„Wer aber zu Mir kommt, mit was immer für einem Bedürfnisse und schlingt das lebendige Band des Glaubens um Mich, den allein Lebendigen, wie soll dem nicht werden, darum er sich mit Mir durch den lebendigen Glauben verband?“



Hilfe und Führung

durch Schutzgeister und Engel?

 

 

1. Vom einzig wahren „Schutzpatron“

2. Rechte Heiligen-Verehrung

3. Naturmäßige und geistige Hauserneuerung


 

1. Vom einzig wahren „Schutzpatron“

 

Jesus:So jemand an die Hilfe und Führung von gewissen Schutzgeistern und Engeln glaubt, der ist gleich dem, der da wohl kennt den Monarchen, dass er überaus gut ist, aber aus Furcht, es möchte dem Monarchen vielleicht doch nicht recht sein, dass er ihn selbst belästigen würde mit seiner vermeintlichen Ungeschicklichkeit, so schlingt er sein Band um andere Schutz- und Hilfswesen und glaubt am Ende, dass diese ihm in allem Ernste allein geholfen oder ihn vor Gefahren geschützt haben, während doch nur der Monarch als der Hauptbauherr dem Schwachgläubigen seine Hilfe und seinen Schutz durch diejenigen hat zuteilwerden lassen, auf welche sich der Schwachgläubige berufen hat.

 

Denket das einmal so recht in euch! Ihr wisset, dass alle Menschen und alle Geister und Engel nichts sind, als von Mir frei getragene Gedanken, die allezeit ihr Leben und ihr alles aus Mir haben, und zwar ein jeder so viel, als es Meiner ewigen Ordnung gemäß für ihn gerade am zweckdienlichsten ist.

 

Wenn aber nun einer kommt zu dem andern und sagt ihm: `Helfe mir in diesem und jenem!` – und wenn dann der andere dem Anrufenden wie aus sich helfen will, ist das nicht gerade so, wie wenn ein Blinder den andern führen und ein Toter dem andern das Leben einhauchen oder ein Übertrauriger den andern Übertraurigen trösten möchte?

 

Ich sage euch, es hat jeder Mensch, Geist und Engel genug, dass er für sich steht und hat auch nicht ein Atom mehr, dass er aus sich für einen anderen stehen könnte.

 

Wer aber zu Mir kommt, mit was immer für einem Bedürfnisse und schlingt das lebendige Band des Glaubens um Mich, den allein Lebendigen, wie soll dem nicht werden, darum er sich mit Mir durch den lebendigen Glauben verband?

 

Es gibt demnach auf dem Wege der reinen Wahrheit nur einen einzigen wahren Schutzgeist – und dieser bin Ich Selbst!

 

Alle anderen `Schutzgeister` rühren her von einem durch gewinnsüchtige Anstalt der äußeren Kirche hervorgerufenen Schwachglauben.

 

Da sich aber Menschen darauf berufen haben, sich noch jetzt berufen und in die Zukunft berufen werden, so bleibt vorderhand, um die Freiheit der Menschen unbeschadet zu lassen, nichts anderes übrig, als den Schwachgläubigen auf dem Wege der vermeintlichen Dazwischenkunft (Mittlerschaft) Meine Hilfe und Vorsehung angedeihen zu lassen.

 

Auf der anderen Seite müsset ihr aber nicht denken, dass darob die Liebetätigkeit der Seligen aufhört. Sie ist nur nicht also beschaffen, wie es der Schwachglaube lehrt. Sondern weil alle die Seligen in Mir sind, wie Ich in ihnen, so sind sie auch von einer und derselben Liebe ihres heiligen Vaters beseligt und für alle ewige Zeiten belebt.

 

Es lebt nicht ein Mensch auf dieser Erde, dem nicht Geister aus einer besseren Welt beigegeben wären. Und diese Geister sind auch beständig bemüht, denjenigen, zu dem sie beschieden sind, zum Lichte und zum Leben alles Lebens zu führen.

 

Aber woher rühret und was ist dieses überaus liebtätige Bestreben solcher Geister? – Bin nicht Ich es, der alles dieses in ihnen wirket?

 

Wie ist es hernach doch ungerecht, wenn der Mensch Mich umgeht und Hilfe sucht bei denen, die aus sich nichts haben, sondern alles nur aus Mir!

