„Sehet, Meine Kinder, es herrscht ein heiliges, großes Gesetz in der ganzen materiellen und geistigen Schöpfung, ohne welches diese nicht bestehen könnte, und dieses Gesetz hat zwei große, einzige Lebensfaktoren, der eine heißt (Willens-)Freiheit und der andere (ewige) Vervollkommnung.“


„Wo keine Freiheit ist, wäre keine Vervollkommnung, kein Fortschritt; und wo kein Fortschritt – kein Zweck; und wo kein Zweck – kein Endresultat.“



Der Mensch und die Schöpfung

 

Teil 1

 

Jesus:Schon mancher von euch und viele andere, denen Meine Worte nicht so zuteil geworden wie eben gerade euch, haben oft nachgedacht über das menschliche Leben; wie viele Leiden und bittere Erfahrungen den Menschen von Anfang an, von der Wiege bis zum Sarge begleiten, wie viele eitle Hoffnungen und Wünsche sich auflösen wie leichte Nebelgebilde in leeres Nichts, und so mancher dachte da in seinem Innern eben – zu was so viel des Bitteren auf einer so kurzen Spanne Zeit der menschlichen Lebensbahn!

 

Manche beschuldigten Mich der Grausamkeit, der Lieblosigkeit und wer weiß was noch. Manche andere leugneten Mir ab ein Gefühl für Schmerz und Leidwesen und manche endlich verleugneten Mich ganz, nahmen wie einst die Heidenvölker ein Fatum oder blindes Schicksal an, dem niemand entrinnen könne und das in seinem unaufhörlichen Rollen wie eine Kugel alles zermalmt, was ihm unter seine Wege kommt.

 

Dem Anscheine nach spricht vieles für die Gültigkeit solcher Annahme, wo am Ende der Verzweifler sogar auch das Dasein eines waltenden Gottes verwerfen muss.

 

Aber in der Wirklichkeit ist es nicht so, nur muss man die Dinge und Verhältnisse von einem anderen Standpunkt aus betrachten und beurteilen, als wie sie sich dem gewöhnlichen Weltverstand vorstellen und von ihm beurteilt und bekrittelt werden.

 

Wer die Welt von dieser Seite betrachtet, der kann freilich zu keiner trostreichen, freudigen Ansicht kommen; denn, wenn er auch eine göttliche Lehre von Gerechtigkeit, Wiedervergeltung, Belohnung oder Bestrafung annehmen möchte, so sieht er gerade von allem dem meistens das Gegenteil, und es verwirklicht sich ihm täglich mehr die Wahrheit so mancher im Volke eingewurzelter Sprichwörter, wie:

 

`Je größer der Lump, je größer das Glück!` oder: `Die großen Diebe lässt man laufen und die kleinen hängt man`; oder wie im ehelichen Leben: `Mann und Weib sind ein Leib, aber nicht ein Magen!`, wo der Mensch dann stets mehr fühlt, dass von den so schön geschriebenen Worten auf dieser Erde sich keines erfüllt, wie von der Wiege an Krankheiten dem jungen Leben drohen, mehr erwachsen, die moralischen Versuchungen zum Laster und zu allerlei Untugenden reizen;

 

. wenn er sieht, wie im Jünglingsalter, wo die schönsten Blumen blühen möchten, um den Lenz des physischen Lebens zu einem paradiesischen Garten umzugestalten,

 

. wenn er sieht, dass gerade dort die harte, erbarmungslose Hand der Welt alle diese Blumen knickt, damit sie verwelken, um nie wieder aufzustehen;

 

. wenn er sieht, wie dort alle Laster des berechnenden Verstandes blühen und von der Masse gerechtfertigt werden;

 

. wenn er sieht, wie einer auf den Schultern des andern emporsteigen möchte, wie ein jeder nur ans Herrschen, aber nicht ans Gehorchen denkt;

 

. wenn er sieht, wie alles nur ums Wohlleben und um die Befriedigung der menschlich-irdischen Bedürfnisse sich gegenseitig bekämpft und abplagt;

 

. wenn er sieht, dass je weiter man hinauf kommt in die höheren Kreise der menschlichen Gesellschaft, dort oben oft das eine Tugend ist, was bei den niederen Ständen ein Laster genannt wird;

 

. wenn er sieht, dass, will man in solch einer Welt fortkommen und sein Brot in Ruhe verzehren, wie ihr sagt, `man mit den Wölfen heulen muss` und alle sonstigen, edlen und schönen Grundsätze des Knaben- und Jünglingsalters über Bord geworfen werden müssen, wenn man nicht vor Hunger sterben oder als Narr vor der Welt erklärt werden will;

 

. wenn er endlich sieht, dass, ist ein Familienkreis gegründet, die Sorgen in seiner eigenen Kindheit, welche er dort seinen Eltern unbewusst bereitete, nun an ihn selbst herantreten, sich auch bei ihm fühlbar anmelden;

 

. wenn er dann sieht, wie ein mit großer Sorge, Kummer und Furcht erzogenes Kind durch Krankheit, später durch Entartung oder gar durch den Tod ihm entrissen wird;

 

. wenn er sieht, wie er oft nach allem, was er für seine Kinder tut, von ihnen nicht die geringste Anerkennung seiner Opfer, nicht einen Dankesblick, nicht ein Dankeswort empfängt;

 

. wenn er sieht, wie da der Sohn, dort die Tochter nur wartet, bis der Tod ihn aus der Welt schafft, damit der eine oder die andere das Erbe ungestört genießen könne, dass er im Schweiße des Angesichts und auch manchmal nicht gerade auf ganz rechtlichem Wege gesammelt hat, weil er dabei dachte: `Der Zweck heiligt die Mittel!`

 

Und wenn er so nun selbst dem Greisenalter näher gerückt ist, wenn seine physischen Kräfte und Fakultäten (Fähigkeiten) abnehmen,

 

. wenn Krankheiten sich einstellen (oft Folgen früherer Verirrungen),

 

. wenn er dann sieht, dass er, unbehilflich, den andern stets mehr zur Last fallen muss und so langsam dem Grabe entgegengeht, welches er fürchtet, weil es ein ihm unbekanntes Land bedeckt, indem es materiell sein Zunichtewerden, seine gänzliche Auflösung zu sein scheint usw. –

 

Wer gibt da dem gequälten Menschen nicht recht, wenn er von allen Hoffnungen enttäuscht, all der schönen Bilder seiner Jugend durch die spätere Laufbahn in der kalten Wirklichkeit beraubt, leer, mit sterilem  Gemüt und voll Erbitterung wegen der Enttäuschungen den Gott verfluchen will, der ihn in dieses Jammertal setzte, um mit Schmerzen geboren zu werden, mit Leiden zu kämpfen und mit schmerzlichem Todeskampf ihn wieder aus dieser Welt führt, die er nicht verstanden, weder bei seinem Eintritt und noch weniger sich klar gewesen bei seinem Austritt aus ihr, ihn endlich in ein Jenseits führt, von wo, wie er sagt, `noch niemand zurückgekehrt ist`.

