"Nicht immer wird die Zeit währen, wo der Mensch auf sein bisschen Verstand stolz Meine Macht verleugnen oder Mich ungestraft kritisieren kann!“



Über „Das Leben“ und “Die Zeit“

 


1. Das Leben

2. Die Zeit

 


1. Das Leben


(„Das Leben“, empfangen 1871 durch Gottfried Mayerhofer als  „Eine Weihnachtsgabe für Materialisten und Atheisten“, leicht gekürzt)

 

Jesus: … „Heute will Ich euch von etwas anderem, nämlich von dem Leben, über welches ihr auch schon manche Aufklärungen erhalten habt, eine tiefe, geistige Seite zeigen, welche, wie es der Titel des heutigen Wortes sagt, für diejenigen Menschen bestimmt ist, die vermöge ihrer schwachen wissenschaftlichen Erkenntnis Meiner Natur und ihrer eigenen, Mich gerne aus selber hinausdisputieren und wo möglich sich selbst als Götter der gläubigen Menge hinstellen möchten!

 

Ihr werdet Mich fragen: `Aber warum, Vater, willst Du den Tauben predigen?, sie lesen ja diese Worte doch nicht und wenn sie selbe auch lesen, so schenken sie ihnen keinen Glauben!`

 

Ich antworte darauf: `Was nicht ist, kann werden!`

 

Nicht immer wird die Zeit währen, wo der Mensch auf sein bisschen Verstand stolz Meine Macht verleugnen oder Mich ungestraft kritisieren kann! Sie mögen ihre besseren Herzensstimmen übertönen wie sie wollen, es werden doch Verhältnisse auch in ihrem Leben eintreten, wo all ihr gelehrter Kram nicht ausreichen wird, ihnen Trost und Ruhe zu verschaffen und dann mögen sie, wenngleich erst spät, sich erinnern, wie oft sie `den Fleck neben`s Loch` gesetzt haben.

 

Ihr müsset bei allen Meinen Worten stets bedenken, dass ihr die Hauptsache seid, warum Ich diese vielen Aufklärungen über Mich, Meine Schöpfung und euer eigenes Ich und eure Bestimmung als Menschen gebe, sondern dass, so wie einst die aufgezeichneten Worte während Meiner Lehrjahre eben nicht nur für Meine Jünger und dortigen Anhänger, sondern auch für euch und auch für alle Menschen und Geister gesprochen und aufgezeichnet wurden, ebenso sind alle diese jetzt gegebenen Worte ja ebenfalls Worte eine Gottes, Worte des allerhöchsten Wesens, welche so wenig wie er Selbst verloren gehen oder in  die Vergessenheit geraten können.

 

So soll also eben der heutige Tag Meiner einstigen Niederkunft auf eure kleine Welt der Tag sein, wo Ich wieder ein geistiges Licht den Ungläubigen anzünden will, wie einst dem ins Materielle fast ganz versunkenen Judenvolke.

 

In einem früheren Worte sagte Ich euch, dass wo Licht ist, da ist auch Wärme und dass besonders letztere, welche durch die Vibrationen der Materie erzeugt wird, eben durch dieses Vibrieren Bewegung oder Leben verursacht. So ist es also die stete Vibration im ganzen Universum, welche das `Leben`, d.h. Zersetzung der geringsten Atome und Elemente, die Anziehung oder Abstoßung, Vereinigung oder Trennung hervorbringt und wodurch auf diese weise Dinge, Wesen und Luftarten entstehen und wieder vergehen. –

 

Dieses allgemeine Gesetz erschafft, erhält und zerstört sowohl die kleinsten wie die größten Körper, Moleküle und Weltkörper.

 

So, wie Ich es jetzt beschrieben habe, nehmen auch eure Gelehrten so manches an, dass es entsteht, besteht und wieder vergeht. Nur glauben sie, weil sie nur die Wirkungen, nicht aber die Ursachen kennen, dass dieses Entstehen und Vergehen entweder dem Zufalle oder dem Assimilations-Gesetze angehört, die gerade so und nicht anders verfahren müssen. Sie wollen nur das annehmen, was sie sehen oder mit ihren Sinnen überhaupt wahrnehmen können. Was darüber hinausgeht, ist für sie nicht bestehend, nicht daseiend.

 

Geistiges wollen sie nicht annehmen, weil ihnen selbst der analoge Geist zum Verständnisse desselben fehlt!

