„O Meine Kinder, ihr wisset und kennet noch den hundertsten Teil des geistigen Sinnes und der unendlichen Liebe nicht, die in diesen vielen Worten verborgen liegen, ihr ahnet wohl manchmal so etwas, allein würdet ihr euch vertiefen, ja nur in einen Satz, aus welchem Diktate er auch sei, so würde eine ganze unermessliche Welt von geistigen Wahrheiten daraus in euren Herzen emporsteigen.“

 


Vom Kommen des Vaters in Jesu

Jahres- und Gedenktage der Neuoffenbarung

 

1. Mahnung zu Mut und Vertrauen

Eine besondere Gabe zum Gedächnis an den wichtigen Tag Meiner Darniederkunft durch Wort und Tat geistig am Morgen des 15. Tages des Monats März im Jahre 1840. Durch Jakob Lorber empfangen am 19. März 1849

2. Zum Jahresgedenktag der Neuoffenbarung

Dankgebet des Knechtes Jakob Lorber vom 14. März 1841

3. Vom Kommen des Vaters in Jesu

Antwort des Vaters an den Knecht (Jakob Lorber) vom 14. März 1841, am selben Gedenktage

4. Segensvolle Gedenkfeier zum vierten Jahresschluss der Neuoffenbarung

Empfangen durch Jakob Lorber am 14. März 1844

5. Zum Jahrestag der ersten Kundgebung des Herrn

Empfangen durch Gottfried Mayerhofer am 6.Januar 1871*)

*) Die erste Kundgabe Jesu an Gottfried Mayerhofer erfolgte im März 1870

6. Eine Jahresrückschau

Empfangen durch Gottfried Mayerhofer am 15. März 1872

 

 

1. Mahnung zu Mut und Vertrauen

 

Eine besondere Gabe zum Gedächnis an den wichtigen Tag Meiner Darniederkunft durch Wort und Tat geistig am Morgen des 15. Tages des Monats März im Jahre 1840.


„Ich, der große und allezeit wahrhaftige und getreueste Geber aller guten Gaben und der großen Offenbarung aus den Himmeln, sage und rate es euch, dieses Tages allezeit zu gedenken, denn er ist eigens dazu ausersehen, dass da an diesem Tage von Mir Großes den Völkern der Erde gegeben wird, entweder eine große Gnade oder ein großes Gericht.


Gnade, so die Menschen durch ihren liebegerechten Wandel sich derselben verdient und würdig gemacht haben und ein Gericht, so die Völker von Mir gänzlich abfallen und so ganz eigentlich an gar keinen Gott mehr glauben und Denselben verwerfen.

 

Ich habe es euch im Verlaufe dieser 9 Jahre, innerhalb welchen Zeitraumes euch gar überaus viel gesagt, gezeigt und gegeben wurde, eben auch gar oft angedeutet, was da in der Folge alles geschehen werde und ihr habt nun Gelegenheit in die schwere Menge gehabt und werdet sie noch fürder haben, euch von dem baldigen und richtigen Eintreffen all des Vorangedeuteten zu überzeugen und daraus zu entnehmen, dass Meine Worte sicher von einem anderen Gewichte sind als die Worte der kurzsichtigen und meistens wohl gänzlich blinden Menschen dieser Welt, die heute noch wirkt wie einst Sodom und Gomorra, aber morgen schon den Untergang finden kann.

 

Da ihr aber das mächtige Gewicht Meiner Worte also tatsächlich habet kennengelernt und habt euch von ihrer vollsten Wahrheit überzeugt, so habet denn nun auch fürderhin acht auf das, was da noch geschehen wird.

 

Ich sage es euch und ihr könnet es schon wissen, dass unser Feind, der Satan, die Gefilde der Sonne betreten hat, um daselbst dem Gehorsam obzuliegen. Er gehorcht nun auch, aber sein Gehorsam ist ärger denn seine Frechheit. Er ist wohl äußerlich ruhig, aber desto argtätiger in seinem Inwendigen.

 

Als er sich nach seiner argen Lust mehr äußerlich regen durfte, da regte er die Gemüter auf und erweckte sie zum gegenseitigen alles zu verheeren drohenden Kampfe und sehet, die Gemüter erwachten, griffen nach Feuer und Schwert und begannen einen Kampf gleich jungen Löwen. Da triumphierte der Satan, denn er betrachtet für gelungen sein Werk.

 

Da es aber in seinem Plane lag, die Gemüter solange gegeneinander zu empören bis sich die Menschen unter dem furchtbarsten gegenseitigen Hasse gegenseitig bis auf den letzten Mann aufreiben würden und nach den Menschen aber dann auch die anderen Geschöpfe, die die Unendlichkeit trägt, so ward er von der Erde in die Sonne entrückt und wollte dort auf einer breitesten Basis sein arges Werk fortsetzen. Aber da ward er zum Gehorsam und zu einer bleibenden Ruhe genötigt, in der er sich noch äußerlich befindet.

 

Aber ganz anders sieht es in seinem Inneren aus. Da glüht es lichterloh. Bald will er durch seine Ruhe die ganze Welt in die Ruhe der Gräber versetzen – da er aber sieht, dass auch in den Grüften das Leben nicht völlig zu ersticken ist, so fängt er nun wie an dem Räderwerk der Urordnung zu rütteln an und will, wenn schon äußerlich seinen Standpunkt nicht um ein Haar breit verlassend, die ganze sichtbare Schöpfung aus den Angeln heben und sie zu Atomen zerstören.

 

Sehet, wie aber nun des Satans Gemüt beschaffen ist, so spiegelt es sich auch in der ganzen Natur aller Dinge ab.

