"Die Unterschiede zur Evolutionstheorie liegen vor allen Dingen in der von Gott aus zielgerichteten Entwicklung der gesamten Seelenspezifika bis in die materielle Ebene gemäß eines zugrunde liegenden Bauplans und nicht in den Zufälligkeiten von Mutationen mit dem Ziel `verbesserter Lebensbedingungen`."


 

Evolutionslehre nach Darwin

 

Peter Keune



Die Evolutionslehre mit ihrem Credo der sich eigenständig entwickelnden Natur durchzieht alle Medien und Schulbücher und wird als gesicherte Tatsache behandelt. Aus diesem Grund ist es auch zu einem Dauerthema unserer Rubrik geworden*), da wir als Vertreter eines göttlichen Schöpfungsaktes ganz anderer Meinung sind. Dabei ist es durchaus nicht so, dass die Evolutionslehre als Modell einer optimalen Anpassung an die Umwelt grundsätzlich falsch ist, sondern es werden nur falsche Schlüsse aus den in der Natur beobachteten Gegebenheiten gezogen.

*) Text-Quelle siehe am Schluß des Kommentars.

 

Bei der Beurteilung spielt vor allem die herrschende Lehrmeinung einer Schöpfung ohne Gott eine Rolle, indem die wissenschaftlichen Befunde von der Grundannahme eines Schöpfungsprozesses „aus dem Nichts“ ausgehen und diese Hypothese allen weiteren Schlussfolgerungen zugrunde gelegt wird.

 

Dass kirchliche Vertreter der biblischen Schöpfungsgeschichte dagegenzuhalten versuchen, ist verständlich. Ihnen mangelt aber das Wissen über den inneren Aufbau der Heiligen Schrift hinsichtlich ihres geistigen Sinnes, also darüber, dass es dabei nicht um die Entstehung des Kosmos und speziell unserer Erde, sondern um die geistigen Entwicklungsstufen des Menschen geht. In Bezug auf die Schöpfungsgeschichte wird kategorisch nur an dem äußeren Wortsinn festgehalten, wobei diese äußere Sinnebene, die nur bildlich und gleichnishaft zu verstehen ist, in der kirchlichen Auslegung wissenschaftlich natürlich nicht akzeptiert werden kann.

 

Warum aber vom Herrn zugelassen wurde, dass die Evolutionslehre den Kampf gegen die kirchliche Schöpfungslehre scheinbar gewonnen hat, kann möglicherweise dadurch erklärt werden, dass der Herr die kirchlich-konservative Haltung ihres falschen Bibelverständnisses wegen zuvor zerstören möchte, ehe die neue Sicht des Gotteswortes Fuß fassen kann. Denn nach Swedenborg können die Wahrheiten des Himmlischen Jerusalems nicht eher Eingang finden, als das Falsche beseitigt ist. Der Grund liegt u.a. auch darin:

 

[Swedenborg, Wahre Christliche Religion 208]:

 

Der geistige Sinn des Wortes wird fernerhin keinem gegeben, als dem, der in den echten Wahrheiten aus dem Herrn ist. Der Grund ist, weil niemand den geistigen Sinn sehen kann, als allein aus dem Herrn, und nur wenn er in den göttlichen Wahrheiten aus dem Herrn ist; denn der geistige Sinn des Wortes handelt allein vom Herrn und von Seinem Reich, und dieser Sinn ist es, in dem Seine Engel im Himmel sind, denn derselbe ist Sein göttlich Wahres daselbst; dieses kann der Mensch verletzen, wenn er in der Wissenschaft der Entsprechungen ist, und durch diese den geistigen Sinn des Wortes aus eigener Verständigkeit erforschen will; denn durch einige ihm bekannte Entsprechungen kann er diesen Sinn verkehren, und ihn auch zu Begründungen des Falschen verdrehen, und dies wäre soviel, als dem göttlichen Wahren, und so auch dem Himmel, in dem dieses wohnt, Gewalt antun; daher denn, wenn jemand aus sich, und nicht aus dem Herrn, diesen Sinn aufschließen will, der Himmel verschlossen wird, und wenn dieser verschlossen ist, der Mensch entweder nichts Wahres sieht, oder in geistigen Dingen unsinnig ist.“

Wie in unserem Programmheft schon häufig erwähnt, zeigt der Herr durch Swedenborg einen Weg zur wahren Erkenntnis, der schließlich die Diskrepanz zwischen beiden Lagern, hier Kirche, da Wissenschaft, lösen kann. Bis heute wird dieser große Seher aber leider immer noch nicht anerkannt, weil eben auf der einen Seite die Wissenschaft keinen Schöpfergott, kein Jenseits und damit auch kein ewiges Leben akzeptiert und andererseits die kirchliche Seite jede weitere Offenbarung über die Bibel hinaus und so auch deren innere Auslegung der geistigen Sinnebenen kategorisch ablehnt.*)  Man kann nur hoffen, dass neue Forschungsergebnisse zu anderen Schlussfolgerungen als bisher verhelfen.

