„...Wer dasselbe (Vaterunser) nicht betet im Geiste und in der Wahrheit, dem nützt es geradesoviel, wie dem bekannten Blinden die Erklärung der Farben.“ (HiG.01_41.03.13,08)

 


Das Ur-Vaterunser und seine Bedeutung

 

sowie weitere Gebetstexte

 

 

1. Das Vaterunser, wie es uns in "Johannes, das große Evangelium" wiedergegeben wird

2. Das Vaterunser, wie es Petrus in "Bischof Martin" den Sonnenmenschen lehrt

3. Vater unser... Fragen im geistigen Licht

4. Vater unser! Erklärung Jesu aus Mayerhofer, Lebensgeheimnisse

5. Das Vaterunser in mehrfacher Ausdeutung

6. Herr, Du langmütiger...

7. Herr, geschehe da, was da wolle...

8. Gebet des Herzens (1)

9. Gebet des Herzensw (2)

10. Ein gutes Gebetlein

11. An Jesus. Gebet

12. Worauf es ankommt

 


1. Das Vaterunser, wie es uns in „Johannes, das große Evangelium“ wiedergegeben wird


Ein Jünger: „Herr und Meister, wie sollen wir bitten, dass wir Dir wohlgefällig und somit nicht vergeblich Dich um etwas Rechtes bitten könnten? Denn es kann ein Mensch auf dieser Welt in gar mannigfache Bedrängnisse gelangen und kann sich da mit einer rechten Bitte um Abhilfe nur an Dich wenden. Wie aber soll er da bitten und beten
?


Sagte Ich: In jeder Not und Drangsal bittet mit natürlicher Sprache im Herzen zu Mir, und ihr werdet nicht vergeblich bitten! So ihr aber Mich um etwas bittet, da machet nicht viele Worte und durchaus keine Zeremonie, sondern bittet also ganz still im geheimen Liebeskämmerlein eures Herzens:


Unser lieber Vater, der Du im Himmel wohnst,


Dein Name werde allzeit und ewig geheiligt!


Dein Reich des Lebens, des Lichtes und der Wahrheit komme zu uns und bleibe bei uns!


Dein allein heiliger und gerechtester Wille geschehe auf dieser Erde unter uns Menschen also, wie in Deinen Himmeln unter Deinen vollendeten Engeln!


Auf dieser Erde aber gib uns das tägliche Brot!


Vergib uns unsere Sünden und Schwächen, wie auch wir sie denen allzeit vergeben werden, die gegen uns gesündigt haben!


Lasse nicht Versuchungen über uns kommen, denen wir nicht widerstehen könnten,


und befreie uns also von allem Übel, in das ein Mensch infolge einer zu mächtigen Versuchung dieser Welt und ihres argen Geistes geraten kann;


denn Dein, o Vater im Himmel, ist alle Macht, alle Kraft, alle Stärke und alle Herrlichkeit, und alle Himmel sind voll derselben von Ewigkeit zu Ewigkeit!


Siehe, du Mein Freund, also soll ein jeder bitten in seinem Herzen, und seine Bitte wird erhört werden, so es ihm mit derselben völlig ernst ist, - doch nicht pur mit dem Munde, sondern wahr und lebendig im Herzen!


Denn Gott in Sich ist ein purer Geist und muß denn auch im Geiste und dessen vollster und ernstester Wahrheit angebetet werden. Wenn du das nun einsiehst und begreifst, da tue denn auch danach und du wirst leben, wie auch ein jeder, der also tun wird!“ (GEJ.10_32,03ff)


Siehe auch linke Randspalte unter "Ethisches / Aktuelle Themen", das Thema "Kritik am Vaterunser?", Textvergleich des traditionellen Vaterunser mit der Fassung der Neuoffenbarung.

 

 

2. Das Vaterunser, wie es Petrus in „Bischof Martin“

den Sonnenmenschen lehrt

 

Petrus als Lehrer im Beten des Vaterunsers. Warum das Bitten über dem Danken steht. Petrus' gewichtige Frage (im Jenseits) an (den Sonnenbewohner) Uhron im Auftrage des Herrn.

 

Spricht Petrus:Freund, als der Herr als allmächtiger Schöpfer Himmels und aller Welten auf meiner Erde das Fleisch angenommen hatte und hat unter uns Menschen gelebt und gewandelt wie ein Mensch, da lehrte Er uns alle vollkräftig so beten, indem Er sprach:

 

So ihr aber betet, da sprechet:

 

,Unser Vater, der Du in den Himmeln wohnst,


Dein heiligster Name werde geheiligt!


Dein Reich der Liebe, der Wahrheit und des ewigen Lebens komme zu uns!


Dein allein heiliger Wille geschehe alle Zeiten und alle Ewigkeiten hindurch!


Gib uns heute wie allzeit das tägliche Brot!


Unsere Sünden und Gebrechen vergib uns nach dem Maße, als wir vergeben unseren wie immer gearteten Schuldnern!


Lass nicht Versuchungen über unsere Schwächen kommen, denen wir unterliegen müssten; sondern erlöse uns von allem Übel, das uns nur immer begegnen könnte!


Dein, o Vater, ist alle Kraft, Macht und Herrlichkeit ewig!


Dir allein sei aller Preis, alle Ehre, aller Ruhm, alle Liebe, alles Lob und aller Dank ewig!‘ –

 

Da uns aber der Herr Selbst also beten und bitten gelehrt hat, so glaube ich denn doch, dass es nicht unrecht sein dürfte, so wir als Kinder Ihn zuvor um all das bitten möchten, was wir für uns als notwendig erkennen!

 

Denn ich meine: Schon der schuldige Dank, den wir für die zahllosen Wohltaten dem Schöpfer darbringen, ist ein heilig großes Privilegium für uns freie Wesen. Wir anerkennen dadurch Gott gegenüber das, was wir haben und empfangen, als freie und nicht als gerichtete Gabe. Aber die Bitte steht dennoch viel höher, da uns eben durch die Bitte nicht nur die Erkenntnis zukommt, dass wir eine Gottesgabe als eine freie anerkennen dürfen, sondern auch sogar die freie Wahl der Gabe!

 

Zur vollkommenen Freistellung des Geistes gehört nicht nur die freie Erkenntnis dessen, was der Herr als für uns Lebensnotwendiges frei gibt, sondern hauptsächlich die freie Wahl dessen, was uns nottut. Dazu aber gehört doch offenbar mehr Selbsterforschung und freie Selbsterkenntnis als nur zur Wahrnehmung, dass alles, was wir sind, haben und empfangen, freie Gaben aus Gott dem Herrn sind.

 

Wer für eine empfangene Gabe dankt, fühlt aber dabei kein Bedürfnis nach einer für die Folge weiter nötigen Gabe, ist in seiner Lebenssphäre noch sehr stumpfsinnig und hat noch viel Tierisches in sich. Denn auch Tiere danken durch ihren frohen Genuss instinktmäßig dem Geber, wenn sie Ihn auch nicht zu erkennen imstande sind. Begehren aber kann kein Tier etwas, weil es seine Bedürfnisse nicht erkennen kann! Wenn es hungrig ist, da sucht es Speise. Hat es diese gefunden und sich gesättigt, dann ruhet es so lange, bis es wieder hungrig wird. Diese Ruhe ist ein stumpfer Dank für die Speise, die es zur Sättigung gefunden hat; aber wenn das stumpfe Tier satt ruht, hat es keine weitere Erkenntnis, dass es künftig wieder hungrig werden könnte und einer Nahrung bedürfte.

