„Gehet hinauf auf Meine Berge, gehet hinein in Meine Wälder und lernet dort das Weltliche vergessen und das Geistige erschauen und ihr werdet geistig gehoben zurückkehren zu eurer Beschäftigung und die Misshelligkeiten des Lebens leichter ertragen lernen, denn ein Spaziergang eröffnet euch wieder Genüsse, neue Seligkeiten.“

 


Der Frühling /

Ein Spaziergang



1. Der Frühling

 

Jesus:Eben jetzt, da die Natur wieder auf eurer nördlichen Halbkugel neu erwacht und alles sich regt und neu belebt, jetzt will auch Ich die Zeichen dieser Jahreszeit benützen, um euch, Meine lieben Kinder, so manche Lebens- und Weisheitsregel ans Herz zu legen, damit ihr in eurem Eifer nicht erkalten und zweitens, damit ihr die geistige Bedeutung des Frühlings kennen lernen sollet und seine für den gewöhnlichen Menschen nur ganz gleichgültigen Bilder in dem Sinne Meines Geistes deuten und verstehen könnet.

 

Nun sehet, fangen wir erst, wie immer, bei der Erklärung der geistigen Bedeutung des Wortes an und gehen wir auf die Tatsachen über, wie sie sich dem aufmerksamen Besucher vor das Auge stellen.

 

Das Wort `Frühling` kommt in eurer Sprache von `frühe` her, in anderen Sprachen von Wörtern, die etwas Ähnliches bedeuten als `zuerst`, `im Anfang` eines Dinges, so wie `frühe` auch die Morgenstunden oder den Anfang eines Tages bezeichnet.

 

Nun, was der Morgen Schönes und Frisches bringt, wenn der erste Sonnenstrahl die Oberfläche der Erde trifft und alles dann wie neu erwacht sich seines Lebens freut, das ist auch der Frühling in Bezug eines Jahres oder Umlaufes eurer Erde um die Sonne, wo auch der Morgen dieses geistigen Tages für alle lebenden Wesen anbricht, welche nach langem Winterschlafe wieder durch Meine Liebe, ausgedrückt durch die Wärme, ins Dasein gerufen werden.

 

Ihr habt ja ein Sprichwort unter eurem Volke, das heißt: `Morgenstund hat Gold im Mund!` Dieses Sprichwort wollen wir benützen, um so manches aus selbem für euch Nützliches zu ziehen und noch Lehrreicheres daran zu knüpfen. Das Sprichwort besagt: `Wer den Morgen benützt zum Arbeiten, dessen Werke werden gesegnet und besser sein als diejenigen des Mittags und Abends.`

 

Nun, so ist es auch im Geistigen, wer daher in seinem Innern ebenfalls bei Zeiten daran denkt, das Gute in selbes hinein- und das Schlechte herauszuschaffen, auch der wird für seine Seele Gold sammeln, welches weder am Mittag und noch weniger am Abend seines geistigen Lebens so ergiebig gedeihen wird, als gerade in der Jugend- oder Frühlings-Zeit des ersten geistigen Erwachens.

 

Dieses Sprichwort ist also ein Mahner für alle trägen Menschen, welches ihnen sagen will: `Benützet den geistigen Morgen, damit ihr am Abend das Eingesammelte und Erworbene verzehren oder davon leben könnet!`

 

Der Frühling ist das materielle Bild des nämlichen Sprichwortes, es zeigt, wie alles, was in der Aufweck- und Blüten-Zeit geschieht, erst später Früchte bringt und auch materiell wie geistig dazu dienen muss, im Herbste oder letzten Abschnitte der zu erfüllenden Aufgabe, dort als eine neue Unterlage zu höheren Potenzen zu dienen, wie die Früchte durchs Verzehrtwerden und die Einverleibung in andere Organismen, nachdem sie ihren Höhepunkt auf jener Stufe erreicht haben, nun in eine höhere übergehen.

