„Meine Lehre also, Meine Herren Doktoren und Grübler, Meine Lehre der Demut, der Aufopferung und der Liebe haltet zuerst und dann wird euch der Christus ebenso leicht verständlich werden was Er war, von wo er kam und wo ihr Ihn zu suchen habt.“



Der historische und der

dogmatische Christus

 


Jesus:Mein lieber Sohn (Gottfried Mayerhofer)!

 

Die Erklärungen und Auseinandersetzungen dieses gelehrten Doktors haben in dir eine Menge Zweifel rege gemacht und nun möchtest du von Mir Selbst als beste und sicherste Kompetenz wissen, was Christus war, als Er einst auf Erden, ob Mensch-Gott oder Gott allein?

 

Du fußest dich auf gelehrte Abhandlungen und so muss Ich dir auch gelehrt wieder antworten, damit die Antwort der Frage würdig sei!

 

Dein Dr. `Hohlfeld`*) stellt in seiner Schrift zwei Christusse auf, einen dogmatischen und einen historischen. Er will den Ersteren erklären und vergisst ganz, dass ohne den historischen Christus es keinen dogmatischen gegeben hätte.

 

*) Sehr bezeichnender Name für einen Gelehrten solcher Art, d.h. die mit dem abstrakten Verstande ergründen wollen, was doch mit dem Gefühle besser erfasst werden kann. (Hrsg.)

 

Wenn also eine Erklärung irgendwelcher Art über die Person Christi, Sein Leben, Sein Wesen und Sein Wirken gegeben werden soll, so muss vorerst konstatiert werden: hat ein Christus wirklich existiert oder nicht?

 

Nun, den Beweis der Existenz eines Christus geben euch teils die Evangelien Meiner Apostel, mehr aber noch lateinische oder römische Geschichtsschreiber aus jener Zeit.

 

Meine Jünger, durch das, was sie bis auf eure Zeiten hinterlassen haben, erzählen euch Meine Geburt, Meine Jugendjahre, Meine Lehrzeit und Mein Ende als Christus, alles übereinstimmend mit den Berichten der römischen und in jener Zeit noch heidnischen Geschichtsschreiber, letztere als bloße Berichterstatter der vorgekommenen Ereignisse.

 

Alle diese Faktoren habt ihr noch ausführlicher seit einer Reihe von Jahren nun von Mir Selbst neu kundgegeben erhalten, teils im großen Evangelium Johannes*), teils in Meiner Jugendgeschichte, als Evangelium Meines Bruders Jakob**) und in der Dreitagesszene usw.

 

*) durch Jakob Lorber: „Johannes, das große Evangelium“, 10 Bände, Band 11 durch Leopold Engel, Lorber Verlag

**) durch Jakob Lorber: „Kindheit und Jugend Jesu“ (Das Jakobus-Evangelium), Lorber Verlag

 

Nun dieses alles bestätigt den Geschichtsschreibern und Forschern, dass Ich (als Christus) den Menschen in seiner höchsten moralischen Würde repräsentierte und dass Ich aus den Mosaischen Büchern die Grundessenz der Moral und Religion herauszog, die Schale vom Kern sonderte und so eine Lehre gründete, ohne die kein Zusammenleben der Menschen auf längere Dauer bestehen kann und welche Lehre noch nebenbei den Menschen nicht als intelligentes Tier und letztes Glied der Schöpfung dieser Erde hinstellte, sondern denselben als geistiges Produkt zweier Welten erwies, nämlich der geistigen und materiellen Welt, so wie ihr es in den Evangelien lesen könnet.

 

Diese Lehre, beleuchtet durch Meinen eigenen Lebenswandel, durch Meine Taten, durch die Vorausbestimmung Meines Todes und Meines Wiederauferstehens, diese Lehre wäre trotz alledem doch der Vergessenheit anheimgefallen, wie so manch andere von tiefdenkenden Menschen, hätte Ich nicht das für Menschen Unmögliche geleistet, durch Meine Auferstehung vom Tode beweisend, dass Ich wirklich Derjenige bin, für Welchen Ich Mich ausgab, d.h. der Sohn des Allmächtigen, welcher Himmel und Erde erschuf.

 

Wer also an Meine Auferstehung glaubte, der glaubte auch an Christus als ein höheres Wesen und für den war auch dann Mein Heimgang zum Vater, wie Ich Meine Himmelfahrt nannte, kein Wunder mehr, denn, wenn Ich nur für euch Menschen und für Meine ganze Geisterwelt auf die Erde heruntergestiegen war, so muss es für Mich auch ein Leichtes gewesen sein, dorthin zurückzukehren, von wannen Ich gekommen war.