 

So ist das Bild, welches die Welt einem Verstandesmenschen vorhält. So wie Ich es hier geschildert, hat so mancher schon Mich, die Vorsehung und sein eigenes Schicksal angeklagt; so hat so mancher im stillen Gebet, wenn auf ihn zu viel einstürmte, Mich um Abberufung aus diesem Leben angefleht!

 

Jeder glaubt, er habe am meisten geduldet, gelitten, geopfert; ein jeder glaubt, er hätte ein besseres Los verdient, weil er weit schlechtere als er ist alles das im Überfluss genießen sieht, was er sich als einziges Glück auf dieser Erde erträumt hatte. Und eben deswegen, weil solche Anklagen, solche Ideen noch in so manchem von euren Herzen stecken, eben deswegen wählte Ich diese beiden Worte, die bei diesem Diktat obenan stehen (Titel), um aus diesen wankelmütigen Herzen den letzten Funken der Anklage ihres Schicksals oder Meiner Führung zu verwischen, damit sie sehen, das hinter diesem vermeintlichen Bilde einer menschlichen Laufbahn der herrlichste Zweck und die größte Seligkeit verborgen liegen und dass nicht ein blindes Fatum, sondern eine liebende Hand eines allwaltenden Schöpfers, eines euch alle liebenden Vaters die Fäden spinnt, welche euch aus diesem Labyrinth von Kalamitäten heraus in Seine Arme, in Seine Himmel führen.

 

Sehet, Meine Kinder, es herrscht ein heiliges, großes Gesetz in der ganzen materiellen und geistigen Schöpfung, ohne welches diese nicht bestehen könnte, und dieses Gesetz hat zwei große, einzige Lebensfaktoren, der eine heißt (Willens-)Freiheit und der andere (ewige) Vervollkommnung.

 

Wo keine Freiheit ist, wäre keine Vervollkommnung, kein Fortschritt; und wo kein Fortschritt – kein Zweck; und wo kein Zweck – kein Endresultat.

 

Nun, als die große Schöpfung von Mir gedacht, geschaffen und verwirklicht wurde, da musste Ich, als Geist Geistiges schaffend, auch diesen Geistern das erstere Prinzip lassen, wollte Ich das andere erreichen; das heißt, Ich musste ihnen Freiheit, ja unantastbare Freiheit geben, sollten sie nicht Maschinen, sondern selbsthandelnde Wesen werden: Diese Geschöpfe mussten Wesen Meiner würdig sein!

 

Dass, wo jemand eine Macht an einen oder an viele verleiht, diese auch missbraucht werden kann, weil dieses in der Freiheit selbst begründet ist, das versteht sich von selbst.

 

Ich wusste also zum Voraus, dass Missbrauch von dieser Freiheit gemacht werden wird, ja gemacht werden muss!

 

Daher war schon im zweiten Lebensfaktor `Vervollkommnung` der Grund gelegt, dass bei Meinem Schaffen kein Stillstand, sondern nur eine Verbesserung eintreten kann, woraus also hervorgeht, dass, wer nur stehen bleiben will, während andere fortschreiten, rückwärts gegangen ist!

 

Denn wo Vervollkommnung, da muss auch ihr Gegensatz möglich sein – Verschlimmerung; wo Fortschritt – ist Rückschritt, wo Annäherung – ist Entfernen, wo Licht – ist Schatten, wo Wärme – ist Kälte, wo Bewegung – ist Ruhe, wo Leben – ist Tod bedingt.

 

Ihr seht also, dass nicht Ich das Böse erschuf, nicht Ich die Schattenseiten aller möglichen geistigen Eigenschaften in die Welt setzte als ordnungsmäßig; nein!, sie bildeten sich selbst durch das einzige große Grundgesetz Meines Ichs und Meiner Schöpfung, durch das große Wort `Freiheit`!

 

Wie nun diese Freiheit gebraucht und missbraucht wurde von Meinen erstgeschaffenen Geistern, wie sie noch bis auf den heutigen Tag gehandhabt wird, oft nicht zum Besten der lebenden Wesen und ihrer eigenen Bestimmung, das erseht ihr aus den vorangeschickten Klagen eines Menschen über seine irdische Laufbahn.

 

Nun wollen oder müssen wir annehmen, dass zwischen einem Schöpfer und Seinen geschaffenen Wesen stets eine ungeheure Kluft bestehen muss, die nie überschritten werden kann, wo, wie in eurer Mathematik die Asymptoten (krumme Linien, Kurven, die ewig sich einer Geraden nähern, dieselbe aber nie berühren), alles Geistige sich Mir ewig nähern, aber Mir nie gleich (nur immer ähnlicher) werden kann, so seht ihr das zweite große Prinzip – die Vervollkommnung – als unumgänglich notwendig aus dem ersten hervorgehen.

 

Die abgefallenen Geister, die sich zwar freiwillig von Mir entfernt und den verkehrten Weg angetreten hatten, konnten oder wollten nichts von Vervollkommnung, von Fortschritt wissen.

 

Um aber auch ihnen diesen Weg nicht gänzlich abzusperren, mussten sie in Verhältnisse gebracht werden, wo, unbeirrt ihrer eigenen Freiheit, sie umkehren können, wann sie wollen.

 

Hierzu nun wurde die materielle Welt oder das ganze Universum oder der materielle Schöpfungs-Mensch gegründet. In ihm wurden die Geister, nach dem Grade ihrer Böswilligkeit, in die Materie eingehüllt (Materialisierung*), Kämpfen, Versuchungen und Leiden ausgesetzt, erstens, um sie nach und nach zur Einsicht ihrer eigenen Fehler durch auf sie einwirkende Verhältnisse zu bringen und zweitens auf diese Art ihre freiwillige Rückkehr selbst einzuleiten.

 

*) Materialisierung siehe z.B. linke Randspalte unter „Einführende Texte“, Thema „Die Liebe als Urgrund allen Seins (unter 4., Warum eine Schöpfung, 4.1.)

