„Nirgends kann so viel Schaden gestiftet werden als mit dem wörtlich genommenen Begriff der Nächstenliebe.“ (PH.01_038,34)

 


Was bedeutet Nächstenliebe?

 

 

1. Die Liebe zu Gott und zum Nächsten

2. “Liebe ohne Weisheit und Weisheit ohne Liebe (können) nicht bestehen!“

3. Praktische Erklärungen zum Gebot der Nächstenliebe

4. Barmherzig aus der wahren Lebenstiefe

 


Die wichtigste Botschaft des AT sind die 10 Gebote. Die wichtigste Botschaft des NT sowie der Neuoffenbarung Jesu durch Jakob Lorber ist die Zusammenfassung der 10 Gebote in den zwei Liebesgeboten Jesu, die nicht nur für unsere Erde gelten, sondern ebenso für die gesamte Geisterwelt.



1. Die Liebe zu Gott und zum Nächsten

 

1.1.

Jesus: „Meine Lehre aber ist in sich ganz kurz und leicht zu fassen; denn sie verlangt vom Menschen nichts, als dass er an einen wahren Gott glaube und Ihn als guten Vater und Schöpfer über alles liebe und seinen Nebenmenschen wie sich selbst, das heißt, ihm alles das tue, von dem er vernünftigermaßen wünschen kann, dass ihm auch sein Nebenmensch tue…“ (GEJ.07_140,03)


1.2.

...Hierauf wandte er sich zu Mir und sprach: "Meister, du hast recht geantwortet; aber da man schon den Nächsten wie sich selbst lieben soll, so fragt es sich denn, wer so ganz eigentlich mein Nächster ist."

Sagte Ich: "Zuerst ein jeder Mensch, der irgend möglich deiner Hilfe bedarf, und zum zweiten dann auch jeder Fremde, ob er auch ein Heide wäre vom Ende der Welt her. Ich will euch aber ein Gleichnis geben, nach dem ihr dann urteilen möget, wer ein ganz rechter Nächster zu euch ist."

Hierauf erzählte Ich ihnen allen das Gleichnis vom barmherzigen Samariter und fragte dann den Fragesteller:

"Wer war da des Halberschlagenen Nächster?"

Sagte er: "Der ihm die Wohltat erwies!"

Sagte Ich: "Gut, so gehe hin und tue desgleichen, so wirst du Gott ein höchst angenehmes und wahres Opfer darbringen, das besser sein wird als eure Brand- und Schlachtopfer!“ (GEJ.06_206,21)

 

1.3.

Die Liebe zu Gott und daraus zum Nächsten ist ja eben der Geist Gottes in der Seele des Menschen. (GEJ.07_223,10)

 

1.4.

Wer da schon seinen notleidenden Nächsten nicht liebt, den er doch sieht, wie wird er dann Gott über alles lieben, den er nicht sieht?

Gottesliebe von seiten des Menschen ist bedingt durch die Liebe zum Nächsten. Wer da sagt, dass es zur Seligkeit genüge, nur Gott allein über alles zu lieben, dabei aber vor seinem armen Nächsten Herz und Tür verschließt, der ist in größter Irre! Denn die Liebe zu Gott ist ohne die Liebe zum Nächsten ewig nicht denkbar und auch nicht möglich. Darum liebet eure Nächsten, weil sie, gleich wie ihr, Gottes Kinder sind, und ihr werdet dadurch auch Gott über alles lieben!“ (GEJ.10_140,04)

 

1.5.

„…Imgleichen auch, so da kommt ein armer Heide vor deine Tür und fleht dich an um ein Almosen und du enthältst es ihm darum vor, weil er ein Heide ist, so hast du dadurch vor Mir nichts Verdienstliches fürs ewige Leben getan; so du dich aber auch des armen, hungrigen und durstigen Heiden erbarmst und gibst ihm, dessen er bedarf, so hast du vor Mir ein Mir sehr wohlgefälliges Werk der wahren Nächstenliebe getan, und Ich werde es dir vergelten hier schon hundertfach und dereinst jenseits unendlichfältig. Denn die wahre Nächstenliebe im Herzen eines Menschen – ob Jude oder Heide ist gleich – ist das einzige, wahrhaft geistige Lebenselement, durch das alle Sinnenwelt und auch alle Himmel in der Bestandsordnung erhalten werden. So ein Mensch die wahre Nächstenliebe hat und übt, so lebt er dadurch auch in der rechten Ordnung Gottes und gründet in sich das ewige Leben seiner Seele.“ (GEJ.10_146,11)

 

1.6.

Habe du von nun an denn auch die wahre Nächstenliebe gegen Heiden so gut wie gegen Juden, und du wirst erweckt werden durch Meines Geistes Kraft zum ewigen Leben und wirst eindringen in Meine Gottheitstiefen und wirst dadurch denn in Mir auch wahrhaft lieben deinen Gott über alles, – und das ist alles, was Ich von den Menschen zur Gewinnung des ewigen Lebens verlange. Wer da solche Liebe hat, der hat vor Mir keine Sünde und braucht nicht der Juden lange und leere und vor Mir wertloseste Gebete, keine Fasten und keine Bußwerke in Sack und Asche zu wirken. – Hast du das wohl verstanden?“ (GEJ.10_146,12)

 

1.7.

Es ist aber bei weitem nicht genug, zu sagen: ,Ich liebe meine Nächsten und bin ihnen sehr freundlich!‘ Die wahre und vor Gott allein gültige Liebe muß in Werken bestehen, wenn die Nächsten derselben bedürfen, geistig oder leiblich. Diese Liebe ist der wunderbare Schlüssel zum Lichte aus Gott im eigenen Herzen.“ (GEJ.03_207,14)

 

1.8.