 

Die Witterung des Winters war wie ein Frühling, denn die bösen Geister der Luft begaben sich in eine ähnliche falsche Ruhe, wie da ist die ihres Meisters. Durch solche Ruhe aber wollten sie der Erde eine große Trocknis (Trockenheit) und einen vollen Misswachs (Misswuchs) bereiten, denn es hätte durch die ungestörte Wärme des Winters alle Frucht  bis zur Blüte getrieben werden sollen, dann aber zur Unterdrückung eines plötzlichen Aufstandes der bösen Geister durch die Friedensgeister eine starke alles erstarren machende Kälte eintreten sollen, wodurch dann freilich die meisten Früchte der zumeist bewohnbaren Erde wären zu Grunde gerichtet worden. Aber siehe da, der Satan hat sich verrechnet!

 

Ich ließ die Früchte nicht zur Blüte kommen und sandte die stärksten Friedensgeister in den Tagen des Winters, in denen des Sonnenlichtes Wärme die tätigen Geister in den Pflanzen schon zur Arbeit anfachen könnte, zur Erde herab und diese nahmen und nehmen noch alle die falschruhigen bösen Geister der Luft ohne alle Gnade und Schonung gefangen und treiben sie an, jählings zu betreten den gerichteten Weg der Ordnung, aus der allein einst für sie die wahre Freiheit erstehen kann. Daher falle euch diese gegenwärtige Witterung auch nicht lästig, denn sie ist ein guter Segen für alle Früchte der Erde.

 

Gleichwie aber diese Witterung gewisserart ein Aushängschild dessen ist, was des Lebens Feind vorhatte und noch vorhat und wie er von Mir aus dagegen traktiert wird, eben also ist diese Märzwitterung als ein prophetisches Zeichen gegenüber der politischen und beinahe über die ganze Erde ausgebreitet.

 

Der 15. März war es, als ich euch Meine Gnade gab, der 15. März war es, als sich beinahe alle Völker der Erde erhoben, da sie also vom Geiste der Welt angestachelt wurden zur alles verheeren machen sollenden Bewegung, welcher Geist da ist des Lebens Feind. Aber da sandte Ich ihm starre und sehr harte Friedensgeister entgegen, bevor noch die rechte Blüte den edelsten Zweigen des Lebens entstammte. Daher ist nun allerorts eine Art Erstarrung mit untermengten Stürmen eingetreten und es sieht das politische Wetter recht böse aus, als wollte es alles zerstören – aber fürchtet euch deshalb ja nicht!

 

Denn ein 15. März kam auch von oben und in ähnlicher Weise zu noch anderen Brüdern ganz im Geheimen und harrt nun einer wirklichen Erstehung. Wieder kam ein 15. März, der alle Völker wie Spreu durcheinander trieb und die Großen von ihren Thronen und wieder kam ein 15. März, recht kalt und frostig, als möchte er alle Saat des vorigen Jahres verderben, aber befürchtet das ja nicht. Nur dem Gefühl kommt es also vor, der Wirklichkeit nach ist es ganz anders. Er schützt nur die edle noch nicht aufgebrochene rechte Blüte der Ordnung, des Lebens und der wahren Freiheit des Geistes.

 

Kümmert euch daher nicht was nun geschieht, lasset sie stürmen, die für den Sturm geschaffen und lasset sie knechten, die an der Knechtschaft hängen.


Ich aber sage euch: Eben daraus wird das wahre Leben auf einmal wie ein hellster Blitz aus der schwarzen Wolke hervorbrechen und die Wolke wird vergehen, aber der Blitz wird sein Licht nimmer zurücknehmen, sondern leuchten fort und fort!

 

Wie aber der 15. März nicht fern ist dem Frühling, da ihn nur sieben Tage von ihm trennen, also wird auch der geistige Frühling nicht fern sein von seinem Vorgänger, nämlich dem geistigen 15. März. Des seid ihr vollends gewiss und sicher, denn also wird und also muss es werden. Amen. Das sage Ich, euer Herr, euch zu euerem vollen Troste. Amen! Amen! Amen!“

 

(Jakob Lorber, „Mahnung zu Mut und Vertrauen“, „Festgarten“, Lorber Verlag)



2. Zum Jahresgedenktag der Neuoffenbarung

Dankgebet des Knechtes Jakob Lorber vom 14. März 1841

 

Am Sonntag, dem 14. März 1841, dem letzten Tag des ersten Jahres der unsichtbaren, gnadenreichsten Auskunft und Offenbarung unseres heiligsten, liebevollsten Vaters, dessen erste Mitteilung im neuen lebendigen Worte am Sonntag dem 15. März 1840, morgens nach 6 Uhr, erfolgt war.


Jakob Lorber:O Herr! Du allerbester, heiligster Vater! Es ist bereits ein Jahr verflossen seit der denkwürdigen Stunde, in welcher Du unser aller gedachtest und uns Unwürdigen Dein lebendiges Wort mitzuteilen angefangen hast.

 

O Herr! O Vater! Wie sollen wir Dir danken, mit welcher Zunge Dich loben und preisen – da wir allesamt nicht einmal eines, geschweige erst so vieler heiliger Worte und allerheilsamster Ermahnungen würdig sind!?

 

O Du heiligster, allerbester Vater! Siehe, wir haben nichts als ein noch sehr unreines Herz, das unser eigen ist. Das Gute darinnen aber ist nicht unser, sondern ewig Dein. Und so sei denn auch die billigste Anerkennung, dass das Deine nicht unser ist, der einzige Dank, das einzige Lob und der einzige Preis, den wir Dir darzubringen vermögen. Und dieses Gute und Wahre aus Dir, o heiliger Vater, ist ein Tropfen Deiner Liebe in uns!

