„Was ich euch allen gebe, ist nur fürs Herz, wer nicht ganz mit dem Herzen denkt, der wird Mich und Meine Schöpfung nie ganz begreifen, noch Meine Sprache, so warm und herzlich sie auch an euch alle gerichtet ist!“

(Aus: Gottfried Mayerhofer, „Liebe zu Gott und den Menschen!“ „Lebensgarten“)

 


Natürliche und göttliche Liebe

 

 

1. Natürliche und göttliche Liebe

2. Himmlische und irdische Liebe

3. Gottesliebe und Menschenliebe

4. Liebe zu Gott und den Menschen

5. Liebe nur fort Mein Kind

6. Geduld und Ergebung

 

 

1. Natürliche und göttliche Liebe

 

Ich liebe alle mit gleicher Glut Meines Herzens, folglich kann auch jeder auf Mein Herz Hoffende – Liebe erläutert bekommen und Ich werde niemanden von dem Throne des liebenden Herzens weichen machen.

 

Daher sage deiner Schwester: Es ist freilich nicht recht lieblich und gut, dass selbe ein fremdes, irdisches Wesen Meiner Liebe vorzieht; jedoch kann Ich ihr sagen, dass diese Probier-Liebe dennoch nur durch Mich in ihr Herz gelegt worden ist, um dadurch doch dem Drange des Herzens freien Lauf zu machen und gegenseitig den Irrtum und übereilte Liebe zu begreifen.

 

Sage, Mein liebes Kind, was kannst du da doch erzwecken, durch eine so läppische Liebe, die zu nichts führt! – Würdest du doch darüber ein wenig nachgedacht und Mich als den besten Ratgeber um den Grund gefragt haben*), ganz gewiss würde Ich dich nicht unbefriedigt gelassen haben; da aber allezeit die Liebe so fein schleichend den Menschen fangen kann und dabei nicht weitergedacht wird, ebenso langsamen Schrittes wird sie der Mensch verlassen, aber nicht ohne Wehe; das Weh ist die eigentliche Strafe des unüberlegten Schrittes und Handelns.

 

*) Siehe linke Randspalte unter „Kurztexte“, die Themen „Über die innere Stimme“, „Stets den Rat des himmlischen Vaters einholen“.

 

Würde der Mensch doch seinen heiligsten Vater nicht außer Acht lassen bei jeder Handlung, wie viele `Ach und Weh` würde er sich ersparen können.

 

So sage Ich dir, mache dir ob dieser blinden Liebe nicht so viele Skrupel, die Buße hast du dir schon selbst auferlegt, so bleibe in Zukunft vorsichtiger, wende alle Liebe Dem zu, von Dem du ausgegangen bist und horche der geheiligten Vaterstimme, welche dich ganz gewiss nicht unbefriedigt lassen wird sowie jedes seiner Kinder, die sich Ihm anvertrauen.

 

Aber wie kann der edle gute Hirte Seine Schafe im Zaume halten, da die Schafe nämlich die Stimme des fremden Hirten vorziehen, welcher als Wolf im Schafspelz kommt mit allerlei Gaukelspiel, auch mit Aufrichtigkeits-Liebe beschönigend die Welt ausmalt, d.h. mit allerlei anscheinend glücklichen weltlichen Vergnügungen und mit Selbständigkeit, was jedes Mädchen wünscht und dann doch – wenn auch in den gewünschten Stand getreten – kein Vergnügen findet, - wie es heutzutage fast allezeit der Fall ist, so würde es auch dir ergehen, weil eure Liebe auf falschem Grunde gegründet wird, d.h. weil Meine Stimme im Herzen gar nicht beachtet wird und ihr nicht scheuet jene Schritte, welche ihr auch in Ewigkeit bereuen müßt!

 

So, Mein Kind, habe Ich dir die weltliche Liebe ein wenig vor Augen gestellt, dass du darüber dich nicht so unglücklich zu fühlen nötig hast. – Ich, Der doch alle Herzen kennt und weiß, was für den einen und für den andern gut ist, um für Mein Reich die Ernte zu füllen, gab auch dir diesen Impuls. – Lass dich heilen, da alle diese Liebe nicht zu Mir, sondern eher weg von Mir führt. Beherzige wohl, was dir Meine Vaterliebe zukommen lässt, mit wahrhaftem Vertrauen wirst du auch das, wie viele andere Unannehmlichkeiten verscheuchen.