*) Sie beruft sich auf die Schriftstelle der Johannesoffenbarung Kapitel 22,18,19: "Ich (gemeint ist Johannes) bezeuge allen, die da hören die Worte der Weissagung in diesem Buch: Wenn jemand etwas hinzufügt, so wird Gott ihm die Plagen zufügen, die in diesem Buch geschrieben stehen. Und wenn jemand etwas wegnimmt von den Worten des Buches dieser Weissagung, so wird Gott ihm seinen Anteil wegnehmen am Baum des Lebens und an der heiligen Stadt, von denen in diesem Buch geschrieben steht."

 

Rund 70 Jahre nach Swedenborgs Tod wurde vom Herrn eine weitere Offenbarung gegeben, die neues Licht in die Fronten der Naturwissenschaften bringen könnte: die Neuoffenbarungen durch Jakob Lorber mit ihren u.a. detaillierten Ausführungen zu „Naturgeheimnissen“ und damit den brisanten Themen rund um die Evolutionslehre.

 

Obgleich bei Emanuel Swedenborg und Jakob Lorber ein riesiges Spektrum geistiger Offenbarung angesprochen ist, soll an dieser Stelle nur auf das Thema „Evolution“ Bezug genommen werden.

 

Anders als die angenommene Hypothese, dass kein Gott und keine übersinnliche Daseinsform zum Hervorbringen irgendeiner Schöpfung nötig seien, zeigen die Ausführungen dieser Großoffenbarungen gerade das Gegenteil.

 

Nur durch das Vorhandensein einer transzendenten Welt ist Materie überhaupt möglich. Denn Materie an sich ist leblos und wird ausschließlich durch die innewohnenden immateriellen Kräfte besetzt, so wie auch der Körper des Menschen nicht durch sich selbst, sondern durch seine Seele angetrieben wird. Und diese Kräfte sind es, die zielgerichtet jeder noch so materiell scheinenden Entwicklung zugrunde liegen.

 

Äußere Formen leben nicht aus sich selbst, sondern durch geistige Hierarchien, ausgehend von Gott. Jede Hierarchie ist ihrerseits wieder Empfänger höherer Instanzen und somit über zahllose Stufen mit Gott verbunden. Da der Mensch – und hier geht es vor allem um sein seelisch/geistiges Potential – einmal sozusagen das „Endprodukt“ der ganzen Schöpfungskette werden soll, müssen alle Zwischenschritte der „Produktionskette“ wie in einer Fabrik genau „berechnet“ sein, damit sich der Erfolg*)  einstellen kann.

*) Einen Himmel aus dem menschlichen Geschlecht zu bilden (Swedenborg) ist der Endzweck dieser aufwändigen Bemühungen Gottes.

 

Wir dürfen hier nicht mit der moralisch/geistigen Unvollkommenheit des menschlichen Wesens auf dieser Erde argumentieren, denn aus dieser weitgespannten Sicht ist die irdische Entwicklung nur ein verschwindend kleiner Teil einer bis in die Ewigkeit reichenden Stufenleiter menschlicher Weiterentwicklung.

 

Die nur zeitweise materielle Daseinsform dient als Bündelung der zuvor einzeln entwickelten Lebenskräfte in der Endform „Mensch“.*) Aus dieser Sicht kann man auch nachvollziehen, wie in der folgenden Textstelle die Entwicklung eines  jeden Seelenatoms zuvor „berechnet“ werden musste, ehe überhaupt die ersten materiellen Lebensformen aus den  Planeten ins Dasein gerufen werden konnten.

*) Diese  vielfältigen Daseinsformen (wie sie auch in der alten indischen Weisheitslehre ausgedrückt wird: Vom Stein zur Pflanze, von der Pflanze zum Tier, vom Tier zum Menschen...) stellen solche vorgegebenen Hüllen materieller Formen für die eingeschlossenen (inkarnierten) geistigen Lebensäußerungen dar und müssen in ihr solange verbleiben, bis sie die vorgesehene Reifung erreicht haben. Erst durch den sogenannten "Tod" werden sie frei und müssen sich einer nächst höheren Ausbildungsschule unterwerfen. Diese Schulungsabläufe unterliegen dabei noch dem Muss-Gesetz in der Natur.