 

Der Frühling ist also sowohl materiell als auch geistig das schöne und erhabene Bild des körperlichen und seelischen Erwachens, wo die Natur, sich ihrer bewusst, ihrer Mission nachstrebt und auch die Seele, aufgeweckt durch Meine Liebeslehre, ihre Aufgabe und den Zweck ihres Daseins erkennt!

 

Der Frühling ist die Zeit in geistiger Hinsicht, wo die Liebe eines Gottes im menschlichen Herzen alle Fibern erzittern macht, wo die Seele erst anfängt, den Blick zu verstehen, den sie so oft in bedrängten Fällen nach oben gerichtet.

 

Es ist der Frühling derjenige Zustand, wo das Bild eines himmlischen Vaters erwärmend auf die tiefgebeugte Seele mit Liebe herableuchtet und Trost und Frieden im Herzen verbreitet, wo die Sonne in den ersten Tagen des Frühlings die Luft eurer Erde sanft erwärmt, alles zum Jubel und Jauchzen anregt und den starren Schlaf des Winters und seine Fesseln brechen macht, damit wieder die Liebe werde was sie früher war, das ist die Trägerin von Tausenden von Tausenden von Leben und Verbreiterin des Segens für alle ihre auf Erden lebenden Kinder!

 

So auch in geistiger Hinsicht, wo der geistige Wärmestrahl der Liebe die Herzen trifft, da weicht das düstere Ansehen der menschlich-irdischen Laufbahn, alles verkehrt sich in schönere Farben, erleuchtet durch die Gnadensonne eines Vaters, Der erhaben über alle Leidenschaften, der Vater des Friedens und Spender des Trostes für alle Kreaturen gewesen ist und stets sein wird.

 

Sehet, Meine Kinder, auf der südlichen Halbkugel, der Heimat großartiger Formen und Farbenpracht, aber weniger geistigen Gehaltes, dort hört jetzt diese Blütezeit auf, weil sie auf eurer nördlichen beginnt, dort geht alles nun seiner Aufgabe gemäß von niederen Formen in höhere über, es bleiben aber nur Formen und sie sind im geistigen Sinne auch mit der Außenwelt zu vergleichen, während das geistige Leben auf der nördlichen Halbkugel mit dem Leben des Menschen in seinem Innern Ähnlichkeit hat und wie auf der Erde das Formenleben gleichsam aufhören muss, wenn das Geistesleben beginnt, so ist es auch in der menschlichen Seele, wo auch sie das Interesse für die Außenwelt verliert, sobald das innere Geistesleben einmal angefangen hat.

 

Aber eben auch beim Menschen geht das Innenleben aus dem Außenleben hervor, wie in der Natur aus den Formen dann das Geistige heraustritt und sie durchleuchtet.

 

Im Süden geht es dem Sommer, dem Ausreifen der Früchte entgegen und im Norden fängt das Erwachen des Geistigen an in den Formen. Wie auch beim Menschen Taten Formen sind und wobei der Grund derselben nur eigentlich ihr Wert ist.

 

*

In ein paar Tagen feierst Du (Gottfried Mayerhofer) oder kannst du den Tag feiern, wo Ich dir vor einem Jahr das erste Mal die Gnade zukommen ließ, durch deine Vermittlung so manchen andern nach Licht sich Sehnenden zu erleuchten und zu erwärmen. Das heißt, in Taten ließest du wohl bemerken den geistigen Grund deines Handelns, aber als Meine Stimme in dir ertönte, da ward in dir der geistige Frühling des Nordens und du hast deine durch Mich dir gegebenen Blumen und Früchte getreu an deine Mitmenschen verteilt und manches Gute bewirkt, wovon du jetzt keine Ahnung haben kannst.

 

Fahre so fort wie du angefangen hast und wenn du auch, wie du sagst, bei dieser Verteilung Meines Himmelsbrotes leer ausgehst, so belohne dich wenigstens das Bewusstsein, dass Ich dich unter so vielen zum Verteiler desselben erwählt habe. Wenn du das `Warum` nicht klar begreifst, so weiß Ich es dafür umso besser.