 

Nicht so ist es bei dem Menschen, denn dieser weiß, was ihm not tut. Hat der Mensch sich gesättigt, so weiß er, dass er wieder wird essen müssen, um sich zu sättigen. Er kennt aber auch den Geber. Daher soll er nicht nur danken, wenn er sich gesättigt hat, sondern soll vielmehr noch mit dem Danke die Bitte vereinen. Durch sie legt er dem Schöpfer um so mehr an den Tag, und bezeugt, dass er alles nur von Ihm bekommt und auch für die Zukunft das Gute und Notwendige von Ihm erwartet.

 

Zugleich aber stellt der Mensch sich seinem Meister eben durch die Bitte auch so dar, wie ihn eben der Meister haben will: als ein völlig freies Wesen, dem nicht nur das Recht des Empfangens, sondern auch das demütig freie Recht des Begehrens zusteht. Dieses Recht aber setzt doch sicher bei jedem Menschen eine mächtige Selbsterkenntnis voraus, ohne die kein Mensch ein vollkommener Mensch werden kann!

 

Ich meine, diese Gründe dürften für eure Weisheit wohl hinreichend sein, um einzusehen, dass die Bitte für jeden freien Geist um vieles nötiger ist als der beste und allerschuldigste Dank!

 

Und sollten dir, mein Freund Uhron, alle meine sicher triftigsten Gründe noch immer nicht genügen, so genüge dir, dass der Herr Selbst uns gar oft aufgefordert hat, dass wir bitten sollen, so wir etwas empfangen wollen, aber nur überaus selten jemanden an eine Danksagung erinnerte!

 

So gab Er uns denn auch eine heilige Form, nach der wir beten und bitten sollen. Aber von einer Form, wie wir danken sollen, weiß ich dir kaum etwas zu sagen!

 

Wohl dankte der Herr Selbst der Gottheit, die als Vater in Ihm war, zu öfteren Malen und verwies es auch ein einziges mal den neun Gereinigten, die nicht wieder mit dem Zehnten gekommen sind, Ihm die Ehre zu geben. Dessen ungeachtet gab Er uns dennoch nie eine Form, wie wir danken sollen, – was Er in Bezug auf die Bitte doch ausdrücklich getan hat.

 

Hat aber der Herr von uns unvollkommeneren Bewohnern der Erde die Bitte ausdrücklich verlangt, so bin ich wohl der Meinung, dass Er sie bei euch nicht als überflüssig betrachten wird!

 

Daher geht schließlich mein Auftrag vom Herrn an euch alle dahin, dass ihr in der Folge zwar alles, was ihr nun habt, vom Herrn haben sollt, aber nur auf dem Wege der Bitte! Wer von euch aber nicht bitten wird, der wird auch nichts oder nicht viel erhalten.

 

Denn seid ihr frei, so müsst ihr auch selbst erkennen, was euch nottut. Habt ihr euch dahin erkannt – was bei euch um vieles leichter sein wird, als es bei uns war –, dann bittet; und es wird euch gegeben werden, um das ihr werdet gebeten haben.

 

Ist euch das recht, so bejahet es, und mein Bruder Johannes wird euch weiterführen. Euer freier Wille hat hier zu wählen und zu bestimmen!“ (BM.01_179,01)



3. Vater unser...

Fragen im geistigen Lichte


„...Was aber das `Vaterunser` betrifft, so steht es mit diesem Gebete geradeso, wie mit der Frage, wie man dasselbe beten soll, dass es Frucht bringe. Denn wer dasselbe nicht betet im Geiste und in der Wahrheit, dem nützt es geradeso gut, wie dem bekannten Blinden die Erklärung der Farben.

Wie kann der (Geistesblinde) sagen: `Unser Vater`, da er sich noch nie die Mühe gegeben hat, den Vater in seinem Herzen durch die Liebe und durch den lebendigen Glauben zu erkennen und sich Ihm im Geiste und in der Wahrheit zu nähern?

Wie kann der sagen: `Der du bist in dem Himmel`, der weder den Vater und noch weniger den Himmel kennt!? –

Wie kann der sagen: `Geheiliget werde dein Name!`, der da nicht kennt Meine Liebe, noch weniger Mein lebendiges Wort und daher auch unmöglich das Leben des Lebens und die Heiligkeit alles Heils und aller Neuwerdung aus Mir, was allein Mein ausgesprochener Name ist!?

Wie kann der sagen: `Dein Reich komme!`, der mit allen seinen Sinnen wie eine Schmarotzerpflanze an dem Früchte tragen sollenden Baum, d.h. an dieser Welt hängt!? –

Wie kann der sagen: `Dein Wille geschehe`, der sich noch nie die Mühe gegeben hat, Meinen Willen zu erkennen und gegen jedes noch so leichte Gebot in seinem Herzen entweder eine große Lauigkeit oder oft schon in seiner Jugend den barsten Ungehorsam hegt und in allen das ewige Leben betreffenden Dingen den allergrößten Leichtsinn in sich trägt!?

Wie kann der sagen: `Gib uns das Brot des Lebens`,  der von dem erbetenen Brote gar keine Ahnung in seinem Herzen hat, wohl aber eine desto größere Fressbegierde in seinem Magen, welcher das eigentliche Hauptherz solcher fruchtlos Betenden ausmacht!?

Wie kann der um `Vergebung seiner Sünden` bitten, dessen Herz noch voll Unlauterkeit ist, da nichts innewohnt denn Zorn, Neid, Hoffart, Missgunst, Frechheit und noch viele andere Laster der Art!? -

Höret, zur fruchtreichen Erreichung der Vergebung der Sünden wird mehr erfordert als durch günstige Verhältnisse feindlos zu sein. Denn wer keinen Feind hat, wie soll der bitten: `Vergib mir meine Sünden, wie ich meinen Feinden vergebe`. -


Ich will damit nicht sagen, dass ihr euch Feinde machen sollet, um dann etwas zu vergeben zu haben; aber das will Ich damit sagen, dass euer Herz über jede Beleidigung, wie geartet sie auch immer sein möge, erhaben sein solle. Sonst erbittet ihr euch, statt der Vergebung, das Gericht und die Verdammnis auf den Hals.


Wie kann ferner der sagen: `Führe uns nicht in die Versuchung`, der fürs erste Mich gar nicht kennt und solcherart in die Luft betet, und der, so Ich ihn auch, ihm unwissentlicherweise, mit jeglicher Versuchung verschone, selbst aber, einem Besessenen gleich, von Gefahr zu Gefahr, von Abgrund zu Abgrund, von Tod zu Tod rennt!?


Sehet, wie ist hernach eine solche Bitte! Gleicht sie nicht einem Tollen, der einen großen Wohltäter um eine Unterstützung bittet, so er aber dieselbe erhalten hat, wirft er sie zum Teil ins Feuer, zum Teil in schmutziges Wasser, zum Teil in stinkende Kloackpfützen und zum Teil in Unrat und in Gräber voll Totenmoder. Denket, was solchem Narren die Gabe nützet!

Wie kann endlich der sagen: `Erlöse uns von dem Übel`, der mit allem Fleiße sich selbst in alle Übel stürzt!?


So ihr dieses Gebet fruchtbringend beten wollet, dann müsst ihr es beten im Geiste und in der Wahrheit und wohl überdenken, was dazu erfordert wird, um die wahre Frucht dieses Gebetes zu ernten. Sonst wird aus diesem Gebet das Gegenteil des großen Segens für euch wie für jeden andern erwachsen.“ (HiG.01_41.03.13,08ff)


4. Vater unser!

Erklärung Jesu aus Mayerhofer, Lebensgeheimnisse


Viele Tausende plappern dieses Gebet des Tages oft viele Male herunter, und kaum einer unter ihnen versteht, was er eigentlich sagt, oder was Ich damit sagen wollte, als Ich es Meine Jünger lehrte.