 

Was will aber der Mensch anderwärts suchen, wenn er weiß, dass Ich als der Allerhöchste mit ihm ein Mensch, ja ein Bruder sogar werden mochte, damit er daraus ersehen sollte, dass Ich, mehr denn ein jeder Mensch, von ganzem Herzen demütig und sanftmütig und überaus herablassend bin und nicht bin ein Gott in der Ferne, sondern ein Vater und Bruder euch zuallernächst – so dass euer eigenes Leben euch ferner ist, als Ich Selbst.

 

Es sei denn, dass der Mensch im Ernste lebensscheu geworden ist und hat sich mit dem Tode befreundet, dass er dann nicht mag das wahre Leben ergreifen und greifet in die Ferne und durch große Umwege nach dem, was ihm doch zu allernächst ist und ihn beständig sozusagen auf den Händen trägt. Denn auf eine andere Art möchte es wohl die höchste Weisheit (gleich also wie einen viereckigen Kreis) als rein unmöglich finden, dass ein Mensch, der das Leben liebt, es nicht vor allem (da er es doch kann, so er es nur will) in der Wurzel erfassen möchte.

 

Gehet aber zurück und fraget ein jegliches Evangelium, fraget alle Apostel und andere Verbreiter Meines Wortes und zeiget Mir irgendeine Stelle, in welcher da gelehrt wurde, sich auch an gewisse `Schutzgeister` neben Mir zu halten. Oder heißt es im Evangelium nicht vielmehr: `Kommet alle zu Mir, die ihr mühselig und beladen seid, denn Ich will euch alle erquicken!`

 

Ist in dieser Einladung jemand ausgenommen oder jemand dem Schutze der Engel anbefohlen? – Gewiss nicht! – Was da gesagt ist, ist gesagt für die ganze Unendlichkeit und für die ganze Ewigkeit!

 

Wer aber von euch möchte dann noch behaupten, dass dieses Mein Wort nicht vollkommen ist oder dass Ich damals nicht alles gehörig erwogen habe und Mich erst in späterer Zeit eines besseren besonnen? – Eine solche Mutmaßung würde sogar jeden weltlichen Herrscher ärgerlich machen, der doch unvollkommen ist in jeglichem Worte aus sich. Wie möchte sie dann, auf Mich angewendet, sich ausnehmen!?

 

Sehet, daher ist ein solcher (Schutzpatronen-)Glaube gleich einer Schmarotzerpflanze auf dem Baume des Lebens. – Wer aber möchte behaupten, dass die Schmarotzerpflanze von irgendwo anders, denn aus dem Baume, auf dem sie sitzt, ihr Leben saugt?

 

Was aber ist die Frucht des Baumes und was die Frucht der Schmarotzerpflanze? – Nur auf dem Baume wächst die wahre Frucht. Wer sie isst, dem gereicht sie zum Leben. Aber was die Frucht der Schmarotzerpflanze betrifft, so kann ihr Saft höchstens dazu dienen, um, wenn es möglich wäre, selbst die Vögel des Himmels für den Tod zu fangen.

 

Sehet, also geht es mit allem, was nicht mit Mir sich verbindet, d.h. das nicht mit Mir vom Grunde aus auferbauet wird! Da ist das eine entweder ein übertünchtes Haus oder es ist eine Schmarotzerpflanze auf dem Baume des Lebens, wovon eines so viel nütze ist wie das andere.

 

Ich allein bin der Weg, die Wahrheit und das Leben! Wer nicht mit Mir sammelt, der zerstreuet!

 

Eine Rebe, die vom Weinstocke getrennt ist, wird sie nicht alsobald verdorren und nie eine Frucht bringen? – Wer daher etwas benötiget, der komme zu Mir und glaube, so wird er es erhalten!

 

Wen irgendein Zweifel drückt, der denke, dass der Zweifel nur eine Folge dessen ist, dass jemand nicht mit Mir wandelt und sich nicht von Mir ziehen lässt. Wer aber einen Zweifel hat, der komme zu Mir und glaube, so wird ihm Licht werden in dem, worüber er gezweifelt hat.

 

Wer da blind ist und taub und lahm und gichtbrüchig und stumm und besessen, der komme zu Mir und glaube, so wird er gewiss die allersicherste Hilfe finden!

 

Aber wohlgemerkt, Ich bin kein kleiner, sondern ein übergroßer Gott.