Ihr sollet in der Erweisung der Nächstenliebe keine Ausnahme machen, sondern jedem Gutes erweisen; denn wer da eine Ausnahme macht, bei dem werde auch Ich allerlei Ausnahmen machen.

Wenn jemand in einer Not steckt und zu euch kommt, so erweiset ihm die Nächstenliebe entweder geistig oder auch materiell; die geistige Nächstenliebe aber soll der materiellen vorangehen!

Habt ihr einen Sünder bekehrt, und er steckt in einer irdischen Not, so helfet ihm auch aus dieser. Hat er darauf abermals gesündigt, so ermahnet ihn in Liebe und werdet ihm nicht feind! Denn mit welchem Maße ihr in Meinem Namen ausmessen werdet, mit demselben Maße wird es euch wieder zurückgemessen werden!“ (GEJ.09_159,11)

 

1.9.

So ihr an Mich glaubt und nach Meiner Lehre fortan lebt und handelt, so tut ihr Mir gegenüber alles, was da Meiner Liebe, Gnade und Erbarmung wert ist. Ihr werdet aber in Meinem Namen noch gar vieles zu tun bekommen; werdet ihr alles aus Liebe zu Mir und zum Nächsten tun, was zu tun euch Mein Geist in euch beheißen wird, so werdet ihr dadurch Mir auch alles vergüten, was euch durch Meine Liebe und Gnade zuteil geworden ist.

Was ihr euren armen Nebenmenschen Gutes tut, geistig und physisch, in Meinem Namen, das tut ihr Mir.“ (GEJ.08_149,01)

 

1.10.

Wenn aber jemand seinem Nächsten eine Wohltat erweist, so tue er das im stillen und mache darum nicht reden von sich und brüste sich nicht damit vor den Menschen! Denn wer das tut, der hat seinen geistigen Lohn bei Mir schon dahin genommen, dass er für seine edle Tat einen weltlichen Ruhm erhielt; dieser aber stärkt die Seele niemals, sondern verdirbt sie nur, weil er sie eitel und selbstgefällig macht.“ (GEJ.06_123,08)

 

1.11.

Wenn jemand aber seinem Nächsten etwas Gutes tun will, so tue er das nicht vor den Augen der Welt und lasse sich darum nicht öffentlich loben und preisen, sondern er tue das im geheimen also, dass nahe seine Rechte nicht weiß, was die Linke tut, und Gott, der auch das Geheimste sieht, wird solche Werke mit Seinem Segen belohnen!“ (GEJ.07_158,03)

 

1.12.

Der gute Wille ist die Seele und das Leben eines guten Werkes; ohne den hätte auch das an und für sich beste Werk gar keinen Wert vor dem Richterstuhle Gottes. Hast du aber auch ohne alle Mittel den lebendig guten Willen, deinem Nächsten, so du ihn in irgendeiner Not erschauest oder triffst, so oder so zu helfen, und es wird dir darum schwer ums Herz, so du solches nicht vermagst, so gilt dein guter Wille bei Gott um sehr vieles mehr als das Werk eines andern, zu dem man ihn durch was immer erst hat verlocken müssen.“ (GEJ.04_081,06)

 

Einen Hinweis auf das rechte Verständnis der zwei Liebesgebote gibt uns Jesus mit folgenden Worten an Judas:

 

1.13.

Ich will dir denn ein Maß geben, nach welchem du und ein jeder Mensch wissen soll, wie er mit der Eigenliebe stehen soll, wie mit der Liebe zum Nächsten und mit der Liebe zu Gott.

Nimm die Zahl 666, die in guten und schlechten Verhältnissen entweder einen vollendeten Menschen oder einen vollendeten Teufel bezeichnet. Teile die Liebe im Menschen in 666 Teile; davon gib Gott 600, dem Nächsten 60 und Dir selbst 6!

Willst du aber ein vollendeter Teufel sein, dann gib Gott 6, dem Nächsten 60 und dir selbst 600 Teile!“ (GEJ.02_077,01ff)


 

2. “Liebe ohne Weisheit und Weisheit ohne Liebe

(können) nicht bestehen!“ (Sg.01_031,16)

 

2.1.

"Nirgends kann soviel Schaden gestiftet werden, als mit dem wörtlich genommenen Begriff der Nächstenliebe." (PH.01_038,34)

 

2.2.

Der pure Buchstabe der Schrift tötet, nur der Geist macht lebendig!“ (GEJ.08_064,16)

 

2.3.

Gott hat einem jeden Menschen die Vernunft und den Verstand und daneben den freien Willen gegeben und in diesen drei Stücken auch zugleich drei Hauptgesetze; und zwar: durch die Vernunft, dass der Mensch alles Gute und Wahre vernehmen solle, und durch den Verstand, dass er das Vernommene ordne und das ganz Reine erkenne, und durch den freien Willen, dass er darnach das ganz Reine frei erwähle, behalte und darnach tätig werde.“ (HGt.03_172,08)

 

2.4.

