"Wer Mich suchen wird in irgend etwas, das nur im geringsten nach einer Welttümlichkeit riecht, der wird Mich nicht finden, sondern nur der, welcher Mich in der wahren Liebe, Demut und Selbstverleugnung suchen wird." (6.GEJ 76,19)


 

Wahre und falsche Propheten

 

Gerd Kujoth



In der heutigen Zeit werden die Menschen mit einer immer größer werdenden Zahl der verschiedensten Lehren konfrontiert, von denen jede von ihren Gründern oder Anhängern als die wahre Lehre angepriesen wird. Ebenso wächst die Zahl der Kundgebungen, die auf mediale Weise entstanden sind und alle den Anspruch erheben, wahr zu sein und von Jesus oder einer bekannten religiösen Persönlichkeit zu stammen.

 

Der Inhalt dieser Lehren und auch der Kundgebungen ist oft so verschieden und widersprüchlich, daß man schon daran erkennen kann, daß sie nicht alle wahr sein können, obwohl in allen aber auch mehr oder weniger Wahres enthalten ist. Paulus gab uns den Ratschlag: „Prüfet alles und das Gute behaltet.“ (1.Thess. 5,21) Wir sind also aufgefordert alle Lehren und alles, was uns als eine Offenbarung angeboten wird, zu prüfen und aus ihnen das Gute, das auch stets wahr ist, zu behalten, das Schlechte und somit Falsche aber abzulehnen, denn falsche Lehren führen uns in die Irre. Jeder aber, der falsche Lehren und Offenbarungen verkündet, ist ein falscher Prophet. Vor diesen falschen Propheten warnte Jesus als er sagte:

 

Es werden Zeiten kommen, in denen gar viele falsche Propheten und Messiasse aufstehen und zu euch sagen werden: ‘Siehe, hier ist der Gesalbte!’ oder ‘Dort ist er!’“ (6.GEJ 76,19)

 

Diese falschen Christusse offenbaren sich in Jesu Namen aus dem Reiche der Geister durch falsche Propheten.

 

Mit den falschen Propheten meinte Jesus aber nicht nur die Mittler von Kundgebungen, die scheinbar in Jesu Namen sprechen und falsche Lehren enthalten, sondern auch alle Verkünder Seiner Lehre, die vorgeben, von Gott berufen worden zu sein, aber aus Eigennutz die Lehre Jesu verbreiten, die dann auch mehr oder weniger falsch sein kann. Diesen geht es nicht um die wahre Lehre, sondern um materielle Vorteile.

 

Denn wo sie angeben werden (wenn sie sagen: ‘Hier ist Christus’ oder: ‘Dort’), daß Ich zu finden sei“, sagt Jesus, „da werde Ich gerade am allerwenigsten oder gar nicht und nimmer zu finden sein. Wer Mich suchen wird in irgend etwas, das nur im geringsten nach einer Welttümlichkeit riecht, der wird Mich nicht finden, sondern nur der, welcher Mich in der wahren Liebe, Demut und Selbstverleugnung suchen wird.(6.GEJ 76,19)

 

Das Problem der falschen Propheten und damit der falschen Prophezeiungen trat schon im alten Israel auf. Ein Prophet war bei den Juden ein Mensch, durch den Gott Seine Lehre verkündete und zukünftige Ereignisse voraussagte. Oft mußte ein Prophet ein Gericht ankündigen, weil Gott zumeist erst dann einen Propheten erweckte, wenn die Menschen von Seinen Wegen abgewichen waren. Der falsche Prophet, der behauptete, eine Prophezeiung von Gott erhalten zu haben, verkündete dann das Gegenteil, entweder das Gericht verneinend oder Frieden, Glück und Wohlstand verkündend, was aber dann nicht eintraf. Zwar kann auch das verkündete Gericht eines wahren Propheten nicht eintreffen, wenn die Menschen sich bessern, weil dieses immer bedingungsweise gegeben wird, (EM 71,1-9) aber zumeist waren es die falschen Propheten, deren Prophezeiung nicht eintraf. Entweder waren sie dann Betrüger, die sich die Prophezeiungen nur ausdachten, irgendeines weltlichen Vorteiles wegen, oder aber sie waren die Betrogenen, denen niedere Geister die falschen Prophezeiungen eingegeben hatten.

 

Durch den Propheten Jeremia warnte Gott das Volk vor den falschen Propheten. Dort lesen wir:

 

So spricht der Herr Zebaoth: Gehorchet nicht den Worten der Propheten so euch weissagen. Sie betrügen euch, denn sie predigen ihres Herzens Gesicht und nicht aus des Herrn Munde. Sie sagen denen, die Mich lästern: ‘Der Herr hat’s gesagt, es wird euch wohlergehen’ und allen, die nach ihres Herzens Dünkel wandeln, sagen sie: ‘Es wird kein Unglück über euch kommen.’“ (Jer. 23,16-17)

 

Und der Herr sprach zu mir: Die Propheten weissagen falsch in Meinem Namen; Ich habe sie nicht gesandt und ihnen nichts befohlen und nichts mit ihnen geredet. Sie predigen euch falsche Gesichte, Deutungen, Abgötterei und ihres Herzens Trügerei. Darum so spricht der Herr von den Propheten, die in Meinem Namen weissagen, so Ich sie doch nicht gesandt habe und die dennoch predigen, es werde kein Schwert noch Teuerung in dieses Land kommen: Solche Propheten sollen sterben durch Schwert und Hunger.“ (Jer. 14,14-15)

 

Jeremia erlebte es selbst, wie im Hause des Herrn ein falscher Prophet zu ihm, vor den Priestern und vor dem ganzen Volke eine falsche Weissagung verkündete. Dort sprach der Prophet, der Hananja hieß:

 

So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Ich habe das Joch des babylonischen Königs zerbrochen; binnen zwei Jahren bringe ich alle Geräte des Hauses des Herrn, welche der babylonische König Nebukadnezar von hier weggenommen und nach Babel gebracht hat, wieder an diesen Ort zurück; auch Jechonja, den Sohn Jojakims, den König von Juda, samt allen Gefangenen Judas, die nach Babel gekommen sind, bringe ich an diesen Ort zurück, spricht der Herr; denn ich will das Joch des babylonischen Königs zerbrechen.“ Da sprach der Prophet Jeremia zu dem Propheten Hananja: „Amen! Also tue der Herr! Der Herr lasse zustande kommen, was du geweissagt hast! Höre jedoch dieses Wort, welches ich vor deinen Ohren und den Ohren des ganzen Volkes ausspreche: Die Propheten, welche vor mir und vor dir von alters her gewesen sind, die haben über viele Länder und große Königreiche Krieg und Hungersnot und Pest geweissagt. Der Prophet, welcher Frieden weissagt, wird am Eintreffen seiner Weissagung erkannt als ein Prophet, den der Herr in Wahrheit gesandt hat!“

