"Lazarus, du hast den Tod durch Mich überwunden, - sorge, dass du dieses auch ohne Meine Hilfe könnest; denn wahrhaft frei ist der Mensch erst von allen Bandes des Todes, wenn er aus sich heraus Meine Kraft an sich reißt und sodann als Sieger und Herrscher hervortritt aus der Grabeshöhle, in der seine Seele schlummerte!" (GEJ.11_037,02)


 

Lazarus von Bethanien der Auferweckte

WS-A3241

 

Wilfried Schlätz



1. Frage:

 

Meine Frage und Bitte: Wo finde ich Erklärungen zu der Person Lazarus? Im gestrigen Dialog zwischen einer ev. Religionswissenschaftlerin und einem Priester der Christengemeinschaft wurde "vermutet ", dass Lazarus. ...der "Johannes, der den der Herr lieb hat " ist. Beide Vortragende bestritten, dass es sich um einen wirklich 4-Tage alten Leichnam (des Lazarus) handelte, sondern um eine Einweihung. Ich würde gerne mehr darüber erfahren!



2. Antwort:

2.1. Luther-Bibel:

2.1.1. Matthäus:

4,21 Und da er von da weiterging, sah er zwei andere Brüder, Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und Johannes, seinen Bruder, im Schiff mit ihrem Vater Zebedäus, dass sie ihre Netze flickten; und er rief sie.

4,22 Alsbald verließen sie das Schiff und ihren Vater und folgten ihm nach.

2.1.2. Markus:

1,19 Und da er von da ein wenig weiterging, sah er Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und Johannes, seinen Bruder, dass sie die Netze im Schiff flickten; und alsbald rief er sie.
1,20 Und sie ließen ihren Vater Zebedäus im Schiff mit den Tagelöhnern und folgten ihm nach.


2.2. Der Lieblingsjünger Johannes war wie sein Bruder Jakobus ein Sohn des Zebedäus.

2.3. Dagegen waren der junge Lazarus (der später von Jesus vier Tage nach seinem Tode irdisch wieder auferweckt wurde)  und seine Schwestern Maria und Martha Kinder des alten Lazarus:

2.4. Jesus durch Jakob Lorber (JL):

[GEJ.04_133,10] Und so mache du, Mathael, dich wieder ans Werk und erzähle uns die von dir erlebte und wohlgesehene Geschichte aus Bethanien! Wir haben noch vier Stunden bis zum Aufgange und können darum noch so manches erfahren und gleichsam miterleben, und du, Mathael, kannst nun gleich mit deiner Erzählung beginnen!“

134. Kapitel

[GEJ.04_134,01] Sagt Mathael: „Herr, darf ich nebenher auch jener sonderbaren Naturerscheinung erwähnen, die ich und mein mit mir um die Mitternachtszeit dahin (nach Bethanien) ziehender Vater im Aufgange beobachtet haben?“

[GEJ.04_134,02] Sage Ich: „Allerdings; denn sie hat sehr viel Beziehung auf die Begebenheit, die du vor siebzehn Jahren in Bethanien erlebt hast! Fange du darum nun nur an!“

[GEJ.04_134,03] Sagt Mathael: „Herr, ich sehe, dass Dir nichts unbekannt ist in der ganzen unendlichen Schöpfungssphäre! Für Dich brauchte ich demnach die Geschichte durchaus nicht zu erzählen; aber der anderen Freunde und Brüder wegen erzähle ich derlei höhere Dinge sehr gerne, besonders wo ich es sehe, dass ich gläubigst angehört werde. Es hat zwar alles, was ich euch nun kundgeben werde, einen sehr mystisch und fabelhaft aussehenden Charakter; aber darum ist doch alles wahr, was ihr vernehmen werdet, und so wollet mir denn abermals eure Aufmerksamkeit schenken!

[GEJ.04_134,04] Höret! Es war schon sehr spätherbstlich an der Zeit. Der hohen Berge Spitzen lagen im Nebel, und ein durchaus nicht freundlicher Nordwind wirbelte die dürren Blätter der Bäume durch die Luft; nur im Osten gab es noch etliche Stellen, durch die die lieblichen Sterne wie verweint zur Erde herabblickten, welche Naturszene ich und mein Vater, der ein großer Freund der Natur auch in deren unfreundlichem Wirken war, nahe bis gen Mitternacht hin betrachtet haben. Als wir aber anfingen uns anzuschicken, ins Haus zu gehen und darin unser Ruhelager zu nehmen, da entdeckten wir einen Menschen [= der junge Lazarus] eiligen Schrittes, mit einer Schafurinblasenlaterne in seiner Hand, gerade auf unser Haus losziehen, und es währte kaum etwelche Augenblicke, und ein ziemlich betrübter, noch recht junger Mann stand vor uns.

[GEJ.04_134,05] Meinen Vater als einen Arzt gleich erkennend, sagte er in einem wehmütigen Tone: ,Freund und Arzt! Ich komme von Bethania her; mein Name ist Lazarus, bin der Sohn des alten Lazarus, den ich über alles liebe! Der ward heute plötzlich sehr krank, und es sieht übel aus mit ihm! Unser Rabbi, der zur Not auch so ein bisschen ein Arzt ist, kennt sich bei meinem Vater nun durchaus nicht mehr aus! Er selbst beschied mich zu dir, da du ein außergewöhnlicher Arzt wärest und den Kranken schon in Fällen Hilfe gebracht habest, in denen kein anderer Arzt mehr ein Heilmittel fand. Komme und heile, wenn noch möglich, meinen leidenden Vater!‘

[GEJ.04_134,06] Sagte mein Vater: ,Wenn ein anderer Arzt einen Kranken schon bis an den Tod gebracht hat, da soll dann unsereins wieder Wunder wirken! Das wäre übrigens schon alles recht, wenn man nur auch gleich überall das vermöchte! Ich will mit diesem meinem einzigen Sohne, der mir zur Hand sein muss, weil er die Gabe hat, Geister zu sehen und im Notfalle sogar zu sprechen, denn nun mit dir wohl hinziehen und sehen, was daselbst zu machen sein wird; hättest du aber etliche Saumgäule mitgenommen, die dich schneller herüber- und uns nun schneller hinübergebracht hätten, so wäre eine leichtere Heilung erfolgt. Haben sich bei ihm nun aber etwa schon die hippokratischen Todesspuren eingestellt, dann ist es mit dem Heilen vorbei; denn gegen die Macht des Todes ist kein Kräutlein gewachsen, weder auf den Alpen und noch weniger in irgendeinem Garten!‘

[GEJ.04_134,07] Der Bote Lazarus war mit diesem Bescheide zwar zufrieden, nur bedauerte er sehr, keine Saumrosse mitgenommen zu haben. Wir begaben uns aber nun doch ganz eilig auf den Weg; denn man hatte bei guten Füßen eine gemessene Stunde Zeit bis dahin.

[GEJ.04_134,08] Als wir, ganz stumm nachdenkend, unsern Weg dahinwandeln, verschwinden im Osten die Nebel ganz, und es wird heller und heller, – ja, nach etwa einer Viertelstunde wird es so helle wie etwa eine halbe Stunde vor Sonnenaufgang. Das hat unsere Aufmerksamkeit in einem so hohen Grade in Anspruch genommen, dass wir trotz aller Eile denn doch stehen bleiben mussten, um zu sehen, woher denn dieses sonderbare Heller- und Hellerwerden komme.

[GEJ.04_134,09] Endlich aber wurde es ganz Tag, und über den östlichen Horizont erhob sich förmlich eine Sonne, aber mit einer viel größeren Raschheit als die gewöhnliche oder – wie man zu sagen pflegt – die alltägliche. Aber es wollte bei dieser schnell emporsteigenden Lichterscheinung das untere, östliche Ende oder der östliche Rand nicht zum Vorscheine kommen.

[GEJ.04_134,10] Die Lichterscheinung wuchs zu einer Lichtsäule, die in wenigen Augenblicken ihr Haupt bis an den Mittagsstrich heraufschob und bald eine solche Helle und Wärme verbreitete, dass wir genötigt waren, uns unter einen noch ziemlich dicht belaubten Feigenbaum zu begeben, um nicht zu erblinden vor Licht und nicht zu vergehen vor Hitze. Aber bald wurde diese Lichtsäule wieder dünner und dünner, und es schwand das Licht und die starke, durch diese Lichtsäule erzeugte Wärme.

[GEJ.04_134,11] Nach einer beiläufig genommenen ganz kleinen Viertelstunde war es mit der Lichterscheinung gar, aber auch mit unserem Schauen; denn es ward darauf, als dieses Licht gänzlich verschwand, derart total finster, und unsere Augenkraft war derart geschwächt, dass wir nicht einmal die Laterne unseres Boten vollends aus- und wahrnehmen konnten.

[GEJ.04_134,12] Erst nach etwa etlichen dreißig Augenblicken fingen unsere Augen an, die nötigste Sehkraft wieder zurück zu gewinnen, und wir sahen wieder bei dem schwachen Lichte unserer Laterne mit genauer Not den Weg, den wir zu gehen hatten. Die ganze Geschichte hielt uns aber dennoch ganz gut bei einer halben Stunde der Zeit nach auf, und mein Vater fragte mich gleich, ob ich bei dieser Lichterscheinung nicht etwa irgendwelche Geister gesehen hätte.

[GEJ.04_134,13] Und ich sagte zu ihm, der vollsten Wahrheit gemäß: ,Im Lichte, das ohnehin noch um vieles weniger als die Mittagssonne anzusehen war wegen der ungeheuersten Lichtstärke, war nichts zu entdecken, wohl aber unten bei uns auf der Erde. Da wurden mir eine Menge Gestalten nur so halbwegs ersichtlich, – aber alle wie in einem geschäftigsten Zuge gegen Westen; ihre Bewegung war sonach eine homogene (gleichartige) mit der der Lichterscheinung. Nur eine einzige Geistgestalt, die uns sehr nahe kam, war ganz ersichtlich, hatte ein ernstes, altmännliches Aussehen und schien an der Lichterscheinung ein großes Behagen gehabt zu haben. Als aber das Lichtphänomen am Himmel zu schwinden begann, da entschwand auch die Geistgestalt schnell, und zwar, wie es mir vorkam, auch nach Westen, doch etwa so mehr in der Richtung gegen Bethania hin!‘ Mehr sah ich nicht und konnte darum meinem Vater auch keinen weiteren Bericht erteilen.

[GEJ.04_134,14] Unser Führer wunderte sich über mich und meine Sehergabe und glaubte an meine Aussagen; denn er meinte, meine Phantasie und Einbildungskraft könnte noch unmöglich jene dichterische Intensität erreicht haben, dass ich ihr zufolge mir solches aus den Ärmeln gleich so herausbeuteln könnte. Damit hatte er aber auch ganz recht; denn erfinderisch bin ich wohl nie gewesen und besaß als Knabe und Jüngling nahe gar keine Phantasie oder irgendeine Einbildungskraft, wohl aber besaß ich sehr viel Talent für die Erlernung fremder Zungen.

[GEJ.04_134,15] Wir kamen aber bei diesen wenig sagenden Betrachtungen endlich nach Bethania und daselbst in das sehr angesehene Haus des [alten] Lazarus und fanden den Kranken gerade in den letzten krampfhaften Zügen, von welchen man sagt, dass für sie kein Kräutlein mehr gewachsen ist.

[GEJ.04_134,16] Das Bett umstanden zwei weinende, sonst überaus liebliche Töchter [Maria und Martha] des Sterbenden und noch eine Menge Muhmen und Basen und schluchzten und weinten, wie es bei solchen Gelegenheiten schon immer herzugehen pflegt. Unser Führer, als Sohn des Hauses [= der junge Lazarus], weinte auch mit und vergaß vor lauter Traurigkeit, meinen Vater zu fragen, ob da noch etwas zu helfen wäre oder nicht.