 

Einen Gott, Der diese, wenn gleich von ihnen oft zugestandenen Naturgesetze geschaffen hat und selbe stets in ihren Normen erhält, dieses scheint ihnen, weil sie da, die gelehrten Herren, vor einem gescheiteren Wesen sich beugen sollten, als ihrer Würde nicht angemessen und so verleugnen sie Ihn lieber als dass sie offen ihre Untertänigkeits-Erklärung vor der ganzen Welt abgeben möchten.

 

Um ihnen nun doch Hinweise zu geben, dass es einen Gott gibt, dass nicht (der) `Zufall` in der Schöpfung die chemischen Verbindungen oder andere unwandelbaren Gesetze gibt, welche doch einen Gesetzgeber voraussetzen sollten, so will Ich sie mit ihren eigenen Waffen schlagen und so sollen denn die Beweisgründe, welche sie aufstellen, dass es keinen Gott gibt, eben den größten Beweis geben, dass Derselbe existiert und existieren wird, sie mögen Vorträge dagegen halten und Bücher dagegen schreiben so viele sie wollen.

 

Nun sehet, Meine lieben, verehrten Herren Naturforscher, Philosophen und wie sie alle heißen, wir wollen vorerst damit anfangen, nachzusehen, was ihr denn bis auf heute alles entdeckt und gefunden habt und dann aus diesem Fortschritte euren vermeintlichen Wissenschaften erst den großen geistigen Rückschritt eures eigenen Geistes beweisen.

 

Sehet, ihr habt entdeckt

 

. erstens eine kleine Zahl unauflöslicher Elemente,

 

. zweitens habt ihr entdeckt die Prozesse des Fortpflanzens im Pflanzen und Tierreiche,

 

. drittens habt ihr entdeckt einige Gesetze des Lichtes, der Wärme, der Elektrizität und des Magnetismus,

 

.  viertens habt ihr gefunden die Unendlichkeit des, wie ihr es heißt, Mikro- oder Makro-Kosmos, habt Meine Werke klassifiziert, wie selbe eurem Auge als Sterne verschiedener Größe sich zeigen, habt

 

. fünftens die Bahnen der Planeten und Kometen eures Sonnensystems berechnet, suchet sogar jetzt durch Instrumente (Spektral-Apparate) die Substanzen zu erforschen, aus denen die weit entfernten Welten zusammengesetzt sind. Ihr habt Theorien über die Sonne und die Erde aufgestellt, Hypothesen der Weltschöpfung erfunden und strebet noch immer weiter, so lange die Instrumente es erlauben, euch Geheimnisse zu enthüllen, welche mit euren gewöhnlichen Sinnen nicht wahrnehmbar sind.

 

In allen Regionen, in der Luft, in der Erde, im Wasser, überall habt ihr nachgeforscht, um das Erschaffungsprinzip zu finden, habt alles chemisch zersetzt, mit dem Seziermesser zergliedert, in Klassen eingeteilt, selbst den Menschen habt ihr in eurem Eigendünkel vom Affen herleiten und euch die Macht anmaßen wollen, als könnet ihr die Rassen verbessern, veredeln, wie ihr die fruchttragenden Bäume veredelt; und alles dieses nur deswegen, damit ihr keinen Gott (oder ein höheres Wesen) über euch anerkennen müsset, Der eurem Eigendünkel ein `Halt` zurufen könnte, `bis hierher und nicht weiter`.

 

Und nur frage Ich: `Was habt ihr aus all diesen Forschungen auf so vielen wissenschaftlichen Gebieten gelernt?`

 

Sehet, Ich will es euch sagen: sehr wenig, denn `unauflösbare Elemente` gibt es noch ganz andere, als ihr sie kennt, `Assimilierungs-Gesetze` ganz andere, als ihr sie wisst. Das `Warum` in der Fortpflanzung von Wesen und Pflanzen ist euch ganz ein Geheimnis. Das Licht, was es ist, seine Wärme, was sie bewirkt und warum sie solches bewirkt, die Vibration der kleinsten Atome, die Gesetze der Schwere, der Anziehungskraft, Eigenschaften der von euch entfernten Weltkörper wie Sonnen, Planeten und Kometen sowie der noch weiter entfernten großen Zentral-Sonnen und ihre sie umkreisenden kleineren Weltkörper, die Bildung der Kometen, Nebelflecke usw. – dieses alles bleibt für euren Verstand noch lange verschlossen und wird so wenig euch klar werden, als ihr ja nicht einmal den Boden kennet, auf welchem ihr selbst wandelt, da ihr von dem Innern der Erde ganz verkehrte Hypothesen aufgestellt habt.

