem Eigendünkel menschlicher Geistesschärfe vergessen sie gerade die Hauptsache, der sie doch überall nachstreben wollen, das heißt, den Fortschritt; denn nur dann ist Fortschritt, Verbesserung möglich, wenn man seine eigenen Fehler kennt und bekennt.

 

Solange aber dieser Professorsgeist in allen steckt, solange, statt fortzuschreiten, verirren sich die Menschen und ihre Gelehrten in lauter falsche Folgerungen, alles verleugnend oder verwerfend was sich nicht ihren Ansichten fügen will.

 

Wahr ist es, Ich ließ den Menschen durch seine großen Geistesgaben so manches finden und entdecken, welches am Ende zu seinem  gewöhnlichen irdischen Leben, seinen Bedürfnissen und Bequemlichkeiten viel beitrug.

 

Allein der Hauptgrund, warum Ich diese Erforschungen und Ausbeutungen Meiner Schöpfung zuließ, war eigentlich: um das geistige Ich der Menschen aufmerksam auf Den zu machen, Der eben diese Gesetze geschaffen und auf das, warum er sie erschaffen hat.

 

Da aber durch die weltlich-irdischen Genüsse und Gelüste der Mensch nach ganz anderer Richtung gedrängt wurde als Ich beabsichtigte und da die Masse der Menschen durch ihre Führer und Kultivierer der Wissenschaften in ihren Wünschen und Ideen mehr als nötig bestätigt wird jetzt ist es an der Zeit, dass auch Ich ein Wort rede bei diesem Streit der Idee, ob Materie oder Geist, ob Gott oder Natur die eigentlichen Motoren der Schöpfung sind, um die Menschen vor gänzlichem Verfall in den gröbsten Materialismus zu retten, wo von einer geistigen Laufbahn so keine Rede mehr sein könnte!

 

Daher ließ Ich dir diesen Text (siehe oben) nicht aus der Bibel, aber doch so wichtig wie viele aus selbiger wählen, um doch wenigstens den wenigen, die noch Meine Stimme hören und auch den künftigen Generationen durch diese Mitteilungen eine Grenze zu bezeichnen, in wieweit menschliches Wissen zu beachten, zu schätzen und geistig zu verwerten ist.

 

Das Allererste, mit dem Ich diesen Beweis anfangen will, ist das Wort `Wissen`, aus dem die Menschen ihren hochtrabenden Titel `Wissenschaft` herauskonstruiert haben. Was heißt denn eigentlich `Wissen`? Wissen heißt, sich etwas bewusst sein, das eine unumstößliche Wahrheit ist wie 2 x 2 = 4 ist.

 

Nun frage Ich euch und alle Gelehrten: `Wo, außer gerade in der Zahlenrechnung oder Mathematik gibt es eine solche Gewissheit, dass die Sätze und Folgerungen, welche der menschliche Geist aufstellt, ebenso unumstößlich sind wie in dem angeführten Beispiel? Dass z.B. in der Chemie, in der Botanik, in Zoologie und Mineralogie und wie alle eure wissenschaftlichen Fächer heißen, ihr auf Gesetze gekommen seid wo das und das miteinander vermischt immer wieder dasselbe geben oder wo bei dieser oder jener Anwendung des einen oder andern nur das nämliche Resultat sich zeigt, das sind wohl ebenfalls Wahrheiten, allein warum sie Wahrheiten sind, das wisset ihr ebenfalls nicht, da ihr meistens nur die Wirkung, nicht ab die Ursache kennet. –

 

In der Heilkunde, die ihr ebenfalls `Wissenschaft` nennet, was wisset ihr denn da eigentlich? Ich sage euch `blutwenig`. Ihr kennet eine große Masse Heilkräfte aus allen Fächern des Naturreiches, kennet ihre Wirkungen, wisset aber doch das `Warum` nicht, weil dieses meistens geistig euch nicht fassbar, weil nicht tastbar, nicht fühlbar, bei weitem tiefer liegt als ihr es zu ergründen vermöget!