 

[Lorber, Himmelsgaben Band 2,42.10.13,08]:

 

„Als nun die Welten von den Urzentralsonnen abwärts ausgebildet waren, da auch erst wurde jedes Welten-Atom genau auf den tausendsten Teil einer Sekunde berechnet, wann es solle gelöst werden. Und war die große Rechnung einmal bestimmt, da erst begannen die organischen Schöpfungen auf den Weltkörpern durch alle Stufen in der allerhöchsten, weisesten, wohlberechneten Ordnung. Und hernach kam endlich erst der Mensch, als ein vollkommenstes Aufnahme-Organ aller ihm vorangegangenen endlosen Stufen und als ein vollkommener Wiedervereinigungspunkt des einst aus Mir gegangenen Lebens!"

 

Hier gilt nichts anderes als was jeder Ingenieur beachten muss, ehe die erste Baustufe beginnen kann, wobei die Erstellung der dafür benötigten Werkzeuge auch noch eingeplant werden muss. So gesehen ist das riesige Weltall eine einzige Produktionsstätte, um eine menschliche Existenz zu schaffen – oder von dem Endzweck her gesehen: einen Engelshimmel.

 

Das glaube wer will“ mag es hier heißen, aber die Frage ist, ob ein Modell, welches die so komplizierten und allenthalben ineinandergreifenden Lebensäußerungen auf reinen Zufall zurückführt, nicht ganz und gar unlogisch ist und ob nicht ein planender göttlicher Geist da doch einleuchtender wäre.

 

Das Argument, diesen Gott habe man aber nicht gefunden und die zahllosen scheinbaren Ungerechtigkeiten in dem kurzen menschlichen Leben stehen dem Walten eines weisen Gottes entgegen, werden in der Neuoffenbarung nach Lorber und Swedenborg in aller Tiefe angesprochen und zurechtgerückt.

 

Auch Gott muss sich Seinem eigenen Schöpfungsplan entsprechend hinsichtlich der akribisch genau zu beachtenden Willensfreiheit der Menschen in geistigen Dingen unterwerfen, damit der Endzweck der Schöpfung erreicht und sich der Mensch in absoluter Freiheit und scheinbarer Losgelöstheit von seinem Schöpfer entwickeln kann und so als ein freies Wesen gegenüber Gott ein „Du“ werde. Ohne die schier endlos langen geistigen, dann materiellen und schließlich wieder geistigen Entwicklungsstufen käme eben nur eine Marionette des göttlichen Willens zustande, die Er in einem Augenblick ohne diesen immensen Aufwand (versinnbildlicht durch den Schöpfungsbericht) erschaffen könnte.

Hier soll zunächst die Stellungnahme eines Professors für Bildungsinformatik der Freien Universität Berlin zu unserem Thema folgen (Tagespiegel 19.04.2012), der gerade sein neuestes Buch im Teia Verlag „Warum ich kein Christ sein will“ veröffentlicht hat. *)

*) Der Autor ist emeritierter Professor


’Religiöses und wissenschaftliches Denken klaffen immer weiter auseinander’, von Uwe Lehnert:

 

Bekennenden Christen gemeinsam ist im Prinzip der heilsgewisse Glaube an einen barmherzigen Gott, an die Erlösungsbedürftigkeit des Menschen, an die Sündenvergebung durch den Opfertod von Jesus, an die eigene Wiederauferstehung nach dem Tod, an eine wie auch immer geartete Hölle als Ort ewiger Verdammnis. Wie viele Kirchenmitglieder aber sind wirklich noch bekennende Christen? Das Spektrum christlicher Glaubenspraxis in Deutschland reicht vom Kreationismus, also einer wörtlichen Interpretation der Bibel, bis hin zum Atheismus in der Kirche. Eine Studie über den Glauben der Hessen ergab, dass Christen im engeren Sinne sogar innerhalb der Kirchen eine Minderheit darstellen.

 

Im Biologie-, Physik- oder Lebenskundeunterricht erhalten Schüler Einsichten, die vielfach religiösen Auffassungen widersprechen. Die Frage ist, wieweit dürfen religiöses und wissenschaftliches Weltbild in einem sich aufgeklärt nennenden Menschen auseinanderklaffen, ohne intellektuell unredlich zu sein?