[GEJ.04_134,17] Nur der kleine Rabbi näherte sich meinem Vater, ob etwa da denn doch noch irgend etwas anzuwenden wäre, das den Alten doch zum wenigsten auf eine nur ganz kurze Zeit zur Besinnung brächte. Mein Vater sagte anfangs auf diese Frage nichts, fragte mich aber ganz im Stillen, wie es mit dem Alten stünde, und ob etwa die Seele schon anfange, sich aus dem Leibe zu ziehen und zu erheben.

[GEJ.04_134,18] Ich aber sagte dem Vater, wie ich es sah, ganz harmlos: ,Die Seele schwebt bereits ganz vollendet bei einem halben Mann hoch in waagrechter Richtung über dem Leibe und ist mit dem Leibe nur noch durch einen haardünnen Lichtfaden verbunden, der nach unseren gemachten Erfahrungen wohl keine sechzig Augenblicke mehr dauern dürfte; der wird ehest zerreißen. Merkwürdig aber ist zu sehen, wie jene ungeheure Lichtsäule, die wir in der großen Natur mit den Naturaugen schauten, sich hier über dem Haupte der Seele wieder zeigt, die gleiche Lichtkraft hat und auch eine sehr wohltuende Wärme von sich ausströmen lässt. Die Seele wendet ihr Auge nicht ab von der Lichtsäule und scheint daran ein großes Wohlbehagen zu haben.“

135. Kapitel

[GEJ.04_135,01] (Mathael:) „Als mein Vater solches vernommen hatte von mir, wandte er sich gleich an den schon etwas ungeduldig werdenden kleinen Rabbi und sagte: ,Freund, wie ich die Sache nun beobachtet habe, so wäre es da für jeden Tropfen selbst des stärksten Lebensbalsams schade; denn seine Seele schwebt bereits manneshoch über dem schon so gut wie vollkommen toten Leibe. Darum stimme nun nur deinen Klagepsalter an, und zeige es als ein Priester den Menschen an, dass hier keine irdische Hilfe etwas vermag!‘

[GEJ.04_135,02] Bei dieser Erklärung machte der kleine Rabbi ein etwas saures Gesicht und fragte den Vater, wie er das zu merken imstande wäre. Der Vater aber war niemals von einer zu großen Höflichkeit und sagte dem kleinen Rabbi so ganz trocken ins Gesicht: ,Wie und woher ich das sehe und weiß, gehet dich nichts an; tue du nur das Deinige, und ich kenne recht genau und gut, was ich zu tun habe!‘

[GEJ.04_135,03] In diesem Moment ward die Seele ganz vom Leibe gelöst, und mehrere sehr erhaben und weise aussehende Geister nahmen sie gleich in ihre Mitte, gaben ihr wie aus weißestem Bissus ein wunderherrliches Faltengewand, und einer nahm die Lichtsäule, bog sie um die Lenden der nun freien Seele, und es ward daraus ein gleich der Sonne mächtig strahlender Gürtel. Zugleich setzte ein mächtiger Geist der freien Seele einen ebenso mächtig strahlenden Hut aufs Haupt und sagte: ,Sei, Bruder, für ewig geschmückt mit dem Lichte deiner aus Gott in dir leuchtenden Weisheit!‘

[GEJ.04_135,04] Mit dem verließen aber auch augenblicklich alle hohen anwesenden Geister samt der nun frei gewordenen Seele das Haus, was ich dem Vater sogleich mitteilte, und der Vater sagte zum Rabbi: ,Nun, weil die Seele des Alten von dem Leibe vollends abgelöst ist, wirst du etwa doch hingehen und den sich nahe blind Weinenden den vollkommenen Tod des Alten ankündigen?!‘

[GEJ.04_135,05] Sagte der kleine Rabbi: ,Ei warum nicht gar! Jetzt werde erst ich ihm ein belebendes Tröpflein auf die Zunge lassen, und wir werden dann gleich sehen, ob seine Seele – vorausgesetzt und angenommen, dass es eine besondere Seele im Menschenleibe gibt –

[Ebenso wie die ev. Religionswissenschaftlerin der Frage (1.) glaubte auch dieser Rabbi an keinen selbständigen Seelenkörper aus materiefreiem Licht, der nach dem Verlassen der irdischen Hülle sofort im Jenseits weiterlebt. Daher leugnet sie auch die Wiederbelebung des verstorbenen jungen Lazarus vier Tage nach dessen Tode! Wenn es sich bei dem Priester der Christengemeinschaft um die anthroposophische Christengemeinschaft nach Rudolf Steiner handelt, so müsste dieser Priester eigentlich an eine selbständige Seele glauben, die gemäß Rudolf Steiner tausende Male auf Erden reinkarnieren muss, um allmählich ihr Karma abzutragen! Warum er also die leibhaftige Auferweckung des jungen Lazarus leugnet, weiß ich nicht!]

wohl wirklich schon aus dem Leibe gefahren ist! Nach meiner wohl geprüften Ansicht hat kein Mensch eine Seele, die über das Leben des Blutes und der Nerven hinausreichte mit einem besonderen spirituellen Leben. Der Mensch, wenn er einmal tot ist, da ist er ganz tot wie ein Stein oder ein dürres Stück Holz, und bei allem, was ich heilig nennen kann, schwöre ich dir, dass dann im Menschen nichts mehr am Leben bleibt.

[Das ist der materialistische Glaube an den Ganzheitstod: Der Mensch hat keine selbständige Seele, sondern die Seele ist ein Teil bzw. eine Funktion des Materiegehirns, so dass mit dem Gehirntod der Mensch endgültig und total tot ist. Dies glaubt auch die ev. Religionswissenschaftlerin in Frage (1.) und leugnet daher die Auferstehung des jungen Lazarus, nachdem seine Leiche vier Tage lang im Grabe zum Teil verwest war].

Es gibt aber noch Arkana (Geheimmittel) in der Natur, das Leben im nahe schon toten Leibe von neuem zu wecken; und das will ich nun tun und werde dir als einem steifen Juden beweisen, dass die Seele noch lange nicht aus dessen Leibe gefahren ist und auch nicht fahren kann, weil niemals eine eigentliche Seele darin gewohnt hat!‘ [Wieder die Leugnung einer selbstständigen Seele und der Glaube an einen Ganzheitstod!]

[GEJ.04_135,06] Hier zog der Rabbi ein goldenes Fläschchen aus seiner Rocktasche, zeigte es meinem Vater und sagte: ,Da, Freund, sieh her! Darin sitzt die Seele eines schon tot gewordenen Menschen!‘

[GEJ.04_135,07] Sagte mein Vater lächelnd: ,Nur zu! Meine ganze, große Besitzung, die du kennen dürftest, ist dein, wenn der Tote auf deine ihm gegebenen Tropfen sich rührt nur auf ein paar Augenblicke lang; denn dein Arkanum ist mir bekannt. Ich besitze es auch, und es hat mir bei Scheintoten schon ganz gute Dienste geleistet; aber bei Scheintoten ist die Seele noch lange gut im Leibe. Es ist darum dieses Arkanum bei allen Verstorbenen, bei denen sich noch keine hippokratischen Symptome zeigen, mit vielem Nutzen anzuwenden; aber wenn einmal aus dem Gesichte eines Verstorbenen der allerausgebildetste Hippokrates herausschaut, da ist die Seele entflohen, und du kannst dem Toten zehntausend solche Fläschchen eingießen, so wird sich der Leib dennoch nicht rühren, sondern völlig tot und unempfindlich daliegen wie dein Stein oder dein dürres Stück Holz. Nun gehe aber deine Probe an mit deinem echt persischen Farrenkrautöle, und wie ich hier vor vielen Zeugen gesagt habe: meine Besitzung ist von dem Augenblick an vollkommen dein, wenn dieser Tote, um den sich nun schon ganz leise der Verwesungsgeruch zu entwickeln beginnt, auch nur einen Rührer auf deine Tropfen machen wird!‘

[GEJ.04_135,08] Der kleine Rabbi ist auf diese ganz energische Einsprache von Seiten meines Vaters zwar etwas betroffen, tritt aber dennoch zum Toten hin, öffnet ihm den Mund und lässt ihm zehn Tropfen statt der gewöhnlichen ein, zwei bis höchstens drei auf die schon ganz verdorrte Zunge fallen. Er schließt ihm darauf den Mund wieder und harrt nun mit großer Aufmerksamkeit, bis sich der Tote etwa doch nur ein bisschen irgend zu rühren beginne. Allein es vergeht eine Vollstunde und noch eine Vollstunde, es fängt schon an sehr zu tagen, und der Tote macht noch keine Miene von einer Bewegung.

[GEJ.04_135,09] Nun fragt mein Vater den kleinen Rabbi, ob er noch der Meinung sei, dass sich der Tote auf seine echt persischen Farrenkrauttropfen zu rühren anfangen werde und vielleicht auch gar zu reden.

[GEJ.04_135,10] Sagt der Kleine: ,Warten wir nur noch eine Stunde, warten wir ab den Aufgang der Sonne, und der Tote wird sich schon zu rühren anfangen; auch reden wird er!‘

[GEJ.04_135,11] Sagt mein Vater, abermals lächelnd: ,Nur zu, ich werde nichts dagegen haben; im Gegenteil opfere ich gerne mein Hab und Gut für die Wiedergewinnung des Lebens dieses alten, mir überaus wohlbekannten, gottergebenen Biedermannes! Und verlierst du gegen mich, so verlange ich von dir nichts, als dass du glaubst an den wahren, ewig lebendigen Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs und an die vollste Unsterblichkeit der menschlichen Seele!

[GEJ.04_135,12] Sagt der Rabbi: ,Ja, Freund, das will und werde ich; aber ich sehe es im voraus, dass du bei diesem Handel eingehen wirst! Denn ich gehöre geheim zur vernünftigen Sekte der Sadduzäer [Diese leugneten eine unsterbliche Seele und glaubten an den Ganzheitstod!] und möchte meine Templerschaft in die große Sandwüste Afrikas verwünschen! Aber solltest du nun im Ernste über mich siegen, dann werde ich wieder recht froh sein, dem Tempel mit Haut und Haaren anzugehören!‘

[GEJ.04_135,13] Nun ward alles still und harrte mit großer Begierde auf den Augenblick der Wiederlebendigwerdung des alten Lazarus.“

136. Kapitel

[GEJ.04_136,01] (Mathael:) „Unterdessen aber trat der junge Lazarus zu meinem Vater und fragte ihn, ob denn die geheimen Tropfen des Rabbi den Vater im Ernste nimmer erwecken würden.

[GEJ.04_136,02] Sagte mein Vater: ,Tut mir sehr leid, mein bester Freund, dass ich dir die vollste Wahrheit eingestehen muss als Arzt und Mensch! Was heißt es auch, einen Menschen mit blinden Hoffnungen dahin halten, aus denen nie und nimmer irgendeine Realität zum Vorscheine kommen wird! Ich kann dir zu deinem Troste aber etwas viel Besseres sagen, und das besteht darin, dass ich dir die lebendigste und vollwahrste Versicherung gebe und geben kann, dass dein Vater lebt und der Wahrheit nach nie gestorben ist!‘

[GEJ.04_136,03] Sagte traurig der junge Lazarus: ,Siehe hin aufs Lager! Der lebt nicht und ist über und über tot!‘

[GEJ.04_136,04] Sagte der Vater: ,Ja, der ganz sicher; aber der war nicht dein Vater, sondern nur deines Vaters Fleischrock! Mein Sohn aber, der ein vollkommenster Geisterseher ist, kann dir etwas anderes erzählen; gehe hin und frage ihn darum, und du wirst eine große Freude an dem haben, was er dir von seinem hier gehabten Gesichte kundtun wird!‘

[GEJ.04_136,05] Des Lazarus Sohn wandte sich nun an mich, als Sohn meines Vaters, und fragte mich, was ich als des Arztes Sohn ihm wohl zu seinem Troste sagen könnte. Und ich erzählte ihm haarklein und sehr umständlich, was ich alles gesehen hatte. Lauschende Ohren gab es viele um mich, aber wenige so gläubigen Herzens, als da war unser junger Lazarus. Je länger ich ihm von meinem Gesichte vorerzählte, desto mehr heiterte sich sein Angesicht auf, was auch seine beiden Schwestern [Maria und Martha], die noch der zartesten weiblichen Jugend angehörten, bald bemerkten und ihn fragten, was es denn wäre, das ihn auf einmal gar so heiter machete. Lazarus deutete auf mich und sagte darüber nichts weiteres.