 

Da nahm der Prophet Hananja das Joch vom Halse des Propheten Jeremia und zerbrach es. Da ging der Prophet Jeremia seines Weges. Es erging aber das Wort des Herrn an Jeremia, also:

 

Gehe und sage zu Hananja und sprich: So spricht der Herr: Du hast ein hölzernes Joch zerbrochen; Ich aber mache statt dessen ein eisernes Joch! Denn also spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Ich habe ein eisernes Joch auf den Hals aller dieser Völker gelegt, daß sie dem babylonischen König Nebukadnezar dienstbar sein sollen, und sie sind ihm auch dienstbar geworden, und Ich habe ihm sogar die Tiere des Feldes gegeben!“

 

Und der Prophet Jeremia sprach zu dem Propheten Hananja:

 

Höre doch, Hananja, der Herr hat dich nicht gesandt, sondern du hast dieses Volk dazu gebracht, daß es sich auf Lügen verläßt. Darum spricht der Herr also: Siehe, ich will dich vom Erdboden vertreiben; du sollst noch in diesem Jahre sterben, weil du Widerstand gegen den Herrn gepredigt hast!“

 

Also starb der Prophet Hananja in demselben Jahr, im siebenten Monat. (Jer. 28,1-17)

 

Damals wie heute klingen die wahren und falschen Offenbarungen ganz ähnlich. Nur der Inhalt ist an entscheidenden Stellen anders, ja sogar oftmals völlig entgegengesetzt. Wie können wir nun erkennen, ob eine Offenbarung wirklich von Gott kommt oder ob sie nur so formuliert ist, als käme sie von Ihm? Wir wissen, daß eine Unterschrift gefälscht sein kann und so kann auch der Ausspruch: „Ich, euer Vater“, in einer Kundgebung gefälscht sein.

 

Es gibt zwei Hauptunterscheidungsmerkmale. Das erste Hauptunter- scheidungsmerkmal bezieht sich auf die Person des Mittlers, das zweite auf den Inhalt der Kundgebung. Von beiden Unterscheidungsmerkmalen haben wir nun schon etwas gehört. Den falschen Propheten geht es nicht um die Wahrheit, sondern um die materiellen Vorteile, um eine gute Versorgtheit in dieser Welt. Jesus sagt:

 

Sehet euch vor vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie reißende Wölfe. An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen. Kann man auch Trauben lesen von den Dornen oder Feigen von den Disteln?“ (Matth. 7,15-16)

 

Im „großen Evangelium“ sagt es Jesus noch deutlicher:

 

Wer einen falschen von einem wahren, von Mir berufenen Propheten und Lehrer mit leichter Mühe erkennen will, der schaue auf seine Werke! Alles kann ein Mensch leichter vor den Augen seiner Nebenmenschen verbergen als seine Selbstsucht und seine Gewinngier. Um diese zu befriedigen, wird er nur zu bald und zu ersichtlich kein Mittel unversucht lassen, um zu dem Zwecke zu gelangen, nach dem sein Herz eine unzerstörbare Liebe hat.“ (9.GEJ 185,7-8)

 

Die falschen Propheten sind also sehr selbstsüchtig und auch geistig hochmütig. Fanatisch kämpfen sie für den Glauben, den sie vertreten und wollen ihn dem Nächsten aufdrängen. Sie stehen innerlich nicht frei dem himmlischen Vater zur Verfügung, sondern sie sind mehr an eine Organisation gebunden als an Jesus oder sie haben selbst eine gegründet und stellen diese mehr in den Mittelpunkt als den himmlischen Vater. Es geht ihnen nicht darum, daß die reine Lehre Jesu verbreitet wird, sondern darum, daß Ihre eigenen Ansichten oder die ihrer Organisation oder aber ihre eigenen Kundgebungen verbreitet werden, die sie für die einzig wahren halten. Ihr Dienst für Jesus ist bei ihnen nicht gleichzeitig der Dienst an den Menschen aus Liebe zu Ihm und den Nächsten, sondern ihr Dienst ist nur ein Scheindienst zu ihrem eigenen Vorteil.

 

Der echte Prophet“, sagt Jesus, wird nie und unmöglich selbstsüchtig, und ferne von ihm ist jeder Hochmut. (3.GEJ 204,12)

 

Damit wir es aber genau wissen sollen, worin sich ein wahrer Prophet von einem falschen unterscheidet, macht uns der himmlische Vater auf den Propheten Elias aufmerksam. Er sagt:

 

Für wen allein nur eiferte der wahre Prophet Elias? Eiferte er für weltliche Rechte, für weltliche Macht und Gewalt und für weltliches Einkommen, bestehend in Gold und Silber? - Er spricht: ‘Ich habe um den Herrn, den Gott Zebaoth geeifert!’

Siehe, so da aber jemand eifert ohne Entgelt um den allein wahren Gott und tut sonach, wie es da getan hat der Prophet Elias, sage mir, ist das ein falscher Prophet? - Also ist der Eifer das sicherste und untrüglichste Zeichen eines wahren und eines falschen Propheten.

Wenn aber der eine eifert um ein weltliches Ansehen seiner Kirche und seines Oberhauptes, das da begraben ist in Gold, Silber und allen Edelsteinen, ein anderer aber eifert allein um Mich - welcher von den zwei Propheten ist da wohl der allein wahre? - Ich meine, um das zu erraten, wird niemand zur Mathematik seine Zuflucht nehmen müssen.

Da aber der Elias ein vollkommen wahrer Prophet war, wie erkannte er Mich da, als Ich vorüberzog an der Türe der Höhle am Berge Horeb, da er noch in selber verborgen lag? (1.Kön. 19,7-18) - Etwa im großen und starken Winde? - Siehe, also bin Ich auch nicht in denen, die da viel Wind und Aufsehens machen. Denn das ist die Art der echten, blindesten Pharisäer.

Oder hat Mich Elias erkannt im darauf folgenden Feuer? - Siehe, also bin Ich auch nicht in jenen Feuereiferern, aus deren Munde nichts als ein Gericht ums andere und eine Verdammnis um die andere sprühet, da sie Gott nur im richtenden Feuer, aber niemals nur in der Liebe erkennen wollen.

