„Ergib dich in allem, was dir noch begegnen wird, in Meinen Willen und denke, `der Vater kennt mich ja`, wisse, Liebe verbannt alles Übel, nur Hass straft.“

 

„Meine Kinder sollten frohen Mutes sein, in dem Bewusstsein von ihrem lieben heiligsten Vater geleitet zu werden!“

 

„Gebet also alle nichtigen kleinen Perlen her, so ihr die eine große, unschätzbare finden und kaufen könnet!“

 


Wahre Lebenskunst und Lebenswinke

Und “ein Geschenk fürs neue Jahr“

 

 

1. Grammatik der Liebesprache in der Natur und Lebenswinke

Ein Geschenk fürs neue Jahr

2. Wahre Lebenskunst

3. Himmlisch väterliche Trostworte und Lebenswinke

4. Vom Samen auf verschiedenem Grund

5. „Das Wild schreit nicht wenn es Gras hat…“

 


1. Grammatik der Liebe-Sprache

in der Natur und Lebenswinke –

Und "ein Geschenk fürs neue Jahr"

 

Jesus:Meine lieben Kinder! Ehe noch eure Zeitrechnung dieses Jahres verläuft, will Ich euch noch ein Wort der Liebe und der Gnade zukommen lassen, damit ihr wenigstens durch das vergangene Jahr das künftige besser beurteilen möget.

 

Du, Meine liebe Tochter, bist in der Erkenntnis deiner selbst um Merkliches fortgeschritten, du hast deinen hl. Vater bedeutend besser kennen und mehr lieben gelernt. Der Samen ist nicht auf lockeren Boden, sondern auf gutes Erdreich gefallen und wird, wenngleich schon in diesem Jahre etwas, das nächste noch bessere Früchte bringen.

 

Vertiefe dich nur oft in Meine Worte, lese und überdenke selbe und ihre Bedeutung noch mehr und du wirst noch Schätze genug darin entdecken, welche dir Mein Ich und das Deinige näher aufklären werden.

 

In manchen Momenten der heiligen Weihe hast du den Wert Meiner Liebe empfunden, hast gefühlt, welche himmlische Wohllust darin liegt, Mich deinen `Vater` nennen zu dürfen. Und doch, Mein Kind, gibt es noch höhere, noch seligere Stufen der Seligkeit als jene, die du genossen, noch gibt es eine höhere Geistesschule für den vorwärtsschreitenden Menschen, wo er angekommen ist, auf dem Punkte des Vergeistigens, wo die Welt und sein Körper ihm nicht mehr lästig, keines mehr eine Bürde für ihn ist, sondern wohl gar das Gegenteil für ihn wird, weil es die Welt und den Körper als diejenigen Werkzeuge ansieht, vermittelst deren er mehr Tätigkeit äußern kann.

 

Siehe, Mein Kind, hätte Ich Mir nicht die ganze materielle und geistige Welt geschaffen, so fehlete auch Mir, dem allmächtigen Herrn, ein Gegenstand, ja der Hauptgegenstand, an dem Ich Meine Macht äußern und Meine Liebe beweisen könnte.

 

So geht es eben auch euch Menschen. Ohne Mitmenschen würdet ihr im höchsten Falle geistige Schwärmer, aber nicht tatkräftige Ausüber Meiner göttlichen Lehre.

 

Deswegen muss die Welt da sein, deswegen müsset ihr mit einem Körper umkleidete Seelen haben, wo ersterer stets im Widerspruch mit letzterer ist, damit beständiger Kampf, beständige Anregung vorhanden, um am Ende das geistig edlere Prinzip siegen zu machen.*)

 

*) Siehe auch linke Randspalte unter „Themenregister“ das Stichwort „Schöpfung“

 

Was nützt dem Riesen seine Kraft, wenn er sie nicht anwenden kann, wofür hat er selbe? – für nichts, denn es wäre das nämliche, als hätte er statt Riesen- nur Kindeskraft.

 

Sei also nicht beunruhigt, wenn du immer zwei streitende Faktoren um dich herum erblickst, welche dich vom rechten Wege abziehen möchten. Sie müssen gerade da sein, um dich auf den rechten Weg zu bringen. Nur musst du den Wert beider beurteilen, dann kehrt Ruhe und Frieden in dein Herz wieder zurück, denn den Versucher kennst du von Weitem und bei festem Willen wird dir der Widerstand leicht!

 

Je mehr du dann Meister der Welt und deines Ichs wirst, desto mehr wirst du auch die geistige Verbindung begreifen, die schon längst besteht zwischen den Menschen und der Tierwelt, ja, einem geistig gebildeten Auge sind selbst Pflanzen und Steine nicht sprachlos. Alles zeugt von Meiner Macht, Meiner Liebe und Meiner Güte. Diese Hieroglyphen kann nur der Geist- und nicht der Welt-Mensch lesen.