 

Wer Mich daher erfassen will, der breite seine Arme weit aus, d.h. der muss Mich vollkommen umfassen und nicht nur denken, dass Ich helfen könnte, so Ich wollte. Sondern er muss denken, dass Ich auch allezeit am allermeisten helfen will. – Wenn er solches in sich vereinigen wird, so wird sein Glaube erst recht lebendig.

 

Es dürfte aber vielleicht, d.h. nach eurem Maßstabe gesprochen, hie und da manchem beifallen, dass er seinen Glauben bezöge auf so manche Schutzgeister-Erscheinungen, besonders auf die im Reiche des sogenannten Somnambulismus*) vorkommenden.

*) schlafwandelnd, mondsüchtig

 

Da sage Ich: Diese bei solcher Gelegenheit vorkommenden schutzgeisterhaften Erscheinungen sind nichts anderes als Schöpfungen des eigenen Glaubens und haben große Ähnlichkeit mit jenen Träumen, in welchen dem Menschen unter allerlei Umständen das bildlich und lebendig zu Gesichte kommt, worüber er im wachen Zustande äußerst lebhaft, nicht in seinem Verstande, sondern in seinem Gemüte, gedacht hat.

 

Wie aber auf der einen Seite diese Traumgebilde etwas sind, so ist auch solche besagte Erscheinung bei den Somnambulen nicht bloß eine leere Erscheinung, sondern sie ist auch etwas Wirkliches. – Aber was ist dieses Wirkliche? – Dieses Wirkliche ist nichts als eine Schöpfung des eigenen Glaubens in Verbindung mit der alles realisierenden Liebe.

 

Denn es kann kein Mensch bei was immer eine Hilfe suchen, dass er nicht zuvor glaubte und dann dasselbe mit seinem Gemüte liebend und vertrauend umfasste. Und es kann schon ein materieller Bildner keine Figur zuwege bringen, die er nicht zuvor gewisserart in sich selbst erschaffen hat.

 

Wie hat er es aber erschaffen? – Er dachte sich zuerst irgendeinen Gegenstand. Dieser Gegenstand behagte ihm. Da er ihm aber behagt, so erfasst er ihn in seinem Gemüte und ward gewisserart verliebt in seine Idee. Wie er aber seine Idee mit der Liebe umfasst hat, so wird er sie auch, wenn er anders die Fähigkeit dazu besitzt, unfehlbar ins Werk setzen.

 

Nun sehet, also geht es mit allen Erscheinlichkeiten, besonders in dem sogenannten somnambulen Zustande, in welchem nur dann die Gesichtstäuschungen aufhören und die Eigenschöpfungen sich wie Nebel verflüchtigen, wenn nicht nur die Seele, sondern der lebendige Geist der Somnambulen erwacht, in welchem Zustand (der freilich etwas selten vorkommt) dann die Somnambulen gar wenig mehr von all den früher beobachteten `Schutzgeistern` usw. Erwähnung machen werden, da der Geist im klaren Schauen nur den einzigen und alleinigen großen Schutzgeist aller Schutzgeister sieht, hört und anerkennt.

 

Was aber neben den somnambulen (Schutzgeister-) Erscheinungen noch jene mönchschwärmerischen betrifft, da werdet ihr doch schon selbst so viel weise Klugheit besitzen und nicht, gleich den Heiden, des übertörichten Glaubens sein, alle diese Schwärmereien an der lichtvollsten Seite Meines Wortes als bare Münze anzunehmen und am Ende gar noch eines Viertelsglaubens sein, als könnten sogar hölzerne, steinerne und gemalte Bilder von gewissen `Schutzpatronen` euch eine Hilfe leisten.

 

Ich sage euch: Ein solcher Glaube ist nicht um ein Haar besser als jener der Baalsdiener! – Wenn der lebendige Mensch schon seinem Bruder nicht helfen kann und es in der Schrift heißt, dass alle Menschenhilfe nichts nütze – was sollte da erst ein geschnitztes Holz oder eine andersartige tote Materie leisten?

 

Oder möchtet ihr etwa gar der Meinung sein, es stecken bei solchen helfenden Gelegenheiten die `Schutzgeister` selbst in ihren materiellen Abbildern? – Davon mag euch dieses wenige zur Übergenüge verneinend überzeugen.

 

Nehmet z.B. das beste Bild, das Mich Selbst am Kreuze hängend darstellt, zählet alle die Kruzifixe in der katholischen und auch andern christlichen Welt, deren es schon manches mal in einem einzigen Hause mehrere Dutzende gibt von verschiedener Größe – sollten nun alle diese Bilder zusammen mehr helfen als eines, oder sollten die größeren mehr Kraft haben als die kleineren?