 

Nun, so viel es Welten, so viel es Sonnen und Planeten gibt, ebenso viele Millionen und Millionen Abstufungen der Geister gibt es, die alle den Weg zu ihrem Schöpfer noch einst zurückmachen werden (zurücklegen) und überall könnet ihr sehen, ist das Prinzip `Freiheit` als Erstes und das Prinzip der Vervollkommnung (Fortschritt) als Zweites festgestellt.

 

Auch die in der Materie gebundenen Geister wollen sich befreien; die Befreiung führt zur Verwandlung der Materie, die weniger Schlechten wirken auf die andern ein, das ist das Zersetzen der Materie, ist ihre Verwandlung, ihre Auflösung.

 

Das Gröbere löst sich in immer Leichteres, das Festere in Weicheres auf, wo dann immer mehr der Wirkungskreis erweitert, die Einsicht des Verbesserns mehr klar, mehr gefühlt wird.

 

Von der groben, mineralischen Materie geht es zu den pflanzlichen Stoffen, die lebend, obwohl an einen Ort gebunden, bis auf wenige Ausnahmen doch schon freiere Geister enthalten; von den pflanzlichen zu den tierischen und von den tierischen zu den letzten in der materiellen Schöpfung, zu den menschlichen Geistern oder Seelen über.

 

Überall sind, wegen der Vervollkommnung, die Kämpfe mit der andern auf sie einwirkenden Welt, überall ein Streben nach oben, nach freier werden; überall bedingt die Auflösung oder Zerstörung den Schritt zu einer höheren Stufe.

 

Auch in der kleinsten Pflanzenseele sind Kämpfe durchzumachen, das Pflänzchen hat bis zum ausgewachsenen Baume mit allerlei Widerwärtigkeiten (seiner Wesenheit gemäß) zu kämpfen, wie auch der Mensch von der Wiege bis zum Grabe.

 

Jedes Tier lebt in dem nämlichen Falle, unmündig zur Welt kommend, bereitet es seinen eigenen Erzeugern Sorgen, hat dann alle Gefahren zwischen Elementareinflüssen und Feinden, die danach streben, seinen geistigen oder körperlichen Organismus zu zerstören, durchzumachen. Je höher das Tier steht, desto empfindlicher mehren sich die Gefühle bei solchen Gefahren und so weiter.

 

Während die niedrigsten Tiere, kaum dem Ei entschlüpft, schon so beschaffen sind, dass sie sich ihre Nahrung selbst suchen können, von einer Anhänglichkeit gegen ihre Erzeuger nicht viel oder gar nichts verspüren, entwickelt sich mit höher steigender Stufe das geistige Innere, dieses Gefühl für die Brut, die Sorge für die Ernährung der Jungen, die Schmerzen, wenn entweder gewaltsame Hände diese kleine Welt zerstören oder wenn andere Umstände die Entfernung oder Vernichtung derselben herbeigeführt haben.

 

Je höher das Tier steigt, desto tiefer, anhaltender und dauernder sind diese Zeichen einer höheren geistigen Stufe.

 

Es wiederholen sich zum Beispiel in einem Vogel ebenfalls alle Misshelligkeiten, welche der Mensch erfährt und weswegen er sein Schicksal als grausam anklagt. Auch diese kleinen, luftigen Bewohner eurer Atmosphäre haben ihre Leiden, ihre Kämpfe und ihre Befürchtungen.

 

Hilflos im Neste liegend, der Wiege gleich, hängen sie von ihren Eltern ab; dann einst von diesem Zwang befreit, gleichsam im Jünglingsalter, kommen die Gefühle der geschlechtlichen Vereinigung, Familienleben in Aussicht; da singt der Vogel seine Dankeslieder seinem ihm unbekannten Schöpfer, jubelt der aufgehenden Sonne entgegen, er freut sich seines Lebens, denn er kennt keine Gefahr.

 

Doch eben durch dieses Lautwerden seiner Brust gibt er sich auch seinen Feinden kund, überall lauert Verrat und Enttäuschung; es kommt die Zeit der Begattung und die Sorgen, die er seinen Erzeugern verursachte, fühlt er jetzt selbst; dann naht das Alter heran, wo das Nahrungssuchen und das den Gefahren Ausweichen schwerer wird; die Elemente wirken mehr schädlich auf ihn ein, er fällt unter ihrem Einfluss oder unter dem anderer Umstände dem Schicksal seiner Gattung anheim; alles geht bei ihm wie bei einem andern Wesen vor sich, nur eins weiß er nicht, was nur dem Letzten in der Schöpfung vorbehalten wurde, das heißt, er (als Tier) kennt den Tod nicht; er fühlt wohl, dass eine Verwandlung mit ihm vorgehen will, aber er weiß durch sein ganzes Leben kein ähnliches Gefühl – er floh bis jetzt nur den Schmerz, aber die Auflösung, die Transformation oder das Übergehen in eine andere Stufe zu etwas Höherem kennt er nicht.

 

Dieses ist nur den Wesen, die sich, ihres Ursprungs bewusst, Mir nähern sollten – diesen Wesen, die Ich nach Meinem Ebenbilde schuf, diesen allein ward es vorbehalten, nebst allen irdischen Leiden und Kämpfen das Bewusstsein des Todes zu kennen und eben diesem anscheinlich schrecklichen, für alle Sterblichen unausweichlichen Gaste mit kaltem Blut ins Antlitz sehen zu müssen.

 

Aber eben deswegen haben auch diese Wesen den höchsten Geist in sich, den Ich in materielle Geschöpfe gelegt habe, damit sie auch dem materiellen Vergehen ein ewiges Bleiben als Geist entgegenhalten können.

 

Um aber diesen höchsten geschaffenen Geist, das heißt eine Menschenseele zu erziehen, dass sie, Meiner würdig, Mir einst gleichen sollte und dass sie einst in Meiner nächsten Nähe bestehen kann, eben deswegen ist der Mensch von der Wiege an das unbehilflichste und am meisten der Fürsorge anderer überlassene Geschöpf; deswegen sind seine Versuchungen und Prüfungen so stark, damit überall, wo er sich ans Weltliche anklammern oder es zur Hauptsache machen möchte, es ihn stets zurückstößt, ihm sagend: `Was willst du von mir, Sprössling einer höheren, geistigen Welt; bei mir findest du nur Enttäuschung und Betrug, dort in jenem geistigen Reiche ist, was du bei mir vergeblich suchst!`

 

Deswegen die verschiedenen Zulassungen von allen möglichen Unglücksfällen, Entbehrungen, Beispielen, wo der eine momentan glücklich wird, der es nicht verdient, während der Unschuldige leiden, darben und dulden muss. Deswegen das göttliche `Wort`, die Lehre von einem schöneren, höheren Leben, damit der Mensch nicht verzweifle, wenn die Welt ihn hart behandelt, wenn er sich mit aller Gewalt in ihre Arme werfen möchte und sie ihn mit Hohn zurückweist, ihm zurufend: `Du bist nicht für diese, noch von dieser Welt!`

 

So gehen diese Prinzipien `Freiheit`, `Vervollkommnung` und `Fortschritt` wieder, auch im menschlichen Leben, ihren Gang.