 

Lasse einkehren den guten Hirten, der alle verirrten Schafe aufsucht, selbe liebreich in Seine Arme schließt.

 

Lass auch du dich in Meine Arme fassen und du wirst fühlen, wie leicht doch jeder Mensch – mit Meiner Liebe begleitet – alles, o ja, gar alles überwinden kann und wo auch du dann an Meiner Vaterbrust, voll glücklichem Liebe-Seufzen ausrufen kannst: `O ja, hier ist gut wohnen, nie mehr werde ich Göttliches mit Weltlichem vertauschen!`

 

Das sagt dir dein liebender Vater, Der dich so unsichtbar doch von allen Schlacken befreit hat darum – mit dem Segen - Amen.“


(E.M.M., „Natürliche und göttliche Liebe“, „Lebensgarten“)

 

 

2. Himmlische und irdische Liebe

 

An Pauline Hüttenbrenner.

 

Höre du, Mein liebes Töchterlein! Die erste Bedingung alles Seins ist und bleibt ewig die Liebe – aber wohlgemerkt, die rechte Liebe nur, wie Ich, als die Ewige Liebe Selbst, sie alle Menschen gelehrt und uranfänglich jedem Menschen für sich selbst in das Herz gelegt habe.

 

So jemand diese wahre Liebe in seinem Herzen auszubilden sucht nach Meiner Lehre, dann wandelt er den vollkommen rechten Weg zur wahren Wiedergeburt seines Geistes.

 

Hat jemand diese erreicht, so hat er auch das eigentliche, wahre Ziel seines Lebens erreicht. – Um aber dieses allerwichtigste Ziel zu erreichen, muss man auf dem Bildungswege seines Herzens recht sehr behutsam sein und muss sich bei jeder Neigung seines Herzens fragen, ob in solch einer Neigung nicht irgend etwas vom bösen Samen der Eigenliebe neben der rechten Liebe enthalten ist.

 

Rechte Liebe ist durchgehends leidenschaftslos!

 

Sie ergreift wohl alles mit der größten Macht und Kraft und lässt, was sie einmal ergriffen, ewig nimmer aus. Aber dessen ungeachtet ist solcher wahren Liebe Wirken durchgehends ein überaus sanftes, begleitet von der größten Duldsamkeit.

 

Das Wirken der Eigenliebe, obschon an und für sich höchst ohnmächtig, tritt aber nur zu bald als ein Handeln auf, dass da sogleich alles zerstören möchte, was ihm ungünstig in den selbstsüchtigen Weg treten möchte. Und dieses Benehmen ist eben die Leidenschaftlichkeit, die da in der Eigenliebe zuhause ist.

 

Daher, wie gesagt, muss jeder bei der Bildung seines Herzens sehr behutsam sein, ob dasselbe wohl mit wahrer Liebe oder ob mitunter auch mit kleinen Portionen von Eigenliebe genährt wird. – Und eben darauf musst auch du, Mein liebes Töchterlein, recht sehr bedacht sein, so du ehestens den wahren Geburtstag deines Geistes erleben willst.

 

Siehe, Menschenliebe ist wohl gut und recht, wenn man die Menschen liebt, weil sie Menschen sind und nicht Unterschiede macht – außer insofern, ob jemand zufolge seines geistigen Standpunktes Mir näher oder ferner ist. Denn da ist ein Unterschied gerecht. Es kann ja niemand zwei Herren dienen, d.h. einem guten und einem schlechten zugleich! – Aber irgendwie aus weltlichen Gründen entstandene Bevorzugung wegen gewisser weltlicher Würden und Werte des Menschen ist schon Eigenliebe, weil das Herz darin am Ende, wenn schon ganz heimlich, aber dennoch sicher seine eigene Erhöhung sucht. Und wo ein solches Bestreben, wenn auch noch so leise, sich kundgibt, da ist schon nicht mehr die Demut, sondern ein in solcher Liebe versteckter Hochmut die Triebfeder der sittlichen Bewegung des Herzens.

 

Wenn daher dein Herz etwas ergreift, so frage du allezeit, ob damit nicht dein irdisches, der sogenannten höheren Welt untergeordnetes Ehrgefühl in Anspruch genommen wird. Findet dieses bei einem Unternehmen deines Herzens seine Sättigung, so ist das schon ein Zeichen der Eigenliebe, die sich auf dem Bildungswege deines Herzens wie ein arger Buschklepper hinter einem Dickichte gelagert hat und mit der Weile als ein geheimer Abgesandter der Hölle alles Edle verderben will.

