"Immer noch wird an dem bisherigen Weltbild des Auseinanderstrebens nach dem Urknall festgehalten, bei dem sich das Universum weiter in die Unendlichkeit hinein verliert, um dort schließlich der Auflösung preisgegeben zu werden."
Aus dem Nichts Peter Keune
Dem allgemeinen christlichen Verständnis nach heißt es, Gott habe die Schöpfung aus dem Nichts geschaffen. Aber aus Nichts kann nichts kommen, sagt uns unsere Logik, daher wird dann dahingehend korrigiert, die Naturwelten seien aus der göttlichen Ursubstanz geboren worden. Diese Auffassung ist jedoch für den Weltverstand zu nebelhaft und nicht greifbar. Jetzt scheinen sich aber neue Perspektiven zu eröffnen. Gerade hat der Physiker Lawrence Krauss in seinem Buch „Ein Universum aus dem Nichts“ neue Erkenntnisse gesammelt. Hartmut Wewetzer berichtet darüber im „Tagesspiegel“ vom 03.01.2015:
Das Nichts des Lawrence Krauss hat es in sich. Denn aus der Sicht der Quantenmechanik gibt es eigentlich gar keinen leeren Raum. Selbst ein perfektes Vakuum enthält laut Kraus ein ‚kochendes Gebräu aus virtuellen Partikeln’, die erscheinen und wieder verschwinden, aber so rasch, dass wir sie gar nicht direkt sehen können. Quantenfluktuation nennen die Physiker solche zufälligen Energieschwankungen im Vakuum. Sie verstehen darunter das spontane Entstehen eines Teilchens und seines Pendants, eines Antiteilchens. Normalerweise löschen sie sich kurz darauf wieder gegenseitig aus, sodass das Energieerhaltungsgesetz gewahrt bleibt. Denn es entsteht keine Energie aus dem Nichts.“
Die erste Klasse der Tierwelt*) sind die unendlich kleinen Bewohner des Äthers. Sie sind in demselben ungefähr das, was ihr in eurer Sprache „Atome“ nennet und sind so außerordentlich klein (wohlgemerkt nur eurem Auge), dass auf einem Punkte, den ihr nur unter einer starken Vergrößerung als solchen entdecken könnt, schon mehrere Trillionen überflüssigen Platz fänden. *) Nach der Neuoffenbarung ist alles aus tierischen Seelensubstanzen hervorgegangen, also auch die Atome. Nun werdet ihr fragen, woher diese Tiere kommen und wie sie entstehen? – Da sage Ich euch: Diese Tiere entstehen aus dem Zusammenflusse der Sonnenlichtstrahlen, welche sich allenthalben in dem unermesslichen Schöpfungsraume begegnen. Und daher wird es euch auch verständlich klar werden, wozu das viele Licht, welches der Sonne in die weiten, leer scheinenden Räume entströmt, von Mir, gewiss nicht unweise, verwendet wird. Die Gestalt dieser Tiere ist die einer Kugel, deren Oberfläche äußerst glatt ist. Ihre Nahrung ist die Essenz des Lichtes. Und ihre Lebensdauer ist der trillionste Teil einer Sekunde, worauf sie – nach ihrem Ableben zu Trillionen sich einend – eine zweite Klasse von Wesen zu bilden anfangen, die sich zwar hinsichtlich der Größe von ihren Vorgängern um nicht gar vieles unterscheiden; nur wird ihr Leben um soviel konzentrierter, so zwar, dass sie schon ein Bedürfnis nach Nahrung empfinden; daher sie auch schon mit einem Organe versehen und unter dem Ausdrucke „Monaden“ zu verstehen sind. Diese Tiergattung hat ihren Lebensraum schon in der Planetensphäre, d.h. in dem Bereiche, allda Planeten um die Sonne kreisen. Ihre Lebensdauer ist der tausendbillionste Teil einer Sekunde. Sehet, wie groß auch der Unterschied zwischen der Lebensdauer eines Atomes und einer Monade ist, so ist er aber für euch – eurem natürlichen Wahrnehmen nach – doch ein ganz unmerkbarer, da ihr mit euren Sinnen den trillionsten und tausendbillionsten Teil wohl niemals unterscheiden möchtet. Und doch wird euch die Rechnung einen ungeheuren Unterschied zeigen. – Nun auf gleiche Weise wird fast unter gleicher Gestalt eine Klasse nach der andern mit einem stets potenzierteren Leben gebildet, bis endlich das Leben solcher Wesen zu einer solchen Potenz gediehen ist, daß es anfängt, sich