Auch ihr selbst, die ihr doch schon besser unterrichtet seid wie viele, ja sogar über dieses Gebet von Mir Selbst verschiedene Erklärungen erhalten habt; auch ihr wisset doch nicht im tiefsten reinsten Sinne, was der Inhalt dieses Gebetes ist, sonst würdet auch ihr es nicht allein oft im Aufblick zu Mir beten, sondern ihr würdet kein anders formuliertes Gebet dem gleich achten können.


Um nun wieder einen Lichtstrahl in euer Herz zu senden, der euch die Wunder Meiner Geisterwelt von einer andern Seite beleuchten soll, so will Ich euch dieses Gebet und die darin enthaltenen Worte näher erklären, damit ihr erkennen möget, was das heißen will: ein Gott, ein liebender Schöpfer und Vater lehrte euch dieses Gebet, damit ihr erkennen möget, wie viel Geistiges in jenen Worten liegt, die Ich Meinen Jüngern und der ganzen Menschheit hinterließ, um mit Mir in geistige Gemeinschaft zu treten, und nebenbei noch die weltlichen sowie die geistigen Verhältnisse des Menschen so ganz zu umfassen, als wie dieses Gebet als Bitte zu mir, als Bitte eines Kindes zu seinem Vater es nur auszudrücken vermag.

Nun, Ich will also Wort für Wort, Satz für Satz euch dieses einzige Gebet aus Meiner Wanderzeit auf Erden erklären, dessen tiefen Sinn enthüllen, und so euch um einen großen Schatz reicher machen.


Wenn ihr die Zeitverhältnisse ins Auge fassen wollet, in welchen Ich dieses Gebet Meinen Jüngern vorsagte, so werdet ihr leicht erkennen, welch mächtiger Unterschied schon darin lag, dass Ich Meinen Mitlebenden gegen alle religiösen Gebräuche schon in den ersten Worten Meines Gebetes zeigte, wie wenig sie selbst ihre religiösen Bücher verstanden, noch sie geistig auslegen konnten; denn während den Juden es streng verboten war, den Namen ihres Gottes eitel zu nennen, während sie ihren Gott als einen Gott der Rache und des Zornes ansahen und höchstens ebendeswegen Ihn oft anflehten, mehr aus Furcht als aus Vertrauen zu Ihm, so lehrte Ich sie in den ersten zwei Worten

`Vater unser`


diese Kluft zwischen ihrem Gott und Schöpfer und den Menschen zu übersteigen, und aus dem strengen Richter einen liebenden Vater zu machen.


Nur durch dieses Wort allein schon wurde der nachfolgende Inhalt des Gebetes gerechtfertigt; denn einen Vater konnte sein Kind so bitten wie Ich es Meine Jünger lehrte; aber kein Mensch durfte damals seinen Gott anflehen um Dinge, welche nach dem Begriffe jener Zeit viel zu nichtig gewesen wären, als dass ein Gott, den man sich weit hinter den Sternen in unzugänglichen Räumen dachte, sich damit abgegeben hätte!


Das Wort `Vater`, und noch mehr bezeichnend `unser`, war also dieser große Unterschied, welcher den entfernten Gott bis ins menschliche Leben niederzog und dem Menschen erlaubte, als unmündiges Kind seinen Schöpfer mit Liebe zu umfassen, während in allen andern Auffassungen göttlicher Würden, selbst bei den heidnischen Völkern mit ihren Göttern, diese eigentlich nur einzig wahre fehlte!


So war der erste Eingang dieses Gebetes auch der größte und mächtigste Impuls, ein Gemüt in fromme Begeisterung zu erheben; denn der sanfte Ruf `Vater` - `mein Vater!` oder wie in diesem Gebet der Begriff der Nächstenliebe in tiefster Bedeutung zugrund liegt, `unser Vater` ist der größte, mächtigste Hebel, ein Vertrauen zu erwecken zu Dem, zu Dem man betet, dass dieses Gebet auch erhört werde, und dass dem Menschen als Kind sein Vater angedeihen lassen wird, was zu seinem weltlich und geistig Besten ist! Der nächste Satz heißt:

`im Himmel`.

 

Diese Worte haben eine zweifache Bedeutung, erstens, wenn ich einen Vater habe, welcher im Himmel als dem Sitze von reinen Geistern und dauernder Seligkeit ist, so versteht sich wohl von selbst, dass entweder Ich von dort abstamme, oder doch wenigstens, wenn Ich Mich des Vaters würdig mache, einst dort in die Nähe Dessen gelangen kann, Der mir erlaubte, Ihn `Vater` zu heißen.


Die zweite Bedeutung dieser Worte ist, dass ein Vater im Himmel ein Wesen sein muß, welches trotzdem, dass Ich Ihn in die Himmel versetzte, doch allgegenwärtig, allmächtig sein muß; denn sonst ist mein Bitten vergebens, Er hört es nicht, oder kann es nicht erfüllen, um was man Ihn bittet.


Ferner ist noch dabei in Anschlag zu bringen, dass unser Vater im Himmel als Geist, ebendeswegen auch geistig und in tiefster Ergebung angefleht werden muß, wenn ich nur im mindesten Seine Größe und meine Winzigkeit in Anschlag bringen will. Dieses bezeugt auch der nachfolgende Satz, wo es heißt

`Dein Name werde geheiligt!`

 

Denn nur wer die ersten Worte im tiefsten Sinn begriffen hat, kann erfassen, was es heißen will: Dein Name werde geheiligt!

 

Es will heißen, dass, als Unterschied zu einem weltlichen Vater, der Vater im Himmel, als Geist, nur dann würdig geehrt werden kann, wenn man auch bei Anrufungen, Beteuerungen und Schwüren den Namen des allerhöchsten Wesens nicht missbraucht und in weltliche Händel herunterzieht; denn dieser Schöpfer, der euch erlaubt, Ihn als Vater anzurufen, ist zu erhaben, und du als Kind zu hoch gestellt auf der geistigen Stufe aller denkenden Wesen, als dass du einen solchen Namen und mit dem Namen selbst deinen Gott und Vater anrufen solltest, als sollte Er Zeuge deiner ausgesprochenen Worte sein; denn nur wenn du den Namen `Vater, unser aller Vater`, wenn du die Stellung dieses Vaters, nämlich im Himmel als ewigem Freudenort, ganz auffassest und begreifst und danach handelst, dann kannst du mit der Bitte hervortreten:

`Dein Reich komme zu uns!`

 

Nur dann bist du würdig, dass dieses Reich der Himmel, dieses seelische Paradies auch herabsteigt in dein eigenes Herz und dich da im Kleinen fühlen lässt, was dich einst im größeren Maßstabe erwarten wird.

 

Nur nach der Befolgung der ersten Sätze ist der Mensch würdig, in ein Reich derjenigen Geister aufgenommen zu werden, welche den Schöpfer des Universums als ihren einzigen Gott und ihren einzigen liebenden Vater anerkennen.

 

Damit aber dieses Reich auf Erden ein Bleibendes werde, so ist es nötig, dass der Wille oder die göttlichen Gesetze eines höchsten Wesens, das du Vater nennen darfst, auf Erden auch ausgeführt werden, denn dieses besagt als Beleg des früheren Satzes der nächstfolgende, wo es heißt:

`Dein Wille geschehe auf Erden, wie im Himmel!`

 

Nur dann, wenn die Menschen, ihre geistige Abstammung anerkennend und würdigend, den Gesetzen der Liebe zu Gott und dem Nächsten nachkommen; nur dann ist es möglich, dass das Reich Gottes daniedersteige und aus dem Erdenleben wieder das Paradies mache, aus welchem die ersten Menschen vertrieben wurden. Nur dann, wenn auf Erden bereitwillig wie im Himmel diese Liebesgesetze stets vollzogen werden, nur dann ist bleibender Friede sowie stete Ruhe möglich.