 

Denn die Eigenliebe ist selbst in ihren unscheinbarsten Vorkommnissen nichts als ein böser Same, den der Feind des Lebens unter den edlen Weizen streut, damit dieser in seinem Emporkeimen verkümmert oder womöglich wohl auch ganz und gar vernichtet werde.

 

Daher muss man bei der Liebe der Menschen sorgfältig prüfen und das Herz in einem fort fragen: Warum liebst du diesen und jenen, diese und jene, oder auch (bei Sachen) dieses und jenes?

 

Wird dabei das Herz aus der Demut antworten, dann ist die Liebe recht und führt dich der geistigen Vollendung zu. –

 

Antwortet das Herz aber aus einer angestammten weltlichen Eitelkeit heraus, dann ist die Liebe nicht mehr Liebe, sondern eitle Selbstsucht nur, die wohl zum Scheine mit dem Lämmergewande der Liebe angetan, inwendig aber nur ein reißender Wolf ist, der am Ende alles Edle im Herzen zerreißt und den Geist, wo möglich, zu erdrücken strebt.

 

Ich gebe dir, du Mein liebes Töchterchen, diese kleine, aber dabei dennoch überaus wichtige Lehre und wahre Lebensregel als dein überaus guter Vater wie einen guten Zehrpfennig auf deiner irdischen Lebensreise, auf dass du mit sorglicher Benützung desselben gar leicht das eigentliche und wahre Ziel deiner irdischen Lebensreise erreichen kannst.

 

Hast du dieses erreicht, dann erst wirst du in aller Fülle einsehen, wie endlos gut Der ist, der dir nun dieses Wörtlein zu deinem leiblichen Geburtstage gibt, auf dass du desto eher den Geburtstag deines Geistes erreichen möchtest.

 

Liebe Mich über alles, wie Ich dich über alles liebe und lass dein Herz nicht verblenden von der Welt, so wirst du einen leichten und sanften Weg zu wandeln haben!

 

Das sage dir Ich, dein guter Vater! Amen.“ (HiG.02_48.03.12 ff)

 

 

3. Gottesliebe und Menschenliebe

Einer jungen Seele zum Namenstag

 

„An die, welche einen männlichen Namen hat und eine Tochter des Ans.-Wortemsig und der E. H. P. W. ist und heute den nicht viel sagenden Tag ihres irdischen Namens feiert – schreibe folgendes Wörtlein von Mir, auf dass sie daraus wieder erkennen möge die schon in der Wiege oft gehörte Vaterstimme, darum sie als kleines Kind gar so weinerlich war, wenn die süße Vaterstimme sich nicht alsbald meldete.

 

Gabiela! Ist dir fremd geworden Meine Vaterstimme? Liebst du Mich nicht mehr also, wie du Mich geliebt hast in der Wiege?

 

Gabiela Mein! Musst Meiner nicht vergessen! Und nicht dein Auge und dein Herz schlank gewachsenen jungen Männern durchs Fenster insgeheim ehesüchtig nachsenden und zwar heute diesem, morgen jenem und übermorgen einem dritten usw., sondern stets Meiner gedenken und dein Auge und dein Herz Mir nachsenden und lieben Einen nur! Und dieser Eine bin Ich, dein heiliger, liebevollster Vater.

 

In dieser allein gerechten Liebe wirst du leben zeitlich glücklich und ewig dann im Schoße deines Vaters!

 

Die Menschenliebe, siehe, liebe Gabiela, ist kein nütze, wenn sie nicht aus Meiner Liebe stammt.

 

So du aber aus Mir zu jemandem dich hinneigen möchtest, da siehe, ob er im Besitze Meiner Liebe ist! – Ist er das, so ist er dir gleich und deinem Herzen der Nächste. – Ist er's aber nicht, da betrachte ihn als einen irrenden Bruder, der noch zwischen Himmel und Hölle wandelt und seine Augen mehr auf Abgründe ewiger Nacht als zu Mir, dem ihm noch völlig unbekannten `Vater`, richtet.