Sooft Ich als Christus auf der Welt Meinen Vater im Himmel anrief, war es stets die Weisheit, welche die Liebe anrief, um durch dieses Anrufen ihr unbegrenztes Wirken zu zügeln. So wie die Weisheit und Liebe nur miteinander bestehen können, ebenso war Ich als Christus mit Meinem Vater, der Liebe, verbunden nur eins, und deswegen konnte Ich sagen:

`Mich kennt niemand als der Vater im Himmel, und nur Ich kenne Ihn!` oder `Ich gehe heim zum Vater!` usw. Dadurch wollte Ich sagen: Die ganze Welt ist geschaffen aus Liebe; aber die Weisheit hat ihre Bedingungen geregelt. Die Liebe schuf, die Weisheit erhält. Die Liebe als ,Vater‘ stellte das höchste Symbol der Reinheit auf, und Ich, die Weisheit, als ,Sohn‘ bewies sie durch die Tat. Und wie Liebe und Weisheit, nur vereinigt, das ganze Ich Meines eigenen Wesens ausmachen und dort im vollkommensten Abbild bestehen, so soll auch der Mensch als Abkömmling von Mir der Ausdruck der Liebe und Weisheit werden. Er soll zuerst lieben und dann weise sein lernen, um Mich, Meine Schöpfung und seine Mission ganz zu erkennen und zu begreifen.

Dahin zielt Mein Streben mit euch, alle die Ereignisse treiben euch dahin, die Wiedergeburt eures Jesus im Innern zu vollführen, Er möchte euch dort als Ausdruck von Weisheit und Liebe führen und leiten, bis in kurzer Zeit dieser Schöpfer alles Sichtbaren, der Herr aller Heerscharen, als Vater (Liebe) gepaart mit dem Sohne oder Christus (Weisheit), in Person wieder sichtbar auf die Erde treten und zum zweiten und letzten Mal aussprechen kann, was Er am Kreuz vor mehr als tausend Jahren ausgerufen hat, nämlich: `Es ist vollbracht, – es ist vollbracht das große Werk der Sühne!`“ (PH.01_005,17)

 

2.5.

Der ordnungsmäßige Zustand aber soll folgender sein: Das Herz wird mehr und mehr durch die demütige Darniederkunft des Verstandes erweitert und nimmt denselben in sich auf. Da wird dann der Verstand selbst von der Liebe erwärmt und dehnt sich im Herzen aus. Dadurch wird auch die Liebe gespannter und gespannter, entzündet sich endlich in ihrer beseligenden Wärme, und das Licht ihrer sanften Flamme durchleuchtet gar lieblich sanfthell den Verstand. Da erglänzen dann die Schätze des Himmels im Verstand, werden durch die Wärme des Lichts größer und größer und immer zerlegter und zergliederter (wie unter einem Mikroskop) – woraus dann das schöne Herzensverständnis der Liebe und des wahren, lebendigen Glaubens kommt und das Senfkörnlein sich zum Baume umgestaltet und die Vögel des Himmels und endlich auch Mich Selbst zum Wohnen in seinen Zweigen einladet.“ (HiG.01_40.08.20,04)

 

2.6.

Liebe mit Ernst und Weisheit, das ist ein ewiges Gesetz; wer danach handelt, macht keinen Fehltritt, und die Früchte davon werden köstlich sein.“ (GEJ.02_055,06)

 

2.7.

Ich als Christus lehrte die Menschen ihre gehabte Lehre besser verstehen. Ich lehrte die Liebe und die Weisheit, welche die Liebe ins gerechte Maß `weiset`.“ (Mayerhofer, Erklärung der Offenbarung des Johannes, „Das dritte Pferd“, siehe linke Randspalte unter „Über die Zukunft (1)“.

 

2.8.

…“Seid geduldig und in allem voll Sanftmut, so werdet ihr den vollsten Segen streuen in die Herzen der Menschen!“ (GEJ.02_166,04)

Diese Worte merkten sich alle wohl und waren vollkommen damit einverstanden. Nur der Hauptmann bemerkte und sagte:

`Dies ist alles göttlich, rein und wahr; aber so ich eine zu sanfte Sprache redete mit meinen Soldaten, so würde ich damit wohl eine schlechte Figur machen, und die Soldaten würden mir kaum gehorchen! So ich aber so recht zu blitzen und zu donnern anfange, da geht dann alles gut und sicher!`

Sage Ich: `Es ist hier aber auch nicht so sehr von einer äußeren als vielmehr von einer inneren, wahren Sanftmut die Rede. Wo es absolut nötig ist, von der himmlischen Schlimmheit einen weisen Gebrauch zu machen, da tue man das; denn die eigentliche Regel aller Weisheit ist: ,Klug sein gleich den Schlangen und dabei dennoch sanft gleich den Tauben!“ (GEJ.02_166,05)


Jesus stellt nicht nur Gebote auf, sondern Er gibt wo nötig auch Erklärungen und beleuchtet den Sinn hinter dem Wort. Siehe z.B. die Erklärungen zu den 10 Geboten (GEJ.07_028,01ff u.a.), die Erklärungen zur Bergpredigt (GEJ.01_039,15ff) oder das „Schulhaus der 12 göttlichen Gebote“ (GS.02_073,01ff).

 

Nächstenliebe allein bewirkt noch nicht automatisch das Gute, sondern kann auch schaden. Falsch verstandene Nächstenliebe kann durchaus das Gegenteil des erwünschten Zieles bewirken, wenn z.B. mit dem „Gutestunnur ein Laster des Bittenden genährt wird oder jemand in seinem Nichtstun bestärkt wird, statt zur Arbeit angeleitet zu werden oder der Bosheit aus Nächstenliebe Vorschub geleistet wird oder Handlungen wider die Gebote begünstigt werden. Deshalb gehört zur rechten (Nächsten)Liebe allzeit auch die rechte Weisheit sowie der Verstand, wenn letzterer auch der Welt und ihren materiellen Bedürfnissen angehört. Aber wir leben eben auch (noch) in dieser Welt, die wir gestalten können, zum Guten oder zum Bösen - und damit hat uns der Herr eine gewaltige Verantwortung übertragen.


 

3. Praktische Erklärungen zum Gebot der Nächstenliebe


3.1.