 

Eine naturwissenschaftlich orientierte Philosophie nimmt an, dass die Welt materiell-energetischer Natur ist. Übernatürliche Wesenheiten sind aus naturalistischer Sicht weder erforderlich noch erkennbar. Von philosophischer und theologischer Bedeutung sind heute vor allem die Erkenntnisse der Kosmologie, Quantenphysik, Evolutionstheorie, Hirnforschung und Soziobiologie.

 

Kosmologisch beginnt unsere Welt mit einer logischen Unmöglichkeit, der Erschaffung aus dem Nichts. Schließlich sagt uns unsere Lebenserfahrung, dass aus Nichts nichts entstehen kann. Ein Blick in die bizarre Welt des Mikrokosmos erlaubt es, diesen Widerspruch aufzulösen. Dort wartet die Quantentheorie mit Phänomenen auf, die unserer Alltagslogik vollständig zuwider laufen. Das Gesetz der Kausalität, überhaupt die Prinzipien unserer Alltagslogik gelten dort weitgehend nicht mehr. Unsere Alltagslogik gilt offenbar nur im Mesokosmos, also im Bereich, in dem wir körperlich agieren und in dem sich Anschauung, Sprache und Denken entwickelt haben.

 

Die Unvereinbarkeit bestimmter Erkenntnisse der Kosmologie und Mikrophysik mit unserer Alltagslogik lässt sich nur aufheben, wenn wir die uns vertraute, mit unserem Denken evolutionär entstandene und auf Basis der Kausalität arbeitende Logik als einen Spezialfall einer umfassenderen Logik auffassen. Ähnlich der Newton'schen Himmelsmechanik, die sich als Spezialfall der wesentlich umfassenderen Einstein'schen Relativitätstheorie erwies. Die Strukturen unserer derzeit als gültig angesehenen Logik entsprechen offenbar nicht vollständig den Strukturen der Wirklichkeit. Der Astrophysiker Stephen Hawking erläutert in seinem Buch "Der große Entwurf" seine Vorstellungen vom Ursprung des Universums. Einen Schöpfer hält er für entbehrlich. Er leitet aus seinen Gleichungen ab, dass das Universum nicht erschaffen wurde, sondern aus dem Nichts entstand. In keinem seiner Gleichungssysteme tauche auch nur der Hauch einer Idee auf, unser Universum könnte das Ergebnis eines Schöpfungsaktes sein.

 

Äußert sich hier frevelhafter Übermut, gar menschliche Vermessenheit oder nur die kühle und zwangsläufige Logik kosmologischer Rechenmodelle? Wir müssen uns wohl damit abfinden, mit dem Alltagsverstand nicht begreifen zu können, welche Prinzipien jenseits des uns Sicht- und Verstehbaren unsere Existenz hervorgebracht haben. Es ist diese unüberwindlich erscheinende Grenze, die zu der theologischen Behauptung führt, es gäbe über die erkennbare Realität hinaus eine Transzendenz, zu der wir zwar keinen Zugang hätten, wohl aber geoffenbarte Informationen. Die Beweislast für eine solche Existenzbehauptung trägt aber der Behauptende.

 

Auch die Tatsache, dass das Leben auf  dieser Erde und das Auftauchen des Menschen keinem planenden Designer, sondern der Fähigkeit der Materie zur Selbstorganisation zu verdanken sind, fällt unserem auf Ziel und Sinn orientierten Denken schwer zu glauben. Die Darwin'sche Botschaft lautet: In der Pflanzen- und Tierwelt existiert das, was sich aus dem Zusammenspiel von zufälliger Erbgutvariation und Einwirkung der Umwelt ergeben hat und fortpflanzen konnte, alles andere hat sich nicht durchgesetzt und ist folglich nicht vorhanden. Das Existierende erscheint uns als gewollt, weil wir gewohnt sind, Zweckmäßiges und Angepasstes in den Kategorien von Ziel und Plan zu interpretieren. Aber selbst die komplexesten Organismen mit den raffiniertesten Regel- und Informationsverarbeitungssystemen sind nicht das Ergebnis planvoller Schöpfung, sie sind die in einem Milliarden Jahre währenden Prozess von zufälliger Erbänderung und natürlicher Auslese geformten Resultate.

 

Die christliche Auffassung von der lenkenden Schöpferhand hinter aller Entwicklung steht mit ihrem teleologischen (zielgerichteten) Naturverständnis im logischen Widerspruch zur Evolutionstheorie, die eben nicht zielorientiert argumentiert. Die Vorstellung von einem planvoll vorgehenden Schöpfer ist auch entbehrlich, weil sie keinen einzigen Evulutionsschritt verständlich macht, sie verlagert das Erklärungsproblem lediglich in Richtung eines in seiner Existenz unerklärten Schöpfers. Hier stehen sich zwei konkurrierende Erklärungsansätze gegenüber: ein teleologischer, vom Ziel der Entwicklung her denkend, und ein kausaler, von den Ursachen her denkend. Der christliche Glaube erklärt die Welt und den Menschen intentional, ausgehend vom Willen Gottes. Die Naturwissenschaft denkt und erklärt kausal, ausgehend von den materiell-energetischen Gegebenheiten.