 

Trachte das zu werden und du wirst Wunder über Wunder vernehmen, du wirst eine Sprache  der Ergebung, der Aufopferung und Verleugnung und doch ein ewiges Loblied für Mich gewahr werden, welches nur beschämend – verständen es alle Menschen – auf sie wirken müsste.

 

Du willst Mich jetzt fragen, wie fange ich das an, dass ich zu solch geistiger Sehe und Gehör gelange, um zu hören, was Millionen verschlossen ist?

 

Siehe, Meine Tochter, dieses will Ich dir als Angebinde zum neuen Jahre geben, ist ja doch dieser Tag der Tag der Wünsche und Geschenke und wenn eure irdischen Verwandten und Bekannten alle so freigebig sind, sollte denn Ich, der himmlische Vater, Mich von Menschen beschämen lassen? – O nein, auch Ich will Mein Scherflein dazu beitragen, nur ist Meine Gabe – nach Meinen Ansichten – von den anderen gebräuchlichen Neujahrs-Geschenken verschieden.- So höre denn:

 

Um diese geistige Sehe und das geistige Gehör zu erlangen, muss man statt in der Außenwelt den Grund zu suchen, selben in sich selbst finden. Hast du diesen gefunden und übest du dich täglich, dort Meister zu werden, so öffnet sich die Innenwelt Meiner Natur deinen Blicken und deinen Gehör-Nerven (zu vernehmen auch da die Sprache der ewigen Liebe). Nun, was sollst du eigentlich tun?

 

Siehe, Mein Kind, du sollst zuerst anfangen mit der Duldung der Fehler anderer, kein Wort des Zornes, Unwillens oder Neides soll über deine Lippen kommen, du sollst alle Menschen mild beurteilen und noch milder behandeln, sie als verirrte Kinder bedauern und nicht richten. -

 

Bist du in dieser Hinsicht deiner alten Natur Meister geworden, so sei versichert, die Welt bekommt für dich bald ein anderes Aussehen. Wo du jetzt Kampf, Unordnung und Unrecht usw. siehst, da wirst du dann nur notwendige Folgen der Verirrungen und Missverständnisse finden.

 

Die Natur, als die ewig gleiche, wird dir lieblicher, verständiger erscheinen, in ihrem stillen Wirken wirst du für die Wirren der Welt einen Ersatz finden, welcher dir nirgends anders wo wird, als gerade bloß bei ihr. Dort wirst du anfangs Meine Stimme ahnen, später fühlen und endlich sie deutlich vernehmen. Du wirst durch ihre ewig gleiche Sprache mit der babylonischen der Welt dich aussöhnen, wirst begreifen lernen, dass gerade durch den Lärm der Welt die Sprache der Natur erst schätzbar wird und so wird sich dir eine Quelle von Vergnügungen eröffnen, die du früher nie gekannt und nicht verstanden hast.

 

Jedes Zwitschern des Vogels, der im Sonnenschein sich seines Lebens freut, wird für dich ein Lobgesang zu Dem werden, Den die Vögelein unbewusst und mit vollem Bewusstsein deiner Liebe umfangen kannst, denn Ich als Vater lasse Mich lieben, von Jeglichem nach seiner Anschauungsweise. Ich verstehe aber die Sprache der Liebe überall, sei es im Gezirpe einer Grille oder im flötenden Gesang einer Nachtigall oder in aus Inbrunst Mir zujubelnden Menschenherzen.

 

Dessen also befleißige dich im künftigen Jahre und auch dein Mann wird dann nicht mehr im Zweifel mit sich selbst liegen, indem er glaubt, bei der Unterstützung des Nächsten unterstütze man die Materie.

 

Nein, Mein Sohn, da hast du Unrecht, wenn du so denkst, Du sollst deinen Nächsten wohl geistig unterstützen, helfe ihm aber zuvor materiell und dann gewinne ihn geistig für dich, so hast du an ihm getan, was die Welt und dein eigenes Ich an dir selbst tut.

 

Die Welt und der Körper verlangen von dir ebenfalls materielle Hilfe, doch auch Verstandeshilfe, aber die geistige Einwirkung soll sich daran knüpfen.

 

Du möchtest der Welt und ihrer Einflüsse und deines eigenen Ichs loswerden. Lieber Sohn, was bleibt dir denn übrig, Mir zu beweisen, dass du wirklich von Meiner Lehre durchdrungen – in der Tat ausführen willst, was in Worten dich so begeistert!