 

Aus Deiner großen Liebe hast Du uns es gegeben, des sind wir klar in uns. So lasse denn auch jetzt, wie allezeit, in dieser Deiner heiligen Liebe, die aus Dir in uns gekommen ist, unsere billigste Anerkennung Dir dadurch darbringen, dass wir Dich stets mehr und mehr zu lieben möchten anfangen. Denn nur in der Liebe können wir Dir ein wohlgefälliges Opfer bringen, und zwar mit der von Dir gegebenen heiligen. Und so nehme denn diesen Dank von uns armen Sündern gnädigst auf!

 

Und da wir uns alle Deines heiligen Namens recht von Herzen erfreuen wollen, heute am heilig denkwürdigen Jahrestage wie auch fürder in aller Tat und Liebewilligkeit, so erhöre unsere Bitte und komme auch Du zu uns, damit wir nicht Waisen sein möchten – da Du, unser heiligster Vater, uns allen alles geworden bist und uns ohne Dich auch keine Freuden mehr schmecken und ewig nicht mehr schmecken werden!

 

O heiliger, bester Vater, erhöre unsere kindliche Bitte und belebe uns alle mit Deiner heiligen Gegenwart! Amen!“ (HiG.01_41.03.14.a,01 ff)

 

 

3. Vom Kommen des Vaters in Jesu

Antwort des Vaters an den Knecht (Jakob Lorber) vom 14. März 1841, am selben Gedenktage

 

Jesus:Nun, so schreibe denn ein kurzes Wort, das euch verkünden soll Meine Ankunft in eurer Mitte! Denn so Ich als Vater komme, komme Ich in aller Stille des Herzens. Meine Donner verkünden euch nur den nahen Gott, und die Drangsale den großen, unerbittlichen Richter, wie alle die großen Schöpfungen den großen, mächtigen Schöpfer und Herrn über alles.

 

Aber so ihr in euren Herzen sanfte Liebe empfindet zu Mir, eurem heiligen, guten Vater, dann wisset, dass der Vater nicht ferne ist! Denn Mich kann niemand lieben, so er nicht hat Meine Liebe. Meine Liebe aber kann niemand haben von anders woher denn von Mir. Wer aber Meine Liebe hat, der hat auch Mich, der Ich die Ewige Liebe Selbst bin.

 

So aber Meine Liebe bei euch sein wird, da werde ja auch Ich bei euch sein! Was immer aber ihr tuet in Meinem Namen, das tut ihr in Meiner Liebe. Was ihr aber tut in Meiner Liebe, das tut ihr ja auch in Mir. Wer aber in Mir ist und handelt, in und bei dem bin auch Ich.

 

So ihr Mich aber ladet, zu euch zu kommen, wie sollte Ich da nicht tun, darnach euer Herz ein lebendiges Verlangen trägt!? – Und so fraget euch denn auch heute im Herzen, und eure Liebe zu Mir wird es euch getreu verkünden, ob und wann Ich zu euch kommen werde!

 

Sehet, Ich bin Einer, der da folgt der Liebe bis ans Ende aller Welten. Daher liebet und glaubet – so werde Ich sein mitten unter euch und in euch – was euch getreu verkünden wird der große Trost im Herzen.

 

Höret aber, wann Ich kommen werde, müsset ihr nicht allzusehr euren Magen beschäftigen und allerlei Weltgeplauder ans Ohr halten. Sondern unterredet euch wie die zwei nach Emmaus wandelnden Jünger, so werdet ihr auch ihrer Freude teilhaftig werden. So ihr aber tuet gleich den albernen Weibern und den verstand- und lieblosen Dirnen, da wird euer heiliger Vater nicht gar zu lange in eurer Mitte verweilen können.

 

Lasset die Welt sein, was sie ist, denn Ich bin mehr denn alle Welt! – Lasset die Herrscher sein, was sie sind, denn Ich bin mehr als alle Herrscher!

 

Lasset die Dirnen sein, wie sie sind, voll Untreue in ihren Herzen, denn Meine Liebe ist sanfter, treuer und zarter denn die aller der weltsüchtigen, wertlosen Mädchen und Buhldirnen. Denn wahrlich, in dieser Zeit hat keine Jungfer eine Liebe mehr. Sie liebt an dem Manne nur, was er hat oder ist; für den Menschen gibt sie keinen Heller, geschweige erst ihre starke, eitle Eigenliebe.

 

Lasset die Weltgelehrten sein was sie sind, denn Meine Gnade wiegt wohl unendlichmal zahllose Gelehrte auf! – Lasset die äußere Kirche sein wie sie ist und nehmet euch dafür ein Sinnbild an der Spinne, wie sie bei schönem Wetter ihre Fangfäden weit ausdehnt, um allerlei Getier in ihrem Netze zu fangen zur Sättigung ihres großen Bauches; wenn aber ein anderes Wetter im Anzug ist, so gibt sich zwar dieses Tier alle Mühe, ihr Machwerk vor der Zerstörung zu sichern, es kommen aber alsobald starke Winde von den Höhen und gewaltige Platzregen und machen ihrem Raubneste ein Ende! Blicket aber nun in die Ereignisse der Zeit und Ich sage euch, ihr werdet alsobald gewahren, dass es also ist! – Ich aber stehe höher und tiefer denn jede Kirche!

 

Darum sehet auf Mich, die ihr Mich nun schon ein wenig erkannt habt in euren Herzen, dann werden eure Ohren nimmer belästigt werden von dem kirchlichen Zähnegeklapper. Denn die reine Liebe, welche die alleinige wahre Kirche ist durch den lebendigen Glauben und durch das lebendige Wort, klappert nicht!

 

Und so dergleichen mehreres vermeidet aus Liebe zu Mir – und haltet Mich wie einen guten Freund, der sich zu früh entfernen will. – Wenn der Forteilende sieht, wie seine Geliebte ihn umklammert, da kehrt er wieder um und verlässt nicht eher das Haus, als bis er die Braut völlig gewonnen hat!