 

Der Gerecht-Liebe-Lichte wird dich wenden zum Lichte, woher du und der Liebe-Lichte im Geiste stammet. – Der Abgrundforschende aber wird dein Auge kehren, dahin er sein eigenes gewendet hat. Wenn der finstere Abgrund sein Augenlicht verzehren und er beim nächsten Tritte in den Abgrund fallen wird, so wird sein Fall dich zum Mitfalle zwingen. Und es möchte dann schwer halten, dich im Abgrund aller Nacht wiederzufinden und loszulösen von den Ketten, welche eine arge Weltliebe um dein zartes Herz geschmiedet hätte tausendfältig.

 

Daher, Meine liebe Gabiela, liebe nur Mich! Ja sei oder werde ganz verliebt in Mich, gleich einer Magdalena! Und mit dem Herzen siehe nur Dem nach, den Ich dir, erfüllt mit Meiner Liebe, vorstellen werde! Jeden andern aber achte und liebe, insoweit auch er ein Mensch ist!

 

Gegen die Armen aber sei mitleidig und für die arg Irrenden und Fallenden bete zu Mir, deinem Gott und Vater, so wirst du vollkommen Meine liebe, glückliche Gabiela sein – hier und dort in Meinem Schoße ewig!

 

Dieses Wörtlein sei dir ein teuerstes Angebinde zu deinem irdischen Namenstage! – Und in dem Wiedervernehmen deines inneren, eigenen Namens aber bedenke, dass Ich, dein ewiger, heiliger, liebevollster Vater, dir nicht ferne bin, jetzt wie ewig! Amen.

 

Gedenke Mein, liebe Gabiela! Ich, dein Vater, sage es dir, dass du Meine liebe Gabiela bist und bleiben sollst ewig! – Amen,

 

Amen, Amen.“ (HiG.01_41.05.28,01 ff)

 

 

4. Liebe zu Gott und den Menschen

 

So schreibe denn, weil du willst deinen Freund Mir näher ziehen; sage ihm, er solle seine eigenen (Verstandes-)Ideen fahren lassen und solle sich ganz in Meine Lehre vertiefen, damit er begreife, wie all` seine früheren Verirrungen dazu beitragen mussten, um ihn von dem falschen (Weltsinns-)Wege abzuziehen und Mir sich dadurch gleichsam wider seinen Willen zu nähern.

 

Wenn auch seine Lage im Augenblicke nicht die brillanteste ist, so soll er sich trösten, sie wird zu seiner Zeit schon besser werden, nur auf Mich soll er vertrauen, auch öfter sein Weib anhören, sie gibt ihm manchmal die besten Ratschläge, aber sie prallen an seinem harten Eigensinn ab. Das weibliche Gemüt seiner Frau hat schon bei weitem mehr aufgefasst von dem, was er, als Mein von Mir gewähltes Medium durch alle Meine Kundgaben erlangt hat. Endlich sträubt er sich noch immer, zum kindlichen Sinne der Liebe zurückzukehren, er solle dem Verstande sein Grübeln lassen, was Ich euch allen gebe ist nur fürs Herz! Wer nicht ganz mit dem Herzen denkt, der wird Mich und Meine Schöpfung nie ganz begreifen, noch Meine Sprache, so warm und herzlich sie auch an euch alle gerichtet ist!

 

Sage ihm, dass er das Weitere schon selbst herausfinden wird, er solle nur auf Mich vertrauen; wenn Ich gleich nicht in der Zeit, wie er es möchte, Meine Hilfe ihm merken lasse, so soll er doch überzeugt sein, dass Ich ihn, so wie euch alle, nicht einen Augenblick aus Meiner Führung lasse!

 

So nehme Meinen Segen für dich und euch alle und seid alle nur mehr werktätig nach Meinem Worte; merzet das Unkraut aus euren Herzen aus, denn ist ein Acker von dem gereinigt, so wächst das gute Kraut von selbst nach. Dies zur Darnachachtung! Amen!“

 

(Gottfried Mayerhofer, „Trachtet nach dem kindlichen Sinne der Liebe zu Gott und den Menschen“, „Lebensgarten“)

 

 

5. Liebe nur fort, Mein Kind

 

„Liebe Mich von ganzem Herzen; erkenne Meine Liebe in allen Geschöpfen, in allen Wesen, wie diese überall mit so emsiger Geschäftigkeit Gleiches zum Gleichen führt, lockere Bande enger zieht, neue anbahnt und dort, wo Hass und Zwietracht etwa Uneinigkeit hervorgebracht haben, durch den Balsam der Demut wieder vereint, was Hoch- oder Übermut getrennt hat.