 

Oder sollten vielleicht die geweihten Christusse kräftiger sein als die ungeweihten – und das geweihte Bild in einem Hochaltar noch bei weitem kräftiger als ein anderes in einer Seitenkapelle?! – Sehet ihr die Albernheit nicht auf den ersten Blick?

 

Wenn aber schon Ich, als der lebendige Helfer Selbst, keines Menschen, ja nicht einmal eines Engels und noch viel weniger eines geschnitzten Bildes bedarf (denn so Ich helfe, da helfe Ich im Geist und in der Wahrheit, nicht aber im Holze, im Stein und in der Farbe!) – was können demnach erst die Abbilder der `Schutzgeister` für Kraft und Wirkung haben, da die `Schutzgeister` selbst an und für sich durchaus keine helfende Kraft und Wirkung haben?

 

Setzen wir aber den Fall, sie hätten nach dem Schwachglauben irgend eine helfende Kraft aus sich, würden aber angefleht zu gleicher Zeit von vielen hunderttausend Menschen, die da knien vor ihren Bildnissen – wie müsste da ein solcher unteilbarer Schutzgeist durch alle seine Bildnisse herumblitzen, um mit seiner Hilfe nirgends zu spät zu kommen!

 

Oder meinet ihr, ein Geist kann überall gleichzeitig gegenwärtig sein? –

 

Der ewige Geist kann solches wohl, da alle Dinge in Ihm sind. Aber ein geschaffener Geist wird solches ewig nie können, dieweil er, im Verhältnis zu Mir, nur ein endlicher Geist ist.

 

Welcher Mensch aber kann tausend Gedanken auf einmal denken? – Es ist aber das Denken ja nur ein Werk des Geistes und ein Schauen der Seele, die da in sich aufnimmt entweder die Gedanken oder, besser, die geistigen Werke aus dem Geiste, wie äußerlich die großen Gedanken oder sichtbaren Werke des ewigen Gottesgeistes. So aber in euch der Geist nur einfach oder nacheinander einen Gedanken um den andern denken kann, so ist er ja selbst nur einfach und unteilbar und kann dadurch Meine Werke, die Ich mit einem Gedanken in der größten Klarheit festhalte, nur nach und nach erschauen und wird mit diesem Erschauen auch in alle Ewigkeiten nicht fertig werden. – Wie möchte er erst hernach als irgendein `Schutzpatron` in all den Bildnissen gleichkräftig helfend und auch gleichzeitig zugegen sein?

 

Es werden aber die (Menschen-)Geister, die in die andere Welt gelangt sind, nur mühsam geheilt von dieser Schutzgeister-Krankheit. Und es geschieht sehr oft, dass ihnen alle die vermeintlichen `Schutzgeister` müssen aus dem Wege geräumt werden. Denn wenn solches nicht geschähe, so würden Mich die meisten Römisch-Katholischen fliehen und sich zu ihren Schutzgeistern wenden.

 

Ich darf nicht weit zurückgreifen, sondern gerade jetzt, da ihr dieses schreibet, rennen die armen Geister bunt durcheinander und suchen ihre `Patrone` mit allem Eifer. Mich aber, der Ich ihnen sichtbar wie ein Bruder und liebevollster Vater entgegenkomme und ihnen zurufe, dass nur Ich es bin, den allein sie zu suchen und zu finden haben, Mich fliehen sie in allem Ernste, und die Mutigeren bitten Mich sogar, Ich möchte sie zu ihren Schutzgeistern bringen.

 

Sehet, wenn solche Torheit sogar bei den Geistern, die schon jenseits wohnen, sich also stark vorfindet, welche Belege gegen solche Torheit mögen dann wohl all die (`Schutzgeister-)Erscheinungen` auf dieser materiellen Welt liefern, und zwar dem, der nach dem Geiste der lebendigen Liebe und der lebendigen Wahrheit im Glauben trachtet?

 

Daher, so euer Haus schadhaft ist oder ihr irgendeinen Schaden befürchtet, so wendet euch nur allezeit an Mich, der Ich bin der allerverständigste Seelenhausbaumeister und der am sichersten helfende Schutzgeist aller Schutzgeister – und ihr könnet versichert sein, dass, wenn Ich ein Haus niederreiße, Ich es auch zu den allerbilligsten Preisen und am allerehesten werde gewiss fest genug wieder aufzubauen vermögen.