 

Ihr begnüget euch mit dem den Schein ansehenden Gelehrtenschlusse: Das sind Naturgesetze, weil ihr eben bis hierher und nicht weiter zu dringen vermöget und eure aufgeklärt sein wollenden Forscher sich nicht durch verfängliche Fragen beschämen wollen lassen. So ist ein unwiderlegter Satz geblieben, dass `wo Gesetze, unwandelbare Gesetze herrschen, alles Forschen unnütz ist`.

 

So sprechen die einen, die andern plappern es nach und so verbergen sie miteinander ihre Unwissenheit, statt dass sie ganz bescheiden eingestehen sollten: `Jetzt erkenne Ich, dass Ich nichts weiß, weil ich nicht fähig bin, auch dem Geringsten auf die eigentliche Spur zu kommen.`

 

Sehet, in der Anatomie wissen oder sehen die Menschen die einzelnen Organe bei toten Tieren und bei Menschen, sie sehen Leber, Herz, Magen, alle Blutgefäße, alle Nervenstränge, sehen die weiße und graue Masse des Gehirnes, wissen auch teilweise die Funktionen, aber warum diese Funktionen so und nicht anders, warum der Bau der Organe so und nicht anders, bei diesem Tiere so, bei einem andern anders ist, das sagt ihnen ihre hochgerühmte Wissenschaft nicht,

denn alles, was sie sehen, betasten, ist nur das Produkt einer geistigen Kraft, die außer dem Bereiche der materiellen menschlichen Erkenntnis die Materie benützt, selbe nach anderen Gesetzen als nach den durch chemische Mischungen gefundenen bewirkt und dem Mikroskope oder Seziermesser ausweichend, dem gewöhnlich-materiellen Menschen unerreichbar, dem geistig Wiedergeborenen*) aber ahnungsfähig näher gerückt werden kann.

 

*) …„Darin  besteht die geistige Wiedergeburt im Menschen, dass er Gott stets mehr und mehr erkennt und sonach auch stets mehr und mehr liebt.“ (GEJ.07_01, 4)

„Die `Wiedergeburt der Seele` ist `ein Hindurchdringen des Geistes in die Seele.` Aber das `gemeinschaftliche, ewige Zusammenwohnen Gottes mit Seinen Kindern ist die Wiedergeburt des Geistes`.“ (GEJ.11_052)

 

Ich will euch nur das Gehirn anführen, wo findet ihr da in den Windungen desselben, in seiner Masse und Bestand desselben das reiche und geistige Feld der Gedanken, die dort eindringend ein bereitwilliges Echo findend, von der menschlichen Seele*) verstanden oder geahnt werden und dieselbe schon im gebundenen materiellen Körper zu einem halbgeistigen Engelswesen machen können? Ist dies etwa in den chemischen Stoffen, im Kalk, im Phosphor und sonst wo vorhanden?

 

*) „Die Seele des Menschen ist eine rein ätherische Substanz, also – wenn du das fassen kannst – aus sehr vielen Lichtatomen oder möglich kleinsten Teilen zu einer vollkommenen Menschenform zusammengesetzt durch die Weisheit und durch den allmächtigen Willen Gottes, und der reine Geist ist eben der von Gott ausgehende Wille, der da ist das Feuer der reinsten Liebe zu Gott... Die Seele ist gewisserart durch die Kraft des Geistes wieder aufgelöste Materie, die in des Geistes eigene Urform, durch seine Kraft genötigt, übergeht und sodann, mit ihrem Geiste vereint, gleichsam seinen lichtätherisch-substantiellen Leib ausmacht, so wie die Seele aus der sie umgebenden Fleischmaterie, wenn diese völlig verwest und aufgelöst worden ist, sich durch ihren rein geistkräftigen Willen ihr einstiges Kleid formt und bildet.“ (GEJ.07_066,05 f)