Simon Juda zu Jesus: „…Siehe, bei der Gelegenheit, als Du uns (die Apostel) und das Volk von der Liebe zu Gott und von der Liebe zum Nächsten belehrtest, da gabst Du auch an, dass man sogar die Erzfeinde lieben solle, und dass man segnen solle diejenigen, die einem fluchen, und Gutes tun denjenigen, die einem Böses tun, und dass man dem, der einem eine Ohrfeige gibt, noch die andere Backe hinhalten sollte, statt ihm eine Ohrfeige zurückzugeben.“…

Jesus: “Das ist an und für sich schon ganz klar, dass man einem erzbösen Menschen durch eine zu große Gegenfreundschaft nicht noch mehr Gelegenheit verschaffen soll, dass er dadurch in seiner Bosheit wachse und noch immer ärger werde, als er vorher war. In diesem Fall wäre eine fortgesetzte Nachsicht nichts anderes als eine wahre Hilfeleistung für des Feindes überwachsende (zunehmende) Bosheit…

Oh, sei du dessen sicher, dass Ich mit Meiner Predigt von der Nächstenliebe die Macht und Gewalt des Schwertes nicht im geringsten aufgehoben habe, wohl aber auf so lange hin gemildert, als die Feindseligkeit unter den Menschen nicht jenen Grad erreicht hat, den man mit vollem Recht den höllischen nennen kann! Bei den Alten nach dem Gesetz Mosis und der meisten alten Richter hieß es wohl: `Leben um Leben, Auge um Auge, Zahn um Zahn!`, aber da soll es bei euch nicht also sein, dass man derlei Gesetze buchstäblich nimmt, und dass man seinem Feinde nicht öfter denn siebenmal vergeben solle, wovon Ich euch zu öfteren Malen auch eine Erklärung gegeben habe, und die ihr auch wohl begriffen habt!“ (GEJ.10_215,04f)

 

3.2.

„…Diese über alles sich ausbreitende Liebe soll der Maßstab für die Menschenliebe sein, welche in jedes Menschen Brust ihren Wohnort aufschlagen und als bleibendes Denkmal einer höheren Abkunft auch alle Gedanken, Worte und Taten auf sie beziehen soll.

Diese Liebe soll aber auch, wie die Meine, keinen andern Zweck kennen als den, alles zum Besten seiner Mitmenschen und seiner mitlebenden Wesen zu tun, wobei man natürlich dem Nächsten das von ihm Gewünschte nicht immer gewähren darf, sondern ihm auch manches versagen muß, so das Gewähren vielleicht Schaden statt Nutzen bringen würde.

Betrachtet Mich! Ich liebe euch Menschen alle, liebe euch mit einer Liebe, die ihr nicht begreifen, nicht fassen und nicht erwidern könnt, und doch sage Ich nicht zu allen Bitten, mit denen ihr Mich überhäuft: `Ja!`, sondern meistens das Gegenteil: `Nein!` Und warum? Weil ihr oft Dinge wünscht, die euch geistig schädlich wären! Und wenn diese Verweigerung dann Leiden und Kämpfe, Unglücks- und Trauerfälle über euch und die Eurigen bringt, so ist sie doch nur Ausfluss der Liebe, der Liebe eures himmlischen Vaters, der euretwegen alles erschaffen, euretwegen so manches erduldet hat und euch stets Undank, Verhöhnung, Verleugnung mit Segen vergilt.

Hier seht ihr, wie die Liebe aufgefasst werden muss, wenn sie nicht Böses, sondern Gutes bewirken soll. So müsst auch ihr eure Menschen- oder Nächstenliebe auffassen! Wie ein Vater auf Erden seinen unmündigen Kindern nicht alles gewährt, was sie in ihrem Unverstand von ihm verlangen, sondern immer den höheren Erziehungszweck im Auge behält, ebenso sollt auch ihr nur dann eurem Nächsten Gutes tun, wenn ihr überzeugt seid, dass gemäß eurer Einsicht nicht etwa ein Laster genährt oder euer Nächster im Nichtstun bestärkt, statt zur Arbeit gewöhnt wird.

Dies ist die Liebe, mit welcher Ich aus Meiner Weisheit heraus Meine Welten regiere. Ebenso sollt auch ihr mit euren Verstandeskräften den Trieb des Wohltuns bezähmen und regeln, damit nicht das entgegengesetzte Resultat die Folge eures, wenngleich edelsten Willens ist.“ (PH.01_038,11ff)

 

3.3.

„…Es versteht sich aber von selbst, dass ihr dem, der Handlungen wider Gottes Gebote begeht, dazu nicht behilflich sein, sondern ihn davon abhalten sollet. So ihr das tut, dann übet ihr auch die Nächstenliebe aus, und euer Lohn im Himmel wird groß sein…

Doch es werden in Meinem Namen gar bald auch eine Menge falscher Propheten aufstehen, das Volk lehren für ihren Sack und werden es berücken durch falsche Zeichen, die sie werden von den Magiern erlernt haben. Derlei falsche Lehrer und Propheten, so sie auch laut schreien werden: `Seht, hier oder dort ist der Messias, der Gesalbte Gottes!`, nehmet nicht auf, sondern zeiget es ihnen mit Liebe und ernst, dass sie wider Mich sind und handeln. Werden sie euch hören und von ihrer Falschheit abstehen, dann möget ihr sie denn auch als Freunde ansehen und behandeln; werden sie euch aber nicht anhören und sich nicht bekehren, dann treibet sie aus der Gemeinde!“ (GEJ.10_139,03f)

 

3.4.