[GEJ.04_136,06] Da gingen die beiden Mägdlein auf mich zu und fragten mich kurz und bescheiden, was ich denn dem Bruder gesagt hätte, demzufolge er auf einmal alle die große Traurigkeit verlor und nun also heiter dastehe, als wäre da im ganzen Hause nie etwas Trauriges geschehen. Ich möchte es ihnen doch auch erzählen!

[GEJ.04_136,07] Ich aber ward damals etwas schlimm und sagte: ,Oh, euch Mägdlein schadet es nicht im geringsten, so ihr auch ein wenig trauert! Ich sage euch nichts; zur rechten Zeit wird es euch schon euer Bruder Lazarus sagen!‘

[GEJ.04_136,08] Die beiden Mägdlein drangen darauf zwar nicht mehr in mich, ihnen das zu sagen, was ich ihrem Bruder erzählt hatte. Sie wurden aber dennoch weniger traurig, und mein Vater wandte sich, weil gerade die Sonne schon ganz purpurrot über den Horizont zu blicken begann, an den Rabbi und sagte: ,Nun Freund, wie steht es denn mit deinen persischen Farnkrautöltropfen? Der Verstorbene liegt noch immer so regungslos wie ein altes Stück Holz da! Wie ist es denn? Die Sonne ging bereits auf, und es ist alles stille und voll der totesten Ruhe! Wer gewann die Wette, ich oder du?‘

[GEJ.04_136,09] Sagte der Rabbi: ,Freund, ich gebe mich dir gefangen, und ich will nun glauben, was du glaubst! Du bist ein weiser und viel erfahrener Arzt, der ohne Grund sicher nicht leichtlich an etwas glaubt. Sehe ich auch den Grund nicht ein, so will ich dennoch glauben, weil du es glaubst, der du den Grund sicher kennst! Ich nehme hier den Ansehensglauben und bleibe bei dem, was du mir gesagt hast. Du hast die bedeutungsvolle Wette gewonnen, und ich bin dein Gefangener!‘

[GEJ.04_136,10] Sagte mein Vater: ,Nicht mein Gefangener, sondern ein freiester Mensch im Namen Jehovas!‘

[GEJ.04_136,11] Hierauf fragte der Rabbi meinen Vater: ,Freund, was muss ich denn tun, um deine Freundschaft vollends zu gewinnen?‘

[GEJ.04_136,12] Sagte mein Vater: ,Du hast sie schon! Glaube fortan, und du wirst durch den Glauben in das rechte Licht kommen!‘

[GEJ.04_136,13] Nun trat ich zum Vater hin und sagte, was ich im Augenblicke gesehen hatte: Es war nämlich ein großer Geist, der in das Zimmer trat und mir winkte und sagte, die Kinder des Lazarus sollen sich bereit halten, es werde des Vaters Geist noch einmal kommen und werde sie segnen und eine große Verheißung machen. Ich sagte auch zum Vater, dass er solches den dreien verkündigen solle; und der Vater tat das. Des Lazarus Sohn und seine beiden noch ganz jungen Schwestern, Mägdlein von vierzehn und sechzehn Jahren, hatten eine große Freude daran.

[GEJ.04_136,14] Es dauerte gar nicht lange, da trat des verstorbenen Lazarus Geist voll himmlischen Glanzes wieder in das Zimmer, und alle drei wurden seiner ansichtig und konnten auch vernehmen seine Stimme.

[GEJ.04_136,15] Der Lichtgeist aber sagte zu seinem Sohne: ,Du bist volljährig; sei ein rechter Ziehvater deiner jungen Schwestern! Lasse keinen bösen Gedanken in dein Herz dringen; denn sieh, ich lebe und bin nicht gestorben! Was da geschah, das hat der Herr also gewollt. Unser Haus hat Er ausersehen, und das Wunder aller Wunder wird in diesem Hause verübt werden.

[GEJ.04_136,16] Schon wandelt der Herr als wie ein Sohn armer Eltern im Fleische auf dieser Erde. Er, der Ewige, der Heiligste, hat bereits das große Erlösungswerk begonnen. Er will allen Menschen dieser Erde, die eines guten Willens sind, ein Vater werden für ewig. Fürder sollen die Menschen dieser Erde keinen unsichtbaren, ewig unzugänglichen, sondern einen zugänglichen und allzeit sichtbaren Vater haben. Und dieser Gott, der alles, was da fasset die ewige Unendlichkeit, erschaffen hat, wird in diesem Hause aus und ein gehen. Bewahret darum eure Herzen vor Unlauterkeit, auf dass dieses Haus würdig werde, Den zu ertragen, den Himmel und Erde nicht einzuschließen vermögen!

[GEJ.04_136,17] Dass ich lebe, das sehet ihr; aber sehet auch zu, dass ihr lebet, wie ich nun lebe für ewig in Gott, meinem und eurem Vater! Mit dem aber nehmet nun auch hin meinen wahren Vatersegen, den ich euch nun erteile, nicht mehr als Fleisch, das dort im Bette als ein abgetragener alter Rock harret der Erlösung durch der Würmer Nagekiefer, sondern als ein vollkommener Geist aus dem Paradiese Gottes, im Reiche der reinen Geister! Haltet die Gebote Gottes und lobet und liebet Ihn allein über alles, und ihr werdet auf dieser Erde schon eine größere Ernte machen als die, die ich nun genieße im hellsten Paradiese Gottes! Gott der Herr wird sein mit euch, Amen!‘

[GEJ.04_136,18] Hierauf verschwand der Geist, und die drei Kinder wurden so voll Freuden, die ich gar nicht beschreiben könnte.“

137. Kapitel

[GEJ.04_137,01] (Mathael:) „Alle Anwesenden aber staunten vor Freuden über die unbegreifliche erbauliche Heiterkeit der Jungen des alten Lazarus. Gesehen hatte außer mir und den drei Kindern des [alten] Lazarus niemand etwas; aber aufgefallen war es dennoch gar sehr allen Anwesenden. Einige meinten, die drei müssten ein tröstendes Gesicht gehabt haben. Ein paar Pharisäer, die da auch zugegen waren, meinten, dass die Kinder ob der zu großen Trauer verrückt geworden seien; der kleine Rabbiner aber meinte, dass mein Vater sie auf irgendeine ganz geheime Art verzaubert habe.

[GEJ.04_137,02] Aber da fiel ich dem kleinen Mann übers Gesicht und sagte laut: ,Mensch, gedenkest du denn nimmer, welche Verheißung und welches Versprechen du meinem ehrlichen Vater ins Gesicht gemacht hast?! Wie magst du nun gegen die außerordentliche Gnade Gottes also urteilen?! Gib acht, dass dich Jehova nicht augenscheinlich züchtigt! Denn du bist kein Mensch, sondern ein elendes Tier!‘

[GEJ.04_137,03] Na, diese meine Worte aber haben einen solchen Eindruck auf den kleinen Rabbiner gemacht, dass er ebenso hippokratisch bleich wurde wie die Leiche im Bette und am ganzen Leibe zu beben begann.

[GEJ.04_137,04] Mein Vater bemerkte dieses, ging hin und fragte ihn, was ihm denn nun begegnet sei, dass er nun gar so leichenblass werde. Der kleine Mann aber erzählte ihm mit bebender Zunge, was Arges ich ihm alles nun geoffenbart habe.

[GEJ.04_137,05] Mein Vater aber sagte zu ihm: ,Es geschieht dir ganz recht! Warum bliebst du denn nicht im Glauben, den du mir so teuer angelobt hast?! Mit Gott und Seinen Geistern ist durchaus kein Scherz zu treiben! Verstehst du das? Entweder glaubst du, wenn auch nur aufs Ansehen derer, denen die vollste Erfahrung doch ewig nie abzustreiten ist, – oder du bleibst wie du warst!

[GEJ.04_137,06] Was du bist, das sei ganz, entweder ein Engel oder ein Teufel! Das Schlechteste des Schlechten aber ist: ein Doppelwesen sein wollen, ein Engel und ein Teufel in einer und derselben Person! Gelt, die beiden nun angekommenen Pharisäer haben dir durch ihr Eintreten den Kopf warm und das Herz glühend gemacht?! Du bekamst Furcht und fingst an, als ein früherer Anhänger der Sekte der Sadduzäer nach ihrer Pfeife zu tanzen, wie die Griechen nun ihre Bären vor uns nach ihrer Pfeife tanzen lassen; dabei aber konntest du vergessen, wem du gleichsam einen Eid gebrochen hast! Was willst du nun tun, du Elender?‘

[GEJ.04_137,07] Der Rabbi aber bedeckte sich sein Angesicht und ging von dannen, und zog sich wahrscheinlich nach Jerusalem in seine Wohnstube zurück, um über alle seine Todsünden nachzudenken. Was da weiter mit ihm geschehen ist, weiß ich bis zur Stunde nicht; nur das einzige weiß ich, dass sowohl der Vater als auch ich ihm darauf in Jerusalem noch etliche Male begegnet sind, er uns aber stets schon von weitem jählings ausgewichen ist. Warum, ob aus Zorn oder ob aus einer Art Scheu, weiß ich ebenfalls nicht. Er kam auch nie wieder ins Haus des [alten] Lazarus, obschon er seine Zauberfläschchen dort vergessen hatte, – was für uns ein leichtes zu erfahren war, da der junge Lazarus mit seinen Schwestern uns nachher noch sehr oft besucht hat.

[GEJ.04_137,08] Nun, Herr, das ist die Geschichte, die ich mit meinem Vater in Bethania so treu und wahr erlebte, wie ich sie nun erzählt habe. Damals war mir natürlich alles ein unauflösbares Rätsel. Nun ist mir davon vieles verständlich, nur die zwei Erscheinungen sind mir noch jetzt ein Rätsel, und ich verstehe sie trotz Deinen nun schon sehr vielen Erklärungen nicht. Und diese zwei Erscheinungen sind: erstens der am natürlichen Himmel um Mitternacht auftauchende Lichtmeteor und die dasselbe nach Westen hin begleitenden Geister, und zweitens das ähnliche, rein geistige über dem Haupte der schon ganz frei über ihrem Leichname schwebenden Seele.

[GEJ.04_137,09] Auch sah ich bei dieser Seele zuvor keine so ganz eigentliche Dunstwolke, sondern nur mehr gleich eine ganz gut ausgebildete Menschengestalt, die nur mit einem sehr lichtvioletten Faden mit dem Leibe zusammenhing, der auch bald ganz abriss, worauf die Seele gleich als völlig frei mit einem blendendweißen Faltenkleide vom feinsten Bissus in der Mitte einiger weiser und mächtiger Geister dastand, wie ich's ehedem erzählt habe.

[GEJ.04_137,10] Wie diese Dinge und Erscheinungen wohl zusammenhängen, möchte ich, und sicher auch alle anderen, aus Deinem Munde vernehmen! O Herr, erläutere uns das!“

138. Kapitel

[GEJ.04_138,01] Sage Ich: „Ich will es euch erläutern; nur müsset ihr alle dabei wohl höchst aufmerksam sein, ansonst ihr die ganze Sache eben nicht einsehen würdet! Denn dieser Sterbefall ist ein ganz eigentümlicher, ist lange nicht da gewesen und wird auch noch länger nicht wieder zum Vorscheine kommen.