 

Und wenn Ich dort Meinen Jüngern begreiflich machen wollte, wie das Erdenleben verschönert werden könnte, so sagte Ich ihnen geistig, dass, wenngleich das paradiesische Freudenleben nicht allgemein so leicht zu erzielen ist, es doch einzelnen möglich ist, in ihrem Herzen diese reine Freude des ungetrübten Bewusstseins zu erreichen, und so einen Vorgeschmack zu haben von dem, was in künftigen Zeiten und höheren Regionen sie erwartet!

 

So soll die Macht des Gebets einen Zustand, wenngleich nur auf Augenblicke, herbeiführen, der tröstend für sich und beruhigend im ferneren Lebenswandel der Seele Stärke und Kraft geben kann.

 

Damit aber diese geistige Hebung, wo die Seele sich zu Ihm, dem Vater aller lebenden Wesen erhebt, nicht durch weltliche Missstände getrübt, damit auch auf Erden euer Lebenswandel fruchtbringend für andere werde, und ihr nicht mit Tränen der Not und des Schmerzes zu Ihm aufblicken müsst, so schließt sich dieser früheren geistigen Bitte die weltliche an, nämlich:

`Gib uns unser täglich Brot immerdar!`

 

Nur wer sein tägliches Brot hat, kann seinen weltlichen Verpflichtungen nachkommen, und auch wo es not tut, seinem Nächsten helfen.

 

Daß Ich, als Jesus, Meine Jünger dieses Gebet lehrte, hatte darin seinen Grund, weil eben die geistige Erhebung und geistige Nahrung nur dann erst im vollen Sinne möglich ist, wenn der Körper, als notwendiges Bindeglied zwischen hier und dort, nicht unter dem Druck der Verhältnisse leidet!

 

Meine Jünger mußten wohl in der ferneren Zeit nach Meinem Hingange manchmal fasten, und es mangelte ihnen an dem Nötigsten; aber darum wendete Ich dieses Gebet so, dass auch die weltlichen Bedürfnisse von Mir erfleht werden sollen, und der Mensch sich nicht dem Wahne hingibt, als dürfte er bloß um Geistiges zu Mir flehen!

 

Das Gebet, wie Ich es gab, schloß das ganze menschliche Pilgerleben in sich ein, so wie alle Zehn Gebote, nebst Meinen zwei großen Liebes-Gesetzen.

 

Es musste praktisch sein, für alle Lebensverhältnisse passen, und dem Menschen, in welche Lage er auch kommen mag, wenn er es mit ganzer Inbrunst und geistig tiefster Auffassung betet, den Trost und die Ruhe verschaffen, welche nur einem Gott, einem himmlischen, liebenden Vater zu geben möglich sind. – So folgt der weitere Satz:

`Vergib uns unsere Sünden!`,

 

welches ein offenes Bekenntnis ist, dass Menschen, eben als Menschen und nicht als geistige Wesen oder Kinder eines himmlischen Vaters, fähig sind, gegen Seine Gesetze zu handeln, zu fehlen, oder wie es heißt, zu sündigen.

 

Die Bitte um Vergebung der Sünden schließt das Bekenntnis von Schwachheit in sich ein; es zeigt, dass der bittende Mensch oder das flehende Kind seine Schwäche erkennt, dass es fähig ist, zu sündigen, und zwar oft auch wider Willen, wo zwar der Wille zu widerstehen vorhanden ist, jedoch entweder die eigenen Leidenschaften oder die Welt zu mächtig sind, so dass das Kind mit den besten Vorsätzen fehlt, und sich dadurch eben dieses himmlischen Vaters unwürdig macht.

 

So, von Reue geplagt, soll das Kind sich hinwerfen zu den Füßen seines geistigen Vaters, soll Ihm seine Schuld bekennen, und soll aber auch eben durch diese Versicherung der Besserung, als Vorsatz denselben mit sich in die weiteren Schritte der Welt mitnehmen, was im nächsten Satze ausgedrückt ist, nämlich:

`wie auch wir vergeben allen, die uns schuldig sind!`

 

Es soll dieses der Vorsatz sein, eben wie der Vater im Himmel nur der Verzeihung und der Liebe, nicht aber des Hasses und der Rache fähig ist, dass auch ihr, wenngleich im geringeren Maßstabe, göttlich, oder eures himmlischen Vaters würdig handeln sollt, denen vergeben, die euch Böses getan haben; ein Wort von großer Bedeutung, besonders in jener Zeit, wo es hieß: `Aug um Aug, usw.`, wo die Rache erlaubt war, ja sogar zu den göttlichen Attributen (Eigenschaften) Jehovas gezählt wurde!

 

So seht ihr, wie dieses Gebet alle menschlichen Leidenschaften umfasst, alles Hohe, aber auch alles Niedere in Erwägung bringt, und so mit wenigen Worten in Form eines Gebetes den als Mensch geschaffenen Wanderer auf dieser Welt zu einem geistigen Weltbürger macht, wenn er diese wenigen Worte, die einst aus Meinem Munde flossen, beachten will!

 

Damit aber dieser festgesetzte Vorsatz nicht zum Scheitern gelange, so enthält eben dieses Gebet im nachfolgenden Satz die eigentliche Ursache, welche den Menschen oft abtrünnig macht und ihn zwingt, anders zu handeln als er will. Es ist seine Umgebung und die Verkettung der Umstände, welche ihm Versuchungen bereiten, woraus er nicht immer als Sieger hervorgeht.

 

Obwohl diese Versuchungen in der Welt notwendig sind – denn ohne Kampf keine Erstarkung im Glauben, im Vertrauen zu Mir -, so erkennt der Mensch doch die Schwäche, die in seinem zweifachen Organismus liegt, nämlich dem seelischen und geistigen, dass er nicht immer Herr seiner selbst ist, und eben deswegen fleht er in diesem Gebete:

`Führe uns nicht in Versuchung`,

 

was geistig heißen will: `o Vater, erbarme Dich Deines schwachen Kindes und helfe ihm, damit es nicht oft auch gegen seinen Willen den Versuchungen erliege, die andere ihm bereiten!`

 

Nur in der redlichen Anerkennung seiner eigenen Ohnmacht liegt die ganze Inbrunst eines Gebetes zu einem Allmächtigen, Der Sich von Menschen Vater nennen lässt, und Der eben diese Menschen zu Seinen Kindern erziehen und heranbilden möchte! –

 

So lange Stolz und Überschätzung seiner eigenen Kräfte in einem Herzen herrschen, kann kein aufrichtiges Gebet oder Bittgesuch zu Mir gelangen.

 

So wie Ich es einst sagte, so lautet es noch heute, wo es heißt: `Und wenn ihr alles getan habt, was Menschen möglich ist, so seid ihr doch noch immer faule Knechte!`

 

Der Mensch, in welchen Verhältnissen er sich befinden mag, was für Umstände er zu bekämpfen haben wird, stets soll er rechnen, dass das wenigste er, das meiste aber Ich getan habe!