Wer immer dich um einen Dienst bittet oder um eine Gabe, dem verweigere nichts, vorausgesetzt, dass der von dir verlangte Dienst nicht den Geboten Gottes und den Gesetzen des Staates zuwider ist.“ (GEJ.04_078,06)

 

3.5..

Wer von dir verlangt den Rock, dem gib auch den Mantel hinzu!“, da wollte Er bloß andeuten, dass ihr, die ihr reich seid und viel besitzet, den Armen, so sie zu euch kommen, auch reichlich und viel geben sollet! Denn dadurch werdet ihr dann auch sobald zu vielem Erdreich in euren Herzen kommen und sonach selig sein im Besitze solch wahren Erdreiches, und die Armen werden euch wahrhaft segnen; denn aus euren Herzen werden sie die tatkräftigste Predigt des wahren Evangeliums Gottes vernehmen und aus ihr stark werden euch zur ewigen Stütze!“ (GEJ.01_043,09)

 

3.6.

"Als wir in unserem schönen Olivenhaine uns nun so ganz gemütlich wohl geschehen ließen, da sagte einer von den etlichen siebzig, unter denen sich die gewisse Ehebrecherin befand:

`Oh, wie sehr wohl geht es uns hier! Die höchste geistige Nahrung für unsere Seelen und die beste Kost für unseren Leib! Wie glücklich sind wir! Oh, möchten doch alle, die nun gleich uns unverschuldet in großem Elende stecken, in einen so glücklichen Zustand gelangen! Ich möchte, dass allen Menschen, die Not leiden, geistig und leiblich geholfen werde, so es möglich wäre!`

Sagte Ich: `Mein Freund, möglich wäre alles, aber aus gar vielen weisen Rücksichten nicht tunlich und zulässig. Es gibt eine Menge sehr dürftiger und mit allerlei Übeln behafteter Menschen, denen du nach deinem Mir sehr wohlgefälligen Herzen sicher gerne helfen möchtest; und siehe, wenn du ihnen nach deinem besten Wissen und Gewissen geholfen hättest, so wäre ihnen wahrlich gar nicht geholfen, sondern es würde an ihnen dadurch gerade nur das Entgegengesetzte bewirkt werden!

Es ist darum wohl sehr löblich von dir, dass du dich in deinem Wohlsein der Notleidenden und Elenden erinnerst und den Wunsch hast, ihnen zu helfen; aber es wäre da wahrlich nicht jedem geholfen, dem du geholfen hättest.

Siehe, niemand kennt die Not und das Elend der Menschen besser als Ich, und niemand ist barmherziger und liebevoller als eben auch Ich; aber es wäre allen Menschen mit Meiner alleinigen Liebe und Erbarmung wenig geholfen, wenn nicht Meine höchste Weisheit mit der Liebe und Erbarmung mitwirkte.

Ja, da geht es einer armen Familie schlecht! Sie hat keine Arbeit, kein Dach und Fach, kein Brot und leidet Hunger und Durst. Sie bettelt von Haus zu Haus, von Ort zu Ort und erbettelt sich im Tage oft kaum so viel, dass sie sich zur Not sättigen kann, während andere im vollen Überflusse leben und schwelgen und solch einer armen Familie die Tür weisen, so sie bittend zu ihnen kommt.

Es ist das von den Reichen, die solch einer armen Familie mit harten Herzen begegnen, gewiss böse, und du möchtest bei dem Anblick einer solchen harten Begegnung gewiss sagen: ,Aber, du großer, allgütiger und allmächtiger Gott, kannst Du wohl solch eine himmelschreiende Unbarmherzigkeit ungestraft dahingehen lassen? Vernichte solche Menschen mit Blitz und Feuer aus Deinen Himmeln!‘ Und siehe, Gott würde solchem deinem Anflehen dennoch kein Erhören schenken! Ja, warum denn aber das nicht?

,Soll die Lieblosigkeit der Menschen denn fort und fort wuchern auf dieser Erde?‘ Nein, sage Ich dir, das sei ferne! Aber sieh, es muss nach dem weisen Ratschlusse Gottes alles seine Zeit haben auf dieser Erde, auf der die Menschen zur wahren Kindschaft Gottes reif werden sollen!

Es hat somit der Reiche seine Zeit, reich zu sein und mit seinem Überflusse den Armen Barmherzigkeit zu erweisen, und der Arme hat seine Zeit, sich in der Geduld und Selbstverleugnung zu üben und seine Not und sein Elend Gott aufzuopfern, und Gott wird dem Armen bald auf die für sein Seelenheil beste Art helfen und eben also den harten Reichen zur rechten Zeit züchtigen. Denn es ist der Reiche wie der Arme zur Kindschaft Gottes berufen.

Es war aber unsere arme Familie einstens auch wohlhabend und war hart gegen andere Arme, und es hatte sich das Blatt ihres irdischen Glückes zum Heile ihrer Seelen notwendig einmal wenden müssen.

Würdest du ihr nun plötzlich helfen, so würde sie bald sehr übermütig werden und Rache an jenen üben, die ihr mit Härte begegnet sind. Wenn sie aber einmal in der Geduld recht durchgeprüft sein wird, so wird ihr nach und nach, und zwar so unmerklich wie möglich, geholfen werden, und sie wird darin die Fürsorge Gottes besser und heller erkennen, als so man sie von heute auf morgen in einen sehr glücklichen Wohlstand erhoben hätte.

Der harte Reiche aber wird auch nach und nach und von Punkt zu Punkt in einen misslicheren Zustand versetzt werden. Er wird bald da und bald dort in seinen Spekulationen einen Missgriff machen, wird eine schlechte Ernte haben, Schaden bei seinen Herden erleiden, er wird entweder selbst krank werden oder sein Weib oder eines seiner liebsten Kinder, und kurz, es wird Schlag auf Schlag über ihn kommen.