 

Die Hemmungsmittel sind die besten Beförderer zum Fortschritt, wie die bitteren Arzneien die besten Heilmittel. Ohne beide erschlafft die Seele, ermattet der Körper. Daher suche auch du, Mein Sohn, deine Zweifel unter Dach (des Liebefriedens) zu bringen, damit du ruhiger den Ergebnissen des künftigen Jahres entgegen sehen kannst.


Bleibe bei Mir und lasse die Welt Welt sein! Willst du aufmerksamer Beobachter der politischen und sozialen Ereignisse sein, so wirst du nur die Bestätigung Meiner Worte finden und wo andere zittern und klagen, mit ruhigen Blicken nach oben zeigen und sagen:


Der dort oben trüget nicht! Ihm allein zu folgen – ist unsere (freie) Pflicht!

 

Dieses zum Geschenk fürs künftige Jahr mit Meinem Segen! Amen!“

 

(Gottfried Mayerhofer, „Grammatik der Liebe-Sprache“, „Lebensgarten“, Lorber Verlag)

 

 

2. Wahre Lebenskunst

 

Die Tugend ist eine Fertigkeit des menschlichen Gesamtwesens, das Gute frei zu wählen und danach, ohne sich durch irgend etwas im geringsten beirren zu lassen, fest und getreu zu handeln.

 

Hat irgendein Mensch in sich diese harmonische Fertigkeit erlangt, der zufolge er alle seine vielen Bedürfnisse und Begehrungen nunmehr völlig in eins vereint hat, wonach er dann handelt, so ist er völlig tugendhaft.

 

Wenn es aber ein Mensch noch nicht dahin gebracht hat und nur hie und da so in einzelnen Punkten tatfertig ist, in anderen aber wie ein laues Wasser, so ist er im Einzelnen etwas, aber im Ganzen dennoch nichts.

 

Denn so schon ein in allem völlig Tatfertiger zu sich sagen sollte: `Ich bin ein unnützer Knecht`, was soll dann der mit noch sehr viel Lauheit Unterspickte von sich aussagen? Ein solcher aber ist denn auch noch lange nicht tugendhaft, sondern ein armseliger Stümper in all seinem Tun und Lassen. Er ist gleich einem Gärtner, der seinen Garten mit lauter Weidenreisern besteckt, weil diese am leichtesten, fast ohne Mühe und weitere Gartenpflege, aufgehen, aber niemand kann von ihnen irgend genießbare Früchte sammeln.

 

Es sind darum schon alle Pflanzen zur Belehrung der Menschen also eingerichtet, dass diejenigen, die am wenigsten des menschlichen Fleißes benötigen, auch entweder gar keine oder nur sehr schlechte und für den Menschen wertlose und völlig unbrauchbare Früchte zum Vorschein bringen.

 

Ebenso steht es denn auch mit einem Menschen, der nach der Lehre des Evangeliums das eine wohl tut, dagegen aber wieder das andere zu tun unterlässt.

 

Er ist im Pflanzenreiche des ewigen Lebens nichts als eine eitle Weide, die zwar mit den edlen Fruchtbäumen viel Ähnlichkeit hat – denn sie hat gute und feste Wurzeln in der Erde, hat einen schönen Stamm, grünt, treibt schöne, anmutige Äste und Zweige und treibt recht viele Blätter und auch eine Blüte – aber die Frucht, wo ist diese?! Ein nichtiger Same, den der leiseste Hauch verweht, ist alles, was man von diesem Baume haben kann, der aber für nichts anderes taugt als schlechtweg für die eigene Fortpflanzung. Das Holz selbst ist sogar für das Feuer zu schlecht und taugt noch weniger zum Häuserbau und am wenigsten zur Anfertigung nützlicher Gerätschaften. Man setzt daher diese Bäume auch nur an Bäche und Flüsse, damit ihrer viele mit ihren festen Wurzeln, die das Beste an ihnen sind, die Ufer vor der Zerstörung durch große Gewässer schützen müssen. Dieser Dienst wird aber von ihnen auch oft noch schlecht genug versehen.

 

Also ist, wie schon gesagt, ein Mensch, der das eine wohl recht genau tut, das andere aber unterlässt, nichts als eine eitle Weide, die zufolge ihrer nieder stehenden Äste höchstens irgend einem Judas Ischariot zum Selbstmorde behilflich sein kann, aber sonst nur sehr wenig taugt.

 

Wer demnach recht tugendhaft sein will, der darf nichts unbeachtet lassen, was das Evangelium zu beachten vorschreibt. Er sei in allem nicht ein eitler Hörer und Halbtäter des Wortes, wohl aber ein eifriger Volltäter desselben.