[GEJ.04_138,02] Der alte Lazarus ward infolge seines höchst eigenen Willens als ein großer, urgeschaffener Engelsgeist ins Fleisch eines Menschen gelassen, und zwar unter den schwierigsten Lebensbedingungen, die es auf dieser Erde nur irgend geben kann. Von der Wiege an bis in sein siebenundvierzigstes Erdlebensjahr hat er Dinge und Proben ausgestanden, die hier nicht leicht wieder zu erzählen wären. Wie oft hatte er mit vielen Lebensgefahren zu kämpfen! Wem aus euch die Lebenshistorie Hiobs bekannt ist, der kann sich daraus aber nur so ein Bild machen von dem, wie es unserem [alten] Lazarus ergangen ist.

[GEJ.04_138,03] Er ward ein paar Male zu den höchsten Weltehren befördert und kam zu großen Reichtümern, hatte ein Weib und die schönsten und bravsten Kinder, fünf an der Zahl, die ihn als einen guten und weisen Vater sehr liebten. In seinem neunzehnten Jahre verheiratete er sich mit einer einzigen Tochter eines reichsten Mannes aus Bethlehem; sein Gold und Silber und die schönsten Perlen und Edelsteine hätten hundert Kamele nicht leichtlich von der Stelle geschafft. Allein dies sein großes Erdenglück dauerte nur eine kurze Zeit. Seine Schätze verflüchtigten sich von Jahr zu Jahr, er ward als ein guter und zu nachsichtiger Mensch häufig und oft ganz bedeutend bestohlen; am Ende brach in seinem zumeist aus Zedern gezimmerten Hause Feuer aus, und er konnte von allen seinen Schätzen nichts retten als sein, seines Weibes und seiner Kinder Leben und musste darauf nahe von Almosen leben bei drei Jahre lang.

[GEJ.04_138,04] In den drei Jahren aber starben ihm auch sein Weib und alle seine lieben fünf Kinder. Er selbst ward voll Aussatzes und litt daran ein volles Jahr. Ein Arzt aus Ägypten kam endlich mit einem Arkanum und befreite ihn völlig von diesem Übel. Er ward darauf als immer noch ein schöner Mann von vierunddreißig Jahren Alters auf einem Wege von geheimen Häschern aus Hinterpersien überfallen und dahin ohne alle Rücksicht als Sklave an einen äußerst harten Herrn verkauft.

[GEJ.04_138,05] Da er aber unter allen den vielen Sklaven seines Herrn der treueste war und alle Härte seines Herrn stets mit der größten Geduld und Ergebung ertrug, so berief ihn sein Herr nach zehn Jahren und sagte zu ihm: ,Ich habe dich erforscht in aller meiner Härte gegen dich, dass du mir allergetreuest warst und hattest dir zu meinen oft großen Vorteilen keine Mühe und Arbeit sauer werden lassen. Wenn ich von dir viel verlangte, so tatest du allzeit ein mehreres und oft zu meinem Vorteile. Ich bin wohl ein harter Herr – dies Zeugnis gibt mir alle Welt –, aber ohne Augen und ohne Einsicht und Erkenntnis bin ich darum nicht; und weil ich das nicht bin, so gebe ich dir die volle Freiheit! Du kannst nun ganz getrost nach Hause in dein Land ziehen. Zudem schenke ich dir als Zeichen meiner Einsicht für deine treuen Dienste noch hundert Kamele, zehn meiner schönsten Sklavinnen und neunzig Knechte; und damit du dir überall etwas ankaufen, weiter leben und handeln und wandeln kannst, soll dir mein Schatzmeister tausend Säckel Goldes und zweitausend Säckel Silbers ausbezahlen! Siehe, so belohnt der harte Herr einen getreuesten Sklaven und doppelt so groß einen getreuesten Knecht, den ich aber leider noch nie gehabt habe! Ziehe nun getrost ab mit allem, womit du von mir, deinem harten Herrn, beschenkt worden bist!‘

[GEJ.04_138,06] Da verneigte sich [der alte] Lazarus tiefst vor seinem Herrn und wollte danken. Der aber sagte mit ernsten Worten: ,Freund, wer einen Lohn verdient wie du, der braucht nach dem Empfange dem Geber nicht zu danken! Darum ziehe ab in Frieden; es sei und es geschehe!‘

[GEJ.04_138,07] Da verließ [der alte] Lazarus, bis zu Tränen gerührt, den Saal, und als er in den großen Hofraum trat, war alles schon bereitet: Kamele, die zehn Sklavinnen und die neunzig Diener, und jedes der kräftigsten Kamele war beladen mit Gold und Silber.

[GEJ.04_138,08] [Der alte]  Lazarus bestieg sein Kamel, und es ward der Marsch angetreten. Nach zehn ganz heiteren Reisetagen erreichte er wieder Bethlehem, nahm Herberge und erkundigte sich nach seinem früheren Besitze. Dieser ward aber nach den römischen Gesetzen, weil der ordentliche Besitzer trotz allen durch eigene Herolde ergangenen Ausrufungen nichts von sich hören ließ, als ein römisches Staatsgut veräußert und schon vor drei Jahren als ein vollkommenes Besitztum dem Ersteher eingeantwortet. Denn sieben Jahre lang war er gewisserart nur Pächter; kam im siebenten Jahre der früher abhandengekommene Besitzer zurück, so stand ihm noch das Reklamationsrecht offen, – nur musste er dem Ersteher das Meistgebot samt Interessen zurückerstatten, weil da dieser als ein Geschäftsleiter ohne Auftrag anzusehen war und für seine Mühewaltung gesetzlich honoriert werden musste. Nach abgelaufenen vollen sieben Jahren aber trat der Ersteher in den für weiterhin unantastbaren vollen Besitz eines solchen erstandenen Gutes. Und also war es auch da in Bethlehem mit dem Besitzgute des [alten] Lazarus der Fall. Der Ersteher war nun voller Besitzer, geschützt durch Roms Gesetze, und unser [alter] Lazarus musste unverrichteterdinge weiterziehen.

[GEJ.04_138,09] Ein ganzes Jahr musste er in den Herbergen zubringen, bis endlich in Bethania ein bedeutendes Gut, das einem Griechen angehörte, zum Verkaufe kam. Um fünfzehnhundert Säckel Silbers brachte es [der alte] Lazarus in seinen vollen Besitz und heiratete dann in seinem siebenundvierzigsten Jahre eine seiner treuesten Sklavinnen, die auch eine Jüdin war, und er zeugte mit ihr eben den jungen Lazarus und dessen beide Schwestern. Nach zehn Jahren schenkte auch er allen seinen aus Persien mitgenommenen Dienern die vollste Freiheit; aber es verließ keiner den [alten] Lazarus und heutigentags leben noch dreiundfünfzig der mitgenommenen. Alle aber traten schon in zwei Jahren zum Judentume über und waren dem [alten] Lazarus desto werter und angenehmer. Das Weib starb erst vor zwei Jahren, auch als ein Muster weiblicher Duldung und Frömmigkeit, und seit der Zeit wirtschaften die drei hinterlassenen, sehr braven Kinder [der junge Lazarus mit seine beiden Schwestern Maria und Martha] ganz allein; außer Gott haben sie nahe keine Bedürfnisse und tun den Armen wohl sehr viel Gutes.“

139. Kapitel

[GEJ.04_139,01] (Der Herr:) „Da aber der alte Lazarus seine irdische Lebenslaufbahn gar so gut vollendet hatte und an seiner früheren himmlischen Vollkommenheit nicht nur nichts verloren, sondern nur äußerst vieles gewonnen hatte, so vereinigten sich um die Zeit des Abschiedes unseres tiefstgeprüften und seine Probe bestens bestanden habenden Engels Myriaden der vollkommensten Engel und wirkten auf die Naturgeister dieser Erde also ein, dass diese sich in eine gleiche Tätigkeit versetzen mussten, wie da tätig sein müssen die Naturgeister der Sonne. Durch diese außerordentliche Tätigkeit der Myriaden auf einem engen Raume zusammengedrängten Geister entstand jenes von dir, von deinem Vater und von dem jungen Lazarus gesehene Licht, gerade im Momente, als des alten Lazarus Engelsseele und Geist sich von den Banden des Fleisches loszuwinden begonnen hatte.

[GEJ.04_139,02] Die dieses Licht gegen Westen hin begleitenden, dir sichtbar gewordenen Geister haben sonst mit der Erscheinung weiter keinen andern und besondern Zusammenhang, als dass sie durch eine so außerordentliche Tätigkeit der Naturgeister, die sonst unter ihrem Kommando stehen, selbst ganz ungewöhnlich erregt worden sind und dann auch selbst, nicht ahnend, was da vor sich geht, sich zu einer teils flüchtigen und teils scharf beobachtenden Bewegung und ängstlichen Tätigkeit als genötigt haben bequemen müssen.

[GEJ.04_139,03] Dass der Zug von Osten gegen Westen, nach deiner Kunstsprache, zu sehen war, bedeutet einen bedeutungsvollen irdischen Sterbefall, entsprechend dem, wie da alles auf der Erde vom Osten her, wo die Sonne aufgeht, mit deren Aufgange erwacht und alles mit ihrem Untergange wieder in den Schlaf erstirbt. Zugleich aber entspricht der irdische Abend ganz umgekehrt dem rein geistigen Morgen und umgekehrt der irdische Morgen dem geistigen Abende; denn am irdischen Morgen fangen die meisten Menschen an, sich möglichst mit den Weltsorgen abzugeben, und diese sind ein wahrer und tiefster geistiger Abend ohne Dämmerung oft genug, also schon eine förmliche geistige Nacht. Nur am Abende, der Weltsorgen müde, bequemen sich dann viele, über die Flucht des Zeitlichen nachzudenken und sich zu Gott zu kehren, und das entspricht dann zum wenigsten doch einem geistigen Morgendämmern.

[GEJ.04_139,04] Das wäre sonach für euer Verständnis zur Genüge erklärt, und ihr wisset nun um das Wie und Warum des geistigen und naturmäßigen Zusammenhanges der großen nächtlichen Lichterscheinung und um ihre geisterhafte Begleitung.

[GEJ.04_139,05] Nun gehen wir in das Sterbegemach des alten Lazarus! Dort sahst du keine zertragene Dunstgestalt über dem Leichnam schweben, sondern schon mehr eine volle Menschenform. Der Grund davon liegt in der großen Liebe zur Tätigkeit, was schon ein vollendetes inneres, geistiges Leben andeutet, das aller Furcht vor der kommenden großen Tätigkeit im endlosen Reiche der Himmel vollkommen bar ist. Die Angstvibrationen der Seele können da nicht stattfinden, und somit ist die seelische Menschenform schon gleich beim ersten Austritt aus dem Leibe als unzertragen und in voller Ruhe ersichtlich, natürlich für den, der solches zu schauen das seltene Vermögen hat.

[GEJ.04_139,06] Der kleine und äußerst dünne Bindefaden zwischen der Seele und ihrem Leibe bekundet den stets allergeringsten Sinn fürs Irdische und somit auch das vollkommenst leichte und schmerzlose Lostrennen vom Leibe. Die gleiche Lichterscheinung über dem Haupte der Seele aber bekundet vor allem den mächtigsten Willen der Seele selbst, durch dessen außerordentliche Tätigkeit nach der Ordnung der Himmel er sich als eine Lichtsäule über dem Haupte darstellt, – als Säule, entsprechend der Unbeugsamkeit, und als Licht, das stets ein Produkt der gerechten Tätigkeit ist, entsprechend der göttlichen Ordnung der Himmel Gottes, welches Licht stets das Erkenntnisvermögen der Seele durchstrahlt und vollauf erleuchtet, damit der Wille nicht blind, sondern allzeit hellst sehend handle.