 

Und denket, dass ein Monarch wie Ich durchaus keine Vermittler benötigt, sondern: Ich bin alles in allem Selbst!

 

Und wer zu Mir will, der komme, und er wird Mich allzeit zu Hause treffen, und zwar gerade also, wie wenn Ich nichts zu tun hätte, als dem Mich Suchenden allein zu dienen.

 

Also vertrauet und bauet auf Mich! Denn Ich bin ein fester Grund!

 

Wer auf diesen Grund bauet, dessen Haus wird ewig nimmer leck werden. Denn wer das Material aus Mir nimmt, der hat es lebendig, wie Ich Selbst der allein Lebendige bin und das Leben gebe jedem, der es bei Mir sucht.

 

Suchet es auch ihr bei Mir, so werdet ihr leben ewig! Amen. – Das sagt, der allein das Leben hat und gibt. Amen.“

(HiG.01_41.06.26.b,01)

 

 

2. Rechte Heiligen-Verehrung

 

Die vier Töchter Anselm Hüttenbrenners stellten Fragen mit der Bitte um Beantwortung durch Jakob Lorber.


Und zwar fragte Marie: „Auf welche Art soll man die Heiligen verehren?“

Wilhelmine: „Wie soll man den Herrn recht lieben?“

Pauline: „Am Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort – was besagt dieser Eingang des Johannes-Evangeliums?“

Julie: „Worin besteht die wahre Demut?“

Schreibende: Diese vier Schwestern.

Der Herr antwortete hierauf durch Seinen Knecht gnädigst wie folgt:

 

Liebe Kinder! Ist es denn wohl gar so schwer, zu finden, was man möchte? – Wenn jemand Hunger verspürt, wird er wohl lange brauchen, um sich irgendeine Speise aufzusuchen, damit sie ihn sättige? – Oder wer da dürstet, wird der wohl, vom brennenden Durste getrieben, von einer Quelle zur andern wandeln und die Wasser verkosten, die da tauglich wären zur Löschung seines brennenden Durstes? Wahrlich, er wird bei der nächsten Quelle verbleiben und da stillen seinen Durst. – Sehet, das sei auch für euch der Fall!

 

Dass ihr alle im Geiste noch sehr hungrig und durstig seid, werdet ihr doch sicher empfinden, so ihr das Verständnis eures Herzens, welches ist der `Magen` des Geistes, nur ein wenig zu Rate ziehet und euch ein wenig nur befraget nach der Wesenheit der Dinge, die euch zahllos umgeben, und nach dem euch noch gänzlich ungekannten inneren Leben des Geistes.

 

Schauet nur hinaus auf den großen Speisezettel der Schöpfung und darnach in die große Speisekammer des Geistes, so wird es euch künftighin nicht mehr schwerfallen, zumal wenn ihr noch bedenket, dass in Meinem Lichte, welches durch das lebendige Wasser aus dem Brunnen Jakobs zu euch beschieden wird, sich ein Sonnenstäubchen zu einer Welt vergrößert!

 

Wenn aber ein solches Sonnenstäubchen schon so groß wird und übervoll von euch noch unbekannten Wundern, wie groß erst werden euch jene Dinge werden, gegen die ein Sonnenstäubchen ins Nichts hinabsinkt oder sich so gut wie gänzlich verliert – im Anbetracht eines Sandkörnchens nur, geschweige erst einer Pflanze, eines Baumes, eines Berges, eines Tieres oder auch wohl gar eines Menschen selbst!

 

Nachdem euch nun gezeigt worden ist, wie ihr für einen künftigen Fall eine taugliche Speise zu eurer Sättigung leichter finden möget, so will Ich euch denn nun geben, danach euch nach einem ziemlich mühseligen Suchen verlangt hat.

 

Was demnach die Verehrung der Heiligen betrifft, da sage Ich euch nichts als das: Verehret durch eure Liebe und demütigen Gehorsam nur den Alleinheiligen – so werden durch solche allein gültige Verehrung auch alle euch bekannten und unbekannten Heiligen am allerfüglichsten verehrt werden! Denn Mir allein gebührt alle Verehrung, alles Lob, aller Dank, aller Preis und alle Anbetung. Nur durch Mich und in Mir werden alle Menschen verherrlicht, wenn sie zuvor Meinen Namen in ihrem Herzen durch die wahre Liebe und den lebendigen Glauben im Geiste und in der Wahrheit verherrlicht haben.