 

Der Schlüssel also für den Beweis Meiner Göttlichkeit ist der Glaube an Meine Auferstehung. Wer diese nicht glaubt, kann kein Christ sein!

 

Aber auf diesen Glauben fußend gewinnen erst all Meine Worte, all Meine Taten von der Kindheit an bis zur Auferstehung einen höheren Wert. Von dort aus auch datiert ein dogmatischer Christus, als hervorgegangen aus dem historischen.

 

Dein Herr Doktor hätte also eigentlich dieses seinen Zuhörern vorerst feststellen sollen, um dann auf die christliche Lehre überzugehen, die als Mensch Ich aufbaute und als Gott besiegelte, allein die Sache verkehrt anzugreifen, wie er es getan, war eben die Sache nur eines Kopf- und Verstandes-Menschen, der mit bloßen Worten anderen beweisen wollte, was er selbst nicht wusste (und als einseitiger Verstandes-Mensch auch nie wissen kann.)

 

Nun, einmal angenommen, dass Meine Person existierte und dass sie solchen Anfang und solches Ende hatte, so war es ganz natürlich, dass dann die Fragen auftauchten, um die vielen Reden des Evangeliums zu begreifen, wo stets `vom Vater` und `vom Sohn` und endlich gar noch von einem `heiligen Geiste` die Rede ist.

 

Was war Christus? War Er halb Mensch oder halb Gott, hatte Er eine Seele wie wir oder Seine nur Ihm allein eigene göttliche?..., lauter Fragen von Grüblern, die gerne alles gewusst hätten und stets in anderen fernen Kreisen suchten, was ihnen doch oft vor der Nase gelegen war.

 

Ob aber das Verständnis des Wesens Meiner Person ihnen auch genützt hätte?, ist eine andere Frage, denn Ich kam hauptsächlich auf die Welt um Meiner Lehre willen, und nicht nur, um den Menschen Meine Person in Menschenform zu zeigen. Denn wenn Meine sichtbare Person so unumgänglich zum Aufbau Meiner Lehre notwendig gewesen wäre, so hätte Ich Mich nicht kreuzigen lassen, sondern wäre als Unsterblicher auf Erden, vielleicht bis auf eure Zeiten und noch länger, bis Meine Lehre und das durch selbe zu errichtende Gebäude vollendet gewesen wäre.

 

Aus alledem aber erhellt, dass es sich (in erster Linie) nur um Meine Lehre, d.h. um die Wiedereinsetzung des Menschen in seine geistigen Rechte und seine Würde handelte und dass, wenn auch nicht gerade Ich Selbst, sondern etwa sonst ein von Mir dazu bestimmter Mensch die Lehre der Menschheit gebracht hätte, dennoch die Lehre allein es nur ist, welche ein Bestehen der Welt ermöglicht, so dass intelligente Wesen, freilebend wie ihr Menschen, nur dann fortbestehen können, wenn sie die von Mir gegebenen zwei Gesetze der Liebe befolgen, dass nicht Mord und Totschlag fortdauern und schließlich mit der gänzlichen Vernichtung der menschlichen Rasse selbst der Erdball in seinen weiten Bahnen um die Sonne umsonst herumkreisen.


Meine Lehre also, Meine Herren Doktoren und Grübler, Meine Lehre der Demut, der Aufopferung und der Liebe haltet zuerst und dann wird euch der Christus ebenso leicht verständlich werden was Er war, von wo er kam und wo ihr Ihn zu suchen habt. (Johs.14,21,23)

 

Warum Ich auf diese Erde kam und was Ich mit Meiner Darniederkunft, nicht nur für euch Menschen, sondern für Mein ganzes großes Welten- und Geisterreich bezwecken wollte, alles dieses habe Ich euch in früheren Worten schon ausführlich kundgegeben.

 

Die Zweifel der Gelehrten, ob Meine Seele auf Erden eine menschliche oder göttliche war, sind leicht zu erörtern, indem Ich euch alle frage: Welchen Ursprungs ist denn die menschliche Seele überhaupt? Und Wer hat euch denn gelehrt, was sie ist und zu was habt ihr sie?