an der obersten Luftregion als ein lichtvoller, bläulicher Dunst anzusiedeln. Die Lebensdauer dieser Wesen ist dann schon nach und nach bis zum tausendmillionsten Teile einer Sekunde angewachsen. Da geschieht es dann öfter, dass sich durch einen innern Trieb viele Trillionen und Trillionen solcher Blaulicht-Tierchen ergreifen und zur Fortbildung einer höheren Klasse begatten. Die nun freigewordenen Tierchen-(Seelen) sammeln sich dann gerade auf der spiegelglatten Oberfläche der atmosphärischen Luft in großen Massen und werden euch sichtbar als sogenannte „Lämmerwolken“. Bei diesen Tierchen, die noch immer unendlich klein sind für euer Auge, findet schon eine Reproduktion ihresgleichen statt, welche jedoch nicht permanent, sondern intermittierend ist. Denn wenn sie sich bis zu einer gewissen Masse und großen Anzahl vermehrt haben, dann werden sie vermöge der entlebten, freigewordenen Lebenshülschen schwerer und schwerer und sinken dann unter die Oberfläche des Luftmeeres. Dadurch geschieht wieder eine gewisse Vermählung erwähnter Tierchen-Massen mit dem in der Luft konzentrierten wärmehaltigen Lichte, welches unter dem sogenannten „elektrischen Stoffe“ verstanden wird. Dadurch wird nun sogleich eine schon vollkommenere, sehr lebhafte Klasse gebildet, und diese füllt dann die Luft in dichter Wolkengestalt. Wenn dann – was freilich nur periodisch geschieht, je nach dem mehr oder minder starken Ausströmen des Lichtes aus der Sonne (was von den verschiedenen, euch noch unbekannten, großen Prozessen auf dem Sonnenkörper herrührt) – nach euren Begriffen diese Wolken vermöge ihrer schon wieder potenzierten Reproduktionskraft zu einer großen Masse herangewachsen sind, allda geschieht dann wieder ein Klassenwechsel. Das Leben entbindet sich aus den noch immer kugelförmigen Larven, welche jetzt schon so groß sind, daß sie unter einem starken Mikroskope bereits wahrgenommen werden können, und fährt dann urplötzlich mit großer Schnelligkeit und großem Getöse als sichtbarer Blitz zur Erde, oft auch wieder in die feuchten Teile der Luft – und teilt sich sogestalt in großer Schnelle teils der Materie, teils der Vegetation der Pflanzenwelt, hauptsächlich aber einer in seiner Lebenssphäre ihm zunächstliegenden Tierklasse mit. In die entleerten Larven aber zieht sich alsogleich beim Austritte des Lebens aus denselben die Feuchtigkeit der Luft, welche Feuchtigkeit eigentlich eine wohlgesegnete Substanz Meiner Barmliebe ist, und fällt dann nach Vereinigung vieler solcher segenerfüllter Larven als Regen zur Erde. Nun erst fängt ein irdisches Tierleben an, und zwar in den Zwischenräumen solcher wassergefüllter Hülschen, und saugt die Nahrung aus Meiner Barmliebe.
Jedoch werdet ihr nach Verlauf einer längeren Zeit in einem solchen Tropfen nicht nur eine, sondern wohl tausenderlei Tiergattungen entdecken, die sich in ihrer Form und Benehmungsweise wesentlich unterscheiden. Und ihr müsst ja nicht meinen, dass diese Tiere zugleich entstehen, sondern da geht immer eine Klasse durch die Vereinigung aus einer andern hervor. Wenn ihr sehr gute Instrumente besitzen würdet, welche bis jetzt freilich noch nirgends in erwünschter Vollkommenheit vorhanden sind, so würdet ihr in der Beschaffenheit einer höheren Klasse noch deutlich zahllose Formen einer unteren Klasse entdecken. Denn da geht eine zweifache Zeugungsweise vor sich, nämlich die von Seinesgleichen und die einer höheren Klasse, welches auf folgende Weise geschieht: Eine höher stehende Tierklasse nämlich verschlingt sehr gefräßig eine Unzahl Lebewesen aus der unteren Klasse. Dadurch wird nun aus dem materiellen Substrate und der individuellen Beschaffenheit der höheren Klasse Seinesgleichen reproduziert. – Jedoch was die vielen dadurch freigewordenen geistigen Potenzen in einer solchen höheren Klasse