 

Die Gültigkeit der Evolutionstheorie wird aufgrund der erdrückenden Beweislast von den Wissenschaften, ja selbst von der katholischen und evangelischen Kirche im Grundsatz nicht mehr bestritten. Dennoch wird die Frage ihrer Bedeutung in Bezug auf das Selbstverständnis des Menschen keinesfalls einhellig beantwortet. Für die Kirche bleibt der Mensch das gottgewollte Ziel der Evolution und der Endpunkt, ja die Krönung dieser Entwicklung. Wenn ich aber von der Richtigkeit der Evolutionstheorie überzeugt bin, welchen Anlass sollte ich dann haben, einer etwa dreitausend Jahre alten biblischen Legende Glauben zu schenken, dass ich mein Dasein und meine Bedeutung in dieser Welt einem übernatürlichen Schöpfungsakt verdanke?

 

Dass schließlich die höchste Ausformung aller Existenz, nämlich Geist und Bewusstsein, ebenfalls nur eine Erscheinungsform des Materiellen sein sollen, das erscheint überhaupt nicht mehr begreifbar. Aber mit dem Aufkommen der modernen Naturwissenschaften gewann die Auffassung immer mehr Anhänger, dass das materielle Sein die eigentliche Wirklichkeit darstelle und Geist und Bewusstsein Funktionen der Materie seien.

 

Von den meisten Hirnforschern wird heute die Überzeugung vertreten, dass psychische und mit ihnen korrespondierende neuronale Prozesse nur verschiedene Erscheinungsformen ein und desselben Vorgangs sind, und Phänomene wie Denken, Fühlen oder Bewusstsein keinen eigenen Seinsstatus besitzen, sondern lediglich Funktionen des Gehirns sind, die ohne dessen Existenz nicht existieren.

 

Bleibt die religiöse Überzeugung, dass das Normensystem, wie es sich in den Zehn Geboten konkretisiert hat, seine Verankerung nur im Absoluten, im Göttlichen haben könne. Selbst Kant glaubte das. Wenn es keinen Gott gäbe, dann gäbe es keinen zwingenden Grund für sittliches Verhalten. Nur die Aussicht auf Belohnung oder Strafe im Jenseits hält uns an, uns moralisch zu verhalten. Die noch junge Soziobiologie kann jedoch anhand vieler Befunde zeigen, dass unser moralisches Verhalten genetische Wurzeln hat.

 

Kooperation und Mitgefühl, Selbstlosigkeit und Hilfsbereitschaft bilden die Keimzellen der Moral. Offenkundig haben tierische wie menschliche Gesell-schaften besser überlebt, weil ihre Mitglieder zu dieser Form des Zusammenlebens bereit waren: Gemeinsame Nahrungsbeschaffung, Teilen in der Not, gemeinsame Abwehr von Feinden und Hilfe aufgrund von Mitleid. Wer kooperiert, erhöht die Chance, dass seine Gruppe und damit er selbst überlebt. Solche Verhaltensweisen stellten also einen Selektionsvorteil dar und sind vererbter Bestandteil unseres Verhaltens geworden. Moralisches, sprich sozial vorteilhaftes Verhalten, ist also keinesfalls nur Ergebnis von Erziehung, es durchlief eine stammesgeschichtliche Entwicklung und ist uns von Geburt an mitgegeben.

 

Das neue Menschenbild wird Abschied nehmen von der Vorstellung einer unsterblichen Seele und einem Geist, die ihren Ursprung in Gott haben und uns mit ihm verbinden. Schließlich zeigen höher entwickelte Tiere, dass auch sie schon ansatzweise über Denkvermögen und Bewusstsein verfügen.

 

Hier zeigt sich wiederum, dass die Kirche das Darwin'sche Konzept nur halbherzig akzeptiert hat, denn sie hält nach wie vor an eigenständigen, göttlich eingeflößten Wesenheiten wie Geist und Seele fest. Die biologischen und neurologischen Erkenntnisse engen jedoch den Spielraum für metaphysische Einflussgrößen, die den Menschen über seine biologische und soziale Natur hinausheben würden, immer mehr ein.