Wird er in sich gehen und sein Unrecht erkennen, so wird ihm auch wieder geholfen werden; wird er aber nicht in sich gehen und sein Unrecht nicht erkennen, so wird er um alles kommen, und dann auch den Bettelstab oder nach Umständen noch etwas Schlimmeres zum Verkosten bekommen.

Wer ihn dann in seiner Armut trösten und ihm unter die Arme greifen wird, der soll auch von Gott aus getröstet und belohnt werden; doch ganz helfen wird ihm niemand eher können, als bis es Gottes Wille zulassen wird. Daher sei du, Mein Freund, nun nur ganz ruhig und heiter; denn Ich weiß es schon, wer da zu einer Hilfe reif geworden ist!`“ (GEJ.07_092,01ff)

 

3.7.

„Es gilt beim Geben ebenfalls als erstes Gesetz, weise den Mittelweg einzuhalten, und auch hier gilt das Sprichwort: `Seid einfältig wie die Tauben, und vorsichtig wie die Schlangen`!

Der größte Fehler, der bis jetzt immer zu verkehrten Resultaten geführt hat, ist, wenn selbst gute Menschen, um Meinen Gesetzen zu entsprechen, selbe nur im Wortsinne ausführen wollen, wo sie meistens sich täuschen und mehr Schaden anrichten als Gutes bewirken.

Ich will dir einige Beispiele anführen. – Höre also: Nehmen wir an, du hast in deiner Begeisterung für Meine Lehre den Entschluss gefasst, dich all deiner Habe zu entäußern; du gibst – laut dem Wort im Evangelium – alles was du hast, den Armen, oder wenigstens Denen, welche sich vor dir als solche darstellen; glaubst du, du habest mit dieser Tat Meinen Willen und Meinem Gesetze entsprochen? Mitnichten, du hast vorerst dich von allem entäußert; heute tatest du, wie du meinst, sehr viel Gutes und morgen bist du selbst ärmer als die, welchen du gestern gegeben; du hast dich nicht allein deiner Habe entledigt, sondern du hast dir auch die Gelegenheit abgeschnitten, fürder Gutes zu tun und in manchen Fällen eine Träne zu trocknen, die aus einem Auge der Dankbarkeit geflossen wäre.

Deswegen ist richtig-helfen nicht eben so leicht, als man glaubt; du wendest Mir dagegen ein: `Ich habe als Christ meine Schuldigkeit getan, diese wird der Herr mir allein anrechnen; ob meine Gabe genützt oder geschadet, das geht mich nichts mehr an.` So vielleicht urteilst du, und Ich sage dir, du hast als blinder Wortreiter geglaubt des Guten etwas getan zu haben, aber du hast durch dein unzeitiges und etwa zu viel Geben vielleicht eine Seele von Mir entfernt, welche Ich auf dem Weg der Not zu Mir führen wollte.

Hättest du mäßig gegeben, so wäre für den Augenblick geholfen und für die Zukunft nicht geschadet gewesen, allein auf einmal einen Armen z.B. aller seiner Sorgen zu entheben, ist gefährlich, denn er vergisst seinen früheren Zustand gleich, und kann sich im neuen nicht leicht fassen.

Das beste Geben an Notdürftige ist, wenn man ihnen – so es möglich – Arbeit verschafft, damit sie arbeitend ihr Brot verdienen, welches besser ist als faulenzend von Tür zu Tür zu wandern; und wo dieses nicht sein kann, so macht es so wie Ich einst sagte: `Speiset die Hungrigen und kleidet die Nackten` usw. – dieses schadet niemand und wendet die Herzen euch selbst und Mir zu; alles andere aber artet leicht in Missbrauch aus!

Wie Ich schon früher sagte: Es gibt verschiedene Zustände in der menschlichen Gesellschaft. So wie du eine Menge Menschen unter dir hast, welche durch Geburt und Umstände, ob schuldig, ob unschuldig – in dürftigen Verhältnissen leben müssen, ebenso viele siehst du ober dir, die vom Glücke, wie ihr sagt, verfolgt, oft gar nicht wissen, was sie mit all dem Geld oder Gut tun sollten, welches sie besitzen, nicht eingedenk der Ehren und hohen Stellen, die sie vielleicht einnehmen, von Geburt aus, oder weil sie mit wohl berechnendem Verstande die Umstände zu benützen wussten, um vorwärts zu kommen.

Nun, gegen diese soll deine Nächstenliebe nur insofern sich äußern, daß du ihnen gegenüber – haben sie dir Vertrauen geschenkt, weil sie dich als rechtlichen Mann betrachten – dein Gewissen rein hältst und pflichtschuldigst erfüllst, was du ihnen beim Antritte deines Amtes gelobtest.

Deine Macht ist auf keinen Wirkungskreis angewiesen, höchstens durch Fürsprache dort Gutes zu wirken, wo eigene Mittel nicht auslangen. Was das geistige Wohl der über dir Gestellten betrifft, so lasse nur Mich machen, Ich finde schon die rechten Mittel, sie zur geeigneten Zeit mürbe zu machen, damit dann eigenes Unglück ihr Ohr geneigter gegen fremdes macht. So wirke du in deinem Wirkungskreise, gebe stets mit Liebe, gebe aber nur so viel, als den Umständen gemäß du für gut erachtest, das Andere lass dann Mir übrig.“

(Aus: Gottfried Mayerhofer, „Die Liebes-Gebote Jesu“, „2. Nächsten-Liebe“. Siehe linke Randspalte unten unter Themenregister, Thema „Liebes-Gebote Jesu, Die

 

3.8.