 

Dann wird er gleich sein einem Gärtner, der mit allem Fleiße keine Mühe und Arbeit scheuend, in seinem Garten lauter gute und edle Fruchtbäume zieht, die ihm seine Arbeit hundertfältig ersetzen werden. Und er wird nicht gleichen jenem dummen Pflanzer, der in seinem Garten, um Mühe und Arbeit zu ersparen, Weidenreiser steckte, deren Frucht dann die Winde verzehren.

 

Auch wird er nicht gleich sein dem Weidenbaume selbst, dessen Nützlichkeit oben beschrieben wurde, sondern er wird gleich sein einer edlen Rebe, die, von ihrem kräftigen Weinstocke getrieben, die herrlichsten und wohlschmeckendsten Trauben voll des  geistigsten Saftes bringen wird, aus denen für Mich, den Herrn und Vater des Weinberges, für alle Ewigkeiten der köstliche Wein ausgekeltert wird, die Liebe für die Liebe, das Herz für das Herz, das Leben für das Leben, der Geist für den Geist!

 

„Tugend“ – ein großes Wort! – Wohl dem, der sie besitzt! Er ist ein wahrer Künstler des Lebens im Leben geworden.

 

Welche Mühe gibt sich mancher Mensch, um in irgendetwas auf der Erde ein Künstler zu werden! Jahrelang übt er sich mit allem Fleiße täglich stundenlang, um nur sein vorgestecktes Künstlerziel zu erreichen! Kann aber ein Mensch eines irdischen Vorteiles wegen sich so großen Selbstverleugnungen unterziehen und alle seine Kräfte einem harmonischen Tatpunkte zuwenden, warum denn nicht ebenso leicht und noch viel leichter der viel höher, ja endlos höherstehenden Künstlerschaft im allerhöchsten Fache des ewigen Lebens?!

 

Dazu bedarf es keiner Glieder- und Kehlenverrenkungen, keiner Augenmarter, keiner Bauch- und Lungenanstrengung, sondern nur einer sehr geringen Gedächtnisanstrengung.

 

Alles aber kommt da an auf den Glauben dessen, was das Wort lehrt und dann auf den rechten Liebewillen aus und nach dem Worte. Durch eine leichte Übung kann es jeder darin bald zu der hervorragendsten Fertigkeit bringen. Denn Mein Joch ist ja sanft und Meine Bürde leicht.

 

Die Regeln der Lebensschule sind überleicht begreiflich und ebenso leicht ausführbar. Warum werden sie denn so wenig beachtet? – Weil die Eigenliebe scheinbar ausschließen, während doch jeder mit verbundenen Augen einsehen sollte, dass da ein jeglicher dem Reiche Gottes ernstlich Nachstrebender – wenn er die Werke der Liebe übt und seinen Bruder leiblich unterstützt – an jedem Bruder nur einen edelsten Fruchtbaum im Garten seines eigenen Lebens pflegt, der ihm für alle Ewigkeiten die reichsten Früchte tragen wird. Denn dieser wird sicher zu keinem Weidenbaume werden, da er als solcher nie gepflanzt worden ist, indem in dem Garten des Wortes Gottes derlei Gewächse nimmer vorkommen können – so wenig wie Distelknospen auf einer edlen Weinrebe.

 

Gebet also alle nichtigen kleinen Perlen her, so ihr die eine große, unschätzbare finden und kaufen könnet!

 

Werdet rechte Gärtner und wachset nicht auf wie Weidenbäume, sondern wie edle Reben am Weinstocke, so werdet ihr Künstler des Lebens werden nach der gegebenen Schule des Lebens.  Und Ich, euer Herr, Gott und Vater werde Mich dann ewig ergötzen an den mannigfaltigsten, herrlichsten Produktionen des Lebens Meiner geliebten Kinder und Kinderchen!“

 

(Jakob Lorber, „Wahre Lebenskunst“ aus Himmelsgaben, Band 2, Seite 325, Lorber Verlag)

 

 

3. Himmlisch väterliche Trostworte

und Lebenswinke

 

Was die Bitte für deinen Bruder anbelangt, so ist es sehr schön und gut, da ihr gegenseitig euch trösten sollet, das ist auch eure Pflicht. Sage dem lieben Bruder, dass das Vertrauen zu dem Heiligsten mehr angenommen werden sollte, höre:

 

Ein Vater, der mehrere Kinder hat, kann selbe ja nicht auf einmal recht nach seinem Willen erziehen und wäre es der größte Unsinn, selbes von einem Vater zu verlangen, um so mehr würde es von Mir ein Unsinn sein, das zu verlangen, was ihr als Erdenmenschen und in allen Zeiten des Erdenlebens nicht ausführen könnet, weil ihr in der Materie gebunden seid und erst dann, wann die Seele frei von der Materie ist, das übrige noch Mangelnde ersetzen werdet: Daher tue Jeder, was in  Menschenkräften steht, alles Übrige wird und muss ja wie allezeit die Vaterliebe ersetze.