 

Liebe Mich, deinen Vater, von ganzem Herzen!

 

Beweise es durch deine Taten und Gedanken, dass du Mein – eines Gottes, eines lieben Vaters würdiges Kind willst werden und sein! –

 

Liebe Mich, so wie Ich es Meinen Aposteln und Jüngern öfters bewies, indem Ich auf die Kinderwelt hinwies und sagte: `So lange ihr nicht werdet wie diese, werdet ihr nicht in Mein Reich eingehen.`

 

Ja, die Kindesliebe ohne Falsch, ohne Hintergedanken, ohne Sonder-Interessen; diese sich ganz hingebende Liebe in die Hände eines liebenden Vaters, dieses unerschütterliche Vertrauen - `von dort kann nicht Böses, sondern nur Gutes kommen`, dieses Vergessen alles anderen und nur den zufriedenen Blick Dessen, Der die Kindesliebe versteht und auch sie wieder vergelten kann wie sie es verdient, diese Liebe allein kann dich nur dauernd beglücken, für alles entschädigen und mitten unter traurigen Verhältnissen und Umständen dir die wahre Ruhe im Herzen erhalten, was niemand als nur Der kann, Der die Liebe Selbst ist! –

 

Schauet, auf eurer Erde klammert sich das Kind in schweren Bedrängnissen an den Vater an, während oft die Mutter selbst ihr eigenes Gleichgewicht verloren, keinen Trost für das flehende Kind hat und ebenso ist es im Geistigen, im großen Weltkampfe.

 

Deine Mutter war die Welt mit all ihren Eindrücken vom ersten Augenblick an, als du deiner selbst bewusst warst.

 

Die Welt umstrickte dich mit Liebesarmen, aber nicht von dauernder Zeit; du wuchsest über selbe hinaus, strebtest nach höherer, geistiger, nach der Vaterliebe; freilich musstest du sie teuer bezahlen durch Schmerzen und Leiden; auf dem Krankenlager  läuterte Ich dich wie das edle Metall nur durch heftiges Feuer zum Schmelzen gebracht werden kann und so brachte auch Ich das Gold, welches in deinem Herzen verborgen lag, dessen Dasein dir selbst unbewusst war, an das Tageslicht.

 

Der Liebe strahlendes Bild leuchtet jetzt in deinen Augen, du hast über jene Mutterzärtlichkeit gesiegt und eilest mit beflügelten Schritten dem Vater entgegen. Eile nur zu!, bei Ihm angekommen wirst du erst die Vergangenheit in ihrem rechten Wert erkennen und die Zukunft richtig bemessen können, - in Seinen Armen und an Seiner Brust wirst du erst zu schätzen wissen was Leiden heißt, wenn solch eine nie versiegbare Liebe und Ruhe das Endresultat ist.

 

Dieses, Mein Kind, sagt dir dein Vater, Der dich führte, dich leitete und dich stets in höhere geistige Genüsse einweihen wird. Sollten auch solche teuer erkauft worden sein, so wären sie doch des Preises wert, denn das Endresultat wird dir die Nichtigkeit alles Weltlichen und die Erhabenheit und Wichtigkeit alles Geistigen zeigen.

 

Zwei Lebenswege gibt es, einen aus der Materie und einen in die Materie. Folge du dem ersteren und streife tagtäglich mehr das Materielle ab. Je mehr du dich von selbem los machst, desto mehr wirst du mit geistigem Unverwesbarem angetan werden. Je mehr du der Welt den Rücken kehrest, desto mehr wird die geistige Liebesonne dir dein Antlitz erleuchten und engelgleichen Glanz auf selbem verbreiten können, so zwar, dass selbes nicht nur ein treues Abbild deines Innern werden, sondern auch wie magnetischer Einfluss auf andere einwirken und sie zur Nachahmung anregen wird. –

 

`Vater!` heißt das große Wort, mit welchem Ich die Welt durch Mein einstiges Heruntersteigen auf eure Erde beglückte. `Vater!` war das große Wort, welches dort sich entwickelte, aus dem für alle Wesen gewichtigen Ausdruck: `Gott`, `Herr alles Sichtbaren`.

