Über das Gewissen

 

1.
Gott hat jedem Menschen einen vollkommen freien Willen gegeben und einen Verstand und ein ihm mahnendes und allezeit zurechtweisendes Gewissen, ohne welche drei Stücke der Mensch nur ein bloßes Tier wäre.“ (GEJ.07_193,01)

 

2.

Raphael: ...Ein jeder Mensch hat ein geistiges Organ in seinem Herzen, das uns Engeln Gottes stets offen steht und unbehindert zugänglich ist! Dieses Organ vertritt stets die einfachen Begriffe: gut – schlecht, wahr – unwahr, recht – unrecht. Tust du gleichfort das Gute, Wahre und Rechte, so wird von uns der bejahende und gute Teil des Organs angerührt, und in dir entsteht dadurch das lohnende Gefühl, dass du gut und recht gehandelt und geredet hast. Hast du aber irgend nicht gut gehandelt und geredet, so wird von uns das Gegenteil des Organs erregt, und es wird dich ein Bangen ergreifen und dir sagen, dass du aus der göttlichen Ordnung getreten bist. Und dieses Organ heißt in der moralischen Sprache ganz fein das Gewissen. Du kannst dich auf diese Stimme gar treu verlassen, sie wird dich nie und nimmer trügen! Es müsste nur sein, dass jemand dieses Organ so abstumpfen ließe, dass es am Ende als ein zu materiell gewordenes unsere Berührung gar nicht mehr wahrnähme; da wäre es aber dann mit dem geistigen Teile des Menschen ohnehin schon so gut wie völlig verloren!“ (GEJ.03_232,08 ff)

3.

Sehet, der Leib ist Materie und besteht aus den gröbsten urseelischen Substanzen, die durch die Macht und Weisheit des göttlichen und ewigen Geistes in jene organische Form gezwängt werden, die der einen solchen Formleib bewohnenden freieren Seele in allem Nötigen wohl entspricht.

Die in einem Leib wohnende Seele aber ist natürlich anfangs um nicht viel reiner als ihr Leib, weil sie auch der unreinen Urseele des gefallenen Satans entstammt. Der Leib ist für die noch unlautere Seele eigentlich nichts als eine höchst weise und übergut und zweckmäßig eingerichtete Läuterungsmaschine. In der Seele aber wohnt schon der reine Funke des Geistes Gottes, aus dem sie ein rechtes Bewusstsein ihrer selbst und der göttlichen Ordnung in der Stimme des Gewissens überkommt.“ [GEJ.02_210,01 ff)

 

4.

Das aber, was jedermann helfen kann und ihm geben Weisheit, Kraft und Leben, wird einem jeden Menschen in sein Herz geschrieben, und das auf eine ganz unvertilgbare Weise so, dass diese Schrift des ewigen Lebensrechtes und seiner in- und ausseitigen Beziehungen bei jeder der göttlichen Ordnung zuwiderlaufenden Handlung im Menschenherzen von selbst laut verlesen wird, und die Seele mahnt, zurückzukehren in die ursprüngliche, göttliche Ordnung! Wird der Mensch dieser inneren Stimme*) folgen, so wird er sogleich auf dem rechten Wege sein; wird er sich aber nicht danach kehren, sondern tun nach der tobenden Leidenschaft seines Fleisches, so wird er es sich dann nur selbst zuzuschreiben haben, so er vom eigenen Gerichte in sich selbst verschlungen wird.“ (GEJ.03_193,13 f)

*) Siehe auch linke Randspalte unter "Kurztexte", Thema "Über die innere Stimme"

 

5.

Niemand aber wird dann sagen können: `Ich habe es nicht gewusst, was ich hätte tun sollen!` Und würde ein Mensch, auch noch so weit von hier entfernt, dennoch sagen: `Bis zu meinen Ohren ist der Gottesruf nicht gedrungen!`, so wird ihm erwidert werden: `Von dieser Stunde an (Lebenszeit Christi) gibt es keinen Menschen auf der ganzen Erde, der es nicht in sein Herz überkommen hätte, was da ist unter den Menschen vollends des Rechten.`

 

Einem jeden wird eine warnende Stimme in sein Herz  gelegt werden, die ihm zeigen wird, was da gut und allein wahr ist. Wer diese Stimme hören und sich danach halten wird, der wird zum größeren Lichte gelangen, und dieses wird ihm alle Pfade der göttlichen Ordnung erleuchten.“ (GEJ.02_230,10 f)