 

Grüble nicht so sehr mit dem Weltverstande, sondern halte dich an der Liebe fest, das ist der Querbalken des Kreuzes und vertraue allzeit mehr auf Mich als auf dich selbst und dann wirst du gewiss nicht so viel von den Gewissensskrupeln geplagt sein. Das Wort `Vater` sollte dich ja von allen tiefsinnigen Grübeleien befreien! Richte dich auf, schwinge den Geist aufwärts, dort ist Erbarmung, Nachsicht und Liebe für alle Meine Kinder! -

 

Hinauf mit deinem Geist, damit er sich mit dem Meinigen vereint und mit sanfter Liebe umkettet, das ist und soll ja jedem Menschen Trost sein, der Aufblick zu Dem, Der alle Herzen kennt und auch Verzeihung, nicht nur 1 mal, nicht nur 7 mal, sondern 77 mal sagte Ich ja Meinen Aposteln zu verzeihen, so, Der doch alles Weise und Gute lehrte, wird auch nie Einem, der sich alle Mühe gibt, doch nur kleine Schwächen des menschlichen Lebens für Strafe und Sünde anrechnen. Daher lieber Sohn, verzweifle nicht! Lass ab das Grübeln, welches nur deine Schwäche ist, wirf auch selbes mit zum Weltlichen gezählt hinter den Rücken!

 

Liebe Mich aufrichtig wie (die) Jahra,

ergib dich in allem, was dir noch begegnen wird, in Meinen Willen und denke, `der Vater kennt mich ja`, wisse, Liebe verbannt alles Übel, nur Hass straft.

 

Erkenne Mich von der rechten Seite, dass Ich pur Liebe bin, dann hast du getan, was ein Sterblicher tun kann, alles Übrige lege auf Meine Schultern, Der Ich doch alles gerne trage für Meine Kinder, die noch nicht die hohen Schulen betreten habe, dann wird dir das Herz erleichtert und du wirst den liebenden Segenstau auf dein abgemattetes Herz einfließen fühlen und kein so kummervolles ächzendes, betrübendes Antlitz zur Schau tragen.

 

Meine Kinder sollten frohen Mutes sein, in dem Bewußtsein von ihrem lieben heiligsten Vater geleitet zu werden!

 

Das zum Troste Meinem lieben Sohn, den Ich wahrlich liebe und in eure Mitte führte für viele zu einem Muster und für viele zur Beschämung. Mit dem väterlichen Segen an alle. Amen!“ –

 

(„Himmlisch väterliche Trostworte und Lebenswinke“, „Lebensgarten“, Lorber Verlag)

 

 

4. Vom Samen

auf verschiedenem Grund

 

Matth.13,3-8

3) Und er redete in mancherlei Gleichnissen und sprach: Siehe, es ging ein Sämann aus zu sähen.

4) Und indem er aussäte, fiel Etliches auf den Weg, da kamen die Vögel und fraßen es auf!

5) Etliches fiel auf das Steinigte, da es nicht viel Erde hatte, und ging bald auf, darum dass es nicht viel Erde hatte.

6) Als aber die Sonne kam, verwelkte es und dieweil es nicht Wurzeln hatte, ward es dürre.

7) Etliches fiel unter Dornen und die Dornen wuchsen auf und ersticktes es.

8) Etliches aber fiel auf ein gut Land und trug Früchte, Etliches hundertfältig, Etliches sechzigfältig und Etliches dreißigfältig! –

 

Was in diesen Versen gesagt ist, das will Ich nun für dich und deine Freunde näher beleuchten, damit ihr daraus erkennen sollet, wer der Sämann und wer der steinigte, der dürre und der fruchtbringende Boden ist, auf dem Ich, der Sämann, Meine Körner des Lebens-Weizens säe, indem Ich, wie immer, von der Zeit an, wo Ich dieses Meinen Aposteln als Gleichnis gegeben, bis heute stets der Gleiche geblieben bin.

 

Dass der Same, den Ich säe, Mein Wort und Meine Lehre ist, werdet ihr schon längst verstanden haben, auch wer der steinigte, dürre, dornigte und wer der fruchtbare Boden ist ebenfalls. Es handelt sich jetzt nur darum zu erforschen, wie auch ihr, die Ich zu keinen Sämännern auf dieser Erde ausersehen habe, wie ihr euch zu benehmen habt, um – Meinem Gleichnisse gemäß – Meine Lehre nicht auf steinigten oder dürren, sondern auf fruchtbaren Boden nur allein zu säen.

