Die Neuoffenbarung zu Kirche und Papsttum. Teil 3

 

227. Kapitel – Aufklärungsrede des Herrn über die „unübersteigliche Kluft“ und die Vergebung von „Todsünden“.

[RB.02_227,01] Spricht Joseph: „O Herr, das habe ich wieder vollkommen verstanden. Aber noch einen kleinen Punkt in der Schrift verstehe ich nicht ganz. Und das ist die ,unübersteigliche Kluft‘ in der Gleichniserzählung vom reichen Prasser, den Du vor den Augen der Welt in die Hölle gestellt hast. Wenn zwischen denen, die sich im Schoße Abrahams im Himmel befinden und denen, deren schreckliches Los die Hölle ist, eine nimmer übersteigbare Kluft besteht, wie wird dann wohl eine Erlösung aus der Hölle möglich sein? Daß aber daraus schwerlich je eine Erlösung stattfinden dürfte, geht auch noch aus einem andern Lehrtext der Schrift hervor, wo nämlich den sogenannten Sündern gegen den Heiligen Geist entweder eine nur sehr schwere oder gar keine Vergebung zugesichert ist, und das, o Herr, aus Deinem höchsteigenen Munde! Was hat es sonach mit all dem für eine Bewandtnis?“

[RB.02_227,02] Sage Ich: „Dasselbe, wie die Rechtsgelehrten in der Welt sagen: „Wer etwas selbst so will, dem geschieht kein Unrecht!“ – Die Kluft aber bedeutet wieder den nie übersteigbaren Unterschied zwischen Meiner freiesten Ordnung in den Himmeln und der ihr in allem widerstrebenden Unordnung der Hölle. Dieser Text bezeichnet also nur deren Unvereinbarkeit, nicht aber eine ewige Torsperre für denjenigen, der sich darin befindet.

[RB.02_227,03] Daß aber einer, der in sich selbst schon vollkommen zur Hölle wird vermöge seines freiwilligen Austrittes aus Meiner freiesten Ordnung in die notwendig gerichtete Widerordnung – daß ein solcher nicht gar zu bald und zu leicht aus der Hölle kommen wird, versteht sich von selbst. Es ist nur zu bekannt, wie hart es einem Bösestolzen und in allem Herrschsuchts-Hochmut Gefangenen ankommt, in die Sanftmut und Demut der Himmel überzugehen. So etwas ist wohl keine Unmöglichkeit, aber dennoch eine große Schwierigkeit. Du wirst in Zukunft oft noch erfahren, wie schwer es geht, jemanden völlig aus der Hölle zu heben. Der Stolze kehrt immer wieder zum Stolz zurück, der Unkeusche zur Unkeuschheit, der Träge zur Trägheit, der Neider zum Neid, der Geizhals zum Geiz, der Lügner zur Lüge, der Räuber zum Raub, der Mörder zum Mord, der Rohe zur Roheit usw. Wenn man ihnen diese Eigenschaften auch tausendmal rügt, verfallen sie doch immer wieder in die gleichen Leidenschaften, sobald ihnen die fürs ewige freie Leben bedungene Freiheit gegeben wird. Und je öfter sie wieder in einen Rückfall kommen, desto schwächer werden sie stets und desto schwerer wird es ihnen, sich aus den bösen Sünden zu erheben und als lautere Geister in Meine göttliche Freiheit überzugehen.

[RB.02_227,04] Aber verstehe, bei den Menschen-Geistern ist vieles unmöglich, was Mir dennoch gar wohl möglich ist. Denn bei Mir sind alle Dinge möglich!“

[RB.02_227,05] Spricht Joseph: „Ja, mein heiliger Vater, jetzt sind mir jene Texte klar, die ich auf der Erde wohl geglaubt habe. Aber sie haben auf mich nie einen wohltätigen Eindruck gemacht, obschon ich als Kaiser alles auf die gewissenhafteste Gerechtigkeit halten mußte und nicht Gnade üben durfte, wo mir irgendein harter Sünder unterkam.

[RB.02_227,06] Merkwürdig aber war, daß ich keine harten Richter leiden konnte. Wer von meinen Amtsrichtern die Sünder zu scharf richtete, dem war meine Gunst ferne. Wer aber die Sünder so richtete, daß er dem Sünder wohl die Größe und Schwere seiner Sünde recht genau zeigte, aber bei den Reuigen auf meinen Namen hin den Akt der Gnade übte und dem Sünder nur mildere und leichtere Besserungsstrafen gab, der hatte an mir einen sicheren Freund.

[RB.02_227,07] Und so war es auch, wenn ich das Evangelium las. Wenn ich die Verse durchging vom verlorenen Sohn, vom guten Hirten, von der Ehebrecherin im Tempel vor Dir, wenn ich Dich den Zachäus vom Baum herabrufen hörte, den gerechtfertigten Zöllner im Tempel vernahm und Dich mit dem samaritanischen Weib am Jakobsbrunnen heilige Worte tauschen vernahm, da konnte ich mich nie der Tränen erwehren. O welch ein Gefühl hat Dein Wort am Kreuz: ,Herr, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!‘ in mir stets rege gemacht! – Aber die Stellen, wo Du, wennschon gerechtestermaßen, die Sünder mit scharfen Fluch-Sentenzen zur Hölle wiesest, machten auf mein Gemüt wahrlich keinen Eindruck. Ich sah darin wohl einen gerechten Gott walten, aber Ihm gegenüber nichts als ohnmächtigste Wesen, die sich die Machtschwere ihres Schöpfers und Richters gefallen lassen müssen.

[RB.02_227,08] Ich zwang wohl mein Herz, diesen allmächtigen Gott aus allen Kräften zu lieben, aber muß jedoch zu meiner Schande gestehen, mein Herz wollte sich in diese Liebe nicht finden. – Ich wurde durch solche Selbstprüfungen dann ein Freimaurer, um da zur tieferen Kenntnis Gottes zu gelangen. Ich habe dabei wohl recht viel gewonnen und las viel von der reinen Liebe zu und in Gott; aber der unerbittliche Richter wollte durchaus nicht untergehen und die Hölle nicht verlöschen.

[RB.02_227,09] So stellte ich mir auch oft lebendig vor, wie Du, der Du aus Liebe zu den Menschen so viel gelitten hast, um sie glücklich zu machen, eine gerechte Ursache hättest, mit den Sündern unbarmherzig zu sein und ihre Sünden unerbittlich strenge zu ahnden. Aber mein dummes Herz wollte sich dessenungeachtet in die höchste Liebe zu Dir nie ganz finden.“

228. Kapitel – Der große „Exorzismus“ und die säumende Hilfe der „Schmerzhaftesten“.

[RB.02_228,01] Joseph fortfahrend: „Aber nun, o Herr, bin ich auf dem rechten Weg! Jetzt verstehe ich Dein heiliges Wort, und Du, o Herr, bist mir nun die Liebe aller Liebe! – Aber nun geht das Meßopfer dieser Pfaffen zu Ende. Was wird darauf etwa geschehen?“

[RB.02_228,02] Sage Ich: „Mein lieber Bruder, du wirst es sogleich sehen, wie sie nun einen sogenannten Exorzismus (Teufelsaustreibung) an uns ausüben wollen. Aber wir werden dafür einen sonderbaren Gegenexorzismus in Anwendung bringen und da wirst du deine Wunder sehen, was da alles zum Vorschein kommen wird! Aber nur keinen Ärger dabei! Das ist eine Grundbedingung, ohne die wir wenig oder nichts ausrichten würden.“

[RB.02_228,03] Nun ist der letzte Monstranzensegen zu Ende und wir, als die vermeintlichen bösen Geister, sind nicht geflohen. Das ärgert nun die Pfaffen entsetzlich, und ihre zahlreiche Dienerschaft fängt an, gegen dies gehaltene Hochamt Verdächtigungen zu erheben. Einige meinen, das heilige Geschirr sei von ungeweihten Händen angerührt worden, und deshalb könne das ganze Amt vor Gott keine Kraft haben. Ein anderer sagt, vielleicht habe etwa eine Ehebrecherin oder gar eine Lutheranerin die heilige Wäsche gewaschen und dadurch das heilige Meßgerät tiefst entheiligt. Ein anderer meint, man solle noch ein Amt halten, aber mit viel tieferen Reverenzen, was der allerseligsten Himmelskönigin am besten gefiele, und er stehe dafür, daß bei einem solchen Amt die Teufel nicht gegenwärtig bleiben werden.

[RB.02_228,04] Ein anderer wieder will bemerkt haben, daß sich ein Ministrant beim „Mea culpa“ zu wenig an die Brust geschlagen habe. Ja, einen Schlag habe er sich etwa eines teuflischen Flohs wegen auf den Bauch gegeben, und das zerstöre auch die Wirkung der Messe. Denn man solle es kaum glauben, von welcher Kleinigkeit oft die Nichtwirkung einer Messe abhänge. Ihm habe das einmal ein alter, frommer Kapuziner haarklein auseinandergesetzt.

[RB.02_228,05] Einer bemerkt gar etwas Lächerliches: Das Epistelpolster sei beim Infundieren verkehrt worden, und wenn so etwas geschieht, so ist die Messe ohne Kraft; denn aufs Epistelpolster legt die glorreiche Mutter, so das heilige Meßbuch auf das Evangeliumspolster übertragen wird, das Christkindlein. Wird aber das Polster verkehrt, so nimmt sie das Christkindlein wieder weg, und die Messe ist ohne Wirkung.

[RB.02_228,06] Ein Zeremoniarius fragt, ob nicht etwa jemand die Stola verkehrt übers Kreuz mit dem Zingulum überbunden habe? Und ein Kapuzinerprior sagt: „Ja, wenn man bei der heiligsten Handlung so unvorsichtig wäre, da könnte sich unsereiner zu Tod ministrieren, so würde das dennoch nichts nützen. Nein, die Stola verkehren! Das ist ja schon etwas Altes, daß da sogleich alle Engel, die unsichtbar bei der heiligsten Handlung ministrieren, vom Altar zurücktreten und ihre Gesichter abwenden. Und die heiligste Mutter Gottes kann da gar nicht zum Altare kommen, weil durch eine solche Unvorsichtigkeit sie alle ihre sieben Schmerzen wieder empfindet.“

[RB.02_228,07] Hier wird es Meinem lieben Joseph förmlich unwohl. Robert und Helena können sich eines hellen Lachens kaum mehr enthalten. Und Kaiser Franz tritt zu Mir hin und sagt: „Herr, ich habe zwar nie viel auf die Pfaffen gehalten, aber hätte ich diese Dummheiten je auf der Erde gehört, da hätte ich sicher das vollendet, was mein Onkel Joseph begonnen hat!“

[RB.02_228,08] Sage Ich: „Das ist alles noch nichts! Bei dem bald über uns ergehenden Exorzismus werdet ihr erst die großartigsten Wunder der Dummheit kennenlernen. Denn von der römisch-katholischen Teufelsaustreiberei habt ihr alle keinen Begriff. Die Sache wird für euch alle sehr belehrend sein. Denn ihr Kaiser müßt das vorzugsweise sehen, weil ihr solche Dummheiten geduldet und hie und da sogar kräftig gefördert habt. Gebt jetzt nur acht, der famose Exorzismus wird sogleich beginnen!“

[RB.02_228,09] Ein Levit entfernt sich nun mit einigen Dienstbaren. In wenigen Augenblicken bringt er ein schwarzes Buch, das auf beiden Deckeln mit einem Totenkopf geziert ist. Die Diener bringen eine Menge schwarzer sogenannter Requiem- und Exequien-Gewänder. Die Gewänder werden nun unter lateinischen Murmeleien gewechselt, und in wenig Augenblicken steht die ganze Hohepriesterschaft ganz schwarz vor uns. Auch wird ein Katafalk verkehrt aufgerichtet, und eine Menge schwarzer Kerzen werden auf schwarze Leuchter gesteckt. Ein Rauchfaß und ein ebenso schwarzer Weihbronnkessel fehlt nicht samt einem schwarzborstigen Sprengbartstocke.

[RB.02_228,10] Nun tritt der Hauptpriester vor und murmelt aus dem ihm ehrerbietig vorgehaltenen Buch, und die andern sagen alle Augenblicke Amen dazwischen. Danach wird die Hälfte der Kerzen angezündet, mit dem Rauchfasse beraucht und mit Weihwasser besprengt. Dies Murmeln, Rauchen und Besprengen geschieht noch zweimal. Darauf wird ein schwarzer Strick hingelegt. Der Hauptdienstbare tritt im Namen Mariä auf den Strick, andeutend, daß er nun der Schlange den Kopf zertritt. Darauf wird eine schwarze Schüssel mit glühenden Kohlen herbeigeschafft. Das Feuer wird dreimal verflucht, der Strick wird darauf in das Feuer geworfen und selbes mit dem verbrannten Strick aus der Kirche geschafft. Nun werden eine Menge Knittel aus der Sakristei gebracht; ein jeder nimmt einen solchen in die Hand. Bei dieser Gelegenheit wird auch die andere Hälfte der Kerzen angezündet. Nach diesem Akt werden die Knittel geweiht, beräuchert, besprengt und angerührt. Als dies beendet ist, sagt der Hauptdienstbare: ,Hiscum fustibus percutiantur omnia!‘ Das heißt: Mit diesen Stöcken muß jetzt alles zerschlagen werden, was die Teufel entheiligt haben. Nun werden zuerst die Leuchter umgeschlagen, darauf wird der Katafalk zertrümmert und das Bahrtuch in Stücke zerrissen. Zugleich macht auch der Hauptdienstbare einen kleinen Riß in das weiße Unterkleid. Darauf beginnt ein wilder Lärm; ein jeder schreit, um uns Quasiteufel aus der Kirche hinaus zu verfluchen. Daneben wird mit diesen Knitteln auf allen Bänken herumgeschlagen und solange die Knittel nicht ganz zerschlagen sind, wird mit dieser Aktion nicht innegehalten.