 

Sehet, Ich führte euch das Gehirn an, weil ein jeder behauptet, `er habe eins und wisse, was drin ist`, während die gesamte Menschheit miteinander nicht weiß, was sie unter der Wölbung einer festen Hirnschale tragen, welche Prozesse und Wechselwirkungen geistiger, physischer und ätherischer Stoffe dort vorgehen bei dem geringsten Gedanken und warum das Gehirn nicht eine Masse, sondern durch Windungen und Schleimhäute geschieden, warum es gerade aus diesen chemischen Elementen und in der festgesetzten Quantität, so und nicht anders zusammengesetzt ist, um Werkzeug zu sein eines großen gebundenen Geistes, eines Ablegers Meines Ichs, für den nicht die kleine Erde, sondern das ewige, große Universum geschaffen wurde, welches ebenfalls wieder Zeuge eines ewigen, nie vergänglichen Schöpfers ist, Der neben Seiner Herrschaft auch noch der allerbeste und liebreichste Vater ist und darum, weil ihr geschaffene endliche Wesen Ihn nicht als Schöpfer und Herrn, sondern nur als Vater begreifen und euch Ihm nicht nähern könnet!

 

Von anderen Wissenschaften will Ich hier nicht reden, denn was wisset ihr von der Mineralogie, von der Astronomie? Nichts als eine pure annäherungsweise schwache Aufzählung der gefundenen Arten und der entdeckten Welten. Was ist denn die Kristallisation bei dem Mineralreich? Warum setzen sie sich in mathematischen Flächen an? `Es ist ein Gesetz`, heißt es. Gut, es ist ein Gesetz, aber weswegen sind sie, verborgen im Innern der Erdrinde, so und nicht anders? Da, Meine lieben Gelehrten, saget Mir das `Warum` dieses Gesetzes. Warum müssen die Kristalle gerade in solchen Formen erscheinen, während anderes Mineral- und Erdreich dem Anscheine nach die Formen ganz entbehrt?

 

Sehet, hierauf Antwort zu geben ist für euch etwas schwer.

 

Ich will euch aber mit einer anderen Frage diese Antwort erklären:

 

Habt ihr denn schon alle Metalle bis auf ihre kleinsten Atome zersetzt, um zu erfahren, ob nicht gerade die Kristallisation ein Grundgesetz der ganzen materiellen Bildung aller Weltkörper ist? Oder habt ihr schon darüber nachgedacht, was denn eigentlich `Kristallisation` ist und warum gerade mathematische Flächen und pyramidale Spitzen das Ende jeder Kristallisation sind?

 

Seht, auch hier wird euch die Erklärung schwer werden, während Ich wieder durch eine andere Frage sie beantworten will und diese heißt:

 

`Kennet ihr die Gesetze der zwei großen Elementarbewegungen im ganzen Universum, nämlich der Anziehungs- und Abstoßungskraft oder Magnetismus und Elektrizität?

 

Wisset ihr, in wie weit in der materiellen Schöpfung alles so geformt sein muss, dass eben diese beiden Kräfte ungestört ein- und ausströmen können?

 

Wisset ihr, warum bei Elektrizität Spitzen notwendig sind, um selbe aufzunehmen und wisst ihr, inwiefern auch der Magnetismus seine eigenen Formen bedingt unter welchen er wirken kann? Und endlich, was ist denn pyramidalische Spitze anderes als ein Symbol oder entsprechendes Bild der Materie, wie sie sich klassenweise aufeinander schichtet, bis von dem Grobmateriellen in der Spitze das höchste, feinste, geistige Element seinen Eingang oder Ausströmung haben kann?

 

Sehet, wie vieles Ich bei diesen Fragen angeregt habe und nur, um euch zu beweisen, dass bei allem Wissen ihr doch nichts wisset.