 

Also tuet auch ihr wie eine zärtliche Braut! – Horcht nicht der Geliebte am Pförtlein seiner Geliebten, bevor er zu ihr tritt ins Gemach, dass er etwa von ihr vernehmen möchte ein geheimes Lob aus ihrem Munde? Wenn er aber solches vernommen hat, wie wird er voll Freuden und kann nicht erwarten, bis das Pförtlein sich öffne! Und ist er einmal darinnen, da ruft er mit Petrus und Jakobus: `Herr, hier ist gut sein!`

 

So er aber antreffen wird seine Erwählte in lauter törichte Zänkereien versunken, läppisches Zeug plaudernd oder gar anderer Lob verkündend – höret, da wird der Geliebte, wie ihr zu sagen pflegt, sich heimlich `aus dem Staube machen` und die gewählte Törin in aller ihrer Albernheit `sitzen lassen`!

 

So denket denn auch, dass Ich nicht allezeit mit der Türe ins Haus falle, sondern auch warte vor der Türe! – Vernehme Ich, was Mir wohlgefällt, da kehre Ich ein, wo nicht, da lasse Ich im Staube nur Meine Tritte zurück!

 

Wollt ihr Mich zum Gaste haben, so tuet, was dem Gaste behagt, so werde Ich einkehren. Bin Ich aber einmal eingetreten, dann lasset Mich ja nicht wieder gehen und zeigte Ich Mich euch auch noch so genötigt! – Und wahrlich, so ihr tun werdet, was des Rechtes ist, werde Ich bleiben in eurer Mitte jetzt und allezeit!

 

Aber höret, erst in der reinen Liebe eures Herzens werdet ihr alle erkennen, dass der hohe, bleibende Gast euer heiliger, guter Vater ist, der zu euch gekommen ist und Sein Reich mit Ihm! – Amen.

 

Das sage Ich, der hohe Gast, als euer heiliger, guter Vater! Amen.“

(HiG.01_41.03.14.b,01 ff)

 

 

4. Segensvolle Gedenkfeier

zum vierten Jahresschluss der Neuoffenbarung

Empfangen durch Jakob Lorber am 14. März 1844

 

Jesus:Schreibe nur, Ich weiß ja, was du willst! Meinst du denn, dass man auch bei Mir bittschriftlich einkommen muss, so man etwas erhalten will? – O nein! Siehe, das Herz allein gilt für die wahre Bittschrift! Wer bei Mir mit der einkommt, der wird erhört ohne Papier, Tinte und bittschriftliche Beilagen! Daher brauchst auch du keine schriftliche Bitte hier voranzusetzen und mit allerlei Exklamationen zu belegen, indem ich Mich allein an dein Herz halte. – Und so schreibe:

 

Ich weiß es, dass nun wieder ein irdisch Jahr verflossen ist seit deiner Berufung, zu arbeiten in Meinem Weinberge! Allein der Jahrestag zählt bei Mir an und für sich nichts. Denn ein jeder Tag, an dem Ich Mich dir offenbarte, ist ja ein gleich bedeutender Tag Meiner Gnade an dich und an Meine sonstigen Freunde. Und es ist darum der erste Tag nicht vorzüglicher als jeder andere!

 

Ich aber sage dir: Ein jeder tut am besten, so er seine schlechten Tage zu Jahresgedächtnistagen macht, seine Untreue zu Mir an solchem Tage überdenkt, sich zu Mir kehret und solche Tage mit ihren argen Werken aus Liebe zu Mir verabscheut und bereut!

 

Wer solches tut, der hält eine wahre, Mir wohlgefällige Jahresfeier, und ganz besonders dann, wenn er solche Jahrestage zu besonderen Liebetätigkeitstagen macht!

 

Wohl dem, der sich täglich dankbar Meiner Wohltaten erinnert und ist sonst ohne Fehl und Sünde! Aber 99mal wohl dem, der seiner Irrtage reuig und sich wohl bessernd gedenkt! Wahrlich, dem werde Ich entgegenkommen und werde ihn aufnehmen und werde ihm ein großes Freudenmahl bereiten. Und es soll da mehr Freude sein über einen als über 99 Gerechte!

 

So ein Vater einen Sohn hätte, der ihn an einem Tage schwer beleidigt hätte, der Sohn aber erinnerte sich am Jahrestag und spräche zu sich selbst: `O du unheilvoller Tag! In dir habe ich meinem Vater eine große Unbill angetan; aber gerade heute will ich zu ihm gehen, will mich vor ihm, der mir zwar meine Untat schon lange nachgesehen hat, aber dennoch hinwerfen und will also sprechen:

 

,Guter, lieber Vater! Siehe, heute ist wieder ein gar trauriger Erinnerungstag für mich, deinen unwürdigsten Sohn! An diesem Tage habe ich mich soweit vergangen, dass ich vergessen konnte, dass du mein überguter Vater bist allezeit gewesen! Darum komme ich denn nun gerade an diesem Tage in der vollsten Zerknirschung meines Herzens zu dir und bitte dich, dass du dieses schnöden Tages nimmer gedenken möchtest und möchtest mich nur deiner geringsten Gnade würdigen! Denn der böse Tag soll allein für mich ein allezeit trauriger und demütigender Erinnerungstag verbleiben!‘

 

Was wird der gute Vater mit solch einem Sohne wohl tun? – Ich sage, er wird zu ihm sprechen:

 

`Mein Sohn, es ist wahr, an diesem Tage hast du mein Herz traurig gemacht. Da du aber nun wie sonst keiner dich dieses Tages erinnert hast und kommst zu mir und hast deinen Fehler bekannt – so hast du dadurch eben diesen Tag zu solch einem Freudentage für mich gemacht, wie es sonst keinen gibt! Komm und lasse uns denn über die Maßen fröhlich sein an diesem Tage, an dem ich dich, mein geliebtester Sohn, so vollkommen wiedergefunden habe!`

 

Was meint ihr alle, ist solch ein Feiertag nicht mehr wert als tausend andere?! – Ja wahrlich, also ist es auch bei Mir! – Wer von euch so zu Mir kommen wird, den will ich ebenso aufnehmen wie der Vater in diesem Gleichnisse seinen Sohn!