 

So wächst sein Vertrauen zu Mir, so erkämpft er sich seine Ruhe, seinen Frieden, und nur wenn er vor Mir zerknirscht hinfällt und ausrufen muß: `Herr! was bin ich, dass Du meiner gedenkst!`, wenn er bekennt und erkennt, wie wenig seine Kräfte allein ausreichen, um zu seinem geistigen ewigen Ziele zu kommen, dann erst wird er begreifen, was die Hilfe seines geistigen Vaters wert und wie weit sie verschieden ist von dem, was andere Mitmenschen ihm angedeihen lassen können!

 

Dieses Bekenntnis, dass ohne Ihn, den einzigen wahren und stets gleich bleibenden Vater, nichts möglich ist; dieses allein kann dann den Menschen, nachdem er seine Ohnmacht erkannt hat, zu dem Ausruf bewegen, mit welchem dieses Gebet schließt, indem er sagt:

 

Da ich nun begriffen, dass ohne meinen Vater im Himmel ich eine Null bin, so bitte ich Ihn, dass Er mich von allem Bösen fern halte, oder wie es im Gebet heißt:

`von allem Übel erlösen möge!`

 

Die Erlösung, oder auch Freisprechung alles Getanen, ob mit oder ohne Willen, muß natürlich geschehen, sonst ist ein Fortschritt nicht möglich, ein Kind des Vaters im Himmel zu werden, nicht ausführbar.

 

Eben deswegen schließt auch dieses Gebet mit der Bitte: `Entferne alles Gefährliche von mir`, was mich auf meiner Bahn rückwärts statt vorwärts bringen könnte. Verzeihe das Begangene und verhindere das böse Kommende.

 

Nur so kann der Mensch auch eine Ruhe, einen Trost in seinem Gebet finden, welches mit wenigen Worten ihm seine ganze Stellung als Mensch und Kind Gottes beweist, dass er ein Wesen zwischen zwei Welten, zwischen Materiellem und Geistigem ist, dem letzteren folgen muß, soll er dieses Namens würdig sein, mit welchem er den Schöpfer alles Bestehenden anruft.

 

Deswegen fängt dieses Gebet mit dem Vater-Rufe an und endet mit der Bitte, eben an diesen Gott, welcher, wäre Er nicht Vater, den Menschen nicht von seinen Übeln erlösen, nicht ihm verzeihen, nicht ihm Zutrauen einflößen könnte!

So, Meine Kinder, betet dieses Gebet zu Mir, denket mit dem ersten Anruf nicht an euch allein, nein, umfasset mit dem Rufe: `Unser Vater!` die ganze Menschheit, die jetzt mehr als je ein Haufe verirrter Kinder ist, welche alle willenlos und ohne Zweck und Ziel dem Verderben entgegensteuern, weil die meisten eben dieses Vaters vergessen oder gar verleugnet haben, nicht wissend und nicht wissen wollend, dass Er im Himmel ist, dass Er ihrer harret, um einst sie alle mit liebenden Armen zu umfangen.

 

Betet zu Ihm, dem Vater aller Kreatur, dass er verzeihen möge, wenn Sein Name missbraucht und in den Staub gezogen wird, statt geheiliget zu werden. Betet, dass das Reich des Friedens, der dauernden Seligkeit, welches eben in jenem Himmel, der Sein Wohnsitz ist, thront, auch zu euch herabsteigen möge, dass nicht Mensch gegen Mensch in ewigem Haß und Hader, sondern dass Brüder gegen Brüder in Wort und Tat die Nächstenliebe im höchsten Sinn ausführen mögen, da nur dann die Welt ein Paradies werden kann, wenn der Wille des Vaters im Himmel auch auf Erden ausgeführt wird!

 

Betet, dass allen Menschen auf Erden nicht der tägliche Unterhalt ermangle, damit auch alle sich der aufgehenden Sonne erfreuen mögen, und nicht einen Tag verwünschen, der höchstens nur Elend beleuchten muß.

 

Betet so in Meinem Gebet das `Vater unser`, dann werden eure Sünden vergeben werden in dem Maße, als ihr selbst nachsichtig gegen andere seid.

Die Versuchungen werden dann weniger werden, eben weil ihr im Glauben erstarkt leichter sie bekämpfen könnt, und so von allen Übeln dadurch erlöst werdet, weil rein geworden - `dem Reinen alles rein ist`, und wo, wenn auch vielleicht anfangs leicht gewankt oder gefehlt wurde, jetzt erstarkt durch das Vertrauen in Mich ihr an Gefahren vorüberwandelt, die für euch schon längst den Stachel der Verführung verloren haben!

 

So betet Mein Gebet, das Ich vor mehr als tausend Jahren Meinen dortigen Kindern und Jüngern gegeben habe und nun euch, Meinen jetzigen Auserwählten, wiedergebe!

 

Erkennet in diesem Wort, wie viel Erhabenes und Schönes in Meinen Worten liegt, und begreifet damit auch, dass, wenn ein Gott euch beten lehrt, Er euch Worte in den Mund gelegt hat, in welchen eine unbegrenzte Tiefe und Wahrheit und eine unendliche Seligkeit für den erwächst, welcher, wie Ich es einst sagte, Mich im Geist und in der Wahrheit anbetet; denn in diesem Gebet ist im Anfang höchstes Geistiges, sodann mit weltlicher Wahrheit verbunden, wo ihr im Anfang wohl, eurer göttlichen Abstammung bewusst, den Vater im Himmel anflehet; aber in der Folge die Schwächen und Gebrechen der menschlichen Natur nicht vergesst, und während ihn in den ersten Worten voll Andacht vor dem großen Schöpfer als eurem Vater daniedersinkt, später eure Schwächen anerkennend Ihn um Hilfe anfleht, damit er euch nicht im Schlamme der sinnlichen Leidenschaften eure geistige Herkunft vergessen lasse!

 

So müsset ihr das `Vater unser` beten, und euer Vater wird euch als Kinder Seine Vaterliebe im vollsten Maße fühlen lassen, wenn auch ihr wie Er, statt Strafe, Rache und Zorn, nur Liebe und Verzeihung in eurem Lebenswandel praktisch ausüben wollt; dann ist euer der Vater, welchen ihr in diesem Gebet mit so bewegtem Herzen an Seine Gnade, an Seine Macht und an Seine nie verwelkende Liebe erinnert habt, indem ihr neben Seiner großen Allmacht eure Ohnmacht reuig bekennen wollet! Amen!“
(Mayerhofer, Lebensgeheimnisse, Vaterunser)


5. Das Vaterunser

in mehrfacher Ausdeutung


Das Vaterunser bezogen auf „Liebe“


„`Unser Vater.`

 

Da der Vater in Sich Selbst die alleinige, ewig unendliche Liebe ist, welche das Grundleben in sich und somit auch das Leben aller Geschöpfe und vorzugsweise der Menschen ist, so wird `unser Vater` wohl ja auch so viel besagen als: unsere Liebe, oder: unser Leben!

`Der Du bist im Himmel!`

 

Da aber der `Himmel` an und für sich nichts anderes ist als das Leben des Vaters in Sich Selbst, welches ist die werktätige Liebe oder das lebendige Wort Gottes im Menschen, so wird `der Du bist im Himmel` so viel heißen als: der Du, Ewige Liebe, wohnest in Deiner Liebe, aus der alles hervorgegangen ist!

`Geheiliget werde Dein Name!`

 

Was solches besagt, das ist wohl überleicht zu erklären!

 

Welchen Namen hat denn die Ewige Liebe? – Den alleinigen, ewigen, der da heißet `Vater`. Wenn aber die Liebe und der Vater eins sind und `heiligen` nichts anderes besagt als: mit der eigenen Liebe werktätig lieben den Vater, so wird `geheiligt werde Deine Name` nichts anderes heißen als: geliebet werde Du, Vater, als die Ewige Liebe von uns Menschen, Deinen Kindern, werktätig, d.h. lebendig, allzeit und ewig ohne Unterlaß.