 

Alles, was ihr ausübet, was ihr erfindet oder durch Berechnung festsetzt, alles dies habt ihr nicht selbst entdeckt, es lag schon längst in allen Formen, in allen Tierleben und deren Wirken vor euch, nur die Anwendung ist bei euch verschieden, aber alle Anfänge liegen in dem Leben, teils unter, teils über euch.

 

Aufmerksame Beobachter*) benützten den Bau der Ameisen, Bienen, das Netz der Spinne, den Bau der Nester der Vögel, den mechanischen Schwimmapparat der Fische oder den Flug der Vögel, die Formation der Erdrinde, um geistig verwertet für das menschliche Leben Nutzen daraus zu ziehen, wo stets nur das persönliche Interesse des Gewinnes als Erfinder oder Entdecker der Haupthebel war.

 

*) D.h. sowohl Menschen als Geister, welche dann oft solche in der Natur vorhandene Prinzipien den aufnahmefähigen und ernst suchenden Menschen als neue Gedanken eingeben und ihn so „erfinden“ lassen. (D. Hrsg.)

 

Selbst ihr eigener körperlicher Bestand sowie der seelische enthielt alles, was geistig und materiell in der unter euch stehenden Natur vorhanden ist, aber der Geist, ein Funke von Mir*), sucht diesem seelischen Konglomerat der Menschenseele neben dem vegetativen Leben die höhere Weihe aufzudrücken, sie zu veredeln und dem Menschen indirekt zu beweisen, dass, obwohl aus Materie und Seele zusammengesetzt, was er, der Mensch, auch mit den Tieren gemein hat, doch in ihm noch ein anderer Trieb, ein anderes Prinzip wirksam ist, welches den seelischen Menschen über sein körperliches Sein erheben will und ebendeswegen lässt es der Geist zu, ja unterstützt es, wenn der Mensch in die Geheimnisse der Natur eindringen will, dass er darin nicht allein Gesetze, sondern auch einen Gesetzgeber entdecken sollte, der nebenbei als Schöpfer auch Attribute, nicht eines Herrschers, sondern eines Vaters, Der, indem Er alles erschaffen hat, auch den kleinsten Wurm im Staube nicht vergisst und auch ihm so wie dem letzten Gliede der irdischen Schöpfung, dem Menschen, das Gefühl gab, Freude und Leid zu fühlen, damit alles Lebende dem allgemeinen Zuge der Liebe, der Verbrüderung folgen kann. Es genügt, dass er will!

 

*) Siehe linke Randspalte „Texte der Neuoffenbarung zu…“, Thema „Über den Gottesfunken im Menschen“

 

Sehet, Euer Verstand hat euch die mathematischen Gesetze in Meiner Natur entdecken gelehrt, hat euch gezeigt, wie in und mit geometrischen Linien Dinge erzeugt werden können, wobei die Gesetze Meiner Natur als Grundbasis dienen, hat euch durch die Mathematik zur Mechanik, durch die Mechanik Hilfsmittel zur Astronomie gegeben, damit ihr selbst Welten euch in die Nähe ziehen könnet, die sonst eurem Blicke entschwinden würden, hat euch dadurch, wie ihr sagt, den `Makro-Kosmos` eröffnet, wie das Mikroskop, ebenfalls mechanisches Fabrikat, euch den `Mikrokosmos` eröffnet oder aufdeckte und warum?

 

Damit ihr nebst der Erfindung auch noch in anderen Welten wiederholt sehen, fühlen und ahnen sollet, dass nicht ihr oder dieser kleine Erdball die Hauptsache der Schöpfung sei, es war der Zweck die Demütigung eures Hochmutes, als wüsstet ihr schon etwas. Es war der Fingerzeig, der euch einen Gott, einen großen Gott und eine unendliche Schöpfung, sei es im Größten, sei es im Kleinen, aufdecken sollte. Allein trotz aller dieser Beweise Meiner Gnade wuchs der Hochmut jener Bevorzugten, welche glaubten, im Entdecken einzelner Gesetze, schon selbst Götter zu sein und ebendeswegen der von Mir hier gegebene Beweis, dass trotz ihres Gelehrtenstolzes sie doch nichts wissen, weil sie alles, was sie gelernt, erforscht und entdeckt haben, nicht von der geistigen, sondern von der niedrigst materiellen Seite aufgefasst haben.