 

Sehet, bei allen euren Forschungen habt ihr noch nie ein Hauptgesetz des Bestehens, des Werdens (item des Lebens) gefunden, sondern nur Nebengesetze, die als Folgen von den Hauptgesetzen erst euren Sinnen sich sicht- und fühlbar machen.

 

Diesen Punkt (wie einst ein alter Weltweiser zu seinem Volke sagte: `gebt mir einen Punkt außer der Welt und ich hebe sie aus den Angeln`), diesen Punkt habt ihr noch nicht gefunden und werdet ihn auch nie finden, denn ihr werdet ewig geschaffene, endliche Wesen sein. Aber Schöpfer und Selbsterschaffer, wie ihr es zwar sein möchtet, das ist nicht ein Prärogativ  (Vorrecht) einer Kreatur, sondern eines Schöpfers nur!

 

All eure Wissenschaft begrenzt sich nur immer auf einzelne Fakta, herausgerissen als Beweise eines allgemeinen Naturgesetzes; aber dieses allwaltende Gesetz, welches alles antreibt zum Werden, Vermehren und Vergehen, versteht nur der, welcher an Mich glaubt, welcher anerkennt, dass wo Gesetze sind, es auch einen Gesetzgeber geben muss! –

 

Ihr erkennet alle Bestandteile von verschiedenen Dingen, von Steinen, Pflanzen, Tieren und selbst Menschen, ihr habt die genaue Analysis, ihr könnet diese Stoffe, aus welchen sie bestehen, auseinandertrennen; aber  nie zu dem machen, was sie früher waren, das steht nicht in eurer Macht und nicht in der Macht der geschiedenen Elemente selbst; diese Elementarstoffe werden sich vermengen, vermischen, werden `chemische Verbindungen` eingehen, wieder nur nach Gesetzen; aber aus ihnen wird kein Stein, keine Pflanze, kein Tier und kein Teil eines Menschenkörpers entstehen*). Hier, wo eure chemische Analyse aufhört, existiert ein anderes Gesetz, nicht ein Gesetz der Anziehung oder Abstoßung, sondern ein Gesetz, welches der Chemie zur Schande andere Verbindungen benützt, andere Assimilationen und andere Zersetzungen hervorrufen muss, um seinen Zweck zu erfüllen und dieses Gesetz heißt mit einem Wort: `Leben!`

 

*) Was der Mensch kann und was nicht: Der Mensch der kann wohl kunstvoll formen, aus Stein ein prächt`ges großes Haus, allein ein Sandkorn nur zu schaffen reicht seine Kraft nicht aus. Er kann den härt`sten Stein zermalmen zu Staub und in die Luft zerstreu`n, allein ihn ganz und gar vernichten, das kann er wied`rum nicht, nein, nein! – Des Menschen Hand kann viel verrichten, doch schaffen nichts und nichts vernichten! Hans Sachs? D.H.

 

Dieses Gesetz, welches sich als Leben manifestiert, welches den chemischen, von euch gefundenen Gesetzen Hohn spricht und alle Dinge und Elemente des ganzen Universums anders verarbeitet als ihr es begreifen könnet, dieses Gesetz mit dem Titel `Leben` kennt nicht euch als Herren an, sondern gehorcht einem höheren, größeren Willen, einem höheren, größeren Erschaffungsprinzip, und dieses Prinzip, welches so weit von den Assimilationsgesetzen entfernt ist, wie ihr von der tiefsten Zentralsonne im Universum, dieses Gesetz, welches alles schafft, vervollkommnet, war und wird ewig niemand anderer sein, als nur Ich und wieder Ich! (Das heißt Mein Wille.) Mögen die Herren Gelehrten sich noch so sträuben gegen diesen Satz, er ist doch wahr und unumstößlich!

 

Nur das Leblose ist in eurer macht, das Leben kennet ihr nicht, es entflieht euren Retorten, euren Messern; denn, wenn ihr Dinge zersetzet, zerschneidet, so habt ihr sie aus dem allgemeinen Verbande des Lebens herausgerissen und sie sind nicht mehr, was sie lebend waren.

 

Thoren!, ihr untersuchet einen in andere Verwandlungen übergegangenen Leichnam; aber das Leben ist nicht mehr darin, es ist entwichen, dorthin, wo ihr es nicht suchen und nicht finden könnet. Wollte Ich euch eure falschen Schlüsse aufklären, Ich müsste viele Bücher vollschreiben lassen; denn wo Ich auch anfangen wollte, überall sind Irrtümer auf Irrtümer, falsche Schlüsse auf Hypotheken gebaut!