 

Also begehet auch ihr öfter eine solche Erinnerungsfeier bei euch, und sie wird Mir lieber sein als die von zehntausend Sabbaten!

 

Das sei euch allen eine gute Gabe an diesem Tage Meiner Gnade an euch! – Tuet danach, so werdet ihr das Leben überkommen wahrhaftig für ewig! Das spreche Ich, der Herr, euer ewiger Schutz und Hort! – Amen.“

(HiG.02_44.03.14,01 ff)

 

 

5. Zum Jahrestag

der ersten Kundgebung des Herrn

Empfangen durch Gottfried Mayerhofer am 6. Januar 1871

 

Bitte des Schreibers:

 

„Liebevollster Vater! Am 9. dieses (Monats) vollendet sich der Zyklus eines Jahres, in dem Du unaufgefordert Dich uns unmündigen Kindern kundgabst. Nachdem wir alle die Tage, welche entweder auf Dein einstiges irdischen Wandeln Bezug hatten oder die wichtige Institutionen Deiner göttlichen Lehre betrafen, im stillen Kreise stets gefeiert haben, ja sogar nicht diejenigen Tage vorübergehen ließen, die nur weltliche oder persönliche Dinge betrafen, so versteht es sich von selbst, dass der Tag, an dem Du, o überguter Vater, uns die unerwartete Gnade erteiltest und Dich mittelst einem unserer Brüder kund gabst, einer der wichtigsten Tage in unser aller Lebensbahn, ja der allerwichtigste geworden ist.

 

Jetzt erneuert sich dieser in der Reihenfolge der Tage wieder und wir alle senden nun mit demütigem Herzen zu Dir, o Vater, unsern schwachen Dank für diese nicht verdiente Gnade und flehen Dich alle insgesamt an, uns auch in diesem Jahre diese Gnade und Dein geistiges Brot nicht zu entziehen, damit wir den Weg, den Du uns geführt hast, nicht verfehlen und so unserer hohen Bestimmung getrost entgegen gehen können. Amen!“

 

Huldreichste Antwort des Herrn:

(durch Gottfried Mayerhofer am 6. Januar 1871)

 

Jesus:Meine lieben Kinder und auch du, Mein Schreiber, der du dich als Dolmetscher deiner kleinen Gesellschaft an Mich wendest, seid alle versichert, dass, hätte Ich euch nicht schon dort reif gefunden, Meine Gnadenworte würdig zu empfangen, Ich euch selbe auch nicht gegeben hätte.

 

Es freut Mich, an euch wenigstens das schöne Gefühl der Dankbarkeit nicht zu vermissen, aus dem hervorgeht, dass ihr den Wert Meiner Mitteilungen anerkennet und selbe auch tatsächlich in euren Lebenswandel ausführen wollet.

 

Fahret fort, wenigstens diesen Willen zu haben, denn ohne den Willen ist die Ausführung eine Unmöglichkeit. Was aber letztere anlangt, so lässt sie noch viel zu wünschen übrig. Noch sind manche unter euch, die Meine Worte nicht genug zu schätzen wissen, bei denen noch sehr viel Gemisch weltlicher Ideen unter Meinem Weizen vermengt sich vorfindet, wie andere, die diese ganzen Kundgebungen nur so oberflächlich nehmen, nicht Verleugnung oder Entsagung von angewohnten Lebensideen fahren lassen wollen.

 

Andere wieder, die von dem Extreme leicht zum andern übergehen, deren innerer Glaube noch keine rechte Festigkeit hat. Sehet, alle diese haben im kommenden Jahre noch viel zu überwinden; und ebendeswegen in diesem Momente, wo ihr euch Mir nahet, um euren Dank gegen Mich auszudrücken, finde Ich es eben angemessen, euch daran zu erinnern, in wie weit ihr Meine Gnade gewürdigt habt und Meinen Wünschen nachgekommen seid.

 

Geistiges Brot habt ihr in Fülle durch Meinen Schreiber erhalten, ihr habt es wohl verwahrt und aufgehoben, aber verspeist und geistig verdaut habt ihr wenig davon. Befleißet euch stets mehr, diese Lichtfunken Meiner göttlichen Liebe in euer Herz aufzunehmen, sie stets im Sinne zu haben und danach zu handeln, dann werdet ihr erst das Endresultat Meiner Gnade erkennen.

 

Was hilft das Lesen, das Abschreiben und vielleicht gar in Goldschnitt einbinden. Im Herzen müssen Meine Worte mit goldenen Lettern geschrieben stehen, dort müssen sie aufbewahrt werden und der schöne Einband sei dann euer Ich, eure Seele selbst.

 

Trachtet die Wichtigkeit dieser Gaben und deren Inhalt in ihrem ganzen eigentlichen Werte erst zu erfassen, erkennet dieses Geschenk, um welches euch Geister und Engel beneiden, als das an, was es ist und ihr werdet erst dann die Tragweite jedes einzelnen Wortes aus Meinem Munde zu würdigen und zu schätzen anfangen.