[RB.02_228,11] Aber als wir trotzdem noch fest dastehen und nicht weichen wollen, beruft der Hauptdienstbare alle Teufelsaustreiber zu sich und sagt: „Hört! Wir haben nun alles getan, aber leider hat unsere Mühe nichts gefruchtet. Ich bin daher der Meinung, daß wir noch die große lauretanische Litanei beten sollen, und zwar vor dem Bilde der schmerzhaftesten Mutter Gottes. Holt es aus der geheimen Kammer der Schätze Marias und stellt es vor das Tabernakulum hin! Zündet alle Kerzen an, auf daß wir mit der Litanei sogleich beginnen können! Maria ist und bleibt unser Schutz und unsere letzte Zuflucht!“

[RB.02_228,12] Sagt einer aus der Mitte: „Wenn aber das auch nichts nützen sollte, was werden wir dann tun? Denn so dieser Generalexorzismus nichts gefruchtet hat, der doch ganz auf dem Namen der allerseligsten Jungfrau fußt, was wird dann das tote Bild der Schmerzhaftesten und die große Litanei fruchten? Ich bin gar nicht mehr dafür! Übrigens kommen mir diese Wesen auch gar nicht als Teufel vor. Man betrachte sie nur genauer, und man wird sich bald überzeugen, daß da hinter ihnen gar nichts Teuflisches zu stecken scheint.“ – Sagt der Hauptdienstbare: „Teufel können auch Engelsgestalten annehmen! Darum heißt es hier alles versuchen. Geht nur geschwind, und bringt mir die Allerschmerzhafteste herbei! Amen dico vobis!“

[RB.02_228,13] Als ein paar Diener das hölzerne Bild herbeischaffen, zeigt es sich, daß es schon außerordentlich schadhaft ist. Es fehlen dem Bild die sieben Schmerzen, die gewöhnlich durch sieben in den Leib der Maria hineingestoßene Schwerter ausgedrückt werden. Dann fehlt dem Bild die Krone, der halbe Kopf, eine Hand und der ganze tote Heiland, den sie auf ihrem Schoß trägt. Von einer Farbe und Vergoldung ist keine Rede mehr. Dafür aber ist das, was noch von der Allerschmerzhaftesten da ist, desto wurmstichiger, und die ganze Figur wäre kaum mehr zur Beheizung zu gebrauchen.

[RB.02_228,14] Als der Großdienstbare das zerstörte Bild sieht, sagt er verdrießlich: „Aber um Himmels willen, was ist denn mit diesem glorreichen Gnadenbild geschehen? Das sieht so jämmerlich aus wie die sieben teuren Zeiten von Ägypten. Mein Gott und mein Herr! Wie hast denn Du dies heilige Bild Deiner allerseligsten Mutter so zugrundegehen lassen können! Was wird da zu machen sein? Gibt es denn nirgends eine andere, denn mit dieser ist nichts mehr zu machen.“

[RB.02_228,15] Sagt ein Diener: „Eure Eminenz! Unten in einer Seitenkapelle ist noch eine zur öffentlichen Verehrung Ausgestellte. Wie wäre es, so wir uns dahin begäben?“ – Sagt der Großdienstbare: „Das ist nichts! Es muß eine Übertragbare sein, damit man sie vors Tabernakulum stellen kann. Tragt dies Bild weg und seht, daß ihr mir ein anderes herbeischafft! Das wäre nicht übel, wenn in diesen weiten Räumen nicht noch eine besser erhaltene Schmerzhafteste aufzufinden sein sollte! – Geht und durchsuchet mir alle Winkel!“

[RB.02_228,16] Die Diener tragen das zerstörte Bild wieder hinaus, kommen nach einer Weile mit betrübten Gesichtern zurück und vermelden, daß sie alle Winkel durchsucht und nichts Schmerzhaftes irgendwo haben antreffen können. – Darob wird der Großdienstbare ganz unwillig und schmäht die Dienerschaft: „So ist es, wenn man lauter Esel zu Kirchendienern hat! Wie die Ochsen rennen sie und finden nichts! Dumme Tölpel! Gehe jemand anderer suchen, es muß doch noch etwas geben!“

229. Kapitel – Lichtrede des ketzerischen Kirchendieners.

[RB.02_229,01] Sagt ein Kirchendiener: „Ja, ja, sollen nur suchen gehen, werden auch einen Dreck finden! Ich finde das jetzt schon dumm, daß sich Seine Eminenz gerade auf so eine Mutter Gottes kapriziert, als wenn zwischen Maria und Maria ein Unterschied wäre! Der wirklichen Mutter Gottes wird es wohl ganz gleich sein, durch welches Bild sie verehrt wird. Ich muß hier offen gestehen, daß ich nie etwas selbst an den besten Bildern gefunden habe.

[RB.02_229,02] Ein Bild ist wohl gut, daß man damit an manches Würdige der Religion erinnert wird; aber den Bildern eine Wunderkraft zuzuschreiben, das ist heidnisch! Und wenn es der Papst auch selber mir ins Gesicht sagen möchte, daß die toten Bilder Wunder wirken können, so glaube ich ihm nicht. Können die lebendigen Menschen kein Wunder wirken, wie hernach erst die toten Bilder?

[RB.02_229,03] In Wirklichkeit ist mir eine Fliege lieber als das schönste Bild! Denn die hat Leben und ist wirklich ein Wunderwerk der göttlichen Liebe und Weisheit. Ein Bild aber ist nichts als ein Werk der menschlichen Dummheit, die einen lebendigen Gott und das ewige Leben durch tote Bilder vorstellen will. Das ist mein Glaube, die Herren können mit mir machen, was sie wollen! Daß ich aber kein altes Bild mehr suchen gehe, das schwöre ich! Ich werde niemand mehr einen Narren machen.“

[RB.02_229,04] Jetzt fahren alle über diesen Ketzer her und drohen, ihn aufs schauderhafteste zu züchtigen. Und der Großdienstbare sagt in pathetischem Ton: „So das am grünen Holz geschieht, was wird es mit dem Reisig werden? Darum muß ein solcher Ketzer gezüchtigt und den Teufeln zur ewigen Pein und Marter übergeben werden! Er hat die Heiligtümer der Kirche Gottes beschimpft und ist dadurch ein Sünder wider den Heiligen Geist geworden, der weder hier noch jenseits Vergebung zu erwarten hat. Daher hinaus ins Gerichtshaus mit ihm! Von dort in die geheime Totenkammer und von dieser zu allen Teufeln mit ihm! Fiat!“

[RB.02_229,05] Hier wird der Kirchendiener ganz rabiat, hebt einen Stock vom Boden und sagt in einem Respekt einflößenden Ton zum Großdienstbaren: „Heda! (mit dem keulenartigen Stock drohend) Wenn du böser Pfaffe es wagen solltest, mich anrühren zu lassen, so soll jeder mich von einer Seite kennenlernen, daß euch allen Hören und Sehen vergeht! O ihr Lumpen und Spitzbuben erster Klasse, ihr alten Gott-, Kaiser- und Volksschänder! Mir wollt ihr den Tod und die Hölle geben deshalb, weil ich die Wahrheit vor Gott und aller Welt euch ins Gesicht gesagt habe?

[RB.02_229,06] Wer seid denn ihr? Kann es noch ärgere Teufel geben als euch? Ihr reißenden Wölfe in Schafsfellen! Ihr wollt jene achtbaren Menschen als Teufel aus dieser Kirche treiben und seid selbst die allerärgsten Teufel! Treibt euch selbst aus, aber nicht jene Ehrenmänner, die tausendmal eher als eure schlechten Götzenbilder verdienten, als Heilige auf die Altäre gesetzt zu werden!

[RB.02_229,07] Heißt denn das Gott dienen, so man vor geschnitzten Bildern die Knie beugt, um dem Volke vorzuspiegeln, daß man selbst daran glaube, während man von hochgeistlicher Seite nicht ein Jota glaubt von allem, was man dem Volk aufbürdet. Ihr seid es, von denen Christus im Tempel sagte: ,Ihr bürdet den Armen und Schwachen unerträgliche Lasten auf, aber ihr selbst wollt sie nicht mit einem Finger anrühren. Ihr schützt den armen Witwen und Waisen lange Gebete vor, auf daß sie könnten ins Himmelreich kommen – ein Reich, an das ihr noch nie geglaubt habt – und verzehrt dafür ihre Häuser und ihr Vermögen! Ihr seid es, die da Mücken säugen und dafür Kamele verschlingen! Dafür soll aber auch desto mehr Verdammnis über euch kommen!‘

[RB.02_229,08] Euer Gottesdienst muß allzeit ein Greuel vor Gott gewesen sein, denn Christus Selbst hat ausdrücklich gesagt: ,Was ihr den Armen tut, das tut ihr Mir!‘ So ich aber an einem Sonntag nicht in euren Gottesdienst ginge, besuchte aber dafür die Armen und täte ihnen Gutes, so würdet ihr mich richten! Wessen Diener aber seid ihr, so ihr den wahren, von Gott Selbst klar bestimmten Gottesdienst richtet? – O ihr Toren! Was ist denn vor Gott besser: das tun, was Er Selbst geboten hat, oder Ihn mit den Lippen ehren, das Herz aber ferne halten? Wann habt ihr wohl Gott gedient, da ihr Sein Wort und Sein Gesetz noch nie angenommen habt?

[RB.02_229,09] Ihr habt an Christus nie geglaubt, denn sonst hättet ihr getan, was Er gelehrt hat! Nur eure Satzungen waren euch ein kostbares Bild, zu dem Christus bloß einen abgeschabten Rahmen abgeben durfte. O ihr schändlichen Volksbetrüger, ihr haltet euch Göttern gleich und verdammt das Wort Gottes, so es nicht für euren Beutel taugt!

[RB.02_229,10] O ihr Heuchler! Warum enthaltet ihr denn das reine Wort Gottes den Gläubigen vor? Seht, des Geldes wegen tut ihr das und aus Furcht, das Wort Gottes könnte dem Volk die Augen öffnen und euch entlarven vor ihm! Darum verbietet ihr es, und weil ihr selbst es nicht glaubt! Aber darum kommt das Wort doch unters Volk, und dieses kennt jetzt nur zu gut, wessen Geistes ihr seid!

[RB.02_229,11] Greift mich, so ihr es euch getraut! Warum zaudert ihr denn? Ich werde der Eminenz sagen, worin der Grund davon steckt! – Die Eminenz hat nun, da ich so frei war, Ihre Schande und Bosheit vor jenen Ehrenmännern aufzudecken, die sogenannte Spitzbubenangst bekommen und traut sich nichts mehr gegen einen Mann zu unternehmen, der Ihr in Kraft und Verstand überlegen ist!

[RB.02_229,12] Siehe die Eminenz! Warum hat Sie denn eigentlich diese mißlungene Handlung gegen jene Ehrenmänner vorgenommen, die sie als Teufel deklariert hat? Ich werde so frei sein, es Ihr gerade ins Gesicht zu sagen: Diese Ehrenmänner, die dort stehen und unsere unbegrenzte Dummheit in Augenschein nehmen, hat Sie bei sich selbst durchaus nicht als Teufel angesehen, da Sie doch selbst nie an einen Teufel geglaubt hat.

[RB.02_229,13] Diese Dummheit hat den von der Eminenz erwünschten Erfolg nicht gehabt. Die Ehrenmänner haben Sie geduldig angehört und nur im stillen unter sich Bemerkungen gemacht. Das machte die Eminenz beinahe schäumen vor Wut, und die Eminenz suchte nun durch ein Übermaß der Dummheit auf jene Ehrenschar so widrig als möglich einzuwirken, da Sie früher durch alle falschen Höllenspektakel nichts hat ausrichten können. Mit der großen Plärrmesse ging es, wie Figura zeigt durchaus nicht. Es ward daher zum römisch-katholischen Exorzismus geschritten, der in seiner Art einzig als Krone aller menschlichen Dummheit besteht und daher auf jene weisesten Ehrenmänner einen anekelnden Eindruck hätte machen sollen. Aber die Ehrenmänner müssen sich zum Grundsatz gemacht haben, auch vor der größten Dummheit nicht zu weichen. So blieben sie denn auch so zu Seiner Eminenz größtem Ärger hier. Was blieb der Eminenz nun noch übrig?

[RB.02_229,14] Die Eminenz dachte bei sich: Der Exorzismus ist zwar wohl aller Dummheit Krone. Aber da es dabei so mysteriös zugeht, kann auch der Gebildetste solch ein Spektakel einmal behaglich ansehen; denn es fehlt dieser Handlung das eigentliche fade Element. Das Langweiligste aber ist und bleibt doch eine langsam herabgebrodelte Lauretanische Litanei und ein altes Mirakelbild; das halten diese Weisen nicht aus, da werden sie gehen müssen, so sie nicht von der Langweile getötet werden wollen! Aber oha! hat der gute Zufall dazu gesagt. Das alte, durch den Zahn der Zeit zu sehr entstellte Mirakelbild konnte denn doch nicht mehr vors Tabernakulum (das die Protestanten schon lange den römisch-katholischen Herrgottsarrest genannt haben) gestellt werden. Und damit blieb auch bis jetzt das Fadeste, die Lauretanische Litanei, beiseite, womit diese Ehrenmänner hätten geplagt werden sollen. Wie befinden sich nun Eure Eminenz? Werden Sie mich mit in die Hölle hineinschieben?“

230. Kapitel – Der Kirchendiener gibt weiteres Licht. Herbe Wahrheiten für Roms Eminenz.

[RB.02_230,01] Spricht ein dem Kardinal zunächst stehender Pfaffe: „Elender! Nur der unendlichen Sanftmut und Geduld der alleinheiligen und seligmachenden Kirche hast du es zu danken, die im stillen für dich verlorenes Schaf zu Gott betete, während du dich bemühtest, ihr tödliche Stiche beizubringen! Höre aber nun auf, die festlich geschmückte Braut Gottes zu verunglimpfen, sonst wird die Kirche dich in ihrem Gebete um dein Seelenheil fallen lassen! Dann wird sich der Erdboden unter deinen Füßen öffnen und dich auf ewig verschlingen!“

[RB.02_230,02] Hier fängt der Kirchendiener hell zu lachen an und sagt dann ganz lakonisch: „O du sanftmütiges Mutterl du! Gelt, wenn sich mit der höllischen Grausamkeit und darauf mit der Dummheit nichts ausrichtet, dann wird der Wolf wieder in das Lammfell eingenäht und muß ein sanftes Gesicht machen? O über so eine Sanftmut und Geduld geht doch wohl nichts!