 

Nachdem ihr dieses alles in eurem eigenen Herzen (aber nicht im Kopfe) erfragen könnet, so frage Ich wieder weiter: was glaubet denn ihr, in dem Geisterreiche, wohin auch eure Seele gehört, gibt es dort nicht etwa unendliche Stufen von Kraftäußerungen, welcher eine Seele fähig ist und wenn solches angenommen, ist es dann nicht auch notwendig, dass eben diese Seele Taten verrichten kann, die über euer gewöhnliches Leben hinausreicht?!

 

Wenn Ich, Gott, unter der Form Christi auf eure Erde kam, mit euch lebte. mit euch redete, wie ihr Menschen es verstehen könnt, so tat Ich nichts anderes, als was ein Vater oder Lehrer in einer Kinderschule tut. Er redet mit den Kindern, wie sie es begreifen und verstehen können und was würde denn dazu gehören, vor den Kindern gemäß ihrer Fassungskraft Taten zu verrichten, welche den Kindern als Wunder erscheinen, während sie doch nur Dinge sind, die – auf allgemeinen Naturgesetzen beruhend – die Kinder einst selbst vollführen können! (Joh.14,12-14)

 

So war es bei Mir. Ich schuf euch einst als Mein Ebenbild geistig und körperlich, brauchte weder Mensch, wie ihr es denkt, noch Gott, wie Ich es bin, zu sein, um Meine Lehre euch begreiflich zu machen und selbe unauslöschlich als ewiges Grundgesetz hinzustellen.

 

Was Ich auf Erden getan, gelehrt und gelitten habe, hatte eine weit höhere Tendenz, wie Ich selbes euch schon früher gesagt habe, dies zu kennen aber eure Gelehrten nicht um einen Schritt weiter fördern würde, weil von dieser Erkenntnis nicht ihr Fortschreiten, ihr moralischer Wert abhängt.

 

Dass, wer Meine Schöpfung mit ihren Geheimnissen, Mein eigenes Ich, so wie Ich euch schon tausendfach erklärte, Meinen Zweck mit euch, mit der materiellen und geistigen Welt, ganz deutlich vor Augen hat, auch dann andere bessere Ansichten, höhere Begriffe und schönere Ideen von Mir und Meiner Welt haben muss, die seinen Glauben bekräftigen und stärken müssen, das ist ganz natürlich, aber solch eine Fernsicht, solch ein geistiges Auge ist eben nicht allen gegeben und um so weniger den Herren Theologen, die – auf allen Konzilien und längst verschollenen falschen oder unbrauchbaren Büchern fußend.

 

Meine Göttlichkeit, Meine Schöpfung, Meine Darniederkunft auf euren Erdball und selbst euer menschliches Leben als Prüfungsschule regulieren, definieren und erläutern wollen, während das letzte Infusionstierchen und auch schon ein einziges geistig aufgefasstes Wort aus Meiner Lehrzeit ihnen das erstere Meiner Größe und das letztere Meine Göttlichkeit als Christus (in Meinem geistigen Teile) im reinsten und schönsten Lichte hinstellen würden, bei beiden die Liebe, die im Herzen wohnt, der Führer aus dem Labyrinthe wäre, während sie alle jetzt und früher nur mit der Verstandeslaterne Dinge erklären wollen, die dem unmündigen Kinde weit leichter, als dem studierten Doktor der Philosophie und Theologie begreiflich sind.

 

Dieses, Mein lieber Sohn, ist des Pudels Kern!

 

Auch du verirrst dich manchmal auf das Feld religiöser und kirchlicher Streitigkeiten. Lasse ab von dem, es führt zu nichts!

 

Frage nicht den Kopf, wenn das Herz dir nicht antworten will. Wenn du von letzterem keine rechte Antwort erhältst, so ist es ein Zeichen, dass es keine genügende gibt, welche dir deine Zweifel aufklären könnte, d.h. so wie du es wünschest.

 

Verschließe dich aber in dein Inneres, dort wird dir eher Bescheid werden als bei all dem Verkehr mit gelehrt sich dünkenden Personen. Prüfe sie alle und so lange du an ihnen nicht den Kindersinn findest so sei überzeugt, sie sind noch lange nicht reif für Mein Reich und werden noch viele Vorlesungen und Dissertationen machen müssen, bis sie erfahren werden, was ein Kind an der Brust der Mutter schon weiß: dass nur Liebe der Schlüssel zu allen geistigen Geheimnissen ist! Dieses zu deiner und anderer Beruhigung. Amen!“

 

(Gottfried Mayerhofer, „Der historische und der dogmatische Christus“, „Festgarten“, Lorber Verlag)