 

Leget die Hand auf eure Brust und fraget euch selbst, wie viele Aufopferungen habt ihr denn Mir zu lieb schon gemacht? Was habt ihr Mir- zuliebe getan? Und Ich versichere euch, es wird bei dieser Untersuchung ganz wenig herauskommen. Wie habt ihr die Pflicht zur Nächstenliebe in Wort und Tat ausgeübt? Wie habt ihr die einzelnen Worte, die Ich aus Gnade dem Einen oder Andern, ja sogar auf sein eigenes Bitten gegeben habe, in eurem praktischen Leben ausgeführt? Oder habt ihr nicht meistens diese an euch individuell gerichteten väterlichen Worte nur mehr der Neugierde halber gelesen und dann selten mehr an deren Inhalt, an deren geistigen Sinn gedacht? -

 

O Meine Kinder, ihr wisset und kennet noch den hundertsten Teil des geistigen Sinnes und der unendlichen Liebe nicht, die in diesen vielen Worten verborgen liegen, ihr ahnet wohl manchmal so etwas, allein würdet ihr euch vertiefen, ja nur in einen Satz, aus welchem Diktate er auch sei, so würde eine ganze unermessliche Welt von geistigen Wahrheiten daraus in euren Herzen emporsteigen.

 

Sehet, um Meine Kinder zu werden, braucht es in der Wahrheit alles dieses Diktierte nicht, was seit Jahren euch und der Menschheit gegeben worden ist, es genügten die zwei großen und einzigen Gebote der Liebe; aber deswegen, weil die Menschen gern nur an der Oberfläche das Wichtige suchen und selten bis in`s Innere, Geistige einer Sache eindringen, eben deswegen gab Ich so vieles und werde noch mehreres geben, damit auch das oberflächliche Wort schon so voll von geistigen Liebe-Wahrheiten ist, dass selbst dem nur leicht vorübereilenden Blicke genug zur Labung dargeboten wird und aber erst dem eifrigen Forscher das ganze unermessliche Geisterreich im Innern sich auftut.

 

Ist es denn in der Natur nicht ebenso? Den oberflächlichen Beobachter bezaubert eine schöne Gegend, eine schöne, wohlriechende Blume, ein mit herrlichem Gefieder ausgestatteter Vogel usw., so manchem drängen sich da unwillkürlich die Worte auf: Was hat unser Herr und Gott nicht alles Schönes geschaffen und alles den Menschen zulieb! Fraget nun einen Naturforscher, was der erst gefunden hat, was der für Wundergesetze und Weise Einrichtungen im kleinsten Gegenstande, im kleinsten Teile einer Moospflanze, in dem Bau einer Flaumfeder gefunden hat, und, wenn er aufrichtig ist, was er euch sagen wird, welch unermesslicher Reichtum noch verborgen liegt, wo eure Sinne nicht mehr hinreichen, selbe zu erspähen.

 

So wie hier der Unterschied gezeichnet ist zwischen einem harmlosen Wanderer durch blühende, fruchtbare Gegenden und einem emsigen Forscher, ebenso besteht auch bei euch der Unterschied zwischen Feinschmeckern Meines göttlichen Brotes und dem wirklichen Esser und Verdauer desselben.

 

Bleibet nicht bei der leichtfertigen Feinschmeckerei, sondern genießet das Himmels-Manna, das beinahe tagtäglich auf eure Herzen herabträufelt, verwandelt es in euer eigen Blut und Fleisch, dann wird aus diesem geistigen Fleische und Blute der eigentliche Geist-Mensch hervorgehen, der den (Geist-)Leib anziehen wird, den er für sein großes, künftiges Leben nötig hat.

 

Am Erneuerungsfeste dieses Tages, wo hier zum ersten Male Mein Wort euch kundgegeben ward, will Ich euch erinnern:

 

Seid nicht eitle Hörer und Leser Meines Wortes, sondern übet es tatsächlich aus! Deswegen gab Ich es euch, denn nur durch die Taten könnet ihr Meine Kinder werden, durch`s Lesen aber nie!

 

Beherziget, was Ich euch heute sage, damit im nächsten Jahre Meine Wünsche eine vollendete Tat geworden sind. Mein Segen wird euch nicht dazu fehlen, nur müsset ihr bedenken:

 

Mein Segen unterstützt bloß, das Hauptwerk müsset ihr selbst vollführen.*) Kämpfen müsset ihr, eure Kraft im Kampfe unterstützen tue dann Ich, und so nehmet Meine Liebe und Meine Gnade mit ins künftige Jahr, dem Flehenden wird sie nie entzogen, dem Saumseligen aber nicht angeboten werden. Amen!“

 

*) Siehe linke Randspalte unter „Gebet / Meditation / Gesundheit (2)“, Thema „Die Kraft des Segnens – durch Segnen verändern wir uns selbst und die Welt“

 

(„Zum Jahrestag der ersten Kundgebung des Herrn“ (März 1870). Empfangen durch Gottfried Mayerhofer“ am 6. Januar 1871, „Festgarten“, Lorber Verlag)

 

 

6. Eine Jahresrückschau

Empfangen durch Gottfried Mayerhofer am 15. März 1872

 

Jesus:Es ist heute wieder der Tag, wo auch voriges Jahr du ein Wort von Mir erhieltest in Bezug auf den Jahrestag, wo du zum ersten Male Meine Stimme vernahmst und eben da dieses Jahr voll von Gnaden für euch morgen abgelaufen ist, so willst du wieder ein anderes Wort, ein Wort der Gnade und Liebe für dich und die Deinen, damit ihr Stärkung und Labung erhalten möget für alle Ereignisse, welche euch im künftigen Jahre begegnen könnten.

 

Ja, Meine Kinder, es ist wieder ein Jahr verflossen in welchem Ich zu euch viel gesprochen habe, ihr aber davon wenig verstanden und noch weniger in eurem Wirken recht aufgefasst und ausgeübt habt.