„Nicht die Tat selbst ist es, die dein Gemüt adelt und es erhebt, es ist der Wille, mit welchem du sie verrichtest hast. Das Übrige überlasse Mir; wirst du auch betrogen, d.h., verwendest du manchmal deine Gaben an Unwürdige, das geht nicht mehr dich, das geht den Empfänger und vorerst auch Mich an. Das Betrogenwerden, wenn du es später auch erfährst, ist eine Lehre, nicht eine traurige Erfahrung für dich und soll dich erinnern an Mein Wort: Seid vorsichtig wie die Schlangen und dabei einfältig wie die Tauben!

Werde in Zukunft vorsichtiger im Geben und lasse nicht allein die Liebe, sondern auch den Verstand (Weisheit) mit walten, soweit es deiner Einsicht gestattet ist, das Wahre vom Falschen zu erkennen.

So lange du unter Menschen lebst, musst du die Menschen nehmen, wie sie sind und sie nicht verlangen, wie sie sein sollten; zudem werde schon Ich nach und nach die Mittel finden, sie alle zusammen unter ein Dach zu bringen.

Siehe auf Mich, wie Ich einst lebte unter euch Menschen und welche Lehre Ich euch hinterlassen habe, um eure geistige Würde wieder herzustellen; folge dieser Lehre der Demut, der Duldung und bereitwilligen Aufopferung und es wird Friede und deine Ruhe wieder zurückkehren, die du jetzt verloren wähnest.

Bedenke stets: Du bist Mensch und musst unter Menschen leben und nur im Ertragen ihrer Schwächen wächst deine geistige Stärke. Durch Absonderung von ihnen gewinnst du nichts, denn dein Geist schreitet nicht vorwärts, weil ihm die Nahrung, der Widerstand gegen sein eigenes Prinzipienleben fehlt, welches der Anreger zum geistigen Fortschritte, zur geistigen Vervollkommnung ist.

So, Mein Sohn, wirst du dann Meine beiden Liebesgebote im wahren Sinne erfüllen und Mir ein würdiges Kind hier und im Jenseits werden! Amen!“
(Aus: Gottfried Mayerhofer, „Die Liebes-Gebote Jesu“, „3. Über die zwei Liebes-Gebote“. Siehe linke Randspalte unten unter Themenregister, Thema „Liebes-Gebote Jesu, Die

 

3.9.

Nach himmlischer Art kümmert man sich um nichts, denn nur allein um die Liebe und die Erkenntnis Gottes, für alles andere sorgt der Herr.“ –

Diese Stelle aus der `geistigen Sonne` führtest du an, um wegen deinem Zweifel einen Anhaltspunkt zu haben, auf welchem du dich stützend deine Gottes- und Nächstenliebe regeln und beweisen willst. Auch in den Evangelien findest du ähnliche Worte, welche denselben Sinn nur mit anderen Worten ausdrücken, - z.B. wo Ich zu Meinen Jüngern sagte: Sorget nicht für den morgigen Tag, denn jeder Tag hat seine Sorgen! – oder wenn Ich ihnen sagte: Sehet an die Lilien im Felde, sie arbeiten nicht, sie spinnen nicht, und doch ist Salomos Kleid ein Nichts gegen ihre Pracht, - oder wenn Ich Meinen Jüngern verbot, weder zwei Röcke, noch einen Sack, noch einen Stock mit sich zu führen, usw. – Alle diese angeführten Stellen haben Wahres an sich, und dieses soll befolgt werden; allein wörtlich sie zu deuten, ist falsch, ist verkehrt.

Der erste Satz, den du anführst, ist schon im ersten Worte widerlegt, indem es heißt: nach himmlischer Art. –

Wo bist du denn nun? Bist du schon im Himmel oder noch auf der Erde?

Siehe, jedes Verhältnis, in welches ein Mensch oder Geist gerät, hat auch seine Gesetze, nach denen gehandelt werden muss.

Du kannst also auf Erden lebend nicht ganz so handeln wie im Geisterreich, wie im Himmel es gang und gäbe ist; - Du sollst diese Begriffe modifizieren, du kannst bei deinen Handlungen hier auf Erden himmlische Seligkeiten durch dein eigenes Bewusstsein dir bewirken, aber diese Gefühle bleibend zu erhalten, oder ganz das Irdische hintan setzend, kannst du nicht handeln; denn du bist Mensch und nicht Geist; - Du musst von anderen Grundsätzen und Begriffen ausgehen.

Siehe, Ich will euch darauf hinleiten, und zwar mit einer einzigen Frage, welche du selbst bei jeder Handlung an dich stellen solltest, und diese Frage ist:

`Wie und unter welchen Verhältnissen kann ich das meister Gute wirken?` -

Hierauf wird dir dein eigenes Herz antworten: Wenn du die Güter der Erde, welche der himmlische Vater dir anvertraut hat, benutzest, dass du mit deinen Gaben keinen Schaden machst, und dir stets zu ferneren Wohltaten Mittel genug übrig bleiben.

Wo kannst du mehr wirken, wenn du dich selbst zum Bettelstab verdammst, oder wenn du nach Maßgabe den Armen hilfst wie und wo du kannst?

Siehe, zu Meiner Zeit gab es auch Reiche und Bemittelte, welche zum Teil Meine Freunde waren, und Ich ihnen nichts nahm, sondern sogar noch mehr gab; Ich tat es, weil Ich wusste, wie sie die Glücksgüter der Erde zu verwerten wussten, und gab es ihnen deswegen, um die Tugend der Nächstenliebe im größten Maßstabe auszuüben.