 

`Vater!` war das Wort, welches alle Furcht aus der geschaffenen Seele hinwegwischte und statt zitternder Furcht, das Leben voll Liebe in ihrem Herzen hervorrief!

 

`Vater!` ist heute noch das lebendige, werktätige Wort, als Ausdruck  unendlicher Liebe, bezeichnend nicht nur dass Vaterliebe ewig dauert, sondern dass Vaterliebe nur denen zu Teil werden kann, denen der Vater Seine Liebe, Seine Demut und Seine Milde als einzige geistige Zugabe eingeprägt hat und dass er nur jene als Seine wahren Kinder erkennt, welche diese Eigenschaften, wie er im Großen, so sie in ihrem ganzen Lebenslaufe durch die Erfüllung des zweiten Gesetzes der Nächstenliebe beweisen.

 

So ist das Band geknüpft, welches Vater an Kind und Kind an Vater bindet, so umschlingt ein Band, das Band der Liebe, die gleichgesinnten Herzen der Geschöpfe, die alle jubelnd sich einst zu Ihm, zum Vater aller geschaffenen Kreaturen drängen werden.

 

Und wie einst Jesus die Kindlein herzte, so Ihm mit Liebe entgegen eilend auch Seine hier ausgereiften und drüben dann ankommenden in aller Liebe und Demut Ihm zustrebenden, wahren Kinder – auch den Vater der Väter, den Herrn der Herren, den Herrscher der Herrscher zum Ausruf bewegen werden: `Lasset die Kindlein zu Mir kommen, denn ihnen ist das Himmelreich!` Amen!“

 

(Gottfried Mayerhofer, „Liebe nur fort, Mein Kind“, „Lebensgarten“)

 

 

6. Geduld und Ergebung

Ein Trostwort

 

„Lieber Sohn, du bist unwillig über die Widerwärtigkeiten, die dich jetzt schon seit einiger Zeit Schlag auf Schlag treffen, du möchtest gern einen Ausweg aus diesem Labyrinthe finden.

 

Siehe, Mein Kind, dieses alles lasse Ich zu, damit du dich mehr von der Welt abziehen und deine Hoffnungen nicht auf Menschen, sondern nur auf Mich richten sollest. Ich bin der Herr, Der alles leitet, die Anderen sind ja nur Handlanger, die willenlos zu Meinen großen Zwecken ihre Kräfte und ihre Arme reichen müssen, ohne zu wissen, wie maschinenartig sie alle den Karren ziehen, an dem Ich sie gespannt habe, da sie zu nichts Besserem tauglich sind.

 

Mache dir nichts daraus, wenn du auch mit der ganzen Welt in Unfrieden lebst und überall mißstimmte Seelen entdeckst, wo du keine vermutet hast, was kümmert dich das alles! Bist du bei Mir gut angeschrieben, lasse sie laufen. Alle müssen Mir dienen, um dich, den Ich für Mich erziehen will, immer an Erfahrungen zu bereichern, damit du endlich begreifen mögest, dass auch der beste Freund in der Welt noch lange keinen Groschen wert ist und dass Ruhe und Frieden nur bei Mir allein zu finden ist.

 

Wie viel wirst du und deine Brüder und Schwestern noch zu dulden haben! Gewöhnet euch alle ans Dulden, denn es wird schon noch ärger kommen. Jetzt sind es nur kleine Gedulds-Proben, später werden schon noch härtere Speisen euren Magen zum Verdauen gegeben werden!

 

Dir ist es unangenehm, leider zu erfahren, dass alle deine Pläne wieder ein kleines Scherflein zum Drucke des großen Werkes (Johs) beizutragen misslungen und alle Hoffnungen gescheitert sind, die dir einen Gewinn zu diesem Zwecke in Aussicht stellten.

 

Ich frage dich aber: warum bautest du alle deine Hoffnungen auf Menschen und vergaßest dabei so ganz, dass doch eigentlich Ich das Hauptwort in dieser Sache am meisten zu entscheiden habe, ob deine Pläne mit den Meinen korrespondieren?

 

Warte nur ab, wenn es an der Zeit ist, so werde Ich auch deinen Eifer zu belohnen wissen und dir verschaffen, was ich von dir zur weiteren Verbreitung Meines Wortes haben will; bis dorthin greife Mir nicht vor in Meinen Plänen; denn erstens erreichst du nichts und zweitens, wann Ich nicht will, ist auch dein Mühen umsonst!