[RB.02_230,03] Wie sanft ist die Kirche geworden bei den berühmten Kreuzzügen! Wie freudig hat sie die verlassenen Witwen und Waisen, deren Männer sie im Morgenlande durch die Sarazenen umbringen ließ, in Klöster aufgenommen, nachdem sie sich vorerst ihre Güter und Schätze schenken ließ. O göttliche Sanftmut, die der heiligen Kirche ums bare Geld noch nie gemangelt hat. – Als ich noch auf der Welt gelebt habe (denn das werden die Herren doch hoffentlich wissen, daß wir uns alle schon lange nicht mehr auf der materiellen Erde im Fleisch befinden)“ –

[RB.02_230,04] sagt ein Pfaffe dazwischen: „Das ist erlogen! Wir leben noch alle in der Welt, denn sonst müßten wir uns entweder in der Hölle, im Fegfeuer oder gar im Himmel befinden!“

[RB.02_230,05] Spricht der Kirchendiener: „Wir sind einmal in der Geisterwelt, ob ihr es glaubt oder nicht. Und darum sage ich: Als ich noch auf der Welt war, glaubte ich der Kirche auch so manches. Als aber die Nachrichten von der heiligen spanischen Inquisition kamen, wie zart und sanft sie daselbst mit ihren verlorenen Lämmern umgehe, da habe ich ganz andere Begriffe bekommen. Was haben denn Hunderttausende verschuldet, daß sie so grausam zur höheren Ehre Gottes verbrannt werden mußten? So fragte ich ganz erstaunt, und die Antwort lautete schroff: ,Weil sie die Bibel gelesen haben und somit zu verdammlichsten Ketzern geworden sind!‘ – O Herr! rief ich in mir aus, ist es denn möglich, daß Menschen, die sich um Dein heiligstes Wort bewarben, von den römischen Mördern solch einen Lohn finden müssen? Herr! Hast Du keine Blitze und keine Sündflut mehr, um Spanien und Rom zu vertilgen für ewig?

[RB.02_230,06] Die Antwort Gottes kam langsam aber sicher aus den hohen Himmeln. Ich erlebte sie auf der Erde zwar nicht mehr, dafür aber desto heller in dieser Geisterwelt. Wo ist hier das stolze, übermütige Rom? Was ist nun der Papst? Bis auf einige wenige stockblinde Esel, die ihm, dem stolzen Stellvertreter Gottes, noch anhängen, lacht man ihm hier ins Gesicht und haßt und verachtet ihn allerorten.

[RB.02_230,07] Schon fängt man selbst in Italien an, einen Erzbischof um den andern einzunähen, und das mit vollstem Recht! Diesen Herrschern gebührt nichts anderes; denn sie waren allezeit die größten Feinde der Menschheit, dafür aber desto größere Freunde des Goldes und Silbers.

[RB.02_230,08] Petrus, als dessen Nachfolger sich ein jeder Papst ausposaunt, sagte einst zu einem armen Teufel, der ihn um ein Almosen anging: ,Gold und Silber habe ich nicht; aber was ich habe, das gebe ich dir!‘ Würde das wohl auch ein Papst einem Armen sagen? So ein sauberer Nachfolger Petri könnte nur sagen: ,Ich habe zwar Gold und Silber im Überfluß, aber das gebe ich dir nicht, sondern meinen apostolischen Segen, der mich nichts kostet! Und dann fahre hin in Frieden! So du unterwegs auch vor Hunger stirbst, wird deine Seele dennoch nach einem dreitägigen Fegfeuer sogleich ins Paradies kommen, wo es ihr dann gut genug geht!‘

[RB.02_230,09] Hat der große Paulus nicht geeifert wie ein Löwe wider die verbrämten Kleider sowie über jede Würde, die sich die Menschen nur zu gern beilegen? – Wann hat Christus, der Selbst sagte ,Gott ist Geist und muß daher im Geist und in der Wahrheit angebetet werden‘ – anbefohlen, Tempel und Bethäuser um teures Geld zu erbauen und dafür tausende Arme verhungern zu lassen? – Welcher Apostel hat die lateinische Sprache denn zur göttlichen erhoben? Als ob Gott der Herr, der sicher alle Sprachen versteht, bloß an der lateinischen das größte Wohlgefallen hätte! Beweiset mir das aus der Schrift, dann will ich's euch glauben! Könnt ihr das aber nicht, so seid ihr leibhaftige Antichristen!“

[RB.02_230,10] Sagt darauf ein vor geheimer Wut schnaubender, sehr alter Erzbischof: „Hat Christus der Herr nicht Seiner Kirche, d.h. Petrus und dessen Nachfolgern, vor Seiner Auferstehung die ausschließende Macht gegeben, zu lösen und zu binden?! Er hauchte Seine Apostel an und sprach: ,Nehmet hin den Heiligen Geist! Denen ihr die Sünden erlassen werdet, denen sollen sie auch erlassen sein; denen ihr aber die Sünden vorenthalten werdet, denen sollen sie auch vorenthalten sein!‘ – Und ein anderes Mal sagt Jesus ebenfalls zu Seinen Aposteln: ,Was ihr lösen oder binden werdet auf Erden, soll auch im Himmel gelöst oder gebunden sein!‘ – Ich meine, darin liegt Beweis zur Genüge, daß es der wahren Kirche von Gott aus ganz rechtlich zusteht, neue Gesetze zu geben, so sie es für nötig erachtet, und andere, selbst von Gott dem Herrn gegebene aufzuheben, so sie sieht, daß sie unter gewissen Verhältnissen dem Heil der Seelen nicht gedeihlich sind.

[RB.02_230,11] Daß die Kirche aber in ihrem gottesdienstlichen Ritus sich der lateinischen Sprache bedient, hat einen höchst weisen Doppelgrund. Fürs erste ist diese ausgebildete Sprache die würdigste, um Gott besonders damit zu ehren und anzubeten. Und fürs zweite ward die lateinische Sprache gegenüber dem gemeinen Pöbel als eine Schutzwehr für die besonders heiligen Kraftgeheimnisse des Wortes Gottes aufgestellt, auf daß solche nicht könnten profaniert werden. Das sind die zwei Kardinalgründe! Ein dritter besteht in der Macht der Kirche, derzufolge sie auch gesetzlich die lateinische Sprache zur allgemeinen Ritualsprache unabänderlich bestimmen kann. Ich meine, das wird doch aus der Heiligen Schrift genug erwiesen sein, mein hochweiser Herr Kirchendiener!“

[RB.02_230,12] Sagt der Kirchendiener: „Aus der Heiligen Schrift waren die zwei angeführten Texte wohl; nur haben sie alles eher bewiesen als das, was Eure Eminenz damit gerne bewiesen hätten. Hätte Christus, der Herr, auf die Art, wie Eure Eminenz es auffassen, der Kirche eine Vollmacht erteilen wollen, da hätte Er nicht nötig gehabt, drei volle Jahre die Apostel und noch viele andere Jünger das große Gesetz der Liebe, das Gesetz des Lebens und die großen Geheimnisse des Himmelreiches zu lehren. Sondern da würde Er bloß Seinen Aposteln ohne vorhergehenden Unterricht die Macht erteilt haben, daß sie als von Ihm Aufgenommene nun tun könnten, was sie wollen, wobei dem Vater im Himmel alles vollkommen recht wäre.

[RB.02_230,13] Wie es sich bei der römischen Kirche zeigt, ist eben in dieser Kirche außer dem Namen des Herrn und Seiner Jünger nichts mehr von Seiner Lehre anzutreffen – keine Demut, keine Sanftmut, kein Funke von einer Geduld und noch weniger von einer Liebe zum Nächsten! Vom Glauben reden wir ohnehin keine Silbe mehr. Von einem Glauben an die Macht des Goldes und des Silbers ja, der steht noch fest. Was müßte alles geschehen, um einen Papst einmal zu dem Glauben zu bringen, daß das Reich Gottes nicht in den großen Schätzen der Welt, sondern allein nur in denen eines reinen, demütigen, mit Liebe erfüllten Herzens besteht!

[RB.02_230,14] Die Machtbefugnis, die der Herr Seinen Jüngern scheinbar erteilt hat, war und ist nur eine des Heiligen Geistes Gottes im Menschen. Wer nach dem Worte Gottes lebt, durch das alle Dinge und Wesen gemacht worden sind, den überkommt auch der Geist Gottes. Denn Gottes Wort ist eben der Heilige Geist, aus dem Mund Gottes in alle Menschenherzen übergehend, die das Gotteswort werktätig in sich aufnehmen. – Mit solchem Besitz des Gottesgeistes, der mein Herz zu einem Tempel der tiefsten Weisheit aus Gott macht, kann ich dann wohl zu einem sündigen Bruder, der Reue und Besserung zeigt, sagen: ,Deine Sünde ist dir vergeben!‘ Ist er aber hartnäckig und will von der Falschheit und Bosheit nicht lassen, so kann der vom Gottesgeist Erfüllte auch sagen: ,Freund, bei deiner bösen Beharrlichkeit kann dir die Sünde nicht erlassen werden!‘ – Aber zu glauben, man empfange den Heiligen Geist durch gewisse sakramentliche Zeremonien wie die nichtige Wassertaufe, die Backenstreichfirmung und gar die sogenannte Priesterweihe, – das hat nichts als eine unerträgliche Kastenbildung zur Folge, von der der Heilige Geist ferner ist, als Himmel und Erde voneinander abstehen.

[RB.02_230,15] Der Herr sagt: ,Seid nicht eitel Hörer, sondern Täter Meiner Lehre, so werdet ihr in ihr erst die Kraft des Gottesgeistes erkennen lernen!‘ – Wie soll aber solch ein neugeweihter Alumnus je zu dieser Erkenntnis gelangen, so ihm das Lesen der Bibel untersagt ist? Er kann so nicht einmal ein Hörer, geschweige denn erst ein Täter des Wortes Gottes werden. So er aber dieser Anforderung Christi nicht Folge leisten kann, sage, woher soll ihm dann der mächtige Geist Gottes zuteil werden?

[RB.02_230,16] Meine liebe Eminenz! Denke nach, wie schlecht jene Texte auf die heidnische Kastenkirche in Rom passen, und sage: Ich bin leider auch so ein beinfester Heiligen-Geist-Usurpator gewesen! Herr, vergib es mir, denn ich war stockblind von allerlei Lockungen der Welt und des Teufels und wußte nicht, was ich tat! – Vielleicht erbarmt Sich der Herr deines armseligen Menschentums, wennschon sicher nimmer deiner kardinalischen Eminenz. Denn Eminenzen hat Christus der Herr wohl nie eingesetzt, auch der Petrus und Paulus nicht!“

231. Kapitel – Der Kirchendiener über christliche Gleichheit und kirchliche Ungleichheit. Der Großdienstbare verdammt den „Ketzer“.

[RB.02_231,01] Nach dieser Rede kratzt sich die Eminenz, aber nicht der Großdienstbare, bei den Ohren und sagt nach einer Weile zu seinen Kollegen: „Dieser Kirchendiener ist ein ganz verdammter Kerl! Bei meiner armen Seele, so ich kein Kardinal wäre, möchte ich ihm beinahe recht geben. Aber als Kardinal kann man sich doch nicht von einem Mesner belehren lassen!“ – Spricht der Mesner: „O meine liebe Eminenz! Wir sind hier, so wahr ein Gott lebt, nicht mehr auf der Erde, sondern wie ich schon einmal erwähnt habe: wir sind samt und sämtlich in der Welt der Geister, was Eure Eminenz aus mancherlei Erscheinungen leicht hätten merken können, so Sie es hätten wollen.“

[RB.02_231,02] Sagt die Eminenz: „Wie hätte ich denn das merken sollen? Ich müßte doch etwas davon verspürt haben, daß ich gestorben bin – was doch vorausgehen muß, ehe man in die Geisterwelt kommt. Und da würde man sich doch dort als ein Geist, nicht aber als ein materieller Mensch mit Haut, Haaren und Knochen befinden! Das alles trifft bei keinem von uns zu. Wie könnten wir uns dann in einer Geisterwelt befinden? Mein lieber, hochweiser Mesner! Wie es mir immer klarer wird, so ist Er ein Narr und gehört in ein Narrenhaus!“

[RB.02_231,03] Sagt der Mesner: „Das hat nicht not, denn solange ich mich unter euch befinde, bin ich in einem ganz vollkommen ausgebildeten Narrenkollegium. Denn wenn Sie nicht einsehen, daß Sie sich schon lange in der Geisterwelt befinden, so müssen die Eminenzen stockblinde und begriffsunfähige Narren sein!