 

Sehet, selbst der Mathematiker, welcher doch eher von `Wissen` reden könnte als andere, selbst er versteht die geistigen Entsprechungen seiner mathematischen Linie, seiner Berechnung nicht, sondern er folgt mechanisch dem Angelernten, lernt, studiert und benützt das von anderen Entdeckte oder Erfundene ohne zu ahnen, welch großer Bereich von Ideen der tiefsten Art in den Linien verborgen ist, die er so gedankenlos auf seinem Zeichenbrette konstruiert.

 

Auch er (der Mathematiker) trotz allem Wissen weiß nichts, weiß nichts von einem Schöpfer, weiß nicht wie und warum gerade alle kleinsten Atome, aus denen sein Wohnort, die Erde zusammengesetzt ist bis zum  letzten Weltkörper, der in unermesslichen Bahnen ebenfalls wieder in mathematischen Linien im Universum kreiset, alle dem nämlichen Gesetze oder dem nämlichen Willen folgend Der diese Gesetze als Grundelemente der Bewegung, als Anziehung und Abstoßung festgesetzt und damit die ewige Fortdauer des einmal Erschaffenen bedingt hat.

 

Der Mathematiker, er weiß nicht, dass z.B. die gerade Linie die entsprechende mathematische Gestalt der Wahrheit ist, er weiß nicht, dass das Dreieck die entsprechende Figur eines von der Basis aufstrebenden Grundprinzips ist, er weiß nicht, dass der Kreis entsprechend das Zeichen der Unendlichkeit und Vollkommenheit ist, er weiß nicht, dass eben aus diesen mathematischen Elementen zuerst nur Linien, dann Flächen, Figuren und aus diesen dann Körper mit mathematischer Flächenbegrenzung geworden sind, worin alle Schöpfung ihren Ursprung, ihren Bestand, ihre Bewegung und ihre Vervollkommnung hat.

 

Er (der Mathematiker) weiß nicht, wie die krummen Linien, die er als Kegelschnitte kennt, Grund-Ideen der Welt-Systeme waren, sind und bleiben werden, er weiß nicht, warum die Weltkörper ellipsen- oder eiförmig sich umkreisen müssen, warum die Parabel als Symbol geistiger Annäherung sowohl wie als geistige Entfernung in der Schöpfungsgeschichte ihre Rolle spielte, er weiß nicht, dass zwischen Wahrheit, Drang nach oben und Unendlichkeit oder Vollkommenheit die Millionen von Formen liegen, wo entweder das eine oder das andere mehr ausgeprägt, mehr zur Hauptbestimmung geworden.

 

Er (der Mathematiker) weiß nicht, dass eben in der Astronomie, wo sein Geist mittels der Fernrohre so manches entdeckte, gerade diese Gesetze der direkten Annäherung und veränderter Schnelligkeit oder Zentripedal- und Zentrifugal-Kraft, eben diese mathematischen Linien wieder gefunden wurden, welche er als Kegelschnitte bei und durch ihre Konstruktion berechnend, dann selbe auf das Universum anwenden konnte um den Lauf einzelner Gestirne zu bemessen und zu berechnen

 

Alles dieses, was er eben nicht weiß, sollte ihn zu dem oben als Titel angeführten Spruche führen, wäre nicht sein Hochmut so groß, weil er glaubt, dass, nachdem er durch mühsame lange Rechnungen einige kleine Gesetze gefunden hat, er wisse schon alles, kenne den Lauf der Gestirne, ja, er sieht sie sich bewegen, diese großen Welten-Sonnen, aber das Warum und Wohin bleibt ihm verschlossen, nicht einmal eine Ahnung durchzuckt ihn, dass es einen Schöpfer, einen Herrn geben könnte, Der diese mächtigen Welten im freien luftleeren Raume wie leichte Federflaumen umherwälzt, wo eben die Bewegung derselben ihren Bestand, ihre Vervollkommnung und Dauer bedingt.