[GEJ.04_139,07] Weil aber des Gerechten Denken hauptsächlich nur vom Herzen ausgeht, so wie auch der Liebe und des Willens Sitz nur darin zu suchen ist, so wird der freien Seele Willenslicht, das im irdischen Leben nur im Verein mit dem Verstande des Hauptes zu wirken hatte, nun zum Gürtel des Kleides der Liebe und Gerechtigkeit, Geduld und Duldung, zu schauen um die Lenden der freien Seele; der Hut aber bezeugt eine neue Gabe des reinsten Lichtes aus den Himmeln, das aber dennoch nur jenen extra hinzu gegeben wird, die sich schon auf der Erde der wahren himmlischen Weisheit beflissen haben und daraus zu Menschen voll Liebe, Weisheit und der wahren himmlischen Gerechtigkeit geworden sind. Solch ein Lichthut ist dann ein Produkt des Weisheitswillens der sämtlichen urgeschaffenen Engel der Himmel und bekundet bei dem, der ihn trägt auf seinem Haupte, dass er nun als ein ganz vollendetes und Gott ähnlichstes Wesen in alle Weisheit und in alle Erkenntnisse aller Himmel eingeweiht ist.

[GEJ.04_139,08] Solch ein auch das Fleisch des Erdenlebens durchwandert habender Geist der Himmel erkennt dann so viel für sich allein, als alle die anderen, den Weg des Fleisches noch nicht betreten habenden urgeschaffenen Engelsgeister zusammengenommen, weil solch ein Hut, ebenso wie des Menschen Seele ein Kompositum aller irdischen Intelligenzpartikel ist, auch ein Kompositum sämtlicher Himmelsintelligenzen ist, was da sicher unendlich viel sagen will.

[GEJ.04_139,09] Ich meine nun, dass ihr alle diese etwas außergewöhnlichen Erscheinungen wohl verstehen werdet. Hat aber jemand noch irgendeinen Anstand, nun, so frage er, und es soll ihm Licht werden! Denn die Himmel tauen denen ein rechtes Licht, die gerecht und eines guten Willens sind. Fraget darum ohne Scheu, so euch noch irgend etwas abgeht!“

2.5. Dieser alte Lazarus war zugegen, als Jesus in Seinem 12.Lebensjahre im Tempel zu Jerusalem konfirmiert wurde und sorgte durch eine großzügige Spende dafür, dass Sich Jesus drei Tage lang mit den Ältesten und Schriftgelehrten unterreden konnte:

2.6. Jesus durch JL:

1. Kapitel –

Die Sitte der Kinderprüfungen im Tempel zu Jerusalem.

[DTT.01_001,01] Es war Sitte und vorgeschriebener Brauch im ganzen Reiche der Juden, dass sie ihre Kinder, wenn sie das zwölfte Jahr zurückgelegt hatten, nach Jerusalem bringen mussten, wo sie im Tempel von den Ältesten, Pharisäern und Schriftgelehrten befragt wurden über alles, was sie bis zu diesem Alter besonders in der Lehre von Gott und den Propheten sich zu eigen gemacht hatten.

[DTT.01_001,02] Für solche Prüfung war auch eine kleine Taxe zu entrichten, nach der die Geprüften, so sie es wünschten, gegen eine nochmalige kleine Taxe ein Fähigkeitszeugnis erhielten. Hatten sich die Kinder in jeder Hinsicht ausgezeichnet, so konnten sie dann auch in die Schulen des Tempels aufgenommen werden und hatten Aussicht, einst Diener des Tempels zu werden.

[DTT.01_001,03] Konnten die Eltern nachweisen, dass sie dem Stamme Levi entstammten, so ging es mit der Aufnahme in des Tempels Schulen leicht. Konnten die Eltern das aber nicht nachweisen, so ging es mit der Aufnahme schlechter, und sie mussten sich in den Stamm Levi förmlich einkaufen und dem Tempel ein bedeutendes Opfer bringen.

[DTT.01_001,04] Die Töchter waren von dieser Prüfung ausgenommen – außer sie wollten auf Antrieb ihrer Eltern sich auch prüfen lassen, der größeren Gottwohlgefälligkeit wegen. In diesem Falle wurden sie von den Altmüttern des Tempels in einer besonderen Behausung fein geprüft und bekamen auch ein Zeugnis von allen bis dahin erworbenen Kenntnissen und Fertigkeiten. Solche Mädchen konnten dann Weiber der Priester und Leviten werden.

[DTT.01_001,05] Die Prüfungen der Knaben und noch mehr der Mädchen dauerten nur kurz. Es waren einige Hauptfragen schon für immer bestimmt, die ein jeder Jude seit lange her auswendig wusste.

[DTT.01_001,06] Die Antworten auf die bekannten Fragen wurden den Kindern geläufig eingebläut, und es hatte der Prüfer die Frage kaum zu Ende gebracht, so war der geprüfte Knabe auch schon mit der Antwort fertig.

[DTT.01_001,07] Mehr als zehn Fragen hatte kein Prüfling bekommen, und es ist darum leicht begreiflich, dass eine Prüfung bei einem Knaben kaum über eine Minute Zeit gedauert hat. Besonders wenn er die ersten Fragen ganz gut und sehr fertig beantwortet hatte, da wurden ihm die andern meist erlassen.

[DTT.01_001,08] Nach vollbrachter kurzer Prüfung bekam der Knabe ein kleines Zettelchen, mit welchem er sich mit seinen Eltern an derselben Taxkasse zu melden hatte, bei der er ehedem die Prüfungstaxe entrichtete, wo er dann gegen Vorweisung des Prüfungszettelchens wieder eine kleine Taxe zu entrichten hatte, so er auf das Zettelchen ein Tempelzeugnis haben wollte. Kinder armer Eltern mussten ein Signum paupertatis (Armutszeugnis) mitbringen, ansonst sie zur Prüfung nicht zugelassen wurden.

[DTT.01_001,09] Die Zeit der Prüfung war entweder zu Ostern oder zur Zeit des Laubhüttenfestes und dauerte gewöhnlich fünf bis sechs Tage. Bevor aber die Prüfungen im Tempel ihren Anfang nahmen, wurden schon ein paar Tage früher Tempeldiener in die Herbergen geschickt, um sich zu erkundigen, wieviele Prüfungskandidaten etwa anwesend seien.

[DTT.01_001,10] Wer sich da besonders vormerken lassen wollte gegen eine kleine Taxe, der konnte es tun, weil er dadurch früher zur Prüfung kam. Die ohne Taxe mussten dann gewöhnlich die letzten sein, und mit ihrer Prüfung nahm man sich durchaus nicht viel Mühe, und die Zeugnisse blieben gewöhnlich aus. Man versprach ihnen wohl, solche einmal nachzutragen, woraus aber gewöhnlich nie etwas geworden ist.

[DTT.01_001,11] Manchmal aber geschah es auch, dass Knaben von sehr viel Geist und Talent den Prüfern auch Gegenfragen stellten und Aufklärung über dies und jenes aus den Propheten verlangten. Bei solcher Gelegenheit gab es unter den Prüfern dann gewöhnlich verdrießliche und ärgerliche Gesichter; denn die Prüfer waren selten in der Schrift und in den Propheten mehr bewandert als heutzutage die sehr mager bestellten Abc-Lehrer. Sie wussten nur soviel, um wie viel sie zu fragen hatten. Darüber hinaus sah es gewöhnlich sehr finster aus.

[DTT.01_001,12] Es saßen aber bei den Prüfungen, gewisserart als Prüfungskommissare, wohl auch einige Älteste und Schriftgelehrte. Sie prüften aber nicht, sondern hörten nur zu, was da geprüft ward. Nur im vorerwähnten besonderen Falle, so es sich der Mühe lohnte, fingen sie sich zu rühren an und verwiesen zuerst einem so Fragen stellenden Knaben seine unkluge Vermessenheit, der es gewagt hatte, seine Prüfer in eine unangenehme, zeitzersplitternde Lage zu versetzen.

[DTT.01_001,13] Solch ein Knabe wurde, wenn er sich nicht leicht einschüchtern ließ und bei seinem Vorhaben und Begehren verharrte, mehr des Scheines vor dem Volke als der tieferen Wahrheit wegen, einstweilen auf die Warteseite gestellt und musste auf die für derlei kritische Fragen gegebene erklärende Antwort bis zu einer gewissen Stunde am Abend warten, wo er dann erst eigens vernommen wurde.

[DTT.01_001,14] Kam dann die anberaumte Stunde, so wurden stets mit einigem Unwillen solche Knaben aus ihrem Versteck hervorgeholt, mussten ihre früher gestellten Fragen wiederholen, und einer der Ältesten und Schriftgelehrten gab dem Fragesteller gewöhnlich eine sehr mystische und soviel als möglich verworrene Antwort, aus welcher der Knabe offenbar nicht klüger wurde – und das Volk schlug sich dabei an die Brust und bewunderte tief, dumm, stumm, taub und blind die unerforschliche Tiefe des Geistes Gottes durch den Mund eines Ältesten und Schriftgelehrten und verwies am Ende einem solchen Knaben seine unbesonnene Keckheit.

2. Kapitel –

Der geistreiche Jesusknabe im Tempel. Die Opfergabe des alten Lazarus. Die Vorfrage. Die Rede des jüngeren Schriftgelehrten.

[DTT.01_002,01] Aber so ein recht geistreicher Knabe ließ darauf den Kopf noch nicht hängen und sagte: „Alles Wirken in der großen Gotteswelt ist am Tage vom hellsten Sonnenlicht erleuchtet, und selbst die Nacht ist nie so finster, dass man gar nichts sehen sollte; warum muss denn gerade jene wichtige Lehre, die dem Menschen den Weg zum wahren Heile klarst und hellst zeigen soll, so verworren und keiner Seele verständlich gegeben sein?“

[DTT.01_002,02] Und der Knabe, der den Ältesten eben dieses eingewendet hatte, war Ich selbst und brachte sie dadurch in eine große Verlegenheit, zumal Mir alles anwesende Volk sehr recht zu geben anfing und sagte: „Beim Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs – dieser Knabe ist zum Verwundern gescheit, der muss noch mehreres mit den Ältesten und Schriftgelehrten verhandeln! Wir wollen ihnen für ihn ein bedeutendes Opfer in den Gotteskasten legen.“

[DTT.01_002,03] Ein sehr reicher Israelite aus Bethania (es war dies der damals noch lebende Vater [= der alte Lazarus] des [jungen] Lazarus, der Martha und Maria) trat hervor und erlegte für Mich ein Opfer von 30 Pfund Silber und etwas Gold bloß zum Behufe dessen, dass Ich länger mit den Ältesten und Schriftgelehrten verhandeln durfte.

[DTT.01_002,04] Die Ältesten und Schriftgelehrten nahmen natürlich das große Opfer nur gar zu gerne an, und Ich bekam dadurch ordentlich Luft, mit den Ältesten in eine ganz außerordentliche und vorher aus sicherem Grunde nie dagewesene Besprechung kommen zu dürfen.

[DTT.01_002,05] Aus dem Jesaias aber war schon die erste und die vorerwähnte Vorfrage, deren äußerst mystisch-dunkle Beantwortung dann eben den Grund zur folgenden gedehnten Verhandlung bildete, die wir nun werden folgen lassen. Wer sie mit gutem und liebereinem Herzen lesen wird, der wird auch vieles aus ihr für seine Seele und seinen Geist gewinnen.

[DTT.01_002,06] Bevor wir aber zu der größeren Verhandlung kamen, und weil Ich die gut bezahlte Freiheit, zu reden, hatte, kehrte Ich zur Vorfrage zurück und fing die Ältesten und Schriftgelehrten über die einzelnen Punkte derselben zu befragen an.