 

Was Ich als geistige Gnadensonne im ganzen Universum bin und wie Ich überall durch tausend verschiedene Mittel Leben und Liebe erwecke, den geistigen und materiellen Frühling anrege und so die ganze Schöpfung zu ihrer Löse antreibe, das bist du in deinem kleinen Wirkungskreise.

 

Du (Gottfried Mayerhofer) bist die leuchtende Sonne, welche durch Mein Liebelicht erwärmt und getrieben den Segen spenden muss, willenlos, wie eure Sonne am Himmel, die auch nichts davon weiß, was für materielle und geistige Wohltaten sie durch ihren Strahl aussendet, der da oder dort einen wandernden Planeten, einen trägen Stein oder ein kaltes Menschenherz trifft. Deswegen kümmere dich nicht, wenn Ich deinen Korb oft mit Lebensbrot fülle und du selbes verteilest, so dass dir nur der leere Korb bleibt.

 

Siehe, die andern zehren an dem Brote. Aber ist selbes aufgezehrt, so müssen sie doch alle wieder zu Mir kommen und wenn die Hungrigen sich melden, so bist du als `der Mann mit dem Korbe` stets von Mir mit neuem Brot versehen, teilest es aus, flammest die Herzen zu Liebe und Eifer an, um stets mehr sich Mir nähern zu können, hilfst dem Auge des Nächsten Tränen der Wonne zu entlocken, die dann durch Mich zwar verursacht, doch am Ende auch dir zu gute kommen. Nun sage Mir selbst, was ist wohl schöner und erhabener: selbst glücklich zu sein oder andere selig und glücklich machen zu können?

 

Was tue denn Ich? Wo ist Meine Freude, wo Meine Seligkeit? Siehe, sie ist im Geben! Auch Ich gehe dabei leer aus, doch das Gegebene gewinnt Mir Herzen, die dann von selbst, durch das Gegebene erwärmt und verschönert zu Mir wieder zurückkehren. So geht es auch dir, gib was Ich dir von Gnaden- und Liebes-Worten in deinen Korb schütte und brauchst du für dich etwas, so frage nur bei Mir an und wie Ich im verflossenen Jahre alle Frager und Zweifler besänftigte, beruhigte, so wirst auch du, Meine Bote von Himmels- (oder Liebes-) Broten, nicht leer bei Mir ausgehen.

 

Trage dazu bei, dass der Frühling, der jetzt materiell auf eurer Erde zu erwachen beginnt, auch in deiner kleinen Gesellschaft geistig blühe, dass die Knospen treiben, edle Blüten sich ansetzen und im Geistes-Sommer herrliche Früchte zum Vorschein kommen mögen, die dann dem Verteiler von Himmelsgaben und Mir, dem Geber, würdig sein sollten. Amen!“

 

(Gottfried Mayerhofer, „Der Frühling“, „Festgarten“, Lorber Verlag)

 

 

2. Ein Spaziergang

 

Seht, Meine Kinder, unter diesem Titel will Ich euch wieder so manches enthüllen, was zu eurem Besten frommt und was ihr unter diesem Namen nicht erwartet. Da aber bei Mir alles seinen Zweck zur großen Aufgabe im Jenseits hat, so sind auch unter den unschuldigsten Vergnügungen oder unter den gröbsten Fehlern und Missbräuchen doch immer andere geistige Zwecke verborgen, welche wenige ahnen und viele gar nie wissen werden.

 

Nun sehet, ein Spaziergang ist ebenfalls gewiss ein unschuldiges Vergnügen, welches von vielen und zu vielem benützt wird. Der eine geht spazieren, weil er zu Hause nicht weiß was er anfangen soll, es fehlt ihm an innerer geistiger oder an äußerer materieller Beschäftigung, er flieht sein Haus und eilt hinaus auf die Straßen oder Gärten und Felder und erwartet eine Unterhaltung und Zerstreuung von der Außenwelt, weil die innere leer und ihm nichts bieten kann.

 

Ein anderer geht spazieren, um Leute zu sehen, um seine sinnlichen Begierden zu nähren und durch Angaffen, besonders, ist er ein Mann, weiblicher Formen, seine Gelüste zu fördern, um doch wenigstens, was er nicht in der Tat kann, in Gedanken zu vollführen.