 

Wenn das, was unsere Persönlichkeit ausmacht, unser Denken, unsere Gefühle, unsere Erfahrungen, unser Bewusstsein von uns und dieser Welt, auch ein das Diesseits transzendierender Glaube, gebunden sind an die neurologischen Strukturen unseres Gehirns, die mit unserem Tod zerfallen wie unser übriger Körper, dann wird es immer weniger plausibel, dass wir etwas von uns in ein Jenseits hinüber retten könnten.

 

Theologen und viele Gläubige akzeptieren heute meist die Erkenntnisse der Naturwissenschaften und genießen als Früchte dieses Denkens die Annehmlichkeiten des modernen Lebens. Sie übernehmen aber für sich nicht die rationale und systematische Denkweise, die diese Ergebnisse erst hervorgebracht hat. Vor allem die aus den Erkenntnissen der Kosmologie und Evolutionstheorie sich ergebenden philosophisch-theologischen Konsequenzen werden nicht anerkannt. Es wiederholt sich, was Kepler und Galilei zu ihrer Zeit erleben mussten: Wenn Bibel und Wirklichkeit nicht übereinstimmen, dann muss sich die Wirklichkeit in Form der Wissenschaft irren, nicht ein tausende Jahre alter Schöpfungsmythos.

 

Die Überlegenheit einer naturalistischen Weltsicht zeigt sich in der weltweiten Gültigkeit. In jedem Land der Erde, unabhängig von jeweiliger Kultur oder Religion, gelten die gleiche Physik und die gleiche Biologie. Diese weltweite Gültigkeit kann man den zahllosen und grundverschiedenen Lehren vom rechten Weg zum Seelenheil nicht zusprechen. Religionen predigen den Menschen, was sie denken sollen, die Wissenschaften, speziell die Naturwissenschaften zeigen den Menschen, wie sie denken sollen, um zu wirklichkeitsgerechten und menschengemäßen Einsichten zu gelangen.

 

Menschengemäß heißt auch anzuerkennen, dass es Fragen über die Welt und uns gibt, die wir nicht, vielleicht nie werden beantworten können. Das Bedürfnis nach Antworten ist zutiefst menschlich und hat eine spirituelle Dimension. Dem wissenschaftlich geprägten Verstand sollten sie aber nicht widersprechen.“


Soweit der an sich interessante Artikel, indem er die gegenwärtigen Fronten quer durch unsere Gesellschaft aufzeigt. Seine Ausführungen gegen den nur von Menschen erdachten Gott und dessen Entbehrlichkeit sind geprägt von dem heute allgemein falschen Verständnis des Wesens der Natur. Der Mangel an wahrer Erkenntnis ist auch die Ursache für die gegenwärtige Religionskrise. Erst mit Swedenborg und der Neuoffenbarung wurden die Zusammenhänge in nie dagewesener Weise offengelegt. Nur hat diese Klarstellung bisher keine wissenschaftliche Disziplin zur Kenntnis genommen, weil sich die Menschheit schon zu weit den naturwissenschaftlichen Thesen des reinen Materialismus zugewandt und damit den Kontakt zur höheren Welt verloren hat.


In der Folge will ich auf einige Punkte eingehen.

 

Bei der Grundannahme der Evolutionslehre, das Leben würde von selbst immer höhere angepasste Formen entwickeln, müssten unendlich viele  „Vor- oder Zwischenformen“ vorliegen (bis sich z. B. ein Fisch zum Landtier umgeformt hat), die man allerdings bisher nicht finden konnte. Da sich aber bestehende, also nicht ausgestorbene Lebensformen seit Jahrmillionen unverändert vorfinden, liegt hier offenbar ein Widerspruch zu der Grundannahme der Evolutionslehre vor.

 

So wie die Formen unverändert bestehen, erfüllen sie offenbar einen Zweck. Und das ist aus der uns geoffenbarten Sicht tatsächlich so. Alle Mineralien, Pflanzen und Tiere werden nämlich in endlos differenzierten „Hüllen“ oder Formen für in sie eingeschlossene Lebensimpulse, das sind unzerstörbare Seelenspezifika, benötigt. Dabei ist vom Herrn Sorge getragen, dass die in allen Lebensbereichen der Erde vorhandenen Seelensubstanzen durch entsprechende „Fressfeinde“ aufgenommen und so in neue, höhere Stufen überführt werden. *)

*) Dies ist auch der Grund, warum Pflanzen und Tiere auf eine bestimmte Nahrung spezifiziert sind.