 

Das Richtige zu wählen, ist für euch etwas schwierig, weil ihr nicht wissen könnet, wie der Menschen Herzen beschaffen sind und ihr daher manchmal auf guten Boden zu säen glaubet, wo die Außenseite eines Menschen zuweilen den steinigten Boden und das trockene Gemüt mit erlerntem Glanze der Gebärde und Rede verbirgt.

 

Hier möge euch als Lebensregel gelten, dass nur jene Menschen der allenfalls mögliche gute Boden sind, welche entweder durch Unglücke gebeugt aus Not bei Mir Hilfe suchen oder solche, welche Ich euch in die Hände liefere, ohne dass selbe sich bewusst sind, dass Ich sie zu dem Schritt zu euch antreibe, sondern glauben, sie hätten dieses aus eigenem Antriebe getan.

 

So wie es Mir als Sämann nicht angenehm wäre, wenn Ich Meine Worte oder den geistigen Lebenssamen unnütz verschwendete, ebenso ist es euch auch nicht lieb, wenn ihr in erfreulichem Eifer einen Bruder oder (eine) Schwester auf den rechten Weg zu führen euch abmühet und plaget und am Ende ausgelacht werdet!

 

Sehet, das ist der Same, wenn er zwischen Dornen fällt. Er geht wohl auf, aber die Dornen oder das wüste Gestrüppe der weltlichen Leidenschaften übertönen oder ersticken am Ende Mein Wort; und bei ruhiger Überlegung findet dann ein solcher Mensch, dass er eine schwache Stunde gehabt und beinahe von euch übertölpelt worden wäre.

 

Wie die Vögel den Samen auffressen, der am Wege liegt und dort wegen zu hartem Boden nicht Wurzel fassen kann oder von den Vorübergehenden zertreten wird, ebenso ist es mit den Menschen, die hartgläubig sind, sie gleichen den Vögeln, sie hören Mein Wort, verkehren es aber doch zu ihrem Fleisch und Blut, wie die Vögel den Samen verdauen und dann das Übrige wegwerfen, was nicht zu ihrer individuellen Natur passt, so auch der hartgläubige Mensch, er glaubt nur, was ihm in den Kram passt, das andere lässt er unbeachtet.

 

Sobald ihr also auf Menschen stoßet, die immer euch mit Fragen und Zweifeln in eurer Rede unterbrechen, lasset ab vom Belehren, es ist verlorene Mühe, es sind die Vögel, die den Sinn auffressen, aber nicht alles zu ihrem Eigenen Ich machen wollen. –

 

`Gutes Erdreich` sind nur jene Menschen, die schon längst das Bedürfnis gefühlt haben, Mich zu suchen und auf den Irrwegen des Lebens Mich wohl ahnten, aber noch nicht finden konnten. Diese, wenn sie einmal gut belehrt sind, werden auch hundert- und sechzigfältige, gemäß ihrer Auffassungskraft vierzig oder dreißigfältige Ernte bringen, d.h. sie werden Meine Lehre und Meine Worte, wie sie selbe Empfangen, auch anderen freudigst mitteilen wollen und auch dazu jede Gelegenheit benützen, um solches auszuführen, damit der Same nicht allein für sie fruchtbringend, sondern auch den Nächsten teilhaftig werde.

 

Solche Menschen sind gleich den gedüngten Feldern, sie bringen reichliche Früchte und auf diesen Feldern blüht dann das Weizenkorn in schönster Form und die Frucht-Ähren werden gefüllt sein mit vielen Körnern oder göttlichen Taten und Worten der Liebe aus Mir. –

 

Deswegen, Meine lieben Kinder, habet wohl acht, die Zeit eurer Lebensdauer, die ihr Mir gewidmet habt, ist kostbar und eine Minute eures Lebens sollte mit einer guten Tat, mit einem guten Worte der Bruderliebe ausgefüllt werden.

 

Darum seid geizig mit eurer Zeit. Ich werde einst von euch Verantwortung fordern, wie ihr selbe benützt habt. Nehmet Meine Gnadenspenden nicht so lau, es ist viel Ernst in Meinen Worten und der ist am meisten verantwortlich, der Mein Wort kennt; denn wenn er es kennt und handelt doch dagegen, so ist er erst strafbar, während denjenigen, der von Meiner Ordnung nichts weiß, Ich doch nicht strafen kann, wenn er dagegen sündigt.