`Dein Reich komme!`

 

Was ist das Reich Gottes?

 

Es ist das, was da ist der `Himmel`! Da aber der `Himmel` besagt das Wesenhafte der Liebe, weil das Werktätige, somit auch das eigentlich Lebendige der Liebe, welches sich in der Tätigkeit ausspricht, so wird ja `Dein Reich komme` ebensoviel besagen als: Vater, oder: Du ewige Liebe, komme zu uns, oder: werde unsere alleinige Tatkraft oder all unser Leben!

`Dein Wille geschehe wie im Himmel so auch auf  Erden!`

 

Was diese fünfte Bitte betrifft, so ist sie ganz eigentlich nur eine Bekräftigung der vierten. Denn was ist der Wille der Liebe? – Er ist eigentlich die werktätige Liebe selbst. `Im Himmel` heißt denn so viel als: in sich selbst wesenhaft, oder: in der eigenen, sich selbst gleichen Werktätigkeits-Sphäre. Demnach wird diese Bitte ja für den Geist auch also lauten können: Vater! Oder: Liebe! Deine werktätige Liebe werde in unserem Leben (welches verstanden wird unter der `Erde`) oder in unserer Liebe ebenso wesenhaft werktätig, wie Du in Dir Selbst wesenhaft werktätig bist! Denn `in Dir Selbst` besagt ebensoviel als: `im Himmel` oder: in Deiner werktätigen Liebe, oder: in Deinem Leben, oder: in Dir als Vater – was alles schon aus dem Obigen zu ersehen ist.

`Unser tägliches Brot gib uns heute!`

 

Diese Bitte ist wieder nichts anderes als nur noch eine größere Bekräftigung der vorhergehenden. Denn unter `Brot` wird verstanden das Zueigenmachen der werktätigen Liebe. Unter `täglich` das völlige Zueigenmachen. – Sonach kann diese Bitte ja auch heißen: Gib uns, die wir aus Deiner Liebe sind, Deine werktätige Liebe völlig zu eigen, oder: mache unsere Liebe völlig zu der Deinigen, werde völlig unser Vater und mache uns völlig zu Deinen Kindern, oder: laß uns völlig eins sein mit Dir, d.h. sättige uns mit Dir Selbst und laß uns Deine Sättigung sein!

`Und vergib uns unsere Schulden!`

 

Diese Bitte drückt nichts anderes aus als wieder ein lebendigeres Verlangen nach dem Obigen. Denn sie besagt, dass der Vater die eigene (Selbst-)Liebe des Menschen ganz hinwegräumen solle, die da vorderhand das sonderheitlich jedem Menschen zu eigen gegebene Leben ist – und solle dafür ganz Seine Liebe im Menschen werktätig werden lassen. – Also könnte der Geist auch sagen: Vater, nimm mir die Welt und schaffe in mir den Himmel!

`Wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.`

 

Dieser Satz bezeigt das werktätige Maß, in welchem die obige Bitte im Menschen erfüllt werden soll – und könnte geistig also heißen: Vater! Laß nur in dem Maße Deine werktätige Liebe uns zu eigen werden, in welchem Maße wir durch Deine Liebe uns die Welt oder den Tot aus uns hinausschaffen! – oder: Vater! Wiedergebäre uns nach Deiner Liebe, wie diese Deine Liebe in uns mächtiger wird und wir mit ihr uns selbst geräumiger machen zur völligen Aufnahme Deines Reiches, des Himmels oder Deiner werktätigen Liebe oder Deines Lebens!

`Und führe uns nicht in Versuchung!`

 

Auch diese Bitte ist an und für sich nichts anderes als eine noch kräftigere Versicherung des Früheren. Denn das `Führe uns nicht in Versuchung` besagt nichts anderes als: Belasse uns ja nicht in unserer Eigen- oder Weltliebe, oder laß uns nicht tätig sein ohne Deine werktätige Liebe in uns, oder: ohne den Himmel in uns! Also – halte unsere Liebe nicht außerhalb der alleinigen Deinigen!

`Sondern erlöse uns von allem Übel! Amen.`

 

Und in der letzten Bitte ist nichts anderes als allein der Wunsch, der Wille oder das lebendige Verlangen völlig bejahend über alles das ausgesprochen, um was es sich in der früheren Bitte wie in allen vorhergehenden gehandelt hat, und besagt so viel als: Vater! Mache uns bestimmt völlig frei von uns selbst und werde Du in uns völlig alles in allem, oder: Du alleinige, ewige, werktätige Liebe,  mache alle unsere (Eigen-)Liebe zunichte und werde Du allein unsere Liebe, oder: laß uns völlig eins sein mit Dir!

Das also ist der wahrhaftige himmlische Sinn des Gebetes des Herrn!


Solches möge wohl beachtet werden! Denn es ist eine gar köstliche Gabe der Liebe aus dem obersten Himmel! – Wohlverstanden?! Amen.“ (HiG.02_43.02.13,00ff)

Weitere Ausdeutungen wie „Das Vaterunser bezogen auf `Licht`“,  „Das Vaterunser bezogen auf `Leben`“, „Das Vaterunser bezogen auf `Kraft`“, „Das Vaterunser bezogen auf `Ordnung`“, „Das Vaterunser bezogen auf `Freiheit`“, „Das Vaterunser bezogen auf `Wahrheit`“ siehe Lorber, Himmelsgaben, Band 2, Seite 163 ff.

 

 

6. Herr, Du langmütiger

 

"... So wie ein solch geistig gebildeter Mensch für die Menschen betet, so beten auch Meine Engel als höchste Geister, welche nur geistiges Wohl allen ihren anvertrauten Wesen wünschen. Ein solcher Mensch hat aber von solchem Gebet auch den größten Nutzen für sich selbst, weil er eine Gewissensruhe in sich verspüren wird, die ihn weit über alles Materielle emporhebt und alle kleinen Mißhelligkeiten des menschlichen Lebens vor ihm in Nichts zerfließen lässt.

 

Derjenige, der frei aus innerstem Herzen zu Mir flehend also spricht:


O Herr! Du langmütiger, liebevollster Vater unser aller! Lasse Deinen Geist der Liebe herabströmen auf dieses verirrte Menschengeschlecht, welches wie trunken von weltlichen Begierden Deiner ganz vergessen hat! Laß ihnen leuchten Deine Liebe, Deine Erbarmung, verleihe ihnen Einsicht in Deine unwandelbaren Gesetze der materiellen und geistigen Natur, auf daß sie nicht fortwährend gegen selbe sündigend sich Unheil und Not bereiten! Laß sie begreifen, daß Bruder- und Schwesterliebe, ein schwaches Echo Deiner unendlichen Vaterliebe, sie zusammenbinden sollte, und nicht Haß, Ehrgeiz und schnöde Gewinnsucht die Triebfedern all ihres Handelns sein sollten und deswegen die Quelle aller Leiden werden. Laß Dein Licht der Erkenntnis leuchten, damit die Finsternis verschwinde, in welche falsche Erziehung und falsche Religionsbegriffe sie gestürzt haben! Segne, o Vater, Deine verirrten Kinder, denn, wenn gleich verirrt, sie dennoch Deine Kinder, Deine Geschöpfe sind! Gib ihnen Ruhe und Frieden, auf daß ihnen leuchten möge das ewige Licht Deiner Liebe! Amen!