 

Ein anderer geht spazieren, weil es eben Sitte ist, um diese Zeit sich in den Straßen zu zeigen, um seine Kleider zur Schau zu tragen oder die andern zu bekritteln.

 

Wieder ein anderer geht spazieren, um frische Luft zu schöpfen und so eine Menge anderer Beweggründe gibt es, die den einen oder andern bestimmen, da in den Straßen der Stadt und dort zwischen Fluren und Bäumen oder Gärten und einsamen Wegen seinem Lieblingsbedürfnisse nachzugehen.

 

Von all diesen Spaziergängern will Ich nicht reden, denn diese gehen unter den Wundern Meiner Natur herum und kennen und sehen sie nicht. Für sie ist ein solcher Spaziergang von materiell wenig und geistig von gar keinem Nutzen. Diese sind die Blinden, die ebenfalls von der sie umgebenden Pracht einer schönen Landschaft nichts wissen, weil kein Lichtstrahl durch ihr gefühlloses Auge dem Innern Kunde gibt, wie die Außenwelt geziert, der Innenwelt zum Vergnügen gereichen und Erhebung geben sollte.

 

Diese Spaziergänge alle sind nicht jene, wegen welcher Ich euch aufmerksam machen will auf den Akt des Wandelns in Meiner freien Natur, sondern Ich will euch zeigen, was ein Spaziergang eigentlich sein sollte!

 

Sehet, in der ganzen Welt sind es stets die Extreme, welche einander ergänzen, so auch im Geistigen, nach Arbeit will man Ruhe, nach Verweilen im eingeschlossenen Zimmer sehnt sich die Seele nach frischer Luft, nach angestrengter Arbeit kehrt das Bedürfnis nach Zerstreuung in die Menschenbrust, um eben durch dieses Abziehen von einem geistigen oder materiellen Wirken, im Gegensatze wieder Ersatz und später neue Kraft zu finden, seinem Berufe besser nachkommen zu können.

 

Der Spaziergang soll eigentlich im Allgemeinen heilbringend für den inneren und äußeren Menschen sein, dann nur ist er Meinen Gesetzen gemäß am rechten Platze. Der Spaziergang soll stets Nutzen und nie Schaden bringen, den Menschen auf seiner moralischen Bahn weiter befördern und nicht zurück- oder von selber abführen. Wo dieses nicht geschieht, wo er schon mit verkehrten Absichten begonnen wird, dort wird der Schaden sich auch bald kundgeben, denn Meine Gesetze missbraucht man nicht ungestraft!

 

Nun werdet ihr fragen: also wann ist denn der Spaziergang von Nutzen und wie soll man denn eigentlich und wohin soll man gehen, dass der Erfolg Meinen Gesetzen zufolge heilbringend für Geist, Seele und Körper werde?

 

Hier verweise Ich euch auf Meine eigene Lebensbahn, wo Ich unter Meinen Jüngern auf Erden wandelte. Dort werdet ihr finden, dass Ich oft nicht allein Meinen Zuhörern sagte: gehet gern auf die Berge, gehet ins Freie, sondern Ich Selbst tat es auch. Stets und meistens predigte Ich im Freien, unter Gottes freiem Himmel, umgeben von allen Wundern, damit Ich bald eines, bald das andere anführend, Meinen Zuhörern beweisen konnte, was Ich eben sagte.

 

So auch für euch. Wollet ihr vom Spaziergang Nutzen ziehen, so gehet auf Anhöhen, Berge, in Wälder, wo nicht allein euer Organismus den großen Lebensfaktor, die reine Luft, im Überflusse findet, sondern wo ihr auch euch vom Städtegewühl entfernend, mehr Ruhe und Zeit zum Nachdenken habt, teils über das Getane, teil über das noch zu Tuende!