 

Arme Kinder, denen Mein Reich erschlossen wurde bis dorthin, wo nach tausenden von Jahren erst ein Lichtstrahl dringt oder wo mittels der Mikroskope euch Welten und Leben eröffnet werden, wo ihr keines mehr geahnt hättet, wie schwach ist euer Wissen und wie eitel euer Stolz!

 

Sehet, unten und oben, alles ruft euch zu:

 

`Wir zeugen alle von einer mächtigen Hand, die uns geordnet hat wie eine pyramidale Form, wo das niedere Gröbere als Basis dienen muss, um auf selbiger höheres, Geistiges zu errichten und wo dann alles bis zur höchsten Spitze, dem Throne, zum Schöpfer und Gott drängt, der auf allem ruhend alles übersieht und allem Materiellen und Geistigen zum Schlusspunkt dient.

 

Sieh hinauf, du Mensch, auf die Form einer Pyramide und ahne, was der Schöpfer mit dieser mathematischen Figur ausdrücken wollte, suche sie zu verstehen und zu begreifen und falle dann nieder in den Staub vor Ihm, indem du ausrufst: Was bin ich, o Vater, dass du meiner gedenkst, dass Du mir Fähigkeiten gegeben hast zu denken, zu fühlen und zu ahnen, wie Deine allmächtige Liebe alles getan und so vieles geschaffen hat, um uns Wesen aus Dir zu beweisen, dass eben nur in den Werken Er der Vater in Seiner ganzen Größe, Seiner unendlichen Liebe verstanden oder geahnt werden kann! `

 

So ruft dem Menschen jeder kleinste Stein, jedes Infusionstierchen zu und so sagt es jeder Lichtstrahl, der aus Millionen von sonnenweiten entfernten Gestirnen sein Auge trifft, dass auch dort, wo jede Vorstellung von Entfernung längst aufgehört hat, noch Leben, noch Liebe herrscht und dass immer das nämliche Gesetz diese Weltkörper antreibt, ihre Mission zu erfüllen, welches auch den menschlichen Geist drängt, doch endlich einmal seine Knie zu beugen vor Dem, Der vor Ihm war und lange noch nach Ihm sein wird, wenn seine körperliche Hülle der Erde übergeben und er, der Mensch, ein freier Bürger eines großen Geisterreiches geworden ist, wo keine Sonne Tag und Nacht scheidet, sondern wo von Licht zu Licht, von Glanz zu Glanz, von Seligkeit zu Seligkeit geschritten wird, welches alles nur den Zweck anstrebt, dem Geistmenschen dann zu beweisen, dass `Wissen, vieles Wissen nur dann anfängt, wenn eingebildetes aufgehört hat`.

 

So, Meine Kinder, sei euch dieses Wort gegeben, damit auch ihr den Wissensgrad der stolzen Menschheit zu schätzen wisset und dass ihr begreifen möget, dass Wissen erst dort anfängt, wo die Bescheidenheit es wagt, öffentlich ihre Unwissenheit zu bekunden.

 

Wohl wahr ist also der Satz als Titelblatt: `Wie Wenige wissen, wie viel man wissen muss um zu wissen, dass man nichts weiß!`

 

Ja, wenige, sehr wenige sind es noch immer, die diesem Satze gemäß es eingestehen wollen. Allein die Folge und die Zeitereignisse werden sie schon vermehren diese aufrichtigen Bekenner, bis endlich die ganze Menschheit dazu kommen wird einzusehen, dass `Wissen` nur Meine Sache, das der Geister und Menschen aber nur `ahnen` ist!