 

Wer so für die Menschen zu beten imstande ist, wer solches alle Tage tun kann mit gleicher Inbrunst, mit gleicher Liebe und wo dann diese Stimmung auch die Richtung seiner Handlungen während des Tages ist, der betet stündlich und ohne Unterlaß zu Mir, errichtet sich in seinem Innern einen Friedenstempel, den niemand zerstören kann und übt so die Menschenliebe aus, wie Ich sie einst gepredigt und selbst praktisch hezeigt habe."

(Aus: Gottfried Mayerhofer, "Die Macht des Gebetes". Festgarten)*)

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7. Herr! Geschehe da, was da wolle

 

"....Habt ihr zu einer Medizin oder zu einem Arzte zu wenig Vertrauen, so nehmet eine andere Medizin, desgleichen ist auch mit dem Arzte zu tun; denn Ich sage euch noch einmal: Nicht die Medizin und nicht der Arzt helfen im eigentlichen Sinne allein, sondern hauptsächlich das festere Vertrauen...

Kann die kranke E. ein solches Vertrauen zu Mir fassen (und beten):

 

Herr! Geschehe da, was da wolle, Du allein bist unser Vater zeitlich und ewig. Von Dir und von niemand anderem hängt unser künftiges (wahres) Wohl ab; denn wir wissen es ja, daß aller Menschen Hilfe, wer sie auch sein mögen, zu nichts nütze ist. Dein Wille geschehe! Wir wollen niemand fürchten, außer allein Dich, o Herr, und von niemand Hilfe erwarten, als allein von Dir, o Du guter Vater! Dein wollen wir ganz sein im Leben dieser Welt und ebenso in ihrem notwendigen Tode, der uns frei machen wird vom Fleische und uns dann endlich führen zu Dir hin, der Du bist unsere alleinige lebendige Hoffnung durch den Glauben und unsere alleinige Liebe im erweckten Leben unseres Geistes!

 

Ist euch aber diese gänzliche und vollste Hingebung an Mich nicht möglich, in der allein der alles bewirken könnende lebendige Glaube zu Hause ist, da ergreifet ein anderes passendes Mittel, wodurch die Ruhe der Seele bewerkstelligt werden kann..." (HiG.03_48.09.03)

(Aus: "Mein Wort und der lebendige Glaube sind das beste Heilmittel", siehe unter "Heilung durch Gebet", unter 9. *)

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8. Gebet des Herzens (1)

 

Gebet des Herzens – Eine Universal-Medizin für (gegen) alle Übel


"Jesus helfe dir! Jesus mache dich gesund! Jesus erhalte dich! – Jesus, Du ewiger Helfer aller Leidenden, Jesus, Du einziger (wahrer) Arzt aller Krankheiten, Jesus, Du ewiger König aller Macht und Kraft, Jesus, Du ewige Liebe und Erbarmung, hilf diesem (oder dieser) leidenden Kranken! Dein heiliger Wille geschehe! Amen. – (Unser Vater...)


Dieses Gebet des Herzens vermag auch in die Ferne zu wirken, in dem man die Hände segnend nach dem Orte hin ausbreitet, wo der Kranke sich befindet.“ (Wenn die gesundheitliche Besserung nach dem Willen Gottes zum Heil der Seele dienlich ist (d.Hrsg.).) (HiG.02_41.12.30,01f)


Nach einer Anmerkung von Ans.H.-W hat Jakob Lorber gesagt, daß die Apostel dieses Gebet bei Krankenheilungen gesprochen haben.

 

 

9. Gebet des Herzens (2)

 

O Vater, Herr und Gott, Dich loben wir, Dir danken wir!

 

Dich, Gott und Vater, ehret die Schöpfung weit und breit, alle Sterne und alle Himmel sind voll von Deinem Ruhme!

 

Alle Engel und alle Himmelsheere dienen allzeit Deinem Willen!

 

Cherubim und Seraphim singen mit hoher Stimme: `Heilig ist unser Gott, heilig ist unser Vater! Alle Lande, alle Welten, alle Himmel sind Seines großen Namens voll!`

 

Ach, mein Gott und Vater, hilf, hilf, hilf, dass dieser Dein allerheiligster, über alles mächtiger und kräftiger Name allerwürdigst auch von uns und durch uns möchte geheiligt werden!

 

Lasse ja nicht zu, dass er je möchte verunreiniget werden durch Gedanken, Worte oder Werke!

 

Erbarme Dich, erbarme Dich über mich und die Meinigen und über alle Menschen!

 

Siehe, mein Gott und Vater, Du hast mir allergnädigst einen hellen Schein in mein Herz gegeben und lässest mich wissen und erfahren die heimliche Weisheit, die im verborgenen ist und allein aus Deiner unendlichen Liebe und Erbarmung in mein noch höchst unlauteres Herz fließt!

 

Oh, verbirg Dein göttlich Antlitz vor meiner Missetat und schaffe, schaffe in mir, o Gott und Vater, ein reines Herz und gib mir einen gewissen Geist, ja Deinen Heiligen Geist gebe mir!

 

Verwirf mich nicht, o mein Gott und Vater!

 

Tröste, tröste, tröste mich allzeit mit Deiner Liebe und Gnade!

 

Ach mein Vater, Gott und Herr, bekehrte Du uns, so sind wir bekehrt! Hilf uns, so ist uns geholfen!

 

Und erbarme Dich aller Menschen, Seelen und Geister! – Amen.

 

O mein Jesus, in Deinem allerheiligsten, über alles mächtigen und kräftigen Namen. Amen!“ (HiG.01_41.05.04.b,01 ff))



10. Ein gutes Gebetlein

 

Hiermit gebe Ich dir ein gut Gebetlein für die, welche sich des Zuges der Welt nicht erwehren können, da er sich ihnen als ganz unschuldig und unschädlich darstellt, während er ein von Meiner Liebe erwärmtes Herz als eine kühlende und somit der weltlichen Sinnlichkeit wohltuende, aber dabei überaus giftige Schlange bekriecht und es durch solche arge, wahrhaft höllisch-schlangenhafte, magnetische Manipulation sanft einschläfert für Mich und für Meine Liebe und Gnade, auf dass das Herz ja mit der Zeit von Mir abgefallen und in den ewigen Tod übergehen solle!

 

Darum also gebe Ich dir hier dies mächtige Gebetlein! –

 

Wer es lebendig, treu und wahr in sich aussprechen wird, der wird damit diese arge Schlange aus seinem Herzen verbannen! –

 

Und so schreibe denn das Gebetlein!


Heiliger, liebevollster Vater!

 

Sieh mich armen, schwachen, ganz ermatteten Sünder gnädigst an!

 

Du, o lieber Vater, hast mich mit der höchsten, ewig wahren Liebehitze ergriffen und ziehest mich gewaltig zu Dir!

 

Aber ich, ein laues, ja vom Grund aus kaltes Wesen, bewege mich nur im alten Elemente meiner angeerbten Todeskälte munter, freudig und lebhaft weiter.

 

In Deinem heiligen Elemente des Feuers Deiner Liebe aber werde ich sobald träge und hinfällig faul, dass es mir leichter ist und viel behaglicher, mich eher im alten Elemente Tage und Wochen lang umherzutreiben als nur eine Stunde lang in der großen Wärme Deiner Liebe.

 

Das lehret mich die tägliche Erfahrung!

 

Ich sehe aber auch, dass mir dadurch nur der vollkommene Tod  des Geistes werden kann, da solcher Sinn aus der Hölle mir eingehaucht wird!

 

So bitte ich Dich, ohne Verzug, o heiliger, liebevollster Vater, treibe aus mir die arge, mich für das Leben des Geistes gänzlich einschläfernde Schlange und hauche mich mit Deinem göttlich väterlichen Troste an, auf dass ich ja nicht nach und nach stets mehr verderbe in meinem Elemente des alten Todes und zugrunde gehe im sanft kühlenden Gifte meiner eigenen Weltsinnsschlange, so sie mein von Deiner Liebe erwärmtes Herz, wenn schon wohltuend und weltlich erheiternd, beschleicht und bekriecht!