 

Suchet die Einsamkeit und lasset euch dort von Meiner Natur erzählen, wie sie stets nur Ordnung, stets nur das große Gesetz der `Liebe` alles belebt, beherrscht und erhält. Vertieft euch dort in die Betrachtung einzelner Gegenstände, seien es organische oder unorganische, lernet begreifen, dass auch das kleinste Pflänzchen, der kleinste Wurm oder gar der leblose Stein noch von Meiner Macht erzählen oder sogar sagen kann, was er schon alles gewesen und was noch alles aus ihm werden kann und wird.

 

Dort, unter solchen Betrachtungen, werdet ihr die Sprache Meiner Natur verstehen lernen, werdet eindringen können in die Geheimnisse ihres Wirkens, werdet begreifen lernen, wie viel Schönes, Geistiges und Erhabenes auch in einem Tautropfen nur liegt, der sich zitternd auf einem kleinen Blatte einer Moospflanze wiegt. Da werdet ihr die Stimme der Liebe aus allen Ecken und Winkeln vernehmen, welche euch überall zurufen wird:

 

`Seid einfach und getreu euren in euch gelegten Gesetzen, werdet wie wir, d.h. erfüllet den wahren Zweck eures Daseins und ihr werdet bald erkennen, welche Wonne, welche Seligkeit ein Spaziergang mit offenen geistigen Augen euch gewähren kann und wie, während eure Lungen reines Luftmeer einatmen und der Stoffwechsel beschleunigend euch neu beleben, auch diese Betrachtung, auch dieses Vertiefen in Meine Schöpfung euch ebenfalls neue Kräfte, neue Ansichten, neue Aussichten und neue Fernsichten in Meine Welt gewährend, euch geistig ebenfalls neu beleben, euch stärken und fähig machen soll, die Widerwärtigkeiten des materiellen Lebens und seinen Einfluss auf euch leichter zu ertragen.

 

Seht, Meine Kinder, so seid ihr dann die Könige und Herrscher auf eurer Welt, im geistigen Sinne, denn wie die Könige und Kaiser, welche auf den irdischen Thronen sitzen, von hoch oben die Welt und das ihnen anvertraute Land unter sich wähnen und nicht eine Einsicht in`s einzelne Getriebe des sozialen Lebens haben, sondern eine allgemeine große Umsicht, wo alles Kleine verschwindet, ebenso thront der Geist eines solchen tief und geistig sehenden Spaziergängers über den kleinlichen Bedürfnissen und Wünschen des menschlichen Lebens und sieht nur, obwohl vom Kleinen anfangend, im Großen das große Gesetz der Liebe, welches seine Fittiche ausbreitet über alles geschaffene und alles mit gleicher Liebe umfängt und mit gleicher Liebe erhält. So ist denn ein solcher Mensch ein König, ein Kaiser im geistigen Sinne und steht bei weitem höher als eure Herrscher, die Ich euch als Zwingherren gab, so wie einst den Juden, als selbe Könige verlangten und Ich ihnen selbe als Strafe auch gegeben habe.

 

Eure jetzigen Herrscher sind auch nur dazu da, das Geistige in den Menschen nicht versauern zu lassen. Sie fördern indirekt, was sie nicht fördern wollen und untergraben stets, was sie erheben möchten. Sie haben in ihrer Stellung die Mission, durch entgegengesetzte Mittel das zu bezwecken, was Ich will und nicht, was sie wollen. Sie wollen alle Menschen unter ihre Botmäßigkeit und treiben sie so zur Freiheit und Ich will die Menschen frei und erlange selbes durch materiellen Zwang, Unglück und Leiden.

 

So vollführt sich der Spruch stets: `Der Mensch denkt und Gott lenkt!`

 

Je mehr die Herrschenden wollen, desto mehr verlieren sie an Herrscherkraft und so lange sie nicht herabsteigen von dieser Höhe, von welcher man nicht alles genau unterscheiden kann, so lange werden sie stets mehr verlieren, aber nicht gewinnen!

 

Nur der ist würdig am höchsten zu stehen, welcher im Kleinsten das Größte begreift, welcher sein eigenes Ich aufgibt und nur im Allgemeinen lebt, welcher nicht für sich, sondern für andere wirkt!