[DTT.01_002,07] Die Vorfrage aber war genommen aus dem Jesaias, 7. Kapitel, 14. Vers und 15. und 16. Vers dazu, und die Verse lauten: „So wird der Herr selbst euch ein Zeichen geben: Siehe, eine Jungfrau ist schwanger und wird einen Sohn gebären, den wird sie Emanuel heißen. Butter und Honig wird er essen, dass er wisse Böses zu verwerfen und Gutes zu erwählen. Aber ehe der Knabe lernt Böses verwerfen und Gutes erwählen, wird das Land, davor dir grauet, verlassen sein von seinen zwei Königen.“

[DTT.01_002,08] Der erstere Teil der Vorfrage bestand darin: wer die Jungfrau und wer ihr Sohn Emanuel sei, und wann dies geschehen werde, dass solch ein Sohn in die Welt geboren werde. Die Zeit müßte schon da sein, indem das Land Jakobs schon seit mehreren Jahren seiner beiden Könige entsetzt sei und nun die Heiden zum Herrn habe. Ob etwa nicht jener vor zwölf Jahren zu Bethlehem von der Jungfrau Maria, die dem Zimmermanne Joseph angetraut war – noch nicht als Weib, sondern als Pflegebefohlene nach dem alten Brauche des Tempels – in einem Schafstalle geborene Knabe, dessentwegen die Weisen vom Morgenlande herbeikamen, um ihn als den verheißenen großen König der Juden zu begrüßen, dem Anna und Simeon im Tempel bei der Beschneidung ein großes Zeugnis gegeben haben, eben jener Emanuel sei, von dem Jesaias geweissagt habe.

[DTT.01_002,09] Nun, auf diese nicht unbedeutende Vorfrage fing ein Ältester, so ein recht herrschsüchtiger Knauser, ein verworrenstes Zeug zusammenzuschwätzen an, das Ich gar nicht bekanntgeben will, weil er Mich daneben auch einen schlecht erzogenen Knaben nannte, da Ich schon von einem Aus-einem-Weibe-Geboren-werden etwas wüßte.

[DTT.01_002,10] Nur ein jüngerer, ein wenig menschlicher aussehender Schriftgelehrter erhob sich dagegen und sagte, dass solches noch keineswegs auf eine schlechte Erziehung hindeute, da besonders in Galiläa die Knaben eher reif würden als in dem verkümmerten Jerusalem, wo nichts als Luxus und eine große Verzogenheit der Kinder daheim sei. Man könnte Mir schon eine bessere Antwort auf sein Gutstehen für Mich geben, denn er meine, dass Ich schon mit allen Verhältnissen des menschlichen Lebens bestens vertraut sei. Man solle nur die andern Knaben entfernen und mit Mir dann ganz männlich reden.

[DTT.01_002,11] Aber der Älteste brummte etwas in seinen Bart hinein, und Ich fragte hernach den menschlicher aussehenden Schriftgelehrten bezüglich der Geburtsgeschichte in Bethlehem. Aber auch dieser sagte so ganz weitwendig:

[DTT.01_002,12] (Der jüngere Schriftgelehrte:) „Ja, du mein lieber, recht holder Knabe, mit jener glücklicherweise total verrauchten Geschichte, die in jener Zeit viel von sich reden machte, ist nun und besonders in bezug auf die dunkle Weissagung des Propheten Jesaias, der nur für seine Zeit in stets dunklen Bildern weissagte, soviel als nichts! Denn die Alten haben sich, glaube ich, wie ich es vernommen habe, nach dem Herodischen Kindermord von Bethlehem – bei welcher Gelegenheit sicher auch ihr aus dem Morgenlande begrüßter König der Juden geschlachtet ward – gar aus Judäa irgendwohin geflüchtet und leben vielleicht gar nicht mehr; denn man hat nachher nichts mehr von ihrem Dasein vernommen.

[DTT.01_002,13] Es mag immer etwas an der Sache gewesen sein, denn sie hat damals viel Aufsehen gemacht; aber merkwürdigerweise ist wenige Jahre darauf alles derart in das Meer der gänzlichen Vergessenheit gesunken, dass wohl kein Mensch mehr nur mit einer Silbe irgendeine Erwähnung davon macht und es sich auch nicht der Mühe lohnt, darüber ein Wort zu verlieren. Simeon und Anna sind zwei bekannte alte Tempelschwärmer gewesen, die bei gar manchen Knaben ihre messianischen Bemerkungen in einem mystischen Tone gemacht haben und dadurch recht viele schwache Eltern ganz ordentlich verrückten.

[DTT.01_002,14] Als Gott dem Moses auf dem Sinai die Gesetze gab, da bebte beinahe der ganze Erdkreis, und die Geschichte in der Wüste hat bei vierzig volle Jahre gedauert, und es musste da schon nahezu alle Welt die Allgewalt Jehovas anerkennen. Um so mehr wird sich der in diese Welt kommende Messias, von dem David sang: ,Machet die Tore weit und die Türen der Welt hoch, dass der König der Ehren einziehe! Wer ist der König der Ehren? Es ist der Herr stark und mächtig, der Herr mächtig im Streit! – Machet die Tore weit und die Türen der Welt hoch, dass der König der Ehren einziehe! Wer ist der König der Ehren? Es ist der Herr Zebaoth, Er ist der König der Ehren!‘, sicher noch mehr die ganze Welt erbeben machend zeigen!

[DTT.01_002,15] Und du, mein holder Knabe, wirst sonach wohl einsehen, dass es da mit der Geburt in Bethlehem, die bereits ganz verschollen ist, bezüglich des anzuhoffenden Messias wohl seine sehr geweisten Wege haben wird! Bedenke nur, wie Ihn David angekündigt hat, und was man zuvor tun solle, so der große König der Ehren aus den Himmeln zu den Juden kommen werde, und bedenke auch, dass da alle Juden zuvor sicher mehrere Jahre werden von großen Propheten – wie von Elias, der in jener Zeit dem Herrn der Ehren vorangehen wird – aufgefordert werden, das ins Werk zu setzen, was der große König David anbefohlen hat, um sich auf eine solch ungeheure Ankunft des allerhöchsten Gottes wohl vorzubereiten!

[DTT.01_002,16] Denke du, holder Junge, darüber nur nach, und es wird dir dann schon einleuchtend werden, dass ein Jehova Zebaoth nicht gar so leichten Kaufes in die Welt kommen wird! Darum gehe nun und frage um derlei nicht wieder!“

[DTT.01_002,17] Darauf erst machte Ich die schon vorher bekanntgegebene Bemerkung, die den reichen Mann aus Bethanien bewog, für Mich die große Besprechungstaxe zu zahlen, um Mir zu ermöglichen, über die von Mir gegebene Vorfrage weitere Einwendungen zu machen und Mich darüber auch noch weiter über die auf den Messias lautenden Texte im Jesaias auszusprechen, denn er war einer der wenigen, die nun den ,König der Ehren‘ nach Elias nicht mehr im Sturme oder Feuer, sondern im sanften Windessäuseln erwarteten.

2.7. Während Seiner drei Lehrjahre war Jesus oft und auch länger Gast im Hause des jungen Lazarus und seiner beiden Schwester Maria und Martha:

2.7.1. Jesus durch JL:

[GEJ.06_002,01] Ich ging etwa nach einer Stunde Zeit mit den Jüngern in den Tempel, nachdem wir zuvor mit der Familie des [jungen] Lazarus von Bethanien, mit der Ich schon von Meinem zwölften Jahre an bekannt war, und die Ich alljährlich bei unseren Wallfahrten nach Jerusalem zu besuchen pflegte, zusammentrafen und so manches besprachen über die Führung Meines Lehramtes.

[GEJ.06_004,13] Hier fingen viele aus dem Volke, die das mit angehört hatten, ganz gewaltig an zu schmähen und über diese Judenpriester zu murren, und diese zogen sich alsbald in ihre Gemächer zurück. Ich aber ging mit den Meinen ebenfalls aus dem Tempel und begab Mich mit den Jüngern und dem Wirte zufolge der Einladung mit Lazarus nach Bethanien hin, das ein Flecken war, ungefähr fünfzehn Feldweges (nach jetzigem Maße nahezu an sieben viertel Stunden gemächlichen Schrittes) von Jerusalem entfernt. Dass wir dort überaus gut aufgenommen waren, versteht sich von selbst.

[GEJ.06_005,01] Ich aber konnte Mich allda diesmal nicht lange aufhalten, da aus Jerusalem stets zu viele angesehene Juden hinkamen, und darunter auch solche, die an Mich nicht glaubten. Ich nahm hier bloß auf drei Tage die freundliche Pflege an, lehrte aber nichts und tat auch nichts der ungläubigen Juden wegen.

2.7.2. In den Bänden 6 bis 8 des "Großen Evangeliums Johannes" (GEJ) berichtete Jesus über viele und längere Aufenthalte bei dem jungen Lazarus in Bethanien: [Die folgenden Angaben stammen aus dem kleinen Heft: "Die Erdenwege des Herrn", 1.Auflage 1930; herausgegeben vom Lorber-Verlag, Bietigheim; es ist mir unbekannt, ob es noch lieferbar ist]:

2.7.2.–1. 6.GEJ: Vom Laubhüttenfest des Jahres 31 bis zum Laubhüttenfest des Jahres 32:

1.Reise: Von Galiläa (Gebirgsdorf mit Salzfels) nach Jerusalem (Wirt im Tal; Nähe der Stadt) – zum Teich Bethesda am Tempeleingang – Tempel – Bethanien – Ausflug nach Bethlehem – griechisch-römischer Ort daselbst – zurück nach Bethanien: [6.GEJ 1 – 25 ].

2.Reise: Bethanien – Galiläisches Meer – zu Schiff nach Kis [6.GEJ 25 – 36].

3.Reise: Kis – zu Schiff nach der Landungsstelle am südlichen Jordanausfluss – zu Fuß nach Jerusalem (Wirt im Tale; nahe der Stadt) –  zehntägiger Besuch bei Lazarus in Bethanien [6.GEJ 36 – 41].

4.Reise: Von Bethanien zu Fuß nach Galiläa – Landungsstelle am südlichen Jordanausfluss – zu Schiff in die Nähe von Tiberias – Berg der dritten Volksspeisung – die Jünger zu Schiff nach der Landungsstelle bei Sibarah, der Herr folgt auf dem Wasser wandelnd nach – Kapernaum [6.GEJ 41 – 79].

5.Reise: Kapernaum – Kana in Galiläa – Nordgaliäa – Syrien – Kappadocien – Gegend von Melite und Melitene – Chotinodora, Städtchen am Euphrat – Fischerdörfchen daselbst – zurück nach Chotinodora  [6.GEJ 79 – 125].

6.Reise: Chotinodora – Malaves – auf Floßschiffen nach Samosata am Euphrat – zu Schiff nach Serrhe am Euphrat – zu Fuß stromabwärts nach Zeugma am Euphrat – dann zu Fuß nach Deba – Cyrrhus – Antiochia – zurück nach Galiläa – Kapernaum [6.GEJ 126 – 145].

7.Reise:  Kapernaum – Jerusalem (Tempel) – Bethanien – Tempel – Herberge des Lazarus auf dem Ölberg 6.GEJ 146 – 248].

2.7.2.–2. 7.GEJ: Laubhüttenfest des Jahres 32 – Zunächst Standort in der Herberge des Lazarus auf dem Ölberge

Dann von hier Ausflug nach Emmaus (Nikodemus) – zurück zur Herberge des Lazarus auf dem Ölberge – [7.GEJ 1- 229].