Der wahre Prophet Elias aber hat Mich, den Gott Zebaoth, nur im stillen, sanften Wehen oder Säuseln erkannt, d. h. mit anderen Worten nichts als: Elias hat Mich erkannt wahrhaftig allein nur in der Liebe!

Wenn du (Jakob Lorber) Mich aber ebenso sanft wehend in der alleinigen Liebe erkennst gleich dem Elias, wie bist du demnach ein falscher Prophet? - Nun aber urteile selbst und finde den wahren Propheten aus der großen Menge der falschen heraus, die da sind Diener der Welt. Elias also ist ein rechter Prophet. Aber ebenso auch jeder, der da Mich findet, wie Mich Elias gefunden hat - nämlich in der Liebe.“ (2.Hi. Seite 112-113)

 

Die wahren Propheten befinden sich auf dem Weg der inneren Lebensvollendung oder geistigen Wiedergeburt so weit, daß die Seele sich bereits von ihrem Fleische oder den groben Banden der Materie befreit und den göttlichen Geist in sich erweckt hat. Dadurch fängt die Seele an, sich dem Lebenszentrum in ihrem Herzen zu nahen, dahin stets und unablässig Gottes Licht fließt. (3.GEJ 204,2-3) Sie können dann mit der höheren Geisterwelt in Verbindung treten und Offenbarungen empfangen, die sie ihren Nebenmenschen verkünden. In diesem Zustand befanden sich die kleinen Propheten.

 

Bei den großen Propheten fängt die durch die Liebe des Geistes entzündete Seele an, ganz in den Geist überzugehen. Ihr Geistherz ist durch die Liebe und Demut zu einem Hohlspiegel geworden, welcher dann in der Lage ist, die Strahlen der geistigen Sonne aufzufangen und in seinem Brennpunkt das Abbild Jesu zu bilden. Das Abbild Jesu redet dann im Geistherzen zu der Seele solcher liebeerfüllter und wahrhaft demütiger Menschen. (2.HG 72,17-22) Jesus sagt:

 

Gedanken, so klar wie rein ausgesprochene Worte, wirst du in deinem Herzen empfinden und wirst sie dann ganz leicht aussprechen im Munde. Darin liegt das Geheimnis Gottes im Menschenherzen.“ (6.GEJ 79,17)

 

Diese großen Propheten sehen auch den Himmel offen und können alles aus ihm Vernommene den Menschen verkünden. (8.GEJ 135-136) Ihre Offenbarungen sind rein und göttlichen Ursprungs.

 

Durch das in seinem Innern erstandene Gottesleben wird ein Mensch zu einem wahren Propheten.

 

Wer mit Mir reden will“, sagt der Vater, „der komme zu Mir, und Ich werde ihm die Antwort in sein Herz legen; jedoch die Reinen nur, deren Herz voll Demut ist, sollen den Ton Meiner Stimme vernehmen.“ (1.HG 1,1)

 

Wer diese Bedingungen erfüllt, ein reines und demütiges Herz hat, durch den kann Sich der Vater in aller Klarheit offenbaren.

 

Der Vater beschreibt durch Gottfried Mayerhofer, wie eine Offenbarung oder mediale Kundgebung zustandekommt. Er sagt:

 

Sooft jemand etwas tat, was nicht gerade nach den Geistesgesetzen war, fühlte die Seele eine beunruhigende Ahnung, oder sie vernahm wohl eine Stimme in sich, welche ihr ernste Vorwürfe machte, und die ihr im allgemeinen unter dem Titel ‘Gewissen’ kennt, weil sie eben nicht zu leugnen ist und ihrem Namen gemäß als etwas Gewisses auftritt. Sehet nun, diese Stimme, die dem Menschen oft Dinge sagt, die er nicht hören möchte, diese Stimme ist teils die Stimme eures Geistes, teils die eines euch begleitenden guten Geistes oder Engels, wo ihr aber daneben oft auch Stimmen vernehmen könnet, die euch zum Bösen verleiten möchten; diese Stimmen sind dann Stimmen der Eigenliebe oder die Stimme eines bösen Geistes...

Endlich gibt es noch eine andere Stimme, welche oft euch sanfte Mahnworte, geduldige Gegenvorstellungen macht, wenn ihr gerade gesonnen seid, etwas zu tun, wo euer Gewissen schon im voraus dagegen gepredigt hatte. Nun sehet, diese Stimme, die mit so vieler Geduld oft euch mit ihren Lehren verfolgt, diese Stimme ist oftmals die Meine! Hier bekundet sich Mein Einflüstern in euer Herz; der Kopf mit seinem Denken schweigt, und ihr fühlet oder höret diese Stimme langsam und ruhig euch alles das Für und Wider einer beginnenwollenden Handlung auseinandersetzen.

Wer nun anfängt, sich dieser Stimme hinzugeben, ihr Gehör zu schenken und nach dem Gehörten zu handeln, der wird nach und nach von dem Außen- in das Innenleben geführt, das ihm Genüsse bereitet, wobei er die der Außenwelt leicht verschmerzen kann! Auf diese Art erstarkt die Seele nun mehr und mehr, und dem Geiste im Zentrum wird es erleichtert, der Seele seinen geistigen Typus mehr und mehr aufzudrücken.

Ist es also der Fall, daß das so gesteigerte Seelenleben einen gewissen Grad erreicht hat, und brauche Ich eben einen Menschen, der Mein Wort an andere verkünden soll, rein, wie Ich es gebe, so benütze Ich eine solche schon bald vorbereitete Seele, um durch sie Meine Zwecke zu fördern.

Bei Meinem Einfließen und dem Vernehmbarmachen Meiner Stimme ist es dem Schreiber, als wenn er mit einer zweiten Person spräche, die im Anfange nur den Schreiber fragt, dann aber ununterbrochen forterzählt und spricht. Alle anderen Ideen treten zurück, alle Phantasiegebilde schwinden, der Mensch ist bloß Ohr, und zwar geistiges Ohr; denn das Geräusch, was von Außen an sein irdisch Ohr schlägt, bekümmert ihn nicht. So konzentriert er sich, Meiner Stimme allein zu horchen, lebt ein Gemeinleben mit Mir und gibt auch dann wortgetreu wieder, was Ich euch sagen wollte, damit ihr in der Aufklärung und Besserung fortschreitet.“ (Be Fe Dr Seite 54-55)

 

Der Mensch kann also die verschiedensten Stimmen in seinem Inneren vernehmen. Je nachdem auf welcher Stufe der geistigen Entwicklung ein Mensch steht, kann Jesus, ein Engel oder der eigene Geist, aber auch die Eigenliebe, ein noch nicht weit fortgeschrittener oder sogar auch ein böser Geist in des Menschen Seele sprechen.