 

Damit ihr aber dieses besser und gründlicher verstehen möget, so bedenket noch hinzu, dass Ich allein die Türe zum Leben bin. Und wer nicht da eingehet durch diese Türe, der ist ein Dieb und Räuber. – Darum: wer da ist mühselig und beladen oder ist ein Kranker voll Gebrechen, der komme zu Mir, auf dass Ich ihn labe und stärke. Denn solches wird er nimmer finden irgend anderswo als bei Mir und in Mir!

 

Was die zweite Frage betrifft, so liebt nur der Mich recht, der Mich allein liebt und seinen Nächsten durch Mich. Wer Mich so liebt, der ist's, der Mich im Geist und in der Wahrheit liebt! Denn wie könnte der Mich anders lieben, da Ich Selbst der ewige Geist aller Liebe, aller Macht und Kraft und ebenso die ewige Wahrheit bin!

 

Wer Mich aber also liebt, der ist es, der Meine Gebote hält. Wer aber Meine Gebote hält, zu dem werde Ich kommen in Meiner Dreieinigkeit als Vater, Sohn und Geist und werde Wohnung nehmen in seinem Herzen und werde da Mich offenbaren durch das lebendige Wort, welches im Anfange war und ewig war und ist bei Gott. Denn Gott Selbst war, ist und wird ewig sein das Wort, wesenhaft in allen Dingen, als das ewige Leben, Liebe, Licht, Kraft und Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit.

 

Wer aber Mich auf diese Weise recht liebt, der ist auch von ganzem Herzen demütig. – Oder kann wohl ein Hoffärtiger jemanden lieben? Liegt nicht vielmehr im Hochmute die Verachtung alles dessen zugrunde, was denselben umgibt!? – Der Hochmütige will nichts Höheres über sich erblicken; kann er sich auch nicht auf den höchsten Wahngipfel erheben und muss er sich noch einem Höheren gehorchend unterziehen, so tut er solches nur aus Eigennutz. Und so er jemanden mit einer scheinbaren Liebe umfasst, so gilt das so viel, als wenn er sagen möchte: `Weil ich dich nicht mit Gewalt beherrschen kann, so will ich dich mit der List fangen und zu meinem Sklaven machen!`

 

Desgleichen auch der Habsüchtige zu seinen Freunden spricht und ebenso die eitlen Weltbräutigame zu ihren törichten Bräuten sprechen; denn alle diese erheben ihre Günstlinge nur in derselben Absicht wie ein Adler eine Schildkröte, um durch deren Fall hernach etwas zu gewinnen!

 

Sehet, liebe Kinder, aus allem diesem geht hervor, dass nur der wahrhaft Demütige Mich wahrhaft, d.h. im Geiste und in der Wahrheit, zu lieben vermag!

 

Wer Mich aber also liebt, der liebt Mich ja als das lebendige, ewige Wort, welches da ist Jesus Christus, und das ewige Leben und alle Dinge durch Ihn! Wer aber liebt Jesum Christum, den Gekreuzigten und verherrlicht Ihn vor der Welt und bekennet Ihn mit großer Freudigkeit seines Herzens, den werde auch Ich, als derselbe einige Jesus Christus, verherrlichen und bekennen vor dem Vater, d.h. er wird verklärt werden im Angesichte Meiner Gottheit und aller Heiligkeit derselben.

 

Wenn denn also, wer immer Mich liebt und verherrlicht, dadurch wieder verherrlicht wird – da werden ja doch sicher an solcher Verherrlichung auch alle Meine Glieder, welches da sind die Heiligen in den Himmeln, nicht zu kurz kommen! Denn was Ich nehme, nehme Ich nicht für Mich, sondern für euch und für eure Brüder.

 

Wer etwas Mir gibt, der gibt es allen. Wer es aber einem andern gibt, der ist ein Tor; denn was er gibt, wird er nicht zurückerhalten und es wird auch die Gabe nicht zu den Beteiligten gelangen, sondern wie eine unreife Frucht wird sie unter dem Baume des Lebens zertreten werden.

 

Liebe Kinder, betrachtet diese Gabe nicht als eine menschliche, sondern als eine, die voll Lebens ist! Fasset sie wohl in eure Herzen und tuet darnach, so werdet ihr erkennen, dass das Wort alles in allem ist und wie das Wort bei Gott und Gott Selbst das Wort ist ewig! Amen.