 

Ihr armen Menschen leugnet Gott, weil er euch nicht dienstbar ist, während Er doch mit jedem Atemzuge in euch selbst tausend Wunder bewirkt!

 

Betrachtet euren eigenen Körper, was wisset ihr eigentlich von selbem aufzuzählen?, das Gröbste, Materiellste nur ist euch sichtbar, aber das feine Lebensfluidum, welches denselben aufbaut, ihn erhält, alle von außen eingenommenen Stoffe auf seine eigene Art zersetzt und so zum Bestehen des Körpers selbe in andere Körperteile verwandelt, dieses Lebensgeheimnis ist und bleibt euch ein Rätsel, geschweige erst die geistige Intelligenz eures Ichs, seine Tragweite, seine Befähigung mit mehr als elektrischer Schnelligkeit zu vollführen, was dem Körper, was des Geistes ist.

 

Sehet, der Körper, welchen ihr auf kurze Zeit als irdischen Begleiter auf Erden mit herumschleppt, er ist euch ein Rätsel, ein unerklärliches Etwas, denn das chemische Zersetzen des Blutes, der Nervensubstanz, der lymphatischen Säfte usw., alles dieses zeigt euch bloß, dass in eurem Körper, wie in jedem andern die nämlichen Elemente auch vorhanden sind, aber das Verarbeiten zur eigentlichen Individualität, wie das `Warum` der Pflanze, des Tieres oder des Menschen ist Lebens-Prinzip, ist Sache einer höheren Potenz, wovor ihr alle miteinander stehet, so wie ihr sagt, `wie eine Kuh vor einem neuen Tore`. – Dieses Lebens-Geheimnis erfasst euer Verstand nicht, denn mit dem Verstande begreifet ihr auch Mich nicht!

 

Der Verstand ist euch gegeben, die weltlichen Dinge zu weltlichen Zwecken zu verarbeiten und Nutzen daraus zu ziehen, wo aber das Leben oder das größte Prinzip anfängt, da hört dieser berechnende Faktor auf, dort fängt etwas anderes an, welches im geistigen Herzen der Seele oder eures Lebens-Faktors den Sitz hat; denn wenn ihr euch aufmerksam belauschet, so könnet ihr leicht wahrnehmen, dass Begeisterung, erhabene Stimmung, selige Gefühle nicht Sache des Verstandes, sondern Sache des Gemütes sind.

 

Und was ist denn dieses Gemüt?

 

Das ist – das geistige Leben, welches in jedem geistigen Wesen sein geistiger Faktor ist, der es zu höheren Stufen erzieht und stets neu anregt und beim Menschen zu dem schönen Bewusstsein wird: `Ich bin ein Bürger aus zwei Welten`, der geistigen und körperlich materiellen.

 

Dieses Bewusstsein habt ihr euch mehrenteils selbst abgeschnitten, habt euch einer Masse schöner, erhabener Stunden beraubt, wo euch die Natur in weit schönerem Lichte vorgekommen wäre, als wenn ihr entweder mit chemischen Apparaten Gase und primitive Stoffe zersetzet oder lebende oder tote Tiere mit dem Seziermesser gequält habt, wo ihr doch wieder nicht fandet, was ihr suchtet, da das Tier selbst stumm euch wissbegierige Quäler unverrichteter Sache wieder von dannen ziehen ließ.

 

Das Leben, das euer Blut zu dem macht, was es ist, d.h. zum Träger von lebendigen Stoffen für den menschlichen Körper, das unauflösbare Elemente in sich aufnimmt, sie dort verschwinden macht oder selbe anders zersetzt zum Gebrauche des Körpers, dieses Leben ist nicht an die groben Gesetze gebunden, an die ihr als einzige Naturgesetze glaubet, dieses Leben ist ein Ausfluss Meiner Göttlichkeit, durchströmt alles, belebt alles, zwingt alles zur Verwandlung, zur Erhaltung, zur Vervollkommnung. Diesen göttlichen Ausfluss könnet ihr Geschöpfe nur ahnen, nur eben wieder in dem Sitze des Lebens, im geistigen Herzen begreifen.

 

So lange ihr diesen Herd der geistigen Lebenswärme nicht gefunden habt, so lange ihr glaubet, in dem Verbrennungs-Prozesse der Luftarten bei der Einatmung das Lebens-Agens gefunden zu haben, so lange irret ihr nur im Finstern herum und sehet den Wald vor lauter Bäumen nicht.

 

Das belebende Band, welches das ganze Universum umschlingt, welches in kleinen und großen Parzellen verteilt in den Miriaden von Wesen und Geistern fortlebt, dieses belebende Etwas ist nur Mein Ich, ein Ableger, eine Emanation (Ausfluss) von Mir.