 

Diese Eingebungen in eine Seele sind - außer bei den geistig schon weit Fortgeschrittenen - normalerweise nur wie eine Ahnung, wie ein inneres Empfinden oder Drängen oder aber in Traumbildern vernehmbar. Aber manche Menschen haben auch im Wachzustand das zweite Gesicht oder können die Stimme der Jenseitigen so hören, als spräche ein Mensch zu ihnen. Bei einem Teil solcher Menschen ist das geistige Sehen oder Hören aber nicht die Folge des erstandenen Gotteslebens, sondern eine Art leibliche Krankheit ihres Nervensystems. Menschen, die leicht erregbare Nerven haben, gelangen dazu durch allerlei widrige Ereignisse im Verlaufe ihres irdischen Lebens. Große Traurigkeit, lange anhaltende Angst, große Schrecken und dergleichen mehr sind gewöhnlich die Ursachen davon. (EM 70,19-21) Jesus sagt in den „Himmelsgaben“:

 

Es ist das sogenannte ‘zweite Gesicht’ nicht etwa ein Zeichen von einem geweckteren Geiste, sondern es hat seinen Grund bloß nur in einem etwas erhöhteren Seelenleben und ist überhaupt ein Eigentum jener Menschen, die stets in großer Not und natürlicher Abgezogenheit von der Welt zu leben genötigt sind.“ (1.Hi. Seite 302,1)

 

Durch die leidvollen Ereignisse ist der Nervengeist mit der Seele vom Fleische leichter lösbar geworden. Jesus sagt:

 

Wenn irgendeine Seele noch mehr beengt wird durch leidende Verhältnisse, so geschieht mit ihr durch solchen Druck das gleiche, wie wenn die Luft in einem zu hohen Grade gedrückt wird: sie entzündet sich und tritt aus der leiblichen Sphäre hinaus.“ (1.Hi. Seite 303,5)

 

Bei starknervigen Menschen geschieht das nicht, denn ihr Nervengeist (EM 67,10-13) bleibt auch bei und nach widrigen Ereignissen mit dem Leibe fest verbunden. Aber auch bei ihnen kann z.B. durch eine schwere Krankheit, bei der oftmals, wegen der Schwächung des Körpers, eine Lockerung der Seele vom Fleische stattfindet, eine Art ungesunden Hellsehens vorkommen. (11.GEJ 53,4) Auch künstliche Mittel als: Magnetismus, Berauschung und dann und wann Betäubung durch eigene narkotische Kräuter können ein Hellsehen bewirken.

 

Aber es gibt auch Menschen, die auf eine natürliche Weise, die aber auch zum Teil unbewußte kleine Schritte auf dem Weg zur geistigen Wiedergeburt sind, zum Schauen oder Hören gelangen. Bei ihnen ist die Seele und der Nervengeist nicht mehr so stark mit dem Fleisch verbunden. Diese Menschen hören schon nach kurzer Zeit des Hineinhorchens in ihr Inneres eine Stimme oder haben eine Vision. Das stellt sich dann ein, wenn sich in ihrer Außenlebenssphäre oder Aura viel Lebensfluidum angesammelt hat und sie sich infolgedessen manchmal in einem erhöhten Seelenzustand befinden. Der Seelenzustand aber kann erhöht werden durch einen starken, ungezweifelten Glauben, ein festes Wollen und eine dadurch wenigstens zur Hälfte erreichte geistige Gewecktheit. (1.Hi. Seite 305,13)

Was sind das nun für Menschen, die um sich viel Lebensfluidum angesammelt haben? - Auf welche Weise wird es vermehrt und wie wird es verringert? - Bei jedem Menschen findet fortwährend ein Ausströmen seiner überschüssigen seelischen oder magnetischen Lebenskraft statt, die ständig aus der Nahrung und der Luft aufgenommen wird. Diese wird entweder in der Außenlebenssphäre gesammelt, oder sofort wieder verbraucht. Wird die überschüssige Lebenskraft gesammelt, so bildet sich außerhalb des Menschen eine immer größer werdende seelisch-magnetische Lebenssphäre. Der gewöhnliche Mensch dieser Welt aber verbraucht durch seine verkehrte Lebensweise soviel Lebenskraft, daß er nichts übrig hat und sich keine große Außen-lebenssphäre bilden kann.

 

Je ausschweifender nun ein Mensch lebt und je hochmütiger er ist, um so mehr des Lebensfluidums wird verbraucht und um so mehr geht die Seele in das Fleisch über. (6.GEJ 111,16-17) Solche Menschen besitzen dann nur einen ganz kleinen Außenlebensätherkreis. Auch wer sich viel um seine intelligente Ausbildung bemüht, besitzt nur einen kleinen Außenlebenskreis, denn auch das viele Studieren verbraucht viel Lebensfluidum.

 

Kräftige Menschen oder Sportler haben ebenfalls nur eine kleine Lebenssphäre um sich, weil auch die Kräftigung des Körpers viel Lebensfluidum verbraucht. Deshalb sind Frauen und Kinder gute Medien, weil sie keinen so muskulösen Körper haben und weil sie meistens nicht oder noch nicht so viel für ihre Verstandesbildung tun. Auch von der Welt zurückgezogen und verinnerlicht lebende Menschen, mit einer einfachen Ernährungsweise, sammeln viel Lebensfluidum um sich. Besonders durch eine einfache und unkomplizierte Kost kann die Seele zu jener Regsamkeit und Gewandtheit gelangen, die aus jedem Menschen einen Hellseher machen würde. (EM 35) Aus diesen Gründen sind einfache, nicht so kräftige und zurückgezogen lebende Menschen, hauptsächlich weiblichen Geschlechts oder Kinder, die besten Medien, welche Fähigkeit sie auf natürliche Weise besitzen, ohne daß sie bewußt den Weg zur Wiedergeburt gegangen sind.