 

Ihr habt alle noch die dreifache Decke Moses vor euren Augen hängen, noch immer ist die Neugierde und das Haschen nach neuen Gnadenworten von Mir größer als der Drang, auch im strengsten Sinne das ausführen zu wollen, was oft nur in einem einzigen Worte schon liegt.

 

Wie viele einzelne Worte habe Ich euch schon erklärt, deren geistige Bedeutung aufgedeckt, euch mittelst dieser Erklärungen in die Tiefen Meiner Schöpfung, in die Tiefe Meiner Weisheit und in die Tiefe Meiner Liebe und Gnade schauen lassen - und was ist und war stets das Endresultat?

 

Fleißig Meine Worte abschreiben, sie zu den andern empfangenen zu legen und dort in Ruhe liegen zu lassen! Sehet, das ist das Schicksal Meiner Gnadenblumen aus dem Geisterreiche, welche ihr empfanget und die euch mit ihrem Wohlgeruche zu Mir erheben sollten.

 

Stattdessen macht ihr es wie die Kräutersammler, welche die Pflanzen als Spezies eifrig sammeln, sie dann zwischen Fließpapier fleißig trocknen, um sie gut aufzubewahren, ohne sich nur im Mindesten zu bekümmern, wie viele tausend Wunder schon in einem einzigen Blatt, in einem einzigen Blümchen liegen.

 

Es handelt sich bei ihnen nur, um ihre Sammlungen zu vermehren, so wie bei euch, wenn ihr nur Diktate und Worte von Mir habt, so seid ihr schon zufrieden. Wie es aber mit der Ausführung auch nur eines Wortes geht, da greife ein jeder in seine eigene Brust und hole sich dort die Antwort heraus. Glück für ihn, wenn sie nach ernster Forschung genügend ausfällt.

 

Der Jahrestag Meines Gnadenwortes lässt in euch den Wunsch aufsteigen: Werden wir doch wohl wieder vom Vater etwas in dieser Beziehung bekommen? Und Ich sage Euch: Ja, ihr sollt ein Wort von Mir erhalten, aber ein Wort, das euch etwas aus dem Bequemheitsschlafe aufrütteln soll, damit ihr bedenken möget, was es heißen will: Ich, der Schöpfer und Herr der Welt, habe Mich herabgelassen, euch Selbst zu führen und zu leiten, während tausend andere den Weg allein gehen müssen.

 

Wann ihr dieses in seinem tiefsten Sinne erwägen möchtet, so würden euch die Haare zu Berge stehen, wie ihr sagt, ob der Nachlässigkeit und Gleichgültigkeit, mit welcher ihr Mein Himmelsbrot behandelt.

 

Jahrestage und Jahresfeste von wichtigen Ereignissen sich ins Gedächtnis zu rufen ist gut, weil da im Allgemeinen die Frage in Betracht gezogen werden soll: Wo stand ich voriges Jahr? Was habe ich seither getan? Habe ich meinen Vorsätzen getreu gehandelt? Bin ich vorwärts oder rückwärts gegangen? Lauter sehr verfängliche Fragen, worauf wohl nicht immer die schmeichelhaftesten Antworten folgen können. Wenn ihr nun unter euch so fragen würdet oder wie auch in wenigen Tagen die österliche Beichte bei den Katholiken ebenfalls zu solchen Fragen anregt, wie soll da erst diese Beichte ausfallen, wenn Ich, euer Vater, voll Liebe und Geduld, euch frage:

 

`Kinder, was habt ihr mit all Meinen Worten getan, die Ich euch wieder während eines Jahres gegeben habe? Wie habt ihr sie ausgeübt?, geistig verdaut?, selbe euch zu eigen gemacht? Und zwar so, dass selbe und euer eigener Seelenmensch eins geworden sind?

 

Wie habt ihr Meine Lichtwellen aus dem ewigen Geister-Reiche aufgefasst?, aus einem Geisterreiche, wo ewig die Sonne der Wahrheit und nur Wahrheit leuchtet und als Aurora boreale (Nordlicht) oder ewiges rosiges Liebelicht alles mit den sanften Strahlen der Demut, Duldung und Versöhnung bestrahlt, wie habt ihr diese Strahlen in euer Inneres eindringen lassen und habt ihr nicht bloß unter dem Widerschein oder Reflexe dieses Weisheits-Liebe-Lichtes momentan euch erwärmen lassen, sondern selbe Strahlen euch ganz zu eigen gemacht, um auch im Notfalle andere etwas davon teilhaftig werden zu lassen?`

 

Sehet, bei diesen Fragen eures himmlischen Vaters wird vielleicht bei den Meisten von euch eine ungenügende Antwort herauskommen. Aber eben, weil diese Fragen gerade nur alle Jahre einmal, nämlich bei Erneuerung eines Zeitabschnittes, vorkommen, so müssen sie auch ernster beurteilt und noch ernster erwogen werden. Denn wer von euch weiß, ob nicht eben dieser jetzt naheliegende Zeitabschnitt oder Jahreswechsel der letzte ist, welchen er in körperlicher Hülle an sich vorüberziehen sieht? Wer von euch weiß denn, ob nicht der nächste ihn in andern Verhältnissen im andern Jenseits überrascht, wo die Frage vielleicht wieder kommen könnte, aber eine strengere Rechenschaft gefordert wird, weil auch dort größere Aufgaben zu vollführen wären? –

 

Deswegen verschiebt nicht auf morgen, was heute noch getan werden kann, d.h. arbeitet täglich, stündlich an dem Kleide eures Seelenmenschen, es ist dasjenige, welches ihr nur allein ins Jenseits einst mitnehmen und gemäß diesem Kleide eure Gesellschaft dort treffen werdet und wo gemäß diesem Kleide euer weiteres Handeln und Fortschreiten, eure geistige Fern- und Kurzsichtigkeit beschaffen sein werden. Deswegen Meine vielen Worte an euch, deswegen Meine vielen Mahnungen, Prüfungen, die Ich euch zukommen lasse. Sie alle sollen euch zu einem besseren Seelenkleide verhelfen, sie alle sollen euch helfen, alle schmutzigen Flecken aus selbem zu entfernen, alles Hässliche davon abzustreifen, damit einst in jenem Reiche, wo innen und außen gleich ist, euer Inneres der Außenseite oder dem leichten Seelen-Vehikel diese gefällige, schöne Form gibt, die dem Adel der Seele und ihrem geistigen Werte entspricht.