[RB.02_231,04] Sagen Sie mir: Wieviele Erzbischöfe und Kardinäle waren denn auf der Welt auf einmal am Stefansdom zu Wien angestellt? Hier seid ihr als Hochgeistliche allein nahe an Hundert beisammen! Wann wären denn in Wien so viele Erzbischöfe und Kardinäle tatsächlich auf einmal angestellt gewesen? Von mehreren auf einmal meldet die Geschichte, auch die der römischen Kirche und Päpste, nicht eine Silbe! So die Eminenzen aber hier nun schon einige hundert Erdjahre beisammenhocken wie die Frösche in ihrem Winterschlaf, wird das doch nicht etwa auf der natürlichen Welt stattfinden können, sondern rein nur in der Geisterwelt!

[RB.02_231,05] Und da sage ich als ein von Eurer Eminenz deklarierter Narr: Hier sind wir uns alle gleich, wenn auch die Narrheit der Welt uns auf der finstern Erde dem Stand nach außerordentlich geschieden hat – was freilich nach der reinen Lehre Jesu auch nie hätte geschehen dürfen. Denn Jesus der Herr hat Seinen Jüngern, als sie Ihn töricht genug angingen, wer da unter ihnen der Erste sein solle, ausdrücklich gesagt: ,Wer unter euch der Geringste ist und euch dient, der ist vor Mir der Erste. Nur einer ist euer Herr! Ihr alle aber seid ganz gleiche und unterschiedslose Brüder! Daran aber wird man euch erkennen, daß ihr Meine Jünger seid, so ihr euch untereinander als völlig gleiche Brüder liebt. Ein jeder aber, der den Nebenmenschen als Bruder liebt und sich über ihn nicht erhebt, außer allein in der Liebe zu ihm, der ist Mein Jünger und hat das Reich Gottes schon in sich!‘

[RB.02_231,06] Meine Eminenzen, das sind Worte Christi, in denen klar dargetan ist, daß es auf der Erde besonders in geistigen Dingen nie hätte Standesunterschiede geben sollen. Nie hat Christus, der Herr, von einer geistlichen Eminenz etwas gesagt, noch weniger je etwas von einem Papst! Alle sollen gleich sein vor Ihm, indem Er allein der Herr ist über die ganze Unendlichkeit materiell und geistig.

[RB.02_231,07] Woher und wie entstanden denn in der sogenannten allein wahren Kirche so ungeheure Standesunterschiede, wie sonst in der ganzen Welt nirgends – während doch das offenbare Gebot des Herrn jeden Standesunterschied zwischen Seinen Jüngern verbietet? – Sehen die Eminenzen, das bewirkte die Hölle! – Der von oben kam, Der diente allen und opferte Sich für alle. Und das war Gott-Jesus, der Herr der Ewigkeit Selbst! Der aber als schroffster Gegner des heiligsten Ersten von unten heraufkam, der will von allen bedient sein und macht solche Standesunterschiede, damit sein Stand desto höher und unerreichbarer erscheine.

[RB.02_231,08] Die Macht, die sich die Päpste selbst gegeben haben, ist nicht von oben, sondern von unten her! Denn sie sind eben die ersten, die die heiligsten Brudergesetze mit den Füßen zertreten. Denn wer darf sich einem Papst gleichstellen und zu ihm ,Lieber Bruder‘ sagen? Muß nicht ein jeder Katholik den Namen des Papstes gleich dem Gottesnamen mit größter Hochachtung und Ehrfurcht aussprechen und, wenn er nach Rom käme, sich's zur allerhöchsten Gnade rechnen, zur Audienz zugelassen zu werden? Wo sind da die Gebote Christi?

[RB.02_231,09] Die Eminenzen werden daraus ersehen, daß sie auf der Erde von der größten antichristlichen Torheit gefangen wurden und in dieser Torheit denn auch Bürger der Geisterwelt geworden sind. Diese ihnen noch fest anklebende Torheit ist hauptsächlich der Grund, aus dem sie noch immer in dem Wahn leben, als wären sie nicht gestorben. Ich aber sage Ihnen, legen Sie diesen Wahn ab, welcher der heiligsten Absicht des Herrn schnurgerade zuwider ist!

[RB.02_231,10] Sie werden dann auch leicht einsehen, daß ein schlichter Mesner ebensogut eine Eminenz belehren kann wie eine Eminenz einen Mesner. Und ich möchte behaupten, daß ein Mesner nach der heiligsten Lehre ein größeres Recht hat, einen Kardinal zu belehren, der so lange blind und dumm bleibt, als ihm an der großen Würde etwas gelegen ist, die er widerchristlich auf der Welt bekleidet hat. Der Mesner hingegen ist tief genug unter der Würde eines Kardinals und daher auch der christlichen Anforderung um gar vieles näher als eine hochmütige Eminenz.“

[RB.02_231,11] Sagt die Eminenz: „Wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt werden! Das steht auch geschrieben! Versteht Er das, Er naseweiser Mesner?“ – Sagt der Mesner: „O ja, ich habe es schon lange an mir selbst praktisch verstanden, denn bei mir war von einer Erhöhung wohl nie die Rede. So ich aber Christus und Sein heiliges Wort Eurer unchristlichen Eminenz gegenüber rühme, ist das doch sicher keine Erhebung meiner selbst. Sie lassen sich noch immer Eminenz titulieren und wissen, daß Christus, der Herr, doch ewig nie eine Eminenz eingesetzt hat! Das ist eigenmächtige Selbsterhöhung und somit ein Greuel vor Gott! Verstehen Sie das?“

[RB.02_231,12] Spricht der Großdienstbare: „Ich bitte euch, meine lieben Brüder, die ihr samt mir auf der Erde schon auf den goldenen Thronen der Himmel sitzet, laßt ab, mit diesem Ketzer euch zu zanken! Ihr wißt ja, welche Macht ihr habt. Was nützt es dem Juden, so er uns höhnt und lästert? Wir verdammen ihn im Konklave und er ist für ewig des Teufels. Was nützt es allen Protestanten, daß sie wider uns sind? Was hat Martin Luther davon, daß er sich von uns losgemacht und das Ketzertum gestiftet hat? Millionen, die seiner Lehre wegen gefallen sind, schreien fortwährend um Rache gegen ihn, und er sitzt in der ärgsten Hölle und verflucht fortwährend den Tag, an dem ihm das Dasein gegeben ward. Warum ist er in der Hölle? Weil wir ihn im heiligen Konklave für ewig dahin verdammt haben. Kurz, was nützt es all unseren Widersachern, daß sie wider uns sind? Sie sind alle von uns verdammt und können daher unmöglich je in das Himmelreich gelangen!

[RB.02_231,13] Also verdammen wir denn auch diesen verfluchten Ketzer, und er soll dann sehen, wie er in die Himmel Gottes kommen wird. Ich sage nun in eurer Mitte: ,Verfluchter Ketzer! Sei verdammt auf alle Zeiten der Zeiten!‘ Ihr habt dazu Amen gesagt, und er hat schon seinen Teil in der Hölle! – Seht, so müssen wir handeln und nicht irdisch zanken, sondern sogleich von der uns von Gott verliehenen geistigen Waffe ohne alles Bedenken den vollsten Gebrauch machen! In der anderen Welt aber werden sie in der Gesellschaft der Teufel schon zu verspüren anfangen, was die alleinseligmachende Kirche ihnen hätte nützen können, so sie ihr treu geblieben wären. Da werden sie dann ihre Hände nach uns ausstrecken, daß wir ihnen helfen. Wir aber werden zu ihnen sagen: ,Nichts da! Ihr habt uns auf der Welt nicht hören wollen, und nun hören wir euch auch nicht! Weicht von uns auf ewig, ihr Verfluchten!‘ – Dann werden sie schreien: ,Nun sehen wir erst ein, was heilig Großes ihr bei Gott seid und was für ein elendes Nichts wir vor euch sind. Gebt uns auf hunderttausend Jahre ins ärgste Fegfeuer, nur die schrecklichste Hölle erlaßt uns!‘

[RB.02_231,14] Aber dann werden wir sagen: ,Wir haben euch auf der Welt genug ermahnt! Wir sandten einen Hirtenbrief um den andern an euch, gaben euch um kleine Opfer Ablässe in Hülle und Fülle und wiesen euch ernstlich zu den Beichtstühlen und zur Buße! Aber ihr habt uns nur ausgelacht und tatet, was ihr wolltet! Hier in der Geisterwelt aber sind wir zu allmächtigen Herren geworden und könnten euch helfen, so wir wollten. Aber wir wollen es nicht, und so will es auch Gott nicht. Und somit weichet von uns in das ewige Feuer, das den Teufeln und all seinen ketzerischen Dienern bereitet ist!‘ – Da wird sich der Boden unter ihren Füßen öffnen und der ewige Abgrund wird sie samt den Teufeln verschlingen und ihrer Namen wird dann fürder nicht mehr gedacht werden. Seht, das tun wir und das haben wir auch bereits getan an diesem vermaledeiten Ketzer. Er soll nun schauen, wie er der Hölle entrinnen wird!“

[RB.02_231,15] Sagt darauf der Mesner: „Aber ein bißchen werdet ihr doch handeln lassen mit euch? Ich nehme ja auch ein hunderttausendjähriges Fegfeuer anstatt der großen Hölle! Gebt mir also das Fegfeuer statt der Hölle! Was wird's denn sein, ob so ein Kerl wie unsereins mehr oder weniger in der Höhle bratet!“ – Schreit der Großdienstbare: „Aha, das Höllenfeuer fängt schon an seiner Seele zu lecken an, das verspürt er und möchte nun eine Erlösung von uns. Aber nichts da! Fort mit ihm zur Hölle und zu allen Teufeln!“

232. Kapitel – Der Herr bietet dem Mesner Aufnahme. Gewaltige Flammenkur an seinen Verdammern. Schluß der Szene im Stephansdom.

[RB.02_232,01] In diesem Augenblick trete Ich zum Mesner hin, der Mich sogleich erkennt, und sage: „Mein lieber Bruder Johann! Es ist genug! Diesen ist nun alles gesagt worden durch deinen Mund, aber sie blieben wie sie allezeit waren. – Daher komme du zu Mir in Mein Reich! Diese aber sollen sich ihren Himmel und ihren Gott suchen, wie es ihnen beliebt. Zu Mir werden sie schwerlich je kommen! Was sie aber dir vermeinten, sollen sie eine Weile selbst genießen, auf daß sie an sich erfahren, wie gut sie es mit ihren Brüdern meinen.“

[RB.02_232,02] Hier zeige Ich Mich diesen harten Pfaffen nach ihrer Vorstellung als der Herr Himmels und der Erde und sage in einem geflissentlich ernsten Ton: „Kennet ihr Mich nun?!!“

[RB.02_232,03] Sie sagen alle bebend: „Ja, nun erkennen wir Dich erst, Du schrecklicher Richter! Sei uns, Deinen Dienern, gnädig und barmherzig!!“

[RB.02_232,04] Ich aber sage sehr ernst zu ihnen: „Habt ihr nie gelesen: Seid barmherzig, so werdet auch ihr Barmherzigkeit erlangen! – Wie sah es mit eurer Barmherzigkeit aus? Habt ihr die Hungrigen gespeist, die Durstigen getränkt, die Nackten bekleidet, die Gefangenen erlöst und die Kleinmütigen getröstet? Nein, das habt ihr nie getan! Ihr wart allzeit weidlichst wider Mich und tratet Meine Lehre mit Füßen! Weil ihr so hart und unverbesserlich seid, so geschehe euch, was ihr aus eurer unbegrenzten Herzenshärte diesem Meinem wirklichen Bruder gegeben habt!“

[RB.02_232,05] Hier öffnet sich plötzlich der Boden der Kirche, Flammen schlagen empor aus der weiten Kluft, mehrere dienstbare Geister erscheinen, die sogleich die harten Pfaffen gegen die flammende Kluft hindrängen. Diese fangen dabei ein jämmerlichstes Geheul an und bitten den Mesner Johann flehentlich um Erbarmen und Fürbitte.

[RB.02_232,06] Der Mesner aber sagt: „Ihr habt doch immer von allen Menschen verlangt, daß sie bei Strafe der ewigen Verdammnis glauben sollen, daß ihr allein die Schlüssel zum Himmelreich und auch zur Hölle habt! Sperrt euch nun die Himmel auf und verschließet die offene Pforte der Hölle, die Christus, der Herr von Ewigkeit, vor euch aufgetan hat, damit sie euch aufnehme in ihren sanften, echt römisch-katholischen Schoß! Habt ihr mich doch erst vor wenigen Minuten für ewig in die Hölle verdammt, wie soll denn nun ich für euch einen Fürbitter bei Gott machen? Der Herr tue mit euch nach Seinem heiligsten Willen und nach Seiner Liebe und Gerechtigkeit! – Ich bin euch um ein besseres Los sicher nicht neidig, aber Besseres als vom Herrn sollt ihr von mir nimmer erwarten. Gott allein ist gut. Daher wendet euch an ihn, denn Er allein kann euch helfen!“

[RB.02_232,07] Nun heulen die schon stark zur flammenden Kluft hingedrängten Pfaffen: „Lieber Johann! Bei Gott gibt es ja für die, so von Ihm verdammt wurden, keine Erbarmung mehr! Wie könnten wir uns da an Ihn wenden?“ – Sagt Johann: „Ihr Narren! So ihr von Gott dem Herrn keine Erbarmung erwartet, wo soll ich sie dann hernehmen, da ja doch das höchst Wenige in mir nur aus Gott ist?“ – Heulen die Pfaffen: „Nein, bei Gott kann keine Erbarmung jenseits des Grabes über eine Seele ausgegossen werden! Die Liebe Gottes dauert nur bis zum Grabe, nachher nimmt Seine strengste Gerechtigkeit den Platz der Liebe ein!“

[RB.02_232,08] Sagt Johann: „Ihr dummen Narren! Hat denn Gott der Herr zwei Herzen – ein kleines voll der höchsten Liebe und Erbarmung und dann ein großes voll Zorn und gerechter, unerbittlichster Strafgier? Wie kann Gott, das urvollkommenste Wesen der Wesen, aus ein und demselben Herzen nie versöhnbaren Zorn und zugleich höchste Sanftmut und Liebe ausfließen lassen! Wie kann Gott einen Geist nur so lange lieben, als er im sündigen Fleische gefangen lebt; nachher aber ihn ewig hassen wegen einiger Fehler, zu denen ihn sein Fleisch als die Freiheitsprobenatur verleitet hat!