 

Je mehr sich ein Mensch der geistigen Wiedergeburt nähert, um so größer wird der Außenlebensätherkreis. Für die Einung von Geist und Seele ist ein mächtig angewachsener Außenlebenskreis unabdingbare Voraussetzung. Gleich wie ein gut gedüngter Boden das Samenkorn zum Keimen bringt, so bringt eine große Menge Lebensfluidum den in der Seele ruhenden Gottesfunken zum Wachsen. Und wenn der Gottesfunke durch die tätige Gottes- und Nächstenliebe kräftiger wird und wächst, so nimmt dann die ewige Liebe Wohnung in solch einem Menschen. (3.Hi. Seite 294-298)

 

In jedem Menschen, sagt der himmlische Vater durch Johanne Ladner, liegt die Anlage zur Mediumschaft, d. h. es ist jedem möglich, die Seele sich zurückziehen zu lassen, und nur auf den Geist zu hören. ...Dieses Stillehalten der Seele ist nötig bei einem Medium in dem Augenblicke des Innewerdens, welches da ist ein bestimmter Gedankenausdruck, der gleich ist einem Lispeln in’s Ohr und ausgesprochen oder geschrieben werden kann, ...solange die Seele zurücktritt. Allein dieses Zurücktreten kann sogleich unterbrochen werden durch eine ganz leichte Anregung, z. B einen Schall, ein Sehen, durch das Fliegen einer Mücke, ebenso durch Andrang anderer Geister, die sich geltend machen wollen. Daher kommt es, daß ein Medium hauptsächlich anfangs mancher Täuschung ausgesetzt ist, besonders solche, welche Ich für Mich Selbst (aus)ersehe. ...Hat ein Medium an Meinen Worten Freude und Liebe, so wächst mít der Liebe auch die Verständigung beim Auffassen der Worte, und bleibt reiner denn zuvor, wo oft noch Seelisches sich einmengte.“ (3.Vb. Anhang S. 42)

 

Die Reinheit des Geschauten oder Gehörten hängt nun entscheidend davon ab, wo ein Medium in seiner geistigen Entwicklung steht. Ist die Seele eines Mediums noch mehr materieller und sinnlicher Natur, was immer dann der Fall ist, wenn die Fähigkeiten nicht auf geistige Weise erworben worden sind, so ist der Geist im Medium auch noch schwach und demzufolge ist das Wort das es vermittelt noch unrein.

 

Wie ein Licht am Abend die Mücken anzieht, so zieht ein Medium Geister an, die sich den Menschen mitteilen möchten. Da eilen sie herbei und ein jeder möchte das Medium mit seiner Glaubensüberzeugung beeinflussen, manchmal sogar auch aus böser Absicht. Und stößt solch ein Geist „auf Hindernisse“, sagt der Vater durch Gottfried Mayerhofer,

 

„die aus der Ungläubigkeit seiner Zuhörer entstehen, so nimmt er zu Lügen seine Zuflucht, nimmt Namen von einstigen weltberühmten Menschen, Frommen, Heiligen, Engeln, ja sogar auch selbst Meinen Namen an, um dadurch diese früher Ungläubigen jetzt ‘rechtgläubig’ zu machen.“ (EwL Seite 9)

 

Hier sind die „Ungläubigen“ diejenigen, die nicht an das glauben, was durch das Medium gesprochen wird. Deshalb spricht der sich mitteilende Geist so, als spräche ein Heiliger, Engel oder Jesus selbst. Der Geist will dann durch den Eindruck, den diese Namen ausüben, die Zuhörer oder Leser zum Glauben an das Mitgeteilte bewegen. In Glaubensgemeinschaften, die viel auf Geistesgaben halten, wird oftmals gesagt, daß sich Jesus durch den einen oder anderen kundtut. Das ist dann aber zumeist nicht Jesus, der dann durch ein Medium spricht, sondern verstorbene Glaubensangehörige, denn diese sind noch zunächst bei den Versammlungen unsichtbar anwesend und wirken auf ihre noch im Fleische lebenden Glaubensangehörigen ein. Um glauben zu finden, sprechen sie dann so zu ihren Zuhörern, als spräche Jesus.

 

Oftmals sind sein wollende Vaterworte „ein Gemisch von der Natur des Schreibers“, sagt der Vater durch Ida Kling, „und von einer geistigen Beeinflussung, zwar guter, aber nicht freier Geister, die zu ihrer eigenen Vervollkommnug solch ein scheinbar Mir dienendes Werkzeug benützen, um durch die Entäußerung ihrer Gedanken und Ideen anderen nützlich zu sein, und sich selbst zu einer reinen Erkenntnis und höheren geistigen Entwicklungsstufe zu führen.“ (VK Seite 171)

 

Ja“, wird hier mancher fragen, „warum läßt der himmlische Vater denn das zu, daß die Geister Seinen Namen benutzen und so sprechen dürfen, als würde Er Selbst zu den Menschen reden? Sie täuschen damit nicht nur viele gutgläubige Menschen, sondern mißbrauchen auch noch Jesu Namen!“

 

Darauf gibt uns der himmlische Vater durch G. Mayerhofer folgende Antwort:

 

Seht, auf dieser eurer Welt, unter euch Menschen, müßt ihr ja täglich vorsichtig sein und nicht alles glauben, was einer oder der andere euch vorschwätzt. Ihr müßt alles wohl erwägen, ob wahr oder unwahr, eben weil ihr wißt, daß die Menschen im allgemeinen falsch, hinterlistig und lügnerisch zu Werke gehen, um ihre eigenen Interessen zu verbergen.

Nun, wenn ihr das zugesteht, warum wollt ihr denn nicht denselben Maßstab in der Geisterwelt annehmen, die sich um euch drängt, um ihre Eindrücke und Ideen euch kund zu geben?

Was sind denn die Geister anders als verstorbene Menschen, hinübergegangene Seelen, die wohl ihren materiellen Körper, aber nicht ihre Leidenschaften, ihre Ansichten zurückgelassen haben, davon sie sich dort weit schwerer entledigen, als es hier auf der Welt leicht gewesen wäre.