 

Freiheit lädt zum Missbrauch derselben ein. Der Missbrauch, als gegen Meine Ordnung, straft sich von selbst und um zur Vervollkommnung zu gelangen, müssen diese Fehler gegen Meine Gesetze diese großen Enttäuschungen hervorbringen, wo am Ende der Mensch, notgedrungen freilich, wieder zu dem zurückkehrt, wovon er ausgegangen, das heißt – zu Mir!

 

Was ihm hier nicht gelingt, wird in der anderen, längeren Lebensdauer wohl ersetzt werden können.

 

Daher, Meine Kinder, klaget nicht die Welt, nicht die Verhältnisse, nicht Mich an, wenn Unglücksfälle euer Haupt treffen, eure Familien lichten: Es ist überall nur das zweite, große Naturprinzip, ohne welches nichts bestehen kann; es ist die notwendige, bedingte Vervollkommnung, die alles zu diesen Schritten antreibt, und wo Ich Selbst durch Mein Darniedersteigen auf diese Erde euch den kürzesten Weg gezeigt habe und welchen Ich jetzt durch Meine vielen direkten Mitteilungen*) euch noch bedeutend verkürzen will.

 

*) Bibel, Neuoffenbarung

 

Alles ist so angeordnet, um euer geistiges Ich zur Vervollkommnung des, wie alles in der ganzen materiellen Welt, auf einer niederen Stufe Stehenden aus den Ruinen dieser Stufen zu einer höheren zu führen, wo nach Auflösung des materiellen Lebens Meine Hand euch auf eine höhere, geistigere Stufe erheben will, wo ihr noch mehr Meine Macht, Meine Liebe und eure Mission erkennen sollt.


Begreifet es doch einmal, es liegt eine noch weit höhere, größere und schönere Welt vor euch, die ihr zu erringen habt und die ihr nur dann erreicht, wenn ihr, das Weltliche ganz außer Acht lassend, euer Schicksal geistig auffasset, es in Meine Hände legt und fest überzeugt seid, dass ein Vater nur liebend, aber nie strafend gegen seine Kinder handeln kann.

 

Dann gewinnt die Welt für euch ein anderes Ansehen. Lasset sie dem, dem die Welt ihre Ehre, ihr Geld gibt; die Welt gibt ihm dieses, aber Ich nehme ihm dafür seinen geistigen Schatz; der Weltschatz wird zerstäuben unter den Verhältnissen der Welt, die im großen Ganzen ebenfalls ihrem Vervollkommnungsprozess entgegengeht, wie jeder einzelne Mensch.

 

Ihr aber, Meine lieben Kinder, bleibet bei eurem geistigen Goldbergwerk im Innern eures Herzens! Dorthin nur dringt die Welt nicht; dort herrscht ein anderes Prinzip, und das heißt: das von Mir für alle Schöpfungen gegründete Prinzip der geistigen Freiheit!

 

Wenn ihr diesem huldigt und geistig euch vervollkommnen wollt, so bleibt der Fortschritt dann nicht aus, der euch von der Welt weg stets näher zu Mir führt, und wo ihr den Weltsorgen und weltlichen Unglücksfällen nur so viel Wert beilegen werdet, wie sie eigentlich haben, um euer Inneres wieder um einen Schritt vorwärts zu bringen.

 

Daher bewahret eure geistige Freiheit, werdet vollkommen wie euer Vater im Himmel ist und eure Mission wird erfüllt und ihr werdet ganz Mir, eurem Schöpfer und Vater, würdig sein! Amen.“

(Sg.01_017,01 ff)

 

Teil 2

 

Wenn ihr die menschliche Gestalt aufmerksam betrachtet und nebenbei noch in Erwägung zieht, dass die Form des Menschen als Letztes in der ganzen Schöpfung dasteht, nach dem alles ringt, zu dem alles treibt, und welche Form Ich als `Mein Ebenbild` bezeichnet habe, so müsset ihr euch doch denken, dass dieser Form und auch der inneren Einrichtung des menschlichen Baues eine große, geistige Grund-Idee zugrunde liege, die der Typus und das Endziel alles Geschaffenen ist; ihr müsset doch öfter in einsamen Stunden bemerkt haben, dass so mancher Gedanke darauf hingezielt hat, eben dieses Rätsel und sein `Warum` zu entziffern.

 

Jetzt will Ich euch wieder ein kleines Stück Meiner Weisheit aufdecken, damit wieder neuer Impuls in euch kommt und ihr wieder, und zwar von einer anderen Seite, euren Vater als Schöpfer und höchstes Wesen kennenlernen möget. Ich tue das, damit nicht Erschlaffung in eurem Fortschreiten eintritt und ihr euer Herz dem Geistigen mehr als dem Weltlichen zuneigen möget!

 

Sehet, Meine Kinder, schon oft habe Ich euch gesagt: Alles, was geschaffen wurde, hat einen geistigen, höheren Zweck! Jetzt muss Ich euch noch nebenbei dazufügen, dass unter allen möglichen Formen und Organismen eine geistige Wahrheit, eine geistige Idee verborgen liegt, die nur so und nicht anders sein kann, weil Ich als höchstes, geistiges Wesen ja nur hohe geistige Wahrheiten und Ideen haben und diese nur als Gott in alles Geschaffene legen kann! Denn wäre es nicht also, dann wäre Ich kein Gott, kein höchstes Wesen und vielleicht von manchem großen Engelsgeist erreichbar, vielleicht sogar übertreffbar. –

 

Aus diesem Grunde sind also alle geschaffenen Dinge und Wesen, die in der ganzen materiellen und geistigen Schöpfung existieren, nur Ausdruck Meiner höchsten Weisheit und es würde viel Papier verschrieben werden müssen, wollte Ich euch nur das kleinste Ding in seiner materiellen und geistigen Wichtigkeit erklären, denn wenngleich auf eurer Erde viele Menschen sich mit Forschen in allen Gebieten der Wissenschaften abgeben, so ist doch keiner unter ihnen allen, der bei einer Form oder Einrichtung nur ein einziges `Warum` gerecht und bündig erklären könnte. –

 

Was beim kleinsten Atom im großen Äther der Fall ist, das ist ebenfalls überall. Überall ist Meine Weisheit, Mein Grundgedanke des Schaffens verborgen und überall, wenn eure Gelehrten fragen möchten: `Aber warum so und nicht anders?`, ertönt ihnen keine andere Antwort als: `Weil es eben so sein muss!`

 

Dass diese Antwort wenigen genügen kann versteht sich von selbst, allein sie müssen sich mit dem begnügen, da nichts anderes herauszufinden ist.