[RB.02_232,09] Ich aber sage euch: Der Herr und Gott Jesus Christus von Ewigkeit, den wir hier leibhaftig gegenwärtig erschauen, ist – zeitlich und noch mehr ewig – die reinste Liebe und die höchste Erbarmung! Nur euer römisch-katholischer Dreipersonen-Gott ist so gesinnt, wie ihr es seid: bei dem gibt es wie bei euch keine Gnade und Erbarmung. – Wohl mir und allen, daß solch ein Gott nirgends als allein in euren bösen und überharten Herzen zu Hause ist!“

[RB.02_232,10] Hierauf drängen die dienstbaren Geister die Pfaffen wieder etwas näher zu der stets stärker flammenden Kluft. Und Ich lasse es zu, daß die sich sträubenden und heulenden Pfaffen der Flammen mächtige Hitze zu verspüren anfangen. – Da schreien sie: „Jesus, Maria und Joseph! Ihr lieben Heiligen und Märtyrer Gottes, kommt uns zu Hilfe! Helft uns armen Teufeln! Wie schrecklich heiß ist doch das Feuer der Hölle, und wir sollen nun ewig darinnen brennen? O Jesus, Maria und Joseph! O Christe Jesu! Erbarme Dich unser! O Mutter Gottes, bitte für uns!“

[RB.02_232,11] Hier gebe Ich den Geistern einen Wink, die Pfaffen nicht mehr zu drängen. Und es tritt Petrus vor und sagt zu den Pfaffen: „Sehet mich an! Ich bin der leibhaftige, wirkliche Petrus, der Fels des Glaubens, den der Herr Himmels und aller Welten dazu erwählt hat. Ihr und euer Papst nennt euch meine Nachfolger. Wie hätte ich euch je ein Richteramt übertragen können, da ich doch selbst nie eines vom Herrn überkommen habe! Hat doch uns allen der Herr das Richten – bei Strafe des Gerichts über uns selbst – verboten, indem Er ausdrücklich sagte: ,Richtet nicht, auf daß ihr dereinst nicht gerichtet wendet!‘ – So der Herr aber Selbst also lehrte, wie soll Er uns dann zu Richtern über unsere Brüder gemacht haben? Wenn aber wir nie auch nur im Traum ein Richteramt ausgeübt haben, wie hätten wir es dann auf euch übertragen können! So ihr meine Nachfolger sein wollt, wie möchtet ihr denn von mir mehr geerbt haben, als ich euch hinterlassen konnte?

[RB.02_232,12] So aber der Herr Selbst sagte, Er sei nicht gekommen, die Welt zu richten, sondern selig zu machen alle, die durch den Glauben an Ihn selig werden wollen – woher habt denn ihr euch das Recht genommen, eure schwachen Brüder zu richten und für ewig in die Hölle zu verdammen? Seht, das habt ihr euch selbst angemaßt aus Herrschsucht und unbegrenzter Geldgier! Es tut nun auch der Herr an euch, was ihr widerrechtlichst an euren armen Brüdern getan habt. Denn mit welchem Maß ihr ausgemessen habt, mit demselben Maß wird euch wieder eingemessen.“

[RB.02_232,13] Sagt der ehemalige Großdienstbare unter furchtbarem Beben: „O heiligster Apostel Petrus, du Fels Gottes! Bitte doch du den Herrn für uns arme Sünder, daß wir nicht in die Hölle, sondern lieber auf eine Million Jahre möchten ins Fegfeuer geworfen werden. Wir sehen es jetzt alle ein, daß wir greuelhaft gesündigt haben und empfinden die tiefste Reue über unsere irdische Verblendung! Wir wissen aber auch erst jetzt, daß wir dem Leib nach wirklich gestorben sind. Hätten wir das eher eingesehen, so hätten wir uns gewiß die ganze Weile in dieser Welt der mächtigsten Reue und strengsten Buße unterzogen. Aber wir wußten ja nichts und blieben daher auch bisher die alten, verstockten Sünder. Nun siehst du ja, daß wir alle hier voll tiefster Reue sind. Sei uns daher doch ein wenig gnädiger und barmherziger! Wir wollen alles tun, was immer der Herr von uns verlangt, nur mit der Hölle möchte Er uns verschonen.“

[RB.02_232,14] Sagt darauf Petrus: „Daß ihr brennende Reue empfindet, mußte ja so kommen. Denn eben die in Ewigkeit stets brennender werdende Reue gehört ja nach euern Dogmen mit zur Höllenqual. Sie meldet sich nun vor der Pforte der Hölle schon an und wird euch ewig nicht mehr verlassen. Solch eine Reue aus Furcht vor der Strafe hat jedoch keinen Wert vor uns. Die allein gültige Reue muß der Liebe zu Gott, nicht aber der Furcht vor der Hölle entstammen.

[RB.02_232,15] Ebenso steht es auch mit der Buße. Vor uns hat nur die freie Buße, entsprungen aus dem lebendigen Glauben und der wahren Liebe zu Gott und zu allen Menschen, einen Wert. Die von der Furcht vor der Hölle erzwungene ist völlig ohne Nutzen – und wäre sie ärger als alle Qualen der Hölle, die ihr, so Gott der Herr es will, bald werdet zu verkosten bekommen.“

[RB.02_232,16] Durch diese wenig Trost einflößenden Worte Petri werden die Quasi-Anwärter der Hölle in solche Angst versetzt, daß sie alle zu Boden sinken und da nur stöhnend die Worte: ,O Je-sus, Ma-ri-a und Jo-seph! Gna-de! Gna-de!‘ herausbringen.

[RB.02_232,17] Während sie so wie betäubt am Boden liegen, lasse Ich die Erscheinlichkeit der flammenden Kluft verschwinden und an ihre Stelle einen großen Becher Wein hinstellen sowie sieben große Laibe des besten Brotes. Dazu eine schriftliche Anweisung, daß sie sich daran ohne Unterschied erlaben und sodann auf alle Zeiten diese Kirche verlassen sollen, deren irdische Großartigkeit bloß dazu diene, den Hochmut der in ihr fungierenden Pfaffen ins Ungemessene zu erhöhen. So sie aber im Freien sein werden, da werde schon jemand zu ihnen kommen, der ihnen angebe, was sie zu tun haben, um den Strafen der Hölle zu entrinnen.

[RB.02_232,18] Nachdem dies alles bestellt ist, entfernen wir uns von dieser vor Angst halbtot darniederkauernden Pfaffenrotte und gehen ins Freie. Auch der Mesner Johann – als ein von Meiner Liebe und Weisheit durchglühter Bruder.

233. Kapitel – Weiteres Geschick der Dompfaffen. Das Wesen der Weisheitsgeister und ihre schwere Bekehrung zur Liebe. Die Militärpatrouille im Jenseits.

[RB.02_233,01] Als wir uns draußen auf dem Stephansplatz befinden, zieht gerade eine Rotte Militär an uns vorüber.

[RB.02_233,02] Robert tritt zu Mir und sagt: „Lieber Vater, dieses Militär sieht doch etwas sonderbar aus! Ist es aus einer früheren oder aus der jetzigen Zeit? Aus meiner Erdenzeit ist es gewiß nicht. Damals war die Kleidung eine ganz andere. Aus älteren Zeiten scheint es auch nicht zu sein, da mir daraus viele Gemälde und Zeichnungen bekannt sind. Es muß doch aus der Jetztzeit sein, etwa nach dem Geschmack des jungen Kaisers, der jetzt in Österreich das Zepter führt.“

[RB.02_233,03] Sage Ich: „Ja, so ist es! In diesem Jahre sind viele Soldaten durch Typhus und Cholera und eine Menge anderer Krankheiten aus ihren Leibern erlöst worden. Da sie aber einmal zum Militärstand gehörten, bleiben sie auch noch nach Ablegung des Leibes diesem Stande treu und erscheinen hier als Soldaten. Sie wissen auch nicht, daß sie gestorben sind. Wohl wissen sie, daß sie als Kranke ins Spital kamen. Aber sie glauben, durch eine gute Medizin seien sie in einen stärkenden Schlaf gekommen und dann am Morgen frisch und gesund aufgestanden.

[RB.02_233,04] Es ist auch gut, daß sie nicht wissen, daß sie gestorben sind, weil das für sie ein Gericht wäre. Sie müssen erst nach und nach ganz unvermerkt eingeleitet werden. Anfangs nur durch Erscheinlichkeiten, durch die sie so gewisse Einsichten bekommen, wodurch ihnen die Welt, in der sie nun leben, stets mehr und mehr fremd vorkommt. Das macht ihr Gemüt immer unruhiger. Sie kommen auch in allerlei Unannehmlichkeiten und scheinbare Gefahren, suchen dann Schutz und Hilfe und suchen sich oft vor scheinbaren Verfolgungen zu retten. Aber sie finden keinen rechten Zufluchtsort und sind dann nicht selten genötigt, sich den Verfolgern zu ergeben. Manchmal aber verlaufen sie sich in unabsehbare Wüsten, auf denen sie dann kaum ein Ende finden. Und kommen sie schon zu irgendeinem Ende, so ist dieses gewöhnlich noch um vieles ärger als die Wüste selbst. Kurz, alle diese noch ganz in der Naturmäßigkeit befindlichen Seelen müssen noch eine Art förmlichen Todes durchmachen, bis ihr Geist in ihnen frei wird.

[RB.02_233,05] So hast du es auch bei diesen Pfaffen gesehen. Die Angst vor der Erscheinlichkeit der flammenden Höllenpforte hat sie beinahe wie tot gemacht. Nach einer Weile werden sie wieder erwachen und sich zwar noch in der Kirche befinden, aber das Geschehene wird ihnen wie ein schrecklicher Traum vorkommen. Sie werden da Wein und Brot antreffen. Und da sie sehr hungrig und durstig sein werden (was stets der Fall ist, so der Geist in der Seele freier und wacher wird), so werden sie auch gierig darnach greifen und es verzehren. Die offene Schrift neben den Broten wird ihnen die Anweisung geben, wie sie der Hölle entrinnen, vor der sie eine entsetzliche Furcht haben. Denn obschon einige bei ihren irdischen Lebzeiten an die Hölle nicht geglaubt haben, blieb ihnen aber doch das Bild. – Nun haben sie den geöffneten Rachen und die ihnen entsetzlich vorkommenden Flammen gesehen, somit ihr böses Bild in der Verwirklichung. Dadurch ist ihr Unglauben an die Hölle wieder zum Vollglauben geworden. Darum aber werden sie nach der schriftlichen Anordnung eiligst aufbrechen und sich ins Freie machen.

[RB.02_233,06] Wenn sie aus der Kirche treten, werden sie keine Stadt mehr sehen, sondern nur ein offenes, freies Land. Da werden sie schon auf gewisse Reisende stoßen, die sie weiter zu ihren Bestimmungen leiten werden in Meinem Namen. Um diese haben wir uns nicht mehr besonders zu kümmern. In einigen dreißig Jahren werden sie für den unteren Weisheitshimmel ganz geeignet sein. Höher hinauf werden sie schwerlich je kommen, weil bei ihnen das Organ der Liebe (weil nie geübt und gestärkt) zu unentwickelt ist. Dafür aber hat das Organ der weitwendigen Weisheit eine viel zu große Ausdehnung und kann daher nie von ihrer schwachen Liebe überwältigt werden. Und es kann daher nie jenes Verhältnis zwischen Liebe und Weisheit hergestellt werden, das notwendig ist, um in einen höheren Himmel aufsteigen zu können.

[RB.02_233,07] Es ist zwar keine absolute Unmöglichkeit, daß auch Geister des untersten Weisheitshimmels in einen höheren Himmel übergehen können. Aber es geht immer sehr schwer, weil die Weisheit sich stets mehr in der Betrachtung als in der wirklichen Tat gefällt. Der Weise hat nur ein Wohlgefallen, so er anderen seine tiefen Einsichten darlegen kann, während der eigentliche Liebegeist nur nach dem Guten und Wahren handeln will. Da aber das Zuschauen, Betrachten und Räsonieren viel leichter als das Handeln ist, sind die Geister des untersten Himmels auch stets sehr schwer in einen höheren Himmel zu bringen. Die meistens tatlose Bequemlichkeit ist ihnen lieber als die schönste und beste Handlung. Solche Geister können nur durch eine gewisse Einförmigkeit der ihnen vor Augen gestellten Erscheinungen, dann aber auch durch erheiternde Handlungsexempel zur Tat angespornt werden. Sind sie einmal beim Handeln, so geht die Sache schon vorwärts, nur im Anfang hapert es ganz entsetzlich.

[RB.02_233,08] Und so, Mein lieber Robert, wird es auch mit diesen Pfaffen gehen. Aber es wird so sein, wie Ich es dir ehedem gezeigt habe. Sie werden noch manchen Brocken zu schlucken bekommen, bis sie in den untersten Weisheitshimmel gelangen.