Bedenkt, was Ich euch sage, seid vorsichtig und wollt nicht als Lehrsätze hinstellen, was keinen vernünftigen Grund hat, sondern nur menschlich schwache Supposition (Vermutung) ist.“ (EwL Seite 84)

 

Die Menschen haben einen freien Willen und sie dürfen bis zu einem gewissen Grad tun, was sie wollen. Wie aber bei jedem Menschen, so haben auch die Geister und die Medien einen freien Willen bei ihrem Tun und Lassen. Der himmlische Vater läßt das alles zu, damit sich die Menschen und Geister durch Erfahrung bessern können und gibt ihnen genügend Zeit zu ihrer geistigen Entwicklung. Weil aber ein jeder Mensch geistig entwicklungsfähig ist, so ist auch die Medialität verbesserungsfähig. Da der Wille zum Guten selbst bei den besten Menschen schwankend ist, bald ganz gut und bald weniger gut, so ist auch das reine Einfließen, selbst bei echten Vatermedien, solange sie nicht vollständig wiedergeboren sind, bald mehr und dann wieder weniger möglich, und es können sich dann auch Geister einmischen, oft nur auf Augenblicke, die weniger gut sind. Diese verderben das reine Einfließen, und daher sind dann die gegebenen Worte, oft nur durch einige Silben, zweideutig und unklar gemacht worden. (FB Seite 111)

 

Wie weit sich ein niederer Geist einmischen kann, kommt auf den Grad der geistigen Entwicklung an, auf welchem ein Medium steht. Auf derselben Stufe stehen auch die Geister, die es anzieht. Ist ein Medium schon in der Demut und Liebe fest gegründet und nicht mehr schwankend, so stößt seine Außenlebenssphäre niedere Geister ab. Sie können sich ihm nicht nahen und es nicht beeinflussen. Ist ein Medium noch sehr selbstsüchtig, so werden sich entsprechend niedere Geister von ihm angezogen fühlen und es bei seiner medialen Tätigkeit beeinflussen. Oftmals haben solche Geister ein Medium ganz für sich eingenommen und reden durch das Medium und geben sich für Jesus oder einen Heiligen aus. Ein Mensch, besonders weiblichen Geschlechtes, der zurückgezogen und einfach lebt, keinen Sport betreibt und auch seinen Verstand nicht ausbildet, kann auf diese Weise leicht zu einem Medium werden. Wenn er aber noch ziemlich selbstsüchtig und geistig hochmütig ist, so werden nur niedere Geister durch sie sprechen, viele Unwahrheiten sagen und sich vielleicht sogar als Jesus ausgeben. Höhere Geister aber werden nichts Falsches sagen und geben sich auch nicht für jemand anderen aus. Der himmlische Vater höchstpersönlich wird Sich nur demjenigen mitteilen, dem die Liebe zu Ihm der Mittelpunkt des Lebens geworden ist. Jesus sagt:

 

Sei versichert, wer da immer etwas anderes sucht und erreichen will als allein, daß er Mich, den alleinigen Herrn, Gott und Vater, über alles liebe in seinem Herzen und seinen Nächsten ums Siebenfache mehr denn sich selbst - der soll entweder leer ausfahren, (d. h. er wird geistig weder etwas sehen noch hören) oder Ich will ihm gleichwohl die Geisterwelt eröffnen, damit so ein törichter Sucher dann (zu seiner Erfahrungsbelehrung) von den Geistern verdummt und in zahllosem Falschen gefangen und begründet werden soll!“ (2.Hi. Seite 180,7)

 

Nicht umsonst warnte Johannes in seinem ersten Brief:

 

Glaubet nicht jedem Geist, sondern prüfet die Geister, ob sie von Gott sind! Denn es sind viele falsche Propheten hinausgegangen in die Welt.“ (1.Joh. 4,1) -

 

Glauben wir also nicht jedem Geist, der sich durch ein Medium kundgibt, sondern prüfen wir sie, denn die Zahl der falschen Propheten ist auf dieser Welt weit in der Mehrzahl.

 

So ihr nun auf verschiedengeartete Geisteszeugnisse, ja sogar auf grelle Widersprüche stoßet“, sagt der Vater durch Ida Kling, „da wisset ihr also, woran solches liegt - nicht an Mir, sondern an dem Reifegrad der Werkzeuge. Darum sage Ich ja auch: Prüfet einen jeglichen Geist - aber im rechten Sinne, d. h. mit aufrichtigem, betendem, liebendem Herzen, dann wird euch sobald Mein Geist das wahre Licht geben und euch zeigen, wie weit die Speise rein oder unrein ist.“ (LeL. Seite 147)

 

Der himmlische Vater läßt falsche Propheten und Irrtümer in Offenbarungen zu, damit wir nicht träge werden. Denn Medien, denen man es ansieht, daß sie noch am Materiellen hängen und Kundgebungen, die voller Irrtümer stecken, machen uns zum Zweifler. Der Zweifel aber treibt uns zum Prüfen und Suchen der Wahrheit an. Das will der Vater, denn wir sollen nicht blindgläubige Hörige von Medien werden, sondern Seine freien Kinder, die durch den Geist Gottes in ihrem Herzen geleitet, selbst die Wahrheit erkennen.

 

Haben sich nur wenige Unreinheiten eingeschlichen, so ist darum nicht die ganze Kundgebung verwerflich, sondern nur das Unreine, das durch Suchen und Prüfen erkannt werden kann. Ist nun dieses Suchen und Prüfen nicht bloße Neugier oder gar richterischer Art, sondern geht aus redlichem Herzen hervor, welches das Gute will und liebt, so wird demselben vom heiligen Geiste schon die rechte Leuchte angezündet, daß er das Wahre vom Falschen unterscheiden kann. Nur muß die Liebe für solche zu prüfenden Medien vorhanden sein. So sind solche, mit nur wenigen Unreinheiten vermischte Kundgebungen doch auch von Segen, weil es ja nicht allein auf die äußeren Worte der Mitteilung ankommt, sondern vielmehr wie der geistige Sinn aufgefaßt worden ist. Ein redliches Herz, das göttliche Liebe anstrebt, kann so gesegnet werden, einem richterischen und kritischen dagegen werden sie bloß Anlaß zu einem lieblosen Urteil sein. (FB Seite 111)

 

Jeder, der da ist demütigen Herzens,“ sagt der himmlische Vater, „und redet um Meines Namens Willen und tut solches nicht aus was immer für zeitlichem Beweggrunde oder eigennützigem Interesse, sondern allein aus Liebe zu Mir und daraus zum Bruder, - wahrlich, nicht ein Laut wird da über seine Lippen fallen, der da nicht wäre von Mir! Wer aber zwar auch redet in Meinem Namen, aber sein Auge dabei erhebt über das des Bruders und sein Herz aber versenkt in die Furchen der Erde habsüchtig, - wahrlich, der ist gleich einer Giftstaude, da er dieser gleich das göttliche Liebelicht und seine allbelebende Wärme in sich verkehrt in Verderbliches und Tödliches statt in Ersprießliches und ewig Belebendes!“ (1.HG 118,15)

 

Die Kundgebungen eines in der wahren Demut und Liebe gefestigten Menschen sind vom himmlischen Vater und sind so rein, daß nur noch vom sprachlichen Ausdruck der Seele etwas mitfließt. Aber auch wenn die Worte eines solchen Wiedergeborenen, wenn er von geistigen Dingen redet, nicht in der Ichform gehalten sind, so ist aber dennoch „nicht ein Wort sein“, sagt der Vater, „sondern lebendig Mein!“ (WgW Seite 95) In den Kundgebungen eines selbstsüchtigen und hochmütigen Mediums dagegen, auch wenn es in ihnen heißt: „Meine lieben Kinder“ und „Ich, euer Vater“, ist nicht ein Wort von Gott.