 

So wird der einsame Spaziergänger in Meiner Natur leicht ersehen, wie Nichts für sich, sondern Eines für das Andere da ist und wenn auch im großen Gesetze der Erhaltung des Ganzen manches kleine Leben indem eines größeren Wesens aufgehen muss, so stört dieses doch, geistig genommen, diese Harmonie nicht, weil oft viele niedere Wesen mit ihren Eigentümlichkeiten dazu gehören, um ein anderes lebendes Geschöpf auf einer anderen höheren Stufe zu bilden.

 

So, Meine Kinder, seid ihr Könige, geistige Könige, welche mit Liebe auf alles niedere Geschöpf herabblickend, Meine weise Hand erkennen, die nie zerstörend, sondern nur aufbauend wirkt, so seid ihr Könige, welche ihren `königlichen` göttlichen Geist veredelnd, herabgestiegen sind, um in dem letzten Würmchen Den zu verehren, welcher groß im selben und große in dem über eurem Haupte ausgebreiteten Sternenhimmel ist.

 

Man muss nicht geborener oder Titelkönig sein, sondern einen königlichen Geist besitzen, der begreifen lernt, dass niemand für sich, sondern alle für alle geschaffen sind, dann schlingt das Band der Liebe sich um das Ganze und Liebe, Nächsten- und Gottesliebe verschmelzen in Eins zusammen!

 

So seid ihr Könige in der geistigen Schöpfung und werdet gewiss nicht die beneiden, die auf Thronen sitzend doch keine Viertelstunde Ruhe finden können. Wahrlich, Ich sage euch, sie sind nicht zu beneiden, denn ihnen wird nie ein Spaziergang solchen Genuss gewähren, den ihr euch in jeder Minute herzaubern könnet.

 

Die Ruhe und der Friede wohnen nur in einem bescheidenen und nicht in einem stolzen herrschsüchtigen Gemüte und ebendeswegen ist auch die Sprache der Natur nur der Demut aufgeschlossen, nicht aber dem Hochmute.

 

Eure geistigen Betrachtern Meiner Schöpfung wird jedes Blümchen jedes Produkt der Erde ein wahres Wort zuflüstern: das Wort der Liebe und des Vertrauens zu ihrem Schöpfer. Diesen Machthabern wird auch viel gesagt von ihren sie umgebenden Speichelleckern und Heuchlern, aber kein wahres Wort ist darin enthalten, kein erhebender Gedanke, kein geistig anregendes Gefühl.

 

Deswegen ist nur der `König` oder `Kaiser`, welcher geistig erhaben über den Andern steht und nicht durch Andere sich Schätze muss sammeln lassen, sondern den größten Schatz selbst im Busen trägt, d.h. ein für alles Schöne, Erhabene und Große empfängliches Herz.

 

Und um dieses Herz stets zu bereichern mit solchen Gefühlen, die für alles andere entschädigen, gehet hinauf auf Meine Berge, gehet hinein in Meine Wälder und lernet dort das Weltliche vergessen und das Geistige erschauen und ihr werdet geistig gehoben zurückkehren zu eurer Beschäftigung und die Misshelligkeiten des Lebens leichter ertragen lernen, denn ein Spaziergang eröffnet euch wieder Genüsse, neue Seligkeiten.

 

So benützet eure freie Zeit! Verjünget euren Körper und verherrlicht eure Seele durch einen lehrreichen Gang in Meine Schöpfung, die ja doch nur deswegen geschaffen ist, damit sie dem aufmerksamen Beobachter begreiflich machen soll, dass nur Liebe der Anfang, der Grundstein und Liebe das Ende und der Schlussstein alles Geschaffenen ist und in Mir die ganze Vereinigung stattfindet, zu welcher Einung Ich euch Kinder erziehen will, damit ihr stets mehr begreifen sollet, was Ich als Vater bin und was ihr als Kinder sein sollet! Amen!“

 

(Gottfried Mayerhofer, „Ein Spaziergang“, „Festgarten“, Lorber Verlag)