 

Wie oft handle Ich ihren mathematischen, mechanischen oder chemischen Gesetzen zuwider und was kommt am Ende überall heraus? Dass ihre Lehren, so gescheit sie oft ausgedacht sind, doch nur Produkte eines Menschenverstandes und nicht eines höheren Wesens, eines göttlichen Schöpfers sind.

 

Die Menschen schuf Ich begrenzt, in gewisse Schranken eingeengt, aus denen sie auf weltlichem Verstandeswege nicht herauskommen können, sondern nur in einem Kreise herumgehen, wo sie von dem Unerklärlichen ausgegangen, wieder zu dem Unerklärlichen zurückkehren müssen, und die ägyptische Götterlehre der Isis oder Göttin der Weisheit stets wahr bleibt, wo es hieß:

 

`Kein Sterblicher kann den Schleier der Wahrheit lüften und fortleben!`

 

Die Ägypter wussten wohl, was sie mit diesen Worten sagen wollten; nur die jetzigen Gelehrten verstehen es nicht, denn die Ägypter standen der Wahrheit zu nahe, als dass sie nicht genug gewusst hätten, dass mit dem Spekulationsgeiste der Vernunft nicht gar weit zu kommen ist und dass, will man weiter dringen, man mit dem Herzen sich in die Schöpfung vertiefen muss, dort den Geistesfunken*), ähnlich dem nämlichen, den Ich in jeden Menschen legte, erst herausfinden muss, um dadurch dann eine leise Ahnung von dem zu erhalten, was nicht Begriffs-, sondern nur Gefühlssache sein kann!

 

*) Siehe linke Randspalte unter „Texte der Neuoffenbarung zu…“, Thema „Über den Gottesfunken im Menschen“: „In diesem (jedem) Atom ist ein Funke von Mir eingeschlossen; denn Ich habe es erschaffen, es muss also etwas von Mir und ebendeswegen nur Meine Eigenschaften besitzen.“

 

Wer dort angelangt ist, wer seinen göttlichen inwohnenden Geist zu wecken und ihn mit seiner Seele zu vereinen weiß, für den gibt es kein Geheimnis mehr, er sieht die Schöpfung durchsichtig wie ein Glas mit Wasser gefüllt; er sieht das geistige Wirken, erkennt leicht die einfachen, aber großen Gesetze, welche alles erschufen, alles erhalten und alles zu höheren Stufen treiben; er erkennt Meine Liebe in Meinen Werken, er ahnt Meine Größe; und wenn auch bei jedem Blick tausend `Warum` aufsteigen, so gibt ein Blick zu Mir ihm die ganze Seligkeit eines Kindes zu genießen, welches dort erfährt, dass alle diese Wunder, alle diese Welten nur für ihn, das kleine schwache Ebenbild seines großen, überguten Vaters und Schöpfers, ins Leben gerufen worden sind!

 

So begreift denn der wiedergeborene, geistige Mensch*) seinen Vater und sich selbst und sinkt in Andacht und Anbetung vor Ihm nieder, der, in Staub und Erde eingehüllt, Seinen göttlichen Funken herlieh, die Wunder alle zu beschauen und zu begreifen, die nur für diese höchste und letzte Idee, den Verein aller andern, die menschliche Form und menschlich geistige und materielle Organisation geschaffen wurde.

 

*) …„Darin  besteht die geistige Wiedergeburt im Menschen, dass er Gott stets mehr und mehr erkennt und sonach auch stets mehr und mehr liebt.“ (GEJ.07_01, 4)

„Die `Wiedergeburt der Seele` ist `ein Hindurchdringen des Geistes in die Seele.` Aber das `gemeinschaftliche, ewige Zusammenwohnen Gottes mit Seinen Kindern ist die Wiedergeburt des Geistes`.“ (GEJ.11_052)

 

Damit also ihr doch wenigstens in leiser Ahnung erschauen könnt, was euer Körper und seine Einrichtung Geistiges in sich trägt, damit ihr doch in kurzen Abrissen nur erblicken möget, was dieser Körper, den ihr auf so kurze Lebenszeit mit herumschleppt, der euer geistiges und seelisches Gewand verdeckt und welchen Körper ihr so oft missbraucht, so will Ich wieder eine andere geistige Fernsicht Meines Schreibers euch kundgeben, damit ihr in diesem Bilde wieder Mein und euer Ziel erkennen sollt; so höret also:

 

Der menschliche Körper, so wie ihr ihn vor euch seht, mit seinen Millionen und Millionen von Verschiedenheiten im einzelnen Individuum, ist der Abdruck Meiner einzigen und höchsten Schöpfungs-Idee, ist das Ebenbild Meines geistigen Ichs verkörpert!

 

Denn auch alle Geister bis zu den größten und nächsten bei Mir, sie alle haben diese menschliche Form; nur ist die Ausbildung dieser Form, ihre Schönheit noch so weit ausdehnbar und erhaben, dass ihr euch nicht einmal von den nächsten geistigen Wesen über euch, geschweige erst von jenen Gestalten eine Idee machen könnt, wo die äußere Form der höchste Ausdruck des inneren, geistig Erhabensten ist.

 

Diese menschliche Form, die, wie ihr wisst, sogar die materielle Welt als letzten Typus, als großen Weltenmenschen, in dem sich Myriaden von Sonnen bewegen, ausdrückt – diese Form, in welcher auch alle geistigen Himmel wieder zu einem Ganzen abgeschlossen sind, diese Form hat überall die nämliche geistige Bedeutung, ihre einzelnen Teile die nämlichen, dem Geistigen entsprechenden Ausbildungen und Funktionen. Und überall, wo ihr nur anfangen wollt, würdet ihr sehen, dass nur eine Grundidee und ein Grundprinzip Meiner höchsten Weisheit einfach und klar durchleuchtet, da mit kleinen Mitteln die größten Zwecke erreicht sind.

 

Sehet, wie alle Hülsengloben*) eine dichtere Atmosphäre umgibt und so die ganze materielle Welt als ein isoliertes Ganzes in den unendlichen Äther-Raum hinausstellt, wo dieser große Weltenmensch auf einer zu durchlaufenden Bahn stets neues Leben erhält und seinen inneren Teilen dasselbe mitteilt – ebenso ist die Haut bei allen geschaffenen, lebenden und nicht lebenden Wesen das, was sie als einzeln dastehend vom Ganzen absondert und so deren Auflösung in die große materielle Welt verhindert.