Die Stellen, welche Ich oben aus dem Evangelium anführte, diese waren mehr jenen Verhältnissen anpassend, in denen Meine Jünger lebten, und in welche sie noch kommen sollten; ihnen war eine große Aufgabe zugemessen, deswegen mussten sie – um Mir nachfolgen zu können – Weib und Kind, Haus und Hof verlassen, weil als Lohn die Welt ihr Haus, und ihre Familie die Menschheit geworden war.

Du musst also alles den Umständen anzupassen verstehen; denn sonst geht es dir, wie einzelnen Menschen, die von allen Mitteln und Stoffen, welche ihnen von Mir zum zeitlichen Unterhalte gegeben wurden, nur zu großem Missbrauch machen.

Nehme die einfachsten Dinge, welche, missbraucht, Krankheit und Tod herbeiführen, während sie, mäßig angewendet, zur Gesundheit und zum Wohle des Menschen sind. Siehe, Feuer und Wasser usw., welche tödliche Wirkung des Missbrauchs und welcher Segen in geregelter Anwendung.

Eure neu erfundenen Kuren und Urheilmittel – wie wirken sie, wenn Vernunft sie leitet? Und was ist das Resultat, wenn übertriebener Eifer zu Extremen führt? -

Daher lasse deinem Geiste das Drängen nach Vereinigung mit der Seele; folge seinen Wünschen, aber verbinde sie mit deinen Lebensverhältnissen, in welche Ich dich gestellt habe, und sei versichert, dass Ich am besten wusste, dass unter diesen Verhältnissen deine Geistesfrucht am leichtesten zur Reife gelangen kann.

Siehe, was du gerne anstreben möchtest, ist mit denjenigen Menschen zu vergleichen, die in alten Zeiten als Märtyrer für Meine Lehre starben; Ich verlangte diese Opfer nicht von ihnen; sie hätten Mir bei Weitem mehr genützt, wenn sie am Leben geblieben wären, - sie stehen als Beispiele von höchster Aufopferung für sich selbst wohl da; aber mehr, ja bei weitem mehr hätten sie Mir genützt, wären sie in ihrem Amtseifer nicht zu weit gegangen, und hätten durch längere Zeit nach und nach bewiesen, was sie mit ihrem heroischen Tode auf ein Mal mit einem Schlage vollenden wollten. –

Auch die Zweifel deines Mannes in Bezug auf Nächstenliebe `im Sinne Jesu` wie er sagt – gehören hierher; auch ihm will es nicht klar werden, dass es eigentlich nicht auf das Geben ankommt, was man gibt, sondern wie man es gibt.

Im Wie liegt der himmlische Jesus-Sinn; mit geistiger Nächstenliebe müssen die materiellen Opfer gebracht werden, dann wird der göttliche, der Jesus-Sinn überall Segen verbreiten, - der ausgestreute Samen wird Früchte tragen, wenn gleich nicht immer für den Empfänger, doch für den Geber. –

So muss die Nächstenliebe geübt werden; so übte Ich sie während Meines Lebenswandels, und so sollet auch ihr selbe bertachten, dann kehrt erst der wahre echte Friede in euer Herz ein.

Der göttliche Funke, Mein Geist der Liebe in euch gelegt, findet dann Nahrung, und kann seiner Vereinigung mit der Seele nachstreben, dann – obwohl mit irdischer Materie umkleidet – handelt die Seele göttlich.

Dann wirst auch du, Mein liebes Kind, die Worte des Kreuzes, welche Ich dir gegeben, erst recht im Strahlenglanze des Leidenslichtes ergänzen sehen, dann wirst du die deinem geistigen Leben quer laufenden Verhältnisse als notwendig erachten, und sie als Stufen geistigen Wohles ausbeuten, und auch dein weltliches Lebenskreuz mit Resignation und Ergebung in Meinen Willen leicht ertragen. Amen“

(Gottfried Mayerhofer, „Lebensgeheimnisse“: „Gerechte Liebe, himmlischer und irdischer Art“ vom 28. Jan. 1872. Nach „Geistiges Leben“, Heft 2, 2016)



4. Barmherzig aus der wahren Lebenstiefe

 

Als nachzuahmendes Beispiel aber zeigen sie (die Tränen Jesu), daß auch ihr aus der wahren Lebenstiefe heraus barmherzig sein sollet; denn eine durch Romanlektüre bewirkte Weichherzigkeit und Erbarmung hat bei Mir durchaus keinen Wert und ist nicht vieles besser als eine Blindliebe und Heirat auf dem Theater. Solchen `barmherzigen` Menschen will Ich einst auch den Lohn geben, der der Grund ihrer Barmherzigkeit war. Sie sollen auch jenseits große Bibliotheken von zahllosen Romanen antreffen und werden nicht eher aus denselben gelangen, bis sie es lebendig an sich erfahren werden, dass eine geschriebene Liebe und ein geschriebenes Leben durchaus keine Liebe und kein Leben sind.

Wer nicht aus Mir liebt und nicht von Mir lernt, der tut alles, was er tut, wie ein Toter und wird nicht eher seinem Grabe entsteigen, als bis Jesus nicht über seinem Grabe weinen wird.

Verstehet solches wohl; es ist eine große Tiefe darinnen, und so sei das Leben euer Amen!“ (Ste.01_024,15f)


Siehe auch linke Randspalte unter "Texte der Neuoffenbarung zu...": Themen "Die Liebesgebote Jesu" und "Selbst- und Nächstenliebe", unter "Kurztexte": "Wer ist mein Nächster?" und unter „Ethisches / Aktuelle Themen“: „Was bedeutet Nächstenliebe (Kurzfassung)“