2.7.2.–3.   8.GEJ: Einige Wochen nach dem Laubhüttenfest des Jahres 32:

1.Reise: Herberge des Lazarus auf dem Ölberg – Bethanien – Ausflug nach einem Ort bei Bethlehem (Davidshaus) – zurück nach Bethanien [8.GEJ 1 – 158]

2.Reise: Bethanien – Wirt im Tale – große Herberge an der Gabelung der Straße nach Tyrus und nach Jericho – Jericho – Essäa (Richtung Ägypten) [8.GEJ 159 -220].

2.8. Jesus erschafft dem Lazarus sieben Schutzhunde gegen die aufdringlichen Pharisäer

2.8.1. Jesus durch JL:

[GEJ.06_160,01] (Der Herr zu Lazarus:) „Sieh, als Noah nach dem Rate Gottes die Arche baute, da wurde er von den sehr verweltlichten Nachbarn verspottet und ausgelacht, und man sagte: ,Da seht einmal den alten Traumnarren an! Hoch auf den Bergen hier, weit entfernt von einem Meere, baut er einen Wasserkasten in der Meinung, dass Gott solche Wasser werde kommen lassen, die ihre Wogen sogar über diese hohen Berge treiben werden, und er wird sich mit den Seinen dann hineinsetzen und sich vor dem Ersaufen retten!‘

[GEJ.06_160,02] Solche Reden und noch Ärgeres musste Noah erfahren; ja sogar sein Bruder Mahal lachte ihn aus und ging mit seinen Töchtern in die Tiefe Hanochs. Die Nachbarn aber wollten den Noah in seinem Baueifer dadurch ermüden, dass sie ihm nachts oft das zerstörten, was er am Tage erbaut hatte. Da bat er Gott um eine rechte Abhilfe von dieser Plage. Und sieh, Gott sandte ihm eine Menge großer und böser Hunde, und wer sich in der Nacht dem Bau zu nahen wagte, der wurde von den Hunden zerrissen, und Noah hatte dann die schönste Zeit zum Ausbau der Arche.

[GEJ.06_160,03] Sieh, du hast dir zur Bewachung deiner Häuser römische Soldaten um ein bedeutendes Geld gemietet! Da kann Ich dir auch ganz andere Wächter verschaffen; die werden dich sehr wenig kosten und sich dabei doch von niemand bestechen lassen! Sie werden deine Feinde instinktmäßig schnell erkennen und sie mit fürchterlichem Geheul weit über deine Besitzgrenzen hinaustreiben; aber ebenso werden sie die wahren Freunde deines Hauses wohl erkennen und sie nicht von dannen treiben, sondern sie werden sie unbeirrt hereingehen lassen.

[GEJ.06_160,04] Sagte Lazarus: „O Herr, da verschaffe mir nur bald solche Wächter; es wird ihnen bei mir sicher nichts abgehen!“

[GEJ.06_160,05] Sagte Ich: „Nun, so gehen wir ein wenig hinaus ins Freie, und die Wächter werden sogleich dasein!“

[GEJ.06_160,06] Wir gingen nun hinaus in den großen Hofraum, und sogleich liefen uns sieben große Hunde entgegen, machten ein starkes Gebell und schmeichelten sich darauf um uns herum. Alle waren von der Größe eines zweijährigen Rindes und hatten ein starkes Gebiß und eine braune, zottige Behaarung.

[GEJ.06_160,07] Lazarus hatte daran eine große Freude und fragte Mich, wie eine rechte Wohnung für diese Tiere bestellt sein solle. Und Ich stellte ihm eine solche in einem Augenblick und am tauglichsten Orte bloß durch die Macht Meines Willens her, was den Lazarus in ein höchstes Erstaunen setzte; aber die Jünger erklärten ihm das und erzählten ihm, wie Ich den Menschen ganze große Wohnhäuser erschaffen habe.

[GEJ.06_160,08] Und Lazarus sagte: „Solches alles tut der Herr, und das elende Volk da oben glaubt noch nicht an Ihn und sagt noch dazu, dass Er ein Betrüger sei! Oh, wo ist das Ziel der Argheit der Menschen und das Ende ihrer Bosheit?!“

 

2.8.2. Jesus durch JL:

[GEJ.06_168,01] Am frühen Morgen aber wurden alle, die im Hause ruhten, durch ein starkes Gebell der sieben Hunde aus dem Schlafe geweckt, und Lazarus ging mit seinen Knechten nachsehen, was es da gäbe. Da ersah er eine große Schar Menschen beiderlei Geschlechts, die sich außerhalb des Eingangstores aufgestellt hatten, aber von den Hunden derart umringt waren, dass sie sich keinen Schritt weiter und keinen zurück zu machen getrauten. Als sie den wohlbekannten Lazarus mit seinen vielen Knechten ankommen sahen, da schrien und baten sie um Hilfe. Lazarus rief die Hunde zu sich und fragte die Schar, was sie schon so früh in Bethania gesucht hätten.

[GEJ.06_168,02] Da nahm ein junger Levite für alle das Wort und sagte: „Freund, wir haben in der Nacht einen mächtigen Donnerknall aus dieser Gegend vernommen und wollten uns hier nur erkundigen, ob du uns etwas Näheres davon zu sagen wüssst. Als wir nun hierher kamen, da liefen uns diese furchtbar grimmigen Bestien mit einem erschrecklichen Geheul in großer Hast entgegen und machten offenbar eine solche Miene, uns jeden Augenblick in tausend Stücke zu zerreißen! Da reicht ja eine solche allerkräftigste wahre Löwenbestie für hundert unbewaffnete Menschen aus, – wozu dann gar sieben?! Da kann sich ja nie mehr ein Mensch deinem gastfreundlichen Hause nahen!“

[GEJ.06_168,03] Sagte nun Lazarus zu dem Leviten: „In der großen Natur Gottes geschieht doch gar oftmals etwas Ungewöhnliches, – warum denn nicht auch einmal ein großer Knall? Gehet nach Sizilien; dort werdet ihr solcher Knallerei gar oft begegnen! Wir haben den starken Knall ebensogut vernommen wie ihr, sind auch erschrocken, – aber nachsehen sind wir nicht gegangen, wo etwa der Knall geschehen sei; denn dazu gibt es noch Zeit zur Genüge! Was kümmert denn euch Jerusalemer der große Knall gar so besonders? Ich bin vielmehr der Meinung, dass ihr aus einem ganz andern Grunde so früh herausgeeilt seid und nicht des Knalles wegen! Euch alle hat irgendeine schlechte Absicht herausgelockt, und das haben diese meine Wächter gar wohl erkannt und sind euch eben darum gar so wütend entgegen gerannt. Saget mir aufrichtig, was ihr so ganz eigentlich hier gesucht habt!“

[GEJ.06_168,04] Hier stutzten alle, und einer sagte so halblaut: „Es ist nun in der Welt schon rein nichts mehr zu machen, – wir sind schon wieder verraten! Man kann jetzt nicht einmal mehr den vier Wänden seines Wohnzimmers trauen, ja nicht einmal mehr seinen höchsteigenen Gedanken; denn die Menschen lesen einem nun schon ganz klar vom Gesichte ab, was man sich gedacht hat!“

[GEJ.06_168,05] Lazarus aber, da er diese Worte wohl vernommen hatte, sagte: „Ja, da hast du recht! Die Menschen haben es jetzt schon so weit gebracht, dass sie dir mit ziemlicher Bestimmtheit sagen können, was mit dir in zehn Jahren geschehen wird, und so frage ich euch noch einmal in aller Güte, warum ihr eigentlich so früh hierher gekommen seid. Den Knall habt ihr nur zum Vorwand genommen; eigentlich aber – um euch die Rede zu ersparen – seid ihr nur darum so früh gekommen, um bei mir alles auszuspionieren, wer sich etwa unter meinem Dache befindet. Und das tatet ihr sogar heute als am herrlichsten Festtage, auf dass ihr Templer in eurem großen Ärger eine Sache wider mich finden könntet! Da ich aber solche eure schnöden Absichten gegen mich schon lange klar durchschaut habe, so habe ich, als nunmehr vollkommen ein römischer Bürger, euch einen starken Riegel vor meine Tür geschoben, den ihr mit aller eurer eingebildeten Macht niemals erbrechen werdet. Ich werde als Jude meinen Verpflichtungen stets nachkommen, aber nur – sage – jenen, die Moses vorgeschrieben hat; alle andern gehen mich nichts an! Habt ihr mich verstanden?

[GEJ.06_168,06] Gehet nur hin und verkündet das laut allen euren Oberen! Saget es auch allen: Wehe jedem Templer, der je wagt, dies mein Haus in einer feindlichen Absicht zu besuchen! Wahrlich, dem soll es übel ergehen! Ich lasse jedermann in Ruhe und gebe jedermann ohne Rückhalt, was ihm gebührt. Wer mehr von mir verlangt, der ist ein Dieb und Räuber; denn er verlangt das, was nicht ihm, sondern seinem armen Nächsten gebührt. Und ein solcher – und wäre er ein tausendfacher Priester – ist mein Feind und darf sich meinem Hause, solange ich leben werde, nimmer nahen! Solches verstehet wohl und beachtet es zu eurem Frommen! Und nun sehet, wie ihr weiterkommt, sonst lasse ich meine Wächter wieder los!“

[GEJ.06_168,07] Da sagte keiner auch nur eine Silbe mehr, und alle machten sich eiligst auf den Rückweg.

[GEJ.06_168,08] Als sie im Tempel ankamen, da wurden sie sogleich befragt, was sie gesehen und erfahren hätten.

[GEJ.06_168,09] Die Leviten aber sagten: „Da richten wir mit aller unserer Klugheit nichts mehr aus, – da ist es ein für alle Male vorbei! So ihr Herren des Tempels aber das nicht glauben wollet, da gehet selbst hinaus und lasset euch von seinen Löwen zerreißen und auffressen! Die Bestien sind so abgerichtet, dass sie die innersten Gedanken der Menschen riechen; ihr dürft nur irgendeine dem Lazarus feindliche Absicht in euch bergen, – und die Bestien schnuppern das schon von weitem, und um euch ist es geschehen! Das haben wir gesehen und teilweise auch ein wenig erfahren. Wenn uns auf unser Geschrei Lazarus selbst nicht wenigstens mit hundert Knechten zu Hilfe geeilt wäre, so ruhte unser Fleisch nun schon in den Bäuchen der großen, reißendsten Bestien! Das ist alles, was wir gesehen und erfahren haben; wollet ihr uns aber etwa nicht glauben, da gehet hin und überzeuget euch selbst!“

[GEJ.06_168,10] Da sagten die Oberen nichts mehr, sondern sie wurden bei sich voll Ingrimm und sagten unter sich: „Das macht alles der verruchte Galiläer! Wenn wir seiner nicht bald habhaft und loswerden, so verführt er uns das ganze Volk, und wir alle können dann das Weite suchen! So der Galiläer etwa heute wieder zum Feste kommen sollte, da muss alles aufgeboten werden, um ihn aus dem Wege zu räumen!“

[GEJ.06_168,11] Da sagte der Levite: „Lasset euch nur diese Gier vergehen! Ist nicht schon mehr als das halbe Volk für ihn?! Und kennet ihr etwa seine unbegrenzte Macht? Er durchschaut eure Gedanken schon lange eher, als ihr sie noch gedacht habt, und kann euch deshalb auch schon eher verderben, als ihr es für euch erwarten dürftet!“

[GEJ.06_168,12] Sagte ein Oberer: „Was kann er uns tun? Seine Macht ist vom Beelzebub!“

[GEJ.06_168,13] Sagte der Levite: „Ganz gut; aber er hatte sicher auch des Lazarus Löwen verbeelzebubt! Gehet hin mit der ganzen Bundeslade und mit dem Aaronsstabe in der Hand, und die grimmigen Bestien werden es euch dann schon sagen, um welche Beelzebubszeit es nun ist! War der Galiläer ja doch schon mehrere Male hier im Tempel und lehrte das Volk frei und offen; was habt ihr gegen ihn mit allem eurem Grimme auszurichten vermocht? Nichts! Was werdet ihr dann heute gegen Ihn ausrichten? – Er wird kommen und wird lehren in eurem Angesichte, und ihr werdet seiner vermeinten Beelzebubsmacht nichts entgegenstellen können!“

[GEJ.06_168,14] Sagte ein Oberster: „Seid etwa auch ihr schon von ihm verführt wie das dumme Volk, das darum verflucht ist?“

[GEJ.06_168,15] Sagte der Levite: „Das sicher nicht; aber so viel gesunden Sinnes habe ich, dass ich recht klar einsehe, was da möglich und was da nicht möglich ist! Wir haben von gar getreuen und wahrhaftigen Zeugen vernommen, was der Galiläer alles vermag. Wollet ihr euch aber schon mit ihm in einen Kampf einlassen, so wird es sich am Ende ja doch sicher zeigen, wer da ganz unfehlbar geradeso den kürzeren ziehen wird, wie auch wir heute in Bethania den sehr kürzeren gezogen haben!“

[GEJ.06_168,16] Sagte der Obere: „Das wird sich alles noch zeigen; wir fürchten ihn nicht! – Und nun gehet an eure Verrichtung!“

[GEJ.06_168,17] Dadurch hatte der Levite die Oberen denn doch stutzig gemacht, und Ich konnte Mich darum später freier im Tempel bewegen.