 

*) „Hülsenglobe“ ist die Benennung der Zusammenfassung von Dezillionen mal Dezillionen Sonnen, die als Zentralsonnen erster, zweiter, dritter und vierter Klasse mit den zahllos vielen Planetarsonnen, wie die unserer Erde eine ist, sich alle um einen gemeinsamen, unermesslich großen Mittelpunkt, der auch eine nahe endlos große Hauptmittelsonne ist, in großen und weitgedehnten Bahnen bewegen. – Aber zahllos viele solcher Hülsengloben, die für uns Menschen in undenkbar weiten Entfernungen voneinander abstehen und den ewig unendlichen Raum erfüllen, führen den gemeinsamen Namen „Der große Weltenmensch“. – Dies zum leichteren Verständnisse des Morgenberichtes der zwei Engel an Jesus, den Herrn der Unendlichkeit. (Jakob Lorber)

 

Unter der Gehirnschale, welche sich halbkugelförmig oder mehr ellipsenartig über den Sitz des menschlich geistigen Lebens wölbt, unter dieser Schale, als Knochengebäude das Härteste, lebt und webt das zarteste Organ, das Gehirn mit seinen geistigen Funktionen.

 

Dass die Schale halbkugelig oder gewölbt geformt ist, deutet darauf hin, dass als Halbkugel sie geistig innerlich einen Mittelpunkt hat, von welchem aus sie geformt oder als Ellipse eigentlich zwei Brennpunkte besitzt, wovon der eine im Vorderhirn, der andere im Hinterhirn liegt.

 

Im Vorderhirn, dem Sitz der Intelligenz, tritt das Außenleben mit dem Innenleben in Verbindung, so zwar, dass seine geistigen Fenster, die Augen und Ohren, ihm die Eindrücke der Außenwelt überbringen, während im Unterteil des Kopfes der Sprachapparat die inneren Eindrücke der Außenwelt kundgibt.

 

Das Hinterhirn, als weltlicher Brennpunkt, besorgt die Funktionen des materiellen Fortbestandes, treibt die Maschine zum Ausbilden des Körpers, zu seiner Erhaltung und Fortpflanzung an.

 

Was das Vorderhirn bei Menschen und auch bei Tieren ist, das sind im großen Weltenkomplex große Weltalle, welche ebenfalls die nämlichen Funktionen haben wie hier im Kleinen.

 

Die Atmungswerkzeuge, wie im Kopf die Nase und der Mund, sind Respirationskanäle, einesteils zur Verbindung der Außenwelt mit dem inneren Organismus, teils auch, besonders der Mund, Mittel, nebst weltlicher Erhaltung auch, was noch wichtiger ist, geistigen Stoff herausfördernd – durchs Wort, durch den Ton zu bekräftigen, dass eine materielle Hülle ein noch weit Geistigeres umgibt, welche mit ihrer Ausbildung auch zur Vervollkommnung des Geistigen beiträgt.

 

Was dann die Lungen, das Herz, letzteres als allgemeine Triebfeder der ganzen Maschine, den Magen, die Leber und die Milz anbelangt, so sind ihre Funktionen alle geistig ausgedrückt.

 

Erstens die Lunge – Empfangsort des von außen in sie einströmenden Lebensstoffes, wie im geistigen Menschen die geistige Wahrheit; die Lunge ist ebenfalls der Ort, wo materiell Verbrauchtes durch geistig Neues gewechselt wird, im geistigen Menschen der Ort der Ausscheidung zwischen bezähmten Leidenschaften und neu erworbenen Tugenden.

 

Das Herz als allgemeines, einziges Lebensprinzip, der ewige unermüdliche Beweger oder Motor, der an alle Teile stets nur Neues abgibt, das Alte gern übernimmt, weiterbefördert – dieses Herz, geistig betrachtet, ist ebenfalls der Sitz des ewigen geistigen Wirkens, der Sitz der ewigen geistigen Tatkraft, die den Menschen (den geistigen) stets antreibt weiterzugehen, auszuscheiden, was in ihm Schlechtes ist und es durch Besseres zu ersetzen. Dieses Herz ist als einziger Lebenspunkt der Herd und Sitz der Seele und des von Mir hineingelegten Geistes.*) In seiner Form, breit oben (gefäßartig) und spitz unten auslaufend, bezeichnet es, dass das menschliche Leben auf breiter Basis angefangen und in spitzer oder zugespitzter Form auf einen Zielpunkt hinarbeiten solle!

 

*) „Um nun zu deiner Ansicht Meines Ichs überzugehen, so sage Ich dir, dass wie in deinem Körper die Nerven alles beleben, alles erhalten und ein Nervenkomplex in der Nähe des Herzens, der Lunge und des Magens – der hauptsächliche Zentralpunkt des allgemeinen Lebens ist, von wo aus alles ernährt und geleitet wird, derselbe auch – was das vegetative Leben anbetrifft – eher als der wirkliche Sitz der Seele angenommen werden kann. – Ihr heißet dieses Zentrum `Sonnengeflecht` oder Sitz der unwillkürlichen Bewegung.“ –

(Siehe linke Randspalte unter „Texte der Neuoffenbarung zu…“, Thema „Von den sieben göttlichen Eigenschaften“)

 

Die Leber, als Scheidungs-Apparat der galligen Teile vom Blut, die darin unbrauchbar geworden, doch beim Ernährungsprozess als Anreger des Verdauens und Scheidens in die primitiven Elemente nötig sind, sie gleicht im geistig-seelischen Menschen dem menschlichen Lebenslauf, wo ebenfalls das Bittere ausgeschieden, doch zur Erhaltung und richtigen Beurteilung des Lebenswandels notwendig ist; denn ohne bittere Erfahrungen gäbe es keine geistige Erhebung, ohne das Bittere, Zusammenziehende gäbe es kein freudiges, seliges Erweitern oder Ausdehnen der menschlichen Gefühle, weit über die Grenzen des materiellen Lebens hinaus.

 

Was den Magen anbetrifft, den Erhalter des materiellen Lebens, den Aufnahmeort von so verschiedenen Produkten, um aus ihnen dann das für den Körper Notwendige herauszufinden, so entspricht er geistig dem Kreise der Taten und Eindrücke der Außenwelt auf den menschlichen Geist oder seine Seele.