 

So sind beispielsweise die Fische im Meer, der Maulwurf in der Erde und die Gämsen auf den höchsten Bergspitzen „Werkzeuge“, um das dortige geistige Leben aufzunehmen und auszureifen. Mit Erreichen dieses Stadiums wird die bisherige Schutzhülle hinderlich - sie muss durch einen notwendigen Sterbe- und Zersetzungsprozess aufgelöst werden, um die innewohnenden Seelenpotenzen für höhere Lebensformen frei zu machen (was uns dann als „Gefressen-Werden“ vor allem bei höher entwickelten Lebensformen oft grausam erscheint).

 

Die dadurch frei gewordenen Seelensubstanzen müssen sich nun die nächste zwangsweise „Einkerkerung“ auf dem für sie im Schöpfungsplan vorgeschriebenen Weg gefallen lassen („Muss-Gesetz“ der berechneten Naturordnung). Die so auf zahllos verschiedenen Entwicklungspfaden immer vielgestaltiger werdenden Seelensubstanzkonzentrationen bilden endlich am Schluss solcher Entwicklungsketten eine komplette Naturseele und können schließlich in einen werdenden menschlichen Leib eingehen. In ihm müssen sie sich zunächst einmal, zusammen mit den genetischen und sonstigen Einflüssen der Eltern, zu einer mehr oder weniger homogenen Einheit „zusammenraufen“. Dann kann und muss der ebenfalls bei diesem Akt mit eingeschlossene Geist des Menschen aus eigenem Antrieb seine Entwicklung in Freiheit beginnen.

 

Das hier zugrunde liegende Prinzip eines sich immer höher entwickelnden Lebens könnte man in der dargestellten Abwandlung auch als den Grundgedanken der Evolutionslehre sehen, wenngleich dazu im Gegensatz zur rein materiellen Anschauung hier Körper, Seele und Geist zusammen (oder wie in den Versuchungen und Kämpfen des Lebens beim Menschen auch gegeneinander) wirken.

 

Am Anfang der Entwicklung (aus geistiger Sicht betrachtet) müssen sich die allerersten Gedanken Gottes (Grundideen) durch das Anziehen ähnlicher Gedanken und Ideen zu immer höheren Konzentrationen bis hin zu einer gediegenen Grundidee zusammenfinden.

 

Aus diesen Ideen entstehen Formen als Aufnahmegefäße für zahllose Seelenspezifika. Die Unterschiede zur Evolutionstheorie liegen demnach vor allen Dingen in der von Gott aus zielgerichteten Entwicklung der gesamten Seelenspezifika bis in die materielle Ebene gemäß eines zugrunde liegenden Bauplans und nicht in den Zufälligkeiten von Mutationen mit dem Ziel „verbesserter Überlebensbedingungen“. (Woher will eine blinde Natur solche Besserung überhaupt erkennen können?) -

 

Insofern beziehen sich die aufeinander folgenden Veränderungen auf die seelische Ebene und nicht in erster Linie auf die materiellen Formen. Allerdings können Tiere und Pflanzen „aussterben“, neue entstehen oder ihre Eigenschaften innerhalb eines gewissen Rahmens ändern. Dies aber auch nur im Rahmen des vorher festgelegten Bauplanes.*) Diese zahllosen Lebensformen sind wie schon ausgeführt jedoch nur zeitweilige hocheffiziente Hüllen, um in den für sie bestimmten Umfeldern bestehen zu können, damit sich die inwendigen Seelenpotenzen durch Aufnahme niederer Seelenelemente zu immer höheren Verbindungen zusammenschließen können.

*) Anders als die irdischen Baupläne sind die göttlichen von Anfang an vollkommen und bedürfen keiner Änderung.

 

Um dieses Schöpfungsprinzip noch einmal vor Augen zu haben, sei hier ein Auszug aus dem Werk „Der Saturn“*) eingefügt. Es geht um das Sammeln der sich ständig aus der Materie entwindenden seelischen Lebenspotenzen, die gemäß der vorgegebenen Ordnung in die nächst höhere Form übergehen müssen.**)

*) Lorber Verlag, Bietigheim

**) Diese Eröffnung rehabilitiert auch die scheinbar grausame Natur, die sich immer gegenseitig zu vernichten scheint.

 

[Lorber, Saturn, 27,09]:

 

Ihr wisset, dass auf den hohen Gebirgen eurer Erde zur Auflösung des Gesteins allerlei Moos und Pflanzen wachsen. Ihr wisset auch, dass sowohl die Moos- als die Pflanzengattungen nichts als Produkte geistiger Potenzen und geistiger Intelligenzen sind. Wenn sie aber solche Produkte sind, so ist es ja auch ersichtlich klar, dass sich in ihnen irgendein intelligentes Leben zu äußern angefangen hat. Wenn sich aber ein Leben einmal äußert, so äußert es sich nicht, um wieder in den Tod zurückzusinken, sondern nur darum, dass es sich in einer Form ausbildend kräftige, um dann die Form zu verlassen und in eine höhere überzugehen.