25. Jesus durch JL:

259. Kapitel – In Frohnleiten. Kirchlich vernagelte Geister.

[RB.02_259,01] Wir aber befinden uns nun im Flecken Frohnleiten, allwo uns eine Menge Geister aus der dortigen Pfarrkirche zulaufen und uns sorgfältig ausforschen, woher wir kämen, wohin wir gingen und wer wir wären.

[RB.02_259,02] Tritt Petrus vor und sagt: „Wir kommen von oben her und ziehen auf eine kurze Frist nach unten, um die verlorenen Schafe und Lämmer zu suchen, die Böcke zu züchtigen und die Wölfe zu verderben.“ – Sagen die Geister: „Aha, ihr seid sicher Missionare aus Rom, also vom Papst selbst für dies hochwichtigste Amt geweiht?“

[RB.02_259,03] Sagt Petrus: „O meine Lieben! Wir sind wohl Missionare, aber nicht von eurem blinden Papst dazu geweiht, sondern von Gott, dem Herrn Jesus Christus Selbst. Wer uns von euch folgen will, wird von uns sogleich aufgenommen für das wahre Reich Gottes. Wer uns aber nicht folgen will, der wird auf der wüsten Erde belassen werden. Frage uns aber keiner mehr, wer wir sind oder wie wir heißen! Denn wer hier nicht unbedingt dem folgt, was wir verlangen, der wird nicht angenommen werden.“

[RB.02_259,04] Sagen die Geister: „So ihr nicht vom heiligen Papst geweiht und gesandt seid, können wir euch unmöglich folgen, denn Gott der Herr hat ihm ja alles in die Hände gelegt. Was er bindet auf Erden, das ist auch gebunden im Himmel, und was er löst auf Erden, das ist auch gelöst im Himmel. Wenn ihr also nicht vom Papst aus gesandt seid, so könnt ihr nur von der Hölle gesandt sein, von der alle Ketzer ausgehen, die auch frevelhaft sagen, sie gehen von Gott aus und Er sei ihr Vater – während doch nur der Satan ihr Vater ist. Zieht nur wieder weiter!“

[RB.02_259,05] Sagt Petrus: „Woher wißt ihr denn, daß der Papst von Gott dem Herrn eine so ungeheure Macht überkommen hat?“ – Sagt ein Weib mit einem zweipfündigen Gebetbuch in der Hand: „Nun, das weiß doch die ganze Welt! Gott hat dem Petrus alle Gewalt gegeben und Petrus hernach einem Papst um den andern. Und darum ist ein jeder Papst gleich so viel wie der heilige Petrus selbst! Hat der Herr das verstanden?“

[RB.02_259,06] Sagt Petrus: „Das klingt sehr spaßhaft vor meinen Ohren, da ich doch selbst derselbe Petrus bin, in dessen Hände Gott der Herr die geistigen Schlüssel zum Himmelreich gelegt hat. Ich weiß nichts von einer Übergabe der mir von Gott erteilten Macht an den römischen Papst, wie ich auch nie in Rom meinen Sitz gehabt habe. Paulus, ein Apostel der Heiden, hat sich wohl längere Zeit in Rom unter der tyrannischen Regierung des Kaisers Nero aufgehalten; aber ich, der wahre und wirkliche Petrus, nie! Wie sollte ich dann einen Papst zu meinem Nachfolger ernannt und ihm alle mir von Gott Selbst eingeräumte Macht übergeben haben?“

[RB.02_259,07] Schreit das Weib: „Hinweg Satan! Da schaut's einmal den Kerl an! Jetzt will der sogar der heilige Petrus selber sein! Nicht genug, daß sie die Lehre Christi, die der Papst allein hat, als höllische Ketzer verwerfen – sie wollen am Ende noch der liebe Herrgott selber sein! Jetzt aber schaut nur, daß ihr weiterkommt, sonst werdet ihr mit Gewalt hinausgestäubt!“

[RB.02_259,08] Sage Ich: „Bruder Simon! Da ist vorderhand jede Mühe vergeblich; die brauchen noch zweihundert Jahre, bis sie etwas heller werden. Begeben wir uns daher nur wieder weiter! Nur werde Ich dich zuvor auf ein paar Augenblicke himmlisch erglänzen lassen und zulassen, daß diese Vernagelten dich erkennen. Dann aber werden wir vor ihren Augen plötzlich verschwinden. Dies Gesicht soll ihnen ein Leitstern sein, bei dessen Schimmer sie nach und nach den wahren Weg des Lebens finden sollen!“

[RB.02_259,09] In diesem Augenblick erglänzt Petrus gleich der Sonne am reinsten Mittag. Alle Geister fahren vor Schreck zusammen, wir aber verschwinden. Als die Geister wieder aufwachen und vor uns niederfallen wollen, sehen sie niemanden mehr. Da fangen sie alsbald zu weinen und zu heulen an und verwünschen ihre Blindheit.

[RB.02_259,10] Aber ein ganzes Gremium von Mönchen begibt sich, der Kirche enteilend, zu diesen Klagenden, belehrt sie auf streng päpstliche Weise und erklärt diese gesagte Erscheinung für ein Spukwerk der Hölle. – Die Geister aber vergreifen sich an den Mönchen und wollen sie massakrieren. Die Mönche nehmen Reißaus und fliehen in ihr Kloster. Die Geister lachen sie aus, entfernen sich dann von diesem Ort und begeben sich auf die Berge.

[RB.02_259,11] So endet diese Szene in Frohnleiten.

26. Jesus durch JL:

[RB.02_270,06] Da sieh hin gen Mittag! Drei Abgeordnete kommen zu uns. Es sind drei alte Karmeliter-Mönche. Wir werden sehen, was sie von uns begehren werden. Aber merkt euch: Außer Mir, Paulus, Johannes und Petrus, die hier neben Mir stehen, darf niemand ein Wort mit ihnen sprechen, weil da noch niemand so stark ist, daß er standhielte vor diesen. Eher könntet ihr es aushalten vor dem Satan, weil Satan schon oft bitter gewitzigt wurde, diese aber nie. Sie werden sehr weise tun, aber wir haben für ihre Hacke schon einen rechten Stiel. Sie sind uns schon ganz nahe, daher heißt es sich nun zusammenfassen!“

[RB.02_270,07] In diesem Augenblick stellen sich die drei keck vor Mich hin und fragen mit höhnendem Ton, wer Ich wäre. – Ich aber entgegne ihnen: „Ich bin gerade das, was ihr nicht seid. Nun aber frage Ich euch, wer ihr seid und was ihr so frechen Willens hier sucht und wollt?“ – Sagen die drei: „Wir sind hier, zu erforschen, welcher Religion du bist samt deinem ganzen Gesindel. Und so stellen wir die Frage, ob du an einen dreieinigen Gott glaubst und an Seine alleinseligmachende, heilige, apostolische, katholische Kirche unter ihrem Oberhaupt, dem römischen Papst?“

[RB.02_270,08] Sage Ich: „Was ist das – der dreieinige Gott?“ – Sagen die drei: „So du das nicht weißt, ist es mit dir schon aus! Weißt du denn nicht, daß Gott aus drei Personen besteht, nämlich aus dem Vater, dem Sohne und dem aus beiden zugleich hervorgehenden Heiligen Geist?“ – Sage Ich: „Das weiß ich wohl, daß ihr solchen Glaubens seid. Ich und diese alle aber halten gerade das Gegenteil für die Wahrheit. Wir halten dafür, wie es auch ist, daß Gott nur eine einzige Person ist, welche Person aber in Sich selbst eigentlich sozusagen aus drei Göttern besteht Tres in unum!“ – Schreien die drei: „Ketzer, Ketzer, Ketzer!!!“

[RB.02_270,09] Sage Ich: „Warum soll denn das eine Ketzerei sein? Ist ja doch der Mensch selbst, nach dem Ebenmaß Gottes geschaffen, eine solche Dreieinigkeit in ein und derselben Person. Hat er nicht einen Leib, der da ausmacht seine äußere Form, eine Seele, die diese Form und deren Organismus belebt, und endlich in der Seele einen göttlichen Geist, welcher der Seele den Verstand, den Willen und jegliche Kraft gibt. Würdet ihr es nicht als krasseste Narrheit bezeichnen, so da drei Menschen herkämen und würden vor euch auf Leben und Tod behaupten, daß sie ganz vollkommen nur ein Mensch seien? Dies, obschon ein jeder von ihnen eine seinen Talenten entsprechende eigentümliche Verrichtung vollzöge, von welcher der zweite und der dritte keine besondere Kenntnis und auch nicht die Fähigkeit hätte, sie zu vollziehen. So ihr aber eine solche Behauptung von seiten dreier bornierter Menschen im höchsten Grad dumm finden müßtet, wie kommt es hernach, daß ihr eine solche schreiende Torheit der unendlich weisen Gottheit aufbürdet? Würde euch nicht sogar das Tierreich auslachen, so ihr die Gottheit, vorausgesetzt, daß ihr an eine glaubt, des Wahnsinns verdächtigen möchtet mit Worten und Lehren?

[RB.02_270,10] Wie ist es aber, so ihr lehrt: ,Gott ist die höchste Weisheit selbst‘ – stellt aber Seine Wesenheit unter dem Bilde des dicksten Unsinns euren Jüngern vor und macht auf diese Weise aus der Gottheit ein derartiges Unding, das jedem Denker zum reinsten Ekel werden muß.

[RB.02_270,11] Was seid aber dann ihr, frage Ich, die ihr eure Glaubensgenossen die Gottheit so erkennen lehrt? Seht, gerade ihr selbst seid dadurch die ärgsten Gottesleugner! Denn wer mit Feuer und Schwert einen Gott lehrt, wie es nie einen geben kann, und gewaltsam Millionen an der rechten Erkenntnis Gottes hindert, der ist kein Diener im Weinberge Gottes. Er ist nur ein feiler Knecht Satans und hilft ihm, die grünen Saaten verderben und Stoppelfelder und Wüsten bereiten, auf denen nichts als Dornen und Disteln vorkommen.

[RB.02_270,12] Wer von euch hat Gott je gesehen und mit Ihm gesprochen? Oder wer von euch kann mit gutem Gewissen sagen, daß er von Gott belehrt worden sei? Ja, ihr habt wohl das Wort Gottes gelesen, habt es aber verdreht und daraus gemacht, was ihr gewollt habt, damit es dann taugte für euren unersättlichen Geldbeutel – und das ist nun eure Nacht! Judas verriet nur einmal den Herrn, weil er sich von Satan hatte überwältigen lassen, und dieser fuhr in seinen Leib und tötete ihn. Ich aber frage euch: Ein wie großer Heiliger ist wohl Judas euch gegenüber, die ihr Gott tagtäglich vor aller Welt hundertmal verrietet? Ihr alle habt Judas in die Hölle gesetzt, der Mich nur einmal verriet und bald darauf die brennendste Reue empfand. Wohin soll Ich dann euch setzen, ihr millionenfachen Verräter Gottes! Ihr hießet Mich einen Ketzer, wer seid dann ihr millionenfachen Gottesverräter und Gottesleugner? Was wollt ihr hier?“

[RB.02_270,13] Auf diese Rede fangen die drei Sendlinge sehr zu stutzen an und keiner weiß dem andern Bescheid zu geben. Sie betrachten Mich vom Kopf bis zur Zehe und wissen nicht, was sie aus Mir machen sollen; denn Meine Worte kommen ihnen vor wie glühende Pfeile, und sie erkennen darin die tiefe Weisheit.

 

27. Jesus durch JL:

[RB.02_272,03] Sagen die drei Abgesandten: "Sind wir denn etwa noch auf der Erde, wo der Papst das sichtbare Oberhaupt der Kirche ist und von vielen blinden Narren dafür gehalten wird, zu denen weiland auch wir gehörten? Wir leben nun schon geraume Zeit in der Geisterwelt und kennen kein Dogma, den Papst auch nach dem Leibestod in der Geisterwelt als das Oberhaupt der Christenheit anzusehen. Es genügt, daß wir uns auf der Erde vom Papst haben breitschlagen lassen. Hier hat der Papst ein Ende, und wir gehören allein Gott, dem Herrn Jesus Christus an. Dem aber wird es etwa doch freistehen, für die Geister so manches zu ändern und den einzelnen Lehren eine ganz andere Auslegung zu geben, da Geist und Materie sehr stark zweierlei sind. Oder meint ihr etwa im Ernst, daß sich Christus, der Herr, auch hier in Seinem Reich den dummen Anordnungen eines Papstes unterziehen wird? Wahrlich, mit solch einer wahnsinnigen Meinung wärt ihr doch auf dem vermodertsten Holzweg!"

 

28. Jesus durch JL:

[RB.02_276,11] Der Mensch kann sich die Gottheit nur als etwas ungeheuer Außerordentliches vorstellen. Die Ursache davon ist die Anschauung der Materiewelt in all ihren Verhältnissen, sowohl der Masse wie der Größe und ihrer Einrichtung nach. Der gestirnte Himmel zeugt von einem überriesenhaft großen Gottwesen, die Sonne von Seinem Licht, die Erde von Seiner Macht und Stärke. Auch der Papst und alle geistlichen Vertreter aller Konfessionen verkünden ihn als etwas, das der Mensch sich kaum zu denken getrauen dürfte. Am Ende kommt noch der Hochmut des eigenen Herzens und dessen Weltverstand dazu, der sich eines unansehnlichen Gottes schämt, nicht gern in einer angesehenen Gesellschaft den Namen Jesus ausspricht und noch weniger dessen Göttlichkeit fest behauptet.