 

Warum machet denn ihr Menschen Gesetze und veröffentlicht sie?, weil ihr sagt, dass jeder das Gesetz wissen (kennen) muss, denn wenn er dagegen fehlt, ist er erst strafbar, wenn die Bekanntmachung des Gesetzes ihm nicht fremd geblieben ist.

 

So mache es auch Ich. Darum seid auf der Hut, vollziehet Meine wenigen Gesetze der Liebe, so viel und so oft ihr könnet, gehet euren Weg zu Mir unbeachtet aller Hindernisse fort und trachtet alle diejenigen Brüder, die Ich euch zuschicken werde, auf denselben Weg zu bringen, - so werdet ihr Mir stets eine Freude machen und einst erst begreifen, was es heißt, eine Seele vom Verderben gerettet zu haben. Denn ihr müsst bedenken, dass jede Seele ein kleiner Teil zwar, aber doch ein Teil von Mir ist, der durch eure Hilfe Mir wiedergegeben wurde!

 

Deswegen beachtet wohl, wo ihr den Samen hinleget und sollte er auch auf dürres Erdreich ohne euren Willen gefallen sein, vielleicht gieße Ich dann die Wasser Meiner Liebe und ewigen Lebens darüber aus, damit das dürre Erdreich mit der Zeit in fruchtbares verwandelt werden möge und das, was ihr nicht vollenden konntet, doch seinem eigentlichen Ziele näher geführt werde!

 

Seid Sämänner Meiner Lehre und Meiner Liebe in Taten und Worten und ihr werdet stets Mich als ersten Sämann zur Seite haben, der euch helfen wird, stets den Samen in euch selbst zur schönen Blüte zu gestalten, teils aber auch den ausgesäten Samen so gut und schnell als möglich zur Reife zu bringen vermittels Seiner väterlichen Gnade und unbegrenztem Erbarmen. Amen!

 

Dies sagt euch der erste Sämann, Der lebendigen Samen ausstreut in Ihn suchende Herzen! Amen! Amen! Amen!“

 

(Gottfried Mayerhofer, „Vom Samen auf verschiedenem Grund“, „Lebensgarten“, Lorber Verlag)

 

 

5. „Das Wild schreit nicht,

wenn es Gras hat…“

(Hiob 6,5)

 

Als du diesen Text lasest, zaudertest du zu schreiben, indem du dachtest, was wird denn da Gescheites herauskommen?

 

Du für dich und nach menschlichem Wissen betrachtet, hast recht so zu denken, dass hinter diesem Vers nicht viel stecke. Allein Ich will sehen, ob nicht Ich doch etwas herausbringe, das des Beachtens wert ist.

 

Wir wollen also auf den Vers übergehen, selben analysieren und dann aufs praktische und geistige Leben ihn anzupassen suchen.

 

Im Text heißt es: `Das Wild schreit nicht, wenn es Gras hat`. Was will das sagen? Es besagt, dass wenn das Wild seine Nahrung gefunden hat, danach es vielleicht schon länger suchte, so hört das Schreien und Jagen nach der eigentlichen Kost auf und nur die Kinnlade sowie in der Folge der Magen setzen ihre Bewegung fort. Desgleichen beim Ochsen, auch er wird stille, nachdem er sein Futter gefunden und übergibt sich ganz dem Genuss, den ihm sein Futter gewährt.

 

Nun, wie lässt sich dieses auf den Menschen anwenden? So, sage Ich, im weltlichen Sinne ebenfalls wie bei den Tieren, die hier oben erwähnt wurden.

 

Wenn die Menschen bei Tische sitzen und so lange sie ihre Nahrung einnehmen, so hört auch das Rufen oder begehrende Verlangen danach sowie auch die dem entsprechende Bewegung auf, Mund, Schlund und Magen ausgenommen. Gut, was tun aber die Menschen eigentlich, wenn sie essen? Ich meine da nur beim Essen aus Bedürfnis und nicht aus langer Weile oder aus (Gewohnheits-) Gefräßigkeit.

 

Sehet, die Menschen beim Essen, sei es aus Hunger oder Appetit, suchen durch das Mahl oder die Speisen das für ihren Körper in sich aufzunehmen, was sie zur Erhaltung desselben bedürfen, damit, wenn der Körper wieder gestärkt ist, auch die Seele ihr geistiges Tagewerk ungestört fortsetzen kann.

 

Nun gut, was die Menschen mit materieller Speise stärken, das sollten sie auch geistig tun, vorerst die geistige Speise für ihre Seele begehren und aufsuchen und dann, so sie selbe gefunden, sie in sich aufnehmen und Geist und Seele damit nähren, um so ihrem Ziele – Meine Kinder zu werden – näher zu kommen!