(D.h. absoluter Geist. D.H.)

 

Vergebens bemüht ihr euch selbes zu definieren, es ist und bleibt unerklärbar nach wissenschaftlichen Begriffen, leicht fasslich nach den Gesetzen des Gefühles. Fühlen könnet ihr und ahnen, wie im Leben selbst ihr fühlet: ich lebe, ich bin! Und ahnen könnet ihr, dass solch ein wunderbarer Bau wie der Mensch selbst, frei vom Gängelbande der Natur, auch nicht bloß deswegen erschaffen ist, um nur auf diese kurze Zeit ein körperlich irdisches Leben zu führen, sondern dass hier ein größeres, höheres Ziel vorherrschen muss, wohin dieser schöne Lebensfunke zielt und von wo er ausgegangen ist.

 

So lange solche Gedanken nicht in der Menschenbrust auftauchen, so lange bleibt die Erkenntnis des Geistigen zurück, es bleibt finster im Herzen und das kleine Verstandeslichtlein ist wie ein Nachtlicht am Fenster eines Schlafenden gegen die im vollen Glanze aufgehende Sonne.

 

Dieses große Lebensprinzip, das selbst ihr Gelehrten insoweit erkannt habt, dass nämlich `nichts auf dieser Erde sich vernichten lässt`, dieses große Prinzip in Meiner Person zusammengefasst, ist also ganz klar ein Erhaltungs-Prinzip und was jemand erhalten will, wo er alle Sorge trägt, dass es sich nicht verliere, bedingt also eine Zuneigung zu diesem Gegenstande voraus oder mit anderen Worten eine Vorliebe oder noch kürzer eine Liebe.

 

Es ist also in der ganzen Schöpfung aus dem Erschaffenen leicht zu ersehen, dass eben, weil nichts ganz vernichtet werden kann, die Liebe der Hauptfaktor alles Geschaffenen sein muss und da Ich nun der Schöpfer alles Geschaffenen bin, so muss Ich auch die Liebe im höchsten Grade sein, sonst könnte Ich nicht mit so großer Hartnäckigkeit alles erhalten wollen, was Ich geschaffen habe!

 

Dieser Erhaltungstrieb hat aber noch eine andere Seite, nämlich da Ich die Liebe bin, so muss Ich auch einen Endzweck mit Meinen Schöpfungen haben und mit euch Mathematikern folgerichtig zu schließen, muss dieser Endzweck das Ziel der Vollkommenheit sein!

 

Nun, zu dieser Vollkommenheit können nicht alle geschaffenen Dinge und Wesen gleich befähigt sein, daher müssen die minder Begabten verschiedene Stufen, Verwandlungen durchlaufen, bis ihnen auch ein geeigneter Organismus das Fortschreiten erleichtert, daher das ewige Bestreben und Vergehen oder Verwandeln. So sind euch denn auch erklärlich die Zerstörungen, wo ihr vielleicht einen Schöpfer grausam schelten möchtet, weil ihr das `Gesetz des Fortschreitens` und das `Gesetz des Lebens` nicht kennet!

 

Allein, von Meinem Standpunkte aus gesehen, ist alles nur Schale, nur ein `Muss`, ohne welches die ganze Kette der Schöpfungen sich lösen würde. Würdet ihr Gelehrte so Meine Schöpfung, Meine Revolutionen und Verwandlungen in selber betrachten, so würdet ihr trotz der Zerstörung doch das Gesetz der Erhaltung, der Liebe erkennen, das weit über menschliche Begriffe erhaben, höhere und größere Zwecke verfolgt als bloß die scheinbar irdische Existenz!

 

Deswegen erkläre Ich euch das Leben hier und eben an diesem Tage, an welchem Meine Darniederkunft auf diese Erde gefeiert wird, damit ihr erkennen möget, wenn ihr einst, von irdischen Leiden und Trübsalen bedrängt, nach diesen Blättern greifen werdet, dass ein Gott es war, Der wie einst den verirrten Menschen Geistiges bringend, auch euch hier etwas Geistiges, Ewiges hinterlassen hat, damit ihr, wie einst die Juden, von eurer geistigen Blindheit geheilt, Den erkennen möget, der schon lange vor euch die verirrten Kinder Seine nie versiegende Liebe lehren wollte und auch jetzt euch, die ihr ebenfalls verirrt, aber nun reuig nach Brot verlangend, aus der Hand der Liebe nun das empfangen sollet, was euch bei eurer Schöpfung eingehaucht wohl jetzt in euch lebt, euch zieht und führt nach dem Urborne, aus dem es geflossen ist, zu der Liebe, selbst nur ein Liebesfunke seiend, welchen ihr bis jetzt außer Acht gelassen habt und der darum nicht mit seiner ganzen Stärke erwacht ist!