 

Das zweite Hauptunterscheidungsmerkmal bezieht sich auf den Inhalt einer Offenbarung. Über dieses Unterscheidungsmerkmal haben wir schon etwas aus dem Munde des Jeremias gehört, als er zum falschen Propheten sagte:

 

Der Prophet, welcher Frieden weissagt, wird am Eintreffen seiner Weissagung erkannt als ein Prophet, den der Herr in Wahrheit gesandt hat!“

 

Wenn also etwas Zukünftiges vorausgesagt wird und das Vorausgesagte geht später in Erfüllung, so können wir daran den wahren Propheten erkennen. - Dieses Merkmal allein genügt aber nicht immer, denn auch die Geister des Jenseits, die einem falschen Propheten etwas offenbaren, können Kenntnisse von einigen zukünftigen Ereignissen haben. Eine einzelne rechte Weissagung kann aber nicht zugleich als Bürge für alle seine gemachten Weissagungen dastehen, sondern sie ist nur für sich allein wahr, denn auf einer wahren Weissagung folgen dann oft viele falsche. (3.GEJ 204,15-16) Verborgene Dinge von einer Person zu offenbaren, wie: unsere Gedanken, unsere Taten oder ein besonderes Verhalten in einer bestimmten Situation, fallen auch unter dieses Merkmal. Allerdings sind sie wenig dazu geeignet, einen wahren von einem falschen Propheten zu unterscheiden, denn es ist den jenseitigen Geistern ein Leichtes, um derartige Dinge zu wissen. Wir können an ihnen nur sehen, daß es sich wirklich um eine Kundgebung aus dem Jenseits handelt und nicht um einen Betrug.

 

Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal, an dem wir den wahren Propheten erkennen können, sind wahre naturgemäße Erklärungen über die materielle Schöpfung, die dann erst später durch die Entdeckungen der Wissenschaft bestätigt werden. In den Lorberwerken finden wir eine große Anzahl von Beschreibungen über den Mikro- und Makrokosmos, die dann später durch die Wissenschaft entdeckt und bestätigt wurden.

 

Ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal schreibt Johannes in seinem ersten Brief. Dort heißt es:

 

Daran sollt ihr den Geist Gottes erkennen: ein jeglicher Geist, der da bekennt, daß Jesus Christus ist in das Fleisch gekommen, der ist von Gott; und ein jeglicher Geist, der da nicht bekennt, daß Jesus Christus ist in das Fleisch gekommen, der ist nicht von Gott. (1.Joh. 4,2-3)

 

Was will Johannes damit sagen? Im ersten Kapitel seines Evangeliums schreibt Er: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.“ (Joh. 1,1) „Und das Wort ward Fleisch.“ (Joh. 1,14)

 

Johannes bezeugt hier ganz klar, daß Jesus der ins Fleisch zu uns Menschen gekommene Gott ist, denn das Wort war Gott. Weiter schreibt er:

 

In Ihm war das Leben und das Leben war das Licht der Menschen.“ (Joh. 1,4)

 

Das heißt: In Jesus, dem eingeborenen Sohn, war die ganze Fülle des Lebens oder man kann auch sagen: der Vater, denn das Leben in seinem Ursein, aus dem erst alles andere Sein das Leben empfangen hat, ist der Vater von Ewigkeit. Deswegen sagte Jesus:

 

Wer Mich sieht, der sieht den Vater.“ (Joh. 14,9) Jesus, als „der eingeborene Sohn, der in des Vaters Schoß ist“, (Joh. 1,18) bedeutet: Der Sohn und der Vater sind nicht zwei, sondern völlig eine Person und der eine Gott. Dasselbe meinte auch Paulus mit den Worten: „In Ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig.“ (Kol. 2,9) Johannes bestätigt mit seinen Worten, was Jesaja im alten Testament geweissagt hat:

 

Ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ist auf seiner Schulter; und er heißt Wunderbar, Rat, Kraft, Held, Ewig-Vater, Friedefürst; auf daß seine Herrschaft groß werde und des Friedens kein Ende auf dem Stuhl Davids und in seinem Königreich, daß er’s zurichte und stärke mit Gericht und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit.“ (Jes. 9,5)

 

Johannes bringt somit zum Ausdruck, daß jeder Geist, der bekennt, daß Jesus Christus der ins Fleisch gekommene „Ewig-Vater“ und daß Gott Mensch geworden ist, von Gott ist und gibt uns dieses Bekenntnis als ein Unterscheidungsmerkmal einer göttlichen Offenbarung. In den Offenbarungsschriften Swedenborgs, Lorbers, Mayerhofers und noch einiger anderer kommt das ganz klar zum Ausdruck. In vielen Geisterkundgebungen dagegen ist Jesus, wenn auch ein herausragender, aber dennoch nicht mehr als nur ein Mensch. Er ist in ihnen ein Meister oder ein ins Fleisch gekommener Engel oder der erstgeschaffene, höchste Engel oder allein der Gottessohn, aber nicht Gott Selbst. Heute, nach zweitausend Jahren Christentum bekennen sich zwar viele noch nicht weit fortgeschrittener Geister zu Jesus Christus, als den ins Fleisch gekommenen Gottessohn, aber nicht als den alleinigen Gott. Von solchen Geistern wird Jesus Christus nur als Mitregent bezeichnet. Aber Er ist Alleinregent, denn Ihm ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden und auf Seiner Schulter allein ruht die Herrschaft. Allen solchen Geisterkundgebungen ist eines gemeinsam: Sie können das Verhältnis der Person Jesu zum Vater und Heiligen Geist nicht wahrheitsgemäß in seiner Tiefe erklären, wie es uns der wahre Jesus durch Jakob Lorber erklärt hat.