 

Das sagt eben dieses Wort euch aus Sich Selbst! Amen.“

(HiG.01_41.03.20)

 

 

3. Naturmäßige

und geistige Hauserneuerung

 

„Je nachdem der Glaube bei den Menschen, also ist auch die Wirkung desselben beschaffen. Denn der Glaube ist dasjenige mächtige Band, durch welches der Leib, die Seele und der Geist miteinander verbunden werden.

 

Es kann aber unmöglich eine Wirkung in der Körperwelt also vor sich gehen, dass sie nicht fußen möchte auf dem Geistigen. So jemand nun irgendein Bedürfnis empfindet, d.h. solange er selbst naturmäßig mit der naturmäßigen Welt verkehrt, da sucht er auch alsobald irgendein Mittel, das da helfend entspräche seinem Bedürfnisse. Da aber jeder Mensch in seinem anfänglichen Dasein notwendigerweise nur naturmäßig ist, so weiß er darob wenig vom Geistigen, noch sieht er es, noch hört er es – und das darum, weil wie gesagt, er selbst noch naturmäßig ist.

 

Wie aber alles Naturmäßige gebrechlich ist, also auch ist es der Mensch dem Leibe nach.

 

Was tut wohl ein Hausherr, wenn an seinem Hause sich Brüche oder andersartige Mängel zeigen, welche ihn befürchten lassen, dass, wenn er dem nicht alsobald abhilft, das Haus am Ende also locker werde, dass es auch nicht einer kleinen Erschütterung Widerstand leisten möchte? Wird der Hausherr hier nicht alsobald nach den geeigneten Mitteln greifen, um seinem Hause wieder die gehörige Festigung zu geben? – Er wird solches sicher tun, insofern er nicht lau ist und wohl achtet der Schadhaftigkeit seines Hauses.

 

Was meinet ihr denn, welche Mittel dieser Hausherr ergreifen möchte? – Ihr dürftet nicht lange raten und sobald werdet ihr ihn finden, wie er sein Haus untersuchen lässt von einem Bauverständigen. Wenn aber der Bauverständige zu dem Hausherrn sagt: `Höre, du mein Freund! Mit deinem Hause sieht es übel aus! Denn der Fehler, der sich da zeigt an den Wänden, rührt her von dem schlechten Grunde. Was nützt es dir, so ich die zersprungenen Wände mit Mörtel überwerfen lasse und verputze es also von außen wie von innen!? So da ein allerleisester Erdstoß kommen wird, dann wird es dich samt den Deinigen unter dem Schutte begraben.`

 

So aber der Hausherr solches üble Zeugnis vernimmt von dem Baukundigen, da wird er kleinmütig über die große Schadhaftigkeit seines Hauses und beratet bei sich selbst: `Was soll ich nun tun? Soll ich diesem Bauverständigen glauben, das Haus ganz niederreißen und vom Grunde aus ein neues bauen, was doch mit bedeutenden Unkosten verbunden ist? Oder soll ich noch andere Verständige in diesem Fache herbeiziehen und mein leckes Haus ferneren Untersuchungen überlassen?“

 

Nachdem er solches gedacht, beratet er also mit sich: `Was des ersten Baukundigen Rat betrifft, so ist der an und für sich wahr. Aber wenn es sich dabei um das Aufbauen eines neuen Hauses handelt, so ist er für die Reparatur dieses lecken nicht brauchbar. Denn ein neues Haus lässt sich überall aufbauen; hier aber handelt es sich um die nötige Ausbesserung des bestehenden schadhaften!`

 

Also wird zu einer neuen Beratung geschritten, dazu nicht nur einer, sondern mehrere Baumeister herbeigezogen werden. Nun entscheiden aber einige wie der erste. Andere aber schlagen Mittel vor, wie dieses Haus wieder also hergestellt werden kann, dass es so fest wird wie ein neues, vom festen Grunde.

 

Was meinet nun ihr, für welchen Rat sich der Hausherr beifällig entschließen wird? – Sicher für keinen anderen, als für den zweiten Rat.

 

Nun sehet, eines jeden Menschen Leib ist nichts anderes als ein bewegliches Haus des Geistes.

 

Diesem Hause drohen oft mannigfaltige Gefahren. Diese Gefahren sind gewisserart schon wirkliche Risse in dem Hause oder sind so gestellt, dass das Haus vermöge der Erfahrungen an anderen Häusern irgend lebensgefährliche Risse erhalten möchte.