 

O sieh, wie ich mich freue, so ich mit meiner weltfreudevollen Gesellschaft irgend zusammenstoße und mich mit ihr belustige über schale, eitle und völlig nichtige Dinge! Aber von Dir, o Vater, zu reden und mein Herz und Angesicht zu Dir zu kehren, da werde ich bald schläfrig und voll langer Weile. Und es ist mir nicht selten die unbedeutendste Weltarbeit auf den ganzen Tag erheiternder, als mich eine halbe Stunde nur Dir allein zu widmen.

 

O Herr und Vater, erhöre mich und sei mir armem und überschwachem Sünder gnädig und barmherzig!

 

Deine Liebe belebe mich, Deine Gnade erleuchte und Deine Erbarmung und Milde stärke und ziehe mich stets mächtiger zu Dir.

 

O Vater! Ergreife mich mit Deiner Hand und führe Mich in Dein Reich und in Dein Vaterhaus für ewig! Amen.“ (HiG.o2_43.07.18,01)

 


11. An Jesus

Gebet


"O mein allerliebster Jesus!

 

Hilf mir, dass ich Dir in allem möchte gehorsam sein und nicht wanke weder zur Linken noch zur Rechten, sondern allezeit acht habe auf Dich, der Du der alleinige Anfänger und Vollender aller guten Werke bist!

 

Ich gebe mich Dir ganz hin, überlasse mich Dir ganz und gar und lege mich mit allen Sinnen und Gliedern zu Deinen allerheiligsten Füßen.

 

Ich ergebe mich Dir samt allen den Meinigen in Deinen allerheiligsten Willen, in Deine allerbeste und reinste Vorsicht, in Deinen göttlichen Schutz und

 

Deine liebevollste, gnädigste Regierung!

 

Du bist der wahre, einzige Vater, Gott und Herr! Dir ist niemand gleich und außer Dir gibt es keinen mehr!

 

Wir alle sind in Deiner Hand, daher tue mit uns, wie es Dir wohlgefällt, und lasse Deinen allerheiligsten Willen an uns, in uns und durch uns allezeit vollkommen geschehen!

 

Denn Dein Wille ist Liebe über Liebe, Gnade über Gnade und Erbarmung über Erbarmung!

 

Daher lasse uns auch allezeit und ewig nur Werkzeug Deiner Gnade und reine Gefäße Deiner Liebe, Erbarmung und Ehre sein!

 

O gib, dass wir um Deiner unendlichen Liebe willen allezeit würdig vermöchten Deinen allerheiligsten Namen über alles hoch zu preisen aus unserem ganzen Wesen, es sei im Leben oder im Tode. Amen.

 

O ich bin unwürdig Deiner so großen Güte, mein Jesus, mein Vater, mein Gott und Herr, die Du mir stets so endlos liebevollst erweisest.

 

Darum will ich Dich aber auch ewig loben, lieben und preisen und überall und allezeit Deinen allerheiligsten Namen verherrlichen!

 

Ehre, Lob, Dank und Liebe sei Dir, o Gott, als Vater, Sohn und Heiliger Geist, jetzt und in alle Ewigkeit! – Amen." (HiG.01_41.05.04.a,01ff)

 

 

12. Worauf es ankommt

 

Johannes in "Die Geistige Sonne": "Ich sage euch aber noch hinzu, was euch vielleicht etwas sonderbar vorkommen wird, und dennoch ist es die unbestechlichste Wahrheit.

 

Wenn die Menschen auf der Erde wüßten, worauf es ankommt, um in ihrem Wollen etwas zu effektuieren, so würde gar manches Wunderbare geschehen; aber die Menschen wissen zum größten Teil kaum, daß sie einen Geist haben, weil dieser bei ihnen schon lange von ihrer Materie aufgesogen worden ist.

 

Woher sollen sie es dann wissen, was in ihrem Geiste liegt?

 

Euch aber, die ihr nun den Geist schon ein wenig habt kennengelernt, kann ich es nun schon ein wenig kundgeben, worauf es hauptsächlich ankommt, um eben aus dem Geiste mächtig, unfehlbar, bestimmt und wahrhaftig wunderbar zu wirken.

 

Worauf kommt es denn eigentlich an? -

 

Höret, ich will euch dafür ein kleines Rezeptchen geben. Nehmet davon alle Morgen und Abende einen guten Eßlöffel voll ein, und ihr werdet euch überzeugen, daß dieses Rezept ein wahrhaftiges Wunder-Arkanum ist.

 

Die erste Spezies besteht darin, daß man sich gleich nach dem Erwachen mit dem Herrn durch die Liebe in seinem Willen vereint; solches muß auch abends geschehen. -

 

Wenn dann jemand etwas möchte, so habe er acht auf den ersten Gedanken; das ist die zweite Spezies. Diesen halte er nun augenblicklich fest und vertausche ihn um alle Weltreichtümer nicht mehr mit einem zweiten.

 

Hat er solches getan, dann bitte er den Herrn, daß er sich möchte mit Seiner unendlichen Stärke vereinen mit der Schwäche des eigenen Willens, erfasse den Herrn dabei abermals mit seiner Liebe, - das ist die dritte Spezies.

 

Ist solches in aller wankellosen Festigkeit geschehen, dann geselle er zu den drei Spezies noch eine vierte hinzu, und das ist der fixierte feste Glaube.

 

Wenn diese vier Spezies beisammen sind vollkommen, so ist die Wundermedizin auch schon fertig.

 

Wer es nicht glauben will, der wird in sich wohl schwerlich die Probe ausführen können; wer es aber glaubt, der gehe hin und tue desgleichen, und er wird sich überzeugen von der vereinten Kraft des Herrn in seinem Geiste.

 

Dieses Geheimnis mußte ich euch hier mitteilen, weil es hier am rechten Platz ist.

 

Ihr wisset demnach nun auch, was ihr hier auf dieser unserer Welt zu tun habt, damit wir weiterkommen; ein Gedanke, eine feste Bestimmung, und wir werden den Ort vor uns haben, dahin wir wollen.

 

Dieses Geheimnis aber, das Ich euch nun kundgegeben habe, gilt für alle naturmäßige wie für alle geistige Welt; denn es ist ganz dasselbe, welches der Herr und alle Apostel und Jünger gelehrt hat, und zwar bei der Gelegenheit, da Er sagte: `ohne Mich könnt ihr nichts tun; mit Mir aber, versteht sich von selbst, alles!`

 

Und weiter, da Er sagte: `Um was ihr immer den Vater in Meinem Namen bitten werdet, das wird Er euch geben.`

 

Hier hat der Herr in der Bitte keine Ausnahme gesetzt, indem Er sagte: `um was immer`. Also zeigte Er auch: Wenn zwei oder drei in Seinem Namen versammelt sind, so wird Er mitten unter ihnen sein; und um was sie da bitten werden, wird ihnen gegeben." (GS.02_018,18f)*)

 

*) Auch in diesem Fall hängt alles von der Zulassung Jesu ab und der Vaterunser-Bitte "Dein Wille geschehe". "...Ohne Meine Zulassung kann nichts geschehen; wenn Ich aber irgend etwas zulasse, so habe Ich allzeit Meinen besten Grund dazu." (HGt.02_158,26)

 

Weitere Gebetstexte siehe linke Randspalte unter "Gebet - Meditation - Gesundheit", Thema "Gebets-Texte"