 

Ein sicheres Unterscheidungsmerkmal einer Offenbarung ist es, wenn wir der Frage nachgehen: Was will die Kundgebung erreichen? - Der Geist Gottes belehrt nur und läßt die Menschen frei handeln. Er zwingt oder drängt zu keiner Handlung. Wo in Offenbarungen zu irgendwelchen Glaubensüberzeugungen oder zu Taten gedrängt wird, ist Vorsicht geboten. Die Freiheit Seiner Kinder ist dem himmlischen Vater heilig.

 

Lügengeister sind oft Meister im Verstellen. Sie können wie der Vater Selbst viel von Liebe reden und täuschen damit die liebehungrigen Menschen. Ja sie können lichtvolle Worte aussprechen, die nur schwer von den echten Worten des Vaters unterschieden werden können. Aber an einem Merkmal können sie erkannt werden, sie werden immer wieder versuchen, in den Medien und ihren Anhängern einen geistigen Hochmut zu erwecken.

 

Henoch sagte: „Wer das Wort des Herrn aus dem Munde eines Bruders vernimmt, der danke dem Herrn für die unaussprechliche Gnade; der Prediger aber bedenke bei sich, daß er der Allerunwürdigste ist und halte jeden seiner Brüder für besser denn sich, so wird er sein Herz bewahren vor dem Hochmute, welcher ist des Todes Vater.“ (1.HG 83,21)

 

Ein Zeichen der Echtheit aber ist es, wenn das Medium eher getadelt oder zurechtgewiesen als gelobt wird, denn es darf sich nicht überheben, weil es für würdig befunden wurde, die Stimme des Vaters zu hören. Ein in der Demut schon gefestigter Mensch verlangt aber auch nicht nach einem Lob, es kommt ihm im Gegenteil sehr verdächtig vor, eine Auszeichnung erhalten zu haben. So sagte einmal der himmlische Vater zu Jakob Lorber, nachdem er die ersten Worte aufgeschrieben hatte: „Du, der du dieses schlecht niedergeschrieben, dir gilt dieses zunächst, hernach aber allen übrigen.“ (1.HG 1,14)

 

Wenn also ein Medium oder seine Anhänger in Kundgaben gelobt werden und sie besondere Auszeichnungen erhalten, so ist höchste Vorsicht geboten. Dazu gehört auch, wenn ihnen gesagt wird, sie seinen schon einmal auf der Erde als eine bekannte religiöse Persönlichkeit inkarniert gewesen. Solche Aussagen machen den betreffenden Menschen geistig hochmütig. Deshalb wird es niemandem bekanntgegeben, was er möglicherweise in einem Vorleben gewesen ist, außer ein Mensch hätte allen Hochmut überwunden und wäre vollständig wiedergeboren.

 

Mit diesen Merkmalen, die sich zum Teil auf die Person, die eine Lehre verkündet oder durch die eine Kundgabe kommt und zum Teil auf den Inhalt einer Lehre oder Kundgabe beziehen, haben wir einen Maßstab an der Hand, mit dem wir die wahren von den falschen Propheten unterscheiden können. Der Mensch kann aber nur die geistige Nahrung fassen und verarbeiten, die seiner geistigen Reife entspricht. Je mehr ein Mensch am Äußeren und Weltlichen hängt, einer um so ungeistigeren und auf das Äußere Wert legenderen Lehre wird er anhangen. Hieraus folgt, daß ein jeder Mensch das Wahre vom Falschen nur soweit unterscheiden kann, wie weit er auf dem Weg zur geistigen Wiedergeburt fortgeschritten ist.

 

Zwar kann auch jemand eine wahre von einer falschen Lehre unterscheiden, wenn er noch weltlich gesinnt ist und sich um das Geistige noch nicht viel kümmert, aber es ist dann das Weltliche in ihm nicht mehr das Allesbeherrschende. Es ist dann schon eine gewisse Seelenreife vorhanden und zufolge dieser Seelenreife ist dann auch eine geistige Einsicht da, obwohl noch nichts Wesentliches in die Tat umgesetzt worden ist. Hier wirkt auch die religiöse Erziehung und die Art der vorgeburtlichen Existenz eine entscheidende Rolle mit.

 

Bleibet in Meiner Liebe“, sagt der Vater durch Ida Kling, „so wird euch auch nie schwer fallen, das Reine vom Unreinen zu unterscheiden. Und so ihr prüfet mit dem Herzen, wird euch alsbald klar gezeigt, was Mein wahrhaftiges Wort und was Menschenwort ist. Die Liebe wird euch solches zeigen im Herzen durch das Gefühl, das niemals trügt! Jede andere Prüfung kann euch täuschen und euch abermals irreführen.“ (VK Seite 69)

 

Machen wir die wahre Liebe in uns lebendig, dann wird diese Liebe unser Herz erhellen und es wird uns nicht schwer fallen, die wahren von den falschen Propheten zu unterscheiden.

(Mit Genehmigung des Verfassers. 7/12. Weitere Kommentare von Gerd Kujoth siehe unter "Links".)


Siehe auch linke Randspalte unter "Die Neuoffenbarung zu...", Thema  "Echte und falsche Propheten" (Das Gotteswort in Hülsen, Einwirkungen durch Geister, Echte und falsche Propheten, Große und kleine Propheten der Läuterungszeit, Die neuen Offenbarungen, Über die Wiederkunft Jesu.)


Quellenverzeichnis

GEJ    Das große Evangelium Johannes, Jakob Lorber, 10 Bände
HG    Die Haushaltung Gottes, Jakob Lorber, 3 Bände
Hi.    Himmelsgaben, Jakob Lorber, 3 Bände, 1935 und 1993
EM    Erde und Mond, Jakob Lorber, 1953
WgW    Weg zur geistigen Wiedergeburt, Jakob Lorber, 1979
Be Fe Dr    Dreieinigkeit, 1920, Lorber-Verlag, 74308 Bietigheim-Bissingen
Vb.    Vaterbriefe, Johanne Ladner, 1912, Lorber-Verlag, 74308 Bietigheim-Biss.
VK    Vater und Kind, Ida Kling, 1937, Lorber-Verlag, 74308 Bietigheim-Bissingen
LeL    Lebensworte der ewigen Liebe, 1932, Lorber-Verlag, 74308 Bietigheim-Biss.
EwL    Es werde Licht, 1899, Lorber-Verlag, 74308 Bietigheim-Bissingen
FB    Frohe Botschaft, 1913, Lorber-Verlag, 74308 Bietigheim-Bissingen