 

Welche lebenäußernde Form aber steht da auf einer Alpe über den kleinbelebten Formen des Mooses, des Grases und der sonstigen Alpenpflanzen? – Hier seht unsere Alpentiere an! Das sind die höheren lebendigen Formen, in welche das Pflanzenleben solcher Hochgebirge übergeht.

 

Dass dieses seine vollkommene Richtigkeit hat, könnt ihr ja daraus leicht ersehen, dass das Leben dieser Tiere eben dadurch erhalten wird, dass sie das Leben der Pflanzen in sich aufnehmen. Und demnach heißt: Sich nähren von einer dem Wesen des Tieres zusagenden Kost nichts anderes, als das zerstreute Leben der kleineren, unteren Potenzen in sich aufnehmen und es vereinigen zu einem vollkommeneren Leben. Oder für euch noch verständlicher gesprochen:

 

Sich nähren heißt, das von Mir immerwährend ausgehende Leben in ein Gefäß ansammeln und aufnehmen, damit es von Stufe zu Stufe kräftiger und vollkommener werde auf dem Rückweg zur Urquelle, von da es dereinst ausgegangen ist.“

Im Lorberwerk gibt es viele genaue Schilderungen dieser stufenweisen Höherentwicklung, wie z.B. den folgenden Übergang von den atomistischen Ätheregionen in die Gewässer:

 

[Lorber, Saturn, 13,07]:

 

„ . . . denn dadurch geschieht ein großartiger Begattungsakt vermöge dessen die atomischen Äthertierchen ins Wasser aufgenommen werden, darin sie sich dann von Klasse zu Klasse vervielfältigen, bis sie zu jener Stufe gelangen, die ihr auf eurer Erde das Reich der Amphibien nennt. Diese Tierklasse bildet auch auf diesem Weltkörper den ordnungsmäßigen Übergang von den Wassertieren zu den Landtieren. So ist all das Uferland sozusagen die erste Stufe, auf welcher vermöge der stufengerechten Fortbildung die Seetiere vom Wasser an das Land übergesetzt werden.

Das Wasser des Meeres ist demnach die erste Wohnstätte der Tiere . . .

Unschwer erkennen wir hier eine ganz andere Sicht auf das, was wir als Erscheinungsform in der Natur erleben. Diese neue Betrachtung ist jedoch nur möglich, wenn die “Evolutionszusammenhänge“ von den göttlichen Offenbarungen her beleuchtet werden. Erst wenn sich die Menschheit mit der bereinigten reinen Gotteslehre befasst und einen weisen und liebevollen Schöpfer hinter den großartigen Entwicklungen erkennt, der das Wunderwerk Mensch mit seiner unsterblichen Seele werden ließ, d.h. wenn nicht alles der blinden Natur zugeschrieben wird, können die Ordnungen Gottes erkannt werden. Bis dahin müssen sich alle Liebhaber Gottes und Seiner Werke in Geduld und Demut üben.

 

(Mit Genehmigung des Verfassers aus: DAS PROGRAMM Okt. bis Dez.2012, Swedenborg Zentrum Berlin)

 

 

Aus der Presse

 

Darwin-Kritik nach 40 Jahren Larborversuch

BAIERSBRONN. Michael Behe, Biochemiker an der Lehigh-University/Pensylvania, ist Verfechter des religiös inspirierten "Intelligent Design" (ID). Im Quarterly Review of Biology konnte er 2010 seine Laborexperimente publizieren, die seit 1970 an Mikroben die genetische Basis evolutionärer Veränderungen erforschen.

Nur in vier von 50 Studien konnten evolutionäre Anpassungen als Funktionsgewinne eingestuft werden. Obwohl sich daraus nach Ansicht zahlreicher Evolutionsbiologen wohl keine direkten neuen Folgerungen zum Ablauf der Makroevolution ergeben, glauben deutsche ID-Anhänger hingegen, daß nun der Darwin-Fraktion nur die Hoffnung auf 40 Jahre weiteren Experimentierens bleibe.

(Studium Integrale Journal, 2/12) (ft) (si-journal.de/jg19/heft2/sij192.html. Nach JF v.25.1.2013