 

Da der naturmäßige Mensch solches wohl sieht, was ist dabei auch wohl natürlicher, als dass er sich mit allerlei beratet, auf welche füglichste Art und Weise er sein entweder schon zerklüftetes Haus wieder herstellen könnte, als wäre es ein neues, oder, wenn er andere zerklüftete Häuser sieht aus seinem noch unzerklüfteten, er dann denkt, wie er sein Haus verwahren möchte vor Beschädigungen.

 

Auch er wendet sich zuerst – nach dem Rate des Wortes, das Ich da gesprochen habe zu allen Menschen – an Mich, als den Hauptbaumeister. Aber dieser Baumeister verlangt, dass das morsche Haus gänzlich niedergerissen und auf dessen Stelle ein neues und festes vom Grunde aus erbauet werde.

 

Allein ein solcher Rat kostet den Hausherrn zu viel. Daher wendet er sich auch an andere, wenigstens seiner Meinung nach, Bauverständige. Von denen raten ihm viele also wie der Hauptbaumeister, darum sie auch nicht seinen Beifall haben. Andere aber, die nicht mit dem großen Baumeister sich an dem Worte fest und ungezweifelt halten, geben ihm den Rat der Ausbesserung, wodurch er gleichsam sein Haus gleich einem neuen erhalten und befestigen könne – welchen Rat der dadurch hinters Licht geführte Hausherr auch zuerst befolgt.

 

Was meinet ihr aber, ist dieser Rat wohl ein guter Rat? – Für den Hausbesitzer ist er wohl gut, da er seinem Wunsche entspricht. An und für sich aber ist er nicht gut, weil das Haus nur eine scheinbare, aber keine wirkliche Festigkeit erlangt.

 

Sehet hier die Wirkung des Glaubens! Dieses Band verbindet nun den Hausbesitzer mit dem Bedürfnisse des Hauses selbst und mit der ihm gar nicht zu kostspieligen Hilfe desselben. Aber wie der Glaube, so auch die Hilfe!Fraget euch aber selbst, wie sich solches bei Mir ausnimmt?

 

Ich will euch ein kleines Gleichnis geben, und es soll euch zu einem geistigen Spiegel dienen, darinnen ihr ersehen sollet das Bild eines kostenscheuenden Hausbesitzers, wie es ihm am Ende eine bei weitem größere Mühe und Arbeit kostet, wenn er sein Haus verschmieret, statt dass er selbes alsobald abbrechen und unter der Leitung des großen Baumeisters ein neues, festes Haus aufbauen möchte.

 

Dieses aber ist das Gleichnis:

 

Jemand ist in dem vollsten, überzeugtesten Bewusstsein, dass der Monarch eines Staates ein so herablassender, guter Mensch ist, demnach ein jeder, der bei ihm etwas ansucht, es ohne alle weitere Beanstandung erhält. Trotz dieser Wissenschaft aber getrauet sich der Bedürftige nicht vor die Schwelle des Monarchen, sondern kriecht bei allen Hofleuten herum, welche ihm endlich den Zutritt zum Monarchen also erschweren, dass es ihm eine platte Unmöglichkeit scheint, je zu dem Monarchen zu gelangen und noch weniger vom selben etwas zu empfangen.

 

Daher bleibt er dann auch bei den Hofleuten stehen und sucht alles bei denselben und korrespondiert in der unbegreiflichsten Kriecherei mit dem Monarchen.

 

Der Monarch aber sieht solche Zaghaftigkeit; und damit dem Supplikanten kein Zwang angetan werden möchte, so lässt er es auch bei dieser demütigen Kriecherei bewenden bis zur Zeit, da es dem Monarchen zu bunt wird, dass sich bei aller seiner unbegrenzten Güte und Herablassung die armen Menschen verleiten lassen, durch andere gewinnsüchtige Mäkler den Haupthelfer zu scheuen und Hilfe zu suchen bei denen, die nie helfen können und, wenn sie es auch könnten, nicht helfen wollen, weil sie eigennützig sind, und auch darum nicht, weil der Monarch sie übel ansehen würde, so sie sich etwas anmaßen möchten, das doch allezeit nur einzig und allein die Sache des Monarchen selbst war, ist und sein wird.

 

Sehet, wie dieses Gleichnis zeigt, also steht es mit dem Menschen, der irgendwo anders Hilfe sucht, als allein bei Mir.(HiG.01_41.06.26.a)