 

Nehmet daher euer Leben auf dieser Welt nicht so leicht, es ist weit ernster, als ihr es wähnet! Ich euer Vater, Der die Zukunft, die euch erwartet, besser kennt, sage Ich euch dieses, damit ihr dann nicht über Enttäuschungen klaget, wenn die Verhältnisse und Umstände sich nicht so gestalten wie ihr es in eurem Kopfe ausgehegt hattet.

 

Daher diese vielen Worte, teils für Einzelne, teils für Alle, daher diese väterlichen Mahnungen, diese Aufklärungen, dieses Einführen in das eigentliche geistige Entsprechungswesen der Worte, damit sie alle Fingerzeige und Wegweiser sein sollen auf eurem Lebenswege, um stets euch zu mahnen, wenn ihr wanken oder vom rechten Wege ablenken wollet, stets dorthin zeigend, wo allein Friede, Trost und Ruhe ist.

 

So sollet ihr diesen Jahrestag als Abschnitt eines vorübergegangenen, nie mehr zurückkehrenden Lebensabschnittes betrachten, sollet euch ernstlich fragen: Wo war ich? und wo bin ich? und wohin will und wohin soll gehen? –

 

Diese Fragen müssen zur Zufriedenheit einst gelöst werden, sonst ist kein Heil für eure Seele zu hoffen!

 

`Mein Kind` zu sein, Ich habe es euch schon oft gesagt, ist nicht so leicht, verlangt ja doch ihr selbst auf Erden und mit euren beschränkten Begriffen, dass eure Kinder euch Ehre machen sollen. Und was ihr endliche Geschöpfe verlanget, sollte es Mir, dem Herrn alles Geschaffenen, nicht noch mehr zustehen?

 

Es ist also gerade dieser Jahrestag Meiner ersten Gnadeneröffnungen an euch, wie einst vor mehr als 30 Jahren durch Meinen früheren Schreiber (Jakob Lorber), wo Ich auch eine kleine Schar auserkoren hatte, bei welchen Ich Selbst der Sämann Meines geistigen Wortes sein wollte. Von jenen sind wenige übrig, die noch auf dem Wege zu Mir geblieben sind, wie Ich selben ihnen zeigte. Von euch sind beinahe alle noch im Fortschreiten auf der engen Straße des Lichtes und der Wahrheit begriffen.

 

Tuet das Möglichste, euch auf dieser geistigen Höhe zu erhalten, die ihr erlangt habt und hütet euch vor dem Herab-, vor Zurück-Schreiten. Ein jeder Jahrestag dieses Gnadentags soll euch reiner, besser und näher bei Mir finden! Ein jeder dieser Jahreswechsel soll euch stets in den Untersuchungen eures Herzens und eures zurückgelegten Lebensjahres mit Zufriedenheit erfüllen.

 

Bei allem Mühen, bei allem Streben wird euch doch stets noch genug zum Hinwegräumen für ein anderes Jahr überbleiben. Denn jedes Jahr, jeder Tag, jede Stunde bereitet andere Verhältnisse, andere Prüfungen und Meine Kinder müssen wie eine General-Beichte, so auch ein General-Examen bestehen können, sie müssen nicht allein ihren Körper für alle möglichen Witterungsverhältnisse abgehärtet, sondern ihren Seelenmenschen so erzogen haben, dass auch er jedem Sturme trotzend, sich stets seiner hohen Mission bewusst, nicht fallen, nicht zu Grunde gehen kann.

 

Sehet die Bäume an, der Sturmwind bewegt sie, rüttelt sie, macht selbe oft bis in ihre tiefsten Wurzeln erbeben, aber eben dieses Lockermachen, dieses Zittern ist das einzige Mittel, um sie mit ihrem Grund und Boden noch mehr zu verbinden, um ihren Wurzeln noch mehr Tätigkeit und mehr Kraft zu verleihen. So sollen auch die Stürme, welche von allen Seiten heranbrausen werden, nur dazu dienen, euch in eurem Grund und Boden, d.h. in Meiner Liebe und Meiner Lehre mehr zu befestigen.

 

Die Stürme sollen dazu dienen, euch im Vertrauen auf Mich zu befestigen und im steten Hinblick auf Mich als euren langmütigen, liebenden Vater stets eingedenk sein zu lassen, dass ihr einst wert waret dieser direkten Mitteilungen und dass ihr daher auch alles Mögliche anwenden müsset, zur eigenen Ruhe und Meiner Zufriedenheit, damit ein jeder Jahreswechsel dieses wichtigen Ereignisses euch als besser antreffe wie im vergangenen Jahre und dass so stets fortschreitend, ihr euch reif machet zum Wechsel des Diesseits mit dem Jenseits, wo die eigentliche ewige Lebensbahn als Geister erst anfängt und dieses Leben, gerade wie bei einem Buche die Vorrede, selbes nur der Prolog gewesen ist, der jedoch dem nachfolgenden Inhalte des Buches nicht zur Schande gereichen, sondern demselben ganz entsprechen soll. Amen!“

 

(Gottfried Mayerhofer, „Eine Jahresrückschau“, „Festgarten“, Lorber Verlag)