 

Fasset diese Hand, welche Ich, der Schöpfer euch Verirrten durch diese Worte gebe, es ist die Hand der Liebe und Verzeihung und wenn ihr auch bis jetzt Mich verleugnet, verkannt habt, so beginnet jetzt ein geistiges, höheres Leben und erinnert euch dabei, es war ein Tag der Weihe, als es geschrieben wurde und es soll auch ein Tag für euch werden, ein Tag der Freude und Seligkeit, wann ihr eure materiellen und atheistischen Tendenzen verlassen habt und euch dann ganz Mir, der allumfassenden Liebe, dem ewig liebenden Vater geweiht habt!

 

So wird euch dann später jeder Christtag an eure frühere Denkungsart erinnern und euch zu weiteren Kämpfen gegen alle Vorurteile anspornend weiter und weiter befördern, bis ihr das Leben in euch und in der ganzen Welt anerkennend, erst den Gründer allen Lebens, den Erschaffer und Erhalter Selbst recht kennen und lieben lernet.

 

So sei dieses Wort gegeben Meinem Schreiber, der Mich bat, eben diesen Tag durch etwas Wichtiges zu weihen. Es sei dieses Wort ein ewiger Beweis, dass, wenngleich oft verkannt und verleugnet, Ich doch bin und stets sein werde, als einziger Lebensfaktor, die Liebe, welche alles erhält und (zur Beseligung) alles an sich ziehen will. Amen!“

 

(Gottfried Mayerhofer, „Das Leben. Eine Weihnachtsgabe für Materialisten und Atheisten“, 1872, „Festgarten“, leicht gekürzt)

 

Siehe zum Thema auch die Bücher: Gottfried Mayerhofer: „Lebensgeheimnisse - Eröffnungen über wichtige Lebensfragen“ sowie „Schöpfungsgeheimnisse - Kundgaben über Dinge der Natur“, Lorber Verlag.

 


2. Die Zeit

 

Du willst auch noch dieses Wort erklärt haben, nun so schreibe denn, da doch nichts mehr vergeudet wird von euch Menschen, als eben gerade die Zeit, d.h. diejenige, welche euch als Vorprüfungsleben zugemessen ist.

 

Sehet, ihr wisset alle nicht, was Zeit ist, was sie bedeutet und welchen Wert sie hat, sonst würdet ihr alle anders leben, als ihr es wirklich tut. Um euch aber doch einen Begriff von diesem Worte beizubringen, der einem geistigen Wesen, wie ihr Menschen es sein sollet, würdig ist, so will Ich denn euch diesen Begriff so viel erklären, als endliche Wesen Unendliches fassen können.

 

Was ist also Zeit? Und wie erkennet ihr, dass es wirklich eine Zeit gibt?

 

`Zeit ist nichts anderes als ein Abschnitt des Gedankens der Ewigkeit, ein kleines Bruchstück eines großen unendlichen Ganzen!`

 

Ihr würdet nicht wissen, was Zeit ist, könntet ihr nicht selbe an materiellen Dingen ermessen, wo zwischen Kommen und Entstehen und Verschwinden und Vergehen ein Zeitraum verflossen ist, welcher, wie ihr es auch tut, gemessen oder mit Zahlen ausgedrückt werden kann.

 

Nur im Sichtbaren ist die Zeit unzählbar, in der Ewigkeit, wo der Raum keine Dimensionen mehr hat, dort hat auch das Maß der Zeit aufgehört, dort herrschen Begriffe und Ideen, die für endliche Wesen nicht fassbar, nicht begreiflich sind.

 

Ein endliches Wesen kann ebendeswegen Mich, den Zeitlosen, nie begreifen, denn wenn gleich die ewige Fortdauer zu denken möglich ist, so ist doch das, nie einen Anfang gehabt zu haben, für geschaffene Wesen ein Absurdum, ein Unbegreifliches, Undenkbares und darin besteht der Unterschied zwischen Mir und aller Geisterwelt.

 

Es ist dieses Wort `Zeit`, welches Meine Göttlichkeit präzisiert, mehr als alles andere, denn auch der Raum selbst ist ohne Zeit nicht messbar, nicht begreifbar.