betrifft, so bilden diese – sich wieder einend – immerwährend eine noch höhere Klasse, welcher Akt dem materiellen Auge freilich niemals sichtbar werden kann, da er ein geistiger ist. Und so geht es von Stufe zu Stufe höher, bis wieder ein Kreis von tausend Gattungen durchgegangen ist. Allda geschieht dann wieder ein sichtbarer, großartiger Prozess, welcher sich durch Stürme oder sonstige große Bewegungen im Wasser kundgibt, allwann solche Geister schon mächtig werden und ihre Gegenwart in den Winden fühlen lassen. – Da geschieht dann eine Teilung. Einige vereinigen sich zu allerlei Gewürm der Erde, andere aber zu dem Gewürm des Wassers. Und diese Weiterzeugung geschieht dann durch Bewegung von sichtbaren größeren Hülsen, welche ihr schon „Eierchen“ nennt, woraus dann wieder ein und dieselbe Gattung sich reproduziert zur Aufnahme einer vielfältigeren unteren Klasse.“
7 Darüber hinaus wird der Tzimtzum teilweise auch als das kreative Nichts der göttlichen Einheit gedeutet. Das Nichts ist die Weisheit und die Weisheit ist der Tzimtzum. Gott hat die Welt aus dem Tzimtzum, bzw. dem Nichts erschaffen. Dieses Nichts ist damit nicht der Gegensatz zum Sein. Es ist vielmehr die im Tzimtzum präsente Gottheit. Dieses Nichts ist also Tag für Tag die Lebenskraft der Welt. Dem Tzimtzum auf der göttlichen Seite entspricht auf der Seite des Menschen das Loslassen von der materiellen Welt. Die Gottheit steigt in das Nichts herab und der Mensch steigt in einem Akt der Einswerdung zu der göttlichen Weisheit (Ḥochmā) des Nichts hinauf im Sinne einer unio mystica. Ziel ist die kontemplative Nichtung des Materiellen und des menschlichen Selbstbewußtseins. (Wikipedia) Das Nichts des Zimzum, in dem ER abwesend präsent wäre, haben Gelehrte und Künstler bis ins 21. Jahrhundert als Ideensteinbruch genutzt: Um Modelle für Koexistenz, den Urknall oder das Phänomen der Gottverlassenheit zu ergründen. Als Papst Franziskus 2014 in Yad Vashem (Holocaust-Gedenkstätte in Israel) während einer "Adam, wo bist du“- Exegese meditierte, vielleicht habe nicht mal Gott sich für den Menschen "einen solchen Fall, einen solchen Abgrund vorstellen" können, fiel der Begriff Zimzum nicht; aber im Internet attackierten Rechtgläubige diese "obszöne Häresie", das Allwissen des Unwandelbaren in Frage zu stellen, als "blasphemisch". Abgedreht erscheinen Überlegungen zur Relevanz der Gottesbilder eben nicht nur den Agnostikern. Veredeln Attribute des höchsten Wesens wirklich das Verhalten seiner Schäfchen? Ist es egal, wie lieb Allah, Jahwe & Co. agieren: Stellen ihre Anhänger nicht nur das Produkt ihrer Sozialisation dar? Skeptikern dürfte zudem aufstoßen, dass im Staat Israel heute ein Zimzum-Ethos weder bei den säkularen Politikern noch bei den einflussreichen Frommen zu erkennen ist. Spekulative Theologie belächeln sie sowieso, ob es sich um den Hohlraum in Gott oder um die zur hellenistischen Konstruktion erklärte christliche Trinität handelt. Ehrfürchtige Gläubige wiederum empfinden die Übertragung himmlischer Interaktion aufs irdische Miteinander als banal. Dass eine Kabbala light samt Zimzum, propagiert durch die esoterische Madonna, zeitweilig zur New-Age-Mode avanciert war, bestätigt dieses Naserümpfen. Christliche Philosophen haben Zimzum seit 300 Jahren bekannt gemacht oder eigenen Denkgebäuden eingefügt; gerade ist Christoph Schultes Standardwerk zu diesem Rezeptionsabenteuer erschienen. Für den Glaubenssatz von der Dreifaltigkeit, der besagt, dass der eine Christen-Gott sich als untrennbare Gemeinschaft dreier göttlicher "Personen" (Vater, Sohn, Heiliger Geist) offenbart, modelliert Zimzum - das Sichzurücknehmen, um dem anderen Platz zu machen - die Kommunikation der Liebe.
(Mit Genehmigung des Verfassers aus: DAS PROGRAMM April bis Juni 2015, Swedenborg Zentrum Berlin) |