[GEJ.11_039,07] Nach diesen Worten erhoben sich die sieben großen Hunde und jagten mit Gebell die Templer und Schergen den Weg nach Jerusalem entlang, den diese springend und stürzend in äußerster Angst und Geschwindigkeit zurücklegten und nicht eher ruhten, bis die sicheren Stadtmauern Jerusalems sie bargen, bis zu denen die Tiere sie verfolgten, ehe sie zurückkehrten.

2.9. Der Tod und die Auferweckung des Lazarus

2.9.1. Jesus durch Leopold Engel (LE):

2.9.1.–1.

[GEJ.11_019,02] Wir verließen alsbald das Tal, welches uns Schutz für die verflossene Nacht gewährt hatte, und das der Schauplatz eines so bedeutenden Ereignisses geworden war, und wandten uns nun nordwestwärts bis zu einem kleinen Orte mehr nordöstlich von Jerusalem, namens Rimmon.

[GEJ.11_019,03] Kaum waren wir in denselben eingetreten, als ein Mann auf Mich zutrat und mit bittender Stimme – sich erst als einen Abgesandten der Schwestern des Lazarus, Martha und Maria, zu erkennen gebend – Mich flehentlich ersuchte, eilends nach Bethanien zu kommen, da Lazarus heftig erkrankt sei und seine Schwestern um des Bruders Leben in Angst seien. Er erzählte weiter, dass er bereits seit zwei Tagen hier warte, und dass gleich ihm viele Boten ausgesandt seien, Mich zu suchen, da Ich stets um diese Zeit Lazarus zu besuchen pflegte, und dass er um seines Herrn willen sich freue, Mich gefunden zu haben.

[GEJ.11_019,04] Ich antwortete dem Knechte: (Joh.11,4) „Die Krankheit ist nicht zum Tode, sondern zur Ehre Gottes, dass der Sohn dadurch geehrt werde.“

[GEJ.11_019,05] Der Knecht nahm diese Worte als ein sicheres Zeichen, dass Ich seinen Herrn heilen würde, und bat Mich dringend, sogleich zu kommen, damit sein Herr nicht lange leiden müsse, und er eilte sodann nach Bethanien zu den harrenden Schwestern, die freudige Kunde zu bringen.

[GEJ.11_019,06] Ich aber wandte Mich zu den Jüngern und sagte ihnen: „Wir wollen suchen, eine Herberge für uns zu finden, damit wir rasten mögen; denn es eilet nicht so sehr, nach Bethanien zu ziehen.“

[GEJ.11_019,07] Da fragte Mich Petrus: „Herr, ist denn der Lazarus schon gesund geworden?“

[GEJ.11_019,08] Antwortete Ich ihnen: „Nein aber er soll gesund werden, und da ist es nötig, dass er zuvor ablege, was an ihm unrein ist, gleichwie ihr ablegen müsst alles Unreine, ehe ihr eingehen könnt in das Reich Meines und eures Vaters.“

[GEJ.11_019,09] Die Jünger fragten nun nicht mehr weiter; denn sie waren es schon gewohnt und hatten einsehen gelernt, dass Meine Verordnungen stets die richtigen waren.

2.9.1.–2.

[GEJ.11_032,04] Danach beruhigten sich die Jünger über Meine Absicht, und Ich sagte ihnen weiter: „Ihr wisset doch, dass unser Freund Lazarus krank liegt und seine Schwestern nach Mir aussandten! Sollte Ich nun etwa aus Furcht vor den Juden den Bittenden nicht willfahren?“

[GEJ.11_032,05] Fragte Mich Johannes: „Herr, Dir ist doch alles bekannt! Wie steht es denn um unseren Freund Lazarus?“

[GEJ.11_032,06] Antwortete Ich: „Er schläft, – aber Ich gehe, ihn aufzuwecken.“

[GEJ.11_032,07] Meinten da die Jünger untereinander, welche glaubten, Ich spräche vom leiblichen Schlafe: „Herr, wenn er schläft, so wird seine Krankheit sicherlich bald von ihm weichen; denn nichts bringt einen Kranken eher wieder zu Kräften als ein gesunder Schlaf!“

[GEJ.11_032,08] Antwortete Ich: „Da habt ihr wohl recht, aber dennoch irrt ihr euch; denn Lazarus schläft nicht den Schlaf des Leibes, sondern ist gestorben.“

[GEJ.11_032,09] Über diese Erklärung erschraken die Jünger, um so mehr, als sie Lazarus vor nicht langer Zeit frisch und gesund gesehen hatten. Es erhob sich daher ein lautes Gemurmel des Beileides unter ihnen und schließlich ein ängstliches Gefrage, ob denn da nicht doch noch zu helfen sei, da er vielleicht nur scheintot sei, und ob Meine Kraft ihn nicht erwecken würde.

[GEJ.11_032,10] Sagte ich: „Lazarus ist tot und liegt längst im Grabe; aber Ich werde ihn dennoch erwecken. Deswegen verblieb Ich ja so lange hier, damit niemand sagen könne, er sei nicht wirklich gestorben, und damit durch dieses letzte öffentliche Zeichen, das Ich wirken werde, die schwachen Gemüter völlig gläubig würden. Ich freue Mich aber nun euretwillen, dass Ich nicht zugegen gewesen bin, und dass der Vater in Mir befahl, also zu tun, damit ihr und nun noch viele andere glauben mögen. Und darum werden wir morgen nach Bethanien ziehen.“

[GEJ.11_032,11] Es gaben sich nun alle zufrieden.

2.9.1.–3.

33. Kapitel – Die Ursache des Todes von Lazarus.

[GEJ.11_033,01] Wir aber schritten nun schnell vorwärts, damit der Weg bald zurückgelegt werden möge, der uns nach Bethanien führte.

[GEJ.11_033,02] Um nach diesem Orte zu gelangen, mussten wir einen Umweg machen, da Ich Jerusalem nicht zu berühren beabsichtigte, sondern ungesehen nach dem Wohnorte des Lazarus gelangen wollte, der nach jüdischem Maße fünfzehn Feldwege entfernt war. Bethanien lag aber nicht an der Stelle des jetzigen Dorfes el Azarije, sondern noch mehr ostwärts, so dass wir dahin nicht von der Westseite des Ölberges, sondern der Ostseite her gelangten.

[GEJ.11_033,03] Die Entfernung von fünfzehn Feldwegen wurde bemessen von dem Tempelvorhofe aus, wo eine Säule als römischer Meilenmesser aufgestellt war, ähnlich wie ihr solche Marksteine auch noch jetzt in den kleineren Ortschaften vorfindet. Man ging diese fünfzehn Feldwege in gemächlichem Schritt in anderthalb Stunden, bis man Bethanien von dem eben genannten Punkte aus erreichte.

[GEJ.11_033,04] Daraus kann an Ort und Stelle ein etwaiger Altertumsforscher nun schon etwas genauer finden, wo das echte Bethanien gestanden haben mag. Aber außer einer wilden Gegend, außer Steinen und Gestrüpp wird er heutigentags nichts mehr vorfinden von dem Ort, wo Ich das letzte und vor den Juden öffentlich größte Werk vollbrachte.

[GEJ.11_033,05] Wie schon bekannt, war Lazarus einer der reichsten Männer von ganz Judäa, und da er ohne Leibeserben gestorben war, so gehörte nach dem Tempelgesetz ein Drittel seines gesamten Vermögens dem Tempel an, während seine Schwestern, die ohne männlichen Familienschutz – Lazarus hatte keine weiteren nahen Verwandten – waren, der Oberhoheit des Tempels unterstanden, der eine höchst unbequeme Vormundschaft in solchen Fällen ausübte. Die Pharisäer und Tempeljuden waren schon längst sehr begierig auf den reichen Besitz des Lazarus und hatten, wie bekannt, schon allerhand Schliche und Ränke ersonnen, den Lazarus in ihre Finger zu bekommen, um möglichst das gesamte reiche Erbe sicher in ihre Hände zu bringen. Mit den beiden Schwestern fertig zu werden, schien ihnen nicht allzu schwer.

[GEJ.11_033,06] Lazarus hatte aber alle keck vorgebrachten Ansprüche und Anerbietungen zurückgewiesen und ärgerte sich wegen der Zudringlichkeit des Tempelgeschmeißes oft so sehr, dass Ich ihn warnte, seine Hitze abzulegen, da dieses böse Folgen für ihn haben könne. Er befolgte auch Meinen Rat nach Kräften und wurde, seit Ich ihm die bewussten Hunde zugeführt, wegen Mangels an Belästigung auch bei weitem ruhiger.

[GEJ.11_033,07] Jetzt jedoch, kurz vor seinem Tode, hatte er wieder einen Strauß mit den Tempelmitgliedern, indem diese ihn angeklagt hatten, er ließe es an der nötigen Achtung des Tempels fehlen, was so weit ginge, dass er die Mitglieder desselben, die in der besten Absicht der Seelsorge zu ihm kämen, mit Gewalt vertreibe und seine Leute sogar von dem Besuche des Tempels und von den notwendigen Buß- und Reinigungsopfern abhalte.

[GEJ.11_033,08] Wussten auch die Templer, dass diese und ähnliche Lügen, sowie das Bemühen, ihn als Freund des Völksaufwieglers Jesus auch den Römern verdächtig zu machen, hinfällig waren, so rechneten sie doch auf die bekannte Hitze seines Charakters, wodurch er vielleicht bei etwaigen Verhören unvorsichtig sich Blößen gäbe, durch die es möglich sei, ihn an den Tempel zu fesseln, so dass er, um freizukommen, mindestens große Versprechungen, die auf das Erbe Bezug hatten, hätte machen müssen.

[GEJ.11_033,09] Lazarus durchschaute diese geschickten Pläne sehr wohl, wies die Anklagen, die gegen ihn erhoben wurden, vor dem römischen Statthalter gewichtig zurück, so dass er frei ausging, ohne dabei äußerlich sichtliche Erregung gezeigt zu haben.

[GEJ.11_033,10] Um so mehr kochte es jedoch in ihm, so dass er in ein hitziges Gallenfieber verfiel, das ihm in kürzester Zeit den Tod brachte. Das war die äußere Veranlassung seines Todes; die innere, rein geistige war schon durch die Antwort angedeutet, die Ich dem Knechte gab, und auch durch die Worte an Meine Jünger.

 

Fortsetzung siehe "Lazarus von Bethanien der Auferweckte Teil 2"