 

Wie im Magen die Speisen sich vermischen, dann im weiteren Verlaufe der Verdauung, jedoch in anderen Verbindungen, als wie sie in den Magen geschafft wurden, sich wieder trennen, ebenso sind das Tatenleben und die Eindrücke von außen das Material, aus dem sich die Seele ihre geistige Hülle aufbaut. Auch sie nimmt alles auf, was von außen auf sie eindringt. Sie scheidet dann aus, reinigt durch bittere Erfahrungen gewitzigt das übrige, und stets kämpfend und das Gute vom Schlechten absondernd, behält sie das Bleibende, nie Verwesende und scheidet, wie in den Gedärmen, am Ende das Überflüssige, nicht mehr zum Leben Gehörige aus.

 

Die Milz, dieser Feuerherd und Beleber des Blutes (durch Elektrizität), welcher gleich einer elektrischen Batterie das Blut mit neuem Wärmestoff schwängert und so zum Leben verbreiten mithilft und am meisten beiträgt, denn ohne Wärme kein Leben; dieses ist im geistigen Menschen die Liebe, die allumfassende Liebe, die dem geistigen Menschen die geistige Wärme oder das geistige Leben gibt; denn wo keine Liebe, da ist keine Wärme, wo keine Wärme – kein Leben!

 

So entsprechen durchgängig alle anderen Organe und ihre Funktionen geistig den nämlichen geistigen Bedürfnissen des Menschen ohne körperliche Hülle.

 

Die Organe, ihre Formen und ihre Einrichtungen sind stets nur immer die Wiederholungen einer und derselben Form, der Ei oder Ellipsenform, und ein und derselben Kraft, der anziehenden oder abstoßenden; was geistig genommen ebenfalls in Meinem eigenen Ich die Liebe als anziehende Kraft und die Weisheit als modifizierender (formender, umformender) Faktor derselben ist. In dieser Ellipsenform bin auch Ich ein Brennpunkt, um welchen sich alles bewegt und zu welchem alles hinfliehen möchte, wäre nicht der andere Brennpunkt, die Materie, die wieder von Mir abzieht, die wieder bindet, was sich gelöst, um es dann in neuer, höherer Form wieder zurückzugeben.

 

Aus diesen drei Faktoren: Ovalform, Magnetismus und Elektrizität, besteht das ganze Universum, bestehen alle organischen und unorganischen Wesen, bestehen alle Formen und inneren Einrichtungen derselben, besteht der große Weltenmensch, der noch größere Himmelsmensch und bestehen Meine Engelsgeister; alle sind Abdrücke, wie ihr in Menschengestalt, dieser geistigen Formen, gepaart mit Liebe und Weisheit.

 

Alle einzelnen Teile eures Körpers, vom Knochenbau angefangen bis zum letzten Blutkügelchen, sind teils Ellipsen, teils dieser entnommene Formen, der geistige Ausdruck Meines Zentralwesens als alleinherrschender und regierender Gott, wie auch in den Weltenbahnen das nämliche System befolgt ist; auch dort steht eine jede Zentralsonne in einem Brennpunkt als geistiges Zentrum, um den die andern Welten und Erden kreisen müssen.

 

Ich bin der Zentralpunkt der ganzen geistigen und materiellen Schöpfung – ihr seid der Zentralpunkt alles Geschaffenen, zu euch drängt alles, nach eurer Form strebt alles, wird alles in Stufen weiterbefördert.

 

Wie ihr als Menschen, als letzte Schöpfungen der materiellen Welt, Meinen Willen, Meine Gesetze und eure hohe Bestimmung ausdrückt, der ihr nachkommen sollt, so stehe Ich als Zentralpunkt alles Geistigen einzig und allein da – auch zu Mir drängt sich alles, nach Mir sehnt sich alles, und Mich zu erreichen geht alles seinen planmäßigen Gang. So ist ein ewiges Fortschreiten begründet. `Aufwärts!` und `Vorwärts!` ist der Ruf, der durch alle weiten Räume der Schöpfung tönt.

 

Mühsam ringt sich das kleinste Infusionstierchen hinauf bis zu einer höheren Klasse; Millionen von ihnen sind die Unterlage eines höherstehenden Wesens; die Sinne, welche den Menschen über alles Geschaffene hinausstellen, liegen dort noch verborgen, nur ein oder der andere wird stufenartig ausgebildet. So geht es aufwärts und vorwärts, in der Materie Gebundenes befreit sich, bindet sich unter neuen Verhältnissen zu neuen Formen und so geht es fort und fort; zum Höchsten der materiellen Schöpfung – zum Menschen drängt alles, ihn sucht alles zu erreichen. Allein wenn auch angekommen an der letzten Stufe der tierischen Intelligenz, eine weite, unübersteigliche Kluft trennt das letzte Tier vom ersten Menschen. Es ist die nämliche Kluft, wie vom letzten Engelsgeiste bis zu Mir: eine Annäherung ist möglich, aber keine Erreichung. –

 

So wie das Tier nur im Verein mit vielen anderen Seelen aus dem Tierreich erst zu dem materiellen Bau des menschlichen Körpers mitwirken und so auf diesem weiten Wege sein Ich mit dem des Menschen identifizieren kann, so ist es auch mit den Engelsgeistern und nächsten Wesen in Meiner Nähe, auch sie können nur in Meiner geschaffenen Geisterwelt die höchsten Stufen einnehmen, am nächsten Mir sich nahen; aber mit Mir (absolut) eins werden nicht; was eigentlich (auch) nichts zur Sache hat, denn ein allerhöchster Geist genießt schon eine solche sättigende Glückseligkeit wie er keine andere weder verlangt noch auch ertragen könnte!

 

So, Meine Kinder, lernet begreifen, wie das Geistige überall der Hauptgrund und das Hauptprinzip alles Geschaffenen ist.

 

In allen Formen liegt der nämliche Gedanke Meiner Allmacht mit Liebe verbunden verborgen; überall gilt das nämliche Gesetz, welches eure Knochen formt, euch ein liebliches Äußeres gibt oder welches Weltenalle zusammenhält. Fraget nicht nach dem `Warum`, es ist nicht für Geschaffene erklärbar. Sehet euer Auge, in welchem die ganze materielle Welt sich abspiegelt, mit welchem ihr Kunde erhaltet von den Schöpfungen Meiner Liebe, sei es in eurer nächsten Nähe, sei es von Welten, deren Lichtstrahl euer Auge erst nach Tausenden von Jahren trifft!