 

29. Jesus durch JL:

[RB.02_290,02] Soll den Menschen auch da aus den Himmeln kein Recht zuständig sein, sich der Geistermörder zu entledigen? Ist auch solch ein Handeln wider die Ordnung der Himmel, muß man folgerichtig doch annehmen, daß es dem Herrn einerlei ist, ob der Mensch auf der Welt ein Fetischdiener, ein finsterer Heide oder ein reiner Christ ist. Wenn aber das der Fall ist, sehe ich die ganze Erlösungsgeschichte, alle Wahrheiten der Propheten und die reine Wunderlehre des Lebens aus dem Munde Gottes nicht ein. Denn da hätte die Menschheit lieber in ihrer Urnacht verbleiben sollen. Millionen von Menschen, die sich Christen nennen, haben von Christus dem Herrn und von Seiner Lehre nicht den leisesten Begriff. Der Papst ist ihr Gott und der Regent sein Handlanger. Beide sorgen nach Kräften für die Verfinsterung der Menschen, um jeden Funken Geistes in ihren Untertanen zu ersticken. Sage, Freund, haben die sich noch irgendwo vorfindenden helleren Gesellschaften auch da keinen Funken Recht, sich gegen solche geistige Tyrannei zu erheben und sie zu vernichten?"

[RB.02_290,03] Sagt Petrus: "So sie es vermögen, warum nicht? Können sie aber so etwas nicht, wird ihnen ihr Versuch bitter zu stehen kommen, und sie werden dann in der Folge noch zehnfach mehr geknechtet als früher. Ich sage dir, es bleibt ewig bei dem, daß Menschen für sich allein gar nichts tun können. Tun sie dennoch etwas, so machen sie nur, daß ihr Zustand verschlimmert, nie aber gebessert wird. Ganz etwas anderes ist es, wenn eine reinere Gesellschaft von Menschen den Herrn um Hilfe und Schutz anfleht. Da legt dann der Herr Selbst die Hand ans Werk, und mit der Tyrannei hat es dann für immer ein Ende. Nur die Allmacht kann jede andere Macht schlagen! Des Menschen Ohnmacht aber vermag nichts ohne den Herrn. - Im übrigen weiß der Herr genau, wie weit Er eine Tyrannei fortkommen lassen kann.

[RB.02_290,04] Ich sage dir: Der Herr mißt eines jeden Zeit. Und so ist auch aller Tyrannen Zeit genauest bemessen. Es fehlt oft nur der letzte Tropfen, fällt dieser, dann ist die Zeit zu Ende. Darum sorge dich nicht mehr um die Verhältnisse der Erde. Der Herr versteht sie am besten zu leiten und zu schlichten.

[RB.02_290,05] Wie oft habe ich schon von besseren Erdenmenschen den Wunsch vernommen, der Herr möchte dem Papsttum doch endlich ein Ende machen. Aber der Herr säumt noch immer, und Er weiß es gar wohl, warum Er das tut. Daß Er aber nicht mehr lange säumen wird, dessen kannst du völlig versichert sein. Rom meint wohl einem Phönix gleich zu sein, der sich selbst verbrennt und dann aus seiner Asche wieder herrlicher denn früher ersteht. Aber diesmal wird es am Ende bei der Asche verbleiben. Und so wird es nun auch manchen anderen ergehen auf der Erde! Verstehtst du das?"

 

30. Jesus durch JL:

[HiG.03_40.08.15,05-S.50] Zweitens: Was die äußere herrschende Kirche betrifft, so steht jeder ihr einverleibte Glaubensuntertan in den nämlichen Verhältnissen zu ihr, solange er ihres äußeren Glaubens hinsichtlich aller ihrer Anordnungen ist, wie die Untertanen zu ihrem Fürsten, nur mit dem Unterschiede, daß eine Desertion nicht wie im Staate sträflich, sondern straflos zu tolerieren ist. Jedoch aber setze Ich hinzu, daß Ich den mit zornigen Augen ansehen werde, welcher seine irdische Glaubensmutter verlassen wird, und es soll ihm dereinst nicht viel besser ergehen als einem wahnsinnigen Selbstmörder. Denn da ihr einen Leib habet, durch welchen die ersten Eindrücke zur Seele gelangen und dieselbe nähren, so muß es ja auch eine äußere Speisekammer geben, was die äußere Kirche ist, damit durch dieselbe euer böser Leib durchgebrochen und bearbeitet werde gleich einem Kinde im Mutterleibe. Wer nun seinen Mutterleib aber zu früh verläßt, saget, was wird oder was kann aus einem solchen werden? – Gehorsam und Demut ist die Nahrung der Seele zur Wiedergeburt des Geistes. So euch aber die Römische solches lehrt und das ganz vorzüglich, was treibt euch dann weg von eures Leibes Glaubensmutter? –

[HiG.03_40.08.15,06-S.50+51] So bleibe denn ein jeder getreu seiner Kirche, und sei Mir ein Römischer 99 mal gesegnet, so er entspricht im Gehorsame seiner Kirche, und jeder andere nur einmal, da er ein eigenliebiger Rechtler ist, da keine Demut und ganz entsetzlich wenig Liebe herausschaut. Wahrlich sage Ich euch, es wird nicht leicht jemand zu Meinem lebendigen Worte gelangen in irgendeiner Sekte, als nur in der römischen Kirche, allda Gehorsam und die äußerste Demut über Hals und Kopf nach Meinem Willen gepredigt wird. Was aber die Zeremonien in ihr betrifft, so soll sich niemand daran stoßen; denn da ist für den Lebendigen alles lebendig, für den Reinen alles rein, dem Gehorsamen alles recht und dem Demütigen alles geheiligt. Nur eine Sau wälzt sich im Schlamme und sucht Lebensluft im eigenen Kote wühlend. Und so wird der Tote alles tot finden und voll Schmutzes, während der Reine mit ganz anderen Augen schauet.

[HiG.03_40.08.15,07-S.51] Wie kann aber jemand rechten über die Verhältnisse der Kirche und des Staates, der in Meinem Lichte sich zu sein wähnt? Meint er denn, daß Ich nicht so viel Einsicht und Macht habe, Verhältnisse zu ändern, so sie nicht zusagen möchten Meinem Willen? O solche Richter stehen tief unter einem auch nur schwachen Gläubigen, so sie meinen, daß Ich ihres richterlichen Beistandes benötigte! – Wahrlich sage Ich euch, solche Dinge sind Mir ein Greuel. Denn da geschieht alles zur rechten Zeit, und Ich allein bin der Richter aller Dinge und Verhältnisse, denn Ich allein bin heilig und liebegerecht, – ihr alle aber seid Lügner und voll Hurerei. Daher folget eurer Kirche in ihrem Begehren, und lasset eure Herzen von Mir ziehen, dann werdet ihr sehr bald zum Leben der Gnade und dadurch zur Wiedergeburt des Geistes gelangen und eure äußere Kirche beleben in eurem Leibe amen.

[HiG.03_40.08.15,08] Drittens: Was die Zeremonie betrifft, so liegt an dieser weder etwas Beseligendes, noch eben auch etwas gerade Tötendes. Da in der Welt alles unter einer gewissen Zeremonie geschieht, was da ein Prozeß genannt wird, so kann auch die Kirche in ihrer Äußerlichkeit ganz wohl Zeremonien haben. Nur soll niemand darinnen etwas Verdienstliches suchen, das da tauge zum ewigen Leben, denn da hilft nichts als ein zerknirschtes demütiges Herz, voll von Meiner Liebe und Gnade, – was dann die lebendige Kirche in euch ist, in und durch welche erst die tote Kirche lebend und voll tiefen Sinnes wird – entweder so oder so, vom Tode erstehend oder vom Leben in den Tod zurücksinkend. Das heißt: Ihr könnt entweder durch den Gehorsam in ihr in die Demut und dadurch zur Gnade und durch die Gnade zur Wiedergeburt gelangen, oder ihr könnt euch in die tote Zeremonie begraben gleich den Heiden und so zugrunde gehen in ihrem eitlen, hilfelosen Geflimmer.

[HiG.03_40.08.15,09-S.51+52] Denn wie ein Baum wächst, Äste und Zweige treibt, dann Knospen, Blätter, Blüte und in derselben weibliche und männliche Staubfäden, was mit der Zeit alles wegfällt als wert- und nutzloses Zeug, damit die Frucht frei und wirksam gedeihe in aller Kraft ihrer geordneten Wesenheit – das ist auch der Fall bei der zeremoniellen Kirche. Würde sich jemand nun hermachen und alles zusammen essen, so würde er zugrunde gehen bei solch unreifer Kost; sondern da ist nur die reife Frucht segnend genießbar, obschon nicht selten auch schon in der Blüte sich öfter heilsame Kräfte bewähret haben, die euch in so manchen Krankheiten ganz gut zustatten gekommen sind. – Nun seht, diese vegetativen Vorgänge sind gleich der toten Zeremonie; aber müßt ihr nicht sagen: Sie sind der Ordnung wegen doch notwendig, denn wenn die Bäume blütenleer stehen, wird wenig Frucht zum Vorschein kommen?

[HiG.03_40.08.15,10] Die jüdische Kirche war eine vorbildende, rein zeremonielle, als Blätter und Blüte zur lebendigen Frucht des Wortes der ewigen Liebe. Nun frage Ich: War sie nicht recht, wenn sie war, was sie hat sein müssen? Wenn euch Kinder gegeben werden, womit wollt oder könnet ihr sie Mich und Meinen Willen besser als eben durch Hilfe der zeremoniellen Anschauung erkennen lehren? –

[HiG.03_40.08.15,11] Ihr alle seid anfangs nichts als Juden und Kinder und bedürfet daher sehr wohl kirchlicher Zeremonie, solange ihr noch Kinder seid, nur – was sich von selbst versteht – hat es bei derselben nicht zu verbleiben; sondern wer die Elementarklasse durchgemacht hat, der trete in eine höhere Klasse und lerne da lesen und schreiben und endlich rechnen in Meiner Liebe und handeln in der Gnade Meiner Weisheit. Und dessen Herz liebend rein geworden ist, der komme dann in Meine Schule, in der er erst zum ewigen Leben gelangen wird durch die Wiedergeburt. Wer aber, sein Inneres unbeachtend, an der Zeremonie hängenbleibt, die an sich tot ist, der wird selbst tot werden, da er so dumm finster war, in äußeren sinnlichen Mitteln den Zweck zu suchen, was der größte Unsinn ist, ja ein Unsinn, der an die krasseste Tollheit grenzt. Wenn jemand ein Kind samt dem Bade wegwirft, so ist er ein toller Narr; wer aber das Kind unbeachtend verwirft und das Bad behält, der ist schon tot aus seiner abergläubischen Bosheit. Der Weise aber behält das Kind mit der Wanne und schüttet nur das Bad weg – das Kind, da es eine lebendige Frucht ist, und die Wanne, um das Kind noch öfter baden zu können.

[HiG.03_40.08.15,12-S.52+53] Daher, so ihr aber wollt wahre Kinder Meiner Liebe und Gnade werden, so laßt euch nicht von der Blüte ärgern; denn sehe die Blüte aus, wie sie wolle, was kümmert euch das? Denket an die Frucht, so wird euch auch die Blüte geheiligt erscheinen, da ihr wißt, daß es bei den Blättern und der Blüte nicht zu verbleiben hat. Aber so jemand zur Frucht gediehen, so fehlet er nicht, wenn er sich öfter umsieht und da die Werdung seines geistigen Lebens wohl achtend durchgeht; wohl aber ist Mir der nicht angenehm, der, seine Kinderschuhe verachtend, sich gleich einem Geier stolz erhebt und dann von schwindelnden Höhen mörderisch die bescheidenen Taubenhäuser anblickt und gierig auf deren Fall hinsieht, um dadurch etwas zu gewinnen!

[HiG.03_40.08.15,13] Denket, daß ohne Meine Zulassung nichts geschieht und ewig nichts geschehen kann, so wird euch augenblicklich alles ganz anders vorkommen! Jeder Mensch hat zwar die volle Freiheit seines Willens; aber die Führung der Völker ist Mein Werk. – Dieses habe Ich euch gesagt, damit ihr volle Ruhe haben möget in eurem Herzen, ohne welche ihr zu nichts Höherem tüchtig werden möget. Die Ruhe des Sabbats sei euch der höchste Segen; denn die wahre Liebe ist ein schwangeres Weib, die Ruhe nötig hat in ihrer Entbindung! – Darum sage Ich euch dieses, damit ihr die volle Ruhe habet in Mir, eurem Vater, der da allzeit heilig, heilig, heilig ist in alle Ewigkeiten der Ewigkeiten Amen. –

31. Jesus durch JL:

[HiG.01_40.08.20,01-S.96] Ein ganz kleines Beiwort an jene, die da meinen, in der Schrift „Der Weg zur Wiedergeburt“ [siehe die vorhergehende Ziffer: (30.)] nicht Meine, sondern des Satans Stimme zu vernehmen, oder jene Schrift doch wenigstens als ein eitles Machwerk Meines Schreibers ansehen. An sie seien diese Zeilen gerichtet!

[HiG.01_40.08.20,05-S.97] Dieses Gesagte diene zu deiner Beruhigung bei ferneren, ähnlichen Vorwürfen, als ob du (Jakob Lorber) ein Diener Zweier wärest, oder als ob Ich Mich auch eines Werkzeuges des Satans für Meine Gnade bedienen möchte. Das wenige Folgende aber diene zur Lüftung des Verstandes bei den Zweiflern!

[HiG.01_40.08.20,06] Ist es wohl löblich, wenn Kinder ihre kranke Mutter verlassen und der Leidenden den Tod wünschen ihrer vielen Gebrechen halber? – Ich sage, die römische Kirche ist eine Hure; aber ihr seid denn doch in ihr geboren worden und habt die erste Kindermilch aus ihrer Brust gesogen. Sie lehrte euch zuerst Meinen Namen nennen, nährte euch wie eine recht zärtliche Mutter und untersagte euch nur das Naschen solcher Speisen, die euch den Magen verdorben hätten. Sie weckte dadurch in euch den Appetit zu kräftigeren Speisen der Seele und des Geistes, welche nach Meinem Willen euch von Mir nie vorenthalten wurden, so daß ihr nach Herzenslust habt schwelgen können. Und noch heutzutag schwelget ihr wie nicht bald jemand – in ihrem Schoße!