 

Also die Zeit ist eigentlich symbolisch der geeignetste Ausdruck für Meine Größe, denn Zeit als Begriff gab es immer und wird es immer geben, ob man sie messen will oder nicht. Seht also, wenn ihr diesen großen Faktor, die Zeit, von dieser Seite ansehet, so ist er es allein, welcher euch eine Idee von Mir und einen Begriff von Meiner Schöpfung geben kann.

 

In Zeiträumen erfolgte die Schöpfung, eine aus der andern, eine nach der andern und in Zeiträumen werden diese von Mir geschaffenen Welten sich entwickeln, sich vervollkommnen und in Zeiträumen werden sie wieder vergehen und neuen Formen, neuen Welten, neuen Schöpfungen Platz machen.

 

So ist die Zeit der einzige Messer, nach welchem Meine Schöpfung beurteilt werden kann, denn die Zeit als Größe, die Zeit als Entfernung und die Zeit als Dauer eines geschaffenen Gegenstandes gibt dessen Wert, dessen Inhalt und dessen Wirkungskreis an. Was dort im unendlichen ewigen Äther in Zeitabschnitten Meine Welten vollführen, das ist wieder im Kleinen bei jedem erschaffenen Ding und bei dessen Dauer der Fall;  nur die Zeit gibt dem Stein seine Größe, seine Dauer und bei lebenden Wesen ist es wieder die Zeit, die seinen Lebenswert bestimmt.

 

So ist also der Begriff Zeit ebenso wenig aus der Schöpfung zu vertilgen, als wie Ich Selbst. Ohne Zeit gibt es keine Welt und ohne Mich gibt es keine Zeit!

 

Was ist der Zeitraum des Menschenlebens von der Wiege bis zum Grabe?

 

Er ist nichts anderes als ein nur durch Zahlen ausgedrückter Abschnitt der Unendlichkeit, welcher an einem sichtbaren, geschaffenen Wesen in seinem Entstehen, seiner Entwicklung und seinem Vergehen sichtbar ist. Ohne diese sichtbaren Veränderungen wäre keine Zeit zu messen, wenn ihr nicht gerade den Wechsel der Tage oder den Wechsel zwischen Tag und Nacht zählend einen Zeitmesser durch selbes gewonnen hättet.

 

Die Zeit hat keinen Anfang und hat kein Ende, sie kommt aus der Unendlichkeit und verrinnt wieder spurlos in selbe. Nur sichtbare Schöpfungen zeugen von ihrem Kommen und Gehen, sonst wäre sie unmessbar. Diese Zeit also, welche als Maß jedem geschaffenen Ding seine Dauer angibt, binnen welcher es sich geeignet (ereignet) haben muss, auf der großen Stufenleiter zum Geisterreiche fortzuschreiten, diese Zeit ist eben auch das Maß für geistige Wesen, binnen welcher es ihnen auferlegt ist, gewisse Missionen zu erfüllen. Denn so wie die großen Welten und Sonnensysteme ihre angemessene Zeit der Dauer haben, ebenso haben auch alle geschaffenen Wesen eine gewisse Zahl von Zeitabschnitten, welche ihr Leben bis zur nächsten Verwandlung bestimmen.

 

Die Zeit für den großen Weltenbau ist eine bestimmte, denn nach Verlauf derselben treten andere Verhältnisse ein, welche von anderen Welten bedingt nun geregelt werden. Diese Zeit also ist gemessen und es muss während derselben vollführt werden, was nach dem Plane des Ganzen gerade zur Erhaltung des Einzelnen wieder Ganzen nötig ist. Was nun bei den Welten der Fall ist, das gilt auch für jedes einzelne Geschaffene, auch für den Menschen, denn auch ihm ist von der Geburt bis zum Tode ein Zeitraum angemessen, während welchem er seine Mission des Prüfungslebens vollenden sollte!

 

Da aber der Mensch ein freies Wesen ist und da er eben auch ein Komplex von Geistigem und Materiellem ist, so ist es ihm allein gestattet, was er hier während seiner körperlich-irdischen Lebensbahn nicht erreichen konnte, im Jenseits noch zu vollenden, denn der Mensch ist ein Kind zweier Welten, der geistigen und der materiellen.

 

Eben wegen diesem Verhältnisse sind im Äther so viele Räume mit unreifen verstorbenen Seelen angefüllt, die dort vollenden müssen, was sie hier nicht konnten, sonst wäre ein Übergang von der materiellen Welt zu den geistigen Wohnorten für sie direkt möglich, welches aber so nicht stattfinden kann, da die Seelen der Menschen, leider die meisten, unreif in der andern Welt ankommen.

 

Was erhellt aber aus dieser Kundgebung?