 

Im Ahnen liegt das Gefühl der Demut, im Wissen leicht der Stolz! Daher bleibet demütig und ein sanftes Gemüt wird im sanften Ahnen mehr selige Stunden genießen als was das strenge, kalte Wissen euch gewähren könnte!*)

 

*) 1.Mose, 2.Kap., 17.Vers (Hrsg.)

 

Daher lasset dem Vater Sein Wissen, in ihm gipfle euer Vertrauen, euer Anschmiegen an Ihn, eure Liebe!

 

Sehet, der große Geist Luzifer war sich seiner Macht `bewusst` und deswegen fiel er, weil er wusste, hätte er es bescheiden nur geahnt, so wäre er schüchtern (demütig) bei Mir geblieben, so ging es ihm wie euren Gelehrten, die ebenfalls auch sich wie einst ein babylonischer König nennen möchten: `ne-bog-at-ne-zar` oder `über mir gibt es keinen Gott mehr`.

 

Jener König wurde durch Irrsinn gestraft und viele von euren Gelehrten sind nahe daran, ebenfalls in diese Kategorie eingereiht zu werden.*)

 

*) Daniel, Kap 4 und 5

 

Soviel für heute*), wo gerade Mein menschlicher Leichnam aus Holz geschnitzt in den meisten Kirchen der Verehrung ausgesetzt wird. Nehmet euch in Acht, nicht ebenfalls als `hölzerner Leichnam` in Meiner Schöpfung herumzugehen und wenn auch die Masse euch ehrt, wie heute dem sogenannten heiligen Grabe so große Verehrung gezollt wird, von Holz, d.h. ohne geistiges Leben seid ihr denn doch gerade das  Gegenteil, zu dem Ich euch stempeln möchte!

 

*) Gegeben Karfreitag 1871

 

Leget alle Vorurteile ins Grab und sprechet dann mit Mir wie Ich am Kreuze gesagt: `Es ist vollbracht!`, nämlich `das Werk der Verleugnung meiner irdischen Natur`. Von nun an gehöre ich dem geistigen Leben und will mich befleißigen, selbst die irdisch-weltlichen Verhältnisse und Vorkommnisse so auszubeuten, dass stets geistiger Gewinn daraus erwachsen solle, damit nicht auch ich vom Eigendünkel aufgebläht mir etwa einbilden könnte ich sei etwas oder wüsste etwas.

 

So feiert euer Auferstehungsfest und seid stets eingedenk, dass der Verstand nur für die Beurteilung der Welt, das Herz oder Gefühl aber zum fassen des Geistigen in eurem Herzen ruht! - `Fühlen` könnet ihr vieles, ja unendliches, `begreifen` aber wenig!

 

Demut war Meine erste Tugend während Meiner Wanderjahre auf eurer kleinen Erde, die Eigenschaft sei auch bei euch die erste, denn Demut und Bescheidenheit ermöglichen einen Fortschritt. Die entgegengesetzten Leidenschaften Stolz und Eigendünkel drängen nach abwärts und zum Rückwärtsschreiten seid ihr nicht berufen, noch habe Ich so viel geopfert und euch so viel gegeben, als ihr schon jetzt besitzet.

 

Daher beachtet solches wohl und suchet stets Meiner würdig zu werden, damit Ich als Vater und Schöpfer eine Freude an euch erleben möge! Amen!“

 

(Gottfried Mayerhofer, „Vom menschlichen Nichtswissen“, „Festgarten“, Lorber Verlag)

 

Siehe auch linke Randspalte unter „Naturwissenschaftliches (1) und (2)“ sowie das Buch Gottfried Mayerhofer, „Schöpfungsgeheimnisse“, Lorber Verlag