 

Dies ist der eigentliche geistige Entsprechungssinn dieses Verses. Aber es liegt noch ein anderer darin, nämlich, so wie das Tier, sobald es sein Futter gefunden, alles andere es umgebende und darunter vielleicht auch Angenehmes vergisst und sich ganz der Beschäftigung des Essens hingibt, wie es der Vers besagt.

 

Eben dasselbe sollten auch die Menschen tun und sobald sie das entsprechende geistige Futter gefunden haben, alles andere Weltliche vergessen und nur sich dieser Nahrung und der daraus erwachsenen Stärkung, d.h. dem Frieden und der Seligkeit der geistigen Ruhe hingeben.

 

Sie sollen es da machen wie die Tiere und durch nichts sich stören lassen, damit auch die eingenommene Nahrung ganz ihren Zweck erfüllt wie beim Tier. Sie sollen dieselbe in Ruhe geistig verdauen wie das Wild und der Ochs nach eingenommenem Mahle ruhig bleiben und der Verdauung ganz allein ihren regelrechten Verlauf lassen.

 

Allein die Menschen tun das leider nicht, sie nehmen zumeist diese geistige Kost, wie Ich selbe oft und viel aus den höchsten Himmeln für sie spende, so oberflächlich hin, das kleinste Ereignis der Welt stört sie, reißt sie heraus aus den wichtigen Betrachtungen, denen sie sich hingeben sollten, über ihren nunmehr zu führenden Lebenswandel, was eben der geistigen Verdauung entspricht. Hier beschämen die Tiere den Menschen oft genug, die in ihrem Kreise besser wissen, was sie zu tun haben, um als Tiere ihren Platz auszufüllen, welchen der Schöpfer ihnen angewiesen hat, als der mit solch großen Eigenschaften ausgerüstete Mensch.

 

Ebendeswegen wählte Ich diesen Text, um euch wieder auf eine andere Art ans Herz zu legen, dass Ihr Meine Kost nicht so leicht hinnehmen sollt, nicht wenn ihr beisammen seid und euch mit derselben beschäftigt, euch so leicht durch weltliche, oft sehr nichtssagende Dinge von der Hauptsache abziehen lasset. Denn noch immer muss Ich leider sehen, dass ihr nicht ganz begreifet, was das sagen will, Ich der Schöpfer alles Geschaffenen, komme zu euch, unterhalte Mich mit euch und belehre euch Selbst!

 

Wenn ein nur etwas Hochgestellter in eure Gesellschaft treten würde, wie viele Bücklinge und Höflichkeitsbezeugungen würdet ihr ihm erweisen, ja sogar eure Stimme würde in schöner klingenden Tönen und außergewöhnlichen Worten ihm antworten und demütigst fragen. Und was tut ihr denn, wenn Ich zu euch komme? – Wenn Ich euch überschütte mit dem größten Gnadenlichte, darum Meine Engel euch beneiden, erstens wegen der weisen und wichtigen Erklärungen, womit Ich euch alle Zweifel klar mache und zweitens, weil eben Ich Selbst in Person es bin, der sich die Mühe gibt, euch zu erziehen.

 

Und trotzdem – leget die Hand auf eure Brust, wie gleichgültig nehmet ihr oft Meine Worte hin und wie lange dauert günstigenfalls diese schöne Stimmung der Seelenruhe, die euch das angehörte Wort bewirkt hat?

 

Bekennet es nur selbst, da stehet ihr weit hinter den Tieren aus Hiobs Versen zurück. Diese nehmen die Speisen zu sich, verdauen selbe ganz ihrer Natur gemäß und alles, ja die ganze sie umgebende Natur ist dabei als nicht vorhanden für sie während dieser Zeit, worauf eine längere Ruhe folgt.

 

So sollet auch ihr es tun, wenn ihr Meine Speise geistig in euch aufnehmet, solltet ihr euch ganz in diese zwei Dinge vertiefen: erstens in den Inhalt des gegebenen und zweitens in den Gedanken, dass aus Tausenden Ich euch ausgewählt habe und euch stets mit neuer geistiger Nahrung das ins Herz grabe, dass, wollt ihr Meine Kinder werden, ihr es ganz und nicht halb, nicht oberflächlich dem Namen nach nur, sondern mit Geist und Seele es sein müsset, wollt Ihr Meines väterlichen Segens, der täglich über euch von Mir ausgeschüttet wird, auch wirklich ganz würdig werden! Amen!“

 

(Gottfried Mayerhofer, „Das Wild schreit nicht, wenn es Gras hat, und der Ochs blöckt nicht, wenn er sein Futter hat.“ (Hiob 6,5) „Lebensgarten“, Lorber Verlag)