[HiG.01_40.08.20,07] Wie kommt es denn nun, daß ihr mit Jakobus und Johannes rufet: „Herr, lasse Blitz und Schwefel regnen auf ihr krankes Haupt!“? – Hört, da schaut noch ganz wenig wahre Liebe heraus! Meinet denn ihr, Vernichtung sei der Weg zur Besserung!? O nein, da irrt ihr euch gar abscheulich. So meinten denn auch alle Sektenstifter. Aber sie haben sich ebenfalls sehr geirrt, und die Folge war: Bruderzwist, Krieg, Mord und Greuel aller Art! – War eine solche Besserung gesegnet? Oder kann da eine Sekte sagen: „Meine Lehre ist nicht mit dem Blute der Brüder besiegelt!?“

[HiG.01_40.08.20,08-S.97+98] Sehet, sie, die Römerin, ist dasjenige ehebrecherische Weib, welches da hätte gesteinigt werden sollen. Ich aber sage auch hier: „Wer ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie!“ – Wieder ist sie das kananitische Weib und hat einen großen Glauben und viel Liebe. – Wieder ist sie das Weib, das da zwölf Jahre am Blutgange litt und Mir aus Meinem Kleide die Heilung stahl und genaß, da sie viel Glauben und Liebe hatte. – Und wieder ist sie gleich der großen Hure und hernach Büßerin Magdalena, die da Meine Füße salbte. – Unter allen diesen Gestalten kann die römische Kirche auftreten.

[HiG.01_40.08.20,09] Dagegen sind andere „Jünger“ voll Ärgers, so sie von Meinem „Fleische und Blute“ hören. Sie glauben, was sie wollen, beleben sich mit den Brosamen, die von ihrer Herren Tische fallen (was da ist mein zerstückeltes Wort) und wollen in ihrem übermütigen Taumel beweisen, daß Ich gar nicht sei; und wenn doch noch etwas von Mir übrigbleibt, so kann Ich erst dann sein, wenn sie so herablassend waren und Mich in ihre „Idee“ aufgenommen haben. Wahrlich Ich sage: So irgendeine Sekte im Vollbesitze Meines Wortes zu keiner besseren Vorstellung von Mir gelangen kann als zu einer solchen, die auf Meine gänzliche Vernichtung ausgeht, da sind Mir sogar die Türken in ihrer ehrlichen und strengen Blindheit lieber, da sie Mich doch noch für etwas Höheres halten als ihren Abgott Mohammed; und unvergleichlich lieber die Römischen, allwo man Mir, als Gott und Herrn doch noch immer wenigstens ein äußerliches, sichtbares Opfer darbringt, welches für viele ein lebendiges Denkmal Meiner Erlösung ist.

[HiG.01_40.08.20,10] Sehet, so steht es also mit Rom! – Ich habe kein Wohlgefallen am Vatikan noch an der Peterskirche. Und es wäre Mir an deren Stellen ein Armenhaus überaus lieber. Rom ist eine Stadt, die mit den Königen der Welt Hurerei getrieben hat. Sie ist eine Hure und tut wie eine Hure. Sie schmückt ihr Fratzengesicht und zieht ihrem halbverwesten Leibe schöne Kleider an, um auszusehen, als wenn sie noch eine Jungfrau wäre. Seht, dieses alles und tausendfach anderes ist Mir wohlbekannt. Aber sagt ihr nicht selbst: Eine Hure erzieht ihre Kinder oft besser als eine stolze Mutter, die da glaubt, sie habe alle Meine Weisheit mit dem Löffel gegessen!? So sage auch Ich: Diese Hure hat schon sehr viele gute Kinder erzogen und hat dadurch Meine Füße gesalbt. Daher will Ich ihr helfen und sie ansehen, damit sie Buße tue; denn sie hat viel gesündigt, aber auch viel geliebt!

[HiG.01_40.08.20,11-S.98+99] Zu euch aber sage Ich, daß ihr in ihr geboren und getauft wurdet, daher sollet ihr auch nicht Vernichtung, sondern Heilung ihr wünschen. Ich gebe euch den Balsam und heile in euch das Erbübel. So ihr nun lebet nach dem gegebenen Regeln, so wird euch die Kirche achten. Und so sie an euch erfahren wird Wunderdinge, so wird sie selbst nach dem Balsam verlangen und wird im stillen viele ihrer Wunden heilen. So ihr aber wollet abtrünnig werden, so wird wenig Segen an eure Brüder gelangen!

[HiG.01_40.08.20,12] Lebet, wie Ich euch gezeigt habe, dann wird euch auch nie eine Untersuchung Meinetwegen treffen! Denn Ich werde euch beschützen und Mein Werk wird ungehindert ans Tageslicht treten als ein großer Magnet, der alles an sich ziehen wird. Aber ihr müßt ihn nicht entkräften durch euren Ungehorsam und durch solche Zweiflerei.

[HiG.01_40.08.20,13] So ihr sagt: Wie kann da ein neunundneunzigfacher Segen darin sein? – Da sage Ich: Es werden im Himmel sich die Engel über einen büßenden Sünder neunundneunzigmal mehr freuen als über ebenso viele Gerechte, die da meinen, durch Mein Vollwort gerechtfertigt zu sein. – Denn das sage Ich wahrlich: Luther, Calwin, Melanchthon u.a. mehr wiegen nicht einen Johann vom Kreuz, noch einen Johann von Gott, noch einen Franziskus, noch einen Thomas von Kempen, noch einen Taulerus, noch eine Theresia und noch viele tausend andere auf.

[HiG.01_40.08.20,14] Ja da hätten die namhaftesten Protestanten noch sehr vieles lernen können! Selbst Swedenborg hat in Rom manches erfahren, was ihm erst die Pforte zum inneren Leben ganz bedeutend zu öffnen geholfen hat; denn er war einer, der sich aus allem die Quintessenz zu verschaffen wußte und tatsächlich davon den Nutzen zog.

[HiG.01_40.08.20,15-S.99+100] Seht, daher geht der Weise in die alte Rumpelkammer und findet da oft große Schätze vom Staube der Zeremonie bedeckt. Den Staub wischt er weg und legt das reine Gold in seine Schatzkammer. Desgleichen tuet auch ihr! – Denn es steht geschrieben: „Laßt die Kleinen zu Mir kommen und wehret ihnen nicht; denn solcher ist das Reich der Himmel“! Und wer nicht wird gleich ihnen, wird nicht kommen alsobald in Mein Reich, als bis er wird wie sie, die da nicht grübeln, sondern in der Einfalt den Eltern aufs Wort glauben und darnach tun; und selbst, wenn sie durch Meine Gnade den Eltern entwachsen sind, noch immer ihr Wort ehren, wenn sie es auch nicht benötigen.

[HiG.01_40.08.20,16] Noah fehlte, da er sich berauschte; aber er hat den Sohn verflucht, da er gelacht hat. Und die zwei, die, ihn liebend, seine Blöße bedeckt haben, hat er gesegnet. Desgleichen (wie die zwei besseren Noahsöhne) tuet auch ihr, wollt ihr neunundneunzigmal gesegnet sein! – Das sage Ich, die Ewige Liebe und Weisheit. Amen, Amen, Amen.

32. Jesus durch JL:

[Er.01_073,05] Es ist wohl wahr, daß es [1847!] in der römisch-katholischen Kirche tausend gewaltige Mißbräuche gibt; aber es gibt darin doch auch wieder manches Gute, denn es wird von der Liebe und von der Demut gepredigt. Und so jemand sonst nichts als nur das befolgt, so wird er nicht verloren sein.

[Er.01_073,06] Aber was soll Ich denn von einer Sekte sagen, die nichts als den Glauben lehrt und die Werke verwirft? Da ist, wie ihr zu sagen pflegt, Taufe und Chrisam verdorben; denn es steht doch laut und offen geschrieben, daß ein Glaube ohne die Werke tot ist, und Ich Selbst habe offenkundig und zu öfteren Malen gesagt: „Seid nicht eitle Hörer, sondern Täter Meines Wortes!“ Dadurch ist ja offenbar angezeigt, daß der Glaube allein nichts nützt, sondern das Werk.

[Er.01_073,07] Was nützt der Erde das Licht der Sonne, wenn es nicht mit der tatkräftigen Wärme verbunden ist?

[Er.01_073,08] Was nützen einem Menschen alle Kenntnisse und Wissenschaften, wenn er sie nicht anwendet?

[Er.01_073,09] Oder was nützt es, im kalten Winter bloß zu glauben, daß ein brennendes Holz im Ofen das Zimmer erwärmen kann? Wird das Zimmer durch den Glauben warm? Ich glaube es nicht.

[Er.01_073,10] Kurz und gut: der allerfesteste Glaube ohne Werke ist gleich einem törichten Menschen, der sich im kalten Zimmer bloß mit einem warmen Gedanken zudecken will, um sich zu erwärmen. Freilich ist das wohl die wohlfeilste Decke; aber ob diese Decke jemanden erwärmen wird, darüber mögen diejenigen Armen urteilen, die in strengen Wintern nicht selten starr erfroren in ihren Zimmern gefunden worden sind – und meistens aus dem Grunde, weil sie keine andere Decke hatten als eine barste Gedankendecke.

[Er.01_073,11] So wie diese Gedankendecke ohne eine wirkliche Decke nichts nützt, also nützt auch der Glaube ohne die Werke nichts. Der Glaube ist nur das Aufnahmeorgan einer Lehre, die zu einer gewissen Tätigkeit anleitet. Wer diese Anleitung in seinen Glauben bloß aufnimmt, aber nicht darnach tut, da frage Ich: Wozu dient ihm dann diese Anleitung? Ich sage: Zu nichts anderem als zu einem naseweisen Kritisieren, – gleichwie alle Regeln der Tonkunst allein einem nichts nützen und man nicht imstande ist, auch nur das Leichteste und Einfachste zu leisten! Aber ein solcher bloßer Regelinhaber ist dann naseweis und bekrittelt jeden Künstler, als könnte er wirklich selbst das Ausgezeichnetste leisten! Ich aber sage: Da ist ein Bettelmusiker noch immer mehr wert als ein solcher Kritiker, der selbst nichts kann, aber über alles urteilen will.

[Er.01_073,12] Also ist Mir auch eine solche Kirche lieber, wo doch noch etwas geschieht, als wie eine, wo nichts geschieht; denn es ist besser, jemandem ein Stück Brot zu geben, als tausend Pläne für Armenversorgung zu machen und dem Armen aber dennoch nichts zu geben, wenn er zu einem solchen Plänemacher kommt. Pläne sind schon recht; aber das Geben muß auch dabei sein, – sonst ist der Glaube wieder ohne Werke, bei dem die arme Menschheit zu Hunderten verhungert.

[Er.01_073,13] Wer aber recht leben will, der kann es in jeder Kirche; denn eine Hauptregel ist: Prüfet alles, und das Gute davon behaltet!

[Er.01_073,14] Wenn ihr ein Kind gebadet habt, so schüttet bloß das Badewasser weg, das Kind aber behaltet, – und das Kind ist die Liebe!

[Er.01_073,15] Ich sage zu niemandem: Werde ein Katholik oder werde ein Protestant oder werde ein Grieche, sondern: was einer ist, das bleibe er, – wenn er will. Sei er aber was er wolle, so sei er ein werktätiger Christ, und das im Geiste und in der Wahrheit; denn jeder kann, wenn er es will, das reine Wort Gottes haben.

[Er.01_073,16] Ich bin nicht wie ein Patriarch und bin nicht wie ein Papst und bin nicht wie ein Generalsuperintendent und nicht wie ein Bischof, – sondern Ich bin wie ein überaus guter und gerechtester Vater allen Meinen Kindern und habe nur Freude daran, wenn sie tätig sind und wetteifern in der Liebe, aber nicht daran, daß sie einander „Narren“ schelten und ein jeder aus ihnen der Weiseste und Unfehlbarste sein will – mit lauter Räsonieren, aber dabei nichts tut.

[Er.01_073,17] Mein Reich ist ein Reich der höchsten Tatkraft, aber kein Reich eines müßigen, naseweisen Faulenzertums; denn Ich sagte zu den Aposteln nicht: „Bleibet daheim, denket, brütet und grübelt über Meine Lehre nach!“, sondern: „Gehet hinaus in alle Welt!“

[Er.01_073,18] Dasselbe sage Ich auch zu allen Seligen. Da heißt es tätig sein; denn immer ist die Ernte größer als die Zahl der Arbeiter. Darum ist es auch besser, in irgendeiner Ordnung tätig zu sein, als bloß allein des reinsten Glaubens zu sein. Und tätig sein nach Meiner Lehre ist dann sicher unendlich besser, als die ganze Bibel auswendig zu wissen und zu glauben.

[Er.01_073,19] Der bloße Glaubensmensch ist dem gleich, der sein Talent vergrub; wenn aber jemand aus der Schrift nur wenig weiß, aber darnach tut, der ist dem gleich, der über das Wenige eine treue Haushaltung führte und dann über vieles gesetzt wird.

[Er.01_073,20] Aus dem bisher Gesagten wird sicher jeder, der guten Willens ist, leicht herausfinden können, was er zu tun hat, um ein rechter Mensch zu werden. Was er für seine Tatkraft zu wählen und zu meiden hat, das alles findet er hier sonnenklar dargestellt. Es ist demnach in dieser Hinsicht alles erschöpft. Und somit – Amen!