 

Sehet, wenn ihr da fragen wolltet, aber warum denn eine gläserne, warum denn eine wässrige Feuchtigkeit, warum eine Kristall-Linse, warum die schwarze Netz-, warum die Regenbogenhaut, warum alle diese Stoffe und Körper, und diese erst auch noch wieder aus anderen kleinen Atomen zusammengesetzt – da, Meine Kinder, kann Ich euch nur sagen, weil es eben so und nicht anders sein musste. Das `Warum` in Meinem Sinne zu begreifen, müsstet ihr wie Ich Götter sein, ausgestattet mit der nämlichen Weisheit und Tatkraft wie Ich Selbst!

 

Begnüget euch daher mit dem, dass Ich euch Organe gegeben habe, damit ihr Meine Schöpfungen bewundern und ihre Harmonien vernehmen könnt; begnüget euch mit dem, was ein liebender Vater Seinen Kindern gegeben hat, damit sie durch Seine Werke Ihn lieben, Ihn schätzen und verstehen lernen; den Schleier der göttlichen Schöpfungswahrheit kann kein geschaffenes Wesen lüften. Lasset ihn unberührt und denket, dass ein Vater seinen Kindern ebenfalls nur so viel sagt und sie lehrt, als ihrem Verstande angemessen ist.

 

Würde Ich euch ein kleines Ding erschöpfend erklären wollen, was glaubet ihr denn, dass das Endresultat davon wäre? Sehet, Ich will es euch mit wenigen Worten sagen:

 

Ein kleines Ding für eure Augen würde Ich in noch kleinere Dinge zerteilen, diese kleinen Teile würden wieder teilbar sein, mit jeder Teilung würden andere Formen, andere Substanzen sich zeigen, in die Unendlichkeit sich zwar stets verändern, zerteilen lassen, aber doch kein Ende je haben! –

 

Wenn ihr nun da fragen wolltet bei jeder Zerteilung – Warum? bei jeder Veränderung – Warum? Was würde da herauskommen? –

 

Sehet, es würde am Ende herauskommen, dass ihr Mich bitten würdet, aufzuhören zu erklären, zu zerteilen; denn es würde die zweite, dritte Veränderung oder Teilung schon über euer Begriffsvermögen weit hinausgehen! –

 

Daher lasset Gott, was Gottes ist! und bleibet bei dem, was ein Mensch und später ein Geist, fassen kann, das heißt: bleibet bei der Liebe zu Mir! so wie ein geschaffenes Wesen Mich lieben kann; eure Liebe ist gegen die Meine ebenfalls wie Endlichkeit zur Unendlichkeit. Liebet Mich!, beweiset es in euren Taten! und ihr werdet dann ahnen können mit dem Herzen, was euer Verstand nie fassen kann.

 

So beurteilt die Form des Menschen, ihre geistigen Entsprechungen, und ihr werdet finden, dass überall nur Meine Vaterhand liebend alles so gestaltet hat, dass ihr den Weg zu Mir finden könnt und Ich, durch eure Liebe beseligt, wieder in reichem Maße vergelten kann, was ihr als Meine Kinder während eures Lebenslaufes Mir zum Opfer bringt.

 

Seid ihr bei Mir, verstehet ihr die Geistersprache in Form und Wort, dann wird euch die Harmonie in allem leicht einleuchtend sein und dann wird ein kindliches Gemüt im Aufblick zu Mir mehr ahnen und wissen als ein gelehrter Weltweiser, der jahrelang seinen Kopf mit Wissenschaften füllte und sein Herz dabei leer gelassen hat. –

 

Dass eine geistige Idee, nur von einem Geiste wie Ich kommend, in allem Geschaffenen liegen muss, ist ja einleuchtend; dass aber diese geistige Idee nicht stets durchschaut werden kann von niedereren Geistern als Ich Selbst bin, ist ebenfalls natürlich. –

 

Haltet doch ihr auf eurer Erde die Konsequenz für eine Haupteigenschaft des menschlichen Geistes; wer hat denn diese Idee in euch gelegt? Sehet, die Konsequenz Meiner Schöpfung war es, die euch zu ihr hinführte. Wollet ihr konsequent und beharrlich im Durchführen eines Planes sein, warum sollte Ich es nicht sein, Der eher war, als nur ein Wesen je geschaffen wurde und Der sein wird, wenn alle materielle Einkleidung aufgehört hat und nur Geistiges, Mir gleich, fortbestehen wird.

 

Daher trachtet auf geistigem Wege zu ahnen, was im Materiellen verborgen liegt und ihr werdet stets finden, dass ein Gott, der solches schuf, nur ein Gott der Liebe ist und sein kann, der natürlich Seine geschaffenen Wesen ebenfalls nur deswegen ins Leben rief, damit sie alle Ihm wiedergeben, was Er für sie nur allein gebildet hat.

 

So sah Mein Schreiber den innigen Verband der großen Schöpfung mit der Form eines Menschen, so waren ihm alle inneren Teile wie durchleuchtet hell und verständlich; er staunte stumm das Geschaute an, sein Herz füllte sich mit Liebe zu Mir, die Liebe erleuchtete ihn stets mehr und mehr; klarer und lichter traten die Formen auf, er erkannte immer mehr die weisen Einrichtungen seines eigenen Ichs; er erkannte das sanfte Band, das die geistige und materielle Welt verbindet, erkannte Meine Liebe und Gnade, die es ihn ahnen und fühlen ließ. –

 

Jetzt, wo es geschrieben steht, was er in jener Stunde genossen hat, jetzt ist es an euch: Erhebet auch ihr euch von dem Weltschlamme, schüttelt den Staub des Eigennutzes von euren Füßen! Erhebet den Blick nach oben, auf dass auch euch eine solche Stunde der Wonne und des Friedens zuteilwerde! Dieses ist Mein Zweck, weswegen Ich euch diese von Meinem Schreiber erlebte Stunde als Gemeingut gebe; trachtet danach – Mich zu lieben, wie Ich es eigentlich will, und auch gewiss verdiene; dann werdet auch ihr genießen in Meinem geistigen Reiche, was das Weltliche euch nicht geben kann.

 

Dieses ruft euch euer Vater zu, der schon so viel euch gespendet hat und noch mehr zu geben gesonnen ist; es genügt, dass ihr es nur ernstlich fassen wollet und nicht bloß oberflächlich in Wonne schwebet, sondern es tatkräftig in euer praktisches Leben aufnehmt; dies ist Mein Rat, die Befolgung ist bei euch, wozu euch Meine Hilfe und Unterstützung nicht fehlen soll! Amen.“ (Sg.01_018,01 ff)

 

(Gottfried Mayerhofer, „Der Mensch und die Schöpfung“, „Schöpfungsgeheimnisse“, Lorber Verlag)