 

Sehet, es erhellet aus selber, dass die Menschen ihre Lebensdauer, d.h. die Zeit ihres Erdenwandels, so viel als möglich benützen sollen, ihren Geist reif für die andere Welt zu machen, damit ihnen diese Zwischenreiche erspart würden und darum gebe Ich euch dieses Wort über die Zeit, damit ihr aufmerksam werden sollet, wie groß der Wert der Zeit ist und dass dieses vergeudete Gut für euch ewig verloren ist.

 

Ihr müsset euer Leben bei weitem ernster auffassen als wie bisher, ihr müsset der Zeit einen bei weitem größeren Wert beilegen, als ihr bisher getan. Es sollen nicht in euren Mund kommen die Worte als `Zeitvertreib`, denn nehmet euch in acht, die Zeit vertreibt euch oder: `die Zeit totschlagen`, denn die Zeit ist`s, welche euch den Tod  bringt, nicht ihr der Zeit.

 

Die Zeit, zerfallend in kleine Parzellen, sollte jeder dieser Teile als  geistiger Baustein fürs künftige Leben einen Wert haben, wenn auch noch so klein, allein wertlos soll er nicht sein.

 

Die Zeit ist der strengste Rechner eurer Taten und alles Gute und Schlechte, Überlegte und Unüberlegte, in der Zeit findet es seinen Schätzmeister.

 

Nachdem die Zeit das Geschehene nicht wieder zurückgibt, so müsset ihr alles aufwenden, so wenig als möglich in diese Zeitregister eingeschrieben zu sehen, was ihr zurückhaben möchtet, denn es bleibt eben wegen seiner Unwiederbringlichkeit ein ewiger Vorwurf, ein ewiger Dorn und Dornen verwunden, stechen.

 

Wäre nicht Meine allerbarmende Liebe, was würde der Mensch wohl tun müssen, um das Andenken an manches Getane zu verwischen, das die Zeit hartnäckig ihm nicht zurückgibt? – Nur Meine Vaterhand kann diese Wunden heilen, die die Dornen des Vergangenen, Gemissbilligten verursacht haben.

 

Daher benützet eure Zeit, vertändelt sie nicht, die Zeit bin Ich, die Zeit ist das euch gegebene Prüfungs-, das Lebens- oder Wandel-Maß, welches ihr getreu verwaltend als geliehenes Gut einst Mir zurückgeben müsset. Die Zeit ist ja das Talent, welches Ich einem jeden bei seiner Geburt als Angebinde gebe, vergrabet es nicht, sondern benützet dieses Talent, auf dass es euch recht viele und große Zinsen im Jenseits abwerfe.

 

Bedenket, mit allem, was ihr hier gewinnt, verkürzet ihr eure Wanderjahre jenseits im Mittelreiche, wo das Fortschreiten und der Zeitmesser weit schwerer ist.

 

Es ist wahr, Ich habe für Meine Kinder große Seligkeiten bereitet, aber nur die genießen selbe einst, welche in jene Räume gelangen können, wo selbe gespendet werden und welche nur die ertragen können, die auch dort sich nur wohl befinden. So lange euch noch Erdenschlacken von Leidenschaften anhängen, könnet ihr nicht dorthin gelangen, wo die Zeit euch kein strenger Richter, sondern ein lieblicher Freund ist, welcher zwischen seligen Genüssen und Freuden euch langsam vorwärts führt und wo ihr getrost rückwärts sehend wenig oder gar nichts zu bereuen haben werdet.

 

Nehmet euch diese Worte zu Herzen! Es sind Worte eures Vaters, Der Seinen Kindern das, was er ihnen vorbehalten hat, auch  genießen möchte lassen und eben daher euch mahnt: die Zeit, Ausfluss Seiner Göttlichkeit, nicht zu viel zu Materiellem, wohl aber zu geistigen Genüssen zu benützen, denn die Zeit vergeht, führt euch auch zum Vergehen und Verwandeln. –

 

Wohl euch, wenn diese Verwandlung euch in Räume führen wird, wo euch Der, Der euch schon Vieles gegeben, auch fühlbar sein kann und nicht wie im Mittelreiche bloß geahnt werden muss.

 

Die Zeit ist das Maß der Dauer der Welten, sie ist aber auch das Maß eurer Taten und Werke, benützet sie also so, wie es geistigen und nicht materiellen Menschen geziemt, die Mir ähnlich werden wollen. Denn zu diesem Zwecke gab Ich euch dieses Wort. Amen!

 

(Gottfried Mayerhofer, „Die Zeit“, „Festgarten“)