 

Es plagt dich auch die langwierige Krankheit deiner Schwester; allein auch da ist es das Nämliche, immer willst du es besser wissen als Ich oder wie ihr sagt: das Ei will gescheiter sein als das Huhn! Wann Ich die Seele deiner Kranken gehörig geprüft und mürbe gemacht habe zur Aufnahme Meines Wortes, so wird sie auch gesund werden und nicht eine Stunde früher als Ich es will.

 

Magnetisiere (d.h. segne, Auflegen der Hände) du sie nur alltäglich nach Meiner Vorschrift und traue auf Meinen Segen dabei! Das Übrige lasse Mir über; du magst versichert und überzeugt sein, du kannst deine Schwester nicht mehr lieben denn Ich als Mein Kind sie liebe und am Ende, willst du denn nicht ihre geistige Besserung in erster Instanz? Der Körper wird dann schon gesund werden sobald die Seele sich ganz Mir ergeben hat.

 

Was die weitere Kopierung Meiner Nebenworte betrifft, wo der eine die Originale verweigert und der andere die Kopien nicht schickt, so siehst du wieder dasselbe, wie Ich oben gesagt, weil Ich es so und nicht anders will!

 

So lange du deinen Willen nicht in den Meinen ganz aufgehen lässt und wenn du etwas willst, nur zuerst Mich fragst*), zu Mir kommst und Mich allein bittest, solange wirst du immer die traurige Erfahrung machen müssen, dass `wer nicht auf Mich vertraut, der hat stets auf Sand gebaut!`

 

*) Siehe auch linke Randspalte unter „Kurztexte“ die Themen „Stets den Rat des himmlischen Vaters einholen“ und „Über die innere Stimme“.

 

Folge Meinem Rat und du wirst zu rechter Zeit in stetem Hinblick auf Mich alle Fragen so einfach und so natürlich sich lösen sehen, dass du dann erst begreifen wirst – so und nicht anders war es am besten!

 

Meinen Segen für dich und deine Brüder und Schwestern! Folget alle Meinem Rat und lasset euch führen von Meiner Hand; es ist ja die Hand eines Vaters, des himmlischen Vaters und glaubt ihr denn, Derselbe kann euch auf Irrwege führen?

 

Wie vertragen sich solche Gedanken mit Meiner unbegrenzten väterlichen Liebe, wo Ich eben deswegen mit jedem Pulsschlag eures Herzens tausende von Gnaden über euch ausgießen lasse, von denen ihr nicht eine einzige ahnet!

 

Ich sage dir nochmals: beruhige dich! Arbeite für Mich und dein eigen Herz! Das Resultat deines Strebens aber lasse Mir über und du wirst Ruhe und Frieden wieder finden, wie selbe Meine Kinder stets haben sollen, da ihnen die Welt nichts mehr geben und nichts mehr nehmen kann. Amen!

 

Dies sagt dir dein langmütiger und geduldiger Vater, Der euch unmündige Kinder so bald als möglich kräftig dastehen sehen möchte, um noch größeres als Probeschule zu ertragen, was der Drang der Zeiten und das Herannahen der großen Wiedergeburt eures Erdballs erheischt.*)“

 

*) Siehe linke Randspalte unter „Über die Zukunft (1)“ und (2)

 

Also:

 

„Nicht verzagt in trüben Tagen,

Wenn euch des Schicksals Stürme jagen;

Dort oben ist die Hand, die euch geleitet

Und euch den Sieg gewiss bereitet.

Gut handelnd stets nach Mir ihr müsset schauen,

Und nicht verlieren, sondern mehren das Vertrauen!

Dann mag auch kommen was da will –

Ein Blick zu Mir – und jede Furcht wird still.

Der Vater ist`s, Der euch ja nie verlässt,

Auch selbst wenn ihr Ihn leicht vergäß`t!

Zurücke kehrt ins Herz die Liebe wieder,

Vertrauend werden wieder neue Glieder

Des einz`gen Bundes, den Ich selbst mit euch geschlossen,

D`rum fortgekämpft stets – unverdrossen!

Am End` wird all das Dunkel sich schon klären,

Und sehen werdet ihr den Vater in den Himmels-Sphären!

Amen.“

 

(Gottfried Mayerhofer, „Geduld und Ergebung“, „Lebensgarten“)